Die bewährte Methode

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Die bewährte Methode
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03.09.2009
12:03 Uhr
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HIFI EXKLUSIV CD-SPIELER
von Matthias Böde
aum ein anderer Hersteller hat sich um
die digitale Musikwiedergabe so verdient gemacht wie Wadia im US-Bundesstaat Minnesota. Nicht nur, dass man seit
der Gründung des Unternehmens 1988 die
Hörer mit highendigen D/A-Wandlern,
Laufwerken und Playern bediente, liegt das
vielleicht noch größere Verdienst in der Thematisierung technischer Probleme, die damals allenfalls Insidern ein Begriff waren,
und mit denen heute fast schon jeder HiFiEinsteiger hantiert. Dies auch dank Wadia.
So gehörten die Amerikaner fraglos zu den
Ersten, die auf den Jitter, also das Taktzittern
des Datenstroms, als Ursache von Verzerrungen und Misstönen hinwiesen und Maßnahmen zu dessen Eliminierung ergriffen.
Eine wesentliche Innovation waren die zeitoptimierten Digitalfilter, die eine phasengenauere Reproduktion über den gesamten
Frequenzbereich hinweg erlaubten. Ein der
Natürlichkeit der Reproduktion dienlicher
Trick, der heute ebenso wie jitterreduzierendes Re-Clocking von vielen anderen Anbie-
K
tern angewandt wird. Überdies heftet sich
Wadia die Perfektionierung der immer noch
verpönten digitalen Lautstärkeregelung ans
Revers. So wurde nur noch den Cracks von
DCS ähnliche Kompetenz hinsichtlich Bits
und Bites zugeschrieben.
Wadia setzt immer noch Akzente
Zählten Wadia-Geräte lange Zeit zur Speerspitze des Angebots, so verschwanden sie aufgrund einer durch Mammutinvestitionen in
hochauflösendes Video und den Rückzug
von Investoren ausgelösten Produktionsebbe nach 2002 mehr und mehr aus dem Fokus der HighEnder. Doch bereits seit einiger
Zeit sind die Schwierigkeiten überwunden,
fanden die Amerikaner – Wadia ist nun in
der Hand von Mitarbeitern – zu alter Stärke
zurück. Und sie setzen erneut Akzente, wie
etwa das erste digitale iPod-Dock 170i Transport (um 460 Euro, Test in STEREO 11/08)
nachdrücklich beweist.
Dass der neue CD-Spieler 381i an die große Wadia-Historie anknüpft, zeigt schon sein
wie ehedem klassisch-rustikales Brikett-Design. Dicke, dunkelgrau eloxierte Aluplatten
– der Player ist auch silbern zu haben – bilden einen soliden, schmucklosen Gehäusekasten. Unter die abgerundeten, im Grauton
abgesetzten Eckstücke lassen sich mitgelieferte, unbedingt empfehlenswerte Spikes einschrauben. Gegenstücke, die einen definierten Kontakt bilden sowie das Zerkratzen der
Stellfläche verhindern, gehören ebenfalls
zum Lieferumfang.
Das Firmenlogo und die Hinweise auf die
Funktionen der auf ihr ein wenig verloren
wirkenden vier Tasten sind in die Frontplatte eingraviert. Alles, was über die Basissteuerung hinausreicht, erledigt die Fernbedienung, die diesen Namen tatsächlich verdient.
Ein blau illuminiertes, abschaltbares Display
informiert über den Betriebszustand.
Das „i“ in der Typenbezeichnung steht für
ein Modul digitaler In- und Outputs, um das
sich der 381, den es auch ohne jegliche digitale Anschlüsse für 7980 Euro gibt, erweitern
lässt. So sind seine hochwertigen D/A-Wandler- und Ausgangsstufen für digitale Fremdgeräte wie etwa DVB-Tuner nutzbar.
Und für Computer! Seit neuestem verzichtet Wadia zugunsten einer USB-Schnittstelle auf den ohnehin wenig gefragten optischen ST-Eingang. Wir hörten CD-Titel etwa als voll aufgelöste WAV-Versionen via
Apple-Notebook über den 381i mit sehr gutem Ergebnis. Zwar war der Klang nicht ganz
so offen und detailreich wie von der CD, lag
jedoch mit kräftigen Farben und geschmeidigem Oberton auf hohem Niveau. Und je
nach USB-Kabel ginge bestimmt noch mehr.
Vielleicht ist es aber auch einfach der extrem hohe Standard der CD-Wiedergabe, der
es dem PC schwer macht, zumal Wadias
„ClockLink“ den Datenweg jitterfrei halten
soll. Während bei sehr vielen CD-Spielern
der Taktgeber Teil der Laufwerkssteuerung
ist, setzt Wadia dessen Quartz in unmittelbarer Nähe zu den Wandler-Chips ein, der
von dort aus dem Drive die Rotationszahl
vorgibt und den Weg zur Wandlung so kurz
wie möglich hält.
Und wenn man schon einen so präzisen
Datenstrom erzeugt, wäre es schade, ihn bei
der Strom/spannung-Umwandlung des
D/A-Wandlers zu beeinträchtigen. Deshalb
setzen die Amerikaner statt einer gegengekoppelten Class B-Stufe, der sie Übernahmeverzerrungen und Zeitfehler zuschreiben,
auf eine komplex aufgebaute, gegenkopplungsfreie Class A-Schaltung, „SwiftCurrent“
genannt. Sie soll sich durch überlegene
Hochfrequenzeigenschaften auszeichnen
und so die Phase im gesamten System konstant halten, um so das Ziel einer ebenso holografischen wie in sich geordneten, fokussierten Wiedergabe zu erreichen.
Hoher Aufwand für Superklang
Mission accomplished – Auftrag erfüllt! Die
Musik erscheint in sich total schlüssig, flüssig, weder vordergründig knackig noch tendenziell vom Bühnenrand wegverlagert, sondern unverstellt und echt. Vom ersten Ton an
zeigte der 381i ein hohes Maß an Authentizität, vermittelte dem Hörer das Gefühl, dass
es ganz genau so klingen muss.
Damit die Funktionskreise bei diesem
Kunststück optimal zusammenarbeiten, ohne einander ins Gehege zu kommen, werden
sie aus zwei elektrisch, mechanisch und damit akustisch von ihrer Umgebung abgekoppelten Trafos versorgt. Großzügig dimensionierte Spannungsstabilisierungen für
den Bereich des Digital-Prozessors, die hochpräzise Clock, die D/A-Wandlung und die
vollsymmetrischen Ausgangsstufen tun ein
Übriges. Das merkt man. Selten hat ein CDSpieler – das Laufwerk des Wiener Spezialisten Stream Unlimited verdaut auch Discs mit
MP3-, WMA oder FLAC-Files – aufgeräumter, zupackender und flüssiger geklungen.
Im Display lassen sich vielfältige Informationen darstellen. Hier ein paar Beispiele
Und das ganz ohne „digitale Attitüde“. Zumindest wenn man im Menü des 381i den
Algorithmus „A“ gewählt hat. Anders als „B“
und „C“ wird hier ein impulsoptimiertes Filter mit einmaligem kleinen Vor-und Nachschwinger gebildet, das erst oberhalb von 15
Kilohertz einen leichten Abfall im Frequenzgang bewirkt, der bei 20 kHz gut drei
Dezibel erreicht.
Tatsächlich liegt der Wadia so bereits oberhalb von 1000 Hertz ein dB unterhalb der
Kennlinie, doch die beiden anderen frequenzoptimierten Filtertypen sind klanglich
keine Alternativen, zeigen einen leicht artifiziellen Glanz und wirken in den unteren
Lagen weniger massiv (B) oder gestalten die
Mitten mit der Tendenz zur Blässe, zum Fahlen (C). Wadias Filterfavorit A bietet Strahl-
Die bewährte
Methode
Seit gut 20 Jahren überrascht Wadia die HiFi-Welt
mit Innovationen im Digitalsektor. Von denen
profitiert natürlich auch der brandneue CD-Spieler 381i.
Ein Hightech-Wunderwerk von exorbitanter Musikalität
30 STEREO 10/2009
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kraft, ungemein kernige, flinke Bässe, die für
eine ebenso sensible wie trittsichere Rhythmik sorgen, und eine weder zu weite, noch
zu eng gefasste, sondern einfach glaubhaftrealistische Raumabbildung.
Pegelstufe für Direktanschluss
Und fantastisch natürliche Mitten. Ich lege
mich fest: Selbst von den besten Playern des
Globus hebt sich der 381i mit seiner tonalen
Ehrlichkeit ab, die Stimmen oder Streicher
mit dem für sie typischen Timbre darstellt.
Effekte wie gläserner Beiklang, Grundtonschwäche oder auch subtile Rauigkeiten, die
man gemeinhin der Aufnahme zuschreibt,
treten hier in deutlich geringerem Maß auf
als bei anderen Top-Geräten. Wenn überhaupt! Die Darstellung ist extrem sauber und
durchhörbar, zugleich jedoch sonor und geschmeidig. Bravo!
Das funktioniert sogar noch dann, wenn
Sie den 381i ohne zwischengeschalteten Vorverstärker direkt mit einer Endstufe verbinden. Für diese Betriebsart ist der Wadia geradezu prädestiniert. Nicht nur, dass seine in
100 Stufen à 0,5 Dezibel feinsinnig arbeitende digitale Pegelregelung mit einer Auflösung
Quartz dicht am DAC, DIP-Schalter zur Pegelanpassung, diskrete Class-A-Stufen in Modulen
von 21 Bit Auflösungsverluste über einen
weiten Lautstärkebereich verhindert, kann
man den Maximalpegel bei Vollaussteuerung
per interner DIP-Schalter zwischen 0,3 und
4,35 Volt variieren. So ist gewährleistet, dass
man sich an Endstufen jeglicher Empfindlichkeiten im „gesunden Bereich“ von Werten aufwärts der „65“ bewegt.
Klingen viele Player mit Lautstärkeregelung dennoch über eine gute Vorstufe besser,
so gilt das für den 381i nur in Verbindung
mit Pres der Top-Klasse. Burmesters 077
sorgte für noch etwas mehr Gelöstheit und
Stabilität, MBLs 5011 brachte noch eine Prise mehr Brisanz in den Vortrag. Doch adäquate Vorverstärker, die den Klang fördern
statt limitieren, kosten leicht den Preis eines
381i. Wer auschließlich digitale Quellen betreibt, kann die erstklassige Signalaufberei-
tung samt der stabilen Ausgangsstufen des
Wadias nutzen, ohne Einbußen befürchten
zu müssen.
Aber wie gut tönt der Wadia wirklich? Als
Herausforderer blieben letztlich nur noch
Nagras „Maschinchen“ CDC und Einsteins
Top-Referenz „The Source“ übrig. Die selbstverständlich ausgephasten Player waren auf
exakt den gleichen Pegel eingestellt, hatten
identische Netzkabel, während die jeweilige
symmetrische NF-Verbindung umgesteckt
wurde. Fairer kann man nicht vergleichen.
WADIA 381 I
um €9850
Maße: 44x19x22 cm (BxHxT)
Garantie: 2 Jahre
Vertrieb: WBS, Tel.: 06722/4092860
www.wadia.com
Die Altmeister von Wadia haben nichts verlernt. Der 381i knüpft nicht nur äußerlich an
ruhmvolle Zeiten an, sondern besticht wie
ehedem mit ausgefeilter Technik und superbem Klang: extrem sauber und homogen!
MESSERGEBNISSE *
Beim USB-Kontakt des 381i mit einem AppleNotebook meldet sich der Player mustergültig an
Der Nagra tat sich schwer. Zwar bot er eine ähnliche Festigkeit und Kraft wie die amerikansiche Trutzburg, doch der aufs „A“-Filter eingestellte Wadia spielte noch um Nuancen durchsichtiger, akkurater sowie im Timing flüssiger. Er blieb somit um eine
Nasenlänge vorne. Am Ende konnte seinen
Durchmarsch nur der geniale Einstein stoppen. Der wirkte ein wenig leichtfüßiger, beschwingter, gab Streichern mehr Aura und
Atem, während der 381i seine Energie noch
zielgerichteter einsetzte, die unteren Lagen
wie aus Granit meißelte, dabei aber geschmeidig blieb und so etwa die Felle der
Trommeln in Ariel Ramirez’ „Misa Criolla“
geradezu physisch spürbar machte. Ganz so
sprudelte „The Source“ nicht.
Schon wahr, der Wadia spielt ungeheuer
„straight“ und wie geölt, jedoch ohne jede
Form von Hektik. Gelassene Konzentration
oder beherrschte Spielfreude passen als Beschreibung. In dieser Form setzt sich der 381i
nach altbewährter Wadia-Methode mit an
die Spitze: Innovatives Hightech und Knowhow in allen Teilen sind sein Erfolgsrezept.
Das optionale digitale Ein-/Ausgangsmodul
bietet symmetrische wie koaxiale und Lichtleiteranschlüsse –
und USB
Aliasingverzerrungen
Frequenzgänge linear, mit Filter „A“ -3,4 dB bei 20 kHz
Rauschabstand Digital 0
106 dB
Quantisierungsrauschabstand (400 Hz/0 dB)
97 dB
Klirrfaktor (400 Hz/-60 dB)
0,38 %
Aliasingverzerrung (-30 dB)
0,012 %
Wandlerunlinearität bis –90 dB
0,5 dB
Abtastsicherheit
normal
Erschütterungsfestigkeit
gut
Rechteck-/Impulsverhalten
schlecht (Filter „A“)
Einlesezeit
10 s
Ausgangswiderstand bei 1 kHz
0,058 kΩ
Ausgangsspannung bei 0 dB
4,34 V (variabel)
Leistungsaufnahme
Aus | Standby | Leerlauf
0 | – | 30 Watt
LABOR-KOMMENTAR: Mit Wadias favorisiertem und
auch klanglich besten Filter A stellt sich ein leichter
Hochtonabfall ein, der allerdings erst oberhalb von 16
Kilohertz die 1 dB-Marke unterschreitet. Sehr geringe
Verzerrungen, hohe StörabNetzphase
stände, stabile Ausgangsstuam Testgerät fe. Top-Niveau!
AUSSTATTUNG
Die „i“-Version des 381 stellt je vier digitale
Ein- und Ausgänge in verschiedenen Normen
bereit. Analog geht’s per Cinch oder XLR-Verbindung ‘raus. Umschaltbare Filter, Wiederholautomatiken, abschaltbares Display, regelbarer Ausgang, Fernbedienung.
100 %
SEHR GUT
* Zusätzliche Messwerte und Diagramme für Abonnenten
im STEREO-Club unter www. stereo.de
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