Festliche Einweihung in Gießen

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Festliche Einweihung in Gießen
5. Jahrgang | Ausgabe Dezember 2011
Informationen aus den Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern)
Provinz Deutschland und Österreich
Festliche Einweihung in Gießen
„Wir sind umgezogen!“ hieß es
vor einigen Wochen im St. Josefs
Krankenhaus Gießen. Nach der Einweihung des Erweiterungsbaus hat
das Haus eine neue Adresse: Wilhelmstraße 7. Dort präsentiert sich
das Krankenhaus der Niederbronner Schwestern mit einer frischen,
farbenfrohen Fassade. Sogar für
sattes Grün und blühende Rabatte
hatten fleißige Hände noch kurz
vor der Eröffnung gesorgt. Warten
muss man hingegen auf entsprechende Temperaturen zum Besuch
der Gartenterrasse. Bis dahin finden
Gäste jedoch im Eingangsbereich
eine moderne Cafeteria, die ihnen
und den Patienten einen gemütlichen Aufenthalt bietet. Auch die
neuen Patientenzimmer lassen nichts
an Komfort vermissen. Mit einem
feierlichen Gottesdienst und einem
Festakt wurden die neuen Räumlichkeiten ihrer Bestimmung übergeben.
Andreas Russ vom verantwortlichen
Architektur- und Ingenieurbüro
Witan Russ Lang (Frankfurt) übergab
den symbolischen Schlüssel an die
Generaloberin der Schwestern vom
Göttlichen Erlöser Sr. Lucella Maria
Werkstetter sowie an Hausoberin
Schwester Fabiola Manz und an
Krankenhaus-Geschäftsführer Andreas Leipert (von links nach rechts).
Mehr dazu lesen Sie auf Seite 16.
Zudem beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mit dem Schwerpunktthema „Hygiene“, wir berichten von
den Tagungen der Kongregation der
Schwestern vom Göttlichen Erlöser
und von Neuigkeiten aus den Einrichtungen der Ordensgemeinschaft.
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Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Inhalt
Sie halten die Weihnachtsausgabe
der „mitgehen“ in Händen, mit der
wir Sie – zum letzten Mal in diesem
Jahr – teilhaben lassen möchten an
der inhaltlich und geographisch weit
gespannten Arbeit in den Einrichtungen unter dem Dach der Provinz
Deutschland und Österreich der
Schwestern vom Göttlichen Erlöser
(Niederbronner Schwestern).
Editorial
2
Der Geist der Gründerin bewegt
das Treffen der Einrichtungsleiter
3
Tagung der Hausoberinnen:
Die Spiritualität der Kongregation
mit anderen teilen
7
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
9
St. Josefs Krankenhaus Gießen:
Neue Kapelle und Erweiterungsbau
ihrer Bestimmung übergeben
16
60 Jahre Haus St. Marien Neumarkt
20
Neue Auszubildende im Theresianum
Fürstenfeldbruck
21
Von all dem werden wir Ihnen, wenn
Sie mögen, auch im kommenden Jahr
wieder in der „mitgehen“ berichten.
Einstweilen aber wünsche Ich Ihnen,
namens der Kongregation und ihrer
Einrichtungen, des Herausgeberkreises und der Redaktion ein gesegnetes
Weihnachtsfest und alles Gute für
das kommende Jahr!
In einem Teil unseres Heftes werden
Sie – in vertrauter Weise – einen
bunten Strauß von Berichten finden,
der die Vielfalt der Themen widerspiegelt, die uns an ganz unterschiedlichen Orten beschäftigen.
Zum allerersten Mal wollen Herausgeberkreis und Redaktion Ihnen
in dieser Ausgabe außerdem ein
Schwerpunktthema nahe bringen: Das
Thema „Hygiene“ ist, so finden wir,
eines, das für Krankenhäuser sowieso, aber auch für Pflegeheime und
Wirtschaftsbereiche von erheblicher
Bedeutung ist. Es macht uns, manchmal schmerzlich, bewusst, wie wir mit
helfendem Handeln nicht nur hilfreich
sind und Probleme lösen, sondern
geradezu neue schaffen: Wo kranke
oder pflegebedürftige Menschen
in Gemeinschaft versorgt werden,
entsteht das Risiko der Ansteckung
untereinander, durch die Behandlung
infektiöser Erkrankungen laufen
wir Gefahr, selbst zur Entstehung
resistenter, schwer zu behandelnder
Erregerstämme beizutragen, wo viele
Menschen aus einer Küche verpflegt
werden, hat ein Hygienemangel
Folgen für Viele. So konfrontiert
uns dieses Thema mit der Doppelgesichtigkeit unseres Handelns, mit
den Schattenseiten des Fortschritts
und ermahnt zu Bescheidenheit,
Sorgfalt, aktiver Auseinandersetzung
und Offenheit gegenüber den immer
wieder neuen Anforderungen in
unseren Arbeitsfeldern.
St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg:
„Theresienpreis“ geht an Vorsitzende
der Schilddrüsenliga
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Spirituelle Begleitung lindert Leiden
Spitzennoten für gute Behandlung
Kurz berichtet
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Ihr
Dr. Jörg Breitmaier
Mitherausgeber
Impressum
Herausgegeben im Auftrag der Schwestern vom
Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern)
Provinz Deutschland KdöR, Oedenberger Straße
83, 90491 Nürnberg, von Sr. Karola Maria Gierl
(Nürnberg), Dr. Jörg Breitmaier (Ludwigshafen)
(verantwortlich) und Dr. Tobias Böcker (Neumarkt)
Redaktion:
Dipl.-Journalistin Anja Müller, TGE-Pressestelle,
[email protected], Tel. 0171-5659263
Gestaltung und Produktion:
petitio gmbH werbeagentur, [email protected]
Fotos:
Anja Müller, Archiv, privat,
Uwe Niklas und Fritz-Wolfgang Etzold
Soweit als möglich verwenden wir weibliche und
männliche Bezeichnungen. Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und zur besseren Lesbarkeit
greifen wir jedoch von Zeit zu Zeit auf die männliche
Form zurück, die dann selbstverständlich auch alle
weiblichen Bezeichnungen mit einschließt.
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Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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Der Geist der Gründerin bewegt das Treffen
der Einrichtungsleiter
Im Mittelpunkt des Führungskräfte-Workshops der Kongregation stand die künftige
Personalentwicklung im Zeichen der christlichen Identität
Schwester Marie Petra Beck
Bereits zum vierten Mal fand vom
12. bis 13. Oktober 2011 im Kloster
St. Josef in Neumarkt der „Workshop
für Führungskräfte der Schwestern
vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern) in Einrichtungen der
Provinz Deutschland und Österreich“
statt. An diesem jährlichen Treffen
nehmen neben den Einrichtungsleitern auch Provinzoberin Sr. Rosa
Fischer, Provinzökonomin Sr. M. Pia
Gensheimer, Generalassistentin Sr.
Monika Heuser und Generalökonomin Sr. Marlene Heck teil. Ziel des
Workshops ist es, herauszuarbeiten,
wie das Charisma der Gründerin
Mutter Alfons Maria und die Spiritualität der Kongregation auf die
praktische Arbeit vor Ort einwirken
können. Aus diesem intensiven Austausch gingen in den letzten Jahren
z.B. das Trägerleitbild, die Neugestaltung und Überarbeitung der Logos,
das gemeinsame Layout der Internetauftritte und die Spartentreffen der
einzelnen Geschäftsfelder hervor.
Vorbereitet werden die Workshops
von einem Team, dem Vertreter
der Sparten „Altenhilfe“, „Krankenhäuser“, „Schulen, Bildung und
Erziehung“, der „Klöster“, sowie die
Geschäftsführer der Trägergesell-
schaft TGE und der Krankenhausstiftung der Niederbronner Schwestern
angehören. Sie bringen die „Themen“
ein, die aus ihrer Sicht besondere
Brisanz haben. Sr. Marie Petra Beck,
Beauftragte der Provinzleitung für
die Einrichtungen der Provinz ist für
die Programmgestaltung verantwortlich, die sie mit Klaus Heddergott
abstimmt. Als Theologe und Organisationsberater hat er die Workshops
von Anfang an mit Sachkenntnis und
Einfühlungsvermögen moderiert.
Krankenhaus Speyer. Darin ging es
um die Sehnsucht der Menschen, um
ihren „Durst“ nach einem erfüllten Leben. Dem Leitmotiv unserer
Kongregation entsprechend sind wir
auch heute eingeladen, voll Freude
zu schöpfen „aus den Quellen des
Erlösers“. Direktor Martin Pfeiffer,
Geschäftsführer unserer Bildungszentren in Wien und Gleiß, übernahm die musikalische Begleitung
der einzelnen Gottesdienstelemente
am Keyboard.
Sr. Marie Petra, sind Sie mit dem
diesjährigen Workshop zufrieden?
Der Gottesdienst war sicher-
Sr. Marie Petra Beck: Wir können
sehr dankbar und zufrieden sein. Der
Workshop hat sich mit den Spartentreffen als feste Größe etabliert und
gibt wertvolle fachliche und auch
spirituelle Impulse in die Einrichtungen hinein. Zudem bietet er die
einmalige Möglichkeit, dass sich alle
Einrichtungsleiter der Provinz einmal
im Jahr treffen und neben der Arbeit
natürlich auch die Geselligkeit pflegen. Ich kann wohl sagen, dass im
Laufe der Zeit hier ein sehr vertrauensvolles Miteinander gewachsen
ist. Besonders gefreut hat mich in
diesem Jahr, dass wir am Ende des
ersten Tages einen gemeinsamen
Wortgottesdienst gefeiert haben, der
von Einrichtungsleitern mitgestaltet
wurde. Nach einer Bildmeditation
von Sr. Karola Maria Gierl über das
Kreuz-Relief im Geburtshaus von
Mutter Alfons Maria (siehe S. 4)
folgte die Auslegung einer Stelle
aus dem Johannesevangelium durch
Wolfgang Schell, Assistent der
Geschäftsführung im St. Vincentius-
heit einmal inne zu halten,
lich auch eine gute Gelegendas Tagungsprogramm war
ja sehr umfangreich.
Zu Beginn unserer Tagung haben
wir zunächst Rückschau gehalten
und überprüften die Ergebnisse
und Entwicklungen von Aufgaben
und Projekten, die wir uns seit dem
letztjährigen Treffen vorgenommen
hatten. Die Bilanz fiel sehr erfreulich
aus: Das Trägerleitbild ist überall erfolgreich eingeführt, mit der
Weiterentwicklung der Logos und
der einheitlichen Internetpräsenz
sind wir ein großes Stück weitergekommen und zeigen unsere Identität
nun erfolgreich auch nach außen.
Inzwischen ist es aber ebenso wieder
wichtig geworden, den Blick nach innen zu richten: „Personalentwicklung
unter dem Gesichtspunkt der Identität und Qualität einer christlichen
Einrichtung“ war der Schwerpunkt
der diesjährigen Tagung.
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Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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Warum haben Sie sich für dieses
Thema entschieden?
Das Kreuz-Relief aus dem Geburtshaus von
Mutter Alfons Maria stand im Mittelpunkt der
Meditation im gemeinsamen Gottesdienst.
Wir stehen hier vor mehrfachen
Herausforderungen:
Für Krankenhäuser und Altenheime
z. B. wird es zum einen immer notwendiger, bei der Vielfalt der Angebote das christliche Profil stärker
herauszuarbeiten. Zum anderen
braucht eine Einrichtung Mitarbeiter,
die dieses Profil verkörpern. Angesichts eines zunehmenden Fachkräftemangels sehen wir uns mit einer
Reihe von Fragen konfrontiert: Wie
finden wir Mitarbeiter, die sich mit
uns als christlichem Arbeitgeber
identifizieren, bereit und fähig sind,
dies in ihrer täglichen Arbeit zu
leben? Genügt dafür eine in unserem
Sinn menschliche Grundeinstellung?
Dürfen und können wir Arbeitnehmer
beschäftigen, die wenig oder keinen
Zugang haben zum Sinn christlicher
Feste, zu Liturgie, Sakramenten und
christlichem Brauchtum im Kirchenjahr? Einerseits wollen wir unsere
Identität als christliche Einrichtungen wahren, andererseits müssen wir
auf den Fachkräftemangel in einer
zunehmend säkularisierten Welt
reagieren. Welche Antwort hätte unsere Gründerin Mutter Alfons Maria
auf diese Probleme gehabt?
Im Trägerleitbild heißt es „Wir sind
offen für alle Menschen und bereit
zur Zusammenarbeit mit allen, die
guten Willens sind“.
Richtig, dies beschreibt den Geist
unserer Gründerin und zugleich die
Herausforderung an uns heute: Hier
stehen uns tief greifende Veränderungen bevor. Um das christliche
Profil unserer Einrichtungen in die
Zukunft zu bringen, brauchen wir
konkrete Konzepte, z. B. dazu, wie
Manfred Gutzeit, Geschäftsführer der TGE
Unsere Identität, unser Markenzeichen und unsere Kultur spielen eine wesentliche Rolle.
So war die Behandlung des Trägerleitbildes vor zwei Jahren ein zentrales Thema.
In diesem Jahr beschäftigten wir uns insbesondere mit der Thematik „Personalentwicklung
unter dem Gesichtspunkt der Identität und Qualität einer christlichen Einrichtung“.
Die Bearbeitung dieses Feldes ist ein wichtiges Anliegen der Einrichtungen, da zum einen
die Zahl der aktiven Schwestern abnimmt, zum anderen der Fachkräftemangel immer
größer wird.
Zwei Leitsätze der Niederbronner Schwestern helfen uns weiter, nämlich „die Zusammenarbeit mit allen,
die guten Willens sind“ und „die Zeichen der Zeit zu erkennen“.
Die Themen „Seelsorge“ sowie „Umgang mit Bewerbern und MitarbeiterInnen“ lieferten wertvolle Impulse.
In den Sparten werden Konzepte zur „christlichen Identität“ entwickelt. Der Workshop für Führungskräfte hat
sich positiv entwickelt. Er ist nunmehr gekennzeichnet durch eine vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit.
Es ist zu spüren, dass wir eine „große Gemeinschaft“ sind. Die Verbundenheit wird gestärkt durch den gemeinsamen Gottesdienst und durch das gesellige Beisammensein am Abend des ersten Tages. Durch das Arbeiten in
Kleingruppen und im „großen Plenum“ kommt es zu konkreten Resultaten.
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wir in Einstellungsgesprächen unsere
Schwerpunkte aus dem Trägerleitbild
und dem Leitbild der jeweiligen Einrichtung noch transparenter machen
können. Die weitere Begleitung der
Mitarbeiter kann, wie bisher, zentral über sogenannte Basistage für
die Neuen und vor Ort in eigenen
Einführungs- und Weiterbildungsangeboten erfolgen.
Auch Seelsorge kann in Zukunft
nicht mehr allein nur Sache der
Priester und Schwestern vor Ort
sein. Unsere Ordensgemeinschaft
wird aufgrund der Überalterung
immer kleiner. Nur wenn sich jede
Führungskraft, jeder Mitarbeiter und
jede Mitarbeiterin mit dem christlichen Menschenbild identifizieren
kann, werden unsere Einrichtungen
im Geist unserer Gründerin weiter
bestehen. Die bisherige „Arbeitsteilung“ der seelsorglichen Begleitung
durch uns Schwestern oder einen
Priester auf der einen Seite und der
rein fachlichen Begleitung durch die
Mitarbeiter wird sich nicht länger
aufrechterhalten lassen, sonst verlieren unsere Häuser ihr christliches
Profil und werden zu einer Einrichtung wie jede andere auch.
Welche Arbeitsaufträge ergeben
sich daraus für die Einrichtungsleitungen?
Die einzelnen Sparten „Krankenhäuser“, „Altenhilfe“, „Schule, Bildung
und Erziehung“ und „Klöster“ sind
beauftragt, bis zum kommenden
Jahr Konzepte zur Profilentwicklung und Mitarbeiterbegleitung für
ihre Einrichtungen zu erarbeiten.
Zudem werden wir weiter an dem
Thema „Identifikation“ nach innen
und außen arbeiten. Dazu sollen
zum Beispiel in jeder Einrichtung im
Eingangsbereich einheitliche Informationstafeln entstehen, die Träger,
Geschichte - auch die vor Ort sowie Geist und Charisma der Kongregation vorstellen. Eine Arbeitsgruppe wird sich dazu bereits im
Dezember treffen.
Der Workshop im kommenden
Jahr wird in der Personalentwicklung also entscheidende Weichen
stellen?
Ja, auf jeden Fall, deshalb nenne ich
den Workshop gerne auch „unsere
Zukunftswerkstatt“.
Sr. Marie Petra, danke für dieses
Gespräch.
Anja Müller
TGE-Pressestelle
Margit Schwab-Strasser, Verwaltungsleiterin Kloster Maria Hilf, Bühl
Da ich erst 2010 im Oktober als Verwaltungsleiterin im Kloster Maria Hilf angefangen
habe, war es dieses Jahr mein erster Workshop. Ich hatte den Artikel und das Foto
in der „mitgehen“ gesehen/gelesen und ich war sehr gespannt darauf, die Kollegen
aus den anderen Einrichtungen kennen zu lernen, die ich weder vom Spartentreffen
noch vom Provinzleitertreffen her kannte. (Gehört hatte ich schon von dem ein oder
anderen).
Wie immer war es eine sehr freundliche, entspannte Atmosphäre und eine gute
Einstimmung durch Sr. Rosa und Sr. Marie Petra. Es war für mich äußerst interessant
zu hören, mit welchen Problemen die Kollegen der Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheimen zu kämpfen haben.
Die interessanten Ansätze und Diskussionen zu den Punkten „Seelsorge“ „Personalentwicklung“ etc. brachten
neue Erkenntnisse oder bestätigten die gewonnenen.
Beeindruckend fand ich, mit welcher Aufmerksamkeit und Wachheit die Anregungen der „weltlichen Einrichtungsleiter“ von der Provinzleitung verfolgt wurden und wie offen miteinander kommuniziert wurde. Der Höhepunkt
für mich war der Wortgottesdienst am Abend. Er vermittelte ein großes Gefühl der Zusammengehörigkeit und
auch der Verbundenheit zu dem Orden und Einhergehen mit dem Trägerleitbild.
Angeregte Gespräche, gutes Essen und das ein oder andere bayerische Bier rundeten diesen Tag ab. Ich war froh
dabei gewesen zu sein und freue mich auf den nächsten Workshop und darauf, dass wir die Ergebnisse der uns
selbst gestellten Aufgaben präsentieren werden.
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Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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Wolfgang Schell, Assistent der Geschäftsführung, Krankenhausstiftung der Niederbronner Schwestern, Speyer
Der Workshop für Führungskräfte bot auch in diesem Jahr eine fruchtbare Diskussionsplattform. Seit dem Beginn der Workshops im Jahr 2009 konnten sich die Vertreter der
verschiedenen Einrichtungen und Trägerstrukturen innerhalb der Provinz intensiv kennen
lernen, so dass ein vertrauter und wertvoller Austausch möglich ist. Gleichzeitig findet ein
enger Kontakt mit den Schwestern der Provinzleitung und aus dem Mutterhaus in Oberbronn statt – in diesem Jahr gleichzeitig mit der Gelegenheit, Sr. Rosa als neue Provinzoberin im Workshop zu erleben.
Besonders spannend fand ich in diesem Jahr, dass wir das Thema der Personalentwicklung verbunden haben mit der Frage nach der christlichen Identität unserer Einrichtungen. In Zukunft wird es noch
schwieriger werden, Mitarbeiter zu finden, die fachlich und menschlich zu unseren Ansprüchen passen. Ein gutes
Arbeits- und Betriebsklima, das an unserem christlichen Gottes- und Menschenbild orientiert ist, kann uns helfen,
solche Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.
Die lebendige Verbindung mit unseren christlichen Wurzeln soll den Menschen zu Gute kommen, die in unseren
Einrichtungen Hilfe suchen. Ganz sicher können wir auf diesem Weg aber auch (immer mehr) zu attraktiven Arbeitgebern werden. Zahlreiche Impulse des Workshops zeichnen uns diesen Weg vor!
Klaus Heddergott, Personal- und Organisationsentwicklung, Moderator
Wir alle kennen die Redensart „vom Salz in der Suppe“. Mit ihr wollen wir deutlich
machen, dass es sich beim Salz um einen wichtigen Bestandteil handelt, der unbedingt
dazugehört und eine Sache erst vervollständigt oder interessant macht.
In einem Märchen der Gebrüder Grimm fragt der König seine Töchter, wie sehr sie ihn
lieben. Die Jüngste antwortet: „Wie das Salz in der Suppe.“ Der König ist erbost über
diese Antwort und merkt erst nach Jahren, dass er der Prinzessin Unrecht getan hatte,
als er sie aufgrund dieser Aussage verbannte. Man kommt nicht gut aus ohne Salz.
Das weiß eigentlich jeder! Wie alle bisherigen war auch der letzte Workshop wie „das Salz in der Suppe“.
Die Workshops haben den intensiven gemeinsamen Austausch und das ziel- und ergebnisorientierte Arbeiten in
den einzelnen Sparten forciert. Bisher wurden grundlegende identitätsstiftende und –fördernde Themen sowie
Themen der Organisationsentwicklung be- und erarbeitet. Dabei kam das gemeinsame Kennen und Schätzen
lernen nie zu kurz. Von Jahr zu Jahr wird das Gemeinsame „schmackhafter“, d.h. der Austausch wird intensiver
und die thematische Arbeit wird immer konkreter und differenzierter. Besonders hervorzuheben ist sowohl die
kollegiale Offenheit untereinander als auch die offene und sich voll und ganz in den Prozess gebende Haltung
der beteiligten Niederbronner Schwestern. Was Dienstgemeinschaft bedeuten kann, wird hier erfahrbar.
Auf eine gute Entwicklung und eine erfolgreiche Arbeit können alle Beteiligten blicken: Zum Beispiel auf die
Entwicklung und Implementierung eines Trägerleitbildes und von Einrichtungsleitbildern, das Arbeiten an der
Corporate Identity nach innen und nach außen, das Arbeiten an vielen großen und kleinen Projekten, die Abstimmung und Bearbeitung von wichtigen Managementthemen in den Sparten und vieles mehr.
Das für mich immer wieder schmeckbare Salz in der Suppe ist der gemeinsame Wille im Sinne der Gründerin
und des Grundverständnisses der Niederbronner Schwestern die einzelnen Einrichtungen und das gesamte Werk
für die Gegenwart und für die Zukunft zu gestalten. Hierfür braucht es von Zeit zu Zeit einen Gehilfen, einen
Moderator, der die Prozesse begleitet, auf die Zutaten hinweist und der weiß, dass alle Beteiligten die inhaltliche
Kompetenz besitzen. Diese Workshops zu begleiten ist etwas besonderes, weil hier fachliches Wissen, konstruktive
intensive Auseinandersetzung und christliche Identität sichtbar und erfahrbar werden.
Die Workshops sind ein Prozessansatz, der sicherlich weiterhin zum Erfolg führt und der eine beispielhafte
Haltung für das Miteinander in den Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser sein kann.
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Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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Die Spiritualität der Kongregation mit anderen teilen
Treffen der Hausoberinnen in Bühl und Neumarkt
Provinzoberin Sr. Rosa Fischer (3. v. l.) hatte dazu eingeladen und leitete beide Tagungen, zusammen mit Provinzökonomin Sr. M. Pia Gensheimer
(rechts von ihr) und den Provinzassistentinnen Sr. Anna Lioba Riffel, Sr. Anna Maria Ortner, (nicht mit auf dem Bild) Sr. Klara Sexlinger.
Gäste aus Oberbronn waren die Generalassistentinnen Sr. Mary Bosco Vaniyapurackal und Sr. Monika Heuser (1. u. 2. v. l.)
„Aufgabe der Hausoberin ist es,
das Leben der Gemeinschaft so zu
gestalten, dass es dem Wohl der
Schwestern und dem Sendungsauftrag dient... Sie ist das Bindeglied
zwischen ihrer Hausgemeinschaft
und der größeren Gemeinschaft der
Provinz und der Kongregation.“
So umreißt die Lebensordnung der
Schwestern vom Göttlichen Erlöser
unter der Nr. 77 die Zusammenarbeit
zwischen den verschiedenen Leitungsebenen. Sie bestimmt auch Ziel
und Sinn der jährlich stattfindenden Oberinnen-Tagungen, zu denen
Provinzoberin Sr. Rosa Fischer mit
ihrem Rat vom 24. bis 26. Oktober
nach Neumarkt und vom 27. bis 29.
Oktober 2011 nach Bühl eingeladen
hatte.
Die Generalassistentinnen Sr. Monika
Heuser und Sr. Mary Bosco Vaniyapurackal, im Auftrag von Generaloberin Sr. Lucella Maria Werkstetter
aus Oberbronn angereist, waren
aufmerksame Gäste der beiden
Veranstaltungen. Spiritual Bernhard
Weber, Bühl, übernahm die geistliche
und liturgische Begleitung dieser
Tage. Information, persönliche Besinnung und Gespräch in Gruppe und
Plenum bestimmten die Arbeit der
Hausoberinnen. Zeiten für das persönliche und gemeinsame Gebet, im
Zentrum die tägliche Eucharistiefeier, strukturierten und befruchteten
das Miteinander der beiden Treffen.
Nach ersten informellen Begegnungen bei Kaffee und Kuchen erfolgte
am Anreisetag die offizielle Begrüßung aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch Provinzoberin Sr.
Rosa Fischer. In einer ersten Arbeitseinheit gab sie verschiedene Informationen, u.a. zum Ist-Stand der
Provinz. So leben und arbeiten derzeit 806 Schwestern in 67 Niederlassungen der Provinz Deutschland und
Österreich. 58 Oberinnen nehmen
vor Ort Verantwortung wahr; 31 von
ihnen waren zum Treffen ins Kloster St. Josef nach Neumarkt, 23 ins
Kloster Maria Hilf in Bühl gekommen; je zwei Schwestern konnten
aus unterschiedlichen Gründen nicht
teilnehmen.
Der zweite Tag stand unter dem
neuen Jahresthema:
Wie schon die Jahre zuvor werden
auf diese Weise bestimmte Schwerpunkte aus den Empfehlungen des
Generalkapitels 2006 aufgegriffen.
Alle Schwestern der Provinz sind
aufgefordert, diese während des Jahres persönlich und in Gemeinschaft
weiter zu vertiefen. Die Gliederung
des Themas 2012 bestimmte auch
die Strukturierung der folgenden
Arbeitseinheiten.
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Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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In Kleingruppen setzten die Teilnehmerinnen die engagierte Diskussion fort, u.a. ging es um die Frage, wie die Empfehlungen des Generalkapitels
in das Leben der Gemeinschaft vor Ort umgesetzt werden können.
Zunächst erläuterte Spiritual Bernhard Weber die „Berufung zum
Ordensleben“ aus bibeltheologischer
Sicht. Die Oberinnen erarbeiteten
dann in Kleingruppen verschiedene
Zugänge für den wöchentlichen
geistlichen Austausch und für ein
verantwortliches und dankbares Miteinander im Alltag ihres Konvents.
„Die Spiritualität unserer Kongregation mit anderen teilen“ wurde an
zwei Beispielen verdeutlicht: Das ist
einmal die „Weggemeinschaft“ und
ihre Aktivitäten. Diese Gruppierung
assoziierter Laien trifft sich regelmäßig in verschiedenen Klöstern
der Provinz. Ihre Mitglieder wollen
Leben und Werk von Mutter Alfons
Maria vertiefter kennen lernen. Unter
verschiedenen Aspekten stellen sie
sich der Frage, wie sie als getaufte
und gefirmte Christen ihren Alltag
bewusst aus dem Geist von Mutter Alfons Maria gestalten können.
Austausch und Gebet bestärken sie
in ihrer „Weggemeinschaft“ mit den
Schwestern der Kongregation.
Das „Trägerleitbild“ als Grundlage für
die Leitbildarbeit in unseren Einrichtungen zeigt eine weitere Möglichkeit
auf, unsere Spiritualität mit anderen
zu teilen. Vor allem Oberinnen aus
nicht-ordenseigenen Häusern waren
beeindruckt, wie hier in zehn Punkten die geistliche Ausrichtung der
Kongregation aufgegriffen und in
die Wirklichkeit unserer Sozial- und
Bildungseinrichtungen heute hinein
übersetzt worden ist.
Ein Teil des letzten Vormittags galt
schließlich wirtschaftlichen Fragen,
die Provinzökonomin Sr. M. Pia Gensheimer in bewährter Weise referierte
und nach Bedarf näher erläuterte.
Text und Bild des Jahresthemas
zum Aushang in den Konventen und
einige weiterführende Impulse dazu
begleiteten die Oberinnen auf dem
Weg zurück in ihre Gemeinschaften.
Sr. Karola Maria Gierl
Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit
im Auftrag der Provinzleitung
Insgesamt 58 Hausoberinnen nehmen vor Ort in der Kongregation Verantwortung wahr. 31 von ihnen waren zum Treffen ins Kloster St. Josef
nach Neumarkt, 23 ins Kloster Maria Hilf in Bühl gekommen. Hier ein Blick in die Plenumsversammlung in Neumarkt.
mitgehen 11 | Dezember 2011
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
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Hygiene im Krankenhaus:
Vom „Kitteltaschen-Ratgeber“ bis zum richtigen Händewaschen
„Schlechte Krankenhaus-Hygiene
– Superbakterien haben leichtes
Spiel“ (Spiegel Online, 15.10.2007).
Es waren Schlagzeilen wie diese, die
Ärzte, Schwestern und Patienten
aufrüttelten und schließlich auch
den Gesetzgeber auf den Plan riefen.
Aus dem „Seuchenschutzgesetz“
wurde das „Infektionsschutzgesetz“
und Hygienemaßnahmen, die in
vielen Krankenhäusern bisher nur im
Operationssaal Thema waren, rückten immer mehr ins Rampenlicht des
öffentlichen Interesses. Aber können
immer neue Vorschriften und Haftungsandrohungen alleine zu einer
besseren und sichereren Behandlung
unserer Patienten führen?
Die Akzeptanz stärken ohne
erhobenen Zeigefinger
Das Hygiene-Team im St.-VincentiusKrankenhaus Speyer ist davon nicht
überzeugt und sucht daher stets
praktikable Wege, Hygiene-Leitlinien
in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Denn jede Vorgabe lebt von der
realistischen Möglichkeit zur Umsetzung durch die Praktiker vor Ort. Ein
wichtiger Faktor ist die Akzeptanz des
Hygiene-Teams bei den Mitarbeitern.
Doch diese lässt sich nicht mit dem
erhobenen Zeigefinger erreichen.
Hygienefachkraft Roger Munding,
als ehemaliger OP-Pfleger mit allen
Problemen der Alltagsroutine vertraut,
Dr. Cornelia Leszinski als Hygienebeauftragte Ärztin (Oberärztin Allgemein- und Viszeralchirurgie) und der
Ärztliche Direktor Dr. Klaus-Peter
Wresch (Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin) stehen gemeinsam für
ein neues Image der Hygiene, mit dem
Die richtige Desinfektion der Hände kann Leben retten und Leid ersparen. Schon einfache
Regelungen haben eine große Wirkung.
sich überzeugen und begeistern lässt.
Wie geht das konkret? Die HygieneStandards für das St.-VincentiusKrankenhaus werden auf Grundlage
der Richtlinien des Robert-KochInstituts in einem „Arbeitskreis
Hygiene“ von den Mitarbeitern selbst
angepasst und weiterentwickelt. Diesem Arbeitskreis gehören außer dem
Hygiene-Team Oberärzte aus allen
Fachabteilungen, die Pflegedirektion, Pflegefachkräfte verschiedener
Stationen und eine Vertreterin der
Schule für Gesundheits- und Krankenpflege an. Sie gewährleisten, dass
die Regelungen für das Krankenhaus
an die Fragestellungen des Alltags
angepasst und für alle verständlich
und umsetzbar sind.
In Zeiten immer höherer Arbeitsdichte, Kostendrucks und Personal-
mangels spielt die Integration von
hygienerelevanten Abläufen wie der
Händedesinfektion in die Arbeitsprozesse selbst eine große Rolle. Durch
sinnvolle Strukturierung und Organisation von Handlungsabläufen lassen
sich Zeit sparen und Hygienerisiken
minimieren. Regelmäßig geschult
werden müssen alle Berufsgruppen,
die in direktem Patientenkontakt
stehen. Das heißt nicht nur Ärzte und
Mitarbeiter der Pflege aller Bereiche
sondern auch Physiotherapeuten, das
Reinigungs- und Transportpersonal
bis hin zur Krankenhausseelsorge
und dem ehrenamtlichen Dienst.
Diese Schulungsmaßnahmen sind
von besonderer Bedeutung, beanspruchen allerdings auch viel Zeit.
In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung
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Unser Schwerpunktthema: Hygiene
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Roger Munding (Hygienefachkraft), Dr.
Klaus-Peter Wresch (Ärztlicher Direktor),
Dr. Cornelia Leszinski (Hygienebeauftragte
Ärztin) (von links nach rechts) bringen den
Mitarbeitern die Hygieneregeln begeisternd
und überzeugend nahe.
in Rheinland-Pfalz e.V. versucht das
Team hier neue Wege zu gehen.
Durch die Entwicklung eines E-Learning-Programmes sollen insbesondere
auch neue Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, ihre Hygiene-Kenntnisse
selbstständig zu erweitern und zu
vertiefen. Das Schulungs-Programm
soll grundlegende Richtlinien der
Krankenhaushygiene vermitteln, die
dann in konkreten Alltagsabläufen
„virtuell“ eingeübt werden können.
„Speyerer Hygienetag“ informiert
die Öffentlichkeit
Immer wichtiger wird auch die
Außendarstellung eines Krankenhauses. Statt auf Schlagzeilen zu
warten, setzen die Hygiene-Experten
in Speyer deshalb auf Aufklärung
und Prävention und veranstalteten
am 23. November 2011 bereits den
zweiten „Speyerer Hygienetag“ für
Mitarbeiter im Gesundheitswesen
in und außerhalb unseres Krankenhauses. Ermutigt von der positiven
Resonanz 2010 berichteten auch in
diesem Jahr namhafte auswärtige
Referenten über „Hygiene-Klassiker“
wie multiresistente Erreger aber auch
über aktuelle Themen wie „EHEC“.
Aufklärung über den Einsatz
von Antibiotika
Mit der Novelle des Infektionsschutzgesetzes vom Juli dieses Jahres hat
die Krankenhaushygiene mit der Regelung und Überwachung des Einsatzes von Antibiotika im Krankenhaus
schließlich einen weiteren umfang-
reichen Aufgabenbereich erhalten.
Unstrittig ist, dass der massenhafte
unkritische Einsatz von Antibiotika
zum Auftreten immer neuer Bakterienstämme führt, die gegen fast alle
bekannten Antibiotika resistent sind.
In dieser Situation ist die Abwägung
zwischen dem Individualinteresse des
Patienten und dem Allgemeinwohl
eine neue Aufgabe, die der Gesetzgeber den behandelnden Ärzten stellt.
Durch die Erarbeitung und Implementierung von verbindlichen hauseinheitlichen Leitlinien für den Einsatz
von Antibiotika, die allen ärztlichen
Mitarbeitern in Form eines „Kitteltaschen-Ratgebers“ zur Verfügung
stehen, bietet das St.-VincentiusKrankenhaus schon seit zwei Jahren
gerade jungen Ärztinnen und Ärzten
eine wertvolle Orientierungshilfe an,
Antibiotika zielgerichtet und gleichzeitig wirtschaftlich einzusetzen.
Die immer schnellere Weiterentwicklung in der Medizin hat nun auch die
Krankenhaushygiene erfasst – zum
Wohl der anvertrauten Patienten.
Einfache Maßnahmen wie eine sinnvolle und korrekte Händedesinfektion
bieten die Möglichkeit, Leben zu retten und Leid zu mindern. Man sollte
nicht zögern, sie wahrzunehmen.
Hygiene in der Großküche:
Sauber is(s)t gesund! Die Sorgfalt beginnt schon bei der Auswahl der Zutaten
Seit der Entdeckung der Bakterie
durch Antoni van Leeuwenhoek
im Jahr 1675 und deren weiteren
Erforschung, wissen wir, dass sogar
Hollywood-Schönlinge mehreren
Millionen dieser einzelligen Lebewesen Unterschlupf bieten. Auch
wenn ohne Mikroorganismen im
Alltag kein Leben möglich wäre, bekämpfen die Frauen und Männer in
Weiß - das Küchenpersonal - diese
Geschöpfe an ihrem Arbeitsplatz mit
allen Mitteln, um die Speisenqualität zu sichern und Krankheiten zu
vermeiden.
mitgehen 11 | Dezember 2011
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
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In der Schulküche in Wien, im Bildungszentrum Mater Salvatoris der
Niederbronner Schwestern, wird für
mehr als 700 Personen im Alter zwischen eineinhalb und achtzig Jahren
täglich gekocht. Da Kleinkinder
und ältere Menschen einer höheren
Risikogruppe angehören, sind dort
die Hygienestandards entsprechend
hoch. Ein Küchenmitarbeiter vor
allem in der Großküche trägt daher
eine besondere Verantwortung.
Feinmaschige Gitter wehren
Insekten ab
Um solche Vorfälle zu vermeiden,
beginnt Hygiene schon bei der Planung der Küche. Um einer Kreuzkontamination entgegenzuwirken, gibt
es eine strikte Trennung in unreine
(Fleischvorbereitungsraum, Eieraufschlagplatz, Gemüserüstraum usw.)
und reine Bereiche. Auch werden
bestimmte Warengruppen wie z.B.
Fleisch und Wurst, Eier oder Obst
und Gemüse getrennt gelagert. Sogar
Ordensschwester Verena hat ein
eigenes Platzerl für ihren Bio-Topfen.
Zudem muss die hygienische Großküche leicht zu reinigen sein, mit
ausreichend Handwaschbecken versehen und alle Räume entsprechend
be- und entlüftbar sein. „Schöne
Vorhänge, Zimmerpflanzen und
Perserteppiche sind nicht erlaubt.“
In der Küche, mit wunderschönem
Ausblick in den Klostergarten, sind
die Fenster, wie auch in anderen
Großküchen, zusätzlich mit feinmaschigen Gittern versehen - nicht
wegen der flüchtenden Mitarbeiter,
sondern zur Abwehr unerwünschter
Insekten.
Bei der Warenannahme werden die
angekommenen Lebensmittel auf
Aussehen, Geruch, Schädlingsbefall und Temperatur geprüft und
bei nicht entsprechender Qualität
zurückgeschickt. Genauso ist es bei
Ware mit beschädigter Verpackung
oder gar abgelaufenem Ablaufdatum.
Danach wird die Ware von bakteri-
enanfälligen Kartonagen befreit und
in die dafür vorgesehenen Kühlräume, Lager oder Tiefkühlräume
geschichtet.
-desinfizieren, die korrekte Reinigung und Desinfektion der gesamten
Küche und Arbeitsutensilien, sowie
die hygienische Speisenproduktion
im Sinne der Hygiene-Leitlinie für
Großküchen.
Der Kammerjäger sucht nach
blinden Passagieren
Um unerwünschte, mietfreie Mitbewohner, auch Schädlinge genannt,
frühzeitig zu entdecken, schaut
regelmäßig eine Schädlingsbekämpfungsfirma in der Küche vorbei,
um abzuklären, ob sich nicht doch
irgendwo ein blinder Passagier an
Bord befindet.
Ein prüfender Blick bei der Warenanahme:
Küchenleiter Markus Lichtenecker begutachtet die neue Ware und schaut auf Aussehen,
Geruch, Schädlingsbefall und Temperatur.
Da sich Bakterien am Körper sehr
wohl fühlen und beim Zubereiten auch nicht abgeneigt von den
leckeren Speisen sind, ist eine gute
Personalhygiene unerlässlich. Diese
beinhaltet zum Beispiel das Tragen
sauberer, desinfizierter Arbeitskleidung, kurze und saubere Fingernägel,
Bedeckung der Haarpracht und das
Ablegen der so geliebten Schmuckstücke wie Ringe, Ohrschmuck und
bei der jüngeren Generation sämtliche Piercings. (Eine saubere Wortwahl ist obendrein noch gut für´s
Arbeitsklima)
Die gute Hygienepraxis des Küchenpersonals wird mittels einer Hygieneschulung mindestens einmal jährlich
aufgefrischt und auf Verständnis
geprüft. Diese „GHP“ umfasst u.a.
das richtige Händewaschen und
Nach dem Kochen wird darauf
geachtet, dass die Heißhaltezeit der
Speisen drei Stunden nicht überschreitet und eine Mindesttemperatur von 75°C nicht unterschritten
wird. Damit wird gewährleistet, dass
die letzten vereinzelten Keime nicht
auf die Idee kommen, sich wieder
fortzupflanzen.
Vor dem Anrichten der bakterienfreien Schmankerl, mit frisch desinfizierten Händen oder sterilen Einweghandschuhen auf die thermisch
desinfizierten Teller, wird natürlich
wieder darauf geachtet, dass die
sterile Ausgabeuniform sauber ist,
die Kopfbedeckung gerade sitzt und
die Zähne beim freundlichen Lächeln
schön strahlen.
Um all diese Maßnahmen noch zu
untermauern, wurde ein weltweit
angewandtes System entwickelt,
dass mittels Eigenkontrollverfahren
und dessen Dokumentation (Kühltemperatur, Wareneingangskontrolle, Reinigungs- u. Desinfektion,
Speisentemperatur...) die Sicherheit
der Lebensmittel und deren Genießer gewährleisten soll. Dieses von
Köchen so geschätzte System nennt
sich HACCP (Hazard Analysis and
Critical Control Points).
mitgehen 11 | Dezember 2011
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
12
Städtische Inspektoren
kontrollieren die Standards
Da es sehr schade wäre, wenn diese
ganze Arbeit unbeaufsichtigt bliebe,
gibt es „glücklicherweise“ externe
Kontrollstellen. Diese immer herzlich willkommenen Inspektoren/
innen, haben - so kommt es dem
Küchenpersonal manchmal vor richtig Freude am Suchen und Finden.
Deshalb versteckt es auch mal gerne
Sr. Marzellas alten abgenutzten
Lieblings-Holzkochlöffel in einer der
hochglanzpolierten Edelstahlladen.
Wenn dann der Löffel gefunden
wurde, sämtliche Abklatsch*- und
Speiseproben entnommen und alle
Dokumentationen vorgezeigt wurden,
bekommt der Küchenleiter ein paar
Wochen später als Dankeschön einen
wunderschönen Hygienebericht (in
dem natürlich auch der gefundene
Kochlöffel angeführt ist). Diese Zusammenarbeit mit dem Magistrat hat
bisher immer sehr gut funktioniert
und man setzt alles daran, dass es
auch in Zukunft so (rein) bleibt!
Dazu und auch um Hygiene mit
wirtschaftlicher Produktion zu vereinen, ist es wichtig, immer auf dem
neuesten Stand zu bleiben und dieses
Das professionelle Küchenteam aus Wien mit Geschäftsführer Mag. Martin Pfeiffer (links):
Ruza Blacevic, Ana Mijatovic, Kata Grgic, Mladenka Matic, Luca Putnik, Sr. Judith Lehner
(Vertreterin der Schwestern/ Bildungszentrum Mater Salvatoris) und Küchenleiter Markus
Lichtenecker (von links nach rechts).
wichtige Instrument als Routine
in den Arbeitsablauf einfließen zu
lassen.
Vor lauter Hygiene sollte man jedoch
das Kochen nicht vergessen, denn
fernab all dieser Vorschriften sollen
die Speisen in einer Groß-Schulküche
auch noch perfekt schmecken, abwechslungsreich, gesund und „bio“
sein – wenn es nach den Vorstellungen der Eltern geht – und es am
liebsten dreimal Pizza und zweimal
Spaghetti in der Woche geben –
wenn es um die Erwartungen der
Kids und Jugendlichen geht. Aber mit
einem Lächeln auf den Lippen und
der Freude an der Arbeit, ist das für
die Köche/innen ein Kinderspiel.
Markus Lichtenecker
Küchenleiter
Bildungszentrum Mater Salvatoris Wien
*(Abklatschprobe= Als Abklatschprobe wird das
Drücken eines festen Nährbodens auf die zu untersuchende Oberfläche bezeichnet. Dadurch werden
die etwaigen Pilzsporen und Bakterien auf den
Nährboden übertragen, der dann, zur Vermehrung
der Keime, in den Brutschrank gelegt wird)
Hygiene in Alten- und Pflegeheimen:
An erster Stelle steht die Vorbeugung vor Infektionen
Mit der gestiegenen Lebenserwartung nimmt besonders im Alter die
Zahl der Personen mit chronischen
Erkrankungen, Abwehrschwäche und
Behinderungen zu. Die Folgen sind
Multimorbidität und Pflegebedürftigkeit. Zudem entlassen die Krankenhäuser aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen immer früher ältere,
multimorbide Personen, die betreuungs- und behandlungbedürftig sind,
in den nachversorgenden Bereich,
d.h. auch in stationäre Pflegeeinrichtungen.
Alle in Pflegeeinrichtungen Tätige
(Heimleitung, Mitarbeiter der Pflege,
Hauswirtschaft, Küche, Verwaltung,
Betreuung, sowie Ärzte und Therapeuten, Ehrenamtliche Mitarbeiter)
sind zur sorgfältigen Einhaltung
der Hygiene verpflichtet. Hygiene
wird damit ein unerlässlicher Qualitätsbestandteil in der Pflege. Auch
rechtliche Voraussetzungen verpflichten zur Hygiene in Alten- und
Pflegeeinrichtungen. Dazu gehören
das Infektionsschutzgesetz (IfSG),
das Pflegewohn- und Qualitätsge-
setz (PflewoQ), das Sozialgesetzbuch
XI (SGB XI) die Biostoffverordnung
(BiostoffVO) und das EU-Hygieneverordnung (HV – HV), dem das HACCP
zugrunde liegt.
Regelmäßige Schulungen sind
Pflicht
Qualität im Sinne der Hygiene liegt
dann vor, wenn die am Bewohner erbrachten Leistungen nachweislich so
durchgeführt werden, dass alle dem
heutigen Wissenstand entsprechenden Maßnahmen getroffen wurden,
mitgehen 11 | Dezember 2011
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
13
um vermeidbare Gesundheitsschädigungen belegbar und nachvollziehbar
auszuschließen. Dafür wurden auch im
Alten- und Pflegeheim Theresianum
Fürstenfeldbruck ein Hygienekonzept,
sowie Reinigungs- und Desinfektionspläne erstellt. Hygienebeauftragte
sorgen für eine Überwachung der
Hygienemaßnahmen und beraten die
Mitarbeiter.
Ein großer Aspekt ist die Vorbeugung
(Prävention) von Infektionskrankheiten. Um die Notwendigkeit durchzuführender Maßnahmen zu verstehen,
ist es wichtig, die Auslöser für eine
Infektion zu kennen. Daher steht
regelmäßig einmal jährlich eine
Infektionsschutzbelehrung nach
§ 43 Infektionsschutzgesetz (IfSG)
auf dem Programm. Für alle Mitarbeiter der Einrichtung ist dies eine
Pflichtschulung, die Infektionsschutz,
Umgang mit Lebensmitteln und auch
die Personalhygiene umfasst.
Im Mittelpunkt der Personalhygiene
steht die Händehygiene, denn bis
zu achtzig Prozent aller Infektionskrankheiten werden über die Hände
übertragen. Die Händedesinfektion
gehört deshalb zu den wichtigsten
Maßnahmen der Infektionsvorbeugung. Darüber hinaus können sich
auf der Hand Mikroorganismen in
den oberen Hautschichten oder in
infizierten Hautläsionen vermehren.
Hände sind also nicht nur Überträger
von Infektionskrankheiten sondern
auch Infektionsquellen. Die korrekte
Händehygiene ist Voraussetzung
zum Schutz vor der Verbreitung von
krankmachenden Keimen. Händehygiene gehört zu den beruflichen
Pflichten aller Mitarbeiter.
Kein Schmuck und kurze
Fingernägel
Generell muss der Arbeitgeber die
entsprechende Ausstattung zu
Verfügung stellen, um eine sachgerechte Händehygiene gewährleisten
zu können. Desinfektionsspender
müssen grundsätzlich bequem mit
dem Ellenbogen zu erreichen sein,
um das Berühren mit den Händen
zu vermeiden. Weiterhin müssen die
Mitarbeiter das Tragen von Schmuck
unterlassen. Fingernägel sollten kurz,
sauber und unlackiert sein. Die Mitarbeiterhygiene hört nicht mit der
Händedesinfektion auf. Hautschutz
und Hautpflege, der Umgang mit
Körperausscheidungen, das richtige
Verhalten bei Pflegemaßnahmen,
sowie Arbeits- und Schutzkleidung
sind Aspekte, die bei der Infektionsprävention beachtet werden müssen.
Ein Alten- und Pflegeheim ist ein Ort,
an dem Menschen in den letzten
Jahren ihres Lebens ihr Zuhause
suchen und finden sollen. Hygiene
sollte deshalb nicht zum Selbstzweck
werden, sondern sollte grundsätzlich
dem Wohlbefinden der Bewohner
und Mitarbeiter dienen.
Daniela Stark
Pflegedienstleitung (PDL)
Theresianum Fürstenfeldbruck
Die Mitarbeiter im Alten- und Pflegeheim
Theresianum in Fürstenfeldbruck folgen einem
strengen Hygienekonzept.
mitgehen 11 | Dezember 2011
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
14
Aktuelle Probleme der Krankenhaus-Hygiene
und Forderungen zur Abhilfe
Ein Beitrag von Prof. Dr. med. Markus Dettenkofer und Prof. Dr. med. Volker Mersch-Sundermann
Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. med. Volker
Mersch-Sundermann
Prof. Dr. med.
Markus Dettenkofer
Immer wieder in der letzten Zeit,
zuletzt kürzlich in Bremen, bringen
Krankheits- oder Todesfälle in Zusammenhang mit Hygiene-Mängeln
einzelne Krankenhäuser in die Medien. Es kann dabei für den medizinischen Laien der Eindruck entstehen, die Krankenhäuser gingen mit
dem Thema Hygiene nachlässig um.
In unserem Gastbeitrag geben der
Direktor eines der auf dem Gebiet
führenden Universitäts-Institute und
sein Stellvertreter eine Einführung
in die Hintergründe des Themas
und ihre Einschätzung zu den
Schritten, die zu einer Verbesserung
der Situation notwendig sind.
Allein in Deutschland kommt es
jährlich zu ca. 500.000 nosokomialen Infektionen, die nach Einschätzung des zuständigen nationalen
Überwachungs-Zentrums (NRZ) für
bis zu 15.000 Patienten zur Todesursache werden. Durch die Ausweitung
ambulant erbrachter medizinischer
Leistungen ist die Bedeutung solcher
Infektionen nicht auf den stationären
Bereich beschränkt: Man spricht ganz
allgemein von in Gesundheitseinrichtungen erworbenen Infektionen.
Dabei ist die weltweite Zunahme und
Ausbreitung antimikrobieller Resis-
tenzen die vordringliche Problematik.
Vom European Centre of Disease
Prevention and Control (ECDC, Stockholm) wurde bereits 2008 festgestellt: “Die Überwachung, Vorbeugung
und Bekämpfung in Gesundheitseinrichtungen erworbener Infektionen
und antimikrobieller Resistenzen auf
allen Ebenen ist deshalb eine der
größten Herausforderungen für das
kommende Jahrzehnt.” Jährlich treten
nach den NRZ-Daten in Deutschland
etwa 40.000 nosokomiale Fälle von
Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) auf, die in
etwa 14.000 Fällen zu Infektionen
mit nicht selten schweren Verläufen
führen. Neben MRSA sind zunehmend auch andere resistente Erreger
nachzuweisen. Die Resistenz gegen
Carbapeneme, das sind besonders
breit wirksame Antobiotika, die
eigentlich für den Einsatz bei schweren, bisher nicht auf die Behandlung
reagierenden Infektionen in Reserve
gehalten werden sollten, ist sowohl
eine besondere Herausforderung für
behandelnde Ärzte wie die Krankenhaus-Hygiene. Eine ähnliche Bedeutung hat das Vancomycin – es ist
wirksam insbesondere gegen häufige
Erreger nosokomialer Infektionen.
Auch gegen dieses Medikament resistente Erreger wurden im Jahr 2011 in
einigen deutschen Labors zunehmend
gefunden.
Das Robert Koch-Institut hat 2009
eine klare Empfehlung für die Organisation der Krankenhaushygiene in
deutschen Kliniken herausgegeben,
und das gerade novellierte Infektionsschutzgesetz schließt hier an.
Wo liegen bisher die Defizite?
Zum einen brauchen wir mehr qualitativ gut ausgebildetes Personal. In den
vergangenen Jahren hat es zu wenige Ausbildungsinitiativen gegeben,
sowohl auf der Pflege- als auch auf
der ärztlichen Seite und heute stehen
wir vor einem prekären Mangel. Über
die Hygiene vor Ort entscheiden die
Mitarbeiter, die mit den Patienten
arbeiten. Zum anderen ist es wichtig
dass es in einem Krankenhaus einen
Krankenhaushygieniker mit einem
engagierten Team gibt. Solange aber
Krankenstationen auch in Kliniken der
Maximalversorgung z.B. im Nachtbetrieb unterbesetzt sind, so dass sich
eine Krankenschwester um bis zu 30
Patienten kümmern muss, lassen sich
die Hygienemaßnahmen nicht konsequent umsetzen. Die reine Personalaufstockung reicht allerdings nicht
- wir brauchen auch in Hygienefragen
besser ausgebildete Behandlungs- und
Pflege-Teams. In Deutschland sind die
Gräben zwischen Ärzten und Pflegenden immer noch zu tief. Und leider
schneiden gerade die Ärzte bei der
Händedesinfektion - der allerwichtigsten Hygienemaßnahme - weiterhin
schlechter ab. Die hygienische Händedesinfektion mit einem alkoholischen
Präparat ist die wichtigste Maßnahme zur Infektionsprävention. Sie ist
einfach durchzuführen, kostengünstig
und effektiv. Die Verbesserung der
Compliance ist hier eine vordringliche
Aufgabe. In vielen Händedesinfektionsmitteln und Flüssigseifen waren
bisher Farb- und Parfümstoffe enthalten, die bei regelmäßiger Anwendung
ein zwar kleines, aber vermeidbares
Allergierisiko bergen und für die
mitgehen 11 | Dezember 2011
Unser Schwerpunktthema: Hygiene
15
Wirksamkeit keinen Beitrag leisten.
Die Verwendung von gut hautverträglichen farbstoff- und parfümfreien
Hände-hygienepräparaten ist neben
dem im bei häufiger Desinfektion nötigen Hautschutz und der Hautpflege
ein wesentlicher Baustein einer erfolgreichen Händehygiene- und Hautschutzstrategie im Gesundheitswesen.
Das Universitätsklinikum Freiburg war
hier Vorreiter (http://www.aktionsauberehaende.de/). Bei der zum
Teil sehr häufigen Anwendung z.B.
in der Intensivpflege müssen weitere
Anstrengungen zur Weiterentwicklung
der Präparate und zur Steigerung der
Akzeptanz unternommen werden.
Auch resistente Erreger werden in den
meisten Fällen durch nicht desinfizierte Hände oder unkritisch verwendete Handschuhe des medizinischen
Personals übertragen. Wenn die Hände
vor und nach Patientenkontakt nicht
desinfiziert und Handschuhe nicht gewechselt werden, kann auch die Isolierung im Einzelzimmer nicht helfen
– die im Übrigen zu einer psychischen
Belastung der betroffenen Patienten
führen kann – eine auch ethisch völlig
unverantwortliche Entwicklung. Der
Mangel an qualifiziertem Personal
verschärft das Problem zusätzlich.
Wichtigstes Ziel ist es, zusammen mit
allen beteiligten Berufsgruppen eine
wirksame Standardhygiene in allen
klinischen Bereichen sicherzustellen,
und besondere Maßnahmen, wie die
Isolierung von ansteckenden Patienten. auf ein notwendiges, sinnvolles
Maß zu beschränken. Strategien
zur Steigerung der Compliance mit
Standardhygienemaßnahmen sind also
vordringlich, ebenso wie die Förderung
des rationalen Einsatzes von Antibiotika, d.h. dass Antibiotika nach vorgegebenen Regeln oder nach dem festgestellten Erreger eingesetzt werden. Der
Einsatz „nicht passender“ oder zu breit
wirksamer Antibiotika führt möglicherweise nicht zu dem gewünschten
Behandlungserfolg, auf jeden Fall aber
dazu, dass weitere Erreger zukünftig nicht mehr auf das Medikament
reagieren, das heißt resistent werden.
Ein aktives Hygienemanagement
braucht übrigens unbedingt die klare
Unterstützung durch die ärztliche und
wirtschaftliche Klinikleitung: Zunächst
muss ja gezielt investiert werden, um
dann den erheblichen Nutzen einfahren zu können.
Teilweise gibt es aber auch ein
Zu-Viel an Hygiene – so ist z.B. eine
ungezielte Desinfektion kein Allheilmittel gegen Infektionen (schon
gar nicht außerhalb des klinischen
Bereichs). Allerdings ist ein gutes
Reinigungs- und Desinfektionsmanagement notwendig, um speziell Risikoerreger wirksam in Schach zu halten.
Ein häufiges praktisches Problem ist
unkritisches „outsourcing“ mit zu wenigen qualifizierten Arbeitskräften und
erheblichen Sprach- und Verständnisproblemen für die vorgeschriebene
Flächendesinfektion.
Es ist gut, dass nun alle Bundesländer
verpflichtet werden, eine nach dem
neuesten Stand erstellte Krankenhaushygieneverordnung für ihre
Gebiete zu erlassen. Die außerdem
neu eingesetzte „Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie“
(ART) soll die Rolle der Infektiologie
stärken, die in Deutschland – im
Gegensatz beispielsweise zu skandi
navischen Ländern - bisher unzureichend war. Während Hygiene in erster
Linie Prävention ist, befasst sich die
klinische Infektiologie mit der fachgerechten Behandlung von Infektionserkrankungen. Die neue Kommission soll
den infektiologischen Sachverstand
stärken und in den Kliniken verankern
helfen. Verbindliche Basis der Empfehlungen kann nur der aktuelle Stand
des Wissens sein, und hier fehlten und
fehlen leider oft qualitativ hochwertige Studien. Dies ist eine Kernaufgabe
der wissenschaftlichen Krankenhaushygiene, die dringend unterstützt und
gestärkt werden muss. Internationale,
europäische Projekte können wichtige Meilensteine für die Zukunft der
Prävention nosokomialer Infektionen
und Resistenzkontrolle definieren. Die
früher weitgehend übliche Konzentration auf unser Land allein greift schon
wegen der drastisch gestiegenen
Patiententransfers aus dem Ausland
zu kurz.
Glossar der Fachbegriffe
antimikrobielle Resistenzen: Resistent ist ein
Krankheitserreger gegen ein Antibiotikum, d.h, ein
antimikrobielles Medikament, wenn er gegen das
Medikament unempfindlich ist, so dass es nicht
wirkt. Multiresistente Erreger sind unempfindlich
gegen mehrere Antibiotika. Dadurch, dass der
Erreger einem Antibiotikum ausgesetzt ist, erwirbt
er im Lauf der Zeit durch Anpassung die Unempfindlichkeit.
Besondere Maßnahmen im Sinn der Krankenhaushygiene sind solche, die über den Hygienestandard
hinausgehen und beispielsweise durch Isolierung
oder besondere Schutzkleidung eine Übertragung
von Erregern verhindern sollen.
Compliance bezeichnet ursprünglich die Therapietreue von Patienten. Hier meint der Begriff, dass
sich Mitarbeiter im Krankenhaus an Hygieneregeln,
zum Beispiel die für die Händedesinfektion, halten.
Infektiologie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Erforschung und Behandlung von Infektionserkrankungen beim Menschen
beschäftigt.
Das deutsche Infektionsschutzgesetz (IfSG) regelt
seit dem 1. Januar 2001 die gesetzlichen Pflichten
zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen. Mit seiner Änderung
von 2011 verpflichtet das IfSG die Länder zum
Erlass von Krankenhaushygieneverordnungen.
Diese regeln die Pflichten der Krankenhäuser im
Hygienebereich; bisher haben 7 Bundesländer eine
Verordnung in Kraft gesetzt.
Krankehaushygieniker sind speziell weitergebildete Ärzte (Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin
und/oder Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und
Infektionsepidemiologie), die Krankenhausleitungen und Mitarbeiter in Hygienefragen beraten.
Ein Methicillin-resistenter Staphylococcus
aureus (MRSA) ist ein kugelförmiges, oft ohne
Krankheits-symptome beim Menschen vorkommendes, bei Abwehrgeschwächten eitrige Entzündungen verursachendes, Bakterium, das gegen eine,
meist mehrere Gruppen von Antibiotika resistent
ist und deshalb als „Problemkein“ betrachtet wird.
Nosokomiale Infektionen sind solche, die durch
eine Behandlung im Krankenhaus oder einer
anderen medizinischen Einrichtung entstehen, d.h.
dass sich der Patient während der oder durch die
Behandlung angesteckt hat.
Robert-Koch-Institut (RKI) heißt das dem
Bundesministerium für Gesundheit unterstellte
Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und
nicht übertragbare Krankheiten in Berlin. Für den
Umgang mit Infektionserkrankungen und ihren
Erregern sind die Richtlinien des RKI bindend.
mitgehen 11 | Dezember 2011
Informationen aus dem St. Josefs Krankenhaus Gießen
16
Großer Eingangsbereich und moderne
Patientenzimmer bieten mehr Komfort
Erweiterungsbau des St. Josefs Krankenhaus Gießen eingeweiht
einen Mehrzweckraum und moderne
WC-Anlagen für Besucher. Die neue
Aufzugsanlage ist auf große Besucherströme ausgelegt und das Leitsystem
führt übersichtlich auf kurzen Wegen
durchs Haus.
Das St. Josefs Krankenhaus hat ein neues
Gesicht bekommen. Von der Wilhelmstraße
kommend betritt man den modernen,
großzügigen Eingangsbereich.
Das St. Josefs Krankenhaus Gießen
präsentiert sich mit einem neuen,
frischen Gesicht: Der vierstöckige
Erweiterungsbau zur Wilhelmstraße
ist abgeschlossen und wurde in Anwesenheit zahlreicher Gäste feierlich
eingeweiht. Hinter der modernen
farbigen Fassade verbergen sich zeitgemäße Zimmer und Behandlungsräume, die ganz auf den Komfort der
Patienten ausgerichtet sind. Besucher
und Patienten betreten das Krankenhaus zukünftig durch den neuen
Haupteingang in der Wilhelmstraße.
Dort befindet sich auch die Zufahrt für
Taxis und zur Tiefgarage.
Bei der Planung des Neubaus spielte die ästhetische Gestaltung eine
wichtige Rolle. Besucher und Patienten sollen sich bereits beim Betreten
der Eingangshalle wohl fühlen. Große
Glasflächen sorgen für viel Licht und
Transparenz. Als die wesentliche
Anlaufstelle im Krankenhaus umfasst
der Eingangsbereich die Besucherinformation, die Patientenaufnahme,
Patientengarten lädt zum
Verweilen ein
Als Treffpunkt mit Blick ins Grüne
präsentiert sich im Erdgeschoss zudem
die Cafeteria im hellen und freundlichen Ambiente. Große Glastüren
führen zur Terrasse heraus, so dass
man bei schönem Wetter den neuen
Patientengarten genießen kann.
Im Herzen des neuen Gebäudes befindet sich die Kapelle. Als Träger des
St. Josefs Krankenhaus inspirierten die
Schwestern vom Göttlichen Erlöser die
Planer bei der sakralen Gestaltung des
Innenraums. So greifen die Glaswand
an der Stirnseite und der Glasaltar künstlerisch den Leitspruch der
Kongregation auf „Schöpfet aus den
Quellen des Heils“. Entworfen wurden
sie vom Atelier Münch aus Wiesbaden, ausgeführt vom international
bekannten Glasstudio Wilhem Derix in
Taunusstein. Vierzig Besucher finden
in der Kapelle Platz, die Bestuhlung
lässt sich individuell verändern.
Multimedia am Krankenbett
Die neuen Patientenzimmer zeichnen
sich vor allem durch ihre großzügige
Raumaufteilung aus. Sie sind mit
eigener Nasszelle ausgestattet und
können als Ein- oder Zweibettzimmer
genutzt werden. Jedes Bett verfügt
über einen eigenen Multimediaplatz
mit kostenfreiem TV- und Radiozugang. Ein Internetanschluss ist für
die kommenden Monate geplant. Auf
den Stationen stehen Trinkwasserspender zur Verfügung, Besucher und
Patienten können sich in geschützten
Aufenthaltsbereichen auch außerhalb
der Zimmer aufhalten. Ansprechende
Farben sorgen für eine angenehme
und behagliche Atmosphäre. Belegt
werden die neuen Bereiche von den
Stationen der Gynäkologie und Geburtshilfe, der Geriatrie, der Unfallchirurgie und Orthopädie.
Mit dem Einzug in den Neubau sind
die Bauarbeiten jedoch noch nicht abgeschlossen. Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und Umbauten
im Südost- und Nordostflügel werden
weitere Pflegestationen, das Zentrallager, die Zentralküche und Arzt- und
Bereitschaftsräume den heutigen
Anforderungen an eine moderne Klink
angepasst.
Steckbrief des neuen Gebäudes
Baubeginn: Mai 2010
Abschluss Erweiterungsbau:
Oktober 2011
Abschluss der weiteren
Umbaumaßnahmen:
voraussichtlich Mitte 2012
Gesamte Baukosten Neubau und
Umbau: rund 16 Millionen Euro
Fläche im Altbau, die umgebaut
wird: 3.800 qm
Fläche des Neubaus: 4.900 qm
mitgehen 11 | Dezember 2011
Informationen aus dem St. Josefs Krankenhaus Gießen
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In der vollbesetzten neuen Cafeteria fand der
Festakt statt. Unser Foto zeigt von links nach
rechts in der ersten Reihe Hausoberin Sr.
Fabiola Manz, die Beauftragte der Provinzleitung für alle Einrichtungen der Provinz,
Sr. Marie Petra Beck, Sr. Gertrud Koch aus
der Provinzleitung, Provinzassistentin
Sr. Anna Maria Ortner, Provinzökonomin
Sr. M. Pia Gensheimer, Generalassistentin
Sr. Monika Heuser, Provinzoberin Sr. Rosa
Fischer, Weihbischof Werner Guballa und
dahinter die TGE-Geschäftsführer Manfred
Gutzeit (links) und Dr. Tobias Böcker (rechts).
Die Patientenzimmer der Geburtshilfe bieten zukünftig Eltern und
Kind nicht nur Komfort, sondern auch eine zeitgemäße moderne
Ausstattung.
Auch der Segen des Weihbischofs für den Kinderspielplatz im
Patientengarten gehörte zur Einweihungsfeier, auf dass die kleinen
Gäste dort stets unfallfrei bleiben.
„Diesem Haus ist heute Heil widerfahren“
Der Mainzer Weihbischof Werner Guballa predigte auf sehr persönliche Weise zur Kapellenweihe
Mit der Einweihung des Erweiterungsbaus des St. Josefs Krankenhaus war auch die Weihe der
neuen Kapelle verbunden. In einem
feierlichen Gottesdienst sprach der
Mainzer Weihbischof Werner Guballa
über das Wesen der Heilung durch
Gott und die Menschen. Wir geben
seine Predigt auf vielfachen Wunsch
im Wortlaut wieder:
„Mit der Segnung des Neubaus des
St. Josefs Krankenhauses ist auch
die Weihe der neuen Kapelle hier
verbunden. Das ist ein großer Tag
für die Schwestern vom Göttlichen
Erlöser, für alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des St. Josefs Kranken-
hauses und ein wichtiger Tag auch
für die Stadt Gießen, weil mit diesem
Neubau und den damit verbundenen
Angeboten einer modernen Medizin
für Stadt und Umland von Gießen die
Krankenhauslandschaft bereichert,
zugleich jedoch die Tradition dieses
Hauses bewahrt bleibt.
Mit der Weihe dieser Kapelle wird
deutlich, was vom christlichen Menschenbild gesagt und aus der Botschaft des Glaubens abzulesen ist.
Wir haben diese Botschaft heute im
Evangelium gehört. Sie lautet: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren“.
Die Menschen, die in das St. Josefs
Krankenhaus kommen, sind aufgrund
ihrer Krankheit hier und erwarten
Heilung. Wenn der Mensch aber
krank wird, zeigt sich die Krankheit
nicht nur an einem bestimmten Teil
seines Körpers, sondern der ganze
Mensch ist in Mitleidenschaft gezogen und der ganze Mensch sucht
aus der Bedrängnis seiner Krankheit
heraus nicht nur Gesundheit, sondern auch Heilung und im Grunde
seines Herzens aus der Anlage seines
Wesens Heil.
Deswegen ist es ein besonderer und
notwendiger Akzent eines christlichen
Krankenhauses, dass wir hier nicht
nur funktionale Räume haben, von
den Krankenzimmern angefangen
mitgehen 11 | Dezember 2011
Informationen aus dem St. Josefs Krankenhaus Gießen
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Dies ist die Wahrheit Jesu, sie ist
so menschlich, so vertraut, sie ist
so göttlich und so geheimnisvoll.
Sie ist so nah und doch so unbegreiflich. Das ist Geschichte Gottes,
der uns ganz nah sein will, so nah,
dass wir mit eigenen Augen sehen
und mit eigenen Ohren hören und
mit eigenen Händen berühren, dass
nichts zwischen ihm und uns ist, was
uns trennt und was Abstand schafft.
Brot ist unser Gott für uns. Gott hat
Sehnsucht, dass wir immer wieder
als Gäste an seinem Tisch sind. Er
will Gemeinschaft mit uns, Communio, Kommunion heißt dies.
Der Mainzer Weihbischof Werner Guballa hielt eine berührende Predigt, in der er auch offen
über seine eigene, schwere Krankheit sprach.
über die Räume für die medizinische
Funktion bis hin zur Verwaltung und
Technik, sondern dass wir auch Raum
haben, an dem der Mensch sich
in seiner Lebenssituation an Gott
wenden kann, um sich ihm anzuvertrauen, ebenso auch die, die um ihn
besorgt sind in der Situation seiner
Krankheit.
Heute ist der Tag, an dem wir uns
hier in diesem Krankenhaus über
Gelungenes freuen dürfen. Der Altar
wird gesegnet, er erzählt uns von
Gott und den Menschen. Er spricht
von der eigentlichen Stärke des
Menschen, der in der Verehrung
Gottes seine Größe erkennt. Dafür
ist der Altar das sichtbare Zeichen.
Für uns Christen ist er der heiligste
Ort dieser Kapelle und damit auch
dieses Krankenhauses. Wir sehen
im Altar Christus selbst, der mit uns
und unter uns ist. Deswegen begrüßt
ihn der Priester auch zu Beginn des
Gottesdienstes mit der Verneigung
und dem Kuss, um anzudeuten, an
diesem Tisch begegnen wir Christus
selbst, hier lädt er uns zu Tisch.
Der Tisch ist eine Einladung, Platz
zu nehmen. Wer sich an einen
Tisch setzt, möchte auf Dauer nicht
alleine bleiben. Wenn ein Mensch
nur alleine essen muss, verkümmert
er. Wer am Tisch Platz nimmt, will
mit anderen zusammen sein, möchte
Gäste am Tisch haben. Den wichtigsten Gast, den wir an diesem Tisch
haben wollen, ist Jesus selbst. Er will
eingeladen werden, dass er Platz
nimmt. Da, wo wir ihn nicht einladen, geht er vorüber. Wenn er aber
eingeladen wird, lässt er sich nicht
zweimal bitten. Wenn er kommt,
wird der Gast zum Gastgeber, denn
wenn er bei Tisch ist, nimmt er Brot
und teilt es aus, das Brot seines
Wortes und das Brot des Sakramentes. Was könnte er sonst tun, wenn
er mit Menschen zusammen ist,
mit denen er seine Nähe und seine
Freundschaft teilt? Dazu ist Brot das
beste Zeichen, Brot, das gesegnet,
gebrochen und ausgeteilt wird. Jeden
Tag geschieht dies in unzähligen
Häusern. Es gehört zum Wesentlichen unseres Lebens. Ohne Brot
gibt es keine Gemeinschaft, keinen
Frieden, keine Liebe, keine Hoffnung.
Es wird ganz menschlich, wenn wir
hier in dieser Kapelle Gottesdienst
feiern. Brot und Wein werden auf
den Tisch gestellt und bereitet,
Gaben, die die Menschen zum Leben
brauchen. Und es wird ganz göttlich,
wenn dies geschieht, denn Brot und
Wein werden zur göttlichen Gabe.
Diese Gemeinschaft setzt sich dann
fort in das Geschehen des Krankenhauses hinein. Der kranke Mensch
braucht ja das Brot einer besonderen
Zuwendung. Er braucht die Zuwendung derer, die in diesem Haus dafür
wirken, dass seinen Patienten im
Rahmen des menschlich Möglichen
geholfen wird. Er erhofft sich als Patient eine kompetente medizinische
Versorgung, eine gute Pflege, eine
wohltuende Atmosphäre.
Medizin ereignet sich nicht allein aus
sich selbst, sondern ist ganz wesentlich verbunden mit denen, die sie
zum Menschen bringen durch Ihre
Zuwendung als Ärztinnen und Ärzte.
In ähnlicher Weise geschieht dies
dann durch die Schwestern und Pfleger in ihrem Bereich. Da soll nicht
nur jeder Griff sitzen, sondern auch
der Blick und das Lächeln und die
mutmachende Berührung gehören
dazu.
Heil geschieht da, wo Leib und
Seele als eine Einheit gesehen und
entsprechend behandelt werden.
Deswegen ist das Ganzheitliche
eines christlichen Krankenhauses ein
wesentliches Charakteristikum.
Den Patientinnen und Patienten
wie auch den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern dieses Krankenhauses
in allen Bereichen wird durch diese
Kapelle die Botschaft mitgegeben,
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Informationen aus dem St. Josefs Krankenhaus Gießen
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dass wir uns im Leben und auch im
Sterben auf einen Gott verlassen
dürfen, der uns Heil bringen will.
Ich spüre in diesen Tagen, in denen
ich selbst von einer schweren Krankheit betroffen bin, wie wichtig es ist,
jeden Menschen und seine Erkrankung als ein eigenes Geschehen, als
eine eigene Geschichte zu sehen,
die tiefer geht als die Symptomatik
einer Krankheit nach außen zeigt. In
jedem Menschen gibt es den Anteil
Gottes, im Gesunden wie im Kranken. Denn er hat jeden und jede von
uns mit eigenem Wesen und eigenem Namen ins Leben gerufen und
er bleibt dabei, ihn nicht aus dem
Auge und nicht aus dem Herzen zu
lassen. Mögen Menschen so leben,
als ob das für sie keine Rolle spielt,
aber der, der uns ins Leben gerufen
hat, aus Liebe ins Leben gerufen hat,
lässt uns nicht allein. Dessen bin ich
gewiss und diese Erfahrung darf ich
bezeugen.“
Ein Höhepunkt des Festgottesdienstes war der ausdrucksvolle Tanz einer Mitschwester aus
einer indischen Niederlassung der Schwestern vom Göttlichen Erlöser.
Versorgungslücke für betagte Patienten geschlossen
Die Geriatrische Tagesklinik im Martinshof startete erfolgreich
Am 1. August 2011 wurde die Geriatrische Tagesklinik des St. Josefs
Krankenhauses Gießen in den Räumen des benachbarten Martinshofs
eröffnet. Die 13 Plätze für betagte
Patienten aus der Stadt und dem
Landkreis Gießen sind bereits voll
belegt, ein sicheres Zeichen dafür,
dass ein erheblicher Bedarf an dieser
neuen Form von medizinischer Einrichtung besteht.
Auf 230 Quadratmeter Fläche
werden die Patienten, die morgens
durch einen Fahrdienst von zu Hause
abgeholt und abends wieder dorthin
zurückgebracht werden, von einem
multiprofessionellen Team betreut.
Dazu gehören spezialisierte Fach-
ärzte und Pflegepersonal, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten,
auch Sozialarbeiter, Psychologen
und Seelsorger. Ziel der meist
dreiwöchigen Rehabilitation ist die
Vermeidung oder Verringerung von
Pflegebedürftigkeit nach einer akuten
Erkrankung. „Wir wollen unsere
Patienten befähigen, wieder in ihrem
Zuhause mit möglichst wenig fremder Unterstützung zurechtzukommen“, fasst Privatdozent Dr. med.
Klaus Ehlenz, Chefarzt der Abteilung
Geriatrie des St. Josefs Krankenhauses, das Behandlungsziel zusammen
und ergänzt: „mit unserer Geriatrischen Tagesklinik schließen wir die
Lücke zwischen der vollstationären
Geriatrie unseres Krankenhauses und
der ambulanten Behandlung durch
die Hausärzte.“
Andreas Leipert
Geschäftsführer
Sie freuen sich über die volle Belegung in
der Geriatrischen Tagesklinik (von links nach
rechts): Geschäftsführer Andreas Leipert,
Sabine Gräf (Bereichsleitung Geriatrie), PD
Dr. med. Klaus Ehlenz (Chefarzt Geriatrie),
Dr. med. Ina Mischnik (Oberärztin Geriatrie),
Hausoberin Sr. Fabiola Manz.
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Informationen aus dem Haus St. Marien, Neumarkt i.d.OPf.
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Berufliche Bildung mit Herz und Charakter
60 Jahre Haus St. Marien Neumarkt
Domkapitular Nobert Winner, Bürgermeisterin Ruth Dorner, Dekan Monsignore Richard Distler,
Stellvertretende Landrat Willibald Gailler, Domprobst em. Klaus Schimmöller, Leitender Regierungsdirektor Richard Glombitza, Hausoberin Sr. Jacoba Hierl, Schulleiter und Geschäftsführer
Dr. Tobias Böcker (von links nach rechts)
Vor sechzig Jahren wurde das Haus
St. Marien in Neumarkt durch den
damaligen Bischof der Diözese
Eichstätt, HH Josef Schröffer, feierlich
eingeweiht. Aus Anlass dieses Jubiläums kamen Schwestern vom Göttlichen
Erlöser (Niederbronner Schwestern),
Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte,
Ehemalige und zahlreiche Ehrengäste
aus Stadt und Landkreis zu einem feierlichen Gottesdienst und einem Festakt
in der Schulturnhalle zusammen.
Im Mittelpunkt des von den Schülern
gestalteten Gottesdienstes stand
„Let it be“ – der Song der „Beatles“.
Er handelt von „Mother Mary“, der
Gottesmutter und Hauspatronin der
Beruflichen Schulen. Domprobst im
Ruhestand Klaus Schimmöller griff
den Faden auf und ermunterte die
Anwesenden dem Beispiel von Maria
im täglichen Tun zu folgen. „Maria gibt
Gott Raum in ihrem Leben, sie hält
auch in schwierigen Situationen stand
und wird von Gott in die himmlische
Freude geführt – davon dürfen wir
uns beeindrucken lassen, wir dürfen
uns zeigen lassen, wie Leben gelingen
kann“, so Schimmöller. Er sprach den
Niederbronner Schwestern große Anerkennung für ihre Arbeit aus. „Die Niederbronner Schwestern geben Tag für
Tag in dieser Schule und in der Welt
Zeugnis ab, dass Gott für das Leben
entscheidend ist. Wenn wir uns trauen,
mit Gott zu leben, dann gewinnt unser
Leben Qualität und Format.“ Dies sei
seit jeher in den Bildungsauftrag der
Beruflichen Schulen in beeindruckender Weise eingegangen. Konzelebranten des Gottesdienstes waren Domkapitular Norbert Winner und Dekan
Monsignore Richard Distler.
Beim anschließenden Festakt würdigte
Schulleiter und Geschäftsführer Dr.
Tobias Böcker das segensreiche Wirken
der Niederbronner Schwestern, die
sich gestärkt durch den Auftrag ihrer
Gründerin Mutter Alfons Maria den
Herausforderungen wechselnder Zeiten
gestellt haben: „In den 60 Jahre seines
Bestehens hat das Haus St. Marien Höhen und Tiefen erlebt, hat sich geändert und gewandelt, immer wieder auf
die Zeichen der Zeit reagiert und sich
stets neu gefunden, zuweilen förmlich
neu erfunden, denn wer „nicht mit
der Zeit geht, geht mit der Zeit““, so
Böcker. Er kritisierte die Entscheidung
der Politik die finanzielle Förderung
für Berufliche Schulen immer weiter
zurück zu fahren. Damit zeige man auf
traurige Weise das mäßige Interesse
für die Bildung benachteiligter Jugendlicher.
Hausoberin Sr. Jakoba Hierl bedankte
sich im Namen der Schwestern vom
Göttlichen Erlöser für die große Wertschätzung, die die Kongregation für
ihren Dienst an jungen Menschen erfahre. „Gott möchte, dass jedes Leben
glückt“, zitierte sie die Ordensgründerin Elisabeth Eppinger und damit auch
einen Grundsatz für die Erziehung der
Schülerinnen und Schüler.
Als „Bereicherung für die Schullandschaft in Neumarkt und Umgebung“
bezeichneten die Festredner die
Beruflichen Schulen Haus St. Marien.
Der stellvertretende Landrat Willibald
Gailler lobte, dass die Schule „Herz
und Charakter bilde, ganz im Sinne der
bayerischen Verfassung“. Für Neumarkts Bürgermeisterin Ruth Dorner
ist das „Maryheim“, wie es von den
Schülerinnen und Schülern liebevoll
genannt wird, „eine Institution“. Nicht
selten gebe es in Neumarkt Familien,
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Informationen aus dem Haus St. Marien, Neumarkt i.d.OPf.
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in denen Großmutter, Mutter und
Tochter eine Ausbildung in St. Marien
gemacht haben. Der Leitende Regierungsschuldirektor Richard Glombitza
überbrachte die Grüße der Regierung
der Oberpfalz. „Sie haben ein Profil, das
andere nicht haben. Ihre Schule strahlt
Charme und Lebendigkeit aus. Wuchern Sie weiterhin mit diesem Pfund
einer ganzheitlichen, christlichen
Ausbildung“, betonte er. Die Vorsitzende des Elternbeirats, Gabriele Notheis,
und der Vorsitzende des Freundeskreises, Baldur Walter, brachten ihren
Stolz zum Ausdruck, sich für das
Haus St. Marien zu engagieren. Beide
lobten vor allem das gesellschaftliche
Engagement der Schulgemeinschaft.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Schülerinnen und Schülern
verschiedenster Klassen.
Die Beruflichen Schulen Haus St. Marien beherbergen die Berufsfachschu-
len für Hauswirtschaft, Kinderpflege,
Sozialpflege und Altenpflege sowie
die Fachakademie für Hauswirtschaft.
Sie bieten Haupt- und Realschülern
einen „Einstieg zum Aufstieg“ durch
ihre vielfältigen Möglichkeiten der
Weiterqualifizierung bis hin zur
fachgebundenen Hochschulreife. Seit
Schuljahresbeginn 2010/11 befindet
sich auch eine katholische Grundschule im Haus. Mehr Informationen
unter www.stmarien.com.
Informationen aus dem Theresianum Fürstenfeldbruck
Männer ergreifen
seltener einen
Pflegeberuf
Seit mehr als 20 Jahren werden
im Theresianum Nachwuchskräfte ausgebildet
Für Josefine Werner und Benjamin
Schillhanneck begann im Herbst im
Alten- und Pflegeheim Theresianum
das Berufsleben. Sie lernen in drei Jahren den Beruf des Altenpflegers. Auch
wenn die Berufsbezeichnung männlich formuliert ist: In Pflegeberufen
sind nach wie vor nur 19 Prozent der
Ausbildungsanfänger Männer. Die Zahl
der männlichen Pfleger stieg zwischen
1999 und 2009 jedoch insgesamt um
44 Prozent. Bei den Pflegerinnen waren
es laut statistischem Bundesamt 21
Prozent. Die Ausbildung für den Beruf
der Altenpflegerin oder des Altenpflegers wird durch das Altenpflegegesetz
geregelt. Die dreijährige Ausbildung
umfasst mindestens 2.100 Stunden
theoretischen und praktischen Unterrichts sowie die Praktische Ausbildung von mindestens 2.500 Stunden.
Schwerpunkt ist die Pflege alter und
pflegebedürftiger Menschen - ambulant oder stationär.
In Anbetracht der schwierigen
Situation auf dem Altenpflegemarkt
– zunehmend fehlt es an Fachpersonal – und gegen den Trend, freut sich
Pflegedienstleitung Daniela Stark sehr
über den Zuwachs. „Wir investieren
sehr gerne in Auszubildende, damit
der Nachweis aus den eigenen Reihen
gefördert werden kann. Auszubildende bringen neue Sichtweisen, neue
Pflegetechniken in die Einrichtung.
Beide Seiten - erfahrene Mitarbeiter
und Azubis - tauschen ihr Wissen aus
und lernen voneinander.“
Am ersten Arbeitstag wurden die
neuen Auszubildenden von der Verwaltungsleitung, Birgit Wolf, und ihren
zukünftigen Ausbildern /Mentoren
Anita Lekic und Angelika Müller begrüßt. Die jungen Menschen erhielten
im Rahmen eines „Welcome Days“
eine ausführliche Hauspräsentation
und -führung um die verschiedenen
Bereiche kennen zu lernen. Außerdem
erfuhren sie etwas über Sicherheit und
Umweltschutz, Hygiene und über das
Qualitätsmanagementsystem nach
dem EFQM Modell. Das Theresianum
bildet seit Jahren für den eigenen
Bedarf junge Menschen aus. Aktuell
absolvieren fünf Frauen und Männer
eine Ausbildung im Pflegebereich.
Im Jahr 2003 gab es eine Änderung
des Altenpflegeausbildungsgesetzes.
Seither müssen die Abschlüsse in
jedem Bundesland anerkannt werden,
da die Ausbildung früher auf Länderebene und jetzt bundeseinheitlich
geregelt wurde. In dieser Reform wurde
geregelt, dass die Ausbildung in Blockunterricht und Praxiseinsatz geteilt
ist. Es sind Praxiseinsätze verbindlich
im ambulanten Dienst bzw. in einer
stationären Einrichtung sowie in einer
gerontopsychiatrischen Einrichtung
abzuleisten.
Mit der Fertigstellung des Neubaus im
Jahr 2008 wurden die Ausbildungsplätze bis Ende des Ausbildungsjahres
2010 auf drei Plätze und ab Herbst
2011 auf fünf Ausbildungsplätze
erweitert. Bis auf eine Auszubildende
(aus privaten Gründen) wurden in den
letzten zehn Jahren alle Auszubildenden übernommen. Ausbildungsplätze
stehen im Theresianum auch für Köche
und Hauswirtschafterinnen zur Verfügung.
Die neuen Auszubildenden Josefine
Werner und Benjamin Schillhanneck
im Theresianum freuen sich auf ihre
neue Aufgaben und werden dabei von
Mentoren und allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern sehr gerne unterstützt.
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Informationen aus dem St. Theresien-Krankenhaus, Nürnberg
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“Theresienpreis” geht an
Vorsitzende der Schilddrüsen-Liga
Barbara Schulte wird für ihren Einsatz für Selbsthilfegruppen ausgezeichnet
der „Theresienpreis“ an Barbara
Schulte. Sie ist seit 1998 Vorsitzende
der Schilddrüsen-Liga Deutschland
e.V., dem Dachverband der Selbsthilfegruppen für Schilddrüsenkranke
und deren Angehörige.
Die Vorsitzende der Schilddrüsen-Liga
Deutschland e.V. Barbara Schulte (Mitte)
wurde für ihre Verdienste um Patienten und
deren Angehörigen geehrt. Das Preisgeld in
Höhe von 1000 Euro überreichten (von links
nach rechts): Der Chefarzt der Inneren
Medizin im St. Theresien-Krankenhaus
Professor Dr. med. Josef Pichl, Geschäftsführer Dr. Walter Förtsch, der Chefarzt der
Allgemein- und Viszeralchirurgie Dr. med.
Thomas Metzner und Visiting Professor
(Wroclaw MU) Dr. med. Michael Cordes, der
auch Vorsitzender des Wissenschaftlichen
Beirats der Schilddrüsen-Liga Deutschland
e.V. ist. Foto: Uwe Niklas
Zum ersten Mal hat das Interdisziplinäre Schilddrüsenzentrum am
St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg
den „Theresienpreis“ vergeben. Die
Auszeichnung ist mit 1000 Euro dotiert und würdigt Personen, die sich
im gesellschaftlichen oder medizinisch-wissenschaftlichen Umfeld um
das Thema „Schilddrüse“ verdient
gemacht haben. In diesem Jahr ging
Im Interdisziplinären Schilddrüsenzentrum am St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg arbeiten Mediziner
verschiedener Fachrichtungen
zusammen, darunter Endokrinologen,
Nuklearmediziner, Chirurgen, HNOÄrzte, Augenärzte und Strahlentherapeuten. Geleitet wird das Zentrum
von Professor Dr. med. Josef Pichl,
Chefarzt der Medizinischen Klinik/
Innere Medizin, Visiting Professor
(Wroclaw MU) Dr. med. Michael
Cordes, Facharzt für Nuklearmedizin
und Radiologie, und dem Chefarzt
der Allgemeinchirurgie Dr. med.
Thomas Metzner. Sie haben die
Preisträgerin des „Theresienpreises“
gemeinsam ausgewählt.
Professor Michael Cordes, der auch
Vorsitzender des Wissenschaftlichen
Beirats der Schilddrüsen-Liga ist,
begründet dies mit der besonderen
Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement von Barbara
Schulte. In seiner Laudatio heißt es:
„Frau Schulte setzt sich seit Beginn
ihrer Tätigkeit als Vorsitzende der
Schilddrüsen-Liga Deutschland e. V.
in hervorragender und selbstloser
Art für die Belange der Betroffenen
mit Schilddrüsenkrankheiten ein. Es
ist zweifellos ihr Verdienst, dass die
Schilddrüsen-Liga Deutschland e. V.
mittlerweile 1.055 Mitglieder umfasst.
Auf die Initiative von Frau Schulte
gehen u.a. zahlreiche Arzt-PatientenSeminare zurück, die Betroffene aus
allen Bevölkerungskreisen über die
medizinischen, psychologischen und
soziologischen Aspekte von Schilddrüsenkrankheiten informieren und
ihnen bei der Bewältigung der z. T.
schwersten gesundheitlichen Störungen helfen.
Barbara Schulte hat sich zudem
engagiert für die Förderung des
Wissens um die Krankheiten der
Schilddrüse, deren Prävention, der
Früherkennung und der bestmöglichen Behandlung eingesetzt. Es ist
ihr zu verdanken, dass Schilddrüsenexperten und Patienten auf vielen
Veranstaltungen zusammen gebracht
werden konnten, um das Verständnis
für die gesundheitlichen Probleme,
die mit Schilddrüsenerkrankungen
verbunden sind, zu verbessern. Barbara Schulte hat damit bedeutsam
dazu beigetragen, die Selbstverantwortung von Patienten zu stärken
und die Patientenautonomie zu
erhöhen.“
Mehr Informationen zum Interdisziplinären Schilddrüsenzentrum
gibt es unter
www.theresien-krankenhaus.de
oder unter Telefon 0911-5699-397.
Mehr Informationen zur Schilddrüsen-Liga findet man unter
www.schilddruesenliga.de
mitgehen 11 | Dezember 2011
Informationen aus dem St. Theresien-Krankenhaus, Nürnberg
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Spirituelle Begleitung lindert Leiden
Professor Eckhard Frick plädiert dafür, Glaube und Sinnsuche in
die Behandlung von Patienten einfließen zu lassen
Zum Thema „Spiritual Care – eine gemeinsame Aufgabe für Pflege, Medizin
und andere Gesundheitsberufe“ sprach
Professor Eckhard Frick im St. Theresien-Krankenhauses Nürnberg auf
Einladung des dortigen Ethikkomitees.
Der Referent ist Jesuit und Facharzt für
Psychosomatische Medizin, Psychiater,
Psychoanalytiker, Theologe und Philosoph. Sein Forschungsschwerpunkt am
Interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin des Klinikums der Universität München ist die Bedeutung von
Spiritualität bei der Behandlung und
Begleitung von Patienten und deren
Angehörigen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO
hat das „Spirituelle Wohlbefinden“ als
Menschenrecht definiert. Aufgrund
wissenschaftlicher Untersuchungen
legte Professor Frick den Zuhörern
überzeugend dar, dass Glaube und Sinnorientierung für viele Patienten bedeutende Quellen sein können, um mit
Krankheit und Leiden umzugehen. In
der internationalen Fachsprache nenne
man dies „Spiritual Care“. Wichtig sei
es, die Patienten dabei zu begleiten,
diese Kraftquellen in sich zu entdecken
und zu nutzen. Leider werde die spirituelle Begleitung in der Krankenpflege
in Europa weitgehend vernachlässigt,
so Professor Frick. „Bei uns gibt es
Angst und Unbehagen – auch in der
Kirche – vor Spiritualität. Was wir früher „Frömmigkeit“ nannten, ist heute
wieder ganz aktuell. Andere Religionen
haben dies längst erkannt“, betont
der Wissenschaftler. Er plädiert dafür,
in Krankenhäusern eine „Spirituelle
Anamnese“ zu machen, d.h. anhand
eines Gesprächs zu ergründen, welche
spirituellen Bedürfnisse ein Patient
habe, um diese in die Behandlung mit
einfließen zu lassen.
Dafür müssten die Mitarbeiter speziell
geschult werden. „Der Arzt oder die
Krankenschwestern sollen dabei nicht
zu Seelsorgern ausgebildet werden,
aber für „Spiritual Care“ sensibilisiert
werden. Diese Fähigkeiten können viel
zur Seele eines christlichen Krankenhauses beitragen und auch für die
Mitarbeiter nutzbar gemacht werden“, betonte Frick. Er verwies auf das
Beispiel buddhistischer Kliniken, in
denen die Mitarbeiter regelmäßig und
selbstverständlich meditieren: „Selbst
in katholischen Kliniken suchen wir
spirituelle Angebote für die Mitarbeiter
meist vergeblich.“ Sowohl für Pflegende als auch für Patienten könne
„Spiritual Care“ eine wertvolle Hilfe
sein. Wer mehr über „Spiritual Care“
erfahren möchte:
www.spiritualcare.de
Spitzennoten für gute
Behandlung – Bei der Entfernung der Gallenblase gehört
das St. Theresien-Krankenhaus
bundesweit zu den fünf besten
Kliniken
Erneut erhält das St. Theresien-Krankenhaus Spitzennoten für die Behandlungsqualität: Bei einem Ranking der
AOK gehörte das Krankenhaus bundesweit zu den fünf besten Kliniken
bei der Entfernung der Gallenblase.
Im St. Theresien-Krankenhaus kam es
bei dieser Operation im Vergleich mit
anderen Häusern zu den wenigsten
Komplikationen. Das Magazin „Stern“
berichtete darüber vor einigen Wochen. Das Team der Allgemeinchirurgie
um Chefarzt Thomas Metzner freute
sich über die Auszeichnung. Metzner
selbst hat bereits über 1000 Gallenblasen entfernt. Er und seine Mitarbeiter
setzen dabei auf minimal-invasive
Operationstechniken – eine Methode,
bei der eine Kamera und die Instrumente über einen winzigen Schnitt in
der Bauchdecke eingeführt werden.
Pro Jahr entfernen der Chefarzt und
sein Team rund 200 Gallenblasen.
Die gute Bewertung durch die AOK
blieb in diesen Tagen nicht die einzige Auszeichnung für die Klinik: Erst
vor wenigen Tagen verlieh zudem die
„Techniker Krankenkasse“ dem St.
Theresien-Krankenhaus ihren „KlinikAward“ für hohe Patientenzufriedenheit. Versicherte der Krankenkasse
hatten nach einem Klinikaufenthalt
Behandlung, Unterbringung, Verpflegung usw. benotet. Dabei schnitt das
St. Theresien-Krankenhaus sehr gut ab.
Die Vorsitzende des Ethikkomitees, Corinna
Schaffert (links), Oberin Sr. Johanna Hierl und
Krankenhaus Seelsorger Pater Oskar Wopperer
SJ hießen Professor Eckhard Frick (zweiter von
links) herzlich willkommen. Professor Frick
fühlt sich dem St. Theresien-Krankenhaus
besonders verbunden: Vor 25 Jahren hielt
er in der Krankenhauskapelle als Novize des
Jesuitenordens seine erste Predigt.
mitgehen 11 | Dezember 2011
Aus der Provinz Deutschland und Österreich
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Kurz berichtet:
Hautärztin Dr. Brigitte Zierhofer freut sich
mit Provinzoberin Sr. Rosa Fischer (links) und
Sr. Marie Petra Beck über den Einzug ihrer
Praxis ins „Josefshaus“.
Im Herbst dieses Jahres hat ein neues
Ärztezentrum am Kloster St. Barbara
in Gablitz/Österreich eröffnet. Nach
einer nur neunmonatigen Planungsund Bauphase zogen die ersten beiden
Arztpraxen ins „Josefshaus“ ein, das
unmittelbar an das Kloster St. Barbara
angrenzt. Ein Allgemeinarzt und eine
Hautärztin haben die Praxistätigkeit
bereits aufgenommen. Die Eröffnung
fand in einem festlichen Rahmen in
der Kirche des Klosters St. Barbara
statt. Anschließend wurde in den Praxisräumen gefeiert. Gekommen waren
rund 150 Besucher, darunter Vertreter
der Politik, der Ordensgemeinschaft
und der Geistlichkeit.
Landtagsabgeordneter Willi Eigner
und Bürgermeister Michael Cech
betonten in ihren Ansprachen die
Bedeutung des neuen Ärztezentrums für Gablitz. Um eine sinnvolle
Nutzung freier Räumlichkeiten für
die Zukunft zu schaffen, hatte sich
die Provinzleitung der Niederbronner
Schwestern entschlossen, das Gebäude
im Erdgeschoss auf eigene Kosten
zu sanieren und langfristig zu vermieten. Die beiden Politiker dankten
der Kongregation, insbesondere aber
auch dem Geschäftsführer Thomas
Wagner wie dem Architekten Thomas
Kreiner für die vorbildliche Planung
und rasche Realisierung des Projekts.
Beide erhielten als Anerkennung die
Bürgermedaille der Gemeinde Gablitz.
Die kirchliche Segnung der neuen Räume nahm Dompfarrer Toni Faber, Wien,
vor. Provinzoberin Sr. Rosa Fischer und
ihre Vorgängerin Sr. Marie Petra Beck
sowie Sr. Jacinta Steinacher, Mitglied
des erweiterten Provinzrates für die
Altenheime in Österreich, waren ebenfalls unter den Gästen. Provinzoberin
Sr. Rosa Fischer unterstrich in ihrem
Grußwort die Bereitschaft der Ordensgemeinschaft, im Sinn der Ordensgründerin Mutter Alfons Maria Eppinger für
die Zusammenarbeit mit vielen offen
zu sein. Der weitere Ausbau des „Josefshauses“ sei ein Beitrag dazu. „Die
unmittelbare Anbindung der Ärztepraxen an unsere Pflegeheime St. Barbara
und an das Marienheim“, so Sr. Rosa,
„sehen wir als großen Wert. Kranken
Menschen in und außerhalb dieser
Einrichtungen kann hier unmittelbar
geholfen werden.“
Ihr diesjähriger Jahresausflug
führte die Blaskapelle Deining (bei
Neumarkt) nach Passau. Ziel einer
Schiffahrt auf der Donau war dann
das Kloster Obernzell, wo Sr. Adelheid Krizko die Oberpfälzer Musikanten herzlich begrüßte und durch
die Klosteranlage und das Altenheim
führte. Den Kontakt hergestellt hatte
der Erste Vorsitzende des Musikvereins, Manfred Meier (ganz links), der
als externer IT-Spezialist die TGE und
ihre Einrichtungen unterstützt. Ein
gemeinsames Essen in der Cafeteria
des Altenheims rundete den gelungenen und abwechslungsreichen
Ausflug ab.
Noch etwas zurückhaltend erleben die
Kindergartenkinder die Weihe der neuen
Räume durch Spiritual Bernhard Weber.
In den Sommermonaten dieses Jahres
wurde im Kindergarten Maria Hilf
im Kloster Bühl fleißig gearbeitet.
Die ehemals von Schwestern bewohnte Wohnung im ersten Obergeschoss wurde renoviert und es entstand für den „Klosterkindergarten“
ein erweitertes Raumangebot.
Die hellen, freundlichen Funktionsräume können zukünftig von den
Erzieherinnen und den Kooperationspartnern der Einrichtung für ihre
Arbeit genutzt werden. Bestückt mit
unterschiedlichem pädagogischem
Material wie Bilderbüchern, Musikinstrumenten und religionspädagogischen Materialien, bietet sich hier die
Möglichkeit, die Kinder in Kleingruppen
gezielt und individuell zu fördern.
Anfang November besuchte Spiritual
Bernhard Weber den Kindergarten
und weihte die einzelnen Räume mit
Unterstützung der Kinder. Diese hatten
im Vorfeld ein kleines Rahmenprogramm für diese Feierstunde eingeübt.
Gemeinsam wurden die Lieder „Halte
zu mir guter Gott“ und „Danke für
diesen guten Morgen“, welches die
Erzieherinnen passend zur Feier
umgedichtet hatten, gesungen. Die
Freude der Kinder und Erzieherinnen
ist groß, denn nun können die neuen
Zimmer gemeinsam erkundet und in
„Besitz“ genommen werden.

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