traffic - macht des kartells

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traffic - macht des kartells
TRAFFIC - MACHT DES KARTELLS
Traffic, US/DE 2000
Winning the Oscar was surreal, because for one thing it was unexpected. I thought, as did everyone
else, I would cancel myself out. So when they called my name I was shocked. But it was a nice feeling
to win, to earn that sort of respect within the industry. So many great directors never get nominated,
never win. It was nice.
Steven Soderbergh
Der Polizist Javier Rodriguez (Benicio Del Toro) bekämpft den Drogenhandel in Mexiko. Derweil
setzen die Fahnder Montel (Don Cheadle) und Ray (Luis Guzmán) in den USA einen Dealer unter
Druck. Als Drogenbaron Carlos (Steven Bauer) auffliegt, fällt seine Gattin (Catherine Zeta-Jones) aus
allen High-Society-Wolken. Ebenso hart trifft es den neuen Drogenbeauftragten der US-Regierung,
Richter Wakefield (Michael Douglas), dessen Tochter dem Stoff verfallen ist.
Benicio Del Toro als Drogenfahnder Javier Rodriguez. Die Rolle verhalf ihm zum ersten Oscar als Bester Nebendarsteller 2001.
Die Filmproduzentin Laura Bickford war 1989 in England auf eine BBC-Miniserie mit dem Titel "Traffic"
gestoßen und hatte sich die Rechte für eine Kinofilmversion gesichert. Steven Soderbergh, den sie als
Regisseur wählte, übernahm unter dem Pseudonym Peter Andrews auch die Kameraarbeit.
Soderbergh wählte einen kühlen, emotionslosen und quasidokumentarischen Stil, den er allerdings
durch die Verwendung von Farbfiltern, um die einzelnen Episoden-Stränge voneinander abzugrenzen,
ein wenig unterläuft. In Washington D. C., holte er fünf Senatoren, zwei Kongressabgeordnete, den
ehemaligen Gouverneur von Massachusetts, einen ehemaligen US-Botschafter und einige
Journalisten vor die Kamera und hielt ihre gegenüber der Filmfigur Robert Wakefield abgegebenen
Statements fest. Die spanischsprachigen Dialoge lässt er nicht synchronisieren, sondern nur auf
Untertiteln übersetzen. Da er fast ausschließlich mit der Handkamera drehte, entsteht bei den
Zuschauern der Eindruck, Zeugen des Geschehens zu sein. Das durch die Verwendung der
Handkamera vermittelte Gefühl des Ausgeliefertseins wird durch den hektischen Wechsel zwischen
den Schauplätzen und den Handlungssträngen verstärkt. Erzählt werden insgesamt drei Geschichten,
die sich teilweise berühren und überschneiden. Damit veranschaulicht Steven Soderbergh die
Komplexität des Drogenproblems. Er springt zwischen Täter- und Opferblickwinkeln und zeigt dabei
die menschlichen Dramen auf. So gelingt ihm das Kunststück, eine komplexe gesellschaftspolitische
Thematik zu einem ebenso intelligenten wie spannenden Meisterwerk zu verdichten: Ein perfekter
Spagat zwischen Hollywood und Arthouse.
Soderbergh konkurrierte mit „Traffic“ und „Erin Brockovich“ bei der Oscarverleihung 2001 in den
Kategorien Bester Film und Beste Regie mit sich selbst. In der Kategorie Beste Regie war dies bis
dato nur dem „Casablanca“-Regisseur Michael Curtiz gelungen, der bei der Oscarverleihung 1939 mit
den Filmen „Angels with Dirty Faces“ („Chicago - Engel mit schmutzigen Gesichtern“) und „Four
Daughters“ („Vater dirigiert“) antrat. Den Oscar 1939 allerdings gewann Frank Capra mit dem Film
„You can´t take it with you“ („Lebenskünstler“).