fühlen - Sennheiser Communications

Transcrição

fühlen - Sennheiser Communications
02.06.2010
13:50 Uhr
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Klang
fühlen
www.sennheiser.com
Geschäftsbericht 2009
SH_GB09_01_TITEL_U4
TITELBILD
Kirlianfotografie einer menschlichen Hand. Diese Fototechnik macht die elektrischen Entladungen sichtbar,
die in einem elektrischen Feld durch die Ionisation der Luft um die Hand herum entstehen.
Quelle: Your Photo Today/BSIP
Geschäftsbericht 2009
080894 Printed in Germany
EDITORIAL
3
W
ir alle kennen das Phänomen, dass uns während
eines Konzerts Schauer über den Rücken jagen
und wir eine Gänsehaut bekommen – auch unsere Haut bleibt bei einem musikalischen Hochgenuss nicht
un­beteiligt. Kanadische Wissenschaftler gehen noch weiter:
Sie haben festgestellt, dass die Haut mit ihren Millionen von
Nervenzellen auch beim Verstehen von Sprache eine Rolle
spielt – davon möchten wir in unserem Geschäftsbericht
2009 erzählen. Unter dem Motto „Klang fühlen“ setzen wir
unsere Geschäftsberichts-Trilogie fort, die im vergangenen
Jahr mit „Klang sehen“ begann.
Herbert Grönemeyer beobachtet für uns, wie Klänge auf den
eigenen Körper und den anderer Menschen wirken. Fasziniert
erzählt er uns im Gespräch, wie gerade Menschen, die in ihrer
Wahrnehmung eingeschränkt zu sein scheinen, ein besonders feines Gespür für Klänge und Zwischentöne besitzen.
Auch für Bauwerke spielen Klang und Schwingung eine Rolle,
sei es in den höchsten Gebäuden der Welt, die sich mit schwingungsschluckenden Konstruktionen gegen ein Aufschaukeln
durch Wind wehren, oder bei den Pyramiden von Gizeh, die
sich als Stein gewordene Musik entpuppen.
Alle diese Geschichten spiegeln einen Aspekt der Faszination
Klang wider. Diese Faszination beeinflusst auch unser Tun als
Audiospezialist. Sie eröffnet uns neue Blickwinkel.
Viel Freude mit den spannenden Geschichten
wünscht Ihnen Ihr
„Die Suche nach der
absoluten Schönheit
des Klangs ist das,
was Akustikexperten
antreibt.“
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Prof. Dr. Jörg Sennheiser
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Volker Bartels,
President, Global Manufacturing and Logistics,
Speaker of the Executive Team
Susanne Seidel,
President, Global Marketing
Stefan Junker,
President, Global Controlling and Finance
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Paul Whiting,
President, Global Sales
Dr. Heinrich Esser,
President, Global Research and Development
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INHALT
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Klangkörper
werden
Wenn er auf der Bühne steht, wird sein Körper zum
Musikinstrument: Im Interview spricht Herbert
Grönemeyer über Glücksgefühle auf der Bühne und
das Empfinden von Musik.
SEITE
Klang
Mit der
Taiko
verschmelzen
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Wenn Taiko-Meister Yoshikazu Fujimoto die
riesige Trommel schlägt, hört das Publikum
mit dem ganzen Körper. Eine Reise nach Japan
zu einem ungewöhnlichen Dialog zwischen
Musiker und Instrument.
Fürs Hören sind nur unsere
Ohren zuständig? Weit gefehlt.
Bewegende Momente sind
im wahrsten Sinne des Wortes
auch Gefühlssache.
SEITE
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Intervalle
bauen
Für den Philosophieprofessor Friedrich Wilhelm Korff sind die
Pyramiden am Nil Stein gewordene Musik. In aufwendigen
mathematischen Berechnungen wies er nach, dass die Abmessungen
der Pyramiden musikalischen Intervallen entsprechen.
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Bass
Autoren
& Künstler
Impressum
& Kontakt
zeichnen
Robert Gallagher alias Galliano gilt als
Erfinder des Acid Jazz. Illustrator Graham
Samuels hat den wuchtigen Galliano-Song
„The Story of the Heaviest Bassline“
grafisch umgesetzt.
SEITE
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Resonanzen
zügeln
fühlen
SEITE
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SEITE
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Töne
spüren
Der Tastsinn hört mit – das haben kanadische
Wissenschaftler jetzt nachgewiesen. Ein
spannender Fühlreport über die Haut und die
Verarbeitung von Musik im Gehirn.
Wenn ein Bauwerk in Schwingung gerät,
wird es ungemütlich: Brücken und
Hochhäuser können sich aufschaukeln
und einstürzen. Ausgeklügelte Dämpfer
sorgen für Sicherheit und Wohlbefinden.
Klang
einfangen
Jede Metropole hat ihren ganz eigenen Klang.
Fünf Fotografen machten sich frühmorgens
auf, um Klangbilder von Lagos, Shanghai, Tokio,
New York und Delhi einzufangen …
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„Wenn ich nicht singe,
Foto: Oliver Mark
koche ich innerlich“
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TONWELTEN
Herbert Grönemeyer mag „Musik nur, wenn sie laut ist“.
Im Gespräch mit Sennheiser spricht er über Ohrhörer und
seinen eigenen Klangkörper.
Guten Tag, Herr Grönemeyer, mit Ihrer Musik und Ihrer charakteristischen Stimme
füllen Sie seit vielen Jahren die größten Konzerthallen. Früher war das offenbar auch
eine Herausforderung für die Live-Mikrofontechnik.
(lacht) Ich hatte früher so viel innerlichen Druck, dass meine Band mich immer als „Kampfsänger“ bezeichnet hat. Heute bin ich schon ein bisschen gedämpfter. Einmal war ich bei
einer Radioshow in Kanada und sollte morgens einen Jingle singen. Das tat ich, die Membran ging fliegen, und das Mikro war kaputt.
Kein Wunder, Ihr vierter Vorname lautet Clamor …
… das Geschrei! Das hat der liebe Gott mir mitgegeben. Als Widder habe ich eine ziemliche
Dynamik. Wenn ich nicht singe, köchle ich innerlich. Das Singen ist da für mich ein Ventil.
Das müssen Sie erklären.
Ich denke, Singen ist fast eine Form von Meditation, weil man
dabei richtig atmet. Wenn ich singe, erfahre ich mich als Körper
ganz anders als etwa beim Reden. Dann werde ich zum
Klangkörper, zum Cello oder zur Gitarre. So, wie das Publikum
im Konzert. Die singen auch mit, um in Schwingung zu geraten.
Wie fühlt sich das auf der Bühne für Sie an, wenn das Echo
aus Zehntausenden von Kehlen zurückkommt?
Wenn die Konzertbesucher mitsingen, dann ist das reines
Adrenalin, ein unheimlicher Freudenschub! Das Publikum
kann ab und zu mal einspringen, dann kann ich kurz durchatmen. Mir geht da schon ein Schauer den Rücken runter,
wenn die Menschen DEIN Lied singen.
Für Sie ein Kennzeichen für ein gelungenes Konzert?
Ja, das schaukelt sich so hoch. Das ist so, als ob man Freunde
zum Essen einlädt. Der Abend ist lustig, und man spürt am
Tisch, die Leute fühlen sich wohl. Und nach zwei Stunden sind
sie glücklich – wie bei unseren Konzerten.
Glücklich machen Sie Ihre Fans auch mit Klassikern wie
„Musik nur, wenn sie laut ist“, den Sie Anfang der Achtzigerjahre geschrieben haben. Sie waren zu der Zeit am
Kölner Schauspielhaus. Wie ist der Text entstanden?
Wir waren ein ganzes Ensemble. Die Ballettleute haben mir
damals von einer taubstummen Balletttänzerin erzählt. Sie
konnte nur zu sehr lauten Schwingungen tanzen, die sie über
die Membranen im Bauch spürte. Sie hat Musik mit einer größeren
Leidenschaft und Brillanz gelebt, als wir uns das vorstellen können.
Woher kommt das?
Ich glaube, dass sich bei einem Menschen mit Behinderung die
Sinne anders sensibilisieren und dass dieser Mensch dann die gleichen Glücksgefühle empfindet wie wir auch. Er nimmt die Dinge
nur eben anders wahr. Genauso ist das mit blinden Musikern, etwa
Stevie Wonder oder Ray Charles.
Sie haben für den WM-Song 2006 „Zeit, dass sich was dreht“
mit dem blinden Künstlerduo Amadou & Mariam zusammengearbeitet …
… das ich in England auch live gesehen hatte. Ich bin überzeugt,
Menschen wie sie empfinden nicht nur Musik anders als wir,
sondern auch Sprache. So hören sie beispielsweise viel präziser
heraus, ob jemand abgebrüht klingt oder eine gewisse Herzlichkeit in der Stimme hat. Sie reagieren auch viel genauer auf
Zwischentöne.
Kommen wir von den gefühlten Zwischentönen zu den realen
Tönen. Wie hat sich Ihre Musik auf der Bühne durch die Weiterentwicklung der Technik verändert?
Inzwischen nutzen wir das Sennheiser-In-Ear-Monitoring. Die
alten Monitore auf der Bühne haben ein heftiges Getöse gemacht,
auch eine Art von Rock ’n’ Roll. Da muss man als Sänger dagegenhalten. Mit den Ohrhörern habe ich inzwischen auch Freude daran,
leise zu singen. Das war vor zehn Jahren undenkbar. Es sei denn,
man spielte ganz allein am Klavier. Wenn ich am Schluss von Konzerten heute die Ballade „Zur Nacht“ singe und merke, dass selbst
da noch Stellen leise funktionieren, dann ist das schon klasse.
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TONWELTEN
Fotos (2): Oliver Mark
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Herbert Grönemeyer
Musik nur, wenn sie laut ist
Sie sitzt den ganzen Tag auf ihrer Fensterbank
lässt ihre Beine baumeln zur Musik
der Lärm aus ihrem Zimmer macht alle Nachbarn krank
sie ist beseelt, lächelt vergnügt
Gibt es bei den Mikrofonen vergleichbare Fortschritte?
Früher haben bei mir pro Auftritt mindestens zwei Mikrofone
dichtgemacht. Wegen des Drucks und der Feuchtigkeit. Vor der
Mensch-Tour 2002 haben wir dann gemeinsam mit Sennheiser
die Rockheiser-Mikrofonkapsel entwickelt.
Sie weiß nicht, dass der Schnee lautlos auf die Erde fällt
merkt nichts vom Klopfen an der Wand
Was ist das Besondere daran?
Die MD 5235 gab mir plötzlich das Gefühl, ich komme viel präziser
rüber. Für mich als Livesänger war dieses Mikrofon mit Sicherheit
die wichtigste Entwicklung, und das vor allem in Verbindung mit
dem In-Ear-Monitoring, das sich auch immer mehr verbessert.
Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist
wenn der Boden unter den Füßen bebt
dann vergisst sie, dass sie taub ist
Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist
das ist alles, was sie hört
sie mag Musik nur, wenn sie laut ist
wenn sie ihr in den Magen fährt
Der Mann ihrer Träume muss ein Bassmann sein
das Kitzeln im Bauch macht sie verrückt
ihr Mund scheint vor lauter Glück still zu schrein
ihr Blick ist der Welt entrückt
Gute Soundtechnik ist jedoch nur die eine Seite der Medaille?
Für mich hat Musik immer mit guter Laune zu tun! Das verbinde ich
Ihre Hände wissen nicht, mit wem sie reden solln
mit Leidenschaft und Spaß. Ich hätte sowieso Musik gemacht. Dass
es ist niemand da, der mit ihr spricht
ich damit auch noch Erfolg habe, macht die Sache für mich nur noch
schöner. Gehe ich in Konzerte von anderen Musikern, möchte ich da
Sie mag Musik nur, …
auch deren Freude im Gesicht sehen. Ich habe das gerade bei Muse
gesehen oder auch bei Amadou &
Was macht Ihnen denn besonders Spaß? Sie singen einmal unplugged, dann
Mariam und Prince – aber davon
auch wieder mit großem Orchester.
gibt’s gar nicht so viele.
Das sind verschiedene Kusstechniken. Unplugged ist zärtlicher, feiner. Man präsentiert eher die Zwischentöne, die Feinheiten, und nimmt sich selbst auch ganz
anders wahr. Mit Orchester habe ich dagegen eine unheimliche Wärme von den
Violinen im Rücken. Das ist wie ein Heizstrahler. Obwohl das alles eine jeweils
völlig andere Form ist, hat beides seine Faszination.
Und wie haben Sie’s am liebsten?
Wild, laut und sensibel.
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TONWELTEN
Alphabet
der Stille
Gehörlose Menschen kommunizieren mit Gebärdensprachen, die sich
von Land zu Land unterscheiden. Um einzelne Worte zu buchstabieren,
nutzen sie das internationale Fingeralphabet, das auch nationale
Besonderheiten bei der Schreibweise berücksichtigt. Die Nachbildung
der Buchstaben erfolgt mit einer Hand.
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
1 2
Y
Z
SCH
11
Ä
1 2
Ö
1 2
Ü
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12
BASS
Robert Gallagher
alias Galliano, alias Earl Zinger
Im Jahr 1984, während einer Show im Londoner Piratensender des damals noch unbekannten DJ Gilles Peterson, verwandelt
sich Robert Gallagher in „Galliano“. In der
Folgezeit taucht Galliano immer wieder bei
Poetry-Slams und in der Londoner Klubszene auf. Schließlich formiert sich 1989
die Band Galliano. Sie tourt fortan weltweit
und nimmt fünf Alben auf, bevor sie sich
auflöst. Seit 1997 arbeitet Rob Gallagher
unter dem Namen Earl Zinger als Solist;
gleichzeitig ist er Mitglied im Nu-Jazz-Projekt 2bo4 (Two Banks of Four). Gallagher
hat als Sänger mit vielen anderen Künstlern zusammengearbeitet. Darunter waren Kruder & Dorfmeister oder japanische
Bands wie Jazztronic und KJM. Heute ist
Gallagher in Projekten wie dem Berliner
„Rogall & The Electric Circus Sideshow“
aktiv sowie in Londoner Klubs. Robert
Gallagher und die Band Galliano gelten als
Erfinder des britischen Acid Jazz.
Der in Stockholm lebende Illustrator
Graham Samuels hat den Earl-ZingerTitel „The Story of the Heaviest Bassline“
vom Album „Put Your Phazers on Stun
Throw Your Health Food Skyward“ exklusiv für Sennheiser grafisch umgesetzt. Der
Song vom Ausbruch der weltmächtigsten,
alles erschütternden und zerstörenden
Basslinie spiegelt das humor- und fantasievolle Wesen Gallaghers wider.
Connection Internet: www.2bo4.com
www.grahamsamuels.com
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RESONANZEN
Ein Pendel
gegen Jericho
Resonanzen können Mauern zerstören und Türme einstürzen lassen.
Deshalb haben Hochhäuser gigantische Schwingungsdämpfer. Sie verhindern,
dass sich windbewegte Gebäude aufschaukeln – und schließlich kollabieren.
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Abendliche Romantik nur für
Schwindelfreie: ein Arbeiter
auf der Spitze des Wolkenkratzers
Taipei 101 in 500 Meter Höhe
L
eonardo da Vinci hätte sie nicht schöner gestalten können:
„Da erhob das Volk ein Kriegsgeschrei,
Goldgelb glänzt die gigantische Kugel in ihrem Geschirr aus
und die Posaunen ertönten; und als das
Stahlseilen und Stoßdämpfern 417 Meter über dem Erdboden.
Volk den Posaunenschall vernahm
Hoch oben in Taiwans höchstem Wolkenkratzer Taipei 101 füllt
und ein lautes Kriegsgeschrei erhoben hatte,
sie vier ganze Stockwerke aus, umgeben von einer Galerie. Weht
da stürzte die Mauer in sich zusammen,
draußen der Wind, dann ächzt die Konstruktion. Denn die 660 Tonund das Volk drang in die Stadt ein ...“
nen schwere Stahlkugel ist ein Pendel – das größte Pendel der Welt.
(JOSUA 6, 20)
Es ist ein Dämpfer, ein „Schwingungstilger“. Die Kugel pendelt die
Schwingungen aus, in die der Wind das Hochhaus versetzt. Ihre
Masse bändigt die Bewegung des Turms,
bevor sie gefährlich wird.
Der Wolkenkratzer ist zwei Kräften ausgesetzt. Erst im Juli 2009 rüttelte ein Erdbeben mit einer Stärke von 6,6 an der Konstruktion. Solche Erschütterungen allerGefährliche Resonanzen
dings fängt die Stahl- und Betonkonstruktion des Turms mühelos auf.
Schließlich kann Schwingungsresonanz Bauwerke einstürzen lassen. Das biblische Jericho fiel unter dem Schall von Trompeten.
Ziel: Schwingungen begrenzen
In einem australischen Konzertsaal sangen
Schlimmer sind die Taifune, die mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde durch die
die Wiener Sängerknaben im Jahr 1988 den
Stadt fegen. Der Wind wirft sich gegen die Fassade und zerrt an dem 508 Meter
Putz von der Decke. Sogar Brücken können
hohen Turm. Gäbe es da nicht die Kugel in seinem Innern, schwankte das Gebäude
brechen, wenn Menschen im Gleichschritt
in 400 Meter Höhe um bis zu einen Meter. Stattdessen wankt der Tilger hin und
darübergehen. „Obwohl Gebäude so unbeher – um bis zu 1,50 Meter. Dies reduziert die Schwingung des Turms um rund die
weglich und solide wirken, bewegen sie
Hälfte. So verhindert die Stahlkugel nicht nur eine Resonanzkatastrophe, sondern
sich unter Last“, sagt Leonard Martin Joseph,
dämpft auch niederfrequente Schwingungen, die Unwohlsein auslösen.
Bauingenieur bei Thornton Tomasetti in Kalifornien. Er hat die Baustatik für den Taipei
Der sogenannte Körperschall entsteht dadurch, dass ein fester Körper in Schwin101 berechnet.
gung versetzt wird. In Gebäuden sind dies Decken und Wände. Der Mensch nimmt
den Körperschall über das Ohr und den eigenen Körper wahr. Deshalb brauchen
auch die Sitzreihen in Konzertsälen, Opernhäusern oder Kinos Schwingungsdämpfungen – bei Frequenzen, die mit dem Magen aufgenommen werden, kann
es sonst ungemütlich werden.
Wie ein überdimensionales
Bambusrohr in einer Modelllandschaft überragt Taipei 101
die anderen Hochhäuser. Seine
acht Segmente erinnern an
die chinesische Glückszahl Acht.
„In Wolkenkratzern müssen Tilger möglichst hoch oben installiert werden, denn
dort sind die Schwingungen am größten“, sagt Scott L. Gamble und ergänzt: „Allerdings ist dieser Raum meist der wertvollste in einem Hochhaus. Deshalb hängt die
Art des Dämpfers von der Nutzung des Platzes und vom Preis ab.“
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RESONANZEN
Gamble ist Vice President beim kanadischen Ingenieurbüro Rowan Williams Davies & Irwin. Er hat
den Taipei-Tilger konzipiert.
Wege zur Ruhe
Wassertanks sind genauso wirksam wie schwere
Pendelsysteme. Im 297 Meter hohen Comcast Center in Philadelphia etwa schwappen 1135 Kubikmeter Wasser in einem u-förmigen Tank gegen die
Windkräfte an. Taiwans goldene Kugel hingegen
ist ein Kulturgut: „In Ostasien wollten die Architekten demonstrativ zeigen, dass sie sich um das
Wohlergehen der Menschen sorgen, die sich im
Turm aufhalten“, sagt Baustatiker Joseph.
Nicht überall haben es die Ingenieure so schwer
wie in Taiwan. In den Golfstaaten etwa sind die
tektonischen und atmosphärischen Bedingungen
besser. So benötigt das mit 828 Metern höchste
Gebäude der Welt gar keine Tilger. „Wir haben die
Form des Burj Khalifa in unserem Windkanal in
Kanada optimiert“, sagt Gamble. „Die sich nach
oben verjüngende Form und der treppenartige
Aufbau brechen die Luftwirbel, die sich an Gebäudeecken bilden.“
Resonanzkörper Brücke
Doch auch menschliche Kräfte können eine Eigenschwingung aufschaukeln. So musste die Londoner
Millenniumbrücke drei Tage nach ihrer Einweihung
gesperrt werden, weil sie unter dem Gleichschritt,
in den die Besuchermassen unwillkürlich verfielen,
bis zu zehn Zentimeter hin- und herschwang.
Die Lösung brachte eine genaue Analyse des
menschlichen Verhaltens auf Brücken. Das Konstruktionsbüro Ove Arup & Partners entwarf daraufhin 58 genau dimensionierte Tilger, gebaut von
den Schwingungsisolierungs-Spezialisten des Berliner Unternehmens Gerb, um die Bewegung der
Brücke zu dämpfen. „Schwierig waren nicht so sehr
die technischen Faktoren“, erzählt Gerb-Ingenieur
Armin Winkler, „sondern die Auflagen von Architekt
Sir Norman Foster.“ Denn anders als in Taipeh müssen die Tilger der filigranen Brücke in London unsichtbar bleiben.
S GB 2009 04
Ansicht des weltgrößten Schwingungstilgers im Rohbau von
Taipei 101. Noch fehlen die Stoßdämpfer und die Vergoldung der
Kugel. Ihre 41 Stahlscheiben wurden im Gebäude montiert.
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RESONANZEN
Gegen
die
Bewegung
Um bei turmartigen Bauwerken und Brücken die Eigenschwingungen
zu beherrschen, gehen Architekten die unterschiedlichsten Wege.
So setzen die einen auf eine spezielle Gebäudeform, andere bauen auf
massige Tilgerpendel, riesige Wassertanks oder im Falle von Brücken
auf verteilt angebrachte Schwingungstilger.
KEINE SCHWINGUNGSTILGER,
DAFÜR SPEZIELLE BAUFORM UND SECHSECKIGE
ACHSE IN DER TURMMITTE
WELTWEIT GRÖSSTES TILGERPENDEL
WELTWEIT GRÖSSTER
WASSERGEFÜLLTER TILGER
58 SCHWINGUNGSTILGER
Burj Khalifa
Taipei 101
Comcast Center
Millennium Bridge
Dubai,
Vereinigte Arabische Emirate
Taipeh,
Taiwan
Philadelphia,
USA
London,
Großbritannien
Höhe 828 m
Stockwerke 162
Eröffnung 2010
Höhe 508 m
Stockwerke 101
Eröffnung 2004
Höhe 297,2 m
Stockwerke 57
Eröffnung 2008
Höhe 14 m
Spannweite 325 m
Eröffnung 2000
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FOTO-ESSAY
5
AM
WORLDWIDE
Jede Metropole hat ihren eigenen Klang, besonders in der Frühe, wenn das Leben in den Straßen
gerade erst erwacht. Exklusiv für uns machten sich
fünf Fotografen um fünf Uhr morgens auf eine
akustische Entdeckungsreise durch ihre Stadt.
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LAGOS
von Adolphus Opara
Die Brücken summen
Nigerias Hafenstadt gehört zu den am schnellsten wachsenden Megacitys der Welt. Der Verkehr
ist mörderisch, nur nachts wird es etwas ruhiger. Morgens registriert das Ohr an der Lagune
einen ungewöhnlichen Klang. Weil Lagos sich hier in Festland und Inseln teilt, brummen die
Autos über drei Brücken. Eine von ihnen, die Third Mainland Bridge, ist mit 10,5 Kilometern
die längste Brücke Afrikas. Die sich darüberwälzende Blechkarawane lässt das Bauwerk
gespenstisch summen. Manchmal vibriert die Brücke so stark, dass sie gesperrt werden muss.
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SHANGHAI
von Daniele Mattioli
Die Teufel heulen
Inmitten der 19-Millionen-Stadt ist der Zhongshan Park seit fast 100 Jahren eine Oase der Erholung. Ein
morgendlicher Spaziergang zwischen Rosengarten und prachtvollen Bäumen ist ein akustisches Erlebnis. In aller
Stille treffen sich hier Menschen zur traditionellen chinesischen Gymnastik. Andere nehmen Tanzstunden oder üben
mit ihren Musikbands. Wieder andere lassen chinesische Jo-Jos an Schnüren durch die Luft wirbeln, sogenannte
Teufel oder Diabolos. Deren Surren und Pfeifen ist ein weiteres Puzzleteilchen im großen Zhongshan-Klangbild.
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TOKIO
von Geoff Johnson
Die Kirschblüten flüstern
Direkt hinter den Glaspalästen des Vergnügungs- und Einkaufsviertels Shinjuku steht ein
kleiner Schinto-Schrein. Frühmorgens liegt für kurze Zeit Stille über dem Schrein und dem
benachbarten Bassin, das von Kirschbäumen umringt ist. Sie blühen so kurz, dass ihre
zarten Blüten als Symbol der Vergänglichkeit gelten. Wer sich bemüht, hört zwischen dem
leisen Rauschen der 13-Millionen-Stadt ein sanftes Schweben: Vereinzelt rieseln leuchtende Blütenblätter herunter und verwandeln das dunkle Wasser in ein zartes Gemälde.
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NEW YORK
von Gina LeVay
Die Vögel zwitschern
Erreicht die Morgendämmerung den Central Park, weckt sie die Vögel, die den Tag vielstimmig begrüßen. Über 200 Arten nisten
hier inmitten der Straßenschluchten Manhattans. Um diese Zeit sind auch die Birdwatcher da, die Vogelbeobachter. Von der sogenannten Falkenbank aus richten sie ihre Fernrohre auf seltene Raubvögel, von anderer Stelle aus beobachten sie Dompfaffen,
Fischreiher, Stockenten und Spechte. Jetzt, noch vor Anschwellen des Autolärms, zwitschert, fiept, quakt und klopft der Big Apple.
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DELHI
von Giulio Di Sturco
Die Auto-Rikschas knattern
Wenn die Nacht geht und der Tag zu dämmern beginnt, dann erwachen Zehntausende kleiner Motoren zum Leben. Ihr Knattern kriecht aus den
kleinen Gassen in die großen Straßen und lässt die Zwölf-Millionen-Metropole im Zweitakt ihrer Kolben vibrieren. Der Schwarm grün-gelb lackierter Auto-Rikschas ist eine wichtige Stütze für Delhis Nahverkehr. Seit 1998 dürfen Auto-Rikschas nur noch mit Gas betrieben werden. Nun sollen die Gefährte auf Elektromotoren umgerüstet werden. Kein Zweifel, noch brüllt die Stadt, doch vielleicht wird das Tosen bald schon sanfter.
SH_GB09_28_33_Haut hört mit_Kurzversion:4_Sennheiser_Hampton_6.qxd 08.06.10 15:04 Seite 28
Unsere Haut ist ein hochinteressanter Mikrokosmos, der beim Blick
durch ein Rasterelektronenmikroskop einige seiner Geheimnisse preisgibt.
Das Bild zeigt die Öffnung einer Schweißdrüse an der Hautoberfläche
in etwa 1000-facher Vergrößerung.
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SPÜRSINN
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Die Haut
Ganz gleich, ob Sprache oder Musik: Wir lauschen nicht
nur mit den Ohren. Kanadische Wissenschaftler
entschlüsseln immer weiter das geheimnisvolle Zusammenspiel der Sinne bei der Hörwahrnehmung.
hört mit
Z
wei Frauen verabreden sich in einem Lokal. Vielleicht haben sie sich lange nicht gesehen,
vielleicht wollen sie Pläne schmieden, Geschäfte machen oder einfach nur miteinander plaudern. Langsam füllt sich das Lokal. Wie üblich dreht der Barmann die Musik alle 15 Minuten etwas lauter, bis jede der beiden Frauen hoch konzentriert auf dem Stuhlrand sitzt, über den
Tisch gebeugt, und die Worte ihres Gegenübers zu verstehen versucht. „Die Ohren spitzen“ nennt
der Volksmund dieses hohe Maß an Aufmerksamkeit.
Im genannten Beispiel liegt der Verdacht nahe, dass letztlich nicht nur das Gehör zum Sprachverständnis beiträgt, sondern dass daran noch andere Sinne beteiligt sind. So hören wir im Gespräch
nicht nur mit den Ohren, wir lesen auch mit den Augen die Lippen unseres Gegenübers. Das
menschliche Gehirn koordiniert ganz automatisch sämtliche Einzeleindrücke, die von den Sinnen
Hören, Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken angeliefert werden, und setzt sie zu einem Gesamteindruck zusammen, um so die Umwelt erfahrbar zu machen.
Komplexe Signalverarbeitung
„In meiner Arbeit
Wir können beispielsweise Töne auch fühlen.
Ein prägnantes Beispiel dafür sind die wummernden Bässe aus einem Lautsprecher. Dass
die gefühlte Wahrnehmung jedoch dazu
beiträgt, Gesprochenes zu verstehen, ist eine
neue Erkenntnis. Alles, was wir hören – und
vor allem, wie wir es verstehen und bewerten – ergibt sich aus einer Kette von EreignisPROFESSOR STEPHEN Mc ADAMS
sen: Auf die physikalische Entstehung des
Klangs folgt dessen Übertragung durch die
Luft bis zum menschlichen Ohr. Gleichzeitig nimmt der Tastsinn eine Vibration wahr. Im Ohr speist
unser Körper den Klang in eine hochkomplexe Reizleitung ein und sendet ihn über die Hörbahn
zum auditorischen Cortex, der auf dem Temporallappen des Großhirns liegt. Hier wird er neuronal
verwandelt. So wird aus einem akustischen Ereignis eine bedeutungsgeladene Wahrnehmung.
treffen sich Akustik,
Neurowissenschaften,
Musiktheorie und Psychologie.“
Hören und fühlen
An jedem einzelnen Glied dieser Kette forschen Wissenschaftler weltweit. Führend in der Klangforschung sind die Kanadier. In Vancouver untersuchen die Wissenschaftler Bryan Gick und Donald Derrick an der University of British Columbia, wie die Haut das Gehör dabei unterstützt, Laute
zu differenzieren. In aufwendigen Tests mit Versuchspersonen machen die beiden Linguisten eine
erstaunliche Entdeckung: Die Haut hört mit! Mehr noch, sie hilft zu verstehen.
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SPÜRSINN
Wie stark werden Körperteile zu Schwingungen angeregt, wenn die Anregung über
die Sitzfläche eines Stuhles erfolgt? Die Schulter zum Beispiel wird maximal beschleunigt bei
einer Frequenz von 4 Hz. Schwingungsunterschiede zwischen Kopf und Schulter sind am größten
bei 30 Hz, hier ist die Vibrationswahrnehmung besonders ausgeprägt.
SITZEND
3,5
3,0
Verhältnis der Beschleunigung (zu 1,0)
30
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Kopf/
Schulter
2,5
Schulter/
Schwingtisch
2,0
1,5
Kopf/
Schwingtisch
1,0
0,5
0
1 Hz
2
3
4
6
8
10
20
30
40
Die Experimente von Gick und Derrick konzentrierten sich auf
die Unterscheidung zwischen aspirierten Lauten wie „pa“ und
„ta“, die mit einem relativ starken Luftstoß ausgesprochen
werden, und unaspirierten Lauten wie „ba“ und „da“, die ohne
diesen kleinen Wirbelwind auskommen. Es ist ein fühlbarer
Unterschied, ob jemand seinen „Pass“ oder seinen „Bass“ vergessen hat. Sogenannte Mechanorezeptoren in der Haut, Nerven in den Haarwurzeln, registrieren solche Luftstöße – oder deren Fehlen. Beide
Das Ergebnis war erstaunlich. Wurden die Probanden beim Hören angeWissenschaftler untersuchten die Haut an
pustet, vernahmen sie deutlich häufiger ein „pa“ – selbst dann, wenn
zwei Körperstellen: zum einen die sehr
ein „ba“ lief. Offenbar assistiert der Tastsinn dem Gehör ganz automaempfindliche Region auf dem Handrücken,
tisch. Einzige Voraussetzung: die Kenntnis der gesprochenen Sprache.
im Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger. Weil aber zu vermuten ist, dass diese
Hautpartie die Sprache ihres Besitzers tägForschungsobjekt Klangfarbe
lich fühlt und damit „kennt“, wählten die
Rund 3700 Kilometer östlich von Vancouver spürt Professor Stephen
Forscher darüber hinaus eine KontrollreMcAdams an der McGill University von Montreal der Klangfarbe nach.
gion: die Nackenhaut. Dann beschallten sie
Bei der Jagd auf das nur schwer fassbare Timbre unterstützt Sennhei66 Testteilnehmer via Kopfhörer mit natürser den Forscher mit hochmodernen akustischen Wandlern. Am Centre
lichen Sprachsignalen; aus einem Gerät mit
for Interdisciplinary Research in Music Media and Technology (CIRMMT,
computergesteuerten Luftdruckventilen
sprich: „Kermit“) misst McAdams mithilfe von Kameras und Lasern die
kamen dazu leichte Luftstöße.
Atmung und die Bewegungen von Sängern und Instrumentalisten, wertet Videos von musizierenden Menschen in sogenannten „motion suites“ aus, Anzügen, die Bewegungsabläufe mess- und sichtbar machen.
Diese Experimente dienen der Entwicklung neuer akustischer Technologien, die Zuhörern von morgen noch bessere Hörerlebnisse verschaffen
„Ob man einen Klang
als Autohupe oder
als Trompete wahrnimmt …“
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SPÜRSINN
Stärke der Schwingungsbeschleunigung, wenn stehend über die Füße angeregt wird.
Kopf, Schulter und Hüfte zeigen Resonanzen um 4 Hz. Der Kopf hat zusätzlich eine Resonanz
bei 22 Hz. In den Resonanzbereichen werden diese tieffrequenten Schwingungen besonders
stark wahrgenommen.
STEHEND
3,5
Verhältnis der Beschleunigung (zu 1,0)
3,0
2,5
Hüfte/
Schwingtisch
Schulter/
Schwingtisch
2,0
1,5
Kopf/
Schwingtisch
1,0
0,5
0
1 Hz
2
3
4
6
8
10
20
30
40
sollen. In psychologischen und neurologischen Experimenten will er herausfiltern, wie das Gehirn Klänge empfindet und bewertet. In der Arbeit von Professor McAdams treffen sich Akustik,
Neurowissenschaften, Musiktheorie und Psychologie.
Hören als Ganzkörpererlebnis
In seinen Studien widmet sich McAdams der allgemeinen Hörwahrnehmung und speziell der
Wahrnehmung von Musik. „Ob man einen Klang als Autohupe oder als Trompete wahrnimmt“,
erläutert McAdams, „hängt natürlich auch von den Erfahrungen des Zuhörers ab.“ Durch seine
Forschung könne er genau zeigen, welche Aspekte des Timbres in den physikalischen Eigenschaften des Klangs begründet sind, „aber auch, wie diese
im Gehirn codiert sind.“
am CIRMMT eine große Bedeutung. Schließlich sei
McAdams auf der Suche nach der Messbarkeit von
Schicht für Schicht legen die Forscher am CIRMMT die Bestandteile des Klangs
„Klangschönheit“. „Idealerweise können wir für die
frei, trennen Tonhöhe, Lautstärke, Raumposition, Dauer des Tons und desKlangwahrnehmung etwas finden, das dem Goldesen Hall im Raum voneinander und destillieren so die unterschiedlichen Esnen Schnitt fürs Sehen entspricht“, beschreibt er die
senzen eines Klanges. Für Prof. Dr. Jürgen Peissig, Leiter der Forschungsgroße Herausforderung.
aktivitäten im Bereich Signalverarbeitung bei Sennheiser, hat die Arbeit
Die Suche nach der Schönheit des Klangs ist kompliziert. Denn so wichtig die quantifizierbaren akustischen Bestandteile der Klangwahrnehmung sind –
sie sind nur eine Seite der Medaille. Immerhin erwartet McAdams von ihrer Definition Erkenntnisse zu
Fragen wie: Wie lässt sich der musikalische Genuss
verfeinern oder das Erlebnis eines Konzerts steigern?
Wie verbessern wir die Aufnahme von Klang und
seine Wiedergabe?
PROFESSOR STEPHEN Mc ADAMS
„… hängt natürlich
auch von den Erfahrungen
des Zuhörers ab.“
31
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SPÜRSINN
Die Klangfarbe fühlbar machen
In Experimenten fand der Psychoakustiker einige Hinweise darauf, wie stark die Klangfarbe die
Wahrnehmung von Musik beeinflusst. Er stellte eine Orchestersituation nach, in der er die Instrumente beliebig zu- und abschalten konnte. Je nach ausgesuchtem Klang fühlten die Probanden dabei mehr oder weniger Spannung. So machte er die Klangfarbe fühlbar, beinahe greifbar.
In einem anderen Versuch präsentierte er seinen Probanden zunächst eine orchestrierte Version von
Johann Sebastian Bachs Werk „Musikalisches Opfer“ für sechs Stimmen. Danach spielte er ihnen
dieselbe Komposition in einer reinen Pianofassung vor. Die Reduktion des Timbres
(Orchestrierung) wirkte sich unmittelbar
auf die Wahrnehmung der Musik aus. So
empfanden die Hörer die orchestrale Fassung, obwohl fülliger, dennoch als ruhiger.
Die Beobachtungen aus diesem Experiment unterstützen die Vermutung, dass
die Synchronizität aller gespielten Noten
im Pianoklang oder die Verschmelzung
Warum wollen Sie etwas so
sehr verschiedener Klänge in der orchesSubjektives wie Schönheit
tralen Fassung ebendiese unterschiedexakt messen?
lichen Empfindung des Klangerlebnisses
Bei der guten Tonwiedergabe
auslösen. McAdams zieht die Schlussfolgegeht es darum, das mit dem
rung, dass die klangfarbliche ZusammenKlang verbundene Gefühl nicht
setzung von Musik in enger Beziehung zu
zu verfälschen. In zehn bis 20
den Verarbeitungsprozessen von Klängen
Jahren kann ich mir ein Gerät
im menschlichen Gehirn steht.
vorstellen, das dem Entwickler
Suche nach der Schönheit des Klangs
Interview mit Prof. Dr. Jürgen Peissig über die
ökonomische Bedeutung der Klangforschung.
Hoher Praxisnutzen
Ist die Schönheit eines Sounds, ist ein Gefühl für Klang also messbar? Hin und wieder wird die Arbeit von Stephen McAdams
als „musikalische Gehirnchirurgie“ bezeichnet. Das mag etwas hochtrabend
klingen, trifft aber in einem Punkt den
Kern: Die Arbeit von McAdams ist als
Grundlagenforschung von großem Wert
für die Entwicklung neuer Audiotechnologien. Von der Klangsynthese über die Entwicklung verbesserter Aufnahme- und
Wiedergabetechniken bis zu neuartigen
Formen von Konzerten weist der Kanadier
den Weg. Vielleicht hören Körper und Geist
schon bald ganz besondere Dinge, wenn
bei solchen Konzerten Boden und Bestuhlung aktiv pulsieren und vibrieren, um bei
den Hörern Herzklopfen oder das Gefühl
von Schweben auszulösen. Die Klangforschung ist auf einem guten Weg dorthin.
Wir werden es fühlen.
Herr Professor Peissig, was
hat ein Elektroakustikunternehmen wie Sennheiser mit
Psychologie zu tun?
Ein Teilgebiet der Psychologie
ist die Psychoakustik. Sie
erforscht, wie wir Klang wahrnehmen, das heißt, den
Zusammenhang zwischen den
physikalischen Eigenschaften
eines Klangs und dem dadurch
beim Hörer ausgelösten Eindruck. Wir wollen wissen,
welche Bestandteile eines
Klangs welche Wahrnehmung
hervorrufen. Bisher können
wir Lautstärke und Verzerrungen messen. Wir wollen
aber auch lernen, welche
Klanganteile so etwas wie
Transparenz, Tiefe und Räumlichkeit bei der Wahrnehmung
von Musik im Zuhörer erzeugen. Dann kommen wir auch
der Messbarkeit von „Klangschönheit“ näher.
auch objektive Hinweise auf
das Maß an wahrgenommener
Transparenz oder Räumlichkeit
einer Audiodarbietung gibt.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Professor Stephen
McAdams an der McGill
University in Montreal?
Viele Akustikforscher nutzen
unsere Produkte, weil diese sich
wegen ihrer unverfälschten
Audiowiedergabe besonders
gut für psychoakustische Experimente eignen. Im Gegenzug
interessieren wir uns sehr für
die Forschungsergebnisse der
Psychoakustik.
Sie leiten die Forschung Signalverarbeitung in Deutschland
und im Silicon Valley. Woran
arbeiten Sie dort?
In Palo Alto entwickeln wir
neue Konzepte für die digitale
Audiosignalverarbeitung. Dies
ist wichtig für die Weiterentwicklung und die Innovations-
kraft unserer Kopfhörer und
Mikrofone. Der Standort im
Silicon Valley ermöglicht den
intensiven Kontakt mit anderen innovativen Unternehmen
vor Ort und den Universitäten
Stanford und UC Berkeley.
Glauben Sie, dass es irgendwann die optimale Klangwiedergabe geben wird?
Letztlich geht es um subjektiven Geschmack. Die optimale
Klangwiedergabe ist immer
auch die, die gefällt. Erstaunlicherweise greift der Audioliebhaber zur Akustikbeschreibung
immer wieder auf Assoziationen zurück: Klarheit, Schärfe,
Transparenz oder Fülle. Man
verständigt sich damit, weil uns
Erfahrungen mit anderen Sinnen
unterstützen, komplexe Klänge
zu beschreiben.
Jürgen Peissig leitet die Sennheiser-Forschungsaktivitäten
im Bereich Signalverarbeitung
und Hochfrequenztechnik.
Er ist außerdem verantwortlich für das TechnologieRoadmapping, in dem neue
Technologien bewertet und
erschlossen werden. An der
Leibniz Universität Hannover
unterrichtet er Technische
Akustik und Elektroakustik.
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SPÜRSINN
Der Mensch
in Schwung
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Ein Mensch sitzt oder steht im Führerhaus einer vibrierenden Maschine.
Wie intensiv die Schwingungen auf den Körper übertragen werden, kann
mit dem Modell berechnet werden. Die jeweiligen Resonanzfrequenzen
zeigen an, wann eine Schwingung besonders stark gespürt wird und wo –
bei zu starker Anregung – Verletzungsgefahr bestehen kann.
Kopf (in Achsrichtung)
(ca. 25 Hz)
Augapfel und Strukturen
im Augeninneren
(30–80 Hz)
Schultergürtel
(4–5 Hz)
Brustwand
(ca. 60 Hz)
Bauchraum
(4–8 Hz)
HAND/ARM
PERSON, SITZEND
Beine
(variabel von
ca. 2 Hz
mit gebeugtem
Knie bis zu
mehr als 20 Hz
in gestreckter
Haltung)
PERSON, STEHEND
Unterarm
(16–30 Hz)
Hand
(50–200 Hz)
Wirbelsäule
(in Achsrichtung)
(10–12 Hz)
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KLANGARCHITEKTUR
Ganz Ägypten
ein Glockenspiel
Bis heute geben die alten ägyptischen Pyramiden Rätsel auf. Eines hat der
Philosophieprofessor Friedrich Wilhelm Korff jetzt lösen können. Er entdeckte,
dass die Pyramiden nach musikalischen Prinzipien erbaut worden sind.
D
er Philosoph in Friedrich Wilhelm Korff war überwältigt: „Über dem Wüstensand wehte Heiligkeit.“ Mit wohligem Schauder erinnert sich Korff an
den Moment, an dem er zum ersten Mal am Fuße der Pyramiden von Gizeh stand: „Ich empfand überwältigende Melodien.“ Die Schönheit der Pyramiden
schlägt im Menschen einen verborgenen Akkord an. Woher rührt diese Harmonie? Im Laufe der Jahrtausende ging die Antwort auf diese Frage verloren – bis ein
Platon-Kenner und Hobbypilot aus der Region Hannover auf die Suche ging.
Friedrich Wilhelm Korff ist 70 Jahre alt und emeritierter Philosophieprofessor. Er
hat den „Deutschen Ultraleichtflugverband“ mitbegründet, verfasst literarische
Werke und spielt als Bassist in einer Dixielandband. Nebenbei entschlüsselte er,
was Generationen von Ägyptologen nicht entdeckten: Die Pyramiden am Nil sind
Stein gewordene Musik.
Die Verschwisterung von Musik,
Geometrie und Algebra
Korff tüftelte gerade an einem besonders leisen Flugzeugpropeller, als er bei der Berechnung des Drehklangs eine
vertraute Tonfolge erkannte: die ersten drei Obertöne, die
er auch bei den Pyramidenabmessungen im Lexikon der
ägyptischen Baukunst aufspürte.
Seine Neugier ist geweckt. Der Professor begibt sich auf
eine Reise in die Mathematik, fügt seine Kenntnisse der
Musikwissenschaft und Architektur hinzu und ist mit Pla-
ton plötzlich auf der Spur des vergessenen altägyptischen Wissens, das diese Disziplinen einst untrennbar
miteinander verband.
Von einer Ägyptenreise hatte Platon Arithmetik und Musiktheorie mitgebracht und in den Dialogen „Nomoi“ und
„Timaios“ beschrieben. Hier findet Korff ein pyramidenförmiges Zahlenschema, die Tonskala von Platons „Weltseele“, das musikalische Intervalle, Dreieckszahlen und
Binomialkoeffizienten enthält.
Altes Wissen, topaktuell
Blick von der Cheopspyramide auf die südlich gelegene
Chephren-Pyramide. Auch wer die steinernen Töne nicht hört,
vernimmt in luftiger Höhe das Singen des Windes.
Es ist wie das Öffnen einer lange verschlossenen Tür:
Korff erkennt, dass die Proportionen der Pyramiden
den harmonischen Intervallen antiker Tonarten entsprechen. „Hören würde man diese Harmonie als Klang, wenn
man die Höhe der Pyramide zu ihrer Basishälfte ins Verhältnis setzte und die Zahlen mit Tonfrequenzen versähe.“
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XXXXXXXXX XXXXXXXXXX
Demnach entspricht das Verhältnis der Höhe zur Basishälfte, der so genannte Rücksprung, bei der Cheopspyramide einer großen Terz in der antiken Tonart Diatonon malakon. „Ihr Klang ist dem Ohr so übersichtlich wie
dem Auge der harmonische Aufbau einer altägyptischen Pyramide“, sagt
Korff. „Gerade das macht Pyramiden für Menschen so faszinierend.“ Bei
modernen Pyramiden wie der im Hof des Louvre sei das anders. Dort stehe
die Höhe in beliebigem Verhältnis zur Basishälfte, sagt Korff. „Sie erzeugen nur ein Geräusch und lösen in uns kein Klanggefühl aus.“
Das Knattern der historischen Vickers
Vimy bei Sonnenaufgang stört nur
kurz den Klang antiker Harmonien der
Pyramiden von Gizeh
Stein gewordene Tonarten
Ganz anders in Ägypten: Gleich neben der Pyramide des Cheops steht die
seines Sohnes Chephren. Ihr Rücksprung entspricht dem 4:3-Verhältnis einer Quarte, also der Relation zwischen dem ersten und zweiten Ton unseres Liedes „Im Frühtau zu Berge“. Südlich davon neigt sich die Pyramide
von Pharao Unas mit den Proportionen
einer Quinte. „Von Gizeh nilaufwärts
steht mit den Pyramiden in der Wüste
Das lange vergeblich gesuchte mathematische Prinzip der Pyramidenerbauer ist entein einziges Glockenspiel von Klängen“,
schlüsselt, frühere Theorien, von astronomischen Bildern bis zur Verwendung der Zahl Pi,
so Korff. Bei allen Pyramiden ist der
sind eindrucksvoll widerlegt. Pyramide für Pyramide weist Korff nach, dass alle BasisRücksprung eine musikalische Proporlängen aus Produkten ganzer Zahlen bestehen und die Rücksprünge nur die ersten fünf
tion in einer antiken Tonart.
Primzahlen 1, 2, 3, 5, 7 enthalten. Und korrigiert dabei die Fachbücher: Beispielsweise
kommt er für die Cheopspyramide auf 441 Ellen Basislänge statt auf die angegebenen
440 – und alles ergibt plötzlich einen Sinn. Wo vorher komplizierte Brüche standen, erklingt nun die Harmonie der Mathematik.
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KLANGARCHITEKTUR
Steine
als Noten
Für den Universalgelehrten Friedrich Wilhelm Korff ist die Landkarte
mit den eingezeichneten Pyramiden am Nil eine Klangkarte.
In akribischer wissenschaftlicher Arbeit wies er nach, dass die
Baumeister der Pyramiden nicht nur einzigartige Bauwerke
geschaffen haben, sondern dass auch jedes einzelne klingt.
NAME: Cheops
RÜCKSPRUNG: 80/63
INTERVALL: Große Terz (c-e)
TONART: Diatonon Malakon
NAME: Chephren
RÜCKSPRUNG: 4/3
INTERVALL: Quarte (c-f)
TONART: Diatonon Syntonon
NAME: Mykerinus
RÜCKSPRUNG: 5/4
INTERVALL: Reine große Terz (c-e)
TONART: Diatonon Syntonon
RÜCKSPRUNG
Der Rücksprung einer Pyramide bezeichnet das
Verhältnis der Höhe zur halben Basislänge.
INTERVALL
Ein Intervall bezeichnet den Abstand und das Verhältnis zwischen zwei gleichzeitig (harmonisches
Intervall) oder nacheinander (melodisches Intervall) klingenden Tönen.
TONART
Eine Tonart ist eine Stufenfolge von Tönen, die auf
einen bestimmten Grundton bezogen sind.
NAME: Sahure
RÜCKSPRUNG: 80/63
INTERVALL: Große Terz (c-e)
TONART: Diatonon Malakon
NAME: Niuserre
RÜCKSPRUNG: 81/64
INTERVALL: Große pythag. Terz (c-e+)
TONART: Platons Diatonon Ditonaion
NAME: Neferirkare
RÜCKSPRUNG: 7/5
INTERVALL: Tritonus (c-fis- )
TONART: Diatonon Malakon
NAME: Teti
RÜCKSPRUNG: 4/3
INTERVALL: Quarte (c-f)
TONART: Diatonon Syntonon
NAME: Userkaf
RÜCKSPRUNG: 4/3
INTERVALL: Quarte (c-f)
TONART: Diatonon Malakon
NAME: Unas
RÜCKSPRUNG: 3/2
INTERVALL: Quinte (c-g)
TONART: Diatonon Syntonon
N
NAME: Merenre
RÜCKSPRUNG: 4/3
INTERVALL: Quarte (c-f)
TONART: Diatonon Malakon
NAME: Pepi I.
RÜCKSPRUNG: 4/3
INTERVALL: Quarte (c-f)
TONART: Diatonon Syntonon
NAME: Djedkare
RÜCKSPRUNG: 80/63
INTERVALL: Große Terz (c-e)
TONART: Diatonon Malakon
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TROMMELN
Der Mann
mit dem Klangkörper
Kaum jemand auf der Welt fühlt den Takt der Trommel so wie Yoshikazu Fujimoto.
Der Japaner führt ein Leben im Dienste des Rhythmus.
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Umgeben vom Tosen des Meeres, schlägt
Yoshikazu Fujimoto die chu-Taiko
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40
TROMMELN
S
eine Rückenmuskeln spielen, der Mann kauert vor der riesigen Trommel, fast demütig, steht langsam auf, hebt die Stöcke,
holt aus, als drohe er der Trommel. Und weicht noch einmal zurück. Dann schlägt er zu. Er trommelt, als kämpfe er ums Überleben.
Yoshikazu Fujimotos improvisiertes Solo wogt hin und her, die Trommel grollt, tobt. Und murmelt zwischendurch sanft.
Die o-Taiko zu schlagen erfordert von Musikern wie Yoshikazu
Fujimoto maximalen
Körpereinsatz. Hier, im
Klangtempel der
Gruppe Kodo, entstehen
Aufnahmen mit diesem alten Instrument.
Die Riesentrommel, japanisch o-Taiko, hört man nicht nur mit den
Ohren, sondern mit dem ganzen Körper. Sie wird aus einem einzigen, jahrhundertealten Baumstamm geschält und ist eine halbe
Tonne schwer. Im japanischen Mittelalter rief sie die Bauern zum
Kriegsdienst und diente den Samurai auf den Schlachtfeldern zur
Nachrichtenübermittlung. Der Schintoismus, die ursprüngliche Religion Japans, die viele Tausend Gottheiten kennt, ließ die Trommeln
rühren, um die Götter zu unterhalten. Heute schlägt Fujimoto sie vor
1600 Zuschauern auf der Bühne des ausverkauften Nationaltheaters. Sein Körper verschmilzt mit dem Takt. Der Konzertsaal vibriert.
Kraftvolle Musik in rauer Natur
Fujimoto wird im Dezember 60 Jahre alt. An der o-Taiko wirkt er
klein, dabei ist er für einen Japaner eher groß gewachsen. Den Rücken
gereckt, federt er beim Gehen. Wäre da nicht das Grau in seinen Haaren, er ginge als junger Zehnkämpfer durch. Seine Hände allerdings
erinnern an die eines Holzfällers. Fujimoto ist der Lead-Trommler von
Kodo, der weltbekannten japanischen Taiko-Gruppe. Kodo steht für
den Herzschlag, kann aber auch „Kinder der Trommel“ heißen.
Kodo ist auf der rauen Insel Sado im Japanischen Meer zu Hause. Hier
hat sich die Gruppe im Wald ein Trommeldorf gebaut. Das Hauptgebäude, ein großes, 200 Jahre altes Bauernhaus, haben sie von
einem anderen Ort auf der Insel hierher versetzt, Stein für Stein. Eine
mittelgroße Trommel, chu-Taiko genannt, steht in einer Art Turnhalle
auf ihrem Ständer, umstellt von Mikrofonstativen. Zurückgekehrt
von einer Konzerttournee,
wird Fujimoto an diesem kalten Spätwinternachmittag
steht Kaffee, daneben liegt eine Dose Handsalbe, wie Seiler sie benutzen. Die Haut der Trommler kann
ein Stück für die nächste CD
platzen wie jene von Leuten, die den ganzen Tag mit Tauen arbeiten. Musik ist immer physisch, die
aufnehmen.
Instrumente sind eine Verlängerung des Körpers. Aber anders als ein Bläser hat der Trommler keinen permanenten Kontakt mit seinem Instrument; er stellt ihn mit jedem Schlag neu her. An der
Noch hockt Fujimoto im Traio-Taiko geht er dabei an die Grenzen seiner Kraft.
ningsanzug am Boden und
macht Stretchingübungen.
Aufgewachsen mit Trommeln
Von der anderen Seite der
Ja, manchmal sei das Trommeln ein Kampf, meint Fujimoto. Öfter sei Trommeln aber Spiel, Tanz
Halle klingt eine Fue herüber,
oder sogar Flirt. Und Liebe. „Gibt es etwas Schöneres, als zu trommeln?“, fragt er und beginnt,
die traditionelle japanische
sachte einen Rhythmus auf seinen Knien zu klopfen, allmählich heftiger. Dazu spricht er den TromPiccoloflöte, jemand spielt
meltext, ton-ton-su-ton-ton … und gerät ins Singen.
sich ein. Auf einem Tisch
Aufgewachsen in einer Kleinstadt nahe Kyoto, trommelte Fujimoto schon als Kind in einer lokalen
Musikgruppe, wie sie überall in Japan bei Volksfesten auftreten. Sein erster Trommellehrer war sein
Vater. Endlich stehen die Mikrofone richtig, die Klangproben sind gemacht, der Aufnahmeleiter hat
entschieden, welche Trommelstöcke Fujimoto benutzen soll. Fast wie ein Boxer stellt er sich nun
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TROMMELN
schräg vor die chu-Taiko, die ihm bis zur Schulter reicht. Heute ist das Schlagen der mittleren
Trommel kein Kampf, eher ein munterer Dialog zwischen Freunden.
Wie die o-Taiko gehört die chu-Taiko zu den Fasstrommeln. Bespannt mit einer fixierten Kuhhaut, können sie nicht gestimmt werden. Jeden Tag und an jedem Ort reagieren sie anders,
als hätten sie Launen. Der Trommelmeister muss sich darauf einlassen, muss sich einfühlen in
den Tagesklang seines Instruments. „Mit dem Alter werden sie weicher“, sagt Fujimoto.
Musikgruppe statt mönchischer Gemeinschaft
Zwei Dutzend Takte in der ersten Aufnahme singt er mit – stutzt, bricht ab und lacht wie ein
Lausejunge. Er darf jetzt nicht singen, denn der Vokalpart wird später separat aufgezeichnet.
Eine formale Musikausbildung hat Fujimoto nie erhalten. Nach der Mittelschule macht er in
Osaka in einem Hotel eine Kochlehre und gründet mit dem Hotelpersonal eine Trommelgruppe.
Mit 22 Jahren kommt er auf die Insel Sado. Za Ondekoza, „die
Trommel-Dämonen“, leben hier in einer asketischen Kommune.
1981 spaltet sich eine Gruppe jüngerer Trommler von Ondekoza ab, unter ihnen Fujimoto. So entsteht die Gruppe „Kodo“.
Die Jungen lockern die enge Gemeinschaft, lassen vom Mönchischen ab. Längst wohnen sie nicht mehr zusammen, sondern
in Privathäusern in der Nähe: eine natürliche Entwicklung, „wir
sind älter geworden“. Die meisten haben geheiratet, Fujimoto
seine Ensemblekollegin Yoko. An normalen Tagen kommt er um
neun mit dem Auto und kehrt um fünf nach Hause zurück, nur
mittags isst die Truppe noch gemeinsam. Gekocht wird im Turnus von den Mitgliedern, gesund und möglichst organisch.
„Schritte zur Professionalisierung“, nennt das Fujimoto.
Die Trommelstimmen sind im Kasten, jetzt darf Fujimoto singen. Der Text handelt vom Glück beim Hören der Stimme der
Trommel. Fujimoto fühlt, was er in seinem Tenor singt, der oft
ins Falsett springt. Doch er verheddert sich. Seine Frau Yoko
schlägt eine kleine Änderung der Melodie vor, denn die KodoLeute verstehen sich nicht als puristische Volksmusiker: Sie
spielen zwar auch alte Stücke, aber sie sind adaptiert, dazu
viele moderne Kompositionen.
Den gewaltigen Klang spüren
Warum singt er, wenn er an der o-Taiko fast konkurrenzlos gut
ist? „Singen, Trommeln und Tanzen gehören zusammen“, sagt
er. „Und ich singe sehr gern.“ Was ist das für ein Mann, der im
Lendenschurz eine Riesentrommel zum Dröhnen bringt? Der
als Bester seines Fachs weltweit begeistert? Fujimoto ist der
Älteste der Gruppe, aber er will nicht der Chef sein. Die stille
Autorität an diesem Nachmittag ist Yoko. An ihrem Gesicht
lässt sich ablesen, ob eine Aufnahme gelungen ist.
„Singen,Trommeln
und Tanzen
gehören zusammen.“
YOSHIKAZU FUJIMOTO
Später, bei getrockneten Shiitake-Pilzen aus dem Wald vor
dem Haus, wird er sagen, er wolle nicht Macht über die Trommel, sondern fühle Demut und Dankbarkeit – der Trommel,
dem Reis, der ganzen Natur gegenüber. Dazu hält er die
Hände kurz zum wortlosen Gebet zusammen. Für die japanischen Schinto-Gläubigen ist die Natur beseelt, und Gegenstände wie Trommeln sind es auch. Dann greift er wieder
nach den Essstäbchen – mit der linken Hand. Aber trommelt
er nicht wie ein Rechtshänder? Er lacht verschmitzt. Ab und
zu esse er mit der Linken, um sie zu trainieren.
Die Gelenke seiner Finger sind knorrig und dick, die Haut ist
glatt. Wie lange er die Kraft für die o-Taiko noch haben wird,
weiß er nicht. Die Erfahrung hilft, mit weniger Kraft auszukommen. Er hält die Stöcke nicht so hart wie die Jungen.
Nach Abschluss der Aufnahme rollt Fujimoto die schwere
o-Taiko in die Mitte der Halle. Dann legt er los. Den Konzertsaal des Nationaltheaters hat er vibrieren lassen. Steht man
nun neben ihm, geht der Klang buchstäblich durch Mark und
Bein. In seinem Gesicht spiegelt sich der Kampf, sein Ausdruck ist entschlossen, verbissen, springt in die Verzweiflung.
Er sprüht Schweiß und Speichel, doch dazwischen huschen
Momente großen Glücks über sein Gesicht. Sein Körper ist
Klang, und Trommeln ist sein Leben.
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TROMMELN
Stimmung
und Wetter
Für den Klang einer Taiko spielen Temperatur und Luftfeuchtigkeit
eine ebenso maßgebliche Rolle wie die Stärke und die Struktur der
Trommelhaut, die üblicherweise von Rindern stammt. Hochwertige
japanische Taikos sind noch immer aus einem Stück gefertigt, preisgünstigere Modelle bestehen aus verleimten Dauben.
Trommelkörper
B
A
Haut
Zentrum
C
D
Der gewaltige Klang einer Riesentrommel wie der o-Taiko formt sich durch
eine Vielzahl von Schwingungen, die beim Schlag auf das Instrument entstehen. Trifft der Trommelstock die Haut (japanisch: Kawa) der Taiko an der
Stelle A, so versetzt das auch die Gegenseite B und – noch stärker – die
Punkte C und D in Schwingung.
Die Vibrationen übertragen sich auf den Trommelkörper (japanisch: Ko).
Er erzeugt zusammen mit der schwingenden Trommelhaut den eindrucksvollen Ton der Taiko.
Im Zentrum der Trommelhaut geschlagen, erzeugt die Taiko einen tiefen,
warmen Klang; zum Rand hin werden die Töne höher und klarer.
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Zu fast jeder Story gibt es eine kleine Story. Die Gedanken und
Erlebnisse einiger Autoren und Künstler, die an diesem Geschäftsbericht mitgewirkt haben:
Autoren
Künstler
&
Graham Samuels
Illustrator
Corina Weber
Autorin
Dem faszinierenden Zusammenspiel von Akustik und Architektur erlag Corina Weber
schon bei ihrer Recherche für
den letzten Geschäftsbericht.
Damals ging es um Kathedralen als Klangtempel. Nun
reiste sie mit einem großen
Bücherstapel ins dritte Jahrtausend vor Christus. Dort
wurde sie hellhörig für das
Glockenspiel der Pyramiden
des alten Ägypten.
S. 34
Corina Weber ist Absolventin
der Deutschen Journalistenschule München. Sie lebt in
Berlin und arbeitet als freie
TV- und Magazinautorin im
Journalistenbüro Blockfrei.
Als Graham Samuels den
Song, den er zeichnen sollte,
zum ersten Mal hörte,
sprangen ihm gleich Bilder
in den Kopf: „The Story of
the Heaviest Bassline Ever“
würde eine Mischung aus
Frankenstein und Jack the
Ripper werden. Wie in den
besten Horrorfilmen würde
auch hier das Monster
unsichtbar bleiben. Wie die
tödlich tiefe Basslinie aussieht, muss sich der Betrachter selbst ausmalen.
S. 12
Graham Samuels ist Brite
und arbeitet in Stockholm. Zu
seinen Kunden gehören die
Gruppe Belle & Sebastian, das
staatliche schwedische Fernsehen und das Königliche Dramatische Theater von Stockholm. Für die Band Peter Bjorn
And John zeichnete er das
preisgekrönte Video ihres Hits
„Young Folks“.
Geoff Johnson
Fotograf
In der Morgendämmerung von
Tokio versuchte Geoff Johnson, fallende Kirschblütenblätter abzulichten – doch es
kamen nur verschwommene
Streifen heraus. Bevor ihn jemand bei seinen vergeblichen
Bemühungen beobachten
konnte, gab er niedergeschlagen auf. Dann erst, in der
Stille nach dem letzten Kameraklicken, wurde ihm plötzlich
klar: Das gefallene Blatt erzählt die Geschichte!
S. 25
Geoff Johnson stammt aus
Australien. Seit 1989 lebt er
in Tokio. Er hat Dennis Hopper, Quentin Tarantino, Cindy
Crawford und viele andere
porträtiert. Zu seinen Kunden
gehören die japanischen Ausgaben von Harper’s Bazaar
und Esquire Magazine.
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AUTOREN & KÜNSTLER
Christoph Neidhart
Autor
Christoph Neidhart wurde in
Basel geboren, der Stadt mit
der weltweit größten Trommlerdichte. Vielleicht erlaubte
er sich deshalb die Frage an
den japanischen Trommelmeister, warum man beim
Spielen der o-Taiko die
Schwerkraft nicht besser
nutzt. Man habe immer so
getrommelt, antwortete Meister Fujimoto.
S. 38
Christoph Neidhart, 55, ist
der Japan-Korrespondent der
Süddeutschen Zeitung und
hat mehrere Bücher geschrieben. Er wohnt seit acht Jahren
in Tokio. Selber spielt Neidhart
keine Trommel, sondern das
Basler Piccolo, eine spezielle
Querflöte, die ähnlich zart
klingt wie die von Kodo eingesetzte japanische Flöte aus
Bambusrohr (Fue).
Gina LeVay
Fotografin
Virgile S. Bertrand
Fotograf
Bevor Virgile Bertrand im kalten Regen auf die Fähre zur
Insel Sado wartete, war er
von Hongkong aus eineinhalb
Tage unterwegs. Für die Bilder
auf dem Lavafeld an der Küste
gab ihm der Trommelmeister
dann nur fünf Minuten – aus
Angst um sein Instrument. Zu
Recht: Der Wind riss Bertrand
die Kamera aus der Hand, als
Souvenir blieb ihm eine Delle
am Objektiv.
S. 38
Der Franzose Virgile Simon
Bertrand lebt seit den Neunzigerjahren in Asien. Zu seinen
Kunden gehören Wallpaper,
Le Monde und das Time
Magazine, aber auch Marken
wie Hermes und Architekten
wie Zaha Hadid. Seine Bilder
werden weltweit ausgestellt,
zuletzt in der National Portrait Gallery in London.
Als Gina LeVay für den Auftrag frühmorgens den leeren
Central Park betrat, war sie
überrascht: Das vielstimmige
Vogelkonzert war allgegenwärtig – obwohl kaum ein
Vöglein zu sehen war. Sie erinnerte sich an vergangene Morgen, an denen sie durch den
Park gejoggt war und primär
ihre Füße auf den Wegen knirschen gehört hatte. Dann
machte sie sich auf die Suche
nach ihren verborgenen Freunden in den Zweigen.
S. 26
Gina LeVay lebt in New York
und fotografiert weltweit.
Ihr preisgekröntes „Sandhog
Project“, das den Bau eines
gigantischen Tunnels dokumentiert, wurde im New
Yorker Grand Central Terminal
ausgestellt. Das Fotomagazin PDN hat sie unter die
30 besten neuen Fotografen
gewählt.
45
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KONTAKT UND IMPRESSUM
IMPRESSUM
Herausgeber: Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wedemark Verlag: BurdaYukom Publishing GmbH, Konrad-Zuse-Platz 11, 81829 München
Fotos: Titelbild: Your Photo Today/BSIP; S. 3 Mark Mühlhaus/attenzione photographers; S. 6–7 Mark Mühlhaus; S. 8–10 Oliver Mark; S. 11 www.fingeralphabet.org; S. 12–17 Illustrationen: Graham Samuels; S. 18 Chiang Jacques; S. 19 Agentur Focus/Louis Psihoyos; S. 20 Corbis/Louis Psihoyos; S. 23 Adolphus Opara;
S. 24 Daniele Mattioli; S. 25 Geoff Johnson; S. 26 Gina LeVay; S. 27 Giulio Di Sturco; S. 28 Agentur Focus/Science Photo Library; S. 32 Foto-Genz; S. 34 gettyimages; S. 36 National Geographic Stock; S. 38–41 Virgile Simon Bertrand; S. 50 Mark Mühlhaus; S. 65 Mark Mühlhaus
KONTAKT UND INFORMATIONEN
Sennheiser electronic GmbH & Co. KG
Am Labor 1, 30900 Wedemark, www.sennheiser.com
Ansprechpartner: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Edelgard Marquardt, Telefon: +49 05130 600-329, E-Mail: [email protected]
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FINANZBERICHT 2009
Finanzbericht
2009
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48
FINANZBERICHT 2009
85
320
100
1.943
1.600
32
19.850
85
1.760
LKWS MIT 5200 KUBIKMETER FASSUNGSVERMÖGEN WURDEN BEIM UMZUG IN DAS
NEUE SENNHEISER-PRODUKTIONSGEBÄUDE EINGESETZT
ARBEITSPLÄTZE WURDEN BEIM UMZUG VERLEGT
TONNEN WOG DER KRAN, DER DIE BESTÜCKUNGSAUTOMATEN DURCH DAS DACH
IN DAS NEUE GEBÄUDE HOB
KONZERTE WURDEN 2009 VOM GLOBAL RELATIONS TEAM UNTERSTÜTZT
STRASSSTEINE TRÄGT DAS INDIVIDUALISIERTE MIKROFON
VON BILL KAULITZ, TOKIO HOTEL
AMERIKANISCHE UND KANADISCHE STÄDTE WURDEN VON DER
SENNHEISER-„HEAR I AM“-TOUR BESUCHT
MILLIMETER MISST DER LÄNGSTE DRAHT, AUS DEM EINE KOPFHÖRERSPULE GEWICKELT WIRD
ZENTIMETER LANG SIND DIE ABSORBERKEILE IM REFLEXIONSARMEN RAUM DER ENTWICKLUNG
GUIDEPORT-INFORMATIONSGERÄTE SETZT DAS MUSICAL INSTRUMENTS
MUSEUM FÜR SEINE BESUCHER EIN
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FINANZBERICHT 2009
Inhalt
50
Bericht des Aufsichtsrats
52
52
53
63
65
Konzernlagebericht 2009
I. Vorbemerkung
II. Wirtschaftliche Entwicklung im Geschäftsjahr 2009
III. Risikomanagement
IV. Ausblick auf die zukünftige Entwicklung
66
66
68
Konzernjahresabschluss 2009
Konzernbilanz zum 31. Dezember 2009
Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2009
70
74
82
84
Konzernanhang 2009
Entwicklung des Anlagevermögens im Geschäftsjahr 2009
Konzern-Kapitalflussrechnung für das Geschäftsjahr 2009
Konzern-Eigenkapitalspiegel 2009
86
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers
49
ww50
BERICHT DES AUFSICHTSRATS
Bericht des
Aufsichtsrats
Der Aufsichtsrat der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG hat den von der Geschäftsführung
fristgerecht vorgelegten Konzernabschluss und Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2009
geprüft. Der Sennheiser Beteiligungs GmbH, Wedemark, oblag als Komplementärin die Aufgabe der
Geschäftsführung der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr
2009 waren Dipl.-Ing. Volker Bartels, Dr.-Ing. Heinrich Esser und Dipl.-Kfm. Stefan Junker zu gesamtvertretungsberechtigten Geschäftsführern der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wennebostel,
bestellt. Weitere Mitglieder der Unternehmensleitung waren neben den genannten Geschäftsführern die Geschäftsbereichsleiter Susanne Seidel (Global Marketing), Paul Whiting (Global Sales) und
Sabine Wittenbrink-Daut (Global Human Resources, bis zum 31.8.2009). In der Besetzung des
Aufsichtsrats ergaben sich folgende Änderungen: Herr Dipl.-Ing. Lars Frandsen und Dr. Christopher
Pleister schieden mit dem Jahresende 2008 aus dem Gremium aus. Zu den Aufsichtsratsmitgliedern
Prof. Dr. Hans-Peter Wiendahl und Prof. Dr. Jörg Sennheiser als Vorsitzendem kamen mit Beginn des
Jahres 2009 Dipl.-Kfm. Andreas Dornbracht und Dr. Frank Heinricht neu hinzu. Der Aufsichtsrat
informierte sich in regel­mäßigen Sitzungen laufend über die Lage und Entwicklung der Unternehmensgruppe. Zwischen den Sitzungen wurde der Aufsichtsrat durch schriftliche und mündliche
Berichte der Unternehmensleitung über wichtige Entscheidungen, Projekte und andere Geschäftsvorfälle eingehend unterrichtet. Ins­besondere wurde im Aufsichtsrat intensiv über die ­folgenden
Punkte diskutiert:
– Die schrittweise, systematische Realisierung einer sinnvollen Preisgestaltung. Das vorgestellte
Modell wurde als ausgewogen eingestuft und zur Realisierung freigegeben.
– Mit der Unternehmensleitung wurde festgelegt, dass die Ablösung ganzer Produktgenerationen
so terminiert werden soll, dass nicht alle Linien innerhalb des gleichen Zeitfensters ersetzt werden. Durch eine solche Staffelung bei großen Produktanläufen werden sich die Anfangsinvesti­
tionen auf einen längeren Zeitraum verteilen und eine Verstetigung der Ausgaben erreicht.
– Mehrfach wurde über die richtige Reaktion auf die abgeflauten Marktchancen beraten. Dabei
konnten Erfahrungen aus anderen Unternehmen auch für unser Haus genutzt werden.
– Auch über die Realisierung einer Divisionsstruktur für die Sennheiser-Gruppe wurde ausführlich
gesprochen. Im Laufe des Jahres wurde ein konkreter Projektplan ausgearbeitet, der in der letzten Sitzung des Jahres gutgeheißen und zur Realisierung freigegeben wurde.
– Mit dem Ausscheiden von Sabine Wittenbrink-Daut wurde über den zukünftigen Status des
Geschäftsbereiches ‚Global Human Resources’ diskutiert. Es wurde beschlossen, dass der Bereich
BERICHT DES AUFSICHTSRATS
mit in das Verantwortungsgebiet von Herrn Bartels als Sprecher der Unternehmensleitung
integriert wird.
– Der Aufsichtsrat verfolgte intensiv den Neubau des Produktions- und Technologiezentrums am
Standort Wennebostel, das größte Bauvorhaben in der Firmengeschichte. Das Gebäude konnte
nahezu planmäßig im November des Geschäftsjahres in Betrieb genommen werden.
– Ein weiterer Diskussionspunkt war in diesem Zusammenhang die mit dem Neubau möglich
gewordene Senkung der Strukturkosten des Unternehmens. Die Kostensenkungen müssen nun
quanti­fiziert und umgesetzt werden.
– Nachdem das Geschäftsjahr 2009 wegen der weltweiten wirtschaftlichen Lage nicht planmäßig
verlaufen konnte, wurde die Planung für das Folgejahr sehr intensiv mit der Unternehmens­
leitung besprochen. Das Ergebnis als Planansatz für 2010 wurde unter das Motto: ‚Sparen, wo
möglich und sinnvoll’ gestellt, wohl wissend, dass die wirkliche Erholung unseres Geschäftes von
den Märkten diktiert wird. Unsere Aufgabe im Unternehmen ist es deshalb, Chancen zügig und
beherzt zu ergreifen. Hierzu stellt der Aufsichtsrat seine persönliche Beratung jederzeit zur
Verfügung.
– Den Aufsichtsrat beschäftigte außerdem die kritische Geschäftslage der Tochtergesellschaft
K+H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Deren Geschäft wurde schließlich zum Jahresende auf den Bereich ‚Sennheiser Installed Sound’ und die Georg Neumann GmbH aufgeteilt.
Der Konzernabschluss und der Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2009 wurden von der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche GmbH geprüft und mit uneingeschränkten
Bestätigungsvermerken versehen. Diesen Prüfungsberichten stimmt der Aufsichtsrat zu und
­empfiehlt den Gesellschaftern die Annahme dieser Berichte. Der Aufsichtsrat erhebt nach dem
abschließenden Ergebnis seiner Prüfung des Konzernlageberichts und des Konzernabschlusses
keine Einwände.
Wedemark, den 26. April 2010
Prof. Dr. Jörg Sennheiser
Aufsichtsratsvorsitzender der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG
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KONZERNLAGEBERICHT 2009
Konzernlagebericht
2009
I. VORBEMERKUNG
Die Sennheiser electronic GmbH & Co. KG ist als Mutterunternehmen verpflichtet, einen Konzernabschluss aufzustellen.
Die Produktionsstandorte des Unternehmens befinden sich in Wennebostel, Burgdorf, Tullamore
(Irland) und Albuquerque (USA). Während in Wennebostel hauptsächlich kabelgebundene Mikrofone, Mikrofonkapseln und Hör-/Sprech-Garnituren gefertigt werden, stellt das Werk in Burgdorf
vor allem drahtlose Mikrofon- und Monitorsysteme sowie Führungsanlagen her. Im Produktionsprozess nimmt Burgdorf die automatische Bestückung von Leiterplatten und die Montage elektronischer Endgeräte wahr. Dabei werden auch vorgefertigte Teile aus Wennebostel verarbeitet. Die
Fertigung von Kopfhörern und Kopfhörerwandlern sowie von Klein + Hummel-Produkten ist in
Tullamore konzentriert. In Albuquerque werden drahtlose Mikrofon- und Monitorsysteme produziert. In Singapur sind im Wesentlichen die Funktionen Produktmanagement, Marketing und
Einkauf sowie ein Teil der Produktentwicklung für den Consumer-Bereich angesiedelt.
Die Tochtergesellschaft K + H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Hersteller von Studiomonitoren und Installed-Sound-Produkten, wurde zum 31.12.2009 in die Unternehmen Sennheiser
electronic GmbH & Co. KG und Georg Neumann GmbH integriert. Damit soll die internationale Stärke
der Marken Sennheiser und Neumann auch für Produkte der Bereiche Installed Sound und Studiomonitore genutzt werden. Die Aktivitäten zur Überführung der operativen Geschäftstätigkeit der
K + H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH in die aufnehmenden Gesellschaften wurden,
soweit möglich, bis zum 31.12.2009 durchgeführt.
Die russische Vertriebsgesellschaft Sennheiser Audio OOO, an der die Sennheiser electronic
GmbH & Co. KG bislang 51 % der Anteile gehalten hatte, konnte im Geschäftsjahr 2009 durch Kauf
der anderen Anteile in eine hundertprozentige Tochtergesellschaft umgewandelt werden.
Zur Sennheiser-Gruppe gehören neben dem Mutterunternehmen Sennheiser electronic GmbH & Co.
KG sechs inländische und 18 ausländische Tochtergesellschaften sowie das Joint Venture Sennheiser
Communications A/S, Kopenhagen, Dänemark.
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KONZERNLAGEBERICHT 2009
II. WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IM GESCHÄFTSJAHR 2009
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Branchenentwicklung
Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft hat im Jahr 2009 die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg durchschritten. Das Weltfinanzsystem stand unter massivem Druck und wäre ohne staatliche Unterstützungsmaßnahmen weitgehend kollabiert. Die Weltwirtschaft wies zur Jahresmitte 2009 erste Stabilisierungstendenzen auf. Dieser Trend hat sich im Verlauf der zweiten Jahreshälfte gefestigt. Die
Erholung ist jedoch bislang regional sehr unterschiedlich verlaufen. Die USA als größte Volkswirtschaft haben stark unter den Auswirkungen der Finanzkrise gelitten. Dank umfangreicher Fiskalprogramme, einer sehr expansiven Geldpolitik, der wieder anziehenden Nachfrage aus Asien sowie
vorübergehender konjunktureller Effekte ist die US-amerikanische Wirtschaft insbesondere in der
zweiten Jahreshälfte gewachsen. Andere Regionen, insbesondere die ostasiatischen Schwellenländer, sind mit einem beeindruckenden Schwung aus der Krise herausgekommen. Chinas Wachstum
hatte schon in der ersten Jahreshälfte 2009 an Fahrt gewonnen. In Osteuropa, das mit am stärksten von den Auswirkungen der Krise getroffen wurde, hat die Unsicherheit über die Finanzmarktlage nur allmählich nachgelassen. Im Verlauf des US-Dollarkurses hat sich die globale Finanzkrise
2009 deutlich widergespiegelt. Während sich der Dollar zu Jahresbeginn noch relativ stark zeigte
und seine Rolle als globale Reservewährung in Zeiten der Krise zu spüren war, kam er im Jahresverlauf zunehmend unter Druck, und zwar in dem Maße, wie sich die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft insgesamt stabilisierten.
Entwicklung
Für die Weltwirtschaft wird für 2010 und 2011 eine weitere Stabilisierung erwartet. Aus den nach
wie vor bestehenden Unsicherheiten im Finanzbereich, dem Auslaufen staatlicher Unterstützungsprogramme und der nach wie vor expansiven Geldpolitik resultieren weiterhin gesamtwirtschaftliche Risiken, die ein Nachlassen der Erholung und möglicherweise sogar eine erneute Rezession
verursachen könnten. Am wahrscheinlichsten bleibt jedoch eine langsame Erholung der Weltwirtschaft. Dabei wird die Wirtschaft 2010 weiter mit regional stark unterschiedlicher Geschwindigkeit
wachsen. Während die Schwellenländer – mit Ausnahme Osteuropas – sich weiterhin rasch erholen, bleiben die meisten entwickelten Volkswirtschaften zurück. Insbesondere Länder, die mit den
Nachwirkungen einer Schulden- und Immobilienkrise zu kämpfen haben, werden 2010 nur sehr
schwach wachsen.
Ausblick
Europäische Union
Die Europäische Union wie auch die Eurozone wurden Ende 2008 und im Jahr 2009 mit am stärksten von der globalen Wirtschaftskrise getroffen. Generell hatte in Europa das erschütterte Vertrauen
in die Finanzsysteme überdurchschnittliche Auswirkungen. Auch wenn die unmittelbare Gefahr einer Kette von Bankzusammenbrüchen noch im vierten Quartal 2008 durch umfangreiche geld- und
fiskalpolitische Maßnahmen gebannt werden konnte, so wurde das ganze Jahr 2009 hindurch die
wirtschaftliche Aktivität durch ein erhöhtes Risikobewusstsein und der daraus resultierenden Investitionszurückhaltung gedämpft. Vor diesem Hintergrund waren Länder wie Großbritannien und
Irland, die einen relativ großen Finanzsektor aufweisen, besonders hart getroffen. Dies gilt in etwas abgeschwächtem Maß auch für Deutschland. Gleichzeitig hatten einige europäische Länder mit
einer verschärften Immobilienkrise und einer dadurch ausgelösten markanten Schwäche des privaten Konsums zu kämpfen, insbesondere erneut Großbritannien, aber auch Spanien und Irland.
Deutschland wiederum erlitt vor allem wegen seiner Exportabhängigkeit einen relativ großen
Wachstumseinbruch – das plötzliche Ausbleiben der Auslandsaufträge im Herbst 2008 konnte auch
nicht annähernd durch eine Verlagerung auf Inlandskunden ausgeglichen werden. Im Jahr 2009 gab
Entwicklung
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KONZERNLAGEBERICHT 2009
es auch stützende Faktoren. Dazu gehört das sehr schnelle Einschwenken sowohl der Geld- als
auch der Fiskalpolitik auf einen sehr expansiven Kurs. So hat die Europäische Zentralbank ihren Leitzins von 4,25 % im September 2008 auf 1,00 % seit Mai 2009 zurückgeführt und zeitweise auch
durch zusätzliche Maßnahmen zu einer Beruhigung an den Geld- und Kapitalmärkten beigetragen.
Viele europäische Regierungen haben über Stützungsprogramme die Staatsausgaben gesteigert,
um den Ausfall der privaten Nachfrage zumindest teilweise auszugleichen. Außerdem kam es zu
einem markanten Rückgang der Inflation, die Mitte 2008 ölpreisbedingt bis auf 4 % gestiegen war,
auf unter null Mitte 2009, was die reale Kaufkraft signifikant stärkte. Obwohl sich die Konjunktur
in Europa seit dem zweiten Quartal 2009 allmählich erholt, waren die vorhergehenden Einbrüche
von einer solchen Größenordnung, dass für das Gesamtjahr 2009 für die Eurozone von einem Rückgang der Exporte um etwa 13 % und der Investitionen um ungefähr 11 % auszugehen ist. Das
durchschnittliche Wirtschaftswachstum hatte sich in der Eurozone von 2,7 % im Jahr 2007 (EU insgesamt 2,9 %) auf 0,5 % (0,7 %) im Jahr 2008 abgeschwächt und ist 2009 geschätzt auf –3,9 %
(–4,0 %) gesunken.
Ausblick
Die europäischen Indikatoren zeigen seit April 2009 wieder positive Entwicklungstendenzen. Da jedoch der Trend bei der Arbeitslosigkeit sicherlich noch mehrere Quartale nach oben zeigt und der
jüngste Aufschwung zum Teil fiskalischen Stützungsprogrammen zu verdanken ist, die im Laufe
des Jahres 2010 auslaufen werden, ist das Risiko eines konjunkturellen Rückschlags hoch und eine
anhaltende konjunkturelle Erholung nicht vor 2011 zu erwarten. Alles in allem erwartet IHS Global
Insight in der Eurozone für 2010 eine bescheidene Erholung des Wirtschaftswachstums auf 1,0 %.
Deutschland
Entwicklung
Trotz der scheinbar robusten, von hohen Auftragspolstern gekennzeichneten wirtschaftlichen Ausgangslage Mitte 2008 wurde Deutschland überdurchschnittlich stark vom globalen Nachfrageeinbruch erfasst. Mehr als 80 % des Rückgangs sind auf den Einbruch der Exporte zurückzuführen,
während der private Konsum Ende 2008 nur moderat fiel und in der ersten Hälfte 2009 sogar den
stärksten Anstieg seit 2006 verzeichnen konnte. Die Robustheit des privaten Konsums 2009 ist vor
allem auf den durchschlagenden Erfolg der staatlichen Verschrottungsprämie für Altwagen zurückzuführen, da dies zwischen Februar und September einen massiven Kaufimpuls auslöste. Außerdem haben die erleichterten und verlängerten Kurzarbeitsregelungen dazu geführt, dass die
Arbeitslosigkeit in Deutschland angesichts des Ausmaßes der Krise bisher nur äußerst moderat
gestiegen ist. Viele Firmen waren offensichtlich sehr bemüht, trotz des Nachfrageeinbruchs ihre
Fachkräfte zu halten. Dies birgt allerdings die Gefahr, dass sich bei einem Ausbleiben einer weiteren Auftragserholung 2010 viele Firmen aus finanziellen Gründen doch gezwungen sehen werden,
Kosten auch über Arbeitsplatzabbau zu reduzieren. Positiv ist zu vermerken, dass die Exporte im
Laufe des zweiten Halbjahres 2009 wieder deutlich anzogen.
Ausblick
Ausgehend von der Annahme, dass sich die Weltkonjunktur grundsätzlich auf dem Weg der Erholung befindet, ist auch für Deutschland eine Stärkung des Wirtschaftswachstums zu erwarten. Dabei wird der private Konsum wegen der sich verschlechternden Arbeitsmarktsituation eher zur
größten Wachstumsbremse. Auch ist es weiterhin möglich, dass es doch noch zu nennenswerten
Problemen bei der Verfügbarkeit von Krediten zu vertretbaren Konditionen kommt, was die Konjunkturerholung zusätzlich bremsen könnte.
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KONZERNLAGEBERICHT 2009
Die Lage der Elektroindustrie in Deutschland
Nach vier Jahren ununterbrochenen starken Wachstums zwischen 2004 und 2007 ging die Produktion in der deutschen Elektroindustrie schon 2008 leicht zurück und musste dann 2009 einen Rückgang von vermutlich 22 % hinnehmen. Die Auftragseingänge waren schon 2008 rückläufig. Für den
Zeitraum Januar bis November 2009 schlägt ein Nachfragerückgang zum Vorjahr von 29 % zu Buche. In der gleichen Periode fiel der Umsatz um 25 %. Sowohl bei den Aufträgen als auch beim Umsatz war über das Gesamtjahr 2009 gesehen kein großer Unterschied zwischen Inlands- und Auslandsgeschäft festzustellen.
Entwicklung
Für 2010 wird mit moderaten Umsatz- und Produktionszuwächsen in der Größenordnung von 3 %
bis 5 % gerechnet. Die Hauptrisiken liegen in der weiterhin instabilen weltweiten Wirtschaftssituation und sich verschärfenden Kreditkonditionen der Banken.
Ausblick
Umsatz der Sennheiser-Gruppe
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation aufgrund der weltweiten Rezession konnte die
Sennheiser-Gruppe ein Umsatzwachstum von 1,1 % erreichen. Im Vergleich zum Vorjahr hatten die
sehr volatilen Wechselkurse in Summe keinen wesentlichen Einfluss auf das Umsatzwachstum.
Während der Durchschnittskurs des US-Dollars 2009 stieg (+4,5 % zum Vorjahr im Jahresdurchschnitt), wurde das britische Pfund weiter abgewertet (–10,5 % zum Vorjahr). Da der USD-Anteil am
Umsatz höher ist als der des britischen Pfunds, glichen sich diese Währungskurseffekte nahezu aus.
UMSATZENTWICKLUNG IN MIO. EUR
Steigerung 2009: 1,1 %
400
395,3
356,5
385,8
389,9
300,4
300
237,2
261,7
200
100
0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Im Geschäftsjahr 2009 ist primär der Produktbereich Kopfhörer stark gewachsen (+18,8 %) und
stellt mit einem Umsatzanteil von 33,8 % den größten Produktbereich dar. Dieses zweistellige
Wachstum in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld konnte vor allem mithilfe des verbesserten
Produktportfolios und der Etablierung der Marke Sennheiser als „Premium Brand“ erreicht werden.
Zudem haben die im Jahr 2008 neu gegründeten Tochtergesellschaften und das verstärkte Key-Account-Management zu dieser positiven Umsatzentwicklung im Consumer-Bereich beigetragen. Im
Gegensatz dazu ist das mit einem Anteil von 24,3 % zweitgrößte Produktsegment der drahtlosen
Mikrofone um 6,1 % gesunken. Dieser Rückgang erklärt sich durch eine krisenbedingte Investitionszurückhaltung der Kunden insbesondere im Projektgeschäft. Dadurch konnte die 2009 erfolgreich
Entwicklung
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KONZERNLAGEBERICHT 2009
eingeführte neue Generation drahtloser Mikrofon- und Monitorsysteme „evolution wireless G3“ die
erwartete Umsatzsteigerung noch nicht beisteuern. Alle übrigen Produktsegmente haben einen
Umsatzanteil von jeweils unter 10 %. Im Einzelnen sind dies drahtgebundene Mikrofone, Audiologie, Konferenztechnik, Aviation, Ersatzteile und Fremdprodukte sowie die Marken Georg Neumann,
K + H und das Joint Venture Sennheiser Communications. Auch in diesen Produktsegmenten war
eine deutliche Kaufzurückhaltung bei Investitionsgütern und im Projektgeschäft spürbar.
Bei der Entwicklung der einzelnen Märkte konnte die Region Amerika gegenüber dem Vorjahr um
8,3 % wachsen. Dieses Wachstum wurde in erster Linie durch den guten Absatz im Kopfhörerbereich erzielt. Die Region Asien und Australien wuchs um 8,9 %, was vor allem auf die positive Entwicklung der Tochtergesellschaften in Indien, Japan und China zurückzuführen ist. Im Gegensatz
dazu zeigte die größte Region EMEA einen Rückgang um 2,8 %. Der Umsatz in Osteuropa sank um
8,2 %, während der deutlich größere nordeuropäische Markt um ca. 3,9 % rückläufig war. Auch die
Regionen Zentraleuropa (–2,0 %) sowie West- und Südeuropa (–1,7 %) zeigten leicht rückläufige
Umsatzzahlen.
UMSATZERLÖSE NACH REGIONEN
253,7
91,7
246,5
99,3
+8,3 %
44,0
+8,9 %
40,4
Amerika
2008 in Mio. Euro
EMEA
2009 in Mio. Euro
–2,8 %
Veränderung 2009 in %
Asien und Australien
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KONZERNLAGEBERICHT 2009
Für das Jahr 2010 wird ein moderates Wachstum der Sennheiser-Gruppe erwartet. Um das Consumer-Geschäft weiter zu stärken, wurden zu Beginn des Jahres 2010 wesentliche Produktlinien
grundlegend erneuert. Im Segment der Sportkopfhörer wurde eine Kooperation mit dem Sportartikelhersteller adidas für zunächst vier neue Kopfhörermodelle begonnen. Der Name Sennheiser
steht weltweit für erstklassige Audioprodukte, während adidas zu den führenden Marken in der
Sportartikelbranche zählt. Sennheiser ist bereits seit mehreren Jahren sehr erfolgreich mit Sportkopfhörern im Consumer-Markt vertreten. Gemeinsam mit adidas soll diese Spitzenposition weiter
ausgebaut und der Sportmarkt noch konzentrierter angegangen werden.
Durch die ganzjährige Verfügbarkeit der neuen Produktgeneration evolution wireless G3 und der
2000er Serie wird im Bereich der drahtlosen Mikrofone mit einem Wachstum gerechnet. Darüber
hinaus wurde in die Entwicklung neuer professioneller Produkte mit erhöhter Schaltbandbreite investiert. Ein weiteres Wachstum ist hier aber auch abhängig von der weltwirtschaftlichen Erholung
und damit erneuter Freisetzung von Projektbudgets bei Kunden.
Eine weitere Stabilisierung verspricht die Einführung neuer Produkte in den Bereichen Konferenztechnik und Office-Headsets.
UMSATZERLÖSE NACH PRODUKTGRUPPEN
7,4 %
0,7 %
2,5 %
3,2 %
7,3 %
0,8 %
2,2 %
24,3 %
26,2 %
4,3 %
6,1 %
6,8 %
6,8 %
2009
2008
6,5 %
7,8 %
9,2 %
28,7 %
33,8 %
Drahtlose Mikrofone
Georg Neumann
Kopfhörer
Aviation
Mikrofone
Audiologie
Sennheiser Communications
Konferenztechnik
Klein + Hummel
Ausblick
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Beschaffung
Entwicklung
Im Geschäftsjahr 2009 war eine überwiegend stabile Versorgung mit Rohmaterialien gegeben.
Aufgrund einer sorgfältigen Auswahl der Lieferanten waren nur wenige Lieferantenausfälle zu
verzeichnen.
Der Beschaffungsanteil im US-Dollar-Raum wurde weiter ausgebaut, um etwaige negative Einflüsse
der Wechselkurse kompensieren zu können. Inzwischen werden über 70 % der Zukäufe in USD
getätigt.
Die Rohstoffpreise stiegen nach dem kräftigen Rückgang zum Jahreswechsel im Jahr 2009 moderat an, ohne jedoch annähernd die hohen Preise des Jahres 2008 zu erreichen.
Bei den Handelswaren mussten insbesondere im zweiten Halbjahr Lieferschwierigkeiten hingenommen werden. Im Rahmen der Weltwirtschaftskrise verzeichneten zu Anfang des Jahres 2009 insbesondere die Lieferanten aus China erhebliche Auftragsrückgänge, sodass dort die Produktionskapazitäten wesentlich zurückgefahren wurden. Nach einem Anziehen der Aufträge im zweiten
Quartal konnten diese Kapazitäten nicht in gleichem Maße wieder aufgebaut werden, wodurch sich
insbesondere im zweiten Halbjahr die Lieferzeiten erheblich verlängerten. Hinzu kam, dass auch die
Transportkapazitäten heruntergefahren worden waren und eine wieder ansteigende Nachfrage
nach Lieferungen aus Asien zu längeren Frachtzeiten und höheren Frachtkosten führte.
Ausblick
Aufgrund der momentanen Wirtschaftslage ist von einer Investitionszurückhaltung bei unseren Lieferanten und damit einhergehend einer verzögerten Ausweitung der Kapazitäten auszugehen.
Dadurch wird die augenblicklich vorherrschende Engpassphase bei Elektronikbauteilen und Handelswaren noch anhalten. Mit einer Entspannung wird nicht vor der zweiten Jahreshälfte gerechnet.
Dieser Situation soll durch einen weiteren Ausbau unseres Lieferantennetzwerkes begegnet werden.
Produktionsgesellschaften
Entwicklung
Im Jahr 2009 lag der Umsatz der deutschen Produktionsgesellschaft um 26,0 % unter dem Vorjahreswert. Dies lag zum einen an einem Sondereffekt aus dem Verkauf der Bestände an die Sennheiser Logistics Services GmbH im Jahr 2008 (5,4 Mio. €) sowie an den Auftragseinbußen im Projektgeschäft, von dem nahezu die Hälfte des Umsatzes der deutschen Produktionsstandorte abhängt.
Der um den Sondereffekt bereinigte Umsatzrückgang beträgt 22,9 %.
Der Produktionsschwerpunkt in den deutschen Werken liegt weiterhin auf der Mikrofonfertigung.
Drahtlose Mikrofone machten 2009 mit 42,6 % den Hauptanteil aus, gefolgt von drahtgebundenen
Mikrofonen mit 18,1 %, Konferenz- und Informationssystemen mit 10,8 % sowie Mikrofonen der
Marke Georg Neumann mit 6,1 %. Aufgrund des verzeichneten Umsatzrückgangs wurde zum
1. April an den deutschen Produktionsstandorten Kurzarbeit eingeführt. Die Zeit der Kurzarbeit
wurde intensiv zur Fortbildung der Mitarbeiter genutzt, sodass Know-how erhalten und ausgebaut
werden konnte. Auf diese Weise ist Sennheiser auf den erwarteten Aufschwung vorbereitet.
Zur Verlagerung der Produktionskapazitäten vom Standort Burgdorf in das Stammwerk Wennebostel wurde in der zweiten Jahreshälfte 2008 mit dem Bau eines neuen Produktions- und Technologiezentrums durch die Sennheiser V+V GmbH & Co. KG begonnen. Das Gebäude steht seit Jahresbeginn 2010 zum Einzug bereit. Der Umzug wird zum Ende des 1. Quartals 2010 abgeschlossen
sein, sodass die volle Kapazität des neuen Gebäudes genutzt werden kann und die Mitarbeiter des
ehemaligen Standortes Burgdorf voll integriert sind. Aufgrund der Zusammenlegung der Produktionsstandorte werden Effizienzsteigerungen erwartet, dies vor allem durch Einsparung von Transportwegen und über kürzere Durchlaufzeiten.
Die Betriebsstätten der Sennheiser Consumer Electronics GmbH in Irland und Singapur erzielten
2009 einen Umsatz, der in etwa auf Vorjahresniveau lag. Bereinigt um den Sondereffekt des Bestandsverkaufs an die Sennheiser Logistics Services GmbH im Jahr 2008, ergibt sich ein reales Um-
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satzwachstum von 0,7 %. Das Umsatzwachstum wurde begrenzt durch den weltweiten Abbau von
Fertigwarenbeständen zur Verbesserung der Liquidität. Der Produktionsstandort in Irland hat sich
mittlerweile von einem Kopfhörerproduzenten zu einem internen Lieferanten und Spezialisten für
akustische Wandler entwickelt. In der Betriebsstätte in Singapur sind ein wesentlicher Teil der Produktentwicklung, das Produktmanagement sowie die Betreuung der asiatischen Lieferanten für das
Consumer-Segment angesiedelt. Aufgrund der Nähe zu den wichtigsten Lieferanten konnten kürzere Entwicklungszeiten bei den Consumer-Produkten erreicht werden. Am irischen Standort wurden 2009 weitere Investitionen getätigt, um die Spezialisierung auf die Produktion von qualitativ
hochwertigen akustischen Wandlern auszubauen. Allerdings blieb auch das Werk in Irland nicht von
der Wirtschaftskrise verschont und musste zeitweise in Kurzarbeit gehen.
Der Produktionsstandort in Albuquerque, New Mexico (USA), konnte beim Umsatz in Landeswährung in etwa das Vorjahresniveau halten. Der Produktionsschwerpunkt lag auch 2009 auf drahtlosen Mikrofonen und Produktionszulieferungen für die Sennheiser electronic GmbH & Co. KG. Die
wichtigsten Projekte des Jahres 2009 waren die Vorbereitung und Einführung der neuen Produktgeneration evolution wireless G3 sowie der 2000er Serie. Dafür wurden die Bestückungskapazitäten im Werk Albuquerque durch eine neue Leiterplattenbestückungslinie deutlich ausgebaut.
Im ersten Quartal 2010 wird die Integration des Standortes Burgdorf in das Werk in Wennebostel
abgeschlossen. Der resultierende Wegfall von Materialtransporten, die Schaffung von Synergien in
den Fertigungsprozessen und eine Verbesserung der Kommunikation werden zu einer Steigerung
der Produktivität beitragen. Diese Verbesserungen beziehen sich sowohl auf die eigentlichen Fertigungsprozesse als auch auf die logistischen Prozesse. Der Neubau bietet hervorragende Voraussetzungen für die Umsetzung von Lean Manufacturing.
Zahlreiche Produktneuanläufe aus dem Jahr 2009 werden einen positiven Beitrag zur Umsatzentwicklung der Sennheiser Consumer Electronics GmbH leisten. Das gesteigerte Umsatzvolumen wird
auch zu einem höheren Produktionsvolumen bei Kopfhörerwandlern am Standort in Irland beitragen.
Dem Ziel einer möglichst kundennahen Produktion folgend, wird ein Teil der bisher vom Standort
in New Mexico gelieferten Komponenten nun in Wennebostel gefertigt. Durch diese Umstellung
werden zudem Zoll- und Transportkosten eingespart. In New Mexico werden weiterhin Leiterplatten für den deutschen Standort produziert, sodass die dortige moderne Leiterplattenbestückung
intensiv genutzt werden kann.
Ausblick
Logistik
Die Sennheiser Logistics Services GmbH (SLS) mit den Zentrallagern in Osnabrück und Hongkong
hat sich 2009 als zentrale Auslieferungsgesellschaft für die Sennheiser-Gruppe weiter etabliert. Im
April 2009 wurden die Direktlieferungen an die Kunden (B2C) von Sennheiser UK durch die SLS gestartet und in den Folgemonaten auf das angestrebte Volumen ausgedehnt. Im Oktober folgte dann
der Start der B2C-Lieferungen für Sennheiser Nederland und Sennheiser BELUX. Hier wurde das volle
Liefervolumen Ende November erreicht.
Im November 2009 wurden Produkte von Sennheiser Communications in das Produktspektrum der
SLS aufgenommen, sodass jetzt das komplette Sennheiser-Produktportfolio über B2C-Lieferungen
aus der SLS verfügbar ist.
Entwicklung
Durch die Einrichtung eines Zentrallagers der SLS für den amerikanischen Markt in Chicago soll 2010
der Aufbau der SLS-Zentrallagerstruktur abgeschlossen werden.
Für Sennheiser France und Sennheiser Asia ist der Start der B2C-Lieferungen aus der SLS für 2010 geplant. Damit wird die Implementierung des neuen Logistikkonzeptes abgeschlossen. Basierend auf
dieser Logistikstruktur, werden anschließend Prozesse bewertet und gegebenenfalls weiter optimiert.
Ausblick
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Qualitätsmanagement
Entwicklung
Zur Reduzierung komplexer Geschäftsprozesse wurde 2009 das „Lean Management“ fortgeführt
und erstmals auch außerhalb der Produktion im Bereich Engineering angewandt. Damit wurde das
Ziel verfolgt, Prozessoptimierung auch auf administrative Bereiche auszudehnen.
2009 wurde zur Sicherung der Qualität verstärkt an der Qualifizierung im Rahmen der Produktneuentwicklung gearbeitet. Dazu wurde eine neue webbasierte Datenbank zur Festlegung der Prüfanforderungen gruppenweit eingeführt.
Weiterhin wurde 2009 der Produktentwicklungsprozess (MIND) überarbeitet und für die gesamte
Sennheiser-Gruppe aktualisiert.
Im Geschäftsjahr gab es weltweit einen bedeutenden Zuwachs an Regulierungen und gesetzlichen
Richtlinien in Bezug auf Produktausprägungen. Um in den einzelnen Ländern einen Marktzugang
für die Produkte zu gewährleisten, muss sichergestellt werden, dass alle länderspezifischen Anforderungen erfüllt werden. Hierfür wurde eine Stelle mit entsprechender Kompetenz geschaffen, die
insbesondere gesetzliche, aber auch kundenspezifische Anforderungen prüft und gegebenenfalls
notwendige Schritte einleitet und koordiniert.
Ausblick
2010 wird der Lean-Gedanke fortgeführt, und auch in anderen administrativen Geschäftsbereichen
soll die Komplexität über schlanke Geschäftsprozesse reduziert werden. Das Thema Lean Management wird in der zum 1. März 2010 neu geschaffenen Funktion „Strategic Supply Chain Design“
fest verankert.
Personal
Entwicklung
Im Jahresdurchschnitt ist der Personalbestand der Sennheiser-Gruppe 2009 um 0,7 % auf 2.132 Mitarbeiter gestiegen, darin enthalten sind 59 Auszubildende (Vorjahr 56). Zum Jahresende belief sich
die Mitarbeiterzahl der Sennheiser-Gruppe auf 2.146 (Vorjahr 2.130). Der Aufbau fand in erster Linie in den beiden neueren Vertriebsgesellschaften in Japan und Indien statt. Durchschnittlich arbeiteten 55,3 % aller Mitarbeiter bei den inländischen und 44,7 % bei den ausländischen Gesellschaften.
PERSONALBESTAND
Steigerung 2009: 0,7 %
2.500
2.000
1.668
1.852
1.976
2.117
2.132
952
Ausland (45 %)
1.500
1.000
1.180
Deutschland (55 %)
500
0
2005
2006
2007
2008
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Der Personalaufwand ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 % gestiegen. Dieser geringe Anstieg ist auf
die Einführung der Kurzarbeit 2009 sowie geringere variable Gehaltsbestandteile zurückzuführen.
Aufgrund der auftragsbedingt geringen Auslastung der Werke in Wennebostel und Burgdorf wurde
zum 1. April 2009 in den Produktionsbereichen Kurzarbeit eingeführt. Zum 1. September wurde die
Kurzarbeit auf die Mitarbeiter in den administrativen Bereichen ausgedehnt. Die Maßnahme wurde
zunächst bis zum 31. März 2010 angemeldet. Durch die Kurzarbeit sollen spezialisierte und gut
ausgebildete Fachkräfte im Unternehmen gehalten werden. Die Zeit der Kurzarbeit wurde intensiv
zur Fortbildung der Mitarbeiter genutzt.
Die 2007 erfolgte Umsetzung des Entgeltrahmenabkommens (ERA) hat sich bewährt. Der Prozess
der Personaleingruppierung konnte weiter vereinheitlicht werden. Die im April 2007 erfolgreich eingeführte neue Form der Gruppenentlohnung wurde 2009 auf den administrativen Bereich der Produktion ausgedehnt.
Im Rahmen der Personalentwicklung wurden im Jahr 2009 für die Schlüsselkompetenzfelder Projektmanagement und Personalführung neue Qualifikationsprogramme konzipiert und umgesetzt.
Der Großteil der Mitarbeiter der Tochtergesellschaft K + H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft
mbH wird 2010 von den Unternehmen Sennheiser electronic GmbH & Co. KG und Georg Neumann
GmbH übernommen. Außerdem werden die Mitarbeiter des bisherigen Fertigungsstandortes Burgdorf durch den Umzug in das neue Produktionsgebäude am Standort Wennebostel integriert.
Investitionen
2009 betrug die Investitionssumme für Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände
19,7 Mio. €. Dabei entfielen 4,2 Mio. € auf immaterielle Vermögensgegenstände.
Bei der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG sind 2009 4,0 Mio. € in Sachanlagen investiert worden. Davon sind neben den Investitionen für Maschinen und Anlagen in Höhe von 0,4 Mio. € im Rahmen von Prozessverbesserungen Anschaffungen für Mess- und Labortechnik in Höhe von 2,2 Mio. €
getätigt worden. Werkzeuge bei Lieferanten sind mit 0,6 Mio. € in den Investitionen für Sachanlagen enthalten. Weitere wesentliche Sachinvestitionen waren Arbeitsplatzausstattungen für neue
Mitarbeiter und der Kauf leistungsfähigerer IT-Hardware.
Die irische Produktionsstätte investierte 4,8 Mio. € in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände, die Betriebsstätte in Singapur 1,9 Mio. € und die Produktionsstätte in den USA
2,5 Mio. €. 2,4 Mio. € entfielen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen bei den
Vertriebstochtergesellschaften.
Forschung und Entwicklung (F&E)
Im Jahr 2009 hat Sennheiser weiter in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert. Die Zahl
der F&E-Mitarbeiter in der Sennheiser-Gruppe wurde um 1 % erhöht. Auch 2009 konnten wieder
zahlreiche Produkte zur Serienreife gebracht und erfolgreich auf den internationalen Märkten eingeführt werden.
Das Hauptaugenmerk im Bereich „Music Industry“ lag auf der dritten Generation der drahtlosen
Mikrofonserie evolution wireless G3, die einen erheblichen Anteil am Gesamtumsatz der Sennheiser-Gruppe repräsentiert. Mit ihren robusten, tourtauglichen Geräten bietet die Serie zuverlässige
Drahtlosübertragung und neue Features für den Anwender; auch der Klang konnte nochmals verbessert werden.
Die neue 2000er Funkmikrofon-Serie konnte erfolgreich als Einstiegsklasse in den Profibereich positioniert werden. Die Serie umfasst robuste Produkte für die unterschiedlichsten Drahtlosanwen-
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dungen vom Gesangsmikrofon über drahtloses Monitoring bis hin zum Kameraempfänger. Das bekannte Profizubehör der 3000er und 5000er Serie ist mit der 2000er Serie kompatibel.
Bei beiden Drahtlosserien übernimmt das Softwarepaket „Wireless Systems Manager“ die Frequenzverwaltung und die Systemüberwachung bei Mehrkanalanwendungen.
Im Bereich „Installed Sound“ konnte mit WiCOS ein Konferenzsystem vorgestellt werden, das durch
automatisches, dynamisches Frequenzmanagement Störsendern selbstständig ausweicht und hervorragende Audioqualität bietet. Die Betriebszeit von mindestens 20 Stunden und die Möglichkeit,
bis zu 16 Dolmetscherkanäle einzubinden, machen das System zu einer attraktiven Lösung für
internationale Konferenzen.
Das neue Aushängeschild für die Consumer-Sparte ist der High-End-Kopfhörer HD 800, der die
Anforderungen selbst anspruchsvollster Musikliebhaber erfüllt. Das innovative Wandlerdesign, der
puristische Look und die exklusive Materialauswahl machen den HD 800 zur neuen Referenz im
High-End-Bereich. Der Erfolg schlug sich 2009 in einem hervorragenden Presseecho und sehr guten
Verkaufszahlen nieder. Mit neuen Hörern wie dem PX 100-II, dem RS 180 und zahlreichen neuen
Produkten für den mobilen Einsatz wurde das gesamte Portfolio erneuert.
Das Joint Venture Sennheiser Communications A/S konnte neben den neuen Bluetooth-Headsets
EZX 60 und MM 100 auch das neue auf DECT basierende Headset DW Office präsentieren. In modernen Büroumgebungen ermöglicht dieses innovative Produkt den nahtlosen Wechsel zwischen
PC- und Telefonanwendung, und dies bei gewohnt hervorragender Übertragungsqualität.
Die Georg Neumann GmbH konnte mit dem DMI-8 ihre Produktpalette im Bereich digitaler Mikrofonsysteme erweitern. Das achtkanalige Interface erleichtert durch seine Kaskadierbarkeit auf bis zu
128 Kanäle den Aufbau großer Mikrofoninstallationen mit digitalen Neumann-Mikrofonen. Mit dem
Einstiegsmodell TLM 102 wurde das Portfolio der Großmembranmikrofone nach unten abgerundet.
Sein kompaktes Erscheinungsbild und der Sound in gewohnt kompromissloser Neumann-Qualität
prädestinieren es für den Heim- und Projektstudiosektor sowie für Broadcast-Anwendungen.
Die K+H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH stellte eine Reihe neuer Produkte im Installed-Sound-Bereich vor. Mit dem SMS 52 T und dem SMS 62 T stehen zwei neue Wandlautsprecher
zur Übertragung von Hintergrundmusik und Sprache für gehobene akustische Ansprüche zur Verfügung, die sich mit der patentierten K-Lock-Halterung sehr einfach installieren lassen. Dazu passend ist nun auch der Deckeneinbaulautsprecher CMS 62 T erhältlich, der für das gleiche Einsatzgebiet konzipiert wurde.
Ausblick
Für das Jahr 2010 ist im F&E-Bereich kein weiterer Aufbau von Entwicklungskapazitäten vorgesehen. Der Fokus wird auf der Weiterentwicklung der Mitarbeiter und der kontinuierlichen Arbeit an
den Prozessen liegen, um die Effektivität und Effizienz im F&E-Bereich weiter zu steigern. Auch
2010 sind wieder wichtige Produkteinführungen geplant, die zum weiteren Wachstum der Sennheiser-Gruppe beitragen werden.
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
Vermögenslage
Die Bilanzsumme hat sich aufgrund der gestiegenen kurzfristigen Forderungen und des gestiegenen Anlagevermögens um 2,2 Mio. € (1,0 %) auf 230,2 Mio. € erhöht. Die kurzfristigen Forderungen stiegen um 9,8 Mio. € auf 76,5 Mio. €. Das Anlagevermögen erhöhte sich aufgrund der im Geschäftsjahr getätigten Investitionen um 5,8 Mio. € auf 50,1 Mio. €.
Dieser Anstieg überkompensierte die Reduzierung der Vorräte um 13,5 Mio. € auf 59,7 Mio. €. Diese
Verringerung der Lagerbestände resultierte neben der weiteren Umsetzung des Supply-Chain-Kon-
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zeptes aus dem Abverkauf von Restbeständen der Serie evolution wireless G2, der Reduzierung von
Teilevorräten für Produktanläufe nach der Anlaufphase sowie dem Abbau von Consumer-Produkten mit geringerer Umschlagshäufigkeit. Nicht zuletzt wurden die Lagerbestände für ConsumerProdukte im letzten Quartal des Jahres aufgrund guter Abverkäufe bei gleichzeitig reduziertem Zufluss von Ware nochmals deutlich gesenkt.
Die Gesellschaftermittel – bestehend aus Eigenkapital und Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern – belaufen sich auf 110,4 Mio. € (48,0 % der Bilanzsumme) und sind um 2,7 % gegenüber dem
Vorjahr gesunken. Dabei kam es durch die Ausschüttung einer Dividende der Sennheiser Global
Operations GmbH an die Sennheiser electronic GmbH & Co. KG zu einem Passivtausch von Eigenkapital zu Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern. Die Pensionsrückstellungen haben sich um
2,0 Mio. € auf 52,2 Mio. € erhöht. Darüber hinaus stiegen die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und
Leistungen um 1,7 Mio. € sowie die Verbindlichkeiten aus Kontenkonzentration mit der Sennheiser
V+V GmbH & Co. KG um 1,6 Mio. €.
Finanzlage
Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit beläuft sich auf 26,5 Mio. € (Vorjahr: 11,4 Mio. €).
Die Investitions- und Finanzierungstätigkeit des Konzerns konnte aus dem Cashflow der laufenden
Geschäftstätigkeit sowie den vorhandenen liquiden Mitteln gedeckt werden. Der Finanzmittelfonds
wurde auf Vorjahresniveau gehalten.
Ertragslage
Die Sennheiser-Gruppe erzielte 2009 ein Umsatzwachstum um 1,1 % auf 389,9 Mio. €. Die Umsatzverschiebung in Richtung Consumer-Bereich hat dazu geführt, dass die Rohertragsmarge im Verhältnis zum Umsatz auf 63,7 % (Vorjahr 66,8 %) gesunken ist. Trotz erheblicher Investitionen in die
Produktentwicklung konnten die Betriebsaufwendungen reduziert werden. Aus der Einbeziehung
strategischer Vorratsbestände in die Gängigkeitsabschreibungen ergaben sich Wertberichtigungen
in Höhe von 0,4 Mio. €. Insgesamt sank das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um
8,9 Mio. € auf 9,4 Mio. €. Wechselkursverluste aufgrund der Bewertung von Bilanzpositionen beeinflussten das Ergebnis zusätzlich. Aus der Integration der K+H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH resultieren einmalige Aufwendungen in Höhe von 0,5 Mio. €, die im außerordentlichen Ergebnis gezeigt werden. Das Konzernergebnis beläuft sich auf 3,8 Mio. € gegenüber
14,8 Mio. € im Vorjahr.
III. RISIKOMANAGEMENT
Es besteht ein konzernweites Controlling-System, das die Geschäftsprozesse im Konzern, in der Muttergesellschaft und in den Gruppengesellschaften laufend plant und überwacht. Im Falle von Abweichungen können geeignete Korrekturmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden.
Die liquiden Mittel werden, sofern nicht von den Tochtergesellschaften für das Tagesgeschäft benötigt, in der Muttergesellschaft im Rahmen eines Cash-Poolings konzentriert. Es wird eine konservative Anlagestrategie verfolgt, um ein Ausfallrisiko möglichst auszuschließen. Die liquiden Mittel
werden bei verschiedenen Kreditinstituten überwiegend in Euro gehalten.
Aufgrund der geschäftlichen Entwicklung sind wesentliche bestandsgefährdende Risiken für die
Zukunft nicht absehbar. Gesamtwirtschaftliche Veränderungen werden sich auch 2010 auf die Geschäftsentwicklung der Sennheiser-Gruppe auswirken. Insbesondere durch die Internationalität der
Gruppe spielen hier weltwirtschaftliche Entwicklungen eine Rolle. Ein weiteres Wachstum der Sennheiser-Gruppe wird deshalb auch abhängig von der globalen Erholung sein. Zur Risikostreuung wird
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die Sennheiser-Gruppe sich weiterhin strategisch auf unterschiedliche Geschäftsfelder ausrichten.
So konnte im Geschäftsjahr 2009 das stark wachsende Consumer-Geschäft den rückläufigen Umsatz bei den drahtlosen Mikrofonen kompensieren.
Im Geschäftsjahr zeichnete sich aufgrund der 2008 einsetzenden weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, die sich 2009 weiter verschärfte, ein erhöhtes Marktrisiko ab. Einen nennenswerten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung hatten auch die Wechselkurse aufgrund ihrer hohen Volatilität.
Um die Abhängigkeit von den derzeitigen Hauptmärkten zu begrenzen, gehört es zur Strategie,
neue Märkte zu erschließen und bestehende Märkte weiterzuentwickeln. Zur Stärkung der Positionierung bei Endkonsumenten wird besonders in die Markenentwicklung investiert. Im Geschäftsjahr 2009 wurde eine Kooperation mit adidas begonnen, um über neue Vertriebskanäle die Umsatzentwicklung im Bereich der Sportkopfhörer weiter voranzutreiben.
Die aktuellen Tendenzen zur Nutzung des UHF-Frequenzbereichs durch neue digitale Anwendungen (DVB-H, drahtloses DSL etc.) bedrohen nach wie vor die traditionell von professionellen drahtlosen Mikrofon- und Monitorsystemen genutzten Frequenzressourcen.
Wesentliche Teile des von drahtlosen Mikrofonen und In-Ear-Monitorsystemen genutzten UHF-Bandes sind gefährdet, da sie für andere Anwendungen genutzt werden sollen. In den USA und Kanada
ist bereits ein Teil des Spektrums verloren, in Europa werden Bereiche in naher Zukunft umgewidmet. In der Folge wird nur noch rund die Hälfte des momentanen Spektrums für die Nutzung durch
terrestrische TV-Distribution und drahtlose Produktionsmittel zur Verfügung stehen.
Werden alle Umwidmungspläne umgesetzt und wachsen im verbleibenden Rest des UHF-Spektrums
die Anzahl der terrestrischen Übertragungskanäle für DVB-T und die Zahl der drahtlosen Mikrofonanwendungen weiter, dann werden in absehbarer Zeit in Ballungsgebieten Tagesproduktionen
kaum noch störungsfrei ablaufen können. Dies wird insbesondere für Großveranstaltungen ein Problem sein. Es müssen andere, bereits definierte Frequenzbereiche erschlossen werden. Sennheiser
hat hier einen Entwicklungsvorsprung, den es zu halten gilt. Unsere Anstrengungen in der Entwicklung kognitiver Techniken werden weitergeführt, um Nutzern drahtloser Produktionstechnologie
Werkzeuge an die Hand zu geben, die störungsfreie Produktionen im dichter belegten Spektrum
ermöglichen.
Aufgrund des hohen Umsatzanteils in USD und der zunehmenden Internationalität der SennheiserGruppe sind Währungsrisiken vorhanden, die auch 2009 im Wesentlichen durch verstärkte Beschaffungsaktivitäten im USD-Raum kompensiert werden konnten. Diesem Umstand entsprechend
konnte auch im Geschäftsjahr 2009 auf Währungssicherungsgeschäfte verzichtet werden. Neben
dem USD hatte auch die Kursentwicklung des GBP sowie des CAD und der asiatischen Währungen
Einfluss auf die Geschäftsentwicklung.
Das Risiko von Forderungsausfällen war aufgrund der breiten Kundenstruktur bisher sehr gering.
Allerdings war auch 2009 eine weitere Steigerung des Umsatzanteils mit Großkunden zu verzeichnen. Daher wird kontinuierlich durch ein straffes Kundenmanagement die Entwicklung der Forderungen verfolgt, um das krisenbedingt erhöhte Risiko von Forderungsausfällen zu begrenzen. Zur
intensiveren Betreuung dieser international agierenden Kunden wurde 2008 ein Key-Account-Management eingerichtet und 2009 weiter ausgebaut.
Die global geltende Versicherungspolice für die wichtigen Bereiche Sach-, Haftpflicht- und Transportversicherung im Unternehmen deckt konzernweit die Interessen aller Gruppengesellschaften
ab. Wechselseitige Risiken innerhalb der Sennheiser-Gruppe, aber auch Rückwirkungsschäden durch
eventuelle Lieferantenausfälle, sind ebenfalls abgesichert.
Das Ausfallrisiko von Großlieferanten wird durch Programme im Strategischen Einkauf ständig
überprüft. Durch den Ausbau des Lieferantennetzwerks soll die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten vermieden werden. Abhängigkeiten von Lieferantenbeziehungen sind auch Bestandteil des
konzernweiten Betriebsunterbrechungs-Versicherungsschutzes.
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Mit dem Erfolg im Consumer-Markt steigt das Ausmaß der Marken- und Produktpiraterie. Mit dieser Form der international organisierten Kriminalität sehen sich alle bekannten Markeninhaber konfrontiert. Zum Schutz der eigenen Marke und der eigenen Produkte werden in Zusammenarbeit mit
lokalen Sennheiser-Organisationen, Anwälten und Behörden Maßnahmen ergriffen, die diese Entwicklung eindämmen sollen. Das Maßnahmenpaket beinhaltet unter anderem die Durchführung
von Razzien, Grenzbeschlagnahmen durch den Zoll, das Schließen von Messeständen und gerichtliche Klageverfahren gegen die Verletzer. Seit 2009 arbeitet Sennheiser insbesondere bei Razzien
in Asien verstärkt mit Wettbewerbern zusammen, um die Informationsbasis zu erweitern und Kosten zu senken.
Angedrohte Gerichtsverfahren von US-Patentinhabern, die sich im Geschäftsjahr 2009 auf angebliche Patentverletzungen von Sennheiser beriefen, konnten alle entweder zurückgewiesen oder im
Rahmen von außergerichtlichen Vergleichen beigelegt werden.
IV. AUSBLICK AUF DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG
Durch die Gründung neuer Tochtergesellschaften in den Vorjahren wurden die weltweiten Vertriebsstrukturen der Sennheiser-Gruppe erweitert. Die neu erschlossenen Märkte Indien, China, Japan und
Osteuropa wurden intensiv bearbeitet, um Marktanteile auszubauen. Im Geschäftsjahr 2009 wurde
das russische Joint Venture Sennheiser Audio in eine 100-prozentige Tochtergesellschaft umgewandelt. Aufgrund dieser Entwicklung und basierend auf der Markteinführung bedeutender Produktfamilien wird für 2010 eine positive Umsatzentwicklung bei steigender Ertragskraft erwartet. Aufgrund des hohen Umsatzanteils im Ausland hängt diese Geschäftsentwicklung jedoch auch von der
weltweiten konjunkturellen Entwicklung ab.
Zur Risikobegrenzung wird 2010 ein restriktives Kostenmanagement beibehalten.
Wennebostel, den 1. März 2010
Die Geschäftsführung
Volker Bartels
Geschäftsführer Produktion
und Logistik
Dr. Heinrich Esser
Geschäftsführer Forschung
und Entwicklung
Stefan Junker
Geschäftsführer Controlling
und Finanzen
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KONZERNJAHRESABSCHLUSS 2009
Konzernjahresabschluss
2009
KONZERNBILANZ ZUM 31. DEZEMBER 2009
AKTIVA
2009
IN EUR
VORJAHR
IN TEUR
3.153.673,39
2.492.800,25
5.646.473,64
2.886
173
3.059
5.083.563,65
5.086
19.041.660,34
15.890.265,90
2.740.215,52
42.755.705,41
14.453
14.482
5.450
39.471
13.250,00
3.350,00
6.873,80
1.652.054,43
1.675.528,23
50.077.707,28
13
3
7
1.697
1.720
44.250
15.723.612,81
10.465.096,47
33.505.775,33
1.529,02
59.696.013,63
20.544
9.784
42.713
143
73.184
70.072.554,14
7.658.445,79
77.730.999,93
60.328
7.373
67.701
0,00
1
28.500.217,33
165.927.230,89
2.657.314,70
27.155
168.041
2.850
D. Latente Steuern
11.498.246,84
12.850
Summe der Aktiva
230.160.499,71
227.991
A. Anlagevermögen
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
1. Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte
2. Geschäfts- oder Firmenwert
II. Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten
einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken
2. Technische Anlagen und Maschinen
3. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung
4. Geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau
III. Finanzanlagen
1. Anteile an verbundenen Unternehmen
2. Beteiligungen
3. Sonstige Ausleihungen
4. Rückdeckungsansprüche
B. Umlaufvermögen
I. Vorräte
1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
2. Unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen
3. Fertige Erzeugnisse und Waren
4. Geleistete Anzahlungen
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
2. Sonstige Vermögensgegenstände
III. Wertpapiere
Sonstige Wertpapiere
IV. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks
C. Rechnungsabgrenzungsposten
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KONZERNJAHRESABSCHLUSS 2009
PASSIVA
2009
IN EUR
VORJAHR
IN TEUR
0,00
5.200.000,00
5.200.000,00
0
5.200
5.200
II. Bilanzgewinn
35.225.784,87
40.433
III. Ausgleichsposten für Anteile anderer Gesellschafter
470.000,00
40.895.784,87
585
46.218
184.548,21
191
52.190.501,41
1.234.906,54
22.848.229,14
76.273.637,09
50.177
1.579
22.745
74.501
4.883,44
54.881,49
22.838.129,55
1.102.376,00
69.332.321,26
3.108,34
19.462.488,00
112.798.188,08
680
176
21.166
488
67.024
3
17.538
107.075
8.341,46
6
230.160.499,71
227.991
A. Eigenkapital
I. Kapitalanteile
1. Komplementäreinlage
2. Kommanditeinlagen
B. Sonderposten
C. Rückstellungen
1. Rückstellungen für Pensionen
2. Steuerrückstellungen
3. Sonstige Rückstellungen
D. Verbindlichkeiten
1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
2. Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen
3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
4. Verbindlichkeiten aus der Ausstellung eigener Wechsel
5. Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern
6. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen
7. Sonstige Verbindlichkeiten
E. Rechnungsabgrenzungsposten
Summe der Passiva
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SH_GB09_68_69_GewinnVerlust
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KONZERNJAHRESABSCHLUSS 2009
KONZERN-GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG
FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2009
1. Umsatzerlöse
2. Verminderung (–)/Erhöhung des Bestands an
fertigen und unfertigen Erzeugnissen
3. Andere aktivierte Eigenleistungen
4. Sonstige betriebliche Erträge
5. Materialaufwand
a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
und für bezogene Waren
b) Aufwendungen für bezogene Leistungen
6. Personalaufwand
a) Löhne und Gehälter
b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für
Altersversorgung und für Unterstützung
7. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände
des Anlagevermögens und Sachanlagen
8. Sonstige betriebliche Aufwendungen
9. Erträge aus anderen Wertpapieren
10. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
11. Zinsen und ähnliche Aufwendungen
12. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
13. Außerordentliche Aufwendungen/Außerordentliches Ergebnis
14. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
15. Sonstige Steuern
16. Jahresüberschuss
(davon auf Minderheitsgesellschafter entfallend)
2009
IN EUR
VORJAHR
IN TEUR
389.861.954,67
–8.525.528,36
385.793
11.572
5.735.780,84
387.072.207,15
16.550.829,29
403.623.036,44
3.560
400.925
17.738
418.663
136.589.029,87
140.862
2.969.783,31
139.558.813,18
4.465
145.327
101.583.626,00
24.137.309,14
100.354
23.375
125.720.935,14
13.199.678,38
123.729
12.947
113.344.272,32
11.799.337,42
24,00
111.296,04
2.497.410,47
–2.386.090,43
9.413.246,99
480.000,00
4.697.839,41
405.319,22
3.830.088,36
1.974.408,40
116.692
19.968
0
923
2.570
–1.647
18.321
0
3.166
398
14.757
2.477
SH_GB09_68_69_GewinnVerlust
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KONZERNJAHRESABSCHLUSS 2009
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KONZERNANHANG 2009
Konzernanhang
2009
KONZERNANHANG ZUM 31. DEZEMBER 2009
A. Allgemeines
Die Gesellschaft ist gemäß § 264a HGB i.V.m. § 290 HGB verpflichtet, einen Konzernabschluss und
einen Konzernlagebericht aufzustellen.
B. Konsolidierungskreis
In den Konzernabschluss sind neben der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wennebostel, sechs
inländische und 18 ausländische Tochterunternehmen sowie das Gemeinschaftsunternehmen Sennheiser Communications A/S, Kopenhagen, Dänemark, einbezogen.
Im Geschäftsjahr 2009 wurden von der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG Anteile in Höhe von
49 % an der Sennheiser Audio OOO, Moskau, Russland, erworben, sodass die Sennheiser electronic
GmbH & Co. KG nunmehr 100 % der Anteile hält.
An allen einbezogenen Unternehmen bestehen Mehrheitsbeteiligungen, mit Ausnahme der Sennheiser Communications A/S, an der eine Beteiligung in Höhe von 50 % besteht. Eine Übersicht der
einbezogenen Tochterunternehmen ergibt sich aus der folgenden Aufstellung:
SH_GB09_70_87_Konzernanhang:4_Sennheiser_Hampton_6.qxd 08.06.10 14:38 Seite 71
KONZERNANHANG 2009
KONSOLIDIERUNG
TSD.Vollkonsolidierung
Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wennebostel
Georg Neumann GmbH, Berlin
K+H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Wedemark
Sennheiser Audio OOO, Moskau, Russland
Sennheiser Consumer Electronics GmbH, Wedemark
– Sennheiser New Mexico LLC, Albuquerque, USA
– Sennheiser Manufacturing USA Inc., Albuquerque, USA
– Sennheiser Bondholding Company LLC, Albuquerque, USA
Sennheiser Global Operations GmbH, Wedemark
– Sennheiser Belux B.V.B.A., Zellik, Belgien
– Sennheiser (Canada) Inc., Point Claire, Kanada
– Sennheiser Electronic Asia Pte Ltd., Singapur
– Sennheiser Electronic Corporation, Old Lyme, USA
– Sennheiser Electronics (Beijing) Co. Ltd., Peking, China
– Sennheiser Electronics India Private Limited, Haryana, Indien
– Sennheiser France S.A.R.L., Ivry sur Seine, Frankreich
– Sennheiser Hong Kong Ltd., Hongkong, China
– Sennheiser Japan K.K., Tokio, Japan
– Sennheiser Mexico S.A. de C.V., Mexiko-Stadt, Mexiko
– Sennheiser Nederland B.V., Almere, Niederlande
– Sennheiser Nordic A/S, Kopenhagen, Dänemark
– Sennheiser UK Ltd., High Wycombe, Großbritannien
– Sennheiser Innovation (Schweiz) AG, Zürich, Schweiz
Sennheiser Logistics Services GmbH, Wedemark
Sennheiser Vertrieb und Service GmbH & Co. KG, Hannover
Teilkonsolidierung
Sennheiser Communications A/S, Kopenhagen, Dänemark
1
2
3
BETEILIGUNGSQUOTE
IN %
WÄHRUNG
EIGENKAPITAL
IN
EINHEITEN
–
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
53,0
EUR
EUR
EUR
RUB
EUR
USD
USD
USD
EUR
EUR
CAD
USD
USD
CNY
INR
EUR
HKD
JPY
MXN
EUR
DKK
GBP
CHF
EUR
EUR
24.213
1.462
5.810
3.431
20.387
3.468
12.759
8.288
8.002
–74.987
–804
1.646
17.426
6.776
136 3
25 1
1.000
50,0
DKK
40.394
5.200
1.276 1
25 1
34.912
12.068 1
4.777
2
2
Ergebnisabführungsvertrag mit der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wennebostel
enthalten im Jahresabschluss der Sennheiser New Mexico LLC, Albuquerque, USA
lt. Angaben Handelsbilanz II
Das Eigenkapital stellt das bilanzielle Eigenkapital am 31. Dezember 2009 dar.
Die Tochtergesellschaft SVS Beteiligungs GmbH, Hannover, mit einer Beteiligungsquote von 53 % wird
aufgrund untergeordneter Bedeutung gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht vollkonsolidiert, sondern zu Anschaffungskosten ausgewiesen.
71
SH_GB09_70_87_Konzernanhang
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KONZERNANHANG 2009
C. Konsolidierungsgrundsätze
Die konzerneinheitlichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden entsprechen den im Jahresabschluss des Mutterunternehmens angewandten und den handelsrechtlichen Konzernrechnungslegungsvorschriften (§ 308 Abs. 1, 2 HGB).
Der Bilanzstichtag der einbezogenen Einzelabschlüsse ist einheitlich der 31. Dezember 2009.
Die Bilanzposten mit Ausnahme des Eigenkapitals werden zum Stichtagskurs umgerechnet. Das
Eigenkapital mit Ausnahme des Jahresergebnisses wird mit historischen Kursen umgerechnet. Die
Umrechnung der Posten der Gewinn- und Verlustrechnung erfolgt mit gewichteten Durchschnittskursen. Die entstehenden Umrechnungsdifferenzen aus der Umrechnung des Eigenkapitals zu historischen Kursen und der Umrechnung der Gewinn- und Verlustrechnung zu Durchschnittskursen
werden erfolgsneutral im Eigenkapital dargestellt. In den Einzelabschlüssen der einbezogenen
Gesellschaften enthaltene Währungsverluste bzw. -gewinne aus konzerninternen Transaktionen
werden ergebniswirksam behandelt.
Für die Umrechnung der Einzelabschlüsse ausländischer Tochterunternehmen wurden folgende
Umrechnungskurse verwendet:
KURZZEICHEN
01. US-Dollar
02. Kanadischer Dollar
03. Britisches Pfund
04. Mexikanischer Peso
05. Hongkong-Dollar
06. Dänische Krone
07. Russischer Rubel
08. Indische Rupie
09. Japanischer Yen
10. Chinesischer Yuan
11. Schweizer Franken
USD
CAD
GBP
MXN
HKD
DKK
RUB
INR
JPY
CNY
CHF
WECHSELKURS
Durchschnitt 31.12.2009
Fremdwährung/€
0,71562
0,63087
1,12077
0,05309
0,09230
0,13430
0,02268
0,01482
0,00767
0,10478
0,66230
Jahresende 31.12.2009
Fremdwährung/€
0,69803
0,66489
1,10619
0,05365
0,09009
0,13438
0,02307
0,01496
0,00757
0,10197
0,67204
Die Durchschnittskurse wurden anhand gewichteter Monatsdurchschnittskurse, basierend auf dem
Umsatzverlauf der Sennheiser-Gruppe, ermittelt. Dabei spiegeln die monatlichen Durchschnittskurse einen auf Tageskursen basierenden Monatsdurchschnitt wider. Diese Methode wurde gewählt,
um der Anwendung von transaktionsbezogenen Kursen im Konzern möglichst nahe zu kommen.
Die Kapitalkonsolidierung basiert auf der Buchwertmethode. Sofern sich bei der Kapitalkonsolidierung ein aktivischer Unterschiedsbetrag ergibt, wird der Firmenwert linear über die Nutzungsdauer
von vier Jahren abgeschrieben. Aus der Erstkonsolidierung von Sennheiser Audio OOO, Moskau,
Russland, im Geschäftsjahr 2006 ist ein Firmenwert in Höhe von TEUR 220 entstanden, der im Berichtsjahr in Höhe von TEUR 55 abgeschrieben wurde. Aus der Erstkonsolidierung der im Berichtsjahr erworbenen Anteile ist ein Firmenwert in Höhe von TEUR 2.405 entstanden, der planmäßig ab
dem Geschäftsjahr 2010 abgeschrieben wird.
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KONZERNANHANG 2009
Der passivische Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung wurde dem Bilanzgewinn
zugeordnet.
Die Verrechnung wird auf der Grundlage der Wertansätze zum Zeitpunkt des Erwerbs der Anteile
durchgeführt.
Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen den konsolidierten Gesellschaften werden gegeneinander aufgerechnet.
Konzerninterne Umsatzerlöse und andere konzerninterne Erträge werden mit den entsprechenden
Aufwendungen verrechnet.
Zwischengewinne bei den fertigen Erzeugnissen und Rohstoffen werden ergebniswirksam eliminiert.
Zwischengewinne im Anlagevermögen werden ergebniswirksam eliminiert.
D. Erläuterungen zur Konzernbilanz
Immaterielle Vermögensgegenstände sind mit den Anschaffungskosten bewertet und werden
planmäßig linear über eine Nutzungsdauer zwischen drei und fünf Jahren abgeschrieben. Geschäftsoder Firmenwerte werden linear über 15 Jahre oder über vier Jahre abgeschrieben. Die Bewertung
der Sachanlagegegenstände erfolgt zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten unter Berücksichtigung planmäßiger Abschreibungen über eine Nutzungsdauer von zwei bis 14 Jahren für Betriebsund Geschäftsausstattung sowie für technische Anlagen und Maschinen bzw. 50 Jahren für Gebäude. Für bewegliche Gegenstände des Sachanlagevermögens werden Abschreibungen linear oder
degressiv vorgenommen, wobei in Abhängigkeit von der Nutzungsdauer bei degressiver Abschreibung zum jeweils günstigsten Zeitpunkt auf die lineare Abschreibungsmethode übergegangen
wird.
Für Geringwertige Anlagegüter wird bei den Inlandsgesellschaften im Jahr der Anschaffung ein
Sammelposten gebildet, der im Anschaffungsjahr und den vier folgenden Wirtschaftsjahren mit je
20 v.H. aufgelöst wird.
Bei den Auslandsgesellschaften werden geringwertige Anlagegüter im Anschaffungsjahr voll abgeschrieben und gleichzeitig als Abgang gezeigt.
Anteile an nicht vollkonsolidierten Tochterunternehmen sowie Beteiligungen sind grundsätzlich zu
Anschaffungskosten aktiviert. Die sonstigen Ausleihungen sind mit den Anschaffungskosten angesetzt. Die Rückdeckungsansprüche aus zur Deckung der Pensionsverpflichtungen abgeschlossenen Lebensversicherungen werden mit dem Deckungskapital bewertet.
Im Einzelnen stellt sich das Anlagevermögen wie folgt dar:
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SH_GB09_70_87_Konzernanhang
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KONZERNANHANG 2009
ENTWICKLUNG DES ANLAGEVERMÖGENS IM GESCHÄFTSJAHR 2009
IN EUR
I. Immaterielle
Vermögensgegenstände
1. Konzessionen, gewerbliche
Schutzrechte und ähnliche Rechte
2. Geschäfts- oder Firmenwert
II. Sachanlagen
1. Grundstücke, grundstücksgleiche
Rechte und Bauten einschl. der
Bauten auf fremden Grundstücken
2. Technische Anlagen und Maschinen
3. Andere Anlagen, Betriebsund Geschäftsausstattung
4. Geleistete Anzahlungen und
Anlagen im Bau
III. Finanzanlagen
1. Anteile an verbundenen Unternehmen
2. Beteiligungen
3. Sonstige Ausleihungen
4. Rückdeckungsansprüche
ANSCHAFFUNGS- UND HERSTELLUNGSKOSTEN
1.1.2009
Währungsdifferenz
Zugänge
Abgänge
Umbuchungen
31.12.2009
23.297.522,59
–12.366,76
1.812.372,30
245.582,91
54.666,95
24.906.612,17
2.265.542,12
25.563.064,71
3.755,62
–8.611,14
2.404.926,35
4.217.298,65
0,00
245.582,91
0,00
54.666,95
4.674.224,09
29.580.836,26
6.141.757,15
–34.552,32
256.371,21
8.506,00
0,00
6.355.070,04
43.306.500,14
65.485.763,76
–204.354,38
89.334,61
7.519.886,05
5.242.589,70
1.854.522,93
6.045.499,41
2.143.248,54
2.749.104,94
50.910.757,42
67.521.293,60
5.449.785,17
238,09
2.456.614,17
219.401,48
–4.947.020,43
2.740.215,52
120.383.806,22
–149.334,00
15.475.461,13
8.127.929,82
–54.666,95
127.527.336,58
13.250,00
3.350,00
6.864,93
1.697.019,62
1.720.484,55
147.667.355,48
0,00
0,00
8,87
0,00
8,87
–157.936,27
0,00
0,00
0,00
72.220,61
72.220,61
19.764.980,39
0,00
0,00
0,00
117.185,80
117.185,80
8.490.698,53
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
13.250,00
3.350,00
6.873,80
1.652.054,43
1.675.528,23
158.783.701,07
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KONZERNANHANG 2009
IN EUR
KUMULIERTE ABSCHREIBUNGEN
NETTOBUCHWERTE
1.1.2009
Währungsdifferenz
Zugänge
Abgänge
31.12.2009
31.12.2009 IN EUR
Vorjahr in TEUR
20.412.054,75
–12.096,58
1.598.563,52
245.582,91
21.752.938,78
3.153.673,39
2.886
2.092.451,95
22.504.506,70
–3.725,02
–15.821,60
92.696,91
1.691.260,43
0,00
245.582,91
2.181.423,84
23.934.362,62
2.492.800,25
5.646.473,64
173
3.059
1.055.765,35
–15.262,32
235.296,24
4.292,88
1.271.506,39
5.083.563,65
5.086
28.853.927,96
51.003.206,80
–143.026,78
46.302,98
4.936.221,06
6.336.900,65
1.778.025,16
5.755.382,73
31.869.097,08
51.631.027,70
19.041.660,34
15.890.265,90
14.453
14.482
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
2.740.215,52
5.450
80.912.900,11
–111.986,12
11.508.417,95
7.537.700,77
84.771.631,17
42.755.705,41
39.471
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
103.417.406,81
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
–127.807,72
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
13.199.678,38
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
7.783.283,68
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
108.705.993,79
13.250,00
3.350,00
6.873,80
1.652.054,43
1.675.528,23
50.077.707,28
13
3
7
1.697
1.720
44.250
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KONZERNANHANG 2009
Die Bewertung der Vorräte im Wege der Einzelbewertung erfolgt zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten unter Berücksichtigung anteiliger Gemeinkosten. Abwertungen für Bestandsrisiken
aufgrund der Lagerdauer oder eingeschränkten Verwendbarkeit werden vorgenommen. Das
strenge Niederstwertprinzip wird berücksichtigt. Im Berichtsjahr wurden strategische Vorratsbestände bei der Ermittlung der Gängigkeitsabschläge berücksichtigt. Hieraus ergaben sich zusätzliche Gängigkeitsabwertungen in Höhe von TEUR 420.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände werden zum Nennwert angesetzt. Das strenge
Niederstwertprinzip wird berücksichtigt. Erforderliche Einzelwertberichtigungen sowie Pauschalwertberichtigungen sind vorgenommen. Von den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen haben Forderungen in Höhe von TEUR 832 (Vorjahr: TEUR 595) und von den sonstigen Vermögensgegenständen TEUR 394 (Vorjahr: TEUR 447) eine Restlaufzeit von mehr als einem Jahr.
Die Sonstigen Wertpapiere sind mit den Anschaffungskosten bewertet.
Die Bewertung der Liquiden Mittel erfolgt mit dem Nennbetrag.
Der Ansatz des aktiven Rechnungsabgrenzungspostens erfolgt in Höhe der Ausgaben für die Zeit
nach dem Bilanzstichtag.
Die Latenten Steuern ergeben sich aus Bilanzierungs- und Bewertungsanpassungen sowie aus Konsolidierungsbuchungen mit temporären Auswirkungen auf das Konzernergebnis. Im Falle von temporären Differenzen zwischen dem Ergebnis laut Konzernbilanz und dem Ergebnis laut Summenbilanz wird eine Steuerabgrenzung vorgenommen. Dabei wird ein steuerlicher Durchschnittssatz von
25 % (Vorjahr: 25 %) zugrunde gelegt. Weiterhin werden latente Steuern auf Verlustvorträge
gebildet. Die latenten Steuern auf Verlustvorträge belaufen sich zum Bilanzstichtag auf TEUR 2.671
(Vorjahr: TEUR 815).
Die Kapitalanteile werden mit dem Nennbetrag des Komplementär- und Kommanditkapitals der
Muttergesellschaft angesetzt. Im Bilanzgewinn ist ein Gewinnvortrag in Höhe von TEUR 47.882
enthalten. Im Gewinnvortrag sind die ergebniswirksamen Konsolidierungsvorgänge mit Stand vom
Ende des Vorjahres verrechnet. Der passivische Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung
ist aus Gewinnthesaurierungen von Tochtergesellschaften vor erstmaliger Konsolidierung entstanden und hat daher Gewinnvortragscharakter. Der Jahresüberschuss des Mutterunternehmens sowie der auf die Minderheitsgesellschafter entfallende Anteil am Konzernjahresüberschuss wird den
Gesellschafterverrechnungskonten gutgeschrieben und ist demzufolge nicht im Bilanzgewinn enthalten.
Der Sonderposten enthält die Investitionszuschüsse und -vorauszahlungen, die die Industrial Development Agency der Sennheiser Consumer Electronics GmbH, Branch Ireland, Tullamore, Irland,
für die Errichtung der irischen Fertigungsstätte gewährt hat. Die Auflösung dieses Sonderpostens
für Investitionszuschüsse zum Anlagevermögen erfolgt entsprechend den vorgenommenen planmäßigen Abschreibungen auf das bezuschusste Anlagevermögen. Laut Vertrag kann aus den erhaltenen Zuschüssen unter Umständen eine Teilrückzahlungsverpflichtung entstehen.
Die Bewertung der Pensionsrückstellungen erfolgt grundsätzlich nach versicherungsmathematischen Grundsätzen auf der Grundlage der Richttafeln 2005 G von Dr. Klaus Heubeck mit einem
Rechnungszinssatz von 5 % nach dem Teilwertverfahren.
In den Pensionsrückstellungen sind Rückstellungen für Verpflichtungen gegenüber ehemaligen Mitgliedern der Geschäftsführung in Höhe von TEUR 2.566 (Vorjahr: TEUR 2.296) enthalten.
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KONZERNANHANG 2009
Die Bildung der Steuerrückstellungen und der Sonstigen Rückstellungen erfolgt nach vernünftiger
kaufmännischer Beurteilung. Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen und beinhalten unter anderem Rückstellungen für Garantieleistungen TEUR 5.800 (Vorjahr: TEUR 5.274), für Erfolgsbeteiligungen, Boni, Provisionen und Kommissionen in Höhe von TEUR 5.059 (Vorjahr: TEUR 4.943), für Jubiläumszuwendungen TEUR 1.911
(Vorjahr: TEUR 1.898), für Urlaubsansprüche TEUR 1.774 (Vorjahr: TEUR 1.895), für Altersteilzeit
TEUR 1.511 (Vorjahr: TEUR 1.451) sowie für Abfindungen TEUR 508 (Vorjahr: TEUR 1.674).
Die Bewertung der Verbindlichkeiten erfolgt mit dem Rückzahlungs- bzw. Erfüllungsbetrag.
Sie ergeben sich wie folgt:
IN TEUR
Verbindlichkeiten gegenüber
Kreditinstituten
Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen
Verbindlichkeiten
gegenüber Gesellschaftern
Verbindlichkeiten aus
Lieferungen und Leistungen
Verbindlichkeiten aus der
Ausstellung eigener Wechsel
Verbindlichkeiten gegenüber
verbundenen Unternehmen
Sonstige Verbindlichkeiten
RESTLAUFZEIT
31.12.2009
5
insgesamt
Vorjahr
680
von bis zu einem Jahr
31.12.2009
Vorjahr
5
680
55
69.332
176
67.024
55
69.332
176
67.024
0
0
0
0
22.838
21.166
22.838
21.166
0
0
1.102
488
1.102
488
0
0
3
3
3
3
19.462
112.797
17.538
107.075
19.218
112.553
17.461
106.998
0
0
1
1
In den sonstigen Verbindlichkeiten sind solche aus Steuern mit TEUR 4.436 (Vorjahr: TEUR 3.787)
und solche im Rahmen der sozialen Sicherheit mit TEUR 1.165 (Vorjahr: TEUR 988) enthalten.
von mehr als fünf Jahren
31.12.2009
Vorjahr
0
0
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KONZERNANHANG 2009
E. Erläuterungen zur Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung
Die Umsatzerlöse gliedern sich wie folgt:
IN TEUR
Kopfhörer
Drahtlose Mikrofone
Drahtgebundene Mikrofone
Sennheiser Communications
Audiologie
Konferenztechnik
Georg Neumann
Aviation
K+H
Andere Produkte
Nettoumsatz
2009
VORJAHR
131.688
94.843
30.364
28.764
26.407
23.968
12.573
9.650
2.784
28.821
389.862
110.861
100.973
35.586
28.204
25.159
26.396
16.677
8.631
3.166
30.140
385.793
Die Aufteilung der Umsatzerlöse nach geografischen Märkten stellt sich folgendermaßen dar:
IN TEUR
Amerika
Asien und Australien
EMEA
Nettoumsatz
2009
VORJAHR
99.301
44.024
246.537
389.862
91.670
40.435
253.688
385.793
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KONZERNANHANG 2009
Dabei steht die Region „EMEA“ für den Wirtschaftsraum „Europa, Naher Osten und Afrika“. Von den
Umsatzerlösen Europa wurden TEUR 67.686 (Vorjahr: TEUR 68.437) im Inland erzielt.
In den Sonstigen betrieblichen Erträgen sind TEUR 6 (Vorjahr: TEUR 5) aus der Auflösung der
Sonderposten für Investitionszuschüsse zum Anlagevermögen enthalten. Weiterhin enthalten die
Sonstigen betrieblichen Erträge periodenfremde Erträge in Höhe von TEUR 1.338 (Vorjahr:
TEUR 771), die im Wesentlichen aus der Auflösung von Rückstellungen und aus der Auflösung von
Wertberichtigungen auf Forderungen resultieren.
Aufgrund der Änderungen in der Logistik der Sennheiser-Gruppe auf das B2C-Konzept sowie der
Umstellung der Lieferbedingungen werden in Vorjahren im Materialaufwand erfasste Anschaffungsnebenkosten aus Eingangsfrachten bei den Vertriebsgesellschaften mit einem Volumen von
TEUR 1.733 nunmehr als Ausgangsfrachten bei der Logistikgesellschaft erfasst und unter dem Posten Sonstige betriebliche Aufwendungen ausgewiesen.
Im Personalaufwand sind Aufwendungen für die Altersversorgung in Höhe von TEUR 6.808 (Vorjahr: TEUR 6.522) enthalten. Des Weiteren beinhaltet der Personalaufwand periodenfremde Aufwendungen in Höhe von TEUR 26 (Vorjahr: TEUR 0).
Im Jahresdurchschnitt waren 2.132 Mitarbeiter (Vorjahr: 2.117) beschäftigt, davon sind 59 (Vorjahr: 56) Auszubildende.
MITARBEITER
2009
VORJAHR
Inland
Ausland
1.180
952
2.132
1.167
950
2.117
Die Mitarbeiter der teilkonsolidierten Sennheiser Communications A/S (80; Vorjahr: 82) sind in der
Angabe vollzählig enthalten.
Die Sonstigen betrieblichen Aufwendungen beinhalten periodenfremde Aufwendungen in Höhe
von TEUR 1.793 (Vorjahr: TEUR 1.820), die im Wesentlichen aus Wertberichtigungen auf Forderungen resultieren. Weiterhin enthalten die Sonstigen betrieblichen Aufwendungen das für das Geschäftsjahr 2009 berechnete Honorar des Konzernabschlussprüfers in Höhe von TEUR 354, das sich
auf Abschlussprüfungsleistungen in Höhe von TEUR 132, andere Bestätigungsleistungen in Höhe
von TEUR 4, Steuerberatungsleistungen in Höhe von TEUR 146 sowie sonstige Leistungen in Höhe
von TEUR 72 aufteilt.
Die Außerordentlichen Aufwendungen betreffen Kosten im Zusammenhang mit der Aufgabe des
Geschäfts der K+H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Wedemark.
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KONZERNANHANG 2009
F. Finanzielle Verpflichtungen
Haftungsverhältnisse
Die Muttergesellschaft hat eine Bürgschaft in Höhe von TEUR 15.000 übernommen.
Sonstige finanzielle Verpflichtungen
Die Muttergesellschaft betreibt ihr Unternehmen ausschließlich in gemieteten Räumlichkeiten. Der
Mietvertrag ist bis zum 31. Dezember 2022 fest abgeschlossen und kann danach mit einer Frist von
zwei Jahren zum Ablauf des fünften Kalenderjahres gekündigt werden. Die jährliche Miete betrug
im Geschäftsjahr TEUR 1.002 (Vorjahr: TEUR 1.903).
Es bestehen zum Bilanzstichtag Verpflichtungen aus Kfz-Leasingverträgen in Höhe von TEUR 84 sowie ein Bestellobligo in Höhe von TEUR 22.602. Darüber hinaus bestehen Verpflichtungen aus Hardund Software-Wartungsverträgen in Höhe von TEUR 860.
Weiterhin bestehen bei der Tochtergesellschaft K+H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH,
Wedemark, externe Verpflichtungen aus Mietverträgen in Höhe von TEUR 684 und betreffen die
Jahre 2010 bis 2014.
Bei den Tochterunternehmen bestehen weitere externe Miet- und Leasingverpflichtungen
– für das Jahr 2010 in Höhe von TEUR 4.171 sowie
– für die Jahre 2011 bis 2014 in Höhe von TEUR 5.699.
G. Sonstige Pflichtangaben
Persönlich haftende Gesellschafterin der Muttergesellschaft ist die Sennheiser Beteiligungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, Wedemark, deren gezeichnetes Kapital TEUR 30 beträgt.
Die Geschäftsführung der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG obliegt der persönlich haftenden
Gesellschafterin, der Sennheiser Beteiligungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, Wedemark.
Zu gesamtvertretungsberechtigten Geschäftsführern der Sennheiser Beteiligungsgesellschaft mit
beschränkter Haftung, Wedemark, sind die Herren
Dipl.-Ing. Volker Bartels, Hannover,
Dr. Heinrich Esser, Wedemark,
Stefan Junker, Burgwedel,
bestellt.
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KONZERNANHANG 2009
Mitglieder des Aufsichtsrats waren im Berichtsjahr die Herren
Prof. Dr. Jörg Sennheiser, Wedemark – Vorsitzender –,
Prof. Dr. Hans-Peter Wiendahl, Universitätsprofessor a.D., Hannover,
Dr. Frank Heinricht, Vorsitzender der Geschäftsführung Heraeus Holding GmbH, Hanau,
Dipl.-Kfm. Andreas Dornbracht, Geschäftsführender Gesellschafter/Managing Director der Aloys F.
Dornbracht GmbH & Co. KG Armaturenfabrik, Iserlohn.
Die Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung betragen TEUR 779 (Vorjahr: TEUR 936).
Die Bezüge des Aufsichtsrats betragen TEUR 356 (Vorjahr: TEUR 353).
Nachfolgende Tochterunternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft bzw. Personengesellschaft im Sinne des § 264a HGB haben bezüglich der Offenlegung von der Befreiungsvorschrift
gemäß § 264 Abs. 3 und § 264b HGB Gebrauch gemacht:
–
–
–
–
–
Georg Neumann GmbH, Berlin,
K + H Vertriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Wedemark,
Sennheiser Consumer Electronics GmbH, Wedemark,
Sennheiser Logistics Services GmbH, Wedemark,
Sennheiser Vertrieb und Service GmbH & Co. KG, Hannover.
Das Mutterunternehmen in der Rechtsform der Personengesellschaft im Sinne des § 264a HGB
macht für den Einzelabschluss bezüglich der Offenlegung von der Befreiungsvorschrift als das den
Konzernabschluss aufstellende Mutterunternehmen gemäß § 264b HGB Gebrauch.
Wennebostel, den 9. April 2010
Sennheiser electronic GmbH & Co. KG
Die Geschäftsführung
Volker Bartels
Geschäftsführer Produktion
und Logistik
Dr. Heinrich Esser
Geschäftsführer Forschung
und Entwicklung
Stefan Junker
Geschäftsführer Controlling
und Finanzen
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KONZERNANHANG 2009
KONZERN-KAPITALFLUSSRECHNUNG FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR 2009
IN TEUR
2009
VORJAHR
Jahresergebnis einschließlich Ergebnisanteilen
von Minderheitsgesellschaftern
Abschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens
Zunahme der mittel- und langfristigen Rückstellungen
Abnahme der Rückdeckungsansprüche
Veränderungen des Sonderpostens
Zahlungsunwirksame Aufwendungen aus Währungsumrechnung
Cash Earnings nach DVFA/SG
Abnahme (–) der kurzfristigen Rückstellungen
Verlust/Gewinn (–) aus dem Abgang von Gegenständen
des Anlagevermögens
Abnahme/Zunahme (–) der Vorräte, der Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen sowie anderer Aktiva, die nicht der
Investitions- oder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
Zunahme/Abnahme (–) der Verbindlichkeiten aus Lieferungen
und Leistungen sowie anderer Passiva, die nicht der Investitionsoder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit
3.830
14.757
13.200
2.146
45
–6
106
19.321
–373
30
12.947
2.277
475
–5
–179
30.272
–8.176
–14
5.004
–14.298
2.490
3.615
26.472
11.399
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KONZERNANHANG 2009
IN TEUR
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen
des Sachanlagevermögens
Investitionen (–) in das Sachanlagevermögen
Investitionen (–) in das immaterielle Anlagevermögen
Einzahlungen aus Abgängen von Finanzanlagevermögen
Investitionen (–) in das Finanzanlagevermögen
Auszahlungen (–) aus dem Erwerb von konsolidierten Unternehmen
und sonstigen Geschäftseinheiten
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
Übrige Veränderung der Gesellschaftermittel ohne
Berücksichtigung des Jahresergebnisses/
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit
Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds
Wechselkurs- und bewertungsbedingte Änderungen
des Finanzmittelfonds
Finanzmittelfonds am Anfang der Periode
Finanzmittelfonds am Ende der Periode
ZUSAMMENSETZUNG DES FINANZMITTELFONDS
Liquide Mittel
Jederzeit fällige Verbindlichkeiten (–) gegenüber Kreditinstituten
Verbindlichkeiten aus Cash-Pool (–)
2009
VORJAHR
560
255
–15.475
–1.813
0
0
–18.986
–1.934
50
–51
–2.520
–19.248
0
–20.666
–6.728
496
–5.489
–14.756
–77
281
18.654
19.073
33.129
18.654
31.12.2009
28.500
–5
–9.422
19.073
VORJAHR
27.155
–680
–7.821
18.654
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KONZERNANHANG 2009
KONZERN-EIGENKAPITALSPIEGEL 2009
IN EUR
Kapitalanteile
Stand am 31.12.2008
Gutschrift auf Gesellschafterverrechnungskonten
Übrige Veränderungen
Konzernjahresüberschuss
Übriges Konzernergebnis
Konzerngesamtergebnis
Stand am 31.12.2009
Vorjahr
Stand am 31.12.2007
Gutschrift auf Gesellschafterverrechnungskonten
Konzernjahresüberschuss
Übriges Konzernergebnis
Konzerngesamtergebnis
Stand am 31.12.2008
Komplementäreinlage
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Kommanditeinlagen
5.200.000,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
5.200.000,00
Erwirtschaftetes
Konzerneigenkapital
47.881.885,14
–7.419.018,47
0,00
1.855.679,96
0,00
1.855.679,96
42.318.546,63
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
5.200.000,00
0,00
0,00
0,00
0,00
5.200.000,00
59.492.591,11
–23.890.096,96
12.279.390,99
0,00
12.279.390,99
47.881.885,14
Ausgleichsposten
aus der Fremdwährungsumrechnung
–12.781.882,33
0,00
0,00
0,00
355.793,44
355.793,44
–12.426.088,89
–11.078.005,63
0,00
0,00
–1.703.876,70
–1.703.876,70
–12.781.882,33
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KONZERNANHANG 2009
MUTTERUNTERNEHMEN
MINDERHEITSGESELLSCHAFTER
Kumuliertes übriges
Konzernergebnis
andere neutrale
Transaktionen
5.333.327,13
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
5.333.327,13
Eigenkapital
45.633.329,94
–7.419.018,47
0,00
1.855.679,96
355.793,44
2.211.473,40
40.425.784,87
Minderheitenkapital
615.095,62
–1.974.408,40
–145.095,62
1.974.408,40
0,00
1.974.408,40
470.000,00
Kumuliertes übriges
Konzernergebnis
Ausgleichsposten
aus der Fremdwährungsumrechnung
–30.021,97
0,00
30.021,97
0,00
0,00
0,00
0,00
5.333.327,13
0,00
0,00
0,00
0,00
5.333.327,13
58.947.912,61
–23.890.096,96
12.279.390,99
–1.703.876,70
10.575.514,29
45.633.329,94
632.499,16
–2.494.732,87
2.477.329,33
0,00
2.477.329,33
615.095,62
–9.825,75
0,00
0,00
–20.196,22
–20.196,22
–30.021,97
Eigenkapital
585.073,65
–1.974.408,40
–115.073,65
1.974.408,40
0,00
1.974.408,40
470.000,00
Konzerneigenkapital
46.218.403,59
–9.393.426,87
–115.073,65
3.830.088,36
355.793,44
4.185.881,80
40.895.784,87
622.673,41
–2.494.732,87
2.477.329,33
–20.196,22
2.457.133,11
585.073,65
59.570.586,02
–26.384.829,83
14.756.720,32
–1.724.072,92
13.032.647,40
46.218.403,59
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BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS
Bestätigungsvermerk
Abschlussprüfers
Wir haben den von der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wennebostel, aufgestellten Konzernabschluss – bestehend aus Konzernbilanz, Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung, Konzernanhang,
Konzern-Kapitalflussrechnung und Konzern-Eigenkapitalspiegel – und den Konzernlagebericht für
das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2009 geprüft. Die Aufstellung von Konzernabschluss und Konzernlagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften liegt in der
Verantwortung der Geschäftsführung der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage
der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Konzernabschluss und über den
Konzernlagebericht abzugeben.
Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung gemäß § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der
Wirtschaftsprüfer festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Konzernabschluss unter Beachtung der Grundsätze
ordnungsmäßiger Buchführung und durch den Konzernlagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden.
Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und
über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des Konzerns sowie die Erwartungen über mögliche
Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben im Konzernabschluss und Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die
Beurteilung der Jahresabschlüsse der in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen, der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der Geschäftsführung sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Konzernabschlusses und des Konzernlageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.
Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der
Konzernabschluss der Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Wennebostel, den gesetzlichen Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den
tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns. Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit dem Konzernabschluss, vermittelt insgesamt
ein zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.
Hannover, den 9. April 2010
Deloitte & Touche GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Dr. Beine
Wirtschaftsprüfer
Ziegenbein
Wirtschaftsprüfer
02.06.2010
13:50 Uhr
Seite 1
Klang
fühlen
www.sennheiser.com
Geschäftsbericht 2009
SH_GB09_01_TITEL_U4
TITELBILD
Kirlianfotografie einer menschlichen Hand. Diese Fototechnik macht die elektrischen Entladungen sichtbar,
die in einem elektrischen Feld durch die Ionisation der Luft um die Hand herum entstehen.
Quelle: Your Photo Today/BSIP
Geschäftsbericht 2009
080894 Printed in Germany

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