Die bewährte Methode
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Die bewährte Methode
030_Wadia_1009_01.qxp:STEREO 03.09.2009 12:03 Uhr Seite 30 HIFI EXKLUSIV CD-SPIELER von Matthias Böde aum ein anderer Hersteller hat sich um die digitale Musikwiedergabe so verdient gemacht wie Wadia im US-Bundesstaat Minnesota. Nicht nur, dass man seit der Gründung des Unternehmens 1988 die Hörer mit highendigen D/A-Wandlern, Laufwerken und Playern bediente, liegt das vielleicht noch größere Verdienst in der Thematisierung technischer Probleme, die damals allenfalls Insidern ein Begriff waren, und mit denen heute fast schon jeder HiFiEinsteiger hantiert. Dies auch dank Wadia. So gehörten die Amerikaner fraglos zu den Ersten, die auf den Jitter, also das Taktzittern des Datenstroms, als Ursache von Verzerrungen und Misstönen hinwiesen und Maßnahmen zu dessen Eliminierung ergriffen. Eine wesentliche Innovation waren die zeitoptimierten Digitalfilter, die eine phasengenauere Reproduktion über den gesamten Frequenzbereich hinweg erlaubten. Ein der Natürlichkeit der Reproduktion dienlicher Trick, der heute ebenso wie jitterreduzierendes Re-Clocking von vielen anderen Anbie- K tern angewandt wird. Überdies heftet sich Wadia die Perfektionierung der immer noch verpönten digitalen Lautstärkeregelung ans Revers. So wurde nur noch den Cracks von DCS ähnliche Kompetenz hinsichtlich Bits und Bites zugeschrieben. Wadia setzt immer noch Akzente Zählten Wadia-Geräte lange Zeit zur Speerspitze des Angebots, so verschwanden sie aufgrund einer durch Mammutinvestitionen in hochauflösendes Video und den Rückzug von Investoren ausgelösten Produktionsebbe nach 2002 mehr und mehr aus dem Fokus der HighEnder. Doch bereits seit einiger Zeit sind die Schwierigkeiten überwunden, fanden die Amerikaner – Wadia ist nun in der Hand von Mitarbeitern – zu alter Stärke zurück. Und sie setzen erneut Akzente, wie etwa das erste digitale iPod-Dock 170i Transport (um 460 Euro, Test in STEREO 11/08) nachdrücklich beweist. Dass der neue CD-Spieler 381i an die große Wadia-Historie anknüpft, zeigt schon sein wie ehedem klassisch-rustikales Brikett-Design. Dicke, dunkelgrau eloxierte Aluplatten – der Player ist auch silbern zu haben – bilden einen soliden, schmucklosen Gehäusekasten. Unter die abgerundeten, im Grauton abgesetzten Eckstücke lassen sich mitgelieferte, unbedingt empfehlenswerte Spikes einschrauben. Gegenstücke, die einen definierten Kontakt bilden sowie das Zerkratzen der Stellfläche verhindern, gehören ebenfalls zum Lieferumfang. Das Firmenlogo und die Hinweise auf die Funktionen der auf ihr ein wenig verloren wirkenden vier Tasten sind in die Frontplatte eingraviert. Alles, was über die Basissteuerung hinausreicht, erledigt die Fernbedienung, die diesen Namen tatsächlich verdient. Ein blau illuminiertes, abschaltbares Display informiert über den Betriebszustand. Das „i“ in der Typenbezeichnung steht für ein Modul digitaler In- und Outputs, um das sich der 381, den es auch ohne jegliche digitale Anschlüsse für 7980 Euro gibt, erweitern lässt. So sind seine hochwertigen D/A-Wandler- und Ausgangsstufen für digitale Fremdgeräte wie etwa DVB-Tuner nutzbar. Und für Computer! Seit neuestem verzichtet Wadia zugunsten einer USB-Schnittstelle auf den ohnehin wenig gefragten optischen ST-Eingang. Wir hörten CD-Titel etwa als voll aufgelöste WAV-Versionen via Apple-Notebook über den 381i mit sehr gutem Ergebnis. Zwar war der Klang nicht ganz so offen und detailreich wie von der CD, lag jedoch mit kräftigen Farben und geschmeidigem Oberton auf hohem Niveau. Und je nach USB-Kabel ginge bestimmt noch mehr. Vielleicht ist es aber auch einfach der extrem hohe Standard der CD-Wiedergabe, der es dem PC schwer macht, zumal Wadias „ClockLink“ den Datenweg jitterfrei halten soll. Während bei sehr vielen CD-Spielern der Taktgeber Teil der Laufwerkssteuerung ist, setzt Wadia dessen Quartz in unmittelbarer Nähe zu den Wandler-Chips ein, der von dort aus dem Drive die Rotationszahl vorgibt und den Weg zur Wandlung so kurz wie möglich hält. Und wenn man schon einen so präzisen Datenstrom erzeugt, wäre es schade, ihn bei der Strom/spannung-Umwandlung des D/A-Wandlers zu beeinträchtigen. Deshalb setzen die Amerikaner statt einer gegengekoppelten Class B-Stufe, der sie Übernahmeverzerrungen und Zeitfehler zuschreiben, auf eine komplex aufgebaute, gegenkopplungsfreie Class A-Schaltung, „SwiftCurrent“ genannt. Sie soll sich durch überlegene Hochfrequenzeigenschaften auszeichnen und so die Phase im gesamten System konstant halten, um so das Ziel einer ebenso holografischen wie in sich geordneten, fokussierten Wiedergabe zu erreichen. Hoher Aufwand für Superklang Mission accomplished – Auftrag erfüllt! Die Musik erscheint in sich total schlüssig, flüssig, weder vordergründig knackig noch tendenziell vom Bühnenrand wegverlagert, sondern unverstellt und echt. Vom ersten Ton an zeigte der 381i ein hohes Maß an Authentizität, vermittelte dem Hörer das Gefühl, dass es ganz genau so klingen muss. Damit die Funktionskreise bei diesem Kunststück optimal zusammenarbeiten, ohne einander ins Gehege zu kommen, werden sie aus zwei elektrisch, mechanisch und damit akustisch von ihrer Umgebung abgekoppelten Trafos versorgt. Großzügig dimensionierte Spannungsstabilisierungen für den Bereich des Digital-Prozessors, die hochpräzise Clock, die D/A-Wandlung und die vollsymmetrischen Ausgangsstufen tun ein Übriges. Das merkt man. Selten hat ein CDSpieler – das Laufwerk des Wiener Spezialisten Stream Unlimited verdaut auch Discs mit MP3-, WMA oder FLAC-Files – aufgeräumter, zupackender und flüssiger geklungen. Im Display lassen sich vielfältige Informationen darstellen. Hier ein paar Beispiele Und das ganz ohne „digitale Attitüde“. Zumindest wenn man im Menü des 381i den Algorithmus „A“ gewählt hat. Anders als „B“ und „C“ wird hier ein impulsoptimiertes Filter mit einmaligem kleinen Vor-und Nachschwinger gebildet, das erst oberhalb von 15 Kilohertz einen leichten Abfall im Frequenzgang bewirkt, der bei 20 kHz gut drei Dezibel erreicht. Tatsächlich liegt der Wadia so bereits oberhalb von 1000 Hertz ein dB unterhalb der Kennlinie, doch die beiden anderen frequenzoptimierten Filtertypen sind klanglich keine Alternativen, zeigen einen leicht artifiziellen Glanz und wirken in den unteren Lagen weniger massiv (B) oder gestalten die Mitten mit der Tendenz zur Blässe, zum Fahlen (C). Wadias Filterfavorit A bietet Strahl- Die bewährte Methode Seit gut 20 Jahren überrascht Wadia die HiFi-Welt mit Innovationen im Digitalsektor. Von denen profitiert natürlich auch der brandneue CD-Spieler 381i. Ein Hightech-Wunderwerk von exorbitanter Musikalität 30 STEREO 10/2009 10/2009 STEREO 31 030_Wadia_1009_01.qxp:STEREO 03.09.2009 12:03 Uhr Seite 32 HIFI EXKLUSIV CD-SPIELER kraft, ungemein kernige, flinke Bässe, die für eine ebenso sensible wie trittsichere Rhythmik sorgen, und eine weder zu weite, noch zu eng gefasste, sondern einfach glaubhaftrealistische Raumabbildung. Pegelstufe für Direktanschluss Und fantastisch natürliche Mitten. Ich lege mich fest: Selbst von den besten Playern des Globus hebt sich der 381i mit seiner tonalen Ehrlichkeit ab, die Stimmen oder Streicher mit dem für sie typischen Timbre darstellt. Effekte wie gläserner Beiklang, Grundtonschwäche oder auch subtile Rauigkeiten, die man gemeinhin der Aufnahme zuschreibt, treten hier in deutlich geringerem Maß auf als bei anderen Top-Geräten. Wenn überhaupt! Die Darstellung ist extrem sauber und durchhörbar, zugleich jedoch sonor und geschmeidig. Bravo! Das funktioniert sogar noch dann, wenn Sie den 381i ohne zwischengeschalteten Vorverstärker direkt mit einer Endstufe verbinden. Für diese Betriebsart ist der Wadia geradezu prädestiniert. Nicht nur, dass seine in 100 Stufen à 0,5 Dezibel feinsinnig arbeitende digitale Pegelregelung mit einer Auflösung Quartz dicht am DAC, DIP-Schalter zur Pegelanpassung, diskrete Class-A-Stufen in Modulen von 21 Bit Auflösungsverluste über einen weiten Lautstärkebereich verhindert, kann man den Maximalpegel bei Vollaussteuerung per interner DIP-Schalter zwischen 0,3 und 4,35 Volt variieren. So ist gewährleistet, dass man sich an Endstufen jeglicher Empfindlichkeiten im „gesunden Bereich“ von Werten aufwärts der „65“ bewegt. Klingen viele Player mit Lautstärkeregelung dennoch über eine gute Vorstufe besser, so gilt das für den 381i nur in Verbindung mit Pres der Top-Klasse. Burmesters 077 sorgte für noch etwas mehr Gelöstheit und Stabilität, MBLs 5011 brachte noch eine Prise mehr Brisanz in den Vortrag. Doch adäquate Vorverstärker, die den Klang fördern statt limitieren, kosten leicht den Preis eines 381i. Wer auschließlich digitale Quellen betreibt, kann die erstklassige Signalaufberei- tung samt der stabilen Ausgangsstufen des Wadias nutzen, ohne Einbußen befürchten zu müssen. Aber wie gut tönt der Wadia wirklich? Als Herausforderer blieben letztlich nur noch Nagras „Maschinchen“ CDC und Einsteins Top-Referenz „The Source“ übrig. Die selbstverständlich ausgephasten Player waren auf exakt den gleichen Pegel eingestellt, hatten identische Netzkabel, während die jeweilige symmetrische NF-Verbindung umgesteckt wurde. Fairer kann man nicht vergleichen. WADIA 381 I um €9850 Maße: 44x19x22 cm (BxHxT) Garantie: 2 Jahre Vertrieb: WBS, Tel.: 06722/4092860 www.wadia.com Die Altmeister von Wadia haben nichts verlernt. Der 381i knüpft nicht nur äußerlich an ruhmvolle Zeiten an, sondern besticht wie ehedem mit ausgefeilter Technik und superbem Klang: extrem sauber und homogen! MESSERGEBNISSE * Beim USB-Kontakt des 381i mit einem AppleNotebook meldet sich der Player mustergültig an Der Nagra tat sich schwer. Zwar bot er eine ähnliche Festigkeit und Kraft wie die amerikansiche Trutzburg, doch der aufs „A“-Filter eingestellte Wadia spielte noch um Nuancen durchsichtiger, akkurater sowie im Timing flüssiger. Er blieb somit um eine Nasenlänge vorne. Am Ende konnte seinen Durchmarsch nur der geniale Einstein stoppen. Der wirkte ein wenig leichtfüßiger, beschwingter, gab Streichern mehr Aura und Atem, während der 381i seine Energie noch zielgerichteter einsetzte, die unteren Lagen wie aus Granit meißelte, dabei aber geschmeidig blieb und so etwa die Felle der Trommeln in Ariel Ramirez’ „Misa Criolla“ geradezu physisch spürbar machte. Ganz so sprudelte „The Source“ nicht. Schon wahr, der Wadia spielt ungeheuer „straight“ und wie geölt, jedoch ohne jede Form von Hektik. Gelassene Konzentration oder beherrschte Spielfreude passen als Beschreibung. In dieser Form setzt sich der 381i nach altbewährter Wadia-Methode mit an die Spitze: Innovatives Hightech und Knowhow in allen Teilen sind sein Erfolgsrezept. Das optionale digitale Ein-/Ausgangsmodul bietet symmetrische wie koaxiale und Lichtleiteranschlüsse – und USB Aliasingverzerrungen Frequenzgänge linear, mit Filter „A“ -3,4 dB bei 20 kHz Rauschabstand Digital 0 106 dB Quantisierungsrauschabstand (400 Hz/0 dB) 97 dB Klirrfaktor (400 Hz/-60 dB) 0,38 % Aliasingverzerrung (-30 dB) 0,012 % Wandlerunlinearität bis –90 dB 0,5 dB Abtastsicherheit normal Erschütterungsfestigkeit gut Rechteck-/Impulsverhalten schlecht (Filter „A“) Einlesezeit 10 s Ausgangswiderstand bei 1 kHz 0,058 kΩ Ausgangsspannung bei 0 dB 4,34 V (variabel) Leistungsaufnahme Aus | Standby | Leerlauf 0 | – | 30 Watt LABOR-KOMMENTAR: Mit Wadias favorisiertem und auch klanglich besten Filter A stellt sich ein leichter Hochtonabfall ein, der allerdings erst oberhalb von 16 Kilohertz die 1 dB-Marke unterschreitet. Sehr geringe Verzerrungen, hohe StörabNetzphase stände, stabile Ausgangsstuam Testgerät fe. Top-Niveau! AUSSTATTUNG Die „i“-Version des 381 stellt je vier digitale Ein- und Ausgänge in verschiedenen Normen bereit. Analog geht’s per Cinch oder XLR-Verbindung ‘raus. Umschaltbare Filter, Wiederholautomatiken, abschaltbares Display, regelbarer Ausgang, Fernbedienung. 100 % SEHR GUT * Zusätzliche Messwerte und Diagramme für Abonnenten im STEREO-Club unter www. stereo.de 32 STEREO 10/2009