Heft 21 - Heteropteron

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Heft 21 - Heteropteron
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
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HETEROPTERON
Mitteilungsblatt der
Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen
Heft Nr. 21 - Köln, Dezember 2005 ISSN 1432-3761
INHALT
Einleitende Bemerkungen des Herausgebers ......................................................................................................... 1
Einladung: International Heteropterist's Society: Third Quadrennial Meeting Wageningen ................................. 2
Einladung zum Heteropterologentreffen 2006 in Wien / Österreich ...................................................................... 3
Teilnehmer der 31. TAGUNG auf TEXEL 2005 ................................................................................................. 4
VOIGT, KLAUS: 31. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“
auf der Insel Texel / Niederlande ............................................................................................................... 5
VOIGT, KLAUS: Baden-Württembergisches Wanzologen-Treffen im nördlichen Schwarzwald ............................ 8
AUKEMA, BEREND: Die Wanzen von Texel / Heteropterenfunde auf Texel 2005.................................................. 9
STRAUSS, GERHARD: Digitale Wanzenbilder als Ergänzung zu WAGNERs und STICHELs
Bestimmungswerken ................................................................................................................................ 13
HOFFMANN, HANS-JÜRGEN & SCHÄFER, PETER: 3. Wanzenkurs am Heiligen Meer bei Münster ....................... 16
KALLENBORN, H.G.: Was wissen wir über die Uradenien (ventralen Abdominaldrüsen) der Wanzen? .............. 17
ARNOLD, KURT: Einige für die Fauna Sachsens neue Heteropteren-Arten .......................................................... 21
ARNOLD, KURT: Interessante Heteropteren-Funde aus der Umgebung von Grünheide, sowie einigen
anderen Fundorten in der Mark Brandenburg ........................................................................................... 23
HOFFMANN, HANS-JÜRGEN: Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) nun auch im Norden Frankreichs,
und im SW Deutschlands ......................................................................................................................... 25
Kleinere Fundmeldungen
KOTT, PETER: Wanzen (Heteroptera) in NRW: drei Neufunde und ein Wiederfund ........................................... 28
WERNER, DIETRICH J.: Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) in Köln und
in Deutschland (Heteroptera, Pentatomidae) .......................................................................................... 29
Änderungen zum Adressenverzeichnis Mitteleuropäischer Heteropterologen ..................................................... 31
Wanzenliteratur: Neuerscheinungen .................................................................................................................... 32
HOFFMANN, HANS-JÜRGEN: Gedichtete Wanzen - Heteropterologische Kuriosa 8 ............................................. 33
[Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines zum Herausgeber s.
www.uni-koeln.de/math-nat-fak/zoologie/sieoek]
Einleitende Bemerkungen des Herausgebers
Auch das 31. Treffen der ARBEITSGRUPPE MITTELEUROPÄISCHER HETEROPTEROLOGEN auf
Texel verlief wieder sehr harmonisch und erfolgreich. Über die dort gehaltenen Referate wird im
vorliegenden Heft denen, die nicht teilnehmen konnten, kurz berichtet. Daneben finden sich auf den
folgenden Seiten wieder einige kleinere und größere faunistische Beiträge.
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Besonders sei auf die Einladung von W. RABITSCH zum 32. Treffen der ARBEITSGRUPPE
MITTELEUROPÄISCHER HETEROPTEROLOGEN in Wien 2006 hingewiesen. Auch die Einladung zum
Internationalen Heteropterologen-Treffen sollte beachtet werden.
Schließlich findet sich als Füllsel auf den letzten Seiten wieder etwas Kurioses in Form von
„Wanzen in der Dichtung“.
Hingewiesen sei auch noch eigens auf das Erscheinen des nächsten Bandes der FAUNE DE
FRANCE: DERJANSCHI, V. & PÉRICART, J. (2005): Hémiptères Pentatomoidea EuroMéditerranéens, Vol. 1 (s. S. 31).
Die Liste der Wanzen - entsprechend der ENTOMOFAUNA GERMANICA – ist weiterhin
aus dem Internet als *.doc-Datei herunterladbar auf der home-page des Autors unter
www.uni-koeln.de/math-nat-fak/zoologie/sieoek
Zum Schluß sei allen „Freunden der Wanzen“ alles Gute, exzellente Gesundheit und viel Zeit für
erfolgreiche heteropterologische Aktivitäten im Jahr 2006 gewünscht.
H.J. Hoffmann
Einladung:
International Heteropterist's Society
Third Quadrennial Meeting Wageningen, 18-21 July 2006
The Third Quadrennial Meeting of the International Heteropterist's Society will be held from
18-21 July 2006 (arrival on the 17th, departure on the 22nd) at the Wageningen International Hotel
and Congress Centre (WICC), Lawickse Allee 9, 6701 AN Wageningen. The WICC offers both
excellent congress facilities and hotel accommodation.
Rooms can be booked directly on the website, which offers all necessary information:
www.wicc.nl. Please indicate IHS as reference with your booking! Bookings should be made before
May 1, 2006. In the week of our meeting there is also a large 4 day walk event in Nijmegen and it
may be very difficult to find accommodation elsewhere in Wageningen or surroundings!
The congress fee will be 150 Euro for participants, including lunches, coffee and tea.
A collecting trip, congress dinner and partner programme will be organised (not included in
the congress fee).
It will be possible to visit the Heteroptera collections in Amsterdam (Zoölogisch Museum),
Leiden (Nationaal Natuurhistorisch Museum Naturalis) and Wageningen (Wageningen Universiteit:
collectie R.H. COBBEN).
Abstracts of lectures and posters should be submitted before June 1, 2006.
For further information, please contact me!
Berend Aukema, Kortenburg 31, NL-6871 ND RENKUM, The Netherlands
Tel.: + 31 317 312557 e-mail: [email protected]
Anmeldeformular im Internet:
http://entomology.si.edu/IHS/2006MeetingForm.html
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Einladung zum Heteropterologentreffen 2006 in Wien / Österreich
Das 32. Treffen der "ARBEITSGRUPPE MITTELEUROPÄISCHER HETEROPTEROLOGEN" wird vom
1.-3.(4.) September 2006 am Naturhistorischen Museum Wien/Österreich stattfinden.
Als gemeinsame Unterkunft sind Zimmer im Hotel KUGEL, Siebensterngasse 43 vorreserviert.
Buchungen
sind
ab
sofort
direkt
beim
Hotel
unter
dem
Kennwort:
"32. Wanzentreffen" möglich und sollten bis Ende März erfolgen. Die Übernachtungskosten
betragen je nach Ausstattung ca. EUR 45,- pro Person und Nacht inkl. Buffetfrühstück.
Kontakt: Hotel KUGEL, Siebensterngasse 43 - Neubaugasse 46, A-1070 Wien, Österreich.
Tel: +43-1-523 33 55, Fax: +43-1-523 33 55-5
E-Mail: [email protected], http://www.hotelkugel.at
Vorläufiges Programm
Freitag, 01.09.2006
13:00-17:00 Exkursion in den Wienerwald (fakultativ)
Alternativ: Möglichkeit zum Arbeiten in der Hemipteren-Sammlung
18:30-19:30 Öffentlicher Vortrag am Naturhistorischen Museum
20:00
gemeinsames Abendessen
Samstag, 02.09.2006
09:00-12:00 Vorträge
12:00-14:00 Mittagessen (auf Einladung des NHMW)
14:00-16:00 Vorträge
16:00
Führung durch die Schausammlung des NHMW
ca. ab 19:00 Heuriger auf Einladung der Stadt Wien
Sonntag, 03.09.2006
08:00-20:00 Exkursion in die Hundsheimer Berge (Leitung: W. WAITZBAUER)
Gemeinsame Busfahrt von und nach Wien (Unkostenbeitrag: ca. 15,- Euro)
Mittagsverpflegung auf Einladung der ÖGEF
Montag, 04.09.2006 (fakultativ)
08:00-20:00 Exkursion in den Seewinkel und in das Leithagebirge
Gemeinsame Busfahrt von und nach Wien (Unkostenbeirtag: ca. 15,- Euro)
Mittags Einkehrmöglichkeit
Für die Organisation der Exkursionen (Busmiete!) ist eine verbindliche Anmeldung unbedingt
erforderlich!
Anmeldungen zur Tagung und zu Exkursion(en) bitte ab sofort (spätestens bis 31. März 2006) an
WOLFGANG RABITSCH ([email protected]).
Vortragsanmeldungen werden ebenfalls ab sofort gerne entgegengenommen.
Dr. WOLFGANG RABITSCH, Österreichische Gesellschaft für Entomofaunistik (ÖGEF),
c/o Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, 1014 Wien
und Dept. Evolutionsbiologie der Univ. Wien, Althanstraße 14, A-1090 WIEN, Österreich;
e-mail: [email protected], Tel.: +0650-6654313.
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Abb. 1: Die Teilnehmer des 31. Treffens der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ auf der
Insel Texel / Niederlande (Foto: H.J. HOFFMANN)
Teilnehmer des 31. Treffens auf Texel 2005
AUKEMA, DR. BEREND & DAVIDS, GEERTE
KOTHE, TANJA
BORNHOLDT, DR. GÜNTHER & ROSWITHA
LIEBENOW, KLAUS & GERDA
BRUERS, JOST & VISKENS, GABY
NAWRATIL, JOSEF
BÜTTNER, REINER
RABITSCH, DR. WOLFGANG
DOROW, DR. WOLFGANG & SUSANNE
RIEGER, DR. CHRISTIAN & UTE
GRUSCHWITZ, WOLFGANG
STRAUSS, GERHARD
GÖRICKE, PETER
VOGEL, DORIS & MICHAEL MÜNCH
HEISS, PROF. DR. ERNST & INGRID
VOIGT, KLAUS
HOFFMANN, DR. HANS-JÜRGEN & RENATE
ZIMMERMANN, Dr. GERHARD
KALLENBORN, DR. HELMUT & ULI
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31. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“
auf der Insel Texel / Niederlande
KLAUS VOIGT
Zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte der „Arbeitsgruppe“ kamen die
mitteleuropäischen Heteropterologen zu ihrer Jahrestagung in den Niederlanden zusammen. Vom
26.-28. August 2005 trafen sie sich auf Texel, der westlichsten und größten Westfriesischen Insel.
BEREND AUKEMA hatte zu dem Treffen eingeladen und es vorzüglich organisiert. Über 20
Heteropterologen waren trotz der weiten Anreise seinem Ruf gefolgt. Sie und ihre Partnerinnen
erlebten auf der Insel Texel ein wunderschönes, sonniges Wochenende, das einige Teilnehmer gerne
noch verlängerten.
Wie gewohnt gab es am Freitagabend, dem Begrüßungsabend, gespannte Gesichter, wer
kommen und wer erstmals zur AG hinzustoßen würde. War doch ein Motiv für die Wahl des
Austragungsortes auch die Hoffnung gewesen, dass die niederländischen Heteropterologen
Anschluß an die AG fänden. Immerhin drei neue Gesichter tauchten auf: GABY VISKENS, JOS
BRUERS und PETER GÖRICKE. (2 aus Belgien, 1 anhaltinischer Sachse). Doch die niederländischen
Kollegen blieben aus unerfindlichen Gründen leider fern. Es gab viel zu berichten und zu erzählen
von interessanten Sammelgebieten, von regionalen Neufunden, von Beobachtungen zur Biologie
und Verbreitung spezieller Arten, aber auch von persönlichen Ereignissen seit den letzten
Begegnungen.
Am Samstagmorgen begrüßte BEREND AUKEMA nochmals alle Angereisten und führte kurz in
das Tagungsprogramm ein.
Im ersten Vortrag sprach GERHARD STRAUSS / Biberach über digitale Wanzenbilder.
Details s. S. 13 in diesem Heft. Eine Auswahl davon wurde beispielhaft vorgestellt. Der Vortrag
fand begeisterte Zustimmung und Ermunterung fortzufahren. Zusatzfragen zum Einbettungsmittel
für Genitalien und über den Erwerb der CD beantwortete der Referent ausführlich.
Anschließend sprach HELMUT KALLENBORN / Saarbrücken über ventrale Abdominaldrüsen
bei Coreoidea und Lygaeidae. Details s. S. 17 in diesem Heft. G. KALLENBORN verstand es, den
äußerst schwierigen Komplex anschaulich darzustellen und in dreidimensionaler Simulation zu
verdeutlichen. Durch die schwierige technische Aufbereitung des Materials (Elektronenmikroskop),
bleibt die weitere Erforschung des Problems weiterhin den Universitätsinstituten vorbehalten. Mit
ihrem Beifall und Zusatzfragen zeigten die Zuhörer ihre Anerkennung und Lob für die Erläuterung
dieser schwierigen Materie.
KLAUS VOIGT / Ettlingen stellte die paläarktischen und afrikanischen Arten der Gattung
Physopelta (Largidae) vor. Die Gattung Physopelta ist vorwiegend in der Orientalischen Region
(mit 14 Arten) verbreitet. Sechs Arten erreichen auch die Paläarktis. Physopelta parviceps BLÖTE ist
bisher nur aus Japan und Korea nachgewiesen, die anderen Arten Ph. cincticollis STÅL, Ph. gutta
gutta (BURMEISTER), Ph. quadriguttata BERGROTH, Ph. slanbuschii (FABRICIUS) und Ph. robusta
STÅL haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in der Orientalischen Region und strahlen nach China,
Taiwan, einige bis Korea und zu den Ryukyu-Inseln, also in die SE-Paläarktis, aus. – Aus Afrika
sind fünf Arten der Gattung bekannt geworden, wovon zwei (Ph. madecassa VILLIERS und Ph.
rufialata CACHAN) madegassische Endemiten sind, die anderen drei Arten (Ph. analis (SIGNORET),
Ph. festiva (FABRICIUS), Ph. melanoptera (DISTANT) haben eine afrotropische Verbreitung, die sich
von Westafrika und Zentralafrika bis nach Ostafrika erstreckt. Alle genannten Arten wurden im Bild
vorgestellt und ihre Verbreitung in Karten verdeutlicht. Das heutige Verbreitungsbild der Gattung
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Physopelta lässt auf einen Ursprung im Gondwana-Kontinent schließen. – Die monographische
Darstellung und die POWERPOINT-Zusammenschau der Gattung Physopelta fand einen guten
Anklang. Die Bitte um Hilfen zur Bestimmung der Arten wurde ausgesprochen und Fragen zur
Lebensweise gestellt.
Anschließend stellt Herr E. VAN DEN SPEK / Texel die Vielfalt der Biotope und die Arbeit
des Naturschutzes auf der Insel Texel vor. Mit Lichtbildern erstattete er einen umfassenden und
ausführlichen Bericht über die Naturgeschichte der Insel. Texel, die größte der Westfriesischen
Inseln, ist 155 km2 groß, hat sieben Dörfer mit etwa 14.000 Einwohnern. Die Länge beträgt ca. 24
km, die Breite rund 10 km. 336 Vogelarten können auf der Insel beobachtet werden und 1.358
Pflanzenarten wurden gefunden. Größere wildlebende Säuger gibt es keine, außer den Haus- und
Nutztieren. Rund 800.000 Besucher kommen jährlich auf die Insel zur Erholung und zum Studium
der Natur. - Die historische und gegenwärtige Situation einzelner Bereiche und spezieller Biotope
der Insel wurde anschaulich vorgestellt. Die Dünen, die bis 2.000 Jahre alt sind, haben heute den
Status eines Naturparks und stehen der Bevölkerung zur schonenden Nutzung zur Verfügung.
Naturschutzbeauftragte wachen darüber. Manche Naturschutzgebiete stehen unter strengem Schutz,
vor allem der Vögel (Löffler, Limikolen u.a.) wegen. Ein besonderes Biotop stellen die „Texeler
Zäune“ dar, die aus Mangel an Holz und Steinen aus Grassoden errichtet wurden. Die Inselwälder
wurden erst vor etwa 100 Jahren angepflanzt, um den dringenden Holzbedarf zu decken.
Heidegebiete, die früher in Wiesen und Weiden umgewandelt worden waren, werden heute wieder
renaturiert. Herr VAN DEN SPEK stellte auch eindrücklich den ständigen Kampf gegen die Nordsee
dar, die in den letzten 300 Jahren ca. zehn Kilometer Land im Westen verschlungen hat. Zum
Schluss äußerte er die Bitte, dass unsere Fänge dokumentiert werden, damit die Naturschutzbehörde
weiteres Grundlagenmaterial für ihre Arbeit erhalte. Mit reichhaltigem Applaus dankten die
Teilnehmer dem Referenten für seinen informativen Vortrag.
Den Abschluss des Vormittagsprogrammes bildete der Vortrag von BEREND AUKEMA /
Wageningen, der die Heteropterenfauna von Texel und den Westfriesischen Inseln vorstellte.
Details s. S. 9 in diesem Heft. Nach dieser spannenden Einführung waren alle Teilnehmer auf die
nachmittäglichen Exkursionen bestens eingestimmt und voller Erwartung, welche Seltenheiten sie
erbeuten würden. Mit gutem Kartenmaterial und Tipps zu lohnenden Fundplätzen wurde ein jeder
versorgt.
Die Exkursionen führten in folgende Gebiete:
1. De Slufter (53.10°N – 4.00°E): Salzvegetation zwischen flachen Tümpeln und Prielen.
Dazwischen konnte Chiloxanthus pilosus und Salda litoralis, und im angrenzenden
Dünengürtel Rhopalus spec., Chorosoma schillingii, Acalypta spec. gefunden werden.
2. De Mokbaai (53.00°N – 4.00°E): Meeresufer mit Binsen, Schilf und Röhricht. Hier fand
man mit etwas Glück Nabis lineatus, Agramma spec. und Teratocoris spec.
3. De Koog: ’t Mientje (53.00°N – 4.00°E): Heidegebiet, mit Wald umstanden. Dort gab es
Coranus subapterus, Orius horvathi, Peritrechus nubilus u.a.
Da fortwährend ein relativ starker Wind blies, brachte der Käscherfang wenig Erfolg. Doch
die Suche am Boden führte zu manchem interessanten Fund, besonders wenn es gelang, ein relativ
windstilles Plätzchen zu ergattern. Ein kurzer Regenschauer beendete am frühen Abend die
Bodensuche. Doch am Wasser konnte man weiterhin fündig werden.
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Die Partnerinnen, die nicht an den entomologischen Exkursionen teilnehmen wollten, lernten
auf einer Fahrt über die Insel, die GEERTJE DAVIDS organisiert und geleitet hat, zahlreiche
interessante Sehenswürdigkeiten (Museen, Bauernhöfe, Dörfer und Gebäude) kennen. Sie kamen
am Abend hochbefriedigt von der interessanten Fahrt zurück und dankten GEERTJE herzlich für den
schönen und informativen Tag.
Vor dem Abendessen berichtete ERNST HEISS / Innsbruck anhand von Lichtbildern über seine
Reiseeindrücke von Neuguinea. Hierbei konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung
einen Blick in eine exotische und urtümliche Welt werfen. Menschen, die aus der Steinzeit kommen
und so leben, wurden in schönen Bildern und in ihrer Lebensweise vorgestellt. Der lebendige
Bericht von einer beeindruckenden Reise in eine vergehende Welt hinterließ tiefe Eindrücke.
Der Sonntagmorgen war Einzelfragen, dem Resümee, dem nächsten Treffen und der
Danksagung gewidmet. KLAUS VOIGT leitete die Aussprache. Folgende Punkte wurden kurz
angerissen:
a) Band 5 des Katalogs CPH erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2006.
b) Als nächster Band der Tierwelt Deutschlands (WACHMANN, MELBER, DECKERT) erscheint
im Frühjahr 2006 mit „Wanzen 1“.
c) Vom 17.-21. Juli 2006 findet in Wageningen /NL der Kongress der INTERNATIONALEN
HETEROPTERISTS SOCIETY statt. Einladungen und Hinweise im Internet und im
HETEROPTERON.
d) Artenlisten von Texel an BEREND AUKEMA erwünscht.
e) Vorschlag für eine Wanze als „Insekt des Jahres“ (H.J. HOFFMANN) [→ Graphosoma
lineatum]
f) Das nächste Treffen unserer AG findet von 1.-3. September 2006 in Wien statt. Betreuer:
WOLFGANG RABITSCH. Info und Einladung im HETEROPTERON.
g) Das übernächste Treffen (2007) findet evtl. in Müncheberg beim DEI statt.
h) Kurzfassungen der gehaltenen Vorträge werden an H.-J. HOFFMANN erbeten.
Zum Schluss dankte KLAUS VOIGT BEREND AUKEMA und GEERTJE DAVIDS für die
vorzügliche Organisation und die angenehme, stresslose Durchführung der Tagung auf Texel und
wünschte allen Teilnehmern noch eine erholsame Zeit, sowie eine gute Heimreise.
Anschrift des Autors:
Klaus Voigt, Forellenweg 4, D-76275 ETTLINGEN,
e-mail: [email protected]
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Baden-Württembergisches Wanzologen-Treffen
im nördlichen Schwarzwald
KLAUS VOIGT
Es ist schon eine kleine Tradition, dass die baden-württembergischen Wanzenforscher im
Frühsommer zu einer gemeinsamen Exkursion im Lande zusammenkommen. Dabei wird
abwechslungsweise jeweils einer der vier Landesteile/Regierungsbezirke besammelt. Das ganze dient der
allmählichen Erfassung und Ergänzung der Landesfauna. Die nordbadischen Kollegen S. RIETSCHEL und K.
VOIGT, die für die Ausrichtung des Treffens im Juli 2005 verantwortlich waren, hatten diesmal das Murgtal
im nördlichen Schwarzwald ausgesucht. Der Ort Weisenbach liegt zentral und weist in der Nähe eine
Vielzahl besonderer Biotope auf, den kalten Schwarzwaldfluss in 250 m Höhe, der sich durch das
keilförmige Schluchttal windet, an den Steilhängen feuchte und trockene Magerwiesen und prächtige
Nadelwälder, die sich bis zu den Höhenlagen und den Hochmoorgebieten Hohloh und Wildsee in fast 1.000
m erstrecken.
Bereits am Freitagabend erbrachte ein kurzer Spaziergang am Dorfrand eine Anzahl Tingis pilosa von
Galeopsis. Als alle Teilnehmer eingetroffen waren, konnte man eine erwartungsvolle Stimmung feststellen,
die durch die gute Unterbringung in einem preiswerten Hotel mit bürgerlicher Küche noch unterstützt
wurde. Informative Gespräche fanden statt, und Neuigkeiten wurden ausgetauscht. Am Samstagmorgen ging
es hinauf zu den Hochmoorgebieten des Hohloh und in die vom Tornado ‚LOTHAR’ vor Jahren gepflügten
Waldschneisen. Die Sonne brannte vom Himmel und gab den Wanzen eine große Beweglichkeit und
Flüchtigkeit. Von den Berg- und Moorkiefern wurde vereinzelt Gastrodes grossipes geklopft, von den
Farnen Monalocoris filicis gestreift, doch am Boden waren nur wenige Lygaeiden zu finden. Auch die
Suche nach Aradiden blieb leider erfolglos. Auf einem schattigen Waldweg wurde Aelia klugii gefangen. In
den vielen Blüten des Roten Fingerhuts saßen nur sehr vereinzelt Dicyphus pallicornis, an Stachys relativ
zahlreich Dicyphus pallidus. Von niederen Pflanzen entlang der Wege wurde Halticus apterus, Lopus
decolor, Nabis limbatus und Rhopalus parumpunctatus gestreift. Doch Nabis ericetorum konnte am
Heidekraut nur einmal gefunden werden. Auch nach Elasmucha ferrugata suchte man vergebens, obwohl es
Heidelbeersträucher und Heidelbeeren in großer Anzahl gab. Ein plötzlicher Gewitterregen beendete am
späten Nachmittag vorzeitig die Höhenexkursion.
Nachdem einige Teilnehmer am Vorabend zwischen dem Geröll der Murg Macrosaldula scotica
entdeckt hatten, begann der Sonntagmorgen mit der Suche nach ihr. Jeder konnte einige Saldiden erbeuten,
wenn es auch nicht immer M. scotica war. Anschließend fuhr die Karawane der acht Heteropterologen nach
Schönmünzach ins obere Murgtal. Dort bot das Tal der Schönmünz vielfältige Betätigungsmöglichkeiten an
Waldrändern mit Ahorn, Eichen, Fichten und Tannen, der Flussaue mit Birken und Erlen, auf Fettwiesen mit
kleinen Resttümpeln der Frühjahrsüberschwemmung, an Wegrändern mit Ginster, Himbeeren und
Brombeeren und auf Ödlandflächen. Notonecta glauca und N. obliqua, Gerris gibbifer, Sigara nigrolineata
wurden erbeutet. Stenotus binotatus, Capsodes gothicus, Leptopterna dolobrata, Stenodema calcarata,
Myrmus miriformis und mehr wurden gestreift. Mancher fand Myrmedobia coleoptrata und Xylocoris
cursitans beim Klopfen. Eine regelrechte Suche fing an, als R. HECKMANN plötzlich Oncotylus viridiflavus
gefangen hatte. Diese sehr seltene Wanze fehlte bisher fast in jeder Regionalsammlung. Darum war jeder
Teilnehmer froh, dass er ein oder zwei Stücke erbeuten konnte. Am Ufer der Schönmünz gab es Saldula
saltatoria und Gerris gibbifer, die auf Grund der Uferbeschaffenheit leicht zu erbeuten waren.
Frohgestimmt fuhren M. GOSSNER, CH. und H. GÜNTHER, R. HECKMANN, J. NAWRATIL, CH. und U.
RIEGER und G. STRAUSS am Nachmittag wieder nach Hause, nachdem sie S. RIETSCHEL und K. VOIGT für
die vorzügliche Organisation des Treffens herzlich gedankt hatten. Das nächste Treffen im Jahr 2006 in
Südbaden wird von R. HECKMANN vorbereitet werden.
Anschrift des Autors: Klaus Voigt, Forellenweg 4, D-76275 ETTLINGEN,
e-mail: [email protected]
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Die Wanzenfauna von Texel
BEREND AUKEMA
Texel gehört zu den Westfriesischen Inseln und ist mit 155 Quadratkilometern weitaus die
grösste dieser Inseln. Einzigartig im Vergleich mit den anderen Inseln sind vor allem der pleistozäne
Kern (“de Hoge Berg”) und die grossflächige Kulturlandschaft (Weiden und Äcker).
Die Wanzenfauna der Friesischen Inseln ist durch die Arbeiten von AUKEMA et al. (2004:
Westfriesische Inseln), BRÖRING (1991: Ostfriesische Inseln) und BRÖRING et al. (1993: Ost- und
Nordfriesische Inseln) relativ gut bekannt. Auf den Westfriesischen Inseln Texel, Vlieland,
Terschelling, Ameland, Schiermonnikoog, Rottumerplaat, Rottumeroog und Griend gibt es bisher
insgesamt Angaben für 351 Arten. Von den Ostfriesischen Inseln Borkum, Norderney, Langeoog,
Spiekeroog, Wangerooge und Mellum sind 292 Arten bekannt und von den Nordfriesischen Inseln
Pellworm, Norderoog, Hooge, Oland, Amrum, Föhr und Sylt 232 Arten. Insgesamt gibt es auf allen
Friesischen Inseln insgesamt 384 Arten, aber nur 187 davon gibt es auf allen drei Inselgruppen
(48,7%).
Auf Texel gibt es mit 279 Arten die meisten Arten (Tab. 1); 31 davon sind nicht von den
anderen Westfriesischen Inseln bekannt. Die Unterschiede in der Wanzenfauna zwischen den Inseln
sind durchaus groß: die meisten haben nicht mehr als 50-60% der Arten gemeinsam (Tab. 2). Für
die beiden am besten erforschten Inseln Texel und Terschelling gibt es nicht mehr als 70%
gemeinsame Arten. Auch die Unterschiede zwischen den Inselgruppen und der Unterschied zum
angrenzenden Festland sind relativ gross: die Westfriesischen Inseln haben 72,1% der Arten
gemeinsam mit den Ostfriesischen Inseln, 55,0% mit den Nordfriesischen Inseln und 68,8% mit
dem angrenzenden Festland. Die Erreichbarkeit der Insel für flugaktive Tiere spielt dabei wegen der
relativ kurzen Entfernung zwischen den Inseln und zwischen den Inseln und dem Festland
vermutlich keine Rolle (AUKEMA & WOUDSTRA 1989), aber die grosse Dynamik von Inselfaunen
und die geringe Sammelintensität auf den Inseln sind vermutlich die wichtigste Ursache für diese
Unterschiede.
Von den 34 in Holland vertretenen Familien gib es bisher auf Texel keine Dipsocoridae,
Cimicidae, Aradidae, Pyrrhocoridae, Stenocephalidae, Alydidae und Thyreocoridae (Tab. 2).
Zwei holländische Arten sind nur für die Westfriesischen Inseln nachgewiesen: Piesma
salsolae (BECKER) lebt monophag an Salsola kali in die Dünen der Slufter auf Texel und
Kleidocerys ericae (HORVATH) lebt an Calluna vulgaris in einigen kleinen Heidegebieten auf Texel
und Terschelling. In den letzten Jahren sind auch einige neu eingewanderte invasive Arten auf Texel
aufgetaucht: Sigara iactans JANSSON, Orius horvathi REUTER (an Pinus nigra), Metopoplax
ditomoides (A. COSTA), Emblethis denticollis HORVÁTH, Brachycarenus tigrinus (SCHILLING),
Stictopleurus abutilon (ROSSI), Sehirus morio (LINNAEUS) (an Amsinckia) und Eurygaster
testudinaria (GEOFFROY). Interessant sind auch die nördlichen und/oder halobionten Arten:
Hesperocorixa moesta (FIEBER), Sigara stagnalis (FIEBER), Chiloxanthus pilosus (FALLÉN),
Halosalda lateralis (FÁLLEN), Saldula pilosella (THOMSON), Salda littoralis (LINNAEUS),
Stenodema trispinosa REUTER, Trigonotylus psammaecolor REUTER, Fieberocapsus flaveolus
(REUTER), Orthotylus moncreaffi (DOUGLAS & SCOTT), Orthotylus rubidus (PUTON), Conostethus
griseus Douglas & Scott, Europiella decolor (UHLER) und Nabis lineatus DAHLBOM.
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Literatur
AUKEMA, B. & WOUDSTRA, J.H. (1989): Wantsen van de Nederlandse Waddeneilanden (Hemiptera: Heteroptera). Entomologische Berichten, Amsterdam 49, 121-132.
AUKEMA, B., BOS, F., HERMES, D. & ZEINSTRA, PH. (2004): Wantsen van de Nederlandse Waddeneilanden II
(Hemiptera: Heteroptera). - Nederlandse Faunistische Mededelingen 21, 79-122.
BRÖRING, U. (1991): Die Heteropterenfauna der Ostfriesischen Inseln. - Drosera Suppl. 1, 1-96.
BRÖRING, U., DAHMEN, R., HAESELER, V., VON LEMM, R., NIEDRINGHAUS, R. & SCHULTZ, W. (1993): Dokumentation
der Daten zur Flora und Fauna terrestrischer Systeme im Niedersächsischen Wattenmeer 2 (2), 1-207.
Tab. 1: Die Wanzen der Westfriesischen Inseln.
n: Artenzahl; x: Anzahl bemerkenswerter Arten
2
Insel
km
Texel
Terschelling
Ameland
Schiermonnikoog
Vlieland
Rottumeroog
Griend
Rottumerplaat
155
90
59
39
34
6
<5
<5
n
x
279
272
178
164
175
26
12
-
31
20
6
5
2
-
Tab. 2: Unterschiede zwischen den Westfriesischen Inseln: % gemeinsamer Arten,
VL: Vlieland, TS: Terschelling, AM: Ameland, SG: Schiermonnikoog
Texel
Vlieland
Terschelling
Ameland
VL
TS
AM
SG
53,7
70,0
58,0
55,4
55,3
57,7
49,2
56,0
53,5
58,8
Tab. 3: In Holland vertretene Wanzenfamilien und Artenzahl auf Texel
Ceratocombidae
Dipsocoridae
(fehlend)
Nepidae
Corixidae
Naucoridae
Notonectidae
Pleidae
Mesoveliidae
Hebridae
Hydrometridae
Veliidae
Gerridae
Saldidae
Tingidae
Microphysidae
Miridae
Nabidae
1
2
21
1
4
1
1
2
1
2
5
11
9
4
108
8
Anthocoridae
Cimicidae
(fehlend)
Reduviidae
Aradidae (fehlend)
Lygaeidae
Pyrrhocoridae
(fehlend)
Piesmatidae
Berytidae
Stenocephalidae (fehlend)
Rhopalidae
Alydidae (fehlend)
Coreidae
Cydnidae
Thyreocoridae (fehlend)
Acanthosomatidae
Scutelleridae
Pentatomidae
14
3
35
3
4
5
5
6
3
2
11
Anschrift des Autors:
Berend Aukema, Kortenburg 31, NL-6871 ND RENKUM, The Netherlands,
e-mail: [email protected]
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
11
Heteropterenfunde auf Texel 2005
Während des 31. Treffens auf Texel sind 160 Heteropterenarten nachgewiesen worden.
Zehn Arten sind neu für Texel: Micronecta scholtzi, Sigara longipalis, Lygus pratensis, Neolygus populi,
Himacerus mirmicoides, Orius minutus, Aradus cinnamomeus, Dicranocephalus medius, Arma custos und
Neottiglossa pusilla. Für Neolygus populi und Dicranocephalus medius sind es auch die erste Nachweise für die
Westfriesische Inseln.
Die Gesamtliste basiert auf Listen von B. AUKEMA, W. DOROW, E. HEISS, H. KALLENBORN, T. KOTHE, K. LIEBENOW, G.
STRAUSS, G. VISKENS & J. BRUERS, D. VOGEL & M. MÜNCH und Einzelfunden von D.J. HERMES, H.J. HOFFMANN und U. &
CH. RIEGER. Insgesamt sind jetzt 289 Arten auf Texel nachgewiesen.
Fundorte [AC: Amersfoort Koordinaten, km-Quadranten]:
De Cocksdorp (AC 120-575) – D. VOGEL & M. MÜNCH.
De Geul (AC 111-558) – W. DOROW, G. STRAUSS.
De Horsmeertjes (AC 111/112-557) – B. AUKEMA, D. VOGEL & M.
MÜNCH.
De Koog 1 (AC 111/112/113-566) – B. AUKEMA, W. DOROW, T.
KOTHE, G. STRAUSS, G. VISKENS & J. BRUERS, D. VOGEL &
M. MÜNCH.
De Koog 2, Heidefläche ’t Mientje (AC 112-565) – B. AUKEMA, W.
DOROW, E. HEISS, H.-J HOFFMANN, H. KALLENBORN, K.
LIEBENOW, T. KOTHE, G. STRAUSS, G. VISKENS & J. BRUERS.
De Mokbaai (AC 112-557) – B. AUKEMA, W. DOROW, E. HEISS,
H.-J. HOFFMANN, H. KALLENBORN, K. LIEBENOW, U. & Ch.
RIEGER, G. STRAUSS, G. VISKENS & J. BRUERS, D VOGEL &
M. MÜNCH..
De Muy 1 (AC 113/114/115-570) – B. AUKEMA, W. DOROW, T.
KOTHE, G. STRAUSS, D. VOGEL & M. MÜNCH.
Familie Nepidae
Nepa cinerea Linnaeus: De Geul, De Muy1; De Slufter 3
Failie Corixidae
Micronecta (Dichaetonecta) scholtzi (Fieber): De Muy 1. Neu für Texel
Arctocorisa germari (Fieber): De Geul.
Callicorixa praeusta praeusta (Fieber): De Geul; Den Hoorn 1.
Corixa affinis Leach: De Geul, De Muy 1.
Corixa dentipes Thomson: De Koog 2.
Corixa panzeri (Fieber): De Muy 1.
Corixa punctata (Illiger): De Geul; De Koog 1; De Muy 1.
Hesperocorixa linnaei (Fieber): De Koog 1, De Muy 1.
Paracorixa concinna concinna (Fieber): De Geul, De Muy 1.
Sigara (Halicorixa) stagnalis stagnalis (Leach): De Muy 1.
Sigara (Retrocorixa) limitata limitata (Fieber): De Geul.
Sigara (Sigara) striata (Linnaeus): De Geul; De Koog 1, 2; De Muy 1.
Sigara (Subsigara) distincta (Fieber): De Geul; Den Hoorn 1; De Koog 2;
De Muy 1.
Sigara (Subsigara) falleni Fieber): De Koog 1; De Muy 1.
Sigara (Subsigara) longipalis (J.Sahlberg): De Geul; De Koog 1. Neu für
Texel
Sigara (Vermicorixa) lateralis (Leach): De Geul; De Koog 1; De Muy 1.
Familie Naucoridae
Ilyocoris cimicoides cimicoides (Linnaeus): De Koog 1, 2.
Familie Notonectidae
Notonecta (Notonecta) glauca glauca Linnaeus: De Geul; De Koog 1; De
Muy 1.
Notonecta (Notonecta) obliqua Thunberg: De Geul.
Notonecta (Notonecta) viridis Delcourt: De Geul; Den Hoorn 1; De Koog
1, 2; De Muy 1.
Famlie Pleidae
Plea minutissima minutissima Leach: De Geul; De Koog 1; De Muy 1;
Den Hoorn 1.
Familie Hebridae
Hebrus (Hebrus) pusillus pusillus (Fallén): De Koog 1.
Hebrus (Hebrusella) ruficeps Thomson: De Horsmeertjes.
Familie Hydrometridae
Hydrometra stagnorum (Linnaeus): De Koog 1.
Familie Veliidae
Microvelia (Microvelia) reticulata (Burmeister): De Koog 1; De Muy 1;
Kreefte Polder.
Familie Gerridae
Gerris (Gerris) lacustris (Linnaeus): De Koog 1, 2; De Muy 1.
Gerris (Gerris) odontogaster (Zetterstedt): De Koog 1.
De Muy 2 (AC 113/114-569) – B. AUKEMA, H. KALLENBORN, D.
VOGEL & M. MÜNCH.
De Slufter 1 (Nord: AC 117/118-574) – B. AUKEMA, G. STRAUSS.
De Slufter 2 (Mitte: AC 117-572, 117/118-573) – B. AUKEMA, U.
& CHR. RIEGER, D. VOGEL & M. MÜNCH.
De Slufter 3 (Süd: AC 115/116-571) – B. AUKEMA, W. DOROW, E.
HEISS, H. KALLENBORN, K. LIEBENOW, T. KOTHE, G.
STRAUSS, G. VISKENS & J. BRUERS, D. VOGEL & M. MÜNCH.
Den Hoorn 1, Westerduinen (AC 110-560/561) – W. DOROW, D.
VOGEL & M. MÜNCH.
Den Hoorn 2, Mokweg (AC 112-559) – D. VOGEL & M. MÜNCH.
KREEFTE POLDER (AC 111-557) – D. VOGEL & M. MÜNCH.
Rommelpot (AC 111-561) – D.J. HERMES.
Westerduinen (AC 110/111-564) – D. VOGEL & M. MÜNCH.
Gerris (Gerris) thoracicus Schummel: De Koog 1,2; De Muy 1; Kreefte
Polder.
Familie Saldidae
Chiloxanthus pilosus (Fallén): De Mokbaai; De Slufter 1, 3.
Halosalda lateralis (Fallén): De Cocksdorp; De Slufter 1, 2, 3.
Saldula opacula (Zetterstedt): De Slufter 1.
Saldula orthochila (Fieber): De Muy 1.
Saldula pallipes (Fabricius): De Muy 1; De Slufter 1.
Saldula pilosella pilosella (Thomson): De Muy 1: De Slufter 1.
Salda littoralis (Linnaeus): De Mokbaai; De Slufter 3.
Familie Tingidae
Acalypta parvula (Fallén): De Horsmeertjes; De Koog 1, 2; De Muy 1; De
Slufter 1, 3.
Agramma laetum (Fallén): De Geul; De Koog 2; De Muy 1, 2; De Slufter
1; Kreefte Polder.
Derephysia (Derephysia) foliacea foliaca (Fallén): De Slufter 3.
Dictyla convergens (Herrich-Schaeffer): Kreefte Polder.
Kalama tricornis (Schrank): De Slufter 3.
Tingis (Tingis) cardui (Linnaeus): De Koog 1; De Horsmeetjes; De
Mokbaai.
Familie Miridae
Monalocoris (Monalocoris) filicis (Linnaeus): De Koog 1; De Muy 1, 2.
Dicyphus (Dicyphus) epilobii Reuter: De Mokbaai; De Muy 1, 3.
Adelphocoris quadripunctatus (Fabricius): De Muy 1, 2.
Adelphocoris lineolatus (Goeze): De Geul; De Horsmeertjes; De Koog 1;
De Mokaai; De Slufter 1, 3; Den Hoorn 2.
Apolygus spinolae (Meyer-Dür): De Horsmeertjes; De Mokbaai; De Muy
1, 2; De Slufter 3.
Closterotomus norwegicus (Gmelin): De Muy 1; Den Hoorn 1.
Liocoris tripustulatus (Fabricius): De Horsmeertjes; De Mokbaai; De
Muy 2.
Lygocoris pabulinus (Linnaeus): De Mokbaai; De Muy 1.
Lygus maritimus Wagner: De Cocksdorp; De Muy 1; De Slufter 1, 2, 3;
Kreefte Polder.
Lygus pratensis : De Slufter 2. Neu für Texel.
Megacoelum infusum (Herrich-Schaeffer): De Koog 2.
Neolygus populi Leston: Rommelpot. Neu für Texel und die
Westfriesischen Inseln.
Phytocoris (Ktenocoris) ulmi (Linnaeus): De Koog 1.
Phytocoris (Ktenocoris) varipes (Boheman): De Koog 1, 2; De Mokbaai;
De Muy 1; De Slufter 1, 2, 3.
Phytocoris (Phytocoris) longipennis Flor: De Mokbaai.
Polymerus (Poeciloscytus) unifasciatus (Fabricius): De Slufter 3.
Stenotus binotatus (FABRICIUS): De Koog 2.
12
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Notostira elongata (GEOFFROY): De Mokbaai, De Slufter 1; De Sufter 2,
3.
Stenodema (Brachystira) calcarata (FALLEN) : De Koog 1, 2; De
Mokbaai; De Slufter 1, 2, 3.
Stenodema (Brachystira) trispinosa REUTER: Rommelpot.
Stenodema (Stenodema) laevigata (LINNAEUS): De Koog 2; De Mokbaai;
De Muy 1; De Slufter 3.
Teratocoris antennatus (BOHEMAN): De Mokbaai.
Trigonotylus caelestialium (KIRKALDY): De Slufter 2.
Pachytomella parallela (MEYER-DÜR): De Muy 1; De Slufter 3.
Blepharidopterus angulatus (FALLEN): De Koog 2.
Heterotoma planicornis (PALLAS): De Koog 2; De Mokbaai; De Muy 1.
Orthotylus (Litocoris) ericetorum : De Koog 2; De Muy 1, 2; De Slufter
1; Den Hoorn 1.
Orthotylus (Melanotrichus) flavosparsus (C.R. SAHLBERG): De
Cocksdorp; De Slufter 2.
Orthotylus (Melanotrichus) moncreaffi DOUGLAS & SCOTT: De
Cocksdorp; De Slufter 1; De Slufter 3.
Orthotylus (Pachylops) concolor (KIRSCHBAUM): De Koog 2.
Orthotylus (Pachylops) virescens (DOUGLAS & SCOTT): De Koog 2.
Pilophorus cinnamopterus (KIRSCHBAUM): De Koog 1, 2.
Pilophorus confusus (KIRSCHBAUM): Kreefte Polder.
Pilophorus perplexus (DOUGLAS & SCOTT): De Koog 2.
Chlamydatus (Chlamydatus) saltitans (FALLEN): De Muy 1.
Europiella decolor (UHLER): De Horsmeertjes; De Slufter 1, 2, 3.
Plagiognathus (Plagiognathus) arbustorum : De Mokbaai; De Muy 1; De
Slufter 3.
Plagiognathus (Plagiognathus) chrysanthemi (WOLFF): De Muy 1.
Psallus (Psallus) falleni Reuter: De Koog 2.
Psallus (Psallus) haematodes (GMELIN): De Geul; De Mokbaai; De Muy
1.
Familie Nabidae
Himacerus (Anaptus) major (A. COSTA): De Koog 2; De Mokbaai.
Himacerus (Aptus) mirmicoides (O. COSTA): De Koog 1, 2; De Mokbaai.
Neu für Texel.
Himacerus (Himacerus) apterus (FABRICIUS): De Koog 1.
Nabis (Dolichonabis) limbatus (FALLEN): De Koog 1.
Nabis (Limnonabis) lineatus DAHLBOM: De Koog 1; De Mokbaai; De
Geul; De Slufter 3.
Nabis (Nabicula) flavomarginatus SCHOLTZ: De Koog 2; De Muy 1, 2;
De Slufter 1, 3.
Nabis (Nabis) ericetorum SCHOLTZ: De Horsmeertjes; De Geul; De Koog
2; De Mokbaai; De Muy 1, 2; De Slufter 2; Den Hoorn 1;
Westerduinen.
Nabis (Nabis) ferus (LINNAEUS): De Koog 1; De Slufter 2.
Familie Anthocoridae
Anthocoris confusus REUTER: De Koog 2; De Mokbaai; De Muy 1; De
Slufter 3.
Anthocoris nemoralis (FABRICIUS): De Geul; De Horsmeertjes; De
Mokbaai; De Muy 1, 2; De Slufter 2, 3.
Anthocoris nemorum (LINNAEUS): De Koog 1,2; De Mokbaai; De Muy 1;
De Slufter 1, 2, 3.
Temnostethus (TEMNOSTETHUS) gracilis Horvath: De Koog 1.
Orius (Heterorius) horvathi (REUTER): De Koog 1,2.
Orius (Heterorius) majusculus (REUTER): De Slufter 2.
Orius (Heterorius) minutus (LINNAEUS): De Muy 2. Neu für Texel.
Orius (Orius) niger (WOLFF): De Horsmeertjes; De Mokbaa1; De Koog 2;
De Muy 1, 2; De Slufter 2, 3.
Familie Reduviidae
Coranus (Coranus) subapterus (DE GEER): De Koog 1, 2; De Muy 1; De
Slufter 3.
Familie Aradidae
Aradus (Aradus) cinnamomeus (PANZER): De Koog 2. Neu für Texel.
Familie Lygaeidae
Nysius ericae (SCHILLING): De Geul; De Koog 2; De Muy 2; De Slufter 2,
3.
Nysius senecionis (SCHILLING): De Mokbaai; De Slufter 2, 3.
Nysius thymi (WOLFF): De Mokbaai; De Slufter 3.
Kleidocerys ericae (HORVATH): De Muy 1, 2.
Kleidocerys resedae (PANZER): De Mokbaai; De Geul; De Koog 1, 2; De
Muy 1, 2.
Cymus claviculus (FALLEN): De Slufter 3.
Cymus glandicolor HAHN: De Slufter 1; De Slufter 2; Kreefte Polder.
Cymus melanocephalus FIEBER: De Geul; De Horsmeertjes; De Koog 1;
Den Hoorn 1.
Chilacis typhae (PERRIS): De Koog 1; De Muy 3.
Heterogaster urticae (Fabricius): De Horsmeertjes; De Mokbaai; De Muy
1, 2; De Slufter 3.
Eremocoris plebejus (FALLÉN): De Slufter 3.
Gastrodes grossipes (DE GEER): De Koog 1, 2.
Scolopostethus affinis (SCHILLING): De Slufter 3.
Scolopostethus decoratus (HAHN): De Koog 1, 2; De Muy 2.
Scolopostethus thomsoni REUTER: De Koog 2; De Muy 2.
Taphropeltus contractus (HERRICH-SCHAEFFER): De Koog 2; De Slufter
3.
Gonianotus marginepunctatus (WOLFF): De Koog 1.
Macrodema micropterum (CURTIS): De Koog 2.
Pionosomus varius (WOLFF): De Horsmeertjes; De Koog 1, 2; De Muy 1.
Trapezonotus (Trapezonotus) arenarius (LINNAEUS): De Horsmeertjes;
De Muy 1; De Slufter 1, 2, 3.
Megalonotus chiragra (Fabricius): De Muy 1; De Slufter 3.
Megalonotus praetextatus (Herrich-Schaeffer): De Muy 1; De Slufter 1,
3.
Sphragisticus nebulosus (Fallén): De Muy 1; De Slufter 1, 3.
Pachybrachius fracticollis (Schilling): De Horsmeertjes.
Plinthisus (Plinthisomus) pusillus (Scholtz): Mokbaai.
Plinthisus (Plinthisus) brevipennis (Latreille): De Geul; De Koog 2; De
Muy 1; De Slufter.
Graptopeltus lynceus (Fabricius): De Muy 1.
Peritrechus geniculatus (Hahn): De Slufter 1, 3.
Peritrechus nubilus (Fallén): De Koog 1, 2; De Muy 1; De Slufter 1, 2, 3.
Stygnocoris fuligineus (Geoffroy): De Muy 1; De Slufter 1, 2, 3.
Stygnocoris sabulosus (Schilling): De Horsmeertjes; De Koog 2; De Muy
1, 2; De Slufter 1, 3; Westerduinen.
Famile Piesmatidae
Parapiesma quadratum (Fieber): De Cocksdorp; De Slufter 1.
Parapiesma salsolae (Becker): De Slufter 3.
Piesma maculatum (Laporte): De Slufter 2; De Slufter 3.
Familie Berytidae
Berytinus (Lizinus) crassipes (Herrich-Schaeffer): De Muy 1.
Neides tipularius (Linnaeus): De Slufter 2, 3; Den Hoorn 2.
Familie Stenocephalidae
Dicranocephalus medius (Mulsant & Rey): Westerduinen. Neu für Texel
und die Westfriesischen Inseln.
Familie Rhopalidae
Brachycarenus tigrinus (Schilling): De Muy 1.
Rhopalus (Rhopalus) parumpunctatus (Schilling): De Koog 1; De Slufter
1, 2; Den Hoorn 2.
Chorosoma schillingii (Schummel): De Geul; De Koog 1, 2; De Mokbaai;
De Muy 1; De Slufter 1, 3; Den Hoorn 1, 2; Myrmus miriformis
miriformis (Fallén): De Koog 1, 2; De Mokbaai; De Slufter 2, 3,
Westerduinen.
Familie Coreidae
Arenocoris fallenii (Schilling): De Muy 1; De Slufter 2, 3.
Coriomeris denticulatus (Scopoli): De Slufter 2.
Coreus marginatus marginatus (Linnaeus): De Muy 3.
Familie Cydnidae
Bysinus flavicornis (Fabricius): De Muy 1; Westerduinen.
Sehirus morio (Linnaeus): De Slufter 2.
Familie Acanthosomatidae
Acanthosoma haemorrhoidale haemorrhoidale (Linnaeus): De Koog 1;
De Muy 1.
Elasmostethus interstinctus (Linnaeus): De Horsmeertjs; De Koog 2.
Elasmucha grisea grisea (LINNAEUS): De Koog 2.
Familie Scutelleridae
Eurygaster testudinaria testudinaria (GEOFFROY): De Horsmeertjes; De
Koog 1, 2; Den Hoorn 1.
Familie Pentatomidae
Arma custos (FABRICIUS): De Koog 2. Neu für Texel.
Aelia acuminata (LINNAEUS): De Geul; De Koog 1, 2; De Mokbaai; De
Slufter 1, 2, 3; Den Hoorn 2.
Neottiglossa pusilla (GMELIN): De Geul; De Mokbaai. Neu für Texel.
Chlorochroa (Rhytodolomia) juniperina juniperina (LINNAEUS): De Muy
2; Westerduinen.
Dolycoris baccarum (LINNAEUS): De Geul; De Horsmeertjes; De Koog 1,
2; De Mokbaai; De Muy 3; De Slufter 1, 2, 3.
Palomena prasina (LINNAEUS): De Horsmeertjes; De Koog 1, 2; De
Mokbaai; De Muy 1, 2; De Slufter 2, 3.
Piezodorus lituratus (FABRICIUS): De Koog 2; De Slufter 1, 2.
Sciocoris cursitans cursitans (FABRICIUS): De Horsmeertjes; De Muy 1;
Den Hoorn 2.
Eurydema (Eurydema) oleraceum (LINNAEUS): De Koog 1; De Slufter 1,
2, 3.
Podops (Podops) inuncta (Fabricius): De Koog 1; De Slufter 1, 2.
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
13
Digitale Wanzenbilder als Ergänzung zu WAGNERS und STICHELS
Bestimmungswerken
GERHARD STRAUSS
Seit 2003 beschäftige ich mich wieder intensiv mit den Wanzen. Besonders hilfreich finde ich,
wenn man die Ergebnisse des Bestimmungsschlüssels mit guten Abbildungen vergleichen kann. Da dies
nicht immer möglich ist, habe ich zur Selbsthilfe gegriffen. Von nun an wurden alle von mir bestimmten
Tiere fotografiert, wenn möglich mit jeweiligem Genitalpräparat. Um auf die einzelnen Aufnahmen
schneller zugreifen zu können, wurden diese in ein Computerprogramm eingebunden.
Die Tiere können jetzt jeweils einzeln nach Familie, Gattung und Art aufgerufen werden; zusätzlich
besteht die Möglichkeit, die gesamte Datei auch in der Reihenfolge des Katalogs (AUKEMA & RIEGER)
durchzublättern. Bei vielen Tieren sind zur besseren Übersicht mehrere Arten einer Gattung auf einer
Seite zusammengefasst. Auch von Genitalpräparaten gibt es Übersichtstabellen. Zu den meisten Tieren
gibt es Angaben zur Verbreitung und dem jeweiligen Vorkommen. Bei einigen Tieren findet sich ein Link
zu der jeweiligen Wirtspflanze.
Das Heteropterenprogramm läuft optimal mit einem Bildschirm der Auflösung von 1.280 x 1.024
Pixel. Bei einer Auflösung von 1.024 x 800 Pixel müssen die Abbildungen häufig nach links und nach
unten gescrollt werden. Die einzelnen Abbildungen werden am Bildschirm in der Größe von 495 x 800
Bildpunkten dargestellt. Der aktuelle Stand (Oktober 2005) beläuft sich auf Abbildungen von 765 Arten,
vor allem aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Anrainerstaaten des Mittelmeeres.
Im zweiten Quartal des Jahres 2006 werde ich die Erfassung meiner Sammlung größtenteils
abgeschlossen haben. Beispielbilder und eine Liste aller Arten des Programms werden sind dann auf
meiner Homepage: http://www.softcol.de zugänglich.
Technische Einzelheiten:
Ich arbeite mit einer digitalen Spiegelreflexkamera PENTAX *istD. Diese ist mit dem K-Bajonett
vorhandener Objektive und Balgengerät aus den 80er Jahren kompatibel. Die PENTAX *istD kann über
einen USB-Anschluß mit dem Rechner verbunden werden. Alle Kameraeinstellungen und auch das
Auslösen des Verschlusses werden vom Rechner aus gesteuert. Das Ergebnis ist sofort auf dem
Bildschirm zu betrachten und kann entweder wiederholt oder abgespeichert werden. Eine Abspeicherung
in der Speicherkarte des Fotos mit anschließender Übertragung auf den Rechner entfällt.
Meine Ausrüstung:
Makrofotografie:
KAISER Reprostativ RS1, PENTAX *istD, Balgengerät, Ringblitz, PENTAX Makroobjektive
100mm und 50mm, Adapter für ZEISS Luminare, ZEISS Lupenobjektive Luminar 65mm und 40mm und
LEITZ Lupenobjektiv Photar 25mm.
Als Beleuchtungsquelle dient hauptsächlich eine B.I.G. Makro-Ringleuchte. Die Ringleuchte
befindet sich von der Kamera getrennt an einem mit einem Feintrieb ausgestatteten Stativ. Durch diese
Anordnung kann die Beleuchtung optimal dem jeweils verwendeten Objektiv angepasst werden. Die
ringförmige Leuchtstoffröhre sorgt für diffuses Licht, mit dem abnehmbaren, weißen, kegelförmigen
Lichtsammler wird eine gleichmäßige weiche Ausleuchtung erzielt.
Mikrofotografie:
LEITZ Forschungsmikroskop mit Fototubus und PENTAX–Mikroskop-Adapter. Verwendete
Objektive: ZEISS Plan 2,5:1 und 6,3:1 und LEITZ 10:1, Okulare: OLYMPUS 3,3x, Leitz 10x und 12,5x. Die
14
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Längenmessungen im Mikroskop erfolgen mit einem LEITZ Mikrometerokular 12,5x.
Die Genitalpräparate werden auf einem Klebeplättchen mit einem Tropfen Einbettungsmittel
eingeschlossen (nach LOMPE in FREUDE-HARDE-LOHSE „Die Käfer Mitteleuropas“ Bd. 12 S. 15). Die
Beleuchtung erfolgt mit einer SCHOTT Kaltlichtleuchte durch zwei Schwanenhalslichtleiter (Auflicht).
Im Bereich der Makro- und Mikrofotografie kann aus physikalischen Gründen keine befriedigende
Schärfentiefe erreicht werden. Das totale Schließen der Blende führt durch Lichtverlust zu langen
Belichtungszeiten und auch zu flauen Bildern.
Bei der digitalen Fotografie kann man jetzt für jede Schärfenebene ein eigenes Bild anfertigen und
diese im Rechner zu einem scharfen Bild vereinigen.
Meine ersten Versuche führte ich mit jeweils 3 Aufnahmen durch. Alle 3 Aufnahmen wurden
mittels Photoshop® übereinander gelegt. Da das Tier bei der Aufnahme der Tarsen näher an die
Bildebene gerückt werden muss als bei der Aufnahme des Rückens, wird dieses Bild größer dargestellt.
In einem ersten Arbeitsschritt müssen alle Aufnahmeebenen auf die gleiche Größe gebracht werden.
Danach werden in jeder Ebene mit dem „Radiergummi“ die unscharfen Bildteile gelöscht. Diese Technik
benötigt sehr viel Zeit, führt aber zu hervorragenden Ergebnissen.
Diese Arbeiten konnten (2004) auch durch ein kleines Computerprogramm „CombineZ3“
vollautomatisch erledigt werden. Mit CombineZ3 konnten trotz sehr langer Rechenzeit nicht die Qualität
meiner durch Handarbeit erstellten Bilder erreicht werden. Im Internet entdeckte ich ein weiteres
Programm: Helicon-Focus®. Es stammt aus einer Software-Schmiede der Ukraine und kostet etwa 100 €.
Helicon-Focus® errechnet in kürzester Zeit aus den angebotenen Aufnahmeebenen ein brauchbares,
scharfes Bild. Seit Oktober 2005 ist die Weiterentwicklung von CombineZ in der Version 5 als Freeware
im Internet zu erhalten. CombineZ5 hat gegenüber der alten Version große Fortschritte gemacht. Nach
einer etwas langen Rechenzeit wird ein sehr gutes, scharfes Bild geliefert. CombineZ5 liefert auch bei
langen, abstehenden Fühlern und Hinterbeinen im Gegensatz zu Helicon-Focus® eine detailgenaue
Zeichnung. Bei der Darstellung von ganzen Tieren verwende ich momentan fast nur noch CombineZ5.
Bei der Berechnung mikroskopischer Aufnahmen von Genitalien liefert Helicon-Focus® jedoch noch
immer bessere Ergebnisse.
Durch die geringe Helligkeit im Sucher und die geringe Schärfentiefe ist das Fokussieren mit der
Kamera äußerst schwierig. Deshalb lege ich meine Präparate auf einen selbst gebastelten Objekttisch.
Dieser kann mit einer Mikrometerschraube mit einer Genauigkeit von etwa 5 Mikrometer angehoben
werden. Die erste Einstellung erfolgt etwas oberhalb des höchsten Punktes (meist Pronotum), die Kamera
wird ausgelöst und das Bild am Rechner betrachtet. Der Tisch wird angehoben, bis scharfe Bereiche
erkennbar werden, dann wird das erste Bild abgespeichert. Der Vorgang wiederholt sich, bis auch die
Tarsen scharf zu erkennen sind. Das Anheben des Objekttisches erfolgt um etwa 1/30 der Höhe des
Tieres, d.h. es werden pro Tier jeweils etwa 30 Aufnahmen zu einem scharfen Bild verrechnet.
An dieser Stelle danke ich Herrn Dr. GÜNTHER in Ingelheim, der meine Arbeit mit zahlreichen
Doubletten und durch das leihweise Überlassen von Tieren seiner Sammlung besonders unterstützt hat.
Interessierte Fachkollegen können das Heteropterenprogramm auch unter folgenden Bedingungen
erwerben:
Unterstützen Sie meine Arbeit, indem Sie meine Sammlung, nach Rücksprache mit mir, um 10 sauber
präparierte europäische Arten ergänzen. Natürlich freue ich mich auch über Raritäten, die nach fotografischer
Dokumentation selbstverständlich wieder an den Besitzer zurückgehen.
Hilfreiche Links zur Mikro- und Makrofotografie:
Combine Z5: http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co.uk/
Helicon-Focus. http://www.heliconfilter.com/pages/focus_overview.html
Hilfreiche Links zur Mikroskopie und Mikrofotografie allgemein
http://www.gbif-mycology.de/HostedSites/Baral/coolpix-ringartefakte.htm
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
http://www.couger.com/microscope/shootout/shootout.html
http://www.modernmicroscopy.com/main.asp?article=33
http://www.mikroskopie-fuer-anfaenger.de/mikroskopieren/mik-haupt.asp
Anschrift des Autors:
Gerhard Strauß, Mozartstraße 4, D-88400 BIBERACH, Tel 07351/169146,
e-mail [email protected]
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16
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
3. Wanzenkurs am Heiligen Meer bei Münster
HANS-JÜRGEN HOFFMAN und PETER SCHÄFER
Nun schon zum 3. Mal veranstaltete das Museum für Naturkunde in Münster im Rahmen seines
umfangreichen Kursangebotes einen von PETER SCHÄFER durchgeführten Kurs „Wanzen“ (vom 24.–
27.07.2005) in der Biologischen Außenstelle „Heiliges Meer“ in Hopsten nördlich von Münster.
Es hatten sich wieder über 20 Teilnehmer angemeldet, darunter Studenten und Studentinnen der
Zoologie an der Universität Münster, Amateure, einige Eltern mit ihren Kindern, sowie H.J. HOFFMANN
als Gast. Auch der jetzige Stationsleiter Dr. HEINRICH TERLUTTER und HEINZ-OTTO REHAGE (als früherer
Leiter) waren die ganze Zeit über anwesend. Die Arbeitsmöglichkeiten mit Literatur und Optik waren
ausgezeichnet, die Unterbringung und Verpflegung in der Station optimal und ausgesprochen preiswert.
So begann der Kurs am Nachmittag des Anreisetages mit einer vielversprechenden Exkursion in das
benachbarte Heidegebiet am Großen Heiligen Meer mit interessanten Fängen. Leider setzte bereits
während der ersten großen Exkursion am nächsten Morgen zum Erdfallsee heftiger Regen ein, der sich
mit kurzzeitigen Unterbrechungen bis zum Ende der Veranstaltung fortsetzte. Zum Glück gab es während
der Exkursion in ein Kalkgebiet bei Ibbenbüren eine kurze Unterbrechung – pünktlich beim Besteigen der
Autos zwecks Rückfahrt setzte der Regen wieder ein.
Trotz allem konnten ausreichend Wanzen gefangen werden, um den Teilnehmern Präparation und
Bestimmung div. Arten zu ermöglichen. Das Programm wurde erweitert durch Vorträge von P. SCHÄFER
z. B. zur Biologie und zum Sammeln von Wanzen sowie durch einen abendlichen POWERPOINTVortrag zu „Ernstem und Kuriosem über Wanzen“, in dem H.J. HOFFMANN ein Panoptikum
heteropterologischer Highlights von Essbaren Wanzen, Wanzen in Kunst und Kultur, auf Abbildungen,
Briefmarken, Karikaturen und von elektronischen „Wanzen“ zum Besten gab.
Im Gespräch wurde geplant, die Wanzenfauna des nicht nur entomologisch hochinteressanten
Gebietes (mit Seen unterschiedlichen Trophiegrades, Heide- und Kulturflächen in unmittelbarer
Stationsnähe) im Zusammenhang mit den Ergebnissen der hoffentlich noch zahlreichen Wanzenkurse und
sonstiger Bearbeitungen zusammenzutragen.
Anschriften der Verfasser:
Dr. H.J. Hoffmann, Zoologisches Institut der Universität zu Köln, Weyertal 119,
D-50931 KÖLN, e-mail: [email protected]
Dipl.Geogr. P. Schäfer, Stettiner Weg 13, D-48291 TELGTE, e-mail: [email protected]
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
17
Was wissen wir über die Uradenien (ventralen Abdominaldrüsen)
der Wanzen?
HELMUT G. KALLENBORN
Bei Vertretern der Lygaeoidea, Coreoidea und Pyrrhocoroidea sind seit längerem exokrine Drüsen
bekannt, die ventral im distalen Bereich des Abdomens liegen (Abb. 1). So zahlreich die Namen für diese
Drüsen sind, so wenig wissen wir über ihre biologische Bedeutung. DUFOUR (zitiert in THOUVENIN 1965)
beschrieb sie 1833 erstmals bei der Feuerwanze Pyrrhocoris apterus als „Glandes sébifiques“, von
MAYER (1874, 1875) als „Öldrüsen“ übersetzt. LUDWIG (1926) nannte die vergleichbaren Organe von
Lygaeus equestris „Fadenförmige Drüsen“. Am wenigsten glücklich erscheint der Terminus „Paired
accessory glands“ von GUPTA (1951) für Dysdercus cingulatus, da die Drüsen in keiner Beziehung zum
inneren Genitalapparat stehen und somit nicht mit akzessorischen Drüsen verwechselt werden dürfen.
BONHAG & WICK (1953) unterschieden bei Oncopeltus fasciatus zwischen den „Paragenital glands“ der
Weibchen und den „Subgenital glands” der Männchen. THOUVENIN (1965) lieferte eine vergleichendanatomische Studie der Drüsen bei den Pentatomorpha und nannte sie nach ihrer Lage „Uradénies“. In der
englischsprachigen Literatur hat sich mittlerweile der Begriff „Ventral abdominal glands" eingebürgert
(ALDRICH et al. 1976).
Morphologie und Entwicklung der Uradenien
Morphologisch sind die Uradenien der verschiedenen Taxa außerordentlich heterogen; die Palette
reicht von dünnen Tubuli bis zu verzweigten oder gelappten kompakten Strukturen. Zumindest bei dem
von uns untersuchten O. fasciatus (Lygaeidae) entstehen die Drüsen in beiden Geschlechtern erst im
Verlauf des letzten Larvenstadiums. Abb. 2 zeigt exemplarisch die Situation, wie sie sich bei den
Weibchen nach dreidimensionaler Rekonstruktion von Serienschnitten mit Hilfe eines
Computerprogramms darstellt. Im Bereich der Intersegmentalmembran zwischen Sternit VIII und IX
entwickeln sich innerhalb weniger Tage paarige, sackförmige Einstülpungen der Epidermis zu tubulösen,
distal mit einer Ampulle versehen Organen. Bei den adulten Weibchen münden sie weiterhin getrennt
nach außen, während die Ausführgänge der männlichen Drüsen aufeinander zu wachsen und schließlich
in einem gemeinsamen Porus enden. Im letzten Larvenstadium bildet sich am distalen Körperende, und
zwar lange vor den Apolyseprozessen in den vorderen Körperbereichen, ein ausgedehnter Exuvialraum
zwischen alter Kutikula und Epidermis, in den die Uradenien münden. Vermutlich dient diese frühzeitige
Ablösung der alten Kutikula dazu, Raum für die Entwicklung des äußeren Genitalapparates zu schaffen.
Ob und inwieweit die Uradenien an der Sekretion der Exuvialflüssigkeit in diesem Bereich beteiligt sind,
ist noch unklar.
Biologische Bedeutung der Uradenien
Bisher ist die einzig gesicherte Erkenntnis, dass es sich bei den Uradenien um exokrine Drüsen
handelt, die ihr Sekret nach außen abgeben. Nur bei wenigen Arten wurde versucht, die Sekrete zu
analysieren. ALDRICH (1988) fand z.B. bei männlichen Imagines von Leptocoris (Boisea) spec.
(Rhopalidae) aromatische und aliphatische Alkohole, Ester und Aldehyde in gesättigter oder ungesättigter
Form. In weit entwickelten Uradenien des letzten Larvenstadiums von O. fasciatus konnten wir Ester
verschiedener langkettiger Fettsäuren nachweisen, während im Adultstadium keinerlei drüsenbürtige
Stoffe mit Hilfe gaschromatografisch-massenspektrometrischer Methoden zu detektieren waren. Es stellt
sich also die Frage, ob die Uradenien von O. fasciatus nur in Larven eine Funktion haben. Da sie hier in
den Exuvialraum münden und nicht in die Außenwelt, ist eine Funktion als Pheromondrüsen zumindest in
der juvenilen Phase nicht wahrscheinlich.
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Abb. 1: Lage der Uradenien (U) im letzten
Larvenstadium (oben) und bei der Imago (unten)
von Oncopeltus fasciatus. DAG1-3: Dorsale
abdominale Duftdrüsen der Larven, MTG:
Metathorakale Duftdrüse der Imagines.
Cu
A1
Ep
A2
U
A3
B
Abb. 2: 3D-Rekonstruktion des distalen Abdomenendes weiblicher O. fasciatus anhand von Serien-Semidünnschnitten mit
Hilfe des Computerprogramms AMIRA®. A1-A3: Junge Letztlarve (L5d3) noch ohne Uradenien; Kutikula und Epidermis sind
sukzessive ausgeblendet. B: Letztlarve kurz vor der Häutung mit Uradenien. Römische Ziffern: Abdominalsegmente, Cu:
Kutikula, Ep: Epidermis, Gc VIII u. IX: Gonocoxite (1. und 2. Valvifer), Gp VIII u. X: Gonopodite (1. und 2. Valvula), U:
Uradenien.
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
19
Abb.
3:
Hypothetisches phylogenetisches System des Coreoidea-Lygaeoidea-Komplexes in Anlehnung an ŠTYS (1962) und
geschlechtsspezifisches Vorkommen von Uradenien innerhalb der einzelnen Taxa (nach THOUVENIN 1965). Dunkelgraue
Kästchen: Vorkommen von Uradenien bei Männchen, hellgraue: Weibchen, weiße: unbekannt oder fehlend. Die römischen
Ziffern kennzeichnen die Sternite, zwischen oder auf denen die Drüsen münden. (a): Nach FARINE (unpubl., zitiert in ALDRICH
1988) besitzen auch die Männchen von Dysdercus cingulatus Uradenien. (b): Fehlen laut ALDRICH (1988) bei Alydus und
Megalonotus sp.. (c) Die Homologie der von CARAYON (1972) als Uradenien bezeichneten Drüsen männlicher Scolopini mit
denen des Coreoidea-Lygaeoidea-Komplexes erscheint fraglich.
20
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Taxonomischer Wert der Uradenien
Wenn wir voraussetzen, dass es sich bei den Uradenien der betrachteten Taxa tatsächlich um
homologe Organe, oder aus Sicht der phylogenetischen Systematik um symplesiomorphe Merkmale,
handelt, lässt sich ihr Vorkommen recht gut mit dem hypothetischen Stammbaum des CoreoideaLygaeoidea-Komplexes von ŠTYS (1962) in Einklang bringen (Abb. 3). So weit bekannt, sind Uradenien
in der Gruppe der Coreoidea, mit Ausnahme einiger Coreinae-Arten, nur bei den Männchen vorhanden
und münden dort zwischen den Sterniten VII und VIII. Was dieses Merkmal betrifft, wären auch die
Stenocephalidae in die Nähe dieser Gruppe zu stellen. Diesbezüglich stellt sich auch die Frage, ob die
Pyrrhocoroidea als monophyletische Gruppe zu betrachten sind, da zwar die Pyrrhocoridae und Larginae
im weiblichen Geschlecht Uradenien im Segment IX besitzen, nicht aber die Physopeltinae. Alle
untersuchten Lygaeinae wiesen sowohl im männlichen als im weiblichen Geschlecht Uradenien auf, die
zwischen den Sterniten VIII und IX münden (bei Weibchen gelegentlich auf dem Sternit X). Bei den
Rhyparochrominae finden sich die Drüsen bei den Männchen, bei einigen Arten auch bei den Weibchen.
Es wäre also bei weiteren phylogenetischen Untersuchungen von Interesse, auch diese Drüsen als
Merkmale heranzuziehen.
Literatur
ALDRICH, J.R. (1988): Chemical ecology of Heteroptera. - Ann. Rev. Entomol. 33, 211-238.
ALDRICH, J.R., BLUM, M.S. & DUFFEY, S.S. (1976): Male specific natural products in the bug Leptoglossus phyllopus:
Chemistry and possible function. - J. Insect Physiol. 22, 1201-1206.
BONHAG, P.F. & WICK, J.R. (1953): The functional anatomy of the male and female reproductive system of the milkweed bug
Oncopeltus fasciatus (DALLAS) (Heteroptera: Lygaeidae). - J. Morphol. 93, 177-283.
CARAYON, J. (1972): Caractères systématiques et classification des Anthocoridae (Hemipt.). - Ann. Soc. Entomol. Fr. n.s. 8,
309-349.
GUPTA, P.D. (1951): On the structure, development and homology of female reproductive organs of Dysdercus cingulatus
(FABR.) [Heteroptera]. – Indian J. Entomol. 11 (1949-1951), 131-142.
LUDWIG, W. (1874): Untersuchungen über den Copulationsapparat der Baumwanzen. – Z. Ökol. Morph. Tiere 5, 291-380.
MAYER, P. (1874): Anatomie von Pyrrhocoris apterus. Teil 1. – Arch. Anat. Physiol. Wiss. Med. [1874], 313-347.
MAYER, P. (1875): Anatomie von Pyrrhocoris apterus. Teil 2. – Arch. Anat. Physiol. Wiss. Med. [1875], 309-355.
ŠTYS, P. (1962): Morphology of the abdomen and female ectodermal genitalia of the trichophorous Heteroptera and bearing on
their classification. - Verh. XI Internat. Kongr. Internat. Ent. (Wien) 1[1961], 37-43.
THOUVENIN, M. (1965): Étude préliminaire des «Uradénies» chez certain hétéroptères pentatomorphes. - Ann. Soc. Ent. Fr.
(N.S.) 1, 973-988.
Anschrift des Autors:
Dr. H.G. Kallenborn, FR 8.3 Zoologie und Physiologie, Geb. A2 1,
Universität des Saarlandes, D-66041 SAARBRÜCKEN
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
21
Einige für die Fauna Sachsens neue Heteropteren-Arten
KURT ARNOLD
Durch verschiedene Entomologen wurden in letzter Zeit vier Heteropteren gemeldet, die sich für die
Fauna von Sachsen als neu herausgestellt haben.
Mein Dank gilt Frau Dr. D. VOIGT, die im Zuge Ihrer Dissertation neben der speziellen
Untersuchung zu Dicyphus-Arten auch andere Heteropteren an verschiedenen Stellen Sachsens sammelte,
sowie den Herren Dr. C. SCHMIDT (Staatl. Museum für Tierkunde in Dresden) und T. BERGER (Potsdam)
für die Mitteilungen neu nachgewiesener Arten.
Dadurch hat sich die Gesamtartenzahl der bisher für Sachsen ermittelten Heteropteren-Arten auf
627 erhöht.
Zwei der neu aufgefundenen Arten stammen aus dem klimatisch begünstigten Elbtal. Mit Sicherheit
sind von hier in den nächsten Jahren weitere interessante Funde von in Ausbreitung begriffenen
Heteropteren-Arten zu erwarten.
Familie Corixidae
34.1 Sigara (Subsigara) iactans JANSSON, 1983
Für die erst 1983 aufgestellte Art, die bis dahin zumeist als „pala var.“ von S. falleni (FIEBER, 1848)
in der Literatur geführt wurde, liegen nach HOFFMANN & MELBER (2003:229) für Deutschland bereits
Funde aus den Bundesländern Brandenburg/Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,
Niedersachsen/Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor.
Diesen Ländern kann nun Sachsen hinzugefügt werden.
Material: Leipziger Tieflandsbucht, Teiche westlich Niedergräfenhain bei Borna, 2 Ex. 24.10.2004, leg. et
coll. BERGER.
Familie Tingidae
105.1 Stephanitis takeyai DRAKE & MAA, 1955
Eine Stephanitis-Art, welche unter dem (präokupiertem) Namen Tingis globulifera durch
MATSUMURA (1905:36) aus Japan beschrieben wurde, konnte durch BAILEY (1950:133-145) auch für die
USA (Connecticut) gemeldet werden. Aus den USA kennt man durch WHEELER (1977), außer BAILEYs
Angabe, weitere Nachweise für Delaware, Massachusetts, Maryland, New Jersey, New York1 (bereits bei
DRAKE & RUHOFF (1965:364) genannt), Ohio, Pennsylvania, Rhode Island und Virginia.
DRAKE & MAA (1955:10) nannten Material aus Indien, erkannten die Präokupation des Namens und
legten den neuen Namen St. takeyai fest.
Wir haben es hier mit einer ostpalaearktischen Art zu tun, welche sich durch Pflanzenexporte in
Ausbreitung befindet.
Für den europäischen Raum kam die Meldung von St. takeyai erstmals durch HALSTEAD (1998:115)
für England und durch AUKEMA (2000:50-51) für Holland. Das Vorkommen in Holland wurde bereits
1994 nachgewiesen, erlosch aber später wieder. Jahre danach (1999) konnten aber in erneut Populationen
aufgefunden werden.
Es war also nur eine Frage der Zeit, wann die Ausbreitung nach Deutschland erfolgt. Der
Erstnachweis wurde durch HOFFMANN (2003:21) erbracht.
Zu erwarten war, dass die Art mit einer ihrer Wirtspflanzen2 (Pieris japonica) früher oder später
1
New York wird bereits bei DRAKE & RUHOFF (1965:364) genannt
Als Wirtspflanzen werden neben Pieris japonica genannt: Cinnamomum camphora (HORVATH, 1912:330), Lindera
citriodora; Styrax japonica; Pieris ovalifolia (TAKEYA 1951:11), Lyonia neziki; Lindera obtusiloba; Lindera umbellata; Salix;
Aperula citriodora (TAKEYA 1953:168). Pieris japonica wird nur durch TAKEYA 1953 genannt. WHEELER (1977) nennt noch
2
22
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
auch Sachsen erreichen würde, zumal auch Nachweise aus Polen (SOIKA & LABANOWSKI, 1999) bekannt
wurden.
Dieser Erstfund für Sachsen stammt aus dem Dresdner Raum.
Material: Elbtal, Dresden, Großer Garten, Stadtpark, von Pieris japonica geklopft, 1 ♂, 6 ♀♀ 11.09.2004,
leg. C. SCHMIDT, coll. C. SCHMIDT
Familie Berytidae
430.1 Metatropis rufescens (HERRICH-SCHAEFFER, 1835)
Obwohl diese Stelzenwanze aus den angrenzenden Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und
Brandenburg nachgewiesen wurde, auch in Polen und der Tschechischen Republik vorkommt, fanden sich
noch keine Nachweise für Sachsen. Nun liegt der Erstfund vor.
Material: Chemnitz, Zeisigwald, an Circea lutetiana L., 1 ♂, 3 ♀♀ 28.08.2003, Beobachtung D. VOIGT.
Familie Lygaeidae
480.1 Melanocoryphus albomaculatus (GOEZE, 1778)
Innerhalb Deutschlands ist M. albomaculatus in Ausbreitung begriffen. Sie konnte nun im
klimatisch begünstigten Elbtal erstmals für die Fauna Sachsens nachgewiesen werden, was gleichzeitig
der erste Nachweis innerhalb Mitteldeutschlands ist.
Material: Dresden, Stadtgebiet, unter Platanenrinde, 3♀♀ 15.01.2003, 6♀♀ 20.02.2004 leg. et coll.
ARNOLD.
Weitere Tiere wurden auch von Herrn Dr. SCHMIDT im Stadtgebiet von Dresden (gleichfalls unter
Platanenrinde) gefunden.
Literatur
AUKEMA, B. (2000): Heteroptera. Tingidae: lace bugs, Stephanitis takeyai in private gardens. - Versl. Medd.
Plantenziecktenkundige Dienst 210, 50-51.
BAILEY, N.S. (1950): An Asiatic tingid new to North America (Heteroptera). - Psyche, A Journal of Entomology 57, 143-145.
DRAKE, C.J. & MAA, T.-C. (1955): Chinese and other Oriental Tingoidea (Hemiptera). Part. III. - Quart, Journ. Taiwan Mus. 8,
1-11.
DRAKE, C.J. & RUHOFF, F.A. (1965): Lacebugs of the World: A Catalog (Hemiptera: Tingidae). – Smiths. Inst. Bull. 213, I –
VIII, 1-634, pls. 1 – 56, 1 pl. unpag.
HALSTEAD, A.J. (1998): Stephanitis takeyai (Demonstration during Indoor meeting). - Br.J.Ent.Nat.Hist. 11, 115.
HOFFMANN, H.J. (2003): Die Gitterwanze Stephanitis takeyai DRAKE & MAA, 1955 neu für Deutschland (HemipteraHeteroptera, Tingidae).- Heteropteron H. 16, 20-23. (Artikel S. 21-23, S.. 20 eine Abbildung.)
HOFFMANN, H.-J. & MELBER, A. (2003): Verzeichnis der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. – In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.):
Entomofauna Germanica Bd. 6, 209-272 (= Ent. Nachr. Ber., Beiheft 8).
HORVÁTH, G., (1912): Species generis Tingitidarum. Stephanitis. - Ann. Mus. Nat. Hungarici 10, 319-339.
MATSUMURA, S., (1905): Thousend insects of Japan 2, 1-213, 17 pls.
SOIKA, G. & LABANOWSKI, G. (1999): The andromeda lace bug – a new pest in Poland. – Onchrony Roslin 43, 14-15 (auf
polnisch).
TAKEYA, C., (1951): A tentative list of Tingidae of Japan and her adjacent territories (Hemiptera). - Kurume Univ. Journ. (Nat.
Sci.) 4, 5.28.
TAKEYA, C., (1953): Notes on the Tingidae of Shikoku, Japan (Hemiptera). - Trans. Shikoku Ent. Soc. 3, 167-176, 1 pl.
WHEELER, A. G., Jr., (1977): Spicebush and sassafras as new Noth American hosts of andromeda lace bug, Stephanitis takeyai
(Hemiptera: Tingidae). - Proc. Ent. Soc. Washington 79, 168-171.
Anschrift des Verfassers:
KURT ARNOLD, Postfach 11 20, D-09466 GEYER/ERZGEB., e-mail: [email protected]
„Spicebush and sassafras“. Bei DRAKE & RUHOFF (1965:364) werden als Wirtspflanzen noch genannt: Andromeda sp. und
Lindera sericea.
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
23
Interessante Heteropteren-Funde aus der Umgebung von Grünheide, sowie einigen
anderen Fundorten in der Mark Brandenburg
KURT ARNOLD
Bei entomologischen Aufsammlungen im Südosten von Berlin, Gemeinde Grünheide bei Erkner,
fanden sich unter den Heteropteren einige interessante Nachweise, deren Bekanntgabe als gerechtfertigt
erscheint.
Alle Funde erfolgten im Tal der Löcknitz (Nordufer, von der Brücke über die Löcknitz bis kurz
hinter der Fontane-Kiefer), zumeist in den Wiesenbereichen.
Der Flußverlauf wird von Erlenbruchwäldern, sowie mehr oder weniger feuchten bis nassen
Wiesenflächen, oft mit ausgedehnter Bebuschung, gesäumt. Die Wiesenflächen, welche streckenweise
über hundert Meter breit sind, werden einerseits durch eine parallel zu ihnen verlaufende, bis zu 10 m
ansteigende sandige Geländeerhebung und auf der anderen Seite durch die Löcknitz begrenzt. Die
Geländeerhebung ist mit Kiefern und Laubhölzern bestanden.
Leider wurde ein Großteil dieser Laubhölzer (zumeist Birken) in letzter Zeit gefällt, es blieben nur
noch die Kiefern stehen.
Durch Herrn Dr. J. DECKERT erhielt der Autor weitere Funde übermittelt, teils von eigenen
Aufsammlungen, teils aus Material, welches an das Zoologische Museum Berlin zur Determination
eingereicht wurde.
Für die Übermittlung der Daten und der Zustimmung zu ihrer Veröffentlichung möchte ich Herrn
Dr. J. DECKERT auch an dieser Stelle ganz herzlich danken.
Funde, deren Belege sich im Zoologischen Museum Berlin (Museum für Naturkunde) befinden,
werden mit coll. ZMB gekennzeichnet.
Familie Tingidae
Tingis (Neolasiotropis) pilosa HUMMEL, 1825
Eine seltene Art, die auch aus den östlichen Bundesländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen, nicht aber aus Mecklenburg-Vorpommern bekannt wurde.
Bis auf die Meldungen von GRUSCHWITZ & GÖRICKE (2005:16+21) für Sachsen-Anhalt und
ARNOLD (2004:13-14) für Thüringen, lagen bzw. liegen aus Brandenburg – außer bei SÜHLO (1996) - und
Sachsen bisher keine aktuellen Funde nach 1980 vor.
GÖLLNER-SCHEIDING (1978:84) bezeichnet die Art für Brandenburg als selten. Als letzter Nachweis
wird der Fund durch SCHULZE aus dem Jahr 1969 bei Grünheide genannt.
Einer der in vorliegender Arbeit mitgeteilten aktuellen Nachweise stammt vom gleichen Fundort.
Material: Grünheide, Wiesen an der Löcknitz in Richtung Fontane-Kiefer, gekeschert, 1 ♂ 04.06.2005, leg. K. & M.-L.
ARNOLD, coll. ARNOLD; Waldsieversdorf, NSG Rotes Luch, 1 Exemplar 1995, leg. SÜHLO, coll. ZMB; Landkreis TeltowFläming, NSG Großer Machnower Weinberg bei Mittenwalde, 52°15’58’’ N, 13°30’00’’ E, 1 Exemplar 08.07.1999, leg.
DECKERT, coll. ZMB.
Bemerkung:
Von allen bisher determinierten Exemplaren trägt das Männchen von Grünheide die längste Behaarung an
Pronotum und Halbdecken. Die einzelnen Haare sind nahezu so lang wie das Randfeld der Halbdecken breit ist.
Dennoch weisen die mehr als 2 Maschenreihen in der hinteren Hälfte des Randfeldes das Exemplar als T. pilosa
aus. Bei T. kiesenwetteri befinden sich im Randfeld der Halbdecken nur 2 Maschenreihen und die Randbehaarung
ist länger als das Randfeld breit ist.
Familie Miridae
Capsus pilifer (REMANE, 1950)
Erst bei GÖLLNER-SCHEIDING (1977:209) wird C. pilifer als Nachtrag zur Fauna Brandenburgs
gebracht. Dieser Fund stammt aus dem Naturschutzgebiet Zeißholzer Moor im Kreis Hoyerswerda.
24
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Aktuelle Nachweise werden hier erstmals mitgeteilt. Die Funde (leg. ARNOLD) erfolgten zusammen
mit Capsus ater (LINNAEUS, 1758).
Material: Grünheide, Löcknitz, Richtung Fontane-Kiefer, Feuchtwiesen-Bereich, gekeschert, 1 ♂, 2 ♀♀ 04.06.2005,
leg. K. und M.-L. ARNOLD, coll. ARNOLD; Landkreis Teltow-Fläming, Mellensee (Ostufer), 1 ♂ 1 ♀, 12.06.1994, leg.
DECKERT, coll. ZMB.
Polymerus (Poeciloscytus) brevicornis (REUTER, 1879)
Diese Wanzenart wird, wie viele andere auch, bei GÖLLNER-SCHEIDING (1972:29) als häufig
bezeichnet. Es befinden sich aber unter den genannten 25 Fundorten nur 4 aus der Zeit zwischen 1965 und
1970, alle anderen liegen vor 1950, davon viele zwischen 1900 und 1920.
Aktuelle Nachweise sind aus der Literatur nicht bekannt.
Material: Grünheide, Löcknitz, Richtung Fontane-Kiefer, Wiesenbereiche, gekeschert, 1 ♀ 04.06.2005, leg. K. und M.L. ARNOLD, coll. ARNOLD; Landkreis Teltow-Fläming, Kallinchen, 52°12’ N, 13°24’ E, 1 Exemplar 25.07.1982; Landkreis
Teltow-Fläming, Kallinchen, 52°12’20’’ N, 13°33’40’’ E, 1 Exemplar 30.05.2004, leg. DECKERT, coll. ZMB; Landkreis
Dahme-Spreewald, Töpchin-Waldeck, 52°09’20’’ N, 13°34’51’’ E, diverse Exemplare 30.05.2004, leg. DECKERT, coll. ZMB;
Hohenlobbese, MTBL 3839/2, 1 Exemplar Juni 1991, det. GÖLLNER, leg. et coll. LIEBENOW; Brandenburg, MTBL 3640/1, 1
Exemplar 27.07.1993, det. GÖLLNER, leg. et coll. LIEBENOW.
Familie Pentatomidae
Chlorochroa pinicola (MULSANT & REY, 1852)
Ch. pinicola wird bei GÖLLNER-SCHEIDING (1977:204 [Pitedia pinicola]) gleichfalls als häufig
angeführt, obwohl die meisten der genannten Funde aus der Zeit von 1950 bis um 1900 zurückreichen.
Zumindest heute dürfte die Art nicht mehr als häufig einzustufen sein.
Es erfolgen hier die ersten Fundmitteilungen aus aktueller Zeit.
Material: Grünheide, Löcknitz, Richtung Fontane-Kiefer, von am Boden liegendem Stamm eines abgestorbenen
Laubbaumes (Erle) gesammelt, 1 ♀ 04.06.2005, leg. K. & M.-L. ARNOLD, coll. ARNOLD; Fangschleuse bei Erkner,
Löcknitzniederung, 52°25’ N, 13°49’ E, 1 Exemplar 22.05.2004, det. DECKERT, Fotobeleg coll. DECKERT; Wildau bei Berlin,
1 Exemplar 02.06.1984, leg. A. KRÜGER, coll. KRÜGER (Hamburg).
Literatur:
ARNOLD, K. (2004): Zur Verbreitung von Cyphostethus tristriatus (FABRICIUS, 1787) (Familie Acanthosomatidae) und Tingis
pilosa HUMMEL, 1825 (Familie Tingidae) in Thüringen. - Heteropteron H. 19, 13-14.
DECKERT, J., 1996, Verzeichnis der Wanzen von Berlin und Brandenburg (Heteroptera). - Insecta 4, 150-167.
GÖLLNER-SCHEIDING, U., 1972, Beiträge zur Heteropteren-Fauna Brandenburgs. 2. Übersicht über die Heteropteren von
Brandenburg. Teil I. - In: Beiträge zur Tierwelt der Mark. IX. - Veröff. Bez.heimatmus. Potsdam 25/26, 5-39.
GÖLLNER-SCHEIDING, U. (1977): Beiträge zur Heteropteren-Fauna Brandenburgs. 2. Übersicht über die Heteropteren von
Brandenburg. Teil III. (Hemiptera, Heteroptera). - Faun. Abh., Staatl. Mus. Tierkde. Dresden 6, 187-214.
GÖLLNER-SCHEIDING, U. (1978): Beiträge zur Heteropteren-Fauna Brandenburgs. 2. Übersicht über die Heteropteren von
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Anschrift des Verfassers:
Kurt Arnold, Postfach 11 20, D-09466 GEYER/ERZGEB., e-mail: [email protected]
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
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Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) nun auch im Norden Frankreichs,
und im SW Deutschlands
HANS-JÜRGEN HOFFMANN
Résumé: Cette note mentionne la présence en Normandie d’Oxycarenus lavaterae, dans le Jardin botanique de Tatihou / St.
Vaast-la-Hougue, en 2005. L’espèce semble continuer son expansion également en Autriche, en Swisse en direction
d’Allemagne sud-ouest.
Summary: Oxycarenus lavaterae is mentioned for the first time from Normandy/France, Botanic Garden on the Isle of
Tatihou/St. Vaast-la-Houge in 2005. This species is also expanding in Austria, Switzerland into the Southwestern Germany.
Die schwarz-rot gefärbt Langwanze Oxycarenus lavaterae weist eine westmediterrane Verbreitung
auf (NW-Afrika, Portugal, S-Spanien, S-Frankreich, Italien, Slowenien bis Kroatien und Ungarn, sich
nach Slowakei und Österreich ausbreitend) (PÉRICART 1998). Sie lebt an Malvaceen/Malven und den
verwandten Tiliaceen/Linden und wird deshalb im deutschsprachigen Raum als Malvenwanze (vereinzelt
auch Lindenwanze) bezeichnet. Sie saugt an Blättern und unverholzten Teilen der Malvaceen und – vor
allem an den mitteleuropäischen Fundorten – an den nächst verwandten Linden, spez. Winterlinde. Im
Mittelmeergebiet treten 3-4 Generationen pro Jahr auf. Vor allem vor und nach der Überwinterung, also
im Frühjahr und Herbst neigt die wärmeliebende Art zu Massenansammlungen. Wie viele andere
Insektenarten breitet sich die Art zur Zeit – in erster Linie wohl als Folge zunehmender Klimaerwärmung
- nach Norden aus.
Als seinerzeit nördlichster Fundpunkt in Mitteleuropa wurde von BIANCHI & STEHLIK (1999) ein
Vorkommen von O. lavaterae 1995 in Bratislava in der Slowakei gemeldet.
RABITSCH & ADELBAUER (2001) meldeten dann die Art zunächst für das Burgenland, Wien und für
die Steiermark (Graz und Umgebung) gemeldet. Seit 2003 tritt die Spezies gehäuft auch in der südlichen
und östlichen Steiermark auf (s. Meldung von H. KREHAN für den Raum Weitz, Radkersburg und
Voitsberg im Internet). Die Art trat wiederholt in auffälligen Aggregationen auf Linden auf. Seitens der
Ämter wurde allerdings darauf hingewiesen, dass O. lavaterae weder für den Menschen noch für die
Bäume schädlich sei und keine Bekämpfungsaktionen erforderte. Schon 2001 fand sich die Art in Wien,
allerdings nur südlich der Donau, später auch nördlich und auch nicht nur an angepflanzten Linden in den
Städten (ÖGEF 2003, NHM-wien 2004).
In Basel trat die Art 2004 erstmals auf, nachdem sie angeblich in der Schweiz schon seit 2-3 Jahren
bekannt war. In Basel wurden – im Internet mit Fotos belegt - sogar Bekämpfungsaktionen (anscheinend
durch Absaugen der Ansammlungen auf der Rinde) seitens der STADTGÄRTNEREI BASEL durchgeführt,
obwohl in einer Pressemitteilung der BASEL-STADT sowie in einer Medienmitteilung des
BAUDEPARTEMENT KANTON BASEL-STADT im Oktober 2004 von chemischer Bekämpfung mittels
Pestiziden abgeraten und auch das Abspritzen mit Wasser als wenig effektiv bezeichnet wird.
Wie schon bei der Ausbreitung der Platanengitterwanze Corythucha ciliata von der Schweiz nach
Deutschland (die Art ist heutzutage bis zum Niederrhein vorgedrungen (HOFFMANN 2002, 2003)) war
nach dem Auftreten der Spezies in Basel ein Übergreifen auch auf Deutschland zu erwarten. So konnte
BILLEN (2004) mittlerweile auch Vorkommen im SW Deutschlands melden: Anfang September 2004
wurden Massenvorkommen in Lörrach und Weil am Rhein gemeldet. „In Biergärten mit großen alten
Linden regnete es regelrecht Wanzen ins Bierglas oder aufs Essen.“ Weiterhin meldet BILLEN
Vorkommen vom Hochrhein, vor allem in Grenzach-Whylen. Damit ist auch für Deutschland die
Ausbreitung einer weiteren Neozoe, z.B. rheinabwärts, zu erwarten.
In Paris traten im Herbst 1999 meterlange Flecken von Insekten auf Stamm und Zweigen von
Linden auf, die von Mitarbeitern des „Laboratoire national de la protection des végétaux“ als O. lavaterae
bestimmt wurden. „Les punaises sont entrées dans Paris“.schreibt „Épingle“ und bezeichnet die
26
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Bodenwanzenart als „complètement inoffensif“ (REYNAUD (2000).
Über die weitere Entwicklung dieses anscheinend isolierten Vorkommens (Internet-Notiz) liegen
dem Autor keine Informationen vor.
Diesem bisher nördlichsten Vorkommen kann nun ein weiteres Auftreten in Nordfrankreich, in der
Normandie hinzugefügt werden.
Das Zoologische Institut der Universität zu Köln führt in zweijährigem Turnus ein
Meeresbiologisches Praktikum in der Normandie durch und besucht in dessen Verlauf auch die
Austernzuchten von St. Vaast-la-Houghe an der NO-Küste des Cotentin sowie die vorgelagerte Insel
Tatihoe. Auf dieser als Naturreservat ausgeschilderten Insel findet sich eine Station u.a. mit MeeresMuseum, Laborgebäuden und einem Botanischen Garten. Hierin finden sich zahlreiche Strandpflanzen
mit guter Beschilderung. Auf der Malvacee Lavatera arborea konnten vom Autor bei dem diesjährigen
Besuch sehr zahlreiche Exemplare der Wanze Oxycarenus lavaterae gekeschert werden. Es fanden sich
alle Larvenstadien und Adulte, davon zahlreiche in Kopula. Bei Besuchen in früheren Jahren wurde die
Art noch nicht beobachtet. Da die Sträucher eine Höhe von 2 m aufwiesen und die Einrichtung des
Gartens viele Jahre zurück liegt, ist eine Einschleppung der Wanzen durch neue Pflanzen
unwahrscheinlich.
Abb. 1 zeigt die derzeitige Verbreitung von Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787)
Funddaten:
Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787) auf Lavatera arborea L.
St. Vaast-la-Hougue/Normandie/Frankreich, Insel Tatihou, Botanischer Garten,
17.09.2005, 12 Ex. leg.und in coll. H.J. HOFFMANN
Literatur
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S., 6+3+2 Farbtafeln, Fédération française des Sociétés de Sciences naturelles (Paris).
REYNAUD, P. (2000): La punaise Oxycarenus lavaterae. Elle est responsable de pullulations spectaculaires à Paris. - Phytoma:
La défense des végétaux no 528, 30-33.
RABITSCH, W. & ADLBAUER, K. (2001): Erstnachweis und bekannte Verbreitung von Oxycarenus lavaterae (FABRICIUS, 1787)
in Österreich (Heteroptera: Lygaeidae). – Beitr. Entomofaunistik 2, 49-54.
Anschrift des Autors:
Dr. H.J. Hoffmann, Zoologisches Institut der Universität zu Köln, Weyertal 119,
D-50931 KÖLN, e-mail: [email protected]
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
27
Abb. 1: Derzeitige Verbreitung von Oxycarenus lavaterae (nach PÉRICART 1998, ergänzt)
Die mit Sicherheit nicht reversible Ausbreitung der Lygaeiden-Art Oxycarenus lavaterae bringt für die
Heteropteren-Fauna Deutschlands die 869. Art und ist in der Liste der ENTOMOFAUNA GERMANICA
unter EG-Nr. 640a einzuordnen, (die bereits weit verbreitete Tingiden-Art Stephanitis takeyai als 868. Art
unter EG-Nr. 149a)
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
Kleinere Fundmeldungen
Unter dieser Rubrik sollen interessantere Fundmeldungen veröffentlicht werden, sofern sie nicht in
anderem Zusammenhang in absehbarer Zeit publiziert werden können oder bevor sie in genadelter Form
in irgendeiner Sammlung – vielleicht für immer – verschwinden!
Wanzen (Heteroptera) in NRW: drei Neufunde und ein Wiederfund
PETER KOTT
Bei der Untersuchung der Wanzenfauna von Sandmagerrasenflächen in NRW fand ich drei Arten,
die noch nicht in der Liste der Wanzen von NRW (KOTT & HOFFMANN 2003) aufgeführt sind:
1. Pionosomus varius WFF. (Lygaeidae)
Diese Art fand ich am 17.08.05 und am 30./31.08.05 in großen Mengen im NSG Kaninchenberge
südlich von Wesel (6° 41‘ 46‘‘ ö.L./ 51° 37‘ 38‘‘ n.B.) am Boden unter Silbergras. In meiner
Sammlung befinden sich 9 ♂♂ und 6 ♀♀.
2. Xanthochilus quadratus F. (Lygaeidae)
Von dieser Art fand ich 3 ♀♀ am 24.08.05 im NSG Brachter Wald, einem ehemaligen Munitionsdepot
(6° 08‘ 40‘‘ ö.L./ 51° 16‘ 15‘‘ n.B.), am Boden zwischen Pflanzen auf Moos herumlaufend.
3. Strongylocoris luridus FALL. (Miridae)
Von dieser Art fing ich 1♀ am 18.07.05 ebenfalls im NSG Brachter Wald.
Im NSG Kaninchenberge bei Wesel konnte ich am 30./31.08.05 und am 09.09.05 außerdem noch in
großen Mengen
Ischnocoris angustulus BOH. (Lygaeidae)
unter Calluna vulgaris entdecken. Diese Art ist für NRW nur von RECLAIRE für die Wahner Heide bei
Köln aus dem Jahre 1933 gemeldet. In meiner Sammlung befinden sich 11 ♂♂ und 11 ♀♀.
Literatur
KOTT, P. & H.-J. HOFFMANN (2003): Liste der Wanzen Nordrhein-Westfalens (Insecta: Hemiptera Heteroptera). Überarbeitete
Fassung von Oktober 2003. - Mitt. ArbGem. westfäl. Entomol. 19 (Beiheft 9), 1-42. Bielefeld.
RECLAIRE, A. (1938): Beitrag zur Kenntnis der Wanzenfauna der Rheinprovinz.. – Decheniana 97 B, 91-96, Bonn.
Anschrift des Autors:
Peter Kott, Am Theuspfad 38, D-50259 PULHEIM, [email protected]
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
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Nezara viridula (LINNAEUS, 1758) in Köln und in Deutschland
(Heteroptera, Pentatomidae)
DIETRICH J. WERNER
Abstract: All known references of Nezara viridula, species of worldwide subtropical and tropical distribution, now in
Germany will be demonstrated and discussed.
Die als Grüne Gemüse- oder als Reis-Wanze bezeichnete Art Nezara viridula stammt wohl
ursprünglich aus Äthiopien (TODD 1989). Sie ist nicht nur im gesamten Mittelmeergebiet sondern
inzwischen auch weltweit in den tropischen und subtropischen Regionen als Pflanzenschädling verbreitet.
Ihre Verschleppung in gemäßigte Klimate hinein erfolgt meist mit Kulturpflanzen (Gemüse,
Blumenstauden).
Als erster in Deutschland bekannter Fund kann der vom 15.01.1979 durch SCHMID in Köln gelten
(HOFFMANN 1992). Im Jahr 1983 hat am 09.11. SCHUSTER ein Exemplar dann in Schwabmünchen
entdeckt (SCHUSTER 1986). Es folgen Einzelnachweise am 20.10.1994 in Nürtingen (RIEGER 1994) und
am 22.09.1998 in Neckarsteinach/Odenwald (VOIGT 1998). Über die Umstände der drei letzten Funde
kann bei den genannten Autoren nachgelesen werden. Während des Geo-Tages der Artenvielfalt am
03.06.2000 ist durch den Bund Naturschutz, Kreisgruppe Nürnberg, die Art im Moorenbrunnfeld
(Nürnberg) nachgewiesen worden. Aus dem gleichen Jahr (16.11.2000) stammt ein zweiter Kölner Fund
durch den Verfasser in der südlichen Neustadt. Am 23.08.2004 hat S. JELINEK eine Larve der Art auf
einem Blumenfeld am Ortsrand von Gundelfingen (bei Freiburg i.B.) fotografiert
(http://nafoku.de/wanzen/htm/nezara.htm).
Im Gegensatz zu diesen Beobachtungen von Einzeltieren steht die Entdeckung einer kleinen
Population von Nezara durch den Verfasser in Köln. Zwischen dem 29.07. und dem 18.08.2005 sind auf
einer im Jahr 2004 angelegten Stauden- und Bodendecker-Anpflanzung am ehemaligen Fort V (Rundbau,
Universität zu Köln) nahe dem Bahnhof Köln-Süd sechs Exemplare beobachtet worden. Da sich unter
diesen Tieren eine Larve im letzten Stadium befunden hat, die sich nach zwei Tagen häutete, kann man
annehmen, dass alle Wanzen aus ein und demselben Gelege hervorgegangen sind. Am 12.08. ist auch eine
über zwei Tage andauernde Kopulation beobachtet worden. Als wahrscheinliche Wirtspflanzen, an denen
die Tiere angetroffen worden sind, kommen eine Zuchtform der Goldgarbe (Achillea filipendulina) und
benachbarte Königskerzen (Verbascum sp.) in Frage. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Population auch
im Jahr 2006 weiter etablieren kann, oder ob die als sehr guter Flieger bekannte Nezara sich in die
Umgebung zerstreut hat.
Bis auf den Fund von Gundelfingen, der eindeutig eine Larve der bunten Form torquata (FABRICIUS,
1775) von Nezara viridula zeigt, handelt es sich bei den anderen Nachweisen um die fast ausschließlich
grüne Form smaragdula (FABRICIUS, 1775). Die drei Einzeltiere von Schwabmünchen, Nürtingen und
Köln 2000 allerdings stellen sich jeweils als Übergänge zur olivbraunen Winterfärbung dar.
Während die ähnlich aussehenden Grünen Stinkwanzen der Gattung Palomena auf ihrer Oberseite
deutlich schwarz pigmentierte Punktgruben besitzen, sind diese bei Nezara viridula grün pigmentiert. Als
charakteristische Besonderheit zeigt letztere am vorderen Rand des Scutellums außerdem fünf Flecke,
wobei drei innere hell, die beiden äußeren nahe den Vorderecken dunkel erscheinen. Sowohl diese
Fleckung als auch der deutliche Höcker am zweiten Bauchsegment und die anschließend nach hinten
leicht gekielte Bauchmitte fehlen den Palomena-Arten. Drei Fotos der Kölner Exemplare mit den
genannten Merkmalen (auch Bauchseite) können im Internet unter http://www.fotocommunity.de/pc/pc/
mypics/433519/display/3791214 bzw. display/3838767 und unter http://www.wanzen-nrw.de/html/
nezara_viridula.html eingesehen werden.
Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dass Mitte Oktober 2005 auch im Kanton Baselland
oberhalb von Allschwil eine größere Population von Nezara viridula f. torquata mit vielen Larven durch
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
THOMAS CH. ZIMMERMANN beobachtet worden ist, wie seine Fotos verdeutlichen
(http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/587106/display/4414968 und display/4415158). In der
Südschweiz (Kanton Tessin) dagegen ist die Art in beiden Formen schon länger bekannt (FREY-GESSNER
1863, 1868; GÖLLNER-SCHEIDING & REZBANYAI-RESER. 1992). Für Österreich liegen bisher auch nur
eingeschleppte Einzelfunde in Tirol (HEISS 1977) und in Kärnten (DETHIER 1989; FRIES et al. 1999) vor.
In Südtirol kennt man beide genannten Formen von Nezara bereits von Bozen durch GREDLER (1870);
DETHIER (1989) nennt dazu noch Auer und TAMANINI (1982) Kaltern als Fundort. Aus der Provinz Trient
übermitteln BEZZI (1893), MICHALK (1933) und DETHIER (1989) Nachweise der Art. Der Verfasser konnte
selbst in den letzten Jahren sowohl in Südtirol als auch im Trentino mehrfach Larven der Forma torquata
beobachten.
Ebenfalls aus England in London werden 2003 durch BARCLAY (2004) und SHARDLOW & TAYLOR
(2004) mehrere Kolonien der Art beschrieben, die nach MUSOLIN (2005) teilweise auch noch im Jahr
2004 vorhanden gewesen sind.
Diese drei Beispiele von größeren Populationen in West-Europa zeigen sehr deutlich, daß es nur
noch eine Frage der Zeit ist, bis sich Nezara viridula auch bei uns etabliert hat.
Danksagung
Für Hilfe bei der Ansprache der Blumenstauden am Kölner Rundbau habe ich Frau G. ESSER (Rösrath), für
die Bestimmungskontrolle und das Foto des Tieres Köln 2000 Herrn H.J. HOFFMANN (Köln), für die Fotos der
Tiere Köln 2005 Frau H. STEIN (Köln) und für seine Bereitschaft, die Fotos mit Informationen vom Kanton
Baselland zu Verfügung zustellen, Herrn Th. Ch. ZIMMERMANN (Basel) herzlich zu danken.
Literatur
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Anschrift des Autors:
Dietrich J. Werner, Neufeldweg 20, D-51427 BERGISCH GLADBACH
e-mail: [email protected]
Änderungen zum Adressenverzeichnis Mitteleuropäischer Heteropterologen
Dr. STEFFEN ROTH, Laurhammer Feltet 1, N-5427 Urangsvåg / Bømlo, Norge/Norway/
Norwegen, Tel. 0047- 53424506, e-mail [email protected], http://steffen-roth.macbay.de
Prof. Dr. REINHARD REMANE: e-mail [email protected]
Ein Zufallsfund:
WALTER STRITT (Gesammelte entomologische Gedichte, Karlsruhe 1989) dichtete viel, u.a.:
Freund VOIGT die Hemipteren liebt,
Sie unermüdlich streift und siebt.
Hat er erbeutet seine Wanzen,
So sieht man ihn vor Freude tanzen
32
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
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RUDNICK, K.. (2005): Zum Vorkommen der Streifenwanze Graphosoma lineatum L.(Heteroptera -Pentatomidae) für den
Zeitraum von 1995-2004 auf Rügen, nebst Ergänzungen für Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg und
Anmerkungen zur deutsch-deutschen Entomologie-Geschichte. – Heteropteron 20, 19-24.
TOLSGAARD, S. (2005): Über das Vorkommen der Feuerwanze Pyrrhocoris apterus (L.) in Nordeuropa - On the Occurence of
the firebug Pyrrhocoris apterus (L.) in Northern Europe. – Heteropteron 20, 15-16.
WEGENER, CH. (2005): Massenansammlung von Wanzen, vor allem der Familie Acanthosomatidae, am Nordstrand von
Usedom mit einem Erstnachweis von Sciocoris homalonotus FIEBER für Mecklenburg-Vorpommern. – Heteropteron 20, 1114.
HETEROPTERON Heft 21 / 2005
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Gedichtete Wanzen - Heteropterologische Kuriosa 8
HANS-JÜRGEN HOFFMANN
Anläßlich eines früheren Wanzologentreffens (im süddeutschen Raum!) fand sich bei den damals
üblichen vervielfältigten Protokollen unter Anlage 7 (ohne Herkunftsangabe) auch das nachfolgende nette
Gedicht, das beim Umzug jedem „Wanzerer“ bzw. hochdeutsch „Heteropterologen“ zu denken geben
sollte.
Aber auch sonst wurden Wanzen in Gedichten oder Prosa verewigt: HEINRICH HEINE verfasste ein
Gedicht, verständlich nur bei Kenntnis der Hintergründe, KURT TUCHOLSKY hatte – wie in seinen
Schriften erkennbar – wohl häufiger mit Bettwanzen zu tun und hat sie mehrfach verewigt, und auch
EUGEN ROTH verewigte sie in seinem „Tierleben“ in zwei Versionen. Da an dieser Stelle noch Platz im
HETEROPTERON war, können hier diese Texte einmal in voller Länge gebracht werden.
JEAN DREMMEL: Der Umzug un die Wanze
Ach die treue, gute Wanze,
Die nachts uff dem Leinduch danze,
Werre --das is unerhört Durch en Umzug oft gestört.
Anstatt Flinte un so Dinger
Nimmt m'r äfach nor die Finger,
Spricht dann: “Mach dein Testament“
„Wanzevieh! jetzt geht’s an’s End.“
Wanzenmütter, Wanzenvätter
Reißt mer aus de warme Better,
Drückt se todt mit kalter Hand
An der Wand, o was e Schand.
Un mit Besem und mit Lumpe
Werre ganze Wanzeklumpe
In die Ewigkeit spediert
Un ihr Grab mit Babb verschmiert.
Dut mit Zacherlin sie spritze,
Wo se sitze, in de Ritze,
Daß se nieße müsse druff
Un den Geist dann gewe uff.
Wanze aus de feinste Kreise,
Die nor bess're Leit dhun beiße,
Packt die Magd gar iwerzwerg
Un verdrückt se zu Latwerg.
Wänzcher selbst schun müsse sinke,
Die noch an der Mutter trinke, Welcher Kummer, welcher Schmerz O, e Wanz hot aach e Herz.
Was do noch nit fortgeloffe,
Is noch im Lavor versoffe,
Denn der Mensch, fängt Wanze er,
Kennt er kein Erbarmen mehr.
An de Decke, welcher Schrecke,
Üwerall wo Wanze stecke,
Reißt m'r ganze Borde los,
Un mächt Jagd uff klä wie groß.
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HETEROPTERON Heft 21 / 2005
aus:
aus:
ROTH, E.(1956): EUGEN ROTHs
Kleines Tierleben
ROTH, E. (1975): EUGEN ROTHs
Tierleben für jung und alt
Schon Goethe sagt, die Läus und Wanzen
Gehörten mit zum großen Ganzen,
Wo's Wanzen gibt, oft ahnt mans kaum
Und denkt auch gar nicht dran im Traum.
Doch aus demselben jäh gerissen,
Weiß mans bestimmt, wenn man gebissen.
Fünfhundertmal des Rüssels Spitze
Ist feiner, als die feinste Spritze.
Bettwanzen sich an Menschen wanzen;
Schildwanzen nähren sich von Pflanzen,
Sie wären lieb, wenn sie nicht röchen
Und über Erd- und Himbeern kröchen.
Die Ruderwanzen (gondola)
Man häufig in Venedig sah.
Die Hüttenwanzen, die bequemen,
Platz in Touristenbetten nehmen.
Schon Goethe sagt, die Läus und Wanzen
Gehörten mit zum großen Ganzen.
Dies scheint uns freilich ein Beweis,
Daß er von Wanzen nicht viel weiß,
Obwohl ich selbst die größten grad
In Weimar fand und im Karlsbad.
Wie's Gottfried Keller sah in München,
Hilft's nichts, die Wände frisch zu tünchen;
Im Frühjahr das Gewimmel schau:
Die Wanzen kriechen - himmelblau!
Wo's Wanzen gibt, oft ahnt man's kaum
Und denkt auch gar nicht dran im Traum.
Doch, aus demselben jäh gerissen,
Weiß man's bestimmt, wenn man gebissen.
Fünfhundertmal des Rüssels Spitze
Ist feiner als die feinste Spritze.
Die Forscher, was nicht neu den Lesern,
Vergrößern sie mit scharfen Gläsern.
Mehr Ruhm der Wissenschaft man gönnte,
Wenn sie das Vieh verkleinern könnte.
Bettwanzen sind nur eine Art.
Es gibt auch andre, hübsch und zart,
Die sich ernähren nur von Pflanzen,
Statt sich an Menschen anzuwanzen.
Die Ruderwanzen (gondola)
Man häufig in Venedig sah.
Die Hüttenwanzen, die bequemen,
Den Alpinisten Platz wegnehmen.
Schildwanzen freilich überhaupt
Sind weitaus netter, als man glaubt.
Nur sollten sie, da schlecht sie riechen,
Nicht grade über Beeren kriechen!
Literatur
ROTH, E. (1956): EUGEN ROTHs Kleines Tierleben.- München, S. 86-87.
ROTH, E. (1975): EUGEN ROTHs Tierleben für jung
und alt. – München, S. 392-393.
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(NACHLESE ZU DEN GEDICHTEN - 1848-1856 -ZEITGEDICHTE UND FABELN)
HEINRICH HEINE: DER WANZERICH
I
Es saß ein brauner Wanzerich
Auf einem Pfennig und spreizte sich
Wie ein Rentier, und sprach: »Wer Geld hat,
Auch Ehr' und Ansehn in der Welt hat.
Wer Geld hat, ist auch lieblich und schön Es kann kein Weib ihm widerstehn;
Die Weiber erbleichen schon und zittern,
Sobald sie meinen Odem wittern.
Ich habe manche Sommernacht
Im Bett der Königin zugebracht;
Sie wälzte sich auf ihren Matratzen,
Und mußte sich beständig kratzen.«
II
Das Ungeziefer jeden Lands,
Es bildet eine Heil'ge Allianz;
Zumal die musikalischen Wanzen,
Die Komponisten von schlechten Romanzen
(Welche, wie Schlesingers Uhr, nicht gehn),
Allüberall im Bündnis stehn.
Da ist der Mozart der Krätze in Wien,
Die Perle ästhetischer Pfänderleiher,
Der intrigiert mit dem Lorbeer-Meyer,
Dem großen Maestro in Berlin.
Da werden Artikelchen ausgeheckt,
Die eine Blattlaus, ein Mitinsekt,
Für bares Geld in die Presse schmuggelt Das lügt und kriecht und katzenbuckelt,
Ein lustiger Zeisig, welcher gehört
Die prahlenden Worte, war drob empört:
Im heiteren Unmut sein Schnäbelein schliff er, Und hat dabei die Melancholik.
Und auf das Insekt ein Spottlied pfiff er.
Das Publikum glaubt oft der Lüge,
Aus Mitleid: es sind so leidend die Züge
Gemein und schmutzig, der Wanzerich,
Der Heuchler und ihr DulderblickWie Wanzen pflegen, rächte er sich:
Was willst du tun in solchen Nöten?
Er sagte, daß ihm der Zeisig grollte,
Du mußt die Verleumdung ruhig ertragen,
Weil er kein Geld ihm borgen wollte.
Du darfst nicht reden, du darfst nicht klagen:
Und die Moral? Der Fabulist
Willst du das schnöde Geschmeiß zertreten,
Verschweigt sie heute mit klugem Zagen,
Verstänkert es dir die Luft, die süße,
Denn mächtig verbündet in unseren Tagen
Und schmutzig würden deine Füße.
Das reiche Ungeziefer ist.
Das beste ist schweigen - Ein andermal
Es sitzt mit dem Geldsack unter dem Arsch
Erklär ich euch der Fabel Moral.
Und trommelt siegreich den Dessauer Marsch.
HEINRICH HEINEs Gedicht „Der Wanzerich“ ist nur verständlich, wenn man die Hintergründe kennt. Es ist im
September 1855 geschrieben und gegen den Wiener Komponisten JOSEPH DESSAUER gerichtet, weil letzterer sich
seiner Liebesbeziehungen zu GEORGE SAND gerühmt hatte. Daraufhin ließ DESSAUER erklären, HEINEs Polemik sei
darauf zurückzuführen, daß er, DESSAUER, HEINE einst ein Darlehen verweigert habe.
Außerdem schreibt HEINRICH HEINE in seinem „ATTA TROLL“:
... Das Schrecklichste auf Erden
Ist der Kampf mit Ungeziefer,
Dem Gestank als Waffe dient, Das Duell mit einer Wanze. ...
aus:
KURT TUCHOLSKY: Deutsches Chaos
20. August
Zu der Verfügung über die Vertilgung von Ungeziefer in Wohnungen unter sechs Zimmern ist
noch nachzutragen, daß Schrotschüsse auf Wanzen nur von ½ 11 Uhr morgens bis ¾ 1 mittags
statthaft sind. Es empfielt sich, in den anderen Tagesstunden die Wanzen mit einem Tischmesser
zu zerspalten.
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KURT TUCHOLSKY: DIE WANZEN (1919)
Die Wanzen saßen oben an der Tapetenborte und ärgerten sich, daß es Tag war, ein
strahlender, heller Tag. Der konnte noch lange dauern, und so berieten sie inzwischen, bis die
liebe, dunkle, graue Nacht herankam, was sie nachts zu tun gedachten. Ab und zu kroch eine
an den Rand der Borte, hinter der sie saßen, und sah auf das weiße Bett herunter, das da unten
stand. Sie wußten, daß ein dickes, also liebes Mädchen in diesem Bette nächtigte. Von ihr
sprachen sie jetzt.
«Ich», sagte die älteste Wanze, «krieche ihr auf dem Kopf herum und sauge ihr das Blut aus
den Schläfen. Hinter den Schläfen sitzt der Verstand, und ich bin eine gebildete Wanze. Ich
glaube, ich werde mit jedem Tag klüger. Das machen die klugen Gedanken der Menschen da
unten. Ich bin eine politische Wanze.»
"Ich», sagte die zweite Wanze, «halte mich mehr an die fleischigen Partien. Das macht mich
fett, ich bin die fetteste von euch allen. Handel und Wandel müssen sein - ich sauge ihr das
Blut aus den Adern, sie hat ja genug. Ich bin eine ökonomische Wanze.»
«Ich», sagte die dritte Wanze, «laufe hierhin und dorthin, wenn ich da unten bin. Ich brauche
nicht viel zum Fressen, ich fühle mich wohl, wenn ich da herumkriechen kann, und ich sehe
alles und kümmere mich um alles. Ihr schlagt euch die Leiber dick, ich aber bin über alles
orientiert, was an diesem Mädchen vor sich geht. Ich bin eine lokale Wanze.»
«Ich», sagte die vierte Wanze, «fresse überhaupt nichts. Ich genieße nur den Anblick der
gelösten Mädchenglieder, wie sie so im Schlaf daliegen und herrlich für meine Künstleraugen
anzuschauen sind. Ich bin eine ästhetische Wanze.»
«Und wohin kriechst du?» wurde die letzte der Wanzen gefragt.
«Ich ...» sagte die kleine Wanze ... «Pfui!» machten die andern Wanzen.
Und so saßen sie und unterhielten sich und rührten die Fühler und bewegten die platten
Leiber. Und da sprach die älteste unter ihnen:
«Kinder!» sagte sie, «der Tag ist noch so lang, und wir haben nichts zu tun, aber wir haben
jede unser Programm. Gründen wir doch eine Zeitung!»
Und also geschah es, und wenn Wanzen so vom Schriftsteller mißbraucht werden, nennt man
das eine Allegorie.
KURT TUCHOLSKY: GUTE NACHT!
Ich geh mit meinen Wanzen schlafen,
rotbraun und platt.
Quartiert bin ich bei einem Grafen,
der viele hat.
Sie pieken mich. Es schwillt zu riesigen
Fleischklümpchen an, was sie gepackt;
das macht die Beißekunst der Hiesigen die sind exakt.
Des Nachts, wenn alle Sterne funkeln,
dann ziehen still
die fleißigen Scharen hin im Dunkeln
wie Gott es will.
Sie pieken mich. Es juckt. Zum Glück
ist morgen alles wieder rein.
Und wenn ich eine sanft zerdrücke,
gedenk ich dein.
Sie kommen aus den schmalen Ritzen,
aus dem Parkett;
die feinem aber fastend sitzen
des Tags im Bett.

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