Auf Kosten der Armen? - BUKO Pharma
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Auf Kosten der Armen? - BUKO Pharma
PHARMA-BRIEF SPEZIAL Nr. 3 | 2012 ISSN 1618-4580 Auf Kosten der Armen? Untersuchung des Geschäftsverhaltens von Boehringer Ingelheim, Bayer und Baxter in Brasilien Pharma-Kampagne Inhalt I Brasilien: Land der Kontraste..................................................................................1-13 1. Das brasilianische Gesundheitssystem.......................................................1-8 2. Der Arzneimittelmarkt in Brasilien............................................................8-10 3. Die untersuchten Firmen............................................................................... 11-13 II Die Studien-Methodik..............................................................................................14-19 III Die Studien-Ergebnisse..........................................................................................20-42 1. Das Arzneimittelsortiment der Firmen.................................................20-28 2. Zugang zu den Arzneimitteln.................................................................... 29-35 3. Zugang zu innovativen Medikamenten...................................................... 36 4. Klinische Studien in Brasilien..................................................................... 36-37 5. Patentpolitik.......................................................................................................37-39 6. Produktwerbung............................................................................................ 40-42 7. Partnerschaften und Spendenprogramme........................................ 43-44 8. Kommunikationsverhalten...............................................................................44 IV Auf den Punkt gebracht – Fazit und Ausblick................................................... 45 V Anhang: Liste der untersuchten Medikamente mit Bewertungen..46-55 Impressum Herausgeberin: BUKO Pharma-Kampagne/Gesundheit und Dritte Welt e.V.. August-Bebel-Str. 62, 33602 Bielefeld, Deutschland. Fon +49-(0)521-60550 Telefax +49-(0)521-63789 . e-mail: [email protected] . Homepage: www.bukopharma.de Verleger: Gesundheit und Dritte Welt e.V.. August-Bebel-Str. 62, 33602 Bielefeld, Deutschland Studienleitung: Dr. Christiane Fischer Datenerhebung:Dr. Rogério Hoefler (CFF, Brasilien) Diese Studie entstand in Kooperation mit dem Conselho Federal de Farmácia (CFF) Texte: Dr. Christiane Fischer, Claudia Jenkes Redaktion: Claudia Jenkes Titelfotos: © Dimitri Surkov, Fotolia.com | Baiana, Wikimedia Commons | . Fábio Rodrigues Pozzebom/ABr, Wikimedia Commons Design/Layout: Heinrich Dunstheimer com,ma Werbeberatung GmbH Bielefeld Druck: AJZ Druck & Verlag GmbH, Bielefeld Für die mühevolle Arbeit der Arzneimittelbewertung bedanken wir uns bei Albert . Petersen (Pharmazeut, DIFÄM) und Jana Böhme (Pharmazeutin, VDPP). Für aufwändige Recherchen danken wir Alexander Wächter und Ricarda Hofmeister und Carolin Bindzus. Ganz besonders gilt unser Dank Isabel Cristina Reinheimer (Pharmaziestudentin, Brasilien), Marta Nascimento Hoefler (Apotheker, Brasilien), Rafael Mota . Pinheiro (Pharmakologe und Professor an der Universidade de Brasília) und Rebeca Stela Hoefler Gomes (Pharmaziestudentin, Brasilien), die in Brasilien die Durchführung unserer Studie tatkräftig unterstützt haben. Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW © BUKO Pharma-Kampagne 2012 PHARMA-BRIEF SPEZIAL Ochsenkarren in einer schmucken Straße von Bahia, Brasilien. Foto: André Koehne, Wikimedia Commons I Brasilien: Land der Kontraste Brasilien ist ein Land voller Kontraste – schon hinsichtlich der Landschaft und des Klimas seiner fünf Landesteile. Der riesige, bevölkerungsreichste Staat Südamerikas vereint aber auch krasse soziale und wirtschaftliche Gegensätze. Während sich fürstlich verdienende Firmenbosse von den Plattformen der Wolkenkratzer São Paulos per Helikopter zum Mittagessen abholen lassen, leben knapp 64 Millionen BrasilianerInnen nach wie vor in Armut. 1,2 In 26 Bundesstaaten wohnen über 190 Millionen Menschen. Fast die Hälfte der Bevölkerung wohnt im Südosten. Der Norden – überwiegend von Regenwald bedeckt – ist nur dünn besiedelt und gilt als ärmster Landesteil.3 Schon die höchst unterschiedliche Säuglingssterblichkeit der einzelnen Regionen ist ein Indiz für die großen Versorgungsunterschiede: Sterben im Süden des Landes etwa 13 Säuglinge pro 1.000 Lebendgeburten, erleben im Norden etwa 23 Babys nicht ihren ersten Geburtstag.4 Auf Kosten der Armen? Gut ein Viertel der brasilianischen Bevölkerung sind Kinder Foto: Adam Jones, Wikimedia Commons 1 1. Das brasilianische Gesundheitssystem Gesundheit in Zahlen5 Einwohnerzahl 2011 196.655.014 Davon unter 15 Jahre 2011 25% Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung 2010 86,5% Lebenserwartung bei Geburt 2009 Männer 70 Jahre Frauen 77 Jahre Müttersterblichkeit pro 100.000 Lebendgeburten 2010 56 Sterblichkeit von Kleinkindern (unter 5 Jahren) pro 1.000 Lebendgeburten 2010 19,4 Alphabetisierungsrate der erwachsenen Bevölkerung 2008 90,0 % Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu verbesserter Trinkwasserversorgung 2010 98,0% Quellen: WHO und Weltbank Seit 1988 ist Gesundheit als Grundrecht in der brasilianischen Verfassung verankert. Auf dieser juristischen Grundlage begann 1990 der Aufbau des brasilianischen Gesundheitssystems SUS (Sistema Unico de Saude).5 Es gewährt allen BürgerInnen uneingeschränkten Zugang zu kostenloser, medizinischer Versorgung. Dahinter steht der Grundgedanke der sozialen Gleichberechtigung. SUS soll alle Bevöl- kerungsschichten gleichermaßen bedienen und wird deshalb über Steuern und nicht über Beiträge finanziert. Denn ein Großteil der Bevölkerung Brasiliens arbeitet in informellen Arbeitsverhältnissen. Diese ArbeitnehmerInnen hätten kein Anrecht auf eine gesundheitliche Versorgung über lohngekoppelte Versicherungsbeiträge und wären damit aus der öffentlichen Gesundheitsversorgung ausgeschlossen. 6 Dezentral und bürgernah Brasilianerinnen beim Plausch. In ihre Gesundheit investiert der Staat jährlich pro Kopf rund 1.000 US Dollar. In Deutschland ist dieser Betrag fast fünfmal so hoch. Foto: Adam Jones, Wikimedia Commons 2 Neben einem universellen Zugang und gerechter Teilhabe beruht das brasilianische Gesundheitssystem auch auf Dezentralisierung und Partizipation der Bevölkerung. Gemeinden und Bundesländer sind an der Verwaltung und Gestaltung des Gesundheitswesens beteiligt, aber auch die Bevölkerung wird in Entscheidungsprozesse im Gesundheitswesen eingebunden. Beispielsweise gibt es auf verschiedenen Ebenen Gesundheitsräte, in denen sich BürgerInnen zu Gesundheitsthemen einbringen können. SUS zielt außerdem auf eine integrale Versorgung mit einem umfassenden Leistungskatalog, der Maßnahmen der Gesundheitsförderung, Prävention und Krankenbehandlung ebenso umfasst wie Reha-Möglichkeiten.7 Dieses Gesundheitssystem hat einerseits beachtliche Erfolge im Kampf gegen Infektionskrankheiten und insbesondere auch gegen HIV/ PHARMA-BRIEF SPEZIAL Gesundheitsposten sind erste Anlaufstellen für PatientInnen. Foto: Paulo RS Menezes, Wikimedia Commons Aids vorzuweisen. Andererseits weist es auch Schwächen auf. So ist SUS deutlich unterfinanziert. Primär beruht die Finanzierung auf Sozialbeiträgen von Betrieben, die auf ihre Gewinne und Erlöse Steuern abführen müssen. Zudem werden auf Finanztransaktionen Steuern erhoben, die das Gesundheitssystem mitfinanzieren.8 Im Jahr 2006 erhielt der Gesundheitssektor aber lediglich 40% der Einnahmen durch diese Steuerabgaben. Der überwiegende Anteil der Einnahmen wurde zur Begleichung öffentlicher Schulden verwendet.9 Der Bund verteilt die zur Verfügung stehenden Gelder je nach Einwohnerzahl auf die Länder.10 Diese Kopfpauschale ist nicht unproblematisch, denn sie berücksichtigt weder das potenziell unterschiedliche Krankheitsrisiko in einzelnen Regionen, noch unterschiedliche demographische oder soziale Bedingungen in den einzelnen Bundesstaaten. Insgesamt werden in Brasilien jährlich rund 990 US Dollar pro BürgerIn für medizinische Versorgung aufgewendet, in Deutschland fast fünfmal so viel, nämlich 4.668 Dollar pro Kopf und Auf Kosten der Armen? Jahr. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 9% in Brasilien und 12% in Deutschland.11 Medizinische Grundversorgung Ein Eckpfeiler der Grundversorgung durch die SUS ist das Familiengesundheitsprogramm (Programa de Saúde da Família, PSF). Im Rahmen dieses Programms wird die Bevölkerung auf kommunaler Ebene von sogenannten Gesundheitsteams medizinisch versorgt. Die Teams bestehen jeweils aus einer/m Arzt/in, einer/m Krankenpfleger/in, einer/m Hilfskrankenpfleger/in, sowie 4-6 Gesundheits-SozialarbeiterInnen. 2010 waren über 33.000 solcher Teams in Brasilien im Einsatz und versorgten über 98 Millionen Menschen.12 Die Gesundheitsteams sind erste Anlaufstelle für PatientInnen und organisieren bei Bedarf die weitere Behandlung durch SpezialistInnen. Die MitarbeiterInnen arbeiten in lokalen Gesundheitszentren oder besuchen die Familien zu Hause. Sie klären über präventive Maßnahmen 3 auf, wiegen die Kinder, kontrollieren Schutzimpfungen, begleiten Schwangere, DiabetikerInnen und andere kranke Personen. Durch die Arbeit der Gesundheitsteams verringerte sich u.a. die Säuglingssterblichkeit in Brasilien, weil sich die Todesfälle bei Durchfall und Atemwegsinfektionen infolge besserer Beratung reduziert haben.13 Arzneimittelversorgung Es gibt in Brasilien ca. 15.000 öffentliche Volksapotheken (Farmácias Popular do Brasil und Aqui tem Farmácia Popular) und ca. 57.000 private Apotheken. Während die Farmácias Popular komplett staatlich sind, sind im Programm Aqui tem Farmácia Popular auch private Apotheken als Volksapotheken registriert. Der SUS kauft die Medikamente ein und stellt sie der Bevölkerung in den zwei Programmen zur Verfügung. Allerdings führen die Farmácias Popular in der Regel nur ein kleines Sortiment von rund 100 häufig benötigten Arzneimitteln, darunter Mittel gegen Bluthochdruck, Diabetes oder zur Schwangerschaftsverhütung. Das Gesundheitsministerium hat außerdem eine Positivliste von 95 Wirkstoffen erstellt, die im staatlichen Gesundheitssystem verordnet werden dürfen. In den Volksapotheken sind diese Arzneimittel bis zu 90 Prozent günstiger (Aqui tem Farmácia Popular) als in anderen Apotheken oder sogar kostenlos (Farmácias Popular VIP-Raum in einem privaten Krankenhaus in São Paulo. Foto:Hosppaulistano, Wikimedia Commons 4 do Brasil). Zuzahlungen liegen – wenn sie überhaupt anfallen – nie über drei E. Unentbehrliche Arzneimittel sollen laut brasilianischer Verfassung allen BürgerInnen jederzeit zur Verfügung stehen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Im Schnitt sind 40% der Medikamente, die im öffentlichen Gesundheitssystem SUS eigentlich kostenlos zur Verfügung stehen sollten, dort nicht erhältlich und müssen in privaten Apotheken eingekauft werden.14 Erschwerend kommt hinzu, dass auch viele private Versicherungen keine Arzneimittelkosten übernehmen.15 Den Löwenanteil der Kosten für Medikamente zahlen BrasilianerInnen somit aus eigener Tasche. Situation der ÄrztInnen Fast die Hälfte der brasilianischen ÄrztInnen hat einen Zweitjob, denn insbesondere im öffentlichen Sektor sind die Löhne niedrig. Teilweise arbeiten MedizinerInnen darum gleichzeitig im öffentlichen und privaten Sektor, um ihr Einkommen abzusichern. Während fast die Hälfte der ÄrztInnen ihr Geld nur aus dem privaten Sektor bezieht, erhalten lediglich 30% ihr Gehalt ausschließlich aus öffentlicher Quelle. 16 ÄrztInnen, die über einen Zweitjob verfügen, verdienen deutlich mehr: Rund 4.600 R$ pro Monat (umgerechnet 1.765 E). Brasilianische MedizinerInnen mit nur einem Job verdienen Arm und Reich liegen in Brasilien oft nah beieinander. An die Favela do Moinho im Zentrum von São Paulo grenzen moderne Hochhausbauten. Foto: Milton Jung, Wikimedia Commons PHARMA-BRIEF SPEZIAL hingegen maximal 2.700 R$ (1.036 E). Wer ausschließlich privat bezahlt wird, bringt es monatlich sogar auf rund 4.935 R$ (1.893 E). Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass im öffentlichen Sektor ein Ärztemangel besteht, der zu langen Wartezeiten führt. Sekundärversorgung fest in privater Hand Die Sekundärversorgung im SUS umfasst alle Krankenhausleistungen sowie die Behandlung durch FachärztInnen. Allerdings liegt die stationäre Versorgung in Brasilien fest in der Hand privater Anbieter. Rund 70 Prozent der Kliniken sind staatlich . Die SUS ist also auf Verträge mit privaten Dienstleistern angewiesen, um die stationäre, therapeutische und diagnostische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Knapp 40% der privaten Betten stehen damit auch für das öffentliche Gesundheitssystem zur Verfügung.17 Je nach Bundesland ist die Zahl der öffentlich genutzten Klinikbetten aber sehr unterschiedlich. Während im nördlichen Amazonas 1,6 Betten pro 1.000 Menschen vorhanden sind, verzeichnet das südlichere Rio de Janeiro mehr als doppelt so viele Betten.18 Das weitgehend private Klinikwesen Brasiliens hat seinen Preis: Fast die Hälfte der Gesundheitsausgaben, die in Brasilien jährlich vom Staat, von privaten Versicherungen oder Direktzahlern getätigt werden, fließen in private Häuser.19 Denn nicht nur hinsichtlich der KranKabel-Wirrwarr in einer Favela. Der verbesserte Zugang zu sauberem Wasser und Strom hat Infektionskrankheiten in Brasilien stark zurückgedrängt. Foto: Alicia Nijdam, Wikimedia Commons Auf Kosten der Armen? kenhausbetten, sondern auch in Bezug auf Diagnosemöglichkeiten ist die SUS abhängig vom privaten Sektor. Nur ein relativ kleiner Anteil der teuren Geräte für CTs und MRTs ist beispielsweise öffentliches Eigentum.20 Ungleichheiten im Gesundheitssystem Mängel der Sekundärversorgung im SUS sind lange Wartezeiten und zum Teil eine schlechte Behandlungsqualität.21 Eine andere Schwäche des öffentlichen Gesundheitssystems ist der Mangel an ÄrztInnen und die prekäre Ausstattung der Gesundheitseinrichtungen. Ein wachsender Teil der wohlhabenderen brasilianischen Bevölkerung schließt deshalb zusätzlich zur öffentlichen Versorgung eine private Krankenversicherung ab. 2008 besaßen immerhin 26% der BrasilianerInnen eine private Versicherung.22 Die Gesundheitsversorgung wird dadurch zunehmend privatisiert – gefördert vom Staat: Wer eine private Krankenversicherung abschließt, kann nämlich Steuervorteile geltend machen.23 Ungleichheiten im Zugang zur Gesundheitsversorgung werden dadurch verstärkt. PrivatpatientInnen haben z.B. besseren Zugang zu Präventions-Angeboten, erhalten mehr Impfungen und komplexere Behandlungen. Außerdem nutzen sie häufiger Angebote zur Gesundheitsvorsorge24 und werden im Krankenhaus in besser ausgestatteten Abteilungen untergebracht. Röteln Impfung in einer öffentlichen Einrichtung in Brasilien. Foto: Sandra Rugio, Wikimedia Commons 5 Auch die regionalen Unterschiede in der öffentlichen Versorgung sind gravierend. So ist die medizinische Infrastruktur im Norden und Nordosten schwächer, der Anteil untergewichtiger Kleinkinder ist dort besonders hoch und auch die Lebenserwartung ist um einige Jahre niedriger als im Rest des Landes. Im Gegensatz zum Süden und Südosten existieren weniger Krankenhausbetten und ÄrztInnen pro 1.000 EinwohnerInnen. Es mag daher nicht verwundern, dass private Versicherungen häufiger im Süden abgeschlossen werden.25 Dengue-Kontrolle in Brasilien: Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes setzen in einem künstlichen Gewässer GuppyFische aus, die Mückenlarven fressen und so die Verbreitung des Erregers vermindern sollen. Foto: Fábio Rodrigues Pozzebom/AB (Agência Brasil) Wikimedia Commons Erfolgreich bekämpft: Infektionskrankheiten Mit Erfolg wurden Infektionskrankheiten in Brasilien zurückgedrängt. Nur noch knapp 5% aller Todesfälle gehen auf Infektionen zurück. Insbesondere Fälle von Tuberkulose, Kinderlähmung, Masern, Mumps und Diphterie wurden deutlich reduziert. Grund dafür ist der verbesserte Zugang zu sauberem Wasser und Strom sowie die Einführung kostenloser, staatlicher Impfprogramme. 2002 wurden rund 70% der Impfstoffe von staatlichen Produzenten (Butantan Institute und BioManguinhos) hergestellt. Die Kosten sanken dadurch erheblich.26 6 HIV / AIDS und Tuberkulose Rund 600.000 Menschen sind in Brasilien HIVpositiv.27 Seit fünf Jahren ist die Zahl der Neuerkrankungen jedoch stabil, die Sterblichkeit durch AIDS sank um 40% und die Lebenserwartung der Erkrankten verlängerte sich deutlich.28 Solche positiven Veränderungen sind vor allem auf die Einführung eines staatlichen Gesundheitsprogramms mit kostenloser antiretroviraler Therapie zurückzuführen.29 Das sorgfältig strukturierte Behandlungsprogramm bietet ein umfassendes Portfolio von Medikamenten, die überwiegend lokal und kostengünstig produziert werden. Präventions-Kampagnen thematisierten zudem die Relevanz von „Safer Sex“ und eines frühen Behandlungsbeginns. Handlungsbedarf besteht jedoch weiterhin in kleineren Kommunen. Dort reichen die Ressourcen zur Diagnose und Behandlung häufig nicht aus.30 Mit Einführung der kostenlosen HIV-Therapie sank auch die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen. Denn TB ist eine häufige Begleiterkrankung bei AIDS-PatientInnen. Sämtliche Tuberkulose-Behandlungen werden in Brasilien in einer Datenbank dokumentiert, um den adäquaten Einsatz von Antibiotika zu kontrollieren. Insgesamt 63% der PatientInnen durchliefen die mehrmonatige Therapie vollständig, 8% brachen die Behandlung vorzeitig ab. Solche Therapieabbrüche leisten Antibiotika-Resistenzen massiv Vorschub.31 Weiterhin problematisch: Dengue-Fieber, Leishmaniose, Malaria Ein großes Gesundheitsproblem ist auch das Dengue Fieber, eine Virusinfektion die durch Stechmücken übertragen wird. Obwohl die brasilianische Regierung viel Geld für die Bekämpfung der Krankheit ausgibt, steigt die Zahl der Infektionen seit 1986 an.32 Eine wirksame Therapie oder ein Impfstoff existieren nicht. Die viszerale Leishmaniose ist eine weitere weit verbreitete Infektionskrankheit. Fast 70% aller Leishmaniose-Fälle in Südamerika treten in Brasilien auf und die Neuerkrankungen nehmen dort seit den 80er Jahren zu. Der gefährliche Erreger wird durch Sandmücken auf den Men- PHARMA-BRIEF SPEZIAL schen übertragen. Sämtliche Strategien und Technologien zur Beseitigung der Sandmücken zeigen bisher kaum einen Effekt. Außerdem ist die Behandlung der Krankheit teuer und aufwändig. Die Malaria konnte seit den 50er Jahren zwar stark zurückgedrängt werden, doch die rund 300.000 Neuerkrankungen jährlich sind eine große Herausforderung für das brasilianische Gesundheitssystem. 99% der Malaria Fälle werden in der Amazonas-Region gemeldet, denn dort ist die Anopheles-Mücke weit verbreitet, die den Malaria-Erreger auf den Menschen überträgt.33 Neue Herausforderung: Nicht übertragbare Krankheiten Auch nicht-übertragbare Krankheiten wie HerzKreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes sind in Brasilien ein wachsendes Gesundheitsproblem. 2007 waren in Brasilien 72% aller Todesfälle durch diese sogenannten Zivilisationskrankheiten verursacht. Herzerkrankungen stehen dabei an der Spitze und verursachen hohe Kosten durch teure medikamentöse Therapien und Behandlungen. 2006 gab es 1,5 Millionen Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzerkrankungen. Über vier Millionen Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck sind im nationalen Behandlungsprogramm Hi- Ein harmloser Mückenstich kann schlimme Folgen haben. Malaria wird vom Weibchen der AnophelesStechmücke übertragen. Foto: Fotolia perdia registriert.34 Die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate ist vor allem in ärmeren Bevölkerungsschichten hoch. Ursache für den Anstieg sogenannter Zivilisationskrankheiten sind demographische, soziale, aber auch ökonomische Veränderungen. Gut die Hälfte der BrasilianerInnen sind inzwischen laut WHO übergewichtig, 18,8% sogar fettleibig.35 Dadurch treten auch Diabetes und Bluthochdruck häufiger auf. 2010 starben in Brasilien rund 45.000 Menschen an Diabetes. Rio de Janeiro hat mit gut sechs Prozent eine der höchsten Diabetes-Raten des Landes. Der brasilianische Staat hat inzwischen ei- TOTAL Região Norte Região Nordeste Região Sudeste Região Sul Região CentroOeste 191.481.045 15.359.645 53.591.299 80.915.637 27.718.997 13.895.467 Lebenserwartung 73,3 72,1 70,5 74,7 75,3 74,2 AnalphabetInnen in % 9,70 10,57 18,69 5,68 5,46 7,99 631,39 439,45 395,56 758,98 778,29 755,14 20,5 27,4 25,2 16,4 14,8 19,8 17,6 23,1 21,7 14,2 12,7 17,0 2711 407 739 513 5 1047 1,9 3,3 2,0 1,4 1,9 1,6 2,26 1,84 2,02 2,35 2,65 2,32 1,84 1,00 1,12 2,37 2,10 1,96 Bevölkerung Einkommen pro Kopf R$ Kindersterblichkeit, < 5 Jahre in % Säuglingssterblichkeit/1000 Lebendgeburten Dengue-Fieber (Fälle) Untergewichtete Kinder <5 Jahre /100 Kinder (2006) Krankenhausbetten/pro 1000 EinwohnerInnen Medizinisches Personal/1000 EinwohnerInnen Quelle: http://tabnet.datasus.gov.br/cgi/idb2010/matriz.htm [Ministério da Saúde] 2010 Auf Kosten der Armen? 7 Drogaria in Rio de Janeiro; Foto: Eduardo P, Wikimedia Commons nen umfassenden Aktionsplan zur Prävention aufgelegt. 2006 wurden auf allen Ebenen des Bundes Programme zur Gesundheitsaufklärung, zum Krankheits-Monitoring sowie zur gesunden Ernährung geschaffen. Kostenlose Sportkurse sollen die allgemeine Fitness der Bevölkerung verbessern.36 Seit 2009 ist gesetzlich vorgeschrieben, dass frische Lebensmittel mindestens 30% des Essens-Budgets in Schulkantinen ausmachen müssen. Werbung für Tabak-Produkte ist seit 2000 verboten und ein weitreichendes nationales Programm zur Prävention des Alkohol-Missbrauches wurde 2007 gestartet.37 Nicht übertragbare Krankheiten stellen die SUS schon jetzt vor große finanzielle Herausforderungen. Denn deren Behandlung ist teuer und wird vom Staat bezahlt. 2. Der Arzneimittelmarkt in Brasilien Brasilien ist weltweit nach den USA, Deutschland und Frankreich der viertgrößte Markt für 8 Arzneimittel. Die Wachstumsrate ist seit 2005 deutlich zweistellig, 2011 waren es sogar 19 Prozent.38 2,3 Milliarden Arzneimittelpackungen im Wert von 26 Milliarden US-Dollar wurden verkauft. Das macht Brasilien zu einem interessanten Markt für internationale Pharmafirmen.39 Viele Apotheken, schlechte Kontrolle Mit über 60.000 Drogarias ist Brasilien das Land mit den meisten Apotheken der Welt. Eine Apotheke versorgt dort rund 3.000 EinwohnerInnen, in Deutschland sind es etwa 3.800.40 Doch die Überwachung des Handels mit Arzneimitteln ist mangelhaft, gravierende Lücken zeigt vor allem die Kontrolle der privaten Drogarias. Zwar ist eindeutig festgelegt, welche Arzneimittel freiverkäuflich sind und für welche ein Rezept nötig ist, doch diese Vorschriften werden häufig nicht beachtet. So können VerbraucherInnen selbst Antibiotika, Mittel gegen Bluthochdruck oder Diabetes ohne Verschreibung einkaufen. Außerdem ist in den privaten Drogarias häufig PHARMA-BRIEF SPEZIAL keinE ApothekerIn anwesend, obwohl auch dies gesetzlich vorgeschrieben ist.41 Zuständig für die Überwachung des brasilianischen Arzneimittelmarktes ist ANVISA42, die Nationale Behörde für Gesundheitsüberwachung (Agência Nacional de Vigilância Sanitária). Sie existiert seit 1999 und ist über einen Managementvertrag an das brasilianische Gesundheitsministerium (Ministério da Saúde) angebunden, ist aber administrativ und finanziell unabhängig.43 Die Regulierungsbehörde ist zuständig für die Kontrolle aller Wirtschaftssektoren, Produkte und Dienstleistungen, die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung haben können. Dazu zählt unter anderem die Überwachung der Produktion, des Marketings und Vertriebs von Arzneimitteln sowie von Arzneimittelpreisen. ANVISA ist außerdem für die Zulassung von Arzneimitteln zuständig, koordiniert verschiedene nationale Programme (etwa das Programm zu Blut- und Blutprodukten) und prüft Patentanträge. Interessanter Weise benötigt das Brasilianisches Institut für gewerbliches Eigentum (INPI) laut Gesetz die Zustimmung von ANVISA, wenn es pharmazeutische Produkte patentieren will.44,45 Die Behörde verfügt über rund 5.600 regionale Büros auf Ebene der Bundesstaaten und Gemeinden. Zum MitarbeiterInnenstab in der Hauptverwaltung gehören rund 2.100 Beschäftigte, davon sind etwa 130 ExpertInnen im Arzneimittelbereich.46 SpezialistInnen sind knapp, aber eine noch größere Herausforderung für die brasilianische Gesundheitsüberwachung sind vorherrschende Interessenkonflikte. So sind in manchen Gemeinden leitende Angestellte des öffentlichen Gesundheitswesens zugleich Besitzer privater Kliniken oder Apotheken. Patentrecht mit Schutzklauseln Im Mai 1997 führte Brasilien eine Patentgesetzgebung ein, die internationale Mindeststandards zum Schutz geistigen Eigentums berücksichtigt. Solche Standards schreibt das TRIPS-Abkommen zum Schutz geistigen Eigentums (Agreement on Trade Related Issues of Intellectual Property Rights) der Welthandelsorganisation (WTO) vor. Brasilien muss seither Auf Kosten der Armen? echte Innovationen patentieren und darf patentgeschützte Medikamente nicht mehr günstig kopieren und lokal produzieren. Bestimmte Schutzklauseln sollen aber den Zugang der Armen zu diesen Medikamenten weiterhin gewährleisten. In den Artikeln 68 bis 74 des brasilianischen Patentrechts47 sind z.B. Zwangslizenzen vorgesehen, wenn Firmen ihre wirtschaftliche Macht missbrauchen oder wenn ein nationaler Gesundheitsnotstand besteht.48 Unter einer Zwangslizenz kann ein patentiertes Arzneimittel günstig generisch produziert werden. Der Patentinhaber erhält zwar eine Lizenzgebühr, kann seinen Patentanspruch aber nicht durchsetzen. Ende der 90er Jahre hatte Brasiliens Regierung mehrfach internationalen Firmen mit Zwangslizenzen gedroht und dann in Verhandlungen große Preisnachlässe erwirkt. Doch das Schwert wurde mit der Zeit stumpf, die Preisnachlässe lagen zuletzt nur noch im unteren einstelligen Bereich. 2007 machte Brasilien ernst und vergab erstmals eine Zwangslizenz auf das Aids-Medikament Efavirenz – der Preis fiel daraufhin um knapp die Hälfte. Patentierbarkeit eingeschränkt Artikel 8 des brasilianischen Patentrechts gesteht einem Produkt nur dann ein Patent zu, wenn es neu und industriell herstellbar ist und einen innovativen Schritt enthält.49 Diese Formulierung – die übrigens auch TRIPS vorgibt – lässt viel Spielraum für Interpretation und führte immer wieder zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Daher gab es seit 2006 verschiedene Gesetzesinitiativen, um die Patentierbarkeit weiter einzuschränken.50 Als Vorlage diente dabei Section 3(d) des indischen Patentrechts. Dort sind „Entdeckungen einer neuen Form einer bekannten Substanz“ von der Patentierbarkeit ausgeschlossen, wenn kein therapeutischer Fortschritt („enhancement of the known efficacy“) nachgewiesen werden kann.51 Die Folge sind weniger Patente, eine stärkere Generikakonkurrenz und damit in der Regel günstigere Preise.52 Brasilianische BürgerInnen können außerdem sowohl vor der Patenterteilung als auch danach Widerspruch einlegen.53 Im Falle von Lopinavir/ 9 Beliebter Forschungsmarkt Brasilien ist für die Pharmaunternehmen nicht nur als Absatzmarkt interessant, sondern auch als boomender Forschungsmarkt. 2011 wurden dort gut 139 Millionen US Dollar in die Forschung investiert.57 Dabei handelt es sich laut Angabe von Interfarma, dem brasilianischen Pharmaindustrieverband, vor allem um Studien zu Krebs, Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Alzheimer.58 Grund für die zahlreichen Forschungsprojekte ist eine gute Infrastruktur an medizinischen Forschungsstätten und gut qualifiziertem Personal bei vergleichsweise niedrigen Kosten. Entscheidend sind außerdem die große und schnell wachsende Bevölkerung, kurze Genehmigungszeiten sowie ein hoher Anteil an PatientInnen mit Zivilisationskrankheiten. HIV-positive Prostituierte in Rio de Janeiro. Sie profitiert von Aids-Therapien, die Brasilien unter Zwangslizenz produziert und im staatlichen Gesundheitssystem kostenlos zur Verfügung stellt. Foto: By Daniel Seiffert, Wikimedia Commonse Ritonavir, eines wichtigen Aids-Medikaments der zweiten Therapielinie war der Widerstand zivilgesellschaftlicher Gruppen besonders erfolgreich.54 Das Patent wurde 2012 für ungültig erklärt55 – eine weitreichende Entscheidung, denn das Medikament der Firma Abbott verschlang bis dahin 30% des Gesundheitsetats für HIV/Aids und Geschlechtskrankheiten. Zuvor hatte Brasilien bereits das Patent auf Tenofovir für ungültig erklärt, und das Aidsmittel als nicht innovativ genug eingestuft, um sich für ein Patent zu qualifizieren.56 10 Nationale Ethikkomitees überwachen die Durchführung klinischer Studien. Die nationale Gesundheitsbehörde ANVISA legt dafür die Bewertungskriterien fest. Unter anderem muss die Firma nachweisen, dass die klinische Studie auf der International Clinical Trials Registration Platform, der Plattform der World Health Organization (ICTRP / WHO) oder bei der International Commit of Medical Journals Editors (ICMJE) registriert wurde.59 Nach der Resolution 196/96 des nationalen Gesundheitsrates muss jede klinische Studie von dem lokalen (CEP) und nationalen (CONEP) Ethikkomitee genehmigt werden und dem Komitee für Ethik und Forschung (CER) des nationalen Gesundheitsrates von Brasilien vorgelegt werden.60 Seit dem 15.1.2012 muss jede neue Studie auch bei CEP/CONEP „Plataforma Brasil“ registriert werden.61 Zusätzlich können Firmen ihre Studien freiwillig beim Brasilianischen Register für klinische Studien (ReBEC) melden.62 Tatsächlich sind dort aber nur wenige Studien registriert. PHARMA-BRIEF SPEZIAL 3. Die untersuchten Firmen Boehringer Ingelheim „Werte schaffen durch Innovationen“ lautet der Leitspruch der Firma Boehringer Ingelheim. Das deutsche Familienunternehmen erforscht und produziert Arzneimittel und ist weltweit an 20 Standorten in 13 Ländern präsent. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt auf Atemwegs- und Herz-KreislaufErkrankungen, Onkologie, neurologischen Beschwerden, Immunologie und Infektionskrankheiten.63 2011 erzielte Boehringer Ingelheim einen Umsatzerlös von 13 Milliarden E. Knapp die Hälfte davon wurde in Nord- und Südamerika erwirtschaftet. Im selben Jahr investierte die Firma nach eigenen Angaben 2,5 Milliarden E in die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente. 64 In Brasilien ist Boehringer Ingelheim seit über 55 Jahren präsent. In der brasilianischen Tochterfirma in Itapecerica da Serra, unweit von São Paulo arbeiten 350 MitarbeiterInnen. Jährlich werden dort rund 84 Millionen Packungseinheiten produziert.65 2011 erwirtschaftete das Unternehmen in Brasilien einen Umsatz von 557 Millionen. US-$. Die meist verkauften Produkte Boehringer Ingelheims sind dort die Schmerzmittel Anador® und Buscopan® Composto. Baxter Baxter International Inc. entwickelt, produziert und vermarktet biotechnologisch hergestellte und aus Blutplasma gewonnene Arzneimittel und Impfstoffe. Im Sortiment der Firma finden sich insbesondere Medikamente zur Behandlung von Blutgerinnungsstörungen (Hämophilie), Immundefekten, Infektionskrankheiten, Krebs und Nierenerkrankungen. Die Firma ist weltweit der größte Hersteller von Infusionslösungen und Systemen zur intravenösen Verabreichung. Produkte zur künstlichen Ernährung und Infusionssysteme wurden in dieser Studie jedoch Auf Kosten der Armen? nicht berücksichtigt. Baxter produziert in 27 Ländern und beschäftigt weltweit ca. 48.500 MitarbeiterInnen.66 2011 erwirtschaftete Baxter einen Jahresumsatz von 13,9 Milliarden US-Dollar. 946 Millionen US-Dollar wurden nach eigenen Angaben in Forschung und Entwicklung investiert.67 1977 eröffnete Baxter seine erste Fabrik in São Paulo, Brasilien. Inzwischen beschäftigt die Firma dort über 1.000 MitarbeiterInnen. Der Jahresumsatz in Lateinamerika lag im Jahr 2009 bei rund einer Milliarde Dollar.68 Umsatzstärkstes Baxter-Produkt ist Advate®, ein Blutersatzstoff zur Behandlung der Hämophilie, den die Firma auch in Brasilien anbietet. Bayer HealthCare Science for a better Life – Forschung für ein besseres Leben – lautet der Leitspruch der Bayer AG mit Hauptsitz in Leverkusen. Mit ihrer Unternehmensgruppe Bayer HealthCare zählt sie zu den Großen im Pharmageschäft (Rang 10). 2011 machte diese Unternehmenssparte weltweit einen Umsatz von rund 17 Milliarden E und beschäftigte 55.700 MitarbeiterInnen in 100 Ländern. Im selben Jahr wurden knapp zwei Milliarden E in die Forschung und Entwicklung investiert.69 Zu den umsatzstärksten Medikamenten gehörten 2011 Betaferon zur Behandlung der Multiplen Sklerose, Kogenate als Lösung mit Blutgerinnungsfaktoren und die Verhütungspillen Yasmin / Yaz und Yasminelle.70 Lediglich Bataferon, Yasmin und Yaz fanden sich zum Zeitpunkt unserer Studie auch auf dem brasilianischen Markt. Kogenate besitzt in Brasilien keine Zulassung. Seit 114 Jahren ist die Firma Bayer in Brasilien aktiv und beschäftigt dort rund 4.000 MitarbeiterInnen in zwei Produktionsstätten in São Paulo und in Belford Roxo.71 Brasilien ist für Bayer der wichtigste Markt in Südamerika und ist dort für knapp 40% des Gesamtumsatzes verantwortlich.72 11 Endnoten 1 Laut Definition der brasilianischen Regierung gelten Familien als arm, deren pro Kopf Einkommen 140.- R$ (56,50 €) unterschreitet. Diese Haushalte werden durch das staatliche Wohlfahrtsprogramm “Bolsa Família” unterstützt. Ministério do Desenvolvimento Social e Combate à Fome. Relatórios de Informações Sociais. RI Bolsa Família CadÚnico. http://aplicacoes.mds. gov.br/sagi/RIv3/geral/index.php. [Zugriff 13.11 2012] 2 Informationen zum Regierungsprogramm Bolsa Familia: http://www. mds.gov.br/bolsafamilia 3 http://search.worldbank.org/data?qterm=brazil&_topic_ exact[]=Population [Zugriff 15.10.12] 4 Informationen des Brasilianisches Gesundheitsministeriums (Ministério da Saúde) http://tabnet.datasus.gov.br/cgi/idb2010/matriz.htm 5 Giovanella L, de Souza Porto M F (2004). Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik in Brasilien. Arbeitspapier Nr. 25. Frankfurt a. M.: Klinikum der Johan Wolfgang Goethe-Universität. Mauro Silveira de Castro, Cassyano Januário Correr (2007) Pharmaceutical Care in Community Pharmacies: Practice and Research in Brasil. The Annals of Pharmacotherapy, Sept. 2007, Vol. 41. 6 Giovanella L, de Souza Porto M F (2004). Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik in Brasilien. Arbeitspapier Nr. 25. Frankfurt a. M.: Klinikum der Johan Wolfgang Goethe-Universität. 7 Ebda 8 Ebda 9 Paim J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 10 Giovanella L, de Souza Porto M F (2004). Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik in Brasilien. Arbeitspapier Nr. 25. Frankfurt a. M.: Klinikum der Johan Wolfgang Goethe-Universität. 11 http://search.worldbank.org/data?qterm=brazil&_topic_ exact[]=Health&os=40 [Zugriff 15.10.12] 12 Paim J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 13 Ebda 14 Bertoldi AD et al. (2010) Medicine prices, availability and affordability in Southern Brazil: a study of public and private facilities. Working Paper No. 18/2010, The London School of Economics and Political Science, p 5-6 15 Quellen: WHO und Weltbank [Zugriff 15.10.12] http://search.worldbank.org/data?qterm=brazil&_type_ exact=Indicators&_topic_exact[]=Population‘http://search.worldbank.org/data?qterm=brazil+urban+development&language=&for mat=&os=10 http://www.who.int/countries/bra/en/ http://search.worldbank.org/data?qterm=brazil&_topic_ exact[]=Health&os=20 http://search.worldbank.org/data?qterm=brazil&_topic_ exact[]=Health 16 Raggio Luiz R, Bahia L (2009). Income and vocational integration of Brazilian physicians since the establishment of the National Health System. In: Rev Saúde Pública;43(4). 17 Paim J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 18 Giovanella L, de Souza Porto M F (2004). Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik in Brasilien. Arbeitspapier Nr. 25. Frankfurt a. M.: Klinikum der Johan Wolfgang Goethe-Universität. 19 Mauro Silveira de Castro, Cassyano Januário Correr (2007) Pharmaceutical Care in Community Pharmacies: Practice and Research in Brasil. The Annals of Pharmacotherapy, Sept. 2007, Vol. 41 20 Paim J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 21 Alves D, Timmins C (2001). Social Exclusion and the Two-Tiered Healthcare System of Brazil. Washington: Inter-American Development Bank. 22 Paim J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 23 Giovanella L, de Souza Porto M F (2004). Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik in Brasilien. Arbeitspapier Nr. 25. Frankfurt a. M.: Klinikum der Johan Wolfgang Goethe-Universität. 24 J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 25 Paim J, Travassos C, Almeida C, Bahia L, Macinko J (2011). Health in Brazil 1. The Brazilian health system: history, advances, and challenges. In: The Lancet, 377, 1778 – 1797. 26 Barreto, M L, Teixeira M G, Bastos F L, Ximenes R A A, Barata R B, Rodrigues L C (2011). 12 Health in Brazil 3. Successes and failures in the control of infectious diseases in Brazil: social and environmental context, policies, interventions, and research needs. In: The Lancet, 377, 1877-1889. 27 Datenbank der WHO zu Brasilien (2010) http://www.who.int/countries/bra/en/ [Zugriff 5.11.12] 28 Mauricio el Barreto, M Gloria Teixeira, Francisco I Bastos u.a. (2011) Health in Brazil 3. Successes and failures in infectious diseases in Brazil: Social and environmental context, policies, interventions and research needs. The Lancet, 9.5.2011, S. 5 29 Pan American Health Organization, USAID (2008) Health Systems and Service Profile. Brazil. Monitoring and Analysis of Health Systems Change/Reform. S. 17. 30 Mauricio el Barreto, M Gloria Teixeira, Francisco I Bastos u.a. (2011) Health in Brazil 3. Successes and failures in infectious diseases in Brazil: Social and environmental context, policies, interventions and research needs. The Lancet, 9.5.2011, S. 5 31 Mauricio el Barreto, M Gloria Teixeira, Francisco I Bastos u.a. (2011) Health in Brazil 3. Successes and failures in infectious diseases in Brazil: Social and environmental context, policies, interventions and research needs. The Lancet, 9.5.2011, S. 7 32 Robert Koch-Institut (2008). Epidemiologisches Bulletin. Aktuelle Daten zu Infektionskrankheiten und Public Health. Berlin: Robert Koch-Institut, Nr. 10 33 Barreto, M L, Teixeira M G, Bastos F L, Ximenes R A A, Barata R B, Rodrigues L C (2011). Health in Brazil 3. Successes and failures in the control of infectious diseases in Brazil: social and environmental context, policies, interventions, and research needs. In: The Lancet, 377, 1877-1889. 34 Mauro Silveira de Castro, Cassyano Januário Correr (2007) Pharmaceutical Care in Community Pharmacies: Practice and Research in Brasil. The Annals of Pharmacotherapy, Sept. 2007, Vol. 41 35 http://www.who.int/countries/bra/en/ [Zugriff 13.10.2012] 36 Schmidt M I, Duncan B B, e Silva G A, Menezes A M, Monteiro C A, Barreto S M, Chor D, Menezes P R (2011). Health in Brazil 4. Chronic noncommunicable diseases in Brazil: burden and current challenges. In: The Lancet, 322, 1949 – 1961. 37 Schmidt M I, Duncan B B, e Silva G A, Menezes A M, u.a. (2011). Health in Brazil 4. Chronic non-communicable diseases in Brazil: burden and current challenges. In: The Lancet, 322, S. 54-55 38 Information des brasilianischen Pharmaindustrieverbands Interfarma http://www.interfarma.org.br/site2/index.php/informacoes-do-setor/ indicadores 39 http://www.boehringer-ingelheim.de/unternehmensprofil/global_activities/americas/brazil/arzneimittelmarkt.html [Zugriff 25.9.12] 40FEBRAFAR (2012) Auskunft auf der Website der Federação Brasileira das Redes Associativistas de Farmácias. http://www.febrafar.com.br/index.php?cat_id=1 [Zugriff 26.10.12] 41 A. Dâmaso Bertoldi,A. P. Helfer, A. L. Camargo u.a. (2010) Medicine prices, availability, and affordability in Southern Brazil. A study of public and private facilities, S.6 42 Website von ANVISA: http://portal.anvisa.gov.br/wps/portal/anvisa/anvisa/agencia 43 USAID, Pan American Health Organization (2008) Health Systems and Service Profile. Brazil, S. 29 44 Gesetz nº 10.196, von 2001 45 http://www.anvisa.gov.br/ 46 Angaben stammen von unserem brasilianischen Partner. 47 Brasilien (1996) Gesetz zum Schutz des gewerblichen Eigentums. N° 9279/96 vom 14. Mai 1996 (veröffentlicht am 15. Mai 1996) 48 Reis R et al (2007) Intellectual Property Rights and Access to ARV Medicines: Civil Society Resistance in the Global South. Brazilian Interdisciplinary AIDS Association – ABIA, p 9-54 49 World Trade Organization (1994) Marrakesh Agreement Establishing the World Trade Organization Annex 1C. Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPS). Marrakesh Grover A (2009) Promotion and Protection of All Human Rights. Civil, Political, Economic, Social and Cultural Rights, Including the Right to Development. Report of the Special Rapporteur on the right of everyone to the enjoyment of the highest attainable standard of physical and mental health. UN Human Rights Council Eleventh session Agenda item 3 A/HRC/11/12 Wonderling D et al (2005) Introduction to Health Economics. Berkshire, New York: Open University Press 50 Reis R et al (2007) Intellectual Property Rights and Access to ARV Medicines: Civil Society Resistance in the Global South. Brazilian Interdisciplinary AIDS Association – ABIA, p 9-54 51 Ministry ofLaw and Justice (2005) The Patents Amendment Act No.15. New Delhi 52 James T C (2009) Patent Protection and Innovation Section 3(d) of the Patents Act and Indian Pharmaceutical Industry. Mumbai: Indian Pharmaceutical Alliance t’Hoen E (2009) The Global Politics of Pharmaceutical Monopoly Power. PHARMA-BRIEF SPEZIAL Den Löwenanteil der Arzneimittelkosten zahlen BrasilianerInnen aus eigener Tasche. Foto: Tetraktys, Wikimedia Commons Drug Patents, Access, Innovation and the Application of the WTO Doha Declaration on TRIPS and Public Health. Diemen: AMB Publishers Park C (2006) Taking the fight to their realm. The role of patent oppositions in the struggle for access to medicines. HIV AIDS Policy Law Rev; 11(2-3), p 84-85 Grace C (2005) Update on China and India and access to medicines. London: UK Department for International Development 53 Brasilien (1996) Gesetz zum Schutz des gewerblichen Eigentums, N° 9279/96 vom 14. Mai 1996 (veröffentlicht am 15. Mai 1996) 54 Palmedo M (2011) Brazil Fast Tracks Follow-On Kaletra Patent; GTPI Files Pre-Grant Opposition. Infojustice.org http://infojustice.org/archives/6669 [Zugriff: 26.3.2012] 55 Intellectual Property watch (2012) Brazil HIV Drug Patent Ruling Allows Generics, Sends Pipeline Process Into Doubt 56 Reis R et al (2007) Intellectual Property Rights and Access to ARV Medicines: Civil Society Resistance in the Global South. Brazilian Interdisciplinary AIDS Association – ABIA, p 9-54 57 Auskunft auf der Website des brasilianischen Pharmaindustrieverbandes INTERFARMA http://www.interfarma.org.br/site2/index.php/ informacoes-do-setor/indicadores [Zugriff: 5.11.12] 58 www.interfarma.org.br/site2/index.php/informacoes-do-setor/indicadores [Zugriff: 9.10.12] 59 Anvisa (2008) Rules for the Conduct of Clinical Research RDC. 39 www. anvisa.gov.br/medicamentos/pesquisa/legis/rdc39_08.pdf [Zugriff 21.2.2012] 60National Health Council from Brazil (1987), Resolution N° 196/96 On Research Involving Human Subjects, 14.1. 1987, Items IV and VII Auf Kosten der Armen? 61 Ministério da Saúde (2012) Comissão Nacional de Ética em Pesquisa CONEP http://conselho.saude.gov.br/web_comissoes/conep/index.html [Zugriff 30.1.2012] 62 Ministério da Saúde (2012) Brazilian Registry of Clinical Trials www. ensaiosclinicos.gov.br/ [Zugriff 1.2.2012] 63 http://www.boehringer-ingelheim.de/forschung_entwicklung.html 64http://www.boehringer-ingelheim.de/unternehmensprofil/zahlen_ fakten.html [Zugriff 13.8.2012] 65 http://www.boehringer-ingelheim.de/unternehmensprofil/global_activities/americas/brazil/bi_in_brasilien.html [Zugriff 13.8.2012] 66http://www.baxter.de/ueber_baxter/baxter_international.html 67 Baxter Jahresbericht 2011, S.35 http://www.baxter.com/downloads/ investors/reports_and_ financials/annual_report/2011/baxter_annual_report_2011.pdf 68http://www.latinoamerica.baxter.com/brasil/sobre-a-baxter/perfilda-empresa/baxter-no-brasil.html [Zugriff 1.11.2012] 69http://healthcare.bayer.de/scripts/pages/de/unternehmen/unternehmensprofil/index.php [Zugriff 5.11.2012] 70 http://healthcare.bayer.de/scripts/pages/de/unternehmen/produkte/ index.php 71 Bayer Website, Rubrik Konzern. http://www.bayer.de/de/lateinamerika-afrika-nahost.aspx [Zugriff 13.8.2012] 72 http://translate.google.com/translate?hl=de&sl=pt&u=http://www. bayerpharma.com.br/&prev=/search%3Fq%3Dbayer%2Bhealthcare%2 Bbrasilien%26hl%3Dde%26prmd%3Dimvns&sa=X&ei=kF9hUNzCIcfOs wbrjoH4Ag&ved=0CDsQ7gEwAw [Zugriff 5.11.2012] 13 Der Einfluss des Geschäftsverhaltens von Bayer HealthCare, Baxter und Boehringer Ingelheim auf den Zugang und die Verfügbarkeit unentbehrlicher Arzneimittel II Die Studienmethodik Diese Studie untersucht das Geschäftsverhalten von Boehringer Ingelheim, Bayer HealthCare und Baxter in den brasilianischen Bundesstaaten Goiás und Distrito Federal. Damit ergänzen wir ein 2010 bereits in Indien durchgeführtes Forschungsprojekt zu denselben Firmen. Arzneimittelangebot, Preispolitik und Marketing der drei Unternehmen waren damals in zwei indischen Bundesstaaten untersucht worden.1 Die aktuelle Datenerhebung aus Brasilien verwendet die gleiche Studienmethodik, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Da in Brasilien jedoch fast keine Gesundheitseinrichtungen existieren, die von Nichtregierungsorganisationen geführt werden oder in kirchlicher Trägerschaft sind, wird der nichtkommerzielle Sektor in dieser Erhebung nicht berücksichtigt. Wie schon in der indischen Untersuchung erfolgte die ethische Bewertung der Geschäftspraktiken auf Grundlage der Menschenrechtserklärungen der Vereinten Nationen, der Helsinki-Erklärung des Weltärztebundes sowie firmeneigenen Corporate Social Responsibility Codices. Sämtliche Daten wurden 2011-12 von Dr. Rogério Hoefler vom brasilianischen Apothekerverband Conselho Federal de Farmácia (CFF), erhoben.2 Die Organisation ist gleichberechtigter Projekt-Partner und war in die Entwicklung des Studiendesigns ebenso mit einbezogen wie in die Aufbereitung und Verbreitung der Ergebnisse. Die zuständigen Ethikkommissionen haben der Datenerhebung zugestimmt. Warum Brasilien? Brasilien ist als aufstrebendes Schwellenland durch seine wachsende Ober- und Mittelschicht ein lukrativer Markt für internationale Pharmafirmen. Führende internationale Unterneh- 14 men forschen und produzieren in Brasilien und planen ihre Aktivitäten dort auszuweiten. Daneben stellen zahlreiche nationale Hersteller kostengünstige Medikamente für den heimischen Markt und für den Export her. Viele dieser Firmen sind in staatlicher Hand und produzieren hauptsächlich für das öffentliche Gesundheitssystem SUS. Diese Untersuchung will prüfen, welche Folgen der Globalisierungsprozess für brasilianische PatientInnen hat. Denn nach wie vor leben 44 Millionen BrasilianerInnen in Armut3 und sind auf kostengünstige Versorgungsleistungen und preiswerte Medikamente angewiesen. Wie also wirken sich Werbestrategien, Forschungsanstrengungen und Geschäftspolitik internationaler Pharmafirmen auf den Zugang zu und die Verfügbarkeit von unentbehrlichen Arzneimitteln aus? Welche Rolle spielen Patentpolitik und Produktpalette der Hersteller für die öffentliche Gesundheit? Quantitative Methoden Die vorliegende Untersuchung nutzt sowohl quantitative als auch qualitative Methoden (Semi-strukturierte Interviews). Sie kombiniert die Ergebnisse und erhöht dadurch deren Validität und Reliabilität. Die quantitativen Erhebungen und Literaturrecherchen liefern Zahlen und Fakten zur Menge der verfügbaren Markenmedikamente, zum Anteil unentbehrlicher, rationaler und irrationaler Arzneimittel im Firmensortiment, zum Preis und der Verfügbarkeit der angebotenen Medikamente, sowie zu klinischen Studien der drei Hersteller. Der Patentstatus konnte zum Zeitpunkt der Erhebung nur bei wenigen Medikamenten ermittelt werden, weil Firmen und Behörden den Zugang zu dieser Information verwehrten. PHARMA-BRIEF SPEZIAL Die Daten wurden vorrangig in Brasilien erhoben und mit Firmenangaben sowie Informationen aus der Literaturrecherche abgeglichen - etwa mit Daten von Anvisa (Agência Nacional de Vigilância Sanitária) 4, der nationalen Behörde, die auch für die Zulassung von Medikamenten zuständig ist. Ergänzend wurden InternetDatenbanken oder auch die offiziellen US- und WHO-Register zu klinischen Studien genutzt.5 Alle drei Firmen wurden im Vorfeld über die Studie informiert. Während der Datenerhebung erbaten wir mehrfach Stellungnahmen und Informationen zu spezifischen Fragestellungen. Qualitative Methoden Semistrukturierte Interviews wurden als qualitative Methode genutzt. Sie sollen deutlich machen, welche persönlichen Konsequenzen sich aus dem Geschäftsverhalten der Firmen für ÄrztInnen, PharmazeutInnen und PatientInnen ergeben. Weil nur aus dem Distrito Federal (DF) rechtzeitig eine ethische Zulassung (Ethical Approval) vorlag, wurden alle 22 Interviews im Bundesdistrikt durchgeführt. Ein offener Fragebogen diente dabei als Gesprächsleitfaden. Die Interviews bieten ein tieferes Verständnis der Materie jenseits von Zahlen und Fakten. Befragt wurden 7 ÄrztInnen, 10 PharmazeutInnen und 5 PatientInnen aus dem staatlichen und privaten Gesundheitssektor. Nur ein Mitarbeiter von Boehringer Ingelheim stellte sich für ein Interview zur Verfügung, die beiden anderen FirmenvertreterInnen konnten trotz mehrfacher Nachfragen nicht gewonnen werden, ebenso wenig GesprächspartnerInnen aus staatlichen Gesundheitsbehörden. Die Gespräche wurden auf portugiesisch geführt und auf Audio-Datenträgern gespeichert. Zusätzlich wurde direkt nach dem Interview ein Gedächtnisprotokoll erstellt, um relevante Informationen in kondensierter Form festzuhalten. Die PatientInnen wurden zu Hause befragt, weil die Wohnverhältnisse auch über die wirtschaftliche Situation der Betroffenen Auskunft geben. Die kondensierten Interview-Aussagen wurden mithilfe einer thematischen Textanalyse interpretiert. Wichtige Themen wurden dabei herausgearbeitet und flossen in die Diskussion der quantitativen Studienergebnisse ein. Auf Kosten der Armen? Die Datenerhebung Die Datenerhebung bezieht sich nur auf Medikamente, die in Brasilien verfügbar sind, und auf Arzneimittelstudien, die Bayer, Baxter oder Boehringer Ingelheim in Brasilien durchführen bzw. zum Zeitpunkt der Datenerhebung durchgeführt haben und die in frei zugänglichen Datenbanken und/oder in Firmeninformationen erwähnt sind. Die Datenerhebung fand von Januar 2011 bis Juni 2012 statt. Sämtliches Datenmaterial zur Studie, Audiodateien, Gedächtnisprotokolle sowie Fragebögen und Interview-Leitfaden können bei der BUKO Pharma-Kampagne eingesehen werden. 6 Im Folgenden benennen wir wichtige Quellen, die genutzt wurden, um Antworten auf die Fragestellungen der Untersuchung zu finden. 1. Welche Medikamente waren im April 2011 auf dem brasilianischen Markt? In Brasilien existiert kein Standardwerk, das alle verfügbaren Medikamente auflistet, wie z.B. in Deutschland die Rote Liste. Daher wurden verschiedene Datenquellen genutzt, um die Firmensortimente zu identifizieren: Die Datenbank der nationalen Gesundheitsüberwachungsbehörde Anvisa.7 Die I-Helps Datenbank8 , die alle relevanten Informationen zu Arzneimitteln erfasst, das Datum der ersten Registrierung in Brasilien, den Hersteller, Inhaltsstoffe und Dosierungsform. Die Datenbank der in Brasilien registrierten Medikamente.9 Medikamentendatenbank des Gesundheits ministeriums zu Beipackzetteln.10 Liste der Medikamente, die im staatlichen Sektor kostenlos abgegeben werden.11 Farmácia Popular do Brasil: Liste sehr kostengünstiger Medikamente, die in staatlichen Apotheken verkauft werden.12 Saúde Não Tem Preço: Liste von Medikamenten, die in privaten Apotheken kostenlos erhältlich sind, weil sie vom Gesundheitsministerium erstattet werden.13 Liste von Medikamente, die vom Staat subventioniert werden.14 15 Firmenangaben (Websites, Packungsbeilagen, Fachinformation).15 Zusätzlich sind Medikamente auf dem Markt, die in keiner dieser Datenbanken aufgelistet sind. Diese Mittel versuchten wir durch Recherchen in brasilianischen Apotheken (Krankenhausapotheken und privaten Apotheken) zu erfassen. Außerdem wurden alle Firmen gebeten, die von uns erstellten Produktlisten zu überprüfen. Baxter verweigerte die Mitarbeit, die beiden anderen Firmen bestätigten unsere Angaben. Folgende Informationen wurden erfasst: Name des Herstellers Dosierung, Anwendungsform, Packungsgröße, generischer Name, Markenname Ist das Arzneimittel unentbehrlich? Ist das Arzneimittel rational oder irrational? Preis in Reais (R$) Verfügbarkeit über das staatliche Gesundheitssystem in Distrito Federal (DF) und Goiás. Handelt es sich um eine Innovation? Ist das innovative Medikament zugleich unentbehrlich? 2.Welche Mittel sind unentbehrlich? Unentbehrliche Arzneimittel wurden mithilfe der Modellliste unentbehrlicher Arzneimittel der WHO von 2011 identifiziert.16 Diese Liste enthält über 350 Wirkstoffe, die für die Gesundheitsversorgung essentiell sind. Die dort aufgeführten Arzneimittel sind unverzichtbar, um weltweit vorherrschende Erkrankungen zu heilen oder zumindest sinnvoll therapieren zu können.17 Weil Brasilien ebenfalls über eine gute nationale Liste unentbehrlicher Arzneimittel verfügt,18 wurde auch diese Liste berücksichtigt. Als unentbehrlich (u) wurde ein Arzneimittel eingestuft, das auf einer der beiden Listen oder sogar auf beiden zu finden ist. 3.Wie gut ist das Sortiment der Firmen? Auch Medikamente, die entbehrlich sind, können durchaus sicher, unbedenklich und von medizinischem Nutzen sein. Um das jeweilige Firmensortiment in seiner Qualität, das heißt 16 hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit sowie des medizinischen Nutzens beurteilen zu können, wurde jedes Arzneimittel von einem Pharmazeuten und einer Pharmazeutin bewertet. Alle Medikamente wurden dabei einem einheitlichen Bewertungsverfahren unterzogen und anhand klinisch-pharmakologischer Kriterien überprüft. Arzneimittel, die nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand wirksam und unbedenklich sind und dabei mindestens ebenso gut wirken wie die Standardtherapie, gelten als rational (r). Alle anderen wurden als irrational (i) eingestuft. Unsere Bewertung wendet die wissenschaftlichen Kriterien für eine rationale Arzneimitteltherapie an, die auf klinischer Evidenz beruhen. Im Bewertungsprozess wurden die Medikamente in zwei Haupt- und mehrere Untergruppen eingeteilt. Die beiden Hauptgruppen scheiden positive (r - rationale) von negativen (i - irrationale) Arzneimitteln. Die jeweiligen Untergruppen geben den wichtigsten Grund für die Einordnung an (siehe Abbildung rechts). Wir haben versucht, jede Entscheidung auf Basis der anerkannten internationalen Fachliteratur zu treffen, die verlässliche Informationen über den aktuellen Stand der internationalen wissenschaftlichen Diskussion wiedergibt. Wir sind uns bewusst, dass sowohl objektive Fakten als auch subjektive Werte in die Beurteilung eingehen. Dennoch kann mit den klar definierten Auswertungskriterien der Studie ein guter Einblick in die Qualität der untersuchten Medikamente gewonnen werden. Den Beurteilungsprozess, der letztlich zur Einteilung in positive und negative Arzneimittel führt, dokumentiert das folgende „Entscheidungsdiagramm“ (Abbildung rechts). Die einzelnen Bewertungsfragen, die an jedes Arzneimittel zu stellen sind, wurden jeweils der Reihe nach überprüft. Sobald die Überprüfung eines Kriteriums zu einer negativen Bewertung führte, wurde das Medikament der entsprechenden Bewertungsgruppe zugeordnet und nicht mehr auf weitere Kriterien hin untersucht. PHARMA-BRIEF SPEZIAL Die Einteilung der Arzneimittel nach Bewertungsgründen Positiv Negativ Mittel der ersten Wahl Arzneimittel mit nachgewiesener Wirksamkeit und einem angemessenen Nutzen-Risiko-Verhältnis, die die beste Behandlung für die meisten PatientInnen in einem bestimmten Anwendungsgebiet darstellen. Mittel der ferneren Wahl Produkte für eine geringere Anzahl PatientInnen, die nicht von einem Medikament erster Wahl profitieren. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist häufig ungünstiger als beim Mittel der ersten Wahl. Medikamente für SpezialistInnen Mittel, für deren Anwendung es besonderer Voraussetzungen bedarf, z.B. einer speziellen Diagnostik, Geräten oder besonderer therapeutischer Erfahrung. Werden sie unkontrolliert angewendet, bergen sie ein hohes potenzielles Risiko (z.B. Krebsmittel). irrationale Kombination Kombinationen verschiedener Wirkstoffe sind prinzipiell problematisch, da sowohl die Wechselwirkung der einzelnen Stoffe miteinander als auch erwünschte und unerwünschte Wirkungen nicht kalkulierbar sind. Unterschiedliche Substanzen haben zudem ein unterschiedliches Profil bezüglich Bioverfügbarkeit und Pharmakokinetik: Häufig wird eine Substanz schneller resorbiert oder abgebaut als eine andere. Zudem kann die Dosis eines einzelnen Inhaltsstoffes nicht individuell angepasst werden, ohne die Dosis aller anderen Substanzen ebenfalls zu verändern. Nicht nur die erwünschten Wirkungen der Arzneistoffe werden kombiniert, sondern auch ihre Nebenwirkungen und Risiken. Kombinationspräparate werden als irrational gewertet, wenn sie mehr als drei Wirkstoffe enthalten, wenn sie einen unwirksamen oder falsch dosierten Wirkstoff enthalten oder wenn Wirkstoffe ein sich gegenseitig ausschließendes Wirkungsprofil haben. unwirksame Mittel In diese Kategorie fallen Arzneimittel, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte, obwohl mehrere Studien durchgeführt wurden. umstrittene Wirksamkeit Dies sind Arzneimittel, zu deren Wirksamkeit widersprüchliche Angaben gemacht werden. Solange es keine eindeutigen Daten gibt, sollten diese Mittel nicht verwendet, sondern durch ein bewährtes Medikament ersetzt werden. ungenügende Erprobung Diese Arzneimittel sind unzureichend erprobt und sollten durch besser getestete Mittel ersetzt werden. risikoärmere Alternative erhältlich Diese Medikamente sind zwar wirksam, haben jedoch ein höheres Risiko als andere und damit ein schlechteres Nutzen-Risiko-Verhältnis als Alternativprodukte. wirksamere Alternative erhältlich Es ist ungerechtfertigt, Mittel einzusetzen, die weniger wirksam sind als Alternativprodukte. PatientInnen haben das Recht, die wirksamste Medizin zu erhalten. falsche Wirkstoffmenge Diese Medikamente enthalten wirksame Substanzen in zu großer oder zu kleiner Menge. Sie sollten daher nicht verwendet werden. falsche Dar reichungsform Arzneistoffe müssen in geeigneter Darreichungsform angewandt werden, um wirksam und ungefährlich zu sein. Es gibt Substanzen, die als Injektion gefährlicher sind als in Tablettenform. Muss ein Mittel z.B. unregelmäßig über den Tag verteilt eingenommen werden, dann ist eine Retardkapsel eine ungeeignete Darreichungsform. 4. Preis und Verfügbarkeit Dieser Untersuchungsteil überprüft, ob unentbehrliche Arzneimittel real verfügbar sind und ob ihr Preis für arme Menschen erschwinglich ist. Zur Datenerhebung wurde die bewährte WHO/HAI-Methodologie19 genutzt. Da in Bra- Auf Kosten der Armen? silien kaum NGO-Kliniken existieren, wurden stattdessen private Apotheken in die Untersuchung einbezogen. Somit wurde eine Auswahl von 113 bzw. 111 Medikamenten in jeweils 5 öffentlichen und 5 privaten Kliniken sowie in 5 privaten Apotheken beider Bundesstaaten Goiás und Distrito Federal untersucht (zusammen 30 17 Einrichtungen). (Die Unterschiede in der Anzahl der untersuchten Medikamente erklären sich durch unterschiedliche Dosierungs- und Formulierungsformen.) Die Arzneimittelpreise wurden in Reais (R$) erfasst. 5. Welche firmeneigenen Innovationen sind auf dem Markt? Der Begriff Innovation macht keine Aussage darüber, ob ein neues Medikament besser als existierende Alternative ist. Er besagt lediglich, dass es nach brasilianischem Recht patentfähig ist. Da jedoch in Brasilien Informationen zum Patentstatus nicht zugänglich sind, konnten wir zum Zeitpunkt der Datenerhebung nur bei wenigen Medikamenten zweifelsfrei klären, ob sie in Brasilien patentiert sind. Baxter machte trotz mehrmaliger Rückfragen keine Angaben hierzu, Boehringer Ingelheim und Bayer taten dies erst kurz vor Drucklegung dieser Broschüre. Deshalb musste ein Proxy-Parameter gewählt werden. Als neu definieren wir demnach ein Medikament, das nach dem 15.5.1996 auf den brasilianischen Markt kam und zu dem keine generische Alternative verfügbar ist. Zwar trat das brasilianische Patentgesetz erst am 14. Mai 1997 in Kraft, Patentanträge konnten jedoch gemäß Artikel 230 des Patentgesetzes bereits ab Mai 1996 gestellt werden.20 TB, Malaria, Chagas, Gelbfieber und Lepra oder auch andere in Brasilien häufige Erkrankungen wie Pneumonie, Bronchitis, Diarrhö und HIV im Forschungsportfolio der Firmen sind. Wir haben die Forschungsaktivitäten der Firmen zum Teil durch Korrespondenz mit den Firmen, Firmenwebsites und Schriftwechsel mit dem brasilianischen Forschungsministerium ermittelt. Vor allem aber mit Hilfe öffentlich zugänglicher Datenbanken der WHO22 und der nationalen USGesundheitsbehörde NIH.23 Nach der Resolution 196/96 des nationalen brasilianischen Gesundheitsrates muss jede klinische Studie von einem lokalen (CEP) und nationalen (CONEP) Ethikkomitee genehmigt werden und dem Komitee für Ethik und Forschung (CER) des nationalen Gesundheitsrates von Brasilien vorgelegt werden.24 Außerdem muss eine Firma nachweisen, dass ihre Studie auf öffentlich zugänglichen Datenbanken wie der Plattform der World Health Organization (ICTRP25 /WHO) oder bei dem International Commitee of Medi- 6. Wie gut ist die Versorgung der Armen? Interviews mit ÄrztInnen (öffentliche und private Kliniken) und PatientInnen geben Aufschluss darüber, inwieweit mittellose Kranke Zugang zu notwendigen Therapien haben. Sind die ärztlichen Verschreibungsmuster bei armen und reichen PatientInnen unterschiedlich? Als arm galt einE PatientIn, wenn er oder sie in das staatliche Wohlfahrtsprogramm „Bolsa Família“ aufgenommen war.21 Dieses Programm unterstützt arme Familien, deren Pro-Kopf Einkommen 140,R$ (56,50 €) unterschreitet. 7. Welche Forschungsprojekte betreiben die Firmen in Brasilien? Besonderes Interesse galt der Frage, ob Arzneimittel gegen vernachlässigte Krankheiten wie 18 Favela in Salvador. Hohe Arzneimittelkosten versperren den Armen den Zugang zu neueren Therapien. Foto: AlmostBrazilian, Wikimedia Commons cal Journals Editors (ICMJE) registriert ist.26 Seit dem 15.1.2012 muss jede neue Studie auch bei CEP/CONEP „Plataforma Brasil“ registriert werden.27 8. Bewertung des Geschäftsverhaltens Das Marketingverhalten von Bayer, Baxter und Boehringer Ingelheim wurde in drei Teilbereichen erfasst: PHARMA-BRIEF SPEZIAL Werbung: Werbepraktiken wurden durch Sammlung konkreter Beispiele von Produktwerbung ermittelt. Informationsquellen waren dabei Bildungs-, Informations- und Werbematerialien der Firmen für ÄrztInnen und StudentInnen, außerdem Presseartikel sowie Korrespondenz und Interviews mit Firmen, ÄrztInnen und Ministerien. Partnerschaften: Weiterhin wurden sogenannte Partnerschaftsprojekte der Firmen (z.B. mit der brasilianischen Regierung oder brasilianischen PatientInnengruppen) sowie Spenden- und Gesundheitsprogramme untersucht. Als Datenquellen dienten Korrespondenz und Interviews mit Firmen, ÄrztInnen und staatlichen Stellen, die für solche Programme zuständig sind, außerdem Firmenwebsites und Literaturrecherchen. Disease Awareness und Sponsoring: Wichtige Marketing-Strategien wie sogenannte Disease Awareness-Kampagnen (die die Bevölkerung über bestimmte Erkrankungen aufklären sollen) oder das Sponsoring von öffentlichen Veranstaltungen und PatientInnengruppen wurden ebenfalls unter die Lupe genommen. Als Datenquellen standen uns in Brasilien durchgeführte semistrukturierte Interviews mit ÄrztInnen (staatlicher und privater Sektor) und PharmazeutInnen zur Verfügung sowie die Firmen-Websites29 und -Korrespondenz. Endnoten 1 Fischer C et al (2011) Um jeden Preis? Untersuchung des Geschäftsverhaltens von Boehringer Ingelheim, Bayer und Baxter in Indien. PharmaBrief Spezial 1/2011 2 http://www.cff.org.br/ 3 N24 (2011) Mittelschicht in Brasilien wächst um 40 Millionen. www.n24. de/news/newsitem_7011201.html [Zugriff 14.1.2012] 4 Agência Nacional de Vigilância Sanitária (2012) Nationale Behörde für Gesundheitsüberwachung Anvisa. http://portal.anvisa.gov.br [Zugriff 14.1.2012] 5 WHO (2012) International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP). http://apps.who.int/trialsearch/Default.aspx und www.who.int/ictrp/ en/ [Zugriff 14.1.2012] US National Institutes of Health (2012) ClinicalTrials.gov. www.clinicaltrials.gov/ [Zugriff 14.1.2012] 6 Unter Wahrung des Schutzes personenbezogener Daten. 7 Ministério da Saúde (2012) National Health Surveillance Agency. http:// anvisa.gov.br/eng/index.htm [Zugriff 23.1.2012] 8 Portal de Assuntos Regulatórios (2012) www.optionline.com/Home/ Portal_iHelps [Zugriff 20.1.2012] 9 National Health Surveillance Agency (2012) Produkt-Anfrage Arzneimittel. www.anvisa.gov.br/datavisa/consulta_produto/Medicamentos/frmConsultaMedicamentos.asp [Zugriff 20.1.2012] 10 National Health Surveillance Agency (2008) Bulario Eletronico www. anvisa.gov.br/BularioEletronico/ [Zugriff 20.1.2012] 11 Das Ministério da Saúde bietet auf seiner Website eine Liste über Methoden, Medikamente, Orthesen, Prothesen und spezielle Materialien des SUS http://portal.saude.gov.br/portal/arquivos/pdf/ medicamento_x_cid_ceaf _nov_2010.pdf [Zugriff 20.1.2012] Ministério da Saúde (2012) Liste der kostenlosen Medikamente des SUS http://portal.saude.gov.br/portal/saude/profissional/visualizar_texto. cfm?idtxt=31432&janela=1 [Zugriff 20.1.2012] 12 Ministério da Saúde (2012) Offizielle Produktliste der „FARMÁCIA POPULAR“ („Volks-Apotheke“) http://portal.saude.gov.br/portal/arquivos/ pdf/Elenco_Medicamentos_FPB_.pdf [Zugriff 20.1.2012] Ministério da Saúde (2012) Offizielle Verkaufsliste des Programms „FARMÁCIA POPULAR“ („Volks-Apotheke“) http://portal.saude.gov.br/ portal/arquivos/pdf/rol_medicamentos180311.pdf [Zugriff 20.1.2012] 13 Ministério da Saúde (2012) Offizielle Liste von Produkten des Programms „“SAÚDE NÃO TEM PREÇO” („Gesundheit hat keinen Preis“) http://portal.saude.gov.br/portal/arquivos/pdf/elenco_sntp.pdf [Zugriff 20.1.2012] Auf Kosten der Armen? 14 Ministério da Saúde (2010) Regeln für die Finanzierung und Umsetzung der „Pharmazeutischen Hilfe“ Pharmaceutical Care http://portal. saude.gov.br/portal/arquivos/pdf/Portaria_MS_ 4217 _28_12_2010.pdf [Zugriff 23.1.2012] 15 Baxter Brasilien (2012) www.latinoamerica.baxter.com/brasil/ [Zugriff 20.1.2012] Bayer Brasilien (2012) www.bayer.com.br/scripts/pages/pt/index.php [Zugriff 20.1.2012] Boehringer Ingelheim (2012) www.boehringer.com.br/principal.asp [Zugriff 20.1.2012] 16 WHO (2012) WHO Model Lists of Essential Medicines. Geneva 17 Informationen der WHO zur Essential Medicines List (2010) [Zugriff 30.10.2012] http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs325/en/index.html 18 Ministério da Saúde (2010) Relacao Nacional de Medicamentos Essenciais. Rename 19 WHO/HAI (2008) Measuring medicine prices, availability, affordability and price components. www.haiweb.org/medicineprices/manual/documents.html [Zugriff 1.3.2012] 20 Government of Brazil (1997) Intellectual Property Law. www.araripe. com.br/law9279eng.htm [Zugriff 30.1.2012] 21 Ministério do Desenvolvimento Social e Combate à Fome (2012) Bolsafamilia. www.mds.gov.br/bolsafamilia [Zugriff 20.1.2012] 22 WHO (2012) International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP). http://apps.who.int/trialsearch/Default.aspx und www.who.int/ ictrp/en/ [Zugriff 14.1.2012] 23 US National Institutes of Health (2012) ClinicalTrials.gov. www.clinicaltrials.gov [Zugriff 14.1.2012] 24 National Health Council from Brazil (1987), Resolution N° 196/96 On Research Involving Human Subjects, 14.1. 1987, Items IV and VII 25 International Clinical Trials Registration Platform 26 Anvisa (2008) Rules for the Conduct of Clinical Research RDC. 39 www. anvisa.gov.br/medicamentos/pesquisa/legis/rdc39_08.pdf [Zugriff 21.2.2012] 27 Ministério da Saúde (2012) Comissão Nacional de Ética em Pesquisa CONEP http://conselho.saude.gov.br/web_comissoes/conep/index.html [Zugriff 30.1.2012] 28 Baxter Brasilien (2012) www.latinoamerica.baxter.com/brasil/ [Zugriff 20.1.2012] Bayer Brasilien (2012) www.bayer.com.br/scripts/pages/pt/index.php [Zugriff 20.1.2012] Boehringer Ingelheim (2012) www.boehringer.com.br/principal.asp [Zugriff 20.1.2012] 19 III Die Studien-Ergebnisse 1. Das Arzneimittelsortiment der Firmen Die untersuchten Firmen Bayer HealthCare, Boehringer Ingelheim und Baxter verkaufen in Brasilien insgesamt 324 verschiedene Medikamente.1 209 dieser Präparate bieten die Firmen auch auf dem deutschen Markt an. Insgesamt sind allerdings 255 dieser Mittel in Deutschland verfügbar, sei es als Generikum oder als Produkt eines anderen Herstellers. Boehringer Ingelheim Erfolgreiche Marken ohne Potential Boehringer Ingelheim bietet in Brasilien 104 Arzneien an. 49 (47,1%) Medikamente sind rational und davon wiederum 10 (9,6%) sogar unentbehrlich. Weitere 55 (52,9%) werteten wir als irrational. Nur 84 der in Brasilien vertriebenen Mittel sind auch in Deutschland erhältlich.2 Vier Produkte von Boehringer Ingelheim waren hochpreisig, zwei davon irrational. Als innovativ gelten 32 Produkte der Firma,3 davon mussten allerdings knapp zwei Drittel (20) als irrational bewertet werden. Als unentbehrliche Innovation sehen wir das Aids-Medikament Elodius® (Tipranavir) an. Das unentbehrliche Aids-Mittel Viramune® (Nevirapin) ist in Brasilien als Tablette generisch verfügbar und kann daher nicht als Innovation gelten. Lediglich die Formulierung für Kinder wird seit 2008 ausschließlich von Boehringer Ingelheim angeboten. Bis dahin war das Arzneimittel ebenfalls als Generikum auf dem Markt.4 Metalyse®, das bei akutem Herzinfarkt verwendet wird, bewerten wir als Pseudoinnovation. Das Mittel ist rational, bietet jedoch gegenüber dem in Brasilien als unentbehrlich eingestuften Actilyse® (Alteplase) keinen Wirksamkeitsvorteil. Allerdings ist es deutlich teurer und kostet umgerechnet rund 2.000 €.5 Boehringer Ingelheim wirbt für Metalyse® mit dem Argument der besseren Praktikabilität, weil 20 Metalyse nicht nur als Infusion verabreicht, sondern auch als Bolus injiziert werden kann. Das heißt, in relativ kurzer Zeit kann einem Patienten oder einer Patientin eine genau bemessene Menge des Arzneistoffes gespritzt werden. Diesem möglichen Vorteil steht jedoch ein größeres Risiko von Hirnblutungen gegenüber.6 Unentbehrliches gegen Aids und Herzinfarkt Neben den Aids-Medikamenten Viramune® (Nevirapin) und Elodius® (Tipranavir) ist auch das Harnwegsantibiotikum Infectrin® (Sulfamethoxazol und Trimethoprim) unentbehrlich, ebenso die Asthmamittel Atrovent® und Atrovent N® (Ipratropium) sowie Actilyse® (Alteplase), das bei akutem Herzinfarkt angewendet wird. Letzteres ist allerdings sehr teuer und daher im staatlichen Gesundheitssektor kaum verfügbar (s. Zugang und Verfügbarkeit). Positiv bewertete Produkte Rationale Boehringer-Produkte sind etwa das Abführmittel Dulcolax® (Bisacodyl), das in Deutschland seit über 50 Jahren auf dem Markt ist oder auch das Bluthochdruckmittel Atensina® (Clonidin). Daneben wurden das Herzmedikament Cardizem® (Diltiazem) und das Kreislaufmedikament Efortil® (Etilefrin) als rational bewertet, ebenso der Fiebersenker und Entzündungshemmer Buscofem® (Ibuprofen), das Asthmamittel Combivent® (Ipratropium und Salbutamol), das Arthrosemittel Movatec® (Meloxicam) in Tablettenform und Secotex® (Tamsulosin), ein Medikament gegen die gutartige Vergrößerung der Prostata. Zweifelhafte Pille gegen unruhige Beine Ambivalent ist der Nutzen des Arzneimittels Sifrol® (Pramipexol). Das Medikament ist Mittel der Wahl und damit rational zur Behandlung von Parkinson. Allerdings klagten in Zulassungsstudien 3% der PatientInnen unter diesem Me- PHARMA-BRIEF SPEZIAL Arme Menschen – nicht im Fokus des Arzneimittelangebots von Boehringer, Baxter und Bayer Foto: Cauan Kaizen, Wikimedia Commons dikament über gestörtes Sehen, unter Plazebo waren es nur 0,4%.7 Sehr häufig sind auch Schwindel und unkalkulierbare Schlafattacken mit plötzlichem Einschlafen während Alltagsaktivitäten wie Autofahren. Häufig treten außerdem Ödeme auf, Brechreiz, Denk-, Bewegungsund Verhaltensstörungen. Dass der Hersteller das Mittel in Brasilien (wie übrigens auch in Deutschland) zusätzlich zur Behandlung des Restless-Legs-Syndrom anbietet, halten wir für problematisch.8 Denn es gibt nur schwache Belege für die Wirksamkeit bei diesem Krankheitsbild: Pramipexol bot in 12-wöchigen Studien im Vergleich zu Plazebo nur einen geringen Zusatznutzen bei unruhigen Beinen. Langzeitdaten und Vergleichsstudien mit anderen Wirkstoffen fehlen. Eine wesentliche Komplikation kann sogar eine Verstärkung der Beschwerden unter Pramipexol sein.9 In Deutschland verboten – in Brasilien Marktrenner Das Schmerzmittel Busopan® (Butylscopolaminbromid) ist nur als intravenöse Ampulle bzw. als Kurzinfusion rational. In Form von Tabletten oder als Zäpfchen ist das Arzneimittel schlecht wirksam. In dieser Darreichungsform muss Bu- Auf Kosten der Armen? scopan® daher als irrational gewertet werden. Irrational ist ebenfalls die Kombination von Butylscopolaminbromid mit Paracetamol: Buscoduo® oder – noch schlimmer – die Kombination mit dem gefährlichen Metamizol in Buscopan® composto. Der schmerzstillende und fiebersenkende Wirkstoff Metamizol kann schwere allergische Schocks auslösen und zu einer sogenannten Agranulozytose führen. Darunter versteht man die drastische Abnahme weißer Blutkörperchen, die für die Krankheitsabwehr wichtig sind. Unbehandelt stirbt daran die Hälfte der PatientInnen, und selbst unter intensivmedizinischer Behandlung liegt die Sterblichkeit bei rund 20 Prozent. Wahrscheinlich erleidet eineR von 1.000 bis 3.000 PatientInnen, die Metamizol einnehmen, eine Agranulozytose.10 Das Mittel ist daher in etlichen Ländern, darunter USA, Großbritannien, Australien, Kanada und Schweden verboten.11 Um den Einsatz von Metamizol zu begrenzen und die Risiken zu minimieren wurden 1987 alle Metamizol-Kombinationen in Deutschland vom Markt genommen. 1990 wurde diesen Mitteln endgültig die Zulassung entzogen. Auch die Anwendungsbereiche für die Einzelsubstanz wurden drastisch eingeschränkt.12 Schon damals 21 Sinnvoller als jede Vitaminmischung: Frisches Obst und Gemüse Foto: © guentermanaus - Fotolia.com forderte die BUKO Pharma-Kampagne deutsche Firmen auf, den Vertrieb dieser Mittel auch in der sogenannten Dritten Welt einzustellen. Die Firma Boehringer Ingelheim teilte uns daraufhin mit, dass sie ihr Metamizol-Kombipräparat da weiter vermarkte, wo „deren zuständige Arzneimittelbehörde dies nach vollumfänglicher Information wünscht“.13 An dieser unverantwortlichen Einstellung scheint sich seit damals nichts geändert zu haben. Warum Boehringer Ingelheim die gefährliche Kombination Buscopan® composto nicht auch vom brasilianischen Markt nimmt, ist nur mit wirtschaftlichen Interessen zu erklären. Das Arzneimittel ist in Brasilien (als Tropfen und Tablette) rezeptfrei und zählt zu den Kassenschlagern des Unternehmens. Boehringer selbst bezeichnet es auf seiner Firmenwebsite als „starke Marke“. Buscopan® composto ist das neuntmeistverkaufte Medikament Brasiliens und die Firma erzielte 2011 mit diesem Präparat 11,1 Prozent ihres Umsatzes in dem südamerikanischen Land.14 Doch auch die Vermarktung des Monopräparates Anador® mit dem Wirkstoff Metamizol ist hochproblematisch. Während das Medikament in Deutschland nur zur Behandlung besonders starker Schmerzen – etwa nach Operationen oder bei Tumoren – zugelassen ist oder bei Fieber, das anders nicht behandelbar ist, können es 22 BrasilianerInnen sogar rezeptfrei erwerben. Das Schmerz- und Fiebermittel wird intensiv für alle möglichen Wehwehchen beworben und findet sich in Brasilien in vielen Hausapotheken. Unsinnige Vitaminmischung Pharmaton® für Kinder (Kiddi®) ist ebenso wie die gleichnamige Kapsel für Erwachsene eine irrationale Vitaminmischung. Der Kindersaft mit Orangengeschmack soll angeblich das gesunde Wachstum fördern. Bei Erwachsenen soll das Mittel das körperliche Wohlbefinden, die mentale Gesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit verbessern. Pharmaton® – so die brasilianische Produktwebsite – enthält eine einzigartige und synergistische Mischung aus Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und effektivem standardisierten Ginseng-Extrakt.15 Die Belege für die Wirksamkeit des Produkts sind dürftig, u.a. wird eine klinische Studie mit Krankenschwestern angeführt, die jeweils nach drei aufeinander folgenden Nachtschichten einen Fragebogen ausfüllten. Nach zwölf Behandlungswochen mit Pharmaton® seien die Krankenschwestern nach ihrem Nachtdienst deutlich weniger müde gewesen.16 In der deutschen roten Liste heißt es zu Pharmaton® lapidar: „Traditionell angewendet zur Besserung des Allgemeinbefindens“.17 Das heißt, der Hersteller PHARMA-BRIEF SPEZIAL Foto: Dr. Rogério Hoefler hat in Deutschland eine behördliche Prüfung der Wirksamkeit gescheut. Für Vitaminmischungen wie Pharmaton® gibt es keinen sinnvollen Anwendungsbereich. Menschen in armen Ländern verschwenden mit dem Kauf solcher Arzneimittel ihr knappes Geld. Besonders tragisch ist dabei, dass Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsschwäche in armen Ländern oft auf Mangelernährung zurückzuführen sind. Pillen können eine ausgewogene und ausreichende Ernährung aber nicht ersetzen. Ebenso wenig können gravierende VitaminMangelerscheinungen mit Pharmaton® und ähnlichen Präparaten sinnvoll behandelt werden. Trotzdem macht die Werbung ahnungslose Menschen glauben, sie täten durch Einnahme solcher Chemie-Cocktails etwas Gutes für Ihre Gesundheit. Risiko Herzinfarkt Persantin® (Dipyridamol) hat Boehringer in Deutschland bereits 2001 als Monopräparat vom Markt genommen. Denn der Wirkstoff kann die Durchblutung des Herzens verschlechtern und bei herzkranken PatientInnen zu Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen führen. Seit 2005 ist der Wirkstoff bei uns als Monopräparat außer Handel und wird nur noch in der Kombination mit ASS vertrieben (Aggrenox®).18 In Brasilien ist das Mittel weiter als Monopräparat erhältlich. Auf Kosten der Armen? Keinen relevanten therapeutischen Nutzen hat außerdem das Bluthochdruckmittel Micardis® (Telmisartan).19 Trotz Blutdrucksenkung verhindert es kardiovaskuläre Ereignisse nicht besser als Plazebo.20 Pradaxa® (Dabigatran) soll vor Thromboembolien nach Hüft- und Knieoperationen schützen. Laut der Fachzeitschrift arznei-telegramm bestehen allerdings Bedenken der Sicherheit. Ob es gleich gut wirkt wie die Standardtherapie ist auch nicht vollständig geklärt.21 Der Hustensaft Bisolvon® (Bromhexin) wird zwar günstig verkauft, ist aber wirkungslos. Hinreichende Belege für einen relevanten klinischen Nutzen sind nicht auffindbar.22 Gleiches gilt für den Schleimlöser Mucosolvan® (Ambroxol). Ebenso zweifelhaft ist die Wirksamkeit der Lutschtablette Mucoangin® (Ambroxol) gegen Halsschmerzen. Schlechte Wahl bei Asthma und Rheuma Berotec® (Fenoterol) und Duovent® (Fenoterol und Ipratropium) sind alte Asthmamittel, die in Deutschland seltener verordnet werden. Bereits seit 1990 besteht der nie ausgeräumte Verdacht, dass AsthmatikerInnen, die Fenoterol inhalieren, ein erhöhtes Risiko haben, an ihrer Krankheit zu sterben.23 Das Antirheumatikum Movatec® (Meloxicam) wurde ebenfalls als Ampulle abgewertet, weil es bei höherem Risikopotential keinen Vorteil gegenüber anderen Rheumamitteln bietet. Als angeblich erster Cox-2-Hemmer sollte das 1996 eingeführte Meloxicam besonders magenverträglich sein. Nur wenige Monate nach der Markteinführung musste die Boehringer-Tochter Thomae allerdings vor schwerwiegenden Magen-Darm-Schäden einschließlich Blutungen oder Perforationen warnen.24 Die in Brasilien von Boehringer angebotene Injektion ist in Deutschland seit 2007 außer Handel, als Tablette ist das Medikament auch bei uns erhältlich. Ähnlich problematisch ist das überholte Antirheumatikum Butazona Cálcica® (Phenylbutazon und Calcium), das Boehringer in Brasilien als Tablette anbietet. Wegen des negativen Nutzen-Schaden-Verhältnisses kommt das arzneitelegramm zu dem Schluss: „Auf die Anwen- 23 dung von Phenylbutazon sollte ganz verzichtet werden, zumal gut wirksame Alternativen wie Naproxen zur Verfügung stehen.“25 In Deutschland bietet Boehringer das Mittel folgerichtig gar nicht erst an. Fazit: Unter den von uns untersuchten Firmen hat Boehringer Ingelheim in Brasilien das schlechteste Arzneimittelangebot. Das Sortiment hat zwar – bei einer deutlich höheren Anzahl von Produkten – einen größeren Anteil rationaler Produkte als in Indien. Das brasilianische Sortiment enthält aber auch einige hochproblematische Präparate, die sofort vom Markt verschwinden sollten. Bayer HealthCare: Von sinnvoll bis Life-Style 2011 bot die Firma Bayer 167 Medikamente in Brasilien an. Die meisten Präparate (103) verkauft die Firma auch in Deutschland,26 weitere 19 sind bei uns von anderen Herstellern oder generisch erhältlich. Die restlichen 45 Arzneien sind in Deutschland nicht auf dem Markt. 62,9% der brasilianischen Produkt-Palette sind rational (105 Arzneien). Darunter finden sich 34 unentbehrliche Arzneimittel (20,4%). Weitere 62 Medikamente (37,1%) werteten wir als irrational. 46 Medikamente waren innovativ, von diesen wurden allerdings 15 als irrational eingestuft. Unentbehrliche Bayer-Produkte Sowohl das hochpreisige Betaferon® (Interferon Beta) zur Behandlung von Multipler Sklerose als auch zwei Antibiotika mit dem Wirkstoff Moxifloxacin, namentlich Avalox® und Promira® werteten wir als unentbehrliche Innovationen. Der Wirkstoff Moxifloxacin wird momentan auch für die Anwendung bei Tuberkulose getestet. Bisher müssen TB-PatientInnen für sechs Monate eine Kombination aus drei Antibiotika einnehmen. Von Moxifloxacin erhoffen sich ExpertInnen eine Verkürzung der Therapiedauer auf zwei Monate. Das würde auch die Gefahr der 24 Resistenzbildung reduzieren. Bayer wirbt zwar damit, dass das Medikament gemeinsam mit der TB-Alliance in einer großen Phase III Studie untersucht wird, beteiligt sich jedoch nur in geringem Umfang an den Forschungskosten.27 Andere unentbehrliche Medikamente sind alte Präparate wie Adalat® (Nifedipin), das allerdings in der Behandlung des Bluthochdrucks nur noch bedingt eingesetzt wird. Aber auch Verhütungsmittel der zweiten Generation wie Mesigyna® (Estradiolvalerat + Norethisteronenantat) sind essentiell, ebenso Cipro® (Ciprofloxacin), ein wichtiges Antibiotikum. Krebs- und Leukämiemittel nur für Reiche Einige der als rational bewerteten Produkte sind hochpreisig und kommen selten zum Einsatz, da sie selbst für die Mittelklasse unerschwinglich sind: Nexavar® (Sorafenib) ist laut arzneitelegramm das Mittel der Wahl gegen Leberkrebs, aber mit 6.952,– R$ (2.934,– €) je Monat und PatientIn auch für die Mittelklasse zu teuer. Gleiches gilt für das Arzneimittel Campath® (Alemtuzumab) zur Behandlung einer spezifischen Form der Leukämie (B-CLL). Das Präparat kostete zum Zeitpunkt unserer Datenerhebung unerschwingliche 6.305,–R$ (2.386,– €) für drei Infusionen. Seit dem 1. Oktober 2012 ist es aber in Brasilien überhaupt nicht mehr verfügbar, weil Bayer dort die Zulassung für das Medikament zurückgezogen hat. Schon 2009 hatte der Hersteller die Vermarktungslizenz für sein gesamtes Blutkrebs-Portfolio an die US-Firma Genzyme verkauft (inzwischen Teil der SanofiGruppe).28 Die hat nun auch in Europa den Verkauf von Alemtuzumab eingestellt. 29 Aus rein kommerziellen Gründen, sagen KritikerInnen. Denn Bayer und Genzyme wollen sich jetzt gemeinsam auf die Erforschung des Wirkstoffes zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) konzentrieren – eine viel gewinnträchtigere Krankheit als die sehr seltene B-CLL-Leukämie.30 Die Behandlung Leukämiekranker wird dadurch deutlich erschwert, denn für einen Teil der Erkrankten gibt es zu Alemtuzumab keine Behandlungsalternative.31 Ebenfalls zu teuer sind die Röntgenkontrastmittel Ultravist® (Iopromid) und Magnevistan® (Ga- PHARMA-BRIEF SPEZIAL Junge Frauen in Salvador. Mit Bayers Verhütungspillen Yaz und Yasmin sind sie schlecht bedient. Foto: Adam Jones, Ph.D. Wikimedia Commonse dopentetat Dimeglumin), sowie das Leukämiemittel Fludara® (Fludarabinphosphat 50 mg). Gefährliche Verhütungspillen Kritikwürdig ist insbesondere die Vermarktung der umstrittenen und irrationalen Drospirenon-haltigen Kontrazeptiva aus dem Hause Bayer. Der Wirkstoff Drospirenon gehört zu den neueren Pillen der dritten Generation. Gegenüber älteren Verhütungsmitteln der zweiten Generation mit dem Inhaltsstoff Levonorgestrel ist das Thromboserisiko für Anwenderinnen doppelt so hoch.32 Der Hersteller Bayer versucht jedoch, die Risiken herunterzuspielen. ScheringJenapharm, heute Bayer, hatte für seine Drospirenon-haltigen Verhütungspillen Aida® und Yasminelle® schon bei Markteinführung 2006 mit einem Beauty-Effekt und Gewichtsabnahme geworben und dabei in Deutschland gegen das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Laien verstoßen. Yasmin® ist auch hierzulande bei jungen Frauen beliebt. Das arznei-telegramm rät aber eindeutig vom Gebrauch ab. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA lehnte außerdem eine von Bayer beantragte Indikationsausweitung zur Behandlung mittelschwerer Akne bei Frauen, die auch verhüten wollen, ab. Da Akne bei jungen Frauen Auf Kosten der Armen? verbreitet ist, befürchtet das Arzneimittelkomitee der EMA, dass auch Frauen, die nicht hormonell verhüten wollen, mit dem Medikament behandelt werden, obwohl andere Aknemittel zur Verfügung stehen.33 Yasmin stand 2010 in Brasilien an Platz 15 in der Liste der meistverkauften Medikamente.34 Das ebenfalls Drospirenon-haltige Präparat Angeliq®, bewirbt der Konzern gemäß der Zulassung nur zur Hormonsubstitution in der Menopause. Auch dieses Arzneimittel sollte laut arznei-telegramm kaum Verwendung finden: „Wegen schwerwiegender Risiken wie der erhöhten Gefährdung durch Brustkrebs, Herzinfarkt und Thromboembolien sind Hormone bei Beschwerden der Wechseljahre möglichst zu meiden.“35 Bayer hält sich in Brasilien an die Gesetzeslage und bewirbt Diane 35® (Cyproteronacetat und Ethinylestradiol) – anders als in Indien – gemäß der Indikation nur für schwere Akne und Vermännlichungserscheinungen der Frau und nicht als Anti-Baby-Pille. Diane 35® ist in Deutschland seit den 90er Jahren nicht mehr als Verhütungspille zugelassen, nachdem 1994 beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte der Verdacht auf Lebertumore entstand. Seit dieser Zeit ist die Anwendung beschränkt auf Androgenisierungserscheinungen der Frau und 25 schwere Akne.36 Diane 35® birgt zusätzlich ein hohes Thromboserisiko.37 Die Verhütungspille Qlaira® (Estradiolvalerat + Dienogest) wird in Brasilien, wie auch in Deutschland als „erste Antibabypille mit natürlichen Hormonen“ beworben.38 Doch auch, was als natürlich daherkommt, muss nicht unbedenklich sein. Weil Wirksamkeit und Sicherheit des Präparates nur unzureichend belegt sind, rät das arznei-telegramm dringend von der Anwendung ab.39 Private Apotheken sind in Brasilien der Hauptumsatzplatz für solche umstrittenen Produkte. Irrationales für den Mann Aber auch für den Mann hat Bayer Irrationales zu bieten: Das Arzneimittel Proviron® (Mesterolon) preist die Firma in Brasilien zur Behandlung von Blutbildungsstörungen und Leistungsminderung bei Männern an. Die Behandlung mit dem Sexualhormon Mesterolon gilt in Deutschland jedoch als überholtes Therapieprinzip. Der Nutzen des Medikaments ist nicht erwiesen und schon seit 2003 wird es hier nicht mehr verkauft. Mesterolon wurde von Schering in den 1960er Jahren unter anderem als „Wirkstoffkomplex für den Mann“ in Kombination mit Vitamin E, Yohimbin und Strychnin in den Handel gebracht. 40 Mit Übernahme des Unternehmens Schering hat Bayer diesen irrationalen Wirkstoff in Brasilien in sein Firmensortiment übernommen. Levitra® (Vardenafil) ist einer der Umsatzschlager gegen die erektile Dysfunktion beim Mann und muss als Life-Style-Medikament gewertet werden. Das Medikament hat ein hohes Risikopotential und sollte nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko eingesetzt werden.41 Zwar darf Levitra® auch in Brasilien nur gegen Rezept abgegeben werden, doch viele Drogarias verkaufen es nach Auskunft unserer brasilianischen PartnerInnen ohne Rezept. Je weiter weg von der Hauptstadt, desto schlechter sei die Kontrolle der Apotheken. Die Firma Bayer und andere Hersteller profitieren davon. 12% des Umsatzes mit Mitteln gegen die erektile Dysfunktion entfallen in Brasilien auf Bayers Levitra®, den größten Marktanteil haben Pfizer mit 26 Viagra® (Sildenafil, 36,2%) und Elli Lily mit Cialis (Tadalafil, 41,6%).4 2 Bis vor wenigen Jahren bewarb Bayer das Medikament öffentlich in Brasilien, obwohl die Gesundheitsbehörde Anvisa schon 2003 ein Werbeverbot erteilte.43 Dubiose Mixturen und Vitamin-Cocktails Neben irrationalen Kombinationen wie Cafaspirina® (ASS, Coffein), Alka-Seltzer® (ASS, Citronensäure, Natriumhydrogencarbonat) oder Redoxon® (Vitamin C und Zink) bietet Bayer in Brasilien zahlreiche unsinnige Vitaminmischungen an, darunter Beneroc®, Beroccal®, Elevit®, Ephynal®, Natele®, Protovit Plus®, Supradyn®. Das Präparat Supradyn Pré Natal® bringt es sogar auf 25 verschiedene Wirkstoffe. In Deutschland gelten Kombinationen von Arzneimitteln, die mehr als drei Wirkstoffe in einem Medikament vereinen schon seit 1991 als unsinnig und werden daher von den Krankenkassen nicht mehr erstattet.44 Problematisch sind solche Wirkstoff-Cocktails vor allem deshalb, weil die Wechselwirkungen der einzelnen Bestandteile im Körper nicht vorhersehbar sind. Die unerwünschten Wirkungen einzelner Wirkstoffe addieren sich und können sich sogar potenzieren. Gravierende Mangelerscheinungen können außerdem nur mit Monopräparaten gezielt therapiert werden. Zielgruppe der Bayer-Cocktails sind vor allem Kinder und Schwangere. Die zweifelhaften Mixturen werden als „Stärkungsmittel“ vor dem Sport angepriesen oder um die schulischen Leistungen zu verbessern. Sie füllen die Kassen der Hersteller, bescheren den AnwenderInnen jedoch keinen gesundheitlichen Gewinn. Nichts Gutes für DiabetikerInnen Auch das irrationale Diabetespräparat Glucobay® (Acarbose) von Bayer halten wir für bedenklich. Bayer versuchte mit der groß angelegten STOP-NIDDM-Studie den Nutzen von Arcabose zu belegen. Dies gelang nicht. Bei der Studie waren Bayer-MitarbeiterInnen an der Studiendurchführung beteiligt. Das arznei-telegramm kommt zu dem Schluss: „Ein Nutzen von Acarbose (Glucobay®) zur Senkung des Risikos kar- PHARMA-BRIEF SPEZIAL diovaskulärer Erkrankungen bei PatientInnen mit erhöhtem Blutzucker ist nicht belegt. Der angebliche Nutzen-Nachweis durch die STOPNIDDM-Studie beruht auf Daten-Manipulation zu Gunsten von Acarbose.“45 Fazit: Das Sortiment von Bayer ist mit 105 (62,9%) rationalen Arzneimitteln besser als das von Boehringer Ingelheim. 18% des Angebots zählen sogar zu den unentbehrlichen Medikamenten. Doch auch Bayer bietet in Brasilien viele problematische Arzneimittel an, darunter Altlasten der Firma Schering, die 2006 vom Bayer-Konzern übernommen wurde. Baxter: Qualität zum stolzen Preis Baxter bot 2011 mit 53 Medikamenten ein relativ kleines Sortiment in Brasilien an und verkaufte dort noch weniger Arzneimittel als in Indien (77). Fast alle Produkte (49) sind auch in Deutschland verfügbar, allerdings ist das Firmensortiment hierzulande fast doppelt so groß (Deutschland: 94). Alle in Brasilien verkauften Baxter-Produkte sind rational, 39 (73,6%) sogar unentbehrlich. Sechs Medikamente werteten wir darüber hinaus als innovativ. Das in der Krebstherapie eingesetzte Mitexan® (Mesna) wurde als unentbehrliche Innovation eingestuft. Vieles sinnvoll und unentbehrlich Wie auch in anderen Ländern konzentriert sich Baxter in Brasilien vorrangig auf Infusionslösungen (Glucose, Ringer). Außerdem bietet die Firma in Brasilien Blutersatzprodukte, ein Narkosemittel und zwei Impfstoffe gegen Influenza A und Meningokokken an, sowie einige Krebsmedikamente (Baxter Oncology). Antibiotika sind in Brasilien nicht im Sortiment. Nur neun Präparate bietet der Hersteller im mittleren Preisspektrum an. Immerhin 15 Baxter-Produkte, also rund ein Viertel, sind dagegen hochpreisig: Das Blutersatzprodukt Immumine® (Gerinnungsfaktor IX), der Influenza A Impfstoff und Auf Kosten der Armen? Viele Infusionslösungen von Baxter sind teuer. Foto: U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 1st Class David G. Crawford, Wikimedia Commons die Blutersatzprodukte Prothromplex-T® (Gerinnungsfaktoren, II, VII, IX und X) und Advate® bzw. Feiba® (Gerinnungsfaktor VIII), Endobulin KIOVIG® und Endobulin S/D® (Immunoglobulin G) sowie das Krebsmittel Holoxane® (Ifosfamid) und auch das Narkosemittel Isothane® (Isofluran). Diese Mittel gelten zwar auch in Brasilien als unentbehrlich und sollten eigentlich vom staatlichen Gesundheitssystem SUS bezahlt werden. Doch in den Volksapotheken sind Arzneimittel gegen seltene Erkrankungen nicht immer verfügbar. Und privat kann sich diese Medikamente kaum jemand leisten. EinE ArbeiterIn verdient zum Beispiel in Brasilien rund 1.400,– R$ im Monat. Ist er oder sie BluterIn, wird mehrmals wöchentlich eine Dosis des Blutgerinnungsfaktors Advate® für 4.115,25 R$ benötigt. Für PatientInnen, die nicht gerade in der Hauptstadt mit zahlreichen gut zugänglichen und recht gut ausgestatteten Gesundheitseinrichtungen leben, bedeutet das den sicheren Tod. 27 Viele wichtige, aber teure Arzneimittel sind somit schlecht zugänglich für die Armen. Das ist umso bedenklicher, als die meisten (11) zugleich unentbehrlich sind, etwa die Krebsmedikamente oder die Blutersatzprodukte. Fazit: Das Sortiment ist insgesamt gut, orientiert sich aber kaum an den in Brasilien vorherrschenden Erkrankungen. Die Preisgestaltung und die Auswahl der Produkte lassen den Schluss zu, dass Baxter (wie auch Bayer und Boehringer Ingelheim) den privaten Sektor und somit die brasilianische Mittel- und Oberklasse fokussiert. Hohe Herstellerpreise schließen die Armen vom Zugang zu wichtigen Medikamenten aus. Endnoten 1 Jede unterschiedliche Darreichungsform oder Dosierung wird als eigenes Medikament gezählt. So handhabt das auch die deutsche Zulassungsbehörde. 2 Rote Liste (2011) Rote Liste Februar 2011. Frankfurt: Rote Liste® Service GmbH – Da sich die brasilianischen Daten auf das Jahr 2011 beziehen, wurden die Vergleichsdaten auch aus Deutschland aus dem Jahr 2011 verwendet. 3 Medikamente, die seit 15. Mai 1996 auf dem brasilianischen Markt sind und keine generische Alternative haben. Cave: innovativ beinhaltet nach dieser Definition nicht zwingend, dass ein Medikament rational ist, s. Methodik. 4 In der Kinderformulierung existiert Nevirapine in Deutschland nicht, da es bei uns nur sehr wenige HIV-infizierte Kinder gibt. 5 Umrechnungskurs vom 23.10.2012 6 arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Bewertung Tenecteplase. Stand: [Zugriff 15.9.12] 7 Arznei-telegramm (2005) Sehstörungen unter Parkinsonmitteln wie Pramipexol (SIFROL). 36, S. 14 8 Rote Liste (2011) Frankfurt: Rote Liste® Service GmbH, Februar 2011 9 arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Bewertung Pramipexol. [Zugriff 15.9.12] 10 (2012) 90 Jahre und kein Ende. Warum Metamizol so problematisch ist. Pharma-Brief Spezial 1/2012, S.7 11 arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Bewertung Metamizol-Natrium [Zugriff 15.9.12] 12 Mit einem Schreiben vom November 1986 teilte das Bundesgesundheitsamt pharmazeutischen Herstellern seine Absicht mit, metamizolhaltigen Kombinationspräparaten die Zulassung zu entziehen. Auch die Anwendung von Monopräparaten wurde stark eingeschränkt und rezeptpflichtig. Im April 1987 wurde das Verbot für Metamizol-Kombinationen ausgesprochen. (Pharma-Brief 4/1987, S. 3-4 und Deutsches Ärzteblatt 19.11.1986, 83. Jg, H. 47, S. 3267) 13 Pharma-Brief 4/1987, S. 4 14 Website Boehringer-Ingelheim, Rubrik 55 Jahre in Brasilien – Erfolgreiche Marken und viel Potenzial. http://www.boehringer-ingelheim.de/unternehmensprofil/global_activities/americas/brazil/bi_in_brasilien.html [Zugriff 14.8.2012] 15 Youtube (2011) www.youtube.com/watch?v=Xe28Nuw39zQ [Zugriff 15.03.2012] 16 Brasilianische Pharmaton-Website, Rubrik Klinische Studien www.pharmaton.com.br/estudios_clinicos/adultos/diminui_os_sintomas_ fadiga.html [Zugriff am 16.8.12] 17 Rote Liste (2011) Frankfurt: Rote Liste® Service GmbH, Februar 2011 18 arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Eintrag zu Dipyridamol [Zugriff 15.9.12] 19 arznei-telegramm (2008) Sekundärprävention nach Insult. a-t 2008; 39, S. 94-95 20 arznei-telegramm (2010), Arzneimitteldatenbank, Eintrag zu Telmisartan. Stand 23.4.2010 21 arznei-telegramm (2008) Oraler Thrombinhemmer Dabigatranetexilat. a-t 2008; 32, S. 51 22 arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Eintrag zu Bisolvon Hustensaft [Zugriff 15.9.12] 23 arznei-telegramm (1991) Asthma. Fenoterol (Berotec)-Dosieraerol als Todesursache. a-t 1991; 12, S. 106-107 24 arznei-telegramm (1996) Antirheumatikum Meloxicam (Mobec). Pseudoinnovation mit brüchigem Konzept. a-t 1996; 8, S. 77-78 25 arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Eintrag zu Phenylbutazon [Zugriff 15.9.12] 26 Die Firma Bayer besteht aus mehreren Teilen, durch den Zusammenschluss mit Schering-Jenapharm aus Bayer Schering, Bayer HealthCare 28 und Bayer Vital. Der Übersichtlichkeit halber wird die Gesamtfirma hier als Bayer bezeichnet. 27 TB Alliance (2012) ENROLLMENT COMPLETE FOR REMOX TB – GLOBAL PHASE III CLINICAL TRIAL www.tballiance.org/newscenter/view-brief. php?id=1018 [Zugriff 12.2.2012] Firmen E-Mails an die BUKO Pharma-Kampagne vom 25.4.2012 und 16.5.2012 28 Bayers Vertrag mit Genzyme genehmigt (2009). Bayer Austria-Website, Rubrik Presse http://www.bayer.at/scripts/pages/de/presse/bayergenzyme-genehmigt.php [Zugriff 8.10.2012] 29 Paul-Ehrlich-Institut (2012) Information des Paul-Ehrlich-Instituts zur Marktrücknahme von MabCampath® (Alemtuzumab). Sicherheitsinformation, 15. August 2012 30 Vom Leukämiemittel zum MS Präparat (2012) Pharmazeutische Zeitung online http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=43143 [Zugriff 8.10.2012] 31 Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (2012) Information und Stellungnahme der AkdÄ zur Marktrücknahme von MabCampath® (Alemtuzumab) 32 arznei-telegramm (2012) Arzneimitteldatenbank, Bewertung Ethinylestradiol + Drospirenon [Zugriff 28.10.2012] 33 arznei-telegramm (2009) THROMBOEMBOLIERISIKO DROSPIRENONHALTIGER KONTRAZEPTIVA YASMIN U.A. a-t 2009; 40, S. 100 arznei-telegramm (2006) Thrombosen unter Drospirenon-haltigen Antibabypillen. a-t 2006; 37, S. 94 34 Information des brasilianischen Arzneimittelindustrieverbandes Interfarma: www.interfarma.org.br/site2/index.php/informacoes-do-setor/indicadores 35 arznei-telegramm (2004) ANGELIQ ZUR „HORMONSUBSTITUTION“. a-t 2004; 35, S. 101-102 36 arznei-telegramm (1994) DIE GESCHICHTE DES WIRKSTOFFS CYPROTERONAZETAT (IN DIANE U. A.): ... Von der „Pille für den Mann“ zum „Hautpflegemittel mit Empfängnisschutz“. a-t 1994, 9, S. 84-86 Rote Liste (2011) Frankfurt: Rote Liste® Service GmbH, Februar 2011 37 arznei-telegramm (2002) HÖHERE THROMBOGENITÄT VON DIANE. a-t 2002; 33; S. 130 38 Paceiro da Saude (2011) Anticonceptional-Brasil ganha pilula com estrogrenio natural. Qlaira, da Bayer HealthCare. www.parceirodasaude. com.br/?p=2027 [Zugriff: 15.3.12] 39 arznei-telegramm (2009) Neu auf dem Markt. a-t 2009; 40, S. 62 40arznei-telegramm (2012), Arzneimitteldatenbank, Bewertung Mesterolon [Zugriff 15.9.12] 41 arznei-telegramm (2003) PHOSPHODIESTERASE-HEMMER NR. 3: VARDENAFIL (LEVITRA). a-t 2003; 34: 35 42 Cuminale N (2010) Mais 10 milhões de consumidores de Viagra. [http://veja.abril.com.br/noticia/saude/mais-10-milhoes-consumidores-viagra [Zugriff: 1.9.2012] 43 Anvisa (2003) Resolução RE nº 1.157, de 17 de julho de 2003, D.O.U de 28/7/2003. http://portal.anvisa.gov.br/wps/wcm/connect/ ae06130047458b92955cd53fbc4c6735/Lista_Propagandas_Suspensas_2010_2001_15042011.pdf?MOD=AJPERES [Zugriff 1.9.2012] 44 Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (2002) Ergänzung und Aktualisierung der Arzneimittelübersicht zu der Verordnung über unwirtschaftliche Arzneimittel in der gesetzlichen Krankenversicherung. BGBl; I, S. 4554 www.kbv.de/rechtsquellen/2577.html [letzter Zugriff 10.9.12] 45 arznei-telegramm (2003) STOP-NIDDM-STUDIE MIT ACARBOSE. Schlamperei, Manipulation, Irreführung. a-t 2003; 34, S. 73-74 46 World Health Organisation (2011) Essential Medicines. www.who.int/ medicines/services/essmedicines_def/en/index.html [Zugriff 16.2.2012] PHARMA-BRIEF SPEZIAL Ein Schuhputzer in Curitiba, Brasilien, wartet auf Kundschaft. Das steuerfinanzierte Gesundheitssystem garantiert ihm kostenlose medizinische Versorgung. Foto: Adam Jones, Wikimedia Commons 2. Zugang zu den Arzneimitteln Preis und Verfügbarkeit In staatlichen Gesundheitseinrichtungen Brasiliens ist die Versorgung für alle BürgerInnen kostenlos. Viele BrasilianerInnen suchen jedoch private Einrichtungen auf, obwohl sie die anfallenden Kosten dann aus eigener Tasche zahlen müssen. Grund dafür sind zum Teil lange Wartezeiten im öffentlichen Sektor, wie PatientInnen in Interviews berichteten. So klagte der Angehörige einer Patientin: „Meine Schwester war 30 Tage in einer staatlichen Klinik, bevor ihr ein einfacher Nierenstein entfernt wurde. Sie hat daher einen ganzen Monat Gehalt verloren. Das nächste Mal gehen wir in eine private Klinik.“ Insbesondere für die Gesundheitsversorgung der Ober- und Mittelschicht spielt der private Sektor eine große Rolle. Jedes Krankenhaus des privaten wie auch des öffentlichen Sektors verfügt über eine Liste von Arzneimitteln, die in der jeweiligen Einrichtung verwendet werden und dort auch vorrätig sein sollen. Die sogenannten Positivlisten werden von einem pharmazeutischen ExpertInnenkomitee zusammengestellt. Wir haben die Verfügbarkeit von 111 (Distrito Federal DF) bzw. 113 (Goiás) Medikamenten aller drei Firmen in beiden Bundesstaaten in jeweils fünf öffentlichen sowie fünf privaten Krankenhäusern und fünf privaten Apotheken (Drogarias) untersucht (insgesamt 30 Einrichtungen). Weil im Distrito Federal und Goiás z.T. unterschiedliche Dosierungsformen vorlagen, unterscheidet sich die Auswahl der Medikamen- Auf Kosten der Armen? 29 Goiâna ist die Hauptstadt von Goiás. Die medizinische Versorgung ist in diesem Bundesstaat schlechter als im Bundesdistrikt. Foto: Aoaassis, Wikimedia Commons te in den Bundesstaaten geringfügig. Es wurde überprüft, welche Arzneimittel in den verschiedenen Sektoren verwendet werden und ob die Firmen den Höchstpreis über- oder auch unterschreiten. Ein Medikament – das Human Albumin von Baxter – wurde nur in Goiás überprüft, dort aber in keinem Krankenhaus verwendet. Es war auch in keiner privaten Apotheke (Drogaria) vorrätig. Staatlicher Sektor Im staatlichen Sektor behandeln ÄrztInnen vor allem mit brasilianischen generischen Produkten. Die Medikamente sind für die PatientInnen kostenlos und werden meist mit generischem Namen vom Gesundheitsministerium zur Verfügung gestellt. Dementsprechend empfangen die ÄrztInnen in der Regel keine PharmavertreterInnen und sie verordnen Medikamente unter ihrem Wirkstoffnamen, nicht unter dem Markennamen. Die PatientInnen bekommen das entsprechende Präparat dann in der Krankenhausapotheke ausgehändigt. Allerdings kann es vorkommen, dass ein gelistetes Mittel nicht verfügbar ist und PatientInnen es dann doch in einer privaten Apotheke kaufen müssen. Eine Patientin erzählte, dass ihr achtjähriger Sohn wegen eines akuten Asthmaanfalls in einer staatlichen Klinik behandelt wurde. Ein einfaches Asthmaspray war dort nicht vorrätig. Die Mutter solle es in einer privaten Apotheke einkaufen, so der Rat des Arztes. Auffällig war, dass vier (von sieben) ÄrztInnen zugleich im privaten und im öffentlichen Sektor tätig waren, weil im privaten Bereich mehr zu verdienen ist. Alle interviewten MedizinerInnen hatten außerdem ein ähnliches Spektrum von Krankheitsfällen gesehen: Häufig waren hoher Blutdruck, Malaria, Lungenentzündungen, 30 Die Hauptstadt Brasilia im Bundesdistrikt hat moderne Architektur, aber auch gute medizinische Versorgung zu bieten. Foto: Heitor C. Jorge, Wikimedia Commons Harnwegsinfekte. Gelegentlich kamen DengueFieber, Chagas, HIV, Krebs und Lepra vor. In sechs von zehn untersuchten staatlichen Krankenhäusern waren insgesamt nur sechs Medikamente in sechs Dosierungs- und Formulierungsformen der untersuchten Firmen vorhanden. Die Preise der wenigen im staatlichen Sektor verwendeten Originalmedikamente lagen alle unter dem offiziellen Firmenpreis. Eine staatliche Einrichtung in Goiás verwendete zwei Medikamente der untersuchten Firmen: eine Kochsalzinfusionslösung der Firma Baxter sowie das irrationale und gefährliche Buscopan composto® (Butylscopolamin und Metamizol). In einer staatlichen Universitätsklinik im selben Bundesstaat war das hochpreisige Actilyse® (Alteplase) für 1.532,– R$ (580,– €) pro Kurzinfusion PHARMA-BRIEF SPEZIAL verfügbar. Das Medikament steigert die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem akuten Herzinfarkt und gilt in Brasilien als unentbehrliches Arzneimittel. Trotzdem werden InfarktpatientInnen in anderen staatlichen Kliniken in Goiás weder mit Alteplase noch mit anderen Fibrinolytika behandelt – so die Aussage unserer brasilianischen PartnerInnen, weil diese Mittel schlicht nicht verfügbar sind. Die PatientInnen müssen darum meist in den Distrito Federal (DF) verlegt werden, ein nicht selten tödlicher Zeitverlust. Obwohl kein Patentschutz besteht, ist Alteplase in Brasilien (wie auch in Indien und Deutschland) nur als Originalprodukt erhältlich. Denn Alteplase ist ein biopharmazeutisch hergestelltes Medikament, also ein Arzneimittel, das mit Hilfe von gentechnisch veränderten (Mikro-) Organismen hergestellt wird. Nachahmerpräparate dieser hochkomplexen Proteine bezeichnet man als Biosimilar, nicht als Generikum, denn eine identische Kopie des Arzneistoffes ist nicht möglich. Die Herstellung eines Biosimilars ist aufwändig und in der Regel mit zusätzlichen klinischen Studien verbunden. Daher bleibt für Alteplase auch nach Ablauf der Patentlaufzeit das Monopol bestehen und das Mittel ist nach wie vor hochpreisig. Die staatliche Uniklinik zahlt jedoch gut 300,– R$ weniger als die Firma offiziell als Produktpreis fordert. Im Distrito Federal verwendeten zwei Krankenhäuser eine Glukose-Lösung von Baxter und eine Klinik eine Nifedipin-Beißkapsel, die gegen akuten hohen Blutdruck eingesetzt wird. Erstaunlich ist, dass gleich vier (!) von fünf untersuchten staatlichen Kliniken im Distrito Federal die überteuerte Pseudoinnovation Metalyse® (Tenecteplase) von Boehringer Ingelheim für 4.418,– R$ (1.867,– €) je Kurzinfusion in ihrem Sortiment hatten, das unentbehrliche, immer noch teure, aber deutlich günstigere Medikament Actilyse® (Alteplase) dagegen nicht. Dabei bietet Metalyse® (Tenecteplase) gegenüber Alteplase keinen Vorteil.1 So ist es nur ein schwacher Trost, dass der Klinikpreis um mehr als 1.000,– R$ unter dem offiziellen Herstellerpreis liegt. Auch Tenecteplase ist ein Biopharmazeutikum und in Brasilien nicht als Generikum verfügbar. Auf Kosten der Armen? Das private Albert Einstein Hospital in São Paulo gilt als eines der besten Krankenhäuser der Stadt. Foto: Lukaaz - Marcelo, Wikimedia Commons Privater Sektor In privaten Kliniken und Praxen empfangen ÄrztInnen PharmavertreterInnen und verordnen neben Generika auch Originalpräparate. Privatpraxen werden schlecht, teils gar nicht kontrolliert. PharmareferentInnen werden laut der Interviewaussagen vor allem wegen ihrer Musterpackungen und Geschenke vorgelassen. Fachtagungen für ÄrztInnen sind in der Regel von Pharmaunternehmen stark gesponsert. Ein Praxisarzt berichtete: „Auf Konferenzen werden zahlreiche Satellitensymposien angeboten, wo es neben Werbung zur Mittags- oder Abendbrotzeit besonders gutes Essen gibt. Werbung ist sehr wichtig für viele KollegInnen, viele bekommen ihre Informationen nur durch Werbeanzeigen.“ Das hat durchaus Auswirkungen auf die Verschreibungspraxis, auch wenn sich der interviewte Arzt selbst von jeglichem Industrieeinfluss frei glaubte. Anstatt das rationale Paracetamol oder Ibuprofen gegen Fieber und Schmerzen einzusetzen, verordnete er Kindern das gefährliche Metamizol. Die kleinen PatientInnen erhielten von ihm auch das veraltete und nebenwirkungsreiche Asthmamittel Berotec® (Fenoterol) der Firma Boehringer Ingelheim. Vie- 31 le ÄrztInnen nehmen gerne Arzneimittelmuster an und geben sie an ihr wohlhabendes Klientel weiter. Rezepte von Privatpraxen können nur in privaten Apotheken eingelöst und müssen privat bezahlt werden. Auch Life-Style-Mittel wie das Potenzmittel Levitra® (Vardenafil) müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Ein brasilianischer Urologe schilderte, dass er häufig kostenlose Probepackungen erhalte, das Mittel aber auch sehr häufig verschreibe. Von dem Bayer-Vertreter, der mindestens einmal monatlich seine Praxis aufsuche, erhalte er Infomaterial, Zeitschriften, Einladungen zu Konferenzen und kleine Geschenke - etwa ein Mousepad mit einer Dosierungstabelle für Testosteron. „Bayer ist sehr präsent im Fachbereich Urologie, besonders wegen Vardenafil und der Hormontherapie mit Testosteron.“ In den untersuchten privaten Kliniken fanden sich deutlich mehr Präparate von Originalherstellern. Sowohl ÄrztInnen als auch PatientInnen aus der Mittel- und Oberschicht kannten entsprechende Markennamen. Die Markenpräparate werden von den PatientInnen bzw. deren privater Krankenversicherung bezahlt. Auch im privaten Sektor erstellt ein PharmazeutischTechnisches Komitee in jeder Klinik eine eigene Positivliste der verfügbaren Medikamente. ÄrztInnen verordnen Medikamente teils unter dem Markennamen, teils unter dem Wirkstoffnamen. Die Krankenhaus-ApothekerInnen dürfen ein verordnetes Originalpräparat aber durch ein (wirkstoffgleiches) Generikum ersetzen.2 Recht häufig wird im privaten Bereich das veraltete Asthmamittel Berotec® (Fenoterol) verordnet. ApothekerInnen berichten außerdem, dass viele PatientInnen z.B. Mittel zur Absenkung der Blutfette haben wollen, weil sie denken, dass körperliche Übungen weniger wirkungsvoll seien. Ebenso ziehen einige PatientInnen die Markenarzneimittel von Bayer, Boehringer und Co. vor, weil sie diese für qualitativ hochwertiger halten als brasilianische Nachahmer-Präparate. Die Firmen fördern dieses Kaufverhalten, indem sie den privaten Apotheken Rabatte bis zu 50% einräumen! 3 Das gilt auch für Bayers riskante Verhütungsmittel, wie ein Apotheker berichtete: 32 „Bayer gibt auf Yasmin® einen Rabatt, während das sinnvollere Kontrazeptivum Mesigyna® umsonst in jeder Volksapotheke erhältlich ist.“ Die Auswahl der im privaten Sektor verwendeten Medikamente ist eine bunte Mischung aus rationalen, irrationalen und unentbehrlichen Produkten. Die privaten Krankenhäuser im Distrito Federal verwendeten 7 bis 18 der untersuchten Medikamente. In Goiás waren es 2 bis 19. Die irrationalen Produkte Buscoduo® (Butylscopolamin und Paracetamol) und Binotal® (Ampillicin) waren nur in Goiás verfügbar. Beachtlich war, dass kein privates Krankenhaus in Goiás das wichtige Arzneimittel Actilyse® (Alteplase) zur Behandlung eines akuten Herzinfarktes vorrätig hatte. Auch andere Therapien wie Metalyse® (Tenecteplase) oder vergleichbare Präparate wie Streptokinase oder Urokinase waren nicht vorhanden. Offensichtlich sind die Krankenhäuser in Goiás schlechter für Notfälle wie einen akuten Herzinfarkt ausgestattet als jene im Distrito Federal, in dem auch die Hauptstadt des Landes liegt. Grund dafür dürfte u.a. der hohe Preis von Alteplase sein. Im Distrito Federal verwendeten drei private Häuser Metalyse® (Tenecteplase) zur Behandlung eines akuten Herzinfarkts. Die teure Pseudoinnovation kostet 4.418,– R$ (1.867,– €) bzw. 5.460,– R$ (2.279,– €) je Kurzinfusion. Alle fünf privaten Häuser im Distrito Federal verwendeten ebenfalls Actilyse® (Alteplase) für 1.847,– R$ (784,– €) pro Injektion. Das Kreislaufmittel Efortil® (Etilefrin) sowie das in der Krebstherapie verwendete Medikament Mitexan® (Mesna) waren nur im Distrito Federal verfügbar. Bei anderen Medikamenten wurde kein Unterschied zwischen den Bundesstaaten beobachtet: Gleich sieben private Kliniken verwendeten das gefährliche Metamizol-Mischmittel Buscopan composto® (Butylscopolamin und Metamizol) und in zwei Krankenhäusern war das Bluthochdruckpräparat Micardis® (Telmisartan) verfügbar. Es bietet keinen Vorteil gegenüber anderen vergleichbaren Substanzen, 4 ist aber deutlich teurer. Erfreulicherweise fanden wir in keiner der Kliniken das umstrittene Aknemittel Diane 35® von Bayer-Schering (das häufig auch zur Verhütung eingenommen wird) sowie die irrationale Vit- PHARMA-BRIEF SPEZIAL Auch sie hat´s erwischt! Kranke Kuh vor einer brasilianischen Drogaria. Die privaten Apotheken bieten ein breites Sortiment an Markenpräparaten an und sind Hauptabsatzmarkt für die untersuchten Firmen. Foto: Andrevruas, Wikimedia Commons aminmischung Kiddi-Pharmaton®. In einem der privaten Krankenhäuser kostete eine Großpackung Aspirin® (ASS) 500 mg mit 100 Tabletten 94,16 R$ (36,– €). PatientInnen, die das Medikament einkaufen, zahlen fast das Doppelte des offiziellen Firmenpreises in Brasilien, der sogar noch etwas über dem Preis in Deutschland liegt (16,48 €). Ansonsten hielten sich die privaten Krankenhäuser an den offiziellen Preis. Private Apotheken (Drogarias) Die meisten Apotheken in Brasilien sind in privater Hand. Die Medikamente müssen dort aus dem eigenen Geldbeutel bezahlt werden. Neben den Farmácias de Manipulação, in denen vor allem selbst hergestellte Medikamente wie z. B. Salben verkauft werden, existieren zahlreiche private Drogarias. Viele gehören zu einer Ladenkette, z. B. Drogafuji5 oder Drogaria Rosário6 . Auf Kosten der Armen? Wie der Name vermuten lässt, ähneln die Drogarias eher Drogeriemärkten als Apotheken. Neben Fertigarzneimitteln werden hier Kosmetika und Hygieneartikel verkauft. Zwar muss einE ApothekerIn anwesend sein, doch das übrige Personal hat in der Regel keine pharmazeutische Ausbildung. De facto werden häufig verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Antibiotika, Verhütungspillen, Potenzmittel, Medikamente gegen hohen Blutdruck oder Diabetes ohne Rezept abgegeben.7 Nicht selten sind wichtige Arzneimittel in staatlichen Krankenhäusern nicht verfügbar und die PatientInnen müssen diese Mittel in privaten Apotheken einkaufen. In staatlichen Apotheken sieht es nicht viel anders aus, wie ein von uns interviewter Arzt berichtete: „Manchmal müssen die PatientInnen die Medikamente in privaten Apotheken kaufen, weil sie in öffentlichen Apotheken nicht zu bekommen sind.“ Theore- 33 ter Apotheker. Die problematischen Arzneimittel Diane 35® und Yaz® werden hier ebenso feil geboten wie die irrationale Vitaminmischung Pharmaton Kiddi® oder das gefährliche Metamizol-Mischpräparat Buscopan® composto. Eine staatliche Kontrolle der privaten Drogarias findet kaum statt. Zusammenfassende Bewertung Herzinfarkt-PatientInnen haben in Goiás kaum Chancen auf eine angemessene Therapie. Foto: AlexSP, Wikimedia Commons tisch können Medikamente, die zwar auf der Positivliste stehen, jedoch in staatlichen Kliniken oder Volksapotheken nicht verfügbar sind, privat gekauft und dann nachträglich erstattet werden. Diese Rückerstattung sei jedoch kaum praktikabel und die PatientInnen bleiben – laut Auskunft unserer brasilianischen Partnerorganisation – oft auf den Kosten sitzen. In den untersuchten Drogarias fanden wir jeweils 12 bis 32 der überprüften Medikamente. Das Arzneimittelsortiment ist in beiden Bundesstaaten nahezu identisch. Fast alle im ambulanten Bereich verwendbaren Produkte waren vorhanden. Beim Verkaufspreis wurde fast immer der offizielle Firmenpreis eingehalten, teils lag er leicht darunter. Private Drogarias sind der Hauptabsatzmarkt für die Medikamente der untersuchten Firmen. Entsprechend häufig werden sie von VertreterInnen der Firmen aufgesucht: „Die PharmareferentInnen kommen regelmäßig – mindestens zweimal im Monat in die Straße der Apotheken (die Apotheken befinden sich häufig in einer Straße) und besuchen uns“, so ein interview- 34 Das Arzneimittelsortiment und Vermarktungsstrategien der Firmen lassen den Schluss zu, dass Boehringer, Bayer und Baxter den privaten Sektor, vor allem private Arztpraxen und Drogarias im Blick haben, weniger die Krankenhäuser. Im staatlichen Sektor finden die Medikamente der untersuchten Firmen bis auf wenige Ausnahmen kaum Anwendung. Die für unsere Untersuchung ausgewählten Markenpräparate werden hauptsächlich im Bundesdistrikt Distrito Federal und in privaten Krankenhäusern angeboten. Eine rationale Verordnungspraxis scheint bei der Auswahl der Medikamente nicht im Vordergrund zu stehen. Weil im Distrito Federal die Hauptstadt mit vielen reichen EinwohnerInnen liegt, bemühen sich vor allem die Privatkliniken, den Erwartungen der PatientInnen nach teuren Markenprodukten, aber auch dem nicht zuletzt durch Werbung geprägten „Geschmack“ der ÄrztInnen zu entsprechen. Vier private Kliniken im DF und eine in Goiás hatten über zehn Präparate der untersuchten Firmen im Angebot. Die Preise wichen kaum vom offiziell empfohlenen Firmenpreis ab. Besonders beachtenswert ist die relativ große Verfügbarkeit der irrationalen und teuren Pseudoinnovation Metalyse® (Tenecteplase), während das sinnvolle und etwas günstigere Arzneimittel Actilyse® (Alteplase) – sowohl im staatlichen wie im privaten Sektor – überraschend wenig Anwendung findet. In Goiás war Actilyse® nur in einem staatlichen Universitätskrankenhaus und in keiner privaten Klinik verfügbar. Dabei steht Actilyse in Brasilien auf der Liste unentbehrlicher Medikamente und sollte im öffentlichen Sektor zu 100% verfügbar sein. 8 Die große Verfügbarkeit der Pseudoinnovation Metalyse® (Tenecteplase) gerade auch in PHARMA-BRIEF SPEZIAL staatlichen Einrichtungen des Distrito Federal weist auf geschicktes Marketing der Firma hin. Vermutlich wirbt Boehringer in den für die Auswahl der Medikamente zuständigen pharmazeutisch-technischen Komitees massiv für die Pseudoinnovation Metalyse® (Tenecteplase). Die Medikamentenauswahl der privaten Drogarias enthält alles, was ambulant verwendbar ist und in privaten Sprechzimmern verschrieben wird. Der Schwerpunkt liegt auf mittelpreisigen Präparaten, darunter viele irrationale Produkte wie Pharmaton® Kiddi oder Buscopan® (Butylscopolamin) in Tablettenform oder das Metamizol-Mischmittel Buscopan® compositum. Da der Apotheken-Verkauf kaum reguliert wird und viele Medikamente ohne Rezept frei verkäuflich sind, ist dieser Zustand äußerst bedenklich. Private Apotheken hatten auch das problematische Aknepräparat Diane 35® und das ebenso problematische Drospirenon-haltige Kontrazeptivum Yaz® im Sortiment. Die Firmen fördern den Kauf solcher irrationaler Produkte, indem sie hohe Rabatte auf diese Mittel gewähren. Theoretisch haben in Brasilien alle BürgerInnen laut Verfassung das Recht auf kostenlose Behandlung und Therapie.9 Aber in der Realität kann es Wochen dauern, bis jemand tatsächlich die Behandlung bekommt, die er oder sie braucht. In den Interviews schilderte eine Patientin, dass sie vier Mal in einer staatlichen Klinik aufgenommen wurde, bis ein gutartiger Tumor entfernt wurde. Lange Wartezeiten können nicht nur äußerst schmerzhaft und gesundheitsbedrohlich sein, sie bedeuten zusätzlich herbe Einkommensverluste für die Betroffenen. Krankheit kann daher auch in Brasilien leicht zu einer Überschuldung der Familie führen. PatientInnen ziehen wegen dieser Mängel oft das private System dem staatlichen SUS vor. Einige PatientInnen sind privat versichert, gehen aber zum SUS, um ihre Medikamente zu bekommen, weil sie diese sonst privat bezahlen müssten. Ein Patient berichtete: „Obwohl ich eine private Krankenversicherung habe, beziehe ich meist meine Medikamente über den SUS, weil ich sie mir privat nicht leisten kann. Ich denke, es ist absurd, wenn wir für unsere Medikamente selbst zahlen müssen, obwohl wir krankenversichert sind.“ Auf Kosten der Armen? Aufwändige Untersuchungen müssen meist in privaten Kliniken durchgeführt werden, weil die technischen Geräte in öffentlichen Einrichtungen nicht vorhanden sind. Foto: Hosppaulistano, Wikimedia Commons PatientInnen sind häufig sehr auf Medikamente fixiert wie ÄrztInnen berichteten:„PatientInnen wollen fast immer Medikamente.” Sie beschwere sich, wenn sie nur Ratschläge bekommen. Ich habe einen Patienten gehabt, der die Therapie verweigerte, weil er kein Medikament bekam.“ Nur ein Arzt sah die PatientInnenbeziehung und das Gespräch für den Heilungsprozess als wichtiger an als Medikamente: „Heute wollen PatientInnen sich ausdrücken und gehört werden. Die Medikamententherapie kommt dann auf Platz zwei.“ Im Gegensatz zu Indien stehen BrasilianerInnen Spritzen eher kritisch gegenüber und meiden darum Injektionen: „Ich habe PatientInnen gesehen, die Insulinspritzen abgelehnt haben, weil sie schmerzhaft sind. Vor invasiven Methoden fürchten sich viele“, so ein Arzt. Diese Beobachtungen werden auch von PatientInnen bestätigt. Insgesamt ist in Brasilien das Vertrauen in die Fähigkeiten von ÄrztInnen hoch, wenn auch nicht so bedingungslos wie in Indien. Verschreibungen werden in der Regel kaum hinterfragt. 35 3. Zugang zu innovativen Medikamenten Sechs Baxter-Medikamente, 45 von Bayer und 32 von Boehringer Ingelheim kamen nach dem 14 Mai 1996 auf den brasilianischen Markt. Zu diesen Mitteln existieren keine generischen Alternativen, weshalb wir sie als innovativ einstufen. 16 der innovativen Bayer-Medikamente und 24 der innovativen Boehringer-Medikamente wurden aber als irrational bewertet, sie stellen also keine sinnvolle Therapie dar. Das innovative Krebsmedikament Nexavar® (Sorafenib) von Bayer steht auf der brasilianischen Liste unentbehrlicher Arzneimittel, weil es das Leben von PatientInnen mit Leberkrebs um einige Monate verlängern kann.10 Interessanterweise wurde der Patentantrag für dieses Medikament im August 2010 vom brasilianischen Patentamt abgelehnt.11 Dagegen hat der Hersteller Widerspruch eingelegt, das Verfahren ist jedoch noch nicht entschieden. Sorafenib gibt es darum in Brasilien bisher nicht als Generikum (Nachahmerpräparat). Bayer irrational: Fludara 10 mg® . (Fludarabine), Bayer rational: Fludara 50 mg® . (Fludarabin), Campath® (Alemtuzumab), Magnevistan® (Gadopentetat-Dimeglumin), Utravist® (Iopromide ) Bayer rational und unentbehrlich: Nexavar® (Sorafenib) Boehringer Ingelheim rational: Metalyse® (Tenecteplase) Boehringer Ingelheim rational und unentbehrlich: Elodius® (Tipranavir), Actilyse® (Alteplase) Nur Metalyse® (Tenecteplase) und Actilyse® (Alteplase) waren in den von uns untersuchten Krankenhäusern verfügbar. Spezialisierte HIV Kliniken, in denen Elodius® (Tipranavir) verfügbar sein könnte, wurden allerdings nicht untersucht. Die hochpreisigen Medikamente wurden auch nicht in den Drogarias angeboten. Dabei ist es in Brasilien durchaus keine Seltenheit, dass PatientInnen, die in staatlichen Krankenhäusern behandelt werden, eine private Apotheke aufsu- 36 chen müssen, um die benötigten Medikamente zu erhalten. Das bestätigten auch unsere Interviews mit brasilianischen PatientInnen. Die Kranken selbst oder ihre Angehörigen mussten Bluthochdruck- und Krebsmedikamente aus Drogarias besorgen, weil die behandelnde Klinik diese Mittel nicht vorrätig hatte. Zusammenfassende Bewertung Rationale Innovationen von Bayer, Baxter und Boehringer Ingelheim sind schlecht verfügbar für die Armen und im staatlichen Gesundheitssektor oft nicht zu haben. Die innovativen Medikamente der untersuchten Firmen zielen außerdem nicht auf die in Brasilien vorherrschenden Erkrankungen. 4. Klinische Studien Boehringer Ingelheim: 41 klinische Studien der Firma liefen 2011 in Brasilien12,13, darunter laut Firmenangaben 37 in den Phasen II-IV. 14 Sieben der Forschungsprojekte bezogen sich auf HIV/ Aids und auf das Medikament Tipranavir. Sechs Studien werden zu Diabetes durchgeführt. Außerdem gibt es Studien zu chronischen Lungenerkrankungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Krebs und zur Blutverdünnung. Ein Medikament, das in Brasilien getestet wird, muss laut nationalem Recht auch für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Dass es der brasilianischen Regierung mit diesem Grundsatz ernst ist, bekam die Firma Boehringer Ingelheim zu spüren: Sie wollte ihr Aids-Medikament Elodius® (Tipranavir) in Brasilien nicht registrieren lassen, obwohl es im Land getestet wurde. Die Regierung drohte daraufhin mit einer Klage und Boehringer lenkte ein. HIV-PatientInnen erhalten das Reservemittel bei Bedarf in Spezialkliniken.15 Bayer: Bayer führte zum Studienzeitpunkt 39 Studien in verschiedenen Phasen durch.16 Darunter sind vier Studien zu Moxifloxacin, einem Antibiotikum, das für den Einsatz bei Infektionen im Bauchraum und für den Einsatz bei chronischer Bronchitis getestet wird. Beides sind PHARMA-BRIEF SPEZIAL sicherlich gravierende Erkrankungen, aber der Einsatz des nicht besonders gut verträglichen Antibiotikums Moxifloxacin ist hier eher fragwürdig. Die Firma wirbt außerdem damit, Moxifloxacin gemeinsam mit der Global Alliance for TB Drug Development (TB Alliance) bei Tuberkulose zu testen. Bayers Beteiligung beschränkt sich allerdings darauf, das Medikament zu Studienzwecken zur Verfügung zu stellen und im Falle positiver Ergebnisse die Kosten für die Zulassung zu übernehmen. Auf Nachfrage, wie das Medikament für die Armen zugänglich gemacht werden soll, blieb der Konzern schwammig und ließ sich weder auf einen Fixpreis noch auf einen Patentverzicht festlegen. Bayer gab lediglich an, das Medikament solle armen Menschen günstiger zur Verfügung gestellt werden. Zum Einsatz des Medikaments bei multiresistenter TB war Bayer auf Nachfrage nur zu entlocken, dass sie damit die Stop TB Partnership (Global Drug Facility) unterstützen. Der ausgehandelte Preis unterliege der Vertraulichkeit. Bayer habe 2011 in China 620.000 Tabletten zur Verfügung gestellt und sich dabei an den vertraglich festgelegten Preis gehalten.17 Die Vertragspapiere waren allerdings nicht öffentlich zugänglich. Die Bayer-Studien beziehen sich vorrangig auf „lukrative“ Erkrankungen: elf auf Venenthrombosen, Embolien und Blutverdünnung, acht auf die Krebstherapie mit Sorafenib, drei auf Röntgenkontrastmittel. Baxter führte 2011 bei Datenerhebung in Brasilien fünf Studien zu Hämophilie A und B durch.16 Wie auch Boehringer Ingelheim und Bayer konzentriert sich der Konzern auf Bereiche, in denen Geld zu verdienen ist. Zusammenfassende Bewertung Die Forschung der Firmen konzentriert sich stark auf lukrative Bereiche. Im Vordergrund stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes, wobei diese Krankheiten allerdings auch in Brasilien sehr weit verbreitet sind. Allein die Firma Boehringer Ingelheim führt Studien zu HIV/Aids durch. Ansonsten investiert nur Bayer ein wenig in die Erforschung vernachlässigter Krankheiten. Die Tuberkulose-Studie wird Auf Kosten der Armen? Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Brasilien auf dem Vormarsch. Fast jeder zweite Brasilianer ist übergewichtig. Foto: Marcello Casal Jr/ABr, Wikimedia Commons allerdings zum größten Teil von der TB Alliance finanziert, der Firma dient sie mehr zur Imagepflege. Die Hersteller nutzen den Markt für zahlreiche Forschungsprojekte zu ihren Blockbustern. Neben einem großen Reservoir an Testpersonen und qualifiziertem Fachpersonal bietet Brasilien eine gute Infrastruktur bei vergleichsweise niedrigen Kosten. Verstöße gegen die Vorgaben der Helsinki-Erklärung, die ethische Standards für klinische Studien regelt, wurden nicht gefunden. 5. Patentpolitik Da in Brasilien der Zugang zu Informationen zum Patentstatus der Medikamente von Firmen und Behörden behindert wurde, konnten wir zunächst nur den Status weniger Medikamente eindeutig feststellen. Anders war das bei den beiden Aids-Medikamenten, da der UNITAID Patentpool alle Patente für Aids-Medikamente 37 Favela und Hochhäuser; Foto: Adam Jones, Ph.D. Wikimedia Commons veröffentlicht.18 Erst kurz vor Drucklegung dieser Broschüre schickten uns die Firmen Bayer und Boehringer Ingelheim eine Liste aller Patente und Patentanträge zu den in Brasilien verkauften Medikamenten. Es besteht ein Patent der Firma Boehringer Ingelheim auf Pradaxa® (Dabigatranetexilat). Bayer hält Patente auf das unentbehrliche Medikament Avalox® (Moxifloxacin), das meist als Lifestylemittel eingesetzte Levitra® (Vardenafil), das rationale Kontrazeptivum Mirena® (Levonorgestrel) sowie auf die irrationalen Drospirenon-haltigen Kontrazeptiva Yaz® und Yasmin®. Außerdem ist ein Patentantrag für das Krebsmittel Nexavar® (Sorafenib) gestellt.19 In Brasilien wurde der Patentantrag zunächst abgelehnt. Bayer hat dagegen allerdings Widerspruch eingelegt, eine endgültige Gerichtsentscheidung liegt noch nicht vor.20 Den überhöhten Preis des Krebsmittels rechtfertigt der Hersteller mit den hohen Forschungskosten. Doch der Wirkstoff Sorafenib wurde gar nicht von Bayer selbst, sondern von einem kleineren Unternehmen als Auftragsforschung entwickelt. Der Entwicklung folgte 2005 eine vereinfachte Zulassung als Orphan drug (Medikament zur Behandlung seltener Erkrankungen) gegen das Nierenzellkarzinom. Die Auftragsfirma Onyx erhielt von Bayer 26,1 Millionen US$. Weitere öffentliche Gelder flossen vom NIH (US National Institute of Health), es fanden 53 Studi- 38 en statt, 35 davon wurden aus öffentlichen Mitteln finanziert, nur 15 wurden von der Industrie bezahlt, drei hatten eine Mischfinanzierung.21 Diese Studien führten zu einer Indikationsausweitung des Medikaments für Leberkrebs. Bereits 2008 hatte Bayer aber mit Sorafenib 1,2 Milliarden US$ Umsatz gemacht, die äußerst geringen Forschungsausgaben also längst wieder eingespielt.22 Mit jährlich über 700 Millionen € steht das Mittel auf Platz vier der Bayer Umsatzrenner.23 Falls Bayers Widerspruch gegen die Ablehnung des Patentantrags scheitern sollte, ist ein massiver Preiseinbruch zu erwarten. Viele Medikamente, die nach 1996 auf den brasilianischen Markt kamen und dort ohne generische Alternative sind, stehen vermutlich unter Patentschutz. Eine Ausnahme bilden Biopharmazeutika wie Alteplase. Identische Kopien dieser hochkomplexen Substanzen sind nicht möglich, ähnliche Biopharmazeutika (Biosimilars) sind nur mit großem Aufwand herzustellen. So bleibt auch nach Ablauf der Patentlaufzeit das Monopol und der damit verbundene hohe Preis erhalten. Zusammenfassende Bewertung Medikamente, die mit öffentlichem Geld erforscht wurden, sollten überall zu erschwingli- PHARMA-BRIEF SPEZIAL chen Preisen zur Verfügung stehen. Das Beispiel Sorafenib zeigt aber, wie Firmen – in diesem Fall Bayer – von öffentlich finanzierter Forschung profitieren, dann aber den Gewinn für sich und ihre AktionärInnen einstreichen. Die Bayer-Klage gegen die Ablehnung des Sorafenib-Patents hat zur Folge, dass in Brasilien keine generische und günstige Version des Arzneimittels existiert – zum Schaden der KrebspatientInnen. Boehringer Ingelheim dringt ebenfalls auf die Durchsetzung seiner Patentrechte, öffnete sich aber im Fall von Aids mit einer Non Assert Declaration den Forderungen nach einem gerechteren Arzneimittelzugang.24 Die beiden HIV-Medikamente Nevirapin und Tipranavir sind dadurch in sehr armen Regionen weitgehend verfügbar. In ganz Afrika und Indien dürfen diese wichtigen Medikamente generisch produziert und vertrieben werden, ohne dass die Firma auf die Durchsetzung ihrer Patentrechte dringt25 – ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Brasilien ist als Land mittleren Einkommens zwar nicht in diese Vereinbarung eingeschlossen, die Mittel sind in Brasilien allerdings nicht patentiert. Der Preis für das unentbehrliche Tipranavir ist dennoch mit rund 460,– E für eine Monatspackung sehr hoch, da kein Generikum vorhanden ist. Nevirapin wird als Tablette preisgünstig generisch hergestellt.26 Der Access to Medicine Index platziert Boehringers Patentpolitik daher an zweiter Stelle von 20 untersuchten Pharmafirmen, während Bayer Platz 16 belegt. Baxter wurde nicht untersucht.27 Baxter produziert zahlreiche rationale Arzneimittel für seltene Anwendungsbereiche, die oft ohne Behandlungsalternative sind. Die Firma kann den Preis bei vielen Produkten daher konkurrenzlos bestimmen. Ein Rückschluss auf den Patentstatus dieser Arzneimittel ist nur bedingt möglich. Keine der Firmen zieht Alternativen zum bestehenden Patentsystem in Erwägung oder ist bereit, auf sogenannte TRIPS-plus Regelungen zu verzichten. Dazu gehören z.B. der Verzicht auf Zwangslizenzen oder die Gewährung von Datenexklusivität, die für eine verlängerte Monopoldauer sorgen kann. Auf Kosten der Armen? Endnoten 1 arznei-telegramm (2001) BOLUS-FIBRINOLYTIKUM TENECTEPLASE (METALYSE). a-t 2001; 32, S. 51-52 2 Neben Generika sieht das brasilianische Arzneimittelrecht auch „similar drugs“ vor: In einem zugelassenen Generikum muss die Bioäquivalenz nachgewiesen werden, in einer „similar drug“ nicht, beide enthalten den identischen Inhaltsstoff wie das Originalpräparat. Siehe www. anvisa.gov.br/eng/generic/faq.htm#02 [Zugriff 22.5.2012) 3 Uns liegt ein solches Rabattangebot an die Apotheken vor. 4 arznei-telegramm (1999), Telmisartan (Micardis) im Vergleich. Nr. 2, S.22 5 www.drogafuji.com.br/ [Zugriff 1.9.2012] 6 www.drogariarosario.com.br/ [Zugriff 1.9.2012] 7 Rohrer B (2011) Gratis Medikamente aus Volksapotheken. Apotheke adhoc 10.2.2011 8 Andréa Dâmaso Bertoldi, Anna Paula Helfer, Aline L Camargo u.a. (2010) Medicine Prices, availability and affordability in Southern Brazil: a study of public and private Facilities. S.4-5 9 Abia (2011) Intellectual Property Rights and Access to ARV Medicines: Civil Society Resistance in the Global South, Brazilian Interdisciplinary AIDS Association 10 arznei-telegramm (2010), Arzneimitteldatenbank, Bewertung Sorafenib. Stand: 31.5. 11 Patentantragsnummer: PI0007487-0 (Title: DIFENIL-URÉIAS SUBSTITUÍDAS COM W-CARBÓXI-ARILAS COMO INIBIDORES DE RAF CINASE) 12 Viele Studien sind multizentrisch und werden mit PatientInnen in mehreren Ländern durchgeführt. 13 World Health Organisation (2011) International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP). http://.apps.who.int/trialsearch/Default.aspx [Zugriff: 24.5.2012] und World Health Organisation (2012). http://www.who. int/ictrp/en/ [Zugriff 24.10.2011] National Institutes of Health (2008) Clinical Trials registries. www. clinicaltrials.gov/ [Zugriff 24.10.2011] www.boehringer-ingelheim.com/microsites0/focus_on_clinicalresearch2011.html www.clinicaltrials.gov/ [Zugriff 4.6.2012] 14 Klinische Studien an Menschen werden in vier Phasen eingeteilt. Phase I: Testung der Verträglichkeit des neuen Wirkstoffs an Gesunden, Phase II: Dosisfindung an Kranken, Phase III: Studien zur Wirksamkeit gegen die Erkrankung, Phase IV: Studien nach der Zulassung (Sicherheitsfragen, neue Anwendungsgebiete oder schlicht fürs Marketing) 15 Reis R et al. (2007) Intellectual Property Rights and Access to ARV Medicines: Civil Society Resistance in the Global South. Brazilian Interdisciplinary AIDS Association – ABIA, p 9-54 16 World Health Organisation (2011) International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP). http://apps.who.int/trialsearch/Default.aspx [Zugriff 14.10.2011] 17 TB Alliance (2012) Enrollment complete for Remox TB – global phase III clinical trial www.tballiance.org/newscenter/view-brief.php?id=1018 [Zugriff 22.2.2012] und Firmen E-Mails 25.4.2012 und 26.5.2012 18 Medicines Patent Pool (2012) Patent Status Database for Selected HIV Medicines. http://www.medicinespatentpool.org/patent-data/patentstatus-of-arvs/ [Zugriff: 14.2.2012] PI0007487-0 (Title: DIFENIL-URÉIAS SUBSTITUÍDAS COM W-CARBÓXIARILAS COMO INIBIDORES DE RAF CINASE) http://pesquisa.inpi.gov.br/ MarcaPatente/servlet/PatenteServletController?Action=detail&Cod Pedido=582715&PesquisaPorTitulo=&PesquisaPorResumo=&Pesquis aPorDepositante=&PesquisaPorInventor=&PesquisaPorProcurador= [Zugriff 24.4.2012] 19 Stand April 2011; Die Liste ist der Pharma-Kampagne verfügbar. Weitere patentierte Medikamente kamen nach April 2011 auf den Markt. 20 PI0007487-0 (Title: DIFENIL-URÉIAS SUBSTITUÍDAS COM W-CARBÓXIARILAS COMO INIBIDORES DE RAF CINASE)http://pesquisa.inpi.gov.br/ MarcaPatente/servlet/PatenteServletController?Action=detail&Cod Pedido=582715&PesquisaPorTitulo=&PesquisaPorResumo=&Pesquis aPorDepositante=&PesquisaPorInventor=&PesquisaPorProcurador= [Zugriff 24.4.2012] 21 Love J (2012) Affedavit Nacto Pharma versus Bayer Corporation. http:// keionline.org/sites/default/files/aff-jameslove_13Feb2012_as_Filed_ natco_cl.pdf [Zugriff: 17.2.2012] 22 Love J (2012) Affedavit Nacto Pharma versus Bayer Corporation. http:// keionline.org/sites/default/files/aff-jameslove_13Feb2012_as_Filed_ natco_cl.pdf [Zugriff: 17.2.2012] 23 Bayer (2012) Annual Report 201, p 70 24 Dies ist ein schriftlicher Verzicht auf die Durchsetzung der Patentrechte auf die Aids-Medikamente in ganz Afrika und Indien. 25 Boehringer Ingelheim (2007) Boehringer Ingelheim further intensifies fight against AIDS,m. press relaease 15.5.2007. www.boehringer-ingelheim.com/news/news_releases/press_releases/2007/15_may_2007. html [Zugriff:11.2.2012] 26 Medicines Patent Pool (2012) The Patent Status Database for Selected HIV Medicines. www.medicinespatentpool.org/LICENSING/PatentStatus-of-ARVs [Zugriff: 24.2.2012] 27 Access to medicine Index (2010). www.accesstomedicineindex.org, S.142 und S. 64 [Zugriff: 24.5.2012] 39 Bauchschmerzen nach zu viel Pizza? In einem Fernsehspot empfiehlt Boehringer Ingelheim bei solchen Beschwerden Buscopan® Composto. 24 Stunden lang kardiovaskulärer Schutz mit Micardis®, behaupten die Handpuppen. Werbematerial zum Benefizprogramm „Programa Saudé Fácil“ von Boehringer. 6. Produktwerbung brasilianischen PatientInnen. In einer Informationsschrift der Firma werden VerbraucherInnen satte Preisnachlässe auf das Medikament angeboten, wenn sie ihre persönlichen Daten an die Firma weitergeben (Name, Adresse, Telefonnummer, Name des verschreibenden Arztes und dessen Registriernummer). PatientInnen Die brasilianische Gesundheitsbehörde Anvisa kontrolliert auf der Grundlage der Resolution RDC nº 102/2000 das Arzneimittelmarketing in Brasilien.1 Wie in Deutschland, darf nur in Fachkreisen für rezeptpflichtige Mittel geworben werden. Laienwerbung für rezeptfreie Arzneimittel ist erlaubt, muss aber ebenfalls bestimmten Anforderungen genügen. Wegen unlauterer Werbepraktiken wurden u.a. Bayer und Boehringer Ingelheim mehrfach abgestraft.2 2001 monierte Anvisa Bayer-Anzeigen zu Lipobay®, 2003 eine Werbekampagne, die sexuelles Leistungsvermögen thematisierte. 2009 stoppte Anvisa Bayers Kampagne “Um mundo com menos dor”, (eine Welt mit weniger Schmerz), die das Schmerzmittel Aspirin® bewarb. Im selben Jahr verbot die Behörde auch die Kampagne “Leve a Vida sem Dor”, (Lebe dein Leben ohne Schmerz) zu Boehringers Schmerzmittel Anador®. Kritikwürdig ist insbesondere die massive Produktwerbung für das bei uns verbotene Buscopan® Composto durch die Firma Boehringer Ingelheim. Das riskante Schmerzmittel helfe auch bei Magenzwicken nach zu viel Pizza, legte ein brasilianischer Fernsehspot nahe. Solche verantwortungslosen Werbepraktiken fördern den sorglosen Umgang mit metamizolhaltigen Präparaten sowie deren Fehlgebrauch.. Mit fragwürdigen Methoden bewirbt Boehringer Ingelheim den verschreibungspflichtigen Blutdrucksenker Micardis® (Telmisartan) bei 40 Foto: Pharmaton für die Frau können Telmisartan dann in Apotheken mit 3050 Prozent Preisabschlag einkaufen. Diese Werbetaktik wenden übrigens auch andere Markenhersteller in Brasilien an – darunter die Firma Bayer. Das Benefizprogramm von Bayer trägt den schönen Namen „Bayer Para Você“ (Bay- PHARMA-BRIEF SPEZIAL Stärkere Knochen mit Lysin und Kiddi Pharmaton®? Eine Studie von 1962 soll das beweisen. Pharmaton mit Ginseng: Bessere Lebensqualität mit Pharmaton®? Das suggeriert die brasilianische Pharmaton-Website. er für dich).3 Abgesehen davon, dass es höchst fragwürdig ist, finanzielle Anreize für den Einkauf rezeptpflichtiger Markenpräparate zu schaffen, werfen solche Praktiken auch datenschutzrechtliche Probleme auf. Zudem sind die Angaben Boehringers zu Micardis® kritikwürdig. Das Mittel biete kardiovaskulären Schutz, so der Werbetext im Info-Flyer. Laut der deutschen Fachzeitschrift arznei-telegramm ist jedoch für Sartane gerade diese Wirkung nicht hinreichend belegt.4 Die Halbwertszeit von über 20 Stunden sei außerdem länger als für eine 24-StundenWirkung erforderlich. Im Fall von Unverträglichkeiten wirke sich die zu lange Halbwertszeit sogar ungünstig aus. das Immunsystem und vermindere Alterungssymptome.7 Die Stiftung Warentest warnt dagegen, dass Menschen mit hohem Blutdruck oder Diabetes Ginseng-haltige Mittel nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin einnehmen sollten. Diese Präparate könnten außerdem die Wirkung gerinnungshemmender Medikamente abschwächen.8 Um solche Informationen zu erhalten, müssen sich NutzerInnen der Pharmaton-Website erst zum Kleingedruckten unter der Rubrik „häufig gestellte Fragen“ (FAQ) vorarbeiten. Zweifelhafte klinische Studien führt die brasilianische Pharmaton-Website an, um den Stärkungssaft aus dem Hause Boehringer für alle Lebenslagen zu bewerben. Bei Kindern soll Kiddi Pharmaton® angeblich die Knochendichte erhöhen. Zitiert wird zum Beweis eine Untersuchung an 84 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren, die über ein knappes halbes Jahr Lysin erhielten. Auch zur Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit wird das Mittel beworben: Ein brasilianischer Fernsehspot von 2009 zeigt eine Frau, die mit ihrem PKW geschickt einem auf die Straße rollenden Fußball ausweicht oder einen Mann, der – dank Pharmaton – in letzter Minute die U-Bahn erwischt.6 Der Ginseng-Extrakt, der in der Vitaminmischung für Erwachsene enthalten ist, minimiere außerdem Stress sowie körperliche und psychische Anspannung. Darüber hinaus stärke er Auf Kosten der Armen? Auch die Firma Bayer wirbt vehement für ihre unsinnigen Vitaminmischungen. Ein brasilianischer Fernsehspot präsentiert eine energiegeladene Mutter, die ihren Sohn als Laserschwert-Kämpferin entzückt. Energiequelle der Power-Frau sind die Supradyn®-Tabletten, die zum Hamburger Menu eingenommen werden. Foto Werbespot für Bayers Vitaminmischung Werbespot für Bayers Vitaminmischung Supradyn. Zum Mittagessen gibt es Hamburger für Mutter und Sohn und dazu eine Vitamintablette. 41 Supradyn. Zum Mittagessen gibt es Hamburger für Mutter und Sohn und dazu eine Vitamintablette. Werbung für Bayers Potenzmittel Levitra. Originalquelle: www.brainstorm9.com.br Ihr Potenzmittel Levitra® bewirbt die Firma Bayer in Brasilien massiv – vor allem in Fachkreisen, aber mitunter auch bei Laien. Noch vor wenigen Jahren fand sich Levitra®-Werbung an Aufzügen und Autoschranken von Parkhäusern. Solche Werbung für rezeptpflichtige Mittel ist in Brasilien illegal. Auch ÄrztInnen werden aber intensiv umworben: Nach eigenen Angaben beschäftigt die Firma in Brasilien über 600 PharmavertreterInnen, die die MedizinerInnen mit verschreibungspflichtigen Bayer-Produkten wie Verhütungspillen oder Hormonpräparaten für Männer vertraut machen sollen. Arztpraxen werden einmal monatlich aufgesucht.9 Auf der brasilianischen Website Gineco gibt Bayer Tipps zu den Themen Frauengesundheit und Schönheit. Regelmäßig wird dabei auch auf den Nutzen von Verhütungspillen verwiesen. klärte die Dermatologin Dr. Maria Fernanda Gavazzoni noch im Februar 2012 den Nutzen drospirenonhaltiger Verhütungspillen wie Yaz® und Yasmin® für eine schönere Haut. Solche Werbepraktiken sind mehr als fragwürdig. Denn Bayer bedient mit Aussagen zum Beauty-Effekt, Feel-good-Faktor oder Figur-Bonus seiner Pillen gezielt den Lifestylebereich. Die AnwenderInnen wären zudem mit anderen, risikoärmeren Verhütungspillen besser bedient. Endnoten Bayer bietet auf seinen Webseiten ein kostenloses App mit Menstruationskalender. Auf der Firmenwebsite lockt Bayer junge Frauen mit kostenlosen Apps für einen Menstruationskalender oder einen Terminkalender zur termingerechten Einnahme der Pille. Zusätzlich gibt die Bayer-Website Gineco Tipps rund um die Themen Frauengesundheit und Schönheit. Interessanterweise kommen hier immer wieder ExpertInnen zu Wort, die einen Bezug zwischen gutem Aussehen und der Wahl des richtigen Verhütungsmittels herstellen. Zum Beispiel er- 42 1 Brasil. Agência Nacional de Vigilância Sanitária. Diagnóstico Situacional da Promoção de Medicamentos em Unidades de Saúde do Sistema Único de Saúde (SUS). Brasília: Anvisa, 2010. http://portal.anvisa.gov. br/wps/wcm/connect/6567a80047457a738711d73fbc4c6735/Relatorio_UBS_ final_ jan2011.pdf?MOD=AJPERES [Access 16.11.2012] 2 Agência Nacional de Vigilância Sanitária (Anvisa). <http://portal.anvisa.gov.br/wps/wcm/connect/ae06130047458b92955cd53fbc4c6735/Lista_Propagandas_Suspensas_2010_2001_15042011.pdf?MOD=AJPERES>. [Access 16.11.2012] 3 http://www.bayerparavoce.com.br/index.asp [Zugriff 8.11.12] 4 Arzneimitteldatenbank arznei-telegramm (2012) Eintrag zu Telmisartan. [Zugriff 1.11.12] 5 Der Literaturhinweis auf der Website lautet: Nachdruck aus: American Journal of Clinical Nutrition 11 (10) Mack PB, Vose GP, CL Kinard, HB Campbell. Effects of lysine-supplemented diets on growth and skeletal density of preadolescent children. Effekte von Lysin ergänzt Diäten auf Wachstum und Skelett Dichte von vorpubertären Kindern. 1962; 255-262 http://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pt&u=http://www. pharmaton.com.br/&prev=/search%3Fq%3Dwww.pharmaton.com. br%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26hs%3Dvht%26rls%3Dorg.mo zilla:de:official%26biw%3D1264%26bih%3D759%26prmd%3Dimvns& sa=X&ei=7gZ0UNKEGYvotQbo4IDYBQ&ved=0CCUQ7gEwAA [Zugriff 8.10.12] 6 http://www.youtube.com/watch?v=ff66V2UP1jw [Zugriff 8.10.12] 7 http://www.pharmaton.com.br/produtos/adultos/capsulas.html [Zugriff 8.10.12] 8 Stiftung Warentest (2008) Altersbeschwerden: Welche Mittel helfen http://www.test.de/Altersbeschwerden-Welche-Mittel-helfen- 17250022725002/ [Zugriff 8.10.12] 9 Antwortschreiben der Fima vom Oktober 2012 PHARMA-BRIEF SPEZIAL 7. Partnerschaften und Spendenprogramme Boehringer Ingelheim Boehringer Ingelheim ist in Brasilien Partner der deutschen GIZ, aber auch der Umweltorganisation WWF sowie verschiedener sozialer Projekte und Gesundheitsinitiativen. Die Firma unterstützt unter anderem eine Einrichtung, die Aids-PatientInnen in São Paulo betreut. Daneben werden PatientInnen-Organisationen finanziell unterstützt, so das Instituto Oncoguia und das Instituto Espaço de Vida. Diese beiden Organisationen wollen KrebspatientInnen mit Informationen zu Erkrankungen und Therapien unterstützen. Ob PatientInnen hier jedoch unabhängige Informationen finden, sei dahingestellt. Das Instituto Oncoguia wartet auf seiner Website nicht nur mit dem Logo von Boehringer, sondern auch dem von Bayer HealthCare, Novartis, Sanofi, Astra Zeneca, Merck, BristolMyers Squibb, Roche und anderen auf. Seit 2011 besteht außerdem eine Partnerschaft zwischen Boehringer Ingelheim und der brasilianischen Regierung, um auf lange Sicht den Zugang zu dem Parkinsonmittel Sifrol® zu verbessern. Innerhalb von fünf Jahren sollen Wissen und Technologie zur Herstellung des Medikaments an eine staatliche Produktionsfirma weitergegeben werden. Bis dahin bleibt Boehringer Ingelheim allerdings alleiniger Anbieter des Medikaments im staatlichen Gesundheitssystem. Zuvor hatte die brasilianische Patentbehörde eine Verlängerung der Patentlaufzeit für Sifrol® abgelehnt. 220.000 BrasilianerInnen leiden unter Parkinson und könnten von der teuren Behandlung profitieren.1 Bayer Die Firma Bayer erneuerte 2011 ihre Vereinbarung mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, das wichtige Medikament Nifurtimox zur Behandlung der in Südamerika weit verbreiteten Chagas-Krankheit bis 2017 zur Verfügung zu stellen. Eine Million Tabletten will der Hersteller pro Jahr kostenlos bereitstellen und die WHO außerdem bei Logistik und Verteilung finanziell unterstützen. Bayer erforsche derzeit außerdem Auf Kosten der Armen? eine spezielle Kinderdosierung, teilte das Unternehmen der BUKO Pharma-Kampagne mit.2 Im Rahmen einer Bayer-Partnerschaft mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) fand in Brasilien 2011 z.B. ein Malwettbewerb für Kinder oder ein Wettbewerb für junge Umweltschützer statt. Auf der Webseite zur UNEP-Bayer Partnerschaft fanden sich aber auch News zu Bayers Diabetes-Produkten.3 Daneben trat Bayer Brazil als Partnerin des Welttages zur Prävention von Teenager-Schwangerschaften (World Contraception Day 2012) 4 auf. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Deine Zukunft. Deine Wahl. Deine Empfängnisverhütung.“ Zu den Aktionen zählten u.a. Sensibilisierungs-Maßnahmen an verkehrsreichen Orten in São Paulo, so wurden Unterrichtsmaterialien verteilt und Luftballons steigen gelassen. Anders als in Indien hatte Bayer in Brasilien keine Produktnamen auf der Website zum Weltverhütungstag platziert. Allerdings werden dort die kostenlosen Bayer Apps beworben. 43 Spruchband mit Bayer Logo bei einer Aktion zum Weltverhütungstag. Foto: http:// www.vivasu avida.com.br/pt/ home/ Über 100.000 Frauen lasen sich von Bayer daran erinnern, ihre Verhütungspillen pünktlich einzunehmen. Baxter Baxter übernimmt nach eigener Aussage gesellschaftliche Verantwortung durch die Baxter International Foundation. Das grundlegende Ziel der Stiftung sei die „positive und nachhaltige Auswirkung auf das Gesundheitswesen und die Gesundheit von Gemeinschaften“. Rund 270.000 US-Dollar sind als Fördermittel und Stipendien und rund vier Millionen US-Dollar als Produktspenden nach Lateinamerika geflossen.5 Auf ihren Webseiten rühmt die Firma insbesondere das Engagement ihrer MitarbeiterInnen: Weltweit lag das Volumen des ehrenamtlichen Einsatzes im Baxter Global Service Project 2009 bei 159.000 Stunden. Dazu hatten die Beschäftigten in Lateinamerika rund 4.400 Arbeitsstunden beigetragen, die unterschiedlichen kommunalen, sozialen und ökologischen Initiativen zu Gute kamen.6 In der Region São Paulo unterstützt Baxter außerdem das Projekt Arrastão, das die Zahngesundheit von Kindern fördert.7 Zum Welt-Hämophilie-Tag am 17. April finanzierte die Firma wie schon in den Jahren zuvor weltweit Aktionen der World Federation of Hemophilia. In Brasilien war die Firma 2012 Sponsor von Diskussionsveranstaltungen, die VertreterInnen von PatientInnenorganisationen, MedizinerInnen und RegierungsvertreterInnen zusammenbringen sollten. Ziel war es, die medizinische Versorgung von Hämophilie-PatientInnen unter die Lupe zu nehmen und zu erörtern, wie der Therapiezugang in Brasilien verbessert werden könne.8 Anfang November 2012 verkündete Baxter International eine auf 20 Jahre angelegte Partnerschaft mit dem staatlichen brasilianischen Unternehmen Hemobrás (Empresa Brasileira de Hemoderivados e Biotechnologia). Die Vereinbarung soll auf lange Sicht einen Technologietransfer ermöglichen, um die rekombinante Faktor VIII (rFVIII) Therapie zur Hämophilie-Behandlung lokal produzieren zu können. Hemobrás bezahlt Baxter für diesen Service und soll später gebührenpflichtige Lizenznehmerin werden. In den nächsten 10 Jahren bleibt Baxter allerdings alleiniger Anbieter des kostspieligen Markenpräparats. Viele der rund 10.000 Hämophilie- 44 PatientInnen in Brasilien sind auf diese Therapie angewiesen.9 8. Kommunikationsverhalten Alle Firmen wurden zu Beginn der Untersuchung angeschrieben. Außerdem wurden Zwischenergebnisse zur Validierung vorgelegt sowie Einzelfragen gestellt. Das Kommunikationsverhalten der drei Firmen unterscheidet sich erheblich. Im Fall von Bayer hat es sich im Vergleich zur Indienstudie deutlich verbessert. Boehringer lngelheim praktizierte ein besonders offenes Kommunikationsverhalten, beantwortete Anfragen prompt und inhaltlich auf hohem Niveau. Die Firma signalisierte außerdem große Gesprächsbereitschaft. Allerdings war Boehringer Ingelheim – ebenso wie Bayer – zunächst nicht bereit, uns den Patentstatus aller Medikamente in Brasilien offen zu legen. Erst kurz vor Drucklegung dieser Broschüre erhielten wir von beiden Firmen entsprechende Informationen. Bayer beantwortete die meisten Fragen ebenfalls nach kurzer Zeit und deutlich schneller als bei der Indienstudie. Die Firma stellte uns ebenfalls eine Ansprechpartnerin zur Verfügung. Gesprächsbereitschaft wurde signalisiert. Baxter verweigerte fast jede Kommunikation, beantwortete weder Briefe noch e-mails und erklärte Anfang 2012, man sei nicht bereit zu einem Gespräch über die Studie. Endnoten 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Information der Firma unter http://www.boehringer-ingelheim.com/ global_activities/americas/brazil/medicine_market.html Firmenschreiben vom Oktober 2012 http://www.unep.bayer.com/en/News-Detail. aspx%3Fid%3D8535&usg=ALkJrhh7L_l17TMowXoihPAiSisqKELGYQ [Zugriff 8.10.12] Brasilianische Website zum World Contraception Day am 26. September [Zugriff 8.10.12] http:// www.vivasuavida.com.br. http://translate.googleusercontent.com/ translate_c?depth=1&hl=de&prev=/search%3Fq%3Dbaxter%2Bb rasilien%26hl%3Dde%26prmd%3Dimvns&rurl=translate.google. com&sl=pt&u=http://www.latinoamerica.baxter.com/brasil/sobre-abaxter/sustentabilidade/missoes-e-prioridades.html&usg=ALkJrhgrK7j 51ZgzlgZJ4AQgx9RdYODuhQ [Zugriff 8.10.12] http://www.careers.baxter.com/de/about_us/latin_america.html Baxter Jahresbericht 2011, S.12 http://www.baxter.com/downloads/ investors/reports_and_ financials/annual_report/2011/baxter_annual_report_2011.pdf [Zugriff 8.11.12] Pressetext Baxter zum World Hemophilia Day 2012, http://www. baxter.com/press_room/features/2012/world_hemophilia_day.html [Zugriff 2.11.12] http://www.factorfacts.com/en/news/hemophilia-news/1909-baxters-partnership-in-brazil-zacks-com.html [Zugriff 15.11.12] PHARMA-BRIEF SPEZIAL IV Auf den Punkt gebracht – Fazit und Ausblick Bayer und Boehringer Ingelheim bieten in Brasilien einige Medikamente an, die in Deutschland aus gutem Grund nicht (mehr) auf dem Markt sind. Beide Firmen vertreiben unsinnige Vitaminmischungen sowie eine Reihe neuerer und teurer Arzneimittel, mit denen PatientInnen schlecht bedient sind. Den Zugang zu vielen wichtigen unentbehrlichen Arzneimitteln sichern staatliche brasilianische Generikafirmen besser als deutsche Markenfirmen. Im staatlichen Gesundheitssystem SUS ist kaum ein Arzneimittel der untersuchten Firmen verfügbar. Selbst unentbehrliche Mittel wie das Herzmedikament Actilyse® von Boehringer Ingelheim waren zum Zeitpunkt unserer Untersuchung in den meisten staatlichen Kliniken nicht zu haben. Grund dafür ist wohl vor allem der hohe Preis des Medikaments. Die kostenlose Gesundheitsversorgung Brasiliens, die auch Medikamente umfasst, scheitert hier an der Preispolitik der Firmen. Denn zur Behandlung sogenannter Zivilisationskrankheiten stehen meist ausschließlich teure Markenpräparate zur Verfügung. Diese Erkrankungen werden in den kommenden Jahren eine wachsende He rausforderung für die SUS sein und gewaltige Investitionen erfordern. Das Arzneimittelsortiment von Bayer, Boehringer Ingelheim und Baxter zielt derweil auf die wohlhabende brasilianische Mittel- und Oberschicht ab. Das Angebot bedient vorrangig private Kliniken und private Apotheken. Die untersuchten Firmen führen in Brasilien zahlreiche Forschungsprojekte durch. Sie konzentrieren sich dabei auf lukrative medizinische Bereiche und neue Einsatzgebiete ihrer Blockbuster. Studien zu vernachlässigten Krankheiten finanzieren die Firmen nicht. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes – Krankheiten, die allerdings in Brasilien weit verbreitet und auf dem Vormarsch sind. In Sachen Marketing sind insbesondere Boehringer Ingelheims Werbepraktiken für riskante Auf Kosten der Armen? Mit seiner Politik des kostenlosen Zugangs zu Aidsmitteln war das brasilianische Gesundheitssystem jahrelang auf der Erfolgsspur. Jetzt droht es an explodierenden Kosten für Herz-Kreislauf-, Krebs- und Diabetes-Medikamente zu scheitern. Foto: Loggan11, Wikimedia Commons metamizolhaltige Schmerzmittel zu kritisieren. Buscopan® Composto sollte der Hersteller auch in Brasilien endlich vom Markt nehmen. Ebenso bedenklich ist das geschickte Marketing der Firma Bayer für ihre Verkaufsschlager Yaz® und Yasmin®. Die beiden Verhütungsmittel der dritten Generation sind riskanter als die älteren Mittel der zweiten Generation, die genauso gut wirken. Doch der Hersteller wirbt gezielt mit einem Beauty-Effekt. Bayer präsentiert sich in Brasilien geschickt als Spezialist in Sachen Verhütung. Junge Frauen werden durch Schönheitstipps im Internet und kostenlose Handy-Apps mit der Marke Bayer vertraut gemacht. 45 V. Anhang: Liste der untersuchten Medikamente m Medikamente Boehringer Ingelheim 2011 Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) (150 + 10) mg/mL; 1 mL 1 13,07 50 mg; 50 mL 1 1.846,90 20 mg 12 12,23 i i Handelsname Boehringer Ingelheim Anwendungsform Dosierungsform Algeston Acetophenon + Estradiol Enanthate Perlutan Ampulle Alteplase Actilyse Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver Ambroxol Mucoangin Lutschtabletten Generischer Name Klassifikation i r+u Ambroxol Mucosolvan Saft 3 mg/mL; 120 mL 1 16,53 Ambroxol Mucosolvan Saft 6 mg/mL; 120 mL 1 23,80 i Ambroxol Mucosolvan Lösung 7,5 mg/mL; 50 mL 1 12,36 i Ambroxol Mucosolvan 24 HRS Retardtablette 75 mg 10 21,67 i Bisacodyl Dulcolax magensaftresistente überzogene Tablette 5 mg 20 5,13 r Bromhexin Bisolvon Lösung 2 mg/mL; 50 mL 1 9,62 i Bromhexin Bisolvon Saft 1,6 mg/mL; 120 mL 1 15,27 i Bromhexin Bisolvon Saft 0,8 mg/mL; 120 mL 1 12,79 i Calcium + Thiamin + Riboflavin + Pyridoxin + Colecalciferol + Tocopherol + Nicotinamid + Dexpanthenol + Lysin Pharmaton Kiddi Saft 200 mL 1 29,19 i Clonidin Atensina Tablette 0,1 mg 30 4,90 r Clonidin Atensina Tablette 0,15 mg 30 6,09 r Clonidin Atensina Tablette 0,2 mg 30 7,58 r Dabigatranetexilat Pradaxa Kapsel 75 mg 10 137,10 i Dabigatranetexilat Pradaxa Kapsel 75 mg 30 411,34 i Dabigatranetexilat Pradaxa Kapsel 110 mg 10 137,10 i Dabigatranetexilat Pradaxa Kapsel 110 mg 30 411,34 i Diltiazem Cardizem Tablette 30 mg 20 6,84 r Diltiazem Cardizem Tablette 30 mg 50 17,86 r Diltiazem Cardizem Tablette 60 mg 20 13,87 r Diltiazem Cardizem Tablette 60 mg 50 33,97 r Diltiazem Cardizem CD Retardtablette 180 mg 16 40,54 r Diltiazem Cardizem CD Retardtablette 240 mg 16 48,14 r Diltiazem Cardizem SR Retardtablette 90 mg 20 26,47 r 120 mg 20 34,42 r 5 mg/mL; 2 mL 5 4,74 i Diltiazem Cardizem SR Retardtablette Dipyridamol Persantin Ampulle Dipyridamol Persantin Filmtablette 75 mg 40 7,40 i Dipyridamol Persantin Filmtablette 75 mg 200 35,01 i Dipyridamol Persantin Filmtablette 100 mg 50 19,28 i Etilefrin Efortil Ampulle 10 mg/mL; 1 mL 5 5,98 r Etilefrin Efortil Tablette 5 mg 20 3,21 r Etilefrin Efortil Tropfen 7,5 mg/mL; 20 mL 1 4,67 r Fenoterol Berotec Aerosol 2 mg/mL; 10 mL 1 18,98 i Fenoterol Berotec Aerosol 5 mg/mL; 20 mL 1 5,37 i Fenoterol Berotec Saft 0,25 mg/mL; 120 mL 1 4,23 i Fenoterol Berotec Saft 0,5 mg/mL; 120 mL 1 4,65 i Ibuprofen Buscofem Filmtablette 400 mg 2 2,85 r Ibuprofen Buscofem Filmtablette 400 mg 10 13,59 r Ibuprofen Buscofem Filmtablette 400 mg 50 71,20 r Ipratropiumbromid Atrovent Aerosol 0,25 mg/mL; 20 mL 1 15,62 r+u Ipratropiumbromid Atrovent N Aerosol 20 mcg/dose; 10 mL 1 20,93 r+u Ipratropiumbromid + Fenoterol Hydrobromid Duovent Aerosol (40 + 100) mcg/dose; 15 mL 1 35,78 i 46 PHARMA-BRIEF SPEZIAL mit Bewertungen Generischer Name Ipratropiumbromid + Salbutamol Handelsname Boehringer Ingelheim Anwendungsform Dosierungsform Combivent Aerosol (20 + 120) mcg/50 mcL; 10 mL Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) 1 34,46 Klassifikation r Meloxicam Movatec Tablette 7,5 mg 10 23,50 r Meloxicam Movatec Tablette 15 mg 10 43,65 r Meloxicam Movatec Ampulle 10 mg/mL; 1,5 mL 5 40,42 i Metamizol Anador Tablette 500 mg 4 2,29 i Metamizol Anador Tablette 500 mg 8 4,58 i Metamizol Anador Tablette 500 mg 24 13,08 i Metamizol Anador Tablette 500 mg 120 68,70 i Metamizol Anador Tablette 500 mg 512 293,24 i Metamizol Anador Tropfen 500 mg/mL; 10 mL 1 6,68 i Metamizol Anador Tropfen 500 mg/mL; 20 mL 1 12,14 Nevirapin Viramune Filmtablette 200 mg 60 150,66 r+u Nevirapin Viramune Orale Suspension Phenylbutazon Butazona Cálcica Filmtablette Pramipexol Sifrol Pramipexol Sifrol Pramipexol Sifrol i 10 mg/mL; 240 mL 1 62,19 r+u 200 mg 100 39,90 i Tablette 0,125 mg 30 37,42 r Tablette 0,25 mg 30 85,44 r Tablette 1 mg 30 257,43 r Pramipexol Sifrol ER Retardtablette 0,375 mg 30 96,54 r Pramipexol Sifrol ER Retardtablette 0,75 mg 10 64,36 r Pramipexol Sifrol ER Retardtablette 0,75 mg 30 193,07 r Pramipexol Sifrol ER Retardtablette 1,5 mg 10 128,71 r Pramipexol Sifrol ER Retardtablette 1,5 mg 30 386,14 r Pramipexol Sifrol ER Retardtablette 3 mg 30 772,28 r Retinol + Colecalciferol + Thiamin + Riboflavin + Pyridoxin + Cyanocobalamin + Biotin + Nicotinamid + Ascorbinsäure + Kupfer + Mangan + Magnesium + Eisen + Zink + Calcium + Selen+ Sojalezithin + Tocopherol + Folsäure + Ginsengextrakt GI15 Pharmaton Kapsel 30 57,10 i Retinol + Colecalciferol + Thiamin + Riboflavin + Pyridoxin + Cyanocobalamin + Biotin + Nicotinamid + Ascorbinsäure + Kupfer + Mangan + Magnesium + Eisen + Zink + Calcium + Selen+ Sojalezithin + Tocopherol + Folsäure + Ginsengextrakt GI15 Pharmaton Kapsel 60 103,49 i Retinol Palmitat + Colecalciferol + Thiamine Nitrate + Riboflavin + Pyridoxin Hydrochloride + Cyanocobalamin + Biotin + Nicotinamid + Ascorbinsäure + Kupfer + Mangan + Magnesium + Eisen + Zink + Calcium + Selen + Sojalezithin + Tocopherol + Folsäure + Ginsengextrakt GI15 Pharmaton Kapsel 100 161,17 i 10 mg 20 10,40 i 10 mg/mL; 20 mL 1 11,23 i Butylscopolamin Buscopan Filmtablette Butylscopolamin Buscopan Lösung Auf Kosten der Armen? 47 Generischer Name Handelsname Boehringer Ingelheim Anwendungsform Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) Klassifikation Butylscopolamin Buscopan Ampulle 20 mg/mL; 1 mL 5 8,20 r Butylscopolamin + Metamizol Buscopan Composto Ampulle (4 + 500) mg/mL; 5 mL 3 11,89 i Butylscopolamin + Metamizol Buscopan Composto Tropfen (6,67 + 333,4) mg/mL; 20 mL 1 10,65 i Butylscopolamin + Metamizol Buscopan Composto Filmtablette (10 + 250) mg 20 11,17 i Butylscopolamin + Paracetamol Buscoduo Filmtablette (10 + 500) mg 4 3,41 i Butylscopolamin + Paracetamol Buscoduo Filmtablette (10 + 500) mg 20 17,06 i Butylscopolamin + Paracetamol Buscoduo Filmtablette (10 + 500) mg 120 102,34 i Natriumsulfat Guttalax Kapsel Natriumsulfat Guttalax Lösung Sulfamethoxazol + Trimethoprim Infectrin Tablette Sulfamethoxazol + Trimethoprim Infectrin Sulfamethoxazol + Trimethoprim 2,5 mg 50 21,96 r 7,5 mg/mL; 20 mL 1 9,02 r (400 + 80) mg 20 13,05 r+u Suspension (40 + 8) mg/mL; 50 mL 1 5,94 r+u Infectrin Suspension (40 + 8) mg/mL; 120 mL 1 12,69 r+u Sulfamethoxazol + Trimethoprim Infectrin F Tablette (800 + 160) mg 10 14,41 r Tamsulosin Secotex Retardtablette 0,4 mg 20 128,89 r Tamsulosin Secotex Retardtablette 0,4 mg 30 189,86 r Telmisartan Micardis Tablette 40 mg 14 50,98 i Telmisartan Micardis Tablette 40 mg 28 92,57 i i Telmisartan Micardis Tablette 80 mg 14 56,88 Telmisartan Micardis Tablette 80 mg 28 103,29 i Telmisartan + Hydrochlorothiazid Micardis HCT Tablette (40 + 12,5) mg 14 56,93 i Telmisartan + Hydrochlorothiazid Micardis HCT Tablette (40 + 12,5) mg 28 104,00 i Telmisartan + Hydrochlorothiazid Micardis HCT Tablette (80 + 12,5) mg 14 65,63 i Telmisartan + Hydrochlorothiazid Micardis HCT Tablette (80 + 12,5) mg 28 116,09 i Telmisartan + Hydrochlorothiazid Micardis HCT Tablette (80 + 25) mg 14 65,63 i Telmisartan + Hydrochlorothiazid Micardis HCT Tablette (80 + 25) mg 28 116,09 i Tenecteplase Metalyse Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 40 mg; 8 mL 1 4.418,04 r Tenecteplase Metalyse Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 50 mg; 10 mL 1 5.460,15 r Tiotropiumbromid Spiriva Respimat Kapsel mit Inhalationspulver 2,5 mcg/Einheiten; 4 mL (60 Einheiten) 1 255,56 r Tipranavir Elodius Kapsel Tipranavir Elodius Lösung Vitis vinifera L Antistax Vitis vinifera L Antistax 48 250 mg 120 1.588,66 r+u 100 mg/mL; 95 mL 1 738,61 r+u Filmtablette 360 mg 18 34,51 i Filmtablette 360 mg 30 55,60 i PHARMA-BRIEF SPEZIAL Medikamente Baxter 2011 Generischer Name Handelsname Baxter Anwendungsform Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) Klassifikation Humanalbumin Albumina Sérica Humana Normal Infusionslösung 20%; 50 mL 1 229,69 r+u Humanalbumin Albumina Sérica Humana Normal Infusionslösung 20%; 100 mL 1 459,37 r+u Anti-D-Immunglobulin Partogama SDF Fertigspritze 250 mcg/mL; 1,0 mL 1 176,87 r+u Anti-D-Immunglobulin Partogama SDF Fertigspritze 250 mcg/mL; 1,32 mL (330 mcg) 1 233,52 r Antithrombin III AT III Baxter Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 500 IU 1 888,02 r Antithrombin III AT III Baxter Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.000 IU 1 1.701,69 r Blutgerinnungsfaktor IX Immunine Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 200 IU 1 644,63 r Blutgerinnungsfaktor IX Immunine Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 600 IU 1 1.749,72 r Blutgerinnungsfaktor IX Immunine Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.200 IU 1 3.324,55 r Blutgerinnungsfaktoren IX, II, VII und X in Kombination Prothromplex-T Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 600 IU 1 1.279,02 r+u r+u Cyclophosphamid Genuxal Retartdtablette 50 mg 50 - Cyclophosphamid Genuxal Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 200 mg 10 106,70 r Cyclophosphamid Genuxal Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.000 mg 10 395,91 r+u Humanplasmaproteinfraktion mit: Fibrinogen + Aprotinin + Thrombin Tissucol Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver, für topischen Gebrauch (Kleberproteinlösung) 3 473,96 r Gelatine + Thrombin Floseal Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver, für topischen Gebrauch (Kleberproteinlösung) 1 682,81 r 5 ml Glucose Baxter Glicose Infusionslösung 50 mg/mL; 100 mL 1 4,26 r+u Glucose Baxter Glicose Infusionslösung 100 mg/mL; 500 mL 1 5,99 r+u Glucose Baxter Glicose Infusionslösung 500 mg/mL; 1000 mL 1 18,70 r+u Glucose + Natriumchlorid Solução Glicofisiológica Infusionslösung (50 + 9) mg/mL; 500 mL 1 4,86 r+u Glucose + Natriumchlorid Solução Glicofisiológica Infusionslösung (50 + 9) mg/mL; 1000 mL 1 7,40 r+u Blutgerinnungsfaktor (rDNA); Octocog alfa Advate Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 250 IU 1 721,45 r+u Blutgerinnungsfaktor (rDNA); Octocog alfa Advate Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 500 IU 1 1.370,73 r+u Blutgerinnungsfaktor (rDNA); Octocog alfa Advate Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.000 IU 1 2.604,47 r+u Blutgerinnungsfaktor (rDNA); Octocog alfa Advate Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.500 IU 1 4.114,25 r+u Blutgerinnungsfaktor (rDNA); Octocog alfa Feiba Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 500 IU 1 1.429,83 r+u Blutgerinnungsfaktor (rDNA); Octocog alfa Feiba Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.000 IU 1 2.716,70 r+u Ifosfamid Holoxane Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 500 mg 10 589,53 r+u Ifosfamid Holoxane Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.000 mg 10 1.124,29 r+u Ifosfamid Holoxane Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 2.000 mg 10 2.017,86 r+u Auf Kosten der Armen? 49 Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) Generischer Name Handelsname Baxter Immunglobulin G Endobulin S/D Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 500 mg 1 148,30 r+u Immunglobulin G Endobulin S/D Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 1.000 mg 1 296,60 r+u Immunglobulin G Endobulin S/D Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 2.500 mg 1 704,45 r+u Immunglobulin G Endobulin S/D Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 5.000 mg 1 1.338,46 r+u Immunglobulin G Endobulin S/D Durchstechflasche mit auflösbarem Pulver 10.000 mg 1 2.365,96 r+u Anwendungsform Immunglobulin G Endobulin KIOVIG Durchstechflasche Influenza A H1N1 SpaltImpfstoff (inaktiviert) Vacina influenza A (inativada) Injektionssuspension Isofluran Isothane Flüssigkeit zur Herstellung eines Dampfes zur Inhalation Mannitol Manitol Baxter Infusionslösung Meningokokken C, gereinigtes Polysaccharid-Antigen + Tetanus Toxoid Vacina Meningocócica C (conjugada) Fertigspritze Mesna Mitexan (Mesna) Ampulle Mesna Mitexan (Mesna) Filmtablette Klassifikation 100 mg/mL; 10 mL 1 296,60 r+u 15 mcg/mL; 5 mL 20 5.744,17 r 100%; 100 mL 6 2.735,95 r+u 200 mg/mL; 250 mL 1 8,42 r+u 0,5 mL 1 156,32 r+u 100 mg/mL; 4 mL 10 122,99 r+u 400 mg 20 133,74 r+u Mesna Mitexan (Mesna) Filmtablette 600 mg 20 188,17 r+u Metronidazol Metroniflex Infusionslösung 5 mg/mL; 100 mL 1 7,04 r+u Natriumchlorid Cloreto de sódio Baxter Infusionslösung 9 mg/mL; 100 mL 1 4,10 r+u Natriumchlorid Cloreto de sódio Baxter Infusionslösung 9 mg/mL; 110 mL 1 4,10 r+u Natriumchlorid Cloreto de sódio Baxter Infusionslösung 9 mg/mL; 500 mL 1 4,24 r+u Natriumchlorid Cloreto de sódio Baxter Infusionslösung 9 mg/mL; 1.000 mL 1 5,77 r+u Natriumchlorid + Natriumgluconsäure + Natriumacetat + Kaliumchlorid + Magnesiumchlorid Plasma Lyte Infusionslösung 500 mL 24 98,27 r Natriumchlorid + Kaliumchlorid + Calciumchlorid Solução de Ringer Baxter Infusionslösung 500 mL 1 4,64 r Natriumchlorid + Kaliumchlorid + Calciumchlorid + Natriumlactat Solução de Ringer com lactato Baxter Infusionslösung (6 + 0,3 + 0,2 + 3,1) mg/mL; 500 mL 1 4,91 r+u Natriumchlorid + Kaliumchlorid + Calciumchlorid + Natriumlactat Solução de Ringer com lactato Baxter Infusionslösung (6 + 0,3 + 0,2 + 3,1) mg/mL; 1.000 mL 1 7,38 r+u Monobasisches und dibasisches Natriumphosphat Travad Beutel zur oralen Anwendung (16 + 6) g/100 mL; 133 mL 1 12,88 r Sorbitol Baxter Sorbitol Beutel zur urologischen Anwendung 3 mg/mL; 3.000 mL 1 19,99 r 50 PHARMA-BRIEF SPEZIAL Medikamente Bayer 2011 Generischer Name Handelsname Bayer Anwendungsform Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) Klassifikation Acarbose Glucobay Tablette 50 mg 30 38,12 i Acarbose Glucobay Tablette 100 mg 30 56,86 i ASS Aspirina Tablette 500 mg 4 1,95 r+u ASS Aspirina Tablette 500 mg 10 4,87 r+u ASS Aspirina Tablette 500 mg 20 9,87 r+u ASS Aspirina Tablette 500 mg 96 46,77 r+u ASS Aspirina Tablette 500 mg 100 48,72 r+u ASS Aspirina Tablette 500 mg 240 116,93 r+u ASS Aspirina Prevent Fimtablette 300 mg 30 34,45 r+u ASS Aspirina Prevent Fimtablette 100 mg 10 3,41 r+u ASS Aspirina Prevent Fimtablette 100 mg 20 7,22 r+u ASS Aspirina Prevent Fimtablette 100 mg 30 11,70 r+u 100 mg 100 34,13 r+u 650 mg + 65 mg 4 3,05 i ASS Aspirina Prevent Fimtablette ASS + Coffein Cafiaspirina Tablette ASS + Coffein Cafiaspirina Tablette 650 mg + 65 mg 20 17,27 i ASS + Coffein Cafiaspirina Tablette 650 mg + 65 mg 100 76,16 i ASS + Natriumbicarbonat + Zironensäure Alka-Seltzer Brausetablette 324 mg + 965 mg + 1625 mg 2 1,08 i ASS + Natriumbicarbonat + Zironensäure Alka-Seltzer Brausetablette 324 mg + 965 mg + 1625 mg 10 5,92 i ASS + Natriumbicarbonat + Zironensäure Alka-Seltzer Brausetablette 324 mg + 965 mg + 1625 mg 100 54,13 i Alemtuzumab Campath Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 30 mg/mL; 1 mL 3 6.305,07 r Ampicillin Binotal Tablette 500 mg 12 25,22 i Ampicillin Binotal Tablette 500 mg 18 37,92 i Ampicillin Binotal Tablette 1.000 mg 12 45,19 i Ampicillin Binotal Tablette 1.000 mg 18 67,75 i Vitamin C Redoxon Brausetablette 1.000 mg 10 10,66 i Vitamin C Redoxon Brausetablette 2.000 mg 10 15,68 i Vitamin C Redoxon Lösung zum Einnehmen 200 mg/mL; 20 mL 1 7,95 r Vitamin C + Zink Redoxon Brausetablette 1000 mg + 10 mg 10 13,57 i 1000 mg + 10 mg 30 32,56 i 150 mg/g ; 15 g 1 24,34 r 200 mg/g; 30 g 1 48,67 r Vitamin C + Zink Redoxon Brausetablette Azelainsäure Azelan Gel Azelainsäure Azelan Creme Bifonazol Mycospor Lokale Sprühlösung Bifonazol Mycospor Creme 10 mg/mL; 15 mL 1 27,62 i 10 mg/g; 15 g 1 26,29 i Ciprofloxacin Cipro Filmtablette 250 mg 6 57,71 r+u Ciprofloxacin Cipro Filmtablette 250 mg 14 130,50 r+u Ciprofloxacin Cipro Filmtablette 500 mg 6 100,90 r+u Ciprofloxacin Cipro Filmtablette 500 mg 14 206,10 r+u Ciprofloxacin Cipro Filmtablette 500 mg 50 560,35 r+u Ciprofloxacin Cipro Infusionslösung 2 mg/mL; 100 mL 1 125,02 r+u r+u Ciprofloxacin Cipro Infusionslösung 2 mg/mL; 200 mL 1 215,11 Ciprofloxacin Cipro XR Retardtablette 500 mg 3 57,61 r Ciprofloxacin Cipro XR Retardtablette 500 mg 7 134,42 r Ciprofloxacin Cipro XR Retardtablette 1.000 mg 3 88,20 r Ciprofloxacin Cipro XR Retardtablette 1.000 mg 7 205,78 r Clotrimazol Canesten Creme 10 mg/g; 20 g 1 11,46 r Clotrimazol Canesten Spray 10 mg/mL; 30 mL 1 25,48 r Clotrimazol Canesten Oberflächliche Lösung 10 mg/mL; 30 mL 1 16,93 r Auf Kosten der Armen? 51 Generischer Name Handelsname Bayer Anwendungsform Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) Klassifikation Clotrimazol Gino-Canesten Creme (vaginal) 10 mg/g; 35 g 1 42,73 Clotrimazol Gino-Canesten Creme (vaginal) 20 mg/g; 20 g 1 41,14 r+u r Clotrimazol Gino-Canesten Vaginaltabletten 500 mg 1 44,69 r+u Clotrimazol + Dexamethasonacetat Baycuten N Creme 1%; 40 g 1 23,96 i Cyproteronacetat Androcur Tablette 50 mg 20 115,22 i Cyproteronacetat Androcur Tablette 100 mg 20 216,96 i Cyproteronacetat + Ethinylestradiol Diane 35 Tablette 2 mg + 0,035 mg 21 20,09 i Dexpanthenol Bepantol Salbe Dexpanthenol Bepantol Oberflächliche Lösung Diflucortolonvalerat Nerisona Creme Diflucortolonvalerat Nerisona Salbe Diflucortolonvalerat + Chlorquinaldol Bi-Nerisona Creme GadopentetatDimeglumin Magnevistan GadopentetatDimeglumin 50 mg/g; 30 g 1 12,14 i 50 mg/mL; 50 mL 1 8,95 i 1 mg/g; 15 g 1 17,00 r 1 mg/g; 15 g 1 17,00 r (1 mg + 10 mg)/g; 15 g 1 18,90 i Infusionslösung 469 mg/mL; 10 mL 10 1.485,39 r Magnevistan Infusionslösung 469 mg/mL; 15 mL 10 2.218,46 r GadopentetatDimeglumin Magnevistan Infusionslösung 469 mg/mL; 30 mL 10 4.186,94 r GadopentetatDimeglumin Magnevistan Infusionslösung 469 mg/mL; 100 mL 10 13.615,60 r Estradiol / Estradiol + Gestoden Avaden Filmtablette 1 mg / 1 mg + 0,025 mg 28 47,56 i Estradiol + Drospirenon Angeliq Filmtablette 1 mg + 2 mg 28 77,69 i Estradiol + Norethisteronacetat Cliane Filmtablette 2 mg + 1 mg 28 42,74 r Estradiolvalerat Primogyna Filmtablette 1 mg 28 28,37 r Estradiolvalerat + Cyproteronacetat Climene Filmtablette 2 mg; 2 mg + 1 mg 21 23,09 i Estradiolvalerat + Dienogest Qlaira Dragée tablet A + tablet B + tablet C + tablet D 3 x (26 + 2 placebo) 40,85 i Estradiolvalerat + Levonorgestrel Cicloprimogyna Dragée 2 mg; 2 mg + 0,25 mg 21 8,22 i Estradiolvalerat + Norethisteronenantat Mesigyna Ampulle (5 + 50) mg/mL; 1 mL 1 23,78 r+u Ethinylestradiol + Drospirenon Yasmin Filmtablette 0,03 mg + 3 mg 21 58,35 i Ethinylestradiol + Drospirenon Yaz Filmtablette 0,02 mg + 3 mg 24 58,35 i Ethinylestradiol + Gestoden Gynera Filmtablette 0,03 mg + 0,075 mg 21 27,89 i Ethinylestradiol + Gestoden Mirelle Filmtablette 0,015 mg + 0,06 mg 24 35,79 i Ethinylestradiol + Levonorgestrel Microvlar Filmtablette 0,03 mg + 0,15 mg 21 5,90 r+u Ethinylestradiol + Levonorgestrel Miranova Filmtablette 0,02 mg + 0,1 mg 21 15,26 r Ethinylestradiol + Levonorgestrel Neovlar Filmtablette 0,05 mg + 0,25 mg 21 5,30 r Ethinylestradiol + Levonorgestrel Triquilar Filmtablette 0,03 mg + 0,05 mg (A) 0,04 mg + 0,075 mg (B) 0,03 mg + 0,125 mg (C) 21 7,25 r Estradiol + Norethisteronacetat Primosiston Tablette 0,01 mg + 2 mg 30 8,03 r Fludarabinphosphat Fludara Filmtablette 10 mg 15 2.675,63 i Fludarabinphosphat Fludara Trockensubstrat zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg 5 4.619,82 r 52 PHARMA-BRIEF SPEZIAL Handelsname Bayer Anwendungsform Fluocortolonpivalat + Lidocain Ultraproct LDO Creme (rektal) Fluocortolonpivalat + Lidocain Ultraproct LDO Zäpfchen (rektal) Gadobutrol Gadovist Infusionslösung Generischer Name Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) 1 mg /g + 20 mg/g; 30 g 1 25,93 i 1 mg + 40 mg 10 16,14 i 604,72 mg/mL; 15 mL 1 400,48 r Klassifikation Hydrocortisonacetat Berlison Creme 10 mg/g; 15 g 1 10,14 r+u Hydrocortisonacetat Berlison Creme 10 mg/g; 30 g 1 18,22 r+u Hydrocortisonacetat Berlison Salbe 10 mg/g; 15 g 1 10,14 r+u Hydrocortisonacetat Berlison Salbe 10 mg/g; 30 g 1 18,22 r+u 50 mg/g ; 0,25 g 12 711,85 r 9,6 MU 15 6.097,85 r 623,4 mg/mL; 20 mL 10 579,59 r Imiquimod Aldara Creme Interferon beta-1b Betaferon Trockensubstrat zur Herstellung einer Infusionslösung Iopromid Ultravist Infusionslösung Iopromid Ultravist Infusionslösung 623,4 mg/mL; 50 mL 10 1.448,98 r Iopromid Ultravist Infusionslösung 623,4 mg/mL; 100 mL 10 2.897,99 r Iopromid Ultravist Infusionslösung 623,4 mg/mL; 200 mL 10 5.795,97 r Iopromid Ultravist Infusionslösung 623,4 mg/mL; 500 mL 1 1.445,93 r Iopromid Ultravist Infusionslösung 768,86 mg/mL; 50 mL 10 1.787,10 r Iopromid Ultravist Infusionslösung 768,86 mg/mL; 100 mL 10 3.574,19 r Iopromid Ultravist Infusionslösung 768,86 mg/mL; 200 mL 10 7.147,87 r 10 mg/g; 40 g 1 43,31 i 600 mg 1 49,13 i Isoconazolnitrat Gyno-Icaden Creme (vaginal) Isoconazolnitrat Gyno-Icaden Zäpfchen (vaginal) Isoconazolnitrat Icaden Creme 10 mg/g; 20 g 1 21,84 i Isoconazolnitrat Icaden Oberflächliche Lösung 10 mg/mL; 30 mL 1 30,70 i 10 mg/mL; 60 mL 1 57,14 i 52 mg 1 828,18 r Isoconazolnitrat Icaden Lokale Sprühlösung Levonorgestrel Mirena Intrauterinpessar Meglumin-Amidotrizoat + Natriumamidotrizoate Urografina Infusionslösung 600 mg/mL; 50 mL 1 40,21 r Meglumin-Amidotrizoat + Natriumamidotrizoate Urografina Infusionslösung 600 mg/mL; 100 mL 1 76,85 r Mesterolon Proviron Dragée 25 mg 20 21,67 i Methylprednisolonaceponat Advantan Creme 1 mg/g; 15 g 1 36,47 r Methylprednisolonaceponat Advantan Lotion 1 mg/g; 20 g 1 46,73 r Methylprednisolonaceponat Advantan Oberflächliche Lösung 1 mg/mL; 20 mL 1 49,97 r Moxifloxacin Avalox Filmtablette 400 mg 5 120,17 r+u Moxifloxacin Avalox Filmtablette 400 mg 7 152,05 r+u Moxifloxacin Promira Filmtablette 400 mg 5 120,17 r+u Moxifloxacin Promira Filmtablette 400 mg 7 152,05 r+u Moxifloxacin Avalox Infusionslösung 1,6 mg/mL; 250 mL 1 167,37 r Naproxen Naprosyn Tablette 250 mg 15 10,18 r Naproxen Naprosyn Tablette 500 mg 20 23,15 r Naproxen-Natrium Flanax Filmtablette 275 mg 20 22,87 r Naproxen-Natrium Flanax Filmtablette Naproxen-Natrium Flanax Junior Pulver zur Herstellung einer Suspension 550 mg 10 21,78 r 25 mg/mL; 100 mL 1 18,08 r r+u Nifedipin Adalat Kapsel 10 mg 60 25,89 Nifedipin Adalat Oros Filmtablette 20 mg 15 51,18 r Nifedipin Adalat Oros Filmtablette 20 mg 30 102,36 r Nifedipin Adalat Oros Filmtablette 30 mg 15 62,53 r Auf Kosten der Armen? 53 Generischer Name Handelsname Bayer Anwendungsform Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) Klassifikation Nifedipin Adalat Oros Filmtablette 30 mg 30 125,05 r Nifedipin Adalat Oros Filmtablette 60 mg 15 92,10 r Nifedipin Adalat Oros Filmtablette 60 mg 30 184,20 r Nifedipin Adalat Retard Retardtablette 10 mg 30 17,98 r Nifedipin Adalat Retard Retardtablette 20 mg 30 26,64 r Nimodipin Nimotop Filmtablette 30 mg 30 98,06 i Norethisteronacetat Primolut-Nor Tablette 10 mg 30 15,55 i Oxiconazolnitrat Oceral Creme Oxiconazolnitrat Oceral Oberflächliche Lösung 10 mg/g; 20 g 1 18,65 i 10 mg/mL; 20 mL 1 19,40 i Paracetamol + Propyphenazon + Coffein Saridon Tablette 250 mg + 150 mg + 50 mg 20 12,38 i Paracetamol + Propyphenazon + Coffein Saridon Tablette 250 mg + 150 mg + 50 mg 100 63,70 i Paracetamol + Propyphenazon + Coffein Saridon Tablette 250 mg + 150 mg + 50 mg 400 254,81 i Retinol Arovit Tablette 50.000 IU 30 6,04 r+u Retinol Arovit Ampulle 300.000 IU/mL; 1 mL 25 34,08 r Retinol Arovit Lösung zum Einnehmen 150.000 IU/mL; 20 mL 1 6,62 r+u Retinol + Colecalciferol + Tocopherolacetat + Vitamin C + Thiamin + Riboflavin + Nicotinamid + Pyridoxin-HCl + Folsäure + Cyanocobalamin + Eisen + Zink + Calcium Natele Kapsel 28 36,80 i Retinolpalmitate + Thiamin-HCl + Riboflavinphosphat + Nicotinamid + Dexpanthenol + Pyridoxin-HCl + Biotin + Vitamin C + Ergocalciferol + Tocopherolacetat Protovit Plus Lösung zum Einnehmen 1 5,90 i Retinolpalmitate + Thiamin + Riboflavin + Nicotinamid + Calciumpantothenae + Pyridoxin-HCl + D-Biotin + Folsäure + Cyanocobalamin + Vitamin C + Colecalciferol + Alphatocopherolacetat + Phytomenadion + Calcium + Chrom + Kupfer + Fluor + Iod + Eisen + Magnesium + Mangan + Molybdenum + Phosphor+ Selen + Zink Supradyn Brausetablette 10 27,50 i Retinolpalmitate + Thiamin + Riboflavin + Nicotinamid + Calciumpantothenae + Pyridoxin-HCl + D-Biotin + Folsäure + Cyanocobalamin + Vitamin C + Colecalciferol + Alphatocopherolacetat + Phytomenadion + Nicotinamid + Calcium + Pyridoxin-HCl + D-Biotin + Folsäure + Cyanocobalamin + Vitamin C + Colecalciferol + Alphatocopherolacetat + Phytomenadion + Calcium + Chrom + Kupfer + Fluor + Iod +Eisen + Magnesium + Mangan + Molybdenum + Phosphor + Selen + Zink Supradyn Dragée 30 39,35 i 54 20 mL PHARMA-BRIEF SPEZIAL Generischer Name Retinolpalmitate + Thiamin + Riboflavin + Nicotinamid + Calcium + Pyridoxin-HCL + D-Biotin + Folsäure+ Cyanocobalamin + Vitamin C + Colecalciferol + Alphatocopherolacetat + Phytomenadion + Calcium + Chrom + Kupfer + Fluor + Iod + Eisen + Magnesium + Mangan + Molybdenum + Phosphor + Selen + Zink Handelsname Bayer Anwendungsform Supradyn Pré Natal Dragée Dosierungsform Packungsgröße Preis in R$ (für EndverbraucherInnen, außer bei Infusionslösungen) 30 52,14 Klassifikation i Rivaroxaban Xarelto Filmtablette 10 mg 10 235,41 r Rivaroxaban Xarelto Filmtablette 10 mg 30 706,25 r Natriumclodronat Bonefós Kapsel 400 mg 30 401,89 r Natriumclodronat Bonefós Ampulle 60 mg/mL; 5 mL 5 517,70 r 60 mg/mL; 25 mL 1 517,70 r 200 mg 60 6.952,20 r 250 mg/mL; 4 mL 1 460,44 r 300 mg Natriumclodronat Bonefós Ampulle Sorafenib Tosylate Nexavar Filmtablette Testosterone Undecylensäure Nebido Ampulle Thiamin Benerva Filmtablette 30 19,18 r+u Thiamin-HCl + Riboflavin + Nicotinamide + Pantothensäure + PyridoxinHCl + Biotin +Folsäure + Cyanocobalamine + Vitamin C + Calcium + Magnesium + Zink Beroccal Cálcio Magnésio e Zinco Brausetablette 10 20,63 i Thiamin-HCl + Riboflavin + Nicotinamide + Pantothensäure + PyridoxinHCl + Biotin +Folsäure + Cyanocobalamine + Vitamin C + Calcium + Magnesium + Zink Beroccal Cálcio Magnésio e Zinco Filmtablette 30 34,57 i Thiamin-HCl + Riboflavin + Nicotinamide + Pantothensäure + Calciumpantothenat Beneroc Filmtablette 100 13,58 i Thiaminmononitrat + Riboflavin + Nicotinamid + Pyridoxin-HCl + Calciumpantothenat + Cyanocobalamin Beneroc Complex Filmtablette 30 10,47 i Thiaminmononitrat + Riboflavin + Nicotinamid + Pyridoxin-HCl + Calciumpantothenat Beneroc Junior Lösung zum Einnehmen 1 6,56 i Thiaminmononitrat + Riboflavin + Nicotinamid + Pyridoxin-HCl + Calciumpantothenat + Cyanocobalamin +Vitamin C + Retinolpalmitat + Tocopherolacetat + Calcium + Eisenfumarat + dibasiches Magnesium Phosphat + Mangan + Colecalciferol Elevit Filmtablette 30 21,53 i Tocopherol Ephynal Kapsel Vardenafil Levitra Filmtablette 20 mL 400 mg 30 28,83 i 5 mg 4 124,37 r Vardenafil Levitra Filmtablette 10 mg 1 40,48 r Vardenafil Levitra Filmtablette 10 mg 2 72,90 r Vardenafil Levitra Filmtablette 10 mg 4 138,38 r Vardenafil Levitra Filmtablette 20 mg 2 81,81 r Vardenafil Levitra Filmtablette 20 mg 4 163,59 r Vardenafil Levitra Filmtablette 20 mg 8 324,95 r Auf Kosten der Armen? 55 Die BUKO Pharma-Kampagne hat das Geschäftsverhalten von Bayer HealthCare, Boehringer Ingelheim und Baxter in Brasilien unter die Lupe genommen. Unser Fazit: Während das Baxter-Sortiment ausschließlich sinnvolle Arzneimittel umfasst, vertreiben die Hersteller Bayer und Boehringer Ingelheim eine ganze Reihe unsinniger Präparate. Selbst die Mehrzahl der als innovativ deklarierten Blockbuster bieten keinen Behandlungsvorteil für PatientInnen. Dafür sind sie unerschwinglich teuer und verschwenden knappe Ressourcen. Die untersuchten Firmen führen in Brasilien zahlreiche Forschungsprojekte durch. Sie konzentrieren sich dabei auf lukrative Bereiche wie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes – Krankheiten, die auch in Brasilien zunehmend verbreitet sind. Für vernachlässigte Krankheiten wie Chagas, die in Brasilien ebenfalls noch immer häufig sind, zeigen die Firmen kaum Engagement. Das Familienunternehmen Boehringer Ingelheim hat mit knapp 53% irrationalen Mitteln und rund 10% unentbehrlichen Präparaten ein erschreckend schlechtes Sortiment in Brasilien. Die Firma verzichtet allerdings auf strikte Patentdurchsetzung im Fall ihrer Aidsmedikamente. Das wichtige Mittel Nevirapin® ist somit in Brasilien als preiswertes Generikum verfügbar. Bayer führt 63% rationale Produkte im Sortiment, darunter 20% unentbehrliche Mittel. Die aggressive Patentpolitik der Firma blockiert jedoch den Zugang zu dem Krebsmittel Nexavar®. Die Firma Baxter hat mit ausschließlich rationalen Produkten und davon 74% unentbehrlichen Mitteln das qualitativ beste Arzneimittelangebot. Einige der Mittel sind allerdings ohne generische Alternative. Ihr Preis ist hoch und die Medikamente sind meist im öffentlichen Sektor nicht zu haben – ein hartes Los für die Betroffenen. BUKO Pharma-Kampagne August-Bebel-Straße 62 33602 Bielefeld, Deutschland Fon: +49 (0)521 60550 Fax: +49 (0)521 63789 Mail: [email protected] Web: www.bukopharma.de www.twitter.com/BUKOPharma ISSN 1618-4580 Spenden: Gesundheit und Dritte Welt e.V. 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