Formelsammlung, endgültige Fassung
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Formelsammlung, endgültige Fassung
E INFÜHRUNG IN DIE F INANZMATHEMATIK Boris Girnat Technische Universität Braunschweig Institut für Elementarmathematik und Didaktik der Mathematik Wintersemester 2005/06 Formelsammlung 1 Standardbezeichnungen P F i n A N r r∅ idyn — — — — — — — — — Gegenwärtiges Kapital (present value) Zukünftiges Kapital (future value) je Zeiteinheit gleich bleibender Zinssatz (interest rate) Anzahl der Zeiteinheiten gleich bleibende Kapitalveränderung je Zeiteinheit Nennwert einer Anleihe (zugleich einmalige Auszahlung bei Vertragsende) Inflationsrate durchschnittliche Inflationsrate Dynamikfaktor 2 Zinseszinsrechnung 2.1 Einfach Wiederverzinsung Typische Anwendung: Wird das Kapital P zu einem gleich bleibenden Zinssatz i in einem Zeitraum von n Zeiteinheiten (meistens Jahren) verzinst, so wird nach diesem Zeitraum der Betrag F ausgezahlt: F = P · (1 + i ) n 2.2 Ratensparen mit Wiederverzinsung ohne Ruhejahr Typische Anwendung: Wird zu Beginn jeder Zeiteinheit der gleich bleibende Betrag A eingezahlt und zu einem gleich bleibenden Zinssatz i in einem Zeitraum von n Zeiteinheiten verzinst, so steht am Anfang des n-ten Zeitraumes (d. h. unmittelbar nach Einzahlung der n-ten Rate) der Betrag F zur Verfügung: F = A· (1 + i ) n − 1 (1 + i ) − 1 Werden dabei die Raten um den Dynamikfaktor idyn multiplikativ verändert (d. h. Am+1 = Am · (1 + idyn )), so ist F unter ansonsten gleichen Bedingungen: F = A· (1 + i )n − (1 + idyn )n (1 + i ) − (1 + idyn ) Formelsammlung Finanzmathematik WS 2005/06 Seite 1 von 4 2.3 Ratensparen mit Wiederverzinsung und Ruhejahr Typische Anwendung: Wird zu Beginn jeder Zeiteinheit der gleich bleibende Betrag A eingezahlt und zu einem gleich bleibenden Zinssatz i in einem Zeitraum von n Zeiteinheiten verzinst, so wird am Ende des n-ten Zeitraumes der Betrag F ausgezahlt: F = A · (1 + i ) · (1 + i ) n − 1 (1 + i ) − 1 Werden dabei die Raten um den Dynamikfaktor idyn multiplikativ verändert (d. h. Am+1 = Am · idyn ), so ist F unter ansonsten gleichen Bedingungen: F = A · (1 + i ) · (1 + i )n − (1 + idyn )n (1 + i ) − (1 + idyn ) 2.4 Wiederverzinsung mit Ein- oder Auszahlung Typische Anwendung: Wird das Kapital P zu einem gleich bleibenden Zinssatz i in einem Zeitraum von n Zeiteinheiten verzinst und ab der ersten Zeiteinheit jeweils der Betrag A am Anfang einer Zeiteinheit eingezahlt (bzw. bei negativem A ausgezahlt), so ist zum Zeitpunkt der m-ten Ratenzahlen (mit m ≤ n) der Betrag auf Fm angewachsen Fm = P · (1 + i )m + A · (1 + i ) m − 1 (1 + i ) − 1 Diese Formel lässt sich bei Sparverträgen (d. h. bei positivem A) in der Regel nicht für m = n anwenden, da bei der Auflösung eines Sparvertrages im n-ten Jahr nicht eine n-te Rate eingezahlt wird. Bei Kredittilgungen (d. h. bei negativem A) wird jedoch auch im nten Jahr abgezahlt. Also ist in diesem Fall die Formel auch für n = m adäquat. Für die üblichen Sparverträge ohne n-te Einzahlung muss man die Formel leicht verändern (für n ≥ 1), nämlich folgendermaßen: (1 + i ) n −1 − 1 (1 + i ) − 1 n (1 + i ) − 1 = P · (1 + i ) n + A · −A (1 + i ) − 1 F = P · (1 + i ) n + A · (1 + i ) · 3 Unterjährige Verzinsung 3.1 Lineare Verzinsung bzw. „Bankmethode“ Typische Anwendung: Wird das Kapital P zum Zinssatz i verzinst, so wird nach einem mtel der Zeiteinheit bei linearer Verzinsung der Betrag F ausgezahlt: i F = 1+ ·P m Formelsammlung Finanzmathematik WS 2005/06 Seite 2 von 4 3.2 Exponenzielle Verzinsung Typische Anwendung: Wird das Kapital P zum Zinssatz i verzinst, so wird nach einem mtel der Zeiteinheit bei exponentieller Verzinsung der Betrag F ausgezahlt: 1 F = (1 + i ) m · P 4 Inflationsrate 4.1 Definition Steht im Jahr n das Kapital F zur Verfügung und liegt über dem Zeitraum dieser n Jahre die Inflationsrate gleich bleibend bei r, so entspricht F vom Wert her dem gegenwärtig verfügbaren Kapital P: n 1 P= ·F 1+r 4.2 Durchschnittliche Inflationsrate Hat die Inflationsrate in den Zeiträumen n1 , n2 , . . . , nk den Wert r1 , r2 , . . . , rk , so hat die durchschnittliche Inflationsrate r∅ für den Gesamtzeitraum n = n1 + n2 + . . . + nk den folgenden Wert (gewichtetes geometrisches Mittel): n1 n2 nk r ∅ = (1 + r1 ) n · (1 + r2 ) n · . . . · (1 + r k ) n − 1 q = n (1 + r 1 ) n1 · (1 + r 2 ) n2 · . . . · (1 + r k ) n k − 1 5 Rendite Definition allgemein: Die Rendite einer Anlageform, die bei Anlage des Kapitals P das Kapital F im Jahr n nach Vertragsschluss bereit stellt, ist gleich dem Zinssatz i, zu dem man bei gleich bleibender Verzinsung das Kapital P bei Wiederverzinsung über demselben Zeitraum anlegen müsste, d. h. die Rendite ist dasjenige i, für das gilt: F = P · (1 + i ) n Statt des Geldbetrages F wird häufig der Geldwert von F betrachtet, d. h. der Wert P von F, den F unter Berücksichtigung der Inflationsrate r umgerechnet auf den gegenwärtigen Zeitpunkt hat (Berechnung von P aus F siehe unter 4.1). 6 Anleihe 6.1 Wert unter Inflationsbedingungen Oben ist allgemein angeben, wie sich der gegenwärtige Wert eines Betrages F berechnen lässt, der nach k Zeiteinheiten (dort n Zeiteinheiten) zur Verfügung steht. Bei einer Anleihe ist F eine Rate, die nach k Zeiteinheiten ausgezahlt wird. In diesem Fall kann man F in Formelsammlung Finanzmathematik WS 2005/06 Seite 3 von 4 Abhängigkeit vom Nennwert N und dem Zinssatz i der Anleihe ausdrücken, nämlich als F = i · N. Damit ist: k 1 Pk = ·i·N 1+r 6.2 Wert der Summe der Raten Gegenwärtiger Wert Sn der Summe aller Raten unter der Annahme, dass die Inflationsrate r in einem Zeitraum von n Zeiteinheiten konstant ist, wobei nach jeder der n Zeiteinheiten jeweils derselbe Betrag F = i · N als Rate ausgezahlt wird. Abhängig von N und i ist dann: n 1 −1 n 1 1+r Sn = ∑ Pk = i · N · · 1 1 + r k =1 −1 1+r 6.3 Wert einer Anleihe ohne Berücksichtigung des Ausgabekurses Gegenwärtiger Wert L einer Anleihe mit dem Zinssatz i und dem Nennwert N, wobei Zinsen je Zeiteinheit als Rate ausgezahlt werden. n 1 n −1 1 1 1+r · +i· N · L= N· 1 1+r 1+r | {z } −1 1+r Wert der Endauszahlung | {z } Wert der Summe der Raten 7 Nützliche Hilfsmittel 7.1 Logarithmen Für a, x, y ∈ R+ und a 6= 1 gilt: loga ( x · y) = loga ( x ) + loga (y) x loga = loga ( x ) − loga (y) y loga ( x n ) = n · loga ( x ) Insbesondere gelten diese Gleichungen für den Logarithmus naturalis ln, den Logarithmus zur Basis e. 7.2 Summe der endlichen geometrischen Reihe Für a ∈ R+ mit a 6= 1 gilt: n ∑ a k = 1 + a + a2 + a3 + . . . + a n = k =0 Formelsammlung Finanzmathematik WS 2005/06 a n +1 − 1 a−1 Seite 4 von 4