AWO in Bayern« Ausgabe 2/2012

Transcrição

AWO in Bayern« Ausgabe 2/2012
67. Jahrgang des
Die Zeitschrift der Arbeiterwohlfahrt in Bayern
Ausgabe 2
Juni 2012
2
IN BAYERN
Rückblick: Vier Jahre
Einsatz für die AWO
AWOLYSIS: Da sein
für psychisch Kranke
Kongress: Profi werden
in Sachen Ehrenamt
Das Haus des Vertrauens:
Inge-Gabert-Preis 2012
geht nach BosnienHerzegowina
Ausgabe
Oberbayern
ideenraum + druckidee
Werbeagentur
Geiselberger Mediengesellschaft mbH
Martin-Moser-Str. 23
84503 Altötting
www.gmg.de
Druckerei
Gebr. Geiselberger GmbH
Martin-Moser-Str. 23
84503 Altötting
www.geiselberger.de
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
in Sarajewo, der Hauptstadt Bosniens, beging man in den Tagen vor Ostern die Erinnerung an den
Beginn des Krieges in dieser leidgeprüften Stadt vor 20 Jahren. Ich bin in diesen Tagen mit meiner Frau
nach Bosnien und Herzegowina gefahren, denn auch meine eigenen Erinnerungen jähren sich zum
20. Mal. Mit vier Hilfstransporten bin ich 1992 und 1993 dort gewesen. In unserem 30-Tonner-Lkw
hatten wir Lebensmittel gegen den Hunger, Medikamente aller Art und Narkosemittel für verschiedenste Operationen im Gepäck. Mitten in einem tobenden Krieg vor unserer Haustür.
Vieles hat sich in diesen 20 Jahren – Gott sei Dank – verändert. Ungewohnt die Einfahrt in die Stadt
Mostar ohne den damals ständigen Granatenbeschuss von den umliegenden Bergen, ohne das hochgefährliche Schießen der „Sniper“ aus den Wohnblöcken gegenüber. Aus den einstigen Frontlinien,
die die Städte als tödliche Grenzen teilten, wurden verbindende Straßen. Keine Toten mehr auf den
Straßen, keine Menschen mehr mit abgerissenen Gliedmaßen, die nach Hilfe schreien, keine Todesangst mehr beim Überqueren
der später in diesem Krieg zerstörten jahrhundertealten türkischen Brücke in den überwiegend muslimischen Stadtteil nach
Ost-Mostar. Meine Erinnerungen an jene unmenschliche Kriegszeit und an die schreiende Not der Menschen aber wird bleiben.
Es sind Bilder und Eindrücke, die mich auch nach dieser langen Zeit noch manchmal im Schlaf heimsuchen und verfolgen.
Und auch nach zwei Jahrzehnten des Wiederaufbaus leben dort viele in Not und Armut, suchen bis heute nach Angehörigen,
die getötet, vertrieben, gefoltert, verstümmelt, vergewaltigt wurden, oder die in den Kriegswirren einfach verschwunden sind.
Hilfe zur Verständigung, zur Wiederannäherung der ehemaligen Kriegsparteien ist deshalb so notwendig wie eh und je. Aber
auch soziale Hilfe für die Menschen, die immer noch an den schrecklichen Folgen des Krieges leiden. Ich bin froh und dankbar,
dass sich die Arbeiterwohlfahrt mit ihrer AG Auslandhilfe in Bosnien engagiert. Das „Haus des Vertrauens“ in Srebrenica, das
wir am Aschermittwoch mit dem „Inge-Gabert-Preis“ ausgezeichnet haben (s. S. 12 und S. 17), ist ein Leuchtturmprojekt
unter dem Zeichen der AWO Bosnien-Herzegowina, das für Menschlichkeit und den konkret gelebten Willen zu Frieden und
Versöhnung steht. „AWO – Hilfe mit Herz“ – auch im Balkan.
Ihr
Inhalt
Herbert Hofauer
Bezirksvorsitzender
AWO in Bayern
AWO in Oberbayern
Rückblick: Vier Jahre für die AWO
4
Erzieher/innenausbildung in der
Interview: Thomas Beyer über sein Amt
6
Fachakademie für Sozialpädagogik
Nachrichten: Aktuelles aus der AWO
7
Für Frieden und Annäherung:
AWOLYSIS: Insel für psychisch Kranke
8
Jugendwerk 2.Null: Online mit den Jüngsten
9
Nachruf: Doni Zagel starb mit 46
9
Kongress: Reden über das Ehrenamt
10
4
10
11
Das Haus des Vertrauens in Srebrenica
12 Kreisverbände im Porträt: München Land
14
Ausflugstipps für Mitglieder
16
Nachrichten aus dem Verband
17
12
Solidarität mit den Schwächeren in
der Gesellschaft hat auch in den
vergangenen vier Jahren die
Arbeit der AWO gekennzeichnet.
(Foto: Fotolia)
Rückblick im Konferenzjahr 2012
Gemeinsam
für die AWO
4
„Unser Auftrag – Das soziale Bayern“: Dieses Motto stand
über dem Leitantrag der Landeskonferenz 2008 in Lindau
am Bodensee. 2012 ist für die Arbeiterwohlfahrt wieder ein
wichtiges Konferenzjahr: Nach Bezirks- und Regionalkonferenzen in der ersten Jahreshälfte warten im September
und November die Landes- und die Bundeskonferenz mit
Neuwahlen auf. Zeit, zurückzublicken auf die vergangenen
vier Jahre: Was konnte von den Beschlüssen des Jahres
2008 umgesetzt werden? Wie waren die Vorgaben der
Politik? Hat sich die AWO Gehör verschaffen können? Ist
Bayern sozialer geworden? Und wie ist die AWO selbst als
Verband aufgestellt?
Vorweg sei daran erinnert, dass sich auch die politischen
Farben im Lande geändert haben. Im AWO-Wahljahr 2008
wurde auch der bayerische Landtag neu gewählt. Die CSU
musste eine Koalition mit der FDP eingehen, um weiter
regieren zu können. Auch im Bund wurden die Karten neu
gemischt: Seit der Bundestagswahl 2009 regiert in Berlin
nicht mehr Schwarzrot, sondern Schwarzgelb.
Viele Appelle, wenig Bewegung
Das Bayerische Sozialministerium, bis dahin von Christa
Stewens geführt, ging an Christine Haderthauer, die zuvor
CSU-Generalsekretärin war. Haderthauer legte 2009 endlich die lange angemahnte Fortschreibung des bayerischen
Sozialberichts vor. Darin wurden viele Handlungsnotwendigkeiten belegt, auf die die AWO seit langem hinweist
– etwa die schwierige Situation Alleinerziehender oder
die rasant steigende Zahl der Pflegebedürftigen, die von
2005 bis 2020 um über 37 Prozent in Bayern anwachsen
wird. Die Bedingungen für die Pflege werden schwieriger,
Verbesserungen von Seiten der Politik kommen nur in winzigen Schritten. Der Geburtsfehler der Pflegeversicherung
von 1995, dass Demenzkranke nur bei körperlichen Gebrechen einen Anspruch auf Pflege haben, ist abgemildert,
aber nicht behoben. Immer wieder hat die AWO auf die
Schieflage hingewiesen, unter anderem mit Pressegesprächen und einer großen Plakataktion. Längst gibt es einen
neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff, doch umgesetzt wird
er nicht – trotz anderslautender Ankündigen der Koalition
in Berlin. Zwar wurde das Pflegegeld für Demenzkranke,
auch solche mit Pflegestufe 0, erhöht. Aber es bräuchte
eine grundlegende Umstrukturierung des Systems. Wie
könnte man das Dilemma lösen, dass dafür viel mehr Geld
notwendig wäre, die Menschen aber nicht wesentlich mehr
in die Pflegekassen einzahlen müssen? In einem Gutachten
für den AWO Bundesverband hat der Sozialwissenschaftler
Heinz Rothgang nachgewiesen: Wenn die Pflegeversicherung als echte Bürgerversicherung ausgestaltet würde,
könnte man den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff umsetzen, und der Beitragssatz müsste trotzdem bis 2050
nur auf 2,3 Prozent steigen.
Zahlreiche Appelle und Aktionen gab es auch im Bereich der
ambulanten Pflege, um auf die Härten der so genannten
Minutenpflege aufmerksam zu machen. Für den Sommer
stehen jetzt Vergütungserhöhungen an, das System bleibt
jedoch unangetastet. Bedrückend ist auch der drohende
Fachkräftemangel. Zwar hat Bayerns Sozialministerin selbst
eine teure Imagekampagne aufgelegt, zugleich hat jedoch
das Kultusministerium den Schulgeldersatz pro Schüler gekürzt. Auch gegenüber einer Ausbildungsumlage für nicht
ausbildende Träger erweist sich die Politik als uneinsichtig.
Die AWO geht mit gutem Beispiel voran: Ihre Ausbildungszahlen steigen stetig. Derzeit stellt die AWO rund 21 Prozent
der Ausbzubildenden in der Pflege in Bayern bei einem
AWO-Anteil von zehn Prozent der Pflegeplätze.
Soziale Arbeit braucht mehr Anerkennung. 2008 hat sich
die bayerische AWO deshalb mit dem Bayerischen Roten
Kreuz und der Gewerkschaft ver.di zusammengetan, um
auf die Bedeutung der Sozialen Arbeit hinzuweisen, und
darauf, dass diese nicht zum Nulltarif zu haben ist. Im Ja-
AWO in Bayern 2-2012
Demenzkranke sind in der Pflegeversicherung nach wie vor nicht angemessen berücksichtigt. Die AWO kämpft für eine
Pflegereform, die diesen Namen auch verdient hätte (links). Im Bereich der Kinderbetreuung hat die bayerische AWO
in den vergangenen vier Jahren weiter zugelegt. Mittlerweile werden 23 000 Plätze angeboten. (Fotos: Bilderbox)
nuar 2010 lud man zu einem Symposium in den Landtag,
wo Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Verbänden mit
Praktikern diskutierten. Als wichtiges Etappenziel wurde
die Einführung eines allgemein-verbindlichen Branchentarifvertrages gesteckt. Damit sich nicht auch noch die
Anbieter untereinander mit Dumpinglöhnen unterbieten.
Immerhin gibt es nach langem Kampf seit 2010 einen
Mindestlohn in der Pflegebranche. Treibende Kraft auch
hier: AWO und ver.di.
dritten Kind unter drei Jahren einen Platz anbieten zu
können, wohl nicht erreicht. Doch die bayerische AWO tut
Wie die Bedingungen für die Soziale Arbeit sich angesichts
der von Horst Seehofer ausgegebenen Parole „Schuldenfrei 2030“ entwickeln werden, ist fraglich. Man habe die
Kürzungen infolge des Stoiberschen Sparkurses von 2004
noch deutlich in Erinnerung, sagt AWO-Landeschef Thomas
Beyer: „Da blieb kein Stein auf dem anderen.“ Dass die
Staatsregierung das Ziel tatsächlich erreichen kann, hält
er zwar für unwahrscheinlich, denn der Länderfinanzausgleich stehe bis 2019 fest, Änderungen daran, die Bayern
spürbare Einsparungen brächten, seien kaum zu erwarten.
„Aber natürlich wird das Thema wieder ein Abwehrkampf
um soziale Fragen“, sagt Beyer. Die Schere zwischen Arm
und Reich, zwischen Alt und Jung, Behindert und Nichtbehindert werde sich weiter spreizen.
terien in Berlin und München, die Kommunen zu unter-
Kinderbetreuung:
AWO wird noch jünger
Längst ist die AWO in Bayern nicht mehr nur auf den Bereich
Altenpflege festgelegt. „Die AWO wird jung“: Mit diesem
Motto hat Thomas Beyer den Umstand beschrieben, dass
Kinderbetreuungseinrichtungen mittlerweile einen großen Schwerpunkt des Wohlfahrtsverbandes bilden. Lange
vor Ursula von der Leyens Vorstoß für einen gesetzlichen
Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz hat die AWO den
gesellschaftlichen Bedarf an Betreuungsplätzen für die
Kleinsten erkannt. Landesweit wird das Ziel, 2013 jedem
AWO in Bayern 2-2012
ihr Bestes und hat auch in den vergangenen vier Jahren
ihr Kita-Angebot auf 23 000 Plätze erweitert. „Der Bundesverband der AWO hatte nach Erlass des U3-Ausbaugesetzes
strategisch für ganz Deutschland dazu aufgerufen, diese
Chance zu nutzen“, sagt Thomas Beyer. „Hier in Bayern
haben wir das auch getan.“ Manche Kommunen fürchten
jedoch die Mehrbelastung. „Es wäre Aufgabe der Minisstützen und nicht durch andere Diskussionen – Stichwort
Betreuungsgeld – im Endspurt des Krippenausbaus den
Eindruck zu erwecken, dass man das Ziel eigentlich nicht
weiterverfolgen will.“ Das vielkritisierte Betreuungsgeld
bindet für den Ausbau der Betreuungsplätze dringend
erforderliche Mittel. Für manche Kinder, so hat es die AWO
deutlich gemacht, bedeutet es eine weitere Verringerung
ihrer Bildungschancen.
AWO intern
Das Fundament für die Soziale Arbeit der Arbeiterwohlfahrt ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Die
Finanzierung des Landesverbandes ist geregelt, das Budget
weist ein leichtes Plus auf. Die Mitgliederzahlen lagen
2008 bei 69 000, nach Zwischenhochs liegen sie wieder
dort. „Wir behalten die 70 000-Grenze fest im Blick“, sagt
Thomas Beyer. Besonders erfolgreich bei der Mitgliederwerbung waren die Bezirksverbände Unterfranken und
Schwaben. Die interkulturelle Öffnung der AWO brachte
neue Impulse. Eine Strukturkommission soll sich in der
nächsten Vorstandsperiode mit der weiteren Optimierung
des Arbeitsablaufs befassen. Um einen direkteren Draht
zum Landesverband einzurichten, können sich die Kreisverbände nun per E-Mail über die relevanten Themen aus
Sitzungen des Landesvorstands informieren lassen.
5
Interview mit dem AWO-Landesvorsitzenden Thomas Beyer
„Schulterklopfen reicht nicht“
AWO in Bayern: Sie sind seit acht Jahren Vorsitzender des
Landesverbandes. Was begeistert Sie an dieser Aufgabe?
Thomas Beyer: Dass sie eine Möglichkeit bietet, für
Themen, die die Menschen und die Gesellschaft unmittelbar betreffen, wirkungsvoll die öffentliche Diskussion
mit beeinflussen zu können. Oft stärker, als es einem
in der Politik möglich ist.
Und was geht Ihnen an Ihrer Aufgabe
manchmal auch auf die Nerven?
Dass Soziale Arbeit gesellschaftlich
zu wenig anerkannt ist, auch die
ehrenamtliche Arbeit.
6
Haben Sie da manchmal das Gefühl,
gegen Windmühlen zu kämpfen?
Einerseits bekommt man von Medien
und Ministerien viel Schulterklopfen:
Gut, dass Ihr das macht. Dass die
Soziale Arbeit immer schwieriger
wird, dass die Rahmenbedingungen
– Stichwort Pflegereform – immer
schlechter werden, fällt dabei aber
unter den Tisch. Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände wird von Gesellschaft
und Politik als etwas sehr Selbstverständliches angesehen.
Wie hat sich das Verhältnis zur Staatsregierung in den
vergangenen acht Jahren entwickelt?
Wir werden wesentlich aufmerksamer wahrgenommen, und es gibt sehr konstruktive Gesprächsfäden
in die Fachabteilungen, aber auch zur Ministerin. Das
ist sozusagen eine sportliche Auseinandersetzung, die
aber oftmals von ähnlichen Zielen getragen ist. Es gibt
eigentlich nur in wenigen Fragen Fundamentalgegensätze. Die Gesprächskontakte sind deutlich intensiver
geworden.
Sie sind außer AWO-Landeschef auch SPD-Abgeordneter
im Landtag und wirtschaftspolitischer Sprecher Ihrer
Fraktion. Ergänzen sich diese beiden Bereiche eher
oder haben Sie manchmal auch das Gefühl, das widerspricht sich?
Wenn man Klischees folgt, dann wären es Gegensätze.
Ich bin aber davon überzeugt, dass erfolgreiche Wirtschaft und soziale Gestaltung zwei Kehrseiten ein und
derselben gesellschaftlichen Medaille sind. Und ich
meine, es tut der Arbeit an der Spitze eines solchen
Verbandes gut, wenn man um wirtschaftliche Zusammenhänge weiß. Hinzu kommt, dass die Wohlfahrtsverbände
in Bayern zurecht auf die große wirtschaftliche Bedeutung
ihrer Arbeit hinweisen. Die Sozialwirtschaft ist der Bereich,
der in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsen
ist, sowohl bei den Umsätzen als auch bei den Arbeitsplätzen. Wirtschaft und Soziales gehören eben unmittelbar
zusammen.
Wären Sie als Sozialpolitiker im Landtag
nicht noch schlagkräftiger für die AWO?
Das ist eine ganz bewusste Entscheidung, dass ich im Landtag diesen anderen Schwerpunkt habe, um Interessenkollisionen zu vermeiden.
Darüber hinaus sind Sie derzeit auch
Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege und
für zwei Jahre Sprecher der Nationalen
Armutskonferenz. Wie schaffen Sie
das nur, das alles unter einen Hut zu
bringen?
(Schnauft.) Es gibt eben einen gewissen
Rhythmus, in dem ein Verband innerhalb der LAG FW den Vorsitz führt. Ich
bemühe mich, mit allen Kräften diesen
Aufgaben gerecht zu werden. Das bedeutet eine Arbeitswoche von 80 Stunden, nicht selten auch bis zu hundert.
Das geht natürlich nur, wenn man Mitarbeiter hat, die
einen tatkräftig unterstützen.
Haben Sie auch Freizeit?
Wenig.
Wie schöpfen Sie Kraft für alle Ihre Aufgaben?
Indem ich versuche, in dem, was ich tue, den Sinn zu sehen, und indem ich nur Dinge tue, die ich für sinnvoll halte.
Was sind für Sie die wichtigsten Ziele für die bayerische
Arbeiterwohlfahrt?
Wir müssen gemeinsam mit anderen Verbänden, den Gewerkschaften und den Kostenträgern dafür sorgen, dass
die Rahmenbedingungen für unsere Dienste und Einrichtungen besser werden. Es reicht nicht, dass sie sich nicht
noch mehr verschlechtern, sie müssen besser werden. Und
innerverbandlich ist das ganz große Thema, dass wir unsere
vielen engagierten Helferinnen und Helfer noch stärker
unterstützen. Das Stichwort Stärkung des Ehrenamtes steht
für mich in den nächsten Jahren weit im Vordergrund.
Interview: Anke Sauter
AWO in Bayern 2-2012
Eine Konferenz über Armut
Die Bayerische Armutskonferenz findet am Donnerstag, 12. Juli, in der
Katholischen Stiftungsfachhochschule
München statt. Veranstalter ist die
LAGFW, deren Vorsitz in diesem Jahr
der AWO-Landesverband innehat.
Zentrales Thema der Konferenz ist
Langzeitarbeitslosigkeit. Bislang
haben unter anderem Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer, Grünen-Landeschefin Theresa
Schopper und Professor Gerhard
Trabert, stellvertretender Sprecher
der Nationalen Armutskonferenz und
Mediziner, ihre Teilnahme zugesagt.
in Bambako keinen Grund für einen
Rückzug. Im Gegenteil: Angesichts
der drohenden Hungerkatastrophe
im Sahel sei die Hilfe notwendiger
denn je. Inzwischen wurde eine
Interimsregierung eingesetzt. „Wir
beobachten die Entwicklung genau“,
so Kahl. Ab April starten vier neue
Projekte der LAG Mali. Spendenkonto: RaiffeisenVolksbank Fürth, Konto
59005, BLZ 76260451. Auch der Jubiläumsgeburtstagskalender (Foto: LAGVorsitzender Stephan Schuster) ist
nun erhältlich, Info: 09114501373.
Die politischen Unruhen im westafri-
der Tuareg – ein Teil war bewaffnet
renz Süd gemacht, die im Münchner
Stadtteil Hasenbergl stattfand. Auf
Einladung des Bundesverbandes beschäftigten sich der Landesverband
und die Bezirksverbände Bayerns
sowie die Bezirksverbände Baden und
Württemberg unter anderem mit der
Weiterentwicklung sozialpolitischer
Grundsatzpositionen der AWO und
Eckpunkten zum Thema „wertegebundenes AWO-Unternehmen“. Diskutiert wurde über Möglichkeiten der
Mitgliederentwicklung, insbesondere,
wie junge Menschen für die Mitarbeit
gewonnen werden können. „In sehr
konzentrierter Atmosphäre wurden
wesentliche Punkte für die Bundeskonferenz vorbereitet“, berichtet
aus dem Libyen-Krieg zurückgekehrt
AWO-Landeschef Thomas Beyer.
desarbeitsgemeinschaft (LAG) Mali
bislang nicht. Dies teilte Projektreferentin Gudrun Kahl auf Nachfrage mit.
Im Norden des Landes kämpfte seit Januar eine Unabhängigkeitsbewegung
– mit modernsten Waffen gegen die
malische Armee. Unzufrieden mit der
AWO-Trägern dafür, dass sie trotz
schwierigster Rahmenbedingungen
überproportional intensiv ausbilden“, so AWO-Landeschef Thomas
Beyer. Von der Staatsregierung fordert
Beyer, ihre Verweigerungshaltung
hinsichtlich einer Ausbildungsumlage
aufzugeben. Die Steigerungen bei der
AWO gehe auf die erfolgreiche eigene
Ausbildungskampagne zurück.
Pflege im Fokus
Den Auftakt des Konferenzjahres 2012
hat am 23. März die Regionalkonfe-
die Entwicklungsprojekte der Lan-
Nachwuchses aus. „Ich danke allen
Regionalkonferenz Süd
Mali: Hilfe muss weitergehen
kanischen Staat Mali beeinträchtigen
bildet aber mehr als 21 Prozent des
Steigerung Ausbildung
„Die Pflege in Deutschland braucht
mehr Freiraum“, das forderte Thomas Klie, Professor an der Evangelischen Hochschule in Feiburg beim
AWO-Fachtag „Brennpunkt Pflege“
in Nürnberg. Klie beschrieb das
ethische Dilemma im Pflegealltag:
Gute Pflege lebe hauptsächlich von
der ethischen Selbstmotivation der
Beteiligten. Gute Pflege sei eine der
größten gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart, betonte
AWO-Landesvorsitzender Thomas
Beyer. Grundvoraussetzung dafür sei
aber eine adäquate Pflegereform.
Tatenlosigkeit ihres Präsidenten ge-
Die Zahl der Auszubildenden in Alten-
„Der vorliegende Gesetzentwurf ent-
genüber den Rebellen, putschten im
pflegeeinrichtungen der bayerischen
täuscht, weil er die entscheidenden
März malische Soldaten und Offiziere.
Arbeiterwohlfahrt konnte im Ausbil-
Fragen nicht aufgreift“, so Beyer. Die
„Schon bei meinem letzten Besuch
dungsjahr 2011/12 weiter gesteigert
frühere Bundesmininsterin Edelgard
Ende Januar gab es Protestmärsche
werden – und zwar um stolze neun
Bulmahn legte dar, dass personen-
gegen den Präsidenten“, sagt Kahl,
Prozent. Damit erlernen derzeit 761
bezogene Dienstleistungen wie Pflege
der das Geschehen nur aus der Ferne
junge Menschen bei der AWO einen
in Deutschland noch immer wenig
verfolgt hat. Die Projekte der LAG Mali
verantwortungsvollen Beruf in der
geschätzt würden. Hier bedürfe es
haben ihren Standort im Süden, weit
Altenpflege. Seit 2009 hat die AWO
auch einer neuen Konzeption in der
weg von den Ereignissen. Da man nur
zusätzlich 305 Ausbildungsplätze in
Personalentwicklung, bei der prakti-
mit Nichtregierungsorganisationen
der Pflege geschaffen. Sie stellt in
sche und theoretische Kompetenzen
zusammenarbeite, gebe es auch nach
Bayern rund zehn Prozent der Plät-
gleich stark berücksichtigt würden.
Ansicht des deutschen Botschafters
ze in der stationären Altenpflege,
AWO in Bayern 2-2012
Infos aus der AWO
* Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten
(Foto: AWO)
7
Die Leiter der AWOLYSIS-Beratungszentren Stefan Galgon aus Augsburg (von links), Dorothee Frenz aus Nürnberg
und Johannes Winklmair aus München mit Werner Weishaupt, dem Geschäftsführer der AWOLYSIS GmbH. Freundlicher Empfang: Elke Krist vom Vincentro Augsburg. Links: die Aufenthaltsecke im Vincentro-Rückzugsbereich.
(Fotos: AWOLYSIS)
AWOLYSIS GmbH in Augsburg, München und Nürnberg
Individuelle Betreuung für psychisch Kranke
Psychisch kranke Menschen wohnortnah ambulant zu
Fachärzten, Pflegediensten und anderen Beratungsstellen
versorgen, dieses Ziel hat sich die AWOLYSIS GmbH gesetzt,
zusammen. Wartezeiten gibt es nicht und auch kaum
eine Managementgesellschaft der Arbeiterwohlfahrt in
Bürokratie. „Das ist eine sehr spannende und innovative
Augsburg, München und Nürnberg sowie des Münchner
Sache“, sagt Johannes Winklmair, Leiter des Vincentros in
Projektevereins. In den drei bayerischen Ballungsräumen
München. In psychischen Krisen kann der Patient jederzeit
konnten Verträge mit mehreren Krankenkassen abge-
jemanden erreichen, selbst mitten in der Nacht. Oft genüge
schlossen werden. Schon nach zwei Jahren werden rund
schon das Wissen um die Möglichkeit der Kontaktaufnah-
830 Menschen in den drei Betreuungszentren der AWOLYSIS
me, damit sich der Patient sicherer fühlt, sagt Dorothee
GmbH, „Vincentro“ genannt, versorgt.
Frenz vom Nürnberger Vincentro. Und für Menschen in
seelischen Notlagen gibt es in jedem Vincentro auch die
8
Der Patient steht im Mittelpunkt
Der rasche Erfolg führt den Bedarf vor Augen: Als das
Projekt im Januar 2010 in Augsburg und München an
den Start ging, war in den beiden Vincentros jeweils eine
Person beschäftigt. Das reichte schnell nicht mehr aus. In
Nürnberg, das erst im vergangenen November die Arbeit
aufnahm, startete man gleich mit zwei Kräften. „Ich weiß
noch, wie ich an meinem ersten Arbeitstag am Telefon
saß und dachte, das dauert jetzt bestimmt“, erinnert sich
Möglichkeit, für ein paar Tage eine Auszeit zu nehmen.
Möglich machte dies alles ein neuer Passus im Sozialgesetzbuch, wonach die Krankenkassen Verträge über eine verschiedene Leistungssektoren übergreifende Versorgung der
Versicherten oder eine interdisziplinär-fachübergreifende
Versorgung abschließen können. Die Techniker Krankenkasse in Augsburg war die erste, die sich auf diese Weise
mit der AWOLYSIS GmbH zusammentat, München und Nürnberg zogen nach. „Man muss ja nicht überall das Rad neu
erfinden“, meint Werner Weishaupt, Geschäftsführer der
Dorothee Frenz, Vincentro-Leiterin in Nürnberg. Doch dann
AWOLYSIS. „Diese Form der integrierten Versorgung ist das,
ging es gleich in die Vollen: „Viele schienen geradezu auf
was wir schon immer erreichen wollten“, sagt Jürgen Salz-
ein solches Angebot gewartet zu haben.“ Und so wurde
huber, Vorsitzender der AWO München. Der Vertrag mit der
auch in Nürnberg personell aufgestockt.
TK habe dieser Arbeit neue Triebkraft gegeben. Inzwischen
In den drei Vincentros zusammen gibt es inzwischen 20
gibt es auch Verträge mit anderen Kassen. Doch bislang
Vollzeitstellen für Fachkräfte aus dem sozialpsychiatrischen
funktioniert das Konzept vor allem in Ballungsräumen.
Bereich. „Needadapted“ ist ein Schlüsselwort in der in-
Und hier profitieren alle: Die Patienten, die sich auf An-
tegrierten Versorgung psychisch kranker Menschen, und
raten ihrer Kasse an ein Vincentro wenden, haben die
das bezieht sich nicht nur auf die Zahl der Stellen: Jeder
Sicherheit, in jeder Situation einen verlässlichen Ansprech-
Patient wird hier individuell betrachtet, gemeinsam mit
partner zu haben. Die Kassen wiederum hoffen langfristig
ihm werden Lösungen gesucht, ein Behandlungsplan wird
auf Kostenersparnis, da durch die individuelle Betreuung
erarbeitet. Je nach Krankheitsbild zahlt die Kasse bestimm-
mancher Klinikaufenthalt unnötig werden dürfte. „Wir
te Fallpauschalen an die Gesellschaft. Die Mitarbeiter sind
verstehen uns aber nicht als Klinikverhinderer um jeden
allesamt erfahrene Kräfte, sie arbeiten eng mit Haus- und
Preis“, stellt Stefan Galgon vom Vincentro Augsburg klar.
AWO in Bayern 2-2012
Früh übt sich: Das Projekt „Jugendwerk 2.Null“ unter Leitung von Julia Kraus (rechtes Bild) führt schon
Elfjährige an den richtigen Umgang mit dem Internet heran. Viele wissen schon mehr, als ihre Eltern ahnen.
(Fotos: Kraus/LJW)
„Jugendwerk 2.Null“ macht Kinder in Nürnberg fit fürs Netz
Das Internet nicht wegignorieren
Julia Kraus stand schon in den Startlöchern, als sie von der
Anfrage des Elternbeirats hörte: Ob man nicht ein Projekt zur
Medienbildung anbieten könne, war der Wunsch ans Bezirksjugendwerk Ober- und Mittelfranken, den Träger der Offenen
Ganztagsschule am Nürnberger Melanchthon-Gymnasium.
Damit konnte Julia Kraus dienen. Die 34-jährige Kultur- und
Medienpädagogin hatte die Konzepte für ein solches Angebot
praktisch schon in der Tasche. „Auch wenn viele Eltern sich
wünschen: Wir können das Internet nicht wegignorieren“,
sagt sie. Um die Gefahren, die Kindern und Jugendlichen im
Netz drohen können, einzudämmen, hält sie es mit Maria
Montessori: Hilf mir, es selbst zu tun.
Deshalb kam sie mit Schule und Elternbeirat überein, dass
ein medienpädagogisches Projekt sich ruhig an die jüngsten
Gymnasiasten wenden darf. So lernen am MelanchthonGymnasium schon die Fünftklässler, wie man sich im Internet
zurechtfindet, wie man es gewinnbringend nutzen kann, aber
auch, wo Gefahren drohen. Damit alle Kinder davon profitie-
ren, findet der Kurs in jeweils fünf Doppelstunden anstelle von
Intensivierungsstunden in Deutsch und Latein statt, nicht am
Nachmittag. Schnell war klar: Selbst Zehnjährige haben schon
mehr Erfahrung mit dem Internet, als ihre Eltern glauben.
„Ich zeige den Kindern nichts völlig Neues“, ist Julia Kraus
überzeugt. Viele wüssten schon ganz gut, wo es die besten
Spiele gibt, die sie über eine Suchmaschine finden können.
Aufschlussreich waren für die Medienpädagogin auch die
Ansichten darüber, wer den Kindern eigentlich den Umgang
mit dem Internet beibringen soll: Die Eltern sehen die Schule
in der Pflicht, die Schüler hingegen ihre Eltern. Damit die zumindest mitreden können, bietet Kraus am Ende des Projekts
einen Elternabend an und zeigt, was die Kinder gelernt haben.
Wie der Umgang mit dem Netz zu Hause geregelt ist, müsse
letztlich jeder selbst entscheiden. Alles außer Totalverbot und
komplettem Gewährenlassen sei denkbar, so Kraus, die sich
das Projekt „Jugendwerk 2.Null“ auch als Angebot an anderen
Schulen wünscht.
Viel zu früh
Der Schock war groß, als die Nachricht von seinem viel zu frühen Tod bekannt wurde: Mit
nur 46 Jahren ist Doni Zagel am 29. Februar in seiner Neuhauser Wohnung gestorben.
Zeitlebens hat sich der Spross einer Münchner Arbeiterfamilie in Jugendarbeit und Politik
engagiert. Nach dem Geschichtsstudium in München und einigen Jahren in Stuttgart, wo
er schon im Vorstand des Landesjugendrings war, kam er 1999 als Geschäftsführer zum
Landesjugendwerk der AWO in München, ein Amt, das er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr
2010 engagiert ausfüllte. Ehenamtlich war er auch nach 2010 für das Bezirksjugendwerk
Oberbayern und das Kreisjugendwerk München tätig. „Er stellte die Bedürfnisse der Kinder
und Jugendlichen stets an die erste Stelle und hat im Verband Strukturen geschaffen, die es
ihnen erlauben, gleichberechtigt zu partizipieren“, sagt Thomas Schwarz, Zagels Nachfolger
als Landesgeschäftsführer. Zagel sei nie bequem gewesen, sondern immer engagiert für
die gute Sache. So saß er auch seit 18 Jahren für die SPD im Bezirksausschuss Neuhausen-
Anton „Doni“ Zagel
Nymphenburg. Der streitbare Sozialdemokrat galt als Münchner Original, so manche Runde belebte er mit seinem
Humor und seinen Geschichten. Er war leidenschaftlicher 60er-Fan und durch und durch ein Genussmensch.
AWO in Bayern 2-2012
9
Buch zum Kongress
Wie können auch in Zukunft Freiwillige für
die Soziale Arbeit gewonnen werden? Wie
ist die Zusammenarbeit mit Freiwilligen zu
organisieren? Um Fragen wie diese geht es
auch in dem Buch „Freiwilligenarbeit“, das
im Juli in zweiter, völlig neu bearbeiteter
Auflage erscheint. Darin auch ein Beitrag
Ob im Seniorenheim oder im Kindergarten – Freiwillige sind gern
gesehen. Im Juli befasst sich eigens ein Kongress in Nürnberg mit dem
Thema Ehrenamt. (Fotos: Fotolia)
Ehrenamtskongress zur Arbeit mit Freiwilligen
„Das Potenzial ist riesig“
„Bürgerschaftliches Engagement ist ein wichtiges Zukunftsthema“, sagt Doris Rosenkranz. Die Soziologieprofessorin an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
hat hier einen Schwerpunkt ihrer Forschung. Was alles
getan werden kann, um den Einsatz von Freiwilligen
professioneller zu organisieren, damit beschäftigt sich
am 6. und 7. Juli der Ehrenamtskongress in Nürnberg,
den das Bayerische Sozialministerium gemeinsam mit der
Hochschul-Kooperation Ehrenamt, deren Sprecherin Doris
Rosenkranz ist, erstmals veranstaltet.
10
Attraktiv werden für Freiwillige
Erfreulicherweise steigt auch in Deutschland die Zahl derer, die das gesellschaftliche Leben mitgestalten wollen.
Zugleich wandelt sich jedoch die Motivation: Gutes tun
soll einem selbst auch etwas bringen. Und hier müsse
man anknüpfen, sagt Doris Rosenkranz. Eine großangelegte Studie in Unterfranken ergab, dass ein Viertel der
Verantwortlichen keinerlei Werbung um Ehrenamtliche
betreiben – frei nach dem Motto: „Wenn jemand käme,
würden wir uns natürlich freuen.“ Dabei gäbe es erheblich
mehr einsatzbereite Freiwillige: „Das Potenzial ist riesig“,
so Rosenkranz. Viele dieser Menschen wüssten aber einfach
noch nicht, wohin sie sich wenden müssen.
des AWO-Landesvorsitzenden Thomas Beyer
sowie ein Text von Kaspar Apfelböck über
Rechtsfragen.
Doris Rosenkranz, Angelika Weber (Hgg.):
Freiwilligenarbeit. Einführung in das Management von Ehrenamtlichen in der Sozialen Arbeit. Weinheim: Beltz/Juventa 2012
will, muss erstmal investieren. Das A und O sei die
Betreuung und Koordinierung
der Freiwilligen, ein zuverlässiger Ansprechpartner. Es
müsse klar definiert sein, in
welchen Bereichen man mit
Freiwilligen arbeiten will.
Weil sich insbesondere Verantwortliche aus der Praxis
mit diesen neuen Themen
Doris Rosenkranz
beschäftigen, haben vor vier
Jahren drei bayerische Hochschulen die „HochschulKooperation Ehrenamt“ gegründet. Sie bieten eine Weiterbildung zum „Freiwilligenmanager“ an – eine Rosenkranz
zufolge bundesweit auf Hochschulebene einmalige Sache.
„Wir sind seit dem ersten Tag immer wieder ausgebucht“,
sagt Rosenkranz. Teilnehmer von der AWO seien bislang
aber selten, bedauert sie.
Um den Einsatz attraktiv zu machen, müsse man je nach
Altersgruppe unterschiedliche Vorteile herausstellen.
„Junge Menschen fragen zum Beispiel, was bringt mir
das für die Zukunft, für meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt?“, sagt Rosenkranz. Kompetenzen wie Team- oder
Kommunikationsfähigkeit auch schriftlich zu bescheinigen, sei ein weiterer wichtiger Baustein. Der Bayerische
Ehrenamtsnachweis sei in diesem Sinn ein Schritt in die
richtige Richtung.
Es sei ein besonderes Anliegen der Bayerischen Staatsregierung, durch entsprechende Rahmenbedingungen
ehrenamtliches Engagement optimal zu ermöglichen, heißt
es aus dem Sozialministerium. Der Ehrenamtskongress, der
künftig alljährlich stattfinden soll, stelle eine Plattform
dar für die Vernetzung der Akteure aus den verschiedensten Engagementbereichen. Mit praxisorientierten
wissenschaftlichen Fachvorträgen, Exkursionen und einer
Podiumsdiskussion, an der u.a. auch die Schauspielerin
Uschi Glas teilnimmt, geht der Ehrenamtskongress den
wichtigsten Fragen rund ums Ehrenamt auf den Grund.
Auch die AWO wird stark vertreten sein: Eine Exkursion hat
die Nürnberger AWOthek zum Ziel, AWO Landeschef Thomas
Beyer diskutiert mit auf dem Podium.
Wer es ernst meint mit dem Ehrenamt, müsse sich darüber im Klaren sein: „Ehrenamtliche sind kein Ersatz für
Hauptamtliche, keine Sparmaßnahme“, sagt Rosenkranz.
Im Gegenteil: Wer ein Freiwilligenmangement aufbauen
Die Teilnahmegebühren für den zweitägigen Kongress
betragen inklusive Verpflegung 75 Euro, Ehrenamtliche
zahlen 25 Euro. Information und Anmeldung zum Kongress
unter www.ehrenamtskongress.de.
AWO in Bayern 2-2012
Freuen sich über neue Seminarräume: (von li.) Andreas Niedermeier, Geschäftsführer AWO Oberbayern,
Mona Frommelt, Direktorin HWA, Jürgen Salzhuber, Vorstand AWO München, Ulrich Konrad, Schulleiter.
Eigene Ausbildung von Erzieher/-innen
Die Fachakademie für Sozialpädagogik
in München
Ein Thema treibt zurzeit alle um in Bayern - den Freistaat,
jeweils 500.000 Euro, also insgesamt 1,5 Millionen Euro
die Städte und Gemeinden, die Träger von Kindertages-
Eigenmittel zur Verfügung gestellt.
stätten und nicht zuletzt die betroffenen Eltern: der eklatante Mangel an Erzieherinnen und Erziehern. Der wird
sich noch einmal verschärfen, sollte 2013, wie geplant,
bundesweit ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter dreijährige Kinder in Kraft treten. Bislang
haben nur die Eltern von Drei- bis Sechsjährigen gesetzlich
Anspruch auf einen Kindergartenplatz für ihr Kind. Selbst
wenn es die Kommunen schaffen sollten, bis 2013/14
ausreichend Krippen zu bauen, fehlt möglicherweise
das Personal, um die Kitas zu betreiben. Mancherorts ist
die Personalknappheit inzwischen so gravierend, dass
sogar bestehende Gruppen geschlossen werden müssen.
Beim AWO-Kreisverband München etwa gibt es zurzeit
rund 40 offene Stellen für Erzieher/-innen, weshalb der
Verband dort zurzeit keine weiteren Trägerschaften mehr
übernimmt.
Anfang 2012 konnte die Fachakademie nach einigen
Jahren „Asyl“ in der Altenpflegeschule der HWA in neue
eigene Räume umziehen. HWA-Direktorin Mona Frommelt
und Schulleiter Konrad Ulrich betonten bei der Einweihungsfeier mit Gästen aus der Politik die intensive Kooperation der Bildungseinrichtung mit der Praxis, sprich
den AWO-Kitas in der Region. Die staatliche Anerkennung
der Ausbildung sei nach der üblichen Probezeit ebenfalls
in Sichtweite. Andreas Niedermeier, Geschäftsführer des
AWO-Bezirksverbands Oberbayern, erinnerte an die Pflicht
des Staates, die Fachkräfteausbildung zu finanzieren.
Allgemein forderte er, die Attraktivität der Sozialwirtschaft
zu steigern, „damit sich junge Leute im Wettbewerb für
Sozialberufe entscheiden.“ Das möchte auch der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich
Pfaffmann. In seinem Grußwort regte er neben einer
Um dem Engpass zu begegnen, haben die AWO München
besseren Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen auch
und die AWO Oberbayern zusammen mit der Hans-
an, über kürzere Ausbildungszeiten nachzudenken. Jürgen
Weinberger-Akademie (HWA), einem Bildungsinstitut der
Salzhuber, ehemals Geschäftsführer und jetzt Vorsitzen-
bayerischen Arbeiterwohlfahrt, bereits 2009 eine eigene
der des AWO-Kreisverbands München Stadt, freute sich
Fachakademie für Sozialpädagogik in München-Aubing
aber zunächst einmal darauf, dass mit der in Aussicht
gegründet. Dort werden zurzeit 150 junge Frauen und
stehenden staatlichen Geneh-
Männer zu staatlich geprüften Erzieher/-innen ausgebil-
migung die Vorlaufzeit ein Ende
det. Trotz der verhältnismäßig langen Vorlaufzeit – die
haben wird und eine dauerhafte
Vollzeitausbildung dauert zwei und die Teilzeitausbildung
Finanzierung der Fachakademie
vier Jahre – hoffen die Träger, so die Lücke auf dem Fach-
sichergestellt werde.
kräftemarkt wenigstens teilweise schließen zu können.
Überdies werden bei der Ausbildung in der Fachakademie
pädagogische Schwerpunkte berücksichtigt, die der AWO
- über den staatlichen Lehrplan hinaus - wichtig sind,
z. B. die Integrationsförderung. Dafür sind die drei Gesellschafter erheblich in Vorleistung gegangen und haben
AWO in Bayern 2-2012
Mehr Infos über die Fachakademie für Sozialpädagogik
und die Erzieher/-innenausbildung in Voll- oder Teilzeit
finden Interes­senten unter
www.hwa-online.de
11
Haus des Vertrauens im Zentrum der Stadt
Einmal im Jahr: Woche der Frau
Humanitäre Hilfe beim Wiederaufbau
AWO engagiert sich für Bosnien-Herzegowina
Inge-Gabert-Preis 2012 für das Haus
des Vertrauens in Srebrenica
12
Im Zuge des Bosnienkrieges wurden 1995 in der Gegend
sagt, verlorengegangenes Vertrauen wieder aufzubauen
von Srebrenica über 8.300 bosniakische Männer und
und den freiwilligen Rückkehrern – in erster Linie Wit-
Buben zwischen 12 und 77 Jahren von serbischen Ein-
wen mit ihren Kindern - die Reintegration in die Heimat
greiftruppen systematisch und brutal ermordet. Mitten
zu erleichtern. Dabei entfaltete die Einrichtung in der
in Europa und unter den Augen der UN-Truppen. Rund
Vergangenheit ein so beeindruckendes und außerge-
10.700 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, gelten
wöhnlich erfolgreiches Engagement, dass der Vorstand
seitdem als vermisst. Der größte Teil der Stadt war zer-
des AWO-Bezirksverbands Oberbayern nach einem
stört: demographisch, ökonomisch und sozial. Und noch
Informationsbesuch des Vorsitzenden Herbert Hofauer
lange nach dem Krieg hat das als Massaker von Srebrenica
in Srebrenica beschloss, dem Haus des Vertrauens den
in die Geschichte eingegangene Kriegsverbrechen seine
Inge-Gabert-Preis 2012 zu verleihen. Das erste Mal, dass
Spuren hinterlassen. In den Straßen und Häusern der
ein ausländisches Projekt diesen wichtigen und mit 5.000
Umgebung, vor allem aber in den Köpfen und Herzen der
Euro dotierten Preis der oberbayerischen AWO erhielt.
Hinterbliebenen. Auch derjenigen, die damals flüchten
konnten und die später wieder an den Ort des Schreckens
- ihre Heimatstadt – zurückkehrten.
Tatsächlich ist die Bilanz der Aktivitäten beachtlich, die
von konkreter wirtschaftlicher Hilfe für die örtliche Bevölkerung bis hin zur Veranstaltung von Kursen und gemein-
Nur langsam erwachte die Stadt nach dem Krieg wie-
samen Festen reichen. So organsierte die Einrichtung zum
der zum Leben. Doch wenngleich der Alltag allmählich
Beispiel Fortbildungen für junge Menschen verschiedener
wieder einkehrte, blieb das Misstrauen zwischen den
Nationalitäten beim deutschen EUFOR-Kontingent und
einst befreundeten und später so verfeindeten Bevöl-
unterstützte selbständige Handwerker bei der (Wieder-)
kerungsgruppen spürbar und noch immer sind viele
eröffnung ihrer Betriebe. Es wurden PC- sowie Deutsch-
Menschen traumatisiert von den schrecklichen Erlebnis-
kurse für Erwachsene und Jugendliche durchgeführt und
sen der Kriegsjahre. In dieser Situation wollte die AWO
darüber hinaus Englischunterricht für Schülerinnen und
Bremerhaven, die sich stark in der internationalen Arbeit
Schüler aller Grundschulen der Umgebung angeboten.
und in der Flüchtlingshilfe engagiert, möglichst gezielt
Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Ergebnis war das „Haus des
Vertrauens“, eine Art Bürgerhaus, das am 24. Juni 2005
mitten in Srebrenica – im Gebäude der ehemaligen Arbeiteruniversität – eröffnete. Bis heute werden dessen
Aktivitäten größtenteils von der AWO Bremerhaven, aber
auch von anderen AWO-Gliederungen und Organisationen finanziert.
Oberstes Ziel des Hauses war und ist, wie der Name schon
Zahlreiche Familien auf dem Land erhielten Hilfe bei der
Instandsetzung ihrer zerstörten Häuser. Mit Unterstützung
durch Internisten und Psychologen des Belgrader Zentrums für Folteropfer fanden kostenlose ärztliche Untersuchungen im Haus des Vertrauens statt und Menschen
ohne Krankenversicherung wurden mit notwendigen
Medikamenten versorgt. In Kooperation mit der örtlichen
Ambulanz in Srebrenica wurde ein Projekt zur Zahn- und
Mundhöhlenprophylaxe für Kinder unter 15 Jahren und
AWO in Bayern 2-2012
Tage von Srebrenica: Kinderfest
Unterstützung für eine Autowerkstatt
Melika Malesevic nimmt den
Inge-Gabert-Preis 2012 entgegen
Schwangere gestartet. Niederländische Reiki-Therapeuten boten
im Haus des Vertrauens Therapien zur Behandlung von posttraumatischen Störungen an. All das erhielten die Betroffenen
umsonst. Im Gegenzug sorgte die Einrichtung für die Arbeitsmaterialien, Unterkunft und Verpflegung der holländischen Gäste.
Neben solchen konkreten Hilfsmaßnahmen organisierten die
Mitarbeiter des Hauses eine Vielzahl gut besuchter und erfolgreicher Arbeitsgruppen und Gesprächsrunden über aktu-
Versöhnung sowie am interreligiösen Dialog der verschiedenen
Von links: Amela Omic, Katharina Wurm,
Regina Besch, Wolfgang Schindele, Robert
Jekel, Erwin Schnürch, Edis und Haris Rasavac
und Adi Renoth
Glaubensgemeinschaften besteht bis heute großes Interesse. Die
Besuch aus Bosnien bei der
ersten Schülerzeitungen nach dem Krieg wurden ebenfalls im
AG Auslandshilfe der AWO-Oberbayern
elle Themen wie z. B. häusliche Gewalt, Suchtprävention u. ä.
Auch an Veranstaltungen zur Vergangenheitsbewältigung und
Haus des Vertrauens geschrieben und gedruckt. Bis heute finden
jährlich eine Veranstaltungswoche speziell für Frauen, regelmäßige Kinoabende, Ausstellungen, Kurse und Seminare statt.
Ein reges Austausch- und Besuchsprogramm für ausländische
Gäste ergänzen das vielfältige Angebot im Haus des Vertrauens.
Seit vielen Jahren gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen der AG Auslandshilfe der
oberbayerischen AWO und verschiedenen Hilfsorganisationen und Projekten in Bosnien-Herzegowina. Normalerweise erfolgt der Austausch
Wenngleich die Themen und Arbeitsschwerpunkte im Laufe der
von Deutschland Richtung Bosnien, z. B. in Form
Jahre wechseln und die Kriegserfahrungen zugunsten neuer
von Hilfsgütertransporten. Doch im Sommer
guter Erfahrungen in den Hintergrund treten, bleibt das Haus
letzten Jahres kamen einige Vertreter/-innen
des Vertrauens eine wichtige Kontakt- und Anlaufstelle für die
aus Bosnien für mehrere Tage nach Oberbay-
Bürgerinnen und Bürger Srebrenicas. Und entsprechend ist man
ern, um Projekte und Einrichtungen der AWO
dort auch weiterhin auf die großzügige finanzielle Unterstützung
zu besichtigen. Amela Omic vom Projekt NADA
aus dem Ausland angewiesen. Das kam auch bei der Verleihung
(Förderung und Integration von behinderten
des Inge-Gabert-Preises im oberbayerischen Teisendorf zum
Kindern) sowie Haris und Eddi Rasavac vom
Ausdruck. So stolz die Leiterin des Hauses, Melika Malesevic,
Altenheim Sanski Most in Bosnien wurden zu-
über die lobenden Worte des Bezirksvorsitzenden Herbert
nächst vom Koordinator der AG Auslandshilfe,
Hofauer war, besonders freute sie sich über das mit dem Preis
Adi Renoth, in Bischofswiesen empfangen.
verbundene Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, weil es wieder
Danach besuchten sie die Sozialtherapeutischen
neue Aktivitäten ermöglicht und zur Existenzsicherung beiträgt.
Einrichtungen, die Gärtnerei Horizont und
Der ebenfalls zur Verleihungsveranstaltung nach Teisendorf
das Seniorenzentrum der AWO in Traunreut.
angereiste stellvertretende Bürgermeister von Srebrenica, Sen-
Am Abend wurden die Gäste in Altötting von
ad Subasic, zeigte sich gerührt über die Auszeichnung und die
Bürgermeister und AWO-Bezirksvorsitzenden
Würdigung der Arbeit des Hauses des Vertrauens: „Srebrenica
Herbert Hofauer zu einem Gedankenaustausch
ist unsere große Hoffnung“, sagte er auf Deutsch, „bitte lassen
beim Abendessen erwartet.
Sie uns niemals allein.“
AWO in Bayern 2-2012
13
Serie
Engagierter Vorstand: (von links)
Ingrid Lenz-Aktas, Max Wagmann,
Cornelia Pfaffinger, Werner Landmann und
Anni Steigenberger mit Geschäftsführer
Michael Wüstendörfer
Über 100 Teilnehmer/innen
auf der Zukunftskonferenz
Spatenstich für eine 6-gruppige
Kinderkrippe in Neubiberg
Die AWO im Landkreis München
14
„Für die Zukunft gerüstet sein“ – das ist der größte Wunsch
und das erklärte Ziel von Max Wagmann für „seine“ AWO:
den Kreisverband München-Land. Und der Verband ist
auf dem besten Weg, dieses Ziel zu erreichen, wenngleich
dieser Weg bislang nicht ganz einfach war. Denn als Wagmann am 18. Oktober 2003 in einer außerordentlichen
Kreiskonferenz zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde,
hatte der AWO-Kreisverband München-Land nur wenige
Einrichtungen und wirtschaftliche Probleme. Auf Seiten
der Mitgliedschaft bestand eine große Unzufriedenheit,
die den damaligen Vorstand zwang, zurückzutreten und
den Weg für Neuwahlen frei zu machen. „Allerdings nur
widerwillig“, erinnert sich Wagmann noch lebhaft an die
spannende Versammlung. Erst in letzter Minute habe der
alte Vorstand dem Druck der Delegierten auf der eigens
einberufenen Kreiskonferenz nach- und seine Ämter
aufgegeben, so dass er mit einem neuen Team das Ruder
übernehmen konnte. Ein „für alle Beteiligten schmerzhafter Übergang“, sagt er, der dennoch überfällig war.
Als Wagmann und die neuen Vorstandskollegen 2003
an den Start gingen, mussten sie beinahe „bei Null
anfangen“. Da war es nicht nur von Vorteil, dass der
Bauingenieur zugleich Vorsitzender des Ortsvereins
Höhenkirchen-Siegertsbrunn war und dort bereits einen
Waldkindergarten und eine Mittagsbetreuung eröffnet
hatte. Er konnte sogar einschlägige Erfahrungen als
Kreisvorsitzender vorweisen, da er vor seinem Umzug von
Trostberg in den Landkreis München über zehn Jahre den
AWO-Kreisverband Traunstein geleitet hatte.
Trotzdem folgte eine lange und schwierige Durststrecke.
Eine mühevolle Anlaufphase, in der sich der engagierte
Vorsitzende nicht zu fein war, bei den Gemeindeverwaltungen Klinken zu putzen. „Ich war bei jedem Bürgermeister der 29 Kommunen im Landkreis und beim
Landrat persönlich, um die AWO als sozialen Kooperationspartner vorzustellen und uns für Kita- oder andere
Trägerschaften zu bewerben“, erinnert sich Wagmann.
Aufgrund der Heterogenität des Landkreises München
und der großen Konkurrenz ein mühsames Unterfangen
mit vielen Rückschlägen. Ab 2005 ging es aber endlich
aufwärts. Startschuss war die Trägerschaft eines Kinderhorts in Riemerling. Dann ging es Schlag auf Schlag und es
kamen jedes Jahr neue Einrichtungen und Dienste dazu.
Heute betreibt der Kreisverband München-Land über
50 Einrichtungen und kann mehr als 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Arbeitsplatz bieten. Dazu
kommen weitere Angebote der zwölf AWO-Ortsvereine
im Landkreis München, von der Nachbarschaftshilfe
Ottobrunn, Hohenbrunn, Neubiberg bis zum Seniorenclub
in Ismaning.
Obwohl Wagmann ein engagiertes und routiniertes Vorstandsteam zur Seite steht, das überdies politisch gut
vernetzt ist – mit Anni Steigenberger aus Planegg, Ingrid
Lenz-Aktas aus Aschheim und Werner Landmann aus
Garching gehören gleich drei AWO-Vorstandsmitglieder
dem Kreistag an – kann ein Dienstleistungsunternehmen
dieser Größenordnung auf Dauer nicht ausschließlich ehrenamtlich geführt werden. Deshalb hat der Kreisvorstand
2009 Michael Wüstendörfer als professionelle hauptamtliche Unterstützung an Bord geholt. Die Hälfte seiner
Arbeitszeit ist der Dipl. Sozialpädagoge zwar noch als
Fachberater für die Einrichtungen tätig, doch sobald der
Kreisverband genug erwirtschaftet, soll Wüstendörfer sich
ganz auf die Geschäftsführung konzentrieren können.
Bis der ab 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen
Betreuungsplatz für unter Dreijährige umgesetzt werden
kann, wird auch im Landkreis München der Ausbau
von Kindertagesstätten im Vordergrund stehen. So wird
beispielsweise derzeit in Eigenregie eine 6-gruppige
Kinderkrippe in Neubiberg gebaut. Doch allein aufgrund
der demographischen Entwicklung hält Wagmann diesen Unternehmenszweig für endlich. Deshalb baut der
AWO in Bayern 2-2012
Kreisverband gezielt auch andere Dienstleistungsbereiche auf und
betreibt z. B. mehrere Mittagsbetreuungen und Einrichtungen der
Jugend- oder Schulsozialarbeit. Ferner bietet er Babysitter-Kurse
an und vermittelt Mutter-Kind-Kuren. Besonders stolz ist Wagmann
auf die „Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit“ (FOL),
die 2007 eröffnet wurde und zu hundert Prozent vom Landkreis
finanziert wird. Gerade im Ballungsraum München mit seinem
knappen Wohnungsangebot und den hohen Mieten ist dieses Beratungs- und Unterstützungsangebot von größter Bedeutung. So hält
die Fachstelle in sieben Gemeinden Sprechstunden für Menschen
ab, die von einer Zwangsräumung bedroht oder sogar schon obdachlos geworden sind. Immerhin tausend Fälle pro Jahr werden
von den sechs Mitarbeiter/innen bearbeitet. Geplant ist nun, dass
drei eigene Wohnungen als Not- und Übergangsunterkunft für bis
zu zwölf Menschen vermietet werden.
Eine weitere Besonderheit des Kreisverbands München Land ist das
Secondhand-Kaufhaus „KlAWOtte“ in der Gemeinde Hohenbrunn,
dessen Trägerschaft der Kreisverband Anfang 2011 vom Ortsverein
übernommen hat. „Wir sind bayernweit die einzige AWO-Gliederung, die so etwas hat“, freut sich Wagmann. Ausschließlich auf
ehrenamtlicher Basis organisiert (über 60 Personen arbeiten hier
im Bürgerschaftlichen Engagement), ist das Kleiderkammer-Projekt
so erfolgreich, dass Wagmann es ebenso wie die Wohnungsnothilfe gerne in andere Landkreise „exportieren“ möchte. Umgekehrt
„importiert“ der Kreisverband zurzeit Know-how aus dem AWOKreisverband Ebersberg im Bereich der Offenen Behindertenarbeit.
Die Zusammenarbeit der verschiedenen AWO-Gliederungen ganz
allgemein ist dem Kreisverband zudem ein großes Anliegen.
Über den Tellerrand hinausschauen, Fachwissen und Erfahrungen
austauschen, neue Aufgabenfelder entdecken und gemeinsam
Zukunftsvisionen und -pläne entwickeln - das liegt dem temperamentvollen und ehrgeizigen Vorsitzenden ebenso wie den anderen
Mitgliedern des Kreisvorstands am Herzen. Deshalb waren nicht nur
die Mitarbeiter und Mitglieder des Kreisverbands München-Land
und seiner zwölf Ortsvereine, sondern auch zahlreiche Gäste aus
anderen Kreisverbänden zur ersten großen „Zukunftskonferenz“
geladen, die der Kreisverband am 19. November 2011 im Haus für
Weiterbildung in Neubiberg veranstaltete. Professionell moderiert
und begleitet erarbeiteten die mehr als hundert Teilnehmer in
fach- und gliederungsübergreifenden Workshops die Strategie und
Arbeitsschwerpunkte der nächsten Jahre: von der Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Mitgliederwerbung. „Sowohl was die Motivation
der Teilnehmer als auch die Arbeitsergebnisse betrifft, war die
Zukunftskonferenz ein Riesenerfolg“, freuen sich Wagmann und
Wüstendörfer. Jetzt geht es daran, diese Ergebnisse umzusetzen,
damit die AWO fit für die Zukunft wird.
Und wie sieht Wagmann seine eigene Zukunft? Rund 30 ehrenamtliche AWO-Stunden pro Woche neben seinem Ingenieurbüro sind
schließlich kein Pappenstiel für einen 63-Jährigen – selbst wenn es
sich um ein Energiebündel wie ihn handelt. Auf der Kreiskonferenz
im Mai hat er sich noch einmal für vier Jahre zur Wahl gestellt.
„Aber danach“, beteuert Wagmann, „ist Schluss und bis dahin
flutscht der Laden!“
AWO in Bayern 2-2012
Steckbrief:
Kreisverband
München-Land
Mitglieder: 860
Kreisvorsitzender:
seit 2003
Max Wagmann
12 Ortsvereine (Vorsitzende)
Ortsverein Garching (Werner Landmann)
Ortsverein Höhenkirchen-Siegertsbrunn
(Max Wagmann)
Ortsverein Ismaning (Markus Schwab)
Ortsverband Kirchheim-AschheimFeldkirchen (Gerhard Steffen)
Ortsverein Neubiberg (Hans Kopp)
Ortsverein Oberschleißheim
(Marianne Riedelbauch)
Ortsverband Ottobrunn-Hohenbrunn
(Helene Nestler)
Ortsverein Planegg (Anni Steigenberger)
Ortsverein Taufkirchen (Marion Hussmanns)
Ortsverein Unterföhring
(Christine Weingärtner)
Ortsverein Unterhaching (Gunther Decker)
Ortsverein Unterschleißheim-Lohhof
(Peter Schmid)
15
Geschäftsstelle:
AWO KV München-Land e.V.
Michael Wüstendörfer
Balanstraße 55
81541 München
Tel 089 / 67 20 87 0
Fax 089 / 67 20 87 29
[email protected]
www.awo-kvmucl.de
Einrichtungen (ohne BV Obb):
1 Kurberatung, über 30 Kindertagesstätten,
mehrere Einrichtungen der Jugend- und
Schulsozialarbeit, 1 Secondhand-Kaufhaus
(Klawotte), 1 Erziehungsberatungsstätte,
1 Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit, 1 Wohnungsnotfallhilfe, mehrere
Ganztagsklassen, Schulbegleitungen, Babysitterkursprojekte, Ferienspiele u.a.
© Bayerische Schlösserverwaltung
Serie
Isarblick bei Baierbrunn
© Schloss Schleißheim
Fahren Sie doch mal in den Landkreis München ...
16
Das Schönste an München, sagt man, sei der Weg nach
zwei Städte, die den Landkreis
Aying. In der kleinen Gemeinde im Südosten von München
München bilden, liegt wie ein
gibt es nicht nur eine moderne, ökologisch ausgerichtete
Kragen um die Landeshauptstadt.
Brauerei sondern auch ein kleines Heimatmuseum, den
Nicht nur die Landkreisbürger, son-
Sixthof, zu besichtigen. Liebevoll wurden hier Dinge zu-
dern viele Städter besuchen gerne
sammengetragen, die früher zum alltäglichen Leben auf
die Sehenswürdigkeiten und Nah-
dem Land gehörten. Nach einem Museumsbesuch oder
erholungsgebiete in unserem Land-
einer kleinen Wanderung schmecken eine Brotzeit und ein
kreis. Viele Ausflugsziele können
kühles Bier im nahen Bräustüberl besonders gut. Eine klei-
mit öffentlichen Verkehrsmitteln,
ne Wallfahrtskirche lädt nahe der S-Bahn zur Besinnung.
meist mit der S-Bahn, erreicht werden. Leider kann ich
Der Baumstamm, in den
hier nur einige Beispiele nennen.
einst ein Hirte eine Ma-
Im Norden von München liegt die Schlössergemeinde Oberschleißheim. Neben dem Alten Schloss, einer
Gründung Herzog Wilhelms V. aus dem 16. Jahrhundert,
sind dort auch Schloss Lustheim und das Neue Schloss
mit seiner barocken Gartenanlage zu besichtigen. Aber
auch Technikinteressierte kommen bei einem Besuch
des Luftfahrtmuseums, einer Zweigstelle des Deutschen
Museums München, auf ihre Kosten. Unterföhring verfügt
gleich über zwei gern besuchte Badeseen und mit dem
Speichersee, der auf dem Gebiet der Gemeinden Aschheim und Ismaning liegt, haben wir eines der großen
Vogelschutzgebiete Europas. Zu allen Jahreszeiten lohnt
es sich, zahlreiche Vogelarten zu beobachten.
rienfigur stellte, worauf
sich dann die Wallfahrt
entwickelte, ist noch zu
sehen. Sehenswert ist
aber auch das Augustinerkloster Maria Eich in
Planegg, wo es ebenfalls eine Wallfahrtskirche
gibt. Den Besuch dort
kann man gut mit einem
Wald-Spaziergang verbinden. Auf der anderen
Seite der Bahnlinie gibt
es in Gasthöfen und Cafés
Pullach mit der Jugendbegegnungsstätte Schwaneck,
Gelegenheit zur Stär-
Grünwald mit der Burg und dem Burgmuseum, Schäftlarn
kung. Sie sehen, äußerst
mit der Benediktinerabtei und Baierbrunn mit dem Klet-
vielfältig ist das Angebot
tergarten gehören zu den Isartalgemeinden. Durch gut
an Kunst und Kultur im
markierte Rad- und Fußwege sind die Orte im reizvollen
Landkreis München. Sich
Isartal miteinander verbunden. Zu erwähnen ist auch
auch einmal im Landkreis
noch die Bavaria-Filmstadt in Grünwald. Dort sind u.a.
München umzusehen ist
Original-Kulissen verschiedener Filme zu besichtigen.
also lohnend!
© Bayerische Schlösserverwaltung
Anni Steigenberger
AWO Planegg
Das Gebiet der 27 Gemeinden und
v.o. Burg Grünwald, © Saal Schloss Schleißheim
AWO in Bayern 2-2012
Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet
Kurz gemeldet
Nachrichten aus dem Verband
Bundesverdienstkreuz
für Josef Pölt
München/Benediktbeuern. Der
langjährige AWO-Vorsitzende von
Benediktbeuern und ehemalige
Kreisvorsitzende von Bad Tölz-
Wolfratshausen, Josef Pölt, wurde
mit dem Bundesverdienstkreuz
am Bande des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Bei der Verleihungszeremonie in München lobte Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer
Pölt für seine großartigen Verdienste
und seine Vorbildfunktion für die
Gesellschaft. Nachdem 1954 der
Vater von Josef Pölt verunglückt und
seine Mutter mit zehn Kindern von
der Arbeiterwohlfahrt unterstützt
worden war, trat er 1963 der AWO
bei, übernahm 1970 den Ortsvorsitz und engagiert sich seitdem auf
vielfältige Weise für den Verband.
Aber nicht nur in der Arbeiterwohlfahrt, auch im Gemeinderat und im
Seniorenbeirat setzte sich der fünffache Familienvater unermüdlich für
benachteiligte und in Not geratene
Menschen, für die Jugend, für Familien und alte Menschen in seiner
Heimatgemeinde und im Landkreis
ein. Wir gratulieren herzlich zu dieser
verdienten Auszeichnung!
Sozialpolitischer
Aschermittwoch 2012
Teisendorf. Professor Dr. Josef Weidenholzer, Europaabgeordneter und
Präsident der Volkshilfe Österreich,
war Hauptredner beim traditionel-
len Sozialpolitischen Aschermittwoch des AWO-Bezirksverbands
Oberbayern. Die Veranstaltung fand
dieses Jahr in Teisendorf im Berchtesgadener Land statt und wurde zugleich mit der Verleihung des
Inge-Gabert-Preises 2012 an das
bosnische „Haus des Vertrauens“
(s. S. 12) und der Ehrung verdienstvoller Mitglieder der AG Auslandshilfe verknüpft (s. u.). Dazu passte
der beeindruckende Vortrag von Josef Weidenholzer über die Zukunft
Europas. Er bedauerte, dass die Gier
zur universellen Triebfeder in Europa und allgegenwärtig geworden
sei. Zumindest treibe sie die spekulativ agierenden Finanzmärkte
an. Ein vorrangig an ökonomischen
Vorteilen ausgerichtetes Europa sei
in Verbindung mit zunehmender
sozialer Ungleichheit und wachsender Verunsicherung in der europäischen Bevölkerung ein Nährboden
für allerlei nationalen Populismus.
Er plädierte dagegen für ein gemeinsames soziales Europa. Den
Vortrag im Wortlaut finden Sie unter
www.awo-obb.de/Aktuelles.
Ehrenmedaille für Adi
Renoth, Karin Benzing
und Max von Heckel
Teisendor f/München. Herbert
Hofauer, AWO Bezirksvorsitzender,
zeichnete beim Sozialpolitischen
Aschermittwoch in Teisendorf zwei
besonders verdiente AWO-Mitglieder
mit der Ehrenmedaille des Bezirksverbands aus: Zum einen Adi Renoth
vom Ortsverein BischofswiesenBerchtesgaden, der seit 1983 aktives AWO-Mitglied ist und seit
1997 ehrenamtlich Hilfstransporte
u. a. nach Sanski Most in BosnienHerzegowina, nach Nitchidorf in
Rumänien sowie nach Serbien–Vojvodina organisiert. Zum anderen
Karin Benzing, die seit 1990 dem
AWO-Ortsverein Reischach im Landkreis Altötting angehört und seit acht
Jahren im oberbayerischen Fachausschuss Mitgliederorganisation mitarbeitet. Benzing engagiert sich nicht
nur für das Mehrgenerationenhaus
Altötting, sondern gehört ebenfalls
der von Adi Renoth initiierten Arbeitsgruppe Auslandshilfe der AWO
Oberbayern an. Sie beteiligt sich an
Hilfsgütertransporten nach Rumänien und in die Partnerstadt des
Ortsvereins Magyarboly in Ungarn.
17
Mit Max von Heckel (Bild unten rechts)
bekam Anfang März in München ein
weiterer prominenter und verdienter
AWO-Vertreter die Ehrenmedaille
vom Vorsitzenden Herbert Hofauer
verliehen: Max von Heckel ist seit
über 40 Jahren Mitglied der AWO,
leitete seit 1983 als stellvertretender Vorsitzender und seit 1989 als
Vorstandsvorsitzender bis März 2012
die Geschicke des AWO-Kreisverbands
München Stadt. Seit Juli 2000 gehört
er ferner dem Vorstand des Bezirksverbands Oberbayern an. Unter seiner Mitwirkung stieg
die AWO u.a.
zum größten
Kita-Träger der
Landeshauptstadt auf und
konnte wichtige sozialpolitische Impulse
setzen.
Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet +++ Kurz gemeldet
AWO in Bayern 2-2012
„Alle 30 Jahre wieder …
AWO München feierte einen unvergesslichen
Jahresempfang!
Wer an diesem Abend anwesend war, musste zugeben,
wenn sie feiert die AWO München, dann richtig!
In einem sehr schönen Ambiente, im großen Festsaal
am Nockherberg, hatte die Arbeiterwohlfahrt München
zum Empfang geladen um ihre Führungsspitze würdig
zu verabschieden und auch um Persönlichkeiten aus
Wirtschaft, Politik, befreundeten Verbänden und Zuschussgebern zum Jahresempfang zu bitten. Mit sechs
18
hochkarätigen Rednern – Wilhelm Schmidt (Präsident
des AWO Bundesverbandes), Dr. Thomas Bayer (Vorsitzender des AWO Landesverbandes Bayern), Dr. Charlotte
Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde
München und Oberbayern), Josef Mederer (Bezirkstags-
AWO in München
präsident) und Christian Ude (Oberbürgermeister der
LH München) – wurde der Abend eröffnet. Musikalisch
v.l. Max von Heckel, Christian Ude,
Christoph Frey, Jürgen Salzhuber
begleitet wurden die Redner sehr launig von der Unterbiberger Hofmusik. Nach einer kulinarischen Stärkung
ging es gleich schwungvoll weiter mit einer sogenannten
„Elefantenrunde“ unter der Leitung von Franz Maget
(Vizepräsident des Bayerischen Landtages), in der auf
dreißig erfolgreiche Jahre zurück geblickt wurde, aber
auch ein Ausblick in die Zukunft, mit der Vorstellung des
neuen Geschäftsführers Christoph Frey, stattfand. Die
Express Brass Band und anschließend die Bayern 3 Band
füllten die Tanzfläche bis spät in die Nacht.
Für die vielen geladenen Mitarbeiter der AWO München
war es ein Dankeschön für die erfolgreichen dreißig
zurückliegenden Jahre!
30 Jahre
Ein schöner Abend, an den sich sicher viele gerne zurück
erinnern!
Christoph Frey, Jürgen Salzhuber, Max von Heckel mit
Musikern der Express Brass Band
Fotos: F. Holzkämper, W. Glaser
AWO in Bayern 2-2012
Jürgen Salzhuber –
neuer Vorsitzender
der AWO München
Im März fand die reguläre Kreiskonferenz der Arbeiterwohlfahrt München-Stadt e.V. statt. 83 Delegierte aus
23 Ortsvereinen der Arbeiterwohlfahrt waren aufgerufen einen neuen Vorstand für den AWO Kreisverband
München-Stadt e.V. zu wählen, ein Führungsgremium,
neuer Vorstand AWO München
das die Geschicke des Kreisverbandes in den nächsten
4 Jahren erfolgreich gestalten soll. In Grußworten von Alex-
der anschließenden Neuwahl sprach die überwältigende
ander Reissl (Fraktionsvorsitzender SPD Stadtrat), Brigitte
Anzahl von 92 % der Delegierten Jürgen Salzhuber das
Meier (Leitung Sozialreferat), Simone Burger (Vorsitzende
Vertrauen aus und wählte ihn zum neuen Vorsitzen-
DGB München) und Diana Stachowitz (Stadträtin) wurde die
den. Zum stellvertretenden Vorsitz wurden die Stadträ-
Arbeit von Jürgen Salzhuber und des alten Vorstandes und
tin Verena Dietl (89 %) sowie Kurt Damaschke (75 %)
seines bisherigen Vorsitzenden Max von Heckel besonders
gewählt. Damit verjüngt sich die Führungsspitze des AWO
gewürdigt. Der Vorsitzende des AWO Bezirksverbandes
KV deutlich und stellt eine wichtige Weichenstellung für
Herbert Hofauer überreichte Max von Heckel als Anerken-
die inhaltliche und organisatorische Neuausrichtung des
nung für seine jahrzehntelange Tätigkeit die Ehrenme-
Verbandes dar mit den sechs neu gewählten Beisitzern und
daille des Bezirks für bürgerschaftliches Engagement. Bei
vier Mitgliedern für die Revisionskommission.
Starke Ortsvereine –
starker Verband!
dazu gibt es im Moosacher Ortsverein (OV) zwei feierlustige
Beginnend mit dieser Ausgabe starten wir eine redaktionelle Rundreise durch die Ortsvereine der AWO München
mit Berichten über Änderungen, Aktivitäten und den
Menschen vorort.
Seniorenclubs („Alte Freundschaft“ und „Gemütlichkeit“),
die sich Freitagnachmittag im zweiwöchigen Turnus im
ASZ Moosach zusammenfinden zu InformationsveranGeselligkeit wegen. Die „Alte Freundschaft“ wird von den
Eheleuten Ingrid und Hans Kramer geführt. Die „Gemütlichkeit“ wird seit Anfang des Jahres von Traudl Poschag
Im März trafen sich die Moosacher Ortsvereinsmitglieder
den Räumen des Alten- und Service Zentrums Moosach
zur jährlichen Hauptversammlung, um einen neuen Vor-
der AWO stattfinden, ist die Arbeiterwohlfahrt in Moosach
stand zu wählen. Elke George, die den Vorstand eines der
eine nicht mehr wegzudenkende Institution geworden.
hörte aus Altersgründen auf. Unvergessen war 2010 das
50-jährige Jubiläum, das über eine Woche gefeiert wurde,
mit Begrüßung und flammender Rede von Christian Ude
(OB LH München) und diversen Künstlern. Durch all die
zahlreichen, gut besuchten Veranstaltungen, die meist in
größten Ortsvereines der AWO München über 20 Jahre inne
hatte, trat am Samstag zurück. Erfreulicherweise wird die
ehemalige Vorsitzende ihre Verbundenheit mit dem Arbeiterwohlfahrt Kreisverband München-Stadt e.V. als im
März gewählte Revisorin weiterführen. Als neuer Vorstand
wurde Gerd Wimmer (Bezirksrat SPD) einstimmig gewählt.
Neu besetzt wurde auch das Amt des Kassiers mit Burkhardt Cornelsen, da Helmut Wilhelm (bisheriger Kassier)
einen sehr aktiven Ortsverein, in dem etliche jährlich
stattfindende Festivitäten und Jubiläen mit den Mitgliedern
und der Vorstandschaft durchgeführt werden. Zusätzlich
AWO in Bayern 2-2012
Alter und neuer Vorstand OV Moosach-Hartmannshofen
verstärkt durch Alexander Reissl (VS SPD-Stadtratsfraktion), Ute Braun (stellv. Landesvorsitzende AWO Bayern),
Jürgen Salzhuber (Vorsitzender AWO München)
AWO in München
AWO Ortsverein
MoosachHartmannshofen
geführt. Elfriede Schlichting, die 20 Jahre Clubleiterin war,
ebenfalls zurücktrat. Elke George übergab Gerd Wimmer
19
staltungen, zum Feiern, zum Ratschen oder schlicht der
Der Cosy Chair knüpft an das Ein-
Nach einer kleinen Führung durch
richtungs- bzw. Pflegekonzept des
das Sozialzentrum Giesing, warteten
Sozialzentrums an.
mehr als 20 Bewohnerinnen und
Gerade für eingeschränkte oder vollständig immobile Bewohnerinnen
und Bewohner ermöglicht dieser
AWO in München
20
zialen Umfeld, deshalb hat sich das
der Verein bietet mehr als das. Er
Sozialzentrum Laim entschlossen,
versucht auch so zu helfen, z. B.
den Cosy Chair in das Angebot der
indem durch die Umzugs- und Ver-
Hilfsmittel aufzunehmen.
mittlungshilfe von Lichtblick e.V. ein
jährige Giesingerin, durch Vermittlungshilfe ein Zimmer mit Blick auf
einen Baum bekam, den sie sich so
sehr gewünscht hatte.
alzentrums Giesing brachte es an
und bedürftigen älteren Menschen
diesem Nachmittag auf den Punkt:
zu spenden, damit der Verein sich
„Wir bemühen uns sehr, unsere
dieser Menschen annehmen kann,
Seniorinnen und Senioren in jegli-
um wieder etwas Lebensfreude und
cher Hinsicht zu unterstützen und
soziale Teilhabe in ihr Leben zu
ihre Wünsche und Bedürfnisse zu
bringen.
stillen, aber manchmal fehlen ein-
Und genau das ist im Sozialzentrum
fach die Mittel. Wenn wir aber dann
Giesing passiert! Mit der groß-
Unterstützung von einem Verein wie
zügigen Spende von fünf großen
Lichtblick Seniorenhilfe e.V. bekom-
Flachbildfernseher mit DVD Player
men, ist das wunderbar!
und zusätzlich noch einem Blue Ray
die SeniorInnen farbenprächtiger,
eines Rollstuhls und den Liegekom-
bunter und von besonderer Qualität.
fort eines Bettes.
Auf jeder Pflegestation wurde eine
Laim schafft er ein Stück geborgene
und Therese von Lossow, eine 98-
ein „Lichtblick“ für Senioren zu sein
lichkeit eines Sessels, die Mobilität
wohnerinnen des Sozialzentrums
Platz im Sozialzentrum Giesing fand
Martin Eisner, der Leiter des Sozi-
Player wurde das Fenster zur Welt für
rapiestuhl. Für die immobilen Be-
polnischer NS-Überlebender einen
e.V. ruft auf seiner Internetseite auf,
Ein Cosy Chair verbindet die Bequem-
Er ist der ideale Pflege– und The-
Kaffeekränzchen zu halten.
Finanzielle Hilfe ist wichtig, aber
Der Verein Lichtblick Seniorenhilfe
Cosy Chair –
das Sozialzentrum
Laim verbessert
damit Pflege und
Bequemlichkeit für
die BewohnerInnen
zimmer, um mit den Damen ein
Stuhl eine bessere Teilhabe am so-
Lichtblick
Seniorenhilfe e.V.
besucht das Sozialzentrum Giesing
Foto: AWO München
Bewohner im gemeinsamen Wohn-
Geräteeinheit aufgestellt und so
mancher Nachmittag wird jetzt mit
einer „Wunschfilmveranstaltung“
verschönert.
Sicherheit und Lebensqualität. Er
Um sich persönlich zu bedanken, ha-
kann ganz individuell den Pfle-
ben die BewohnerInnen und Brigitte
gebedürfnissen angepasst werden
Simon-Beck, die den Kontakt initiert
und unterstützt bei der Dekubi-
hat und pflegt, Lydia Staltner, Grün-
tusprophylaxe. Durch seine einfache
derin und Vorsitzende, und Monika
Handhabung kann der Liegende
A. Gimpel, Seniorenbeauftragte vom
bequem in jeden Raum und in den
Verein Lichtblick Seniorenhilfe e.V.
Gartenbereich gefahren werden.
zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
v.l. Kirsten Jaquiéry
(Seniorenbeirätin), Martin Eisner
(Leitung SZ Giesing),
Brigitte Simon-Beck (Sozialdienst),
Lydia Staltner, Vorsitzende
Lichtblick Seniorenhilfe e.V.
AWO in Bayern 2-2012
v.l.: Hermann Memmel, Christian Springer
Kein Ramadama – aber ein gelungener Abend!
Thomas-Wimmer-Stiftung feiert 125 Jahre
Thomas Wimmer mit einer Benefizveranstaltung
im Alten Rathaus!
Vor 125 Jahren wurde Thomas Wimmer in Siglfing bei
Erding geboren, also gar kein echter Münchner würde
man heute sagen. Aber trotzdem hat der NachkriegsOberbürgermeister und mutige Nazi-Gegner München
nachhaltig geprägt.
Nicht nur mit seinem persönlichen Einsatz an den Schuttbergen in München mit Schiebermütze und Schaufel
beim Aufräumen bekannt als „Ramadama“, sondern
auch beim Erhalt der historischen Altstadt Münchens,
hat er sich in das Gedächtnis der Münchner Bevölkerung
geprägt.
21
aber das Bild, in dem Wimmer dem damaligen Ministerpräsident Wilhelm Högner zuprostet, ist sehr wohl
nicht vergessen. Wohl auch nicht bei den zahlreichen
chen Worten an Thomas Wimmer erinnern, detaillierter
Wiesnwirten und Schaustellern, die an diesem Abend
über ihn berichten. Er hat ihn als Oberbürgermeister
anwesend waren, unter anderem Wiggerl Hagn, Thomas
beerbt und persönlich gut gekannt. Leider ist ihm eine
Roiderer, der Sprecher der Wiesnwirte, Sepp Krätz und
Erkrankung dazwischen gekommen, aber seine Frau Li-
Roland Kuffler. Sie zeigten ihre Verbundenheit indem sie
selotte Vogel verlas sein eindruckvolles Redemanuskript.
der Thomas-Wimmer-Stiftung, die Münchnerinnen und
Zu den Erinnerungen an Thomas-Wimmer gehört auch
Münchner in schwierigen Lagen unterstützt, durch ihre
das Anzapfen auf dem Oktoberfest. Wie viele Schläge
Münchner Wiesn-Stiftung „Die Sozialstiftung der Wiesn-
beim ersten Mal nötig waren, ist nicht aufgezeichnet,
wirte und Münchner Brauereien“ 100.000 Euro spendeten.
Das Fazit der Gäste war eindeutig, dass sie sich über einen
sehr gelungenen Abend im wundervollen Ambiente des
Alten Rathauses erfreuen konnten.
Auch das künstlerische Programm mit einem sehr eloquenten Kabarettisten Christian „Fonsi“ Springer – wo kommt
denn das Wort „Ramadama“ eigentlich her? – und der
überschäumenden, lebendigen Musik der Unterbiberger
Hofmusik konnte uneingeschränkt punkten.
Der Vorstandsvorsitzende Max von Heckel und der Stiftungsratvorsitzende Hermann Memmel bedankten sich
v.l.: Max von Heckel, Wiggerl Hagn, Hermann
Memmel, Dieter Reiter, Toni Roiderer
AWO in Bayern 2-2012
herzlich für die großzügige Spende der Wiesnwirte und
bei allen anderen Einzelspendern!
AWO in München
Hans-Jochen Vogel wollte an diesem Abend in persönli-
Biergartenführer – Wo Mass und Brotzeit noch erschwinglich sind
Vom Biergarten heißt es, er sei der „Garten Eden weiß-blau“. Aber wo sind Geschmack, Genuss und bayerisches Lebensgefühl noch bezahlbar? Die schönsten, günstigsten Biergärten
im Freistaat stellen die Redakteure des bayerischen Fernsehens im Wirtschaftsmagazin Geld
& Leben vor. Nun gibt es die erfolgreiche TV-Biergartenreihe als handlichen Biergartenführer.
Mit Infos zu Anfahrt, Öffnungszeiten und Extratipps für Kinder hat der Leser einen einmaligen
bayernweiten Masspreis-Index zur Hand, der detailliert Preise und Leistungen vergleicht.
Jetzt kann der nächste Biergartensommer kommen.
Biergartenführer – Wo Mass und Brotzeit noch erschwinglich sind
erschienen 2011 im J. Berg Verlag
ISBN 978-3-86246-028-1, € [D] 9,95
Kreuzworträtsel
Dieses Buch können Sie gewinnen. Senden Sie das Lösungswort an den AWO-Landesverband
Bayern e.V., Petra Dreher, Edelsbergstraße 10, 80686 München, Einsendeschluss ist der
24.08.2012.
Mitarbeiter des AWO-Landesverbandes sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
22
Lösungswort
Impressum
Herausgeber:
Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V.
Edelsbergstraße 10, 80686 München
Telefon 089 546754–0, Fax 089 54779449
[email protected]
Landesvorsitzender: Dr. Thomas Beyer, MdL
Redaktion AWO in Bayern:
Andrea Ziegler (V.i.S.d.P.), Dr. Anke Sauter
Redaktionsanschrift siehe oben
Redaktion AWO in Oberbayern:
Andreas Niedermeier (V.i.S.d.P.)
Michaela Lichtblau
AWO Bezirksverband Oberbayern e.V.
Edelsbergstr. 10, 80686 München
Tel. 089 74316050, Fax 089 74316051
[email protected]
www.awo-obb.de
Redaktion AWO in München:
Jürgen Salzhuber (V.i.S.d.P.),
Karin Sporrer
Redaktionsanschrift:
AWO München gemeinnützige Betriebs-GmbH
Gravelottestraße 8, 81667 München
Layout und Grafik:
Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH
Martin-Moser-Str. 23, 84503 Altötting
Tel. 08671 5065-33, Fax 08671 5065-35
www.gmg.de, [email protected]
Druck:
Gebr. Geiselberger GmbH
Martin-Moser-Str. 23, 84503 Altötting
Tel. 08671 5065-0, Fax 08671 5065-68
www.geiselberger.de, [email protected]
Anzeigenleitung:
GMG, Osterwaldstr. 69, 80805 München,
Tel. 089 360474-0, Fax 089 361923-50
[email protected]
Erscheinungsweise: 4 x jährlich
Bezugspreis:
Der Bezugspreis ist für Mitglieder im
Mitgliedsbeitrag enthalten.
ISSN 2191-1495
Hinweis: Die Beiträge stellen die Meinung des
Verfassers dar, nicht unbedingt die des Herausgebers.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte
und Fotos wird keine Gewähr übernommen.
Ein Nachdruck kann nur mit Genehmigung
der jeweiligen Redaktion erfolgen.
Fotos AWO, wenn nicht anders vermerkt.
AWO in Bayern 2-2012
Arbeiterwohlfahrt
Landesverband Bayern e. V.
Edelsbergstraße 10
80686 München
Telefon 089 546754-0
Fax 089 54779449
[email protected]
www.bayern.awo.de
ISSN 2191-1495
BEWÄHRT • SICHER • ZUVERLÄSSIG
Namens- und Adressänderungen bitte melden beim AWO Bezirksverband Oberbayern e.V., Telefon 089 54714-116
AUCH IN IHRER NÄHE
Kostenfrei anrufen: 0800 5888 654
Markentreppenlifte zum günstigen Preis
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
ab 0,– Euro bei Pflegestufe 1
passt praktisch überall
für gewendelte und gerade Treppen
24-Std.-Service
bis 5 Jahre Garantie
neu oder gebraucht
auch Miete oder Finanzierung
kurze Lieferzeit
fachgerechter Einbau
freundliche Beratung
kostenloses & unverbindliches Angebot
0800 5888 654
www.bavaria-treppenlift.de
Bavaria Treppenlift
Karl-Gayer-Str. 7
80997 München

Documentos relacionados