Tiefbau 2014 - Deutsch-Russische Auslandshandelskammer / AHK

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Tiefbau 2014 - Deutsch-Russische Auslandshandelskammer / AHK
BAUWIRTSCHAFT (TIEFBAU/INFRASTRUKTURBAU)
RUSSLAND
Russland - Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau)
Branche kompakt:
Russland - Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau) (September 2014)
Moskau (gtai) - Russland kommt in Finanzierungsprobleme und muss sich auf strategische Vorhaben beschränken. Potenziell bleibt das Land aber ein wichtiger Markt für Planung, Finanzierung und Bau von
Infrastruktur. In Zeiten von Sanktionen sehen die Auftragschancen für deutsche Baufirmen aber gering
aus. Ansatzpunkte bleiben dafür der Spezialbau und ein Engagement im Rahmen von Public-PrivatePartnership.
Marktentwicklung/-bedarf
Die verschlechterte Wirtschaftskonjunktur, verstärkt durch Sanktionen seitens der EU und der
USA, zwingen öffentliche Auftraggeber zu Projektkürzungen in den Bereichen Tief- und Infrastrukturbau.
In Moskau heißt die große Geschäftschance im Tiefbau „Verkehrsknotenpunkt“. Die Stadtplaner
meinen mit diesem Terminus den Bau von Umsteigemöglichkeiten im ÖPNV zwischen den Verkehrsträgern U- und S-Bahn, Bus und Straßenbahn. Angebundene Parkmöglichkeiten sollen dazu
einladen, ihr Fahrzeug stehen zu lassen und sich anderweitig in die mit Autos vollgestopfte Innenstadt zu begeben.
Neu in der Vorbereitung sind in Moskau fünf dieser Knotenpunkte, in unmittelbarer Nähe zu den
U-Bahn-Stationen Molodjoschnaja, Kaluschskaja, Nachimowski Prospekt, Juschnaja und Borisowo,
wie das Regionalfernsehen M24 berichtete. Hinzugebaut werden Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sowie Geschäftszentren für den Einkaufbummel. Premierminister Medwedew nannte den Ausbau des ÖPNV in der Hauptstadt als das ehrgeizigste Vorhaben seiner Art in ganz Europa. So werden nach seinen Worten bis 2020 bis zu 70 neue U-Bahnstationen gebaut, samt Streckenerweiterung.
Rechtzeitig zur Fertigstellung des Nord-Terminals im Moskauer Flughafen Scheremetjewo soll bis
2018 ein neuer Bahnsteig für den Zubringerzug Aeroexpress im Wert von 1,37 Mrd. Rubel (Rbl; rund
32 Mio. Euro; durchschnittlicher Wechselkurs 2013: 1 Euro = 42,34 Rbl) gebaut werden. An der anderen Endhaltestelle, im Belorussischen Bahnhof in der Innenstadt, soll ebenfalls ein neuer Bahnsteig entstehen. Hier betragen die veranschlagten Kosten 2,16 Mrd. Rubel. Auf dem konkurrierenden Flughafen Domodedowo entsteht bis 2016 ein weiterer Bahnsteig für den Aeroexpress im Bauwert von 2,04 Mrd. Rubel.
In Sankt-Petersburg werden private Investoren zum Bau von drei S-Bahn-Strecken im Gesamtwert
von 35,5 Mrd. Rubel im Rahmen von PPP-Projekten gesucht. Entsprechende Ausschreibungen wurden für Anfang 2015 angekündigt. Neben Siemens haben sich dem Vernehmen nach Unternehmen aus Italien und der VR China für die Projekte interessiert. Daneben wird in der ehemaligen
Hauptstadt bis 2017 ein neues U-Bahn-Depot im Wert von 6,6 Mrd. Rubel gebaut.
Das Schicksal der seit Jahren diskutierten Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und
Kazan hängt am seidenen Pfaden. Wegen der 2014 eingetretenen drastischen Änderung des wirtschaftlichen Umfelds hat die Regierung der Eisenbahngesellschaft RZD unmissverständlich klargestellt, dass sie die für den Bau notwendigen Gelder nicht bereit stellen wird. An dem Projekt sind
unter anderem die Deutsche Bahn und Siemens, aber auch Alstrom interessiert. Das Interesse ist
schon deshalb hoch, da eine Verlängerung der Strecke bis Jekaterinburg als Folgeauftrag winkt.
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Russland - Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau)
Im September 2014 tauchten Meldungen in der russischen Wirtschaftspresse auf, wonach chinesische Investoren zum Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke einspringen könnten. So könnte die
chinesische Entwicklungsbank ein Konsortium anführen und eigens zur Projektfinanzierung Obligationen auflegen. Zu den Konsortialpartnern gehören dem Vernehmen nach die China Investment Corporation sowie die Engineering-Firma CREC.
Die Gesamtkosten für die 770 km lange Strecke werden mit 1,06 Billionen Rubel angegeben. Davon
sollen 684,4 Mrd. Rubel durch drei Konzessionsnehmer getragen werden, die jeweils einen von insgesamt vier Streckenabschnitten bauen und betreiben sollen. Den vierten Streckenabschnitt würde RZD in Eigenregie errichten und dafür 384,1 Mrd. Rubel aufbringen. Nunmehr könnte die chinesische Seite mindestens einen Streckenabschnitt übernehmen.
Um das Transportaufkommen zwischen dem europäischen Landesteil und dem Fernen Osten
künftig im vollen Umfang realisieren zu können, macht sich ein Ausbau der Eisenbahnstrecken
BAM und Transsib erforderlich. Die Kosten für diese Gigaprojekte wurden im August 2014 von Regierungsstellen mit 621,3 Mrd. Rubel beziffert. Die Bahngesellschaft RZD errechnete im Unterschied dazu 562 Mrd. Rubel. Als neue, bislang nicht geplante Teilstücke kamen die Strecke Meschduretschensk - Taischet sowie ein verbreiteter Streckenanschluss zum Kuzbass hinzu. Beide Teilprojekte verschlingen zusammen 40 Mrd. Rubel.
Ein schier nie endendes Geschäftsfeld ist im größten Flächenland der Welt die Reparatur und der
Bau von Straßen, Brücken und Autobahnen. Allein durch die Gebietsverdoppelung der 13-Mio-Metropole Moskau in Richtung Südwesten entstand ein dringender Baubedarf für 135 km VierspurStraße auf 13 Strecken.
Der Moskauer Autobahnring MKAD erhält mittelfristig zehn zusätzliche Auf- und Abfahrten beziehungsweise Zubringerstraßen. Noch 2014 werden vier davon eingeweiht. Die maximale Bauzeit
pro Vorhaben beträgt ein Jahr und acht Monate, wie Oberbürgermeister Sobjanin mitteilte.
Grundsätzlich ist die VR China am Bau einer 8.400 km langen Autobahn von seiner Westgrenze
über Kasachstan, Orenburg, Tatarstan, Moskau nach Sankt-Petersburg interessiert. Doch zieht sich
der Projektstart hin, da die Finanzierung noch nicht aufgestellt werden konnte. Beteiligt werden
sollte zum Beispiel die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE). Doch stellte
die EBWE 2014 auf Bitten der EU-Kommission hin die Kreditvergabe für Neuvorhaben in Russland
vorübergehend ein.
Ein ungebrochen hohes Geschäftsvolumen weist der Bau von Bundesstraßen und Autobahnen auf.
Nach Angaben des Transportministeriums sollen in diesem Bereich die Quote von Verkehrswegen,
die alle gestellten Normen und Standards erfüllen, bis 2018 von derzeit 50 auf dann 85% angehoben
werden. Zu den prioritären Projekten gehört die Autobahn Moskau-Sankt-Petersburg, die in Teilstücken auf Konzessionsbasis errichtet wird. Doch stellt die gewünschte Fertigstellung 2018 ein
zeitlich ehrgeiziges Ziel dar, wie die Straßenbaubehörde Avtodor mitteilte.
Um die drei Moskauer Passagierflughäfen zu entlasten, wird ein vierter in Schukowski für den Passagierverkehr ausgebaut. Bislang wurden hier Luftfahrtausstellungen abgehalten sowie Flugzeuge getestet. Der Eigentümer, die Staatsholding Rostec, hatte den Ausbau ausgeschrieben und anschließend das litauische Unternehmen Avia Solution Group zum Sieger auserkoren. Die zu investierende Summe wurde mit 10 Mrd. Rubel beziffert. Mit den Arbeiten soll 2015 begonnen werden.
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Branche kompakt
Auch die Schifffahrt kommt in den Verkehrsplanungen nicht zu kurz. So vereinbarte Russland im
Mai 2014 mit der VR China, den Bau eines Hochseehafens am Japanischen Meer. Der Hafen wird
sich auf russischem Gebiet in einer Entfernung von 18 km von der chinesischen Grenze befinden
und mit einer Umschlagkapazität von 60 Mio. jato zu den größten in Nord-Ost-Asien gehören.
Tabelle: Ausgewählte Großprojekte in Russland
Vorhaben
Investitions- Projektstand
summe
Bau der Erdgas-Leitung
15,7 Mrd. Euro Baustart 1.9.14
„Sila Sibirii“
Wasser- und Abwassernetze/ Moskauer Gebiet
Sanierung des Kursker
Bahnhofs in Moskau
Ausbau Erdölpipeline
WSTO („OstsibirienPazifik“) auf der Strecke
Tajschet-Skoworodino
Ausbau Flughafen Ramenskoje bei Moskau
Ausbau Chrabrowo-Flughafen bei Kaliningrad
Anmerkungen
Bauherr: Gazprom,
Rohrlieferant: TNK,
OMK, TSCHTPS und
Ischorskije sawody
(Sewerstal). 4000-kmPipeline in die VR China
810 Mio. Euro ProjektealisieGruppe Morton
rung bis 2018
(www.morton.ru)
610 Mio. Euro Baustart 4. Quar- RZD (www.rzd.ru)
tal 2014
570 Mio. Euro Ausschreibung
Auftraggeber: Transneft
(www.transneft.ru)
200 Mio. Euro AbsichtserkläAuftraggeber: Joint Venrung unterzeich- ture Ramport Aero aus
net
Rostec (www.rostec.ru)
und Avia Solutions
Group (Litauen) Bauzeit:
2015/2019
66 Mio. Euro Ausschreibung
Auftraggeber: StrojInnoabgeschlossen,
vazija
Auswahl des
(www.stroynov.com).
Gewinners
Sanierung Start- und
Landebahn
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Geschäftspraxis
Die russische Regierung will europäische Unternehmen an der weiteren Wirtschaftsentwicklung
unverändert teilnehmen lassen. Eigens sei ein Gesetz über Industriepolitik in Vorbereitung, auf
dessen Grundlage die Investitionsbedingungen verbessert werden. Dazu gehören Steuervorteile,
die künftig die Verwaltungen der russischen Regionen ansiedlungswilligen Firmen zusagen können, selbst auf den föderalen Teil von Steuern.
Die Regierung will einen Industriefonds im Rahmen des geplanten Gesetzes über Industriepolitik
auflegen, sagte Manturow. Dieser soll dazu dienen, die finanziellen Nachteile auszugleichen, die
den russischen Unternehmen durch den Kursverfall des Rubel und die Anhebung des Basiszinssat-
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Russland - Bauwirtschaft (Tiefbau/Infrastrukturbau)
zes der Zentralbank, die zu einer Verteuerung der Kredite führte, entstehen. Aus dem Fonds können dann Mittel zur Zinssubvention für Industrieprojekte fließen.
In Bezug auf nationale Lieferklauseln bei öffentlichen Ausschreibungen wird die Regierung keine
Kursveränderung vornehmen. Manturow argumentierte, dass Russland damit gegen keine einzige internationale Abmachung verstoße. Sein Land habe entsprechende Zusatzprotokolle zum
WTO-Beitritt nicht unterschrieben. Auch würde bei öffentlichen Ausschreibungen auf Geld des
Steuerzahlers zurückgegriffen, weshalb eine gewisse Verpflichtung zur Unterstützung russischer
Unternehmen bestünde.
Das Ausschreibungsverfahren zur Konzessionsvergabe, unter anderem im Straßenbau, stellt ein
langwieriges und rechtlich kompliziertes Verfahren dar. Daher wird nach Möglichkeiten gesucht,
um die Streckenvergaben abzukürzen. Dazu könnte zum Beispiel eine hundertprozentige Übernahme der Baukosten durch den Fiskus gehören. Da dies eine Abkehr vom Konzessionsverfahren
bedeuten würde, blieb dieser Vorschlag nicht ohne Widerspruch. Die politische Diskussion darüber hält aktuell an.
Kontaktadressen
Bezeichnung
AHK Russland
Internetadresse
http://russland.ahk.de
Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens
www.minstroyrf.ru
Ministerium für Industrie und
Handel
http://minpromtorg.gov.ru
Russischer Bauverband
Nationale Vereinigung der
Projektanten
Nachrichten für Bauwirtschaft
Nachrichten des Bauverbands
http://omorrss.ru
http://www.nostroy.ru
www.vestnik.info
http://omorrss.ru/press-center/
media/magazine
www.ctt-moscow.com
CTT 16. Internationale Messe
für Bautechnik
MosBuild 21. Internationale
www.mosbuild.com
Messe für Bauwirtschaft und
Innenausgestaltung
ASNInfo, Agentur für Baunach- http://asninfo.ru
richten
NSP.su, Bauportal
www.nsp.su
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Branche kompakt
Anmerkungen
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Wirtschaftliche und soziale Entwicklung des
Fernen Ostens
Industrie- und Handelspolitik, öffentliche Ausschreibungen, Investitionsprogramme für
Industriezweige
2. bis 6.6.15, Moskau
31.3. bis 3.4.15 sowie
14. bis 17.4.15
Kontakt
Impressum
Herausgeber: Germany Trade and Invest
Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH
Villemombler Straße 76
53123 Bonn
Tel.: +49 (0)228/24993-0
Fax: +49 (0)228/24993-212
E-Mail: [email protected]
Internet: www.gtai.de
Hauptsitz der Gesellschaft:
Friedrichstraße 60, 10117 Berlin
Geschäftsführung:
Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer
Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer
Autor: Ullrich Umann, Moskau
Redaktion: Axel Dörr
Tel.: +49 (0)228/24993-263
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin: Edda Wolf
Tel.: +49 (0)228/24993-214
E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss: September 2014
Bestell-Nr.: 19377
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