Test TGB Blade 550 IRS

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Test TGB Blade 550 IRS
NEU: Polaris RZR 570 - kräftiges Mittelklasse UTV
01/2012
Information und Unterhaltung
st
ATV-Te
TGB
Blade 550
Einzelradaufhängung
und 4x4 Antrieb
USA: Daryl Rath Polaris goes India
Zubehör und Racing Startup im Milliardenstaat
"Er weiß wovon er spricht"
Neuer Markt, neue Chancen
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D
ie Franzosen haben den
Stein ins Rollen gebracht.
Frankreich führt nicht nur
blau in der Trikolore (französische Nationalflagge), sondern
diese Farbe, stellvertretend für
einen japanischen ATV und Quadhersteller, ist auch ganz oben
in der Verkaufsstatistik zu finden
– war, genauer gesagt. Denn die
Marke TGB ist auf der Überholspur. Das hat seine Gründe und
ist auch bei uns seit einigen Jahren in Deutschland angekommen.
Das Auge kauft mit. Vorbei die Zeiten, in denen „Quadzwerge“ die
Masse der Quadenthusiasten begeisterte – nur wenige Unentwegte
glauben immer noch der Internetgaukelei für zwei große Scheine
Qualität auf vier Rädern zu bekommen. Dieser Traum bedeutet viel
Do-It-Yourself-Handarbeit, ist normalerweise schnell ausgelebt, der
Verkäufer nicht mehr greifbar und
der Frust riesengroß.
Und dann tritt da der Importeur
Hans-Leeb GmbH mit der Marke
TGB (Taiwan Golden Bee) auf den
Plan. Große Fahrzeuge, die etwas
hermachen und obendrein zu einem
attraktiven Preis inklusive Straßenzulassung angeboten werden. Auch
in Deutschland und Österreich bildet sich eine Fangemeinde. Schnell
macht die Zuverlässigkeit und vor
BILD OBEN: Butterweich, gut zu
greifen und einfach zu bedienen
- der Wahlhebel des Testmodells
Blade 550 mit seinen Wahlstufen
R,N,H und L. Hakelt er, ist oft die
Leerlaufdrehzahl zu hoch eingestellt.
allem die sehr gute Verarbeitung die
Runde in der Quadszene. Laufleistungen jenseits von 15.000 km und
mehr sind keine Seltenheit. Die „Bienen“ aus Taiwan zeigen sich robust
im Einsatz jeglicher Art. Eine dieser
etwas neueren Bienen ist die TGB
Blade 550 IRS 4x4. Im Test haben
wir sie uns genauer angesehen.
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das tut er über Kardanantrieb nach
hinten und nach vorne – letzteres,
wenn man auf Knopfdruck möchte, denn die Blade ist mit elektrisch
zuschaltbaren Allradantrieb ausgestattet. Das Getriebe lässt sich per
Wahlhebel zusätzlich untersetzen,
das Differential zwischen den beiden Vorderrädern sperren; ebenfalls
auf Knopfdruck.
BILD OBEN: Genau 503 Kubik
Hubraum produzieren 38 PS. Das
reicht für knapp über 85 km/h.
Antrieb
Eigentlich sind es genau „nur“ 503
Kubik Hubraum. Die aufgebrachten 550 an der Fahrzeugverkleidung sind Kosmetik – geschenkt. In
der leistungsoffenen LoF-Variante
bringt der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder 38 PS auf die Räder. Und
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Der Druck auf den E-Starter lässt den
TGB-Einzylinder mit tiefen Sound
losblubbern. Der Seilzug funktioniert
zum Anwerfen des Motors genauso
gut. Vorteil: Man(n) ist nach ein- bis
dreimal Ziehen körperlich aufgewärmt. Helm auf, Wahlhebel auf
'H' wie High-Fahrstufe für schnelle
Fahrt und los geht’s, um gleich nach
den ersten Metern wieder anzuhalten. Die Überprüfung der Wahlhebelstellung steht an. Ich dachte, ich
hätte auf High gestellt, doch von der
schnell steigenden Motordrehzahl
hört es sich an als sei die Untersetzung eingelegt, ist sie aber nicht.
Weiter geht es. Ich muss mich an
den schnell hochdrehenden Motor
noch gewöhnen. Nach den ersten
„harmlosen“
Gewöhnungsrunden
auf unsrer benachbarten Testwiese – für's Frühjahr braucht die nicht
mehr gepflügt werden – geht es auf
die Straße. Einer Antwortfindung der
immer wieder gern gestellten Erst-
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BILD: Drift und Bremsen gut ...
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BILD: Auf der Straße mit über 85 km/h unterwegs. Mit
schwereren Fliehkraftgewichten wird die Drehzahl gesenkt, ein paar km/h bei der Vmax mehr herausgekitzelt
aber auch etwas an Spritzigkeit verloren.
frage der mich kennenden Nachbarschaft
inklusive des aufgeklärten Jagdpächters
(ich kann tagsüber in seinem Jagdrevier
hochoffiziell fahren) nach der Höchstgeschwindigkeit will ich gleich nachkommen. Die TGB nimmt auf der Straße aus
dem Stand heraus Anlauf. Für ein solches
Trumm, immerhin wiegt die Blade 364 kg
Leergewicht, beschleunigt sie erstaunlich
hurtig von unten her los. Das hätte ich
dem 500er Eintopf nicht zugetraut. Positives Aha-Erlebnis; das hat was. Bei erreichten 70 km/h tut sich die TGB schwer
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und ab etwa 80 km/h noch schwerer die
maximale Höchstgeschwindigkeit von
85 km/h in der Ebene zu erreichen. Der
Motor dreht jetzt ordentlich jenseits von
6000 U/min. Gut, dass es da eine Flüssigkeitskühlung gibt. Und die hat das
Temperaturgeschehen
offensichtlich
und gut fühlbar mit dem „Wadentherometer“ an meinem Bein im Griff.
Apropos Griff. Gut im Griff hat das Modell bei Toppspeed den Geradeauslauf,
bei langsameren Galopp über die As-
Unterwegs
phalttrassen sowieso. Wie auf Schienen läuft das ATV dorthin, wohin der
Pilot mit dem Lenker deutet – sogar
(fast) unbeeindruckt von Seitenwind.
Vibrationen im Lenker und von den
Fußrasten sind trotz der grobstolligen
Bighorn Geländebereifung auf ein Minimum reduziert. In den Kurven sorgt
der Stabilisator an der Hinterachse dafür, dass das ATV beim Kurvenraspeln
nicht zu stark einknickt. Es bleibt so
viel einfacher beherrschbar.
Ich biege ab ins eigentliche Testgelände,
denn fürs Gelände ist die Blade ausgestattet. Zuschaltbarer Allradantrieb, Untersetzung, Einzelradaufhängung, große
Bodenfreiheit und eben die groben Bighorn Reifen. Alles das verspricht 4x4Fun. Auf den aufgeweichten Schlaglochwegen im Gelände überraschen die
geringen Schläge, die durch den Lenker
in die Unterarme gelangen. Bei geringen
Geschwindigkeiten ist kaum echtes Gegenlenken notwendig und auch als ich
die Geschwindigkeit erhöhe, schlägt mir
der Lenker nicht aus den Händen. Ein
sanftes Gegensteuern ist allerdings unter den vorherrschen Geländebedingungen notwendig. Abermals erhöhe ich
den Speed. Jetzt wirkt die Lenkung ein
wenig nervös, ist aber auch von einem
Anfänger immer noch gut zu beherrschen. Pumpt man die serienmäßigen
Reifen nicht allzu sehr auf, läuft die TGB
relativ komfortabel. Die nicht zu weiche
Sitzbank dämpft zusätzlich und ist obendrein bei solchem rauen Geläuf bequem
– auch auf lange Sicht. Der Weg ist zu
Ende, ich muss wenden. Der Wenderadius der Blade 550 IRS 4x4 ist erfreulich
gering. Benutzt man die Hinterradbremse während das ATV noch auf feuchten
oder glatten Untergrund in Bewegung
ist und schlägt den Lenker bei gleichzeitiger Gewichtsverlagerung ein, kann
man auch fast auf der Stelle wenden.
Die Bremshebelkombination begeistert. Am Lenker lassen sich Vorder- und
Hinterradbremse getrennt ansprechen.
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BILD: Typisches Bremsverhalten der
ATVs. Vorne sackt das Fahrzeug ab,
hinten werden die Räder entlastet und
blockieren. Die Blade 550 IRS 4x4 besitzt aber genügend Bremskraft, um
das ATV bei allen Geschwindigkeiten
sicher abzufangen.
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BILD OBEN: Klasse Tacho mit vielen per Knopfdruck abrufbaren Informationen
BILD: Allradschalter mit Sperrmöglichkeit des Vorderachsdifferentials. Zum
Losfahren muss der "Handbremshebel"
weggeklappt werden.
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BILD: Der Fu
bremshebel ste
zu weit oben.
n.
Nur über das Fußpedal wird integral, d.h. über alle drei Bremsscheiben gleichzeitig abgebremst. Die
Hinterradbremse ist giftig, die Vorderradbremse ist ok. Ich persönlich
wünsche mir allerdings etwas mehr
Giftigkeit. Der erste Hügel taucht vor
mir auf. Problemlos zieht die Blade
nach oben. Jetzt, bergab, bin ich auf
die Motorbremskraft gespannt. Im
4x2 Antrieb, also ohne zugeschalteten Allradantrieb, rollt das TGB-Testquad mit geringer Motorbremswirkung den Hang hinunter. Ich schalte
BILD UNTEN/OBEN: Bequem ist er schon der Soziusplatz. Doch vorne
zum Fahrer hin bleibt nicht viel Platz. Enstpanntes Sitzen geht besser
bei der längeren LT-Version der Blade 550.
ußeht
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BILD: Spaßgerät bei schlammiger
Fahrspur. Der Allradantrieb ist per
Knopfdruck genauso elektrisch zuschaltbar wie die 100prozentige Differentialsperre an der Vorderachse.
Die große Bodenfreiheit schützt vor
dem Aufsetzen und die groben Bighorn Reifen graben sich durch (fast)
alles.
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BILD OBEN: Einzelradaufhängung und Doppelendrohr. Sieht
gut aus und die Federung bringt
ordentlich Dämpfung.
beim zweiten Durchgang oben wieder angekommen den 4x4 zu. Deutlich besser überträgt die CVT-Automatik jetzt die Motorbremskraft – in
der Untersetzung funktioniert das
Zusammenspiel noch verzögernder. Aktiviert man die drei Scheibenbremsen zusätzlich, steht das Test
ATV ruckzuck.
Begeistert bin ich persönlich immer
von der Lösung zweier unabhängiger Bremshebel am Lenker kombiniert mit der gesetzlich vorgeschrie52 Qj Januar 01/2012
benen Integralbremse über das
Fußpedal. Diese Kombination lässt
mir den Spielraum, das ATV auch
etwas sportlicher zu bewegen. Auf
rutschigem Untergrund braucht es
für einen ordentlichen Drift nur den
Zug an der Scheibenbremse für
die Hinterachse, das ATV fängt an
sich quer zu stellen (Körpergewicht
verlagern!) und mit einem kräftigen
Gasschub beginnt die Blade um die
Ecke zu driften. Klasse, das macht
Laune. Die Bremshebel sind nicht
zu dick aber auch nicht zu dünn geraten, so dass man im Zusammenspiel mit dem gut fühlbaren Bremspunkt die Blade präzise in flotter
Gangart durch die Botanik „prügeln“
kann. Für meinen Geschmack kann
die Vorderradbremse ruhig werksseitig noch etwas bissiger sein.
Die durchgehende hohe Bodenfreiheit von 28 cm, der Einzelradaufhängung geschuldet, bringt das
Testfahrzeug problemlos über alle
Hindernisse im Gelände. Durch die
große Breite fällt die relativ hohe
Sitzposition nicht ganz so stark ins
Gewicht.
Apropos Gewicht. Die Blade 550
ist kein Leichtgewicht. Das hat
aber durchaus auch Vorteile. Zum
Beispiel im Anhängerbetrieb. Die
schwere Zugmaschine händelt einen voll mit Holz bepackten Anhänger wesentlich besser als ein
BILD: Das Fahrwerk verträgt locker den ein oder anderen
Hupfer über Hindernisse.
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techn. Daten: TGB Blade 550 IRS 4x4
MOTOR:
Art
1 Zyl.-4-Takt, E-, Seilzugstarter
Leistung
28 kW/ 38 PS LOF-Version
Hubraum
503 cm³
Kühlung
Flüssigkeit
Testverbrauch*
10-11,5 l/100 km
Test Vmax
km/h
Kraftübertragung
CVT-Automatik, Kardan
FAHRWERK:
Federung vorne
2 Gasdruck Federbeine
Federung hinten
2 Gasdruck Federbeine
Federweg vorne
250 mm
Federweg hinten
230 mm
Bremsen vorne
2 hydrl. Scheibenbremsen
Bremsen hinten
1 hydrl. Scheibenbremse
Bereifung vorne
26x 8-14 Maxxis Big Horn
Bereifung hinten
26x10-14 Maxxis Big Horn
Rahmenbauart
Stahlrahmen
vergleichbares Leichtgewicht, vor
allem dann, wenn es darum geht,
den Anhänger aus der Fahrt wieder abzufangen – umso mehr,
wenn sich keine Auflaufbremse
am Anhänger befindet.
Der Verbrauch während des Testzeitraums betrug 10-11,5 Liter/
100 km. Wie stark man die Blade 550 IRS 4x4 im Gelände ran
nimmt steigert oder minimiert den
durchschnittlichen Verbrauch beachtlich. Mit den ermittelten Verbrauchswerten liegt die „Biene“
aber im Rahmen vergleichbarer
500 Kubik ATVs.
Fazit:
Länge
2.200 mm
Breite
1.235 mm
Höhe
1.250 mm
Radstand
1268 mm
Alles richtig gemacht hat der TGB
Importeur Hans-Leeb GmbH mit
dem Modell Blade 550 IRS 4x4.
Der Preis passt für die gezeigten
Leistungen. Die Blade ist sicherlich keine Rennmaschine aber
dafür gibt es viel ordentliches, gut
verarbeitetes und belastbares ATV
fürs Geld.●
Bodenfreiheit
270 mm
Text und Fotos: Stefan Herbst
Trittbretthöhe
200 mm
Tankinhalt
18 Liter inkl. Reserve
Sitzhöhe
800 mm
Trockengewicht
364 kg
Farbe
schwarz, grün, orange
Webseite
www.leeb-motor.com
MASSE UND GEWICHTE: Herstellerangaben, QJ
PREIS: 7.599.- Euro inklusive LoF-Zulassung
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