Entdeckung!
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Entdeckung!
extra EUROPAS WEINMAGAZIN APRIL 2011 6.90 CHF WWW.VINUM.CH Entdeckung! Weinerlebnis Deutschland Junge Wilde Die Generation Riesling Verlockend trocken Die Wende bei den Weissen 03 vinum extra weinerlebnis deutschland Kiel Rostock Lübeck Neubrandenburg Bremerhaven Hamburg Hier wird Wein angebaut Schwerin Bremen Oldenburg NIEDERLANDE POLEN Uelzen editorial Berlin Potsdam Hannover Osnabrück Braunschweig Münster Bielefeld e Kassel Düsseldorf Köln al Göttingen Dortmund Siegen Suhl Giessen el os Trier Ludwigshafen Saarbrücken Chemnitz Hof Bayreuth TSCHECHISCHE REPUBLIK Nürnberg Mannheim Heilbronn Karlsruhe Regensburg Rh ei n FRANKREICH Main Frankfurt Mainz Würzburg Stuttgart Ne c ka r Ingolstadt Ulm D u ona Passau Augsburg München Freiburg Kempten Rosenheim Konstanz ÖSTERREICH degustationen Lassen Sie sich diese Gelegenheiten, deutsche Weine zu geniessen, nicht entgehen. 20. Mai 2011 30. Juni 2011 DIE DEUTSCHEN WEINREGIONEN ZU BESUCH IN BASEL DEGUSTATION DEUTSCHE WEINE Gerstl Weinselektionen, Zürich Degustation im Rebbaumuseum Riehen Wyhuus am Rhy, Basel www.gerstl.ch www.wyhuus-am-rhy.com 21. Mai 2011 DEGUSTATION DEUTSCHLAND JAHRGANG 2010, TEIL 1 Boucherville, Zürich www.boucherville.ch 20. bis 27. Juni 2011 RIESLING WEEK IN ZÜRICH Geniessen Sie Riesling glasweise oder im Rahmen eines ganzen Menüs. www.deutscheweine.de/ch Fotos: Mischa Scherrer, Norbert Schmelz SCHWEIZ inhalt ast zweieinhalb Millionen kamen letztes Jahr in die Schweiz. Nein, ich spreche nicht von deutschen Einwanderern, auch wenn sich diese bekanntermassen vom typisch helvetischen Mix aus atemberaubender Natur und radikaler Urbanität, hochprofessioneller Business-Welt und gelassen-geselliger Lebensart angezogen fühlen – ich selber eingeschlossen. Hier aber ist die Rede von deutschem Wein: 2,4 Millionen Flaschen Riesling, Spätburgunder & Co. überquerten letztes Jahr die Grenze, über 50 Prozent mehr als im Vorjahr, Reisegepäck-Bouteillen nicht eingeschlossen. Viele wurden sicherlich von Deutschen getrunken, zahlreiche andere von Schweizern – wie etwa denen, die Ende Januar an der Riesling & Co. World Tour im Zürcher Kongresshaus für ein volles Haus sorgten. Was uns als VINUM�Redaktion an Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, immer wieder von neuem beeindruckt, ist die enorme Offenheit, die Wissbegierde, Entdeckerfreude und Lust am Experiment. Darum laden wir Sie heute auf eine Entdeckungstour gleich nach nebenan ein: zu jungen Winzern und traditionsreichen Lagen, zu Spitzentropfen in Rot und Weiss, zu spannenden Reisen und unkonventionellen Genüssen. Viel Spass und auf gute Nachbarschaft! Dresden Gera Wiesbaden F Leipzig Erfurt Bonn AHR BADEN FRANKEN HESSISCHE BERGSTRASSE MITTELRHEIN MOSEL NAHE PFALZ RHEINGAU RHEINHESSEN SACHSEN SAALE-UNSTRUT WÜRTTEMBERG Cottbus Sa Essen Hallo Nachbar! Magdeburg Elbe M 02 04 Spitzenweine Made in Germany 08 Deutsche Anbaugebiete Jetzt schlägt’s dreizehn! 12 Generation Riesling Jugend forsch 18 Spannende Weinwochenenden Auf geht’s! 26 Schweizer Küche, deutsche Weine Sie haben sich so lieb! 32 Spätburgunder�&�Co. Leuchtendes Rot 36 Weisswein Verlockend trocken 38 Bezugsquellen Britta Wiegelmann Chefredakteurin Deutsche Weine – gleich ums Eck 42 Gewinnspiel Machen Sie mit! 24. September 2011 DEGUSTATION DEUTSCHLAND JAHRGANG 2010, TEIL 2 Boucherville, Zürich www.boucherville.ch 27. September 2011 DEGUSTATION DEUTSCHE WEINE Gerstl Weinselektionen, Zürich www.gerstl.ch Kontakt: Informationsbüro Deutsche Weine Bächtoldstr. 5 8044 Zürich Tel. 044 520 03 40 Fax 044 520 03 43 [email protected] www.deutscheweine.de/ch HERAUSGEBER�/�VERLAG Intervinum AG, Thurgauerstrasse 66, 8050 Zürich Tel. +41 (0)44 268 52 40, Fax +41 (0)44 268 52 65 infovinum.ch, www.vinum.ch EUROPAS WEINMAGAZIN Verlauf VINUM Extra «Weinerlebnis Deutschland» ist eine Sonderbeilage von VINUM, Europas Weinmagazin ISSN 1663-2567, Erscheinen April 2011 Pantone 2767 PC (minus Magenta) C: 100 M: 78 Y: 0 K: 54 Pantone 072 PC (minus Magenta) C: 100 M: 78 Y: 0 K: 5 C: 85 M: 60 Y: 0 K:3 Diese Sonderbeilage entstand aus der Zusammenarbeit zwischen VINUM und dem Deutschen Weininstitut (DWI) in Mainz. VERLEGER Roland Köhler VERLAGSLEITER Nicola Montemarano REDAKTION VINUM, Redaktion, Postfach 59�61, 8050 Zürich Tel. +41 (0)44 268 52 60, Fax +41 (0)44 268 52 65 [email protected] Britta Wiegelmann, Chefredakteurin Cornelia zur Bonsen, Textchefin Redakteure: Rudolf Knoll, Benjamin Herzog ABO-KUNDENSERVICE VINUM, Abo-Service Güll GmbH, Heuriedweg 19�a, D-88131 Lindau Tel. +49 (0)1805 01 25 63, Fax +49 (0)1805 01 25 64 [email protected] GESTALTUNG UND PRODUKTION Grafik und Layout: Marco Bräm, Katharina Hefti Titelbild: iStockphoto.com�/�Franck Caillet Produktions-/Vertriebsleitung: Agentur Graf, 9001 St. Gallen [email protected] Grafisches Konzept: Katja Hösli, media consulting ag, 9056 Gais Alle Urheber- und Verlagsrechte an dieser Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten. Jede Verwendung oder Verwertung, insbesondere Nachdruck, Vervielfältigung, Mikroverfilmung, Speicherung und Nutzung auf optischen wie elektronischen Datenträgern, bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags. Der Inhalt dieses Heftes wurde sorgfältig geprüft. Dennoch übernehmen Autoren, Redaktion und Verlag keine Haftung für seine Richtigkeit. vinum extra weinerlebnis deutschland Restauranttipps Deutscher Wein ist in der US-amerikanischen Spitzengastronomie en vogue. Die folgenden Häuser haben besonders gute Flaschen im Keller liegen. Alinea 1723 North Halsted Chicago, IL 60614 Tel. +1 312 867 01 10 www.alinea-restaurant.com Cyrus 29 North Street Healdsburg, CA 95448 Tel. +1 707 433 33 11 www.cyrusrestaurant.com Glitzernde Schönheit: der Big Apple. Auch weinmässig weiss man in New York City, was gut ist. In den USA wird deutscher Wein mit edlen Gerichten kombiniert. Spitzenweine Made in Germany Wenn es in Manhattan dunkel wird, werden die Flaschen entkorkt. Und immer mehr Weine sind deutscher Herkunft. D a findet man mitten im Herzen von Manhattan ein Lokal mit fünf deutschen Gewächsen im Offenausschank, ganz zu schweigen von der fast unüberblickbaren Auswahl auf der Weinkarte. Im «Eleven Madison Park», wo der Schweizer Koch Daniel Humm für Perfektion auf den Tellern sorgt, ist Chase Dubay seit kurzem für die Weinauswahl zuständig. Der junge Sommelier war zuvor im «Cyrus» im kalifornischen Healdsburg aktiv und sorgte auch dort mit seinen deutschen Weinen für Furore. Denn Dubay hat neben Riesling – süssem und trockenem – auch eine Auswahl an deutschem Sekt, Rotweinen – Spätburgunder und Lemberger – und sogar deutsche Spezialitäten wie Scheurebe ins Programm aufgenommen. Die USA sind unbestritten der Überflieger, was den Import von deutschem Wein angeht. Rund 42 Millionen Flaschen waren es im Jahr 2010. Und nicht etwa irgendwelche Land- oder Tafelweine, nein, die US�Amerikaner trinken fast ausschliesslich deutsche Spitzengewächse – die Topgastronomie des Landes ist Grossabnehmer. Ein hervorragender Essensbegleiter Fotos: DWI, iStock�/Jens Wassermann 04 Jesse Rodriguez arbeitet im Restaurant «Addison» im Ferienresort «Grand Del Mar» nördlich von San Diego, in einer der modernsten und exklusivsten Hotel- und Freizeitanlagen der Region. «Deutsche Weine gehören zu den nützlichsten und ausdrucksstärksten Weinen, die ein Sommelier bei der Kombination mit Essen verwenden kann», sagt er. «Ob trocken, feinherb, Kabinett oder Trockenbeerenauslese, man findet fast immer was Passendes. Gerade mit unseren Salaten, Fischgerichten, Käsen und Dessertvariationen reichen wir diese Weine oft.» Doch auf der Weinkarte des «Grand Del Mar» stehen unter «Germany» nicht vier oder fünf, sondern mehr als 300 Positionen. Darauf angesprochen meint Rodriguez nüchtern: «Clearly, we have a lot of love for Deutschland!» Wichtige Kontaktmänner bei der Arbeit der amerikanischen Eleven Madison Park 11 Madison Avenue New York, NY 10010 Tel. +1 212 889 09 05 www.elevenmadisonpark.com Forge Winebar 423 Forty Forst Street Miami Beach, FL 33140 Tel. +1 305 538 85 33 www.theforge.com The French Laundry 6640 Washington Street Yountville, CA 94599 Tel. +1 707 944 23 80 www.frenchlaundry.com Addison im The Grand Del Mar 5300 Grand Del Mar Court San Diego, CA 92130 Tel. +1 858 314 20 00 www.thegranddelmar.com Providence 9555 Melrose Avenue Los Angeles, CA 90038 Tel. +1 323 460 44 97 www.providencela.com Spago Beverly Hills 9555 Melrose Avenue 76 North Canon Drive Beverly Hills, CA 90210 Tel. +1 310 385 08 80 www.wolfgangpuck.com 06 vinum extra weinerlebnis deutschland Pontus Elofsson ist Chefsommelier im weltberühmten „Noma“ in Kopenhagen. Das Lokal wurde 2010 vom britischen „Restaurant Magazine“ als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet. Auf der Weinkarte steht eine grosse Auswahl deutscher Weine. Gleich vorab: Deutsche Weine gehören meiner Meinung nach zu den besten der Welt. Vor allem der deutsche Riesling ist Weltklasse. Was mögen Sie so sehr an der Kombination von deutschem Wein mit der nordischen Küche des «Noma»? Das nordische Essen im «Noma» ist von frischen, fruchtigen, eleganten und intensiven Aromen geprägt. Das Gemüse, die Früchte und die Kräuter, die in Skandinavien wachsen, reifen bei kühlen Temperaturen. Deutsche Weine sind da irgendwie sehr ähnlich, mit ihrer frischen Säure, ihrer fantastischen Intensität und ihrem eleganten Körper. Interview mit Pontus Elofsson Sommelier „Noma“, Kopenhagen „So frisch und unkompliziert“ Welcher ist Ihr deutscher Lieblingswein? Mein liebster deutscher Weinstil ist ein leichter Kabinett trocken. Die sind so frisch und unkompliziert. Es ist ein Wein, den man immer trinken kann, der einen erfrischt und glücklich macht. Aber ich mag auch trockenen Riesling von einem guten Terroir – zum Beispiel aus der Lage Idig in der Pfalz, Roseneck im Rheingau, Halenberg an der Nahe. Und nicht zu vergessen: Calmont an der Mosel, der steilste Weinberg Europas. Wie schätzen Sie die Rolle des deutschen Weins in der gesamten Weinwelt ein? Deutsche Weine tragen zur Vielfalt der Weinwelt bei. Sie haben einen eigenen, unverkennbaren Stil. Deutschland hat eine lange Weintradition, die es zu erhalten lohnt. Aber Weiterentwicklung und Innovation sind ebenso wichtig. Zum Glück gibt es in Deutschland junge Winzer, die die Entwicklung weiter vorantreiben, sie sind meist sehr gut ausgebildet – in Deutschland und auf den besten Gütern der übrigen Welt. Sommeliers sind die Importeure – die bestimmen nämlich letztlich, welche Weine ihre Reise über den Atlantik antreten. Der gebürtige Deutsche Rudi Wiest ist einer von ihnen. Auch er schätzt das Potenzial deutscher Weine als Essensbegleiter sehr hoch ein, denn die heimischen, kalifornischen Alkoholund Fruchtbomben würden mehr zerstören als nützen. «Ein Deutscher Wein boomt In diese Länder legte der Export kräftig zu (Stand: Ende 2010) Land Hektoliter Flaschen Plus seit Ende 2009 USA 314�000 42 Mio. 19,3�% Russland 221�000 29,5 Mio. 10,7�% Kanada 52�000 7 Mio. 20,0�% China 33�000 4,4 Mio. 72,6�% Japan 32�000 4,3 Mio. 6,7�% Schweiz 18�000 2,4 Mio. 52,1�% gutes Essen macht man damit kaputt», ist Wiest überzeugt. «Deutsche Weine sind mit ihrer subtilen Raffinesse viel besser geeignet.» Auch die legendäre «French Laundry» im Napa Valley hat deutsche Spitzengewächse im Programm, ebenso das «Alinea» in Chicago, das Drei-Sterne-Restaurant «Le Bernardin» in New York City oder die «Forge Winebar» in Miami. Um nur ein paar Namen zu nennen. Doch es sind natürlich nicht alleine die Amerikaner, die dafür sorgen, dass in einem durchschnittlichen Jahr rund 20 Prozent der deutschen Weinernte exportiert werden. Wie auch für andere Weinnationen wächst für Deutschland die Bedeutung des asiatischen Marktes. Deutscher Wein legte alleine in China 2010 um mehr als 70 Prozent zu. An der Weinmesse Vinexpo Asia Pacific in Hongkong 2010 war der Andrang bei den deutschen Erzeugern zeitweise so gross, dass die Seminarleiter auf Weinkisten steigen mussten, um noch gesehen und gehört zu werden. Durch den Wegfall sämtlicher Importzölle auf Wein hat es die Stadt Hongkong innert kurzer Zeit geschafft, sich als bedeutende Drehscheibe für den Weinhandel in Asien zu etablieren. Doch auch in Europa ist deutscher Wein weiter auf dem Vormarsch. Gerade Fotos: «Noma», DWI, Deborah Jones, «Grand Del Mar» „The French Laundry“, Yountville, Kalifornien (o.); Jesse Rodriguez, Sommelier im „Addison“ in San Diego, Kalifornien. Begehrt: deutsche Weine an der Vinexpo Asia Pacific. in den nordischen Ländern steht deutscher Weisswein hoch im Kurs (siehe Interview im Kasten oben). Im letzten Jahr sind die Verkäufe in Schweden um 5,4 Prozent gestiegen, Deutschland ist dort mittlerweile zum zweitwichtigsten Lieferanten bei Weissweinen geworden. In Finnland haben die Verkäufe sogar um 10,3 Prozent zugelegt, die höchste Zuwachsrate von allen Weinliefernationen. Und in Norwegen ist deutscher Weisswein mittlerweile sogar Marktführer – vor Frankreich, Italien und Australien – mit einem Marktanteil von über 30 Prozent. Das heisst: Fast jede dritte Flasche Weisswein, die in Norwegen verkauft wird, stammt aus deutschem Anbau. Der Zuwachs im Jahr 2010: 4,4 Prozent. Und wie sieht es mit der Schweiz aus? Der Anteil am Gesamtexport ist zwar relativ klein, 2010 ist das Volumen aber bereits um die Hälfte gewachsen. Am Anlass «Riesling, Pinot Noir & Co» (siehe VINUM 3/2011) Ende Januar 2011 im Zürcher Kongresshaus war das Interesse dann auch besonders gross. Die Seminare waren in kurzer Zeit ausgebucht, die Degustationshalle war stets gut gefüllt. Und die Stimmung bei Besuchern und deutschen Erzeugern? Irgendwie euphorisch, verdientermassen. 07 08 09 schaften eine Rolle. Die Hessische Bergstrasse gehört mit lediglich 435 Hektar zu den kleinsten deutschen Weinregionen. MITTELRHEIN Klassische Rheinromantik, auch wenn man zwischen Bonn und Bingen die sagenhafte Loreley wohl nicht treffen dürfte. Aber die Loreley-Burgenstrasse mit dem berühmten Felsen ist der Wegweiser zu etlichen alten Gemäuern, die auf den Rheinhöhen thronen. Leider liegt viel brach in den steilen Lagen am Rhein. Aber es gibt eine eindrucksvolle, weitgehend geschlossene Fläche auf der Südseite des Flusses, den Bopparder Hamm, der in Einzellagen wie Fässerlay, Feuerlay und Mandelstein unterteilt ist. Hier wächst vor allem zartgliedriger Riesling mit feiner Schiefernote. Sie suchen Ortschaften mit besonderem Flair? Dann ab nach Kaub und Bacharach. MOSEL Den ältesten Weinkeller Deutschlands hat Trier zu bieten, auf den Fluren der Stiftung Vereinigte Hospitien, zu der ein stattliches Weingut gehört. Der Keller war Teil eines um 330 nach Christus errichteten römischen Lagerhauses. Heute finden in dieser Säulenhalle Weinproben statt. Besonders sehenswert in Trier: das römische Stadttor Porta Nigra, die Kaiserthermen und das Landesmuseum. Sagenumwobener Fels: die Loreley am Rhein (l.). Moderne, aufregende Architektur treffen Sie in vielen deutschen Weingütern an. Hier der preisgekrönte Bau von Vinothek und Verkaufsraum des Weinguts Jean Stodden an der Rotweinstrasse (Ahr). Deutsche Anbaugebiete Jetzt schlägt’s dreizehn! AHR 36 Kilometer lang ist der Rotwein-Wanderweg, ein Höhenpfad, der immer wieder deutlich macht, wie steil hier die Schieferhänge sind, auf denen vorwiegend Spätburgunder und Frühburgunder wachsen. In Mayschoss ist die älteste eigenständige Winzergenossenschaft der Welt zu besichtigen: 1868 gegründet, gehört der Betrieb mit 125 Hektar heute zu den besten deutschen Kooperativen. BADEN Im Kurpark von Badenweiler hat man das einst aufgegebene alte Rebgelände am Schlossberg mit einem neuen Gutedel-Schaugarten reaktiviert. 680 Stöcke wurden 2000 gepflanzt. Es handelt sich um einige Dutzend Varianten, Mutanten und sonstige Gutedel�/�Chasselas-Spielarten aus verschiedenen Ländern. Der Wein wird bei der Winzergenossenschaft in Schliengen ausgebaut. Keinen Verzicht auf Alkohol verspricht die Kur «Gesund mit Gutedel» (www.badenweiler.de). FRANKEN Manche rechnen ihn dem Faustkampf zu und schreiben «Boxbeutel». Für andere hat er eine «erotische Form». Tatsache ist, dass die Flaschenform Bocksbeutel 1728 in Würzburg eingeführt wurde, um gegen die damals im Umlauf befindlichen Fälschungen des Frankenweines anzugehen. Ausserhalb Frankens ist der Bocksbeutel nur in den badischen Gemeinden Steinbach, Neuweier, Umweg, Varnhalt und im Badischen Frankenland zulässig. Der Name leitet sich entweder von «Bücherbeutel» (Booksbüdel) oder dem «Hodensack eines Ziegenbocks» ab (ein Bock ist in der Mythologie Begleittier des Bacchus). 1659 wurden die ersten Silvaner-Stöcke in Deutschland gepflanzt. Die Reben kamen aus Österreich, daher hiess die Sorte in Deutschland lange Zeit «Österreicher». HESSISCHE BERGSTRASSE Das sehenswerte Kloster Lorsch, Weltkulturdenkmal, hat einige historische Beziehungen zum Weinbau und spielte bei mancher Schenkung von Rebflächen an diverse Ort- Fotos: DWI, Weingut Jean Stodden, iStock�/�Ina Peters Exakt 13 Anbaugebiete hat Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990. Damals kamen zu den bestehenden elf noch zwei neue dazu: Sachsen und Saale-Unstrut. Und jede Weinregion hat ganz Besonderes zu bieten. Lassen Sie sich überraschen! Markenzeichen: der Bocksbeutel in Franken (o.l.). Das Erbe der Römer ist im Trierer Weingut Vereinigte Hospitien überall lebendig (o.r.). Mittelalter zum Mitmachen: Kloster Lorsch (r.) hat jede Menge zu bieten, für kleine und grosse Besucher. Untermosel hiess das Gebiet bei Koblenz mit Orten wie Winningen und Kobern-Gondorf früher. Ambitionierte Winzer stemmten sich in den steilen Schieferfluren gegen den Untergang, hatten Erfolg und machten sich für den treffenden Begriff «Terrassenmosel» stark. Als der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 in Moskau die letzten deutschen Kriegsgefangenen «auslöste», half ihm bei seinen Gesprächen ein Mitbringsel von der Mosel: Riesling aus der Steillage Bernkasteler Doctor. Die 3,25 Hektar, deren Besitz sich auf einige renommierte Güter verteilt, sind der wohl teuerste Weinberg Deutschlands. Seine Weine galten früher als «Medizin». NAHE In Burg Layen im Schlossgut Diel befindet sich der vielleicht originellste Weinkeller Deutschlands. Der Berliner Maler Johannes Helle sorgte durch viel Kunterbuntes auf den Stahltanks für eine prächtige «Unterwelt» – in der seit Jahren erstklassige Weine vinifiziert werden. Die ältesten noch tragenden Rebstöcke Deutschlands entdeckte ein Forscher auf dem Disibodenberger Hof in Odernheim. Sie wurden irgendwann zwischen 1108 und 1559 gepflanzt, in einer mittelalterlichen Wärmeperiode. Das Weingut von Racknitz will die fünf Ursprungsstöcke durch Edelreiser vermehren und längerfristig eine kleine Anlage aufbauen. vinum extra weinerlebnis deutschland Tradition und Moderne – diese Architekturlösungen bekamen Preise: Weingut Julius in Gundheim (l.) und Schloss Wackerbarth in Radebeul (M.). Das sächsische Motiv wurde sogar in der Ausstellung „Wie Wein modern wurde“ in San Francisco gezeigt. PFALZ Hier gibt es die älteste deutsche Weinstrasse – vom Deutschen Weintor bei Schweigen bis hinauf nach Bockenheim. Alljährlich Ende August wird die Weinstrasse einen Tag lang für den Verkehr gesperrt. In Rhodt an der Südlichen Weinstrasse befindet sich der älteste Weingarten Deutschlands. Die rund 300 TraminerReben plus etwas Weissburgunder wurden in den Jahren nach dem Dreissigjährigen Krieg (1618 bis 1648) gepflanzt und tragen immer noch etwa in jedem zweiten Jahr. Das berühmte «Dürkheimer Fass» auf dem Volksfestgelände von Bad Dürkheim könnte zwar theoretisch 1,7 Millionen Liter aufnehmen und wäre damit der grösste Weinbehälter der Welt aus Holz. Aber das vor rund 80 Jahren aus 200 Kubikmeter Holz geschaffene Fass ist «nur» eine Grossgaststätte (für 500 Personen). Beachtliche Mengen sind die Pfälzer gewöhnt: Wer hier einen «Schoppen» bestellt, bekommt häufig ein 0,5-Liter-Glas Wein. Nach dem «TrollSchoppen», dem letzten Glas am Abend, ist aber Schluss. Auf Schloss Johannisberg erinnert ein Denkmal an die ungewöhnliche Entdeckung der Spätlese. Italienisches Flair: In Rheinhessen gibt’s Trulli zu sehen. Hier heissen sie «Wingertsheisje». RHEINGAU Per Zufall wurde 1775 auf Schloss Johannisberg der Begriff Spätlese erfunden. Ein reitender Bote, der die Leseerlaubnis vom zuständigen Fürstbischof aus Fulda bringen sollte, verspätete sich extrem. Die daher so spät geernteten Trauben lieferten dennoch köstlichen Riesling – wegen der damals noch unbekannten Edelfäule. Die Folge: Man begann systematisch später mit der Lese. Wer in Oestrich im Weingut der Familie Querbach nächtigt, wacht garantiert neben Lenchen auf. Das ist freilich keine junge Dame, sondern «nur» eine bekannte RieslingLage: das Oestricher Lenchen. Campus Geisenheim, so heisst die Weinuniversität, in der internationaler Weinnachwuchs geschult wird. Etliche Topwinzer haben hier ihren Abschluss als Diplom-Ingenieur für Weinbau und Kellerwirtschaft gemacht. SAALE-UNSTRUT Der erste deutsche Sekt wurde 1824 in Neuhaus-Henne bei Naumburg in der damaligen Sektkellerei Bürger�&�Sohn erzeugt. Zwei Jahre war man damit der Kellerei Kessler in Esslingen (Württemberg) voraus. Vor rund 110 Jahren wurde die Produktion des «vaterländischen Sektes» eingestellt. Lange Zeit füllte man nur noch Most ab, ehe ein Seiteneinsteiger das Unternehmen als Naumburger Weinund Sektmanufaktur wiederbelebte. Märchenhaft: In Freyburg besuchen jedes Jahr mehr als 100�000 Besucher die vor über 150 Jahren gegründete Rotkäppchen-Sektkellerei mit ihrem mehrstöckigen Keller. Beliebt ist auch das pittoreske Bild der Terrassenlage Freyburger Schweigenberg. Hier entstanden zwischen 1700 und 1800 rund 90 Weinberghäuser; einige davon sind feudale, heute restaurierte Villen. RHEINHESSEN Mainz ist nicht nur die rheinhessische, sondern auch die heimliche «deutsche Weinhauptstadt». Hier hat das Deutsche Weininstitut seinen Sitz wie auch das einzige Landesministerium für Weinbau (Rheinland-Pfalz). Die Stadt ist ausserdem Mitglied der «Great Wine Capitals», wird also gemeinsam mit Städten wie Bordeaux, Porto oder Kapstadt zu den bedeutenden Weinmetropolen der Welt gezählt. Niersteiner Glöck ist laut Urkunde aus dem Jahr 742 die älteste Weinlage Deutschlands. Die 2,1 Hektar im Alleinbesitz der Staatsdomäne Oppenheim sind mit Riesling und Spätburgunder bestockt und werden ökologisch bewirtschaftet. Es ist eigentlich eher im Süden Italiens bekannt. Aber das steinerne Rundhaus, genannt Trullo, findet sich auch als Schutzhütte in etlichen rheinhessischen Rebfeldern. Im Volksmund heissen die Trulli «Wingertsheisje» oder «’s weis Heisje». SACHSEN Radebeul bei Dresden ist bekannt wegen Karl May – und wegen Schloss Wackerbarth. Das mit viel Aufwand sanierte Staatsweingut mit seinen malerischen Terrassenweinbergen gilt als «Erlebnis-Weingut». Motto: «Willkommen im Reich der Sinne.» Über hundert Brautpaare geben sich hier jährlich das Jawort. Nach dem Mauerfall 1989 gründete Georg Prinz zur Lippe bei Meissen, in der Heimat seiner 1945 ausgewiesenen Eltern, ein Weingut. Heute ist Schloss Proschwitz ein Aushängeschild des Weinbaus an der Elbe. Der Weinprinz geht indes fremd: In Weimar baut er gerade ein neues Weingut auf. Fotos: Lothar Sprengel, Büro Raum & Architektur Mattias Weil, DWI 10 Rotkäppchens Unterwelt: die traditionsreichen Gewölbe der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg an der Unstrut. WÜRTTEMBERG Noch ein Superlativ: Die älteste deutsche Weinbau-Lehranstalt, die durchgehend Bestand hatte, befindet sich in Weinsberg. Sie wurde 1868 als «Königliche Württembergische Weinbauschule» gegründet. Zu den Aufgaben gehören heute neben der Ausbildung auch Rebenzüchtung und -veredelung sowie der Weinbau selbst, der in diesem Staatsgut einen vorbildlichen Standard hat. Stuttgarts beste Betriebe sind Genossenschaften, deren Namen gar nicht auf die Landeshauptstadt hindeuten: zum Beispiel Collegium Wirtemberg (Stadtteile Rotenberg und Uhlbach), Weinmanufaktur (Untertürkheim) und Weingärtner Bad Cannstatt. vinum extra weinerlebnis deutschland www.generation-riesling.de Generation Riesling Jugend forsch Anette Closheim Bürgt mit ihrem Namen Sie haben unterschiedliche Strukturen und Marketingkonzepte. Eines aber ist ihnen gemein: Sie sind jung, ambitiös und qualitätsbewusst. Ein Besuch bei fünf Mitgliedern der Vereinigung Generation Riesling. www.anetteclosheim.de W Austausch, um voneinander zu lernen – ohne jeden Konkureingenuss buchstabiert man in Deutschland renzneid. Fast alle haben studiert und im Ausland Erfahrunso: Rassig, individuell, elegant, saftig, langlegen gesammelt – ein grosses Kapital für den Erfolg zu Hause. big, imposant, nobel, genial. Die Rede ist vom Wichtig noch: Sie sind zwar unter dem Dach Generation RiesRiesling, von der wichtigsten Rebsorte. Sie ist ling aktiv, befassen sich aber auch mit anderen klassischen in den letzten Jahren fast zum Synonym für deutschen Wein Varietäten und spannenden neuen Sorten. Wir haben fünf geworden. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie von ihnen besucht. auch einer ganz besonderen Initiative des Deutschen Weininstitutes (DWI) in Mainz ihren Namen gibt: Generation Riesling. 2009 fiel der Startschuss. Zielgruppe waren die Jungwinzer, die teilweise schon VerHier präsentieren wir Ihnen die zwölf wichtigsten Traubensorten mit ihren antwortung im Betrieb haben oder den jeweiligen Anbauflächen und ihren spezifischen Charakteristika. Eltern bereits zur Seite stehen. Es geht um den Nachwuchs. Um Talente mit derater Säure, grosses Lagerpotenzial. Chardonnay: Ein Weltenbummler, Biss, die über den Tellerrand hinausMit 22�600�ha die am weitesten verbreigerne in der Barrique. 1230�ha. tete Rebsorte in Deutschland. Trocken schauen, Visionen haben und auf neuen und fruchtig ein Hochgenuss. Grauburgunder: Feiert 2011 seinen Märkten, auch im Ausland, erfolgreich 300. Geburtstag nach der Entdeckung sein wollen. Ziel der Initiative ist es, das in Speyer. Auf dem Vormarsch. 4520�ha. Sauvignon Blanc: Seit einigen Jahren leicht angestaubte, behäbige Image losin Deutschland zugelassen, schon zuwerden, das deutscher Wein in den sehr erfolgreich, auch sortentypisch. Gutedel: Badisches Gegenstück zum Augen mancher Weinfreunde (leider) Über 520�ha. Chasselas. Weiche Weine, herzhaftnoch immer hat. süffig, gute Speisenbegleiter. 1130�ha. Scheurebe: Typisch sind ein oft ungeDie Jugend pustet den Staub weg, sie mein feines Cassis-Bouquet und eine Kerner: Württemberger Kreuzung aus sorgt für einen frischen, fetzigen Aufsaftige Frucht. 1660�ha. Trollinger und Riesling. 3590�ha. tritt, erfindet den deutschen Wein gewissermassen neu. Mehr als 300 junge Silvaner: Klassiker, einst Nummer eins Müller-Thurgau�/�Rivaner: Älteste Macher und Verantwortungsträger der mit 19�000�ha. Kann herrlich würzige, deutsche Züchtung (1882) des Schweideutschen Weinwirtschaft haben sich zers Herrmann Müller. Rivaner heisst die mineralisch untermalte Weine liefern. Heute 5200�ha. herbe Version. 13�630�ha. schon dieser Initiative angeschlossen. Täglich werden es mehr. Sie laden zu Rieslaner: Kann faszinierende edelsüs- Traminer�/�Gewürztraminer: In Baden Weinpartys ein und treten auf Veranund in der Pfalz geschätzt. Meist füllig, se Weine mit rassigem Säurespiel und staltungen gemeinsam auf, zuletzt auch reich im Aroma (Rosenduft). 840�ha. exotischen Aromen liefern. Nur 87�ha. in Zürich. Sie nutzen den gegenseitigen Weissburgunder: Lange unterRiesling: Lieblingstraube vieler Somschätzte Sorte. Steht hauptsächlich für meliers weltweit; international auf dem herbe, würzige, saftige Weine – prächSprung vom Geheimtipp zum grossen tige Essensbegleiter. 3940�ha. Durchbruch. Saftig, rassig, oft mit mo- W Deutschland in Weiss Fotos: DWI, Armin Faber, fotolia�/�Thomas Renz 12 er sie kennt und ihre Weine probiert, denkt wahrscheinlich: Die passen zu ihr. Temperamentvoll, verspielt, raffiniert, herrlich unkompliziert. Anette Closheim hatte es vor fünf Jahren noch mit ganz anderen Getränken zu tun und war dem Wein um rund 30 Volumenprozent voraus. Damals war die junge Weinmacherin noch Produktmanagerin für Premiumwodka und Single Malt Whisky bei einem international führenden Unternehmen, wo sie viel über moderne Vermarktungsmethoden lernte. Zwar war sie schon seit Kindertagen stark involviert in die Abläufe im elterlichen Betrieb in Langenlonsheim im Anbaugebiet Nahe. Doch zunächst ging sie andere Wege. Sie liess sich zur Industriekauffrau ausbilden, machte dann ein Vordiplom zur Betriebswirtin und schloss später als Weinbetriebswirtin ab. Ende 2007, damals war sie gerade 30, stieg sie dann in den Betrieb von Vater Konrad ein. Und zwar mit einer eigenständigen Linie, die schlicht «anetteclosheim» genannt wird – die Premiumschiene des Zehn-Hektar-Weingutes. Auf einem Teil der Fläche arbeitet „Mein Riesling mit angenehm trockenem Charakter und fülligem Körper ist ideal zu einer scharffruchtigen East-West-Küche.“ Anette Closheim sie übers Jahr ganz gezielt auf «ihre» Weine hin. Nach und nach sollen es immer mehr werden; irgendwann wird sie den Betrieb komplett übernehmen – und dann mindestens zur Gebietsspitze gehören. Vorläufig arbeiten Vater und Tochter «kameradschaftlich» zusammen, wie sie sagt. Die notwendigen Grundkenntnisse bekam Anette bereits in der Jugend vermittelt. Seit dem Jahrgang 2008 steht Learning by Doing auf ihrem Programm. Sie konzentriert sich auf wenige, allesamt trocken ausgebaute Weine: Riesling, Weissburgunder, Sauvignon Blanc, Spätburgunder, eine rote Cuvée aus St. Laurent und Cabernet Dorsa. Kellergeheimnisse? Gibt es nicht. Die Weisswein-Moste werden stark vorgeklärt, während die roten Sorten längeren Maischekontakt haben. Der Riesling kommt ins grosse Holzfass, die beiden anderen Weissen reifen im Edelstahl und bleiben länger auf der Feinhefe. Wenn die Natur mitspielt, darf es Spontangärung sein. Die gehaltvollen Roten kommen in Barriques, für die Anette Closheim sehr schnell das nötige Fingerspitzengefühl entwickelt hat. Weintipps 2010 Sauvignon Blanc Animierende Stachelbeerund Holunderdüfte; delikate Würze, saftig, Spiel, mit Raffinesse. 2008 Cuvée Rot (St.�Laurent/Cabernet Dorsa) 2010 Riesling Löhrer Berg 15 vinum extra weinerlebnis deutschland Kai Schätzel Verena Clüsserath www.schaetzel.de www.cluesserath-weiler.de Die mit dem Riesling tanzt Gummistiefel und Smoking V iele Jahre wechselte Kai Schätzel ständig die Klamotten: Gummistiefel und Winzerkluft, dann wieder Lederschuhe und Dreiteiler. Der BWL�Student pendelte zwischen den Universitätsstädten Stuttgart und Hamburg, Besuchen in der Spitzengastronomie und seinem Heimatort Nierstein am Rhein. Sein Motto heute: Gummistiefel und Smoking. Zu Hause kümmerte sich Mutter Nanne Schätzel um das Weingut. Vater Otto, hauptberuflich Direktor der Staatsdomäne in Oppenheim, ermunterte den Junior schon als 17Jährigen, seinen ersten Wein zu machen. Dass er mal in den 650 Jahre alten Traditionsbetrieb einsteigen würde, war klar. Ungewöhnlich war nur, dass er nach der Bundeswehr nicht die klassische Winzerausbildung mit Studium machte, sondern sich in der Ferne mit Wirtschaftswissenschaften auseinandersetzte. «Das hilft heute beim Marketing und ver- Weintipps 2005 Riesling Spätlese Niersteiner Pettenthal „General von Zastrow“ Fein, dass es von diesem reiferen Wein noch Vorräte gibt; pikante Pfirsichnote, etwas reifer Apfel; viel Spiel, feine Würze, sanfte, diskrete Frucht, sehr lang im Abgang. 2009 Silvaner Spätlese trocken „General von Zastrow“ 2009 Riesling trocken „ReinLöss“ D „Ich will Wein nicht steuern und erziehen und damit kaputt behandeln.“ as Glas mit Riesling scheint zu vibrieren, der Inhalt gleitet schwungvoll und zugleich elegant über die Zunge. Es hat den Anschein, als ob da eine junge Winzerin aus der Distanz Einfluss nimmt und ihre besondere Vorliebe auf ihre Weine übertragen kann: den Tanz. Denn Verena Clüsserath aus Trittenheim an der Mosel, Juniorin im Weingut Clüsserath-Weiler, ist leidenschaftliche Tänzerin und seit zehn Jahren sogar Trainerin der Trittenheimer Showtanzgruppe. Die sportliche 30�Jährige, die ausserdem noch gern kocht und delikate Speisen im Dreivierteltakt geniesst, ist auch sprachbegabt: Englisch, Französisch und Italienisch – alles fliessend. Und sie ist offenbar eine hochtalentierte Winzerin, die sich ohne jeden Zwang der Eltern Helmut und Hilde Clüsserath schon früh entschloss, in den Sechs-Hektar-Betrieb einzusteigen. An der Fachhochschule Geisenheim schloss sie Kai Schätzel schaffte mir viele Kontakte, ich konnte ein nützliches Netzwerk aufbauen», sagt er im Rückblick. Auch als Student packte er in Nierstein immer wieder mit an. 2001 ging er dann noch weiter weg: Ein halbes Jahr verbrachte er bei einem Importhaus in China, zwei Jahre später ging er als Praktikant nach Kalifornien. Ausserdem schulte er sich bei Sensorikkursen. Als er 2007 die volle Verantwortung übernahm, sagte er sich: «Man muss nicht alles neu erfinden. In Nierstein hat man schon vor 150 Jahren extrem guten Wein gemacht.» Die Natur finde selbst ihren Weg, meint der energiegeladene Kai. Oft brauche es nur etwas Zeit, Geduld und Mut, beispielsweise bei der Spontangärung. Die Liste seiner Massnahmen im Keller lässt sich am besten mit «extrem schonend» überschreiben. Der Faktor Zeit spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, zum Teil liegen die Weine fast ein Jahr auf der Feinhefe. Im Weinberg, umgestellt auf Ökoweinbau, wird strenge Ertragsreduktion praktiziert, in bis zu sechs Lesedurchgängen. Stolz ist er vor allem auf den Riesling aus der Lage Pettenthal. Und auf den ungemein komplexen, würzigen Silvaner aus dem Niersteiner Hipping. Der hier gepflanzte Klon geht zurück auf Urgrossvater Emil Schätzel und wird wie die besten Riesling-Weine in die Premiumlinie «General von Zastrow» integriert. als Diplom-Ingenieurin für Weinbau und Önologie ab. Die Diplomarbeit passte zu einer Stilrichtung, die Helmut Clüsserath schon länger pflegt: «Aromabildung bei Spontan- und Reinzuchthefe-Gärung». Für seine gekonnten «Spontis» ist das Weingut ja bekannt. Zwei längere Praktikumsstationen der Tochter sind bemerkenswert: Christmann (Pfalz) und Keller (Rheinhessen) sind zwei der besten Adressen in Deutschland. Nicht zu vergessen der Australien-Aufenthalt: zehn Wochen bei d’Arenberg. Zu Hause bevorzugt Verena, wie der Vater, trockenen und feinherben Riesling. Glücklich ist sie über den hohen Anteil alter Rebbestände. Etliche Stöcke sind schon über hundert Jahre (!) alt, tief im Schiefer verwurzelt und liefern Weine mit delikater mineralischer Note. Naturnaher Anbau und selektive Lese mit geringen Erträgen nach langer Reifezeit gehö ren zum Standardprogramm. Die Trauben werden zunächst einige Stunden eingemaischt, dann schonend gepresst und teils in Edelstahl, teils in traditionellen, alten Fuderfässern vergoren – mit eigenen Hefen. Weintipps 2009 Riesling trocken Alte Reben Fotos: Armin Faber 14 Reife, klare Frucht mit Pfirsich, Rhabarber und Maracuja; dicht, vielschichtig, elegant und endlos lang im Abgang. „Wir streben beim Riesling die moseltypische Leichtigkeit an, aber mit Rückgrat.“ 2009 Riesling trocken Trittenheimer Apotheke Verena Clüsserath 2009 Riesling „Fährfels“ (von 110 Jahre alten Reben) vinum extra weinerlebnis deutschland vinum weinerlebnis deutshcland Désirée Eser Andreas Reichert www.eser-wein.de www.cleebronner-winzer.de „I do it my way“ D ie schwarzgelockte Winzerin aus Oestrich-Winkel im Rheingau hat genau gerechnet. Die Ahnenforschung in der Familie reicht zurück bis 1680. Désirée Eser ist jetzt die zehnte Weinbaugeneration in der Familie, hat deshalb einen ihrer Lieblingsweine danach benannt und auf dem Etikett auch noch «My way» hinzugefügt. Dieser Weg begann genau genommen auf dem Schoss von Grossvater August, der dem Traditionsbetrieb den Namen gab. Der wurde nach dem Übergang auf Sohn Joachim und nach der Übernahme durch Désirée im Jahr 2007 beibehalten. Denn es gibt noch einige andere Weingüter, die den Namen der Familie mit jeweils unterschiedlichen Vornamen tragen. Erbteilungen in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass «Eser» im Rheingau weit verbreitet ist. Doch zurück zu Opas Schoss, auf dem sich die kleine Désirée Gute-NachtGeschichten anhörte, in denen natürlich auch Wein vorkam. Weintipps 2009 Riesling Kabinett feinherb „10. Generation“ Diskrete mineralische Note im Duft; delikate Würze im Geschmack, dazu viel Biss, schmeckt knackig wie ein grüner, reifer Apfel. 2009 Riesling Kabinett trocken Oestricher Lenchen 2009 Riesling Spätlese trocken Hattenheimer Nussbrunnen Eindeutige Komplimente A Ein Leben um den Wein, wie er es führte, hat sie «in den Bann gezogen», erinnert sie sich. Schon während der Schulzeit sah sie sich im Weinlabor um und begleitete die Eltern auf Weinmessen. Es folgten die Ausbildung im erstrangigen Pfälzer Weingut Bürklin-Wolf und ein Praktikum im Beaujolais, danach das Studium in Geisenheim. Zwischendrin nutzte sie ein Stipendium für einen Aufenthalt auf der kalifornischen Weinuni Davis. 2004 schloss sie in Geisenheim mit einer Diplomarbeit über Bodenkunde und Mikrobiologie ab, stieg danach im elterlichen 10,5�Hektar-Betrieb ein und bekam 2007 die volle Verantwortung. Der Besitz ist weit gestreut auf 17 Lagen in acht Gemeinden. Aber Désirée Eser sieht das als Vorteil. «Damit können wir Unterschiede aus dem Terroir herauskitzeln und die unterschiedlichen Reifestadien ausnutzen.» Neben 90 Prozent Riesling gibt es nur noch Spätburgunder. „17 Lagen – damit bieten wir den Rheingau in seiner vollen Bandbreite.“ Désirée Eser Fotos: Armin Faber 16 ndreas Reichert erinnert sich gerne: «Ich war schon als Junge experimentierfreudig.» Seine Eltern, die von einem Hektar in Bietigheim-Bissingen in Württemberg Trauben ernteten und an die Genossenschaft lieferten, zweigten immer kleine Mengen für den Eigenbedarf ab – ein Betätigungsfeld für den Sohn. Und der Grundstein für eine Winzerkarriere. Die Küferausbildung beendete Reichert gleich als Bundessieger. Danach absolvierte der heute 32�Jährige in Geisenheim zunächst zwei Studiengänge parallel: Getränketechnologie und Weinbau. Am Ende konzentrierte er sich auf Wein und ging als Diplom-Ingenieur für Weinbau und Önologie ab. «Ich wollte einfach alles über Wein lernen, auch über die Arbeit in den Reben», erklärt er. In Weinsberg betreute er später ein EU�Projekt zum Thema Gärsteuerung, war dann in Neuseeland bei der Weinernte des 2006ers dabei und wurde stellvertretender Kellermeister in der Felsengartenkellerei Besigheim. 2008 erreichte ihn der Ruf der Weingärtner CleebronnGüglingen, einer Württemberger Genossenschaft in Aufbruchstimmung. Die suchte einen guten Mann für den Keller, der neue Wege einschlagen wollte. Erst mal musste der junge Önologe die 250 aktiven Mitglieder durch Vorträge, Beratung und Kontrollen anleiten, mitzuziehen. Das machte sich bereits im ersten Jahrgang 2008 bemerkbar. Und wer heute die Weine der 240�Hektar-Kooperative probiert, stellt fest, dass bereits die preiswerte Basislinie «St. Michael» herrlich süffige Weine bietet, die Serie «Herzog Christoph» mit Spätburgunder, Schwarzriesling, Trollinger, Riesling und Kerner sehr überzeugend ist und die Spitze der Pyramide, «Emotion» genannt, durchaus zur Gebietsspitze zählt. „Ich wollte immer alles über Wein lernen, auch über die Arbeit in den Reben.“ Andreas Reichert Reichert konnte mit den Weingärtnern Cleebronn-Güglingen zuletzt auf einige Erfolge anstossen (Ehrenpreis bei der Bundesweinprämierung und Ehrenpreis der Landesprämierung sowie das Kompliment «absolut vorbildlich» im neuen «Gault Millau»). Am meisten lachen kann er über eine Aussage der Gebietsweinkönigin Karolin Harsch, die beim Lemberger Emotion meinte: «Wenn das ein Mann wäre, würde ich den sofort heiraten.» Seine nächste Herausforderung: eine Fusion mit der kleinen Weingärtnergenossenschaft Oberes Zabergäu in Pfaffen hofen. «Da sind auch tolle Lemberger-Flächen dabei, aus denen sich viel machen lässt.» Weintipps 2008 Lemberger „Emotion“ Duft nach Pflaumen, Feigen und Nüssen, kraftvoll, feinmaschig, viel Feuer und stattliche Länge. 2009 Riesling „Emotion“ 2009 Riesling Beerenauslese Cleebronner Michaelsberg 17 19 Südbaden lockt mit üppigen Sonnenbänken: den imposanten Weinterrassen am Kaiserstuhl. santes Veranstaltungsprogramm anbietet. Nördlich von Freiburg schliesst sich der Weinbereich Breisgau an. Malterdingen, Denzlingen, Heimbach, Ettenheim und Bombach gehören zu den bekannteren Orten. Und natürlich Glottertal, einst populär geworden durch die TV�Serie «Schwarzwaldklinik». Vulkanterrassen Die Badische Weinstrasse geht bei Freiburg gewissermassen fremd. Es gibt eine eigene Kaiserstuhl-Route rund um Breisach und Merdingen. Die Burgunder-Familie prägt vor allem das Geschmacksbild am vulkanischen Kaiserstuhl. Auffällig sind die breiten Terrassenanlagen und die vielen schmalen Wege durch die Reben. Empfehlenswert ist ein Rundweg auf dem Ihringer Winklerberg, einer der Toplagen Badens. Mit Blick auf diesen steilen Hang wird deutlich, dass hier der Weinbau kein Honigschlecken ist. Das gilt auch für die Ortenau, das sogenannte Weinparadies zwischen Baden-Baden und Offenburg. Dort heisst der Riesling Klingelberger, während der Gewürztraminer oft als Clevner bezeichnet wird. Man könnte noch einen Ausflug in den Norden machen, an die Badische Bergstrasse und in den Kraichgau mit einem Besuch Heidelbergs am Neckar, seines Schlosses und einer Besichtigung des berühmten Riesenfasses (über 200 000 Liter). Oder einen Abstecher ins abgelegene Taubertal in der Nähe des fränkischen Wertheims, wo Müller-Thurgau und Schwarzriesling angenehm überraschen können. Achtung: Auch die Flächen am Nordufer des Bodensees mit Meersburg und Hagenau gehören grösstenteils zu Baden. Neben dem saftigen Spätburgunder gilt der besondere Ehrgeiz der Winzer dem Müller-Thurgau in herber, süffiger Form. Auch er landet immer öfter in Kofferräumen . . . Tipps für spannende Weinwochenenden Auf geht’s! Gutes Essen und Trinken hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Dafür sorgen in Deutschlands Weingebieten Winzer und Gastronomen, die eines verbindet: der Stolz auf ihre lokalen Spezialitäten. Baden: Paradiesische Verhältnisse Pfundig: Wenn man die Autos mit Schweizer Nummernschild bei der Heimreise aus dem deutschen Markgräflerland am Grenzübergang Weil/Basel wiegen würde, wären viele um etliche Kilos schwerer als auf der Hinfahrt. Nicht etwa, weil die Reisenden wegen der Schlemmereien im Süden Badens mehr auf die Waage brächten. Es ist vielmehr das zusätzliche Weingepäck im Kofferraum, das zu Buche schlägt. Bevorzugt Gutedel. Der heisst bekanntlich in der Schweiz Chasselas und wird hier meist etwas anders ausgebaut (mit biologischem Säureabbau). Doch die badische Variante hat auch ihren geschmacklichen Reiz. Und für Nachbarn, die partout Schweizer Stilistik wollen, haben einige Markgräfler Produzenten sogar den weichen, leicht spritzigen «Chasslie» kreiert . . . Sonnenverwöhnt Weineinkauf ist natürlich nur ein Grund für einen Trip nach Baden. Wer Naturschönheiten schätzt und idyllische kleine Ortschaften kennenlernen will, fährt nach der Grenze über die Bundesstrasse 3 in eine sanft hügelige Landschaft, passiert über kurvenreiche Strassen bekannte Weinorte wie Efringen-Kirchen, Schliengen, Auggen und macht hinter Müllheim empfehlenswerte Abstecher nach Britzingen, Lau- fen, Sulzburg, Pfaffenweiler, Ehrenkirchen und Kirchhofen. Vom «Paradiesgärtlein» sprach einst der Dichter Johann Peter Hebel. Die «Badische Weinstrasse» führt über Freiburg in die Weinregionen Breisgau bis in die Ortenau und endet erst nach 200 Kilometern bei Baden-Baden. Hier heissen die Gasthäuser «Ochsen» und «Hirsch» und signalisieren gute Küche: Neben Wild und Ochsenfleisch mit Meerrettichsauce gibt es auch Leberle, Schäufele und ab Ende April wieder Spargel aus der Gegend. «Traube» und «Rebstock» weisen auf eine gepflegte Weinauswahl hin, wobei neben herzhaftem Gutedel die Burgunder-Familie in Weiss und Rot gut vertreten ist. Die «Sonne» steht für ein badisches Weinsymbol und erinnert daran, dass die Anzahl der Sonnenstunden überdurchschnittlich hoch ist – weshalb Baden in Europas Weinbauzonen als einziges deutsches Anbaugebiet zur Kategorie B gehört und höhere Mindestanforderungen an den Qualitätsweinbau zu erfüllen hat. Freiburg ist ein Muss. Die historische Altstadt dieser Studentenhochburg mit dem berühmten gotischen Münster von 1513 ist einmalig. Und natürlich steht ein Besuch der «Alten Wache» am Münsterplatz an, des Hauses des badischen Weins. Über 30 Betriebe offerieren in dem urgemütlichen Gasthaus ihre Weine, mit dabei die frühere Badische Weinkönigin Alixe Winter, die übers Jahr zudem ein interes- Fotos: DWI, fotolia�/�Daniel Ernst, Norbert Blau Restauranttipps In keinem deutschen Landstrich wird mehr geschlemmt. 31 Michelin-Sterne sind in Baden registriert. Darüber hinaus zelebrieren jede Menge Landgasthöfe gepflegte regionale Küche, bevorzugt mit Weinen aus der Umgebung. Dazu ein paar Insider-Tipps: Traube, Blansingen (Markgräflerland) www.traube-blansingen.de Alte Wache – Haus der badischen Weine, Freiburg www.alte-wache.com Holzöfele, Ihringen (Kaiserstuhl) www.holzoefele.de Adler, Reichenbach (Breisgau) www.adler-lahr.de Fallert (Hotel Talmühle), Sasbachwalden (Ortenau) www.talmuehle.de Werners im Schloss Eberstein, Gernsbach (Ortenau) www.schlosseberstein.de (mit eigenem Weingut) Weisser Bock, Heidelberg (Badische Bergstrasse) www.weisserbock.de Mehr Infos www.badischerwein.de www.liebliches-taubertal.de www.bodenseewein.de www.weinparadies-ortenau.de www.markgraefler-land.com Unbedingt sehenswert: das Weinmuseum in Meersburg am Bodensee (o.). Heidelberg (u.) ist und bleibt ein Magnet für Touristen. Kein Wunder. Termine Baden 2011 2.�APRIL Kraichgauer Spitzenwinzer im Visier im Weingut Heitlinger, Ostringen-Tiefenbach Tel. +49 (0)7259 91 12 17 3.�APRIL Weinfestival Badische Bergstrasse im «Palatin Hotel Wiesloch» 16./17.�APRIL WeinWanderWochenende in den Weinregionen 17.�APRIL Bodensee-Weinmesse im Dornier-Museum, www.bodenseewein.de 29.�APRIL 129. Müllheimer Weinmarkt www.muellheim-touristik.de 7./8.�MAI Badische Weinmesse in Offenburg www.messe-offenburg.de JUNI Jahrgangspräsentation des VDP in der Rhein-Neckar-Arena, Sinsheim Infos: Weingut Heger, Tel. +49 (0)7668 205 17.�JUNI Weintheater „Es gärt“ Burkheimer Schloss, Vogtsburg-Burkheim 17.�BIS 19.�JUNI Internationales Grauburgunder-Symposium am Kaiserstuhl mit Jubiläum „300 Jahre Ruländer“ [email protected] 18./19.�JUNI Burgunder-Präsentation badischer Weinerzeuger im Bürgerhaus Endingen 30.�JUNI BIS 5.�JULI Freiburger Weinfest auf dem Münsterplatz vinum extra weinerlebnis deutschland Pfalz: Hölle und Sauschwänzel Die Gäste in der Pfälzer Gaststube bekommen leuchtende Augen. Sie wissen, dass gleich ein ganz spezielles Gericht auf den Tisch kommt, das nur hier in diesem Weinbaugebiet korrekt zelebriert wird. Es hat sogar in der grossen Politik eine wichtige Rolle gespielt, weil Deutschlands Altkanzler Helmut Kohl damit seine Staatsgäste zu überraschen pflegte. Achtung, Bühne frei für eine Delikatesse, dampfend nach Stunden Garzeit in siedendem Salzwasser, in Scheiben geschnitten und mit Weinkraut serviert – voilà, der Saumagen! Zu dieser deftigen Mischung aus Schweinevorderschinken, magerem Schweinebauch, rohen Kartoffeln, Bratwurstfülle, Eiern, Brötchen (Weck) und Gewürzen wie Majoran und Muskat trinkt man am besten einen knackigen Pfälzer Riesling, Weissburgunder oder Silvaner, trocken ausgebaut, vielleicht aus einer der Lagen mit den ungewöhnlichen Bezeichnungen: Hölle, Ungeheuer, Gottesacker und Himmelreich, Wolfsdarm, Eselsbuckel, Saumagen (natürlich) sowie Sauschwänzel, Honigsack, Gerümpel, Narrenberg, Steingebiss, sogar Galgenberg und Liebesbrunnen. „Lex Schweigen“ Die Pfalz, die vor 20 Jahren noch Rheinpfalz hiess, ist mit ihren knapp 23 400 Hektar Rebfläche zweitgrösstes deutsches Anbaugebiet nach Rheinhessen. Sie ist ein weitgehend geschlossener Rebgürtel entlang der Bergrücken der Haardt und des Pfälzer Waldes auf einer Länge von etwa 80 Kilometern. Ein Wegweiser für Entdecker ist die Deutsche Weinstrasse, die im Norden bei Bockenheim beginnt und im Süden in Schweigen-Rechtenbach endet. Wer durch die Rebflächen der Schweigener Winzer spazieren möchte, betritt bereits französischen Boden. Denn dieser Teil des Elsass war mal pfälzisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auf französischer Seite kein Interesse an der Bewirtschaftung, also kamen die Pfäl- zer wieder an die Reihe – eine «Lex Schweigen», auch weinrechtlich auf höchster politischer Ebene von Frankreich und Deutschland abgesegnet. Vermutlich ahnten die Elsässer gar nicht, dass in diesem südlichen Teil der Pfalz ein gewaltiges Potenzial schlummerte. Tüchtige Winzer haben zwischen Schweigen und Neustadt an der Weinstrasse in Orten wie Siebeldingen, Birkweiler, Leinsweiler, Klingenmünster, Ilbesheim, Godramstein, Hainfeld, Flemlingen, Walsheim, Burrweier und Maikammer dafür gesorgt, dass die einstmals spöttisch als «Süssliche Weinstrasse» bezeichnete Region als Südliche Weinstrasse heute einen exzellenten Ruf geniesst. Erst schlendern, dann schlemmen: In Deidesheim ist es nicht weit zum berühmten Pfälzer Saumagen (r.). Rotwein-Hauptstadt Laumersheim Früher spielte die Qualitätsmusik in der Pfalz fast ausschliesslich in der sogenannten Mittelhaardt, dem Bereich nördlich von Neustadt mit bekannten und zugleich idyllisch anmutenden Orten wie Deidesheim, Wachenheim, Forst, Bad Dürkheim, Gimmeldingen und Kallstadt. Hier waren und sind in oft stattlichen, manchmal trutzigen Häusern die renommierten, international bekannten Güter ansässig. Aber auch die Orte in Randzonen der Mittelhaardt haben deutlich aufgeholt. Bestes Beispiel ist Laumersheim westlich von Grünstadt, das heute durch einige Toperzeuger vor allem mit exzellentem Spätburgunder und fantasievoll zusammengestellten Cuvées zu einer Art Rotwein-Hauptstadt der Pfalz avancierte. Was die Pfalz-Tour zu einem besonders angenehmen Erlebnis macht, ist die ungekünstelte Herzlichkeit der Pfälzer, egal ob in den Weingütern oder in der Gastronomie. Nicht immer ist der Dialekt auf Anhieb zu verstehen. Aber eine Devise wie «Liewer än Bauch vom Esse und Drinke als än Buckel vom Schaffe» ist leicht verständlich. Drei Dinge benötigt ein typischer Pfälzer jeden Tag: «Weck, Worscht und Woi», wobei er zur Not auf das Brot verzichten und sich nur mit Wurst und Fotos: DWI, Hotel «Deidesheimer Hof» 20 Wein «begnügen» kann. Noch ein wichtiger Rat für alle PfalzBesucher: unbedingt Zeit mitbringen. Denn die Gastfreundschaft der Winzer ist sehr ausgeprägt, ebenso ihr Erklärungsbedarf. Sie erzählen gerne. Davon, wie Wein entsteht, wie es im Keller zugeht; sie machen auch schon mal eine Probe vom Fass, servieren zwischendrin eine Wurstplatte – und die Zeit geht dahin. Es kommt nicht selten vor, dass Weinfreunde, die eigentlich vier, fünf Winzer am Tag besuchen wollten, spätnachmittags bei Nummer zwei bis fünf auf ihrer Liste anrufen und mitteilen, es werde heute nichts mehr mit einer Visite, man sei aufgehalten worden . . . Mehr Infos www.pfalzwein.de | www.pfalz-touristik.de www.pfalzmarketing.de | www.suedlicheweinstrasse.de www.vdp-pfalz.de | www.deutsche-weinstrasse.de www.barrique-forum.de | www.suedpfalz-connexion.de Restauranttipps Die Pfalz ist kulinarisch gut entwickelt, die Gastronomen sind überwiegend Patrioten und arbeiten mit den Winzern der Region hervorragend zusammen. Die vielleicht beste Weinkarte hat Gunter Schmidt von der «Backmulde» in Speyer mit einer grossen Auswahl an reifen Gewächsen. Ein spezieller Fall sind die «Fünf Bäuerlein», eine Gaststätte, die von fünf Topwinzern der Südpfalz betrieben wird. Backmulde, Speyer www.backmulde.de Fünf Bäuerlein, Landau www.fuenf-winzer.de Weinkastell zum Weissen Ross, Kallstadt www.weinkastell-kohnke.de Luther, Freinsheim www.luther-freinsheim.de Alte Pfarrey, Neuleiningen www.altepfarrey.de Netts, Gimmeldingen www.nettsrestaurant.de Freundstück im Ketschauer Hof, Deidesheim www.ketschauer-hof.com Termine Pfalz 2011 15.�BIS 17.�APRIL Pfälzer Wein- und Sektmesse Bad Dürkheim 16./17.�APRIL Burgunderfrühling in Schweigen-Rechtenbach 29.�APRIL BIS 2.�MAI Probe der 100 Weine in Kallstadt 1.�BIS 31.�MAI Mai-Spitzen mit Veranstaltungen um Wein und Essen von VDP-Mitgliedern 20.�MAI Weintheater „Es gärt“ Villa Ludwigshöhe, Edenkoben 28./29.�MAI Weinkost und Gipfeltreffen des VDP mit Talenten der Region 2.�JUNI Jahrgangsparty des VDP Pfalz im «Deidesheimer Hof» 24.�BIS 27.�JUNI Weintage der Südlichen Weinstrasse in Landau Einfach die Seele baumeln lassen! Wie wär’s mit einem Ausflug ins malerische Rhodt oder nach Eschbach mit seinem pittoresken Brunnen? vinum extra weinerlebnis deutschland Restauranttipps Mosel: Fulminanter Riesling Wie ein glitzerndes Band in der Landschaft: die Mosel. Von hier stammen hervorragende trockene Riesling-Weine. Mosel? War da nicht noch was? Richtig! Bis 2007 stand noch Mosel-Saar-Ruwer auf den Etiketten, egal an welchem der drei Flüsse der Wein gewachsen war. Aber dann waren Marketingexperten der Meinung, dieser Bandwurmname sei international schwer kommunizierbar, und kürzten die Gebietsbezeichnung radikal. Die Winzer an Saar und Ruwer waren zwar darüber nicht sonderlich glücklich, aber sie können mit einer gewissen Eigenständigkeit im Geschmack ihr Profil behalten. Mosel steht auch für Riesling, obwohl die Sorte nicht mal mehr 60 Prozent der Fläche im rund 9000 Hektar grossen Gebiet ausmacht. Wir starten indes unsere Mosel-Tour in einer Region, in der Riesling bedeutungslos ist, die man aber trotzdem nicht ausser Acht lassen sollte. Hinter Trier geht es Richtung Mosel-Quelle in den Bereich Südliche Weinmosel, der bis Perl reicht. Palzem und Nittel sind die bekanntesten Weinorte; die Lagen auf der anderen Flussseite gehören schon zu Luxemburg. Sie wussten, was gut ist: An der Mosel stösst man überall auf römische Spuren. Das Erbe der Römer Angebaut wird am Westufer des Flusses auf Muschelkalk neben weissen Burgunder-Varietäten vor allem die uralte Sorte Elbling, die wohl die Römer vor rund 2000 Jahren mitbrachten. Elbling war einst als Massenträger verschrien, ein Grundwein für einfachen Sekt. Er hat sich jedoch in den letzten Jahren durch Mengenreduzierung zur herzhaften Spezialität gemausert: wie der Biss in einen saftigen Apfel! Trier ist Pflicht bei einer Mosel-Reise. Gesehen haben muss man die Kaiserthermen, das Amphitheater, die KonstantinBasilika, das Landesmuseum und das alte Stadttor, die Porta Nigra. Vorher oder nachher empfiehlt sich ein Ausflug in die Saar-Region, die sich seit einigen Jahren durch Aktivitäten der Winzer sehr positiv entwickelt hat. In dem kleinen Gebiet zwischen Konz und Saarburg mit kleinen, aber namhaften Orten wie Ayl, Oberemmel, Wiltingen, Schoden und Kanzem hat der Riesling kaum fremde Götter neben sich. Die Saar, das ist feiner, zartgliedriger, nerviger Riesling pur. Einige Winzer haben auch gewaltige und zugleich filigrane edelsüsse Weine anzubieten. Deren Ursprung ist nicht selten eine Lage von Weltruf: der Scharzhofberg. Der Schiefer macht’s Ganz schön schräg! Nördlich von Trier gelangt man über die Verbandsgemeinde Ruwer ins idyllische Ruwertal, das mit Eitelsbach, Mertesdorf, Kasel und Waldrach namhafte Weinorte vorweisen kann, in denen ebenfalls der Riesling absolute Dominanz hat. Der Wein wächst meist auf steilen Schieferfluren, die den Geschmack des Weines prägen und für eine betont mineralische Note sorgen. Ein steinernes Winzer-Relief im Trierer Landesmuseum, rund 1900 Jahre alt, belegt, dass hier schon seit ewigen Zeiten Weinbau betrieben wird. Eine Ruwer-Riesling-Route, die man auch per pedes bewältigen kann, führt an vielen Steillagen entlang. Alte Mühle – Thomas Höreth, Kobern (Terrassenmosel) www.thomas-hoereth.de Halferschenke, Dieblich (Terrassenmosel) www.halferschenke.de Bagatelle, Trier www.bagatelle-trier.de Becker’s, Olewig bei Trier www.beckers-trier.de Rüssel’s Landhaus St. Urban, Naurath (Wald) www.landhaus-st-urban.de Schloss Berg, Nennig (Obermosel) www.victors-gourmet.de Achtung: Es lohnt sich in manchen Restaurants, die Weinkarte genau zu lesen. Nicht selten werden reife Weine – sogar aus den 60er und 70er Jahren – zu moderaten Preisen angeboten. Aber jetzt wird es Zeit für eine ausgiebige Tour an der «richtigen» Mosel. Manchmal windet sich der Fluss in engen Schleifen durch das Tal. Ein Blick auf die überwiegend steilen Weinberge kann in der grünen Jahreszeit und im Herbst, wenn das Reblaub andere Farben angenommen hat, faszinierend sein. Schon der römische Dichter und Lehrer Ausonius zeigte sich in seiner «Mosella» begeistert und schwärmte von «Felsen und sonnigen Höhen, alles bepflanzt mit Reben bis zu den obersten Gipfeln der schräg ansteigenden Bergwand». Fotos: DWI, Tourist-Information Trier/Yapha 22 Wer heute genauer hinsieht, erkennt schnell, dass zwar noch im Bereich der Mittelmosel mit dem Zentrum Bernkastel-Kues und angrenzenden Orten wie Piesport, Brauneberg, Erden, Wehlen, Graach, Zeltingen und Traben-Trarbach überwiegend dichter Rebbestand herrscht, aber ansonsten doch jede Menge Land brachliegt. Ein Strukturproblem. Vor allem junge Winzer stemmen sich dagegen und haben in den letzten Jahren manche verwilderte Fläche wieder für Weinbau nutzbar gemacht. Andere sind ausgewichen in flache Areale oder Fluren am Fluss – trotz Hochwassergefahr. Zunehmend werden hier (wieder) rote Sorten angebaut. Aber den grossen Ruf des Gebietes prägen nach wie vor die fulminanten, vibrierenden Riesling-Weine mit feinem Fruchtspiel. Mit dem Weg Richtung Koblenz nimmt die Bedeutung des Tourismus zu. Überall findet man eine Unterkunft. Und die Weinberge scheinen immer noch steiler zu werden, bis man kurz vor Koblenz in einer aufstrebenden Region angelangt ist: Die ambitionierten Winzer in Kobern-Gondorf und Winningen nennen ihre Fluren Terrassenmosel, weil der Riesling auf oft kleinen, terrassierten Schieferflächen steht. Im Glas offenbaren sich dann trotz der engen Nachbarschaft der Flächen enorme Aroma- und Geschmacksunterschiede. «Geprägt vom Terroir», sagen die Erzeuger. Mehr Infos www.weinland-mosel.de | www.Grosserring.de www.bernkasteler-ring.de | www.klitzekleinerring.de www.moseljuenger.de | www.suedliche-wein-mosel.de www.ruwer-riesling.eu Unser Tipp: mit dem Zenturio auf Erlebnistour durch Trier zur Porta Nigra. Termine Mosel 2011 23.�APRIL Rhythm�&�Wine in Trier Kultparty der Moseljünger. Karten: www.ticket-regional.de 23.�APRIL BIS 29.�MAI Mosel WeinKulturZeit 50 Veranstaltungen von Saarburg und Luxemburg bis nach Koblenz, mit Theater, Literatur, römischer Küche und AktivErlebnissen. Programm: www.mosel-weinkulturzeit.de 2.�BIS 5.�JUNI Tage der offenen Weinkeller im Ruwertal (und in anderen Ortschaften entlang der Mosel) 19.�JUNI 19. Erlebnistag „Happy Mosel“ Autofreie Mosel-Weinstrasse von Schweich bis Winningen 22./23.�SEPTEMBER Das Beste aus Spitzenlagen des Grossen Rings mit Prädikatsweinversteigerung am 23.�September 25 Das muss man sehen Mehr als hundert Weinlagen, Keller, Klöster, Denkmäler, Betriebe, Fässer und Museen standen zur Wahl, als das Deutsche Weininstitut 2010 die „Höhepunkte deutscher Weinkultur“ suchte. Per Abstimmung wurden schliesslich in jedem Gebiet Funde gemacht: total 40. Wir haben ein Sextett ausgewählt. Die übrigen 34 Höhepunkte finden Sie unter dem Menüpunkt „Weintourismus“ auf www.deutscheweine.de. FRANKEN Würzburg: Staatlicher Hofkeller mit gigantischer Unterwelt Unter der prächtigen bischöflichen Residenz im Zentrum von Würzburg (auch ein UNESCO-Weltkulturerbe) erstreckt sich ein gewaltiges Kellerlabyrinth. Baumeister Balthasar Neumann konstruierte die Gewölbe mit ihren bis zu fünf Meter dicken Mauern zusammen mit dem oberirdischen Bau zwischen 1720 und 1744. Damit hatten die Weine der Kirche eine neue Heimat gefunden. Der Hofkeller selbst geht auf eine bischöfliche Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1128 zurück und ist damit das älteste urkundlich belegte Weingut in Deutschland, das sich ohne Unterbrechung im Besitz der jeweils regierenden Macht befindet – aktuell ist das der Freistaat Bayern. Die gigantische Unterwelt ist 891 Meter lang und bis zu sechs Meter hoch. Besonders bemerkenswert sind die grossen «Beamtenfässer» von 1784, aus denen einst der flüssige Sold der Hofbediensteten floss. In einem «Geschichtstunnel» wird die Vergangenheit lebendig. Vor einigen Jahren gab es Pläne, die Kellerei in ein modernes Gebäude auszulagern. Aber Betriebsleiter Michael Jansen votierte dagegen: «Der Wein braucht eine Heimat.» In der fühlt er sich inzwischen so wohl, dass der Hofkeller zur fränkischen Spitze aufschloss. www.hofkeller.de SACHSEN Radebeul: Hoflössnitz – wo die Fürsten Feste feiern 850 Jahre Weinbau feiert Sachsen im Jahr 2011. Wichtige Teile dieser Geschichte spielten sich in der Lössnitz auf den Fluren der Stadt Radebeul ab. Bis ins 19. Jahrhundert hinein hatte hier das Fürstenhaus der Wettliner ein Domizil für den herrschaftlichen Weinbau und die höfischen Festlichkeiten. Später wurden ein Schlösschen, Presshaus sowie ein Lust- und Berghaus errichtet. Der kurfürstliche Weinbergverwalter und Bauschreiber Johann Paul Knohll verfasste in der Hoflössnitz 1667 sein «Viticulturbüchlein», in dem er Regeln für die Arbeit im Weinberg fixierte. Es war fast 200 Jahre lang das Standardwerk für den Weinbau an der Elbe. 1843 wurde die Anlage zum Staatsweingut. Nach der grossen Reblauskrise 1889 machte der Weinbau über 20 Jahre Pause, ehe Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer den Rebbau wiederbelebte und zum «Retter des sächsischen Weinbaus» avancierte. Er predigte den Anbau von Pfropfreben und übernahm selbst die Leitung der Rebveredelungsstation. Heute ist Hoflössnitz ein Weinmuseum mit vielen interessanten Exponaten und zugleich ein städtisches Weingut, das nach dem Mauerfall zunächst von dem fränkischen Biopionier Gerhard Roth auf Ökoweinbau umgestellt wurde. Seit 2008 ist der gebürtige Radebeuler Felix Hösselbarth, Absolvent der Weinuniversität Geisenheim, Betriebsleiter. Er glänzt mit Riesling, den weissen Burgunder-Sorten und Traminer. www.hofloessnitz.de Der Berg droht. Steht man unten, kommt man sich klein und unbedeutend vor und verspürt fast Angst. Steht man mitten darauf, können Schwindelgefühle aufkommen. Im Volksmund heisst die zur Ortschaft Bremm gehörende Lage an der Mosel «Eigernordwand der Weinberge». Mit einer Hangneigung von bis zu 60 Grad ist der Calmont die steilste Rebflur Europas. Weinbau ist hier harte Knochenarbeit mit bis zu 1800 Stunden pro Hektar. Nur noch 14 der einst bestockten 22 Hektar werden bewirtschaftet. Das Weingut Franzen ist der bekannteste Erzeuger für den mineralischen, geschliffenen Riesling. Reben wachsen hier seit mindestens 1400 Jahren. Goethe lobte das «NaturAmphitheater, wo auf schmalen Kanten der Weinstock zum allerbesten gedeiht». Die Sonneneinstrahlung auf die Terrassen ist optimal. Seit den 90er Jahren hilft eine Monorackbahn bei der Arbeit. Am besten lernt man den Berg via Klettersteig kennen, der vor einigen Jahren für Touristen angelegt wurde. www.weingut-franzen.de PFALZ Speyer und der „Römerwein“ RHEINHESSEN Worms: „Milch der lieben Frau“ Fotos: DWI BADEN Reichenau: Südlichstes Wein-Deutschland Auf der Bodensee-Insel Reichenau wachsen die südlichsten Weinstöcke Deutschlands. Klosterabt Hatto I. pflanzte hier anno 818 die ersten Reben. Die Wasserfläche rund um die Insel ist ein guter Wärmespeicher und Lichtreflektor – eine natürliche Klimaanlage. Bis zu 140 Hektar Rebfläche gab es in der Blütezeit des Weinbaus vor rund hundert Jahren. Dann kam es 1929 zu vielen Erfrierungen, bald danach wurde der Weinbau aufgegeben und Gemüse gepflanzt. Erst in den 70er Jahren begann das Reben-Comeback. Die Reichenauer Genossenschaft bewirtschaftet heute 18 Hektar auf der Klosterinsel, die seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die Weine (unter anderem Müller-Thurgau, Grauburgunder, Spätburgunder, Muskateller) aus der Lage Reichenauer Hochwart baut Kellermeister Thomas Sättele im alten Klosterkeller aus. Verkauft wird fast ausschliesslich vor Ort. www.winzerverein-reichenau.de MOSEL Bremm: Die „Eigernordwand der Weinberge“ Mitten in den Weinreben der Nibelungenstadt Worms steht die Pfarrkirche «Liebfrauen», eine gotische Basilika, die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erbaut wurde. Weil einem Madonnenbild aus dem Jahr 1460 Wunder zugeschrieben wurden, kamen auch die Pilger. Die Mönche sollen den frommen Besuchern den Wein aus dem Umfeld kredenzt haben, die «Milch unserer lieben Frau». Als «Liebfrauenmilch» wurde dieser Wein vom Rhein später berühmt – und als Marke im 20.�Jahrhundert ein Exportartikel, nichts für anspruchsvolle Geniesser. Ein Verschnitt. Vorbei die Zeiten, als Weinbaupionier Philipp Bronner 1834 festhielt: «Nur so weit der Turm seinen Schatten werfe, wachse die eigentliche Liebfrauenmilch.» Der grösste Eigentümer der Fläche, das Weinhandelshaus Valckenberg (gegründet 1786), hatte den Namen 1908 freigegeben, um die Herkunft der Original-Liebfrauenmilch zu schützen. Die Kopien boomten, das Original geriet in Vergessenheit. Bis sich vor einigen Jahren die Eigentümer der Lage Liebfrauenstift-Kirchenstück für ein Comeback starkmachten. Seitdem gibt es wieder erstklassigen Riesling von dieser Flur. Auch die Weingüter Schembs, Spohr und Gutzler knüpfen heute an die grosse Vergangenheit der «Milch» an. www.liebfrauenstift.com Ehrfurcht kommt auf, wenn man im Historischen Museum der Pfalz in Speyer vor einer Glasflasche mit zwei angesetzten Henkeln steht, die noch etwas Wein enthält – denn die Flasche stammt aus der Zeit um 300 nach Christus, ihr Inhalt ist also rund 1700 Jahre alt! Das Gefäss wurde 1867 bei Ausgrabungen in Speyer entdeckt. Ein Frauengrab enthielt sechs Gefässe, nur in einer einzigen Flasche hatte sich noch Flüssigkeit erhalten. Es handelt sich um einen klaren Bodensatz. Darüber befindet sich zu etwa zwei Dritteln ein festes, harziges Gemisch. Durch Analysen konnten Inhalt und annähernd auch das Alter der Flasche bestimmt werden. Seinerzeit war es üblich, dass der Wein in Behältern und auch Amphoren mit Olivenöl sowie mit Harz abgedichtet wurde, um ihn von der Luft abzuschliessen. Das hatte hier ausgereicht, um ein flüssiges Relikt zu erhalten. Neben dem «Römerwein» sind hier noch Weinpressen zu sehen, die älteste von 1727. Ausserdem auch eine bei Naumburg an der Saale gefundene, weitgehend gefüllte Flasche Jahrgang 1678. www.museum.speyer.de 27 Der Wein dazu Riesling Kabinett Beat Caduff empfiehlt zur Steinpilzsuppe einen Riesling Kabinett mit wenig Alkohol und einer ganz leichten Restsüsse. Diese Art von Wein unterstreicht das süssliche Aroma der Pilzsuppe perfekt. Am besten ist es, wenn man zum Kochen denselben Wein verwendet, den man nachher am Tisch servieren will. Schweizer Küche, deutsche Weine Sie haben sich so lieb! Beat Caduff, mit 15 „Gault Millau“-Punkten ausgezeichneter Koch, ist anerkannter RieslingSpezialist. Hier seine Tipps für tolle Mariagen. Sammlung deutscher Weine bereit. Als einer der Ersten begann Caduff in den 80er Jahren mit dem Import deutscher Weine in die Schweiz und ist bis heute dabei geblieben. Gerne erzählt er von seinen Reisen durch die deutschen Anbaugebiete, von seiner Liebe zum deutschen Wein oder von Blindverkostungen mit Riesling und grossen weissen Burgundern. Wo – natürlich – der Riesling immer klar obenaus schwingt. Caduff hat den qualitativen Aufstieg der deutschen Gewächse hautnah miterlebt. Der 52�Jährige macht kein Geheimnis daraus, dass seine deutschen Lieblingsweine edelsüss sind: «Das ist einzigartig, solche Weine gibt es nirgendwo anders auf der Welt.» Die Einführung der Grossen Gewächse um die Jahrtausendwende war aber auch für ihn ein Wendepunkt. Denn seit die deutschen Weinbauern auch für trockene Weine bestes Traubengut auslesen, ist er von trockenen Deutschen ebenso angetan. «Schade, es gibt keine älteren Jahrgänge davon . . . » Für VINUM hat Beat Caduff ein Riesling-Menü zusammengestellt – deutscher Wein trifft aromatische Bündner Küche. Unbedingt nachkochen! Für 4 Personen Zutaten: 80�g Butter 150�g Echalotten (gehackt) 500�g Steinpilze (wenn gefroren, in halbgefrorenem Zustand schneiden) ½ Flasche Riesling (Kabinett, leichte Restsüsse) 1�dl Hühnerbouillon (hell) 3�dl Rahm Fotos: Hans-Peter Siffert H ier gilt die Regel: «S’hätt, solang’s hätt.» Jeden Tag wechselt Beat Caduff die Speisekarte, alle seine Menüs sind nach dem frischen Marktangebot zusammengestellt. Längst ist sein Lokal «Caduff’s Wine Loft» weit über Zürich hinaus bekannt. Der gebürtige Bündner aus Arosa bringt in seinem Loft bodenständige Köstlichkeiten auf den Tisch – mit grossem Erfolg. Frühmorgens wird eingekauft. Mittags und abends stehen um die 20 Gerichte zur Auswahl – für den kleinen Hunger auch als halbe Portionen. Auf dem Menüplan findet man zudem 60 Käsesorten, fünf der besten Rohschinken aus aller Welt, Trockenfleisch, Würste, Salamis und diverse Brotsorten. Doch die Gäste kommen natürlich nicht allein der hochwertigen Küche wegen zu Beat Caduff. Unter dem Restaurant findet man einen der atemberaubendsten Weinkeller der Stadt: Nicht weniger als 2222 Gewächse aus aller Welt werden dort bei Kerzenlicht angeboten, inklusive Beratung. Vom Chef persönlich. Die Weine können zum Essen, einfach zum Selbertrinken ausgesucht oder direkt nach Hause bestellt werden. Und das Beste: Neben internationalen Raritäten steht auch eine unvergleichliche Aroser Steinpilzcreme-Suppe Caduffs Tipp „Die Steinpilzsorte Testa Nera ist besonders aromatisch, leider wächst die weder in Arosa noch in Zürich. Die Sorte findet man in der Schweiz nur im Tessin.“ Zubereitung: Die Echalotten in Butter glasieren, die geschnittenen Steinpilze dazugeben. Etwa 10 Minuten unter ständigem Rühren mitdämpfen, mit Rahm und Bouillon auffüllen und den in einer separaten Pfanne auf ein Drittel reduzierten Riesling zugeben, abschmecken. Achtung: Die Pilze sollten in keinem Fall direkt mit dem Riesling abgelöscht werden. Sie verlieren an Aroma. Warum? Caduff antwortet: «Ich weiss nicht, warum, aber Sie können es mir glauben.» 29 Der Riesling zu dieser Art von Schmorgericht muss genügend Extrakt haben, um den kräftigen Aromen des Schweinebratens standhalten zu können. Beat Caduff empfiehlt ein Grosses beziehungsweise Erstes Gewächs, meint aber, dass sogar ein feinherber Riesling zum Braten passen kann. Die präsente Säure der Riesling-Weine federt die Fettigkeit des Fleisches gut ab. Der Wein dazu Caduffs Tipp „Meine Zitronenmousse wird nur mit Butter gebunden, ganz ohne Gelatine oder künstliche Bindemittel. Nur so bekommt sie die richtige Konsistenz.“ Edelsüsser Riesling (Auslese Goldkapsel) Zu der Zitronenquarkmousse darf ein Riesling mit einer raffinierten Süsse und einer frischen Säure gereicht werden. Caduff favorisiert einen reifen Riesling, denn diesen empfindet man als weniger süss und ausgewogener. Wenn’s exklusiv sein darf, sollte die Wahl auf eine Auslese Goldkapsel von der Mosel fallen. „Diese Weine sind von unglaublicher Eleganz, sind nie klebrig und haben doch genügend Süsse, um die Zitronenmousse perfekt zu begleiten.“ Glasierte Alpschweinschulter Bündner Zitronenquarkmousse Für 4 Personen Für 4 Personen Zutaten: Sauce 400�g Schweinebrustspitzen oder Rückenknochen 3 Zwiebeln 6 Knoblauchzehen 50�g Bratbutter 4 Karotten 1 mittelgrosser Sellerie 1 Stange Lauch 5 reife Tomaten 10�g Tomatenpüree 1 Flasche Riesling 3 Lorbeerblätter 15 Pfefferkörner 1 Zweig Rosmarin 1 Bund Thymian 1�l Kalbsfond Fleur de Sel, Malabarpfeffer, gestossen Zubereitung: Die Schweineschulter gut würzen und in Bratfett auf allen Seiten kurz anbraten. Schulter aus der Pfanne nehmen und bei 200 Grad etwa 8 Minuten in den Backofen stellen, die Temperatur herunterfahren auf 130 Grad und 15 Minuten weitergaren. Dann weitere 3 Stunden bei 75 Grad Niedergartemperatur weitergaren. Das Fleisch sollte im Kern noch saftig und leicht rosa sein. Für die Sauce die Knochen im Ofen gut anrösten, dann das geschnittene Gemüse (ohne die Tomaten) mitrösten. Nach etwa 15 Minuten die Tomaten, das Tomatenpüree und die Kräuter dazugeben und weitere 10 Minuten rösten. Mit Riesling ablöschen. Caduffs Tipp Den Fond aus dem Ofen nehmen und etwa 4 Stunden leise ein„Alpschweine werden köcheln lassen. Abschmecken und durch ein Sieb passieren. unter anderem mit gekochNochmals etwas reduzieren bis zur gewünschten Konsistenz. ten Brennnesseln gefüttert. Die Schulter in Tranchen aufschneiden und mit einem SauDaher bekommt ihr Fleisch das censpiegel unterlegen. unvergleichliche Aroma. Sie werden nie mehr eine komDazu servieren Sie am besten Bratkartoffeln und eine saisomune Schweineschulter nale Gemüsebeilage. Zutaten: 150�g Butter 3 Eigelb 100�g Zucker 170�g Bioquark 1�dl Rahm, geschlagen Saft und Zeste einer Biozitrone Fleisch 1�kg Alpschweinschulterbraten oder saftiger Halsbraten Fleur de Sel, Pfeffer aus der Mühle essen wollen.“ Fotos: Hans-Peter Siffert 28 Der Wein dazu vinum weinerlebnis deutschland Riesling Grosses Gewächs Zubereitung: Butter, Eigelb, Zucker und Zeste schaumig schlagen. Quark beifügen und vorsichtig den Zitronensaft zugeben (nicht mehr schlagen). Den Schlagrahm unterziehen und für mindestens 2 Stunden kühl stellen. Für den kleinen Hunger Dem Berufsbündner Beat Caduff, Koch und Spezialist für deutsche Weine, war klar: Zu diesen Häppchen passen keine Rieslinge, sondern ein spritziger Weissburgunder und je ein kräftiger Rotwein, und zwar ein Lemberger und ein Spätburgunder. Viel Spass beim Nachmachen und – zum Wohl! Caduffs Tipp „Rohschinken von Schweinen aus den Bündner Bergen ist schon was anderes. Machen Sie mal den Direktvergleich, Sie werden staunen.“ Caduffs Capuns Für 15 Stück Zubereitung: Aus Mehl, Eiern und Quark einen Teig anrühren. Das Trockenfleisch in feine Würfel schneiden und unter den Teig mischen. Bei Bedarf vorsichtig mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Mangold- oder Krautstielblätter portionsweise kurz blanchieren, herausnehmen, kurz in kaltes Wasser legen, abtropfen und trocken tupfen. Jetzt die Mischung aus Teig und Trockenfleisch mit einem Teelöffel auf die Blätter verteilen und aufrollen. Die geformten Capuns in einer Gratinform auslegen. Echalotten in Butter bräunen, mit Bouillon ablöschen, Rahm und Milch beifügen und die Mischung über die Capuns giessen. 30 Minuten im auf 180 Grad vorgeheizten Backofen garen. Caduffs Tipp „Capuns sind fertig zubereitet bis zu eine Woche im Kühlschrank haltbar. Hirschund Schaffleisch geben ihnen einen besonderen Geschmack.“ Ziegenkäse mit Bündner Fleisch auf Blätterteig Focaccia mit Tomatenpesto und Rohschinken Für je ein Stück Für je ein Stück Zutaten: Blätterteig Ein kleines Stück Bündner Ziegenkäse Eine dünne Scheibe Bündner Fleisch Zitronenthymian Olivenöl Zutaten: Kleines Stück Focacciabrot Wenig konfierte Tomaten Wenig getrocknete Tomaten Wenig geröstete Pistazien Olivenöl Pfeffer Bündner Rohschinken Zubereitung: Ziegenkäse in Bündner Fleisch einwickeln, auf Blätterteig stellen, mit etwas Olivenöl beträufeln und Zitronenthymian darüberstreuen. Dann ungefähr 8 Minuten bei 180 Grad backen. Zubereitung: Konfierte und getrocknete Tomaten fein hacken und mit etwas Olivenöl und Pfeffer vermengen. Auf das in der Mitte geteilte und leicht getoastete Brot geben, Rohschinken dazulegen und mit Pistazien garnieren. Der Wein dazu Der Wein dazu Der Wein dazu Spätburgunder, Baden Capuns sind deftig, wie es sich für ein echtes Bündner Gericht gehört. Der Wein dazu muss die Schwere ausgleichen können. Ein Spätburgunder ist erste Wahl. Caduff empfiehlt, einem Wein mit Barrique-Ausbau den Vorzug zu geben. Eine kräftige, reife Säure harmoniert mit den Aromen der Capuns perfekt. Weissburgunder, Pfalz Zu dieser kleinen Köstlichkeit aus Bündner Spezialitäten empfiehlt Beat Caduff einen spritzigen, frischen Weissburgunder. Auf keinen Fall sollte der Wein zu aromatisch oder etwa in der Barrique ausgebaut sein. Das würde dem würzigen Aroma des Ziegenkäses mehr schaden als nützen. Lemberger, Württemberg Das Tomatenpesto ist leicht süsslich auf der Zunge. Ein Lemberger ist in der Lage, diese Süsse nicht nur aufzufangen, sondern sogar angenehm zu unterstützen. Der kräftige Rotwein passt aber ebenso gut zum Bündner Rohschinken – ein Traumpaar. Fotos: Hans-Peter Siffert Zutaten: 250�g Mehl 4 Eier 80�g Quark 400�g Trockenfleisch (Caduff verwendet zu gleichen Teilen: Rohessspeck, Rohschinken, Bündner Fleisch, Hirsch- und Schaftrockenfleisch, Landjäger und natürlich Salsiz) 24 Mangold- oder 4 grosse Krautstielblätter 100� g Echalotten (geschnitten) Wenig Butter 2�dl Bouillon 2�dl Rahm 2�dl Milch Salz und Pfeffer 31 Caduffs Tipp „Man sollte nie zu heiss backen! Was in unseren Breitengraden gebrutzelt und verheizt wird! All die schönen Aromen gehen dabei verloren.“ 33 vinum extra weinerlebnis deutschland Erfolgreiches Trio: die Brüder Volker (r.) und Werner Knipser (M.) mit Junior Stephan. Spätburgunder�&�Co. Leuchtendes Rot D ie Weine kamen aus der Bourgogne, der Schweiz, aus Österreich, aus Übersee und aus Deutschland. Auf dem langen Probiertisch standen einige Dutzend Pinot Noir oder Spätburgunder, wie die Sorte in Deutschland überwiegend genannt wird. Jahrgang 1997. Die Preisspanne lag zwischen 15 und über 100 damals noch D�Mark für die Weine aus Frankreich. Neben Profis aus Österreich probierten auch die VINUM�Experten Barbara Meier, Thomas Vaterlaus und Rudolf Knoll. Einen ganzen Tag lang. Als die Hüllen von den Flaschen genommen wurden, war die Überraschung perfekt: Auf den ersten Plätzen landeten deutsche Weine. Was für ein Sprung nach vorn! Deutscher Rotwein bewegte sich auf Augenhöhe mit Gewächsen, die teilweise deutlich teurer waren und aus Betrieben mit viel Reputation kamen. Ganz oben stand bei dieser denkwürdigen Degustation übrigens ein Spätburgunder vom Weingut Knipser aus Laumersheim. Dies war allerdings für Kenner der deutschen Szene keine Sensation mehr, weil die Pfälzer Brüder Werner und Volker Knipser bereits in den 80er Jahren mit ihren Rotweinen auf sich aufmerksam machten. 1987 waren sie Nummer eins beim ersten VINUM�Wettbewerb um den Deutschen Rotweinpreis in der Burgunder-Gruppe und reihten bis heute etliche Triumphe aneinander. Diese Erfolgsgeschichte ist auch Teil eines bemerkenswerten Lernprozesses im deutschen Weinbau. Das Ergebnis: Rotweine in Topqualität. Sie hatten es wahrlich nicht leicht: die Rotweinwinzer Deutschlands. Viele von ihnen wurden von Konsumenten und Winzerkollegen müde belächelt. Bis eine Verkostung von 1997ern wie ein Paukenschlag die Weinwelt erwachen liess. Erste hölzerne Versuche Fotos: DWI, Armin Faber 32 Als sich VINUM erstmals intensiv mit Burgunder und Co. aus Baden, der Pfalz und anderen Gebieten befasste (der Report von 1985 war mit «Morgenröte beim deutschen Rotwein» betitelt, aber vorsichtig noch mit Fragezeichen ergänzt), waren die deutschen Erzeuger längst nicht so selbstbewusst wie heute. Es gab erste gute Ansätze, aber wenig überzeugende Weine. Alles drehte sich damals noch um Weisswein. Bei den Roten, so meinten viele Winzer, seien Franzosen und Italiener einfach besser. Rotwein spielte damals mit lediglich 13 Prozent Flächenanteil (etwas über 13 000 von knapp 100 000 Hektar) kaum eine Rolle. Der Spätburgunder hatte mit knapp 4500 Hektar zwar den vormals dominierenden Portugieser weit hinter sich gelassen (3200 Hektar). Aber von roter Euphorie war man weit entfernt. Heute sind rote Sorten in Deutschland bei rund 37 000 Hektar und einem Flächenanteil von annähernd 37 Prozent angelangt. Was ist da passiert? Schon Mitte der 80er begannen sich die Winzer für die neuen, kleinen Eichenholzfässer zu interessieren. Die ersten roten Barrique-Weine kamen auf den Markt. Einige waren gelungen, die meisten aber kamen wie das Produkt einer Schreinerwerkstatt daher. Aber selbst die guten Barrique-Abfüllungen wurden bei den Weinprüfungen seinerzeit abgelehnt, weil Aroma und Geschmack ungewöhnlich waren und nicht ins übliche fruchtige Schema passten. Die Erzeuger störte das nicht, sie wichen auf die Deklaration «Tafelwein» aus. Und sie bekamen allmählich das nötige Fingerspitzengefühl für den Umgang mit dem Holz. Heute gibt es viele Produzenten, die gekonnt auf der Holz-Klaviatur spielen, auf verschiedene Herkünfte der Fässer setzen, das Toasting passend zu ihren Weinen ordern, die Lagerzeiten im neuen Holz richtig einschätzen. In einem bundesweiten Barrique-Forum tauschen die Fachleute ihre Erfahrungen aus. Und inzwischen gibt es ja auch bei den Sorten deutlich mehr Möglichkeiten als in den 80er Jahren. Die ehedem verbotenen Klassiker aus dem Ausland – Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah – wurden in den 90er Jahren für den Anbau freigegeben. Eine Bereicherung, ob solo oder in Cuvées. Mehr als Trollinger: Das Rotweingebiet Württemberg hat sich ein ganz eigenes Profil erarbeitet. vinum extra weinerlebnis deutschland Fürstlich: das Weingut zu Hohenlohe Oehringen in Württemberg. Von hier kam der Siegerwein der Kategorie Cuvées beim Deutschen Rotweinpreis 2010. Die rote Elite Bei den Neuzüchtungen sind es weniger die altgedienten Dornfelder, Regent, Dunkelfelder und Domina, mit denen sich Staat machen lässt, von Ausnahmen mal abgesehen. Der Staatsbetrieb im württembergischen Weinsberg hatte in den 70er Jahren mit Kreuzungen auf Cabernet-Basis begonnen. Sie erfreuen sich heute steigender Beliebtheit, vor allem weil sie Cuvées den letzten Tick geben können. Das gilt ebenso für die seit 2002 zugelassene Kreuzung Acolon (Lemberger x Dornfelder), die auch als eigenständige Sorte Karriere chancen hat. Sie gehören bundesweit zu den besten deutschen Rotweinerzeugern, ihre Weine können durchaus mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten. Die meisten dieser Betriebe waren beim Wettbewerb um den Deutschen Rotweinpreis, den VINUM 1987 erstmals ausschrieb und der 2011 zum 25. Mal stattfindet, schon vorn dabei. Einige machten durch den Rotweinpreis richtig Karriere. Plädoyer für die Cuvée Überhaupt: Cuvées. Was einst eher verächtlich als «Verschnitt» katalogisiert wurde, ist heute neben dem Spätburgunder und dem Lemberger der grosse Renner in vielen Betrieben. Bei den Bezeichnungen ist der Fantasie freier Lauf gelassen. Der Siegerwein beim Deutschen Rotweinpreis 2010 aus dem Keller des Fürsten zu Hohenlohe Oehringen in Württemberg hiess «Ex flammis orior» nach dem Wappenspruch des Adelshauses, zu Deutsch «Aus Flammen erhebe ich mich». Der Wein setzt sich zusammen aus Lemberger, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Andere Erzeugnisse aus der Spitzengruppe hatten so merkwürdige Namen wie «Mönch Berthold», «NaaN», «Das Kreuz», «XR», «Terra S», «Nicodemus» und «G.A.1». Was geheimnisvoll anmutet, macht beim Geniessen richtig Spass und gehört zur Kategorie der bedeutenden, international vorzeigbaren Weine. Wie gesagt: Die deutschen Rotweinmacher haben ihr Handwerk gelernt. Ahr J.J. Adeneuer, Ahrweiler www.adeneuer.de Deutzerhof – Cossmann-Hehle, Mayschoss www.deutzerhof.de Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr www. winzergenossenschaft-mayschoss.de Weingut Meyer-Näkel, Dernau www.meyer-naekel.de Jean Stodden, Rech www.stodden.de Baden Freiherr von Gleichenstein, Oberrotweil www.gleichenstein.de Dr. Heger, Ihringen www.heger-weine.de Bernhard Huber, Malterdingen www.weingut-huber.com Karl H. Johner, Bischoffingen www.johner.de Weingut Salwey, Oberrotweil www.salwey.de Winzergenossenschaft Sasbach www.sasbacher.de Thomas Seeger, Leimen www.seegerweingut.de Konrad Schlör, Wertheim-Reicholzheim www.weingut-schloer.de Reinhold und Cornelia Schneider www.weingutschneider.com Martin Wassmer, Bad Krozingen-Schlatt www.weingut-wassmer.de Weingut Ziereisen, Efringen-Kirchen www.ziereisen.de Die wichtigsten Rotweinsorten Spätburgunder Deutlicher Anstieg auf rund 11�700�ha Fläche, exakt die Hälfte davon in Baden, qualitativ besonders stark auch in der Pfalz, an der Ahr und zunehmend in Rheinhessen. Liefert in der Spitze durch gekonnten und gezielten Ausbau in Barriques sehr elegante, tiefgründige Weine, immer häufiger mit burgundischen Dimensionen, aber weniger hohen Preisen. Der internationale Name dieser Sorte: Pinot Noir. Dornfelder Karriere-Neuzüchtung (Helfensteiner x Heroldrebe), die in den letzten 20 Jahren von fast null auf 8000�ha anwuchs. Die Sorte wird besonders geschätzt in der Pfalz und in Rheinhessen wegen der tiefdunklen Farbe und der beerigen Art. Wird manchmal zu sehr als Massenträger ausgenutzt. Portugieser War mal wichtigste deutsche Rotweinsorte, dann starker Rückgang, zuletzt stabil bei 4200�ha. In der Pfalz und in Rheinhessen gewinnt sie durch Ertragsbeschränkungen zunehmend neues Profil. Trollinger Württembergische Spezialität auf rund 2400�ha, die durch reduzierte Erträge, Maischegärung und Holzfassausbau zum passablen Rotwein avancierte. Für die Schwaben so etwas wie Muttermilch. Schwarzriesling Wichtige Rebsorte vor allem in Württemberg (hier allein 1700 von 2300�ha), liefert meist unkomplizierte Alltagsweine, kann aber auch mehr. Synonyme sind Müllerrebe (wegen der wie Mehl aussehenden Behaarung der Blätter und Triebspitzen) und Pinot Meunier (eine der drei zugelassenen Sorten in der Champagne). Lemberger Wichtige Qualitätssorte, die Anfang des 19.�Jahrhunderts aus Österreich (hier Blaufränkisch) nach Württemberg eingeführt wurde, heute auf 1700�ha angebaut. Tendenz steigend. Mit der Qualität geht es steil nach oben (auch in der Pfalz, in Franken und Baden). Regent Eine Art Modesorte unter den Neuzüchtungen mit geschickter Namensgebung. Gute Resistenz gegenüber Rebkrankheiten, liefert weiche, saftige, gut gefärbte Weine. Kreuzung aus einer Züchtung (Silvaner x Müller-Thurgau) mit der Hybride Chambourcin, wird inzwischen auf immerhin 2100�ha angebaut. St.�Laurent Eigenständige, im Ertrag unsichere Sorte, die fast ausgestorben war, aber vor 20 Jahren in der Pfalz wiederbelebt wurde. Liefert geschmeidige, elegante, saftige Weine und ist mit 660�ha vor allem in Rheinhessen und der Pfalz auf dem Vormarsch. Sonstige Stark im Kommen ist der früher reifende, elegante Frühburgunder. Eine reizvolle Sorte ist Samtrot, die ein Synonym für Spätburgunder sein soll, aber mit ihrer feinwürzigen Art nicht mal eine innige Verwandtschaft erkennen lässt. Qualitativ durchaus Bedeutung haben die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah. Einige Winzer versuchen sich ausserdem an Varietäten wie Lagrein, Tempranillo, Zinfandel. Fotos: DWI, Armin Faber 34 Franken Weingut Rudolf Fürst, Bürgstadt www.weingut-rudolf-fuerst.de Weingut Roth, Wiesenbronn www.weingut-roth.de Mosel Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen www.markusmolitor.com Pfalz Weingut Friedrich Becker, Schweigen www.friedrichbecker.de Weingut Knipser, Laumersheim www.weingut-knipser.de Philipp Kuhn, Laumersheim www.weingut-philipp-kuhn.de Weingut Rings, Freinsheim www.weingut-rings.de Rheingau Hessische Staatsweingüter – Domäne Assmannshausen www.kloster-eberbach.de August Kesseler, Assmannshausen www.august-kesseler.de Rheinhessen Fleischer – Weingut der Stadt Mainz www.weingut-fleischer.de Weingut Manz, Weinolsheim www.manz-weinolsheim.de Weingut Karl May – Liebenauer Hof, Osthofen www.weingut-karl-may.de Württemberg Weingut Gerhard Aldinger, Fellbach www.weingut-aldinger.de Weingut Drautz-Able, Heilbronn www.drautz-able.de Weingut J. Ellwanger, Winterbach www.weingut-ellwanger.de Weingut Karl Haidle, Kernen-Stetten www.weingut-karl-haidle.de Fürst zu Hohenlohe Oehringen, Verrenberg www.verrenberg.de Weingut des Grafen Neipperg, Schwaigern www.neipperg-weingut.de Rainer Schnaitmann, Fellbach www.weingut-schnaitmann.de Weinmanufaktur Untertürkheim www.weinmanufaktur.de Staatsweingut Weinsberg www.staatsweingut-weinsberg.de 37 vinum extra weinerlebnis deutschland Weisswein Verlockend trocken Ob bewusst oder wider besseres Wissen: Mantraartig wurde das Klischee vom süssen deutschen Weissen heruntergebetet. Wie falsch das ist, lesen Sie hier. Noch besser: selbst probieren! Rarität im Bremer Ratskeller: In diesem Einzelfass lagert der legendäre 1653er Rüdesheimer Rosewein. E s lebe das Vorurteil! Danach machen die Griechen nur geharzten Retsina, die Australier vor allem alkoholische Trinkmarmelade. Und die Deutschen? Die sind auf süsse Tröpfchen geeicht, keine Ahnung von guten trockenen Weinen. Stimmt’s? Alles falsch! Tatsache ist, dass der Anteil der herben Gewächse in den insgesamt 13 deutschen Anbaugebieten, der (zugegeben) früher relativ gering war, inzwischen eine stattliche Grössenordnung erreicht. Ausserdem machte «trocken» vor 25 Jahren lediglich 16,1 Prozent bei der Qualitätsweinprüfung aus. Heute sind es mehr als 40 Prozent. Und die 24,3 Prozent, die auf «halbtrocken» entfallen, erwecken auf der Zunge ebenfalls überwiegend einen herben Eindruck mit allenfalls einem reizvollen Touch Frucht. Höchste Zeit also, Vorurteile abzubauen. Der Geschmack hat sich enorm verändert. Das hat viele Gründe. Technisch ermöglichte die temperaturkontrollierte Vergärung im Stahltank eine bessere Steuerung. Und mental ist eine neue Winzergeneration angetreten, gut ausgebildet, praxisnah geschult, mit Biss, die zudem von einem intensiven Erfahrungsaustausch profitiert, den es früher so nicht gab. Rückblende: Vor gut hundert Jahren gehörten Rieslinge von Mosel und Rhein zu den Stars, auf einer Augenhöhe mit den grossen Bordeaux-Weinen. Die Geschmacksrichtung jener Weine beschreibt man am besten mit «naturbelassen». Manchmal sorgte die Vergärung dafür, dass die Weine praktisch keinen Restzucker mehr hatten. War der Zuckergehalt von Natur aus sehr hoch und Edelfäule (Botrytis) mit im Spiel, kam reizvolle Frucht dazu, die von Vorteil war. Zwei Uraltweine sind gute Beispiele für die enorme Stabilität der einstigen deutschen Weine: In der Schatzkammer des Weingutes Dr. von Bassermann-Jordan in Deidesheim (Pfalz) befinden sich noch einige Flaschen Riesling aus dem Jahrhundert- Es grünt so grün�.�.�. – aus diesen Blüten entstehen in wenigen Monaten begehrte deutsche Spitzenweine. Jahrgang 1811 (von dem auch Goethe schwärmte). Im Jahr 2000 durften einige Freunde des Hauses von dem bronzefarben gewordenen Tropfen naschen. Er schmeckte wie herber, deli kater Sherry. Teilnehmer der Probe hatten hinterher Tränen in den Augen . . . Beispiel zwei kommt aus dem Bremer Ratskeller, mit über 600 Jahren Geschichte die älteste weingastronomische Einrichtung Deutschlands. Dort befindet sich ein Fass mit dem legendären 1653er Rüdesheimer Rosewein. Seine Struktur lässt zumindest auf einen grossen Anteil Riesling schliessen. Ein wahrer Wein-Methusalem: Herb, extraktreich, nervig, das blieb dem Autor bei einer Verkostung in Erinnerung. Minimale Frucht, maximale Qualität Fotos: DWI, Bremer Ratskeller GmbH 36 Zeitraffer: Nach den exzellenten Jahrgängen 1945, 1947, 1953 und 1959 begann der Sündenfall. Und damit kam der Imagewandel, mit dem Deutschland international heute noch zu kämpfen hat. Süsse hielt Einzug in deutschen Kellern. Nicht die natürliche Fruchtsüsse, sondern geschmackliche Schminke in Form von naturbelassenem Traubensaft, genannt Süssreserve. Mit grossem Erfolg. Der Absatz ging nach oben, also wurde weiter so produziert. Bis, ja bis es in den 80er Jahren zu Weinskandalen kam. Jetzt war die Stunde der trockenen Weine aus dem Ausland gekommen, die deutschen Winzer mussten gegenhalten. Und sie taten es auch, schossen allerdings zunächst mit Weinwerten von gut zehn Gramm Säure und praktisch null Gramm Restzucker übers Ziel hinaus. Es kam die grosse Weinwende: Der Geschmack wandelte sich, die Winzer dachten um, und der Klimawandel tat ein Übriges. Die gekühlte Vergärung bedeutete nun eine sichere, bessere Ausreifung des Weines, bei der auch die vormals besonders beim Riesling etwas vordergründige Säure abge- mildert wurde. Selbst in einem regenreichen Jahrgang wie 2010 wird allenfalls die geringe Menge bedauert, aber die Qualität gelobt und die geschmackliche Konzentration hervorgehoben. Denn deutsche Winzer reduzieren heute ihre Ernte, damit die Qualität nicht leidet. Mit den Grossen Gewächsen oder Ersten Gewächsen (im Rheingau) kam viel Schwung in die herbe Richtung. Vor allem die Mitglieder des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) sind mit ihrem Kontrollsystem darauf bedacht, dass unter diesen Bezeichnungen nur bemerkenswerte Weine firmieren, die mit ihrer allenfalls minimalen Frucht erstklassige und vielseitige Begleiter für die gehobene Küche sind. Deutsche Gastronomen wissen das. Der renommierte «Brandenburger Hof» in Berlin etwa hat in seinem Sterne-Restaurant ausschliesslich (!) deutsche Weine auf der Karte. 99 Prozent davon trocken. Geschmacksache? Alles geregelt! Trocken Maximal 9�g�/�l Restzucker in einem bestimmten Verhältnis zur Säure. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass Säure Süsse geschmacklich kompensiert. Fränkisch trocken Maximal 4�g�/�l Restzucker. Halbtrocken Maximal 18�g�/�l Restzucker, wieder in einem bestimmten Verhältnis zur Säure. Feinherb Geschmacklich halbtrocken, in der Fruchtsüsse keine Obergrenze definiert – weshalb gelegentlich etwas eigenwillige «feinherbe» Weine mit über 40�g�/�l Restsüsse gefüllt werden. Ob die Restsüsse auf Süssreserve (Glucose) oder Fruchtsüsse, die bei der Gärung verblieb (Fructose), zurückzuführen ist, spielt keine Rolle. 39 vinum extra weinerlebnis deutschland Kategorie 1 Georges Wenger – La Cave à Vins Rue de la Gare 2 2340 Le Noirmont Tel. 032 957 66 33 [email protected] www.georges-wenger.ch Tredicipercento GmbH Rathausgasse 25 3011 Bern Tel. 031 311 80 31 [email protected] www.tredicipercento.ch Coop Thiersteinerallee 14 Postfach 25�50 4002 Basel Tel. 061 336 68 98 www.coopathome.ch Wyhuus am Rhy Offenburgerstr. 41 Postfach 544 4007 Basel Tel. 061 222 25 00 [email protected] www.wyhuus-am-rhy.com Pro Vin – Weinhandlung�&�Vinothek Hauptstr. 23 4142 Münchenstein Tel. 061 411 19 59 [email protected] www.provin.ch Wein Feer Emil Frey-Str. 81�a 4142 Münchenstein Tel. 061 411 11 38 [email protected] www.wein-feer.ch Bezugsquellen Deutsche Weine – gleich ums Eck Schüwo Trink-Kultur Schützenmattweg 32 5610 Wohlen Tel. 056 622 18 20 [email protected] www.schuewo.ch Remimag AG, weinundmehr Buzibachring 3 6023 Rothenburg Tel. 041 289 02 24 [email protected] www.weinundmehr.ch Kulinarium Oggier GmbH Höchhusmatt 19 6130 Willisau Tel. 041 970 48 07 [email protected] www.kulinarium.ch Mövenpick Baarerstr. 141 6300 Zug Tel. 041 766 81 01 www.moevenpick.com Vinothek im Park AG Seestr. 60 6353 Weggis Tel. 041 392 07 19 [email protected] www.vinpark.ch vinemotion Via Carvina 6 6807 Taverne Tel. 076 247 04 01 [email protected] www.vinemotion.ch Boucherville AG Hohlstr. 150 8004 Zürich Tel. 044 299 40 30 [email protected] www.boucherville.ch Riesling�&�Co Fine Spirits GmbH Deligusto AG Cave BB Hauptstr. 24�e 4944 Auswil BE Tel. 062 965 43 65 [email protected] www.rieslingco.ch Foto: Hans-Peter Siffert, DWI 38 Alte Bruggerstr. 22 5506 Mägenwil Tel. 062 896 36 36 [email protected] www.deligusto.ch Seestr. 356 8038 Zürich Tel. 043 960 13 73 info@finespirits.ch www.finespirits.ch Strubenacher 6 8126 Zumikon Tel. 044 919 88 22 [email protected] www.cavebb.ch Spez. alte Jahrgänge Stump’s Weinhandlung Marktgasse 11 8302 Kloten Tel. 044 540 64 40 [email protected] www.stumps-weinhandlung.ch Cave des Curiades Hauptstr. 50 – Reckenwil 8508 Homburg TG Tel. 052 763 20 95 [email protected] www.cave-curiades.ch Weinhandlung Doris Kammerlander Rütistr. 3 8590 Romanshorn Tel. 071 463 69 63 [email protected] www.kamisweinwelt.ch Wegenstein Wein AG Bergstr. 2�a 8700 Küsnacht Tel. 043 243 75 75 [email protected] www.wegensteinwein.ch Baur au Lac Wein UVA-EVA Schiess Weinhandel Bachweg 2 8934 Knonau Tel. 044 767 03 33 [email protected] www.uvaeva.ch Gerstl Weinselektionen Fegistr. 5 Postfach 8957 Spreitenbach Tel. 058 234 22 32 [email protected] www.gerstl.ch Magazine zum Globus AG Industriestr. 171 8957 Spreitenbach Tel. 058 455 22 04 [email protected] www.globus.ch Spitalstr. 71 8902 Urdorf Tel. 044 777 05 05 [email protected] www.bauraulacwein.ch Legende Kategorie 1 Mind. drei Anbaugebiete Mind. ein Weingut Kategorie 2 Mind. zwei Anbaugebiete Mind. zwei Weingüter Kategorie 3 Spezialisiert auf ein Anbaugebiet, mind. drei Weingüter 41 vinum extra weinerlebnis deutschland Delinat – Sevina AG Cantina Ratti GmbH Siebe Dupf Kellerei AG Martel AG Bricker Weinimport GmbH Niederhäusern AG Davidstr. 44 9001 St. Gallen Tel. 071 228 01 93 [email protected] www.delinat.com Poststr. 11 9001 St. Gallen Tel. 071 226 94 00 [email protected] www.martel.ch Postfach 48 7505 Celerina Tel. 079 401 90 47 [email protected] www.cantina-ratti.ch Kasernenstr. 25 4410 Liestal Tel. 061 921 13 33 [email protected] www.siebe-dupf.ch Meierackerstr. 15 8610 Uster Tel. 044 955 92 09 [email protected] www.bwimport.ch aim D-55127 Mainz [email protected] Kategorie 2 Liechti Weine Schneidergasse 10 4051 Basel Tel. 061 261 60 71 [email protected] www.liechti-weine.ch von Salis AG Im Riedpark 5 7302 Landquart Tel. 081 300 60 60 [email protected] www.vonsalis-wein.ch Kategorie 3 Sachsen Weinhaus Caduff Frauchwilstr. 1–2, Vorimholz 3257 Grossaffoltern Tel. 032 389 57 57 [email protected] www.weinhaus-caduff.ch Baden Nobilvino GmbH Gasstr. 20 4056 Basel Tel. 061 385 91 60 [email protected] www.nobilvino.ch Julie Levai GmbH Schaffhauserrheinweg 61 4058 Basel Tel. 061 281 74 47 [email protected] www.julie-levai.ch Mosel Weinhaus Blumer Unterfeldstr. 12 4332 Stein Tel. 062 873 00 00 [email protected] www.weinhaus-blumer.ch Vinothek Süd Dorfstr. 1 8428 Teufen ZH Tel. 044 865 02 14 [email protected] www.vinotheksued.ch Rheinhessen Sein und Wein Scheuremattenstr. 12 6330 Cham Tel. 041 781 59 90 [email protected] www.seinundwein.ch Weitere il grappolo vini AG Hauptstr. 27 1786 Sugiez-Murtensee Tel. 026 673 23 26 [email protected] www.ilgrappolo.ch Obrist SA Avenue Reller 26 Postfach 816 1800 Vevey Tel. 021 925 99 25 [email protected] www.obrist.ch Ritter Vins SA Erlenstr. 38 2522 Brügg Tel. 032 374 31 31 [email protected] www.rittervins.ch Cultivino Könizstr. 175 3097 Liebefeld Tel. 031 972 49 39 [email protected] www.cultivino.ch Salwey’s Weinkeller Waldeggstr. 11 3097 Liebefeld Tel. 031 972 80 40 [email protected] www.salwey.ch Sägetstr. 33 3123 Belp-Bern Tel. 031 810 41 41 [email protected] www.wyhusbelp.ch Landolt Weine AG weinrampe.ch Carl Studer Vinothek AG Denner AG Cave Amann SA Brändiweg 12 6048 Horw Tel. 041 340 02 00 Tel. 079 667 62 53 [email protected] www.riesling-paradies.ch Laufenstr. 16 Postfach 4018 Basel Tel. 061 338 90 90 [email protected] www.ullrich.ch Weinquadrat Kranz Feldmattring 28 6246 Altishofen Tel. 062 756 31 84 [email protected] www.weinquadrat.ch Christian Nussbaumer Weinloft GmbH Grenzacherstr. 62 4058 Basel Tel. 061 683 33 66 [email protected] www.weinloft-basel.ch Weber�&�Rutishauser AG Industriestr. 47 6300 Zug Tel. 041 760 77 77 [email protected] www.getraenkezug.ch Weinhaus Sonja Mathis Schnitterweg 52 4125 Riehen Tel. 061 641 98 11 [email protected] www.kalkboedele-de Eigenes Weingut Haecky Drink�&�Wine Duggingerstr. 15 Postfach 4153 Reinach Tel. 061 716 82 60 [email protected] www.haecky.ch Fusters Wy-Bude AG Arbo Vitis Riesling-Paradies Paul Ullrich AG Alte Landstr. 9 8942 Oberrieden Tel. 044 722 14 83 [email protected] www.trebicchieri.ch Rosengartenstr. 3 9000 St.�Gallen Tel. 071 245 68 30 [email protected] www.fusterswy-bude.ch Hasenmoosstr. 33 6023 Rothenburg Tel. 041 289 61 61 [email protected] www.bataillard.ch Zwingarten 24 3902 Brig-Glis Tel. 027 924 36 58 [email protected] www.hischierweine.ch Tre Bicchieri Seefeldstr. 299 8008 Zürich Tel. 044 422 45 22 www.vinothek-brancaia.ch Bataillard AG Hischier Weine Josefstr. 182 8005 Zürich Tel. 043 540 18 95 [email protected] www.weinhaus-zaehringer.ch Eigenes Weingut Vinothek Brancaia Langensandstr. 7 Postfach 6005 Luzern Tel. 041 360 45 89 [email protected] www.studer-vinothek.ch Wyhus Belp AG Weinhaus Zähringer GmbH Lindenplatz 12 4800 Zofingen Tel. 062 751 29 70 [email protected] www.niederhausern.ch Geissgasse 17 5070 Frick Tel. 062 871 81 87 [email protected] www.arbovitis.ch Cottinelli Foto: Hans-Peter Siffert, DWI 40 Karlihof 7208 Malans Tel. 081 300 00 30 Tel. 079 761 73 74 [email protected] www.cottinelli.ch Brandschenkestr. 60 8027 Zürich Tel. 044 283 26 26 [email protected] www.landolt-weine.ch Grubenstr. 10 8045 Zürich Tel. 0848 99 66 33 www.denner-weinshop.ch Selection Schwander Oststr. 14 9002 St.�Gallen Tel. 079 371 05 75 [email protected] www.weinrampe.ch Industriestr. 6 9220 Bischofszell Tel. 071 424 77 40 [email protected] www.caveamann.ch Staffelstr. 10 8045 Zürich Tel. 043 433 11 11 [email protected] www.selection-schwander.ch Badisches Weinhaus Schweiz GmbH Zweifel�&�Co. AG JOFRAG AG Regensdorferstr. 20 8049 Zürich Tel. 044 344 22 11 [email protected] www.zweifelweine.ch Jeggli Weine Sonnhaldenweg 1 8107Buchs Tel. 044 844 37 47 [email protected] www.jeggliweine.ch Felsenkeller.SH Sporrengasse 11 Postfach 457 8201 Schaffhausen Tel. 052 625 52 57 [email protected] www.felsenkeller.sh Dettling�&�Marmot AG Industriestr. 31 8305 Dietlikon Tel. 044 787 45 45 [email protected] www.dettling-marmot.ch Savary Weine Sommeristr. 39 8580 Amriswil Tel. 071 411 45 67 [email protected] www.savaryweine.ch Tel. 061 751 83 90 [email protected] www.badisches-weinhaus.ch Diepoldsauer Str. 38�a 9443 Widnau Tel. 071 722 59 73 [email protected] Vins�&�Conseil Sàrl Av. de la Gare 7 1870 Monthey Tel. 024 471 05 17 Management�&�Business Consulting Im Bösch 80�A 6331 Hünenburg 42 vinum extra weinerlebnis deutschland Gewinnspiel Das sind die Preise – machen Sie mit! Lernen Sie mehr über Deutschlands Weinkultur und machen Sie mit bei unserem Quiz! Die Gewinner werden im Internet unter www.deutscheweine.de und in der Juni-Ausgabe von VINUM bekanntgegeben. Frage 4 Frage 1 Hallo Nachbar! Wie heisst dieses Anbaugebiet, das an die Schweiz grenzt und vor allem durch seine Spät-, Grau- und Weissburgunder besticht? Deutsche Weine sind weltweit gefragt, vor allem der Marktanteil von RieslingWeinen ist stark gestiegen. In welchem Land hat der Import deutscher Weine 2010 am meisten zugelegt? 3 Picknick-Rucksäcke Einfach mal abhängen: In dieser Hängematte schmeckt ein kühler Riesling noch mal so gut. Sie werden das schon schaukeln! Lassen Sie sich überraschen: Je drei Weissweine aus verschiedenen deutschen Anbaugebieten warten auf die Quiz-Sieger. Superpraktisch: der Rucksack mit allem, was vier Personen für ein Weinpicknick brauchen – sogar mit Kühlfach und Flaschenkühler. Antwortkarte Frage 5 Absender Name� Vorname Adresse PLZ�/�Ort E-Mail Antwort 1 1 2 3 Bitte frankieren Senden Sie uns die richtigen Antworten und gewinnen Sie attraktive Preise! Lange Zeit wurde der Silvaner „Österreicher“ genannt, denn von dort kamen die Reben ursprünglich her. Wann wurden die ersten Silvaner-Stöcke in Franken gepflanzt? Frage 2 3 Weinpakete ✂ Fotos: DWI, Hans-Peter Siffert, Norbert Blau Frage 3 Bis 2007 hiess das Moselaner Anbaugebiet noch Mosel-Saar-Ruwer. An der Saar gibt es eine weltberühmte Einzellage. Wie heisst sie? Es gibt viel zu entdecken in den insgesamt 13 Anbaugebieten zwischen der Nordsee und den Alpen. Wie viele Höhepunkte der Weinkultur wurden in Deutschland im Jahr 2010 ausgezeichnet? 3 Hängematten 4 5 Antwort 2 Antwort 3 Antwort 4 Antwort 5 Einsendeschluss: 30. April 2011 Informationsbüro Deutsche Weine Bächtoldstr. 5 8044 Zürich www.deutscheweine.de