Thomas Wallrad: Stroke Unit Care
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Thomas Wallrad: Stroke Unit Care
Stroke Unit Care Pflege eines Patienten mit Schlaganfall Thomas Wallrad Stationsleitung A 3 / Stroke Unit Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen 18.03.2006 Stroke Unit Care----------------Inhalt • Aufnahme in die Stroke Unit • Krankenbeobachtung / Überwachung / Monitoring • Pflegerische Versorgung / Konzepte • Stroke Unit - und danach? • Therapeutisches Team der Stroke Unit 1 Stroke Unit Care----------Aufnahme ----------------------------Situation des Patienten • plötzlich hilflos • ausgeliefert, fremd • orientierungslos • Angst • machtlos (Sprache, Handeln, Bewegung, Sensibilität, Wahrnehmung) Stroke Unit Care----------Aufnahme ------------------------------Rolle der Pflegekraft • Kontaktperson (Begleiter, Brücke zur Außenwelt (Angehörige, Mediziner, Therapeuten), Ruhe ausstrahlen, Sicherheit vermitteln, Intimsphäre wahren) • Beobachter (Defizite, Situation richtig einschätzen, Ausmaß der Beeinträchtigung, Vitalzeichen, Komplikationen, Veränderungen, Monitoring) • Planer (Zielfestlegung, Pflegestandards beachten, therapeutische Konzepte absprechen und beachten) • Ausführender (sinnvolle Hilfestellung leisten, Pflegebericht, Dokumentation, Medikamente) • Evaluierer (Patientenübergabe, Fallbesprechung am Patientenbett, Überdenken der Planung, Neufestlegung) 2 Stroke Unit Care----------Aufnahme ------------------------------------Angehörige • ERLEBEN (angespannt wie der Patient selber, Suche nach Gesprächspartnern, Ausdruck von Sorge und Angst) • VERHALTEN (geprägt von Forderungen für den Patienten, Gewohnheiten des Patienten werden genannt und versucht beizubehalten, oft fehlende Einsicht bezüglich der Gefährdung durch solches Verhalten) • Strategie für die Pflege (Aufklärung über Abläufe in der Stroke Unit; Einbringen von Informationsmaterial sinnvoll; Kontaktaufnahmemöglichkeiten aufzeigen; therapeutisch sinnvolles Mithandeln nach Möglichkeit einfordern) Stroke Unit Care-------Überwachung -------------------------------Geräte/Einrichtung • Monitor (Überwachung von Herzfrequenz, Blutdruck, Temperatur, Sauerstoffsättigung) • Absauggerät • Sauerstoffanschluss • Blutzuckerstixgerät (und BZ-Bestimmungen durch Zentrallabor) • Blutgasanalyse (durch Zentrallabor) • Infusionsständer, -pumpen, Spritzenpumpen • Pflege- und Verbandwagen und Ablagen (Bevorratung von Wäsche, Pflege- und Verbandutensilien) • Vorratsschränke zur Unterbringung von Zubehör für Monitor, ZVKVersorgung, ZVD-Messung, Tracheostomaversorgung, EVDÜberwachung sowie Lagerungshilfen) • MITARBEITERSCHULUNGEN WICHTIG (Stroke Unit-Handbuch) 3 Stroke Unit Care------Überwachung -------------------------Aspekte der Beobachtung • Blutdruck (Alarmgrenzen hoch gewählt, syst. 200mmHg, Einsatz von verordneten Bedarfsmed.) • Blutzucker (Normalisierung von zu hohen Werten; Ziel:<150mg/dl, Einsatz des verordneten Insulinschemas) • Herzfrequenz (Tachyarrhythmie, Bradykardie, zeitnahe AvD-Info) • Temperatur (Normothermie = bessere O2-Versorgung d. Hirns; Regulierung (<38,5°C) physikalisch u./o. Bedarfsmed.) • O2-Sättigung (Ziel: >90%, O2-Gabe; zeitnahe AvD-Info) • KLINIK (z.T. nicht durch Apparate verifizierbar; Dokumentation; Veränderungen in Bezug auf VIGILANZ, SPRACHVERMÖGEN, MOTORIK, PRAKTISCHES HANDELN, SEHVERMÖGEN, SCHLUCKVERMÖGEN, WAHRNEHMUNG Stroke Unit Care------Überwachung -----------------------Besonderheiten Lysetherapie • Blutungsneigung in der Akutsituation deutlich erhöht (besonders im Bereich Kopf/Hals/Schultergürtel) • RR-Kontrollen engmaschig notwendig (1/2 stdl. oder je nach Klinik / Ergebnissen häufiger) • RR-Manschette wechseln zur zeitweisen Druckentlastung am Arm (z.B. alle 2 Std.) • Keine Magensondenanlage und keine ZVK-Anlage (bei laufender Therapie und in den ersten Stunden danach) • Absaugen nur bei absoluter Notwendigkeit und äußerst vorsichtig (evtl. Anwesenheit AvD) • Blasenkatheteranlage vorsichtig möglich • Laborkontrollen (Gerinnung + BB 3,6,12 und 24 Std. nach Lysebeginn) 4 Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte • • Vereinfachte Darstellung von Handlungsabläufen • Voraussetzung zur Professionalisierung des Krankenpflegeberufs • N. Roper (ATL); M. Krohwinkel (AEDL) – Basale Stimulation ® in der Pflege – Bobath-Konzept • Der Mensch ist ein einheitliches integrales Ganzes mit seiner eigenen Identität, das mehr ist, als die Summe seiner Teile. Er ist fähig, sich zu entwickeln, er kann entscheiden, handeln, verantworten und sich selbst verwirklichen. Gesundheit und Krankheit sind dynamische Prozesse, die für die Pflege als Defizite oder Fähigkeiten erkennbar sind. Pflege ist dann notwendig, wenn eine Person die ATL nicht unabhängig ausführen kann oder eine Existenzgefährdung durch Erfahrungen wie Sorge, Angst, Schmerz, Sterben besteht. Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte --------------------------Fördernde Prozesspflege I • Problemerfassung (Pflegeanamnese, Defizite, Fähigkeiten) > Zielsetzung > Plan > Pflegerisches Tun > Evaluation • Waschen / Kleiden: schwankende Fähigkeiten, Aktivierung, sich ändernde Krankheitszeichen, Eigenwahrnehmung) • Ausscheiden: Inkontinenz, Unruhe, BVK, Hilfestellung bei kontinenten Patienten • Mobilisation: Bobath, funktionelle Anbahnung von Bewegungen, aktives Einbeziehen ermöglichen durch Unterstützung der hemiparetischen Seite, Frühmobilisation, harte Matratze, Weichlagerung bei „harter Indikation“ • Kommunikation: Überschneidung LOGO/PFLEGE, Betreuung durch PFLEGE „Rund um die Uhr“, enge Absprachen notwendig 5 Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte --------------------------Fördernde Prozesspflege II Hilfen APHASIE / DYSARTHRIE • Ruhe (Störgeräusche vermeiden, 2er-Gespräche sind einfacher als Gruppengespräche • Nonverbale Mittel einsetzen (Mimik, Gestik, Gegenstände, Bilder) und so die Verständigung verbessern • Lautstärke bleibt unverändert (Patient ist nicht plötzlich schwerhörig), evtl. Sprachtempo drosseln • Ja/Nein-Fragen sind einfacher zu beantworten als Fragen mit „oder“ (Möchten Sie Kaffee oder Tee?) • Wortlaut verändern, wenn Patient nicht versteht, nicht den gleichen Satz immer wiederholen • Äußerungen eher kurz halten • Nicht (immer wieder) zum Nachsprechen auffordern • Nicht für den Patienten sprechen • Bei „Hängenbleiben“ den Patienten ablenken / unterbrechen Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte -------------------------Fördernde Prozesspflege III • Essen / Trinken: Überschneidung PFLEGE / LOGO / ERGO, Schulung im Umgang mit schluckgestörten Patienten, Dokumentationshilfen verwenden ( Schluckdiagnostikbogen, Bogen „Essensbegleitung“), aktives Einbeziehen des Patienten, (Schluckphasen) – ASPEKTE FÜR DIE BEOBACHTUNG BEI DYPHAGIE: • Husten / Räuspern • gurgelnder, feuchter Stimmklang • ungewollter Nahrungs- u. Speichelaustritt aus Nase oder Mundwinkel • Nahrungsansammlung im Mund (Hamstern) • brodelnde, rasselnde Atemgeräusche • Fieber • Nahrungsverweigerung • verlangsamtes Esstempo • Aufstoßen mit Speise 6 Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte -------------------------Fördernde Prozesspflege IV • Essen / Trinken: – Ziel: aspirationsfreies Schlucken – korrekte Lagerung („Logopäden essen mit dem Becken“) – Kopfhaltung (leicht nach vorne gebeugt) – einheitliche Nahrungskonsistenz (kein Mischen von Konsistenzen) – Schluckversuche nach Beobachtung des Patienten (Aspirationszeichen?) nach festgelegtem Schema – evtl. „trocken“ nachschlucken lassen – ausreichende Vigilanz – Mundpflege nach dem Essen (Basale Stimulation) Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte -------------------------Fördernde Prozesspflege V Kostform-Stufenschema • Stufe 0: orale Nahrungskarenz (Fragen: MS? Parenterale Ernährung? Orale Medikamentengabe?) • Stufe 1: dickflüssig, streng passiert, keine Milchprodukte – FRÜH: hochkalorische Cremesuppe, streng pass. Kompott, Getränke evtl. andicken mit Quick und Dick®) – MITTAG: hochkalorische Cremesuppe, Püree, Fleisch, Gemüse streng pass. + extra Soße, pass. Pudding o. streng pass. Kompott) – ABEND: wie FRÜH • Stufe 2: passierte Kost – FRÜH. Brot (kein frisches Weißbrot), Streichfett, Gelee, Honig, Streichwurst und Streichkäse ohne Stückchen, Wurst ohne Stückchen (Mortadella), hochkalorische Cremesuppe, streng pass. Kompott – MITTAG: wie Stufe 1, aber „nur“ passiert – ABEND: wie FRÜH • Stufe 3: ganztags weiche Kost (Stückchen im Essen erlaubt) 7 Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte -------------------------------Basale Stimulation I • als Angebot an den wahrnehmungsgestörten Patienten • grundlegende Sinne: Haut, Visus, Gleichgewicht • enger Zusammenhang Wahrnehmung + Bewegung • Funktionen der Haut: – Schutz: Empfinden von Druck, Schmerz, Temperatur, Juckreiz, Berührung – Anpassung: an physikalische und chemische Reize, Abgrenzung des Körper-Ich zur Außenwelt – Speicher: Fett, Flüssigkeit, Salz – Absonderung: Schweiß, Talg – Stoffwechsel: Vitamin D-Synthese – Repräsentation: Beschaffenheit der Oberfläche und der Absonderungen, Farbe, Geruch als Zeichen an den Beobachter Stroke Unit Care--Modelle/Konzepte ------------------------------Basale Stimulation II • Angebote an den Patienten mit Schlaganfall: – – – – – – – – strukturiert, sinnvoll die Umwelt erfahrbar machen verbale Ankündigung „runde“, nachmodellierende Bewegungen Haarwuchsrichtung beachten Beobachtung der Reaktion (Spasmus, Schweiß, Herzfrequenz) Ätherische Öle Ganzkörperwaschung (belebend, beruhigend, fiebersenkend, „Bobath-Wäsche“) – Einreibungen ( belebend, beruhigend, atemstimulierend) – Mundpflege 8 Stroke Unit Care-------und danach? • Durchschnittliche Verweildauer 3-5 Tage • Weiterführung von Beobachtung, Diagnostik und Therapie – Symptomverbesserung /-stabilisierung: • Verlegung auf ein peripheres Patientenzimmer (Anmelden Reha(?), weitere Ursachenklärung) • Entlassung in Frührehabilitation • Entlassung in häusliches Umfeld / Pflegeheim – Symptomverschlechterung: • Verlegung auf eine Intensivstation • Verlegung in eine andere Fachabteilung • Begleitung des sterbenden Patienten • Verlegung und Entlassung eines Patienten erfolgt unbedingt nach den eingeführten Patientenüberleitungsregelungen Stroke Unit Care-----Therapeutisches Team Zusammenarbeit: enger Kontakt der Berufsgruppen; Arbeiten „Hand in Hand“; Zielabsprache; Kompetenzeinbringung; Dokumentation der Arbeit; Besprechung von auftauchenden Problemen Konzepte: Absprache untereinander; Informationsaustausch; Weiterentwicklung Seelsorge Sozialdienst Pflege Logopädie PATIENT Physiotherapie Ergotherapie Medizin Neuropsychologie 9 Stroke Unit Care Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 10