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f a nzi N e
Zu jedem Fanzine gibt’s einen
Gratis-Badge. Sollte er bei deinem
Fanzine fehlen, wende dich an
eine/n Ultra deines Vertrauens, an
deinen Fanklub oder bestell ihn
direkt bei FairPlay-vidc.
zur FARE Aktionswoche 2007
© Antonio Marcello
echo 07 | 2007
FARE Aktionswoche
RZ_Mondiali 07
Das Spiel Rapid gegen Anderlecht hat mir den Rest gegeben.
Alles gegeben, alles. Alle Träume
zerplatzt. Am Sonntag auswärts
gegen Kärnten 1:2 gewonnen.
Auftrieb bekommen und eine
Erkältung eingefangen. Jetzt
bin ich krank. Meine Stimme
hat vollends den Geist aufgegeben. Don Corleone flötet wie
ein Lercherl im Vergleich zu mir.
An Kranksein ist nicht zu denken. Das FARE-Fanzine muss
gemacht werden. Was tun?
E-Mails schreiben an Freund/
innen und Bekannte aus der
Szene. Hast du Zeit, einen Text
über deine Kurve zu schreiben?
Innerhalb von vier Tagen sind alle Texte
da, alle Fotos, alle
Links. Ich glaube
fest an die Solidarität
der Kurve, es tut gut, sie
zu spüren. Solidarität zeigen
heißt es jetzt besonders im
Vorfeld der ­Euro, Solidarität
zeigen heißt es in einem Italien nach Catania, Solidarität ist
der Grundstock jener Fannetzwerke, die sich in ganz Europa
formieren. „Mensch sein heißt
solidarisch sein“, sagt der große Zinedine Zidane. Fan sein
heißt solidarisch sein, sage ich
und danke allen, die bei diesem
Fanzine mitgemacht haben – es
gehört euch! Heidi (FairPlayvidc/Block West Rapid Wien)
2
16:48 Uhr
Seite 1
FOOTBALL AGAINST RACISM IN EUROPE
WWW.FARENET.ORG
17- 30 October 2007
FARE Action Week
Getrennt bei den Farben –
vereint gegen Rassismus!
Die Fans in der Kurve spielen die wichtigste Rolle im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball. Schließlich waren
sie es, die sich als Erste wehrten, als Neonazis damit begannen,
sich in den Stadien breitzumachen. Fans sind oft die Einzigen, die
sich gegen all jene zur Wehr setzen, die denken, rassistische und
diskriminierende Gesänge seien Teil der Fankultur. Europaweit gibt es verschiedenste
antirassistische Fanorganisationen, an denen sich jede Gruppe beteiligen kann. BAFF
in Deutschland und Österreich, Progetto
Ultra und Futbol Rebelde in Italien und RSRA
in Frankreich und den Benelux-Staaten sind nur einige
Beispiele. All diese Gruppen sowie unzählige andere antirassistische Fans treffen sich bei den Mondiali Antirazzisti
und ähnlichen Turnieren überall in Europa, um Erfahrungen auszutauschen und Ideen für eine gemeinsame Strategie gegen Rassismus zu entwickeln. FARE unterstützt alle aktiven Fangruppen,
die antirassistische Projekte in ihrem Verein oder ihrem Land organisieren möchten. Das besondere Augenmerk liegt auf solchen
Gegenden, in denen Vereine oder Verbände sich dem Kampf der
Fans gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus nach wie vor
nicht anschließen wollen, und auf Ländern, in denen rechtsextreme
Fangruppen versuchen, Themen, die für alle aktiven Fans relevant
sind (Kampf gegen Kommerzialisierung, Repression gegen Fans),
für sich propagandistisch zu nutzen. Endi (FARE /BAFF)
www.farenet.org
© Antonio Marcello
Solidarität
06.07.2007
Schwerpunkt Euro 2008
Sch
(l)l und rau
© www.efzezet.ch
Die Euro 2008 ist das Thema Nummer eins in Österreich und der Schweiz. Von Zahlen, Gewinnprognosen,
Public Viewing, Fanmeilen und chronischer Hooliophobie – kleine Wortschöpfung
– haben wir schon genug gehört. Wir richten unseren Fokus daher auf die
Fanszenen der Ausrichterstädte. Dort gedeihen seit
Jahr(zehnt)en lebendige, kraftvolle Fankulturen, die
das Wort Leidenschaft schon vor der Euro kannten, die
die Euro überdauern werden und auch in Zukunft für
Leben und Aktion in ihren Kurven sorgen werden. Wie
immer kommen die Szenen selbst zu Wort. Danke an
alle, die Beiträge, Fotos und Links geschickt haben.
Diese Seiten sind für euch – eine Hommage an eine
freie, lebendige Fankultur!
Support
your local
Fanbotschaft
Die Euro lässt auch Klubfans
nicht kalt – viele kommen
allerdings unfreiwillig zum
Handkuss und müssen für so
manchen „Testlauf“ herhalten.
Es gibt aber auch Projekte, die
ein Gegengewicht schaffen
wollen und versuchen, diese
Euro den Fans ein Stück weit
zurückzugeben. So versuchen etwa FairPlay-vidc und
Fanarbeit Schweiz, die lokalen
Fans in die Vorbereitungen mit
einzubeziehen und ihrer Stimme eine Plattform zu geben.
Sogenannte Fanbotschaften
werden in allen Host Cities errichtet. Sie sind kommerzfreie
Zonen, die, von Fans für Fans
gemacht, eine Anlaufstelle,
Austausch- und Infoplattform
für alle Fans bieten. Wer Lust
hat, seine/ihre Sicht bei der
Euro einfließen zu lassen oder
seine/ihre Kurve den internationalen Fans vorzustellen und
Kontakte zu knüpfen, ist herzlich eingeladen mitzumachen:
sei es über die lokalen Fanguides, die Webpage oder die
Mitarbeit bei der Fanbotschaft.
Auf Augenhöhe und ohne
Maulkorb.
Infos und Anfragen:
[email protected]
www.fairplay.or.at
3
Fanszene Schweiz
© www.ybforever.ch
BERN
www.ybforever.ch
www.gelb-schwarz.ch
www.ostkurve.be
© www.ybforever.ch
www.wankdorfjunxx.ch
www.ybfans.ch
www.halbzeit.ch
© www.ybfans.ch
© www.ybforever.ch
Das Spezielle an der Fanszene des BSC Young Boys ist ihre Verschiedenheit. Das sieht man an den über 40 Fanclubs und Fangemeinschaften. Die politischen Ausrichtungen innerhalb der Szene sind
äußerst unterschiedlich. Wobei sich das Kräfteverhältnis deutlich verschoben hat und heute rassistische Schlachtrufe nur noch selten zu
hören sind und sofort unterbunden werden. Es gab zwar Bemühungen innerhalb der Fans, durch die Gründung eines Dachverbandes
diese Gräben zu überwinden, leider ist dieser aber nun auch wieder
gespalten in die „Ostkurve Bern“ und „gäubschwarzsüchtig“ (gelbschwarzsüchtig, kurz: GSS). Während die Ostkurve sich eher auf den
Support in der Kurve bezieht, sind bei GSS auch die Klubpolitik und
Fananliegen ein wichtiges Thema. Aus Kreisen des Dachverbandes
wurde u. a. die Fanarbeit Bern lanciert, bei der auch die Ostkurve Bern
mitarbeitet. Im Vorstand des Trägervereins Fanarbeit Bern haben die
Fans eine satzungsgarantierte Mehrheit. Adrian (Bern)
GENF
© www.section-grenat.ch
www.section-grenat.ch
© www.northfans.ch
4
Die aktivste Fangruppierung im Umfeld des Servette FC ist die
Section Grenat (SG). Trotz Zwangsabstieg in die dritte Spielklasse
(mittlerweile dümpelt der Club in der zweiten Spielklasse herum)
organisiert die SG regelmäßig Choreografien und Carfahrten zu
den Auswärtsspielen. Neben der SG gibt es diverse weitere Gruppierungen. N.C.Z.
© www.section-grenat.ch
www.farenet.org
Fanszene Schweiz
BASEL
© www.joggeli.ch
www.muttenzerkurve.ch
www.fcbforum.ch
www.joggeli.ch
www.queerpass.ch
© Sacha Grossenbacher
In Bezug auf Fußball tickt Basel anders als der Rest der
Schweiz. Im Durchschnitt pilgern 24.000 Zuschauer/innen in den
St. Jakob-Park. Bei Derbys wie z. B. gegen Zürich ist das Stadion
randvoll. Auf die EM hin wurde das Stadion von 32.000 auf 42.000
Plätze ausgebaut. Die Liebesbeziehung der Basler/innen zu ihrem
Stadtverein ist tief und hält fürs Leben. Nebst den zwölf offiziellen
Fanclubs gibt es unzählige inoffizielle Fangruppierungen, von denen
viele der Ultrabewegung angehören. Die Ultrabewegung ist zurzeit
die aktivste und kreativste Szene in der Basler Fanlandschaft – sie
sind das pulsierende Herz des St. Jakob-Parks. M. (Basel)
© www.fcbworld.ch
© www.joggeli.ch
ZÜRICH
© www.efzezet.ch
www.suedkurve.ch
www.ig-gcz.org
© www.efzezet.ch
Die zwei Zürcher Clubs der obersten Spielklasse – der FC und
Grasshoppers – haben beide sehr aktive Fanszenen. Die „Südkurve“ vom FC Zürich beherbergt verschiedene aktive Gruppierungen. Bereits in weniger erfolgreichen Zeiten des FCZ bildete die
Südkurve eine imposante Kulisse und ist in der Schweiz zu den
führenden Gruppierungen in Sachen Choreografien geworden.
Beim Grasshopper Club existiert mit der „IG GCZ“ ein Dachverband der Fanclubs mit dem Ziel, die Anliegen der Fans besser
zu vertreten. Auch die GC-Szene ist sehr aktiv in Sachen Choreografien und Support. N.C.Z.
www.fairplay.or.at
www.zone-romande.com
www.grassmokers.ch
www.efzezet.ch
www.gc-zone.ch
© www.gc-zone.ch
Allgemeine Links CH:
www.fan-forum.ch
5
Fanszene Österreich
SALZBURG
amici
Nur ein Match der Farben?
Foto: Die Verdammten
Fanfreundschaft Salzburg –
Barletta
Am Anfang überbrückten
Pizza und Salzburger Nockerl die Sprachprobleme mit
den „Amici“ aus Süditalien.
Mittlerweile werden fehlende
Vokabeln von der Intensität
der langjährigen Freundschaft wettgemacht, und es
ist manchmal auch egal, sein
Gegenüber nicht ganz zu
verstehen. Das „Ultradasein“
steht im Vordergrund, und
beim Singen von gemeinsamen Melodien spielen Wörter
ohnehin eine untergeordnete
Rolle. Barletta e Salisburgo.
Matthias (Austria Salzburg)
www.austria-salzburg.at
www.violett-weiss.at
www.tgs92.com
www.ultras.at
© Austria Salzburg
www.die-verdammten.at
Die Fußball- und Fanszene in Salzburg könnte nicht unterschiedlicher sein. Da gibt es einen Verein, der hochkarätige Fußballspieler um teures Geld rund um den Globus einkauft. Auf der
anderen Seite spielen Schüler, Lehrlinge, Autoverkäufer, Gstudierte – also Menschen wie du und ich – um das sprichwörtliche
Paar Würstl. Besucher/innen, die das topmoderne, wunderschöne
Stadion in Klessheim aufsuchen, werden bunte Lichtspiele, akustische Schmankerln, Energydrinks und bezahlte Stimmungsmacher/innen angeboten. Die anderen draußen am angemieteten
Platz sorgen selber für Stimmung und die mittlerweile legendären
Schnitzelsemmerln. Es ist kein Match um Weiß-Violett oder die
Bullenfarben. Es sind zwei Welten. Pyros und aufwendige Choreografien zu kreieren, die eigenen Spieler tatsächlich auf Händen
zu tragen und auswärts fast genauso stark aufzutreten wie am
Heimplatz, diese Freiheit haben nur die Fans von Austria Salzburg.
„Salzburg ist komplett weiß-violett“ stimmt akustisch auf jeden Fall.
Wenn die Austria in der Stadt Salzburg spielt, sind Gesangswellen
in weitem Umkreis zu hören, weil sie direkt aus den Herzen der
1.500 Fans kommen. Einen Wermutstropfen gibt es: Diese erstklassige Fankultur ist in der 1. Klasse Nord angesiedelt. Ein Trost:
Tendenz aufsteigend. Gabriele und Thomas (Austria Salzburg)
6
www.farenet.org
Fanszene Österreich
INNSBRUCK
www.faninitiative.at
www.vk91.at
www.np03.com
www.ifuriosi.at
© Verrückte Köpfe, Nordpol Innsbruck
www.pfleger.com/fcwacker
Vieles hat sich seit der vergangenen Saison in der Innsbrucker
Fanszene getan. Die aktiven Fanclubs der Nordtribüne (Verrückte
Köpfe 91, Nordpol Innsbruck, I Furiosi und Green Black Danube)
haben sich für eine verstärkte Zusammenarbeit unter dem Namen
„Tivoli Nord“ zusammengeschlossen. Auch wenn die einzelnen
Gruppen als eigenständige Fanclubs erhalten bleiben, kann man
als Tivoli Nord bereits auf erste gemeinsame Projekte zurückblicken. Neben den z. T. gemeinsam angefertigten Choreografien
und der einen oder anderen Auswärtsfahrt ist speziell das Projekt
LISA zu erwähnen, das auch vom Verein und dem ASV Roter
Stern Innsbruck gestützt wird. Die „Liga für Integration, Sport und
Antirassismus“ setzt sich immer wieder bei Veranstaltungen mit
interkulturellem Hintergrund in Szene. Weiters soll eine eigene Fußballliga ins Leben gerufen werden, bestehend aus Teams sozialer
Einrichtungen, der Tivoli Nord und Migrantenmannschaften. Aber
auch in den einzelnen Fanclubs wird versucht, dem sozialen Gedanken das nötige Gewicht zu verleihen. So sammelten die Verrückten Köpfe zusammen mit ihren Freunden aus Bergamo für ein
Waisenhaus in Bolivien. Nordpol Innsbruck unterstützt im Rahmen
der diesjährigen FARE Aktionswoche den Verein für Obdachlose
in Innsbruck. Den größten Erfolg erzielte die Innsbrucker Fanszene
aber mit der Rückkehr der Legende FC Wacker Innsbruck. Nachdem unser Verein eine zum Teil sehr unrühmliche Geschichte mit
etlichen Namens- und Wappenwechseln, nicht zuletzt mit Sponsorenbezug, durchleben musste, hat man sich in Innsbruck wieder seiner Wurzeln besonnen. In etlichen Gesprächen zwischen
Vereinsverantwortlichen und Fanszene konnte man sich auf einen
gemeinsamen Weg u. a. mit der Unantastbarkeit von Name, Wappen und Farben einigen. Die Fans haben die Möglichkeit, Vertreter
in den Vereinsvorstand zu entsenden, und besitzen z. B. Mitspracherecht bei Kartenpreisen und der Fanartikellinie. Die Tivoli Nord
kämpft weiter für einen traditionsbewussten, emotionalen Fußball
und soziale Interessen! Tivoli Nord Innsbruck
www.fairplay.or.at
7
Fanszene Österreich
www.ultrasrapid.at
www.tornadosrapid.at
www.greenlions.at
WIEN
Rapid Wien
www.lordsrapid.at
© Ultras Rapid
Der SK Rapid hat eine Anziehungskraft, die weit über die Stadtgrenzen hinausgeht – von den insgesamt 126 offiziellen Fanclubs
nehmen nicht wenige weite Reisen in Kauf, um ein Heimspiel ihres Teams zu erleben. Das Herzstück des Rapid-Supports ist die
West-Tribüne des Hanappi-Stadions: Als größte österreichische
Kurve steht der – unter der Regie der Ultras Rapid vereinte – Block
West für aufwendige Choreos und Dauersupport. Der Block West
ist keine politische Kurve, er ist eine religiöse Kurve, seine Anhänger/innen verschreiben sich dem Team, der Tradition und der
Ultrakultur – die gemeinsamen Themen sind Repression und die
Kommerzialisierung des Fußballs. Neben der zum Mythos gewordenen West-Tribüne formierte sich in der Saison 2004/05 eine
weitere Fankurve – die Ost. Vor allem junge Fans, die auf der stets
durch Abos ausverkauften West keinen Platz mehr fanden, schlossen sich zu der ultrà-orientierten Gruppierung Lords zusammen.
Erstmalig in Österreich bildete sich so eine zweite Fankurve – und
bietet für die Fans die Gelegenheit, die Mannschaft im Kanon anzufeuern. Anna (Block West Rapid Wien)
8
www.farenet.org
Fanszene Österreich
Austria Wien
www.fedayn.at
http://bad-voeslau.heim.at
www.sewerin.at/fanatics_2001
© Fanatics
Die Fanszene der Austria hat sich in den letzten Jahren zusehends verjüngt, dadurch verlagerte sich der Fokus mehr auf den
italienischen Stil, zu dem Pyrotechnik, Megafon, Trommeln und
Bewegung gehören, aber auch der britische Stil des lauten Gesangs wird bei uns nach wie vor ausgelebt. Diese beiden Strömungen sowie die enorme Vielfalt von vielen Kleinstfanclubs (insgesamt über 100) leben bei uns friedlich und gegenseitig respektiert
nebeneinander. Die Fans der Austria erarbeiten im Einklang mit
dem Verein viele kleine und größere Aktionen (Charity-Aktionen,
Choreos etc.), sind aber sehr eigenständig, wie die Organisation
von Fliegern nach Bilbao und Kinoübertragung aus der Ukraine
beweisen. Zukünftig wird es ein eigenes Fanzentrum im Stadion
geben, das sich in vielfältigster Form um die Fans der Wiener Austria kümmern wird. Ulli und Martin (Austria Wien)
www.fairplay.or.at
9
Fanszene Österreich
Wiener Sportklub
www.friedhofstribuene.at
Neben der 1952 gegründeten „Anhängervereinigung“, die damals europaweit der erste Fanclub war, der sich als eingetragener
Verein mit Statuten konstituierte, haben sich in den letzten zwanzig
Jahren die „FreundInnen der Friedhofstribüne“ als Fangruppierung
auf dem Sportclubplatz etabliert. Ursprünglich zusammengefunden aus Protest gegen eine geplante Fusion mit einem Stadtrivalen, wurde sehr bald ein breites und starkes Engagement gegen
Gewalt und Fremdenfeindlichkeit Grundlage der Fans. Viele Aktionen wie Konzerte, Feste, Ausstellungen und Lesungen sowie die
Herausgabe des Fanzines „Schwarz auf Weiß“ wurden seitdem
organisiert. Wolfi (Wiener Sportklub)
First Vienna Football Club
© christian hofer
Seit 1894 wird unter dem Namen First Vienna Football Club
der hohen Fußballkunst gefrönt. Die legendäre „Vienna Hundertschaft“ des Franz Antel kann mit einem Augenzwinkern als Oma
der heutigen Vienna-Fangemeinde gesehen werden. Seit fast zwei
Jahrzehnten formiert sich der blau-gelbe Mob zu sämtlichen passenden und unpassenden Gelegenheiten, um der Vienna zu huldi10
www.farenet.org
© Friedhofstribüne, Döblinger Kojoten
www.doeblingerkojoten.at
Fanszene Österreich
gen. Egal ob Vienna Weirdoz, Yellow Submarines, Karl-Marx-Hof
Soul Crew oder Döblinger Kojoten, sie alle haben der Vienna trotz
der einen oder anderen sportlichen Enttäuschung die Stange gehalten und stehen ihrer Vienna Woche für Woche lautstark, bunt,
fröhlich, ärgerlich oder einfach nur selbstironisch zur Seite, um
gemeinsam Fußball zu einem Fest der respektvollen Begegnung
und Auseinandersetzung zu machen. In diesem Sinne: Hey, ho,
let’s go! Christian (Döblinger Kojoten)
KLAGENFURT
www.austriakaernten-loewen.at
www.thetigers.at
www.amigos-kaernten.com
© Amigos
www.fck-optimisten.at.tt
Der im Juli dieses Jahres gegründete Fanclub Austria Kärnten Löwen ist mittlerweile auf über 50 Mann/Frau angewachsen.
Schritt für Schritt versucht man, mit den Fanclubs der Auswärtsmannschaften mitzuhalten, wobei die „Löwen“ eine Vorbildfunktion
wahrnehmen und ein starkes Zeichen gegen Unsportlichkeit, Vandalismus, Menschenhetze, Ignoranz, Rassismus, Diskriminierung
und Gewalt jeder Art setzen möchten. Verstärkt werden die „Löwen“ in der Kurve unter anderem von den „Tigers“. Einzigartig in
der Fanszene scheint der Support der weiteren Fanclubs zu sein.
Die „Amigos“ und die „Optimisten“ sind sowohl in der Fankurve
der Austria als auch in der des FC Kärnten zu finden. Die „Amigos“ stehen seit 1995, als sich die ehemalige Austria Klagenfurt in
schlimmsten Tiefen des heimischen Fußballs befand, eisern hinter
dem Kärntner Fußball und ließen sich von verschiedensten Vereinskonstellationen (noch) nicht abschrecken. Die traditionsreichen
„Barrakudas“ dürfen bei einer Vorstellung der Kärntner Fanszene
nicht fehlen, sind zurzeit aber nicht organisiert in den Stadien zu
finden. David (Klagenfurt)
www.fairplay.or.at
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Italien nach Catania
aSSENti a diFESa dEi NoStri idEali
12
Polizei ins Stadion zu bringen.
Darunter fallen Fahnen, Banner,
Doppelhalter, Trommeln und
Megafone. Natürlich haben wir
Ultras Ancona sofort unsere Ablehnung bekundet. Wir sind zu
keinerlei Kompromissen bereit,
© Ultras Ancona
Der Tod des Polizisten Filippo Raciti in Catania kennzeichnet den Scheidepunkt der
italienischen Ultrabewegung. Er
bedeutet zweifelsohne das Ende
des bisherigen way of life und
den Beginn eines neuen, in dem
sich die Ultras Ancona nicht
mehr wiederfinden. Obwohl die
Ereignisse von Catania nach wie
vor nicht aufgeklärt sind, hat die
italienische Regierung ein Gesetzespaket gegen Gewalt (Decreto
Amato) mit verschärften Strafen
erlassen, das es u. a. verbietet,
Utensilien der Ultrakultur ohne
vorherige Zulassung durch die
denn das Decreto Amato nimmt
uns nicht nur unsere Banner
weg, sondern zensiert unsere
Redefreiheit und unsere Ausdrucksformen in der Kurve.
Aus Protest dagegen haben wir unsere Kurve verlassen.
Zurückgelassen haben wir ein
einziges Banner: ASSENTI A DIFESA DEI NOSTRI IDEALI („Abwesend um unsere Ideale zu
verteidigen“). Enttäuscht waren
wir, dass sich die meisten anderen Kurven in Italien unserem
Protest nicht angeschlossen und
die neue Situation einfach akzeptiert haben. Noch mehr widern
uns jene Gruppen an, die einen
Kniefall vor den neuen Gesetzen
gemacht und um „Erlaubnis“ gefragt haben, ihre Sachen mit ins
Stadion nehmen zu dürfen.
Unser Alltag als Ultras Ancona hat sich tiefgreifend verändert. Wir haben beschlossen,
auch die Meisterschaft 2007/08
zu boykottieren, da sich an den
Gesetzen nichts geändert hat,
obwohl selbst manche Politiker
mittlerweile eingestehen, dass
www.farenet.org
Italien nach Catania
haben wir mit den schönsten
Bildern aus unserer Kurve eine
Fotoausstellung vor dem Stadion
die Gesetze verfassungswidrig
sind. Die aufgezwungene Abwesenheit im Stadion hat uns unsere Stellung in der Curva Nord
gekostet, weil andere Gruppen
aus Ancona trotz unseres Protestes in die Kurve kommen. Jeden Sonntag arbeiten wir, statt
zum Heimspiel zu gehen, für unsere Initiative, um andere Fans
und die Medien zum Umdenken
zu bewegen.
LIBERI DI ESSERE
Wir haben seit vergangenem
Februar viele Initiativen gegen
das Decreto Amato gesetzt,
denn wir wollten keine Versuchstiere für die neuen Gesetze sein.
Unter anderem haben wir Sit-ins
vor der Curva Nord abgehalten
und Infoflyer verteilt. Nicht aus
Selbstmitleid wegen der schärferen Gesetze, sondern weil
eine Fahne noch nie jemanden
umgebracht hat, Banner und
Trommeln keine Waffen sind.
Die ersten Initiativen waren lokal
organisiert, später haben wir beschlossen, eine Demo in Ancona
zu machen und alle antirassistischen und apolitischen Gruppen
in Italien dazu einzuladen. Insgesamt haben 30 Gruppen teilgenommen, u. a. aus Pisa, Venezia,
Civitanova, Macerata, Tolentino,
Manfredonia, Giulianova, Teramo, und viele Einzelpersonen,
Ultras aus ganz Italien. 3.000
Leute sind mit Gesang, Rauch,
Bannern und Fahnen durch das
Zentrum Anconas gezogen. Wir
gehen auch in Schulen, um über
die Motive der Ultrabewegung zu
reden, unsere Werte, aber auch
über die Probleme und negativen Seiten. Wir haben unseren
Verein in den Protest mit einbezogen und mit den Spielern
gesprochen, die öffentlich ihre
Unterstützung erklärten. Zu Beginn der Meisterschaft 2007/08
gemacht als Erinnerung daran,
wie wir waren und wie wir heute
nicht mehr sein dürfen. Wir versuchen, jeden Platz zu nutzen,
den uns lokale und regionale
Medien bieten, geben Interviews
in Radiosendungen und verschicken Pressemitteilungen, um
unseren Protest auszudrücken
und unsere Freiheit als Bürger,
Fans und Ultras einzufordern. Alle diese Initiativen haben unseren
Leuten Anzeigen, Verwarnungen
und Stadionverbote eingebracht,
aber wir würden es ohne Reue
und mit viel Stolz wieder tun.
Wir werden so lange kämpfen, bis wir wieder Ultras nach
UNSERER Vorstellung sein können, Ideale und Werte respektierend, mit denen wir aufgewachsen sind. Wir werden unseren
Kampf, unseren Weg gerade
und aufrecht weiter gehen. Den
Kampf, frei zu sein.
Alessio und Luca
(Ultras Ancona)
www.globalproject.info/
art-12036.html
www.globalproject.info/
gal-12036.html
www.glomeda.org/
documenti.php?id=611
www.fairplay.or.at
13
Fannetzwerke International
F_in
http://f-in.org
Deutschland, Österreich, Schweiz
F_in, was ist denn das? – F steht für Fußball und Fans, die weibliche Endung in für Frauen und F_in dafür, dass Fußball auch Frauensache ist, dass Fans auch weiblich sind (den Unterstrich _ fanden wir
einfach schick
). F_in gibt es seit 2004, das Netzwerk besteht aus
weiblichen Fans, Fanprojekt-Mitarbeiterinnen, Wissenschaftlerinnen,
Journalistinnen und vielen mehr. Nicole (Borussia Dortmund/F_in)
FANSICHT
www.fansicht.ch
Schweiz
Das Vorgehen des Schweizer Fußballverbands und der Schweizer Liga gegen Fans wird zusehends restriktiver. Eine Pauschalisierung findet statt, die dazu führt, dass aktive Fans von Haus aus als
gewalttätig und destruktiv verdächtigt werden. Selbst geringe Regelverstöße werden herangezogen, um „großzügig“ Stadionverbote zu
verhängen. Seit Beginn dieses Jahres bedeutet ein Stadionverbot in
der Schweiz, dass die betreffende Person in der Hooligan-Datenbank „Hoogan“ landen kann. Fansicht beobachtet das Vorgehen
von Verband, Liga und Vereinen, zeigt Missstände auf und sammelt
Beispiele von (oftmals äußerst seltsamen) Stadionverboten. Zusammen mit den betroffenen Fans versucht Fansicht eine Neubeurteilung
von Verboten zu erwirken. Fansicht liegt an einer ausgelassenen,
ungestümen und lauten Atmosphäre in den Stadien. Nichts gegen
Sitzplätze, aber stehen ist gesünder! Auszug aus www.fansicht.ch
RÉSEAU SUPPORTER DE
RESISTANCE ANTIRACISTE
www.rsra.fr
14
Frankreich, Belgien, Luxemburg, Schweiz
Das Réseau Supporter de Résistance Antiraciste ist ein Netzwerk
von Ultras und aktiven Fans gegen Rassismus. Es wurde von SochauxFans gegründet. Nach einem Treffen zwischen Sochaux- und MetzFans beim RAI Festival in Terni begann der Aufbau des Netzwerkes.
Zu diesem Zeitpunkt waren beide Fanszenen verfeindet, entschlossen sich aber, die internen Probleme außen vor zu lassen und in der
Antirassismusarbeit zu kooperieren. Ein Resultat dieses Treffens war
die Organisation des ersten antirassistischen Fanfestivals in Frankreich.
Nächstes Jahr feiert das RSRA Festival seine sechste Auflage. Es orientiert sich am St. Pauli Antira-Turnier, zeigt sich aber bewusst familiär mit
www.farenet.org
Fannetzwerke International
rund 200 bis 300 geladenen Ultras, die aus ganz Frankreich, aber auch
aus Belgien und der Schweiz anreisen. Inzwischen tummeln sich auch
immer mehr befreundete internationale Fangruppen auf dem Festivalgelände. Greg (Horda Frenetic Metz/RSRA)
FUTBOL REBELDE
Italien
Futbol Rebelde ist die Fortsetzung des Projekts El Estadio del Bae.
Als dieses abgeschlossen war, wollten die Ultragruppen aus Venezia,
Pisa und Ancona ihre Zusammenarbeit nicht beenden und beschlossen, ein Ultranetzwerk zu gründen, das nicht nur gegen Businessfußball und Rassismus auftritt sondern auch für die Werte der Ultras. Das
Ziel von Futbol Rebelde ist, UNSERE Ultrakultur zu schützen. Eine
antirassistische, mit einem offenen Auge für soziale Initiativen auch
außerhalb der Stadien. Alessio und Luca (Ultras Ancona)
www.futbolrebelde.org
BAFF
Deutschland, Österreich
Das Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) ist ein seit 1993 bestehender vereinsübergreifender Zusammenschluss von über 200 Einzelmitgliedern und vielen Faninstitutionen (Inis, Zines, Projekte, Fanclubs etc.). Elementares Ziel ist der Erhalt der historisch gewachsenen
Fankultur als Stadion-Live-Ereignis mit hohem Unterhaltungs- und
sozialem Integrationswert. Dazu gehört der Kampf gegen Rassismus
und Diskriminierung, gegen die übertriebene Kommerzialisierung des
Fußballs mit all ihren negativen Auswirkungen (Versitzplatzung, TVAllmacht, Terminwillkür, Preiserhöhungen, ungerechte Ticketvergabe,
Showprogramme usw.) und gegen die zunehmende Repression von
Seiten der Polizei und der Ordnungskräfte. Endi (BAFF)
www.aktive-fans.de
DIE KURVE GEHÖRT UNS
Österreich, Schweiz
DKGU ist ein Zusammenschluss von aktiven österreichischen und
Schweizer Fans und Fanclubs. Die Initiative wurde 2001 gegründet
und bestand allein in Österreich aus über 30 Gruppen, die in koordinierten Spruchbandaktionen, mit Flugblättern, Doppelhaltern, TShirts und einer eigenen Website auf ihre Anliegen (Mitspracherechte,
Schutz vor Polizeiwillkür, Überarbeitung des Stadionverbotskatalogs)
aufmerksam machten. Leider liegt die Initiative derzeit auf Eis. H.T.
www.fairplay.or.at
www.diekurve.org
15
Impressum: echo 07/2007. Herausgeber und Medieninhaber: Wiener Institut für Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit (vidc), Möllwaldplatz 5/3, A-1040 Wien,
Tel.: 01/713 35 94, Fax: 01/713 35 94-73, E-Mail: [email protected] • Layout & Grafik: www.typothese.at / sanja jelic • Druck: Resch KEG, A-1150 Wien
Verlagspostamt 1040 Wien, Erscheinungsort Wien, P.b.b., GZ02Z030389M
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Ich interessiere mich für Informationen über
❑ Football Against Racism in Europe – FARE
❑ Ich möchte regelmäßige Information über die FairPlay-Mailingliste
erhalten, E-Mail:.........................................................................................................................................
An die
FairPlay-Servicestelle im
vidc
Möllwaldplatz 5/3
A-1040 Wien
Tel: ++43-(0)1-713 35 94-93
Fax: ++43-(0)1-713 35 94-73
E-Mail: [email protected]
Web: www.fairplay.or.at