Die Krupps und der Staat
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Die Krupps und der Staat
Ulrichsgymnasium Norden Q-Phase 11.2 Norddeicher Str. 2 – 3 Abiturjahrgang 2014 26506 Norden Facharbeit Seminarfach: Steuerung der Wirtschaft oder „freies Spiel der Kräfte“? „Hier wird nicht politisiert!“ (G. Krupp von Bohlen) - die Krupps und der Staat Vorgelegt von: Verfasser: Nils Otten Kursleiterin: Christine Reinholz Bearbeitungszeit: 04.02.2013 – 15.03.2013 Abgabetermin: 15.03.2013 Inhaltsverzeichnis: 1 Einleitung.................................................................................................................1 2 Hauptteil...................................................................................................................1 2.1 Die Friedrich Krupp AG...........................................................................................1 2.1.1 Die Entstehung des Unternehmens.....................................................................1 2.1.2 Die wachsende Bedeutung und der DeutschFranzösische Krieg.............................................................................................3 2.2 Die Familie Krupp – Beziehungen zur Regierung..................................................6 2.2.1 Das Deutsche Kaiserreich...................................................................................6 2.2.2 Die Nationalsozialisten........................................................................................9 2.3 Die Krupp-Stiftung und das Ende der Dynastie....................................................11 3 Schluss/Fazit..........................................................................................................12 4 Quellen- und Literaturverzeichnis.......................................................................13 5 Anhang...................................................................................................................15 6 Versicherung..........................................................................................................59 1 Einleitung Im Verlauf meiner Facharbeit werde ich mich mit dem Unternehmen Krupp und deren Verbindung zu den Regierungen von Preußen, des Deutschen Kaiserreiches, der Weimarer Republik, sowie den Nationalsozialisten und der BRD befassen. Hierzu beschreibe ich anfangs ausführlich die Entstehung des Unternehmens, um die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte und die besondere wirtschaftliche Stellung des Unternehmens zu verdeutlichen, damit das Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft deutlich werden kann. Danach zeige ich die wachsende Bedeutung des Unternehmens um die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges auf und werde darlegen, ob und weshalb man in diesem Zeitraum die ersten Verbindungen des Unternehmens Krupp mit der Regierung feststellen kann. Darauffolgend wird zudem die Wichtigkeit des Unternehmens während des Deutschen Kaiserreiches dargestellt und ihre Anteilnahme am Ersten Weltkrieg aufgezeigt. Nachdem ich kurz auf die Weimarer Republik eingehe, werde ich das Verhältnis der Krupps zu den Nationalsozialisten beschreiben und erklären, um danach ein wenig auf den Weg des Unternehmens zu einer Stiftung und der Fusion mit der Thyssen AG einzugehen. 2 Hauptteil 2.1 Die Friedrich Krupp AG 2.1.1 Die Entstehung des Unternehmens " Er stammte keineswegs aus dem Nichts, sondern war der reiche und verwöhnte Erbe eines für damalige Zeiten riesigen Vermögens." 1 Das Unternehmen Krupp entstand keinesfalls ohne Unterstützung, doch ist das harsche Urteil von Diana Maria Friz über Friedrich Krupp berechtigt? Friedrich Krupp, 1787 in Essen geboren, gründete im Jahr 1811 seine Firma, doch nicht vollkommen eigenständig. Nach zwei gescheiterten Versuchen, die von seiner Großmutter Amalia finanziert wurden,2 entschloss sich dieser dazu, das Geheimnis des englischen Gussstahls zu lüften, der zum ersten Mal 1740 erzeugt wurde und 1 2 Friz: Alfred Krupp und Berthold Beitz: der Erbe und sein Stadthalter, S.16. Vgl. Friz: Alfred Krupp und Berthold Beitz: der Erbe und sein Stadthalter, S.16/17. 1 dessen Herstellungsverfahren England einen enormen Vorteil auf dem internationalen Markt sicherte.3 Durch die napoleonistische Kontinentalsperre konnte trotz geringen Bedarfs ein Mangel gespürt werden, weshalb der französische Staat gute Bedingungen für Versuche bot, denn jegliche Versuche zum Herstellen des englischen Stahls wurden unterstützt.4 Friedrich Krupp wurde aber keinesfalls alleine durch die günstigen Umstände, sondern vielmehr durch die augenscheinliche Gewinnträchtigkeit der Produktion dazu geleitet, mit solchen Versuchen zu beginnen. Am Ende des Jahres 1811 traf er die ehemaligen Offiziersbrüder Carl Georg und Wilhelm Georg Ludwig, welche selbstbezeichnende Fachleute für die Gussstahlproduktion waren und ihn in die Grundlagen der Stahlproduktion einführten.5 Sie begannen Fabriken in Altenessen zu errichten, obwohl sie noch nicht das Geheimnis lüften konnten, da Krupp sich auf seinen Intellekt und Sachverstand verlassen hat, was zwar einerseits sehr optimistisch, andererseits aber auch sehr naiv anmutet.6 Trotz dieser wenig vorrausschauenden Einstellung gelang es ihm dennoch, einen guten, wenn auch nicht perfekten Stahl herzustellen. Im Jahr 1826 starb Friedrich Krupp, der kurz zuvor seinen vierzehnjährigen Sohn Alfried (später Alfred) in sein Wissen einführte. Die Leitung des Unternehmens, das zu dem Zeitpunkt sieben Arbeiter umfasste,7 ging vorerst an seine Frau Theresa, doch war dieses mit umgerechnet schon ungefähr 613.000€ im Minus.8 Noch im selben Jahr übernahm der überaus engagierte Alfred Krupp die Führung des Unternehmens, der ein deutlich besserer Leiter als sein Vater werden sollte. Er war generell ein besserer Geschäftsmann als Friedrich, nichtsdestotrotz blieb auch für ihn das oberste Ziel die Herstellung von perfektem Stahl. Alfred ging mit neumodischeren Geschäftsmethoden an potentielle Käufer und Kunden heran, er versprach einen hohen Wert Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.19. Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.19/20. 5 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.19/20. 6 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.21/22. 7 Vgl. Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und Niedergang, o.O. 2003. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm 8 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.40/41. 3 4 2 durch die dauerhaft gute Qualität seines Stahls und falls er dieses Versprechen nicht einhalten sollte, war er kompromissfähig und erstattete entweder Rabatt oder Ersatz.9 Es dauerte zwar noch bis das Unternehmen ernst genommen wurde, denn bis 1831 war er immer noch auf die finanzielle Unterstützung seiner Familie angewiesen, doch er begann mit der Standardisierung der Produktion, sowie mit der stärkeren Bewerbung seines Stahls und der Marke Krupp und bot Prämien für Verbesserungen in der Produktion an. Im selben Jahr stellte er seine ersten Walzwerke her und wurde durch die fortschrittliche Produktion bekannter.10 Als es Infolge der Industriellen Revolution auch in Deutschland zu Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitgebern und -nehmern kam, schaffte es Alfred Krupp durch das Bezahlen seiner 70 Arbeiter für ihre Anwesenheit in der Firma, also ohne arbeiten zu müssen, diese ruhig zu halten. So forderte er von seinen Arbeitern Loyalität ihm gegenüber und "weitestgehend politische Abstinenz"11, wodurch er sich eine gewisse Machtposition in seiner Firma und einen enormen Vorteil gegenüber anderen Industriellen sicherte, denn diese waren von den Revolten ihrer Arbeiter geschädigt. So konnte er 1848 bis 1850 mit der Herstellung von Eisenbahnprodukten, beginnen und durch wie die dem nahtlosen außerordentliche Eisenbahn-Radreifen, Auftragslage einen Aufschwung vernehmen, der bedeutend für die weitere Geschichte der Firma werden sollte.12 2.1.2 Die wachsende Bedeutung und der Deutsch-Französische Krieg In den 1850ern überstieg die Anzahl der Arbeiter in der Firma Krupp 1000 Personen und trotz erster Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Waffenproduktion, entschied sich Alfred dazu, Kanonen aus Gussstahl zu produzieren.13 Die Anfertigung eines ersten Prototyps im Jahr 1847 blieb vorerst unbeachtet, denn trotz hoher Stabilität waren die 9 10 11 12 13 Vgl. Gall Lothar: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.43. Vgl. Gall Lothar: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.45-48. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.72. Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.74/75. Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.133. 3 preußischen Artillerieoffiziere auf Bronzekanonen fixiert und konnten sich nicht für Krupps Erfindung interessieren.14 Die Kredite, die Alfred während des Aufschwungs seines Unternehmens aufnehmen konnte, halfen dem Wachstum der Firma und begünstigten weitere Versuche für die Herstellung von Stahlwaffen. Der damalige Prinz Wilhelm I. von Preußen, welcher sich für die meisten wirtschaftlichen und militärischen Neuerungen begeistern konnte, erfuhr schon bald von Alfreds Gussstahlkanonen und bestellte eine größere Menge von diesen, auch wenn sie vorerst nicht in der Praxis genutzt werden sollten. Im Jahr 1853 besuchte er zudem zum ersten Mal das Krupp'sche Werk und den Wohnsitz der Krupps, wodurch sich schon früh eine Verbindung der Krupps zur Regierung feststellen lässt.15 Bedeutend für das Wachstum des Unternehmens war aber auch der internationale Handel. Konnte man anfangs nur kleinere Bestellungen aus dem Ausland verbuchen, so wurden es bis zu und vor allem in den 1860ern immer mehr. Unter anderem war Russland ein williger Geschäftspartner und Kunde, denn aufgrund des Krimkrieges versuchte man sich durch den Kauf der neumodischeren Gussstahlkanonen einen Vorteil zu sichern.16 Alfred Krupp konnte derweil seinem Unternehmen eine politische Sonderstellung sichern, denn normalerweise wurde die nationale Waffenproduktion durch den Staat bestimmt, doch Krupp weigerte sich, das harterarbeitete Geheimnis seines Gussstahls preiszugeben, wodurch er das staatliche Monopol brach, aber dass er mit dieser Weigerung durchkam verdeutlicht noch einmal die Nähe des Unternehmens zur Regierung.17 Bestärkt wird die Vermutung einer überdurchschnittlichen Nähe zum späteren Regenten und König, bzw. Kaiser Wilhelm I. von Preußen dadurch, dass 1859 dem Unternehmen vorerst eine Verlängerung des Patentes für die besondere Herstellungsmethode der nahtlosen Eisenbahn-Radreifen verweigert Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.139/140. Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.134/141. 16 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.134/144. 17 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.145. 14 15 4 wurde, Alfred sich aber 1860 an den Regenten wandte und ihn dazu überredete, dieses verlängern zu lassen. Friedrichs Begründung war, dass falls Krupp die Patente verlieren würde, auch Preußen ihren neuen Waffenproduzenten verliert.18 Trotz dieser sehr hochmütigen Forderung gewann Krupp durch den Prinzen den Patentprozess, weshalb sich nun eine deutliche Sonderstellung des Unternehmens als ein so genannter "Königlich privilegierter Hoflieferant"19 kennzeichnet, die zugleich dafür sorgt, dass schwere Kritik am Unternehmen ausgeübt werden kann. Zwar hatte sich Alfred immer politisch neutral verhalten, doch beginnt er nun damit, sein Unternehmen mit der Politik zu verbinden und trotz seiner Nähe zur preußischen Regierung lieferte er an nahezu alle Staaten weiterhin Waffen.20 Die Kanonen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Produktionsschwerpunkt des Unternehmens, denn schon 1876/77 machten die Produktion und der Verkauf der Kanonen über 50% des Umsatzes aus. Dadurch war das Unternehmen Krupp nie so stark durch Krisen beeinflusst wie andere Firmen.21 Diese Bedingungen verhalfen dem Unternehmen dazu, ihre für damalige Umstände enorme Stabilität aufrecht zu erhalten und noch zukunftsorientierter zu agieren. Auch wenn Alfred nie gut voraussehen konnte, so hatte er dennoch den Weg zu weiteren Expansionen geebnet. Während des Deutsch-Französischen Krieges in den Jahren 1870/71 trugen die Krupp'schen Kanonen eine tragende Rolle und man kann unbestritten ihren Anteil an Preußens Sieg feststellen.22 Ihre eindeutige Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Bronzekanonen, die der Chef des preußischen Generalstabs, Helmuth Graf von Moltke, der Preußen den Sieg auch im Preußisch-Österreichischen brachte, konsequent ausnutzte,23 machte sie international zu den gefragtesten Kanonen und Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.146. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.147. 20 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.148. 21 Vgl. Gall: Krupp: der Aufstieg eines Industrieimperiums, S.134. 22 Vgl. Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und Niedergang. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm. 23 Vgl. Anonym: Helmuth von Moltke. Lebenslauf. Online- Verbindung: deutsche-schutzgebiete.de/moltke_helmuth_1.htm; sowie Kunz: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege. 18 19 5 ließ die Bedeutung des Unternehmens Krupp weiter wachsen. Nach dem Krieg wurde das Deutsche Kaiserreich gegründet, Alfred verschaffte sich währenddessen durch den Anteil seiner Kanonen am Sieg den Spitznamen "Kanonenkönig" und blieb stets in Verbindung zum deutschen Kaiser. 2.2 Die Familie Krupp – Beziehungen zur Regierung 2.2.1 Das Deutsche Kaiserreich Auch nach dem Deutsch-Französischen Krieg blieb die Nähe zum Kaiser erhalten und die Familie Krupp bemühte sich, diese Verbindung noch zu verstärken, doch lehnte Alfred den ihm angebotenen Adelsstand ab. 24 Dennoch ließ die Familie einen neuen Wohnsitz 1873 in Essen errichten, die Villa Hügel, öfters auch als Schloss bezeichnet aufgrund der Größe und Modernität. Dieser Wohnsitz besaß eine wichtige repräsentative Rolle, zu den eingeladenen Personen gehörten unter anderem der Kaiser Wilhelm I., bzw. später dessen Thronfolger. Im Jahr 1887 starb Alfred jedoch an einem Herzinfarkt in der Villa Hügel und sein Sohn, Friedrich Alfred Krupp, übernahm die Firma, die bis dahin 20.200 Beschäftigte umfasste.25 Ein Jahr nach dieser Übernahme, stirbt auch der Kaiser Wilhelm I. und dessen Sohn Friedrich III. wird zum neuen Kaiser, doch nach einer kurzen Regierungszeit von 99 Tagen stirbt auch dieser. Daraufhin wird wiederum dessen Sohn, Wilhelm II. zum Kaiser gekrönt. Friedrich Alfred beweist sich als politisch engagierter als seine Vorfahren und wurde 1893 zum Reichstagsabgeordneten der kaisertreuen Nationalen gewählt. Ebenfalls ist er für besonderes soziales Engagement bekannt, er unterstützte seine Beschäftigten z.B. durch den Bau der Siedlung Altenhof für kostenloses Wohnen der pensionierten KruppArbeiter.26 Online-Verbindung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid13721/krupp-saga-krupp-kanonen-entscheiden-kriege_aid_382336.html. 24 Vgl. Kunz: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege. Online-Verbindung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid13721/krupp-saga-krupp-kanonen-entscheiden-kriege_aid_382336.html. 25 Vgl. Ebenda. 26 Vgl. Anonym: Friedrich Alfred Krupp. 6 Eine tiefe Freundschaft verband Friedrich Alfred und Wilhelm II., doch basierte diese auch auf gegenseitigem Nutzen. Der Kaiser verhalf Krupp zu weiteren Aufträgen und Friedrich Krupp vergrößerte das Unternehmen im Interesse beider Seiten, so wurde auch die GermaniaWerft in Kiel eher auf Wunsch des Kaisers hin gekauft.27 Da Wilhelm II. eine große, mächtige Flotte aufbauen wollte, musste er im Reichstag die Bewilligung seiner Flottenpläne bekommen. Die anfängliche Ablehnung im Reichstag führte später zu den Flottengesetzen von 1898 und 1900.28 Die Wirtschaftsstärke des Deutschen Kaiserreiches sollte zwar durch die Flotte gesichert, bzw. verstärkt werden, doch führte der Ausbau unweigerlich zur Provokation Englands, die ihre Seemacht gefährdet sahen. Das Unternehmen Krupp wuchs währenddessen weiter auf 45.000 Arbeiter an, doch verstarb Friedrich Alfred 1902 im Alter von 48 Jahren an einem Gehirnschlag.29 Auf seinen Wunsch hin wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und da er ohne männlichen Erben starb, bekam seine älteste Tochter Bertha nahezu sämtliche Aktien. Wilhelm II. beeinflusste höchstwahrscheinlich die Heirat Berthas, denn ihr Bräutigam, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, war als Legationsrat bekannt für seine Autoritätsgläubigkeit. 30 Gustav übernahm ab 1909 die vollständige Leitung der Krupp AG und handelte ganz im Sinne des Kaisers. 1910 wuchs die AG auf 67.000 Online-Verbindung: http://www.memoria-vestri.org/1982/11/friedrich-alfred-krupp/. Vgl. Heinz: Die Krupps und die Mächtigen. Online-Verbindung: http://www.planet-wissen.de/ politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_maechtige.jsp. 28 Vgl. Anonym: Militarismus-Flottengesetze-Flottenbau. Online-Verbindung: http://m.schuelerlexikon.de/mobile_geschichte/Militarismus_Flottengesetze_Flotten bau.htm; sowie Anonym: Schlaglichter der deutschen Geschichte. Online-Verbindung: http://www.deutschegeschichten.de/popup/objekt.asp?OzIID=5523&ObjKatID=111 &ThemaKatID=1001. 29 Vgl. Heinz: Die Krupps und die Mächtigen. Online-Verbindung: http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_maechtige.jsp. 30 Vgl. Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 - 16. Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 - 21. September 1957). Online-Verbindung: http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html. 27 7 Beschäftigte und eine Werksfläche von 5km 2 an, sie wurde zum wichtigsten Stahlproduzenten Europas. Mit dem Beginn des ersten Weltkrieges unterstützt der autoritätsgläubige Gustav verstärkt die Vorhaben des Kaisers, stoppt jegliche Auslandslieferungen und konzentriert sich ganz auf die Rüstung des Deutschen Kaiserreiches, doch kann dies nicht den stetigen Wachstum der Firma unterbrechen.31 Bis 1918 wächst sie auf mehr als 100.000 Beschäftigte an und trotz vorhersehbarer Verluste wurde immer mehr Kapital in die Erfindung neuer, verbesserter Stahlkanonen gesteckt. 32 Der Staat ist sozusagen der beste Kunde der kompletten Rüstungsindustrie und die Unternehmen verhandeln gerne mit der Regierung. Die neuen Krupp'schen Stahlkanonen sorgen unterdessen dafür, dass heftige Kritik an der AG ausgeübt wird. Mit dem Bau der Kanonen Langer Gustav und der Dicken Bertha, welche Angst in feindlichen sowie den eigenen Reihen schürten, hatte man zwar gewissermaßen einen militärischen Vorteil, doch vor allem der Lange Gustav ist nur darauf ausgelegt, zivile Standorte anzugreifen.33 Die Kritik, den Krieg angestiftet zu haben und aus dem daraus resultierenden Leiden, sowie Sterben, zu profitieren, belastet die AG auch Jahre nach dem Ersten Weltkrieg noch.34 2.2.2 Die Nationalsozialisten Das Ende des Ersten Weltkrieges belastete die deutsche Wirtschaft ungemein und der Versailler Vertrag war für viele eine Verletzung ihrer Würde. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. musste abdanken und flüchtete ins Exil. Die neue, parlamentarische Regierung der Weimarer Republik wurde von den meisten Deutschen als schwach angesehen, man warf Vgl. Harders: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachGustav/index.html. 32 Vgl. Stenglein: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200 Jahre Krupp, Folge 7. Online-Verbindung: http://www.derwesten.de/staedte/essen/krupp-alskriegsgewinner-oder-kriegsverlierer-id5018346.html. 33 Vgl. Ebenda. 34 Vgl. Ebenda. 31 8 ihr vor, für die Folgen des Krieges verantwortlich zu seien. 35 Während dieser Zeit kam es zu mehreren Attentaten auf Politiker, sowie zur Hyperinflation von 1914 bis 1923 und zur Weltwirtschaftskrise 1929, ihre Politik sollte zum Scheitern verurteilt sein. Die Krupps vermieden den Kontakt zur Regierung, da sie durch den Versailler Vertrag ihre wichtigste Einnahmequelle verloren, die Rüstungsproduktion. Die ohnehin schon hohen Verluste durch den Ersten Weltkrieg wurden durch das Stillstehen vieler Werke und dem damit fehlendem Gewinn noch verstärkt, das Unternehmen war zu Massenentlassungen gezwungen, um Verluste zu minimieren. Zudem musste man sich auf das Herstellen vieler verschiedener Stahlprodukte beschränken, dabei war der vor Kriegsbeginn erfundene, nicht rostende Stahl, Nirosta, von enormen Vorteil.36 Aufgrund der zunehmenden Unzufriedenheit der Bevölkerung konnte die NSDAP immer mehr Wähler verbuchen und so kam es auch dazu, dass sie bei den Reichstagswahlen 1932 37% der Stimmen erhielt und Adolf Hitler daraufhin im Jahr 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde.37 Im Jahr 1934 stirbt der Reichspräsident Hindenburg und die Notverordnung von 1933 ermöglichte es Hitler zugleich die Fähigkeiten des Reichskanzlers und -präsidenten ausüben. Die kleinen Splitterparteien in der Weimarer Republik waren machtlos und die Nationalsozialisten gründeten das diktatorische, später so bezeichnete "Dritte Reich". Gustav Krupp von Bohlen und Halbach stand Hitler und den Nationalsozialisten zuerst skeptisch und distanziert gegenüber. Doch die Aufrüstungspolitik Hitler's sorgte für einen nationalen, wirtschaftlichen Aufschwung und auch die Krupp AG profitierte hiervon. So begann ebenfalls eine Annäherung an die nationalsozialistische Regierung. Vgl. Feile: Die Weimarer Republik. Online-Verbindung: http://geschichte-wissen.de/zeitgeschichte/54-die-weimarerrepublik/61-die-weimarer-republik.html. 36 Vgl. Stenglein: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200 Jahre Krupp, Folge 7. Online-Verbindung: http://www.derwesten.de/staedte/essen/krupp-als-kriegsgewinner-oderkriegsverlierer-id5018346.html. 37 Vgl. Asmuss/Scriba: Die Weimarer Republik. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/. 35 9 Gustav und andere Industrielle begannen damit, die NSDAP finanziell zu unterstützen.38 Krupp hatte aber einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Industriellen, denn während der Regierungszeit der Weimarer Republik hatte er begonnen, im Geheimen Pläne für Kriegsmaschinerie zu entwickeln, was den Nationalsozialisten zugutekam und den Krupps schnell eine Sonderstellung sicherte.39 Das Unternehmen wurde Unternehmen für zu Hitler einem und wichtigen, Krupp propagandistischem deshalb 1937 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.40 1940 trat Gustav in die NSDAP ein, aber eher aufgrund des Verleihens des "Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP" zu seinem 70. Geburtstag, als aus ideologischen Gründen.41 Gustavs Sohn Alfried übernahm 1943 die Leitung des Unternehmens, da sein Vater wegen körperlicher Beschwerden dieses Amt niederlag. Dazu wurde von Hitler die so genannte "Lex Krupp" erlassen, die es Alfried ermöglichte, Alleinerbe des Unternehmens zu sein, indem die Fried. Krupp AG zu einem Familienunternehmen umgewandelt wird. 42 Trotzdem war Alfried nicht die leitende Kraft des Unternehmens, denn die NSDAP hatte unterdessen einige Nationalsozialisten in führende Positionen gesetzt und damit die eigentliche Kontrolle über die Firma. So wurden unter anderem, wohl eher gegen den Willen Alfrieds, Zwangsarbeiter in der Firma beschäftigt. Trotz der relativ kurzen Leitung des Unternehmens und der, im eigentlichen Sinne, Machtlosigkeit über Vgl. Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 - 16. Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 - 21. September 1957). Online-Verbindung: http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html. 39 Vgl. Heinz: Die Krupps und die Mächtigen. Online-Verbindung: http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_maechtige.jsp. 40 Vgl. Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und Niedergang. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm. 41 Vgl. Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 – 16. Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 - 21. September 1957). Online-Verbindung: http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html. 42 Vgl. Harders: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachGustav/index.html. 38 10 die Firmenpolitik, wurde Alfried nach dem Zweiten Weltkrieg für die Kriegsverbrechen des Unternehmens und jegliches damit verbundenes Handeln desselbigen schuldig befunden, bzw. wurde er anstelle seines Vaters, da es diesem durch seine körperlichen Gebrechen nicht zumutbar war, von den Alliierten zuerst unter Arrest gestellt und 1948 zu zwölf Jahren Haft verurteilt.43 2.3 Die Krupp-Stiftung und das Ende der Dynastie Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Fall der Nationalsozialisten war der größte Teil der Krupp-Werke zerstört und die Übrigen wurden von den Alliierten als Teil der Reparationsleistungen abgebaut. Alfried wurde 1951 begnadigt und übernahm 1953 mithilfe des "Mehlemer Vertrages" wieder die Leitung des Unternehmens. Ein Jahr vor seiner Übernahme machte er Berthold Beitz zu seinem Generalbevollmächtigten, mit der Aufgabe, den Wiederaufbau des Unternehmens voranzubringen, sowie das Image zu verbessern.44 Unter anderem wird die Produktion wieder auf zivile, sowie industrielle Güter beschränkt und Opfer der Zwangsarbeit wurden entschädigt. Mit Alfrieds Tod 1967 wird das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt und die "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung" gegründet, in deren Besitz Alfrieds Anteile an der Firma übergehen. Diesen sehr radikalen Schritt ging er, da er einerseits seinen Sohn Arndt nicht der Leitung des Unternehmens als würdig erachtete, andererseits aber auch, da ein wirtschaftlicher Druck auf ihn und sein Unternehmen ausgeübt wurde, denn man befürchtete eine bevorrechtigte Stellung des Unternehmens und eine Gefahr die von diesem ausgehen könnte.45 Eine Verbindung zur Politik der BRD war ausgeschlossen, da diese weder wirtschaftlich, noch politisch betrachtet irgendwelche Vorteile für die Vgl. Eikenberg: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachAlfried/. 44 Vgl. Heinz: Die Krupps. Das Ende der Krupps, in: Industrialisierung – Mit Volldampf in die Moderne. Online-Verbindung: http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/index.jsp. 45 Vgl. Ebenda. 43 11 Krupps bieten konnte. Vor allem die weitestgehend politische Stabilität des westlichen Europas und Amerikas, sowie die Anspannungen zur Zeit des "Kalten Krieges" ließen es nicht mehr zu, dass ein deutsches Unternehmen eine so besondere Stellung auf dem Weltmarkt erlangen konnte. So wurde auch die militärische Bedeutung Deutschlands, als Teil des "Eisernen Vorhangs" geschmälert. Die Krupp GmbH gewann nie wieder eine politisch herausragende Stellung und die Krupp-Dynastie ging zuende. Im Jahr 1992 übernahm die Fried. Krupp GmbH noch die Hoesch AG und bildete somit die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, bzw. fusionierte diese 1999 mit der Thyssen AG zur ThyssenKrupp AG, Deutschlands momentan größtem Stahl- und Rüstungsunternehmen.46 3 Fazit Im Verlauf der Unternehmensgeschichte sind immer wieder Verbindungen zu den Regierungen der jeweiligen Zeit erkennbar, diese Verbindungen waren nahezu immer im beiderseitigen Interesse. Das Unternehmen Krupp war durch die besondere wirtschaftliche Stellung von großer Bedeutung für die jeweiligen Regierungen. Die Krupps stellten als riesiger Rüstungsproduzent einen enormen militärischen Vorteil zur Verfügung, die deutschen Regierungen konnten sich, indem sie dem Unternehmen weitere Aufträge zur Verfügung stellten, ihre Unterstützung sichern. Die Krupps suchten geradezu den Kontakt zu Regierungen, die ihnen einen wirtschaftlichen Aufschwung versichern konnten, waren aber auch gut darin, jene zu vermeiden, die dazu nicht in der Lage waren. Ihre neuartigen Waffen hatten gewissermaßen eine Auswirkung auf die Politik, sowohl national als auch global. Aber auch die Regierungen beeinflussten durch das Stärken des Unternehmens die Wirtschaft, das Unternehmen konnte nämlich vor allem dadurch immer weiter wachsen. Die Beeinflussung des Unternehmens durch die Regierung brachte aber 46 Rüdig: ThyssenKrupp und seine Geschichte. Online-Verbindung: http://www.myheimat.de/duisburg/politik/thyssenkrupp-undseine-geschichte-d179463.html. 12 auch meistens Nachteile mit sich, wie in der Regierungszeit der Nationalsozialisten. Das Unternehmen Krupp gilt bei solch einer gegenseitigen Wechselbeziehung aber nur als eines von vielen Beispielen, denn international betrachtet gab es weitere Unternehmen, die eine Monopolstellung durch den jeweiligen Staat erlangten, dafür aber diesem Staat auch Vorteile bringen konnten. 4. Literatur- und Quellenverzeichnis Anonym: Helmuth von Moltke. Lebenslauf, o.O. 2000. Online- Verbindung: deutsche-schutzgebiete.de/moltke_helmuth_1.htm. Abrufdatum: 10.03.2013 Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und Niedergang, o.O. 2003. Online-Verbindung: http://essener.org/krupp.htm. Abrufdatum: 10.03.2013 Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 – 16. Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 21. September 1957), o.O 2009. Online-Verbindung: http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_grfam_k4.html. Abrufdatum: 10.03.2013 13 Anonym: Friedrich Alfred Krupp, o.O. 1982. Online-Verbindung: http://www.memoria-vestri.org/1982/11/friedrichalfred-krupp/. Abrufdatum: 10.03.2013 Anonym: Militarismus-Flottengesetze-Flottenbau, o.O. o.J. Online-Verbindung: http://m.schuelerlexikon.de/mobile_geschichte/Militarismus_Flottengese tze_Flottenbau.htm. Abrufdatum: 10.03.2013 Anonym: Schlaglichter der deutschen Geschichte, Leipzig-Mannheim, o.J. Online-Verbindung: http://www.deutschegeschichten.de/popup/objekt.asp?OzIID=5523&Obj KatID=111&ThemaKatID=1001. Abrufdatum: 10.03.2013 Asmuss, Dr. Burkhard/Scriba, Dr. Arnulf: Die Weimarer Republik, o.O. o.J. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/. Abrufdatum: 10.03.2013 Eikenberg, Gabriel: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, o.O. o.J. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachAlfried/. Abrufdatum: 10.03.2013 Feile, Ralph: Die Weimarer Republik, o.O. 2008. Online-Verbindung: http://geschichte-wissen.de/zeitgeschichte/54-dieweimarer-republik/61-die-weimarer-republik.html. Abrufdatum: 10.03.2013 Friz, Diana Maria: Alfred Krupp und Berthold Beitz. Der Erbe und sein Stadthalter, Zürich 21988. Gall, Lothar: Krupp. Der Aufstieg eines Industrieimperiums, Berlin 22011. Harders, Levke: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller, o.O. o.J. Online-Verbindung: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/KruppBohlenHalbachGustav/in dex.html. Abrufdatum: 10.03.2013 Heinz, Tina: Die Krupps. Das Ende der Krupps, in: Industrialisierung – Mit Volldampf in die Moderne, o.O. 2010. Online-Verbindung: http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/index.jsp. 14 Abrufdatum: 10.03.2013 Heinz, Tina: Die Krupps und die Mächtigen, o.O. 2010. Online-Verbindung: http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/krupps/krupps_und_ma echtige.jsp. Abrufdatum: 10.03.2013 Kunz, Martin: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege, o.O. 2009. Online-Verbindung: http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid-13721/krupp-sagakrupp-kanonen-entscheiden-kriege_aid_382336.html. Abrufdatum: 10.03.2013 Stenglein, Franz: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200 Jahre Krupp, Folge 7 (01.09.2011). Online-Verbindung: http://www.derwesten.de/staedte/essen/krupp-als-kriegsgewinner-oderkriegsverlierer-id5018346.html. Abrufdatum: 10.03.2013 Rüdig, Andreas: ThyssenKrupp und seine Geschichte, Duisburg 2009. Online-Verbindung: http://www.myheimat.de/duisburg/politik/ thyssenkrupp-und-seine-geschichte-d179463.html. Abrufdatum: 10.03.2013 5. Anhang Anonym: Helmuth von Moltke. Lebenslauf, o.O. 2000. "Helmuth von Moltke Helmuth (Karl Bernhard) von Moltke * 26. Oktober 1800 in Parchim (Mecklenburg-Schwerin) † 24. April 1891 in Berlin (beigesetzt in Kreisau) Helmuth von Moltke Lebenslauf Helmuth (Karl Bernhard) von Moltke war nach Napoleon I. das strategische Genie des 19. Jahrhunderts. Helmuth (Karl Bernhard) von Moltke wurde am 26. Oktober 1800 in Parchim (Mecklenburg) geboren. Er war zunächst im dänischen, seit 1822 im preußischen Militärdienst. 1835 reiste er nach dem Orient und nahm an den militärischen Reformen in der Türkei sowie 1839 am Feldzug gegen Mehemed Ali in Syrien teil. 1840 kehrte er nach Berlin zurück und wurde 1848 Chef des Generalstabes des 4. Armeekorps. 1855 wurde er zu Adjutant des Prinzen Friedrich Wilhelm (späteren Kaiser Friedrich III.), 1858 Chef des preußischen Generalstabes. Dieser wurde durch ihn aus einem militärtechnischen Büro zu der die Kriegsführung vorbereitenden und leitenden Stelle des Heeres. Das Kriegsministerium, mit Verwaltungsaufgaben, trat 15 an zweite Stelle. Seine größte Leistung war die Einleitung des Feldzuges während des Deutschen Krieges von 1866 (Einmarsch in getrennten Kolonnen gegen die versammelte österreichisch-sächsische Armee: "Getrennt marschieren, vereint schlagen"). Moltkes Leitung des Deutsch-Französischen Krieges ist charakteristisch durch das Bestreben, den Anfangserfolg zu sichern (Gegensatz zu Schliffen), ferner durch die Freiheit, die die Heeresleitung den unteren Führern gewährt (Gegensatz zu Napoleon). Moltke wurde 1866 General der Infanterie, 28. Oktober 1870 in den erblichen Grafenstand erhoben, 1871 Generalfeldmarschall, 1888 Präsens der Landesverteidigungskommission. Seit 1867 war er Mitglied der Norddeutschen und Deutschen Reichstags (konservativ), seit 1872 auch des preußischen Herrenhauses. Helmuth von Moltke starb am 24. April 1891 in Berlin und wurde in Kreisau beigesetzt." Anonym: Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen. Aufstieg und Niedergang, o.O. 2003. "Die Familie Krupp und die Firma Krupp in Essen - Aufstieg und Niedergang Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus der angesehenen Essener Kaufmannsfamilie Krupp (1587 Einwanderung von Arndt Krupe aus Holland, Kaufmann und später Ratsmitglied in Essen) die Industriellenfamilie Krupp. Mit vielen Beteiligungen an Zechen und Hüttenwerken wird der Grundstein für ein späteres Imperium gelegt. Friedrich Krupp, der Gründer der Friedrich Krupp Gussstahlfabrik, war wenig erfolgreich, der Bedarf an Gussstahl zu dieser Zeit noch gering. Er produzierte Bestecke, Kochtöpfe und andere Kleinstahlwaren. Als er 1826 starb zählte seine Firma gerade einmal sieben Beschäftigte. Sein Sohn Alfred führte das Unternehmen fort, bestrebt den besten Stahl herzustellen und die rationellsten Fertigungsmethoden zu entwickeln. Der Aufschwung kam Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch Aufträge aus dem stark wachsenden Bergbau. Die zunehmende Bedeutung der Eisenbahn verschaffte der Firma Krupp auch viele Aufträge. Das Firmenzeichen, die drei Ringe, symbolisieren Eisenbahnräder. Sie stehen für die Fertigkeit und das Krupp Patent den Stahl zu nahtlosen Radreifen zu verarbeiten. Erstmals auf der Weltausstellung 1851 in London stellte die Firma Krupp eine Kanone aus Gussstahl vor, eher als Werbegag denn mit tatsächlicher Verkaufsabsicht. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurden Kanonen neben Eisenbahnteilen zum Produktionsschwerpunkt. Geliefert wurde nicht nur dem preußischen Kriegsministerium, sondern auch nach Holland, Belgien, Ägypten sowie nach England, dem Hauptkonkurrenten auf dem Stahlmarkt. "Kanonenkönig" wurde Alfred Krupp vor allem durch den Krieg gegen Frankreich 1870/71, dessen Erfolg den "Krupp-Geschützen" zugeschrieben wurde. Die Verbindung zur Politik blieb eng, Kaiser Wilhelm II. war häufiger Gast in der Villa Hügel, seit 1875 Wohnsitz der Familie. Die Waffenschmiede Krupp war zur Durchsetzung der politischen Pläne unverzichtbar. Vor dem Ersten Weltkrieg wuchs der Krupp Konzern unter Alfreds Sohn 16 Friedrich - Alfred auf 80.000 Mitarbeiter an, allein in Essen waren es über 40.000. Krupp hatte die Stahlproduktion durch den Bau von Hochöfen vervielfacht. Zum Konzern gehörten ebenso Zechen, Kokereien und Werften für Kriegsschiffe. Einverleibt wurden auch konkurrierende Fabriken und Gießereien. Krupp war vor dem Ersten Weltkrieg der größte europäische Konzern und Rüstungslieferant für das Deutsche Reich. Als Waffenschmiede dienten sich die Krupps auch den Nationalsozialisten an, nun in der vierten und fünften Generation. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und sein Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wurden 1937 von Adolf Hitler zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Gustav Krupp wurde Mitglied der NSDAP. Alfried Krupps Eintritt in die NSDAP erfolgte ein Jahr später. Adolf Hitler war sehr oft ein gerngesehener Gast in der Villa Hügel. Bescherte er doch Krupp lukrative Aufträge. Über 25.000 Zwangsarbeiterinnen beschäftigte das Unternehmen während des zweiten Weltkrieges "zum Wohle des deutschen Volkes". Die Krupp Werke waren ab 1943 Ziel der alliierten Bombardierung. Nach dem Krieg war das Werk zu zwei Dritteln zerstört, der größte Teil der noch funktionstüchtigen Anlagen wurde demontiert und als Reparationsleistung ins Ausland gebracht. Alfried Krupp wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt kam aber schon 1951 wieder frei. 1967 wurde die Firma Friedrich Krupp nach dem Willen von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach in eine Stiftung umgewandelt. Damit endete die Krupp Dynastie. Die Firma lebt als GmbH fort und ist seit 1999 mit dem Thyssen - Konzern fusioniert, die Thyssen Krupp AG. Von der einstmaligen Bedeutung ist heute nichts mehr gegenwärtig. Warum eine Stiftung Krupp? Fakt ist das Alfried Krupp von seinem Sohn Arndt (siehe unten) maßlos enttäuscht war. Dieser entsprach in keinster Weise seinen Vorstellungen von einem Nachfolger nach dem Schlage der Krupps. Als Lebemann eine Firma führen? Man muss sich auch einmal vor Augen halten was es allein gesellschaftlich in den 1960er Jahren bedeutete homosexuell veranlagt zu sein. Wäre Arndt nach seinen Vorfahren geschlagen so hätte dieser durchaus die Firma erfolgreich weiterführen können. In diesem Fall wäre Berthold Beitz wohl kein Generalbevollmächtigter geworden, die Erbfolge wäre geregelt und das Erbe in guten Händen. Alfried Krupp wäre die Idee zur Gründung einer Stiftung nie in den Sinn gekommen. Es wird heute gerne darauf verwiesen, dass die von Berthold Beitz eingefädelten Ostgeschäfte (die Zahlungsmoral der Handelspartner ließ zu wünschen übrig) Alfrieds Entscheidung beeinflusst haben sollen. Ebenso hatten die Weigerungen der kreditgebenden Banken weitere Finanzierungen zu leisten nichts mit der Entscheidung Alfried Krupps, eine Stiftung ins Leben zu rufen, zu tun gehabt. Alfried Krupp wollte mit seiner Entscheidung lediglich verhindern dass das Unternehmen durch seinen Sohn zu Grunde gerichtet wird. Krupp im Stadtbild In Essen ist Krupp heute noch spürbar, zwar gibt es keine Produktionsstätten mehr, dennoch hat die Fabrik der Stadt ihren Stempel aufgedrückt. Durch die stetige Expansion der Firma Krupp wurde im Laufe der Zeit das Stadtbild nachhaltig verändert. So wurden unter 17 anderem wertvolle, große Teile der einstigen Stadtmauer und deren Wachtürme abgerissen und dem Erdboden gleich gemacht. Wenn man so will, ein nicht mehr gut zu machender Schaden. Die Stadt verlor durch den Abriss historischer Gebäude ihre über Jahrhunderte entstandene geschichtliche Identität. Das riesige Firmengelände (einst fast 30%!!! der Stadtfläche, unter anderem mit Fabriken für LKW und Eisenbahnbau) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nur partiell wieder aufgebaut, heute ist es Gewerbegebiet und zum Teil, immer noch, Brache. Die leider nur noch wenigen, erhaltenen Werkshallen haben eine neue Funktion: als Musical Theater, als Parkhaus (die alte Kanonenfabrik) oder als Veranstaltungsort für Flohmärkte. Die ehemaligen, nur noch zum Teil erhaltenen, Arbeitersiedlungen zeugen vom Sozialsystem (?) der Firma Krupp. Die Siedlung Margarethenhöhe, heute als soziales Engagement bezeichnet, gilt heute als architektonische Besonderheit. Sie ist trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in der Substanz gut erhalten. 1858 entstand eine Bäckerei aus der sich 1886 die Krupp‘sche Konsumanstalt entwickelte in der Krupparbeiter zu niedrigen Preisen einkaufen konnten. Die alten zentralen Einrichtungen sowie die Konsumanstalt, stehen noch, haben aber eine andere Bestimmung: ein Haus ist als Museum eingerichtet, damals wegweisend mit Badeeinrichtungen und Wasserklosetts. Auch andere Siedlungen, z.B. Kronenberg, (1874) die eher an eine Kaserne erinnert und der Altenhof 1 und 2 (1892/93) sind in Teilen erhalten. Häuser für alte und gebrechliche Arbeiter. Die Kehrseite der Medaille Schon vor Bismarck hat Alfred Krupp versucht, mit einer Doppelstrategie aus umfassender "Fürsorge" und eingreifender Kontrolle seine Arbeiter sowohl ans Werk zu binden als auch zu entpolitisieren. Zum finanziellen Anreiz begann der Aufbau von Sozialeinrichtungen, welche zur Absicherung der Arbeiter beitragen sollten. 1853 wurde die bereits 1836 als Selbsthilfeeinrichtung der Arbeiter bestehende Krankenkasse in eine Pflichtversicherung umgewandelt. 1855 wurde eine Pensionskasse eingerichtet. Bei weitem kamen nicht alle Betriebsangehörige in den Genuss dieser sogenannten Wohlfahrtspolitik. Die Mitglieder der Krupp‘schen Pensionskasse, in die alle beschäftigten Arbeiter 2,5% vom Lohn einzahlen mussten, erhielten nur dann betriebliche Rentenleistungen, wenn sie bei nachgewiesener Arbeitsunfähigkeit mindestens 15 bis 20 Jahre ununterbrochen in Diensten der Fa. Krupp gestanden hatten. Das hielten allerdings die Wenigsten durch. Z.B. viele Arbeiter die an Feuerstätten (Hochöfen etc.) arbeiteten wurden kurz vor Erreichen der nötigen Jahre einfach entlassen. In den Jahren 1885 bis 1907 wurden zwar an 6.424 Betriebsangehörige Pensionen in Höhe von 17,7 Millionen Mark (der Bau der Villa Hügel kostete fast genau so viel) ausgezahlt, doch über 90 % der Kassenmitglieder gingen leer aus und wurden ein Fall für die Armenfürsorge. Der Krupp‘sche Wohnungsbau machte an den verschiedenen Ausführungen der Wohnungen das Gefälle innerhalb der Belegschaft deutlich. Waren die sogenannten Meisterhäuser an der Hügelstraße 1861 massiv aus Stein gebaut, bestand die 1863 errichtete Siedlung Alt-Westend aus einfachen Fachwerkgebäuden. (1871 Neu-Westend, Nordhof und Baumhof, 1872 18 Schederhof) Durch Kontrolle und Isolierung versuchte Krupp seine Firma im Inneren zu stabilisieren und vor den sich bildenden Arbeiterbewegungen abzuschotten. Da die Siedlungen über eine eigene Infrastruktur verfügten, Konsum, Schule Marktplatz etc. waren die Voraussetzungen bestens. Darüber hinaus verlor jeder Arbeiter, egal ob mit Familie und Kindern, bei einer Kündigung das Wohnrecht in den Krupp eigenen Siedlungen und hatte seine Wohnung am Tage der Kündigung zu räumen. Er stand mit seiner Familie "von jetzt auf gleich" mittellos auf der Straße. In einer Ansprache von 1877, "Wort an die Angehörigen meiner betrieblichen Anlagen" sagte Krupp: (sinngemäß) "nach getaner Arbeit solle sich der Arbeiter um seine Familie, Kinder und deren Erziehung kümmern und darin seine Erholung suchen" und (wörtlich) "eure Arbeit sei in erster Linie eure Politik, dabei werdet ihr frohe Stunden haben". Diese Abhängigkeit der Beschäftigten grenzte schon an Sklaverei. Bei genauer Betrachtung der "sozialen Einstellung" Krupps kommt man nicht umhin sich doch etwas kritischer mit der "Legende Krupp" zu befassen. Das in unserer Gesellschaft positiv dargestellte Bild Krupps entpuppt sich doch mehr als Zerrbild. Der "Motor" der Firma Krupp, war zweifellos Alfred Krupp (*1812, †1887). Unter dessen Führung expandierte das Unternehmen und erreichte damals seine maximalste Größe. Man muss sich mit etwas Fantasie vorstellen wie die Verhältnisse im Ruhrgebiet zu dieser Zeit waren. Hunderte Bergwerke, alle im Besitz von einzelnen Eigentümern, versorgten das Deutsche Reich. Alfred hatte einen gewissen Weitblick in dem er viele dieser Zechen übernahm. Es ist aber auch zu vermuten, dass er einem gewissen Konkurrenzdruck unterlag. In unmittelbarer Nähe zu Essen war Mathias Stinnes (*1790, † 1845) in Mülheim an der Ruhr dabei ebenfalls ein Imperium zu schaffen. Vier Bergwerke und 36 Zechenbeteiligungen waren unter anderem im Besitz der Familie Stinnes. Kurz vor dessen Tod war er der größte Binnenreeder Deutschlands und hatte quasi das Monopol für Kohletransporte auf den Flüssen Deutschlands. Im Osten des Ruhrgebietes gründete Leopold Hoesch 1871 in Dortmund ein Eisen und Stahlwerk. Konkurrenz für die Firma Krupp von allen Seiten. Arndt von Bohlen und Halbach, der letzte Krupp Arndt von Bohlen und Halbach geboren am 24.01.1938, gestorben am 8.05.1986 war Alfried Krupps Sohn und der letzte Nachfahre der Krupp Dynastie, somit auch der Erbe des Vermögens der Firma Krupp. Mit Arbeit hatte er nach eigenem Bekunden "nichts am Hut". Er bevorzugte lieber ein Leben in "Saus und Braus". 1969 heiratete der bisexuell orientierte Arndt auf seinem Schloss Blühnbach im Blühnbachtal bei Werfen im Salzburger Land Henriette von Auersperg (in Partykreisen auch Hetti genannt). Die Ehe blieb kinderlos. Noch vor dem Tod von Alfried Krupp wurde er von seinem Vater und Berthold Beitz dazu gedrängt auf sein Erbe zu verzichten. Der Zweck der Übung war es die Firma vor dem Ende zu bewahren. Durch seinen Erbverzicht war Arndt von Bohlen und Halbach nicht mehr Inhaber der Firma Friedrich Krupp. Er erhielt eine jährliche Zuwendung in Höhe von 2 Millionen DM und besagtes Schloss Blühnbach. Zu diesem Schloss gehörten riesige Ländereien und Waldgebiete. 19 Durch sein ausschweifendes Leben geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und veräußerte die besagten Ländereien an das Land Salzburg. Im Alter von 48 Jahren starb er an Mundbodenkrebs und wurde in der Schlosskapelle von Schloss Blühnbach beigesetzt. Als Kind erfuhr er fast hasserfüllte Ablehnung von seinen Großeltern, insbesondere von seiner Großmutter "er ist gar kein richtiges Kind", dann die Tatsache, dass er mit seiner Mutter alleine aufwuchs und bei seinem Heranwachsen diese Ablehnung bewusst wahrnahm. Seine Wünsche bezüglich des Berufs den er erlernen wollte entsprachen nicht den Vorstellungen seiner Familie. Ablehnung, das Fehlen einer intakten Familie und keinerlei Anerkennung sowie der Zwang die Firma übernehmen zu müssen waren mit Sicherheit auch der Auslöser für sein Verhalten welches man auch als Protest und Wiederstand bezeichnen könnte. Fazit Heute wird die Geschichte der Familie Krupp überwiegend positiv dargestellt. Als Arbeitgeber für viele Menschen und Wegbereiter für die industrielle Infrastruktur der Region. Stimmt in gewisser Weise, aber um welchen Preis? Aus heutiger Sicht überwiegen doch mehr die daraus resultierenden negativen Erinnerungen und Ereignisse. Die Beseitigung der geschichtlichen Identität der Stadt durch den Abriss historischer Gebäude ist wohl das Gravierendste. Nimmt man nur Alfred Krupp kann man erkennen dass nicht die "soziale Fürsorge" sein Lebensinhalt war sondern in erster Linie der wirtschaftliche Erfolg, ungeachtet menschlichen Leids das er tausendfach verursacht hat. Alfrieds Wille eine Stiftung einzurichten erweckt den Eindruck er wolle etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Erkennt man die Zusammenhänge ist das nur ein Trugschluss. Es gab Höhen und Tiefen innerhalb der Familie Krupp. Eine Familie im klassischen Sinn waren die Krupps nie. Es stand immer das Wohl der Firma im Vordergrund und nicht der Mensch auch nicht die eigenen Familienmitglieder. Schade ist nur das nichts selbstkritisches auf den offiziellen Seiten der Stiftung zu finden ist. Nicht einmal Arndt von Bohlen und Halbach findet, so negativ er auch gewesen sein mag, Erwähnung. Immerhin war er, wenn auch nur kurz, der (letzte) Eigentümer der Firma Friedrich Krupp. Anmerkung zu der ZDF Doku "Mythos Krupp" Über Bertha Krupp von Bohlen und Halbach wird erwähnt sie habe es abgelehnt Adolf Hitler zu begrüßen da sie ihn als Proleten ansah. Tatsache, löblich aber uninteressant. Vermutlich erfolgte diese Ablehnung nicht aus politischer Überzeugung heraus sondern eher aus großkopfertem, adeligem Selbstverständnis. Gustav Krupp war der Maß und Tonangebende was die Geschäfte der Firma anbelangte und somit bestimmte er wer Gast auf Hügel war oder nicht. Gustav Krupp wurde bereits Mitte der 1930er Jahre Mitglied der NSDAP. Das nicht gezwungen oder nur der Geschäfte wegen sondern auch aus Überzeugung. Anfang der 30er Jahre ging es der Firma Krupp wie den meisten im Revier ansässigen Firmen wirtschaftlich sehr schlecht und Krupp war dankbar das Hitler quasi die Firma rettete und ihm wieder Großaufträge verschaffte. Wie bereits erwähnt, wurde Hitler sehr oft auf die Villa Hügel eingeladen. Hätte man ihn so sehr abgelehnt wären diese 20 Einladungen wohl kaum zustande gekommen. In der Doku wird behauptet Hitler habe sich selbst eingeladen. Wie gesagt, Bertha Krupp spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Alfried Krupp im Interview 1957 bezüglich der bei Krupp beschäftigten Zwangsarbeiter: es war bekannt das die bei Krupp beschäftigten Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen in Arbeitslagern untergebracht waren. Da die SS aber die Kontrolle darüber hatte waren Alfried die Hände gebunden und es wurden aber Lebensmittel in eben diese Lager geschmuggelt (?). Das kann man allerdings getrost bezweifeln. Evtl. von Mitarbeitern der Fa. Krupp aber nicht von der Firmenleitung. Andere Besitzer großer rüstungsabhängiger Firmen handelten da anders. Sie machten den Machthabern begreiflich das nur gesunde und halbwegs vernünftig ernährte Zwangsarbeiter in der Lage waren die schwere Arbeit "zum Wohle des Volkes" zu erfüllen. Zum besseren Verständnis: Alfried war nicht aus dem gleichem Holz geschnitzt wie sein Vater. Das erkennt man daran das seine Mutter in der Lage war ihn zu lenken und ihm ihre Entscheidungen aufzudrücken, was sein privates Leben anbelangte, z.B. die Scheidung von seiner Frau. Vermutlich hatte Alfried Respekt wenn nicht sogar Angst vor Autorität und deshalb auch keine Einwände oder gar Wiederspruch, auch nicht was die Lager anging. Was Bertha angeht, einfach traurig was eine Mutter den eigenen Kindern und Enkeln antun kann. In Bayern bezeichnet man so was als “Grantel“. Man kann durchaus Verständnis dafür haben das diese Umstände nicht in der ZDF Dokumentation erwähnt wurden, war man ja auf die Unterstützung der Stiftung Krupp angewiesen. Also Friede, Freude, Eierkuchen und die düsterste Zeit in der Geschichte Krupp ist vergessen. Das Symbol für die Macht der Firma Krupp, die Villa Hügel, ist seit 1954 eine Stiftung. Sie beherbergt das Archiv, eine Ausstellung zur Firmengeschichte und dient als Veranstaltungsort für kulturelle Ereignisse und Kunst Ausstellungen. Auf dem Friedhof in Essen Bredeney sind die Krupps auf einer abgetrennten Fläche begraben, eine Art Familienfriedhof." Anonym: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (7. August 1870 – 16. Januar 1950), Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (29. März 1886 21. September 1957), o.O 2009. "Gustav von Bohlen und Halbach, fünfter Sohn von sieben Kindern von Gustav (1831 - 1890) und Sophie (1837 - 1915) von Bohlen und Halbach, besucht in Karlsruhe das Gymnasium und studiert anschließend Rechtsund Staatswissenschaften. Nach seiner Promotion 1893 tritt er in den badischen Staatsdienst, 1897 in das Auswärtige Amt in Berlin ein. Seit 1899 ist er als Legationssekretär zunächst an der Botschaft in Washington, dann an der Gesandtschaft in Peking tätig. 1904 wird er an die preußische Gesandtschaft beim Vatikan berufen und lernt in Rom Bertha Krupp kennen. Bertha Krupp, die ältere Tochter von Friedrich Alfred Krupp (1854 - 1902) und Margarethe Krupp (1854 - 1931), wird zunächst gemeinsam mit ihrer Schwester Barbara (1887 - 1972) privat in der Villa Hügel unterrichtet. Ergänzend besuchen die Schwestern eine Haushaltungsschule für höhere Töchter in Baden-Baden. Nach dem Tod 21 ihres Vaters 1902 wird Bertha Krupp Inhaberin des Unternehmens, das seit 1903 in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt, dabei aber weitestgehend im Familienbesitz bleibt. Da Bertha Krupp noch minderjährig ist, nimmt ihre Mutter, Margarethe Krupp, deren Rechte als Inhaberin wahr. 1906 heiratet Bertha Krupp den Legationsrat Gustav von Bohlen und Halbach, der bei der Hochzeit durch königlich-preußischen Erlass das Recht erhält, seinem Familiennamen den Namen Krupp voranzustellen. Dem Paar werden sechs Söhne und zwei Töchter geboren: Alfried (1907-1967), Arnold (1908-1909), Claus (1910-1940), Irmgard (1912-1998), Berthold (1913-1987), Harald (1916-1985), Waldtraut ( geb. 1920) und Eckbert (1922-1945). Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wird Ende 1906 in den Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG berufen und ist dessen Vorsitzender von 1909 bis Ende 1943. In dieser Zeit werden die wirtschaftliche und die Produktentwicklung des Krupp-Konzerns maßgeblich durch die allgemeinen politischen Ereignisse bestimmt: die Ausweitung des Rüstungsbereichs im Ersten Weltkrieg, die Produktionsumstellung als Folge des Versailler Vertrags, die Finanzkrise des Unternehmens 1924/25 und seine Einbindung in die nationalsozialistische Autarkie- und Rüstungspolitik mit der erneuten Umstellung der Produktion. Wichtige neue Produkte dieser Periode sind die bei Krupp entwickelten nicht rostenden säurebeständigen Stähle (NIROSTA, V2A), das vor allem für Werkzeuge eingesetzte WIDIA-Hartmetall, Lokomotiven und Lastkraftwagen. Die Zahl der Mitarbeiter im Gesamtkonzern schwankt extrem: zwischen 168.000 am Ende des Ersten Weltkrieges, 30.300 in der Weltwirtschaftskrise 1932 und 243.300 im Jahr 1943. Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach fühlen sich stark auch der sozialen Tradition des Hauses verpflichtet. So werden die betrieblichen Sozialleistungen, insbesondere der Bau von Werkssiedlungen, fortgesetzt. Es entsteht eine Stiftung für häusliche Krankenpflege. Für kranke Mitarbeiter und ihre Angehörige gibt es Erholungshäuser und eine Zahnklinik. Nach dem frühen Tod des zweiten Sohnes wird das Arnoldhaus für Wöchnerinnen gestiftet. Fortgesetzt wird auch die Tradition, dass Mitglieder der Inhaberfamilie langjährige Mitarbeiter zu besonderen Gelegenheiten, z.B. Goldhochzeiten, persönlich besuchen. Gustav Krupp von Bohlen und Halbachs Wirksamkeit greift, sicher auch begünstigt durch seine vorherige diplomatische Tätigkeit, über den Rahmen des Unternehmens hinaus. 1921 wird er Mitglied des Preußischen Staatsrats, 1924 zum Präsidenten des Aufsichtsrats der für die Abwicklung der Reparationen geschaffenen Bank für Deutsche Industrieobligationen gewählt und seit 1934 ist er im Verwaltungsrat der Reichsbahngesellschaft tätig. Sehr intensiv arbeitet er seit ihrer Gründung als Senator und 1. Vizepräsident in der Kaiser-WilhelmGesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (heute Max-PlanckGesellschaft) mit und ist auch in den Aufsichtsorganen einiger KaiserWilhelm-Institute tätig. Gemeinsam mit seiner Frau fördert er die Tätigkeit des Deutschen Museums für Naturwissenschaften und Technik in München. 1931 übernimmt er das Präsidium des Reichsverbands der Deutschen Industrie und führt 1933 dessen Umgestaltung zu dem nach dem Führerprinzip organisierten Reichsstand der Deutschen Industrie 22 durch. 1934 legt er das Amt nieder. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach hat sich vor 1933 nicht für Hitler oder die NSDAP eingesetzt, nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler spricht er sich dann aber, aus seiner staatsloyalen Grundhaltung heraus, im Sinne des bestehenden Staates aus. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wird erst 1940 dadurch Mitglied der NSDAP, dass Adolf Hitler ihm anlässlich seines 70. Geburtstages das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP überreicht. Ende 1943 legt Gustav Krupp von Bohlen und Halbach den Vorsitz im Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG nieder. Der älteste Sohn Alfried wird mit der Umwandlung des Unternehmens in eine Einzelfirma Alleininhaber. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach wird 1945 in Nürnberg vor dem Internationalen Gerichtshof in dem Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher mit angeklagt. Er ist jedoch nach einem Autounfall im Dezember 1944 und nach mehreren Schlaganfällen nicht mehr verhandlungsfähig. Bertha Krupp von Bohlen und Halbach obliegt - gemeinsam mit einer Krankenschwester - die jahrelange Pflege des Schwerstkranken in einem kleinen Nebengebäude der von den Alliierten beschlagnahmten Besitzung Blühnbach bei Salzburg, wo das Ehepaar seit Sommer 1944 lebt. Nach dem Tod ihres Gatten im Januar 1950 kehrt Bertha Krupp von Bohlen und Halbach nach Essen zurück und erlebt hier noch den Wiederaufstieg des Unternehmens. Die Villa Hügel ist jetzt zwar nicht mehr Wohnsitz der Familie, dient aber - nach der Freigabe durch die Alliierten - wieder als Repräsentationsort des Unternehmens, wo Alfried und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach Gäste aus aller Welt empfangen." Anonym: Friedrich Alfred Krupp, o.O. 1982. "Friedrich Alfred Krupp * 17. Februar 1854 in Essen † 22. November 1902 in Essen Vater: Alfred Krupp Heirat: 1882 Margarethe, Töchter Bertha und Barbara geborene Freiin von Ende Industrieller und Politiker Sein soziales Engagement war herausragend, u.a. ließ Friedrich Krupp die Siedlung Altenhof in Essen-Rüttenscheid bauen. In den schönen, kleinen Häusern durften Rentner von Krupp kostenlos wohnen. Unter seiner Leitung arbeitenen ca. 45.000 Essener und Duisburger für Krupp. 1893 bis 1898 Abgeordneter im Reichstag. In seinem Testament verfügte er die Umwandlung des Unternehmen Krupp in eine Aktiengesellschaft. Die erstgeborene Tochter Bertha erbte die Aktien." Anonym: Militarismus-Flottengesetze-Flottenbau, o.O. o.J. "Strategiewechsel in der deutschen Außenpolitik Mit der Entlassung des Reichsgründers OTTO VON BISMARCK 1890 änderte sich auch die klassische preußisch-deutsche Außenpolitik 23 grundlegend. Diese war unter BISMARCK Jahrzehnte auf den Ausgleich der Kräfte zwischen den europäischen Großmächten und die außenpolitische Sicherung Preußens gerichtet gewesen. Nach dem Willen des jungen deutschen Kaisers, WILHELM II., sollte das Reich nun aber aus seiner Beschränkung auf Europa befreit werden und Weltgeltung erlangen. In einer Rede vor dem Reichstag im Dezember 1897 kennzeichnete der spätere Reichskanzler Fürst VON BÜLOW diese deutsche Weltmachtstreben als das Erreichen eines "Platzes an der Sonne"; eine Wendung, die zum geflügelten Wort werden sollte. Der "Platz an der Sonne" war von da an der Kern eines neuen außenpolitischen Programms der Zukunft, das von WILHELM II. als "Neuer Kurs" bezeichnet wurde. Diese Programm konnte allerdings nur verwirklicht werden, wenn sich das Reich auch außerhalb Europas engagierte. Das Flottenbauprogramm und seine Folgen Für die angestrebte politische und wirtschaftliche Weltmachtstellung Deutschlands waren die Fähigkeit, als Seemacht zu agieren, und folglich der Besitz einer entsprechenden Flotte unabdingbar. Diese Überlegungen des Kaisers und seiner Regierung mündeten in ein Flottenbauprogramm, das ab 1897 von Admiral TIRPITZ vorangetrieben wurde. Admiral TIRPITZ ALFRED VON TIRPITZ wurde 1849 als Sohn eines Juristen und einer Arzttochter geboren und trat als 16-Jähriger in die Marine ein. Die Marine galt zu dieser Zeit als liberale Waffengattung, weil sie im Unterschied zum Heer nicht verlangte, dass ihre Offiziere dem Adel angehören mussten. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg stieg TIRPITZ rasch in der Hierachie der Marine auf. Schon 1887 kommandierte er die Torpedoboot-Flotille, die Prinz WILHELM von Preußen, den späteren Kaiser WILHELM II., zum Thronjubiläum von Königin VIKTORIA nach England begleitete. Auf der Überfahrt führte er lange Gespräche mit dem Prinzen über die deutsche Flotte. TIRPITZ' Worte mussten bei WILHELM tiefen Eindruck hinterlassen haben, denn auch nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1890 hatte der Kaiser TIRPITZ nicht vergessen. 1892 wurde TIRPITZ zum Stabschef beim Oberkommando ernannt und bekam vom Kaiser persönlich den Auftrag, die taktische Arbeit der Hochseeflotte weiterzuentwickeln. Am 31. März 1897 wurde TIRPITZ schließlich zum Staatssekretär im Reichsmarineamt berufen. Das Deutsche Reich besaß zu diesem Zeitpunkt nur sechs hochseefähige Panzerschiffe erster Klasse. Damit stand Deutschland weltweit unter den Seemächten erst an fünfter Stelle, obwohl es inzwischen zur zweitgrößten Handelsmacht der Welt geworden war. Das Flottengesetz Besessen von der Idee, als sichtbares Zeichen deutscher Weltmachtstellung eine starke Flotte aufzubauen, machte TIRPITZ das Marineamt zur Propagandazentrale seiner Flottenpläne. Mit Vorträgen, Veranstaltungen und Werbeschriften wurde eine Werbekampagne 24 gestartet, an der sich Universitätsprofessoren, Marineoffiziere und der von TIRPITZ gegründete Deutsche Flottenverein beteiligten. Die Werbekampagne entfachte in der deutschen Bevölkerung eine riesige Marinebegeisterung, die auch die Reichstagsmitglieder erfasste. So passierte das von TIRPITZ 1898 eingebrachte Flottengesetz den Reichstag ungehindert. TIRPITZ hatte das Gesetz vor dem Reichstag mit dem Argument begründet, die deutschen Handelsinteressen in der Welt müssten durch eine starke Flotte geschützt werden. Auch die zum Ausbau der Schlachtflotte benötigten und für die damalige Zeit riesigen Etatsummen in Höhe von 400 Millionen Reichsmark wurden vom Reichstag bereitwillig genehmigt. Mit diesen Geldern sollte die Reichsmarine auf eine festgesetzte Stärke von 19 Schlachtschiffen, 8 bewaffneten Küstenbooten, 12 großen und 30 kleinen Kreuzern gebracht werden. Ergänzt werden sollte diese Flotte durch eine Hilfsflotte von zahlreichen Torpedobooten, Schul- und Spezialschiffen. Zwei Jahre später nahm TIRPITZ die veränderte Situation im Fernen Osten, u. a. Den chinesischen Boxeraufstand und den Burenkrieg in Südafrika zum Vorwand, eine Ergänzungsvorlage zum Flottengesetz durch den Reichstag zu bringen. Diese sah eine Verdoppelung der geplanten Anzahl von Schlachtschiffen in kürzester Zeit vor. Speerspitze gegen Großbritannien Trotz anderslautender Begründung vor dem Reichstag, für TIRPITZ selbst war jedoch Großbritannien der eigentliche Hauptgegner des Deutschen Reiches, der seinem Streben nach Weltgeltung im Wege stand. In einer Denkschrift an den Kaiser hatte TIRPITZ bereits am 15. Juli 1897 eindeutig Großbritannien als Hauptgegner benannt und angemerkt, die Flottenmacht müsse als politischer Faktor gegen England eingesetzt werden. Das konnte aber nicht in aller Öffentlichkeit ausgesprochen werden, um das Verhältnis zu Großbritannien nicht zu stark zu belasten. So versicherte der damalige Reichskanzler HOHENLOHE den Abgeordneten des Reichstages, dass es nicht die Absicht der Reichsregierung sei, andere Mächte herauszufordern. TIRPITZ hatte in der erwähnten Denkschrift auch schon diemilitärische Strategie gegen England umrissen: Danach müsse Deutschland in seinen Heimatgewässern eine Flotte besitzen, die in der Lage wäre, die Heimatflotte Englands im Falle eines Krieges anzugreifen. Die britische Regierung wäre dann gezwungen, Flottenverbände aus dem Fernen Osten und dem Mittelmeer abzuziehen und ihre dortigen Besitzungen schutzlos zurückzulassen. Je stärker die deutsche Flotte würde, umso klarer müssten die Engländer erkennen, dass es vorteilhafter für sie sei, Konflikte mit Deutschland zu vermeiden. Eine solche Verständigung würde auch die Position Deutschlands in Europa stärken. Folgen der Flottenrüstung 25 Das strategische Ziel des Flottenbauprogramms, Deutschland zu sicheren Küsten und zu starkem internationalen Einfluss zu verhelfen, unterlag mehreren Fehleinschätzungen: Einmal überschätzte man die deutsche Finanzstärke maßlos. Gleichzeitig ging man aber davon aus, dass das englische Volk in gleicher Situation nicht bereit sei, die Kosten für den Erhalt der britischen Überlegenheit als Seemacht aufzubringen (Text1). Zum anderen war man in deutschen Führungskreisen völlig blind für die Möglichkeit, dass sich Großbritannien andere Seemächte zum Bündnispartner wählen könnte, wodurch dann die ganze deutsche Strategie überholt wäre. Das Flottenrüstungsprogramm hat außerdem maßgeblich zur Verschlechterung des deutsch-britischen Verhältnisses beigetragen. War das erste Flottengesetz von 1898 von der britischen Regierung noch relativ gleichmütig aufgenommen worden, so sorgte das zweite Flottengesetz von 1900 für eine lebhafte Beunruhigung in der britischen Öffentlichkeit. Bei vielen Briten tauchte der begründete Verdacht auf, dass Deutschland, welches ohnehin schon über das stärkste Feldheer in Europa verfügte, nun auch noch die größten Flotte besitzen wollte. Dazu kam ein immer stärker werdendes Misstrauen der britischen Regierung bezüglich der Aufrichtigkeit der Freundschaftsbeteuerungen, die sie Jahr für Jahr aus Berlin zu hören bekam, ohne dass diesen entsprechende Taten folgten. Den Tiefpunkt erreichten die deutsch-britischen Beziehungen dann 1901, als in London Verhandlungen am Ungeschick eines deutschen Diplomaten scheiterten. Das Scheitern der Gespräche verstärkte nicht nur das Misstrauen, sondern auch die Entfremdung zwischen beiden Großmächten. Als Folge dieser Entfremdung wandte sich die britische nun anderen möglichen Bündnispartnern zu. Dies führte zunächst zur britischjapanischen Allianz. 1904 kam es dann auch zum Bündnis mit Frankreich, der Entente Cordiale. Die deutsche Politik, die eigentlich auf den Erhalt guter Beziehungen zu Großbritannien und Russland abzielte, war damit kläglich gescheitert. Mit seiner Flotten- und Außenpolitik hatte das Deutsche Reich England regelrecht in die Arme Frankreichs getrieben." Anonym: Schlaglichter der deutschen Geschichte, Leipzig-Mannheim, o.J. "Flottengesetze - Flottenbau Der vom »Neuen Kurs« der Reichsregierung unter der Regie Kaiser Wilhelms II. seit 1890 betriebene Übergang der deutschen Politik zur Weltmachtpolitik und die auf weltweite Expansion zielende deutsche Handelspolitik ließen beim Kaiser, seiner Regierung und den Führern in Wirtschaft und Großindustrie bald die Überzeugung reifen, dass zur Absicherung einer angestrebten politischen und wirtschaftlichen 26 Weltmachtstellung eine starke deutsche Kriegsflotte unerlässlich war. Diese Überlegungen wurden zu einem konkreten Flottenbauprogramm, seit 1897 Admiral Alfred von Tirpitz Staatssekretär im Reichsmarineamt geworden war. Besessen von der Idee, als sichtbares Zeichen deutscher Weltmachtstellung eine starke Flotte aufzubauen, machte Tirpitz das Reichsmarineamt zur Propagandazentrale für seine Flottenpläne. Mit Vorträgen, Veranstaltungen und Werbeschriften wurde eine Werbekampagne gestartet, an der sich Universitätsprofessoren, Marineoffiziere und der von Tirpitz mitgegründete »Deutsche Flottenverein« beteiligten, und eine Marinebegeisterung in der Bevölkerung entfacht, die mit dazu beitrug, dass das von Tirpitz eingebrachte Flottengesetz und die zum Ausbau der Schlachtflotte benötigten erheblichen Etatgelder vom Reichstag bewilligt wurden. Begründet wurde das Gesetz mit dem Argument, die deutschen Handelsinteressen in der Welt müssten durch eine starke Flotte geschützt werden. Für Tirpitz selbst war jedoch England der eigentliche Gegner des Deutschen Reiches, der seinem Streben nach Weltgeltung im Wege stand. Schon 1900 legte er mit dem zweiten Flottengesetz ein weiteres beträchtliches Ausbauprogramm vor. Die in dieser Zeit laufenden deutsch-britischen Verhandlungen über eine Abstimmung der Flottenstärken scheiterten vor allem an der deutschen Überheblichkeit. In der Propaganda, vor allem betrieben vom »Deutschen Flottenverein« und vom Alldeutschen Verband, kam jetzt zunehmend ein englandfeindlicher Ton auf. England wurde als habgierige Macht dargestellt, die eifersüchtig darauf bedacht sei, ihren Vorsprung als erste Seemacht der Welt nicht zu verlieren. Umgekehrt breitete sich in der englischen Publizistik ein hochgradiger Deutschenhass aus. Die zur »Entente cordiale« führenden britisch-französischen Bündnisabsprachen 1904 wirkten in Deutschland wie ein Schock, da weder der Kaiser noch der Reichskanzler (von 1900 bis 1909 Fürst Bülow) eine Verständigung zwischen den beiden Mächten wegen ihrer kolonialen Gegensätze für möglich gehalten hatten. England forcierte seine Flottenrüstung mit dem Bau schneller, gepanzerter und mit schwerer Artillerie bestückter Großkampfschiffe der »Dreadnought«Klasse (»Fürchtenichts«, benannt nach einem 1905/06 gebauten großen britischen Linienschiff). Die Deutschen zogen nach, 1906 wurden vom Reichstag weitere enorme Ausgaben für den Bau der superschweren Schlachtschiffe bewilligt, für die der Nord- und Ostsee verbindende »Kaiser-Wilhelm-Kanal« sowie der Kriegshafen Wilhelmshaven ausgebaut werden mussten. Dennoch gab es von beiden Seiten wiederholt Versuche, den Rüstungswettlauf zu beenden und eine Absprache über die Flottenstärken zu erreichen, vornehmlich seit auf deutscher Seite im Reichskanzleramt Theodor von Bethmann-Hollweg Fürst Bülow abgelöst hatte (ab 1909). Der neue Kanzler setzte in der Außenpolitik auf einen Ausgleich mit England und versuchte, seine Flottenbegrenzungspläne durchzusetzen. Von britischer Seite wurde 1912 noch einmal ein Verständigungsversuch unternommen mit dem Besuch des kompromissbereiten Kriegsministers Haldane in Berlin. Auch diese letzte Ausgleichschance wurde vertan, scheiterte am gegenseitigen Misstrauen, vor allem aber, weil der Kaiser es strikt 27 ablehnte, über »seine Flotte« überhaupt zu verhandeln." Asmuss, Dr. Burkhard/Scriba, Dr. Arnulf: Die Weimarer Republik, o.O. o.J. "Aus den revolutionären Erschütterungen der unmittelbaren Nachkriegszeit ging das Deutsche Reich als parlamentarische Demokratie hervor. Soziale Not verbitterte und radikalisierte Millionen Menschen. Als eine ebenso große Hypothek für die politische Stabilität erwiesen sich die häufigen Wechsel der Reichsregierungen. Die verbreitete Geringschätzung des Parlamentarismus in der Bevölkerung ließ die Weimarer Republik als "Demokratie ohne Demokraten" erscheinen. In ihren schweren Anfangsjahren wurde die Republik von linken und rechten Extremisten bekämpft. Immer wieder entfachten sie gewaltsame Aufstände. Erst 1924 begann in Deutschland eine Phase relativer Stabilität. Für die Republik war es bis 1929 eine Zeit innenpolitischer Ruhe mit wirtschaftlichem Aufschwung und kultureller Blüte. Die "Goldenen Zwanziger" endeten mit der im Oktober 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise. Armut und Verzweiflung griffen um sich. Mit Erfolg entfesselten die Gegner der Weimarer Republik von rechts und links eine beispiellose Agitation gegen den Staat, der keine Mittel gegen die wirtschaftliche und politische Krise fand. Träger der politischen Macht waren die Parteien. Sie repräsentierten vergleichsweise geschlossene gesellschaftliche Milieus. In der zerrissenen Parteienlandschaft herrschten höchst unterschiedliche Vorstellungen über die politische Gestaltung Deutschlands. Die SPD, das Zentrum und die linksliberale DDP verfügten in der gewählten Nationalversammlung, die am 11. August 1919 die neue Reichsverfassungverabschiedete, über eine Dreiviertel-Mehrheit. Die parlamentarische Mehrheit dieser zu Republik und Demokratie stehenden Parteien ging schon bei der ersten Reichstagswahl am 6. Juni 1920 verloren. Dies war ein deutliches Zeichen für die Unzufriedenheit weiter Kreise der Bevölkerung mit der jungen parlamentarischen Republik, der man insbesondere die Unterzeichnung des Versailler Vertrages schwer anlastete. In Deutschland hatten die harten Bedingungen des Vertrages, den die meisten Deutschen als "Diktat- und Schandfrieden" ablehnten, blankes Entsetzen hervorgerufen. Den Kampf gegen die "Fesseln von Versailles" fasste die nationale Rechte als eine Frage der Ehre auf. Sie betrieb eine hasserfüllte Hetze gegen die Republik und deren Repräsentanten. Die politische Instabilität der Republik und das soziale Elend waren zu Beginn der 1920er Jahre ein idealer Nährboden für radikale Parteien und extremistische Gruppierungen. Im März 1920 versuchten rechtsgerichtete Militärs mit dem einem Putsch in Berlin die Regierung zu übernehmen. Im Ruhrgebiet und in Mitteldeutschland folgten 1920/21 revolutionäre Aufstandsbewegungen. Geradezu als Inkarnation aller Fehler und Schwächen von Republik und Demokratie galt Matthias Erzberger. Als er am 26. August 1921 von ehemaligen Freikorpsangehörigen ermordet wurde, fand diese Tat im rechtsextremen Lager ein erschreckend positives Echo. Knapp ein Jahr später fiel ReichsaußenministerWalther Rathenau, der nicht zuletzt 28 wegen seiner jüdischen Abstammung zu einem Symbol der verhassten "Judenrepublik" geworden war, einem Anschlag desselben Täterkreises zum Opfer. Hunderttausende demonstrierten nach seiner Ermordung zwar für Republik und Demokratie, doch gegen den manifesten Antisemitismus des völkischen Lagers sowie gegen die republik- und demokratiefeindlichen Strömungen vermochten Demonstrationen allein nur wenig auszurichten. In eine nahezu ausweglose Krise geriet die Weimarer Republik, als nach einer geringfügigen Verzögerung der deutschen Reparationsleistungen französische und belgische Truppen am 11. Januar 1923 das Ruhrgebiet besetzten. Daraufhin proklamierte die Reichsregierung den "passiven Widerstand" und pumpte immense Geldmengen als Kompensation für die Einstellung der Arbeit ins besetzte Gebiet. Die seit 1914 spürbare Inflation geriet nun völlig außer Kontrolle. Als sie im November 1923 den Höhepunkt erreichte, hatte die Währung ihre Funktion als Tauschmittel verloren. Die Ersparnisse von Millionen traumatisierten Menschen waren vernichtet - ihr Vertrauen in den Staat war vollständig und unwiderruflich verloren. Dem Deutschen Reich drohte im Krisenjahr 1923 ein blutiger Bürgerkrieg, denn angesichts der Besetzung des Ruhrgebietes, Hyperinflation und wirtschaftlicher Krise wuchs die Putsch- und Aufstandsbereitschaft bei den Rechten wie bei den Linken. Doch während ein linker Aufstandsversuch "nach russischem Vorbild" im Oktober 1923 relativ sang- und klanglos in sich zusammenbrach, waren Staatsstreichpläne der bayerischen Rechten bedrohlicher. Sie sah in einer "legalen" Diktatur den einzigen Ausweg aus der - nach ihrer Meinung - vom "parlamentarischen System" verursachten Krise und wollte die politischen Verhältnisse der"Ordnungszelle" Bayern auf das Reich übertragen. An den Planungen zum "Marsch nach Berlin" wirkte auchAdolf Hitler mit, der Vorsitzende der NSDAP und Führer des Deutschen Kampfbundes, eines Bündnisses von bayerischen Einwohnerwehren und Sturmabteilung (SA). Als Hitler erkannte, dass der Kampf um die Diktatur ohne ihn und seine SA stattfinden sollte, nutzte er am 8. November 1923 eine "nationale Veranstaltung" im Münchener Bürgerbräukeller als Forum für seinen Putschversuch, der jedoch bereits am folgenden Tag niedergeschlagen wurde. Damit war die schwerste Gefahr für die Republik abgewendet. Den von Krisen und Aufständen gezeichneten Anfangsjahren der Republik folgte nach der Währungsreformim November 1923 eine Normalisierung der politischen und wirtschaftlichen Lage. In der einzigen vollen Legislaturperiode der Republik von 1924 bis 1928 regierten bürgerliche Kabinette. Eine Zeitlang konnte es sogar scheinen, als habe sich selbst der monarchische Konservatismus mit der neuen demokratischen Realität abgefunden. Ironischerweise zeigte sich das, als nach dem Tod des ersten ReichspräsidentenFriedrich Ebert mit knapper Mehrheit der einstige königlich-preußische Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg 1925 zum Reichspräsidenten gewählt wurde. "Die Republikaner haben eine Schlacht verloren". Mit diesen Worten kommentierte das liberale Berliner Tageblatt die erste 29 Reichspräsidentenwahl durch das Volk. Der 77-jährige Hindenburg galt als ein überzeugter Anhänger der Monarchie, nicht aber der Republik. Entgegen den Hoffnungen seiner Anhänger und zur großen Überraschung seiner Umgebung vollzog Hindenburg aber keine monarchische Wende. Er verhielt sich gegenüber der Weimarer Verfassung loyal und war ein von den demokratischen Parteien zunächst weitgehend anerkannter Präsident. In der Außenpolitik entspannte sich ab Mitte der 1920er Jahre das Verhältnis des Deutschen Reiches zu den Siegermächten des Ersten Weltkrieges. Der 1923 zum Außenminister ernannte Gustav Stresemannverfolgte während seiner sechsjährigen Amtszeit eine Politik konsequenter Aussöhnung mit den Siegermächten. Nur in Kooperationen erkannte Stresemann sinnvolle Möglichkeiten, die außenpolitische Isolierung zu überwinden und Änderungen der harten Vertragsbestimmungen von Versailles zu erreichen. Stresemanns Vorstellungen zur internationalen Sicherheit und wirtschaftlichen Verflechtung trafen Mitte der zwanziger Jahre in Westeuropa auf Entgegenkommen. Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Locarnoim Oktober 1925 überwand Deutschland seine internationale Isolation und erhielt einen Sitz im Völkerbund. Mit dem "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse begann am 25. Oktober 1929 der Absturz in dieWeltwirtschaftskrise. Nachdem die kurzfristigen Auslandskredite aus Deutschland abgerufen worden waren, brach der vor allem mit diesen Krediten finanzierte Wirtschaftsaufbau in Deutschland in sich zusammen. Anfang 1931 waren in Deutschland bereits fünf Millionen Menschen als arbeitslos registriert. Das soziale System der Weimarer Republik war den Folgen der Wirtschaftskrise nicht gewachsen. Verelendung, Resignation und eine allgemeine Katastrophenstimmung prägten das Alltagsleben von breiten Bevölkerungsschichten. Die verbreitete Unzufriedenheit der Massen entlud sich erstmals bei der Reichstagswahl am 14. September 1930: Die Nationalsozialisten steigerten gegenüber der letzten Reichstagswahl ihr Ergebnis um fast 800 Prozent. 18,3 Prozent entfielen auf die NSDAP, die den Sturz des parlamentarischen Systems offen anstrebte und nun mit 107 Abgeordneten als zweitstärkste Fraktion in den Reichstag einzog. Trotz einer auffallenden Verankerung im Mittelstand hatte die NSDAP sich in der zerstrittenen Parteienlandschaft zur ersten "Volkspartei" Deutschlands entwickelt: Für sie stimmten frustrierte Wähler aus allen sozialen Schichten. Gemeinsam mit dem Stahlhelm und der DNVP bildete die NSDAP im Oktober 1931 die "Harzburger Front", um der nationalistischen Opposition mehr Stoßkraft zu verleihen. Der Weg aus den demokratischen Verhältnissen hatte schon im März 1930 mit der Einsetzung eines vom Reichstag unabhängigen Kabinetts begonnen, nachdem SPD und DVP in der Großen Koalition über den Umfang der notwendigen Beitragserhöhung für die Arbeitslosenversicherung in heftigen Streit geraten waren und das Kabinett unter Hermann Müller zurückgetreten war. Der Übergang zu den verfassungsrechtlich problematischen "Präsidialkabinetten" begann. Da es keine parlamentarische Mehrheit für eine arbeitsfähige Regierung 30 gab, beauftragte Hindenburg den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning mit der Bildung einer Minderheitsregierung, deren eigentliche Machtbasis das Recht des Reichspräsidenten zum Erlass von Notverordnungen und zur Auflösung des Reichstags war. Mehr als zwei Jahre betrieb Brüning eine energische Sparpolitik, bevor die "ostelbische" Kamarilla es schaffte, den Reichspräsidenten auf den Rücktritt Brünings festzulegen. Am 1. Juni 1932 ernannte Hindenburg das "Kabinett der nationalen Konzentration" mit Franz von Papen als Reichskanzler. Durch eine staatsstreichartige "Reichsexekution" setzte die Regierung Papen die von dem Sozialdemokraten Otto Braun geführte Preußische Regierung am 20. Juli 1932 ab. Mit dem "roten" Preußen war die letzte demokratische Bastion im Deutschen Reich gefallen. Ein Generalstreik gegen den "Preußenschlag" schien angesichts der sechs Millionen Arbeitslosen wenig erfolgversprechend. Wie sehr sich die innenpolitischen Gewichte verschoben hatten, war schon bei der Wiederwahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten deutlich geworden. Im Frühjahr 1932 wurde er vor allem von den demokratischrepublikanischen Parteien unterstützt. Sein schärfster Konkurrent war Adolf Hitler, für den im zweiten Wahlgang über 13 Millionen Wähler stimmten. Bei den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 erhielt die NSDAP dann über 37 Prozent aller Stimmen, die KPD kam auf über 14 Prozent. Die Wähler hatten den "bürgerlichen" Parteien und der parlamentarischen Demokratie auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise eine klare Absage erteilt. Den "böhmischen Gefreiten" zum Reichskanzler zu ernennen, scheute Hindenburg sich zwar, doch Hitler stellte nicht nur die mit Abstand größte Reichstagsfraktion, sondern seine SA hatte in blutigen Kämpfen inzwischen auch "die Straße" erobert. Die demokratischen Stimmen der Vernunft gingen 1932/33 im Getöse der "Rot-Front"- und "Sieg-Heil"-Rufe unter. Mit riesigen Protestmärschen demonstrierten Kommunisten ebenso entschlossen gegen die Republik wie die Nationalsozialisten. Immer häufiger lieferten sie sich Saal- und Straßenschlachten, die eigene Stärke demonstrieren und den Willen zur Übernahme der politischen Macht festigen sollten. Den "Heilsversprechungen" der extremen Parteien von einem "Dritten Reich" und einem "Sowjet-Deutschland" konnte die demokratische Mitte nichts mehr entgegensetzen. Die gemäßgten Parteien verloren vor dem Hintergrund des Wirtschaftsverfalls und des Anstiegs der Arbeitslosenzahl an Einfluss. Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war das Ende der Weimarer Republik am 30. Januar 1933 besiegelt." Eikenberg, Gabriel: Alried Krupp von Bohlen und Halbach, o.O. o.J. "1907 13. August: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wird als ältester Sohn des Industriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und dessen Frau Bertha (geb. Krupp) in Essen geboren. 1928-1934 Ingenieurstudium in München, Berlin und Aachen. 1935 31 Eintritt in die Firma seines Vaters. Er ist zunächst in der Hauptverwaltung des Krupp-Konzerns in Essen tätig. 1936 Oktober: Er wird stellvertretender Direktor mit Prokura und wechselt als Assistent in die Abteilung für Rüstungsproduktion und Artilleriekonstruktion. Bei den Olympischen Spielen in Berlin erringt Krupp mit seiner Mannschaft im Segelwettbewerb die Bronzemedaille. 1937 Krupp wird von Adolf Hitler zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. 1938 Als Leiter der Rüstungsabteilung steigt er in das Konzerndirektorium auf. Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei(NSDAP), die erstmals nach den zahlreichen "Märzgefallenen" von 1933 wieder neue Mitglieder aufnimmt. 1939 Das Krupp-Unternehmen profitiert von dem erhöhten Rüstungsbedarf für den Zweiten Weltkrieg. 1941 Er wirkt mit bei der Gründung der "Reichsvereinigung Kohle". 1942 Er wird stellvertretender Vorsitzender der "Reichsvereinigung Eisen". 1943 Zur Sicherung des Krupp-Imperiums erläßt Hitler die sogenannte Lex Krupp, die eine Umwandlung der Fried. Krupp AG in ein Einzelunternehmen vorsieht. Hierdurch wird Krupp alleiniger Leiter und Eigentümer des Unternehmens. Mit der Übernahme der Firma ist Krupp Hauptverantwortlicher für die Ausbeutung der Arbeitskraft von Häftlingen aus Konzentrationslagern und von Zwangsarbeitern in seinem Unternehmen. Mindestens 100.000 Zwangsarbeiter werden bei Krupp eingesetzt. 1945 April: Kurz vor Kriegsende wird Krupp von amerikanischen Truppen unter Arrest gestellt. 1948 Wegen der engen Beziehungen zwischen dem Unternehmen und dem nationalsozialistischen Regime sowie der Ausbeutung von Zwangsarbeitern erhebt der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg Anklage gegen Krupp. 31. Juli: Er wird zu 12 Jahren Haft und Einziehung seines Vermögens verurteilt. 1951 31. Januar: Einem Gutachten unabhängiger amerikanischer Sachverständiger folgend, wird Krupp amnestiert. 1953 März: Er übernimmt die Leitung der zunächst unter alliierter Kontrolle gestellten Werke. In dem zuvor mit den alliierten Besatzungsmächten abgeschlossenen "Mehlemer Vertrag" wurde die Abtrennung der Bergbau- und Hüttenbetriebe verfügt und unter Verkaufsauflage gestellt. Es entsteht nun ein völlig neu strukturierter Konzern mit zahlreichen 32 Einzelbetrieben aus den verschiedensten Fertigungsbereichen. Den Schwerpunkt bildet der Anlagenbau, für den bereits seit Mitte der 1950er Jahre in Osteuropa und in den Entwicklungsländern neue Absatzgebiete erschlossen werden. Die Kruppwerke erringen auch ihre führende Position als Stahlproduzent in Europa zurück. 1961 Krupp erhält den Ehrenring der Stadt Essen. 1965-1967 Im Zuge einer Konjunkturkrise leidet das Unternehmen unter Exportschwierigkeiten und kann nur durch die Zusage von staatlichen Bürgschaften für Kredite von Banken erhalten werden. 1966 Krupp schenkt der Bochumer Universität die Bibliothek der Villa Hügel. 1967 Er kündigt die bevorstehende, durch den Erbverzicht des Sohns Arndt ermöglichte Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH an, deren Geschäftsanteile bei einer gemeinnützigen Stiftung liegen sollen. 30. Juli: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach stirbt in Essen. Sein Sohn Arndt von Bohlen und Halbach verzichtet gegen eine Abfindung auf die Übernahme des Konzerns." Feile, Ralph: Die Weimarer Republik, o.O. 2008 "Im Spätherbst des Jahres 1918 muss die Oberste Heeresleitung (OHL) ihre militärische Niederlage im I. Weltkrieg eingestehen (29. September). Dies kam für viele nach jahrelanger Kriegspropaganda völlig überraschend. Es wurde eine neue Regierung eingeführt, deren Reichskanzler Prinz Max von Baden wurde. Um den amerikanischen Forderungen nach Demokratisierung zu entsprechen wurde die konstitutionelle Monarchie in eine parlamentarische Demokratie umgewandelt. Obwohl es an der militärischen Niederlage keine Zweifel mehr gab, wollten die Admiräle der noch intakten Hochkriegsflotte gegen England auslaufen. Dies führte zu spontanen Gehorsamsverweigerungen der Matrosen am 29. Oktober. Daraufhin wurden die Matrosen festgenommen, was jedoch durch Solidarität anderer Matrosen zu den Festgenommenen zu einer Ausbreitung der Bewegung führte. Arbeiterund Soldatenräte übernahmen nun vielerorts die politische Macht und forderten in Demonstrationen in Berlin am 9. November die Abdankung des Kaisers. Als dieser zögerte verkündetet Reichskanzler Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers und übertrug sein Amt dem SPD Vorsitzenden Friedrich Ebert. Noch am 9. November rief Phillip Scheidemann (SPD) die Republik aus und kam damit nur wenige Stunden Karl Liebknecht (Spartakusbund) zuvor, der die sozialistische Republik proklamierte. Am 19. Januar 1919 erfolgten die Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung mit einem aktiven und passiven Wahlrecht auch für Frauen. Am 6. Januar trat die neugewählte Nationalversammlung in Weimar zusammen und ernannte Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten. Die Regierung unter Philip Scheidemann bildetete 33 sich aus SPD, DDP und Zentrum und wurde bald die Weimarer Koalition genannt. Der Reichspräsident wurde mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet, er konnte den Reichstag auflösen und durch Artikel 48 „Notverordnungsgesetz“ Maßnahmen zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit treffen. Das Versailler Friedensdiktat übertrug Deutschland in Artikel 231 die alleinige Kriegsschuld, der Grundlage für die geforderten Gebietsabtretungen, die Aufgabe aller Kolonien, die Militärbeschränkungen, Reparationen und sonstigen Bestimmungen. Viele Deutsche gaben den demokratischen Parteien die Schuld an den schlimmen Kriegsfolgen und der großen Ungerechtigkeit. Die Vertreter der „Weimarer Koalition“ waren nur Vaterlandsverräter und die Dolchstosslegende diente als politische Waffe. 1920 misslingt der KappLüttwitz-Putsch von Freikorpsführern (Freiksorp-Verbände sollten aufgelöst werden). Neben diesen innenpolitischen Problemen setzten die finanziellen Lasten der Weimarer Republik schwer zu. Als 1921/22 Deutschland einen Teil der Forderungen nicht bezahlen kann, besetzt eine Französisch-Belgische Armee das Ruhrgebiet. Die Bewohner des Ruhrgebiets üben passiven Widerstand gegen die Besetzung, der Ruhrkampf entsteht. Dieser verschlingt aber zuviel Geld, sodass die Regierung den Kampf abbrechen muss. 1923 wurde die Rentenmark gegen die aufkommende Inflation eingesetzt. Durch Deckung der deutschen Mark mit dem gesamten Grund und Boden des Deutschen Reiches konnte ein Ansteigen der Inflation verhindert werden. Das Einlenken im Ruhrkampf wurde von nationalistischen Kräften als Schwäche gewertet, Adolf Hitler sah seine Chance in Deutschland die Macht zu erringen. Am 8. November und 9. November misslingt der Hitler-Ludendorff Putsch, Adolf Hitler wird inhaftiert. In den Jahren der Weimarer Republik erfolgte in der Wirtschaft ein Wandel, die Produktnachfrage war gestillt und viele Arbeitsplätze vielen der Rationalisierung zum Opfer. Am 24./25. Oktober stürzte der Schwarze Freitag die US-Wirtschaft in eine tiefe Krise. Amerikanische Unternehmen, die deutsche Unternehmen nach Ende des Krieges Kredite gewährten, zogen diese zurück. So weitete sich die Amerikanische Wirtschaftskrise zu einer Weltwirtschaftskrise aus, dies führte zu einer großen Arbeitslosigkeit innerhalb Deutschlands. Die Große Koalition, bestehend aus SPD, Zentrum, BVP, DDP und DVP, stand vor einer Bewährungsprobe. Die SPD wollte die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 0,5 % auf 4 % erhöhen, die DVP lehnte diese Erhöhung ab und wollte die Sozialleistungen kürzen. Ein Kompromiss konnte nicht gefunden werden, die letzte parlamentarisch getragene Regierungskoalition war gescheitert. Reichspräsident von Hindenburg (seit 1925) ernannte daraufhin Heinrich Brüning zum neuen Reichskanzler, dieser bildete ein Minderheitskabinett, das nur durch das Vertrauen des Reichspräsidenten bestehen konnte, man sprach auch von einem Präsidialkabinett. Brüning strebte eine Deflationspolitik an, es gelang ihm jedoch nicht die wachsenden Wirtschaftsprobleme zu überwinden. Durch Auflösen des Reichstages und bei den darauf folgenden 34 Neuwahlen (14. September 1930) erhöhte die KPD die Zahl ihrer Sitze von 54 auf 77 und die NSDAP von 12 auf 107, die Nationalsozialisten waren die eigentlichen Gewinner dieser Wahl. Im Oktober 1931 formierten sich die DNVP, die NSDAP und andere rechtsgerichtete Parteien zu einem taktischen Bündnis gegen die Republik (Harzburger Front). Aus einer Wirtschafskrise wurde eine Krise der Weimarer Republik, als Hindenburg 1932 Brüning das Vertrauen entzog und dieser entlassen wurde. Als sein Nachfolger wurde Franz von Papen bestimmt, der eine konservative Regierung mit fast nur adligen Ministern ohne parlamentarischen Rückhalt (Kabinett der Barone) bildete. Die NSDAP tolerierte Papens Regierung, die daraufhin das SA Verbot rückgängig machte und Neuwahlen ansetzte. Bei diesen Neuwahlen wurde die NSDAP mit 37,4 % stärkste Partei. Innenpolitisch verließ Papen die Deflationspolitik und bemühte sich um aktive Arbeitsbeschaffung. Zur staatlichen Arbeitsbeschaffung gehörte auch der Bau eines Autobahnnetzes. Hitler forderte mehrmals die Reichskanzlerschaft, die ihm Hindenburg aber verwehrte. Papen war ohne die Unterstützung der Nationalsozialisten politisch völlig isoliert, denn im Reichstag hatte er keine Mehrheit hinter sich. Franz von Papen strebte eine Präsidialdiktatur an, dies wurde aber von Kurt von Schleicher verhindert, der daraufhin Reichskanzler wurde. Anfang des Jahres 1933 verhandelte der abgesetzte Reichskanzler Papen hinter dem Rücken von Schleicher mit Hitler. Papen wollte Hitler zähmen, er wollte ihn mit Hilfe von anderen konservativen Kräften einrahmen – Hitler sollte als Führer eine Regierung aller nationaler Kräfte bilden. Hindenburg lies sich seine Vorbehalte gegen den „böhmischen Gefreiten“ fallen und ernannte ihn am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler. In der Regierung stellte die NSDAP mit Hitler nur 2 weitere von 13 Ministern. Adolf Hitler schien tatsächlich eingerahmt, dieser Eindruck täuschte. Durch die vom Reichspräsidenten am 28. Februar, aufgrund des Reichstagsbrandes am 27. Februar, erlassene Notverordnung werden die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt. Als Hindenburg am 2. August 1934 stirbt, wird Hitler Reichspräsident und Kanzler, die Nationalsozialisten sind nicht mehr aufzuhalten." Friz, Diana Maria: Alfred Krupp und Berthold Beitz. Der Erbe und sein Stadthalter, Zürich 21988. (Für bessere Bildqulität, bitte CD benutzen) 35 Gall, Lothar: Krupp. Der Aufstieg eines Industrieimperiums, Berlin 22011. (Für bessere Bildqualität, bitte CD benutzen) 36 37 38 39 40 41 42 Harders, Levke: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Industrieller, o.O. o.J. "1870 7. August: Gustav von Bohlen und Halbach wird in Den Haag als Sohn des Diplomaten Gustav von Bohlen und Halbach und dessen Frau Sophie (geb. Bohlen) geboren. 1893 Er schließt sein Jurastudium in Heidelberg mit der Promotion ab. 1897 Krupp wird Assessor im Auswärtigen Amt in Berlin. 1899 Legationssekretär in Washington und Peking. 43 1904 Ernennung zum Legationsrat und Berufung an die preußische Gesandtschaft beim Vatikan. 1906 Heirat mit Bertha Krupp, der Alleinerbin des Krupp-Unternehmens. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor. Kaiser Wilhelm II. als preußischer König erlaubt dem Paar, sich Krupp von Bohlen und Halbach zu nennen, um den Unternehmensnamen zu erhalten. Ab 1908 Das Ehepaar baut die Sozialeinrichtungen des Unternehmens weiter aus. 1909 Krupp wird Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens. 1910 Mitglied des Preußischen Herrenhauses und der Kaiser-WilhelmGesellschaft. 1914 Mit dem Stopp der Auslandslieferungen zu Beginn des Ersten Weltkriegs stellt das Unternehmen seine Produktion weitgehend auf Rüstung um. Zum ersten Mal werden in der Produktion Frauen eingesetzt. 1918 Nach Kriegsende steht das Unternehmen vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten, da es sich wegen des Verbots der Produktion von Rüstungsgütern durch die Entente-Staaten auf Friedensproduktion umstellen muß. 1923 Die Produktion wird durch die Ruhrbesetzung beeinträchtigt. Krupp und einige Direktoren des Unternehmens werden nach einem Prozeß vor einem französischen Militärgericht sieben Monate in Düsseldorf inhaftiert, bis die Politik des passiven Widerstands von der Regierung unter dem Reichskanzler Gustav Stresemann beendet wird. 1924 Krupp wird Präsident des Aufsichtsrats der Bank für Deutsche Industrieobligationen ("Dawes-Bank"). 1931-1934 Präsident des Reichsverbands (ab Juni 1933: Reichstands) der Deutschen Industrie. 1933 Das Unternehmen profitiert von der nationalsozialistischen Autarkie- und Rüstungspolitik und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Nach anfänglicher Distanz arrangiert sich Krupp zunehmend mit dem NS-Regime. Er wird Kuratoriumsvorsitzender der Adolf-Hitler-Spende der Deutschen Wirtschaft. 1937 Hitler ernennt Krupp zum Wehrwirtschaftsführer und verleiht ihm drei Jahre später das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP, um das Unternehmen sowie die Person Krupp propagandistisch zu nutzen. 1940-1945 Das Unternehmen profitiert von dem erhöhten Rüstungsbedarf. 44 Mindestens 100.000 Zwangsarbeiter werden während des Zweiten Weltkriegs bei Krupp eingesetzt. 1943 Krupp legt den Vorsitz im Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG nieder. Zur Sicherung des Krupp-Imperiums erläßt Adolf Hitler die sogenannte Lex Krupp, die den ältesten Sohn von Krupp zum Alleinerben des Unternehmens macht. 1944 Krupp siedelt ganz auf das Gut Blühnbach (Österreich) über. 1945 Wegen der engen Beziehungen zwischen dem Unternehmen und dem nationalsozialistischen Regime sowie der Ausbeutung von Zwangsarbeitern erhebt der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg Anklage gegen Krupp als Hauptkriegsverbrecher. Er ist jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verhandlungsfähig, so daß das Verfahren eingestellt wird. 1950 16. Januar: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach stirbt in Blühnbach." Heinz, Tina: Die Krupps. Das Ende der Krupps, in: Industrialisierung – Mit Volldampf in die Moderne, o.O. 2010. "Bei der Weltausstellung 1851 zeigt Alfred Krupp eine Weltneuheit: die Kanone aus Gussstahl. Er erregt Aufsehen, doch die potenzielle Kundschaft ist nicht interessiert. Das soll sich ändern. Knapp hundert Jahre später, am 11. April 1945, wird Alfreds Urenkel Alfried Krupp von alliierten Soldaten verhaftet. Auf der Liste industrieller Kriegsverbrecher steht Krupp ganz oben, denn seine Firma war "Hitlers Waffenschmiede". Es ist der Tiefpunkt einer Industriedynastie, an der sich die Geister scheiden. Die Rolle von Krupp im Dritten Reich Schon vor dem Ersten Weltkrieg ist Krupp im In- und Ausland bekannt als die führende deutsche Waffenschmiede. Das ändert sich auch im Zweiten Weltkrieg nicht. Der Konzern produziert Geschütze, U-Boote, Panzerteile und andere "kriegswichtige" Produkte. Um trotz des Arbeitermangels im Krieg die Sollzahlen des Rüstungsministeriums zu erfüllen, beschäftigt Krupp auch Arbeiter aus dem Ausland. Ende 1944 machen sie etwa 40 Prozent der Gesamtbelegschaft aus. Dazu gehören neben angeworbenen Facharbeitern auch viele Kriegsgefangene, Verschleppte und kurz vor Kriegsende auch Häftlinge aus Konzentrationslagern. Sie leben, besonders nach den ersten Bombenangriffen der Alliierten, unter extrem schlechten Bedingungen. Nach Kriegsende 1945 wird Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, Alleininhaber des Konzerns, zusammen mit elf Krupp-Direktoren von einem amerikanischen Militärgericht wegen der Plünderung besetzter Gebiete und der Beschäftigung von Zwangsarbeitern zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Außerdem wird sein gesamtes Vermögen konfisziert. Das Urteil wird vielfach kritisiert, da Alfried Krupp die Leitung des Konzerns erst 1943 von seinem Vater Gustav übernommen hat. Dieser wird zwar als Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg angeklagt, dann aber krankheitsbedingt für verhandlungsunfähig erklärt. 45 Blick zurück: die Wurzeln des Erfolgs Friedrich Krupp, der 1787 als Sohn einer angesehenen Essener Kaufmannsfamilie geboren wird, gründet im Jahr 1811 die Firma "Fried. Krupp". Er will Gussstahl produzieren, ein aufwändiges Verfahren, das bisher nur die Engländer beherrschen. Doch er schafft es nicht in die Gewinnzone. Nach seinem frühen Tod 1826 übernimmt sein 14-jähriger Sohn Alfred die Geschäfte. Mit dem Siegeszug der Eisenbahn kommt der erste große Aufschwung: Krupp produziert zunächst Federn und Achsen, später das von ihm patentierte nahtlose Eisenbahnrad. Er investiert und expandiert unablässig. Trotzdem kommt es wegen Wirtschaftskrisen und großer Investitionen immer wieder zu finanziellen Engpässen. Einen lukrativen Markt witternd, beschäftigt Alfred Krupp sich mit der Entwicklung von Gewehrläufen aus Gussstahl. Als es ihm 1847 erstmals gelingt, eine Gussstahlkanone herzustellen, zeigt das Militär wenig Interesse. Krupp beginnt trotzdem mit der Kanonenproduktion, überzeugt, dass sich in Zukunft Käufer finden werden. Er wird recht behalten. Kriegsjahre sorgen für Aufschwung Als Alfreds Sohn Friedrich Alfred die Firma nach dem Tod des Vaters 1887 übernimmt, hat das Unternehmen 20.200 Mitarbeiter. Und es wächst unter seiner Leitung weiter. Friedrich Alfred lässt ein Hüttenwerk in Rheinhausen bauen. Damit sind für Krupp erstmals zwei Produktionsschritte - Verhüttung und Stahlerzeugung - auf engstem Raum möglich. Durch das Wettrüsten in Europa boomt auch der Rüstungssektor. Nach Friedrich Alfreds plötzlichem Tod 1902 erbt die älteste Tochter Bertha die Firma. Die Geschäftsleitung übernimmt ihr Mann, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs werden über 80 Prozent des Betriebs auf Rüstung umgestellt. Die Belegschaft verdoppelt sich während der Kriegsjahre auf circa 170.000. Doch mit Kriegsende stehen bei Krupp die Fabriken still. Die Hälfte der Belegschaft muss entlassen werden. Da der Versailler Vertrag die Produktion von Waffen für Deutschland verbietet, muss die Produktpalette umgestellt werden. Die Belegschaft wird aufgerufen, an einem Ideenwettbewerb für neue Produkte teilzunehmen. Ende der 1920er Jahre folgt nach kurzem Aufschwung die Weltwirtschaftskrise. Erst mit den staatlichen Programmen zur aktiven Arbeitsbeschaffung und der Wiederaufrüstung unter Hitler schreibt Krupp wieder schwarze Zahlen. Die Werksfamilie Krupp gilt seit den 1850er Jahren als Vorbild bei der betrieblichen Sozialpolitik. Schon 1836 wird die "Hülfskrankenkasse in Fällen von Krankheit und Tod" gegründet. Wegen des Arbeiterzuwachses während der Industrialisierung lässt Krupp in Essen die ersten Arbeitersiedlungen bauen. Das Wohnen in einer Werkswohnung unterliegt strengen Regeln: Wer zum Beispiel eine sozialdemokratische Zeitung bezieht, läuft Gefahr, gekündigt zu werden. Mit der "Konsum-Anstalt" verfügt Krupp über eine firmeneigene Supermarkt-Kette. Hier können Krupp-Arbeiter Lebensmittel zum 46 Selbstkostenpreis einkaufen. Neben Bildungseinrichtungen für die "Kruppianer" gibt außerdem auch ein eigenes Krankenhaus und eine Badeanstalt. Krupp funktioniert wie ein Staat im Staat, der Inhaber als Staatsoberhaupt. Er sorgt für seine Arbeiter und verlangt dafür absolute Loyalität. Das Konzept scheint aufzugehen: Insgesamt wird bei Krupp weniger gekündigt als bei anderen Firmen, was dem Unternehmen eine erfahrene Arbeiterschaft sichert. Mit dem wachsenden Einfluss der Gewerkschaften in der Weimarer Republik werden die Sozialleistungen des Unternehmens zunehmend kritisch hinterfragt. Trotzdem wird bei Krupp weiterhin seltener gestreikt als bei anderen Unternehmen der Branche. Der Mythos Krupp Alfred Krupp ist der Begründer des Krupp-Mythos. Er setzt auf prestigeträchtige Auftritte auf der Weltausstellung, gilt als "Kanonenkönig" und erkämpft für seinen Betrieb eine staatliche Sonderstellung. Gleichzeitig verkörpert er den Selfmademan, der es vom einfachen Arbeiter zum Großunternehmer gebracht hat. Das zeigt sich auch am Wohnsitz: Vom kleinen Haus auf dem Fabrikgelände geht es für die Krupps in die Villa Hügel. Dass die Villa mit ihren 269 Räumen vor allem repräsentativen Zwecken dient, liegt auf der Hand. Heimisch gefühlt sollen sich die wenigsten der Hügel-Bewohner haben. Seit der Erfolgsgeschichte der nahtlosen Eisenbahnräder wird der Name Krupp mit Qualität gleichgesetzt, auch im Ausland. Im Ersten Weltkrieg gilt Krupp als "Waffenschmiede des Reiches" und der vielzitierte "Kruppstahl" wird zur propagandistischen Allzweckwaffe, die auch im Dritten Reich Verwendung findet: Der deutsche Junge soll "flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" sein, so Adolf Hitler. Kruppstahl gilt als unzerstörbar. Er symbolisiert die industrielle und militärische Macht Deutschlands. Das Ende der Krupps Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Großteil der nicht zerstörten Krupp'schen Werkstätten auf Anweisung der Alliierten demontiert. Alfried Krupp wird 1951 begnadigt und darf ab 1953 wieder die Leitung seiner Werke übernehmen. Er legt sich darauf fest, keine Waffen mehr zu produzieren. Außerdem holt er sich Unterstützung zur Leitung des Konzerns: 1952 macht er Berthold Beitz zu seinem Generalbevollmächtigten. Beitz soll helfen, den Konzern wieder aufzubauen. Die Produktpalette ist, wie nach dem Ersten Weltkrieg, vielseitig: Unter anderem umfasst sie Lastwagen und Lokomotiven, Seeschiffe und sogar komplette Industrieanlagen. Alfried Krupp von Bohlen vererbt die Firma nicht traditionsgemäß seinem Sohn Arndt, der für die Leitung des Weltkonzerns keine Veranlagung zu haben scheint. Stattdessen leitet er die Umwandlung der Firma in eine GmbH ein und lässt seine Anteile in eine Stiftung übergehen. Das geschieht auch unter dem Druck von Land und Banken, die nur im Fall einer Umwandlung weiterhin Bürgschaften für Krupp übernehmen wollen. Ein Unternehmen der Größe Krupps in den Händen eines Alleineigentümers gilt nicht mehr als zeitgemäß. Die "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung" fördert mit Firmengewinnen Projekte in 47 Wissenschaft, Kultur, Bildung und Sport. So endet die Industriedynastie der Krupps nach fünf Generationen mit Alfrieds Tod im Jahr 1967. Der Krupp-Konzern besteht, mittlerweile als Teil der Thyssen Krupp AG, weiterhin." Heinz, Tina: Die Krupps und die Mächtigen, o.O. 2010. "Für einen Produzenten von Waffen- und Eisenbahnteilen wie Krupp gehörte der Staat stets zu den wichtigsten Kunden. Dementsprechend suchten die Krupps die Nähe der Mächtigen und profitierten von ihr - bis sie ihnen im Dritten Reich zum Verhängnis wurde. So wurde die Stahldynastie im Laufe der Generationen zu einer Art gesellschaftlicher Institution, deren Werdegang eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Selbstverständnis als unpolitische Unternehmer Seit ihre Firma wirtschaftlich erfolgreich war, wurde den Krupps eine besondere Staatsnähe nachgesagt. Dennoch bestanden die jeweiligen Inhaber auf ihrer Position als unpolitische Geschäftsleute. Vor dem wirtschaftlichen Durchbruch war das anders: Mitte des 17. Jahrhunderts waren die wichtigsten politischen Ämter der Stadt Essen fest in Händen der Kaufmannsfamilie Krupp. Auch Friedrich Krupp, der Begründer der Stahl-Dynastie, wagte sich auf das kommunalpolitische Parkett. Sein Sohn Alfred dagegen war der Auffassung, dass Politik und Geschäft sich nicht vertragen. Diese Grundeinstellung blieb auch in den nächsten drei Generationen, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt, bestehen. Gespräche über Politik innerhalb der Familie wurden in der vierten Krupp-Generation von Gustav Krupp von Bohlen angeblich mit den Worten "Hier wird nicht politisiert!" unterbunden. Sein Sohn Alfried lehnte nach dem Zweiten Weltkrieg jede politische Motivation für sein Handeln ab: "Wir Kruppianer haben uns nie um Ideen gekümmert. Wir wollten ein System, das gut funktioniert und das uns eine Gelegenheit gab, ungestört zu arbeiten. Politik ist nicht unsere Sache." Doch auch wenn die Krupps kein Interesse hatten, aktiv in die Politik einzugreifen: Sie verstanden es, sich an die jeweils herrschenden politischen Verhältnisse anzupassen und sie in ihrem Sinn zu nutzen, egal, welche Ziele die jeweiligen Machthaber verfolgten. Der Staat als Geschäftspartner Alfred Krupp versprach sich wirtschaftliche Vorteile von einer engen Bindung seiner Firma an den Staat. Er wollten bevorzugt behandelt werden und pochte auf die große Bedeutung seiner Firma für gesellschaftlich wichtige Bereiche wie Eisenbahn und Militär. 1853 besuchte der preußische Prinz und spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. die Krupp-Werke in Essen. Sechs Jahre später erhielt Krupp einen Auftrag des preußischen Kriegsministeriums zur Herstellung von 300 Kanonenrohrblöcken. Für Krupp war dieser Auftrag der Beginn der Waffenproduktion im großen Stil. Bisher hatte die Waffenproduktion immer in den Händen des Staates gelegen. Krupp brach nun dieses Monopol. In der Öffentlichkeit galt die Firma ab diesem Zeitpunkt als besonders staatsnah. Und diese Nähe wusste Alfred Krupp zu nutzen: So überzeugte er den späteren Kaiser Wilhelm davon, sein Patent auf das nahtlose Eisenbahnrad zu 48 verlängern; der Handelsminister hatte diesen Antrag zuvor abgelehnt. Krupps Argument: Er brauche das Geld, um die kostspielige (und bis dahin keinen Gewinn bringende) Kanonenproduktion aufrecht zu erhalten. In der Schlacht bei Königgrätz kämpfte 1866 Österreich gegen Preußen. Beide Parteien benutzten Krupp-Kanonen. Krupp hatte abgelehnt, die Lieferung an Österreich zu stoppen, weil der Auftrag vor Beginn des Konflikts vorgelegen hatte. An Kriegsminister von Roon schrieb er: "Von den politischen Verhältnissen weiß ich sehr wenig; ich arbeite ruhig fort, und kann ich das nicht ohne Störung der Harmonie zwischen Vaterlandsliebe und Ehrenhaftigkeit, so gebe ich die Arbeit ganz auf [...]." Der Pakt mit Kaiser Wilhelm II. Den nächsten Krupp, Friedrich Alfred, verband ein freundschaftliches Verhältnis mit dem nächsten Kaiser, Wilhelm II. Er verhalf Krupp zu Aufträgen und trug zum guten Ruf der Firma im Ausland bei. In der Villa Hügel hatte der Kaiser seine eigenen Schlafgemächer. Wilhelm II. beeinflusste auch die Firmenpolitik. Der Kauf der Germania-Werft in Kiel (anfangs jahrelang nicht profitabel) geschah auf seinen Wunsch hin: Er wollte eine starke Flotte aufbauen. Friedrich Alfred Krupp stieg sogar selbst in die Politik ein und wurde 1893 zum Reichstagsabgeordneten für die kaisertreuen Nationalen gewählt. Dass er der Vermischung von politischen und geschäftlichen Interessen beschuldigt wurde, ist durchaus verständlich: Im Hintergrund engagierte er sich für die Bewilligung von Kaiser Wilhelms Flottenplänen durch das Parlament. Auch nach Friedrich Alfreds plötzlichem Tod 1902, dem Anschuldigungen über angebliche homosexuelle Kontakte des Firmenchefs vorangegangen waren, blieb Wilhelm II. den Krupps eng verbunden. Er führte Krupps Trauerzug an und rettete so den Ruf von Witwe Margarethe und den Töchtern. Bei der Suche nach einem geeigneten Ehemann für die älteste Tochter und Alleinerbin Bertha soll Wilhelm II. ebenfalls seine Hände im Spiel gehabt haben. Sein "Namensvermehrungsbrief" ermöglichte dem Bräutigam, Gustav von Bohlen und Halbach, den Namen Krupp seinem eigenen voranzustellen und so die Dynastie weiterzuführen. Das Verhältnis zu Hitler Gustav Krupp von Bohlen und Halbach konnte sich zunächst nicht für Adolf Hitler und seine nationalsozialistische Politik begeistern. Er galt weiterhin als Befürworter einer konstitutionellen Monarchie; Hitlers Ideologie und Stil missfielen ihm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann er aber, sich mit den neuen politischen Verhältnissen zu arrangieren. Laut dem Versailler Vertrag durfte Krupp nach dem Ersten Weltkrieg keine Waffen mehr produzieren. Unter der Hand kooperierte der Konzern aber mit Firmen im Ausland, die Waffen mit Krupp’schen Plänen und Ingenieuren produzierten. Ab Mitte der 1920er Jahre wurden, als "landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge" getarnt, Pläne für Panzer entwickelt. Das Reichswehrministerium war darüber informiert. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach sprach später von der "Genugtuung, dem Führer melden zu können, dass Krupp nach geringer 49 Anlauffrist für die Wiederwehrhaftmachung des deutschen Volkes [...] bereitstehe". Der Name Krupp war für Hitler auch zu propagandistischen Zwecken wichtig. Deshalb unterzeichnete er die sogenannte "Lex Krupp", die es Gustavs Sohn Alfried ermöglichte, alleiniger Erbe des Unternehmens zu werden. Alleiniger Herr im Hause Krupp war er deshalb aber nicht. Als Alfried Krupp von Bohlen und Halbach 1943 Firmenchef wurde, wurden die Krupp-Werke bereits zum Großteil von der NS-Führung geleitet. Der Umgang mit den Krupps nach dem Zweiten Weltkrieg Nach Kriegsende lagen die Krupp-Werke und große Teile von Essen in Trümmern. Alfried Krupp saß in Haft, die Stadt Essen distanzierte sich von ihren berühmtesten Einwohnern: 1946 wurden Gustav und Bertha Krupp die Ehrenbürgerrechte aberkannt. 15 Jahre später kam es wieder zu einer öffentlichen Annäherung zwischen Essen und Krupp: Zum 150jährigen Bestehen der Firma wurde Alfried Krupp 1961 mit dem städtischen Ehrenring ausgezeichnet. Die Jubiläumsrede hielt der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss. Zur Wahrnehmung Krupps nach dem Zweiten Weltkrieg sagte er: "Ich will das ganz drastisch ausdrücken: die Vorstellung, als ob die Prokura und das Konstruktionsbüro bei (den Rüstungsfirmen, Anmerkung der Redaktion) Schneider-Creusot, bei Skoda [...] und so fort himmlischen Engeln anvertraut sei, während die entsprechenden Baulichkeiten bei Krupp eine Dépendance der teuflischen Hölle seien. Herstellung von Waffen ist durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte [...] ein ganz einfacher historischer Tatbestand, den man gewiss bedauern mag. Aber man schafft ihn damit nicht aus der Welt." Auch im Ausland wurde Krupp in den 1960er Jahren wieder weniger negativ wahrgenommen. In der Villa Hügel wurden wieder Staatsoberhäupter empfangen." Kunz, Martin: Krupp-Saga. Krupp-Kanonen entscheiden Kriege, o.O. 2009. "Die preußischen Militärbehörden kaufen ab dem Jahr 1859 über 300 vorgearbeitete Geschützrohre aus Gussstahl, die durch ihr Hinterladesystem den herkömmlichen Bronzekanonen deutlich überlegen sind. Krupp beginnt mit einer umfangreichen Waffen- und Geschützproduktion und liefert Kanonen in fast alle europäischen Staaten – Alfred Krupp wird als der „Kanonenkönig“ bezeichnet. Nicht zuletzt wegen der Überlegenheit der Krupp´schen Stahlgeschütze gegenüber den dänischen Bronzekanonen gewinnt Preußen 1864 den Deutsch-Dänischen Krieg. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 setzt Helmuth Graf von Moltke gezielt die Krupp´schen Stahlkanonen ein, die im Vergleich zu den französischen Bronzekanonen über eine doppelte Reichweite verfügen. Krupp wird im Deutschen Reich zum größten Industrie-Unternehmen Europas, die Krupp´schen Stahlwerke beschäftigen über 16 000 Arbeiter. Krankhaftes Mitteilungsbedürfnis Im Jahr 1873 wird die Villa Hügel als „Stammschloss“ der Krupps fertig gestellt. Das 8100 Quadratmeter große und 269 Räume zählende Haus 50 verfügt über innovative Einrichtungen wie Speiseaufzüge und eine Zentralheizung. Seit 1953 finden in der Villa Hügel regelmäßig große Kunstausstellungen von internationalem Rang statt. Außerhalb der Ausstellungszeiten sind die historischen Wohnräume, der weitläufige Park sowie die historische Ausstellung Krupp zu besichtigen. Trotz des offensichtlich luxuriösen Schlosses lebt der Konzernherr sparsam. Ein Engagement in politischen Gremien oder Verbänden lehnt Krupp ebenso ab, wie die Erhebung in den Adelsstand. Zwischen 1874 und 1886 gerät die Firma durch Überkapazitäten in arge finanzielle Schwierigkeiten und kann nur durch einen Kredit über 30 Millionen Reichsmark gerettet werden. Der gesundheitlich ewig schwächelnde Alfred Krupp zieht sich immer mehr aus der operativen Führung des Unternehmens heraus. Auch seine Ehe verläuft unglücklich: Seine 20 Jahre jüngere Frau Bertha fühlt sich vernachlässigt, kann sich mit der Stadt Essen nicht anfreunden und beklagt die industrielle Verschmutzung im Ruhrgebiet. Bertha verbringt daher die meiste Zeit des Jahres mit ihrem gemeinsamen Sohn Friedrich in Italien. Oft quälen den Patriarchen nun Depressionen, angeblich verlässt der überzeugte Hypochonder wochenlang das Bett nicht und lässt sich pflegen. Dazu trägt auch die aufkommende, starke amerikanische und französischen StahlKonkurrenz bei und ein neuer Feind: Die Sozialistische Arbeiter-Partei, SAP. Er fürchtet bei Umsetzung der sozialistischen Ideen seinen Bankrott und er betrachtet seine Arbeiter als sein Eigentum, denen er auch Vorschriften hinsichtlich Meinungsäußerungen und Wahlverhalten machen will. Vor jeder Reichstagswahl werden die Arbeiter aufgefordert, nicht die SAP zu wählen. Überliefert ist auch seine chronische Schreibsucht, die Krupp´sche Graphomanie. Denn der Firmenchef litt unter einem permanenten Mitteilungsbedürfnis und schrieb im Laufe seines Lebens mehrere Tausend Briefe – derselben Person mitunter mehrere an einem Tag. Am 14. Juli 1887 stirbt der geniale Sonderling Alfred Krupp in der Villa Hügel bei Essen an einem Herzinfarkt. Sein einziger Sohn Friedrich erbt den Gesamtkonzern, der damals 20 200 Mitarbeiter zählte. Bis ins Jahr 1967 waren die 72 strengen Regeln aus dem Jahr 1872 gültig, welche die Rechte und Pflichten der Kruppianer regelten. Ein Beispiel: „Untreue und Verrat muss mit aller gesetzlichen Strenge verfolgt werden ... denn wie aus dem Samen die Frucht hervorgeht und je nach seiner Art Nahrung oder Gift, so entspringt dem Geist die Tat – Gutes oder Böses.“ Das klingt, als hätte der Kanonenkönig eine Vorahnung gehabt, wie sehr einige seiner Nachfahren mit dem Erbe haderten. So wurde die Stahl-Dynastie mangels geeignetem Nachfolger in den 1960er-Jahren in eine Stiftung verwandelt, und das Unternehmen firmiert seit 1999 als ThyssenKrupp AG weiter." Stenglein, Franz: Krupp als Kriegsgewinner oder Kriegsverlierer?, in: 200 Jahre Krupp, Folge 7 (01.09.2011). "Essen. Im Ersten Weltkrieg wird Krupp zur riesigen Rüstungsmaschine - und bezahlt dies 1918 teuer mit dem Zwang, sich unter Pleite-Druck neu zu erfinden. Im Ersten Weltkrieg entsteht jene Dämonisierung, die für Jahrzehnte den Namen belasten wird. Seinem Kaiser und der monarchischen Staatsform ist Gustav Krupp von 51 Bohlen und Halbach mindestens ebenso verbunden wie es sein Schwiegervater Friedrich Alfred Krupp war. Aus Gründen der Herkunft und der autoritätsgläubigen Charakteranlage ist etwas anderes undenkbar. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, steht deshalb für ihn außer Frage, dass die Firma ihre Kräfte bis zum Äußersten anspannen wird, um Deutschland zum Sieg zu verhelfen. Das gilt, obwohl klar ist, dass eine einseitige, mit hohen Investitionskosten verbundene Ausweitung der Waffenproduktion selbst nach einem Siegfrieden betriebswirtschaftliche schwere Probleme aufwerfen würde. Zu Beginn des Krieges sieht sich die Essener Gussstahlfabrik zu folgendem Monatsausstoß in der Lage: Vier schwere Geschütze, 280 leichte und mittlere Kanonen, 150.000 Granaten und 230.000 Zünder. Die mörderische Materialschlacht, die in den kommenden vier Jahren toben wird, „verbraucht“ solche Mengen aber manchmal binnen weniger Stunden. Schon nach einigen Wochen bleibt der deutsche Vormarsch im zermürbenden Stellungskrieg stecken. Nun drängen die Militärs auf mehr, und Krupp lässt sich wie alle Rüstungsunternehmen nicht lange bitten. Ab Januar 1915 wird in Essen eine Werkshalle nach der anderen aus dem Boden gestampft, um den Einstieg in die Massenproduktion zu schaffen. Finanziell ist das zunächst kein Problem. Die eigenen Rücklagen sind dank der langen Vorkriegskonjunktur hoch, zudem gibt das Kriegsministerium natürlich Absatzgarantien. 1917 verlassen jeden Monat rund eine Million Geschosse die Essener Fabrik und auch bei Kanonen produziert man nun das vier- bis fünffache - und Krupp ist nur eines von mehreren Rüstungsunternehmen. Geschürt wird nur der Hass auf Deutschland - und auf Krupp Mit der „Dicken Berta“ werfen die Essener einen Mörser in die Schlacht, dessen Name bei Freund und Feind bis heute ein Begriff ist. 1918 schließlich entsteht ein langgezogenes Rohr, mit dem aus großer Entfernung der Beschuss von Paris möglich ist. Die erste Granate explodiert mitten auf dem Place de la République. Der Einsatz der „langer Gustav“ genannten Kanone fordert in Frankreichs Hauptstadt viele Tote und Verletzte, hat militärisch aber gar keinen Sinn. Geschürt wird nur der Hass auf Deutschland - und auf Krupp. Im Ersten Weltkrieg entsteht jene Dämonisierung, die für Jahrzehnte den Namen belasten wird. Das Unternehmen wird nicht als Dienstleister des Staates wahr genommen, sondern mehr und mehr als politisch-ökonomischer Akteur, gemäß der marxistischen Ideologie sogar manchmal als eigentlicher Anstifter und Profiteur der deutschen Irrwege. War es so? Sicher nicht. Die Beziehung des Unternehmens zu den staatlichen Eliten ist nach den Worten des Historikers Michael Epkenhans zwar geprägt durch eine „eigentümliche Mischung aus Loyalität, politisch-ideologischer Interessenidentität und Geschäftsinteresse“. Gustav Krupp teilt und unterstützt wie sein Schwiegervater das außenpolitische Großmachtstreben des Kaiserreichs. Es hieße seinen Einfluss aber krass zu überschätzen, würde man glauben, der Kaiser, der Generalstab und die Reichsregierung würden nach der Pfeife einer Firma tanzen, selbst wenn diese soviel mythisches Gewicht in die Waagschale werfen kann wie 52 Krupp. Erster Weltkrieg war ein schlechtes Geschäft Aber die Vorstellung ist populär, bei den Kriegsgegnern sowieso, durchaus aber auch im eigenen Land. Dafür sorgen etwa die Schriften des äußerst fantasiebegabten, dabei leider faktenarmen Journalisten Egon Erwin Kisch. Richtig ist, dass Krupp schon seit langem im politischen Kleinkrieg eine wichtige Rolle spielt - etwa im Streit um die angeblich mit zu hohem Gewinn verkauften Panzerplatten für Kriegsschiffe. Dieselbe Diskussion, nur noch heftiger, trifft Krupp auch nach dem Ersten Weltkrieg. Zu recht? Krupp macht zweifellos gute Gewinne, was angesichts der enorm gestiegenen Umsätze und der 100-prozentigen Auslastung vieler Werkstätten nicht verwundert. Aber Gustav Krupp, kaisertreu, patriotisch und überkorrekt, hatte 1914 angeordnet, dass „gegenüber den Friedensjahren keine außergewöhnlichen Gewinne zu kalkulieren“ seien. Was man als Lippenbekenntnis abtun könnte, hat der Wirtschaftshistoriker Lothar Burchardt in einer Studie zum Thema Kriegsgewinne bestätigt gefunden. Inflationsbereinigt habe Krupp von 1914 bis 1918 rund 265 Millionen Mark und damit 11,3 Prozent vom Umsatz als echten Reingewinn verbucht. Gegenüber den eigenen kriegsbedingten Brutto-Investitionen von 630 Millionen ist das nicht übermäßig viel. Vor allem aber: Obwohl man vorausschauend hohe Sonderrücklagen bildete, wurden diese in den ersten Monaten nach dem Waffenstillstand fast komplett aufgezehrt. Der Erste Weltkrieg war, neben all dem Elend das er brachte, auch ein schlechtes Geschäft. Totes Kapital Denn als die Rüstungsmaschine des Deutschen Reiches mit Waffenstillstand, Revolution und dem Ende der Monarchie am 9. November 1918 endlich zum Stillstand kommt, sind allein in Essen Dutzende Halle und Tausende Maschinen für die Waffenproduktion nur noch totes Kapital. Die zuletzt auf 117.000 Menschen angeschwollenen Belegschaft, darunter viele auswärtige Arbeiter, muss schnell und drastisch reduziert werden. Mit Prämien und kostenlosen Bahnfahrkarten gelingt es dem Unternehmen, einige zehntausend aus der Stadt zu lotsen und so wahrscheinlich ernste Unruhen in Essen zu vermeiden. Aber der Preis ist hoch. Und schon im Januar 1919 weiß sich Krupp nicht mehr anders zu helfen als mit Massenentlassungen, um den Bankrott abzuwenden. Nur diejenigen, die vor dem August 1914 in Dienst standen, dürfen bleiben oder werden, wenn sie Kriegsheimkehrer sind, wieder eingestellt. Es sind immer noch viel zu viele und was sollen sie herstellen? Unternehmerisch sinnvolle Antworten auf diese Frage sind rar. Krupp tastet sich in die neue Zeit - auch mit Hilfe der Belegschaft, die in der Werkszeitschrift aufgerufen wird, selbst Vorschläge zu machen. Es gibt immerhin 1300 Anregungen. Krupp probiert vieles einfach aus. Vom Ackerpflug bis zur Zahnprothese, von der Registrierkasse bis zum Kinovorführgerät, vom Lastwagen bis zur Milchkanne, dazu Bestecke, chirurgische Instrumente, Schlösser, Frankiermaschinen - was aus Stahl besteht, sich für die Massenproduktion eignet und wenigstens vage 53 Aussicht auf Umsatz verspricht, das wird hergestellt. Dass es der Forschungsabteilung kurz vor dem Krieg gelingt, den korrosionsfreien Stahl „Nirosta“ herzustellen, erweist sich jetzt als äußerst hilfreich." Rüdig, Andreas: ThyssenKrupp und seine Geschichte, Duisburg 2009. "ThyssenKrupp ist auch in Duisburg einer der größten Arbeitgeber. Fährt man mit der Straßenbahnlinie 901 von Ruhrort aus in Richtung Marxloh, kommt man in Beeckerswerth automatisch an ThyssenKrupp Steel vorbei. Ein Bürohochhaus liegt dort, aber auch ein riesiges Werksgelände. Hinsichtlich der Geschichte des Unternehmens habe ich mal im Internet nachgeschlagen und bin bei Wikipedia fündig geworden. "ThyssenKrupp entstand 1999 aus der Fusion der Thyssen AG mit der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp," steht dort geschrieben. "Thyssen AG Am 29. September 1891 gab August Thyssen bekannt, zusammen mit seinem Bruder Joseph im Besitz aller Anteile des Steinkohlenbergwerks Gewerkschaft Deutscher Kaiser zu sein. Am 17. Dezember 1891 fand der erste Abstich im neuen Stahlwerk der Gewerkschaft Deutscher Kaiser in Hamborn bei Duisburg statt. Beide Ereignisse des Jahres 1891 gelten später als Gründungsdaten des Thyssen-Konzerns. Seit 1883 hatte August Thyssen Kuxe (= Anteilscheine) der Gewerkschaft Deutscher Kaiser erworben, da das Werk besondere Standortvorteile für seine unternehmerischen Vorstellungen besaß. Der günstige Standort mit eigener Kohlenzeche, Werkshafen am Rhein und Gleisanschluss an das Eisenbahnnetz sicherten die Leistungsfähigkeit des Betriebs. Das Stammwerk der Thyssen Krupp Stahl AG produziert noch heute Stahl an gleicher Stelle. In den folgenden Jahren rationalisierte, modernisierte und erweiterte August Thyssen die Erzeugung von Eisen und Stahl und baute systematisch sowohl Rohstoffbasis (ausländische Erzgruben) als auch Weiterverarbeitung (Schiffbau, Maschinenguss, etc.) seiner Unternehmen aus. Dabei achtete er darauf, dass sich die Produkte der neu erworbenen oder gegründeten Unternehmen zu einem vertikalen Verbund ergänzten. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wechselten nach und nach einzelne Holding-Funktionen des 1871 von August Thyssen in Mülheim an der Ruhr gegründeten Unternehmens Thyssen & Co. auf die Gewerkschaft Deutscher Kaiser, in deren Grubenvorstand Augusts Sohn Fritz (1873–1951) schon 1897 gewählt wurde. Die Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzende Internationalisierung des Konzerns fand durch den Beginn des Ersten Weltkriegs ein abruptes Ende. Im Ersten Weltkrieg kam es nach anfänglich rapidem Rückgang zu einer kriegsbedingten Ausweitung der Produktion, der in den unmittelbaren Nachkriegsjahren Ängste vor einer Sozialisierung und 1923 die französische Ruhrbesetzung folgten. August Thyssen verlor zwar nach dem Weltkrieg zahlreiche Auslandsbeteiligungen, verfügte aber im Inland über ein weitgehend funktionsfähiges Unternehmen. Rationalisierungspotenziale und Marktchancen ließen ihn 1925 grundsätzlich der Gründung eines neuen Konzerns zustimmen, dem außer Hoesch, Gutehoffnungshütte, Mannesmann, Klöckner und Krupp alle Montankonzerne des Ruhrgebiets angehörten. Wenige Wochen 54 nach August Thyssens Tod am 4. April 1926 wurden große Teile des Thyssen-Konzerns in die Vereinigte Stahlwerke AG eingebracht. Sein Sohn Fritz Thyssen wurde Aufsichtsratsvorsitzender des neuen Konzerns. Der Anteil der Thyssenschen Montanwerke wurde bei Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG mit 26 % des Aktienkapitals von nominell 800 Mio. RM bewertet. Als eine Betriebsgesellschaft der Vereinigte Stahlwerke AG wurde 1934 die August Thyssen-Hütte AG gegründet. Sie war ein horizontaler Verbund der im Duisburger Raum gelegenen fünf Hüttenwerke der Vereinigte Stahlwerke AG mit den Produktionsschwerpunkten Profilstahl und Halbzeug. Mit der nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik wurden diese Hüttenwerke zu einem wichtigen Lieferanten von Vorprodukten für die spätere Kriegswirtschaft. Auf alliierte Anordnung wurde das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg liquidiert und 1953 eine (neue) August Thyssen-Hütte AG mit Sitz in Duisburg gegründet, um ausschließlich die zu großen Teilen demontierte Thyssenhütte wieder in Betrieb zu nehmen. Die anderen Duisburger Hüttenwerke der Vereinigten Stahlwerke AG gingen als rechtlich selbstständige Gesellschaften zunächst eigene Wege, bevor sie in den 1950er- und 1960er-Jahren wieder in den Verbund der Thyssenhütte zurückkehrten. Nur der 1926 in die Vereinigte Stahlwerke AG eingebrachte Thyssensche Bergbau sollte nicht mehr zum alten Konzernverbund zurückkehren. In den 1950er- und 1960er-Jahren fand der Ausbau der August ThyssenHütte AG zu einem Stahlkonzern statt. 1954/55 konzentrierte sich die August Thyssen-Hütte AG zunächst auf Erwerbungen aus den vertikal vorgelagerten Bereichen Bergbau sowie Steine und Erden, um ihre Rohstoffbasis zurückzuerlangen. Der anschließende horizontale Ausbau der August Thyssen-Hütte AG durch Übernahme der Aktienmehrheit an der Niederrheinischen Hütte AG (1956), der Deutschen Edelstahlwerke AG (1957), der Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke (1964) und der Hüttenwerk Oberhausen AG (1968) diente der Diversifizierung. Ihre Produktpalette umfasste Profil- und Flacherzeugnisse in allen Qualitäten bis zum hochlegierten Edelstahl; durch gegenseitige Abstimmung der Produktionsprogramme wurden Rationalisierungsgewinne möglich. Parallel dazu fand eine rasche Vergrößerung der als optimal erachteten Hüttenwerkseinheiten statt. Mitte der 1960er-Jahre war die August Thyssen-Hütte AG der größte europäische Rohstahlerzeuger und stand mit seiner Stahlproduktion weltweit an fünfter Stelle. Ergänzend zur horizontalen Diversifizierung fand seit 1960 die Angliederung einer Handelsorganisation statt, der Handelsunion AG, seit 1969 Thyssen Handelsunion AG. In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich die Thyssen Handelsunion AG vom ausschließlichen Stahlhandelsunternehmen zu einem vielseitigen Dienstleister, der sich Mitte der 1990er-Jahre auf die Kerngeschäftsfelder Werkstoffe, Industrie- und Gebäudeservice sowie Projektmanagement konzentrierte. In der Endphase der horizontalen Diversifizierung kam es bei der August Thyssen-Hütte AG zur Spezialisierung durch Kooperation. 1969 vereinbarten Mannesmann AG und August Thyssen-Hütte AG eine Arbeitsteilung, die sich mit der Kurzformel „Röhren zu Mannesmann, Walzstahl zu Thyssen“ umreißen lässt. Ende der 1960er55 Jahre war die August Thyssen-Hütte AG ein monostrukturierter Stahlkonzern. 1972 beschäftigte Thyssen 92.200 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 9,8 Milliarden DM. Die Neuorientierung setzte 1973 mit dem Erwerb der Rheinstahl AG ein, deren Produktionsschwerpunkt in der Weiterverarbeitung lag. Durch diese Angliederung reduzierte die August Thyssen-Hütte AG ihre Dominanz im Stahlsektor und wurde ein Mischkonzern. Die weit gespannten Aktivitäten der Rheinstahl AG wurden mit den entsprechenden Thyssen-Geschäftsfeldern in den vier neu formierten Unternehmensbereichen Investitionsgüter und Verarbeitung, Handel und Dienstleistungen, Edelstahl sowie Stahl zusammengefasst. Folgerichtig änderte die August Thyssen-Hütte AG 1977 ihren Namen in Thyssen Aktiengesellschaft vorm. August Thyssen-Hütte. Thyssen-Stahlwerk in Duisburg Die Thyssen AG ging somit auf ein Konglomerat von Einzelunternehmen zurück. Um auch nach außen zu dokumentieren, dass die Rheinstahl AG den Weiterverarbeitungsbereich des Thyssen-Konzerns repräsentierte, wurde diese 1976 in Thyssen Industrie AG umfirmiert. Der Stahlbereich wurde zum 1. April 1983 in die Thyssen Stahl AG ausgegliedert; seitdem konzentrierte sich die Thyssen Aktiengesellschaft vorm. August Thyssen-Hütte ausschließlich auf Aufgaben der Konzernführung. In den folgenden Jahren passte die Thyssen-Gruppe ihre Stahlproduktion dem Markt an und nahm Strukturbereinigungen vor. Zur Konzentration ihrer Aktivitäten definierte die Thyssen-Gruppe 1996 Kerngeschäftsfelder und führte eine Portfolio-Bereinigung durch. Die Fokussierung auf ausgewählte Geschäftsfelder mit gutem Markt- und Ergebnispotenzial diente gleichzeitig der weiteren Internationalisierung des Konzerns. Bereits in den achtziger Jahren wurden Verhandlungen über einen Zusammenschluss der Thyssen Stahl AG und der Krupp Stahl AG aufgenommen. Die geplante Vereinigung konnte 1983 zwar nicht realisiert werden, man arbeitete jedoch in ausgewählten Geschäftsfeldern eng zusammen. Die Flachstahlbereiche beider Konzerne wurden 1997 in der ThyssenKrupp Stahl AG zusammengeführt. Im August 1997 nahmen Thyssen und Krupp Gespräche über weitergehende Kooperationen auf. Die ermittelten strategischen Chancen und die operativen Synergiepotenziale eines Gesamtzusammenschlusses waren außerordentlich groß. Dieser wurde am 17. März 1999 mit der Eintragung der ThyssenKrupp AG in das Handelsregister vollzogen. Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp Die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp war ein deutsches Industrieunternehmen, das 1992 aus der Friedrich Krupp AG und der Hoesch AG entstand: per feindlicher Übernahme der Mehrheit der Hoesch AG durch den Krupp-Konzern. Dieser Vorgang war damals erstmalig in Deutschland; feindliche Übernahmen waren zuvor nur aus dem angelsächsischen Raum bekannt. Fusion Thyssen und Krupp-Hoesch Mitte März 1997 versuchte die Fried.Krupp AG Hoesch-Krupp in Essen, den wesentlich größeren Thyssen-Konzern in Düsseldorf im Zuge einer 56 feindlichen Übernahme an sich zu binden. Dies war fast erfolgreich, zumindest hatte man die Finanzierung zum Ankauf der ThyssenAktienmehrheit bereit stehen. Durch eine Indiskretion in Düsseldorfer Bankenkreisen wurde das Vorhaben jedoch vor Vollendung ruchbar. Es kam sodann zu Protesten und Demonstrationen der ThyssenBelegschaft, u. a. von rund 30.000 Arbeitnehmern in Frankfurt am Main vor dem Hauptgebäude der Deutschen Bank. Durch die massiven Proteste führten Krupp-Hoesch und Thyssen Verhandlungen über eine gemeinsame Stahlgesellschaft. Zu betriebsbedingten Kündigungen sollte es nicht kommen, wohl aber zum Abbau von 6.600 der 23.600 bestehenden Arbeitsplätze bis zum Jahr 2001. Nach langen und harten Auseinandersetzungen kam es zur Zusammenlegung der Stahlbereiche in der ThyssenKrupp Stahl AG zum 1. April 1997. Am 1. September 1997 kündigten Vorstände und Aufsichtsräte beider Industriekonzerne am 4. November 1997 ihre Gesamtfusion an. An allen diesen Vorgängen hatten sowohl Gerhard Cromme als auch Berthold Beitz maßgeblichen Anteil, auf Thyssen-Seite Dieter Vogel, der sich jedoch nicht als neuer Chef für den fusionierten Konzern aufstellen lassen konnte. Die Vernunft setzte sich durch gegen alle Vorbehalte alter Konkurrenz: Um im internationalen Stahlgeschäft erfolgreich zu sein, bedarf es einer Mindestgröße, die zuvor weder Thyssen noch Krupp allein aufbringen konnten. Hoesch AG Die Hoesch AG war ein Stahl- und Montanunternehmen mit Standorten im Ruhrgebiet sowie im Siegerland. 1871 wurde es vom Dürener Unternehmer Leopold Hoesch in Dortmund gegründet. 1899 übernahm Hoesch die Zeche Vereinigte Westphalia mit der zugehörigen Kokerei Kaiserstuhl. 1930 fusionierte das Unternehmen mit dem KölnNeuessener Bergwerksverein, 1966 mit der Dortmund-Hörder Hüttenunion. Von 1972 bis 1982 bildete Hoesch zusammen mit dem niederländischen Stahlkonzern Hoogovens den Estel-Konzern. Fried. Krupp GmbH Die Fried. Krupp GmbH (phasenweise auch eine AG, siehe unter Friedrich Krupp AG) geht zurück auf das traditionsreiche Familienunternehmen der Familie Krupp. Friedrich Krupp gründete 1811 in Essen eine Eisengießerei und später ein Stahlwerk, das Ende des 19. Jahrhunderts zum größten Rüstungskonzern Deutschlands wurde und Waffen für beide Weltkriege lieferte. Aufgrund dieser Bedeutung nahm Krupp großen Einfluss auf die deutsche Politik, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus. Nach 1945 wurde Alfried Krupp von Bohlen und Halbach deshalb als Kriegsverbrecher verurteilt, der Konzern bestand jedoch weiter. Krupp war auch ein bedeutender Hersteller von Lastkraftwagen und Bussen in Deutschland; zwischen 1946 und 1954 wurde allerdings der Markenname „Südwerke“ verwendet." Natürlich steht in dem Wikipedia-Text noch viel mehr. In meinem Text möchte ich mich aber auf die Historie beschränken. Was aktuelle Entwicklungen anbelangt, mache ich es mir an dieser Stelle einfach und verweise an die einschlägige Tagespresse. Natürlich haben sich schon viele andere Autoren mit der Geschichte des Unternehmens und den 57 beteiligten Familien Thyssen, Krupp, Hoesch und Howaldt beschäftigt und in ihrer Literatur genauere Informationen geliefert. Daher kann ich hier auch nur einen Einstieg in die Geschichte des Unternehmens bieten. Wer weitergehende Infos sucht, sei daher an die einschlägige Literatur verwiesen." Krupp-Logo: Drei nahtlose Eisenbahn-Radreifen (Originalbild zu finden unter: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Drei_Ringe_von_Krupp.jpg) CD: 58 6. Versicherung „Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Facharbeit selbstständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen der Arbeit, die im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt aus anderen Werken oder dem Internet entnommen wurden, mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe. Wichtige aus dem Internet übernommene Informationen habe ich im Anhang vollständig beigefügt. Hiermit erkläre ich, dass ich damit einverstanden bin, dass die von mir verfasste Facharbeit der schulinternen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.“ Nils Otten 59