„Knorr-Arena ist für uns als Partyort gestorben“

Transcrição

„Knorr-Arena ist für uns als Partyort gestorben“
HEILBRONN UND SEINE REGION
Wie viele Auflagen zum Schutz der Gäste müssen sein? Partyveranstalter kritisieren die Anforderungen der Stadt Heilbronn
DONNERSTAG
8. Januar 2004
17
AUFLAGEN
Kommentar
„Knorr-Arena ist für uns als Partyort gestorben“ Keine Willkür
Von Katja Feiler
Partys mal anders und mal woanders. Das zu organisieren sei nicht
leicht in Heilbronn, klagen einige
Veranstalter. Zu viele Auflagen.
Zu kritische Prüfer. Die Stadt
wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Nur Arbeit, kein Gewinn: Das ist
das Ergebnis der Unterländer Silvesterparty in der Knorr-Arena, ziehen
die Veranstalter Bilanz. Den Hauptgrund sieht Henning Bachmayer in
den enormen Auflagen der Stadt.
„Die nehmen ihren Job zu ernst. Immer wieder kamen neue Forderungen, die wahnsinnig viel Geld gekostet haben.“
Der Holzboden über der Eisfläche
zum Beispiel. „Der musste plötzlich
Brandschutzklasse eins sein. Bei
rund 60 anderen Veranstaltungen
anderswo hat das Prüfsiegel B2 auch
gereicht. Nur in Heilbronn nicht.“
Extra Brandschutzbeauftragter
musste her
Mehrkosten: 5000 Euro. Auch die
Bühne habe den Anforderungen der
Stadt fast nicht entsprochen. „Dabei hat schon Michael Jackson Konzerte darauf gegeben.“ Ein extra
Brandschutzbeauftragter
musste
neben der Feuerwehr her. „Wenn
ich das anderen Veranstaltern erzähle, schütteln die nur den Kopf.“
Das Fazit der Veranstalter: „Die
Knorr-Arena ist für uns als Veranstaltungsort gestorben.“
Herbe Kritik an den Verantwortlichen der Heilbronner Stadtverwaltung. Die schriftliche Antwort der
Pressestelle auf Anfrage der Heilbronner Stimme: „Die Knorr-Arena
ist in erster Linie für Sportveranstal- So schnell wird in der Knorr-Arena niemand mehr tanzen. Zumindest Henning Bachmayer hat nach der Silvesterparty genug vom Stress, um die Auflagen der
tungen ausgerichtet. Dementspre- Stadt zu erfüllen. „Die nehmen ihren Job zu ernst“, sagt er. (Archivfoto: Marc Schmerbeck)
chend ist auch beispielsweise der
operation mit dem Kapitän hat geMöglichkeiten entscheiden die daran zu denken, dass die Halle fährlicher sein sollen als Partys.“
„Besondere Vorkehrungen für
Sicherheitsauflagen müssen sein. holfen. Er öffnete seine Privaträustädtischen Ämter jedoch bürger- auch anderweitig rentabel bewirtfreundlich, damit auch künftig grö- schaftet werden kann.“ Stadtrat und Das sieht die Besitzerin der Bar Man- me. Dann kam die Forderung nach
besondere Events“
ßere Events in der Knorr-Arena Gastronom Thomas Aurich steht hattan, Marlena Busarac, ein. Doch einem Lüftungsgutachten. „Wie
dazu: Eine Eishalle soll auch eine auch ihr hätten die Anforderungen soll man da noch Geld verdienen?“
bauliche Brandschutz ausgeführt. stattfinden können.“
Neben den Eishockeyspielen die Eishalle sein. „Ich kann mir nicht der Stadt im vergangenen Sommer fragt Marlena Busarac. Und kritisiert
Für besondere Events wie etwa Discos oder Silvesterpartys müssen des- Knorr-Arena auch für anderes nut- denken, dass es im Interesse einer fast ein besonderes Event ins Wasser vor allem einen Missstand: „Auf
halb andere Sicherheitsvorkehrun- zen zu können: Genau das sei beim Stadt ist, sich Konkurrenz zu ande- fallen lassen: die Pier 54 Party auf ei- Weinfesten, wo politische Interesgen, etwa in Form von weiteren Bau nicht bedacht worden, kritisiert ren schon vorhandenen Veranstal- nem Schiff. „Plötzlich brauchten sen und Kontakte dahinterstecken,
Ordnungskräften und Aufsichtsper- der langjährige Gastronom in Heil- tungsorten zu schaffen.“ Und doch wir Personalräume und eine extra funktioniert alles einwandfrei – ohsonal, zur Sicherheit der Besucher bronn, Michael Carle. „Heilbronn fragt er sich: „Ich kann mir nicht er- Toilette. Wo sollen wir die auf ei- ne diese enormen Auflagen.“
getroffen werden. Im Spielraum der hat sich ein Eisstadion gebaut, ohne klären, warum Eishockeyspiele ge- nem Schiff hernehmen?“ Die Ko- Kommentar „Keine Willkür“
Tatorte Wimpfen und Gundelsheim: Vier 15- bis 19-Jährige dem Haftrichter vorgeführt
Nach Überfällen im Landkreis:
Polizei nimmt brutale Räuber fest
Brutale Raubüberfälle sollen sie
zum Jahreswechsel in Bad Wimpfen und Gundelsheim verübt, in
einem Fall ein Opfer mit einem erhitzten Messer misshandelt haben. Vier 15- bis 19-Jährige, zwei
Kosovo-Albaner, einen Kroaten
und einen Deutschen, hat die Polizei festgenommen. Sie sitzen in
Untersuchungshaft.
„Mindestens drei Raubüberfälle,
bei denen eine Frau und ein Mann
nicht unerheblich verletzt wurden,
konnten geklärt werden“, teilten
Polizei und Staatsanwaltschaft Heilbronn gestern mit.
Am 27. Dezember hatten vier junge Männer in Bad Wimpfen eine
68-jährige Frau in der Hauptstraße
überfallen. Als ein junger Mann der
Frau die Handtasche entreißen
wollte, hielt der Trageriemen. Die
Seniorin wurde rund zwei Meter
über den Asphalt gezerrt und dabei
verletzt. Ihr Begleiter schlug mit
dem Schirm auf einen Räuber ein,
der den Mann danach zu Boden
stieß. Die Täter gingen leer aus: Sie
flüchteten ohne Beute.
Nur eineinhalb Stunden später
schlugen zwei Unbekannte wieder
zu. Einer 63 Jahre alten Frau entrissen sie im Bad Wimpfener „Burg-
Mann gefesselt und mit
erhitztem Messer misshandelt
viertel“ die Handtasche. Die Polizei
leitete sofort eine Fahndung ein
und befragte Passanten. Bereits damals waren zwei der Täter einem
Zeugen aufgefallen, Namen gab es
jedoch keine.
Am Abend des 2. Januar drangen
vier Männer, davon drei maskiert,
in die Wohnung eines 34-Jährigen
in Gundelsheim ein. Der Mann
wurde geknebelt, gefesselt und offensichtlich auch geschlagen. Die
vier Männer forderten Geld. Da der
Überfallene angab, er habe nichts,
misshandelten die Eindringlinge
ihn: Sie erhitzten ein Messer und
verbrannten ihn an den Unterarmen. Erst am nächsten Morgen verließen sie die Wohnung. Die Beute
aus dem Geldbeutel: 25 Euro. Das
Opfer liegt noch im Krankenhaus.
Die vier Festgenommenen stehen
für die Überfälle unter dringendem
Tatverdacht. Zwei Kosovo-Albaner
und der Kroate stammen aus Bad
Rappenau, der 17-jährige Deutsche
aus Gundelsheim. Sie sind durch Ladendiebstähle und Einbrüche polizeibekannt. Die Polizei schließt
nicht aus, dass die Tatverdächtigen
auch für weitere Überfälle in der Region in Frage kommen. (cf)
Das Evangelische Gymnasium Obersulm kommt im Herbst – Jetzt Elternumfrage
Start mit zwei fünften Klassen?
Von Gertrud Schubert
Jetzt fehlt nur noch das Ja aus dem
Oberschulamt für das Evangelische Gymnasium Obersulm. Die
Schulstiftung lotet noch einmal
das Interesse in der Elternschaft
aus. Soll mit einer oder mit zwei
Klassen gestartet werden?
Im Herbst wird das Evangelische
Gymnasium in Obersulm in Räumen der Michel-Beheim-Schule eröffnet. Die Initiatoren, Schulförderverein und Stiftung Evangelisches
Gymnasium Obersulm – beide neu –
haben im vergangenen Jahr die
Konzeption erarbeitet.
Wenn sich am Dienstag, 13. Januar, um 19 Uhr in der Aula der Michael-Beheim-Schule die weiterführenden Schulen am Ort und das Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg
den Eltern vorstellen, ist auch das
neue Gymnasium mit dabei. Der
künftige Schulleiter Helmut Dreher
wird die Schulkonzeption erläutern.
Das Evangelische Gymnasium
hat neusprachliches und naturwissenschaftliches Profil. Ein Schulschwerpunkt ist Ökonomie und
Ethos. Geplant ist eine enge Zusammenarbeit mit der Musikschule
Obersulm. Das Gymnasium ist verpflichtend Ganztagesschule – an
drei Nachmittagen. An einem vierten Nachmittag und am Samstagvormittag gibt es freiwillige Arbeitsgemeinschaften. Das Schulgeld beträgt inklusive Mittagessen und Betreuung an drei Tagen 142 Euro pro
Monat (an vier Tagen 191 Euro).
Die Elternumfrage
läuft bis 21. Januar. Im Februar ist ein Infoabend. Infos unter 07130 / 4848412.
Info
>LZBGEB
.
Die Sicherheit der Gäste hat
höchste Priorität. Bei jeder Veranstaltung. Klagen die Organisatoren der Silvesterparty in der
Knorr-Arena jetzt über widersinnige Auflagen, die das Leben
schwer und den Geldbeutel
dünn gemacht haben: Wer
weiß, ob hier Willkür, übertriebenes Sicherheitsdenken oder
nur die Pflicht im Spiel war?
Eins ist aber Fakt: Heilbronn
ist wohl um eine Partylocation
ärmer. Zumindest Henning
Bachmayer, der schon seit Jahren viele Partys in der Region
auf die Beine gestellt hat, winkt
nach dieser Erfahrung ab. Das
ist schade für die Jugend, die
seit dem Ende der Alten Gießerei keinen Ort mehr hat, wo
mal „was anderes“ als die normale Disco steigen kann. Dafür
wäre das Eisstadion ideal. So
könnte das Stadion auch zwischen Spielen Geld bringen.
Deshalb: Auflagen für die Sicherheit ja, Auflagen, die willkürlich erscheinen, nein. Denn
Heilbronn braucht innovative
Köpfe, die das junge Leben in
Heilbronn fördern.
Katja Feiler
Jugendliche in Brackenheim
Am Dreikönigstag
kräftig randaliert
Alkohol war offenbar der Grund,
weshalb vier 15- bis 16-Jährige am
Dreikönigsabend in Brackenheim
einen nicht unbeträchtlichen Schaden anrichteten. Die zwei Jungen
und zwei Mädchen rissen mehrere
Geschäftsdekorationen von den
Wänden und beschädigten ein
Auto. Ein Mädchen schlug ein
Fenster ein. Nach Zeugenhinweisen
konnte die Polizei dem Quartett
Einhalt gebieten. Einer der Jungen
musste ins Krankenhaus gebracht
werden. Grund: Verdacht auf Alkoholvergiftung. Da die Jugendlichen
angaben, den Alkohol – Wodka
und „Roten“ – in einer Tankstelle
gekauft zu haben, wird auch gegen
die Verkäufer ermittelt. (red)