Untitled
Transcrição
Untitled
Das Titelbild (Abbildung 1) zeigt ein bearbeitetes Satellitenbild der Nasa. Der Föhn symbolisiert die Richtung des Nordost-Passats, der in dieser Region hauptssächlich nach Süden weht. Die schwarzen Pfeile zeigen die vorherrschenden Oberflächenströmungen in dieser Gegend an. Zu sehen ist eine farbige Darstellung der Chlorophyll Konzentration in mg/m³ im Meerwasser des Pazifiks vor Kalifornien. Ein hohes Chlorophyllaufkommen ist ein guter Indikator für ein nährstoffreiches Meeresgebiet. Zum Ende des Punktes 2.3.) meiner Arbeit wird besprochen, wie solch günstige Lebensbedingungen für Chlorophyll entstehen. Internetseite: (http://oceancolor.gsfc.nasa.gov/cgi/image_archive.cgi) Die Grundlage der windgetriebenen Meereszirkulation: Ein Modell der Ekmanspirale ein NaT-Working Projekt als Jahresarbeit an der Freien Waldorfschule Kiel von: Lewin Stein Mentor am IFM-GEOMAR: Joachim Dengg Mentor an der FWSK: Stefan Theisen Zeitrahmen der Arbeit vom 1.1.2005 (Start) bis zum 20.1.2006 (Abgabe) Inhaltsverzeichnis: I. Einleitung: 1.1.) Bedeutung des Themas / Motivation 7 1.2.) Ziel (Abstrakt) 9 1.3.) Eingrenzung des Themas 10 1.4.) Weltumspannende Meeresströme 11 II. Hauptteil 1: Programmierung eines Darstellungsprogramms aller windgetriebenen Meeresströme 2.1.) Physik der Meeresströmungen (Kraftübertragung): a) Windschubspannung 15 b) Molecular / eddy viscosity 16 c) Die Corioliskraft 17 d) Ekmanspirale (Auf Grundlage der Corioliskraft und „eddy viscosity“) 19 2.2.) Windfeld der Erde als Computerdarstellung a) Computersprache: „Matlab“ 21 b) Das Windfeld der Erde (Visualisierung eines Datensatzes) 21 2.3.) Programm zur Berechnung der Ekmanspirale und daraus abgeleitet die 24 Darstellung des globalen Strömungsfeldes 2.4.) Programmstruktur des Darstellungsprogramms 28 III. Hauptteil 2: Aufbau eines Computermodells zur Simulation von windgetriebenen Strömungsvorgängen in der Ekmanschicht 3.1.) Zeitschrittverfahren 30 3.2.) Modellgeometrie 32 3.3.) Modellgleichungen 32 3.4.) Programmstruktur 35 3.5.) Test des Computermodells 36 3.6.) Ergebnisse des Modells 37 3.7.) Coriolis-Erweiterung des Modells 41 3.8.) Auswirkung der Corioliskraft 42 IV. Physikalische Definitionen / Glossar: 4.1.) Grundlegende physikalische Definitionen und Gesetze meiner Arbeit 44 4.2.) Glossar 45 V. Resümee: 5.1.) Weiterführende Fragen 46 5.2.) Schlusswort 47 VI. Quellcode der Programme: 6.1.) wmz 49 6.2.) za 56 6.3.) zac 62 VII. Quellen: 7.1.) Literaturverzeichnis 68 7.2.) Internetseiten 68 7.3.) Bildquellenverzeichnis 69 I. EINLEITUNG: 1.1.) Bedeutung des Themas / Motivation Die verstärkt auftretenden Wirbelstürme im Herbst 2005 in der Golfregion haben deutlich gezeigt, dass es sich bei der Diskussion um eine Klimaveränderung längst nicht mehr um nur eine düstere Zukunftsvision von ein paar Wissenschaftlern handelt, sondern um eine reell gewordene Gefahr. Laut IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) könnte sich das Klima um bis zu 5.8° Celsius bis 2100 aufheizen. Extreme Wetterepisoden könnten an Zahl und Stärke zunehmen. Erste Gegenmaßnahmen wie das KyotoProtokoll werden in Angriff genommen, auch wenn der größte Umweltverschmutzer der Welt, die USA (knapp 25 Prozent des globalen Kohlendioxid-Ausstoßes) nicht daran beteiligt ist. Doch die Erforschung dieser Problematik bringt große Probleme mit sich. Es ist nicht möglich genau zu sagen, wie weit wir uns von dem natürlichen Wärme-Kälte-Zyklus der Erde entfernt haben, und welches Ausmaß die daraus folgenden Konsequenzen haben. Denn erst ab 1950 wurden zuverlässige Wetterdaten gesammelt. Frühere Daten versucht man zum Beispiel durch die Analyse von Baumringen oder die Untersuchung von Eisbohrkernen zu bekommen, beides sehr komplexe Verfahren. Eins steht aber fest: Tief greifend kann sich das Klima erst im Zusammenwirken mit den natürlichen Kreisläufen auf der Erde ändern. Mit dem gigantischen System der Erde: den Meeresströmungen. Deshalb ist es sehr interessant, den Hauptantrieb dieses Systems genauer zu untersuchen, die „Die Grundlage der windgetriebenen Meereszirkulation“. Allgemein kann man sagen, dass Meeresströmungen die größten „Wärmeförderbänder“ der Erde sind und somit das Klima der Erde sehr entscheidend beeinflussen. Sie spielen eine absolute Schlüsselrolle: Neben der Atmosphäre stellen sie den größten Anteil des globalen Temperaturausgleiches dar. Es würde zu einem viel extremeren Klima kommen. Wasser bedeckt cirka 70% der Erdoberfläche. Die Winde in der Atmosphäre haben zwar viel höhere Geschwindigkeiten und können deshalb Wärme schneller transportieren, aber nicht soviel Wärme speichern, denn „allein die obersten 3 Meter Ozeanwasser beinhalten soviel Wärme wie die gesamten Atmosphäre.“ (www.lighthouse-foundation.org/index.php?id=100&L=0) Deshalb haben Meeresströme auch so eine große Bedeutung bei der Klimaforschung. (Ein weiterer wichtiger Punkt für das Klima ist die Aufnahmefähigkeit der Meere für die schädlich CO2 Bestandteile aus der Luft, eine lebensnotwendige Bremse des Treibhauseffektes.) Im Übrigen ist eine Entstehungsvoraussetzung für jeden Wirbelsturm eine Wasseroberflächentemperatur von mindestens 26.5° Celsius. (http://www.geo.de/GEO/wissenschaft_natur/ 2000_01_GEO_01_treibhaus) (Weitere Grundlagen sind hohe Luftfeuchte und hoher Luftdruck) Das heißt, mit Hilfe eines guten Strömungsmodells ist die zukünftige Entwicklung der Häufigkeit und Heftigkeit von Stürmen viel besser vorherzusagen. Zum Beispiel ist in einem Gebiet, von dem eine warme Strömung immer weiter abdreht, sicher, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Wirbelsturmentstehung geringer wird. Außerdem wurde die „Die Grundlage der windgetriebenen Meereszirkulation“ als Thema von mir ausgewählt, da ich einerseits gerne auf einem naturwissenschaftlichen Gebiet arbeiten und andererseits Computerprogrammierung erlernen wollte. Als ich ein Angebot bekam, meine Jahresarbeit gleichzeitig als ein gefördertes Projekt beim IFM-GEOMAR (Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel) auszuführen, stand meine Entscheidung für dieses Thema fest. Der Einleitung liegt als Motivation die Tagespresse zu Grunde: Stern, Nr. 7 10.2.2005 1.2.) Ziel Das Ziel meiner Arbeit ist es, am Modell der Ekmanspirale „Die Grundlage der windgetriebenen Meereszirkulation“ als naturwissenschaftliches Phänomen zu verdeutlichen und ein besseres Verständnis der damit verbundenen Effekte zu bewirken. Der Wind ist der Hauptantrieb der gesamten Oberflächenzirkulation. Sobald sich das Klima auf der Erde ändert und somit die neuen Hoch- und Tiefdruckgebiete die Windverhältnisse anders beeinflussen, verschieben sie auch die Meeresströmungen. Wie aber genau schafft es die Kraft des Windes, eine Meeresströmung zu bewirken? Zur Lösung dieses Problems habe ich mich mit der Entwicklung eines Strömungsmodells befasst. Doch was bedeutet so eine Modellierung? Kurz gesagt habe ich mich mit der Physik des Problems beschäftigt und eine Programmiersprache (Matlab) erlernt um damit 1. ein Programm zu schreiben, dass aus den Jahresdurchschnittswinden eine weltweite „Strömungskarte“ berechnet. 2. habe ich ein existierendes Programm, zur Erklärung der physikalischen Vorgänge, weiterentwickelt. Es simuliert und stellt bildlich dar die Phänomene der Kraftübertragung des Windes auf die Wasseroberfläche und die daraus entstehende Meeresströmung im oberflächennahen Bereich des Ozeans im zeitlichen Aufbau. 1.3.) Eingrenzung des Themas „Die Grundlage der windgetriebenen Meereszirkulation“ bedeutet, dass meine Arbeit nicht bis zu der tatsächlichen windgetriebenen Zirkulation führt, sondern „nur“ die Ausgangslage für diese beschreibt: In den folgenden Modellen überträgt ein Wind seine kinetische Energie auf das Wasser und lässt so, bis zu ungefähr 70 Meter Tiefe Oberflachenströmungen entstehen. Aber erst die verschiedenen Druckgebiete, die durch die Berg- und Talbildung der Oberflachenströmungen erzeugt werden, führen dann zu den tiefreichenden Hauptströmungen. Diese versuchen die durch die Ströme an der Oberfläche entstandenen Druckgebiete auszugleichen und bilden zusammen mit den Oberflächenströmungen ein komplexes Strömungssystems, das als (komplette) windgetriebene Meereszirkulation bezeichnet wird. Ergänzend ist es aber noch wichtig zu wissen, dass nicht nur der Wind der Antrieb einer Meeresströmung ist, sondern das auch noch Salzgehalt und Temperaturunterschiede, die verschiedene Wasserdichten und Druckunterschiede erzeugen und so zusammen die thermohaline Zirkulation ausmachen, die Geschwindigkeit und Richtung einer Strömung beeinflussen. Hierbei treten die einzelnen Komponenten immer verschieden stark auf (Die windgetriebene Zirkulation wirkt hierbei horizontal und die thermohaline vertikal): Der Golfstromtransport setzt sich in der Floridastraße beispielsweise zu etwa gleichen Teilen aus einem windgetriebenen und thermohalinen Anteil zusammen. Im subpolaren Nordatlantik (Irmingersee und Labradorsee) hingegen macht der Wind ca. Dreiviertel des Motors aus. Weil die Einbindung all dieser Komponenten den Umfang meiner Arbeit sprengen würde, habe ich mich auf die Effekte im Zusammenhang mit dem Windantrieb konzentriert. 1.4.) weltumspannende Meeresströme Auf unserer Erde ergibt sich folgendes vereinfachtes Strömmungssystem oder auch Wärmeaustauschband: Beschreibung der Abbildung 2: Ein wesentlicher Punkt des globalen Strömmungssystem ist das Absinken des salzreichen Meerwassers im Nordatlantik südwestlich von Grönland. In 1500 bis 3000 Meter Tiefe beginnt hier ein kalter Tiefenstrom, der an Nord- und Südamerikas Ostküsten entlang um Afrika herum und schließlich mit einem Arm bis in den Indischen Ozean und mit dem anderen Arm südlich um Australien herum, in den nördlichen Pazifik fließt. Dazu kommt der kalte und tiefe Zirkumpolarstrom des südlichen Ozeans, der um den ganzen Südpol fließt. Er vereinigt sich mit dem südlich gelegenen Teilstück des oben erwähnten Tiefenstroms zwischen Südamerika und Australien und sorgt so für den Wasseraustausch. Die beiden Arme des Tiefenstroms steigen im Indischen Ozean und im Nordpazifik wieder auf und bilden jeweils eine Oberflächenströmung, die sich in den äquatorialen Gebieten aufheizt. Der rechte Arm strömt an Indonesien vorbei und verbindet sich im Indischen Ozean wieder mit dem linken. Zusammen geht es dann um Afrikas Südspitze und dann zurück in den Atlantik in die Golfregion Mittelamerikas. Ab jetzt nennt sich diese warme Oberflächenströmung Golfstrom und fließt an Nordamerikas Küste entlang, umgelenkt durch Neufundland als Nordatlantischer Strom auf Europa zu. Hier gibt er seine Wärme ab und verschwindet wieder in den Tiefen des Nordatlantiks, wo ein neuer Kreislauf beginnt. Dieses globale Strömmungsystem wird auch als thermohaline vertikale Zirkula- Abbildung 3 tion bezeichnet. Überlagert werden diese Wassertransporte aber durch die vom Wind angetriebene horizontale Zirkulation, welche an vielen Stellen dominiert und hier die Richtung der Meeresströmungen bestimmt (z.B. im antarktischen Zirkumpolarstrom). (siehe rechts) Es gibt 2 Arten von Strömungen: a) Oberflächenströme: bis zu 1/m pro Sekunde schnell (Das sind etwa 3% der ursprünglichen Windgeschwindigkeit) und cirka 0-200 Meter tief Sie sind vor allem für meine Arbeit interessant, da sie hauptsächlich vom Wind beeinflusst werden. Es gibt verschiedene Forschungsmethoden um ihren Verlauf festzustellen: (Die ersten Strömungsmessungen wurden nur unbewusst durch die Logbucheinträge der Schifffahrer betrieben.) - Langrange-Methode: Hier zeichnet man den getriebenen Weg von natürlichen Gegenständen wie Eisbergen oder künstlichen wie Bojen z.B. mit Hilfe von Satelliten auf. Eine Variante sind so genannte „Floats“. Es sind mannshohe Bojen, die ihre Tauchtiefe automatisch durch die Volumenänderung einer Gummiblase bestimmen und bis zu 5 Jahre mit den Meeresströmungen treiben können. Hierbei senden sie ihre momentane Position, die Wassertemperatur und den Salzgehalt in festgelegten zeitlichen Abständen an einen Satelliten. Es ist auch möglich, Schwimmstoffe wie Chlorophyll oder radioaktive Stoffe im Ozean anhand von Untersuchungen zu verfolgen und so eine Strömung darzustellen. - Euler-Methode: Hier werden von einem festgelegten Ort, z.B. durch die Drehzahlen, eines fest im Meer installierten Propellers, Strömungen rekonstruiert. Auch mit Hilfe des Doppler-Effekts können Strömungsmessungen getätigt werden: Von Schiffen aus werden Schallwellen abgesandt, deren verschiedene Reflektionen einen Rückschluss auf die Strömungen liefern. (Das Prinzip ist ähnlich wie bei dem Vorbeifahren eines Autos: Die Geräuschhöhe ist erst höher, da es näher kommt, die Schallenwellen „doppeln“ sich, und sobald das Auto sich wieder entfernt tiefer, die Schallwellen werden „auseinander gezogen“.) Ein großes Beispiel für einen Oberflächenstrom ist der Golfstrom. Angetrieben durch die Westwindzone der gemäßigten Breiten und den Nordostpassat transportiert er 50 Millionen Kubikmeter warmes Wasser in der Sekunde vom Äquator Richtung Nordpol. Eine Änderung seiner Richtung oder Intensität würde in Europa sofort ein anderes Klima bewirken. Ganz ohne ihn läge die Durchschnittstemperatur bei uns cirka 5° C tiefer. (Stefan Rahmstorf, 2002, Nature, Vol 419, Page 207) Die beiden Satellitenbilder (Abbildung 4 und 5) zeigen den gleichen Abschnitts des Atlantischen Ozeans vor New Jersey, Virginia und North Carolina. Anhand der rechten Infrarotaufnahme ist es gut möglich, auch auf die Strömungsrichtung des Golfstroms in dem „normalen“ linken Satellitenbild zu schließen. b) Tiefenströme: ungefähr 1/cm pro Sekunde schnell und cirka 1000 Meter bis zum Meeresboden (c.4500 Meter) tief Diese Tiefenzirkulationen wurden erst viel später als bis zu 100-mal schnelleren Oberflächenströme erforscht. Sie sind häufig Ausgleichsströmungen zu den entstehenden Ungleichgewichten an der Meeresoberfläche, da die Natur immer bestrebt ist, ein Gleichgewicht zu schaffen. Sie werden nicht nur direkt z.B. durch die Euler-Methode mit tief verankerten Geräten gemessen, sondern auch indirekt, dass heißt wenn man alle anderen Geschehnisse wie Wasseranhäufungen durch Oberflächenströme kennt, werden sie als Konsequenz daraus sich bildende Ausgleichströmung errechnet. Bei Tiefenströmungen spielt auch die vertikale Komponente eine entscheidende Rolle, die durch das Absinken von Wasser mit niedrigen Temperaturen und hohen Salzkonzentrationen in tieferes weniger konzentriertes Salzwasser entsteht. Ursachen für stärkere Salzlösungen an der Oberfläche können Wasserverdunstungen sein oder das Gefrieren von Wasser zu Eis an den Polen. Bei diesem Vorgang werden die Salzanteile unter der Eisdecke zurückgelassen, da sie sich nicht in Eiskristalle einbauen lassen. II. HAUPTTEIL 1: PROGRAMMIERUNG EINES DARSTELLUNGSPROGRAMMS 2.1.) Physik der Meeresströmungen (Kraftübertragung): Vorraussetzung für das Verständnis der Phänomene der Kraftübertragung ist es, sich einige physikalische Grundphänomene klarzumachen, denn Geschwindigkeit, Beschleunigung, Kraft, Impuls, die newton’schen Axiome und andere Begriffe spielen z.B. bei der Kraftübertragung eine große Rolle. Es ist so, dass Wind mit einer bestimmten Geschwindigkeit einen Impuls an die Wasseroberfläche gibt. Durch diese Kraft tritt dann eine Beschleunigung im Wasser auf, die auch wenn der Wind aufhört durch die Trägheit (1. newton’sches Axiom) noch eine Weile weiterfliest, bis sie durch die Reibung mit anders bewegten Wasser wieder stoppt. Auf die physikalischen Definitionen für die oben aufgezählten Grundbegriffe gehe ich unter Punkt 4.1.) genauer ein. Für das Programmieren eines globalen Strömungsmodells ist außerdem die Physik der Meeresströmungen Grundlage. Deshalb las ich viele englische Texte, die mich in die Thematik einwiesen und besprach mich mit meinem Mentor Joachim Dengg. Einige wichtige Punkte werde ich im folgendem vorstellen: a) Die Windschubspannung Die Windschubspannung oder auch der Windstreß stellt die Kraftübertragung der von dem Wind auf das Wasser übertragenden Energie dar, sie ist also eine Art Reibungskraft, die die Energie für eine Strömung induziert. Sie (Tau) ergibt sich aus einer Multiplikation von Luftdichte den Widerstandswerten / Materialeigenschaften zwischen Wasser und Luft (Drag Koeffizient) und der Windgeschwindigkeit zum Quadrat. Der entscheidende Faktor hierbei ist die Eigenschaft der Meeresoberfläche, da sie den Widerstandswert bestimmt: Bei einer rauen, welligen See (starke Gischt) ist er entsprechend größer, da der Wind mehr Druck ausüben kann als bei einer spiegelglatten Wasserfläche. b) Im Wasser selbst gibt es zwei Arten der Kraftübertragung mit der eine Strömung ihre Fliessrichtung und Intensität an das Wasser in ihrer Umgebung weitergibt: 1. Die „molecular viscosity“ (molekulare Zähigkeit oder Viskosität) und 2. die „eddy viscosity“ (turbulente / verwirbelte Zähigkeit oder Viskosität) 1. Die „molecular viscosity“ überträgt den Impuls der Wasseroberfläche durch die Reibung der winzigen Wassermoleküle an die Wassermoleküle der tiefer liegenden Wasserbereiche. Die obere Wasserschicht verliert durch diese „innere“ Reibung einen Teil ihrer Kraft an die darunter liegende Schicht. Gleichzeitig gewinnt sie natürlich wieder neue Kraft aus dem Windwehen über ihr. 2. Die entschieden effizientere Kraftübertragung der „eddy viscosity“ lässt eine Art „Getriebe“ von Wirbeln entstehen, die die Strömung nach unten weitergibt. (Turbulent eddies in the upper layer of the ocean act as a „gearing“ mechanism…, The Open University: Ocean Circulation) Die Entstehung solcher drehender Wasserwalzen kann z.B. beim Zusammentreffen von verschieden gerichteten und unterschiedlichen starken Strömungen geschehen, bzw. durch kleine Störungen, die Wellen erzeugen. Im Ozean verläuft nichts gradlinig. Hauptsächlich entwickeln sich Wasserwirbel aber aufgrund der Scherkraft. Abbildung 6: Die Scherkraft Die oberen Wasserschichten haben höhere Geschwindigkeiten als die unteren. Dieses Kräfteungleichgewicht erzeugt Instabilitäten, die sich erst zu Unterwasserwellen und dann zu sich überschlagenden Unterwasserwellen führen, dem Wirbelgetriebe. Im Allgemeinen ist es sehr wichtig für die „eddy viscosity“, dass die Wasserdichte nach unten hin nicht zu stark zunimmt. In homogenen Wasserschichten kann sich ein Impuls nämlich leichter verteilen als in unterschiedlich geschichteten. Diese Art der Kraftübertragung wird später in meinen Strömungsmodellen relevant werden. c) Die Corioliskraft Grob gesagt lenkt die Corioliskraft alle sich bewegenden Körper auf der Südhalbkugel nach links und auf der Nordhalbkugel nach rechts ab. Zuerst einmal eine einfache und veranschauliche Standarterklärung, die aber den Zentrifugalkraftvektor, der in NordSüdrichtung wirkt, vernachlässigt: Man stelle sich eine vom Äquator aus nach Norden abgefeuerte Rakete vor. (siehe Abb. 7) Erst die Summe des Vectors aus Geschwindigkeit und Richtung der Rakete und des Vectors aus Geschwindigkeit und Richtung der Erddrehung würden ihre Flugbahn bestimmen. Genau bedeutet das, dass die Rakete außer ihrer Eigengeschwindigkeit und Richtung auch noch den Vektor der Erddrehung am Äquator in ihren Kurs aufnimmt und diesen bei ihrem Flug beibehält. Wenn sie sich nun vom Äquator in Richtung Pol bewegt, wird der Durchmesser der Ringe von den Breitengraden kleiner und die Erddrehung an dieser Stelle langsamer. (Beim Kettenkarussell ist ja auch der Weg den die äußeren Sitze zurücklegen ein größerer als der Weg der inneren Sitze.) Die Rakete hält aber wegen dem Trägheitsgesetz den größeren Erddrehungsvektor des Äquators bei und bewegt sich deshalb schneller relativ zu der Bewegung des jeweiligen Breitengrades. Da sich die Erde (als Nordhalbkugelbewohner) nach rechts dreht, wird eine Rakete mit nördlichen Kurs noch weiter nach rechts abgelenkt und eine Rakete mit südlichen Kurs noch weiter nach links. (Jeweils in Fahrtrichtung betrachtet.) Dieses Prinzip tritt bei jeder neu angenommenen Flugbahn wieder auf, sodass die Rakete langsam zur Erddrehung hin abdrehen würde. Abbildung 7: Die Corioliskraft Und nun zur ganzen Wahrheit: Dem Zentrifugalkraftvektor Die Corioliskraft umfasst außer ihrer Kernwirkung (relative Beschleunigung zur Erddrehung) auch noch den Einfluss der Zentrifugalkraft. Dieser wird vor allem bei Kursen interessant die parallel zur Erddrehung verlaufen und so keine Breitengradänderung bewirken. Der Kerneffekt der Corioliskraft ist wirkungslos. Die Zentrifugalkraft aber lenkt den Kurs weiter ab, da ihr Vektor 90° zu Erdachse steht. Die Erde kann idealisiert als eine Kugel betrachtet werden, an einem Breitengrad von 45° steht die Erdoberfläche in einem 45° Winkel zu diesem Zentrifugalkraftvektor. Eine Rakete, die von Westen nach Osten fliegt, würde so wegen der Addition der beiden Vektoren (Eigengeschwindigkeit + Zentrifugalkraft) Richtung Äquator abgelenkt. Hierbei wäre der Zentrifugalkraftvektor als Nettobetrag noch größer und könnte eine größere Ablenkung bewirken. (Brutto = Eigengeschwindigkeit der Rakete / Netto = Eigengeschwindigkeit + Erdumdrehungsgeschwindigkeit) Beim entgegen gesetzten Kurs von Osten nach Westen wurde die Zentrifugalkraft negativ auftreten. Das heißt, der Nettobetrag wäre hier kleiner als die Erd-umdrehungsgeschwindigkeit (Die Erde dreht entgegen dem Uhrzeigersinn) und würde zu einer Ablenkung in Richtung der Pole führen, also auf der Nordhalbkugel nach rechts. Zusammenfassend sorgt die Corioliskraft auf diese Weise für jeden x-beliebigen Kurs auf der Nordhalbkugel für eine Drehung im Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Die einzige Ausnahme ist der Äquatorbereich. (+ / - 5°) Hier ist sowohl die Zentrifugalkraft wirkungslos da sie 90° zur Erdoberfläche steht, als auch die die eigentliche Corioliskraft. Aus diesem Grunde können auch hier besondere Strömungen, wie der äquatoriale Unterstrom, entstehen. (The Coriolis Effect – a conflict between common sense and mathematics von Anders Persson) d) Die Ekmanspirale (Auf Grundlage der Corioliskraft und „eddy viscosity“) Ein weiteres wichtiges Modell zur Erklärung einer windgetriebenen Strömung ist die Ekmanspirale. Sie ist von Vagn Walfried Ekman (1874-1954) aus den Ergebnissen der Polarexpedition seines Dozenten Fridtjof Nansen entwickelt worden. Dieser ließ sich mit seinem Schiff am Nordpol einfrieren, um die Richtung zu verfolgen, in der seine Eisscholle von Wind und Wasser angetrieben wird. Hier trat ein neues Phänomen auf, was den Eisschollenkurs nach rechts ablenkte: die Corioliskraft. Um die Ekmanspirale zu verstehen, ist erst einmal diese Kraft Grundlage. (Siehe 2.1.) c) Ähnlich wie bei Nansen’s treibender Eisscholle erzeugt ein stetig wehender Wind auf der Wasseroberfläche ein bewegtes Wasserfeld, was ebenfalls von der Corioliskraft beeinflusst wird. D.h. auf der Nordhalbkugel dreht die Strömung, im idealisierten Modell, an der Wasseroberfläche um 45° Grad nach rechts, auf der Südhalbkugel um 45° Grad nach links. Diese gedrehte Strömung zieht daraufhin tiefer liegende Wasser-schichten mit, (durch das Prinzip der „eddy viscosity“,) die dann wiederum von der Corioliskraft gedreht werden. Dieses Schema setzt sich erst bis zur maximalen Ekmantiefe nach unten fort. Hier hat sich die Strömung 180° gegenüber der Oberflächenströmung gedreht und besitzt nur noch 0,04 der Kraft an der Oberfläche. (1/(e^pi)) Eine typische Ekmantiefe ist so etwa 70 Meter. In die Tiefe drehen sich dann die Wasserschichten immer weiter hinunter und können bei einem günstigen Wind bis zu 360° Grad von der eigentlichen Strömungsrichtung an der Wasseroberfläche drehen, wobei sie verschwindend klein geworden sind. (siehe rechte Abb.) Eine komplette Ekmanspirale ist entstanden. Hierbei nimmt die Strömungsintensität anfangs nach unten ab, da die Kraftübertragung nicht sofort 100% einer Strömungsstärke an die tiefer liegende Schicht weitergeben kann. Die Spirale wird nach unten dünner. Erst wenn ein Wind „unnatürlich“ lange weht, passen sich die unteren Ströme der Oberflächengeschwindigkeit an. (Die maximale Tiefe der Spirale ist hierbei die Grenze des Einflusses der Windreibung für die jeweils verstrichene Zeit.) Wenn man sich also die folgenden Komponenten zusammen vorstellt, bildet sich die Ekmanspirale: 1. Das Wasser muss man sich in Schichten vorstellen 2. Die Strömungsgeschwindigkeit („über die eddy viscosity“) wird im Anfangsstadium nach unten hin langsamer 3. Durch die Corioliskraft wird jede Wasserschicht im Vergleich zur nächst höher liegenden Schicht nach rechts (oder links auf der Südhalbkugel) gedreht. Abbildungen 8 und 9 von der Ekmanspirale P.S.: Genauso wie an der Wasseroberfläche gibt es Ekmanspiralen auch am Meeresboden, nur andersherum. Das bedeutet, dass es keinen positiv von oben antreibenden Wind mehr gibt, sondern einen negativ abbremsenden Meeresboden, der eine umgekehrte Spirale erzeugt. 2.2.) Windfeld der Erde als Computerdarstellung a) Computersprache: „Matlab“ Weil es keine fertigen Programme gibt, um aus einem beliebigen Wind eine Ekmanspirale zu berechnen und abzubilden, habe ich eine eigene Lösung erstellt: Der erste Schritt beim Aufbau einer Computerdarstellung ist das Finden einer Kommunikationsmöglichkeit mit dieser Rechenmaschine, das Einarbeiten in die Computersprache „Matlab“. Sie ist im Gegensatz zu anderen Computersprachen wie z.B. C++ relativ simpel und hauptsächlich für mathematisch-technische Arbeiten geeignet. Matlab ist praktisch, da es auch einem „Laien“ ermöglicht, hineinzufinden und gleichzeitig die Möglichkeit gibt, mit sämtlichen mathematischen Funktionen zu rechnen, wie es die physikalischen Gleichungen der Kraftübertragung erfordern. Ich begann damit, einfache 2D Tabellen und Linien darzustellen. Ich lernte mit Matlab zu rechnen und die Bedeutung einer Matrix zu erfassen. (Ein System von m mal n angeordneten Größen z.B. Zahlen. Ein Element ai,k steht hierbei in der i-ten Zeile und k-ten Spalte.) Das eigentlich Nützliche eines Computerprogramms ist die so genannte „Schleife“, die beliebig oft hintereinander vorher bestimmte Arbeitsschritte ausführt, für die man im Einzelnen sehr lange brauchen würde. b) Das Windfeld der Erde (Visualisierung eines Datensatzes) Nun folgte der erste Schritt der Programmierung an meinem Thema. Im Internet sind Beobachtungsdaten und Klimatologien der Windfelder verfügbar, zum Beispiel auf der Seite: http://data1.gfdl.noaa.gov/nomads/forms/mom4/CORE.html So konnte ich mit einen 457.442 Zeichen Text arbeiten, in dessen Zahlenkolonnen die Richtung und Stärke aller Winde auf der Erde versteckt waren. Genau gesagt das Durchschnittsmittel von 43 Jahren (cirka 1961-2004) in denen täglich mehrere Messungen erhoben wurden. Das Programm, dass ich jetzt schrieb, konnte die Zahlenkolonnen erst in eine Matrix einordnen und dann in eine bildliche Darstellung umwandeln: ein riesiges Feld, das sich über unserer gesamte Welt erstreckt, mit Tausenden von Pfeilen der jeweiligen Windrichtung und Stärke. Jeder Pfeil beschreibt hierbei die gemittelten Jahreswerte eines cirka 210km mal 210km großen Gebietes. Hinter diesem Windfeld bildete ich eine Landkarte unseres Erdballs ab, damit für Orientierung gesorgt war. Die Grundlage für die weitere Programmentwicklung war gelegt. Anfang des Datensatzes: DATA SET: ./Wind_10_ann.nc LONGITUDE: 0.9W(-0.9) to 0.9W(359.1) LATITUDE: 89.5S to 89.5N Column 1: U_10_ANN is ann. mean U Wind (m/s) (T=0.125:365.12) Column 2: V_10_ANN is ann. mean V Wind (m/s) (T=0.125:365.12) U_10_ANNV_10_ANN ---- J:1 Y: 88.5S 0E / 1: -3.220 -2.604 1.9E / 2: -3.064 -2.684 3.8E / 3: -2.903 -2.755 5.6E / 4: -2.733 -2.817 7.5E / 5: -2.565 -2.871 9.4E / 6: -2.399 -2.917 11.2E / 7: -2.229 -2.953 13.1E / 8: -2.060 -2.983 15E / 9: -1.899 -3.012 16.9E / 10: -1.738 -3.032 18.8E / 11: -1.581 -3.049 20.6E / 12: -1.423 -3.063 22.5E / 13: -1.274 -3.067 24.4E / 14: -1.121 -3.076 26.2E / 15: -0.971 -3.073 28.1E / 16: -0.815 -3.063 30E / 17: -0.660 -3.051 31.9E / 18: -0.504 -3.029 33.8E / 19: -0.350 -3.005 35.6E / 20: -0.197 -2.971 37.5E / 21: -0.044 -2.932 39.4E / 22: 0.108 -2.883 41.2E / 23: 0.256 -2.827 43.1E / 24: 0.400 -2.766 45E / 25: 0.540 -2.696 46.9E / 26: 0.674 -2.620 48.8E / 27: 0.802 -2.537 50.6E / 28: 0.925 -2.444 52.5E / 29: 1.034 -2.350 54.4E / 30: 1.141 -2.250 46.9E / 26: 48.8E / 27: 50.6E / 28: 52.5E / 29: 54.4E / 30: 56.2E / 31: 58.1E / 32: 60E / 33: 61.9E / 34: 63.8E / 35: 65.6E / 36: 67.5E / 37: 69.4E / 38: 71.2E / 39: 73.1E / 40: 75E / 41: 76.9E / 42: 78.8E / 43: 80.6E / 44: 82.5E / 45: 84.4E / 46: 86.2E / 47: 88.1E / 48: 90E / 49: 91.9E / 50: 93.8E / 51: 95.6E / 52: 97.5E / 53: 99.4E / 54: 101.2E / 55: 103.1E / 56: 105E / 57: 106.9E / 58: 108.8E / 59: 110.6E / 60: 112.5E / 61: 114.4E / 62: 116.2E / 63: 118.1E / 64: 120E / 65: 121.9E / 66: 0.674 -2.620 0.802 -2.537 0.925 -2.444 1.034 -2.350 1.141 -2.250 1.241 -2.144 1.333 -2.032 1.427 -1.914 1.507 -1.799 1.581 -1.679 1.645 -1.559 1.706 -1.434 1.762 -1.305 1.808 -1.173 1.849 -1.058 1.872 -0.928 1.897 -0.796 1.906 -0.663 1.909 -0.532 1.901 -0.405 1.882 -0.281 1.861 -0.156 1.829 -0.050 1.795 0.068 1.755 0.183 1.705 0.291 1.653 0.397 1.613 0.502 1.574 0.603 1.528 0.699 1.474 0.763 1.415 0.836 1.359 0.903 1.302 0.972 1.248 1.031 1.196 1.083 1.144 1.138 1.092 1.187 1.043 1.235 1.002 1.282 0.965 1.322 Detailansicht der Windfläche: Erklärung der Abbildung: Regionale Windverhältnisse sind auf dieser Karte nicht genau zu sehen, dafür wird aber das Haupt-Windgeschehen auf unserer Erde deutlich dargestellt: z.B. die Westwinddrifte im Nordatlantik, die Nordost-Passate im Pazifik oder auch die Monsunwinde im Indischen Ozean. 2.3.) Programm zur Berechnung der Ekmanspirale und daraus abgeleitet die Darstellung des globalen Strömungsfeldes Um ein globales Strömungsfeld zu simulieren, musste ich das Prinzip der Ekmaspirale (und der Kraftübertragung) dem Computer beibringen, damit er aus meinen Windpfeilen Strömungspfeile berechnen kann. Ich begann damit, die Ekmanspirale als mathematische Formel zu verstehen und in mein Programm einzubauen. Sie ergibt sich aus einer logarithmischen Spirale, als Kombination der trigonometrischen Funktionen (Sinus & Kosinus) und der Exponentialfunktion: UE (z) = V0 mal cos (Pi / 4 + Pi / DE mal z) mal e (Pi / DE mal z) Strömung = OberflächenTiefendrehung exponentielles Abklingen strömung mit der Tiefe Die Ursprungsgleichung, die hinter der Kraftübertragung zwischen den einzelnen Schichten steht, ist aber sehr kompliziert. (eine Zeitkomponente kommt hinzu) Erst später werde ich mich mit dieser Gleichung intensiver beschäftigen. (Hauptteil 2) Erst einmal benutzte ich einfach das gelöste stationäre Endstadium der Gleichung aus dem Buch „Introductory Dynamical Oceanography“ von Pond, da ich vorerst mit dem Computermodell vorankommen will. In der Natur bläst der Wind in vielen Gebieten über längere Zeiträume, wie zum Beispiel in der stabilen Situation der Passatwindregion. Hier kann sich nämlich dem mathematischen stabilem Endstadium im Strömungsaufbau ausreichend angenähert werden. Gäbe es nur Winde die einem Tag lang wehen, wäre das Modell nicht eindeutig genug. Durch die eingesetzten fertigen Gleichungen war mein Programm fähig, für jeden beliebigen Wind die dazu gehörige Ekman Spirale abzubilden. Die Ekman Spirale weist eine sehr interessante Eigenheit auf: Wenn man die die Strömungsrichtungen all ihrer Schichten mittelt, ergibt sich genau ein rechter Winkel zur Windrichtung: Auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links. Nur in Äquatornähe (+ / - 5°) verhält es sich anders, weil dort die Auswirkung der Corioliskraft gleich null ist. Die Gleichungen würden explodieren, da die Corioliskraft als Nenner eingeht. Für den Ekmantransport (Durchschnittstransport der Ekmanspirale) gilt folgende Beziehung: (Übernommen aus Pond) Mx = + Ty / f My = - Tx / f M = Ekmantransport (“aufsummierte” Geschwindigkeiten) T = Windschubspannung x,y = Ost-Westrichtung und Nord-Südrichtung f = Coriolisparameter (nähere Erklärung der Gleichungskomponenten siehe Hauptteil 2) Mit der Erkenntnis der 90° Drehung konnte ich nun zu dem Windfeld eine Karte der Strömungsrichtungen am PC aufbauen. Einen rechten Winkel zu berechnen ist ja viel einfacher als tausende Ekman Spiralen aufzubauen und diese dann in der Vertikalen zu mitteln. Abbildung der Ekmanspirale: Die folgenden Doppeseiten bilden das globale Strömungsfeld ab: Erläuterung des globalen Strömungsfeldes: Auf diesem Strömungsfeld sind die rein durch den Wind verursachten großflächigen Oberflächenströmungen zu sehen. Interessant wird diese Modelldarstellung, wenn bestimmte Gebiete betrachtet werden, beispielsweise der Atlantische Ozean westlich von Senegal. (Westafrika) Die Strömung fließt an dieser Stelle im rechten Winkel zum Festland Richtung Westen. Das bedeutet, dass das Wasser von der Küste weg geschoben wird und auf diese Weise ein Tiefdruckgebiet erzeugt. In Küstennähe entwickelt sich nun eine Auftriebzone, die dieses Tief ausgleichen will, das so genannte „Upwelling“. Kalte nährstoffreiche Wasser aus der Tiefe bringen hier lebenswichtige Mineralien nach oben. (siehe Titelbild und Abb. 10) (Im Gegenzug fördern an anderer Stelle Oberflächenwasser Sauerstoff nach unten.) Wie in diesem Beispiel vorgeführt kann man sich so anhand des Strömungsfeldes über die winderzeugten Druckfelder in den Ozeanen informieren und auf Absinkoder Aufreibgebiete schließen. Abbildung 10: Upwelling 2.4.) Programmstruktur des Darstellungsprogramms Ich kann hiermit einen interaktiven Zugang zu den abgeleiteten Größen des Windfeldes schaffen. Mein fertiges Programm besteht aus vier Teilen, die Folgendes leisten: Quellcode siehe Punkt 6.1.) wmz 1. Ein großes Fenster mit einem Windfeld, in dem ein beliebiger Wind ausgewählt werden kann 2. 3 kleine Abbildungen: a) eine genaue Ansicht des gewählten Windes, dann die dazu passende Ekman Spirale in 2 Blickweisen: b) von Oben und c) von der Seite 3. 2 Graphiken der gewählten gemittelten Ekmanspirale a) von der Seite und b) von oben gesehen 4. Ein zweites großes Fenster mit allen windgetriebenen Strömungen unserer Erde III. HAUPTTEIL 2: AUFBAU EINES COMPUTERMODELLS ZUR SIMULATION VON WINDGETRIEBENEN STRÖMUNGSVORGÄNGEN IN DER EKMANSCHICHT 3.1.) Zeitschrittverfahren Ein Zeitschrittverfahren teilt, wie der Name schon sagt, ein Geschehnis in mehrere einzelne Schritte auf. So kann man ein Geschehen, indem sich ein beliebiger Zustand ändert, ganz genau beobachten. Die Vorraussetzung dafür ist, dass man die Zeitschritte passend zur Dauer des Ereignisses wählt: Zum Beispiel bei einer Atombombenexplosion Millisekunden oder beim Wachsen eines Baumes Wochen. (siehe Abb. 11) Abbildung 11: Das Zeitschrittverfahren Bei meiner Arbeit geht es darum, die vorher eingesetzte Gleichung der Kraftübertragung durch Auflösen der Ausgangsgleichung zu begreifen. Diese Ausgangsgleichung ist nämlich eine Bewegungsgleichung, die bei einem unendlich langen Zeitfortschritt (Grenzwert) zu einem Kräftegleichgewicht zwischen Wind, Corioliskraft und Reibung führt. (siehe Abb. 12) Einer bestimmten Strömungsgeschwindigkeit wurde sich hierbei angenähert. Die Lösung dieser Bewegungsgleichung bildet so das in 1. Hauptteil angewendete stationäre Endstadium der Gleichung. Abbildung 12: Das Kräftegleichgewicht Zur Vereinfachung arbeite ich jedoch zuerst an einem Programm, das in den Gleichungen den Effekt der Corioliskraft vernachlässigt. Die neue entscheidende Komponente in der Bewegungsgleichung (Ausgangsform) wird zwingend notwendig miteinbezogen: die Zeit. Ich möchte das Prinzip der Kraftübertragung auf diese Weise komplett verstehen und erklären. Der Wind in diesem Modell ist außerdem immer von konstanter Stärke und Richtung, das Meerwasser homogen und eventuelle Meeresbodenunebenheiten und Küstenlinien, die Druckunterschiede erzeugen könnten, sind nicht berücksichtigt. So ein Modellzustand kommt zwar nicht real in der Natur vor, vereinfacht und veranschaulicht dafür aber die Kraftübertragung dadurch, dass man den zeitlichen Aufbau einer Strömung ohne störende Effekte, wie die Drehung der Windrichtung oder das Abbremsen durch einen Kontinent, genau verfolgen kann. 3.2.) Modellgeometrie Wichtig in diesem Programm ist jedoch nicht nur die richtige Wahl des Zeitschrittes sondern auch die der räumlichen Größe. Jedes Computermodell besteht nämlich aus vielen kleinen Zellen. So kann der Rechner immer die Kraftübertragung zwischen zwei benachbarten Zellen innerhalb eines Zeitschrittes ausrechnen. Hierbei ist für jede Zelle nur eine repräsentative Zahl für die Geschwindigkeit möglich, z.B. die mittlere oder die maximale. Das bedeutet: Wenn die Windzelle einen Teil ihrer Kraft auf die benachbarte Wasseroberflächenzelle abgibt, nimmt auch der untere Rand der Wasseroberflächenzelle diese Strömungsgeschwindigkeit auf. Angenommen die Zelle hat nun eine Höhe von 100 Metern ist das Modell völlig falsch, da in 100 Meter Tiefe nie so schnell eine Strömung wie an der Wasseroberfläche entstehen kann. Außerdem spielt der Einfluss der Ekmanspirale wie gesagt nur bis zu einer Tiefe von ungefähr 70 eine Rolle; dementsprechend sollte auch die Auflösung gewählt werden. Aus diesen Gründen wähle ich für mein Programm eine sinnvolle Zellenhöhe von 7 Metern. Das Modell ist zweidimensional, da es wie schon erwähnt ohne Corioliskraft, also rotationsfrei ist: zwei Koordinaten, v für die Strömungsgeschwindigkeit in einer Richtung und z für die Tiefe, genügen. 3.3.) Modellgleichungen Wenn man sich mit den Gleichungen in meinem Modell der Kraftübertragung befasst, sind also folgende Größen von entscheidender Bedeutung: Die Wahl des Zeitschrittes, die Größe der Modellzelle, die Windstärke und die Kopplung zwischen Wind und Wasser und Wasser und Wasser. Die Kopplung, eine durch das Ausmaß der Viskosität des jeweiligen Stoffes fest vorgegebene Größe, die im Endeffekt den Anteil der Strömungsgeschwindigkeit einer Zelle bestimmt, der an die nächst tiefer liegende Zelle weitergegeben wird. Zusätzlich ist noch die Tiefe des Meeresbodens relevant, weil diese die Gesamtanzahl der Zellen bestimmt. Die Dichte von Wasser und Luft taucht in den Gleichungen nicht mehr explizit auf, (Sie wurde schon im Pond weggekürzt.) geht aber dafür indirekt in die Kopplung ein. Ausgeschrieben sieht die komplette Bewegungsgleichung der Kraftübertragung in der Ausgangsform (Übernommen aus Introductory Dynamical Oceanography“ von Pond) so aus: Die Geschwindigkeitsänderung dv pro Zeitintervall dt ist gleich der Multiplikation des Turbulens-Koeffizienten A von der Tiefe z mit der Differenz zum Quadrat der Geschwindigkeit v dividiert durch die Differenz der Tiefe z zum Quadrat. dv / dt = Az * d²v / dz² d = Differenz einer beliebigen darauf folgenden Größe v = Geschwindigkeit [m/sec] t = Zeit [sec] A = Turbulenz-Koeffizient (Kopplung / eddy viscosity) *1 z = vertikale Koordinate (Tiefe) [m] / = Geteilt * = Mal x² = x hoch 2 Für den Programmcode muss die Gleichung dann aber umgewandelt werden, damit Matlab mit ihr rechnen kann. v muss herausgestellt werden, da dies die Variable ist die vom Modell frei berechnet wird. dt, Az und dz sind hingegen am Anfang des Programmcodes bestimmte Parameter. (Einstellgrößen) dv / dt = Az * d²v / dz² / * dt dv = (Az * d²v / dz²) * dt / Anstatt dv kann man auch schreiben neue v minus die alte v die so genannte „Diskretisierung“ vneu - valt = Az * d²v / dz² * dt / + valt vneu = valt + Az * d²v / dz² * dt vneu = valt + dt * Az / dz² * d²v / Im Programm läuft eine Schleife alle vorher bestimmten Zeitschritte durch und ersetzt dabei in jedem neuen Schleifendurchlauf die alte v durch die neue. v = v + dt * Az / dz² * d²v der Sprung in den „Programmjargon“ w = dt * Az / dz² / w fasst im Programm 3 Gleichungsteile zusammen, da sie alle feststehende Parameter sind delsqv = d²v / delsqv ersetzt d²v. Es soll die Differenz zum Quadrat der Geschwindigkeit von allen Modellschichten berechnen. Die endgültige Gleichung der Kraftübertragung im Programm sieht dann so aus: v = v + w * delsqv *1 0,01, der Turbulenz Koeffizient („Verteilungsfaktor“), ist der Kern in der Gleichung der Kraftübertragung. Er ist eine von Ozeanographen bestimmte Zahl, die genau die Kräftekopplung zwischen zwei Wasserschichten angibt, die der jeweiligen Wahl der Zellengröße entspricht. (Sie hängt zwingend notwendig von der Größe der parametrisierten Turbolenzelemente ab.) Er ist ein so Maßangabe über das Wirkungsausmaß der „eddy viscosity“. Erklärung der Skizze: Der Ausdruck delsqv (delta square von v: d²v) soll im den Programmgleichungen die Differenz zum Quadrat der Geschwindigkeit von allen Schichten berechnen. Das heißt, dass die Differenz 2 Mal hintereinander berechnet werden muss. Dies ist auch der entscheidende Trick im Abbildung 13: Aufbau der Bewegungsgleichung: Dadurch das jede Zelle mit ihren beiden Nachbarzellen verrechnet („angeglichen“) wird, kann sich ein Impuls, entsprechend dem „Verteilungsfaktor“ oder der Kopplung Az, im Modell verbreiten. Wenn man nun von den beispielsweise 12 Strömungszellen immer die Differenz der beiden Nachbarnzellen berechnet, hat man beim ersten Durchlauf 11 und beim zweiten Durchlauf 10 Werte. Die beiden Randbedingungen Oben und Unten fehlen. [0 diff(v,2) 0] obere Randbedingung doppelte Differenz von v untere Randbedingung (Zeile 87) Die beiden Nullen ersetzen deshalb im Programmcode provisorisch die fehlenden Werte, die in einem extra Schritt ausgerechnet werden. (Zeile 80 und 83/84) Dieser Schritt ist von besonderer Bedeutung, da nur durch die obere Randbedingung der Wind über den so genannten Windstreß-Koeffizienten seinem Impuls in das Modell einbringen kann. Genauso übt durch die untere Randbedingung der Meeresboden seinen Einfluss auf das Modell aus. 3.4.) Programmstruktur Der Programmcode besteht aus folgenden Abschnitten: Quellcode siehe Punkt 6.2.) za 1. Im erstem Teil dem Definieren von wichtigen Einstellgrößen: Zum Beispiel die Tiefe des Meeresbodens oder der Größe der Zeitschritte. 2. Im zweiten Teil dem Lösen der Modellgleichungen 3. Im dritten Teil dem bildlichen Darstellen der ausgerechneten Größen. (Durch Drücken der Leertaste springt das Modell dann von Zeitschritt zu Zeitschritt. Man kann anhand der Pfeillänge in den verschiedenen Wasserschichten genau den Strömungsaufbau beobachten.) 4. Und zuletzt dem Abbilden von Diagrammen, die die Art des Strömungsaufbaus verdeutlichen. Ansicht des Programmhauptfensters: Im Programmcode sind folgende Konstanten (Sie stammen aus dem Buch „Introductory Dynamical Oceanography“ von Pond.) festgelegt: 1. Der Turbulenz-Koeffizient (Wasser-Wasser-Kopplung): 0,01 MKS [m2/sec] (Meter-Kilogramm-Sekunde Einheiten) (Keddy: Zeile 33) 2. Der Drag-Koeffizient (Luft-Wasser-Kopplung): 0,0014 [ohne Einheit] (cdrag: Zeile 46) 3. Salzwasserdichte: 1025 [kg/m³] (rho: Zeile 45) 4. Windstreß-Koeffizient (nach Norden gerichtet): 0,00009756 [N/m³] (tauBC: Zeile 50) (Berechnet sich anhand der Salzwasserdichte: tauBC = Streß / rho) 5. Luftdichte: 1.3 [kg/m³] (rho_air: Zeile 48) 6. Windgeschwindigkeit (Berechnet sich aus dem Drag-Koeffizient der Luftdichte und dem Windstreß): 0,2315 [m/sec] (windsurf: Zeile 53) windsurf = die Wurzel aus tauBC / (rho_air * cdrag) (siehe Punkt 2.1.)a) 3.5.) Test des Computermodells / = Geteilt * = Mal Bei einem ersten Durchlauf des Programms stelle ich fest, dass für mein Modell nur die so genannte „free slip“ Bedingung gilt: Hier wird die Strömung in ihren unteren Teilen nicht vom Meeresboden beeinflusst und kann sich ungebremst in immer tiefere Gebiete ausbreiten. Um die „no slip“ Bedingung auch noch als Variante zur Verfügung zu haben kann in Zeile 111 die unter Randbedingung meines Modells gleich Null gesetzt werden, so dass sie wie der festsitzende Meeresboden wirkt. Um die Kräfte, die in meinem Modell wirken, besser veranschaulichen zu können, habe ich auf der linken Seite des Programmansichtsfeldes drei Diagramme aufgebaut, die die zeitlichen Veränderungen folgender Differenzen zeigen: 1. Die Geschwindigkeit der oberste und unterste Strömungsschicht 2. Die Windgeschwindigkeit und die Geschwindigkeit der obersten Strömungsschicht 3. Die Windgeschwindigkeit und die Geschwindigkeit der untersten Strömungsschicht Im nächsten Schritt des Programms erscheinen noch 2 weitere Diagramme, die den Strömungsaufbau verschiedener Wasserschichten im Verhältnis zur der Zeit zeigen. Nun ist der Hauptteil meines des Simulationsprogramms komplett. 3.6.) Ergebnisse des Modells Auf diesen beiden Abbildungen ist eine Seitenansicht des Modells abgebildet. Auf diesem Bild sind keine einzelnen Strömungspfeile mehr zu sehen sondern nur noch die Verbindungslinien aller Pfeilspitzen. Es sind 10 Linien abgebildet, jeweils eine für einen Zeitintervall von 4,8 Stunden. Die oberen Strömungsschichten erreichen viel schneller ihre Maximalgeschwindigkeit als untere: Direkt an der Wasseroberfläche beträgt das Tempo der Strömung nach 5 Stunden schon 0,085 m/sec, derweilen in 42 Meter Tiefe gerade 0,0025 m/sec erreicht werden. Deshalb ist es auch verständlich, dass die Auswirkung der Ekmanspirale im Ozean nur bis zu einer Tiefe von ungefähr 70 Metern reicht. In den Meerestiefen verliert sich die Kraft des Windes einfach zu schnell. Erst wenn das Modell unendlich lange laufen würde, hätten alle Wasserschichten (bis auf die in absoluter Bodennähe) die gleiche Geschwindigkeit. Hierbei entwickelt sich ein Gleichgewicht zwischen dem angreifenden Wind und der beschleunigten Wasseroberfläche, das die maximale Geschwindigkeit der oberste Strömungsschicht bestimmt und somit auch die Geschwindigkeiten aller anderen Schichten, die auf Dauer mit dem Tempo der jeweils über sich fließenden Schicht gleichziehen. Dieser maximale Strömungsaufbau in allen Wasserschichten könnte jedoch nur in einem künstlichen Wassertankmodell eintreten. Es gibt nun mal keinen Wind, der unendlich lange mit konstanter Richtung und Stärke bläst. Es sprechen zwar noch weitere Gründe gegen diesen Modellzustand, doch diese will ich erst bei Punkt 3.7.) erläutern. Wenn man anstatt Wasser in den Meeren Honig hätte, könnten sich die Wassergeschwindigkeiten in den verschieden Schichten noch schneller verteilen, da die höhere Viskosität („Zähigkeit“) die Kraft zwischen den einzelnen Schichten besser Übertragen könnte. Die Ekmantiefe wäre hier tiefer, aber dafür die Geschwindigkeit der einzelnen Schichten kleiner. Es wird einfach die gleiche Kraft des Windes auf einen größeren Raum verteilt. In meinem Computermodell kann ich dies ganz einfach simulieren, indem ich den Koeffizienten, der die Kopplung zwischen den Schichten des jeweiligen Materiales angibt, (in diesem Falle Honig) vergrößere. Strömungsaufbau bei normalen Turbulenz-Koeffizienten: Strömungsaufbau bei verdoppeltem Turbulenz-Koeffizienten: Auf beiden Abbildung ist eine Strömungsschicht an der Wasseroberfläche und eine Strömungsschicht in 42 Meter Tiefe zu sehen. Bei der ersten Grafik ist der Turbulenz-Koeffizient normal, sodass die Geschwindigkeit nur langsam zunimmt. Bei der zweiten Grafik ist dieser Koeffizient halbiert. Die Wirkung zeigt sich deutlich: Die Strömung an der Wasseroberfläche hat noch nicht so stark beschleunigt, da sie ihre Kraft besser in die Tiefe abgeben konnte. Die Strömungslinie in 42 Meter Tiefe hingegen hat hier mehr Kraft bekommen und konnte so schneller beschleunigen, als die 42 Meter Strömungslinie in der ersten Abbildung. 3.7.) Coriolis-Erweiterung des Modells Quellcode siehe Punkt 6.3.) zac Da in den Punkten 3.1.) bis 3.6.) der Kernaspekt der Kraftübertragung besprochen wurde, vervollständige ich nun die Ausgangsgleichung im Modell mit der letzten notwendigen Variable: der Corioliskraft. Ein bedeutender Schritt hin zu den tatsächlichen Verhältnissen in der Natur. dv / dt = fv + Az * d²v / dz² d = Differenz einer beliebigen darauf folgenden Größe v = Geschwindigkeit [m/sec] t = Zeit [sec] A = Turbulenz-Koeffizient (Kopplung / eddy viscosity) z = Vertikale (Tiefe) [m] / = Geteilt * = Mal x² = x hoch 2 f = Coriolisparameter *1 dv / dt = Az * d²v / dz² + fv / * dt dv = (Az * d²v / dz²) * dt + fv * dt / dv Umwandeln vneu-valt = Az * d²v / dz² * dt + fv * dt / + valt vneu = valt + Az * d²v / dz² * dt + fv * dt / Umstellen vneu = valt + dt * Az / dz² * d²v + dt * f * v v = v + dt * Az / dz² * d²v + dt * f * v w = dt * Az / dz² / w fasst im Programm wieder 3 Gleichungsteile zusammen delsqv = d²v / delsqv ersetzt wieder d²v Die um die Corioliskraft ergänzte Gleichung der Kraftübertragung im Programm sieht schließlich folgendermaßen aus: v = v + w * delsqv + dt * f *u *1 f = 2 * 7.29e – 5 * sin ( Breitengrad * Pi / 180 ) (abgeleitet aus „Introductory Dynamical Oceanography“ von Pond, 7.29e ist ein Wert für die Winkelgeschwindigkeit der Erdrotation) Dieser „Coriolisparameter“ drückt die Überlegungen (bei 2.1.) c) mathematisch aus, die die Breitengradabhängigkeit der Corioliskraft betreffen. Ein Punkt am entsprechenden Breitengrad, für den die Ekmanspirale dargestellt werden soll, wird herausgepickt, so dass das Kreuzprodukt der der einwirkenden Kräfte berechnet werden kann. Ein zweidimensionales Modell reicht jedoch für die Darstellung nicht aus: Die Corioliskraft erzeugt die Drehung bei der Kraftübertragung und lässt so die Ekmanspirale entstehen. Um die Spirale dreidimensional darstellen zu können, muss die Ost-West Komponente v um eine Nord-Süd Komponente u erweitert werden: u = u + w * delsqu - dt * f *u Das Prinzip dieser beider Komponenten ist genau identisch. Das Minus bei u Komponente stellt hierbei nur die Drehung um 90° dar. (Die Coriloliskraft wirkt rechtwinklig zur tatsächlichen Strömungsrichtung.) 3.8.) Auswirkung der Corioliskraft Auf diesen beiden Abbildungen ist eine Seitenansicht des Modells unter dem Einfluss der Corioliskraft abgebildet. Wenn man nun diese Modellerweiterung mit dem vorigen Modell vergleicht wird schnell klar, dass die Spirale, obwohl die Zeit genauso wie vorher verläuft, viel langsamer anwächst und nur eine geringere Tiefe erreicht. Ursache dafür ist die Gegenkraft, die die unteren gedrehten Strömungen erzeugen. Die Ekmanspirale bremst sich selber, da ab der Ekmantiefe die Strömung beginnt, entgegengesetzt zu oberen Strömungsrichtungen zu fließen. Die Geschwindigkeit an der Oberfläche schwankt um einen konstanten Wert herum. Die unteren Strömungsschichten nehmen hierbei kaum merklich Geschwindigkeit auf. Erst nach unendlich langer Zeit bringt sich die Spirale in ein Gleichgewicht. Die Gleichung für diese Form der Ekmanspirale im Endstadium habe ich, wie schön erwähnt, ganz zu Anfangs (2.3.) im Programmcode angewendet. Äußere Formen der Ekmannspirale auf dem Weg zum Endstadium der Bewegungsgleichung in 8 fortlaufenden Zeitschritten: (Das heißt: Der Geschwindigkeitsbetrag der einzelnen Strömungsschichten des Modells wurde mit einer Linie verbunden.) IV. PHYSIKALISCHE DEFINITIONEN / GLOSSAR: 4.1.) Grundlegende physikalische Definitionen und Gesetze meiner Arbeit 1. Definitionen: GESCHWINDIGKEIT ist gleich Weg durch Zeit. BESCHLEUNIGUNG ist gleich Geschwindigkeit durch Zeit KRAFT ist gleich Masse mal Beschleunigung. Ein IMPULS ist gleich Masse mal Geschwindigkeit. DICHTE ist die Masse eines Objekts dividiert durch sein Volumen. 2. Gesetze: 1. Newton’sches Axiom: Das TRÄGHEITSPRINZIP Jeder Körper behält seine Geschwindigkeit nach Betrag und Richtung so lange bei, wie er nicht durch äußere Kräfte gezwungen wird, seinen Bewegungszustand zu ändern. Eine SCHERKRAFT tritt auf, wenn zwei parallel miteinander bewegende Objekte oder Flüssigkeitsschichten tangential in Kontakt kommen. Eine Verformung wird hierbei hervorgerufen, ohne dass sich das Volumen eines der beiden Körper ändert. Je größer der Kräfteunterschied (Reibung der Schichten) hierbei ist, desto stärker wird die Scherkraft. In Flüssigkeiten entstehen Turbulenzen und Wirbel. 4.2.) Glossar thermohalin: Dieser Ausdruck stammt aus dem griechischen. Er beschreibt ein Geschehen, dass von Wärme (thermo) und Salzgehalt (halin) beeinflusst wird. homogen: Ein homogenes System besteht vollständig aus einer einzigen Phase, alle seine enthaltenden Bestandteile befinden sich nur in einem Aggregatzustand. Das Gegenteil von homogen ist geschichtet. Vektor: Gerichtete Größe, wird zum Beispiel bei der Strömungsphysik dazu benutzt die Geschwindigkeit mit ihren charakteristischen Größen: Geschwindigkeit und Richtung darzustellen. Zur Darstellung dient ein Pfeil. Addition von Vektoren findet ähnlich wie bei der Rechnung im Kräfteparallelogramm statt. Kreuzprodukt: Das Kreuzprodukt ist das Produkt zweier Vektoren im dreidimensionalen Raum. Dieses Produkt ist ein dritter Vektor, der senkrecht auf dem Parallelogramm steht, das von den beiden Ausgangsvektoren gebildet wird. Die Vektorlänge entspricht hierbei der Fläche des Parallelogramms. Grenzwert: Der Grenzwert wird mit dem lateinischen Begriff lim= limes abgekürzt. Erst ist der Wert (a) dem sich die Teile einer Zahlenfolge (a n) unendlich nah annähern, dadurch das die Folge unbegrenzt lang wird. gesprochen: „Der Grenzwert von a n für n gegen unendlich ist a.“ geschrieben: lim n => °° a n = a V. RESÜMEE: 5.1.) Weiterführende Fragen Eine Weiterführung meiner Arbeit könnte außer der Kraftübertragung des Windes auf die Oberflächenströmungen auch die daraus entstehenden Druckgebiete im Wasser zum Thema haben, die die tiefer liegenden Strömungen erzeugen. Hier nur in aller Kürze: Durch die mit den oberflächennahen Strömungen verbundenen Verschiebungen der Wassermassen baut sich eine Druckverteilung im Ozean auf, die also in Windrichtung gesehen rechts hohen Druck und links niedrigeren Druck zur Folge hat. (Auf der Südhalbkugel entsprechend umgekehrt.) Unterhalb der Ekmanschicht (in ca. 100 m bis über 1000 m), wo das Wasser nicht mehr dem direkten Einfluß des Windes ausgesetzt ist, würde diese Druckverteilung zu einer entgegengesetzten Ausgleichsbewegung führen, wenn nicht auch hier wieder zwangsläufig die Corioliskraft wirken würde: die Strömungen vom hohen zum niedrigeren Druck werden wieder nach rechts (bzw. links auf der Südhalbkugel) abgelenkt, so dass der Transport dieser tiefen Ausgleichsströmungen gewissermaßen “zurück in die Windrichtung dreht”. Obwohl also die Oberflächenströmungen vom Wind quer zu seiner Richtung bewegt werden, entsteht auf diese Weise eine tiefreichende Ozeanströmung in Windrichtung. Ein kaum zu glaubendes Phänomen der Natur, dessen genial einfaches Ergebnis zwar durch Strömungsmessungen leicht zu belegen, aus den physikalischen Grundprinzipien aber nur durch einen komplizierten Rechenweg zu verstehen ist. Darüber hinaus müssten die noch fehlenden antreibenden Kräfte: thermohaline Antrieb und Druckunterschiede, dem oben beschriebenen Modell hinzugefügt werden. Die Simulation der Meereszirkulation würde dann die tatsächlichen Geschehnisse in unseren Ozeanen fast perfekt widerspiegeln. (An einem kompletten Modell wird momentan am IFM-GEOMAR gearbeitet. Mit den dafür notwendigen Gleichungen kommt allerdings selbst ein Großrechner an seine Grenzen.) 5.2.) Schlusswort Ein großer Nutzen der Arbeit ist es, als „Werkzeug“ zu dienen, mit dem jeder Anwender des Programms an der komplizierten Physik der Meereszirkulation arbeiten kann. Die fortgeschrittene Mathematik der Gleichungen wird durch interaktive Visualisierung mit simplem Zugang verständlicher. Die Ausgangsgrößen meiner Programme sind leicht zu verändern, so dass ein intuitives Verständnis vom Wirken des Windes auf die Meeresoberfläche für den Benutzer erreicht werden kann. Abstrakte Theorie kann auf diese Weise eine höhere Ebene erreichen. Abgesehen von diesen Tatsachen hat die Arbeit auch für mich persönlich großen Nutzen gebracht. Ich hatte die Möglichkeit, mit einer komplexen wissenschaftlichen Aufgabenstellung umzugehen, vor allem in den Bereichen der Physik und Informatik. Einen kleinen Teil der Ozeanographie habe ich so für mich erobert. Nun hoffe ich, dass durch diese Arbeit das Thema ein Stück weit für alle Leser verständlich wird. Diese Niederschrift kann als Anleitung für die entwickelten Programme dienen. Die oben erstellte Software hat somit den Zweck, der Einarbeitung in die Thematik der Meeresströmungen auch für die Studenten vom IFM-GEOMAR zu dienen. Zuletzt danke ich meinen beiden Mentoren, die mir viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt haben: Joachim Dengg für seinen Einsatz zur Erklärung der ozeanischen Phänomene Stefan Theisen für die fortlaufende Unterstützung und die Einweisung in die Computersprache Matlab VI. QUELLCODE DER PROGRAMME: Der Quellcode ist eine Textdatei mit der Endung „.m“. Mit Hilfe von Matlabs „Command Window“ lässt sich diese so genannte M-File öffnen oder ausführen. In einem geöffneten Programmtext lässt sich jede beliebige Programmieranweisung einfügen. Beim Ausführen wertet Matlab dann alle Zeichen des Quellcodes aus und gibt die geforderte Lösung aus. Dies könnte z.B. der Graph einer Sinuskurve sein. Die einzige Programmteile die Matlab nicht bewertet sind Kommentarzeilen, sie beginnen immer mit einem „%“ Zeichen. Sie sollen für ein besseres Verständnis und für Orientierung im Programmtext sorgen. Außerdem ist es möglich, bestimmte Funktionen in den Quellcode einzubinden, die zwar ihre Lösung in das Programm eingehen lassen, aber sonst eine eigenständige Datei darstellen. So kann die Funktion mehrfach benutzt werden und hält den Kernquellcode kurz. Die geläufigen Funktionen sind aber meistens schon in Matlab integriert. VII. QUELLEN: 7.1.) Literaturverzeichnis - Stern Nr.7 vom 10.2.2005 „Klima-Katastrophe / Alles Panikmache?“ - Stephen Pond und George L Pickard, Introductory Dynamical Oceanography, 1983 - Oskar Höfling, Physik Band 2 Kurzausgabe, 1992 - The Open University: Ocean Circulation, 1989 - Anders Persson, The Coriolis Effect – a conflict between common sense and mathematics - Stefan Rahmstorf, Nature, 2002, Vol. 419, Page 207 7.2.) Internetseiten - http://www.ifm.uni-kiel.de/nat-meer - http://www.ifm-geomar.de - http://data1.gfdl.noaa.gov/nomads/forms/mom4/CORE.html - http://www.geo.de - http://www.lighthouse-foundation.org/index.php?id=100&L=0 - http://www.muk.uni-hannover.de/~jansen/skript3a.pdf - http://www.wikipedia.org - http://oceancolor.gsfc.nasa.gov/cgi/image_archive.cgi 7.3.) Bildquellenverzeichnis Alle Abbildungen, die nicht mit einer Nummer benannt wurden, sind von mir mit Hilfe von Matlab erstellte Modellgrafiken. Sie wurden meistens mit Picture Publisher 7 bearbeitet. Abbildung: - 1: Titelbild, Eine mit Adobe Photoshop 8 bearbeitete Kombination von einer NasaSatellitenaufnahme aus dem Internet und einer aus Matlab exportierten Grafik http://oceancolor.gsfc.nasa.gov/FEATURE/IMAGES/ S2002279205430.L2_HMBR.CaliforniaUpwelling.jpg - 2: Strömungssystem, Grafik des IFM-GEOMAR - 3: Schema 1, Grafik erstellt mit Picture Publisher 7 - 4: Golfstrom 1, Grafik aus dem Internet: http://visibleearth.nasa.gov/view_rec.php?id=1187 - 5: Golfstrom Infrarot, Grafik aus dem Internet: http://visibleearth.nasa.gov/view_detail.php?id=5248 - 6: Die Scherkraft, Grafik erstellt mit Picture Publisher 7 - 7: Corioliskraft, Grafik erstellt mit Adobe Photoshop 8.0 - 8: Ekmanspirale 1, Grafik aus dem Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Korkenzieherstr%C3%B6mung - 9: Ekmanspirale 2, Grafik aus dem Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Korkenzieherstr%C3%B6mung - 10: Upwelling, Screenshot erstellt mit SnagIt 7 aus der Encarta Enzyklopädie 2005 bearbeitet mit Picture Publisher 7 - 11: Das Zeitschrittverfahren, Grafik erstellt mit Picture Publisher 7 - 12: Kräftegleichgewicht, Grafik erstellt mit Picture Publisher 7 - 13: delsqv, Grafik erstellt mit Picture Publisher 7