Bodenbewegung für den JadeWeserPort Wilhelmshaven
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Bodenbewegung für den JadeWeserPort Wilhelmshaven
BauP_U_05_11_BauPortal 26.04.11 17:17 Seite 1 ISSN 1866-0207 6693 Mai 2011 5 Bodenbewegung für den JadeWeserPort Wilhelmshaven Straßenbau – Prozesssicherer Automatisierter Straßenbau (PAST) – Arbeiten bei der Straßenerhaltung – Dynamische Modellierung von Betondecken – Asphaltieren nach REACH-Registrierung von Bitumen Persönliche Schutzausrüstung – Warnkleidung Erdbau/Verdichtung – Infrastrukturbau + Baugrundverbesserung Bau des JadeWeserPort Wilhelmshaven (Foto: Josef Möbius Bau-AG) BauP_Inh05_11_BauPortal26.04.1117:21Seite1 Heft 5 • 123. Jahrgang • Mai 2011 Fachzeitschrift der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Prävention www.bgbau.de Verlag: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG Süddeutsche Zweigstelle, Paosostraße 7, 81243 München Telefon (0 89) 82 99 60-0, Fax (0 89) 82 99 60-10 [email protected] www.ESV.info Verantwortlicher Schriftleiter: Klaus-Richard Bergmann, Geschäftsführer der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Redaktion: Dipl.-Ing. Bernhard Arenz, Leiter der Prävention der BG BAU Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Blaasch, Dipl.-Ing. Ramona Bischof, Postanschrift: 81237 München, Ortsanschrift: Landsberger Straße 309, 80687 München, Telefon (0 89) 88 97-02 (App. 818), Fax (0 89) 88 97-819 oder -829 [email protected] Die mit Namen oder Initialen gezeichneten Beiträge entsprechen nicht in jedem Fall der Meinung der BG BAU Prävention. Für sie trägt die BG BAU Prävention lediglich die allgemeine pressegesetzliche Verantwortung. Vertrieb: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Süddeutsche Zweigstelle, Paosostraße 7, 81243 München, Telefon (0 89) 82 99 60-0, Fax (0 89) 82 99 60-10 Konto: Berliner Bank AG, Kto.-Nr. 512 203 101 (BLZ 100 708 48) IBAN: DE 31 1007 0848 0512 2031 01 BIC(SWIFT): DEUTDEDB110 Bezugsbedingungen: Bezugsgebühren im Jahresabonnement € 42,–/sfr 60,–; für in Ausbildung befindliche Bezieher jährlich € 21,–/sfr 24,– (gegen Vorlage einer Studien- bzw. Ausbildungsbescheinigung); Einzelbezug je Heft € 4,–/sfr 6,– (jeweils einschließlich 7 % Mehrwertsteuer und zzgl. Versandkosten). Die Bezugsgebühr wird jährlich im Voraus erhoben. Abbestellungen sind mit einer Frist von 2 Monaten zum 1.1. jeden Jahres möglich. Preise für gebundene Ausgaben früherer Jahrgänge auf Anfrage. Die Zeitschrift ist auch als eJournal erhältlich, weitere Informationen unter www.BauPortal-digital.de Bei den Mitgliedsbetrieben der BG BAU ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Anzeigen: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Süddeutsche Zweigstelle, Paosostraße 7, 81243 München, Telefon (0 89) 82 99 60-0, Fax (0 89) 82 99 60-10 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 46, die auf Wunsch zugesandt wird. Der Anzeigenteil ist außer Verantwortung der Schriftleitung. ISSN: 1866-0207 Inhalt Bodenbewegung für den JadeWeserPort Wilhelmshaven . . . . . . . . . . . . . 2 Qualitätsverbesserungen beim Asphaltstraßenbau – vom Mischwerk zum Fertiger (Teil 1) . . . . . . . 7 Vorbereitende Arbeiten bei der Straßenerhaltung – Fräsen und Reinigen der Unterlage . . . . . . . . . 12 Neuer Ansatz zur dynamischen Modellierung von Betondecken unter realen Bedingungen . . . . 18 Punktuelle und vollflächige Oberflächenbehandlungen in der Straßenerhaltung . . . . 22 Weiter asphaltieren auch nach der REACH-Registrierung von Bitumen . . . . . 27 Warnkleidung – Überarbeitete BGI/GUV-I 8591 . . . . . . . . . . . . . 30 Einsatz von Geokunststoffen bei technischen Sicherungsmaßnahmen zum Boden- und Grundwasserschutz bei Infrastrukturbaumaßnahmen . . . . . . . . . . 33 Dynamische Baugrundverbesserung durch den Einsatz schwerer Polygonwalzen 38 Fachbereich Bauwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Verkehrssicherheitstag – Familien-Event mit Tipps für den Alltag . . . . 49 Gesamtherstellung: PC-Print GmbH, Infanteriestraße 11a, Haus A1, 80797 München Stichwort Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Fachausschüsse Bau und Tiefbau Prüf- und Zertifizierungsstelle im DGUV Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Mitteilungen aus der Industrie . . . . . . . . . . . . 53 IVWgeprüfte Auflage Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 01 JadeWeserPort_BauPortal 26.04.11 17:23 Seite 2 Bodenbewegung für den JadeWeserPort Wilhelmshaven Dr.-Ing. Volker Herwig, Hamburg In Wilhelmshaven wird einer der größten Tiefseewasserhäfen Deutschlands gebaut. Die ca. 290 ha große Hafenfläche, die in einer Bauzeit von etwa 3 Jahren entsteht, ragt im Schutz von Dämmen ca. 1,8 km weit in die Jade hinein und schließt mit der Kaje am Fahrwasser ab. Der Geländesprung von über 27 m wird hier mit einer kombinierten Spundwand abgefangen. Bereits nach einer Bauzeit von nur 2 Jahren wurden 90 % des benötigten Füllmaterials in die Fläche eingespült und die Kajenwand hergestellt. Anforderungen an die Lagerungsdichten der Flächenaufhöhung konnten allein durch den Einspülprozess für die bereits übergebene erste Teilfläche erreicht werden. Die Bundesländer Niedersachsen und Bremen beauftragten im Jahr 2008 die Arbeitsgemeinschaft der Firmen Johann Bunte GmbH (techn. Geschäftsführung), Josef Möbius Bau-AG (kfm. Geschäftsführung), Heinrich Hecker GmbH sowie Ludwig Voss GmbH mit dem Bau des JadeWeserPorts. Die Bauleistung umfasst ein Volumen von 480 Mio. € und stellt zusammen mit der Straßen- und Schienenanbindung eines der größten Infrastrukturmaßnahmen der letzten 50 Jahre in Norddeutschland dar. Der JadeWeserPort wird der erste deutsche Tiefseewasserhafen sein, an dem an 4 Liegeplätzen gleichzeitig künftige Containerschiffsgenerationen von mehr als 10.000 TEU (Standardcontainer) bei einem Tiefgang von 16,5 m tideunabhängig abgefertigt werden können. Im Herbst 2011 soll bereits der erste Kilometer der insgesamt 1,725 km langen Kaje für den Betrieb freigegeben werden. Terminrahmen Die Dauer von der Planung bis zum Bau und dem Abschluss der Baumaßnahme unterlag einem starken Zeitdruck. Mit der Planung des JadeWeserPorts wurde im Herbst 2001 begonnen. Der Submissionstermin erfolgte daraufhin bereits am 4.5.2006. Die 2 Monate später vorgesehene Vergabe fand auf Grund eines eingeleiteten Vergabeverfahrens endgültig am 26.9.2007, also 1 1/3 Jahre später, statt. • südliche Terminalfläche (1.000 m2) 12.1.2010, • restliche Terminalfläche 12.1.2010, • Übergabe 500 m Kaje 12.7.2010, • Übergabe restliche Kaje 12.11.2010, • Fertigstellung Nassbaggerung 12.2.2011, • Fertigstellung Restarbeiten 12.12.2011. Projektdaten Der JadeWeserPort stellt mit seiner Lage direkt am Jadebusen einen geeigneten Standort für den Bau eines Tiefseewasserhafens dar. Die Herstellung der zukünftigen Hafenfläche erfolgt durch eine Sandaufspülung im Schutz von Nord- und Süddamm ca. 2 km weit in die Jade hinein und schließt mit der Kaje in unmittelbarer Nähe zum Fahrwasser ab. Die zukünftige Hafenfläche unterteilt sich in den 120 ha großen Terminalbereich und in eine hafennahen Logistikzone, die eine Größe von 170 ha aufweist. Umfasst wird die Fläche von dem ca. 1,95 km langen Nordund dem 1,1 km langen Süddamm sowie von der 1,725 km langen Kaje. Im Süden der Fläche erfolgt eine direkte Autobahnanbindung, während über den nördlichen Bereich der Schienentransport geregelt wird. Der Norddamm wird auf Grund seiner exponierten Lage im Wellenbereich der Nordsee bis zu einer Höhe von + 8,5 mNN hergestellt und gemäß der Deichbaurichtlinien mit entsprechenden Deckwerkssteinen gesichert. Durch seine geschützte Lage im Wellenschatten des Hafens reicht für den Süddamm eine Höhe von + 7,5 mNN aus. Eine Sicherung des Dammes erfolgt auch hier mit Deckwerkssteinen. Die Hafenfläche wird im Osten zum Jadefahrwasser von der Kaje eingegrenzt. Die Sollhöhe des Kajenbereichs beträgt + 7,5 mNN. Die Sohltiefe des Zufahrtsbereichs wird auf – 20,1 mNN ausgebaggert. Ein exemplarischer Regelquerschnitt der Kaje ist in der Abbildung 2 dargestellt. Zum Abfangen des Geländesprungs von 27,6 m kommt eine kombinierte Spundwand zum Einsatz, deren Tragbohlen eine Länge von bis zu 43,0 m aufweisen. Die zwischen den Tragbohlen angeordneten Füllbohlen wurden mit Abb. 1: Gesamtübersicht des Projekts Mit den Bauarbeiten zum JadeWeserPort konnte nach der uneingeschränkten Ausführungsfreigabe im Frühjahr 2008 begonnen werden. Trotz der terminlichen Verschiebung des Baubeginns blieben die Fertigstellungstermine erhalten. Durch die zusätzliche Beauftragung einer Beschleunigungsmaßnahme konnte der Bauablauf entsprechend der im Folgenden aufgeführten Fertigstellungstermine eingehalten werden: Vortrag auf der Erd- und Grundbautagung 2010 der Forschungsgesellschaft für Straßenund Verkehrswesen (FGSV), 9./10.3.2010 in Köln 2 www.baumaschine.de/Wasserbau + Erdbau – BauPortal 5/2011 01 JadeWeserPort_BauPortal 26.04.11 17:23 Seite 3 Hafenfläche (inkl. Dämme) Sand zur Flächenaufhöhung 48 Mio. m3 Dammschüttmaterial (0–200 mm) 700.000 t Wasserbausteine 174.000 t Kleiabdeckung 151.000 m3 Kaje Tragbohlen 32.000 t Füllbohlen 10.000 t Ankerpfähle 8.000 t Dalben- und Fenderrohre 30.000 t Betonstahl 12.000 t Beton 85.000 m3 Tabelle 1: Mengen- und Massenzusammenstellung der verwendeten Baustoffe Abb. 2: Kajenquerschnitt (Station K 0–065 bis K 0+150) einer Länge von bis zu 30,5 m in den Lauenburger Ton abgesetzt. Sandgewinnung und Aufspülarbeiten Der Bedarf zur Aufhöhung der Hafenfläche beträgt ca. 48 Mio. m3 Füllmaterial und wird überwiegend aus den folgenden Entnahmestellen in der Jade und dem Wangerooger Fahrwasser gewonnen: • Sandentnahme Nord 11,7 Mio. m3, • Sandentnahme Süd 23,2 Mio. m3, • Entnahme Fahrrinne 7,5 Mio. m3, • Entnahme Zufahrtsbereich 5,2 Mio. m3, • Entnahme Wangerooger Fahrwasser 0,4 Mio. m3. Die endgültig benötigte Menge kann nur nach dem Abschluss der Nassbaggerarbeiten bestimmt werden, da erst dann die eingetretenen Setzungen (Primär- und Sekundärsetzungen) auf Grund der entsprechenden Messungen bekannt sind. Diese erfolgen mit Hilfe von Setzungsplatten, die vor Baubeginn lagegenau auf der Gewässersohle in einem Raster von 100 m verlegt wurden und deren Lage während und nach der Flächenaufhöhung durch Drucksondierungen detektiert wird. Die Sandgewinnung erfolgt mit 6 Nassbaggergeräten, von denen die Fa. Josef Möbius Bau-AG 5 und die Fa. Johann Bunte GmbH 1 Gerät bereitstellt. Den größten Anteil der Nassbaggergeräte bilden die Schneidkopfsaugbagger (Pirat 10, M 30 und M 28). Hier wird der Boden mit einem Schneidkopf, der sich am Ende eines Saugrohrs befindet, ge löst. Die Lage des Schneidkopfs wird über Geber gemessen und an Hand von GPS-Empfängern genau bestimmt sowie protokolliert. Das Saugrohr wird vom Bug der schwimmenden Einheit mit Winden auf eine vorgegebene Tiefe abgelassen. Durch einen am Heck abgesenkten Pfahl und über 2 steuerbare Ankerwinden am Bug des Baggers können halbrunde Schnitte geführt werden. Ein zweiter Pfahl am Heck, der sich auf einer beweglichen Schiene befindet, dient allein der Vorwärtsbewegung dieser Einheit. Mit Pumpen wird der gelöste Boden zusammen mit Wasser in einem Gemisch von ca. 1:4 angesaugt und über Spülrohrleitungen zur Hafenfläche transportiert. Des Weiteren kommt auf der Baustelle auch ein reiner Saugbagger (M 8) zum Einsatz. Die Verfahrensweise der Sandgewinnung ähnelt dem der Schneidkopfsaugbagger. Bei locker bis mitteldicht gelagertem Sand, der unter Wasser zum Fließen neigt, kann hier der Boden direkt ohne Lösevorgang angesaugt werden. Das Material wird anschließend über Spülrohrleitungen oder mit Transportschiffen, die eine eigenständige Entladung und daher auch als selbstfahrende Klappschuten bezeichnet werden, transportiert. Die zuvor beschriebenen Schneidkopfsaugbagger sind bei geeigneten Böden durch Umbaumaßnahmen auch als Saugkopfbagger einsetzbar. Weiterer Sand wird durch 2 selbstfahrende Laderaumsaugbaggerschiffe (Keto und Josef Möbius), die auch als Hopper oder Hopperbagger bezeichnet werden, gewonnen und transportiert. Bei diesen Geräten wird an der Schiffsseite die Saugleiter mit den am Ende befindlichen Schleppköpfen zum Lösen von Boden auf die Gewässersohle abgelassen. Die Bestimmung der Schlepptiefe erfolgt hier mit Hilfe von Gebern, die mit einer GPSAnlage verbunden sind. Eine kontinuierliche Protokollierung dieser Daten ist gewährleistet. Bei geringer Fahrt wird das über die Abb. 3: Lageplan der Sandentnahmestellen in der Jade BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/Wasserbau + Erdbau 3 01 JadeWeserPort_BauPortal 26.04.11 17:23 Seite 4 Abb. 5: Laderaumsaugbaggerschiff (Hopper) Abb. 4: Schneidkopfsaugbagger auf dem Grund gezogenen Schleppköpfe gelöste Baggergut über Kreiselpumpen in den zwischen 2.300 und 5.500 m3 fassenden Laderaum befördert. Überschüssiges Spülwasser wird hier unmittelbar durch Überläufe abgelassen. Die Entleerung der Hopper erfolgt auf der Baustelle überwiegend an stationär angeordneten Spülrohrleitungen, die an das Schiff angekoppelt werden und den Sand in das Spülfeld transportieren. Der Einsatz der Nassbaggergeräte richtet sich nach der Entfernung zum Spülfeld und nach der Bodenbeschaffenheit. Leicht lösbare Sedimente, wie z.B. Sand, werden ausschließlich mit dem Saug- oder den beiden Hopperbaggern gefördert, während die Schneidkopfsaugbagger auch in der Lage sind, schlecht lösbare Böden wie Beckenschluff zu gewinnen. Der Lauenburger Ton (ca. 4 Mio. m3), der teilweise im Zufahrtsund Fahrrinnenbereich vorliegt, wird mit einem Stelzenbagger (M 40) gelöst. Dieses Gerät besitzt eine Baggerschaufel von bis zu 14,5 m3 Fassungsvermögen und ist in der Lage, den Boden bis zu einer Tiefe von 28 m zu lösen. Der gebaggerte Lauenburger Ton wird mit selbstfahrenden Schuten zur Verklappstelle gebracht. Die Spülleistung der Nassbaggergeräte ist in der Abbildung 7 dargestellt. Entsprechend der Jahreszeit und dem anfallenden Boden sowie der durchgeführten Gerätewartungen fallen die Leistungen unterschiedlich aus. So konnte im Sommer 2009 für einen längeren Zeitraum über 1 Mio. m3 Füllboden pro Woche in die Hafenfläche eingespült werden. Im Winter 2009/2010 wurde die Spülleistung auf Grund von Eisgang und Dauer- Abb. 6: Stelzenbagger 4 frost drastisch behindert. Die in einem Zeitraum von 2 Jahren geförderte Leistung beträgt bereits jetzt ~ 90 % des Gesamtbedarfs. Anforderungen Die Hafenfläche wird aus Boden aufgespült, der überwiegend aus Sand mit unterschiedlichen Schluff- und Tonbeimengungen in den Entnahmestellen ansteht. Im Zufahrts- und Fahrrinnenbereich kommen zudem Beckenschluffe und Lauenburger Ton vor. Der in den Hafenbereich eingebrachte Sand unterliegt hinsichtlich des Schluffgehaltes unterschiedlichen Anforderungen. So darf in einem 60 m breiten Streifen hinter der Kaje lediglich Sand mit einem geringen Schluffgehalt von weniger als 5 % eingebaut werden (Abb. 8). Dieser Umstand ist der Kajendimensionierung geschuldet. Für den übrigen Bereich des Container Terminals ist ein Spülsand mit weniger als 10 % Feinstkornanteil vorgesehen. Böden mit einem höheren Gehalt an Schluff und Ton können hingegen in den Bereich der Logistikzone verbracht werden. Gänzlich ungeeigneter Boden, wie z.B. Lauenburger Ton, wird entweder als Deichabdeckmaterial eingesetzt oder in Unterwasser-Deponien verbracht. Die geforderte Sandqualität setzt eine zeitnahe Erfassung der Bodenbestandteile voraus. Daher werden mehrmals täglich von den Nassbaggergeräten und im Spülfeld Proben genommen, um anschließend deren Kornverteilung im eigens auf der Baustelle Tabelle 2: Vergleich von Lagerungsdichte D und Schlagzahl N10 (DPH-15) bis 4,0 unter GOK eingerichteten Labor zu bestimmen. Die Er gebnisse dieser Eigenüberwachung erlauben eine gezielte Steuerung des Spülstroms. Der in die Fläche eingespülte Sand wird von Raupen gleichmäßig und kontinuierlich verteilt, so dass eine zusätzliche Nachverdichtung des Materials von der ARGE lediglich optional vorgesehen ist. Hinsichtlich der Lagerungsdichten im Terminalbereich gilt die in der Abbildung 9 zusammengefassten Anforderungen einzuhalten. Die Grundlage der Überprüfung stellt die Tabelle 7 der ZTV E-StB 94 dar. Die ARGE sah vor, den Nachweis der Lagerungsdichte mit Rammsondierungen (DPH15) durchzuführen. Da mit dieser Methode jedoch weder die oberflächennahe noch die Verdichtung in größeren Tiefen (> 6,5 m) erfasst wird, wurde das Messprogramm ergänzt. Die Lagerungsdichte der Oberfläche wurde an allen Punkten mit Hilfe einer Troxlersonde nachgewiesen, während die Ermittlung der Dichte in größeren Tiefen in Abstimmung mit dem Bauherren stichpunktartig mittels Drucksondierungen erfolgte. Alle Nachweisverfahren wurden in verschiedenen Prüffeldern an mehreren Punkten und in unterschiedlichen Tiefen mit Hilfe von Ergebnissen der Lagerungsdichte gemäß DIN 18125-2 (Ausstechzylinderverfahren) kalibriert. Die Kalibrierungsergebnisse sind in der Tabelle 2 für die oberen 4 m der Flächenaufhöhung zusammengestellt. Die in der Tabelle 2 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die mittels Ausstechzylinder Anforderung D ≥ 0,7 Lagerungsdichte D Schlagzahl N10 arithmetisches Mittel 0,97 10 Standardabweichung 0,23 3 10 %-Mindestquantil 0,77 8 10 %-Höchstquantil 1,18 13 Anforderung D > 0,5 Lagerungsdichte D Schlagzahl N10 arithmetisches Mittel 0,91 11 Standardabweichung 0,25 8 10 %-Mindestquantil 0,68 4 10 %-Höchstquantil 1,13 18 www.baumaschine.de/Wasserbau + Erdbau – BauPortal 5/2011 01 JadeWeserPort_BauPortal 26.04.11 17:23 Seite 5 Abb. 8: Korngrößenbereich der eingespülten Sande im Terminalbereich ermittelten Lagerungsdichten deutlich über den geforderten Werten liegen. Teilweise wurden Lagerungsdichten von D > 1,0 erreicht, ohne dass zuvor eine zusätzliche Verdichtung des eingespülten Sandes erfolgte. Für den Nachweis der hohen Lagerungsdichte D ≥ 0,7 wurden mit der Rammsonde weniger als 8 Schläge benötigt. Bereits 3 Schläge reichten für den aufgespülten Sand aus, um eine Lagerungsdichte von D > 0,5 nachzuweisen. Die erste Teilfläche wurde bereits Ende 2009 an den Bauherren übergeben. Der Nachweis der Lagerungsdichte wurde hier mit den zuvor beschriebenen Verfahren durchgeführt. Sehr geringe Schlagzahlen (N10 < 5) bei hohen Lagerungsdichten stellten die Nachweisführung mit der schweren Rammsonde für den am JadeWeserPort eingespülten Sand jedoch in Frage, so dass ergänzende Drucksondierungen vorgenommen wurden. Abb. 7: Spülleistung der Nassbaggergeräte (Aufzeichnung der Dichtemessanlage DMA) Abb. 10: Gegenüberstellung von Ramm- und Drucksondierung Die Abbildung 10 zeigt, dass mit der Rammsonde im Bereich der zu erbringenden Lagerungsdichte von D ≥ 7 lediglich geringe Schlagzahlen anfielen, obwohl die Dichte an einem Ausstechzylinder bei –5,5 m NN bereits eine Lagerungsdichte von D = 0,97 aufwies. An gleicher Stelle wurde mit der Drucksonde ein Spitzendruck von ca. 10 MN/m2 erzielt. Auf Vorschlag des Baugrundgutach- Abb. 9: Anforderung an die Lagerungsdichte des in die Terminalfläche eingespülten Sandes BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/Wasserbau + Erdbau 5 01 JadeWeserPort_BauPortal 26.04.11 17:23 Seite 6 ters einigte man sich darauf, künftig alle weiteren Nachweise mittels Drucksondierungen durchzuführen. Die Lagerungsdichte wird hier durch eine spannungsabhängige Auswertung des Spitzendrucks nach Lune (et al. 1997) nachgewiesen. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden bereits weitere Flächen überprüft, bei denen mit der gewählten Auswertung des Spitzendrucks die geforderte Lagerungsdichte erreicht wird. Zusammenfassung Bereits 2 Jahre nach Baubeginn des JadeWeserPorts wurden ca. 43,4 Mio. m3 Boden in die Hafenfläche eingespült. Dies entspricht ca. 90 % der zu erbringenden Leistung. Die Träger und Spundwände (ca. 50.000 t Stahl) der Kaje wurden bereits komplett gerammt, so dass nur noch die Gründungs- und Betonarbeiten der Kajenkonstruktion ausgeführt werden. Abb. 11: Baustelle JadeWeserPort 5/2008 Der Süddamm ist auf der gesamten Länge hergestellt, und am Norddamm fehlt lediglich der Polderschluss. Im April 2010 werden auch diese Arbeiten abgeschlossen sein, so dass dann die Hafenfläche endgültig von der Nordsee abgetrennt ist. An Hand der Luftbildaufnahmen ist der Baufortschritt in einem Zeitraum von weniger als 2 Jahren dokumentiert. Literaturverzeichnis Lune, T.; Robertson, P. K.; Powell and J. J. M. (1997): Cone Penetration Testing in Geotechnical Practice. Spon Press, Taylor & Francis Group, London and New York, 1997, Reprinted 2001 Autor: Dr.-Ing. Volker Herwig, Josef Möbius Bau-AG Abb. 12: Baustelle JadeWeserPort 2/2011 Mit Fachinformationen 3-fach gut versorgt! NEU! 6 Das Original: Im Internet: International: BauPortal (bisher TIEFBAU) informiert Sie monatlich auf über 60 Seiten zu Themen, wie Baubetrieb und Bauorganisation, Baumaschinentechnik, Bauverfahrenstechnik, Sicherheitstechnik und Arbeits- und Gesundheitsschutz. Unter www.baumaschine.de stehen Ihnen über 1.500 Fachartikel von 1996 bis 2009 sortiert nach über 100 Stichworten zum kostenlosen PDF-Download zur Verfügung. Unter www.buildingconstruction-machinery.net steht Ihnen eine Auswahl von Fachartikeln aus dem BauPortal (bisher TIEFBAU) in Englisch zum PDF-Download zur Verfügung. www.baumaschine.de/Wasserbau + Erdbau – BauPortal 5/2011 02 PAST_BauPortal 26.04.11 17:25 Seite 1 Qualitätsverbesserungen beim Asphaltstraßenbau – vom Mischwerk zum Fertiger (Teil 1) Dipl.-Ing. Alfons Horn, Limburg Dipl.-Ing. (FH) Hanno Hameister, Dipl.-Ing. (FH) Daniel Pitzler und Dipl.-Ing. (FH) Manuel Cremer, Köln Eine intakte Verkehrsinfrastruktur ist für ein hochtechnisiertes Land von enormer Bedeutung. Durch einen stetig steigenden Personen- und Warenverkehr, können Weiterentwicklungen im Bau und Erhalt von Verkehrswegen das wirtschaftliche Wachstum maßgeblich beeinflussen. In Zeiten von Just-in-time-Lieferungen ist der Einfluss von Verkehrsengpässen wie Baustellen und den damit verbundenen Staus besonders groß. Nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte daher die Lebensdauer von Straßenbelägen erhöht werden. Durch die Privatisierung von Straßenabschnitten haben zunehmend auch Bauunternehmen ein großes Interesse an einer langfristigen Funktionserhaltung von Straßenbelägen, da dann das Konsortium für die Straßenerhaltung über einen längeren Zeitraum zuständig ist. Dieser Anforderung kann der Straßenbau auf Dauer nur gerecht werden, wenn die Bauweise, die Mischgutzusammensetzung, die Maschinentechnik und die Organisationsstruktur konsequent weiterentwickelt werden und auf der Baustelle prozesssicher zur Anwendung kommen. Prozessfehler, welche die Funktionen der Straße beeinflussen, gilt es zu erkennen und zu vermeiden. Der Maschinenbediener muss beim Einbauprozess jederzeit eine Vielzahl an Einflüssen beachten und die Maschine daraufhin abstimmen. In der gesamten Prozesskette muss der Maschinenbediener bei der Entscheidungsfindung durch wichtige Prozessinformationen unterstützt und der Arbeitsprozess durch gezielte Automatisierung prozesssicher gestaltet werden. Notwendig wird dies v.A. durch die Forderung einer größeren Einbauleistung in verkürzter Zeit, um Verkehrsbehinderungen durch Baustellen so gering wie möglich zu halten. Um die größtmögliche Einbauqualität von Belagschichten aus Asphalt zu erreichen, ist es wichtig, den kompletten Einbauprozess vom Mischwerk bis zur Walze zu untersuchen, Fehler zu identifizieren und durch gesicherte wissenschaftliche Ansätze abzustellen. An diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt „Prozesssicherer Automatisierter Straßenbau (PAST)“ an, indem die Funktionseigenschaften der Verkehrswege wie lärmarm, verkehrssicher und v.A. die Gebrauchsdauer dieser Bauwerke mit neuen Ansätzen der Automatisierungs-, Informationsund Maschinentechnik für den Bauprozess wesentlich verbessert werden sollen. Die Liegezeit von Verkehrswegen in der Asphalt- bauweise soll durch eine wirtschaftliche und ganzheitliche Prozessbetrachtung auf 15– 20 Jahre erhöht werden. Die Besonderheit des Forschungskonsortiums besteht in der prozessübergreifenden Zusammenstellung, wobei nicht nur 5 Firmen die Prozesskette des Asphaltstraßenbaus vom Mischwerk bis zur Verdichtung durch die Walze abdecken, Nr. 1 2 3 4 Benennung Mischgutabgabeeinheit für Mischanlagen zur Vermeidung der Entmischungen während des Ladevorgangs des Mischgutfahrzeuges Neuartige Lkw-Lademulden für Mischgut mit Thermospeichereffekt, integrierter Temperaturmess- und Kommunikationseinheit und mit einer entmischungsreduzierten Übergabeeinheit es tragen auch 3 Forschungseinrichtungen zum Gelingen des Projektes bei. Jeder Projektpartner blickt dabei auf jahrelange Erfahrungen in seinem Gebiet zurück. Insgesamt werden während des Forschungsvorhabens 15 Demonstratoren entwickelt (Tabelle 1), die maßgeblich zur Prozesssicherheit im Asphaltstraßenbau beitragen werden. 7 Neuartige modellgestützte intelligente Prozessregeleinrichtung der gesamten Mischgutlogistik eines Straßenfertigers 8 Thermoisolierte Mischgutförder- und Verteilereinrichtung für Straßenfertiger 9 Mess- und Kommunikationseinrichtung zur Tendenzbestimmung der Verdichtung am Straßenfertiger während der Arbeit 10 Mess- und Kommunikationseinrichtung für die Prozesskette der Baustofflogistik (Mischanlage – Lkw – Fertiger) Mess- und Kommunikationseinrichtung zur Schichtdickenbestimmung am Straßenfertiger während der Arbeit 11 Mess- und Kommunikationseinrichtung für den Straßenfertiger zur Mischgutaufnahme Neuartige Nivelliereinrichtung mit integrierter Schichtdickeneinstellung und -regelung für Straßenbaumaschinen 12 Anfahrautomatik zur Vermeidung von Anfahrunebenheiten 13 Temperaturmesssystem für die komplette Mischgutlogistik im Straßenfertiger 14 Ablegeautomat zur Ablage und Positionierung von metallischen Gegenpolen und geeignet als Trägermaterial für zukünftige intelligente Sensoren 15 Mess- und Kommunikationseinrichtung zur Belagsdicke und Mischguttemperatur an Walzen 5 Automatische elektro-hydraulische Andockeinrichtung mit integriertem Stoßabsorber zur Mischgutaufnahme 6 Neuartiger thermoisolierter Mischgutaufnahmebunker zur Reduzierung der Entmischung und Abkühlung des Mischgutes Tabelle 1: Zu entwickelnde Demonstratoren Abb. 1: Mischguttransport im Asphaltstraßenbau [1] BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/Straßenbau 7 02 PAST_BauPortal 26.04.11 17:25 Seite 2 Untersuchungen und Verbesserungen am Einbauprozess Abb. 2: Entmischung durch Perkolation im vertikal geschüttelten Behälter [4] (links) Entmischung auf der Böschung durch den Siebeffekt [4] (rechts) Lkw-Beladung am Mischwerk Setzt man eine normgerechte Asphaltproduktion voraus, beginnt die Prozesskette mit der Beladung des Lkw durch eine stationäre oder mobile Mischanlage. Außer der Produktionsqualität des Mischguts spiegelt sich auch die Art der Beladung später in der Qualität der Straße wider. Entmischungsfreies Beladen setzt voraus, dass über den gesamten Lkw-Querschnitt Asphalt mit konstanter Mischgutzusammensetzung eingefüllt wird. Ansatzweise wird dies durch das Schütten von mehreren Haufwerken erreicht. Durch dieses Vorgehen reduziert sich der Abstand vom Austrittkegel zur Lkw-Wand bzw. zum benachbarten Materialhaufen. Weiterhin wird der Vorgang durch die Reduzierung der Fallhöhe sowie durch eine gleichmäßig dosierte Verteilung auf der Ladefläche begünstigt. Das dynamische Trennen von Kornfraktionen einer Mischung wird als Entmischung bezeichnet und tritt auch beim Verladen von Asphalt auf die LkwMulde auf (Abb. 2). Bei einer Schüttkegelbildung neigen die großen Partikel dazu, an den Schüttflanken nach unten zu rollen und tragen somit zur Inhomogenität des Mischgutes bei. Mit einer schwenkbaren Schurre an der unteren Öffnung des Verladesilos (Abb. 3) am Mischwerk soll das Mischgut mit geringerer Schüttkegelbildung verladen werden. Diese Schurre schwenkt abhängig vom Füllungsgrad der Halbschalen- oder Kastenmulde um die Fahrzeuglängsachse und kann besonders in den Außenbereichen die Entmischungszonen verringern. Transportfahrt zur Baustelle Die Transportfahrt mit dem Lkw stellt im Straßenbau einen Qualitätseinflussfaktor dar. Besonders die Mischguttemperatur und die Materialentmischung zwischen der Abfahrt an der Mischanlage und der Ankunft an der Baustelle, können sich abhängig von Transportdauer und Witterungseinflüssen nachteilig auf die Mischgutqualität auswirken. Infolgedessen wurden vom Forschungskonsortium umfangreiche Thermographieund Mischgutuntersuchungen vor und nach Abb 3: Schwenkbare Mischgutabgabeschurre – CAD Modell (links), beim Verladen von Asphalt (rechts) der Transportfahrt durchgeführt. Hier zeigte sich, dass besonders während der Transportfahrt eine Materialabdeckung von großer Wichtigkeit ist. Tests haben gezeigt, dass ein für nur 3 Minuten nicht abgedeckter Lkw einen Oberflächentemperaturverlust von 10° C verursacht. Die Abkühlung im Wandbereich und an der Oberfläche lässt sich durch eine Isolationsschicht von z.B. 10 cm Mineralwolle deutlich herabsetzen. Zusätzlich ist die Mulde mit polierten Blechen verkleidet. Diese Verkleidung ist notwendig, um die Isolationsschicht vor der Witterung zu schützen und Wärmestrahlung zu verringern. Das zusätzliche Gewicht von rd. 800 kg rechnet sich v.A. durch eine gleichbleibende Mischgutqualität, auch bei schwierigen Witterungsbedingungen. Mischgutübergabe Zielführend für eine direkte Kontrolle der Mischguttemperatur ist die Anbringung von bis zu 3 Temperatursensoren an der LkwMulde, um noch vor dem Abladen den Zustand des Mischgutes zu kontrollieren. Bei der Übergabe des Mischgutes vom Lkw zum Fertiger kommt es immer wieder zu Problemen. Diese liegen zum Einen in der Geometrie der Mulde und des Fertigers und zum Anderen in einer fehlerhaften Übergabetechnik begründet. Um einer Materialentmischung bei der Transportfahrt vorzubeugen wird derzeit untersucht, das Schwingungsverhalten der Mulde durch eine elastische Abstützung im Bereich der vorderen Muldenauflage zu verbessern (Abb. 4). Das Prinzip dieses Schwingungstilgers lässt sich grundsätzlich als Es gibt auf dem deutschen, aber v.A. auf dem internationalen Markt, eine Vielfalt an LkwHinterkippern mit verschiedensten geometrischen Abmessungen. Um auf diese Spannbreite reagieren zu können, lässt sich die Kontaktstelle zwischen Lkw und Fertiger in einem gewissen Maße verstellen. Diese Ein- Abb. 4: Thermographieaufnahme (links), Schwingungstilger zwischen Mulde und Chassis (rechts) 8 Schwingungsreduzierung durch Energieumlagerung mit Hilfe gefederter Zusatzmassen beschreiben. Die Mulde schwingt dabei nicht in Resonanz, da das 2-Massen-System andere Eigenfrequenzen als die jeweiligen Teilsysteme hat. Weil nur ein Tilgungspunkt möglich ist, wird der Tilger in der Praxis mit Dämpfung ausgeführt. Man erhält dadurch an Stelle der Tilgung bei einer Frequenz eine Schwingungsreduzierung innerhalb eines Frequenzbandes. Es ist derzeit noch offen, ob der Hubzylinder in Kombination mit einem hydraulisch/pneumatischen System oder separate Federelemente verwendet werden müssen. Abb. 5: Übergabefehler durch falsche Einstellung des Abdruckbalkens [1] www.baumaschine.de/Straßenbau – BauPortal 5/2011 02 PAST_BauPortal 26.04.11 17:25 Seite 3 stellmöglichkeit bieten die meisten Fertigerhersteller an, allerdings sind sie nur manuell zu bedienen. Das führt auf Grund des hohen Gewichtes des Balkens dazu, dass er in der Praxis nicht exakt auf den jeweiligen Lkw angepasst wird. Im Extremfall kann das zum Abkippen des Mischgutes vor den Fertiger oder zu einer nahen Positionierung am Fertiger und damit zu einer eingeschränkten Mischgutübergabe führen. Zur Prozessverbesserung wurde ein System entwickelt, welches sich hydraulisch auf den notwendigen Abstand einstellen lässt. Da der Balken automatisch verstellt wird, entlastet eine fahrzeugspezifische Justierung die Bedienmannschaft, allerdings sind dafür die geometrischen Informationen des jeweiligen Lkws notwendig. Aktuell findet der Informationsfluss auf der Baustelle ohne unterstützende Technik statt. Mit digitaler Übertragungstechnik lassen sich verschiedene Fehlerquellen vermeiden und die Mitarbeiter entlasten. So kann z.B. mit der Erkennung des Lkw und zusätzlich hinterlegten Parametern wie beschrieben der Abdruckbalken selbstständig auf die benötigte Länge eingestellt werden. Die Übertragung der Daten ist auf verschiedene Art und Weise möglich, beispielhaft seien Bluetooth oder WLAN genannt. Ergänzt werden muss diese Übertragung durch eine Fahrzeugerkennung, da sich mehrere Lkw in unmittelbarer Nähe des Fertigers befinden können und das System ansonsten gestört werden würde. Ist ein solches Datenübertragungssystem erst einmal eingerichtet, lassen sich weitere prozessrelevante Informationen damit übertragen. So sind die mischgutspezifischen Daten wie Zusammensetzung, Gewicht, Temperatur ab Mischwerk sowie die aktuelle Temperatur für den Einbau und zur Qualitätskontrolle wichtige Größen. Die aufbereiteten Daten werden dann jeweils allen prozessbeteiligten Maschinen und Personen zur Verfügung gestellt. Der Straßenfertiger als zentraler Aspekt in der Herstellung von Straßen stellt Abb. 6: Kommunikationsstruktur im Fertigungsprozess von Asphaltbelägen [2] dabei die Schnittstelle der Daten vom Mischwerk bis zum letzten Walzübergang. Ein weiteres Problem, welches bei der Beschickung eines Fertigers auftreten kann, ist ein Kraftstoß zwischen Lkw und Fertiger. Durch diesen Impuls wird das Kräftegleichgewicht der Bohle verändert, so dass Einbaufehler auftreten können, welche auf Grund ihrer Intensität nicht mehr durch Walzen reversierbar sind. Dieser Effekt wurde auf Grund seiner Bedeutung gesondert untersucht. Dazu wurde mittels eines Scherkraftbolzens in der Lagerung des Abdruckbalkens eine Kraftmessung installiert, um den Effekt des Lkw-Kraftstoßes quantifizieren zu können. Hierbei ließen sich trotz moderatem Andocken des Lkws erhebliche Krafteinwirkungen auf den Fertiger erkennen. So ist der erste Impuls mit etwa 40 kN auf diesen Vorgang zurückzuführen. Der zweite Impuls hingegen ist der Beschleunigung des Lkws mittels des Fertigers geschuldet. Dieser Impuls ist nicht zu verhindern und hat mit über 80 kN einen Einfluss auf das Kräftegleichgewicht der Einbaubohle. Um die Problematik zu beseitigen, ist ein Feder-Dämpfersystem notwendig, um den Beschleunigungsprozess des Lkws zu verlängern und Abb. 7: Kraftmessung am Abdruckbalken [3] damit den Impuls zu reduzieren. In der Abbildung 8 ist die verstellbare umgesetzte hydraulische Dämpfereinheit dargestellt. Neben der beschriebenen Problematik neigt das Mischgut bei der Übergabe dazu, sich zu entmischen. Das liegt an der Geometrie und Kinematik des Fertigerbunkers, da dieser sich nicht an die Muldenbreite anpassen lässt. Daher entstehen an den Flanken der Mischgutablage Schüttkegel, welche zu den verschiedenen im vorigen Abschnitt beschriebenen Entmischungsphänomenen führen. Verstärkt wird der Entmischungseffekt durch die Kinematik des Bunkers, da beim Zusammenklappen der Bunkerwände das Mischgut je nach Partikelform und Größe unterschiedlich schnell auf dem Kratzkettenförderer gelangt. Zusätzlich kommt es in der Praxis häufig vor, dass die Mulde nicht nach jedem Lkw zusammengeklappt wird, sondern bereits der nächste Lkw seine Ladung abgibt bevor sämtliches Material aus dem Bunker gefördert wurde. Das führt dazu, dass abgekühltes Material in den Randbereichen des Bunkers verbleibt und erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Bohle gefördert wird, was zu späteren Problemen bei der Verdichtung führt. Um diese Effekte zu vermeiden, wurde eine Mulde entwickelt, welche diesen Problema- Abb. 8: Verstellbarer hydraulischer Abdruckbalken Anordnung über 2 doppelwirkende Hydraulikzylinder (100 mm Verfahrweg, ± 3° Pendelwinkel) BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/Straßenbau 9 02 PAST_BauPortal 26.04.11 17:25 Seite 4 ben der Transportkette geschoben werden. Die Transportrinne wird von einer Blechkonstruktion und durch das Schüttgut selbst gebildet. Der sich einstellende Massenstrom ist von der Kettengeschwindigkeit, den geometrischen Randbedingungen, dem Füllungsgrad des Bunkers und von den Mischguteigenschaften abhängig. Letztere werden beeinflusst durch: Abb. 9: Straßenfertiger mit translatorischer Bunkerkinematik tiken entgegenwirken soll. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Mulde nicht mehr rotatorisch, sondern translatorisch bewegt wird. Die veränderte Kinematik hat den Vorteil, dass sich die Bunkerwand optimal an die Lkw-Mulde anpassen lässt, wobei der Abstand zwischen Bunkerwand und der Lkw-Mulde dabei über eine berührungslose Abstandsmessung geregelt wird, so dass die gewünschten Funktionen erreicht werden. Dadurch kann die Bildung eines Schüttkegels an den Flanken vermieden werden. Zusätzlich lässt sich durch die translatorische Bewegung das Mischgut kontrolliert vom Boden des Bunkers räumen und es verbleibt kein Mischgut in den Randbereichen des Bunkers. die Baustelle geliefert wird. Je nach Ausmaß der Entmischung ist dieses Material für die Weiterverarbeitung nicht geeignet. Für eine Weiterverarbeitung ist es notwendig, das Material wieder zu homogenisieren. Die geeignete Stelle dafür ist unmittelbar am Fertiger, damit gewährleistet werden kann, dass es im anschließenden Transport nicht erneut zu einer Entmischung kommt. Um einen solchen Homogenisierer zu entwickeln wurden Vorversuche unternommen, um ein ökonomisches Remixen am Fertiger zu erreichen. Die entwickelte Geometrie und Kinematik wurde auf ihre Tauglichkeit mittels der „Diskreten-Elemente-Methode“ untersucht. Die „Diskrete-Elemente-Methode“ ist eine Partikelsimulation, die es ermöglicht, nahezu alle gebundenen und ungebundenen Schüttgüter in ihren Funktionseigenschaften abzubilden. In einer DEM-Simulation wird für jeden Zeitschritt das Kräftegleichgewicht eines jeden Partikels aufgestellt und über das Verformungsgesetz eine Relativbewegung zum nächsten Zeitschritt berechnet. Bei den Voruntersuchungen wurde das Mischverhalten bei Nutzung einer Mischschnecke untersucht. Dafür wurde der Demonstrator derart gestaltet, dass verschiedene Parameter verändert werden können, um ein effizientes Mischen zu ermöglichen. Die Untersuchungen ergaben, dass die Mischergebnisse stark von den verwendeten Maschineneinstellungen abhängen und da mit ein ordnungsgemäßes Homogenisieren nur unter exakter Abstimmung der Maschinen- und Materialparameter möglich ist. Diese Analyse ergab eine deutliche Verbesserung der neuen Bunkerwände in Hinsicht auf die Entmischungstendenzen des Mischgutes – daher wird die Konstruktion aktuell für einen Versuchsfertiger gebaut. Da die Entmischung nicht erst bei der Übergabe in den Fertiger, sondern auch in den vorherigen Prozessschritten entsteht, kann es vorkommen, dass bereits entmischtes Material an Abb. 10: Voruntersuchung zur Homogenisierung des Mischgutes (links), Mischergebnisse (rechts) 10 • Innere Reibung des Materials Wichtige Einflussfaktoren sind Partikelgeometrie, Reibungswinkel, Schüttdichte, und Viskosität. Je kleiner die innere Reibung des Mischgutes ist, desto schlechter wird es von der tragenden Schicht mitgenommen. • Äußere Reibung Abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit der Bleche und des Fördermaterials verändert sich die äußere Reibung. Die Geschwindigkeiten des Mischgutes sind über den Querschnitt unterschiedlich. In den Randzonen ist die Geschwindigkeit am Kleinsten, im Kern in der Nähe der Querstreben am Größten. Die Höhe des Mischgutstroms wird von Paddeln, die auf dem Mischgut aufliegen, oder über Ultraschallsensoren erfasst und zur Regelung der Schütthöhe im Schneckenraum verwendet. Die Kettengeschwindigkeit stellt dabei die Stellgröße dar. Mischgutlängstransport im Fertiger Auch zur Optimierung des Mischgutlängstransports im Fertiger wurde ein Simulationsmodell des Kratzkettenförderers, sowie des einzubauenden Mischgutes, durch den Einsatz der „Diskreten-Elemente-Methode“ erstellt. Mit diesem Modell wird die Interaktion zwischen der Maschine und dem Asphalt abgebildet, um damit Systemparameter zu erfassen und zukünftig fördertechnische Parameter, wie z.B. Stegabstand, Steggeometrie oder Fördergeschwindigkeit hinsichtlich Effizienz und Einbauqualität zu optimieren. Über 2 i.d.R. unabhängig voneinander regelbare Kratzkettenförderer wird das Mischgut zur Schnecke transportiert, wobei mehrere am Kettenstrang befestigte Mitnehmer die Teilmengen zur Verteilerschnecke transportieren. Das Fördergut wird von einer Materialschicht getragen, die durch die Querstre- Durch die Geschwindigkeitsverteilung (Abb. 11) des simulierten Einbaumischgutes während dem Längstransport zum Schneckenraum kann die Bewegung des Asphalts analysiert werden und durch Parametervariation eine verbesserte Materialförderung gewährleistet werden. Abb. 11: Simulation der Partikelgeschwindigkeit im Kratzkettenförderer mittels der „Diskreten-Elemente-Methode“ www.baumaschine.de/Straßenbau – BauPortal 5/2011 02 PAST_BauPortal 26.04.11 17:25 Seite 5 Mischgutquerverteilung vor der Einbaubohle Die Materialquerverteilung wird bei allen auf dem Markt befindlichen Straßenfertigern mit waagerecht angeordneten Förderschnecken realisiert. Ihre Aufgabe ist es, das Material gleichmäßig vor der Bohle zu verteilen und die Materialvorlage konstant zu halten. Vor Allem an den Randzonen kommt es hierbei zu einer Schüttkegelbildung, die eine Materialentmischung zur Folge hat. Innerhalb des Schneckenraums befinden sich tote Zonen, in denen kein bzw. ein stark inhomogener Transport stattfindet und das Material abkühlt. Um das Materialverhalten vor der Bohle zu analysieren, wurde ein Simulationsmodell des Schneckenraums erstellt, welches in den geometrischen Abmaßen einem marktüblichen Fertiger entspricht. Die Mischguteigenschaften wie Reibung, Elastizität oder Adhäsion wurden an Hand von gemessenen Prozessgrößen wie Bohlenzugkraft und Schneckenleistung verifiziert. Die Untersuchungsschwerpunkte sind hier die qualitätsbeeinflussenden Schwachstellen wie Entmischung und Unebenheit beim Einbau. Zur Verdeutlichung des Materialflussverhaltens wurden in der Abbildung 12 die Partikel als Vektoren dargestellt. Die Partikelgeschwindigkeit ist dabei farblich gekennzeichnet. Erkennbar sind der unterbrochene Materialfluss bzw. die Materialanstauungen unter den Lagerstellen. In diesen Bereichen besteht auf Grund der geringen Geschwindigkeit die Gefahr von lokaler Temperaturabkühlung. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Partikelsimulation ist die Erprobung einer der 15 Demonstratoren. Zur Reduzierung von Entmischung zwischen Partikeln unterschiedlicher Größe wird die Förderschnecke mit einer Halbschale ummantelt. Die Halbschale soll einen homogeneren Materialfluss bewirken und die Zonen, in denen sich das Material längere Zeit nicht bewegt, reduzieren. Abb. 12: Darstellung der Geschwindigkeitsvektoren in Vorder- und Seitenansicht des Schneckenkastens In der Simulation lässt sich die Entmischung durch eine Häufigkeitsverteilung der einzelnen Partikelgrößen darstellen. Als Referenz wurde zunächst die Massenverteilung der gesamten, im Schneckenraum befindlichen Partikeln erzeugt und mit denen aus Erfahrung bekannten kritischen Entmischungsbereichen verglichen. Zur Veranschaulichung der Entmischung werden 2 „virtuelle Proben“ mit und ohne Halbschale im äußersten Bereich des Schneckenraumes ausgewertet und gegenübergestellt. Hier zeigen sich eine deutlich geringere Entmischung sowie ein kontinuierlicherer Materialtransport mit der neuartigen Halbschale. Ausblick Die Mischgutlogistik beim Asphaltstraßenbau beeinflusst die Mischgutqualität in einem großen Maße und hat somit direkten Einfluss auf die Straßenqualität. Neben einer kontinuierlichen Versorgung mit homogenem Mischgut sind die informations- und maschinentechnischen Parameter von besonderer Bedeutung. Es geht hierbei v.A. um die Aufrechterhaltung der Mischguteigenschaften vom Mischwerk bis vor die Einbaubohle und um die Überwachung und Bereitstellung dieser Parameter. Erste Untersuchungen haben den wesentlichen Nutzen der entwickelten Demonstratoren bei der Mischgutübergabe und am Lkw bereits bestätigt. Nun gilt es diese Ergebnisse auch bei widrigen Witterungsverhältnissen reproduzierbar darzulegen. Wiederkehrend auftretende Prozessfehler sowie Lösungsansätze beim Asphaltstraßenbau, besonders bei Einbau und Verdichtung, werden im Teil 2 dieses Artikels in BauPortal 8/2011 ausführlich beschrieben. Quellenverzeichnis [1] Ulrich, A.: Prozesssicherer automatisierter Straßenbau, Vortrag auf den Aachener Straßenbau- und Verkehrstagen, 2010 [2] Horn, A.: Qualitätsverbesserung beim Einbau von Asphaltdecken, 40. VDBUM-Seminar, Braunlage 2011 [3] Pitzler, D.; Cremer, M.: Prozesssicherer automatisierter Straßenbau – Versuche und Funktionen. Fachtagung Baumaschinentechnik, Dresden 2009 [4] Schulze, D.: Pulver und Schüttgüter – Fließeigenschaften und Handhabung, VDI Springer Verlag, Berlin 2009 Autoren: Dipl.-Ing. Alfons Horn, Moba Mobile Automation AG Dipl.-Ing. (FH) Hanno Hameister, Dipl.-Ing. (FH) Daniel Pitzler und Dipl.-Ing. (FH) Manuel Cremer, Fachhochschule Köln, Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme, Kölner Labor für Baumaschinen (Prof. Dr. Alfred Ulrich) Abb. 13: Virtuelle und experimentelle Funktionsüberprüfung der optimierten Förderschnecke BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/Straßenbau 11 4-0 06 REACH_BauPortal 26.04.11 17:36 Seite 3 Weiter asphaltieren auch nach der REACH-Registrierung von Bitumen Gesprächskreis BITUMEN und BG BAU machen den Weg frei Dr. Reinhold Rühl, Frankfurt/Main Raimund Kraume, Oberhausen Produziert ein Hersteller von einem Stoff mehr als 1.000 t/Jahr, muss er entsprechend der REACH-Verordnung seit dem 1. Dezember 2010 Grenzwerte für Arbeits- und Umweltschutz angeben. Die Hersteller von Bitumen haben einen Grenzwert von 2 mg/m3 für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen angegeben, der aber bei Asphaltarbeiten nicht eingehalten werden kann. Der Gesprächskreis BITUMEN und die BG BAU haben Voraussetzungen geschaffen, die den Einbau von Walz- und Gussasphalt weiterhin möglich machen, auch bei Konzentrationen über 2 mg/m3. DNEL nach REACH Die europäische REACH-Verordnung hat zum Ziel, dass mehr über die Eigenschaften der Chemikalien bekannt wird, mit denen täglich umgegangen wird. Stoffe dürfen nur noch auf den Markt gebracht werden, wenn je nach Produktionsmenge entweder alle notwendigen toxikologischen Daten (bei 1.000-tStoffen) oder zumindest ein Grunddatensatz bekannt ist. Vor REACH waren zu lediglich etwa 120 Stoffen alle Daten bekannt, umgegangen wird mit etwa 30.000 Stoffen. Bitumen gehört zu den 1.000-t-Stoffen, d.h., mindestens ein Hersteller produziert mehr als 1.000 t/Jahr. Für Bitumen mussten daher bis 1. Dezember 2010 die entsprechenden Studien durchgeführt werden, um mögliche gefährliche Eigenschaften von Dämpfen und Aerosolen aus Bitumen zu erkennen. Viele dieser Studien wurden vom Gesprächskreis BITUMEN begleitet und von den Mitgliedern des Gesprächskreises mit finanziert, u.A. vom Deutschen Asphalt Verband (DAV) und der BG BAU. Sie haben v.A. gezeigt, dass Dämpfe und Aerosole aus Bitumen nicht krebserzeugend sind. Sie haben aber auch ergeben, dass bei hohen Konzentrationen im Tierversuch und beim Menschen (bei den beim früheren Einbau von Gussasphalt üblichen Expositionen bis 60 mg/m3) Reizungen der Atemwege verursacht werden. Auch wenn noch nicht bekannt ist, ob diese Effekte wirklich relevant sind, also zu Gesundheitsschäden führen, haben die Hersteller den Grenzwert an den Konzentrationen abgeleitet, bei denen bei der Tierstudie erstmals solche Effekte auftreten. Dies hat zu einem DNEL von 2 mg/m3 für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen geführt. DNEL steht für Derived No Effect Level und ist der Name für den Grenzwert nach REACH. Die Hersteller geben derzeit in ihren Sicherheitsdatenblättern einen DNEL von 2,9 mg/m3 an (Tabelle 1). Leider sind diese Sicherheitsdatenblätter noch nicht an die deutschen Verhältnisse angepasst. Die REACH-Verordnung fordert Sicherheitsdatenblätter in der Sprache des Landes, in dem das entsprechende Produkt, hier Bitumen, verkauft wird. Dass die Anpassung fehlt wird an der englischen Bezeichnung für Bitumen „Asphalt“ deutlich. Zudem bezieht sich der Wert von 2,9 mg/m3 auf einen anderen Analysenstandard als er in Deutschland üblich ist. Daher muss dieser Wert durch 1,47 geteilt werden, was zu einem mit den deutschen Messwerten (Tabelle 2) vergleichbaren Wert von 2 mg/m3 führt. 3 Asphaltieren unter 2 mg/m ? Bei fast allen Asphaltarbeiten liegen die Expositionen über 2 mg/m3 (Tabelle 2). Schon frühzeitig hatte sich der Gesprächskreis BITUMEN daher mit den Herstellern in Verbindung gesetzt, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Leider sind die Hersteller auf dieses Angebot nicht eingegangen. Damit sich nicht jedes Asphaltunternehmen Gedanken machen muss, wie es mit dem Tabelle 1: Ausschnitt aus einem Sicherheitsdatenblatt zu Bitumen – bei dem Stoffnamen „Asphalt“ handelt es sich um den englischen Begriff für Bitumen, der Wert von 2,9 ist durch 1,47 zu teilen, um mit den deutschen Messdaten vergleichbar zu sein Walzasphalt (konventionell), Kolonnen-, Bohlenführer 9,8 Händischer Gussasphalt, Glätten in Räumen 9,52) Maschineller Gussasphalt, Bohlenführer 9,0 Walzasphalt (konventionell), Fertigerfahrer 8,9 Händischer Gussasphalt, Abfüllen in Räumen 8,62) Maschineller Gussasphalt, Zapfer 7,7 Herstellen Bitumendämpfungsfolien 5,4 Herstellen Bitumenbahnen 4,4 Walzasphalt (abgesenkte Temperaturen), Kolonnen-, Bohlenführer 4,1 Walzasphalt (abgesenkte Temperaturen), Fertigerfahrer 3,1 Walzasphalt im Tunnel, temperaturabgesenkt, Fertigerfahrer < 3,01) Walzasphalt im Tunnel, temperaturabgesenkt, Kolonnen-, Bohlenführer < 3,01) Walzasphalt im Tunnel, temperaturabgesenkt, Walzenfahrer < 3,01) Maschineller Gussasphalt, Nacharbeiten 2,9 Dachdeckerarbeiten, Verschweißen Bitumenbahnen 2,8 Herstellen und Transport von Bitumen 2,6 Walzasphalt (konventionell), Walzenfahrer 2,5 Walzasphalt (abgesenkte Temperaturen), Walzenfahrer 2,3 Transport von Asphalt 1,8 1) 2) Name des Produkts/ Inhaltsstoffs Typ Exposition Asphalt DNEL Langfristig Einatmen DNEL Langfristig Einatmen 8 Stunden Zeitlich gemittelter Grenzwert 24 Stunden Zeitlich gemittelter Grenzwert BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/Straßenbau - Bitumen Wert Population 2,9 mg/m3 Arbeiter 0,6 mg/m3 Verbraucher 12,4 Dachdeckerarbeiten, Gießverfahren, im Freien die bisherigen Messungen zeigen, dass Expositionen unter 3 mg/m3 zu erwarten sind nur wenige Messungen, Maximalwert; ein gewisses Vertrauen in diesen Wert besteht auf Grund weiterer Daten bei ähnlichen Bedingungen (Gussasphalt mit Additiven 230–256° C) Tabelle 2: Expositionen gegenüber Dämpfen und Aerosolen aus Bitumen (mg/m3 – 95 %-Werte der entsprechenden Expositionsbeschreibungen unter www.gisbau.de/bitumen.html, Link „Expositionsbeschreibungen“) 27 06 REACH_BauPortal 26.04.11 17:36 Seite 4 DNEL, dem neuen Grenzwert nach REACH, umgeht, wurde im Gesprächskreis BITUMEN auf Vorschlag der BG BAU die nachstehende Vorgehensweise beschlossen. Grundlage für die Vorgehensweise ist, dass ein DNEL kein staatlicher Arbeitsplatz-Grenzwert ist und daher nicht eingehalten, sondern bei der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden muss. Damit wird den Betrieben auch weiterhin ermöglicht, Asphaltarbeiten durchzuführen. Bereits 2001 hatte der Gesprächskreis BITUMEN im Zusammenhang mit der Neufestlegung des Luftgrenzwertes für Dämpfe und Aerosole auf 10 mg/m3 ausführlich dargelegt, dass hier der Einsatz von Absaugungen, Lüftungen oder persönlichen Schutzmaßnahmen (Atemschutz) nicht sinnvoll ist. Dies hatte letztlich dazu geführt, dass Gussasphaltarbeiten noch 7 Jahre konventionell durchgeführt werden konnten, obwohl die Expositionen deutlich über dem damaligen staatlichen Luftgrenzwert von 10 mg/m3 lagen. An dieser Argumentation hat sich nichts geändert, auch wenn jetzt Gussasphalt generell und Walzasphalt in Tunneln ausschließlich temperaturabgesenkt eingebaut wird. Absaugungen, Lüftungen oder Atemschutz sind bei Asphaltarbeiten zumindest auf Dauer nicht sinnvoll. Wie aus der Tabelle 2 hervorgeht, wäre vermutlich der Einbau von temperaturabgesenktem Walzasphalt zumindest für einige Arbeitsplätze eine Lösung. Allerdings ist ein flächendeckender Einbau von temperaturabgesenktem Walzasphalt aus vielerlei Gründen derzeit nicht möglich (die Additive sind in solchen Mengen nicht verfügbar; die Auftraggeber sind nicht bereit, die Mehrkosten zu tragen und sie schreiben keinen temperaturabgesenkten Walzasphalt aus, …). Daher wurde im Gesprächskreis BITUMEN vereinbart, dass Asphalt weiterhin wie üblich eingebaut und dies durch Untersuchungen der Beschäftigten begleitet wird. Wie schon erwähnt, wurden bei der Ratteninhalationsstudie und der Humanstudie Reizungen der Atemwege festgestellt. Allerdings ist offen, ob diese Effekte auch zu Gesundheitsschäden führen. Alle Erfahrungen bei der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung in den letzten Jahrzehnten sprechen jedenfalls da für, dass die Beschäftigten, die bei den Expositionen in Tabelle 2 arbeiten, keine gesundheitlichen Schäden erleiden. Die beschlossenen Untersuchungen der Asphaltarbeiter haben somit das Ziel, ein Weiterarbeiten unter den derzeitigen Bedingungen trotz des von den Herstellern vorgegebenen DNEL von 2 mg/m3 zu ermöglichen und zu überprüfen, ob die bisherigen Erfahrungen belegt werden können. Untersuchungen der Asphaltarbeiter Alle Asphaltarbeiter sind über 2 mg/m3 exponiert. Den Asphaltbetrieben wird daher eine regelmäßige spezielle arbeitsmedizinische Untersuchung im 2-Jahres-Rhythmus empfohlen, um möglichen gesundheitlichen Effekten, insbesondere auf die Atemwege, entgegenzuwirken bzw. diese frühzeitig zu erkennen. Die Untersuchung umfasst eine Befragung der Beschäftigten über ihre Tätigkeiten, eine körperliche Untersuchung sowie eine Lungenfunktionsprüfung. Die Untersuchungen sollen dienstags, mittwochs oder donnerstags während der Arbeitsperiode erfolgen, d.h. nicht in der Winterpause. Die Untersuchungsergebnisse werden erfasst und ausgewertet, um die möglichen gesundheitlichen Folgen bei Arbeiten mit Bitumen besser beurteilen zu können. Höhere Untersuchungsfrequenzen (etwa alle 12 Monate) erscheinen nicht sinnvoll. Bei einem möglichen negativen Einfluss von Dämpfen und Aerosolen i.S. einer chronischen Atemwegsobstruktion ist eine signifikante Befundänderung bereits nach Jahresfrist auf Grund des üblicherweise langsamen Krankheitsverlaufs chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankungen nicht zu erwarten. Zudem gilt es in der Beurteilung die auch mitarbeitsabhängige individuelle Schwankungsbreite der jeweiligen Lungenfunktionsdaten von einer tatsächlichen substanzbedingten negativen Entwicklung abzugrenzen. Die Asphaltbetriebe werden daher aufgefordert, ihre Beschäftigten zu diesen Untersuchungen in den Arbeitsmedizinischen Sicherheitstechnischen Dienst der BG BAU zu schicken und sich die Durchführung der Untersuchung bestätigen zu lassen. Nur unter dieser Voraussetzung darf unter den bisherigen Arbeitsbedingungen weiter gearbeitet werden. Weiteres Vorgehen Zunächst wird für 6 Jahre wie beschrieben vorgegangen. Ob dann die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen können, dass auch bei den Expositionen, die üblicherweise bei Asphaltarbeiten vorliegen, keine Gesundheitsschäden zu erwarten sind, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich sollten die Betriebe aber versuchen, die Expositionen möglichst niedrig zu halten. Dazu gehört: • Im Tunnelbau darf nur temperaturabgesenkter Walzasphalt eingebaut werden. Nach den bisher vorliegenden Messergebnissen könnte damit sogar eine Exposition von 2 mg/m3 unterschritten werden. • Sowohl beim Walzasphalt als auch beim temperaturabgesenkten Gussasphalt sollte immer die niedrigste mögliche Einbautemperatur gewählt werden. • Die Auftraggeber sollten immer aufgefordert werden, den Einbau von temperaturabgesenktem Walzasphalt auszuschreiben. Ausblick Der Gesprächskreis BITUMEN wird weiterhin versuchen, mit den Herstellern von Bitumen ins Gespräch zu kommen, damit die Hersteller die beschriebene Vorgehensweise in ihre Informationen aufnehmen. Ansonsten könnte es sein, dass in anderen EU-Ländern der DNEL von 2 mg/m3 als staatlicher Grenzwert festgesetzt wird, der dann einzuhalten ist. Sollten mehrere EU-Länder die 2 mg/m3 als staatlichen Grenzwert übernehmen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass die EU diesen Grenzwert für ganz Europa beschließt. Dann müsste dieser europäische Grenzwert eingehalten werden und die hier dargestellte pragmatische Vorgehensweise wäre auch in Deutschland nicht mehr möglich. Daher wird der Gesprächskreis BITUMEN die Hersteller von Bitumen bitten, in ihren Unterlagen nicht nur einen DNEL von 2 mg/m3 zu verkünden, sondern auch darzustellen, wie damit umgegangen werden kann. REACH sieht eine solche Rückmeldung an die Hersteller durch die Nutzer eines Stoffes ausdrücklich vor. Autoren: Dr. Reinhold Rühl, BG BAU Prävention, Zentralreferat „Gefahrstoffe“ Raimund Kraume, BG BAU, Arbeitsmedizinischer Sicherheitstechnischer Dienst 28 www.baumaschine.de/Straßenbau - Bitumen – BauPortal 5/2011 07 Warnkleidung_BauPortal 26.04.11 17:38 Seite 2 Warnkleidung – Überarbeitete BGI/GUV-I 8591 Dr. Claudia Waldinger, Wuppertal Die BGI/GUV-I 8591 „Warnkleidung“, in der die Regelungen für den Einsatz von Warnkleidung am Arbeitsplatz erklärt sind, wurde aus der bisherigen GUV-I 8591 und der Broschüre „Warnkleidung“ des FA PSA weiterentwickelt und durch einige Anhänge mit Checklisten zur Auswahl und zum Einkauf, sowie Ablaufdiagrammen zur Gefährdungsermittlung ergänzt. An der Erarbeitung beteiligt waren die Fachausschüsse „Persönliche Schutzausrüstungen“, „Bauwesen“, „Bahnen“ und die Fachgruppen „Bundeseisenbahnen“ sowie „Verkehr“. Die Broschüre enthält Hinweise und Empfehlungen, die die praktische Anwendung der Rechtsvorschriften erleichtern sollen. Mit dieser Informationsbroschüre soll eine Handlungshilfe gegeben werden, um bei Entscheidungen auf der sicheren Seite zu stehen. Wenn die Gefährdungsbeuteilung die Gefahr des „Übersehenwerdens“ ergibt, muss Warnkleidung getragen werden. Gefährdungen von Personen durch den Verkehr von Straßen- und Schienenfahrzeugen können bei Tätigkeiten außerhalb von Absperrungen oder neben dem Verkehrsbereich entstehen. Besonders offensichtlich ist eine Gefährdung bei Instandsetzungs-, Abschlepp- und Bergungsarbeiten an Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen im Gefahrbereich des fließenden Verkehrs, während bei Instandsetzungsarbeiten an Fahrzeugen auf einem Werksgelände, wo der Verkehr i.d.R. ruhiger abläuft, weniger direkt an die Gefährdung des „Übersehenwerdens“ gedacht wird. Im Gefahrbereich des fließenden Verkehrs ist es heute hingegen schon geläufig bei diesen Tätigkeiten Warnkleidung zu tragen. Oft wird diese Kleidung speziell auf die Unternehmen zugeschnitten und mit spezifischen Beschriftungen versehen, so dass von Weitem erkennbar ist, zu welchem Arbeitsteam eine Person gehört oder wer ein Aufsichtführender ist. Die Informationen der BGI/GUV-I 8591 werden auch für Arbeiten empfohlen, bei denen ein unbeabsichtigtes Hineingeraten in den Gefahrbereich des fließenden Verkehrs bzw. in den Gleisbereich oder innerbetrieblichen Werksverkehr nicht ausgeschlossen werden kann. Anforderungen und Ausführungen von Warnkleidung Materialien sind festgelegt und teilen die Warnkleidung in 3 Klassen (DIN EN 471). Warnkleidung muss ein Etikett u.A. mit CEKennzeichen aufweisen. Darüber hinaus legt die Norm DIN EN 471 „Warnkleidung – Prüfverfahren und Anforderungen“ die Anforderungen an Schutzkleidung fest, um den Träger bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen am Tage sowie beim Anstrahlen durch Fahrzeugscheinwerfer in der Dunkelheit visuell auffällig zu machen. Die Leistungsanforderungen an das farbige Hintergrundmaterial, das retroreflektierende Material sowie an die Mindestflächen und die Anordnung dieser Für das Hintergrundmaterial sieht die DIN EN 471 die Farben fluoreszierend gelb, fluoreszierend orange-rot und fluoreszierend rot vor. In Deutschland sind nach Verwaltungsvorschrift zu § 35 Abs. 6 StVO die Farben fluoreszierend gelb und fluoreszierend orangerot zulässig. Die Unfallversicherungsträger legen in der jeweils erlassenen Unfallverhütungsvorschrift Fahrzeuge (BGV/GUV-V D 29) die Hintergrundfarben für Arbeiten ihrer Versicherten im Straßenverkehrsbereich fest. Für den Geltungsbereich der BGV D 29 „Fahrzeuge“ der BG BAU ist ausschließlich fluoreszierend orange-rot zugelassen. Bei der Aus- Tabelle 1: Mindestflächen des sichtbaren Materials in m2 (DIN EN 471) Material Kleidung Klasse 3 Kleidung Klasse 2 Kleidung Klasse 1 Fluoreszierendes Hintergrundmaterial 0,80 0,50 0,14 Retroreflektierendes Material 0,20 0,13 0,10 Material mit kombinierten Eigenschaften – – 0,20 Gefährdungsermittlung und -beurteilung Vor der Auswahl und dem Einsatz von Warnkleidung hat der Unternehmer eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen (§ 5 Arbeitsschutzgesetz). Dabei sind neben Art und Umfang der Gefährdungen für die Versicherten auch Arbeitsbedingungen und die persönliche Konstitution der Versicherten zu berücksichtigen. In der Broschüre wurde als Ermittlungs- und Entscheidungshilfe ein Muster einer Gefährdungsermittlung für das Tragen von Warnkleidung angefügt. Sie fasst die wesentlichen Bewertungskriterien und Informationen für die Beschaffung von Warnkleidung zusammen. 30 Abb. 1a–c: Verkehrssituation auf einer kurvenreichen Nebenstraße mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h und Überholverbot – Warnkleidung und verschiedene Hintergründe www.baumaschine.de/PSA - Körperschutz – BauPortal 5/2011 07 Warnkleidung_BauPortal 26.04.11 17:38 Seite 3 Notfallsituation (z.B. Panne) Warnkleidung Klasse 2 Einfache oder weitere Gefährdung Fließgeschwindigkeit des Verkehrs weniger als 60 km/h Fließgeschwindigkeit des Verkehrs mehr als 60 km/h Ja, aber Hohe Verkehrsdichte von mehr als 600 Fahrzeugen/h Ja, dann Warnkleidung Klasse 3 Ja, dann Warnkleidung Klasse 3 Ja, dann Warnkleidung Klasse 3 Ja, dann Warnkleidung Klasse 3 Ja, und außerdem Geringe Verkehrsdichte von weniger als 600 Fahrzeugen/h Abb. 2: Gebückte Arbeitshaltung und dabei sichtbare Schulterstreifen (Quelle: Paul H. Kübler Bekleidungswerk GmbH, Plüderhausen) wahl ist zu beachten, dass eine Person mit einer Warnweste in fluoreszierend gelb in bewaldeten Umgebungen oder z.B. vor einem Rapsfeld weniger gut erkennbar ist, als eine Person mit Warnweste in fluoreszierend rot-orange. Nach der DIN EN 471 sind sowohl die fluoreszierenden als auch die retroreflektierenden Materialien so auf dem Kleidungsstück verteilt, dass die Körperkontur betont wird und eine Rundumsichtbarkeit der Person in möglichst allen Körperhaltungen und Positionen erreicht wird. Die Kombination von waagerechten und senkrechten Reflexstreifen auf Westen und Jacken erhöht die Erkennbarkeit. Sind die waagerechten Reflexstreifen beispielsweise bei gebückter Haltung verdeckt, wäre die Person ohne zusätzliche vertikal angeordnete Reflexstreifen (sog. Schulterbänder) bei Dunkelheit nicht mehr sichtbar. Auswahl von Warnkleidung für den Straßenverkehr Für Personen, die z.B. beim Bau, der Unterhaltung oder Reinigung der Straßen und Anlagen im Straßenraum eingesetzt sind oder in deren Raum befindliche Anlagen zu beaufsichtigen haben, wird gefordert, dass bei der Arbeit außerhalb von Gehwegen und Absperrungen auffällige Warnkleidung zu tragen ist. Gemäß der Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA) trifft das auch auf Personen zu, die bei den vorgenannten Arbeiten neben dem Verkehrsbereich tätig werden und nicht durch eine geschlossene Absperrung (z.B. Absperrschranken oder Bauzäune) von diesem getrennt sind. Weiterhin weist die RSA auf die Ja, aber Schlechte Sicht (Übersicht, Nebel, parkende Autos etc.) Ja, und außerdem Ausreichende Sicht (Wetterverhältnisse, etc.) Ja, aber Weitere Gefährdungen Ja, und außerdem • wenn Teile der Warnkleidung häufig tätigkeitsbedingt verdeckt werden, Keine weiteren Gefährdungen • wenn häufig zwischen abgesperrten und ungesicherten Arbeitsbereichen gewechselt wird, dann Warnkleidung Klasse 2 Abb. 3: Auswahldiagramm für Warnkleidung • wenn Arbeiten ohne Schutz einer Baustellensicherung oder zum Aufbau derselben durchgeführt werden. Einfache Gefährdung bedeutet: Notwendigkeit vertikaler Reflexstreifen in Körperkontur bei Warnkleidung hin, die auf Nachtbaustellen eingesetzt wird (Lit. Verkehrsblatt). Entsprechend dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung ist Warnkleidung so auszuwählen, dass insgesamt die Klasse 2 oder 3 erreicht wird. Bei erhöhter Gefährdung ist Warnkleidung der Klasse 3 einzusetzen, bei einfacher Gefährdung oder in Notsituationen (z.B. Fahrzeugpanne) ist mindestens Warnkleidung der Klasse 2 einzusetzen. Je größer die Gefährdung desto auffälliger, das heißt desto großflächiger muss die Warnkleidung sein (Abb. 3). Erhöhte Gefährdung ist gegeben, wenn eines der nachfolgenden Kriterien erfüllt ist: • schlechte Sichtverhältnisse, • Straßenverkehr mit einer durchschnittlichen Verkehrsgeschwindigkeit von mehr als 60 km/h, • große Verkehrsbelastung mit mehr als 600 Kfz/Std., • beim Überqueren mehrspuriger Fahrbahnen, • Arbeiten in der Dunkelheit, BauPortal 5/2011 – www.baumaschine.de/PSA - Körperschutz • ausreichende Sichtverhältnisse und • geringe Verkehrsbelastung von weniger als 600 Kfz/Std. und • durchschnittliche Verkehrsgeschwindigkeit von unter 60 km/h oder • wenn Arbeiten innerhalb einer nach RSA gesicherten Baustelle durchgeführt werden. Die Warnwirkung der Warnkleidung ist bei den geplanten typischen Arbeitshaltungen zu gewährleisten. Es ist darauf zu achten, dass die relevanten retroreflektierenden Streifen und das fluoreszierende Hintergrundmaterial durch ein Arbeitsgerät nicht verdeckt werden und die Warnwirkung auch bei allen Sicht- und Witterungsverhältnissen gewährleistet bleibt. Das bedeutet auch, dass Warnkleidung geschlossen zu tragen ist und nicht durch weitere Kleidungsstücke verdeckt werden darf. Die Entscheidung, welche Ausführungsform der Warnkleidung zum Einsatz kommt, kann nur im Einzelfall auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung und der Beurteilung der Art und Größe der Risiken sowie der betrieblichen Beanspruchung (Tätigkeit, Einsatzbereich, Tragedauer) getroffen werden. Auswahlbeispiele für 31 07 Warnkleidung_BauPortal 26.04.11 17:38 Seite 4 Eine Rundbundhose (C) bietet nur dann ausreichende Sicherheit, wenn sie in Verbindung mit Warnkleidung für den Oberkörper getragen wird, da die Bestreifung bei der Rundbundhose am unteren Hosenbein durch Tätigkeiten schnell verdeckt werden kann. A Latzhose B Weste oder T-Shirt C Rundbundhose (Klasse 2) (Klasse 2) (Klasse 1) D Jacke (Klasse 3) Außentemperatur warm (sommerliche Temperaturen) kalt (winterliche Temperaturen) Einfache Gefährdung mindestens A oder B mindestens D (mit A oder C) Erhöhte Gefährdung mindestens B mit C mindestens D (mit A oder C) Mitarbeiter, die ganztägig in Gleisanlagen durch Schienenfahrzeuge gefährdet werden, wie z.B. Rangierer, Lokrangierführer und Wagenmeister, tragen Jacke und Hose als Warnkleidung (Klasse 3). Diese Warnkleidung muss gleichzeitig die Anforderungen einer Schutzkleidung gegen Regen erfüllen. Bei Gefährdung durch feuerflüssiges Gut (z.B. Roheisen, Schlacke) muss schwerentflammbare Warnkleidung getragen werden. Es hat sich bewährt, dass Versicherte, die Arbeiten im Gleisbereich ausführen und Personen, die Sicherungsaufgaben im Gleisbereich durchführen, durch unterschiedliche Warnkleidungsfarben unterschieden werden können. Daher fordert die DB AG für Sicherungsaufsichten, Sicherungsposten und Absperrposten enganliegende Warnkleidung der Klasse 2 nach DIN EN 471 mindestens als Weste in der Farbe fluoreszierend gelb. Tabelle 2: Kombinationsmöglichkeiten für Bekleidungsstücke je nach Temperatur und ermittelter Gefährdung Ergänzende Ausführungen die Kombinationsmöglichkeiten von Bekleidungsstücken, die sich in der Praxis bewährt haben, können aus den Kleidungsstücken Latzhose, Weste, T-Shirt, Rundbundhose und Jacke mit der Maßgabe, dass die richtige Bekleidungsklasse entsprechend der Gefährdung erreicht wird, zusammengestellt werden. Auswahl von Warnkleidung für Arbeiten in Gleisanlagen Das Tragen von Warnkleidung ersetzt nicht die für Arbeiten im Gleisbereich erforderlichen Sicherungsmaßnahmen, die auf der Basis einer Gefährdungsbeurteilung vor Beginn der Arbeiten vom Unternehmer zu veranlassen sind. Oberste Priorität haben die Sicherungsmaßnahmen gegen die Gefahren aus dem Bahnbetrieb, die von der „Für den Bahnbetrieb zuständigen Stelle“ festgelegt sind. Im Gleisbereich ist Warnkleidung nach DIN EN 471 zu tragen, wenn Versicherte durch bewegte Schienenfahrzeuge gefährdet werden können. Warnkleidung ist auch für Arbeiten außerhalb des Gleisbereichs erforderlich, wenn die Gefahr besteht, unbeabsichtigt in diesen zu gelangen. Das betrifft Mitarbeiter im Bahnbetrieb, Versicherte die Arbeiten an oder in der Nähe von Bahnanlagen ausführen oder diese Arbeiten sichern, aber auch Betriebsfremde Personen, die im Gleisbereich durch bewegte Schienenfahrzeuge gefährdet werden. Die einzusetzende Warnkleidung Klasse 2 muss eng anliegend und mindestens eine Weste in der Farbe fluoreszierend orange-rot sein. Darüber hinaus umfasst die BGI/GUV-I 8591 „Warnkleidung“ Kapitel zur Schutzkleidung gegen Regen, das bestimmungsgemäße Tragen von Warnkleidung, die Pflege und Wartung von Warnkleidung und zu Herstellerinformationen. Im Anhang sind Checklisten für die Auswahl und die Beschaffung von Warnkleidung angefügt. Autorin: Dr. Claudia Waldinger BG BAU Prävention, Fachbereich II „Persönliche Schutzausrüstung (PSA)“, Obfrau Sachgebiet Schutzkleidung im Fachausschuss PSA bei der DGUV heber 2000 Die zuverlässige und wirtschaftliche Wasserüberleitung im Wasser-, Kanal- und Kläranlagenbau. Für den Anwender bedienungs- und wartungsfrei! heber & pumpen Bernhard Schmidt 32 Marienstraße 62 Tel.: 02242 83883 D-53773 Hennef 02242 869912 Weitere Information: www.heber2000.de Fax: www.baumaschine.de/PSA - Körperschutz – BauPortal 5/2011 13 PTA5_11_BauPortal 26.04.11 17:49 Seite 2 Fachausschüsse Bau und Tiefbau Prüf- und Zertifizierungsstelle im DGUV Test Europäisch notifizierte Stelle, Kenn-Nummer 0515 Zertifizierung von Maschinen, Geräten und Sicherheitsbauteilen sowie QM-Zertifizierung Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle wurden folgende Maschinen bzw. Geräte hinsichtlich der Arbeitssicherheit geprüft und auf Grundlage berufsgenossenschaftlicher Grundsätze zertifiziert. Baumaschinen, Maschinen und Einrichtungen zum Verarbeiten von Baustoffen Grün GmbH Spezialmaschinenfabrik 57228 Wilnsdorf-Niederdielfen Schuttrutsche, Schuttrohre Schuttstar 120 Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle wurden folgende Maschinen bzw. Geräte hinsichtlich der Arbeitssicherheit geprüft und auf Grundlage des GPSG zertifiziert. Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle wurden folgende Maschinen hinsichtlich der Arbeitssicherheit geprüft und auf Grundlage der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG bzw. des GPSG zertifiziert. Grabenverbaugeräte Datenbank für geprüfte Produkte: www.dguv.de/dguv-test/produkte LTW Tiefbauvertriebs GmbH 41386 Hückelhoven Grabenverbaugerät aus Stahl, randgestützt Verbaubox VB 120 SBH Tiefbautechnik GmbH 52525 Heinsberg SBH Tiefbautechnik GmbH 52525 Heinsberg Rollenschlitten & Zwischenstücke Serie 780 Rollenschlitten & Zwischenstücke Serie 780 Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle wurde das Qualitätsmanagementsystem folgender Firmen nach DIN EN ISO 9001:2008 oder über Konformitätsbewertungsverfahren nach EG-Richtlinie 2000/14/EG, Anhang VIII (Schall) bzw. nach EG-Richtlinie 2006/42/EG, Anhang X (Sicherheitsbauteile) auditiert und zertifiziert. Firma Qualitätsmanagementsystem nach Wacker Neuson Linz GmbH A-4060 Leonding DIN EN ISO 9001: 2008 Die BG BAU aktuell, Heft 1-2011 ist erschienen und kann unter www.bgbau.de (Aktuelles) kostenlos heruntergeladen werden. Das Heft enthält folgende Themen: • Experten für Prävention – die DGUV-Vorschrift 2 • Präzisionsarbeit – Dresdner Waldschlößchenbrücke • Planet Solar – mit der Kraft der Sonne um die Welt • Hier wackelt nichts – die ausziehbare Podestleiter • Tritt- und stichfest – Sicherheitsschuhe • Arbeitsmedizin: Umgang mit Panikattacken / Chronischen Erkrankungen des Knies vorbeugen • REHA – Was macht eigentlich ein D-Arzt? • Fusionen – Lohnnachweis – Unternehmerversicherung • Eignung für Aufträge der öffentlichen Hand • Verkehr – EU-Neuregelung „Immer mit Licht“ • „Aus Unfällen lernen“ • Interview mit Minister Dr. Peter Ramsauer 52 Grabenverbaugeräte Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle wurden folgende Maschinen bzw. Sicherheitsbauteile gemäß Anhang IV der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG geprüft und zertifiziert. Erdbaumaschinen Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH A-5500 Bischofshofen ROPS, Kabine, Bauteil-Nr. 9065094 für Liebherr-Radlader L506, L507, L507 Speeder, L508, L509 Speeder, L510, L514 für John Deere-Radlader 244J, 304J, 344J FOPS, Kat. II, Kabine, Bauteil-Nr. 9065094, für Liebherr-Radlader L506, L507, L507 Speeder, L508, L509 Speeder, L510, L514 für John Deere-Radlader 244J, 304J, 344J FOPS, Kat. II, Kabine, Bauteil-Nr. 9777431, 9777328, 9777469, 9777319 für Liebherr-Radlader L524, L528, L538, L542, L550, L556, L566, L576, L580, L566-Tunnel, L586 Lugstein Gesellschaft m.b.H. Sicherheitskabinen A-5211 Friedburg TOPS, Canopy LK 90, Bauteil-Nr. 90000AR20 für Wacker Neuson-Minibagger 1403, 1503, 1903, 2203 TOPS, Kabine LK 90, Bauteil-Nr. 9000AR70, 9000AR75 für Wacker Neuson-Minibagger 1403, 1503, 1903, 2203 BauPortal 5/2011