Quelle: lateinonline.wordpress.com Catull carmen 1 Wem schenke

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Quelle: lateinonline.wordpress.com Catull carmen 1 Wem schenke
Catull
carmen 1
Wem schenke ich dieses zierliche kleine Büchlein, das vom trocken Bimsstein eben erst geglättet
wurde? Cornelius, dir, denn du pflegtest zu glauben, dass meine Possen etwas wert sind, schon
damals, als du als einziger der Italer es wagtest, das ganze Zeitalter in drei Bänden auszubreiten, in
gelehrten, beim Jupiter, und mühevollen.
Deshalb halte für dich diese Büchlein, was auch immer und wie auch immer es ist. Dieses, o
schützende Jungfrau, soll mehr als ein Jahrhundert, ewig fortbestehen.
carmen 51
Jener scheint mir gleich einem Gott zu sein, jener, wenn man es so sagen darf, scheint die Götter zu
übertreffen, der, während er dir gegenübersitzt, dich ununterbrochen anblickt und anhört, wie du
süß lächelst, was mir alle Sinne raubt. Denn sobald ich dich, Lesbia, erblickte, bleibt mir nichts an
Stimme im Mund zurück. Die Zunge ist starr, eine zarte Flamme fließt die Glieder hinab, die Ohren
rauschen von ihrem eigenen Klang und die Augen werden von Nacht bedeckt. Die Muße, Catull, ist
dir lästig, durch die Muße bist du übermutig und zu sehr ausgelassen; die Muße hat schon früher
sowohl Könige als auch blühende Städte zugrunde gerichtet.
carmen 2
Oh Drossel, Liebling meines Mädchens, mit dem sie gewöhnlich spielt, den sie gewöhnlich an der
Brust hält, dem sie gewöhnlich die Fingerspitze zum Picken gibt und den sie gewöhnlich zu heftigem
Picken herausfordert; wenn es meiner strahlend schönen Geliebten beliebt, irgendeinen zärtlichen
Scherz zu treiben und Trost für ihren Schmerz zu verschaffen.
Ich glaube, dann wird die schwere Liebesglut zur Ruhe kommen: O könnte ich doch mit dir spielen, so
wie sie und meine trüben Sorgen des Herzens lindern.
carmen 5
Lass uns leben, meine Lesbia, und lass uns lieben und lass uns alles Gerede der allzu strengen Alten
für ein As erachten. Die Sonnen können sterben und zurückkehren. Wenn einmal das kurze Licht für
uns erlischt, müssen wir eine einzige, ewige Nacht durchschlafen. Gib mir 1000 Küsse, dann 100,
dann nochmal 1000, dann ein zweites Mal 100, dann immerfort weiter 1000, dann 100, dann, wenn
wir viele 1000 geküsst haben, werden wir jene durcheinanderbringen, damit wir die Zahl nicht
wissen, oder damit kein böser Mensch missgünstig sein kann, wenn er weis, wie viele Küsse es sind.
carmen 7
Du fragst, wie viele deiner Küsse, Lesbia mir genug und übergenug sind. Wie viel lybischer Sand im
laserpicium liefernden Cyrenae, zwischen dem heißen Orakel des Amon und dem heiligen Grab des
alten Battus liegt und wie viele Sterne, wenn die Nacht schweigt, auf die heimlichen Liebschaften der
Menschen sehen. So viele Küsse dir zu geben ist dem wahnsinnigen Catull genug und übergenug, die
weder Neugierige zählen können noch eine böse Zunge verhexen kann.
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carmen 8
Armer Catull, du mögest ablassen ein Narr zu sein und halte für verloren, von dem du siehst, dass es
zugrunde gegangen ist. Einst strahlten für dich hell leuchtende Sonnen, jedesmal wenn du kamst,
wohin dich dien Mädchen führte, das von mir geliebt wurde, wie keines je geliebt werden wird.
Dort geschahen damals jene vielen Scherze, die du wolltest und das Mädchen auch gerne wollte.
Wahrlich schienen dir helle Sonnen. Nun will jene nicht mehr: Auch du, Machtloser, folge nicht der,
die flieht und lebe nicht unglücklich, sondern ertrage mit unbeugsamen Geist und halte aus! Lebe
wohl, Mädchen! Schon hält Catull es aus und wird dich weder vermissen noch gegen deinen Willen
begehren. Aber du wirst Schmerz empfinden, wenn du nicht begehrt wirst.
Oh Verbrecherin, wehe dir! Welches Leben bleibt dir noch? Wer wird nun zu dir kommen? Wem
wirst du schön erscheinen? Wen wirst du jetzt lieben? Wessen Besitz wirst du genannt werden? Wen
wirst du küssen? Wem wirst du die Lippen beißen? Und du, Catull, halte es unbeugsam aus!
carmen 58
O Caelius, unsere Lesbia, jene Lesbia, jene Lesbia, die Catull als einzige mehr als sich und alle seine
Angehörigen geliebt hat. Nun saugst du auf Straßenkreuzungen und in engen Gassen die
großmütigen Enkel des Remus aus.
carmen 92
Lesbia beschimpft mich immer und schweigt niemals über mich. Ich will sterben, wenn Lesbia mich
nicht liebt. Woran ich das erkenne? Weil meine Symptome ebenso viele sind. Ich verwünsche jene
ständig, in Wahrheit aber will ich sterben, wenn ich sie nicht liebe.
carmen 85
Ich hasse und liebe. Warum ich das tue, fragst du vielleicht. Ich weiß es nicht, aber ich fühle, dass es
geschieht und ich werde gequält.
carmen 76
Wenn es einem Menschen, der sich an frühere Wohltaten erinnert, irgendeine Freude bereitet, wenn
er denkt, dass er fromm war und nicht die heilige Treue verletzt hat und den Namen der Götter in
keinem Vertrag benutzt habe, um die Menschen zu täuschen, dann bleiben dir, Catull, in deinem
langen Leben noch viele Freuden bereitet aus dieser undankbaren Liebe. Was auch immer die
Menschen irgendwem Gutes sagen oder tun können, das wurde von dir gesagt und getan. Das alles
was einem undankbaren Geist anvertraut worden ist, ist zugrunde gegangen. Warum wirst du dich
deshalb noch weiter quälen? Warum bist du nicht fest entschlossen und ziehst dich von der da
zurück und hörst auf gegen den Willen der Götter unglücklich zu sein?
Es ist schwer eine lange Liebe plötzlich abzulegen. Es ist schwierig, aber du sollst es schaffen, auf
welche Weise auch immer. Das ist die einzige Rettung, das musst du durchsetzten. Das sollst du tun,
möglich oder nicht. O Götter, wenn es eure Aufgabe ist euch zu erbarmen oder wenn ihr jemals
irgendwem im letzten Augenblick, ja im Tod selbst, Hilfe geleistet habt, schaut mich elenden an und,
wenn ich rein gelebt habe, entreißt mir diese Seuche und dieses Verderben, das, während es in mein
innerstes Mark wie eine Lähmung hineinkriecht, die Freude ganz aus meiner Brust herausgestoßen
hat. Ich bitte nicht mehr um jenes, dass jene meine Liebe erwidert, oder was nicht möglich ist, dass
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sie keusch sein will: Ich selbst wünsche gesund zu sein und diese grässliche Krankheit abzulegen. O
Götter, gebt mir dies zurück als Belohnung für meine Frömmigkeit.
carmen 105
Mentula versucht den Musenberg zu besteigen. Die Musen stoßen ihn mit Mistgabeln kopfüber
hinab.
carmen 93
Ich strebe keineswegs zu sehr danach, Caesar, dir gefallen zu wollen, noch zu wissen ob du ein
schwarzer oder weißer Mensch bist.
carmen 72
Einst sagtest du, dass du nur Catull kennst, Lesbia, und nicht einmal Jupiter lieber als mich im Arm
halten willst. Ich habe dich damals nicht nur geliebt wie der Pöbel eine Freundin, sondern wie ein
Vater seine Söhne und Schwiegersöhne liebt. Nun habe ich dich durchschaut: auch wenn ich dich
deshalb noch heftiger begehre, bist du für mich dennoch viel wertloser und unbedeutender. „Wie ist
das möglich?“, sagst du. Weil solches Unrecht einen Liebenden dazu zwingt mehr zu lieben, aber
weniger wirklich gern zu haben.
carmen 84
Arrius sagte „Chommoda“, wenn er einmal commoda sagen wollte und „hinsidias“, wenn er insidias
sagen wollte. Und dann hoffte er wunderbar gesprochen zu haben, wenn er so oft wie er konnte
“hinsidias“ gesagt hatte. Ich glaube so haben auch seine Mutter, sein Onkel, sein mütterlicher
Großvater und seine Großmutter gesprochen.
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