Das, was uns nährt … GOTTesdienst am 10. März 2013 I

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Das, was uns nährt … GOTTesdienst am 10. März 2013 I
Das, was uns nährt …
GOTTesdienst am 10. März 2013
I
Früher – da haben sie noch das Brot gesegnet. Einige von uns wissen
noch davon, haben es selber gesehen, ja – vielleicht sogar selbst getan.
Frauen waren es zumeist – zuweilen auch der Hausvater. Sie nahmen
das Brot, den kostbaren, duftenden, selbst gebackenen Leib, mit der
einen Hand hielten sie es, drückten es (so wie ein eigenes Kind) liebevoll
an den Körper, nahmen so Kontakt auf – leiblich und sinnlich – um mit
der anderen Hand ein Kreuzzeichen auf das Brot zu legen, mit dem
Daumen auf das Brot (oder auch mit einem kleinen Messer )
„GOTT segne unser Brot!“ so wussten sie es, so hatten sie es von ihren
Müttern und Vätern übernommen. In jenem Wissen aber war ihnen auch
bewusst, wie sehr dieses Brot nicht nur das Ergebnis ihrer Hände Arbeit,
sondern eben auch vor allem ein Geschenk, eine Gabe GOTTes war. Es
war GOTTes Wille – davon waren sie tief in ihrem Inneren überzeugt –
dass sie leben sollten. Brot war Leben. Kein Leben ohne Brot. Und wenn
es nur eine Kruste war.
„GOTT segne unser Leben!“ so hätten sie es genauso sagen können.
Und sie sagten es auch. Wer Brot hatte – überlebte. Wo es an Brot
mangelte, drohte der (Hunger)Tod. Da werden bei den Älteren
Erinnerungen an den letzten Krieg und die Hungerzeit wach. Ein Stück
Brot war ‚Gold wert‘ (im wahrsten Sinn des Wortes). Noch heute fällt es
Ihnen schwer, ein Stück Brot einfach wegzuwerfen.
1
II
„Hast Du Hunger?“ Wer so fragt, bekommt oft nur die eine Antwort:
„Nein, ich bin satt!“ (und in den wenigsten Fällen folgt dann noch ein
„Danke, dass Du gefragt hast!“). Wer gibt schon so ohne weiteres zu,
dass er Hunger hat. das schickt sich nicht. Da gäbe man/frau sich eine
Blöße. Nur wenige Kinder outen sich, wenn sie morgens hungrig in die
Schule gehen – nicht weil sie das Butterbrot zu Hause vergessen haben,
sondern weil es aus Sparsamkeitsgründen einfach keines gibt. In
Würzburg gibt es zum Beispiel eine spezielle Kindertafel, die bedürftige
Kinder morgens mit dem Nötigsten versorgt. In Deutschland lebt
inzwischen fast jedes siebte Kind an der Armutsgrenze – und die Zahl
steigt.
„Hast Du Hunger?“ „Nein - frag mich doch nicht!“ Diesmal kommt die
Antwort von einem jungen Mann in Markenjeans und Designerjacke. Er
schaut traurig. Das merkt man ihm an. Oder auch – durch einen
hindurch. Und trotzdem sagt er nichts – vielmehr, er sagt: „Nein!“ Und
man merkt ihm doch an, wie sehr es ihm mangelt. Man spürt es
regelrecht – fast körperlich. „Nein!“ Was stimmt da nicht? Warum sagt er
‚Nein‘, wenn ihm doch der Hunger augenscheinlich quälend die Luft zum
Atmen nimmt?
III
Wonach – wonach hungert ihn? Warum kriegt man diese (oder keine)
Antwort? Was ist da los? Alles scheint ja zu stimmen: Einkommen
Berufschancen, Bildung, Familie, Freundeskreis … selbst das Outfit.
Aber dann … dieser Blick, diese innere Leere, die nach Traurigkeit
riecht, nach Nähe ruft und Orientierung braucht. „Nein – Hilfe brauche
ich nicht! Hunger hab‘ ich nicht! Alles ist gut! Lass mich in Ruhe! Frag
mich nicht … denn wenn Du fragen würdest, würde die Fassade
bröckeln und meine äußere Abgeklärtheit würde zusammenstürzen wie
ein Kartenhaus.“
Stopp! Ist das wirklich so? Oder male ich hier als Prediger nur ein
‚scheinbares Bild‘, das in mein Predigtkonzept passt, aber mit der
Wirklichkeit wenig zu tun hat? Ich frage mich das ernsthaft, denn Predigt
will (soll) ja authentisch sein..Doch – ich kenne es ja selbst, ich kenne
diesen Hunger selber so sehr gut. Außen stimmt alles – und – innen
wütet der Hunger … der Hunger nach Leben, nach Sinn, nach Liebe,
nach Erfüllung, nach Nähe, nach Orientierung, nach Glaube, nach …
GOTT. Denn – was ist GOTT anderes als Leben, Sinn, Liebe, Erfüllung,
Nähe, Orientierung, als Glaube?
Und diesen Hunger – diesen tiefen, elementaren und natürlich echten
Hunger erfahre ich in vielen Begegnungen der Seelsorge, der Begleitung
und meiner Arbeit. Nach außen sind wir satt – nach innen bleiben wir
hungrig.
2
IV
Christus spricht
Amen, amen – ich sage euch:
Wer glaubt, hat ewiges Leben.
ICH bin das Brot des Lebens.
Eure Vorfahren aßen in der Wüste das Manna.
Sie sind gestorben.
Hier aber ist das wahre Brot,
das aus dem Himmel herabkommt:
Wer von diesem Brot isst, wird nicht sterben.
Christus spricht
Ich bin das lebendige Brot,
das aus dem Himmel herabkommt.
Alle, die von diesem Brot essen, werden ewig leben.
(Predigttext Joh 6,47-51a)
V
Brotsorten gibt es viele. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Scheinbar
(wieder nur scheinbar) ist der Überfluss. Mehr als zwanzig verschiedene
Brotsorten geben einem das Gefühl der Fülle. Wobei – bei der fast
flächendeckenden Versorgung durch die Bäckereiketten ein echtes gut
schmeckendes Brot schon selten zu finden ist. Die meisten schmecken
alle gleich. Und Billigbäckereien tun das ihre noch dazu.
Aber – ist der Geschmack nun das (einzig) Entscheidende? Sicherlich –
er ist oft entscheidend bei unserer Wahl (wobei diese schon dadurch
erschwert wird, dass die scheinbar äußere Vielfalt des Angebotes einer
echten Geschmacksvielfalt oft nicht entspricht – schon da bleibt etwas
unbefriedigt). Nicht der Geschmack ist das Wesentliche, sondern die
Tatsache, wie sehr mich das Brot wirklich nährt. Das ist es. Darum geht
es. Ein schönes süßes Brötchen mit leuchtend-verlockender Oberfläche
mag gut schmecken … und nach zwei Stunden habe ich wieder Hunger.
Es nährt einfach nicht. Wer jemals längere Zeit in Holland, England,
Schweden – oder gar in den USA war, weiß wovon ich rede. Selbst der
Name „Mother’s pride“ hilft da nicht weiter.
Brot muss nähren – sonst ist es nur schön – aber nicht gut.
Brot muss nähren, weil Menschen Hunger haben – echten Hunger.
„Mother’s pride“ und die schönen süßen Brötchen reichen da einfach
nicht aus. Schwarzbrot muss her.
3
VI
Johannes, der Evangelist hat die Aussagen Jesu, in denen er das ‚Brot‘
als Metapher und Bild für GOTTes nährende Lebenskraft gebraucht hat
in der berühmten ‚Brotrede‘ zusammengefasst. Natürlich denkt er – wie
alle Evangelisten – in diesem Zusammenhang auch an das Abendmahl,
in dem der ‚Leib Jesu‘ mit dem ‚Brot des Lebens‘ verglichen wird. Aber
Jesu Rede vom Brot „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,48) ist noch viel
fundamentaler, grundsätzlicher und (im Grunde genommen) einfacher zu
lesen.
Es geht ihm wirklich um Hunger und Sättigung – um ein elementares
Bedürfnis des Menschen. Es ist der Hunger nach Leben, Sinn, Liebe,
Erfüllung, Nähe, Orientierung, Glaube – der Hunger nach GOTT, um den
es ihm geht. Darum ist er ‚da‘. Darum ist GOTT auf die Welt gekommen,
als ein „Ja – ohne jedes Nein!“ (wie wir es in der Abendmahlsliturgie
beten). Darum ist das Wort GOTTes Fleisch geworden (Joh 1,14), das Wort,
das von Anbeginn aller Zeiten da war und bis zum Ende aller Zeiten
bleiben wird. Das Wort GOTTes, das Mose am brennenden Dornbusch
hörte: „Du sollst leben, denn ich bin ‚da‘ bei Dir, als der, der ich bin!“
(Exodus 3,14)
Das Wort GOTTes, das Christus den Seinen mit auf den Weg
gab: „Ihr sollt leben, denn ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt
Ende“ (Mt. 28,20)
VII
Menschen hungern nach Sinn – nach Liebe, Erfüllung, Nähe … Heilung.
Nach außen hin scheinen sie alles zu haben, was sie brauchen. Von
dem, was innen ist – ihrem Mangel, ihrem Hunger - reden sie nicht.
Jesus Christus sagt: „Ich bin das lebendige Brot. Alle, die von diesem
Brot essen, werden leben!“ (Joh 6,51a)
Wie passt das zusammen – passt das zusammen?
Kann Christus – kann unser Vertrauen auf ihn und GOTTes Gnade, kann
der Glaube unseren Hunger stillen? Und wenn ‚JA!‘ … wie?
VIII
Ich kann (und will) da wieder nur von mir reden, wie ich es erfahren und
vielleicht auch wie andere es mit mir erleben. Mein Glaube ist kein
Glaube an Worte, an Sätze, an (wie auch immer geartete) Richtigkeiten.
Mein Glaube ist (an sich) also nicht theologisch. Das ist eine
Wissenschaft, die ich gelernt habe und beherrsche, mein Handwerkzeug
für Predigt, Seelsorge und Gemeindeleitung.
Mein Glaube aber, der mich nährt und mir meinen Hunger nach Leben,
Sinn, Liebe, Erfüllung, Nähe, Orientierung,– meinen Hunger nach GOTT
– stillt, ist ein Ur-VERTRAUEN auf dem Grund meiner Seele, „dass mich
nichts und niemand trennen kann von der Liebe GOTTes, die in Jesus
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Christus ist – meinem Bruder“ (Röm 8,39) Dieses Vertrauen ist wie ein
Brunnen, eine Quelle lebendigen Wassers (Joh 7,38; Off 22,1), die immer
wieder neu zu fließen beginnt – gerade auch nach Durststrecken und
dunklen Tälern.
Dies Ur-VERTRAUEN nährt mich in meinem Hunger. Ich kann mich
verlassen – ganz und gar: GOTT ist ‚da‘, auch wenn alles dagegen zu
sprechen scheint. Ich kann meine Sorgen – meine Zweifel, mein
Denken, meine ganze Lebensanstrengung (los)lassen und weiß (nicht
intellektuell, aber empathisch, leiblich ‚ganz und gar‘: Ich bin nicht allein
auf mich gestellt. GOTT ist ‚da‘ und hält seine segnende Hand über mir –
GOTT ist ‚da‘, tief in mir – ein UR-Grund. Dies habe ich immer wieder
selber erfahren. Dies erfahren andere Menschen wie ich und mit mir
zusammen. Mit diesem GOTT(vertrauen) – das ist mein Glaube – kann
ich über Mauern springen (Ps 18,30)
IX
Menschen hungern nach Sinn – heute mehr denn je. Und die Fassade
hält oft nicht, was sie verspricht. Jugendlichen geht das so,
Erwachsenen wie auch den Alten. Und die Kinder wachsen oft in einem
sinnund
orientierungsfreien,
dafür
aber
konsumund
leistungsorientierten Umfeld auf. Ihnen zu sagen – und es auch tatkräftig
zu zeigen – dass sie Vertrauen haben sollen (und dürfen) in den GOTT,
der ‚da‘ ist – sichtbar in der Eucharistie, erfahrbar im Zusammensein
seiner Gemeinde, erlebbar im Miteinander gerade auch in kritischen
Situationen, erkennbar an den freien, leuchtenden und wachen
Angesichten seiner großen und kleinen Kinder, fühlbar in der Liebe und
Zärtlichkeit, die wir einander geben können, verlässlich in konkreter
Solidarität und geheimnisvoll … ein Wunder des Lebens: das ist unsere
Aufgabe (als Kirche, als Gemeinde, als Familie und als Freundeskreis)
Dann werden sie auf die Frage „Hast Du Hunger?“ antworten können „Ja
– ich habe Hunger und ich weiß, wo ich ihn stillen kann. Das macht mich
zuversichtlich und lebensfroh.“
Und wenn das zu viel an Worten sein sollte, dann mögen sie einfach
„Ja!“ sagen, aber mit geöffnetem Blick. Und dann wird es Menschen
geben, die auf sie zugehen, sie in den Arm nehmen – wie die Mutter
(oder der Vater) den Leib Brot und diese werden sie dann – im wahrsten
Sinn des Wortes – mit ihrer Nähe segnen.
Christus spricht
Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabkommt.
Alle, die von diesem Brot essen, werden ewig leben. (Joh 6,47)
Amen
Pfarrer Andreas Pasquay
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Schuldbekenntnis/Confiteor:
HUNGER
nach Leben
nach Liebe
nach Freiheit
HUNGER
nach DIR - GOTT
Ich spüre Hunger
SehnsuchtsHUNGER,
auch wenn ich noch so satt bin
wohl situiert in den Strukturen des Lebens
DIR kann ich es sagen
DU verstehst mich
Gott, erbarme dich.
Kyrie eleison
Gnadenzusage/Sündenvergebung:
Gott hat sich unser erbarmt:
GOTT bleibt uns immer zugewandt
wenn wir unsern Weg ‚über die Abgründe des Lebens antreten,
wenn wir in uns schauen – auf unser Tun und Lassen,
wenn wir uns vergewissern, wie es um die Beziehungen
‚zwischen uns Menschen’ bestellt ist.
GOTT bleibt uns immer zugewandt
Christus spricht:
„Ich bin bei Euch – alle Tage – bis an der Welt Ende!“ (Mt 28)
Gebet des Tages
CHRISTUS –
DU kennst meinen Hunger nach Leben
DU teilst ihn mit mir
Auch darin fühle ich mich mit DIR verbunden
Ich vertraue Dir
und traue es DIR zu
meinen Hunger nach Leben zu stillen
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Brotsegen
Es segne uns der Vater,
der uns unser täglich Brot gibt.
Es segne uns der Sohn,
der uns gelehrt hat, um unser Brot zu bitten.
Es segne uns der Heilige Geist,
der unsere Seele nährt.
Amen
Frank Greubel aus:
Und überhaupt: Gebete. Gebete, Texte und Gedanken,
Katholische Landvolkbewegung Würzburg
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