FRM Magazin Frühjahr 2011

Transcrição

FRM Magazin Frühjahr 2011
Das Magazin über die Metropolregion
FrankfurtRheinMain
Netzwerke Der digitale Knotenpunkt FRM
Entdeckungen Die Welt der Kelten
Das English Theatre
Exzellenz Der neue ESA-Direktor Thomas Reiter
FRM-Serie Der Main-Taunus-Kreis
Exkursionen Garten RheinMain
graf Rainer W. Schlegelmilch
Event
Exzellenz Der Formel-1-Foto-
Plus FRM-pocket-Guide Regionalpark, Feste, Events und mehr
6,50 Euro | 1 / 2011
Willkommen
im Digital Hub
www.frankfurt-rhein-main.net
Deutsche Bank
deutsche-bank.de
//
Editorial
Liebe Leserinnen
und Leser
>
FrankfurtRheinMain hat gute Chancen im Wettbewerb der Metro­
polen, eines der großen Drehkreuze in der Globalisierung zu werden.
Und das nicht nur für Mobilität, Logistik und Finanzen, sondern als ein Sammel­
punkt für IT-Technologie, als ein Wissens- und Vermittlungsknoten in den welt­
umspannenden Netzen des digitalen Zeitalters. Aufgrund der hoch leistungs­
fähigen und konkurrenzfähigen IT-Infrastruktur fließen in unserer Region die
meisten Daten zusammen; der Internetknoten De-Cix im Frankfurter Osten ist
die Nummer eins weltweit. Drei der fünf größten deutschen Software-Unternehmen
sind in FrankfurtRheinMain aktiv. Die Region verfügt über das dichteste Netz an
Firmen aus den Bereichen Softwareentwicklung, IT-Beratung, Systemintegration
und IT-Services. All dies sind Positionen, die wir uns erarbeitet haben und auf die
wir stolz sein können. Damit wir auch weiterhin an der Spitze stehen, hat vor
kurzem die Gründungsinitiative des „Digital Hub FrankfurtRheinMain“ die Arbeit
aufgenommen. Die Experten, die diesen Verein tragen, möchten die Vernetzung
der Akteure entlang der digitalen Wertschöpfungskette in FrankfurtRheinMain
optimieren und zukunftsfest machen. Zu den guten Neuigkeiten gehört schließlich
die Eröffnung des House of IT in Darmstadt. Es ist ein wissenschaftsnahes Zen­
trum, das sich als Europas Treffpunkt für die interdisziplinäre Gestaltung innova­
tiver Informations- und Kommunikationstechnologien versteht. Auch von diesem
„Silicon Valley“ wird die Informations- und Kommunikationsbranche in der Region
vielfältige neue Impulse erhalten. FrankfurtRheinMain ist ein immerwährendes
Drehkreuz. In der analogen Welt – und in der digitalen.
Am 17. Juli um 20.45 Uhr wird die ganze Welt aus einem anderen Grund auf
Frankfurt blicken. Dann erfolgt in der Arena im Stadtwald der Anpfiff zum End­
spiel zur FIFA-Frauenfußball-WM 2011. FrankfurtRheinMain ist gerne Gastgeber
für dieses sportliche Großereignis. Steffi Jones hat als Frankfurterin und Chefin
des Organisationskomitees in den vergangenen Jahren alles dafür getan, dass
diese Weltmeisterschaft in Frankfurt einen krönenden und sportlich erfolgreichen
Das Magazin über die Metropolregion
FrankfurtRheinMain
Netzwerke Der digitale Knotenpunkt FRM
eNtdeckuNgeN
Das English Theatre
Die Welt der Kelten
exzelleNz Der neue ESOC-Chef Thomas Reiter
exkursioNeN
exkursioNeN Garten RheinMain
graf Rainer W. Schlegelmilch
Die MTK-Story
eveNt
Abschluss findet. Ich drücke dem deutschen Team die Daumen und wünsche
allen in der Region einen unvergesslichen Fußballsommer.
exzelleNz Der Formel-1-Foto-
Plus FrM-Pocket-guide Regionalpark, Feste, Events und mehr
6,50 Euro | 1 / 2011
Ich freue mich mit Ihnen auf die Lektüre der neuesten Ausgabe von „FRM – Das
Wo Vielfalt zu Hause ist.
Eine Kultur der Vielfalt gehört zum Selbstverständnis
der Deutschen Bank. Mit der Energie, dem Know-how
und der Begabung vielfältiger Teams entwickeln wir
tagtäglich überlegene Lösungen für unsere Kunden.
Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain“.
Willkommen
im Digital Hub
www.frankfurt-rhein-main.net
Der Titel zeigt eine
menschenähnliche Figur,
die im Center for Advanced
Security Research Darmstadt
(Cased) steht. Dort wird
im Bereich IT-Sicherheit geforscht – zum Beispiel daran,
wie gesundheitliche Daten
eines Menschen geschützt
werden können
Herzlichst Ihre
Petra Roth
Oberbürgermeisterin Frankfurt am Main
//
Netzwerke >
der Digital Hub
ENtdeckungen >
Die Welt der Kelten
Wie FRM die digitale Welt verbindet
Wo die Zeit vor 2500 Jahren lebendig wird
26
36
FRM Serie > Der
Main-Taunus-Kreis
Excellenz >
Thomas Reiter
Was „MTK“ so attraktiv macht
Was „unser Astronaut“ in Darmstadt plant
Jens
Weidmann
Douglas
Gordon
Martin Hunter
20
New in FRM
Bundesbankchef
Jens Weidmann tritt an die Spitze der Bundesbank.
Er kommt aus dem Kanzleramt an den Main. Der
Verfechter einer stabilen Währung kennt die Region
aus seiner Zeit als Generalsekretär bei den „Fünf
Wirtschaftsweisen“ in Wiesbaden.
Mickey
Rourke
Video-Künstler
Douglas Gordon leitet die Filmklasse an der Städel­
schule. Der Video-Künstler aus Glasgow hatte seit
Jahren Angebote von anderen internationalen Kunst­
hochschulen. Der neue Rektor, Nikolaus Hirsch,
konnte ihn nun von Frankfurt überzeugen.
Ahmad-Reza
Sadeghi
Fraunhofer
10
Bundesbank
Contents
picture-alliance/dpa
//
Hollywood-Star
Mickey Rourke has apparently bought a second
home in Wiesbaden. According to the news­
paper Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
the “enfant terrible” of American movies is
moving to FrankfurtRhineMain because his
girlfriend’s parents live in the region.
IT-Spezialist
Professor Ahmad-Reza Sadeghi widmet sich an
der TU Darmstadt dem neuen Fach „System­
sicherheit“. Der weltweit angesehene Spitzen­
forscher kommt von der Ruhr-Universität
Bochum. Möglich wurde das Engagement
durch das hessische Förderprogramm Loewe.
Anzeige
03 Editorial > Petra Roth
06Menschen >
Für nachhaltige
Lebensqualität haben
wir den stärksten
Partner: die Natur.
Nadia Qani
Andrea Petkovic
10Netzwerke > Der Digital Hub
20Entdeckungen >
Die Welt der Kelten
26FRM-Serie >
LIMBURG
Glauburg
Der Main-Taunus-Kreis
34 FRM-News
35 FRM-Pocket-Guide
36 Exzellenz > Thomas Reiter
40Events >
Broadway an der Taunusanlage
46Exkursionen > Garten RheinMain
52Exzellenz >
Rainer W. Schlegelmilch
58 Vorschau
Impressum
4 5
FRM 01 I 11
Die Natur gibt uns alles, was wir brauchen. Wenn wir nicht zu viel
BAD HOMBURG
von ihr verlangen. Deshalb ist es Zeit, zu handeln. Die HSE hat
OberUrsel
Kelkheim
Wiesbaden
MAINZ
sich
Eschborn
HOFHEIM
FRANKFURT
OFFENBACH
RÜSSELSHEIM
klassischen
DARMSTADT
für
Versorger
verantwortungsvollen
zum
Vorsorger
für
Wandel
entschieden:
vom
mehr
Lebensqualität.
Mit
einem ganzheitlichen Blick auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.
ASCHAFFENBURG
GROSS-GERAU
frühzeitig
Oder einfach gesagt: HSE. Das Ganze sehen. Mehr unter www.hse.ag
HEAG Südhessische Energie AG (HSE)
//
Menschen in FRM
NaDIA QANI
Eine kraftvolle Frau Jugend in Afghanistan, Flucht nach
Deutschland, Aufstieg zur Unternehmerin in Frankfurt
Es ist wie mit einem Kaleidoskop. Wenn Nadia Qani aus ihrem Leben erzählt, treten wie die bunten
Steine im Innern des Kinderspielzeugs immer neue Facetten in den Vordergrund, um sich zu einem
1
50°7'22.08"N
8 °4 1 ' 1 1 . 6 2 " E
faszinierenden Gesamtbild zusammenzusetzen. Einzelne Farben leuchten besonders hell. Die
Kindheit und Jugend in Afghanistan. Die Flucht vor den Russen 1980 nach Deutschland. Ihr Leben
mit zwei Kindern in Frankfurt. Und schließlich der Aufbau ihres erfolgreichen Unternehmens. Ihre
Erfahrungen machen die Nuancen in dem Farbspektrum aus. In Afghanistan war sie mit dem Enkel
F
des ehemaligen Vizekönigs verheiratet. In Deutschland kam sie mit nur einer Handtasche und einem
dünnen Kleid an. Sie schlug sich mit Putzjobs, als Kassiererin, Dekorateurin und Altenpflegerin
durch – mit dabei hat sie immer ihren Rucksack mit Kleidern, um immer entsprechend angezogen zu
sein. Nadia Qani sitzt im Bornheimer Büro ihres Pflegedienstes und erzählt und erzählt. Über die
Bilder und Urkunden an den Wänden. Über ihr Engagement für afghanische Frauen und ihr Unter­
nehmen. Über ihre 54 Mit­arbeiter aus 23 Nationen, die ältere Menschen pflegen und die Muttersprache
der Patienten sprechen. Und über ihren Stolz, seit ihrer Selbständigkeit 700 Menschen einen Job und
damit ein Auskommen gegeben zu haben. Eine Tellerwäscherkarriere made in Germany. „Hier bin ich
ein glücklicher Mensch geworden.“ Nadia Qani springt auf. Sie muss zum nächsten Termin. Sie wird
aus ihrem Buch lesen, das im Herbst erschienen ist. „Ich bin eine Deutsche aus Afghanistan“. Eine
lange Geschichte . . .
www.ahp-qani.de
ICH HABE MIT
MINI-JOBS ANGEFANGEN UND
INZWISCHEN ÜBER
700 MENSCHEN
ARBEIT GEGEBEN
Vielfach ausgezeichnet:
6 7
FRM 01 I 11
Jonas Ratermann (2)
Nadia Qani auf einem
Empfang mit Ex-UnoGeneralsekretär Kofi Annan
Den Kopf
muss man
trainieren
wie alles
andere auch
Schlagkräftig
und schlagfertig:
Andrea Petkovic nennt
ihre Facebook-Freunde
„Petkorazzis“
Andrea Petkovic
Eine echte Persönlichkeit Zu Hause in Südhessen,
erfolgreich in der Tennis-Welt und im Studium
Eine Tennis-Prinzessin ist sie nicht. „Ich bin ja grundsätzlich nicht so der mädchenhafte Typ“, sagt
Andrea Petkovic. Schon eher der Kumpeltyp. Ehrlich und direkt. Beliebt bei Fans und Profikollegen.
1
4 9 ° 5 1 ' 1 7. 8 2 " N
8°3 4'5. 81"E
Zugleich eine Entertainerin, die das Publikum von Miami bis Melbourne zuletzt mit ihrem „PetkoTanz“ begeistert hat. Ihr Zuhause ist immer noch Griesheim bei Darmstadt. Geboren wurde Andrea
1987 im ehemaligen Jugoslawien. Bereits im Alter von sechs Monaten kommt sie nach Deutschland.
In der Schule überspringt sie eine Klasse, macht ein Einser-Abitur. Vater Zoran will, dass sie Jura
studiert. Andrea hat eigene Pläne, wettet mit dem Vater: Wenn sie es in zwei Jahren nicht in die
internationale Top 50 schafft, gibt sie den Traum vom Profitennis auf. Andrea gewinnt. Heute ist sie
die Nummer 15 der Weltrangliste und gilt als die größte deutsche Tennis-Hoffnung. Souverän hat
sie die deutschen Tennisdamen zu einem 5:0-Sieg über die USA geführt, in großen Turnieren Welt­
Markus Hintzen (3)
klassespielerinnen wie Maria Scharapowa und Caroline Wozniacki besiegt. „Den Kopf muss man
trainieren wie alles andere auch“, sagt sie über ihre mentale Stärke. Parallel zum Profisport treibt
Andrea Petkovic ihr Politikstudium an der Fern-Uni Hagen voran. Auf Tennis ist sie nicht ange­
wiesen. Aber der Sport braucht Typen wie sie.
www.andreapetkovic.de
F
1
//
Netzwerke
REISE IN DAS INNeRE
DER NETZE
Der Digitale Knotenpunkt
FrankfurtRheinMain
2011: Odyssee in den fremden Kosmos der
digitalen Infrastruktur, zu Rechenzentren,
Kontrollräumen und Sicherheitsschleusen
Von Martin Orth und Michael Hudler (Fotos)
So also beginnt die Reise in die Welt der Netze. „Schleuse schließen!“ Mit blecherner
Stimme funkt der Sicherheitsmann die Anweisungen in die Zentrale. Der Zylinder
schließt sich hinter uns. Im Innern des Gebäudes herrscht klaustrophobische Enge.
Klinisch weiß sind die Flure. Eine mächtige Stahltür verschließt einen klimatisierten Raum, in dem die Hochleistungsrechner, aufgereiht wie in einer Lagerhalle für
Kühlschränke im amerikanischen Superformat, hektisch blinken. „De-Cix“ steht
auf den Rechenschränken und Frank Orlowski, der uns in diese IT-Unterwelt führt,
verkündet lapidar: „Das ist der größte Internetknoten der Welt.“ Man starrt andächtig vor sich hin und denkt, wie überflüssig und störend der Mensch doch ist in einer
Welt, in der Computer sich mit Computern unterhalten. Dinge sind sich in diesem
Kosmos genug. Das Rauschen der Klimaanlage und das Gebläse der Rechner trösten
hinweg über die visuelle Ereignislosigkeit des Moments. Dann, fast schon aus galaktischer Ferne, vernehmen wir erneut die Stimme unseres Reisebegleiters: „Ob Sie in
Dubai googeln oder in Iowa Freunde bei Facebook kontaktieren – gehen Sie einfach
mal davon aus, dass die Daten über Frankfurt laufen. Die Datenmengen werden
übrigens in Terabit und Petabit pro Sekunde gemessen. Ein Petabit ist eine Zahl mit
15 Nullen“, gibt er uns noch mit auf den Weg zurück ins reale Leben. Wir notieren:
Eine Zahl mit 15 Nullen – also 1 000 000 000 000 000 Bits.
Digital Hub
In FrankfurtRheinMain mit dem
leistungsfähigen Glasfasernetz
und der hohen Dichte an Rechenzentren fließen weltweit die meisten
Daten zusammen. In Darmstadt
entsteht das House of IT (l.)
10 11
FRM 01 I 11
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12 13
Netzwerke
FRM 01 I 11
Frank Orlowski
Peter Knapp
Der Manager von De-Cix, dem
größten Internet-Knoten der Welt,
rechnet mit einem exponentiell
wachsenden Datenaufkommen in
den nächsten Jahren
Der Geschäftsführer von Interxion,
einem führenden Rechenzentrums-Betreiber, will expandieren.
Ein siebtes Rechenzentrum in
Frankfurt ist in Planung
//
Netzwerke
Helmut Kahl
Jetzt sitzt Frank Orlowski, der bei De-Cix, dem Deutschen Commercial Internet Exchange, zuständig
Der Betriebsleiter des Inter­
nationalen Net Management
Centers der Deutschen Telekom
sieht den Anfang der Erfolgs­
geschichte in einem Fernkabel,
das sich in Frankfurt kreuzte
ist für Business Development und Marketing, im Besprechungszimmer am Osthafen und lässt routiniert die Zahlen sprechen. Über 400 Internetdienstanbieter aus mehr als 40 Ländern betreut das
Unternehmen. 63 neue Internet-Provider haben sich 2010 an den De-Cix angeschlossen. Der Datenverkehr der Bestandskunden wächst exponentiell um 100 bis 200 Prozent – pro Jahr. Hinzu kommen
die Neukunden. „Ich erwarte bis Ende 2015 ein 20-fach höheres Datenaufkommen – vor allem durch
die zunehmende Übertragung von hochauflösenden TV-Inhalten.“ Die Fakten sprudeln aus dem
Mund des Internet-Managers mit professioneller Emphase. „Der De-Cix-Knoten“, sagt er beruhigend, „ist schon jetzt für einen Datendurchsatz von bis zu 40 Terabit pro Sekunde ausgelegt.“
1
DE-CIX
5 0 ° 6 '4 4 . 6 8 " N
8 °4 3 ' 7. 5 6 " E
2
InterXion
5 0°7 '10. 81"N
8 °4 4 '4 . 6 7 " E
3
Telekom (INMC)
50°8'5.56"N
8°39'21.83"E
4
Infraserv
50°5' 9.4 3"N
8 ° 3 3 '4 . 3 1 " E
versorgung, die vor Ausfallzeiten schützt, ein Zustand, der jeden, der schon einmal damit zu tun
5
B + S Card
50°5'1.68"N
8°37'51 .6 4"E
redundanten Batterienetzen und Generatorstationen sorgen für maximale Ausfallsicherheit. Alle
6
House of IT
49°52 '21 . 81"N
8°38'5.67"E
Peter Knapp hat heute nicht viel Zeit. Sein Blackberry mahnt den Geschäftsführer von Interxion zur
Eile. Das Unternehmen betreibt unabhängige Rechenzentren und ist ein führender Anbieter auf dem
deutschen Markt. Er stelle, sagt Knapp, seinen Kunden für ihre Rechner „sozusagen einen großen
Klimaraum bereit“. In diesem Klimaraum geht es womöglich auch um Temperaturen, in erster Linie
aber um optimale Sicherheit, um hohe Verbindungssicherheit und vor allem um eine sichere Stromhatte, spontan erzittern lässt. Voneinander unabhängige Strom-Einspeisungen in Kombination mit
Daten können in weiteren Interxion-Rechenzentren gespiegelt werden. Interxion-Kunde De-Cix
zum Beispiel schaltet aus Sicherheitsgründen jeden Monat auf einen anderen Standort um.
Peter Knapp ist Geschäftsmann, aber auch „Treiber“. „FrankfurtRheinMain ist mit einem Hunderte
Kilometer langen Glasfaser-Kabelnetz, der hohen Dichte an Rechenzentren und dem größten
F 1/2/3/4/5
6
Internetknoten der Dreh- und Angelpunkt der digitalen Welt“, sagt er. Immer mehr Unternehmen
drängen deswegen in die Region. B+S Card in der Bürostadt Niederrad wickelt 60 Prozent des bargeldlosen Verkehrs in Deutschland ab; die Rechner stehen bei Equinix in der Kruppstraße. Atos
Origin, der IT-Partner der Olympischen Spiele, sieht sich nach einem Rechenzentrum in der Region
um. Großkunden wie die Commerzbank, Neckermann oder Thomas Cook wünschen den lokalen
Betrieb. Auch für die Kreativbranche sind die Vorteile entdeckt. Der Erfolg von Crytek, dem Vorzeige-Spiele-Entwickler, wäre ohne die Nähe zu De-Cix undenkbar.
„Stärken stärken". So könnte die Devise des kürzlich gegründeten Vereins „Digital Hub Frankfurt­
RheinMain“ lauten. Klar, dass Peter Knapp mit dabei ist. Zusammen mit De-Cix-Mann Orlowski und
Wirtschaftsförderer Peter Kania bildet er das Trio an der Spitze. Der Branche eine Stimme geben
möchte der Verein. Ancotel gehört dazu, die Goethe-Universität, die Netzdienste Rhein-Main des
Energieerzeugers Mainova, Infraserv, das Institut für Neue Medien und das Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie. Als Trumpfkarten des Standorts im harten internationalen Wettbewerb
kann die Region zudem die hohe rechtliche Sicherheit sowie die für die Branche existentielle Energie­
versorgung in die Waagschale werfen. Stadtrat Markus Frank, in dessen Zuständigkeit die digitale
Wirtschaftswelt fällt, sieht die Chancen für die Region und die Zukunft des „Digital Hub“ rosig.
Einen, der weiß, was die Dinge im Innersten der digitalen Welt zusammenhält, treffen wir in der
Schmickstraße 18. Dr. Michael Klein, Geschäftsführer des Instituts für Neue Medien, lebt seit dem
Urknall des Internets in diesem Universum. „Stark vereinfacht muss man sich diese Welt so vorstellen:
Die Erde umspannt ein gigantisches Kabel- und Satellitennetz, das durch Knoten miteinander
verbunden ist. Die Knoten sind Rechenzentren. Dort stehen die Rechner der großen internationalen
14 15
FRM 01 I 11
//
16 17
Netzwerke
FRM 01 I 11
Volker Lindenstruth
Lubna Kabir
Der Professor für die Architektur
von Hochleistungsrechnern hat
einen Supercomputer gebaut,
der schneller, billiger und energie­
effizienter ist als die meisten
anderen
Die Marketing-Spezialistin von
B+S Card, einem führenden
IT-Dienstleister für bargeldlosen
Zahlungsverkehr, setzt auf
Expansion in Europa – von
Frankfurt aus
//
Netzwerke
Peter Buxmann
Telefongesellschaften, Suchmaschinen oder Sozialen Netzwerke, um sicher und an einem neutralen
Der Professor für Wirtschafts­
informatik (l.) baut in Darmstadt
das House of IT auf. Es ist ange­
siedelt beim Center for Advanced
Security Research (Cased)
Ort Daten auszutauschen, denn das globale Internet besteht aus 45.000 Teilnetzen“, erzählt er.
Am Fuße des Frankfurter Fernmeldeturms liegt die nächste Station unserer Reise. Die Deutsche Tele-
kom steuert hier ihren internationalen Sprach-, Internet- und Datenverkehr im Internationalen Net
Management Center (INMC). Ein gigantischer 70-Quadratmeter-Bildschirm im Kontrollraum zeigt
die Betriebszustände des weltweiten Netzes an. Deutet sich ein Fehler an, sucht das System automatisch Ersatzwege in anderen Netzen und schaltet in Millisekunden auf andere Leitungen um. AllerDigital Hub
FrankfurtRheinMain
dings ist nicht immer der schnellste Weg der beste. Dann wird manuell eingegriffen. 25 Mitarbeiter
Der Verein „Digital Hub FrankfurtRheinMain“, ein Zusammenschluss von Partnern aus
Wirtschaft, Wissenschaft
und der Stadt Frankfurt, will
die einzigartigen Standortqualitäten in der digitalen
Infrastruktur sichtbar machen
und weiterentwickeln.
in Ginnheim die Warnlampen an. Die Daten ließen sich nicht mehr ins japanische Netz übermitteln.
www.digitalhub-frm.de
managen das Netz rund um die Uhr, ruhig und routiniert. Als jüngst in Japan die Erde bebte, gingen
„Dort gab es sehr viel Nachrichtenverkehr sowie Störungen im Netz, so dass es zeitweise zu überlastet
war, um zusätzlichen Auslandsverkehr aufzunehmen“, sagt Helmut Kahl, Service Manager des INMC.
Prof. Dr. Wolfgang König, Chef des House of Finance auf dem Campus Westend in Frankfurt, leitet
zusammen mit Prof. Dr. Clemens Jochum die Forschungsgemeinschaft „Frankfurt Cloud“. 15 Spitzenforscher verschiedener Disziplinen suchen mit Unterstützung der Deutschen Bank nach Zukunftslösungen in Sachen „Cloud Computing“. König sitzt in seinem Büro im 4. Stock des House of
Finance. Er lehnt sich zurück und bringt das ambitionierte Projekt, das sich im Kern darum dreht,
Frankfurt Cloud
Die Forschungsgemeinschaft
„Frankfurt Cloud“, angesiedelt
an der Goethe-Universität,
versucht mit Unterstützung
der Deutschen Bank, eine
Cloud Mana­gement Techno­
logie zur bes­seren Nutzung
von Rechen­kapazitäten zu
entwickeln.
www.frankfurt-cloud.com
Rechenkapazitäten besser zu nutzen, auf den Nenner: „Rechner miteinander vernetzen, unter­
ausgelastet Rechner identifizieren, Jobs zum Rechnen dorthin schicken und Ergebnisse sich
zurückschicken lassen. So müsste es gehen.“ Einen Coup hat das Team schon gelandet.
Prof. Dr. Volker Lindenstruth schließt die Alte Messwarte auf dem Infraserv-Gelände in Frankfurt-
Höchst auf. Im 1. Stock wird der ehemalige Leitstand der Hoechst AG mit seinen Zeigern und Zählern der Nachwelt erhalten. Im umgebauten Erdgeschoss brummt die Zukunft – hier arbeitet der
Loewe CSC. „Ein Teil der Rechnerknoten des Loewe CSC läuft unter dem Management der Frankfurt Cloud“, schwärmt Lindenstruth, der über dynamische Rechenzentrumskonzepte derart mitreißend zu erzählen weiß, dass Laien der Atem stockt. Der von ihm entwickelte Spitzenrechner
gehört zu den 25 schnellsten der Welt und ist mit fünf Millionen Euro zwei Drittel günstiger als
House of IT
Das House of IT in Darmstadt,
ein Projekt der Wirtschaft,
Wissenschaft und der Hessi­
schen Landesregierung, will –
nach dem Muster des House
of Finance und des House
of Logistics and Mobility – die
Stärken der Branche in der
Region bündeln.
www.house-of-it.eu
vergleichbare Rechner. Zudem darf sich der Loewe CSC als der beste Großcomputer Europas in
Sachen Energieeffizienz rühmen. Das gelang Volker Lindenstruth mit einigen ebenso einfachen
wie genialen Tricks. Als Prozessoren verwendete er vor allem handelsübliche PC-Grafikkarten, die,
wie er sagt, „bis zu einer 50-fachen Rechenleistung der zentralen Recheneinheit eines PC erreichen“. Dazu hat er ein neuartiges, intelligentes Kühlsystem ausgetüftelt, das nur einen Bruchteil
der üblicherweise notwendigen Energie frisst. Ein enormer Vorteil im Sinne der „Frankfurt Cloud“,
denn Energie ist der größte Kostenpunkt beim Betrieb eines Großrechners.
Der Digital Hub befördert auch die Vision von Karl-Heinz Streibich, in FrankfurtRheinMain ein
neuartiges Silicon Valley aufzubauen. Im März hat der Chef der Software AG die Gründung des
House of IT in Darmstadt verkündet, wo auch die Geschäftsstelle des Exzellenzclusters „Software­
innovationen für das digitale Unternehmen“ der Bundesregierung und das Center for Advanced
Security Research (Cased) angesiedelt sind. Prof. Dr. Peter Buxmann ist Wirtschaftsinformatiker
an der TU Darmstadt und Projektleiter der Gründungsinitiative. Ahnungsvoll blickt er aus den
großen Fenstern über den neuen IT-Campus der TU Darmstadt: „Das Future Internet wird unser
Thema sein.“ Aber das ist eine andere Reise. 18 19
FRM 01 I 11
\\
//
Entdeckungen
Weite Blicke
Die Keltenwelt am Glauberg
zeigt spektakuläre archäologische
Funde und erlaubt Einblicke in
die Zeit vor 2500 Jahren. Vom neuen
Museum aus hat man zudem
einen wunderbaren Blick in die weite
Landschaft der Wetterau
Die Welt
der Kelten
Zeitreise in der Wetterau
Wer war der grimmige Keltenfürst?
Woher stammte sein Reichtum? Wie lebten
die Menschen vor 2500 Jahren? Die Keltenwelt
am Glauberg gibt nicht auf alle Fragen eine
Antwort. Aber das neueste Museum in FrankfurtRheinMain nimmt uns mit auf eine spannende
Reise in die frühe Geschichte der Region
von Janet Schayan und Markus Hintzen (fotos)
Mittelalter
Völkerwande­
rungszeit
Römische
Kaiserzeit
KULTUREn
Franken
(Merowinger)
1
GLAUBERG
50°18'52. 25"N
8°59'55.56"E
2
SAALBURG
50°16'20.6 8"N
8°3 3'59. 8 5"E
Alamannen
Römer, Chatten
0
+ 500
+ 1 000
PERIODEN
Frühe Germanen
Kelten
2 1
F
-500
Eisenzeit
-1 000
Hallstattkultur
-2 000
Bronzezeit
>
Der Weg in die Vergangenheit führt nach oben. In sanften Windungen, vorbei an Wie-
sen, Feldern, blühendem Raps. Zwei Bussarde ziehen ihre Kreise im blauen Himmel.
Ein Bilderbuchtag in der Wetterau. 270 Meter hoch ist der Glauberg. Das ist nicht spektakulär. Und
doch bietet dieser markante Höhenrücken etwas Einmaliges: Am Fuße eines Schotterwegs, der
schmal und steil auf das Hochplateau führt, machten Archäologen Mitte der 1990er Jahre einen
Fund, der die Blicke der Welt in die Region lenkte: Sie gruben eine fast vollständig erhaltene
1,86 Meter große Sandsteinstatue aus der Zeit um 450 vor Christus aus. Das Bildnis eines grimmig
blickenden „Keltenfürsten“. Seine weit nach unten gezogenen Mundwinkel lassen ahnen, warum
die Römer den „Furor“, die Kampfwut der Kelten, fürchteten. 2500 Jahre lang hatte die Statue in
Jungsteinzeit
der Erde geruht. Ein Jahrhundertfund. Niemand hatte geahnt, dass so weit im Norden Deutschlands einst ein keltischer Fürstensitz existierte. Die Spuren der Kelten lassen sich von etwa 800 vor
Christus bis zu Beginn unserer Zeitrechnung nachweisen. Ihr Zentrum lag in Oberösterreich und
der Schweiz. Von hier breiteten sie sich über das heutige Frankreich („Gallier“) bis nach Großbritannien und auf die Iberische Halbinsel, aber auch nach Osteuropa und Kleinasien aus. Sprache und
Wissenschaftler hatten schon lange vermutet, dass der Glauberg eine archäologische Fundgrube
Mittelsteinzeit
-10 000
-5 500
Kultur verband sie, aber ein geeintes Volk waren „die“ Kelten genauso wenig wie „die“ Germanen.
sein könnte: Dieses fast ebene, 800 Meter lange und bis zu 200 Meter breite Hochplateau war eine
Art natürliche Festung und von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter immer wieder bewohnt. Bei
Grabungen wurden auch zahlreiche Reste von Keramikgefäßen gefunden (bis heute mehr als
drei Tonnen). Aber keine Sensationen. Den Anstoß, nicht das Plateau, sondern das Gelände südllich
davon eingehender zu untersuchen, gab ein Rundflug des Heimatforschers Werner Erk: Aus der
Luft machte er 1988 große kreisförmige Verfärbungen in einem Feld aus. Die letzten sichtbaren
Altsteinzeit
Spuren eines Grabhügels mit 48 Metern Durchmesser. Drei kostbar ausgestattete Gräber keltischer
Krieger legte das Team um den damaligen hessischen Landesarchäologen Fritz-Rudolf Herrmann
hier und in einem benachbarten, etwas kleineren Grab frei. Die Grabbeigaben sind außergewöhnlich
-600 000
prachtvoll und belegen, dass die antiken Bewohner der Wetterau, auch wenn sie wie alle Kelten
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege,
Hessen
keine Schriftkultur kannten, durchaus Sinn für die schönen Dinge hatten: Eine bronzene Schnabel­
kanne ist mit zierlichen Figuren besetzt und noch mit Resten von Honigmet gefüllt. Es gibt fein
gearbeitete Bronzefibeln, Ringe, Armreifen, einen goldenen Halsring mit Menschenköpfen, Reste
von Schuhknöpfchen und Textilien, die rege Kontakte in den Süden Europas verraten. Die Wissenschaftler entdeckten auch Spuren einer 350 Meter langen Prozessionsstraße und ein ganzes Furchenwerk geheimnisvoller, rund drei Meter tiefer Gräben, die das Gelände durchziehen. Etwas abseits
Moderne Schatzkammer
Der markante Museumsbau
schiebt sich wie ein Fernrohr in
die Vergangenheit aus dem
Glauberg. In dem Archäologischen
Park wurden der Grabhügel,
geheimnisvolle Gräben und Pfahlkonstruktionen rekonstruiert
stießen sie auf die Statue des „Keltenfürsten“ – sowie auf Bruchstücke von gleich drei weiteren,
sehr ähnlichen Figuren. Das Ungewöhnlichste: Halsring, Armreif, Schild und Dolch der erhaltenen
Statue gleichen bis aufs Detail der Ausstattung eines etwa 50 Jahre alten Toten in einem der Gräber.
Es wurden sogar Reste der rätselhaften wulstigen Gebilde, die den Kopf der Statue rahmen, gefunden:
eine mützenartige „Blattkrone“. Stellt die Skulptur den Toten dar? Wer war der grimmige Fürst der
Wetterau? War der Glauberg ein Herrschersitz oder ein Heiligtum? Wie sah der Alltag der Kelten
//
Entdeckungen
am Glauberg wohl aus? Woher kamen sie? Wieso sind sie nach 200 Jahren verschwunden? Annäherungen an Antworten gibt die im Mai eröffnete „Keltenwelt am Glauberg“, ein Dreiklang aus Museum, 30 Hektar großem Archäologischen Park und einem Forschungszentrum.
Der Museumsbau hat eine rostbraune Cortenstahlfassade – „als Referenz an die Metallkunst der
Kelten“, wie Architekt Gerhard Wittfeld aus Aachen sagt. Das Gebäude schiebt sich förmlich aus
dem Glauberg heraus – fast wie ein Fernrohr in die Vergangenheit. Seinen Fokus, ein riesiges
Panoramafenster, richtet es nach Süden: auf den heute rekonstruierten Grabhügel. Ein architektonisches Vexierspiel zwischen drinnen und draußen. Im Inneren führen alle Wege zur Statue des
„Keltenfürsten“. Sie steht nicht wie die anderen Schätze hinter Glas, sondern lässt sich frei von allen
Seiten betrachten. Der ganze Raum ist in Dunkel getaucht, die Ausstellungsstücke werden mit Sinn
für Dramaturgie präsentiert: Die Besucher werden mitgenommen auf eine archäologische Expedition.
Die Wände sind Erdschichten nachempfunden. Anschaulich wird gezeigt, in welcher Kleinarbeit
die Archäologen in der Restaurierungswerkstatt der Hessischen Landesarchäologie in Wiesbaden
die von der Last der Erde auf wenige Zentimeter zusammengedrückten Grabkammern freilegten.
Durch Gucklöcher in den Wänden blickt man auf Hologramme rekonstruierter Fundstücke, es gibt
Audionischen und Filmanimationen, wie die keltische Siedlung auf dem Glauberg, in der wohl 400
Menschen eher als Bauern denn als Krieger lebten, ausgesehen haben könnte. Ein Museum als sehr
gegenwärtiger Erlebnispfad in eine unvorstellbar ferne Zeit. Nicht ausgespart und kritisch beleuchtet wird dabei auch die Grabungsgeschichte am Glauberg zur Zeit des Nationalsozialismus.
Bei der Zeitreise ins 5. Jahrhundert vor Christus hilft, dass die kostbaren Funde vom Glauberg direkt
an ihrem Ursprungsort zu sehen sind. Und nicht im Landesmuseum in Darmstadt oder in Frankfurt oder Bad Nauheim. All diese Ideen waren in der – zum Teil heftig geführten – Diskussion und
es war keine Selbstverständlichkeit, dass es einmal ein eigenes Landesmuseum in der Wetterau
dezentrales
archäologisches
landesmuseum
01 K
eltenwelten am
Glauberg
Das Museum, der Archä­o­
logische Park und das
Forschungszentrum am
Glauberg bieten eine Viel­
zahl an interaktiven Füh­
rungen und Workshops
für alle Altersgruppen an.
Öffnungszeiten:
täglich, 10 bis 18 Uhr
www.keltenweltglauberg.de
02 R
ömerkastell Saalburg
Das weltweit einzige wieder
aufgebaute Römerkastell
und das archäologische
Museum liegen nahe am
Weltkulturerbe Limes, der
antiken Grenze zwischen
Römern und Germanen.
Öffnungszeiten:
März – Oktober:
täglich, 9 bis 18 Uhr,
November – Februar:
täglich außer montags,
9 bis 16 Uhr
www.saalburgmuseum.de
geben würde. Zu verdanken ist dies dem Konzept „HessenArchäologie 21“ des Landesarchäologen
Egon Schallmayer. Er setzt auf ein „Dezentrales Landesmuseum“: Einzelne historische Epochen
sollen an verschiedenen Orten vorgestellt werden. Die Keltenwelt ist jetzt neben dem Römerkastell
Saalburg im Taunus der zweite wichtige und weit über die Region hinausragende Baustein dafür.
Per Luftlinie trennen die beiden archäologischen Höhepunkte in FrankfurtRheinMain nur 40 Kilometer. Wissenschaftlicher Anspruch und populäre Vermittlung – diese Formel gilt für Saalburg
und Glauberg gleichermaßen. In der Keltenwelt wird das angeschlossene Forschungszentrum unter
der Leitung von Ines Balzer dafür sorgen, dass frische Erkenntnisse auf schnellstem Weg in die
Ausstellung einfließen. Mit eingebunden in Forschungsprojekte werden wie bisher schon die Universitäten Mainz und Frankfurt sowie viele Ehrenamtliche aus der Region. Zusätzlich knüpft Ines
Balzer ein Netzwerk mit internationalen Experten. Schon bald soll am Glauberg auch wieder gegraben
werden: So viele Fragen sind noch offen – gern würde die Forschungsleiterin herausfinden, warum
sich um die eher unauffällige keltische Höhensiedlung eine so monumentale Kultstätte entwickelte.
Oder auf welcher Grundlage der Reichtum in den Gräbern beruhte – auf Eisen, auf Salz? Welche Funktion hatten die sonderbaren Gräben? Am Glauberg schlummern sicher noch einige Überraschungen in
der Erde. Der Weg in die Vergangenheit führt immer auch nach unten.
24 25
FR M 0 1 I 1 1
\\
Geheimnisvolle Spuren
Das Museum macht die Zeit der
Kelten am Glauberg mit vielen
interaktiven Modulen lebendig.
Zu sehen sind auch die originalen
Fundstücke wie Schwerter,
Schmuck und die faszinierende
Sandsteinstatue des „Keltenfürsten“
//
FRM Serie
frm Serie
MainTaunusKreis
Bad Soden
Eppstein
Holger und Ralf HENRICH
OBSThof-Betreiber // KRIFTEL
Schwalbach
Eschborn
Kelkheim
Sulzbach
Liederbach
5 0 °4 '4 3 . 2 8 " N
8 ° 2 7 '4 0 . 1 8 " E
Hofheim
Krif tel
Hattersheim
Flörsheim
Gegensätze
ziehen sich an
Hochheim
EIN LANDKREIS UND SEINE STory
Wenn es um Gegensätze geht, hat der Main-Taunus-Kreis
einiges zu bieten: Hightech und Handwerk, Landschaft
und Kultur, Wirtschaftskraft und Landwirtschaft, lokale Spezialitäten und Global Player. Kleiner Landkreis – ganz groß
von Ulrich Müller-Baun Fotos: JONAS RaTERMANN
>
Rückblick: Das Gebiet, das heute den Main-Taunus-
Tisch seine Form. 227 055 Menschen aus 160 Nationen leben heute
Kreis bildet, blickt auf eine beträchtlich wirre Terri-
zwischen aufgetürmten Glasfassaden und trutzigen Burgmauern,
torialgeschichte zurück. Über Jahrhunderte war es zunächst dem
emporstrebenden Kletterfelsen und in die Sonne geneigten Wein-
Einfluss verschiedener weltlicher und kirchlicher Herren ausge-
bergen, zwischen Erdbeerfeldern und dunklen Wäldern, zwischen
setzt. Die Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz hatten dabei dem Main und vom Wind durchwehten Taunuskämmen.
ebenso ihre Hände im Spiel wie die Herren von Eppstein. Außerdem mischten auch der Landgraf von Hessen und die Isenburger
Mitten im Herz von FrankfurtRheinMain ist der drittwirtschafts-
kräftig mit. Über die Reichsdörfer Soden und Sulzbach dagegen
stärkste Landkreis Deutschlands somit sorgsam abgesteckt. Mit
hatten die Reichsstadt Frankfurt und Kurmainz gemeinsam die
seinen 60 Prozent landwirtschaftlicher Nutzfläche und Wäldern
Schutzherrschaft. Erst Napoleon setzte der Kleinstaaterei im Rhein-
bietet er ein Stück höchst idyllischer Natur. 17 300 angesiedelte
Main-Gebiet ein zeitgemäßes Ende und sorgte dafür, dass das
Unternehmen liefern dazu den wirtschaftlichen Pulsschlag. Und
Gebiet 1806 erstmals in einer einzigen Landesherrschaft, dem
wie selbstverständlich bietet die geografische Nähe zu den gro-
Herzogtum Nassau, zusammengefasst wurde. Mehr als ein Jahr-
ßen deutschen Verkehrsdrehscheiben (Frankfurter Flughafen,
hundert später, am 1. April 1928, erhielt der Kreis durch das Preu-
Frankfurter Kreuz und Frankfurt Hauptbahnhof) Weltnähe und
ßische Landesgesetz mit der eher belanglosen Nummer 13 321 in
Weltoffenheit. Vor allem global agierende Konzerne wissen die
einer Größe von nunmehr 222,4 Quadratkilometern am grünen
hervorragende Zentrallage zu schätzen. Von Coca-Cola, Procter
26 27
FRM 01 I 11
HOFHEIM am taunus
Kreisstadt
38 265 Einwohner
Wenn junge Menschen Leitbilder
brauchen, hat der Nachwuchs in
der Kreisstadt einen unschätzbaren Vorteil. In Hofheim lebt der
Biochemiker Prof. Dr. Hartmut
Michel, der für die Erforschung
der dreidimensionalen Molekülstruktur des Reaktionszentrums
der Photosynthese im Purpurbakterium Rhodopseudomonas
viridis 1988 mit dem Nobelpreis
in Chemie ausgezeichnet wurde.
KRIFTEL
Obstgemeinde
10 742 Einwohner
Lieblingsfarbe: Erdbeerot.
Auch für den Krifteler Lutz
Wagner. Der ehemalige
Bundesliga-Schiedsrichter
aus Kriftel, der mit 197 Bundes­
ligaspielen und mehr als 74
Zweitligaein­sätzen zu den
„Viel-Pfeifern“ zählte, hat es
schließlich fertiggebracht,
Fußballer Diego Klimovicz
während seiner Karriere gleich
vier Mal Rot zu zeigen.
200 Tonnen Erdbeeren werden Jahr für
Jahr im Obstgarten des „MTK“ geerntet.
Macht eine halbe Million ordentlich belegte Erdbeertorten. Nicht genug, um damit
zufrieden zu sein. Zumindest nicht für
Holger und Ralf Henrich, die Erben des
„Obsthofs am Berg“ in Kriftel. Die beiden
diplomierten Getränketechnologie-Ingenieure stehen in der Gemeinde für Tradition
und Zukunft. Die jahrzehntelang erfolgreich
geübte Genossenschaftsvermarktung und
der Direktverkauf ihrer Erzeugnisse indes
erschienen dem Brüderpaar alles andere
als zeitgemäß: „Der Boden ist ideal, den
Obstanbau gibt es in der Gemarkung seit
langem. Schon deshalb muss diese Tradition fortgesetzt werden. Aber es war eben
auch an der Zeit, sich den veränderten
Marktbedingungen zu stellen“, sagen beide
unisono und und erinnern gerne daran,
dass schon 1983 mit dem Erwerb des
Brennrechts und einer Abfindungsbrennerei der Grundstein für eine positive Betriebs­
entwickelung gelegt wurde. Zusammen mit
Vater Horst Henrich verlagerten sie zunächst den Schwerpunkt des Obsthofes
auf Kelterei und Brennerei. Das Schöne dabei: „Der Geruch und Geschmack der Destillate kommen zu 100 Prozent aus der verwendeten Frucht. Wir sind Gegner von Zuckerungen und Fruchtauszügen im fertigen
Destillat. Ein guter Brand muss schließlich
nicht unangenehm scharf sein und braucht
keine Aufbesserung“, sagen die beiden
mit Sinn für Ökologie. Für eine besondere
Überraschung werden Holger und Ralf
Henrich im nächsten Jahr sorgen. Dann
gibt es den ersten Krifteler „Single Malt
Whisky“, der derzeit in Holzfässern reift
und 2012 abgefüllt werden soll. Und bevor
es unter den Tisch fällt: Auf dem Obsthof
gibt es natürlich auch immer noch frisches
Obst. Nicht nur Erdbeeren, sondern auch
Himbeeren, Johannisbeeren, Sauerkirschen,
Mirabellen, Zwetschen, Pfirsiche, Birnen,
Äpfel und Quitten von Mitte Mai bis November.
www.obsthof-am-berg.de
SULZBACH
Marktplatz
8391 Einwohner
Die Produktion von Handkäs’ war
in Sulzbach schon im Mittelalter
weit verbreitet. Damals verkauften die Sulzbacher Bäuerinnen
den Käse auf dem Markt in Frankfurt und handelten dem Dorf
damit den Uznamen „Käsbach“
ein. Grund genug für die Bewohner, im Rahmen der 950-JahrFeier eine Bronzestatue aufzustellen und seit 2010 alljährlich
eine „Käsfraa“ zu bestimmen.
28 29
FRM 01 I 11
Hochheim
Weinstadt
16 874 Einwohner
Aber ein Vielfaches an Be­
suchern. Einer davon: Der 3.
Präsident der Vereinigten
Staaten und Mit-Verfasser der
amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, Thomas Jefferson. Ihm hat der Rebensaft vom
Main so gut gemundet, dass
er sogar Weinstöcke mitgenommen hat, um den edlen Hoch­
heimer Tropfen in seine Heimat
zu exportieren.
Gunter Künstler
WINZER // HOCHHEIM
Nele neuhaus
KRIMI-AUTORIN // Kelkheim
5 0°0'39.6 6"N
8°20'50.05"E
5 0 ° 8 '4 4 . 9 2 " N
8°27'25.42"E
Winzer zählen grundsätzlich zu den eher
wortgewaltigen Menschen. Da macht Gunter Künstler keine Ausnahme. „Unter den
Magnaten des Rheingauer Weines, dem
Rüdesheimer, dem Johannisberger und
dem Hochheimer kann es keinen Rangstreit
geben…“, zitiert er selbst Goethe gerne.
Und das nicht etwa, weil er in der Beweislast
wäre, dass seine Weine besondere Anerkennung verdienten. Dafür sorgen die jährlichen nationalen und internationalen Auszeichnungen zur Genüge. Das Weingut
Künstler in Hochheim zählt fraglos zu den
renommiertesten in Deutschland und
Künstlers Weine zu den besten. Seit 1992
führt er mit seiner Frau Monika und einem
engagierten Team die Philosophie („Ich will
nur das Beste“) des traditionsreichen Familienbetriebs fort. In einer Region, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Lage wie
kaum eine andere Spitzenweine hervorzubringen vermag. Wenn man, wie Künstler
sagt, „zur richtigen Zeit eine harte und eine
gefühlvolle, intuitive Hand für den Wein
hat“. Geradezu liebevoll beschreibt er die
Vorzüge der Lage. Unterstreicht Lichtreflexion und Wärmespeicherung der Flüsse
Main und Rhein, den Schutz des Taunus
vor den kalten Nordwinden und die längere Sonnenscheindauer. „Alles natürliche
Gründe dafür, dass die Trauben besonders
reif werden und die Säure charmant ist.“ Eine Tatsache, die sogar die Englische Königin Victoria, nach der bis heute ein Weinberg in Hochheim benannt ist, 1845 in die
Mainstadt lockte. Eine Tatsache, die auch
dafür sorgte, dass Hochheimer Weine
selbst im Weinhaus „Berry Brothers“ in
London von 1870 bis 1914 unter dem Begriff
„Hock“ zu finden waren. Mehr noch: Mit
dem roten Bordeaux zählte der Rheingauer
in dieser Zeit zu „den" Spitzenweinen der
Welt. Winzer Künstler weiß sich folglich mit
seiner Profession in bester Gesellschaft.
Noch dazu ist es eine, die 2000 Jahre und
mehr zurückreicht. Dass schon die alten Römer in Hochheim Wein anbauten, beweist
der Fund eines römischen Rebenmessers.
Geschrieben hat Nele Neuhaus schon immer. Erst mit der Hand in Schulhefte, später
auf einer alten Reiseschreibmaschine. Heute am Küchentisch auf dem Laptop. 1967
wurde sie als zweites von vier Kindern der
Familie Löwenberg in Münster/Westfalen
geboren. Sie wuchs in Paderborn auf und
lernte die Kulisse ihrer Taunus-Krimis erst
nach der Wahl ihres Vaters zum Landrat
des Main-Taunus-Kreises mit elf Jahren
kennen. Dann aber gleich richtig: „Ich bin
schon immer geritten und kenne allein deshalb alle Ecken und Winkel“, erklärt sie die
detaillierten Ortsbeschreibungen in ihren
Romanen. Nicht selten wird sie auf ihren Lesungen gefragt, ob es denn im Taunus wirklich so idyllisch sei. Dann sprudeln aus ihr
die positiven Attribute nur so heraus. Von
der guten Luft bis zu den wunderbaren
Menschen, die es hier gibt. Viele davon,
wie der Direktor des Opel-Zoos, finden sich
als Figuren in ihren Romanen wieder. Wobei Thomas Kauffels zu denen zählt, die
von Nele Neuhaus vorher gefragt wurden.
Seine Antwort: „Solange ich nicht der Mörder bin ...“ Und so viel sei verraten: Er ist es
auch in ihrem neuen Krimi nicht. Die Liebe
zum Taunus ist schriftstellerisch betrachtet
erst nach ihrem Debüt-Roman „Unter Haien“
erwacht. Das Buch erzählt die Geschichte
einer Investmentbankerin aus Deutschland
in New York City. „Die Recherche war enorm
aufwendig. Da bin ich auf die Idee gekommen, meine Mordfälle künftig hier anzusiedeln.“ Mit Erfolg. Seit Anfang 2008 steht
Nele Neuhaus beim Ullstein Verlag Berlin
unter Vertrag und inzwischen verkaufen
sich ihre Bücher in 20 Länder. Mit „Wer
Wind sät“ werden es wohl noch ein paar
mehr werden. Auch weil Nele Neuhaus darin ein geradezu prophetisches Gespür für
gesellschaftliche Fragen beweist. Als sie
das Buch, das den Leser bis ins hessische
Umweltministerium führt, beendete, war
die Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima noch ein kaum vorstell­
barer Albtraum, und die Energiedebatte
plätscherte eher belanglos dahin.
www.weingut-kuenstler.de
www.neleneuhaus.de
KelkhEim
Möbelstadt
27 537 Einwohner
Einige von ihnen wurden für ihre
Verdienste für die Demokratie
und ihre Einrichtungen in der
Stadt mit der Heinrich-Freiherrvon-Gagern-Plakette ausgezeichnet. Nicht von ungefähr:
Der erste Präsident der Nationalversammlung in der Frankfurter
Paulskirche (1848) war der bekannteste Spross der Familie
von Gagern, die viele Jahre auf
dem Hornauer Hofgut lebte.
EPPSTEIN
Burgstadt
13 254 Einwohner
Umrankt wird die interessante
Stadtgeschichte mit einer
wunderschönen Sage, nach
der ein Ritter namens Eppo
die Festung im 10. oder 11.
Jahrhundert erbaut haben soll.
An der Stelle, an der er ein
Fräulein von Falkenstein aus den
Händen eines Riesen befreite
und – so wird gemunkelt – dessen Knöchel einmauerte.
//
FRM Serie
s Top-Management
THOMAS MÜLLER
UNTERNEHMER // BAD-SODEN
Dr. Jörg C. Uhl
Unternehmenskommunikator //
Schwalbach
50°8'15.68"N
8°30'34.88"E
50°8'3 8 .0 4"N
8 ° 3 1' 5 1 . 0 4 " E
Nein. Tanzen kann Thomas Müller nicht sonderlich gut. „Da reden wir lieber nicht drüber“, winkt der 61-Jährige ab. Muss er ja auch
nicht. Der Mann hat anderes zu tun. Seit 32
Jahren sorgt er in der vierten Generation als
Chef des Familienunternehmens Diamant
Tanzschuhe in Bad Soden dafür, dass sich
Menschen in 37 Ländern gekonnt in den nur
ein paar hundert Gramm leichten Tanzschuhen auf dem Parkett bewegen können. Müller
ist seit über 40 Jahren in der Schuhherstellung tätig und erlernte sein Handwerk auf
dem italienischen Kolleg ARS Suttoria in Mailand. Angefangen hat die Familiengeschichte
mit der Gründung eines „Geschäftes für die
Herstellung von naturgemäßen Schuhen“
1873 in der Ziegelgasse in Frankfurt durch
den Schuhmachermeister Eberhard Müller.
Nach Bad Soden ist der einzige in Deutschland produzierende Tanzschuhhersteller
1958 mit der Neugründung der Angulus Otto
Müller KG gekommen. 17 Jahre später entstand unter dem Namen „Diamant“ eine
Tanzschuhkollektion, die von namhaften
deutschen Tänze­rinnen und Tänzern mitentwickelt wurde. Mit der Spezialisierung auf
Tanzschuhe wurde 1982 die Firmierung
Diamant Schuhfabrik Otto Müller KG angenommen. Dank verbesserter Prozessautomatisierung und des Einsatzes modernster
Technik werden mittlerweile über 80 Modelle
angeboten. Eine Vielfalt von Materialien, Absatzformen und Weiten ermöglicht es, mehr
als 1000 Variationen zu kreieren. „Made in
Bad Soden“ ist längst ein Gütesiegel der besonderen Art. Mehrere Millionen Tanzschuhe
wurden von der Kurstadt aus schon in alle
Welt verschickt. Auch weil der Preis stimmt.
„Teurer muss nicht sein“, sagt der Firmenchef. Obwohl der Diamant Tanzschuh trotz
Hightech noch immer ein Produkt mit viel
Handarbeit ist und in bis zu 40 Arbeits­
gängen gefertigt wird – von Mitarbeitern, die
teilweise selbst schon zur Familie gehören.
Stichwort: Zukunft. Auch da muss sich Thomas Müller keine Sorgen machen. Ehefrau
Petra Müller-Unger ist ebenso an seiner Seite, wie es die Kinder Bianca und Oliver sind.
Normalerweise lässt sich die Erfolgsgeschichte von Procter & Gamble anhand von
Zahlen, Daten und Fakten schnell erzählen.
Doch was ist schon normal an P&G? 1837 in
Cincinnati gegründet, begann der Siegeszug
in Deutschland 1960 in Frankfurt. Fünf Mitarbeiter betreuten zwei Marken. Nicht lange.
Schon zehn Jahre später folgte der Umzug
nach Schwalbach. Heute sind deutschlandweit etwa 14 000 von weltweit 127 000
Mitarbeitern damit beschäftigt, die Position
von P&G als einem der führenden Anbieter
von Konsumartikeln auszubauen. Allein in
Schwalbach sind es knapp 2000. Der hohe
Frauenanteil zieht sich dabei bis ins Topmanagement: Mit Pirjo Väliaho steht eine Frau
an der Spitze. Und überall im Land füllen
P&G-Produkte die Schränke. Knapp 10 pro
Haushalt im Durchschnitt. Vom Wella-Haarfestiger über Tempo-Taschentücher bis zu
den Pampers. „Wir spielen in der Champions
League“, sagt Dr. Jörg C. Uhl, Leiter der Unternehmenskommunikation und Mitglied der
Geschäftsleitung und zeigt auf ein gut zehn
Meter langes grafisches Kunstwerk in der
Halle. Dort sind sie alle versammelt: Klementine, Meister Propper und Co. – ein Stelldichein berühmter Markennamen. Davor eine
überdimensional große Bank: „Aus der Forschungsabteilung“, schmunzelt der promovierte Naturwissenschaftler. Der Weltkonzern und die Kleinstadt? „Mag sein, dass
Weltkonzern und Kleinstadt auf den ersten
Blick nicht zueinanderpassen, aber das
sehen wir anders. Der Standort ist für uns
ideal. Die Nähe zum Flughafen, der Taunus
als Lebens- und Arbeitsraum. Die Familienfreundlichkeit. Die Menschen, die hier leben.
All das passt. Schließlich wohnt mehr als die
Hälfte der Kollegen im Main-Taunus-Kreis.
Es ist uns wichtig, dort, wo unsere Mitarbeiter arbeiten und leben, einen partnerschaftlichen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.
Wie beispielsweise mit den Schwalbacher
Gesprächen“, sagt Dr. Uhl. „Nicht umsonst
haben die ehemaligen Mitarbeiter, die sich
fast alle zwei Jahre in Schwalbach treffen,
das Gefühl, nach Hause zu kommen.“
www.diamant.net
30 31
FRM 01 I 11
Bad Soden
Kurstadt
21 657 Einwohner
War schon Mitte des 19. Jahrhunderts internationaler Kurort
und Treffpunkt für prominente
Gäste aus ganz Europa. Be­
sonders gerne erwähnt: Felix
Mendelssohn Bartholdy,
der 1844 und 1845 die Sommerfrische in Bad Soden genoss.
Übrigens: Die inter­national
bekannte Malerin Elvira Bach
wurde in Neuenhain ge­boren.
FLÖRSHEIM
Stadt am Main
20 220 Einwohner
Darf, solange der Gegenbeweis
nicht geliefert ist, zumindest
hinter vorgehaltener Hand
damit kokettieren, dass einer
der größten Schuhhersteller
der Welt, die „Florsheim Shoe
Company“ ihre Wurzeln in
der Stadt am Main hat. Ge­
gründet wurde die kleine Werk­
statt 1892 in Chicago von
Milton Florsheim und seinem
Vater Sigmund.
HATTERSHEIM
Keltenstadt
25 493 Einwohner
In früheren Zeiten lebten hier
Kelten, wie Funde belegen.
Später auch Erfinder, wie
Anton Flettner, dessen Flettner-Rotor in der Luft- und in
der Seefahrt bis heute ein
Begriff ist. Der Eddersheimer
Lehrer, Ingenieur und Tüftler
ging 1947 in die Vereinigten
Staaten. Sein Geburtshaus
beherbergt heute einen Kindergarten.
Schwalbach
Stadt am Limes
14 694 Einwohner
Ein eher bürgerliches Lebensumfeld für ein kleines Mädchen
mit dem Namen Sabrina
Setlur. Da war doch was: Mit
mehr als zwei Millionen verkauften Tonträgern avancierte
die 1974 in Frankfurt geborene
Tochter indischer Einwanderer
zur erfolgreichsten weiblichen
Interpretin des deutschsprachigen Rap.
www.pg.com
Dr. Bernd Eisenblätter
Vorstandssprecher // Eschborn
5 0 ° 8 '47. 4 1" N
8°33'12.19"E
LIEDERBACH
Alt-Stadt
8731 Einwohner
Klein, aber richtig alt. Auf einem
Geländesporn in der Gemarkung
von Liederbach wurden die ältes­
ten Spuren von Menschen im
Main-Taunus-Kreis gefunden.
Das Alter der südlich des Ortes
entdeckten Geröllgeräte wird auf
sagenhafte 300 000 bis
600 000 Jahre geschätzt.
32 33
FRM 01 I 11
ESCHBORN
Börsenstadt
20 789 Einwohner
Kunst aus dem Museum zu holen
und sie dahin zu bringen, wo die
Menschen sind, hat sich Eschborn 1988 zur Aufgabe gemacht.
Ein Jahr später entwickelten Bürgerinnen und Bürger der Stadt
eine neue Idee: die Skulpturenachse Eschborn. Im Sommer
1992 erstellt Gisela Weber die
erste Skulptur. Inzwischen wurden zehn dieser eindrucksvollen
Monumente geschaffen.
Schon aus 100 Meter Entfernung ist der
Unterschied zwischen dem alten Schriftzug
GTZ, der 35 Jahre lang am Gebäude der
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Eschborn hing, und der neuen Buchstabenkombination GIZ, die ihn zu Beginn
des Jahres ersetzt hat, kaum zu erkennen.
Und doch hat sich mit dem Jahreswechsel
am Dag-Hammarskjöld-Weg eine Menge
verändert. Die „schwere Geburt eines Riesenbabys“, wie es ein Staatssekretär aus
dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin wenig
charmant, aber treffend formulierte, wurde
mit der Zusammenführung der GTZ mit den
Organisationen DED und Inwent in Bonn
zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit umgesetzt. Der ganz
große Wurf. In 130 Ländern der Erde ist
die GIZ von Eschborn aus tätig. Weltweit
beschäftigt sie bei einem Jahresumsatz
von rund 1,9 Milliarden Euro knapp 20 000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allein in
Eschborn arbeiten 1700 Menschen. Einer
davon ist Dr. Bernd Eisenblätter. Jahrgang
1944. Seit Januar 2011 ist er Vorstandssprecher der GIZ. Ein Mann, für den das
Wort Global Player eine ganz persönliche
Beziehung entwickelt hat. Einer, der in der
Welt zu Hause ist und trotzdem keinen Erklärungsbedarf beim Standort Eschborn
hat. „Nein, überhaupt nicht“, sagt der Mainzer: „Frankfurt und die Region sind eine
Marke, die jeder kennt. Natürlich: Den Standort Eschborn schätzt er auch aus Mobilitätsgründen. Aber es gibt noch mehr: „Wir
sind ja bei der Internationalen Zusammenarbeit auf Mobilität angewiesen. Mit Flughafen, Bahn- und Autobahnkreuz sind wir
hier perfekt aufgestellt. Aber auch die Möglichkeit, dass unsere Mitarbeiter aus dem
Kreis unsere Zentrale mit dem Fahrrad erreichen können, ist hervorragend. Wir unterstützen das aktiv, wurden deshalb vor
zwei Jahren mit dem Preis des ‚fahrradfreundlichsten Unternehmens‘ des RheinMain-Gebiets ausgezeichnet“, lobt der
„Chef-Entwicklungsexperte“.
www.giz.de
& Gamble oder Samsung über die Deutsche Bank, die einen Teil
wohnern eine vielfältige Schullandschaft mit 55 leistungsfähigen
ihrer Konzernzentrale in Eschborn hat, oder die Gesellschaft für
Schulen und verfolgt zielstrebig den selbst auferlegten Ansatz,
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bis zur Deutschen Börse,
ein Bildungsangebot vorzuhalten, das die Begabungen aller Kin-
die jüngst erst ihren neuen, „The Cube“ genannten Firmensitz in
der fördert. Von der Schulsozialarbeit bis zur Hochbegabtenför-
Eschborn bezogen hat, finden sich mehr als ein Dutzend Global
derung, von den „Offensive Naturwissenschaften“ bis zur „Musi-
Player im Main-Taunus-Kreis. Auch für Mittelständler sind die
kalischen Grundschule“ soll jedes Kind die bestmögliche Schul-
Standortvorteile bestechend. Wobei mittelständisch nicht weni-
bildung erhalten und seine Talente entfalten können. So wird am
ger international sein muss. Bei der Fertigung von Papierschnei-
Graf-Stauffenberg-Gymnasium in Flörsheim ein Genlabor ein-
demaschinen, Tanzschuhen, Abfüllanlagen oder Diamantboh-
gerichtet, und den Schülern der Konrad-Adenauer-Schule in
rern gehören Unternehmen aus „MTK“ zur Weltspitze. Der Kreis,
Kriftel steht ein eigenes Lehrrestaurant zur Verfügung.
so ist allerorten zu hören, ist wirtschaftlich gesund. Nicht verwunderlich, belegt er bei bundesweiten Standortrankings dank
Und nicht umsonst liegt im Main-Taunus-Kreis die durchschnitt-
niedriger Arbeitslosenquote und hoher Kaufkraft regelmäßig
liche Kinderzahl pro Haushalt mit 1,69 Kindern deutlich über
Spitzenplätze. Beispiel Einkommenssteuerkraft: Hier rangiert
dem Landesdurchschnitt (1,47). Das Attribut „familienfreund-
der Main-Taunus-Kreis bundesweit auf Platz 2 hinter den Nach-
lich“ stimmt hier für eine ganze Region. Angefangen beim Wohn-
barn aus dem Hochtaunuskreis, aber vor Starnberg. Und das umfeld bis hin zur Kinderbetreuung. Mit dem Ergebnis, dass die
schon seit Jahren. Fast folgerichtig, dass mit dem gerade wieder
Versorgungsquote bei der Betreuung der unter Dreijährigen im
erweiterten Main-Taunus-Zentrum (MTZ) an der A66 auch das
„MTK“ ebenfalls deutlich über dem hessenweiten Durchschnitt
erste Einkaufszentrum Deutschlands im „MTK“ gebaut wurde.
liegt. Und auch kulturell hat der Kreis mächtig aufgeholt. Vom
Kurzfilmfestival „Shorts at moonlight“ in Hofheim und Bad So-
Themenwechsel. Seine hohe Anziehungskraft erzielt der Kreis
den über die „Gallus-Konzerte“ in Flörsheim reihen sich heute
freilich nicht nur durch den starken Wirtschaftsfaktor. Generell
oft kleine, aber feine kulturelle Leckerbissen aneinander oder
kann man zwischen Eschborn und Hochheim verblüffend angst- versammeln sich in Ateliers und Galerien wie etwa auf dem „Zaufrei in die Zukunft blicken. Der Kreis bietet auch jüngeren Be- berberg“ in Ruppertshain. \\
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//
FRM
News
NEWS
Impulse der Kreativen
ADC/picture-alliance: Frank May
Branchenreport Kultur- und Kreativwirtschaft FrankfurtRheinMain erschienen
Wussten Sie, dass ...
… viele visuelle Effekte in
Hollywood-Filmen von
Pixomondo in Frankfurt
kommen?
… Kunstwerke etwa von Jeff
Koons in Friedrichsdorf
durch die Firma Arnold
hergestellt werden?
… berühmte Werbefiguren
wie die Milka-Kuh von
Agenturen in Frankfurt
erfunden wurden?
Die Kultur- und Kreativwirtschaft setzt Impulse für neue Produkte und Prozesse in anderen Branchen. Sie ist eine Kernbranche.
Und FrankfurtRheinMain ist ein Zentrum der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das ist die Quintessenz des aktuellen Branchen­
reports, der Anfang Mai vom Regionalverband herausgegeben
wurde. „Mehr als 82 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind in FrankfurtRheinMain in dieser Branche tätig“, sagt
Verbandsdirektor Heiko Kasseckert. Und dies sind bei weitem
nicht alle, da es viele Selbstständige und Freiberufler gibt.
Schwerpunkte liegen auf den Teilbranchen Software/Games,
Design, Werbung und Rundfunk. Frankfurt ist vor allem in Software/Games, Werbung und Verlagsgewerbe stark, Offenbach
ADC/picture-alliance: Jan Haas
und Wiesbaden sind auf Design spezialisiert, Mainz wird durch
die Rundfunkwirtschaft geprägt. Zu den Stärken des Standorts
zählt die Studie die digitale Infrastruktur, den Verkehrsknotenpunkt, den Marktplatz und die internationale Vernetzung, das
kreative Milieu wie die leistungsfähigen Hochschulen und Institute, die Weltoffenheit und die Kundennähe. Kreativtreff
Heiko Kasseckert (links) auf dem
Gipfel des Art Directors Clubs 2011
www.region-frankfurt.de
Nikolaus Hirsch & Tobias Rehberger
Campus für die Kultur
Kulturbox
Ein erster Entwurf von Nikolaus
Hirsch und Tobias Rehberger
34 35
FRM 01 I 11
Weitere Nutzung des Uni-Geländes in
Frankfurt-Bockenheim entschieden
Mitgliedsinstitutionen
des Forum Kulturcampus
Bockenheim
01Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst
02 Ensemble Modern
03 Frankfurt LAB
04Hessische
Theaterakademie
05 Hindemith-Institut
06Institut für Sozial­
forschung
07Junge Deutsche
Philharmonie
08Senckenberg Gesellschaft
für Naturforschung
09 The Forsythe Company
Frankfurt nutzt die Gunst der Stunde. Mit Hilfe des Landes Hessen wird auf dem freiwerdenden Uni-Gelände in Bockenheim ein
Kulturcampus errichtet. „Dieser Kulturcampus ist eine einmalige
städtebauliche Chance, um einen neuen Anziehungspunkt mit
internationaler Ausstrahlung zu schaffen – vergleichbar mit dem
Museumsufer“, sagt Oberbürgermeisterin Petra Roth. Auf dem
Gelände sollen neun Kulturinstitutionen angesiedelt werden, die
sich inzwischen als Verein „Forum Kulturcampus Bockenheim“
organisiert haben. Alle zeichnen sich durch internationales
Renommee und große Netzwerke aus. Noch in diesem Jahr soll
eine Kulturbox auf dem Campus errichtet werden, in der die
baulichen Vorhaben und Entwicklungen des Kulturcampus vorgestellt werden. Die Gestaltung liegt in den Händen von Nikolaus
Hirsch und Tobias Rehberger von der Städelschule.
Für die After-Work-Logistik!
Mit vielen Empfehlungen und Infos
Exzellenz
>
2 x Weltraum
und zurück
Thomas Reiters neue Arbeitsadresse heißt Robert-
hat er den denkbar längsten Umweg genommen – über die rus-
Bosch-Straße 5, 64293 Darmstadt. Das klingt sehr
sische Raumstation Mir und die Internationale Raumstation ISS.
bodenständig. Erdverwurzelt. Dabei fehlte es seinem bisherigen
Der Frankfurter Astronaut Thomas Reiter
ist neuer ESA-Direktor in Darmstadt
Lebensweg eindeutig an Bodenhaftung. Der Astronaut und
Fast ein Jahr seines Lebens verbrachte der heute 53-Jährige extra-
Ingenieur Reiter verantwortet nun die Bemannte Raumfahrt der
terrestrisch. Weil er als Elfjähriger ein prägendes Erlebnis hatte.
Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt. Das
Bis in den frühen Morgen verfolgte der Junge am 20. Juli 1969
„deutsche Houston“ koordiniert die europäische Raumfahrt und
gebannt vor dem Fernseher, wie Neil Armstrongs kleiner Schritt
fördert Projekte zur Erforschung der Erde, des Sonnensystems
auf dem Mond zu einem großen für die Menschheit wurde.
und des Universums. Im Grunde ist Thomas Reiter nun auch
„Natürlich wollte ich danach – wie viele andere Jungs – Astro-
wieder da, wo er herkommt: in FrankfurtRheinMain. Denn ge-
naut werden.“ Doch Reiter hielt an diesem Traum fest. Nach dem
boren ist er in Frankfurt, aufgewachsen in Neu-Isenburg. Nur
Abitur verpflichtete er sich bei der Luftwaffe, wurde in den USA
3
SWJOSDNY GORODOK >
Soyuz Return
Commander
Thomas Reiter darf eine Sojus-Kapsel
mit drei Besatzungsmitgliedern als
Kommandant zurück zur Erde steuern
Mal verließ Thomas Reiter die Weltraumstationen Mir und ISS für „Spaziergänge“
342
THOMAS REITER
STATIONEN SEINES LEBENS
B
Bord der Raumstationen Mir und ISS
6
9
.19
9.2
2
5 –
9
Darmstadt >
THOMAS REITER
Der Frankfurter verantwortet
seit April 2011 die Bemannte
Raumfahrt der europäischen
Weltraumorganisation ESA
28 000
Kilometer pro Stunde legt eine Raumstation
auf der Erdumlaufbahn zurück
Mein Wunsch wäre es, dass Deutschland innerhalb
Europas bei der weiteren Erkundung des Weltalls
durch den Menschen eine stärkere Rolle spielt.
36 37
FRM 01 I 11
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JEVER >
JAGDBOMBERGESCHWADER
Thomas Reiter kommandiert
die Fliegende Gruppe des Tornado-Jagdbombergeschwaders
38 „Friesland“ in Jever
JaboG 38 „F“
Frieder Bickle/Laif
Tage arbeitete Thomas Reiter an
.19
5.9
MIR
picture-alliance/dpa
//
//
Exzellenz
18
Länder gehören der European
Space Agency (ESA) an
zum Jetpiloten ausgebildet und gehörte 1993 zu den vier Astro-
Reiter gehört zu den wenigen, denen es bisher vergönnt war, den
nauten, die die ESA zur Vorbereitung auf die MIR-Mission nach
Erdball aus der unendlichen Weite des Universums zu betrachten.
Russland schickt. Aus dem Kindheitswunsch werden Grenz­
Es gibt Menschen, die hat der Aufenthalt im All zu Philosophen
erfahrungen. Zwei Jahre lang trainierte Reiter unter höchster
werden lassen. Oder zu Mystikern. Manche sind, nach ihrer Rück-
körperlicher und geistiger Anspannung im russischen „Sternen-
kehr aus den fernen Umlaufbahnen, nie mehr jene geworden, die
städtchen“ Swjosdny Gorodok. Dann begann am 5. September
sie zuvor waren. Reiter aber hat kühlen Kopf bewahrt. Der Ingeni-
1995 endlich sein Abenteuer Weltraum. Reiter führte an Bord
eur im Rang eines Brigadegenerals ist Rationalist. Deshalb betont
der MIR 40 wissenschaftliche Experimente aus und absolvierte
er immer sachlich den Nutzen der Raumfahrt für die Entwicklung
als erster Deutscher gleich zwei Weltraumausstiege. Zehn Jahre
neuer Technologien. „Es ist die Neugier, die uns antreibt, die Suche
später flog Reiter zur ISS, blieb noch einmal 166 Tage im Welt-
nach neuem Wissen.“ Thomas Reiter leistet seinen Beitrag dazu
raum.
jetzt vom Boden aus. In Darmstadt, Robert-Bosch-Straße 5.
Raumstation >
ISS
Thomas Reiter verlässt für
sechs Stunden die Raumstation für notwendige Wartungen und Reparaturen
Rolle REA/Laif (2)
50
picture-alliance/dpa
Satelliten hat das European Space
Operations Centre (ESOC) bislang betreut
6
00
2
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2.1
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4.7 RNAT ON IS
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Cape Canaveral >
Landung
Das Space Shuttle STS-116
bringt Thomas Reiter von
der Raumstation ISS sicher
zur Erde zurück
Cape Canaveral >
Start
Vermisst habe ich im All nur das Gefühl, an der freien
Natur zu sein, den Duft von Blumen und frische Waldluft, und natürlich den Kontakt zu meiner Familie.
38 39
FRM 01 I 11
//
Getty Images/Mark Wilson
Astronaut Thomas Reiter
winkt mit einer kleinen deutschen Fahne vor dem Start
zur Raumstation ISS
//
Events
Broadway an der
Taunusanlage
Frankfurts English Theatre
Das Theater mit Flair ist Treffpunkt der internationalen Community
und bietet spannende Inszenierungen
von Johannes Göbel und Jonas Ratermann (Fotos)
40 41
FRM 01 I 11
Mit Liebe zum Detail
Intendant Daniel Nicolai setzt auf
Qualität. Das gilt für die Auswahl
von Schauspielern, Stücken und
Regisseuren wie auch für die
präzise Planung des Bühnenbilds
(links ein Miniaturmodell zu
„Who’s Afraid of Virginia Woolf?“)
1
50°6'34.56"N
8 °4 0 ' 1 7. 7 6 " E
F
//
Events
Wir produzieren praktisch im großen
Spagat über den Ärmelkanal: Eine
tolle Chance, echtes englisches Theater
zu erleben.
//
Daniel Nicolai
Intendant des English Theatre
Demnächst im English Theatre
The Dead Guy
Der tote Mann
A multi-media extravaganza
by Eric Coble
noch bis zum 24. Juni 2011
A DramaClub production:
The Threepenny Opera
Die Dreigroschenoper
A musical by Bertolt Brecht
and Kurt Weill
12. bis 24. August 2011
The Importance of Being Earnest
Bunbury oder Ernst sein ist alles
A trivial comedy for serious people
by Oscar Wilde
9. September bis 29. Oktober 2011
The Who’s Tommy
A legendary rock musical by Pete
Townshend and Des McAnuff
12. November 2011 bis
12. Februar 2012
Theaterarbeit
Vom sorgfältigen Schminken
über gepflegte Kostüme
bis zur ausgefeilten Bühnen­
technik: Für den großen
Auftritt muss im Haus an der
Gallusanlage, Ecke Kaiser­
straße alles passen
The Collector
Der Sammler
A thriller by Mark Healy adapted
from a novel by John Fowles
24. Februar bis 1. April 2012
Rain Man
A play by Dan Gordon based
on the 1988 film
20. April bis 17. Juni 2012
www.english-theatre.de
>
Jetzt reicht’s! Die Schüler wollen nicht mehr gehorchen. Stühle fliegen durch die
Luft, Hefte werden zerrissen, unflätige Mittelfinger gezeigt. Der Lehrer bekommt zu
dröhnenden Gitarrenriffs und ausgelassenem Teenager-Gesang den Allerwertesten versohlt – und
das Publikum im English Theatre rast. „Spring Awakening“, der krachenden Musical-Version von
Frank Wedekinds Pubertäts-Melodram „Frühlings Erwachen“, glückte an der Frankfurter Bühne
eine umjubelte Deutschland-Premiere. Rund um die Inszenierung ist eine begeisterte Fangemeinde
entstanden, die das Stück auch nach der letzten Vorstellung feiert, im Internet, in Blogs und Videoportalen. Im Gästebuch auf der Website des Theaters überschlagen sich die Hymnen: Das mehrsprachige Lob reicht von „Totally awesome“ bis zu „Es war großartig!“ Erneut ist den Machern des
größten englischsprachigen Theaters auf dem Kontinent ein Publikumshit gelungen. Deutlich über
60 000 Gäste kommen Spielzeit für Spielzeit zu den Inszenierungen. Mit Vorurteilen hat das Team
um Intendant Daniel Nicolai mitunter dennoch zu kämpfen.
Alle Stücke auf Englisch? Das schreckt manchen ab. Daniel Nicolai beruhigt: „Wir sind ein ganz
entspannter Lernort“, sagt er augenzwinkernd. „Manche Leute glauben, man müsste in unserer
Theater-Bar das Bier auf Englisch bestellen. Bei uns kann man sich auch auf Deutsch problemlos
verständigen und unsere Stücke erschließen sich wunderbar durch die Darstellung auf der Bühne.“
Dort herrscht Vielfalt: Thriller und Dramen, Komödien und Musicals. Klassiker inszenieren sie hier
souverän – und suchen zugleich immer wieder das Experiment. Auch in der multimedialen TVSatire „The Dead Guy“, die noch bis zum 24. Juni zu sehen ist. „Entertainment with a Twist“ nennt
Nicolai als Überschrift des Angebots. „Wir wollen unterhalten, ganz klar. Aber unsere Gäste sollen
möglichst mehr als einen schönen Abend erleben.“ Der „Twist“, dieser besondere Dreh, gelingt
immer wieder: Etwa wenn der Musical-Klassiker „Hair“ seine politische Seite zeigt oder wenn das
Erfolgsstück „The Full Monty“ nicht nur Stripper-Komödie, sondern zugleich britische Sozial­
studie ist. Das Programm der neuen Spielzeit (siehe Kasten) verspricht ebenfalls Abwechslung: von
der Rockoper „Tommy“ bis zur Bühnenversion des Oscar-gekrönten Films „Rain Man“.
Das alles bringen die Theatermacher ohne ein eigenes Ensemble und ohne feste Hausregisseure auf
die Bühne. 23 festangestellte Mitarbeiter zählt das internationale Team um Intendant Nicolai, dessen
Arbeit unter anderem die Städte Frankfurt und Eschborn sowie die Commerzbank finanziell fördern. Die Schauspieler werden zumeist in New York und London gecastet, vor allem in der reichen
Szene der britischen Hauptstadt mit großem Erfolg. Dort organisiert Stage Managerin Maureen
Dienst auch die Probebühne. Wie erstklassige Häuser in den USA und England beschäftigt das
English Theatre kein festes Ensemble. Stattdessen erhält jedes Stück seine maßgeschneiderte
42 43
FRM 01 I 11
//
FRM
Events
im Netz, TV und
als Magazin
Ein Haus voller Leben
Ob auf der Bühne (hier eine
Szene aus dem Erfolgsstück
„Spring Awakening“) oder bei
der Premierenfeier zu Oscar
Wildes „An Ideal Husband“
www.frankfurt-rhein-main.net
Mannschaft. Die muss auch unter Zeitdruck funktionieren. Erst zehn Tage vor der Premiere
kommen die Schauspieler an den Main und arbeiten im Haus an der Gallusanlage an letzten Details.
„Wir produzieren praktisch im großen Spagat über den Ärmelkanal“, sagt Nicolai. „Eine tolle Chance,
Das Webportal bietet Zugang
zu einer neuen FRM-Welt –
explorativ und innovativ
immer wieder echtes englisches Theater zu erleben.“ Das English Theatre gilt als die Frankfurter
Bühne mit dem jüngsten und gebildetsten Publikum. Das bekommt regelmäßig künstlerisches
Top-Niveau geboten. Dichte Südstaaten-Atmosphäre bei Tennessee Williams, geschliffen vor­
www.
getragene Dialoge bei Oscar Wilde. „Wir haben unter anderem in der hochkarätigen Londoner
Theaterszene eine Art Einkaufsvorteil“, sagt Daniel Nicolai. „Nur die wenigsten Künstler können
regelmäßig im West End arbeiten. Wir sind für viele interessant, weil wir ihnen Möglichkeiten
bieten, die sie in London nicht haben.“
Im Gegenzug ist das Theater öfters Sprungbrett für Erfolge im Ausland. Für Schauspieler, die auf
Print-Ausgabe
einmal in „Les Misérables" im West End spielen. Für Regisseure, die aktuell international gefeiert
werden. In Deutschland ist die Bühne ohnehin die englischsprachige Nummer eins, zieht zahl­
Das Metropolmagazin erzählt
Geschichten aus der Region –
überraschend und überzeugend
reiche Besucher von außerhalb der Region an. Zu „Spring Awakening“ kamen unter anderen
130 Schüler der Düsseldorfer International School. An solchen Beispielen zeigt sich nicht nur ein
Standortvorteil, sondern auch ein Erfolg der vielfältigen theaterpädagogischen Arbeit, die die
Deutsche Bank als Exklusiv-Sponsor fördert. Rund 1100 Englischlehrer lädt das Theater zu kostenlosen Previews zu jedem Stück ein, bietet zudem Workshops und Unterrichtsmaterialien an. Im
„DramaClub“ studieren Erwachsene und Schüler regelmäßig Aufführungen ein. Im August bringen
sie Brechts Dreigroschenoper („The Threepenny Opera“) auf die Bühne.
Das Theater ist weit mehr als ein Treffpunkt für Schauspiel-Fans und Theaterprofis. Ein Ort für alle,
die sich gerne ungezwungen auf Englisch austauschen. Etwa beim „International Stammtisch“,
der Neuankömmlingen die Eingewöhnung in der Region erleichtert. Oder bei den zahlreichen
Partys in der hauseigenen, elegant designten „James Bar“, wo auch schon der Eurovision Song
Contest und das Oxford-Cambridge Boat-Race live übertragen wurden. Hinzu kommen Poetry
rhein-main-TV
Der Regionalsender berichtet
live von Events und Entwicklungen –
direkt und ungeschminkt
Slams, englischsprachige Lesungen und spannende Fotoausstellungen – vom 18. August an werden
Aufnahmen des Star-Fotografen Steve McCurry im Theater präsentiert. Der „kulturelle Leuchtturm“, zu dem die Hessische Landesregierung das Theater ernannte, strahlt also besonders viel­
fältig. Und vielleicht auch einmal auf der britischen Insel. „Wir würden unsere Aufführungen auch
gerne in Großbritannien präsentieren“, sagt Daniel Nicolai. Dann könnten auch die Briten sehen,
was die Theatermacher aus FrankfurtRheinMain leisten.
44 45
FRM 01 I 11
\\
FrankfurtRheinMain steht weltweit für Internationalität, Dynamik und Veränderung.
Was ist das Besondere an FrankfurtRheinMain? „FRM“ präsentiert Neues, lässt
Bekanntes in neuem Licht erscheinen und lenkt das Augenmerk auf Details, die Auf­
merksamkeit verdienen.
//
Exkursionen
GARTEN
RHEINMAIN
Großes Panorama
Von BEATE TAUDTE-REPP
Simon Koy
Der Schlosspark in Bad
Homburg zählt zu den Gartenschätzen der Region
Der Sommer zeigt FrankfurtRheinMain von seiner schönsten Seite
Vom stillen Klostergarten bis zum mondänen Kurpark: Wer Schönheit
und entspannte Ruhe sucht, findet in den Gärten der Region sein Paradies
46 47
FRM 01 I 11
//
Exkursionen
>
Alzenau-Wasserlos
Schlosspark
Aschaffenburg
Altstadtfriedhof
Park Schönbusch
Park Schöntal
Schlossgarten
Atemberaubende Schlossparks oder intime Lustgärten, lauschige Arboreten oder
flotte Fahrradpisten durch Wald und Flur: Als verkehrsreiche Metropolregion besitzt
FrankfurtRheinMain verblüffend viele – und vielgestaltige Naturinseln. Weit über 100 sind es zwi-
Bad Homburg v.d. Höhe
Forstgarten
Kurpark
Landgräfliche
Gartenlandschaft
Orangerie im Schlosspark
Schlosspark
Bad Nauheim
Jugendstil-Schmuckhöfe
Kurpark
Bad Soden am Taunus
Kurparks
schen Spessart und Rhein, Taunus und Odenwald. Dass es auf diesen mehr als 5000 Hektar grüner
Lunge auch „Pflanzenjäger“, ein „Kolonialreich Frankfurt“ oder „Arkadien in Aschaffenburg“ zu
entdecken gibt, mag kurios klingen, klärt sich aber schnell auf: im Programmheft „Pinien, Palmen,
Pomeranzen – Fremde Welt in heimischen Gärten“. Unter diesem Motto bündelt die Sektion „Garten
­R heinMain“ in der Kultur-Region gGmbH sage und schreibe 600 Führungen, Vorträge, Erlebnistage und Feste, die bis Ende des Jahres in den Gartenreichen der Region stattfinden. Dabei geht es
vielfach um Pflanzenpassionen und Botanik, um wirtschaftliche Macht und wissenschaftlichen
Ehrgeiz – und natürlich um den Zauber fremdländischer Gewächse.
Bad Vilbel
Kurpark
Bensheim-Auerbach
Staatspark Fürstenlager
Grüne Lungen: Wo ließe sich der heute „Wellness“ genannten Gesundheit besser frönen als in der
Bingen am Rhein
Gelände der
Landesgartenschau
Natur, auch wenn sie von alters her von Menschen gestaltet wurde: Zur weitverzweigten Grünen
Lunge der Region zählen nicht nur das Regionalpark-Projekt mit künftig 1200 Kilometer Rad- und
Büdingen
Garten Kölsch
Darmstadt
Botanischer Garten
der Technischen Universität
Herrngarten
Mathildenhöhe
Orangeriegarten
Park Rosenhöhe
Prinz-Emil-Garten
Prinz-Georg-Garten
Schlossgarten und Wildpark
Jagdschloss Kranichstein
Waldfriedhof
Dieburg
Schlossgarten
Wanderwegen oder die 333 Kleingartenanlagen, die hier seit dem 19. Jahrhundert nach dem Vorbild des Leipziger Arztes Daniel G. M. Schreber zum Wohlbefinden via Gartenarbeit und frugaler
Selbstversorgung entstanden. Auch weiträumige Friedhöfe wie in Wiesbaden, Mainz oder Frankfurt gelten mit ihrem alten Baumbestand als ökologisch wertvolle Oasen für Flora, Fauna – und
Flaneure. Die im 20. Jahrhundert geschaffenen Volksparks, Gartenstädte oder Spielplätze sollten
ganz explizit der Naherholung dienen. Schon die Römer hatten die Heilquellen im Taunus genutzt.
Deren Blütezeit begann im 18. Jahrhundert. Vielerorts entstanden Kurbäder mit stupenden Parkanlagen, die bis heute paradiesische Fluchtpunkte aus dem hektischem Alltag sind. Manche Orte
Dreieichenhain
Burg Hayn in der Dreieich
erlangten wegen ihrer schillernden Gästeschar internationale Berühmtheit: In Wiesbaden etwa
aber immerhin seinen Roman „Der Spieler“ ab. Auch in Bad Homburg lustwandelte englischer und
Eltville
Garten- und Freianlagen
Kloster Eberbach
russischer Adel – vor allem durch den 44 Hektar großen Kurpark: Vom preußischen Garten­
Flörsheim-Bad Weilbach
Ehemaliger Kurpark
architekten Peter Joseph Lenné geschaffen, zählt er zu den schönsten englischen Landschafts­
gärten Deutschlands. Mögen im Zeitalter von Spas und Resorts mit ihren phantasievollen Therapien
picture-alliance/dpa
spielte sich Fjodor Dostojewski im Casino fast um Kopf und Kragen, trotzte dieser Art von „Kur“
Eppstein
Bergpark Villa Anna
Altangarten Burg
auch asiatische Heilpraktiken Konjunktur haben – König Chulalongkorn aus Siam bedankte sich
Florstadt-Staden
Schlosspark
Frankfurt am Main
Alter Flugplatz Bonames
Bethmann-Park
Bolongaro-Garten Höchst
Bonifatiuspark am Riedberg
Botanischer Garten der
Universität
Brentanopark
Chinesischer Garten
Grüneburgpark
GrünGürtel
Günthersburgpark
Hauptfriedhof
Holzhausenpark
Huthpark
Koreanischer Garten
Lohrpark
„MainÄppelHaus
Lohrberg“
„Nizza“
Ostpark
Palmengarten
Peterskirchhof
Poelzig-Park Universität
Rebstockpark, Erweiterung
Römerstadt,
Grünflächenplanung
Rothschildpark
Volkspark Niddatal
Wallanlagen
1910 quasi umgekehrt für die erfolgreiche klassische Kur im Taunus: mit einem koketten BrunnenTempelchen, der „Thai-Sala“, die heute eines der Wahrzeichen des Gartenreichs ist.
Südliche Gefilde: Nizza, die Blumenstadt an der Côte d’Azur, war im 19. Jahrhundert ein Sinnbild
nordischer Sehnsucht. Doch schon damals musste man nicht so weit reisen, um die Flora der Mittelmeerküsten zu bewundern. Das stellenweise milde Mikroklima am Main macht es möglich, dass
die Region zwei historische südliche Gefilde besitzt: „Mein bayerisches Nizza“ nannte König
Ludwig I. von Bayern Aschaffenburg, wo er sich um 1850 an markanter Stelle über dem Mainufer,
wenige Schritte vom Renaissanceschloss Johannisburg entfernt, eine antike Villa, das Pompejanum,
bauen und mit Feigenbäumen, Weinberg und Kiefernhain eine mediterrane Landschaft en miniature gestalten ließ. Wer jetzt wieder durch den sorgsam restaurierten Schlossgarten flaniert, wähnt
Vollendete Idylle
Die K
ulturRegion FrankfurtRheinMain GmbH
Der Zusammenschluss von 31 Gemeinden
und Städten in Hessen, Bayern und RheinlandPfalz sowie des Regionalverbands Frankfurt­
RheinMain will nach dem Motto „Das Gute
liegt so nah“ den 3,5 Millionen Bewohnern des
Großraums „anspruchsvolle kulturelle Ver­
anstaltungen bieten“. Zu den sechs Projektgruppen wie „Route der Industriekultur“, „Burgen,
Schlösser und Paläste“ oder „Wegekultur“
gehört auch „Garten RheinMain“ unter der
Leitung von Heidrun Merk. Unentbehrlich bei
allen Ausflügen: der 2008 im Hanauer Cocon
Verlag erschienene Führer „Garten RheinMain.
Vom Klostergarten zum Regionalpark“.
www.krfrm.de
www.gartenrheinmain.de
48 49
FRM 01 I 11
01 P
almengarten Frankfurt
1868 gegründet, vereint der Schaugarten
auf 22 Hektar in einzigartiger Weise Botanik
und Bildung, Kultur und Erholung.
Simon Koy
Schöne Momente
Orientierung in grünen
Labyrinthen und mediterrane Ausblicke
picture-alliance/dpa
Orte mit exotischer flora
www.palmengarten-frankfurt.de
02 O
rangerie Schloss Weilburg
Mit zwei prächtigen Orangerien ist Schloss
Weilburg hoch über der Lahnschleife eine der
am vollständigsten erhaltenen Residenzen
des Absolutismus. Attraktion im Sommer: die
beachtliche Zitrus-Sammlung bereichert die
Terrassengärten.
www.schloesser-hessen.de
03 O
rangeriegarten Darmstadt
Das im 18. Jahrhundert von Landgraf Ernst
Ludwig geschaffene Gartenreich mit barocker
Orangerie und kuriosem Pflanzturm bietet viele
mediterrane Gewächse wie Palmen, Myrten,
Oleander, Lorbeer, Pomeranzen-, Zitronen- und
Feigenbäume.
www.darmstadt.de
04 S
chlosspark Bad Homburg,
Klostergarten Seligenstadt
Beide besitzen reizvolle historische und wunderbare Orangerien, in denen heute wieder empfindliche Zitrusgewächse überwintert werden. Jeden
Sommer sind sie im Freiland zu bewundern.
Infos für beide: www.schloesser-hessen.de
Der Kurpark in
Wiesbaden, ein Paradies für Flaneure
//
Exkursionen
Gartenkunst pur
Henry Nees
picture-alliance/dpa
Die Parkanlage Schönbusch
(Aschaffenburg) und der
Schlossgarten in Weilburg
(rechts) sind eindrucksvoll
Friedberg
Burggarten
Groß Karben
Schlosspark
Hanau
Alte Fasanerie Klein-Auheim
François-Gärten
Historische Friedhöfe
Kinzigaue
Orangerie
Schloss Philippsruhe
Schlossgarten Altstadt
Schlosspark Philippsruhe
Staatspark Wilhelmsbad
Hattersheim am Main
Historischer Bürgergarten
Nassauer Hof
Heusenstamm
Schlosspark
Königstein-Falkenstein
Park Kempinski Hotel
Park Villa Rothschild
picture-alliance/dpa
Kronberg im Taunus
Gärten und Eibenhain Burg Kronberg
Park Schloss Friedrichshof
Quellenpark Kronthal
Viktoriapark
Main-Taunus
Arboretum
Mainz
Botanischer Garten Universität
Hauptfriedhof
Naturschaugarten Lindenmühle
Stadtpark
Miltenberg
Stadtpark
Botanik für alle
Naturerlebnisse der
besonderen Art bieten
Botanische Gärten
Lorsch
Heilpflanzengarten Kloster Lorsch
sehenswerte Kurparks
01 Kurpark Bad Nauheim
Neben Rosenmuseum und Rosengärten lockt
die Bäder- und Blumenstadt mit einem Kurpark.
Tipp: die Jugendstil-Schmuckhöfe der Brunnenhäuser, in denen Architektur und südliche Flora
fein harmonieren.
schöne Landschaftsgärten
Nidda-Bad Salzhausen
Kurpark
01 Alte Fasanerie Klein-Auheim
Aus zwei einst kurfürstlichen Fasanerien entstand 1967 ein 100 Hektar großer, bewaldeter
Wildpark des Landes Hessen. Auf stillen Wanderwegen lassen sich 35 Tierarten entdecken.
Offenbach
Alter Friedhof
Dreieichpark
Grünring
Leonhard-Eißnert-Park
Lilipark / Büsingpark
Schlosspark Rumpenheim
www.erlebnis-wildpark.de
www.bad-nauheim.de
02 Kurpark Bad Vilbel
Als üppiggrüne Achse durchzieht der Park mit
wertvollen exotischen Gehölzen wie Kork- und
Gelbholzbaum die Quellen- und Festspiel-Stadt.
Hervorragend restauriert ist das bei Grabungen
entdeckte Mosaik einer römischen Badeanlage.
www.kultur-bad-vilbel.de
03 Staatspark Hanau Wilhelmsbad
Gebadet wurde hier nie, da der 1709 entdeckte
Sauerbrunnen gar nicht heilsam war. Umso
märchenhafter gerieten Bauten und Park.
Berühmt: das bald wieder restaurierte historische Pferdekarussell.
www.schloesser-hessen.de
02 S
chlosspark Wiesbaden-Biebrich
Der einst barocke Lustgarten des Fürstentums
Nassau wurde im 19. Jahrhundert von Friedrich
Ludwig von Sckell in einen romantischen,
35 Hektar großen Landschaftspark verwandelt.
www.hi.hessen.de
03 S
chönbusch Aschaffenburg
Die 168 Hektar große Parklandschaft mit
romantischem See, Aussichtsturm, Schlöss­
chen, Irrgarten, Bootsverleih und Lokalen
ist einer der frühesten englischen Gärten
in ganz Süddeutschland. Wunderbar: die
legendäre „Blickachse“ von Schönbusch
zum Aschaffenburger Schloss.
www.schloesser-bayern.de
Rüsselsheim
Verna-Park
Schlüchtern-Ramholz
Schlosspark
Seligenstadt
Klostergärten
Orangerie
Wasserburg Klein-Welzheim
Usingen
Schlosspark
Weilburg
Orangerien Schloss
Schlossgarten
Wiesbaden
Alter Friedhof
Kurpark
Nordfriedhof
Russischer Friedhof
Schlosspark Biebrich
Tier- und Pflanzenpark Fasanerie
„Warmer Damm“
Wintergärten Stadtschloss
sich zwischen Agaven und duftenden Engelstrompeten, unter der Glycinien-Pergola oder auf der mit
roten Trompetenblumen überrankten Terrasse fast wie im Land, wo die Zitronen blühen. Die wiederum gedeihen – allesamt ganzjährig im Boden verwurzelt - in malerischer Gemeinschaft mit Pinien,
Oliven-, Lorbeer-, Eukalyptus- und Granatapfelbäumen – weiter flussabwärts, im Frankfurter
„Nizza“. Auch dieses paradiesische Juwel auf dem Tiefkai zwischen Untermainbrücke und Holbeinsteg entstand schon 1875. Seit der vorbildlichen Neugestaltung 2005 gilt die Anlage als der artenreichste subtropische Garten nördlich der Alpen.
Gestaltete Landschaft: Ein bisschen wild ist er schon noch, der Bergpark Villa Anna in Eppstein, auch
wenn ein Förderkreis die meisten der 200 wertvollen alten Gehölze wie die 40 Meter hohen, fassdicken
Mammutbäume schon freischlagen ließ. Jahrzehntelang war dieser botanische Schatz völlig zuge­
wuchert – und vergessen. Erst der frühere Stadtarchivar Herbert Picard entdeckte vor einigen Jahren
den Zauberwald wieder, den die Frankfurter Bankiersfamilie von Neufville ab 1875 um ihre
Sommerresidenz anlegte. Während die meisten Landschaftsgärten wie der Mainzer Stadtpark, der
Darmstädter Herrngarten oder der Park von Schloss Philippsruhe in Hanau eher der Ebene frönen und
man in den grünen Paradiesen im Taunus bestenfalls über sanfte Hügel wandelt, ist im Gartenreich an
den steilen Flanken des Eppsteiner Jähenbergs ein Höhenunterschied von 100 Metern zu bewältigen.
Seit 2003 unter Denkmalschutz, bietet das ehemalige Neufvillesche Anwesen einen 2,5 Kilometer
langen Rundweg mit herrlichen Aussichten auf Burg und Stadt Eppstein. Mit dem am Eingang erhältlichen Faltblatt findet man all jene prächtigen Gehölze, die bei Anlage des Gartens noch höchst selten
und exotisch waren, darunter Douglasien, Weymouthkiefern, Kaukasus-Fichten, Griechische
Tannen, Paulownien oder Felsenbirne. Die Gebäude im romantischen Landhausstil wie Villa Anna
und Schweizer Haus werden seit 1981 von der Frankfurter Jugendhilfe genutzt.
Botanik für alle: Keine Angst vor Botanik, jener Wissenschaft, die sich mit Herkunft, Lebensweise
und Taxonomie der Pflanzen beschäftigt: Denn wer genau erfahren will, was er eigentlich in seinen
Gartenboden oder in Töpfe pflanzt, findet in den drei Botanischen Gärten der Region eine Fülle von
Wissen, in den faszinierenden Systematischen Abteilungen ebenso wie bei Vorträgen der Botaniker.
Woher der immense Schatz fremdländischer Gewächse stammt, der seit dem Zeitalter der Ent­
deckungsreisen in die Kloster-, Apotheker- und Fürstengärten der Alten Welt gelangte, ist Thema
einer Veranstaltung in Darmstadts Hortus botanicus: Dessen Leiter Stefan Schneckenburger
berichtet am 28. August über „Kolonialismus und Botanik“, also über jene Sammler und Pflanzenjäger, die in aller Welt das „grüne Gold“ zusammentrugen, das den Ruhm europäischer Gärten
mehrte. In Darmstadt war es Carl Albert Purpus: Vor über 100 Jahren schlug er sich in Amerika und
Mexiko als „Plant Hunter“ durchs Leben und versorgte mit den neu entdeckten Pflanzen auch seinen
Bruder Joseph Anton. Der war brav in der Residenzstadt geblieben und als Garteninspektor hocherfreut über jede Sendung botanischer Kostbarkeiten. Noch heute lassen sich viele exotische Pflanzen
aus jener Zeit in dem Gartenreich bewundern, darunter eine vier Meter hohe Yucca rostrata. Seit
1874 liegt der Lehrgarten der Technischen Hochschule als idyllisches, dicht begrüntes Eiland nahe
dem Campus Lichtwiese. Rund 8000 verschiedene, auf 4,5 ha im Freien und unter Glas kultivierte
Arten lassen sich hier erkunden: Botanik für alle! 50 51
FRM 01 I 11
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Exzellenz
Jonas Ratermann
//
1
50°8'28.50"N
8°39'33.98"E
F
Fast 50 Jahre Formel 1
Das Archiv von Rainer W.
Schlegelmilch lässt interessante Vergleiche zu: Startvorbereitungen und Tankstopps
2007
1971
Das Auge
Der Formel 1
>
1970
Rainer W. Schlegelmilch braucht keinen Terminka-
In seinem Office im Frankfurter Stadtteil Dornbusch: Auf der
lender. Den macht Bernie Ecclestone schon für ihn.
Stuhllehne hängt noch das „Photographer“-Leibchen vom
Denn kaum steht der Rennplan für die Formel-1-Saison fest, heißt
Wochenende in Australien. Hinter ihm eine riesige Regalwand
es für Schlegelmilch Koffer packen. Donnerstag Anreise, Freitag
voller Ordner mit Renndias. An der gegenüberliegenden Wand
erstes Training, Samstag Qualifying, Sonntag Rennen, Sonntag­
ein Leuchttisch nebst brummendem Trommelscanner. Tausende
Rainer W. Schlegelmilch
abend Rückflug. 20 Mal im Jahr, von Bahrain bis Brasilien. Aller-
Aufnahmen will Schlegelmilch noch digitalisieren. Ein zeitinten-
dings folgt er dem Rennzirkus nicht als Techniker oder Ingenieur,
sives Projekt zwischen den Rennen. „Meine Altersversorgung“,
sondern als Fotograf. Rainer W. Schlegelmilch ist schlichtweg „das
schmunzelt er. Denn viele seiner historischen Schwarzweiß­
Start und Ziel am Dornbusch. Seit bald 50 Jahren verfolgt
der Frankfurter Fotograf das Grand-Prix-Geschehen
Auge der Formel 1“. Knapp eine halbe Million Fotos hortet er in sei-
bilder aus den 1960er Jahren sind wahre Schätze.
von Martin Orth
52 53
F R M 0 1 I 1 1
nem gigantischen Archiv. Zwischen 3000 und 5000 Bilder schießt
er an jedem Renntag. Meistens sind davon schon zwei Drittel wie-
Jedes Bild hat seine eigene Geschichte, und zu jeder Geschichte
der gelöscht, bevor er in Frankfurt landet. Keiner weiß besser als
hat Rainer W. Schlegelmilch sein Bild. Er deutet auf ein Foto von
er, worauf es bei der Rennsportfotografie ankommt. Das „Auge“ ist
Jacky Ickx, der zu den Großen der 1970er Jahre gehörte. „Jacky
unbestechlich. Ihn interessiert Qualität. Am Dienstag nach dem
lebt heute in Monte Carlo, wir sehen uns längst als Freunde.“ Über-
Grand Prix stehen die 250 Top-Shots auf seiner Homepage.
haupt: Der Fotograf Schlegelmilch kennt alle Autos, alle Fahrer, er
Rainer W. Schlegelmilch (4)
2008
//
Exzellenz
1966
2008
Boliden im Vergleich
Die Ferraris von damals und
heute haben nichts mehr
gemein – vor allem wegen der
Aerodynamik
Ihm ist es gelungen, das Goldene Zeit­
alter der Formel 1 auf elegante und an­
schauliche Weise abzubilden.
Jackie Stewart
//
Rennlegende
Leben im Formel-1-Takt
2005
Rainer W. Schlegelmilch
in seinem Frankfurter
Büro – umgeben von über
400 000 Fotos.
www.schlegelmilch.com
1966
Jonas Ratermann (4)
54 55
1965
F R M 0 1 I 1 1
Rainer W. Schlegelmilch (6)
2007
Rennen im Vergleich
Am Start auf dem Nürburgring
stehen vier Rennwagen – und
Männer mit Hut. Heute starten
die Boliden versetzt
//
Exzellenz
2005
1963
Fahrer im Vergleich
Nick Heidfeld (r.) ist gespannt
auf den Start, Innes Ireland
im Lotus gelassen wie vor einer
Fahrt ins Grüne
Es gibt bei aller Konkurrenz auch
immer noch viel Menschliches in der
Formel-1-Familie.
Rainer W. Schlegelmilch
//
Renn-Fotograf
2010
hat sie alle abgelichtet – von Jim Clark bis Sebastian Vettel. Beson-
arbeitete für Industrie und Agenturen und lebt seitdem im Takt mit
ders gefreut hat ihn ein Grußwort, das Jackie Stewart, der drei-
der Formel 1.
malige Weltmeister, für eines seiner Bücher geschrieben hat:
„Schlegelmilch gehört zu den bekanntesten Personen des Ge-
Sein Archiv ermöglicht mittlerweile einzigartige Vergleiche. Ein
schäfts und ist hoch angesehen.“ Ein Ritterschlag.
Meisterstück ist die Dokumentation aller Fahrzeuge, die seit 1975
den Grand Prix von Monaco bestritten. Schlegelmilch hat sie alle
1969
Rainer W. Schlegelmilch (6)
2007
Rituale im Vergleich
Die Champagner-Dusche hat
sich nicht verändert, die weiblichen Fans von Monte Carlo (l.)
und Hockenheim schon
1963
56 57
F R M 0 1 I 1 1
Und natürlich ist der dienstälteste Fotograf der Formel 1 einer der
in derselben Kurve fotografiert, immer aus demselben Blick-
herausragenden Chronisten des Motorsports. Seine Karriere
winkel. „Da sehen Sie genau jede Veränderung über die Jahre“,
begann vor nahezu 50 Jahren. 1962 nahm ihn ein Freund mit auf
sagt er. Die Stelle zwischen Loews und Portier, die Schlegelmilch
den Nürburgring zum 1000-Kilometer-Rennen. Damals waren
fotografiert, wird von Insidern inzwischen schon „Schlegelmilch-
die Gentlemen im Cockpit zwischen dreißig und Ende vierzig
Kurve“ genannt. Eine Spezialität sind auch seine Bewegungsauf-
und kurvten mit offenem Helm und Motorradbrille über den
nahmen. Bei jedem Grand-Prix-Termin zoomt er mit Langzeit­
Ring. Schlegelmilch schloss gerade sein Fotografie-Studium in
belichtungen während des Trainings: „Dann lasse ich die Kerle an
München ab, als ihn Rennsportfieber packte. Er ging in die
mir vorbeirasen und versuche, möglichst nur den Helm scharf zu
Werbehochburg Frankfurt, wo er schon zur Schule gegangen war,
bekommen, der Rest ist farbiger Speed.“
\\
Vorschau
Ausgabe 02
Roman Bezjak/sanofi-aventis
Herbst 2011
Wissens­
region
FrankfurtRheinMain galt lange als
„Apotheke der Welt“. Nun formiert sich
die Pharma-Branche wieder. Auch ein
„House of Pharma“ ist angedacht.
In eigener Sache
//
Neue Ideen
experImentIeren //
RegIoN
deR
INNovatIoN
hanns-seIdelGymnasIum
Mainland-Churfranken e. V./Tom River
Der Bayerische Untermain verbindet
Lebensqualität und Hightech,
kulturellen Reichtum und Innovation –
abseits der Großstadthektik, aber
bestens angebunden.
Glückwunsch nach Hösbach!
FRM berichtete in der vergangenen Ausgabe unter dem
wo neue Ideen entstehen
Ob in Schullabors, Seminarräumen und Forschungsabteilungen – überall in der Wissensregion FrankfurtRheinMain wird intensiv und erfolgreich experimentiert,
geforscht und entwickelt
Titel „Region der Innovation“
>
über das Hanns-Seidel-Gymnasium bei Aschaffenburg,
10 11
Regional­
porträt
Entdecken Sie unsere Visionen
für Ihre Zukunft.
das seit Jahren überaus er-
folgreich an Jugend-forscht-Wettbewerben teilnimmt. Jetzt haben
die Schüler von Roland Full wieder einen Coup gelandet. Gabriel
Salg, 16, und Nicolas Scheidig, 16, wurden bayerische Landes­
sieger. Sie wiesen nach, dass sich mit dem Lebensmittelzusatzstoff
Cyclodextrin Mundgeruch drastisch verringern lässt. Chemie­
lehrer Full ahnte, dass das „was Großes“ werden könne und nahm
Kontakt mit der TU Darmstadt auf. Inzwischen liegt ihm auch der
wissenschaftliche Nachweis vor. Mit großem Optimismus fahren
Schüler und Lehrer zum Bundesentscheid nach Kiel.
Glückwunsch auch nach Offenbach: Produktgestalter Sebastian
Herkner, 29, den FRM 2009
Post scriptum
FRM erlesen
unter dem Titel „Ideenschmiede
Offenbach“
als
Jung-Star vorstellte, gewann
im Februar 2011 den Nach-
Zwei starke Stimmen aus FrankfurtRhein-
wuchs-Designpreis der Bun-
Main: Sag einer, Germanisten könnten
desrepublik Deutschland.
nicht schreiben. Diese beiden können –
und zum Glück haben sie ihre Karrieren
nicht in der Wissenschaft, sondern als
Schriftsteller fortgesetzt. Andreas Maier
entwirft in „Das Zimmer“ einen moderAndreas Maier:
Das Zimmer,
Suhrkamp,
17,90 €
nen Heimatroman. Der spielt – wie so häufig bei ihm – in der Wetterau und handelt
von seinem geistig immer Kind gebliebenen „Onkel J.“ und dessen VW-Variant
Typ 3, mit dem er am liebsten durch die
Rapsfelder fährt. Maier erzählt mit sprödem Witz und vielleicht ist der Roman ge-
58 59
Herausgeber FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain
wird realisiert von der FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the
Region in Zusammenarbeit mit Societäts-Medien, Frankfurt am Main. Für die
FrankfurtRheinMain GmbH: Dr. Hartmut Schwesinger
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rade deshalb so anrührend. Silke Scheuer-
Redaktion Chefredakteur: Peter Hintereder, Martin Orth (CvD), Janet Schayan,
Julia Söhngen, Ute Süßbrich (Pocket-Guide)
Tel.: (069) 75 01-43 52, Fax (069) 75 01-43 61
mann, in Offenbach zu Hause, führt in
Art-Direktion Dunja Metz, Stefanie Schwary
„Shanghai Performance“ vom Kunstbetrieb
Produktion Sandra Opper
in Frankfurt nach China. Die 38-Jährige
Distribution Klaus Hofmann, Tel. (069) 75 01-42 74, Fax (069) 75 01-45 02
schildert kühl, mit leichter Ironie und
Silke Scheuermann: Shanghai
Performance,
Schöffling & Co.,
19,95 €
IMPRESSUM
Kunst und die Liebe – und das Leben von
Hinweise FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain erscheint zweimal jährlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung
des Verlags. Printed in Germany, Copyright © by Frankfurter Societäts-Medien
GmbH 2011. Das Papier der Zeitschrift ist umweltfreundlich. Es wurde unter Verwendung von chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt.
drei Frauen im Hier und Jetzt.
Titelbild Michael Hudler
noch dazu spannend eine Geschichte, in
der es um nichts Geringeres geht als die
FRM 01 I 11
FrankfurtRheinMain GmbH I International Marketing of the Region
In FrankfurtRheinMain nehmen wir jede Herausforderung gerne an. Ob es um die Vernetzung
von Finanzdienstleistung mit High-Tech-Expertise, um optimale Infrastruktur oder um schnelle
Verfügbarkeit der richtigen High Potentials für den Erfolg eines Unternehmens geht, bei uns
finden Investoren alles, was sie brauchen – vor allem Partner mit dem Willen, allerhöchsten
Ansprüchen gerecht zu werden.
Wie wir Investoren beim Start helfen? Sehen Sie selbst:
www.frm-united.de | www.frankfurt-rhein-main.net
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