Jod in Lebensmitteln - Arbeitskreis für Ernährungsforschung

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Jod in Lebensmitteln - Arbeitskreis für Ernährungsforschung
Arbeitskreis für Ernährungsforschung
Info
2/05
Jod in Lebensmitteln
Deutschland gilt als Jodmangelgebiet. Daher hat sich die Bundesrepublik Deutschland gegenüber der
WHO verpflichtet, bis 2005 den Jodgehalt der Nahrung zu erhöhen. Jodsalz gibt es seit langem in
Deutschland. Seit etwa 1990 wird verstärkt eine Erhöhung des Jodgehalts betrieben. Da Jodsalz bis
1993 deklariert werden musste, kam es selten in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung
zum Einsatz. Mit dem Wegfallen der Kennzeichnungspflicht und einer großen Jod-Kampagne änderte
sich dies.
Nun gibt es eine Reihe von Menschen, die Jod nicht vertragen. Dies betrifft in erster Linie medizinische Jodanwendungen, aber auch Jodsalz und damit hergestellte Lebensmittel. Dazu zählen Jodallergiker, Basedow-Kranke (autoimmune Schilddrüsenüberfunktion), aber auch Menschen, die an der
Hashimoto-Tyreoiditis (autoimmune Schilddrüsenunterfunktion) leiden. Man schätzt, dass 10 – 15 %
damit Probleme haben. Dabei ist durchaus offen, dass die Gruppe der jodempfindlichen möglicherweise noch größer ist, weil viele z.B. von ihrer Autoimmunerkrankung gar nichts wissen und die unspezifischen Symptome (Müdigkeit, Erschöpfung, teilweise Gewichtsveränderungen) nicht damit in
Verbindung bringen.
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Die Selbsthilfegruppe der Jodallergiker hat als erste darauf hingewiesen, dass die Jod-Kampagne zu
einer unkontrollierten Anreicherung führen kann. So enthalten Mineralsalzgemische für Tierfutter Jod.
Wird aus Fleisch dieser Tiere Wurst mit Jodsalz gemacht, so steigt der Anteil. Bei Milch kann dem
Käse wiederum Jodsalz zugesetzt werden. Der Bäcker bäckt mit Jodsalz das Brot und der ahnungslose Verbraucher isst jodiertes Brot mit jodiertem Käse und Wurst und streut sich mit guter Absicht Jodsalz auf sein Ei, das durch das jodierte Hühnerfutter bereits einen erhöhten Jodgehalt aufweist. Seit
1997 ist der Jodgehalt in Futtermitteln auf 10 mg/kg begrenzt, bei Jodsalz auf 15-25 mg/kg. Da der
Zusatz von Jodsalz keine Berücksichtigung in den Nährwerttabellen findet und die dort aufgeführten
Daten vielfach vor der Jodkampagne ermittelt wurden, erfährt der Verbraucher aus solchen Tabellenwerken nichts über den tatsächlichen Jodgehalt eines Lebensmittels. Dazu Prof. Dr. Erbersdobler:
„Vortragende und Buchautoren ziehen häufig aus den Verzehrsstatistiken gravierende Fehlschlüsse.
Entsprechende Tabellen geben nämlich immer die Versorgungssituation ohne die Aufnahme aus Jodsalz an, die sich quantitativ praktisch nicht ermitteln lässt. Damit kalkuliert man ein scheinbares Defizit
von 50%, wohingegen die wirkliche Versorgungslücke inzwischen dank der Jod-Prophylaxe wesent2
lich geringer ist.“ Das heißt nichts anderes, als dass der Jodgehalt der gekauften Wurst nicht bekannt
ist, weil man natürlich nicht die Würste aller Metzger, die Jodsalz verwenden oder nicht, analysieren
kann und auch nicht den Jodgehalt des Fleisches, je nachdem, wie viel Jod sich im Tierfutter, im
Leckstein oder in Futtermittelergänzungen befand. Bei Milch gibt es Spannweiten beim Jodgehalt von
89-121 µg/l, Bio-Milch liegt niedriger mit 21-31 µg/l, weil einerseits auf jodhaltige Desinfektionsmittel
und häufig auf Jodzusätze im Tierfutter verzichtet wird. Es gab auch Spitzenwerte von fast 500 µg/l,
was die Tagesdosis um fast das dreifache übertrifft.
Daher wird eine umfassende Kennzeichnung für Jodsalz und jodhaltige Mineralsalze im Tierfutter verlangt, damit die Verbraucher eine Wahlfreiheit haben. Demeter Lebensmittel dürfen kein Jodsalz in
der Verarbeitung zusetzen, Mineralsalzgemische im Tierfutter sind aber zulässig.
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Braunschweig-Pauli, Dagmar: Krankmacher Jod. Bad Schönborn 2002 - 2 Erbersdobler, Helmut: Über die Jodfalle und andere
Zeiterscheinungen. Editorial “Ernährungsumschau“ H.11/2004, S. 437 - Merkblatt „Jodsalz in der Ernährung“ AKE
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