FIFA World - März 2010
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FIFA World - März 2010
März 2010 März 2010 www.sony.com/football Geheimnis des Heimvorteils, Schiedsrichterförderung Begehrte Tickets | Grünes Sponsoring | Hilfe für Haiti | Gesund dank Fussball | Auf nach Südafrika | Online-Transfers | Erstes WM-Tor | Zu Besuch bei Varallo | Tempo oder Präzision HEIMSPIEL Südafrika glaubt an seine Chance ©2010 The Coca-Cola Company. COCA-COLA, the Contour Bottle and the Dynamic Ribbon are trademarks of The Coca-Cola Company. EDITORIAL BESTECHEND EINFACH Liebe internationale Fussballfamilie, „Gemeinsam müssen wir alles daran setzen, den Fussball und seine Kernwerte wie Solidarität, Respekt und Fairplay noch intensiver zu fördern und in den öffentlichen Blickpunkt zu rücken.“ gerne blicken wir in dieser Ausgabe weit zurück, um einen grossartigen Menschen zu würdigen: Francisco Varallo, der letzte lebende Zeitzeuge der Anfänge der Weltmeisterschaft. Immer wieder werde ich gefragt, wie sich der Fussball seit seinen Anfängen verändert hat, insbesondere seit der ersten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 1930. Gar nicht, so die simple Antwort. Der Fussball ist bis heute rund geblieben, und im Spiel geht es noch immer um Tore und Emotionen. Bestechend einfach und gerade deshalb so faszinierend. Im Fussball hat man ein klares Ziel vor Augen: Tore schiessen. Wir lernen zu gewinnen, das ist nicht schwierig. Viel schwieriger ist es, mit Niederlagen umzugehen. Im Misserfolg lernen wir Solidarität – einer unserer Kernwerte im Fussball – und eine gewisse Verbundenheit, die letztlich die Grundlage bilden, gemeinsam wieder Siege anzustreben. Natürlich hat sich rund um den Fussball viel verändert. Zur ersten Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay reisten die Teams aus Belgien, Frankreich, Rumänien und Jugoslawien noch mit dem Schiff an. Die anwesenden Journalisten konnte man fast an einer Hand abzählen, doch dann lernte das Bild laufen – immer schneller und spektakulärer, wie die 3-D-Technologie beweist. Trotz aller Änderungen rundherum hat das Spiel seinen ursprünglichen Charakter bewahrt. Dies bestätigt auch Francisco Varallo, der vor Kurzem seinen 100. Geburtstag feiern konnte, wozu ich ihm von ganzem Herzen gratuliere. Ich freue mich ganz besonders, dass Francisco Varallo in dieser Ausgabe seine ganz persönlichen Erinnerungen exklusiv mit uns teilt. Natürlich blicken wir in dieser Ausgabe nicht nur zurück, sondern auch nach vorne. Vor uns liegen grosse Herausforderungen. Gemeinsam müssen wir alles daran setzen, den Fussball und seine Kernwerte wie Solidarität, Respekt und Fairplay noch intensiver zu fördern und in den öffentlichen Blickpunkt zu rücken. Unser Blick gilt natürlich auch der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™, die in wenigen Monaten in Südafrika beginnen wird. Die Regenbogennation, die mit ihrer kulturellen Vielfalt jährlich elf Millionen Touristen anzieht, ist bereit – bereit, Sie alle herzlich willkommen zu heissen. Ich freue mich auf eine wunderbare FIFA FussballWeltmeisterschaft™, bei der einmal mehr die positive Kraft des Fussballs die Menschen vereinen und begeistern wird. Joseph S. Blatter, FIFA-Präsident FIFA WORLD I MÄRZ 2010 3 RUND UM DIE WELT Soforthilfe bereits USD 250 000 bereitgestellt. Im Februar bewilligte die FIFAFinanzkommission zusätzliche Mittel in Höhe von USD 3 Millionen für den Wiederaufbau der Fussballeinrichtungen in Haiti und die Finanzierung von Fussballausrüstung für die Ligen und Juniorenwettbewerbe des Verbands. „Wie alle war ich über die Berichte aus Haiti tief bestürzt“, so FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. „Wir werden die Lage zusammen mit dem haitianischen Fussballverband laufend analysieren und alles unternehmen, um die Menschen in der Stunde der Not zu unterstützen.“ bestehe, da der Schiedsrichter das Handspiel nicht bemerkt habe. Einzelheiten dazu auf Seite 14. SCHIEDSSPRUCH IM FALL KAKUTA Das Sportschiedsgericht (CAS) verkündete im Februar, dass die von der FIFA-Kammer IM SIEBTEN HIMMEL zur Beilegung von Streitigkeiten (KBS) verBereits zum siebten Mal gewann Ägypten hängten Sanktionen gegen Chelsea aufim Januar den Afrikanischen Nationengehoben würden, nachdem der englische Pokal – ein Rekord! Die „Pharaonen“ zwanKlub mit dem französischen Klub RC Lens gen im hart umkämpften Finale Ghana einen Vergleich betreffend den Transfer mit 1:0 in die Knie und wurden nach 2006 des französischen Nachwuchsstürmers und 2008 als erstes Team zum dritten Mal Gäel Kakuta geschlossen hat. Die KBS in Folge Pokalsieger. Noch im November hatte Chelsea erstinstanzlich verboten, hatte Ägypten die Qualifikation für die MEILENSTEIN BEI KARTENwährend zweier Transferperioden Spieler FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ VERKAUF zu registrieren, nachdem sie zum Schluss knapp verpasst. Der WM-Gastgeber Nach Ablauf der dritten Verkaufsphase gekommen war, dass die Londoner Kakuta Südafrika hatte sich für den Nationen- am 22. Januar sind bereits über zwei zum Vertragsbruch angehalten hatten. Das Pokal nicht qualifiziert, dafür zeigten Millionen Eintrittskarten für die FIFA Transferverbot war noch nicht in Kraft, da andere Teilnehmer der diesjährigen WM Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ es vom CAS bis zu einem rechtskräftigen vielversprechende Leistungen. Ghanas verkauft. Gemäss FIFA-Generalsekretär Urteil ausgesetzt worden war. Nach der junges Nationalteam beeindruckte mit Jérôme Valcke, der die Zahlen bei einer Einigung der beiden Vereine bestätigte dem Einzug ins Finale, und Nigeria und Medienkonferenz in Johannesburg die FIFA, dass sie sich dem Schiedsspruch Algerien schafften es bis ins Halbfinale. Die bekanntgab, rechnen die Organisatoren des CAS nicht widersetze und dass „die Elfenbeinküste und Kamerun kickten sich damit, dass bis zum WM-Anpfiff am 11. Juni FIFA die Klubs stets ermutige, Streitfälle ins Viertelfinale, wo sie gegen Algerien praktisch alle Karten weg sein werden. Die durch einen Vergleich und nicht durch bzw. Ägypten verloren. FIFA und das lokale Organisationskomitee einen Prozess beizulegen.“ haben zusätzliche Massnahmen für die letzten beiden Verkaufsphasen ergriffen, damit die südafrikanischen Fans einfacher an Eintrittskarten kommen und um internationalen Besuchern das Organisieren von Karten und Unterkünften zu erleichtern. Mehr dazu erfahren Sie auf Seite 12. GEBUNDENE HÄNDE UNTERSTÜTZUNG FÜR HAITI Die FIFA greift der haitianischen Fussballfamilie nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar mit USD 3 Millionen unter die Arme. Unmittelbar nach der Katastrophe hatte die FIFA als 4 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Aufatmen bei Frankreichs Stürmer Thierry Henry: Er erfuhr im Januar, dass sein kontroverses Handspiel, das seinem Team letzten November im entscheidenden Qualifikationsspiel gegen die Republik Irland das WM-Ticket gesichert hatte, keine disziplinarischen Sanktionen zur Folge hat. Nach der Partie hatte Henry das Handspiel offen zugegeben, aber die Disziplinarkommission der FIFA kam am 18. Januar zum Schluss, dass keine Grundlage für Disziplinarmassnahmen IN DIESER AUSGABE 30 12 HAUTNAH 6 LUANDA, STOKE, DUBAI Packende Fussballbilder aus der ganzen Welt 36 54 AKTUELL FOKUSSIERT KOMPAKT 12 BEGEHRTE TICKETS 30 HEIMSPIEL? 58 VERBÄNDE FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™: schon zwei Millionen Tickets verkauft Südafrikas Glauben an den Heimvorteil Neuste Nachrichten 14 VORTEIL HENRY Wieso der Entscheid des Schiedsrichters bestehen bleibt 18 ONLINE-TRANSFERS Start des FIFA-Transferabgleichungssystems 24 AM BALL Deutsche Bundeskanzlerin Merkel mit Blick auf 2011 26 GESUND DANK FUSSBALL 36 HILFE FÜR DIE UNPARTEIISCHEN FIFA unterstützt Schiedsrichter auf allen Stufen 42 BLICK ZURÜCK Auf den Spuren des ersten WM-Tors 60 TECHNISCHE ANALYSE Tempo oder Präzision 63 FIFA-ARCHIV Wenn Uwe Pelé trifft 64 WELTRANGLISTE Ägypten im Hoch 47 URGESTEIN 100. Geburtstag von WM-Legende Varallo 54 WM-REISE Südafrikas schönste Destinationen Mehr Wohlbefinden dank Fussball FIFA WORLD I MÄRZ 2010 5 HAUTNAH ERNSTE MIENE Dabei hätte dieser angolanische Fan doch allen Grund zur Freude. Sein Team hat in der Gruppenphase des Afrikanischen Nationen-Pokals gegen Malawi soeben 2:0 gewonnen. 6 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 STRAHLENDE GESICHTER Torhüter Essam El-Hadary und Mohamed Zidan feiern Ägyptens Sieg beim Afrikanischen Nationen-Pokal – der siebte insgesamt und der dritte in Folge. FIFA WORLD I HAUTNAH 7 EISIGE KÄLTE Der ungewöhnlich strenge Winter stellt die Fussballfans in Europa auf eine harte Probe, so auch bei der Premier-League-Partie zwischen Stoke City und Fulham im Januar. 8 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 HAUTNAH WOHLIGE WÄRME Viel besser hatte es da Bayern München. Unter der wohltuenden Abendsonne von Dubai – im Hintergrund des höchste Gebäude der Welt (Burj Khalifa) – kann man sich doch weit angenehmer auf die Rückrunde in der deutschen Bundesliga vorbereiten. FIFA WORLD I HAUTNAH 9 LESERBRIEFE Ausgewählte Kommentare der Leser von FIFA World und FIFA.com Januar/Februar 2010 Endrundenauslosung | Afrikas Los | Long-Street-Party | Reelle Hoffnung | Erster Auftritt von Jabulani | 2010 in 3-D | FIFA WM-Pokal in Afrika | Starke Schweizer | Barça zum Sechsten | König Messi | Brasiliens Sandkönige WÜRFEL SIND GEFALLEN Auslosung verspricht packende Spiele REAKTIONEN ZUR ENDRUNDENAUSLOSUNG Es war ein toller Abend. Südafrika hat der Welt gezeigt, was es kann. Ganz Afrika kann auf die Auslosung stolz sein. Die Elfenbeinküste hat mit Brasilien und Portugal zweifelsfrei ein ganz hartes Los erwischt. Meine Heimat Nigeria sollte es in der Gruppe B ins Achtelfinale schaffen. Ich wünsche Südafrika und den anderen fünf afrikanischen Teams viel Glück. Hilary Eledu (Nigeria) Ausgabe Januar/Februar Wenn das Turnier so gut wie die Auslosung wird, bin ich zufrieden. Die Gruppen sind ziemlich ausgeglichen. Bis zum WM-Start kann aber noch einiges passieren. Ich denke da besonders an Verletzungen. Viele haben sich ihr Urteil schon gebildet. Ich warte lieber ab und sehe, was bis zum Turnierauftakt noch alles kommt. Ich hoffe, dass ähnliche Projekte wie in Khayelitsha vor der FIFA FussballWeltmeisterschaft 2014™ auch in Brasilien realisiert werden, da wir hier über weite Strecken die gleichen sozialen Probleme haben. Hans Zimler (Brasilien) MESSIS STUNDE Herzlichen Glückwunsch dem FIFAWeltfussballer Lionel Messi! Er ist ein spektakulärer Spieler, der jeden verzaubert und für jeden jungen Fussballer auf dieser Welt ein Vorbild ist. Besucher von FIFA.com (Kamerun) Messi verdient die Auszeichnung ohne Wenn und Aber. Er ist phänomenal. Ich hoffe, er gewinnt noch viele weitere Preise. Meinen Glückwunsch auch an Marta für den Titel der Weltfussballerin. Sie ist die beste Spielerin aller Zeiten. Chris (Nigeria) Besucher von FIFA.com (USA) Es war eine gute Auslosung. Ich bin mir sicher, dass sich Südafrika sehr gut schlagen wird. Ich werde beim Eröffnungsspiel der Bafana Bafana gegen Mexiko (gleich bei mir um die Ecke) live dabei sein. Ich freue mich auch sehr auf das Spiel gegen Frankreich. Wisst ihr noch, wie wir beim Konföderationen-Pokal gespielt haben? Fragt Spanien und Brasilien! Südafrika wird ins Achtelfinale einziehen. Erick Lets (Südafrika) Was halten Sie von FIFA World, seinen Berichten und anderen Themen aus der Welt des Fussballs? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an [email protected] oder FIFA World, FIFA-Strasse 20, Postfach, 8044, Zürich, Schweiz. 10 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 SCHÖNE HOFFNUNG Die Eröffnung des ersten Footballfor-Hope-Zentrums ist für diese fantastische Initiative ein wichtiger Schritt. Sie beweist, dass der Fussball nicht nur „Brot und Spiele“ ist, sondern auch soziale Würde vermitteln kann. Marta ist ohne Zweifel die derzeit beste Spielerin. Sie verdient diesen Titel, dem sicherlich noch zwei, drei weitere folgen werden. Sie ist erst 24 Jahre alt und wurde schon viermal Weltfussballerin – unglaublich. Dee (USA) UNBEKANNTER MANN Liebes FIFA World, nach Studium des Artikels und des Bildes im Archivteil Ihrer letzten Ausgabe („Ort und Zeit unbekannt“) kann ich mit Sicherheit sagen, WO das Bild geschossen wurde. Das WENN kann ich mehr oder weniger eingrenzen, während ich mir über die Identität des Gentleman noch nicht schlüssig bin. Das Foto entstand am Giant’s-Damm im nordirischen County Antrim, den ich selbst mehrfach besucht habe (siehe beiliegendes Foto aus jüngerer Zeit). Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Foto von Juni 1901 oder Juni 1923 stammt, da damals im nahegelegenen Hotel Causeway jeweils die Sitzung des International FA Board stattfand. Angesichts der Kleider des Mannes und der körnigen Aufnahme tippe ich auf 1901. Da nur acht Delegierte an der Versammlung teilnahmen und J. MacBride, der als Sekretär fungierte, AUSGESCHLOSSEN werden kann, bleiben noch die Herren Foy und Sheehan (IFA), Crump und Gregson (FA), McDowall und Dixon (SFA) sowie Davies (FAW). Ich bleibe am Ball, aber vielleicht sind die FIFA-Fahnder ja schneller. Mit freundlichen Grüssen, William Campbell, Geschäftsleiter des irischen Fussballverbands Besten Dank für die Detektivarbeit! Nach diesem wertvollen Tipp werden wir alles daran setzen, den Mann mit der Melone zu identifizieren. ALTERNATIVMEDIZIN Neue Forschungsergebnisse belegen die gesundheitsfördernde Wirkung des Fussballs (siehe auch Seite 26). FIFA WORLD I MÄRZ 2010 11 AKTUELL SCHON ÜBER ZWEI MILLIONEN Mehr als zwei Millionen Tickets wurden für die FIFA FussballWeltmeisterschaft 2010™ bis zum Ende der dritten Verkaufsphase im Januar bereits verkauft. Somit ist in den letzten beiden Verkaufsphasen nicht einmal mehr ein Drittel aller Tickets erhältlich. In der dritten von insgesamt fünf Verkaufsphasen gingen Bestellungen aus sage und schreibe 192 Ländern ein. Bis zum Stichtag am 22. Januar 2010 wurden für die Spiele der FIFA FussballWeltmeisterschaft 2010™ nicht weniger als 1 206 865 Eintrittskarten nachgefragt – deutlich mehr, als zur Verfügung standen. Die 585 175 verfügbaren Tickets wurden schliesslich in einer Ziehung vergeben, wobei 413 072 nach Südafrika gingen. Die gestiegene Nachfrage im Vergleich mit den beiden ersten Verkaufsphasen kam nicht überraschend. Viele Fans hatten nämlich bewusst auf die Endrundenauslosung am 4. Dezember 2009 in Kapstadt gewartet, bevor sie sich ihre Tickets für 12 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 das Turnier sicherten, das am 11. Juni in Johannesburg beginnen wird. Bei einer Medienkonferenz in Johannesburg Ende Januar erklärte FIFAGeneralsekretär Jérôme Valcke gegenüber Journalisten, dass die letzten Verkaufszahlen weitgehend den Erwartungen entsprächen, dies trotz negativer Berichte in einigen europäischen Medien. Die Nachfrage bezeichnete er insgesamt als robust, auch wenn die grossen Reisedistanzen von Europa nach Südafrika und die anhaltende weltweite Wirtschaftskrise zu spüren seien. „Wir nähern uns der ursprünglichen Schätzung von 450 000 Fans, die aus aller Welt zum Turnier anreisen werden, doch wir rechnen noch mit weit mehr. Nachdem zwei Drittel der Tickets verkauft sind, bin ich zuversichtlich, dass wir volle Stadien haben werden“, betonte Valcke. Nach dem Ende der dritten Verkaufsphase sind sechs Spiele, darunter das Finale am 11. Juli und beide Halbfinalpartien, in sämtlichen Kategorien bereits überbucht. Vor der vierten Verkaufsphase übersteigt bei 55 Spielen die Nachfrage das Angebot in mindestens einer der vier Preiskategorien. Die meisten Bestellungen in der dritten Verkaufsphase stammen erwartungsgemäss aus Südafrika: 958 381, das sind fast 80 Prozent. „Ich freue mich, dass die Südafrikanerinnen und Südafrikaner bei diesem Turnier unbedingt dabei sein wollen“, sagte Danny Jordaan, Geschäftsführer des lokalen Organisationskomitees für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010, bei einer Medienkonferenz. „Seit der Endrundenauslosung in Kapstadt wurden im Rahmen des Kartenverkaufs zahlreiche Aktionen lanciert, ebenso im Umfeld des Nationalteams. Ich bin mir deshalb sicher, dass die Spiele ausverkauft sein werden.“ Spitzenreiter USA Abgesehen von Gastgeber Südafrika gingen die meisten Karten in die Vereinigten Staaten (35 262), nach Grossbritannien (21 614), Mexiko (11 893), Australien (11 804), Deutschland (9692) und Brasilien (5891). Gross war die Nachfrage auch aus den Nachbarstaaten Botsuana (1587) und Mosambik (1142), obwohl sich deren Nationalteams nicht zu qualifizieren vermochten. In der vierten Verkaufsphase, die vom 9. Februar bis 7. April 2010 dauert, sind via www.fifa.com/2010 weitere 400 000 Eintrittskarten erhältlich (solange Vorrat). Fans in Südafrika können ihre Tickets auch bei einer Filiale der First National Bank (FNB) bestellen. Nach Abschluss der vierten Verkaufsphase wird in Südafrika zudem eine Telefon-Hotline aufgeschaltet. Ferner werden in den Spielorten Ticketschalter eröffnet (siehe Rubrik des FIFA-Generalsekretärs rechts). Zur Ankurbelung des Kartenverkaufs über die teilnehmenden Mitgliedsverbände läuft parallel zur vierten öffentlichen Verkaufsphase ein Sonderverkauf, der ebenfalls bis 7. April dauert. Eintrittskarten, die in den einzelnen Verbänden nicht nachgefragt werden, können damit auf die Verbände verteilt werden, die aus ihrem Kontingent nicht alle Bestellungen bedienen können. Damit steigen die Chancen der Fans, ihr Team live in Aktion zu sehen. Wie in der FIFA-World-Ausgabe von Januar/Februar bereits erwähnt, hat die FIFA für die Fans zudem ein Tool zur Buchung von Unterkünften eingerichtet (siehe www.fifa.com/accommodation) und die Kapazität im Binnenflugverkehr durch eine Leasingvereinbarung stark ausgebaut. FIFA-GENERALSEKRETÄR Liebe Fussballfreunde, für Millionen Fans auf der ganzen Welt ist es der ultimative Traum, bei einem Spiel der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ live dabei zu sein. Der Kartenverkauf ist daher eine heikle und schwierige Aufgabe, die die FIFA überaus ernst nimmt und in die sie viel Zeit und Geld investiert. Das Konzept und die Prinzipien sind immer dieselben, damit das Turnier Fans aus dem In- und Ausland anzieht und begeistert. Da jeder Gastgeber seine Eigenheiten hat, sind aber auch Anpassungen nötig. Während der gesamten Vorbereitung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ haben wir eng mit dem lokalen Organisationskomitee zusammengearbeitet, um von Experten aus erster Hand zu erfahren, wie der lokale Markt funktioniert. Die FIFA ist sich sicher, dass die erste FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Afrika ein begeisterndes, unvergessliches Erlebnis werden wird. Voraussetzung ist, dass die Südafrikanerinnen und Südafrikaner innerund ausserhalb der Stadien ihren Teil dazu beitragen. Aus diesem Grund hat die FIFA für den hiesigen Markt eine Tiefpreiskategorie eingeführt. Mit diesem beispiellosen Schritt stellen wir sicher, dass die lokalen Fans bei den Spielen auch wirklich hautnah dabei sein können. Bis zum Turnierbeginn wird die Zahl dieser günstigen Tickets nochmals erhöht. Neu können die Karten auch über eine Telefon-Hotline und in den Spielorten direkt in Ticketzentren bezogen werden. Dank all diesen Massnahmen können noch mehr Südafrikanerinnen und Südafrikaner die Spiele aus nächster Nähe miterleben. Auch im Ausland ist die Nachfrage gewaltig. Tausende leidenschaftlicher Fans haben ihre Reise bereits gebucht – von weither und auch aus Nationen, die sich nicht zu qualifizieren vermochten. Aus nicht weniger als 192 Ländern gingen Bestellungen ein, was die weltweite Anziehungskraft nicht nur der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™, sondern auch Südafrikas belegt. Viele haben sich bei FIFA-Reiseanbietern gleich ein Pauschalpaket samt Ticket, Reise und/oder Unterkunft gekauft, um sich den ganzen Planungsstress zu ersparen. Fans, die bislang noch leer ausgegangen sind, können ihr Glück neu auch auf einer internationalen Telefon-Hotline versuchen. Diese Chance sollten sich die Fans nicht entgehen lassen, zumal der FIFA Konföderationen-Pokal im letzten Juni eindrucksvoll gezeigt hat, was uns in diesem Jahr alles erwarten wird. Wesentlich zu verdanken ist dies den lokalen Organisatoren, die in den letzten über sechs Jahren unermüdlich gearbeitet haben. Sie versprechen uns ein einmaliges, unvergessliches Erlebnis. Gross sind die Erwartungen der unzähligen Besucher, die wie bei jedem grossen Turnier von fern und nah anreisen werden. Den Bereichen Transport, Unterkunft und Sicherheit wird in den letzten Wochen bis zum Turnier daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Fans können sich sicher sein: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Die vierte Phase des Kartenverkaufs endet bereits am 7. April. Wenn Sie noch keine Karten haben, ist es höchste Zeit. Jérôme Valcke FIFA WORLD I AKTUELL 13 SORGFÄLTIGE ANALYSE Der Entscheid der FIFADisziplinarkommission, Thierry Henry wegen seines Handspiels im letzten November nicht zu bestrafen, sorgte in den Medien für hitzige Debatten – aus rechtlicher Sicht gab es allerdings keine Alternative. Am 18. November 2009 sahen Fussballfans aus aller Welt in der Schlussphase des entscheidenden WM-Qualifikationsspiels zwischen Frankreich und der Republik Irland ein klares Handspiel des französischen Stürmers Thierry Henry. Wenig später kam der Pfiff. Der Schiedsrichter entschied allerdings nicht auf Handspiel, sondern auf Tor, das William Gallas auf Zuspiel von Henry unmittelbar danach erzielt hatte. Es dauerte mehrere Minuten, bis der Schiedsrichter das Spiel fortsetzen konnte. So lange hätte er Zeit gehabt, seine Entscheidung zu korrigieren. Nach Wiederaufnahme des Spiels war sie allerdings unumstösslich – so steht es in den Spielregeln. Eine klare Sache also, dennoch schlug der Vorfall in den Medien hohe Wellen. Die Journalisten übertrafen sich regelrecht mit Vorschlägen, wie die FIFA den Entscheid des Schiedsrichters korrigieren könnte, während der irische Fussballverband (FAI) die FIFA offiziell um eine Überprüfung des 14 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Falls ersuchte. Das FIFA-Exekutivkomitee beauftragte die FIFA-Disziplinarkommission daraufhin im Dezember mit einer Untersuchung des Vergehens und der Prüfung möglicher Grundlagen für Disziplinarmassnahmen. Am 18. Januar, genau zwei Monate nach dem Vorfall im Stade de France, veröffentlichte die Kommission ihren Schlussbericht. Wichtigstes Fazit: Für eine Bestrafung des Spielers besteht keine rechtliche Grundlage. Sowohl die Medien als auch die Fans konnten kaum glauben, dass man ein solch offensichtliches Vergehen, das vom Schiedsrichter schlicht übersehen wurde, nicht „einfach“ aus der Welt schaffen konnte. Und wenn man das Spiel schon nicht wiederholen konnte, so sollte man den Spieler doch zumindest nachträglich bestrafen können. Rasch hatten Journalisten Beispiele zur Hand: übersehene Fouls, für die die Spieler nachträglich von der FIFADisziplinarkommission zur Rechenschaft gezogen wurden, oder Partien, die nach Fehlentscheidungen der Schiedsrichter wiederholt wurden, wie das Qualifikationsspiel der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ zwischen Usbekistan und Bahrain. „Bei einem so seltenen Fall herrscht in den Medien oft Verwirrung. Die Vergleiche mit Spielen und Vorfällen, die ganz anders gelagert waren, trugen noch dazu bei“, erklärt Paolo Lombardi, Leiter der FIFA-Abteilung Disziplinarwesen und Verwaltung, gegenüber FIFA World. „Der Entscheid des Schiedsrichters ist endgültig, auch wenn er den Vorfall zweifelsohne übersehen hat. Eine Wiederholung des Spiels war deshalb von Anfang an ausgeschlossen. Wir mussten daher einzig prüfen, ob für die Bestrafung Thierry Henrys eine rechtliche Grundlage besteht ist, was nicht der Fall ist.“ Gemäss FIFA-Disziplinarreglement darf die Disziplinarkommission nur schwere Vergehen ahnden, die von den Spieloffiziellen nicht bemerkt wurden. Schwere Vergehen sind in Art. 47 ausdrücklich als Vergehen definiert, für die ein Spieler des Feldes verwiesen wird, zum Beispiel grobes Foulspiel, Tätlichkeit, Verhindern eines Tores oder Vereiteln einer offensichtlichen Torchance des Gegners durch absichtliches Handspiel. Henrys Handspiel auf der anderen Seite des Spielfelds fällt zweifellos nicht unter diese Bestimmung, da es selbst bei Ahndung durch den Schiedsrichter keine rote Karte nach sich gezogen hätte. Fall abgeschlossen Bliebe da laut Disziplinarreglement noch die Möglichkeit, eine offensichtlich falsche Disziplinarentscheidung des Schiedsrichters zu korrigieren. Aber die Missachtung eines Fouls ist keine Disziplinarentscheidung und kann daher nicht behoben werden. Da es für die Ahndung eines Vergehens, das den Spieloffiziellen entgangen ist, auch keine andere rechtliche Grundlage gibt, wurde der Fall zu den Akten gelegt. Bleibt die Frage, wann es möglich ist, ein Spiel zu wiederholen. Diese Entscheidung liegt im Ermessen der Organisationskommission des betreffenden Wettbewerbs, im konkreten Fall also der „Der Entscheid des Schiedsrichters ist endgültig, auch wenn er den Vorfall zweifelsohne übersehen hat. Eine Wiederholung des Spiels war deshalb von Anfang an ausgeschlossen.“ Paolo Lombardi, Leiter der FIFA-Abteilung Disziplinarwesen und Verwaltung Organisationskommission für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. Gemäss betreffendem Wettbewerbsreglement ist eine Spielwiederholung unter bestimmten Bedingungen grundsätzlich möglich. Voraussetzung sind ein technischer Fehler des Schiedsrichters (z. B. falsche Auslegung der Spielregeln) und ein von einem der beteiligten Mitgliedsverbände binnen zwei Stunden nach Spielschluss eingelegter Protest. Beim Spiel zwischen Usbekistan und Bahrain im September 2005 war dies der Fall, als der Spielleiter auf Freistoss für Bahrain und nicht auf Wiederholung des Strafstosses durch Usbekistan entschied. Bei der Begegnung in Paris war indes keine der beiden Bedingungen erfüllt. Eine Wiederholung wäre nur möglich gewesen, wenn der Schiedsrichter das Handspiel gesehen, aber geglaubt hätte, dass Handspiele im Strafraum erlaubt seien. Da der Schiedsrichter die Aktion aber gar nicht erst bemerkt hatte, konnte er auch keinen technischen Fehler begehen – folglich entbehrte eine Spielwiederholung jeglicher Grundlage, selbst wenn der FAI ordnungsgemäss einen Protest eingelegt hätte. Die Enttäuschung des irischen Teams und seiner Fans ist nur zu verständlich, doch laut Spielregeln hat der Schiedsrichter auf dem Spielfeld das letzte Wort, selbst wenn er mit seinem Entscheid falsch liegt. Ein Korrektiv besteht allein bei besonders schwerwiegenden Fällen. Bei Fouls, die vom Schiedsrichter nicht gesehen wurden, kann ein Spieler auch nachträglich bestraft werden. Die Korrektur eines Ergebnisses oder die Wiederholung eines Spiels ist hingegen nur möglich, wenn der Spielleiter bei der Auslegung der Spielregeln nachweislich einen technischen Fehler begangen hat. Nicht der Schutz der Superstars, wie dies einige Journalisten im Sturm der Entrüstung nach dem Paris-Spiel behaupteten, sondern die Gleichbehandlung aller Spieler und Teams ist das Ziel der Spielregeln. Partien sollen nicht mit unterschiedlichen Ellen gemessen oder durch komplizierte nachträgliche Videoauswertungen verzerrt werden, nur weil hier und jetzt besonders viel auf dem Spiel steht. Gerade weil der Schiedsrichter das letzte Wort hat, ist der Fussball so bestechend einfach – Fehlentscheide hin oder her. Das FIFA-Disziplinarreglement und die Spielregeln können kostenlos in der OnlineVersion von FIFA World heruntergeladen werden: www.fifa./fifaworld. Henrys Handspiel im Blick der Kameras, aber nicht des Schiedsrichters. FIFA WORLD I AKTUELL 15 HOFFNUNGSSCHIMMER Der Präsident des Fussballverbands von Haiti, Yves Jean-Bart, schildert FIFA World die Lage auf der Karibikinsel nach dem katastrophalen Erdbeben im Januar – und zeigt auf, welche Rolle der Fussball beim Wiederaufbau des Landes spielen kann. Interview: George Tsitsonis Das gewaltige Erdbeben, das Haiti im Januar verwüstete und die Weltbevölkerung erschütterte, dürfte mindestens 200 000 Todesopfer gefordert haben. Eine Million Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Auch die Fussballgemeinschaft Haitis blieb von der Katastrophe nicht verschont. Unter den Opfern sind auch zahlreiche Mitarbeiter des haitianischen Fussballverbands (FHF). Die Fussballinfrastruktur Haitis ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Verwaltungsgebäude und Stadien sind entweder eingestürzt oder teilweise zerstört worden. FIFA World hatte Gelegenheit, mit dem Präsidenten des haitianischen Fussballverbands, Yves Jean-Bart, zu sprechen. Er hat zusammen mit 16 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 seinen Verbandskollegen bereits mit der Wiederaufbauarbeit in Haiti begonnen. Und trotz der Tragödie ist in seinen Worten der Wille zu spüren, nun vorwärts zu schauen und nicht nur die äusserlich sichtbaren Schäden zu beheben, sondern auch die haitianische Seele wieder zu heilen. FIFA World: Herzlichen Dank, dass Sie Zeit gefunden haben, mit uns über die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Wochen zu sprechen. Können Sie uns schildern, was unmittelbar nach dem Erdbeben geschah? Yves Jean-Bart: Gerne. Wir befanden uns gerade in einer Verbandssitzung in Turgeau, einem Viertel mitten in Port-au-Prince. Dann bebte es, und das totale Chaos brach aus. Wir haben 32 Angestellte verloren, zahlreiche weitere wurden schwer verletzt. Jean Yves Labaze, der Assistent unseres nationalen technischen Direktors, wurde beim Einsturz des Gebäudes getötet. Labaze war Trainer unserer U-17-Mannschaft bei der WM 2007 in Südkorea. Unser Verband und die Familien unserer Kollegen haben sehr viele Opfer zu beklagen. Sie selbst wurden auch verletzt? Ja. Meine Finger wurden von Trümmerteilen zerschmettert, auch an Arm und Ellbogen trug ich Verletzungen davon. Wenn ich aber an die vielen Toten und Schwerverletzten denke, habe ich grosses Glück gehabt. Die Szenen nach dem Erdbeben waren grauenhaft. Menschen, die unter Schock in den Strassen schrien. Die Kommunikation brach vollständig zusammen. Glücklicherweise konnten mich Kollegen in ein Krankenhaus bringen. Wie gehen Ihre Landsleute mit den Folgen der Katastrophe um? Die schrecklichen Ereignisse haben jede und jeden im Land traumatisiert. Es gibt kaum jemanden, der keine Angehörigen verloren hat. Noch schlimmer aber waren die Nachbeben. Die meisten Menschen trauen sich heute noch nicht, in den beschädigten Gebäuden zu schlafen, und Zelte haben nur die wenigsten. Welchen Schaden hat der haitianische Fussballverband davongetragen? Nun, unser Hauptsitz ist vollständig zerstört worden. Mehrere Mitarbeiter waren tagelang unter den Trümmern begraben. Das Gebäude gehörte zwar nicht dem Verband selbst, aber wir haben unser ganzes Material verloren. Momentan funktioniert der Verband nur über meinen Blackberry. Welchen Schaden bedeutet dies für die Fussballinfrastruktur in Haiti? Das Nationalstadion wurde teilweise beschädigt. Die Haupttribüne weist Risse auf, einige Wände sind eingestürzt. Gegenwärtig dient das Stadion als Flüchtlingslager. Andere Sportinfrastrukturen des Landes haben ebenfalls stark gelitten, u. a. die Stadien von Leogane und Saint Marc. Auch diese beiden Stadien werden momentan als Auffanglager genutzt. Mit welcher Art von Projekten kann der haitianische Fussball wieder aufgebaut werden? Unsere nationalen Ligen hätten am 31. Januar beginnen sollen, aber wegen des Bebens mussten wir den Start verschieben. Wir planen aktuell eine Wohltätigkeitstour, um allen über die nächsten Monate zu helfen. Am 19. Februar findet in Venezuela ein Benefizspiel gegen ein All-Star-Team aus Südamerika und am 7. März in Deutschland gegen eine internationale Auswahl mit Grössen wie Lothar Matthäus, Romário oder Pavel Nedved statt. Wir sind zudem entschlossen, keines unserer Nationalteams aus Hunderte fanden nach dem Erdbeben vorübergehend in Fussballstadien Unterschlupf (oben) und beim Fussball eine willkommene Abwechslung (gegenüberliegende Seite). Jean Yves Labaze (rechts bei der FIFA U-17Weltmeisterschaft 2007) war eines von zahlreichen Opfern. einem Wettbewerb zurückzuziehen. Unser U-17-Frauenteam beginnt die letzte Runde der WM-Qualifikation (CONCACAF-Ausscheidung) in Costa Rica im März und ist in die Dominikanische Republik gereist, um die Vorbereitungen für dieses Turnier wieder aufzunehmen. Unsere A-Mannschaft wird dann im April den Digicel Cup spielen, und die U-17- und U-20-Mannschaften beginnen ihre jeweilige WM-Qualifikation im Juni. Wir tun also, was wir können, um unsere Teams im Spiel zu halten. Haiti lebt Fussball. Hier gibt es sonst keinen Zeitvertreib, da muss man die Leidenschaft aufrechterhalten. Sobald die Stadien geräumt sind, werden wir die Reparaturarbeiten aufnehmen und wieder spielen. Welche Hilfe hat der Verband erfahren? Wir haben von allen Seiten Hilfe bekommen. Die FIFA hat USD 3,25 Mio. gesprochen, die CONCACAF hat Beiträge und Hilfe in Aussicht gestellt, viele andere Verbände rund um den Globus ebenso. Die von der FIFA bereitgestellten Gelder werden zugunsten der haitianischen Fussballfamilie in den Wiederaufbau des Verbandssitzes, technischer Zentren und regionaler Nachwuchseinrichtungen, in die Ausrüstung und die Jugendwettbewerbe investiert. Sie scheinen überzeugt, dass der Fussball eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau Haitis spielen kann? Absolut. Dank Fussball heilen die Wunden des Landes schneller und erfolgt der Wiederaufbau zügiger. Die Menschen in Haiti sind leidenschaftliche Fussballfans. 2004 hatten wir mit politischen Problemen zu kämpfen. Mein Land war klar gegen die Stationierung von UNO-Truppen auf haitianischem Boden. Deshalb haben wir zur Wiederherstellung der Harmonie ein Spiel zwischen Brasilien und Haiti organisiert. Wenn wir jetzt gleich vorgehen, kommen wir schnell vorwärts und können die Leidenschaft aufrechterhalten. Dies ist für die Menschen in meinem Land ein wichtiges Zeichen – ein Zeichen der Hoffnung. FIFA WORLD I AKTUELL 17 DEN MARKT IM AUGE Das ehrgeizige FIFA-Projekt eines Online-Überwachungssystems für alle internationalen Transfers von Profispielern nimmt auf dem Weg zur flächendeckenden Einführung eine weitere wichtige Hürde. Von Mark Ledsom 18 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Im Gegensatz zum 11. Juli 2010 – Finaltag der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Südafrika – ist der 11. März 2010 für die meisten Fussballfans ein Tag wie jeder. Für die FIFA markiert dieses Datum jedoch einen Wendepunkt, was die Führung des Fussballs und ihren fortwährenden Einsatz zum Schutz der Integrität des Sports betrifft. Bis zu diesem Termin werden alle FIFA-Mitgliedsverbände geschult und fürs Transferabgleichungssystem (TMS), eine Online-Plattform für die Eingabe aller massgebenden Daten internationaler Transfers von Berufsspielern, bereit sein. Das TMS, das dereinst zu einer Clearingstelle für alle Transfers ausgebaut werden soll, bietet zahlreiche Vorteile, allen voran ein effizienteres und transparenteres Transfersystem. Zudem stellt es sicher, dass Klubs, die junge Spieler ausgebildet haben, angemessen entschädigt werden, wenn diese später bei anderen Vereinen Karriere machen. Das System, das beim 57. FIFA-Kongress Ende Mai 2007 in Zürich verabschiedet wurde, war eine der wichtigsten Empfehlungen der FIFA-Taskforce „For the Good of the Game“. Es sollte den Fussballbehörden nach Ansicht der Taskforce zu mehr Angaben zu den einzelnen Transfers verhelfen und die entsprechenden Transaktionen transparenter machen, damit das gesamte Transfersystem an Glaubwürdigkeit und Ansehen gewinnt. „Aus rechtlicher Sicht ist es eines der aufregendsten Projekte, die die FIFA je realisiert hat.“ Marco Villiger, FIFA-Direktor Rechtsdienst Für die Taskforce bot das System zudem Gewähr, dass ein leibhaftiger Spieler und – zwecks Verschiebung von Geld („Geldwäsche“) – nicht ein fiktiver Spieler transferiert wird. In den drei Jahren seit der Verabschiedung durch den Kongress hat die FIFA mit Hochdruck an der Realisierung des DAS EINMALEINS VON TMS Von Theo Ruizenaar, Zeist Der niederländische Fussballverband (KNVB) hat als einer der ersten das Transferabgleichungssystem (TMS) eingeführt. Im Januar konnten sich Journalisten selbst davon überzeugen, wie gut das System funktioniert. Rund 20 Reporter konnten das System in Zeist auf Herz und Nieren prüfen, indem sie fiktive Daten eingaben und so „virtuelle“ Transfers tätigten. In der „echten“ Version hat jeder Klub einen Zugangscode, über den er die Details zu seinen Spielertransfers eingibt. Nach einer kurzen Einführung konnten die Journalisten selbst Hand anlegen und die vorgegebenen Transfers eigenständig verwalten, indem sie in den einzelnen Masken die erforderlichen Eingaben vornahmen. Die Klubs können dabei auf die riesige TMS-Datenbank mit allen teilnehmenden Klubs, Verbänden, lizenzierten Vermittlern und rund 40 000 registrierten Spielern zugreifen. Ein Transfer ist nur möglich, wenn der zuständige Verband bestätigt hat, dass der fragliche Spieler beim betreffenden Klub registriert ist. Ebenso erforderlich sind Angaben zum bestehenden Vertrag, zum Vermittler des Spielers und zu sämtlichen Vermittlern, deren Dienste der jeweilige Klub in Anspruch nimmt. Für die Verpflichtung eines Spielers sind ferner Informationen zum neuen Vertrag des Spielers zwingend. Damit die Transferentschädigung wirklich an den richtigen Systems gearbeitet, zuerst an der Entwicklung der erforderlichen Struktur und Software, danach an der Schulung der Mitgliedsverbände. Nach Abschluss der Schulungsphase kann das TMS ab März bei allen internationalen Transfers von Berufsspielern angewendet werden und ist bei Transfers, an denen zwei Verbände beteiligt sind, die das System bereits voll nutzen, gar Pflicht. Elektronische Premiere Auch wenn noch nicht alle Verbände voll auf das TMS umgestellt haben, sind elektronische Transfers bereits Realität. Am 8. Oktober 2009 stellte der schottische Fussballverband zugunsten des Klub und nicht an Dritte geht, sind weiter die Details zum Bankkonto anzugeben, das darüber hinaus auf einen der beteiligten Klubs lauten muss. Wenn alle Daten eingegeben sind, werden sie von den beteiligten Klubs mit den eigenen überprüft, bevor das System den Transfer an den betreffenden Verband weiterreicht. Erst wenn alle Angaben ausnahmslos übereinstimmen, können die Verbände einen elektronischen internationalen Freigabeschein beantragen und ausstellen. Die Niederländer konnten sich im Rahmen eines Pilotversuchs 2008 bereits mit dem TMS vertraut machen. Als während der letzten Transferperiode die Live-Version aufgeschaltet wurde, kam es daher zu keinen nennenswerten Problemen. „Wir haben das System erst für die Leihgabe eines jungen brasilianischen Spielers genutzt“, erklärte Joris van Benthem, Manager von Feyenoord Rotterdam, gegenüber FIFA World nach der ersten Hälfte der Transferperiode. „Da der Spieler in die dritte brasilianische Division wechselte, rechneten wir mit Problemen, doch alle Daten über den Klub und den Regionalverband waren im TMS gespeichert.“ Die Niederländer sind von der Software so beeindruckt, dass sie nun auch für nationale Transfers zum Einsatz kommen soll. „Ein System sowohl für die nationalen als auch die internationalen Transfers ist der nächste logische Schritt“, so TMS-Geschäftsführer Mark Goddard. Gespräche in diese Richtung laufen denn auch bereits mit mehreren Verbänden. französischen Verbands den ersten elektronischen internationalen Freigabeschein aus und besiegelte damit den Transfer des kamerunischen Nationalspielers Jean-Joël Perrier-Doumbé von Celtic Glasgow zu Toulouse in die französische Ligue 1. Die Übergangsphase läuft in den kommenden Monaten weiter. Klubs, die noch nicht ans TMS angebunden sind, können ihre Transfers damit weiterhin auf Papier und per Telefax tätigen. Parallel dazu läuft der Betrieb per TMS. Im nächsten Oktober endet dann aber der parallele Betrieb, wenn das System offiziell Aufnahme in die FIFA-Reglemente findet und damit für internationale Transfers von Profispielern Pflicht wird. FIFA WORLD I AKTUELL 19 „Der rechtliche Rahmen bleibt zwar der gleiche, doch mit dem Transferabgleichungssystem wird die Verwaltung internationaler Fussballtransfers revolutioniert. Elektronisch und für die FIFA leicht zugänglich, ist dieses System viel transparenter und griffiger als das bestehende. Aus rechtlicher Sicht ist es eines der aufregendsten Projekte, das die FIFA je realisiert hat“, erklärt Marco Villiger, FIFA-Direktor Rechtsdienst. Schutz Minderjähriger Jederzeit kann die FIFA die Details der einzelnen Transfers überprüfen, was sie insbesondere bei der Registrierung internationaler Transfers von Minderjährigen tut. Im Anschluss an die Beschlüsse des 59. FIFA-Kongresses 2009 in Nassau wurde das TMS mit Blick auf den Schutz von Spielern unter 18 Jahren weiter ausgebaut, mit der Folge, dass seit 1. Oktober 2009 sämtliche Erstregistrierungen von Minderjährigen, die nicht Staatsbürger des Landes sind, in dem sie erstmals registriert werden möchten, und alle entsprechenden internationalen Transfers von einem Ausschuss der FIFAKommission für den Status von Spielern bewilligt werden müssen. Das Antrags- und Bewilligungsverfahren läuft ausschliesslich über das Transferabgleichungssystem. „Ohne TMS wäre es für die Kommission für den Status von Spielern überaus schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die immer zahlreicheren internationalen Transfers minderjähriger Spieler im Auge zu behalten. Dank TMS werden nun die Vorgaben des Kongresses 2009 erfüllt“, erklärt TMS-Geschäftsführer Mark Goddard. „Die Ausweitung des Systems auf Transfers Minderjähriger ist ein gutes Beispiel, wie ein System, das in erster Linie Transparenz schaffen soll, zum Nutzen der gesamten Verwaltung des Fussballs eingesetzt werden kann.“ Auch die Klubs, die junge Spieler ausbilden, profitieren vom neuen System. Dank TMS erhalten sie nun die Gelder, die ihnen gemäss FIFA-Reglement für den Status und Transfer von Spielern bei Auslandtransfers ihrer Spieler zustehen, d. h. die Ausbildungsentschädigung, die vor Kurzem angehoben wurde, und den Solidaritätsbeitrag. Abschreckende Wirkung Auch gegen kriminelle Machenschaften ist das Transferabgleichungssystem ein probates Mittel, etwa gegen Geldwäsche, die für jeden Wirtschaftszweig, in dem grosse Summen umgesetzt werden, eine beträchtliche Gefahr ist. Der Fussball, der in den letzten Jahren weltweit massiv gewachsen ist und immer stärker vermarktet wird, bildet da keine Ausnahme. Laut einem Bericht von Juli 2009 des Arbeitskreises Massnahmen zur Geldwäschebekämpfung (FATF), der als international führendes Gremium Grundsätze zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung zum Schutz des globalen Finanzsystems entwickelt, ist der Fussball (neben Kricket, Rugby, Pferde-/Autorennen, Eishockey und Basket-/Volleyball) wegen seiner Popularität und Finanzierung besonders anfällig für kriminelle Machenschaften. Geldwäschegefährdet ist gemäss FATF vor allem der Transfermarkt, über den ein Grossteil der Geldströme im Fussball fliesst; weitere Risikobereiche sind die Trägerschaft von Fussballklubs, das Wettgeschäft, der Verkauf von Bildrechten sowie Sponsoring und Werbung. Das Transferabgleichungssystem ist natürlich kein Allheilmittel, sondern lediglich eine von vielen Massnahmen, die die FIFATaskforce „For the Good of the Game“ empfohlen hat. Ebenso wichtig sind das FIFA-Klublizenzierungsreglement, das überarbeitete FIFA-Spielervermittlerreglement (seit 1. Januar 2008 in Kraft) und die Schaffung eines Frühwarnsystems (EWS) zur Erkennung von Unregelmässigkeiten auf den weltweiten Wettmärkten. „Wir können es uns nicht leisten, bei unserer Verantwortung zum Schutz der Integrität des Fussballs Abstriche zu machen“, betont Goddard im Interview mit FIFA World. „Aus diesem Grund bekämpfen wir dieses vielschichtige Problem an verschiedenen Fronten. Einige werden immer versuchen, die Regeln und die Systeme zu umgehen, die strafbare Handlungen verhindern sollen. Die Einführung des neuen Systems ist daher nur der erste Schritt. Erst wenn das System ordnungsgemäss funktioniert und der neuen Gefahrensituation laufend angepasst wird, sind wir am Ziel.“ Jean-Joël Perrier-Doumbé (links) war der erste Spieler, der „elektronisch“ transferiert wurde. 20 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 INTERVIEW „Dank TMS wird es schwieriger, Beteiligungen Dritter zu verschleiern.“ ein Vermittler lizenziert ist oder nicht und ob seine Lizenz noch gültig ist. Dank TMS wird es zudem schwieriger, Beteiligungen Dritter zu verschleiern, da die FIFA und die zuständigen Verbände im Zusammenhang mit dem internationalen Transfer von Spielern alle finanziellen Informationen einsehen können. MARK GODDARD TMS-GESCHÄFTSFÜHRER FIFA World: Im TMS werden weitgehend Daten erfasst, die bereits im traditionellen Papiersystem registriert wurden. Was bringt das Online-System wirklich? Mark Goddard: Die neue Technologie sorgt dafür, dass die Regeln auch wirklich eingehalten und durchgesetzt werden. Beim alten System mussten die am Transfer beteiligten Parteien selbst darauf achten, dass die FIFA-Reglemente befolgt wurden. Eine wirkliche Kontrolle fehlte. Die automatischen Kontrollmechanismen sind die wichtigste Änderung. Statt eines Umfelds, das weitgehend auf Freiwilligkeit beruht, haben wir nun ein System, das die Regeln gleich selbst vorgibt und kontrolliert. Wie haben die beteiligten Verbände auf das neue System reagiert? Unsere wichtigste Anspruchsgruppe sind die Klubs, da sie den gesamten Transferprozess ins Rollen bringen und die Daten ins System eingeben. Was die moralischen und ethischen Ziele des Systems betrifft, haben wir bislang keine negativen Reaktionen erhalten, was sehr erfreulich ist. Die Vorteile, die ein standardisiertes System bietet, das auf die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts zugeschnitten ist, sind offensichtlich. Was bedeutet das System für Spielervermittler und die Beteiligung Dritter an Klubs? Vermittler sind an der Eingabe von Informationen nicht direkt beteiligt. Durch die Klubs und ihre gegenseitigen Kontakte sind sie sich der Tragweite des Systems aber sicherlich bewusst. Die Hauptänderung für die Vermittler besteht darin, dass sie nun wissen, dass ihre Angaben ins System eingegeben werden, wenn sie an einem internationalen Transfer beteiligt sind. Ebenso wird die Höhe ihrer Vergütung vermerkt. Registriert wird ebenfalls, ob Bietet das System auch Informationen, die über seinen eigentlichen Zweck hinausgehen, eine angemessene Handhabung internationaler Transfers sicherzustellen, beispielsweise zum internationalen Transfermarkt als Ganzem? Bei allen Transfers, die ins System eingegeben werden, wird der Datenschutz natürlich vollumfänglich gewahrt. Solange die Klubs und die Spieler mit dem Grad der Offenlegung einverstanden sind, können auch Analysen zum Transfermarkt vorgenommen werden. Zahlen zu internationalen Transfers beruhten bislang weitgehend auf Schätzungen, mit dem TMS werden sie nun viel genauer. Wir können für Verbände – vielleicht gar für die Medien und die Öffentlichkeit – Berichte erstellen, die darüber Auskunft geben, wie viel Geld in einem Land oder einer Liga während einer Transferperiode netto zu- oder abfliesst. Solche Auswertungen sind möglich, weil uns das Transferabgleichungssystem nützliche, sofort abrufbare und überaus genaue Informationen liefert. FIFA WORLD I AKTUELL 21 DAS RENNEN UM DIE ÜBRIGEN FIFA-WETTBEWERBE Dem FIFA-Exekutivkomitee fällt bei seiner nächsten Sitzung am 18. und 19. März in Zürich die schwierige Aufgabe zu, die Gastgeberländer für die fünf FIFA-Wettbewerbe von 2011 bis 2013 zu bestimmen, für die sich insgesamt 22 Länder beworben haben. Während die Kandidaturen für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 2018 und 2022 auf vollen Touren laufen und weltweit zu reden geben, findet auch das Rennen um die U-17- und die U20-Frauen-Weltmeisterschaft 2012, die Futsal-Weltmeisterschaft 2012 und die Beach-Soccer-WM 2011 und 2013 statt. Diese Wettbewerbe bieten den Ausrichtern ein grossartiges Schaufenster. Argentinien, Aserbaidschan, Brasilien, Chile, Costa Rica, Italien, die Niederlande, Oman, Polen, Tahiti, Russland, die Schweiz, China, die Tschechische Republik, Guatemala, Iran, Libyen, Thailand, Indonesien, Vietnam, die Philippinen und die Vereinigten Arabischen Emirate haben für mindestens eines dieser Turniere eine Bewerbung eingereicht. Bevor das Exekutivkomitee seine Entscheidung trifft, werden verschiedene Faktoren in der Beurteilung der Kandidaturen berücksichtigt. Gemäss Jim Brown, FIFADirektor Wettbewerbe, sind drei Kriterien für die Ausrichtung eines Turniers zentral: Am wichtigsten ist zweifellos, dass ein Fussballverband auf die Unterstützung seiner Landesregierung zählen kann. Eine gewisse Symbiose zwischen diesen beiden Akteuren ist eine unabdingbare Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf und verleiht der Organisation des Turniers die erforderliche Glaubwürdigkeit. Ebenfalls eine wesentliche Rolle spielt die Infrastruktur. Hotels, Stadien, Trainingsgelände, Krankenhäuser und Transport- und Kommunikationsmittel fliessen ebenfalls in die Beurteilung ein, damit ein gewisser Mindeststandard für die Teilnehmer gewährleistet ist. Die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft 2008 in Chile war ein voller Erfolg – nicht nur für die Siegerinnen aus den USA. Schliesslich kommt auch der privaten Unterstützung, dem Zusammenhalt der verschiedenen Akteure im Fussball, dem Einfluss des Verbands und der Unterstützung im Land selbst ausserhalb des Sports eine grosse Bedeutung zu. Den Fussball weiterentwickeln und fördern Die verschiedenen Abteilungen der FIFAAdministration – vom Rechtsdienst über die Finanzabteilung bis zu Marketing, TV und Entwicklung – prüfen jede Bewerbung genau und formulieren danach ihre Einschätzung gegenüber der Division Wettbewerbe. Als letzter Schritt werden die Kandidaturen dann von den Mitgliedern des Exekutivkomitees beurteilt. „Wir prüfen die Bewerbungen sämtlicher Kandidaten bis in jedes Detail und stellen fest, ob effiziente Arbeit zur Entwicklung und Förderung des Fussballs geleistet wird“, erklärt Jim Brown. Bei der Auswahl geeigneter Ausrichter werden die Turniere deshalb nicht einfach den finanzkräftigsten Ländern zugesprochen. Vielmehr konzentriert sich die Prüfung auf die Vorteile für die Förderung des Fussballs, die Ausbildung und die Infrastruktur eines kandidierenden Landes. Dies war auch bei Chile der Fall, das die U-20-Frauen-Weltmeisterschaft 2008 zugesprochen erhielt, obwohl der Frauenfussball dort alles andere als populär ist. Die Bilanz nach dem Turnier war durchwegs positiv: Die Spiele wurden von Tausenden begeisterter Zuschauer verfolgt, und das ganze Land hat mitgeholfen, die Frauen-WM zu einem Grosserfolg zu machen. Heute gibt es in Chile eine FrauenfussballMeisterschaft, und die Anzahl erteilter Lizenzen nimmt stetig zu. „Wir möchten alle Länder ermutigen, die sich die Ausrichtung eines FIFA-Turniers nicht zutrauen. Das einzige, was wirklich zwingend vorhanden sein muss, ist der Wille und das Engagement, um diesen Traum zu verwirklichen“, erläutert Jim Brown. FIFA WORLD I AKTUELL 23 MERKEL AM BALL FÜR 2011 Die deutsche Kanzlerin hat „Ballgefühl“ – hohe Ehre für den WM-Fotokalender 2011. betonte Jones. „Mit diesem Kalender möchten wir uns auch für die überragende Unterstützung bedanken, die wir seitens der Bundesregierung und vor allem von der Bundeskanzlerin selbst bei der Vorbereitung für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011 erhalten.“ Bundeskanzlerin Merkel inmitten der Delegation des Deutschen Fussball-Bundes. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel kann bereits ihre Termine für 2011 planen, nachdem sie im Januar von den lokalen Organisatoren der FIFA FrauenWeltmeisterschaft Deutschland 2011™ ein ganz spezielles Exemplar des WMFotokalenders erhalten hat. Eine hochrangige Delegation des Deutschen Fussball-Bundes, angeführt von Silvia Neid, Trainerin der deutschen Frauenauswahl, Steffi Jones, Präsidentin des lokalen Organisationskomitees, und DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, war eigens ins Kanzleramt nach Berlin gereist, um der Kanzlerin den Kalender zu überreichen. Unter dem Titel „Ballgefühl“ zeigt er Porträts der deutschen Nationalspielerinnen, die vom Starfotografen Horst Hamann arrangiert und vom preisgekrönten Schriftsteller Ronald Reng kommentiert wurden. 24 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 „Der Kalender ist edel und gefällt mir sehr gut“, sagte Merkel. „Die Fotos drücken Dynamik, Ästhetik und Freude aus. Das passt perfekt zum Frauenfussball.“ Genau 2011 Stück wurden vom Kalender 2011 hergestellt, wobei die Kanzlerin mit der Seriennummer 1/2011 ein ganz besonderes Exemplar erhielt. „Die Nummer eins gebührt selbstverständlich der ersten Frau im Staat“, „Die Fotos drücken Dynamik, Ästhetik und Freude aus. Das passt perfekt zum Frauenfussball.“ Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Gesichter hinter den Namen „Schliesslich brachte uns Frau Merkel ja erst auf die Idee, einen solchen Kalender aufzulegen. Sie äusserte den Wunsch, dass die Fussballfans in Deutschland spätestens zur Frauen-WM 2011 die Namen der Nationalspielerinnen genau so aufsagen können wie diejenigen der Männer. Die tollen Porträts der Spielerinnen in Wort und Bild werden sicher dazu beitragen.“ Die neusten Zahlen des Kartenverkaufs für die WM 2011 zeigen, dass nicht nur die deutsche Kanzlerin das Turnier in ihrem Terminkalender fett angestrichen hat. Bis zum Ende der ersten Verkaufsphase am 31. Januar, in der die Fans Tickets für alle Spiele an einem bestimmten Spielort bestellen konnten, wurden bereits über 200 000 Karten abgesetzt. Die zweite Verkaufsphase, in der Klubs und Schulen ermässigte Tickets für die tiefste Kategorie erwerben können, dauert vom 17. Februar bis 30. Juni. Einzelkarten kommen am 1. August in den Verkauf. Insgesamt ist etwa eine Million Karten erhältlich, wobei die Organisatoren alles daran setzen, die Stadien zu mindestens 80 % zu füllen, was einen beeindruckenden Schnitt von 25 000 Zuschauern pro Spiel bedeuten würde. GRÜNES SPONSORING Wegweisende Vereinbarung: Chinesisches Solarenergieunternehmen Yingli wird Sponsor der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™. Im Sponsoring feierte die FIFA in diesem Februar gleich eine doppelte Premiere, als das führende Solarunternehmen Yingli Green Energy als neuster Sponsor der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ unter Vertrag genommen wurde. Als erstes Unternehmen für erneuerbare Energie und erste chinesische Firma hat Yingli Green Energy, Besitzer der Marke Yingli Solar, eine weltweite Sponsoringvereinbarung mit der FIFA abgeschlossen. „Dies ist ein historischer Moment: Erstmals überhaupt ist ein chinesisches Unternehmen Sponsor der FIFA FussballWeltmeisterschaft“, erklärte Blatter in einer Videobotschaft, die bei der feierlichen Vertragsunterzeichnung und der Medienkonferenz in Peking aus Zürich eingespielt wurde. „Ich freue mich überaus, dass Yingli unsere offizielle Kampagne der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010 unterstützt, indem das Unternehmen für 20 Zentren für 2010 Sonnenkollektoren liefert und sich für unser ,Green Goal‘-Konzept zugunsten des Umweltschutzes einsetzt. Ich möchte Yingli Green Energy für das Sponsoring und das Engagement zugunsten einer besseren Zukunft – unserer wichtigsten Aufgabe überhaupt – ganz herzlich danken.“ Liansheng Miao, Präsident und Geschäftsführer von Yingli Green Energy, fühlte sich geehrt, mit dem weltweit beliebtesten und populärsten Sport verbunden zu sein. „Als einer der führenden Solarproduzenten freuen wir uns, neben zahlreichen anderen erstklassigen Unternehmen internationaler Sponsor der FIFA FussballWeltmeisterschaft zu sein“, fügte Miao an. „Wir werden alles daran setzen, mit unserem Wissen und der unwiderstehlichen Kraft des Fussballs gemeinsam mit der FIFA eine bessere und grünere Zukunft zu gestalten.“ Mit Yingli sind nun in der Kategorie der Sponsoren der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ sieben der acht verfügbaren Pakete vergeben. Die Verhandlungen über das letzte Paket für die FIFA FussballWeltmeisterschaft 2010™ vom 11. Juni bis 11. Juli sind noch in Gang. RUBRIK DES PRÄSIDENTEN Dank ihrer wirtschaftlichen und insbesondere auch gesellschaftlichen Bedeutung ist die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ sehr begehrt. Gross ist das Interesse, diesen Wettbewerb auszutragen. Dies zeigen auch die Gespräche, die ich im Rahmen der Vergabe der FIFA FussballWeltmeisterschaft™ 2018 und 2022 mit Dimitri Medwedew (Staatsoberhaupt der russischen Föderation), José Luis Rodríguez Zapatero (Ministerpräsident Spaniens) und Lee Myung-bak (Präsident der Republik Korea) führen durfte. Alle drei stellten sich voll hinter die Kandidatur ihres Landes und versprachen im Namen ihrer Regierung, sowohl die erforderlichen Garantien zu erbringen als auch die für die Organisation eines solchen Turniers notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus stand insbesondere der sozial-kulturelle Aspekt unseres Sports im Fokus. Sehr erfreulich war dabei die Zusage von José Luis Rodríguez Zapatero, der in den nächsten sechs Monaten die EUPräsidentschaft innehat, sich vermehrt für eine Wiederherstellung der nationalen Identität und die lokale Verankerung europäischer Klubmannschaften einzusetzen. Neben der 6+5-Regel waren die Unabhängigkeit der Sportverbände und fussballbasierte Entwicklungsprojekte ebenfalls Thema. Der Beitrag des Fussballs zur sozialen Entwicklung, also seine gesellschaftliche Dimension, wird besonders bei der Vorbereitung der ersten FIFA FussballWeltmeisterschaft™ in Afrika deutlich. Hier setzt die FIFA die positive Kraft des Fussballs mehr denn je ein, um die benachteiligten Regionen dieser Welt mit Bildung und Gesundheitsförderung zu unterstützen und damit Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu spenden. FIFA WORLD I AKTUELL 25 FUSSBALL – DER GESUNDE KICK Neue Studien belegen es: Regelmässiges Fussballtraining ist gut für die Gesundheit, und zwar unabhängig von Alter und Spielniveau. Millionen von Fussballspielern weltweit „wussten“ vermutlich schon lange, was nun wissenschaftlich genau belegt ist: Wer in der Freizeit regelmässig das runde Leder kickt, kann seinen allgemeinen Gesundheitszustand deutlich verbessern – unabhängig von Alter, Geschlecht oder bisheriger Spielpraxis. Dies geht aus 14 Einzelstudien zum gesundheitlichen Nutzen des Fussballs hervor, die unter der Leitung von Prof. Peter Krustrup und Jens Bangsbo von der Universität Kopenhagen im Rahmen einer Zusammenarbeit mit vier dänischen Universitätskliniken, dem FIFA-Zentrum für medizinische Auswertung und Forschung (F-MARC) an der Schulthess Klinik in Zürich, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und dem medizinischen FIFA-Zentrum in Saarbrücken durchgeführt wurden. Nach zweijähriger Forschungsarbeit werden die Ergebnisse nun im März in einer Sonderbeilage zum Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports (SJMSS) veröffentlicht. Einige der Studienergebnisse sind besonders bemerkenswert. So gibt es eindeutige Hinweise darauf, dass bei Männern mittleren Alters mit leicht bis mässig erhöhtem Blutdruck regelmässiges Fussballtraining eine markante Senkung des Blutdrucks und des Ruhepulses bewirken und somit die Herzbelastung reduzieren kann. Fussball könnte also bei Bluthochdruck als Therapie eingesetzt werden. Eine andere Studie belegt, dass regelmässiges Fussballtraining mindestens so effektiv ist wie herkömmliche Trainingsprogramme, wenn es darum geht, die körperliche 26 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Leistungsfähigkeit, das allgemeine gesundheitliche Befinden und das Selbstvertrauen von Jugendlichen zu steigern. Fussball könnte, so die Folgerung, ein wirksames Mittel gegen Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen sein. Eine weitere Studie befasste sich mit den Auswirkungen von Fussballtraining auf bis dahin sportlich inaktive Frauen und stellte Verbesserungen des Gleichgewichts und der Knochenstärke fest, die möglicherweise das Sturz- und Frakturrisiko mindern. Eindeutige Hinweise „Die in der Beilage zum SJMSS veröffentlichten Studien umfassen absichtlich verschiedenste medizinische Disziplinen und völlig unterschiedliche Teilnehmergruppen“, so Prof. Jiri Dvorak, FIFA-Chefarzt und Vorsitzender von F-MARC gegenüber FIFA World. „Ihnen allen ist aber etwas gemeinsam: Sie weisen eindeutig darauf hin, dass Fussball bei praktisch allen Menschen das gesundheitliche Befinden zu steigern vermag. Die Studien berücksichtigen auch den ‚Spassfaktor‘ des Sports, der in anderen Gesundheitsprogrammen manchmal zu kurz kommt, und sehen darin einen weiteren Grund für den Erfolg fussballbasierter Programme.“ Insgesamt belegen die Studien, dass es nie zu spät ist, mit Fussball zu beginnen. Eine der Studien, die sich mit den Auswirkungen der lebenslangen aktiven Teilnahme am Fussballsport befasst, kommt allerdings zum Schluss, dass der gesundheitliche Nutzen umso grösser ist, je früher man mit Fussball beginnt. Teilnehmer dieser Studie waren Männer zwischen 63 und 78 Jahren, die alle praktisch ihr ganzes Leben lang Fussball gespielt hatten. Gemäss der Studie zeigten sie eine bessere Muskelleistung und posturale Stabilität als untrainierte Männer der gleichen Altersgruppe. Und Fussball kann bei älteren Frauen das Sturzrisiko und damit die Gefahr von Knochenbrüchen mindern. was erstaunte: In beiderlei Hinsicht waren sie vergleichbar mit Männern, die halb so alt waren und nicht aktiv Sport trieben. Muskelkraft und Gleichgewicht gehören zu den Schlüsselfaktoren für Unabhängigkeit im Alter und zur Vermeidung von Stürzen mit potenziell mobilitätseinschränkenden Folgen. Doch nicht nur der rein körperliche Nutzen des Fussballs wurde untersucht. Eine Studie befasste sich mit möglichen sozialen und psychologischen Auswirkungen. Die Studienteilnehmer, die zuvor mehrheitlich nicht Fussball gespielt hatten, trainierten in kleinen Gruppen von 10 bis 20 Spielern. Die Autoren der Studie beobachteten bei den Teilnehmern erhöhtes Wohlbefinden, vermehrte soziale Interaktionen und neue Freundschaften und stellten fest, dass das gemeinsame Spiel den Grundstein für eine langfristige sportliche Betätigung legte. Der soziale Charakter des Fussballs – in der Fussballfamilie ist er wohlbekannt – wurde auch durch eine andere Studie belegt, die regelmässiges Fussballtraining mit Langstreckenlaufen verglich. Sie kam zum Schluss, dass in einer Gruppe von Fussballerinnen, die zuvor sportlich nicht aktiv waren, mehr soziale Kontakte entstanden als in einer vergleichbaren Gruppe von Langstreckenläuferinnen. Auch in Bezug auf die Herzfrequenzvariabilität, den anaeroben Energieumsatz, allgemeine Leistungsverbesserungen und die langfristige Erhöhung der Knochenmineraldichte (Ganzkörperwerte) schnitt der Fussball besser ab. Als mindestens ebenso wirksam wie Langstreckenlaufen erwies er sich hinsichtlich Verbesserungen verschiedener wichtiger Herzcharakteristiken. „Die Vergleiche mit dem Langstreckenlauf und anderen Sport- oder Fitnessprogrammen sollen den Nutzen anderer Sportarten keinesfalls herabsetzen, sondern eine Vergleichsbasis schaffen, an der die gesundheitlichen Verbesserungen, die durch Fussballtraining möglich sind, gemessen werden können“, betont Dvorak. „Zusammengefasst deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Fussball verglichen mit Intervalltraining mindestens ebenso förderlich ist hinsichtlich der blutdrucksenkenden Wirkung und der maximalen aeroben Leistungsfähigkeit und sogar besser als Laufen oder Krafttraining. Auch der Fettabbau ist beim Fussballtraining höher als beim Intervall- oder Krafttraining, und die Knochendichte erhöht sich beim Fussballtraining stärker als beim Laufen oder Intervalltraining. Kurz gesagt: Fussball ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen Herzkrankheiten, Fettleibigkeit und Knochenabbau.“ Nutzen überwiegt Risiken Wie bei jeder Art von Kontaktsport besteht auch beim Fussball das Risiko von Verletzungen, die natürlich die Gesundheit kurz- oder längerfristig beeinträchtigen können. Die meisten Fussballverletzungen – am häufigsten kommt es zu Knöchelverstauchungen und Muskelprellungen – sind jedoch nicht schwerwiegend. Demzufolge ist der Nutzen regelmässigen Fussballtrainings weit grösser als das Verletzungsrisiko. Trotzdem befasst sich F-MARC schon seit Langem mit den verschiedenen Arten von Verletzungen im Fussball, um die Verletzungshäufigkeit weiter zu senken. Mit dem äusserst wirksamen Präventionsprogramm „Die 11+“ lässt sich erwiesenermassen bis die Hälfte aller Verletzungen vermeiden, sofern das Programm regelmässig zum Aufwärmen absolviert wird (siehe FIFA World, Juni 2009). Die globale Einführung von „Die 11+“ ist derzeit im Gange und trägt dazu bei, dass Spieler in jeder Ecke der Welt für ihre Gesundheit das Maximum aus dem Sport holen und dabei das Verletzungsrisiko minimieren können. Die 14 wissenschaftlichen Artikel in der März-Beilage des SJMSS leisten zwar einen wichtigen Beitrag zum bestehenden sportmedizinischen Wissen, doch die Autoren der Studien unterstreichen in ihren Schlussbemerkungen die Notwendigkeit weiterführender Untersuchungen – so beispielsweise zu den langfristigen Auswirkungen des Fussballtrainings bei Menschen mit Bluthochdruck – und fordern eine Ausweitung der Studie auf Patienten, die an Diabetes Typ II oder an Krebs leiden. Da der Aktivsport insbesondere in den hochentwickelten Ländern im Alltag vieler Menschen eine immer kleinere Rolle spielt, werfen die Autoren auch die Frage auf, ob ein ähnlicher gesundheitlicher Nutzen durch noch weniger intensive Trainingsprogramme (z. B. Trainingseinheiten von nur einer Stunde wöchentlich) erzielt werden könnte. Abschliessend fragen sie sich, wie diejenigen für den Fussball zu motivieren sind, die sich sportlich überhaupt nicht betätigen und für die bereits die Vorstellung von einer Stunde Training pro Woche eine abschreckende Wirkung hat. Global ist dies gewiss eine riesige Herausforderung. Auf individueller Ebene jedoch könnten die neusten Studienergebnisse vielen den nötigen Kick geben und sie motivieren, ihre alten Fussballschuhe aus dem Schrank zu holen. Eine detailliertere Zusammenfassung der Studien findet sich in der Online-Ausgabe von FIFA World unter FIFA.com/fifaworld. FIFA WORLD I AKTUELL 27 IM GESPRÄCH ANGÉLIQUE KIDJO SÄNGERIN UND GRAMMY-GEWINNERIN Ihr Auftritt bei der Endrundenauslosung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ im Dezember in Kapstadt dürfte allen Fussballfans noch in bester Erinnerung sein: Angélique Kidjo, international erfolgreiche Sängerin aus Benin. Mitte Januar unterbrach sie ihre aktuelle Europatournee, um sich am FIFA-Sitz in Zürich mit dem FIFAPräsidenten Joseph S. Blatter zu treffen. FIFA World: Angélique Kidjo, was führt Sie heute zur FIFA? Angélique Kidjo: Vor allem die Liebe zum Fussball. Zudem möchte ich in Erfahrung bringen, wie man den Sport nutzen kann, um die sozialen Probleme Afrikas zu lösen und etwas für die Bildung und die Wiedereingliederung von Kindern zu tun, die Opfer von Kriegen geworden sind. Der Fussball gibt jungen Menschen ihr Selbstvertrauen zurück, so dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können und nicht auf fremde Hilfe angewiesen sind. Dabei denke ich langfristig, und das tut wohl auch die FIFA. Inwiefern wird Afrika von der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ profitieren? Zunächst einmal wird die WM dem Rest der Welt ein anderes Bild von Afrika vermitteln. Es ist kaum zu beschreiben, wie stolz man überall in Afrika darauf ist, dieses Ereignis ausrichten zu dürfen. Sprechen Sie mit den Kindern – die fühlen sich jetzt schon alle wie Weltmeister! Das gibt ihnen Mut und Kraft, trotz oft schwieriger Lebensverhältnisse. Das Turnier mag in Südafrika stattfinden, aber es ist eine Weltmeisterschaft des ganzen Kontinents. Auch die anderen afrikanischen Länder werden ein neues Bild von der Gastgebernation erhalten. Man darf nicht vergessen, dass Südafrika wegen der Apartheid lange Zeit vom übrigen Afrika abgeschottet war. Die WM wird sowohl uns Afrikanern als auch den Fernsehzuschauern weltweit ermöglichen, den gesamten Kontinent in einem neuen Licht zu sehen – und das alleine ist schon ein riesiger Erfolg. Und was wird sich über das Turnier hinaus verändern? Langfristig wird Afrika noch mehr Weltklassesportler hervorbringen. Die besten Fussballer aus aller Welt auf ihrem Kontinent zu erleben, wird die afrikanischen Kinder enorm inspirieren. Sie alle werden sich sagen: „Ich will auch einmal Weltmeister werden.“ Wenn es dann noch gelingt, sportliche und soziale Entwicklung zu kombinieren, ist das eine echte WinWin-Situation. In Afrika glauben die Leute oft, für eine Karriere als Sportler oder Künstler sei die Schule nicht so wichtig. Zu mir hat mein Vater immer gesagt: „Du willst Sängerin werden? Toll. Aber ohne Abschluss singst du keine Zeile.“ Diese Weltmeisterschaft wird die Talente von morgen hervorbringen, und wenn man das in Verbindung mit schulischer Bildung nutzt, bekommt man gut ausgebildete Sportlerinnen und Sportler. Welche Parallelen sehen Sie zwischen Fussball und Musik? Beides ist universell. Wenn irgendwo auf der Welt ein Fussballspiel beginnt, ist jeder Streit vergessen. Mit der Musik ist es genau dasselbe. Ich hatte deshalb auch noch nie Angst, in Kriegsgebieten aufzutreten, denn sobald die Musik beginnt, habe ich die Aufmerksamkeit von allen, ob Freund oder Feind. Musik ist ein Moment der Freude, des Teilens. Man sammelt sich um etwas, das uns grösser macht. Musik und Fussball sind sich darin sehr ähnlich und passen wahrscheinlich darum so gut zusammen – wenn ich da nur an die Trommeln der Fans in meinem Heimatland Benin denke … Ohne Musik würde im Stadion etwas Wichtiges fehlen, und nach einem Spiel wird, egal wie es ausgegangen ist, sowieso immer Musik gemacht. Das gehört bei uns in Afrika einfach dazu. Haben Sie den Afrikanischen Nationen-Pokal verfolgt? Ich bin viel unterwegs, aber ich habe immer versucht, mich auf dem Laufenden zu halten. Der Zwischenfall in Cabinda hat mich tief getroffen. Dass die Gewalt jetzt auch auf Ereignisse übergreift, die doch friedlich und einheitsstiftend sein sollen, kann ich einfach nicht begreifen. Was soll die Gewalt bringen? Trotzdem müssen wir den Fussball und die Musik weiterhin dazu nutzen, die Völker der Welt, insbesondere in Afrika, zusammenzubringen, damit sie an ihren Beziehungen zueinander arbeiten können. Das ist mein sehnlichster Wunsch: Dass durch den Sport, die Musik und den dadurch entstehenden Dialog eines Tages der Frieden in Afrika Einzug halten wird. FIFA WORLD I AKTUELL 29 FOKUSSIERT HEIMSPIEL 30 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Mit dem Publikum im Rücken ist alles möglich. Südafrika glaubt fest daran, bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ zum Höhenflug anzusetzen. Von Mark Gleeson Je näher das Turnier rückt, desto stärker sind die Südafrikanerinnen und Südafrikaner davon überzeugt, dass die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ ein voller Erfolg werden wird. Ganzer Stolz des Landes sind insbesondere die neuen Stadien, die in der staubigen Landschaft wie von einem anderen Stern anmuten. Sämtliche Arenen wurden allen Unkenrufen zum Trotz rechtzeitig fertiggestellt, genauso wie die neuen Strassen und Flughäfen, die die Pendler bereits fest in Beschlag genommen haben. Während die Vorfreude auf den 11. Juni mit jedem Tag steigt, herrscht beim Nationalteam unvermindert Katzenjammer. Nach dem schweren Los, das die Bafana Bafana letzten Dezember bei der Endrundenauslosung in Kapstadt erwischt hat, sind die Hoffnungen bei vielen Fans gedämpfter denn je. Landauf, landab wird Trübsal geblasen, was Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira überhaupt nicht nachvollziehen kann: „Natürlich ist der Druck immens, aber wir haben keine Angst. Wenn wir uns aufs Positive wie den Heimvorteil konzentrieren, ist vieles möglich. Wichtig ist, dass wir gut vorbereitet ins Turnier starten.“ Dafür wird der 67-Jährige, der mit Südafrika seine letzte FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Angriff nimmt, in den nächsten Monaten bestimmt sorgen. Mit dem nötigen Feinschliff, der richtigen Einstellung und vor allem der Unterstützung der Fans sieht er sein Team klar im Vorteil, zumal Südafrika noch ein As im Ärmel hat: die weitum gefürchteten Vuvuzelas, mit denen die Anhänger die Bafana Bafana mit FIFA WORLD I FOKUSSIERT 31 Sicherheit lautstark anfeuern werden. Beim FIFA Konföderationen-Pokal im letzten Juni erhielt die Fussballwelt bereits einen eindrucksvollen Vorgeschmack auf die imposante Kulisse, die sie bei der WMEndrunde erwarten wird. Parreira weiss „Wir wollen nicht der erste Gastgeber sein, der bereits in der ersten Runde auf der Strecke bleibt.“ Südafrikas Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira um die Macht der Plastiktrompeten und ruft die Fans deshalb auf, aus voller Kehle zu tuten und den Gegner damit gleich ins Bockshorn zu jagen. „Die Vuvuzelas sind unsere Geheimwaffe“, gibt sich der Brasilianer siegesgewiss. „Wenn beim Eröffnungsspiel 90 000 Fans ihre Trompeten schmettern lassen, möchte ich nicht in der Haut der Mexikaner d<faf 32 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 stecken. Das Land wird hinter uns stehen. Wir müssen nur noch die Resultate liefern.“ Lichtblick Nach den Ergebnissen der letzten fünf Jahre zu schliessen, ist das allerdings eher ein frommer Wunsch. Die Bafana Bafana blieb vieles schuldig und torkelte von einer Niederlage zur nächsten. Immerhin gab es auch einige geniale Momente, wie etwa beim FIFA Konföderationen-Pokal, als Südafrika zeigte, dass es tatsächlich mithalten kann, wie Parreira der Welt unablässig glauben machen will. Der Einzug ins Halbfinale und die hauchdünne Niederlage gegen den späteren Sieger Brasilien (Freistosstor in letzter Minute) gingen allerdings auf das Konto von Joel Santana, der damals noch in Amt und Würden war. Nach mehreren peinlichen Niederlagen bei Freundschaftsspielen war der Erfolg indes rasch vergessen, so dass der Brasilianer im Oktober 2009 seinen Sessel räumen musste. Wenige Wochen später kehrte Parreira an seine frühere Wirkungsstätte zurück und versuchte, die Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira (oben) zählt auf die lautstarke Unterstützung der südafrikanischen Fans (Hauptbild). geknickte Nation wieder aufzurichten, indem er sie mit ins Boot holte. Guten Mutes ist auch Kapitän Aaron Mokoena, wie er gegenüber FIFA World betont: „Wir haben viele Trümpfe: den Heimvorteil, hervorragende Spieler und einen Trainer, der seine achte Weltmeisterschaft bestreitet und sehr erfahren ist.“ Mokoena, der in der englischen Premier League bei Portsmouth spielt, will auch nichts von einem harten Los für die Bafana Bafana wissen: „Mir kommt kein Team in den Sinn, das ich gerne als Gruppengegner hätte. Bei einer Weltmeisterschaft gibt es keine einfachen Gegner. Mexiko, Uruguay und Frankreich sind zweifellos sehr gute Teams. Um sie zu schlagen, müssen wir eine erstklassige Leistung bringen. Dennoch sehe ich keinen Grund, weshalb wir es nicht ins Achtelfinale schaffen sollten.“ Eine weitere Trumpfkarte könnte die „Wir haben viele Trümpfe: den Heimvorteil, hervorragende Spieler und einen sehr erfahrenen Trainer. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir es nicht ins Achtelfinale schaffen sollten.“ Südafrikas Kapitän Aaron Mokoena Vorbereitung sein. Da die nationale Meisterschaft dieses Jahr bereits Ende März endet, kann Parreira seine Spieler noch einmal so richtig in den Schwitzkasten nehmen und optimal einstellen. „Sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst und wissen, dass sie sich voll auf die WM konzentrieren müssen“, erklärt Parreira. „Schliesslich wollen wir nicht der erste Gastgeber sein, der bereits in der ersten Runde auf der Strecke bleibt. Ich bin überzeugt, dass wir nicht dank Worten, sondern mit Taten ins Achtelfinale einziehen werden.“ Den Brasilianer treiben bei seiner schwierigen Aufgabe nicht etwa persönliche Ziele, sondern allein die Träume der Fans an, wie er betont: „Überall sagen mir die Menschen: ,Hey Trainer, mach uns stolz.‘ Und genau das wollen wir tun.“ HERR IM EIGENEN LAND Gross ist der Mythos um den Heimvorteil im Fussball. Schon viele Experten haben sich mit diesem Phänomen auseinandergesetzt und ihre Schlüsse gezogen. Hier ein Überblick. Johannesburg, 11. Juli 2010, 22.30 Uhr: Die Sensation ist perfekt. Gastgeber Südafrika ist Weltmeister! In einem spannenden Finale hat die Bafana Bafana England mit 3:2 bezwungen. Die Fans im Soccer-CityStadion sind ausser sich vor Freude. Während es Konfetti regnet, blasen sie mit ihren Vuvuzelas zur Siegeshymne und stimmen gemeinsam „Nkosi Sikelel’iAfrika“ an. Eines von vielen Szenarien für die nächste FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™, das nach Meinung gewisser Experten durchaus plausibel ist. Denn schon oft hat sich der Heimvorteil ausbezahlt, wie Zahlen und Fakten zeigen. Auch die Fans glauben fest an die Magie des Heimvorteils, wenn auch aus eher diffusen Gründen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Heimteam mit dem Publikum im Rücken über sich hinauswachsen kann. Wenn die Spieler wissen, dass eine ganze Nation hinter ihnen steht, macht das ungeahnte Kräfte frei. Die Mannschaft spielt plötzlich viel offensiver und attraktiver, um den Zuschauern zu gefallen. Hinzu kommt der Effekt beim gegnerischen Team. Das feindselige Verhalten der Fans wirkt einschüchternd und bewirkt gar einen Leistungsabfall, wie Spielanalysen ergeben haben. Der Heimvorteil hat folglich im besten Fall eine doppelte Wirkung. Allerdings kann die bedingungslose Unterstützung des Publikums auch wie ein Bumerang wirken und zu einer echten Belastung werden. So können Spieler am grossen Druck zerbrechen. Wenn sie die in sie gesetzten Erwartungen nicht zu erfüllen vermögen, kann die Stimmung bei den Fans schnell umschlagen. Die Fans selbst sehen sich allerdings vorwiegend Englands Kapitän Bobby Moore küsst nach dem Sieg bei der Heim-WM 1966 den FIFA WM-Pokal. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 33 Brasilien ist WM-Rekordhalter, hat den Titel aber noch nie vor heimischem Publikum gewonnen. 34 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 verstärken: „Statt dass der Torhüter sein Territorium um den Kasten markiert, sollte das Team in der gegnerischen Umkleidekabine seine Farben anbringen. So lässt sich die eigene Übermacht viel stärker demonstrieren.“ Uruguay (1930), Italien (1934), England (1966), Argentinien (1978) und Frankreich (1998) vermochten allesamt ihren WM-Bilanz der Gastgeber Republik Korea Vierter 1938 1950 1954 1958 1962 1966 1970 1982 USA Spanien 1. Runde 1986 1990 1994 Japan Mexiko Mexiko 2. Runde Schweiz Frankreich 5HDQSDKÖM@KD Deutschland 1978 Frankreich 1974 Italien Argentinien Schweden BR Deutschland England 1934 Dritter Chile 1930 Brasilien %HM@KD Italien Sieger Uruguay als positiven Faktor. In einer Studie der Professorin Sandy Wolfson von der Universität Northumbria in Newcastle waren 59 % der Befragten der Meinung, dass der Heimvorteil weitgehend auf der Unterstützung durch das eigene Publikum beruhe. Zum Heimvorteil tragen auch die kurzen Anfahrtswege und das vertraute Umfeld bei. Bei internationalen Turnieren fallen diese Faktoren allerdings weniger ins Gewicht, da die Mannschaften oft schon Wochen im Voraus anreisen, um sich zu akklimatisieren. Da sie am Vortag jeweils im Stadion trainieren können, sind sie auch mit den Spielbedingungen bestens vertraut. Ein weiterer Faktor ist nach Ansicht der Experten der Killerinstinkt. Gemäss dem Ethnologen Konrad Lorenz bewirkt dieser Instinkt beim Heimteam ein aggressiveres Verhalten und einen stärkeren Zusammenhalt. Die Spieler gehen in der Folge härter zur Sache, was sich konkret in der Anzahl gewonnener Zweikämpfe auswirkt. Die Aggressivitätstheorie wird auch durch zwei Studien von Professor Nick Neave von der Universität Northumbria gestützt, die bei den Spielern vor Heimspielen höhere Testosteronwerte festgestellt hat als vor Auswärtsspielen. Die höchsten Werte wurden interessanterweise beim Torhüter gemessen. Der Effekt des Killerinstinkts lässt sich laut Professor Neave im Übrigen noch Heimvorteil zu nutzen und sich vor eigenem Publikum in die namhafte Siegerliste der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ einzutragen. Weniger Geschick bewies ausgerechnet der fünffache Weltmeister Brasilien, der 1950 vor heimischem Publikum im Finale strauchelte. Zumindest bei der FIFA FussballWeltmeisterschaft™ ist der Heimvorteil unbestritten, denn noch nie ist ein Gastgeber bereits in der ersten Runde ausgeschieden, mochte seine Klassierung in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste noch so bescheiden sein. Die USA (1994), Japan und inbesondere die Republik Korea (Halbfinale 2002) haben es vorgemacht. 849 Länderspiele wurden 2009 ausgetragen. Dabei resultierten 335 Heimund 172 Auswärtssiege, was so ziemlich den Trend von 2000 bis 2009 widerspiegelt (3534 Heim- und 1755 Auswärtssiege bei 9075 Spielen). Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und dürften den Südafrikanern, die in der FIFA-Wertung derzeit nur auf Rang 81 liegen, Mut machen. Vielleicht kann die Bafana Bafana ihren Heimvorteil nutzen und das eingangs geschilderte Szenario tatsächlich wahr werden lassen. 1998 2002 2006 FOKUSSIERT ABSCHNEIDEN DER HEIMTEAMS BEI GROSSEN INTERNATIONALEN TURNIEREN UEFA-Europameisterschaft CONCACAF Gold Cup Finale Sieger Sieger '@KAÖM@KD 5HDQSDKÖM@KD Erste Runde '@KAÖM@KD Afrikanischer Nationen-Pokal Sieger Finale Asien-Pokal Finale Sieger Finale '@KAÖM@KD Erste Runde '@KAÖM@KD Erste Runde 5HDQSDKÖM@KD 5HDQSDKÖM@KD CONMEBOL Copa América OFC-Nationen-Pokal* Sieger Sieger '@KAÖM@KD '@KAÖM@KD Erste Runde 5HDQSDKÖM@KD Finale Erste Runde Finale * ohne die Turniere 1996 und 2008, die in mehreren Ländern ausgetragen wurden FIFA WORLD I FOKUSSIERT 35 GROSSE HILFE FÜR DIE SCHIEDSRICHTER Die 30 Schiedsrichter, die die Spiele der FIFA FussballWeltmeisterschaft Südafrika 2010™ leiten werden, bereiten sich so intensiv wie nie zuvor auf ihre wichtige Aufgabe vor. Ein Blick auf das einzigartige FIFA-Trainingsprogramm. Von Albert Miller 36 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Der Ernennung der 30 Schiedsrichtertrios für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ (siehe Liste) am 5. Februar 2010 ging ein langer, sorgfältiger Selektionsprozess voraus. Ziel war es, die besten Spielleiter der Welt auszuwählen und ihnen bei der weiteren Verbesserung ihrer Leistung zu helfen. Wie für die Spieler ist die FIFA FussballWeltmeisterschaft™ auch für die Unparteiischen das ultimative Ziel. Bis dorthin ist es allerdings ein weiter Weg, der mit zahlreichen Prüfsteinen und harter Arbeit gepflastert ist. Im Bewusstsein um die schwierige Aufgabe der Schiedsrichter hat das FIFAExekutivkomitee die Vorbereitung der Unparteiischen zur Chefsache erklärt und 2007 grünes Licht für das sogenannte Schiedsrichter-Unterstützungsprogramm (RAP) gegeben, das den Schiedsrichteranwärtern für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ die bestmögliche Vorbereitung ermöglichen soll. Aus internationalen Experten, die sämtliche Facetten des Schiedsrichterwesens wie Technik, Fitness und Psychologie abdeckten, wurde eine RAP-Arbeitsgruppe zur Betreuung von Spitzenschiedsrichtern (eine andere Arbeitsgruppe widmet sich währenddessen den Amateurschiedsrichtern, siehe nächster Artikel) gebildet. Seit nunmehr drei Jahren beobachtet sie Schiedsrichteranwärter und erstattet der Schiedsrichterabteilung des Weltfussballverbands laufend Bericht über die Leistungen der einzelnen Kandidaten. Die Arbeitsgruppe und die Schiedsrichterabteilung überprüfen so gemeinsam regelmässig den Formstand der einzelnen Schiedsrichter. „Für die Unparteiischen ist das ein sehr interessantes Programm. Früher war es sehr schwierig, sie alle zusammenzuziehen. Mit dem Programm haben wir die Möglichkeit, sie an einem Ort zu konzentrieren und ihnen allen die gleichen Anweisungen zu geben“, erklärt José-Maria Garcia-Aranda Encinar, Leiter der FIFA-Schiedsrichterabteilung. „Mit dem Programm können wir unter den Schiedsrichtern zudem den Solidaritätsgedanken und den Teamgeist stärken.“ Herzstück der Vorbereitung sind die R AP-Seminare, die von der FIFA-Schiedsrichterabteilung mehrmals pro Jahr organisiert werden. Thema sind verschiedene Aspekte der Schiedsrichterarbeit, die mit Blick auf eine optimale Leistung bei der Endrunde eingehend behandelt werden. „Ich schätze mich glücklich, an diesem wertvollen Programm teilnehmen zu können, da es uns eine sehr professionelle Einstellung zu unserer Aufgabe vermittelt“, so der französische Schiedsrichter Stéphane Lannoy. Daneben werden die Anwärter bei allen FIFA-Wettbewerben beobachtet, bei denen sie im Einsatz stehen, 2009 etwa beim FIFA Konföderationen-Pokal, bei der U-20- und der U-17-Weltmeisterschaft sowie bei der Klub-Weltmeisterschaft. Innovatives Programm Wesentlicher Bestandteil der Seminare sind praxisnahe Übungen, bei denen komplexe und umstrittene Spielsituationen nachgestellt werden und innovative Module wie „Integrated Practical Exercises“ oder „Instant Replay Feedback“ zum Einsatz gelangen. Dank diesen Hilfsmitteln können Sequenzen der Trainings sofort eingespielt und die Fehleranalyse noch auf dem Platz vorgenommen werden. „Wir setzen alles daran, dass die Schiedsrichter unter bestmöglichen Bedingungen arbeiten können. Der Einsatz dieser ultramodernen Technologien ist dabei zweifellos von Vorteil“, erklärt José-Maria Garcia-Aranda Encinar. Wichtiger Bestandteil der Vorbereitung ist natürlich auch das Konditionstraining, da ein Schiedsrichter bei einem Spitzenspiel mindestens so grosse, wenn nicht gar grössere Strecken als die Spieler zurücklegen muss. Um für den Fitnesstest, den jeder Unparteiische vor der Abreise nach Südafrika bei seiner Konföderation absolvieren muss (zehnmal 150 Meter in 30 Sekunden und sechsmal 40 Meter in 6,2 Sekunden), bestens gerüstet zu sein, arbeiten die Spieloffiziellen unter der Anleitung der FIFA hart an ihrer physischen Verfassung. Leistungstests mithilfe topmoderner elektronischer Hilfsmittel stehen ebenso auf dem Programm wie fachmännische Trainings unter der Leitung der RAP-Fitnessinstrukteure. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 37 EDS E N M A E T Y EVER I N A L JABU Dafür, dass bei der ganzen Plackerei keinesfalls die Erholung zu kurz kommt, sorgen die RAP-Physiotherapeuten und -Masseure. Sie stehen den Schiedsrichtern exklusiv zur Verfügung und garantieren damit nach den Spielen eine optimale Regeneration. Ebenfalls grossen Raum nimmt bei den RAP-Seminaren die Theorie ein. Um im Spiel auch fachlich stets auf der Höhe zu sein, büffeln die Unparteiischen auf Englisch, der Lingua franca der FIFASchiedsrichter, intensiv Regeln, Bestimmungen und Weisungen, wobei das Gelernte laufend schriftlich und mündlich abgefragt wird. Hinzu kommen Videobeobachtungen und technisch-taktische Blöcke, die den Schiedsrichtern dabei helfen sollen, das Verhalten der Teams bei den jeweiligen FIFA-Wettbewerben einschätzen zu können. grundlegenden Zusammenhang zwischen Position und Entscheid. Auch nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ geht die Zusammenarbeit zwischen den Schiedsrichtern und der Schiedsrichterabteilung weiter. So bleiben die RAP-Instrukteure in ständigem Kontakt mit den Schiedsrichtern und beobachten sie in ihrer jeweiligen Liga weiterhin bei Spielen. „Sämtliche Schiedsrichteraspekte müssen behandelt werden, damit wir am Tag X bereit sind und unseren Traum realisieren können“, betont der usbekische Schiedsrichter Ravshan Irmatov. Damit die Schiedsrichter bei der Weltmeisterschaft genauso erste Klasse sind wie die Spieler, wird daher nichts dem Zufall überlassen. Konföderation Name Land AFC (4) Ständige Begleitung Abgerundet wird das Ganze durch eine umfassende mentale Betreuung. Dank gezielten Strategien, die bei den Seminaren zusammen mit Psychologen erarbeitet werden, sollen die Schiedsrichter gegen den massiven Druck und öffentliche Attacken vor, während und nach den Spielen bestmöglich gewappnet sein. Dabei helfen auch die Sitzungen mit Energetikexperten, die den Spieloffiziellen dabei helfen, ihre Konzentration, ihren Leistungshaushalt und ihre innere Energie optimal auszurichten. Im Sinne einer Qualitätssicherung wird die Vorbereitung jedes einzelnen Kandidaten von einem Mitglied der FIFASchiedsrichterkommission überwacht. Der ausgewiesene Experte beobachtet seinen Schützling bei sämtlichen Spielen und verfasst danach zu Händen der Schiedsrichterabteilung jeweils einen Leistungsbericht. Dieser wird eingehend studiert und am folgenden Tag bei einer gemeinsamen Sitzung analysiert. Nicht nur alle umstrittenen Aktionen, sondern auch sämtliche Bewegungen des Schiedsrichters sind dabei Thema. Diese werden biomechanisch ausgewertet und liefern dem Spielleiter damit konkrete Anhaltspunkte für den Der französische Schiedsrichter Stéphane Lannoy ist ein bekennender RAP-Fan. Khalil Ibrahim AL GHAMDI KSA Ravshan IRMATOV UZB Subkhiddin MOHD SALLEH MAS Yuichi NISHIMURA JPN Mohamed BENOUZA ALG CAF (4) Koman COULIBALY MLI Jerome DAMON RSA Eddy Allen MAILLET SEY CONCACAF (4) Joel Antonio AGUILAR CHICAS SLV Benito Armando ARCHUNDIA TELLEZ MEX Carlos Alberto BATRES GONZALEZ GUA Marco Antonio RODRIGUEZ MORENO MEX Carlos AMARILLA DEMARQUI PAR CONMEBOL (6) Hector Walter BALDASSI ARG Jorge LARRIONDA URU Pablo Antonio POZO QUINTEROS CHI Oscar Julian RUIZ ACOSTA COL Carlos SIMON BRA OFC (2) Michael HESTER NZL Peter O’LEARY NZL Olegário Manuel BARTOLO F. BENQUERENCA POR UEFA (10) Massimo BUSACCA SUI Frank DE BLEECKERE BEL Martin HANSSON SWE Viktor KASSAI HUN Stephane LANNOY FRA Roberto ROSETTI ITA Wolfgang STARK GER Alberto UNDIANO MALLENCO ESP Howard Melton WEBB ENG Die 30 Besten: Liste der Schiedsrichter, die von der FIFA-Schiedsrichterkommission im Februar für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ aufgeboten wurden. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 39 QUALITÄTSSTEIGERUNG AUF ALLEN STUFEN Das Schiedsrichter-Unterstützungsprogramm der FIFA will nicht nur den Topschiedsrichtern helfen, sondern auch die Qualität der Spielleitung auf sämtlichen Stufen und in jeder Ecke der Welt verbessern. Von Raphaël Morgulis Schiedsrichter sind die Botschafter der Spielregeln, sei es bei einem Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ oder einer Drittligapartie in Kamerun. Um weltweit einheitliche Schiedsrichterleistungen zu gewährleisten, hat die FIFA ein spezielles Programm ins Leben gerufen. Das Schiedsrichter-Unterstützungsprogramm (RAP) umfasst zwei Elemente: die Förderung der Eliteschiedsrichter einerseits und des gesamten Schiedsrichterwesens in den Mitgliedsverbänden andererseits. So profitieren Schiedsrichter aller Stufen von diesem Programm, das die Verantwortung für die Schiedsrichterausbildung den Mitgliedsverbänden auferlegt. „Das Programm ist positiv für das Schiedsrichterwesen weltweit, denn es trägt zum Ausbau des Beziehungsnetzes zwischen den Schiedsrichtern verschiedener Länder bei“, erläutert Carlos Henriques, der für die FIFA im südlichen und östlichen Afrika für die Schiedsrichterförderung zuständig ist. „Wir unterstützen die Ausbildung von Schiedsrichtern auf lokaler Ebene und können deren Leistung und Fortschritte überwachen. So stärken wir die Schiedsrichterfamilie.“ Insbesondere will das RAP lokale, regionale und nationale Schiedsrichter in den Verbänden weiterbilden und so ein landesweit einheitliches Niveau schaffen. Die Ausbildung umfasst Kenntnisse des Schiedsrichterwesens und das 40 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Verständnis der Spielregeln, taktisches Wissen, Spielkontrolle sowie die körperliche Fitness der Schiedsrichter – ein wichtiger Aspekt, der manchmal zu kurz kommt. In Kursen und Seminaren für regionale und nationale Instrukteure und durch gezieltes Fitnesstraining wird Schiedsrichtern „Indem wir die Ausbildung von Schiedsrichtern auf lokaler Ebene unterstützen und deren Fortschritte überwachen, stärken wir die Schiedsrichterfamilie.“ FIFA-Schiedsrichterförderungsleiter Carlos Henriques sämtlicher Stufen das nötige Rüstzeug vermittelt. Die Programme ermöglichen es der FIFA auch, die Kandidaten für ihre Schiedsrichterlisten im Männer- und Frauenfussball sowie für Futsal und Beach-Soccer zu beobachten. 2009 organisierte die FIFA weltweit fast 200 solcher Kurse. „In den Verbänden Ozeaniens ist die Zahl der Schiedsrichter und Schiedsrichterassistenten im Männer-, Frauen- und Jugendfussball erheblich angestiegen. Dasselbe gilt für die Zahl der Instrukteure. Doch wir steigern nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität, und zwar in Bezug auf die allgemeine Kenntnis der Spielregeln, ihre einheitliche Auslegung und Anwendung, die körperliche Konstitution der Schiedsrichter und natürlich deren Leistung auf dem Platz“, so Neil Poloso, ein auf das Schiedsrichterwesen spezialisierter FIFA-Instrukteur, der in das Programm in Ozeanien involviert ist. Neben dieser direkten Auswirkung erwartet das RAP auch eher indirekte Fortschritte. „Die Organisation des Schiedsrichterwesens in den Mitgliedsverbänden hat sich ebenfalls verbessert. Die Verbände haben nach und nach eigene nationale Kommissionen für die Schiedsrichterförderung gegründet und stellen nun ihre eigenen Ausbildungsprogramme auf die Beine“, erklärt Poloso. Und dies ist auch das eigentliche Ziel des RAP: die nationalen Schiedsrichterorganisationen zu unterstützen, so dass sie die Voraussetzungen für nachhaltiges, selbstbestimmtes Wachstum schaffen können. Das Programm sieht ein regionales Modell mit einem Förderungsleiter, einem technischen Instrukteur und einem Fitnessinstrukteur vor, das die Mitgliedsverbände nach erfolgter Schulung lokal einführen können. Haben sich die Verbände erst einmal zur eigenen Entwicklung verpflichtet und ihre Anstrengungen mit den von der FIFA vorgeschlagenen Massnahmen gekoppelt, kann das RAP entscheidende Veränderungen bewirken. ELSIES GESCHICHTE Elsie Titus ist Schiedsrichterin und lokale Förderungsleiterin für den Frauenfussball in Vanuatu. In dieser Doppelrolle leitet sie einerseits selber Fussballspiele, andererseits ist sie für die Förderung des Frauenfussballs in Vanuatu verantwortlich. Keine leichte Aufgabe in einem derart weitläufigen Inselstaat mit 82 Inseln! Glücklicherweise kann sie auf Unterstützung zählen. Im Januar war Titus zusammen mit 60 anderen Schiedsrichtern zu einem Futuro-III-Kurs am Millennium Institute im neuseeländischen Auckland eingeladen. Der Kurs unter der Schirmherrschaft des FIFA-Entwicklungsbüros in Auckland vermittelte den Teilnehmern das nötige Rüstzeug, um in ihren Heimatländern ähnliche Seminare durchzuführen. Als Ausbilder fungierten u. a. der FIFA-Leiter für Schiedsrichterförderung, Fernando Tresaco-Gracia, und der FIFA-Instrukteur und Premier-League-Schiedsrichter Steve Bennet. Daneben engagierten sich lokale Instrukteure, darunter der Schiedsrichterförderungsleiter Massimo Raveino und die Fitnessexperten Kader Touati und Bart Gilis. „Kurse wie dieser sind ein wichtiger Teil meiner Ausbildung, denn verschiedene Teile Vanuatus liegen sehr abgeschieden, und es gibt dort keine Computer“, erklärt Titus, die von der Insel Espiritu Santo stammt und früher für Sanma und Kings United kickte. Weil es in ihrer Heimat nicht genügend qualifizierte Schiedsrichterinnen gab, entschied sie sich, das Spielertrikot mit dem Schiedsrichtertrikot zu tauschen. Laut Titus gibt es auf Santo fünf Schiedsrichterinnen und etwa „drei, vier“ weitere in der Hauptstadt Port Vila. „Dieser Kurs hilft mir, ähnliche Programme für den Frauenfussball in Vanuatu zu entwickeln“, meint sie gegenüber FIFA World. Kontakte knüpfen Insbesondere in dieser Fussballregion, in der die Schiedsrichter so weit entfernt voneinander leben, ist für Titus der Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen innerhalb des Futuro-III-Programms von grosser Bedeutung. Die Kurse geben ihr die Möglichkeit, Kontakte mit anderen Schiedsrichtern aus ganz Ozeanien zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Auch zwischen Lehrern und Schülern findet ein Austausch betreffend den Aufbau der einzelnen Kurselemente statt. In Kleingruppen werden die Kursnotizen diskutiert, und auf dieser Grundlage werden dann die praktischen Übungen ausgearbeitet. Während sich die Kursteilnehmer mit der Anwendung von Regel 12 (Fouls und unsportliches Betragen) und der richtigen Ausführung und Interpretation der Fahnenzeichen der Schiedsrichterassistenten auseinandersetzen, erklärt Steve Bennett, dass er die Kombination von Theorie und Praxis in der Schiedsrichterausbildung für den richtigen Weg hält. „Dieser Ansatz hat sich als sehr erfolgreich erwiesen“, betont er. „Unsere praktischen Lektionen beinhalten ein Fitnesselement, Aspekte der Schiedsrichterarbeit und die Kooperation mit dem Assistenten – also zuerst Körper- und dann Kopfarbeit.“ Fit für die Spielleitung Fitness ist ein neues Element im Lehrplan von Futuro III – und ein besonderes Anliegen von Elsie Titus. „Letztes Jahr bin ich beim Fitnesstest durchgefallen“, gesteht sie, „aber der Kurs hat mich motiviert, selbst einen Kurs zu organisieren. Es ist mein erklärtes Ziel, dass es eine Schiedsrichterin aus Vanuatu auf die FIFA-Liste schafft.“ Fitnessinstrukteur Kader Touati ist überzeugt, dass in Ozeanien hinsichtlich der körperlichen Konstitution der Schiedsrichter am meisten Aufholbedarf besteht. „Wir haben den Kursteilnehmern klar zu verstehen gegeben, dass ein gesunder Lebensstil das A und O ist“, betont er. Seminare wie der Futuro-III-Kurs in Auckland sollen zu diesem Wandel beitragen und die Teilnehmer motivieren, das Schiedsrichterwesen weiter zu professionalisieren – auch im Breitenfussball. Als weiteres wichtiges Ziel soll die Anzahl qualifizierter Schiedsrichterinnen weiter wachsen – der Traum von Elsie Titus steht also im Einklang mit den Zielen der FIFA. „Dank dem RAP figurieren bereits einige Schiedsrichterinnen auf der FIFAListe”, so Fernando Tresaco-Gracia. „Nun wollen wir das Niveau anheben und bald noch mehr Frauen in die Schiedsrichterfamilie aufnehmen.“ Elsie Titus ist ganz Ohr beim Schiedsrichterkurs in Auckland. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 41 JÄGER DES VERSCHWUNDENEN PLATZES Dass die Fussballwelt heute wieder weiss, wo genau das erste Tor der WM-Geschichte fiel, verdankt sie den Kindheitserinnerungen eines alten Mannes, der Spürnase eines uruguayischen Architekten – und dem Tod eines Hundes … Von Pablo Aro Geraldes, Montevideo An der Kreuzung der Calle Charrúa und der Calle Coronel Alegre, zweier Strassen in Pocitos, einem Stadtviertel von Montevideo, geht es meistens eher gemächlich zu und her: Kinder schlendern zur Schule, Frauen erledigen ihre Einkäufe, und Taxis schlängeln sich durch den Verkehr. Bis vor Kurzem war kaum einem der Passanten bewusst, dass sie tagtäglich an einem höchst geschichtsträchtigen Ort des Weltfussballs vorbeikamen. Einige hatten vielleicht eine vage Ahnung oder wussten zumindest noch, dass sich hier einst die Endstation einer Strassenbahn befand. Bis 1906 wurden die Strassenbahnen in Montevideo von Pferden gezogen, die auf einem Feld neben der Endstation grasen und rasten konnten. Nach der Umstellung 42 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 des öffentlichen Verkehrs auf elektrischen Betrieb hatte die Strassenbahngesellschaft für dieses Feld keinen Bedarf mehr und überliess es dem Sportverein CA Peñarol für den Bau ein neues Fussballstadions. Entworfen wurde die schlichte, 1921 eingeweihte Anlage vom Architekten Juan Antonio Scasso, der das keilförmige Grundstück an der Kreuzung der beiden Strassen geschickt zu nutzen wusste. Natürlich bot das kleine Stadion nicht die Strukturen, die man heutzutage für das Eröffnungsspiel einer FIFA FussballWeltmeisterschaft™ benötigen würde, und war auch 1930 ursprünglich nicht dafür vorgesehen. Ein Jahr zuvor hatte der FIFAKongress in Barcelona die erste WM an Uruguay vergeben, worauf die Regierung des Landes den Bau des prächtigen Centenario-Stadions anordnete. Nachdem die Pläne gezeichnet, alle Genehmigungen eingeholt und die übrigen Vorbereitungen abgeschlossen waren, begannen die eigentlichen Bauarbeiten erst im September 1929. In der Folge wurde zwar rund um die Uhr geschuftet – nachts im Licht riesiger Scheinwerfer –, doch der für die südliche Hemisphäre typische regnerische Herbst sorgte immer wieder für Verzögerungen, so dass die Zeit allmählich knapp wurde. Als die Verantwortlichen einsahen, dass das Centenario bis zum Turnierbeginn am 13. Juli 1930 nicht bereit sein würde, verlegten sie die beiden Eröffnungsspiele ins Pocitos-Stadion und in den Parque Central, die ebenso bescheidene Heimstätte von Peñarols Lokalrivalen Nacional. Erst fünf Tage später rollte der Ball endlich auch im Centenario, das am 18. Juli – zufällig der 100. Jahrestag des uruguayischen Verfassungsschwurs – mit einem 1:0Sieg der Gastgeber über Peru eingeweiht wurde und anschliessend wie vorgesehen Schauplatz aller restlichen Spiele dieser ersten WM war. Auf den Spuren der Geschichte Laut Berichten von Augenzeugen kamen am Nachmittag des 13. Juli bei frostigen Temperaturen nur rund tausend Fussballinteressierte nach Pocitos, um sich das Spiel zwischen Frankreich und Mexiko anzusehen. Um drei Uhr pfiff der uruguayische Schiedsrichter Domingo Lombardi Eine Inschrift und eine torähnliche Skulptur (oben) erinnern an das historische Tor von Lucien Laurent beim ersten Spiel der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ im bescheidenen Pocitos-Stadion (Hauptbild). FIFA WORLD I FOKUSSIERT 43 Frankreich (Lucien Laurent zweiter von rechts in der vorderen Reihe) posiert vor dem historischen Spiel gegen Mexiko. die Begegnung an, und Felipe Rosas vom seiner attraktiven Lage in Strandnähe. 1933 mexikanischen Klub Atlante führte den ers- verliess Peñarol das Viertel, 1937 wurde ten Anstoss aus, zeitgleich mit dem Beginn eine Strasse über den stillgelegten Platz der Partie zwischen den USA und Belgien gebaut, und Anfang der Vierzigerjahre im Parque Central. Keiner der Beteiligten war vom Stadiongelände endgültig nichts konnte wissen, dass an diesem Tag das mehr zu sehen. erste Kapitel der Die Uruguayer interessieren Geschichte einer Keiner der Beteiligten Veranstaltung gesich sehr für die konnte wissen, dass schrieben wurde, ereignisreiche die sich in den Geschichte ihres an diesem 13. Juli folgenden JahrFus sballs, d er 1930 das erste Kapitel zehnten zu einem auch ein grosses globalen PhänoMuseum unter den der Geschichte eines Tribünen des Cenmen entwickeln globalen Phänomens sollte. tenario gewidmet geschrieben wurde. In der 19. Spielist. Dennoch schien minute bezwang sich niemand zu Lucien Laurent nach einer Hereingabe fragen, was aus dem Platz geworden ist, von Ernest Liberati den mexikanischen auf dem das allererste WM-Tor gefallen Schlussmann Oscar Bonfiglio und erzielte war – niemand ausser Enrique Benech. Der damit den ersten von bisher insgesamt Architekt und Fussballfan aus Montevideo 2063 Treffern in der Geschichte der FIFA beschloss, sich quasi als Archäologe zu Fussball-Weltmeisterschaft™. Die Fran- versuchen und herauszufinden, wo genau zosen gewannen am Ende mit 4:1 und sich einst das Spielfeld, dessen Mittelpunkt feierten ihren Sieg als echte Patrioten mit und das Tor, in dem Laurent seinen Schuss dem Singen der Marseillaise. versenkte, befunden hatten. UnterstütWährend der Parque Central auch heute zung erhielt er dabei von Juan Capelán noch am selben Ort steht wie vor acht vom Centenario-Fussballmuseum, dem Jahrzehnten, wurde das Pocitos-Stadion Journalisten Eduardo Rivas und weiteren Opfer der Stadtentwicklung, dies aufgrund Fachleuten aus verschiedenen Bereichen. 44 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Rasch zeigte sich, wie schwierig ihr Vorhaben sein würde. Pläne waren weder in den Stadtarchiven oder in der Nationalbibliothek noch am historischen Institut der Architekturabteilung der Universität zu finden, Peñarol besass ebenfalls keine entsprechenden Aufzeichnungen, und bei den Verkehrsbetrieben beschränkte sich die Ausbeute auf zwei alte Fotos der Strassenbahn Nummer 35. Was Benech und sein Team brauchten, waren Dokumente, Karten, eine Kopie der Baugenehmigung oder andere verlässliche, mündliche oder schriftliche Quellen. Nach intensiver Suche stiessen die Forscher schliesslich auf eine Luftaufnahme von 1926, auf der das ganze Feld mit einer kleinen, überdachten Tribüne an einer Ecke des Platzes zu sehen war, sowie auf einen Katasterplan des Vermessers Alberto de Artega vom Dezember 1941. Durch Überlagerung der Aufnahme von 1926, die von Spezialisten der uruguayischen Luftwaffe eigens für diesen Zweck vergrössert wurde, mit dem Katasterplan konnte Benech die Lage des 109 Meter langen und 73 Meter breiten Spielfelds ziemlich genau bestimmen – aber auf welcher Seite Laurent damals getroffen hatte, blieb vorläufig weiter im Dunkeln. Architekt Enrique Benech (links) hat die Pläne und Luftaufnahmen (oben) aufgespürt, die Aufschluss über die Stätte des ersten WM-Tors geben. Wertvolle Kindheitserinnerungen die Jungjournalisten eine Sonderausgabe, Seine Erkenntnisse präsentierte Benech im für die sie natürlich auch über die beiden Rahmen einer Ausstellung im Centenario, gleichzeitig beginnenden Eröffnungsspiele die bei einem Besucher auf ganz besonde- berichten wollten. Darüber, wer welche res Interesse stiess: Raúl Barbero, der am Partie besuchen sollte, liessen sie das Los 13. Juli 1930 als Zwölfjähriger mit seinem entscheiden. Onkel im Pocitos-Stadion war. Als Kind 80 Jahre danach sind Barberos Erinnehatte Barbero immer davon geträumt, rungen an diesen Tag zwar etwas verspäter Journalist zu werden, und bastelte schwommen, aber zwei Dinge sind ihm zusammen mit seinem Schulfreund Hugo unauslöschlich im Gedächtnis geblieben: Alfaro ein eigenes Sportmagazin mit hand- wie kalt es an diesem Nachmittag war geschriebenen Texten und sorgfältig aus- und wie das erste Tor der Franzosen fiel. geschnittenen und Zudem besitzt er eingeklebten Fotos das einzige erhalDie Ausbeute der aus anderen Heftene Foto dieses ten. „Centenario Forscher beschränkte sich Spiels, aus dem sich Sport“, wie sie ihr schliessen lässt, dass zunächst auf zwei alte Magazin nannten, Laurent seinen behatte eine eher berühmten Treffer am Fotos der Strassenbahn scheidene Auflage nördlichen Ende des Nummer 35. von genau einem Platzes erzielt haben muss, das heute je Exemplar. Dieses liehen sie den Nachbarskindern unter zur Hälfte unter dem Gehsteig und unter der Bedingung aus, „dass sie schworen, dem Haus an der Calle Coronel Alegre es nach der Lektüre den Gründern, Di- 1324 liegt. rektoren, Redakteuren, Sachbearbeitern, Den letzten Beweis für die Richtigkeit Herausgebern und Vertriebsleitern – also von Benechs Berechnungen lieferte Hugo und mir – zurückzugeben“, erzählte kurioserweise der Tod eines Haustiers: Barbero der spanischen Tageszeitung „El „Ein in der Calle Charrúa wohnendes País“ aus Anlass des 75. Jahrestags des Paar wollte seinen verstorbenen Hund im Turniers. Für die Weltmeisterschaft planten Garten beerdigen. Beim Graben stiessen sie plötzlich auf ein seltsames Objekt, das sich als Teil des alten Stadions von Peñarol herausstellte.“ In der Folge wurden im selben Häuserblock auch auf anderen Grundstücken Überreste der damaligen Zuschauerränge gefunden, die im Wesentlichen aus einer nicht besonders soliden Aufschüttung bestanden. Auf einem ähnlich wackligen Fundament stand auch der Platz des Pocitos-Stadions in der Fussballgeschichte, bevor Benech, metaphorisch gesprochen, mit seinen Ausgrabungsarbeiten begann. Heute erinnert dort, wo der mexikanische Torhüter einst vergeblich versuchte, das erste Tor der WM-Geschichte zu verhindern, eine Skulptur an das denkwürdige Ereignis, und zwischen einem Waschsalon und geparkten Autos am Strassenrand markiert ein Gedenkstein den Mittelpunkt, an dem der Anstoss zur Partie erfolgte. An der Kreuzung der Calle Charrúa und der Calle Coronel Alegre geht es noch immer gemächlich zu und her, doch heute bleiben viele Passanten stehen, um einen Blick auf die Skulptur zu werfen. 1930 und die erste FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ mögen längst Vergangenheit sein, doch hier in Pocitos wird die Erinnerung an Lucien Laurents historischen Treffer für immer lebendig bleiben. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 45 INTERVIEW MIT FRANCISCO VARALLO „WIR WAREN KEINE STARS“ Seit der ersten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™, die 1930 in Uruguay ausgetragen wurde, hat sich im Fussball vieles verändert. Kaum jemand weiss das besser als Francisco Varallo, der einzige noch lebende Spieler des WM-Endspiels von 1930 zwischen Uruguay und Argentinien. In einem Exklusivinterview mit FIFA World blickt er auf diesen historischen Tag und die vergangenen acht Jahrzehnte zurück. Von Pablo Aro Geraldes, La Plata Nur wenige Leute können von sich behaupten, die Geburtsstunde der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ selbst erlebt oder sogar aktiv mitgestaltet zu haben. Einer von ihnen ist der frühere argentinische Nationalspieler Francisco Varallo, der vor einem Monat seinen 100. Geburtstag feierte. Varallo war erst 20 Jahre alt, als er im Estadio Centenario von Montevideo zum ersten WM-Finale der Fussballgeschichte einlief, das Argentinien am Ende mit 2:4 gegen Gastgeber Uruguay verlor. Nach der WM verbrachte Varallo acht erfolgreiche Jahre bei den Boca Juniors. Mit 181 Treffern in 210 Spielen sollte er für lange Zeit der beste Torschütze in der Profi-Ära des Vereins bleiben. Erst 2008 wurde seine Marke von Martín Palermo, dem neuen Star des Hauptstadtklubs, geknackt. Ältere Fussballfans schwärmen bis heute vom harten Schuss, dem Torinstinkt und der grossartigen Persönlichkeit Varallos. In seinem Haus in La Plata, wo er FIFA World zum Interview empfängt, erinnert überraschenderweise nichts an seine Zeit als Fussballer – alle Bilder und Erinnerungsstücke sind neueren Datums. „Mein Vater ist enorm grosszügig“, erklärt seine Tochter. „Er hat nach und nach alles weggegeben. Die Fotos verschenkte er an Journalisten, die Trikots an Freunde … Als ihn die Verantwortlichen des Boca-JuniorsMuseums um einen Beitrag baten, musste er passen – er hatte nichts mehr, das er ihnen überlassen konnte …“ FIFA WORLD I FOKUSSIERT 47 FIFA World: Welche Erinnerungen haben Sie an die WM 1930? Francisco Varallo: Für mich ging ein Traum in Erfüllung. Argentinien hatte ein fantastisches Team, in dem ich zuvor erst einmal, zwei Monate vor dem Turnier, zum Einsatz gekommen war. Als junger Spieler blickte ich ehrfürchtig zu den damaligen Stars wie Luis Monti, Manuel Ferreira oder Guillermo Stábile auf. Zu jener Zeit war es üblich, dass die Startaufstellung nicht vom Trainer, sondern von den erfahrensten Spielern der Mannschaft festgelegt wurde. Vor meinem WM-Debüt gegen Frankreich fragte ich Ferreira, den Kapitän, wie ich spielen sollte. Er antwortete: „Spiel einfach dein Spiel und zeige, was du kannst.“ Und daran hielt ich mich. Nach der 2:1-Halbzeitführung hatte Argentinien schon die Hand am Pokal … Gegen Chile verletzte ich mich am Knie und liess deshalb das Halbfinale gegen die USA aus, um fürs Endspiel wieder einigermassen fit zu sein. Ich hatte immer noch Schmerzen und hätte eigentlich nicht spielen sollen, aber für dein Land willst du einfach alles geben … In der zweiten Halbzeit spürte ich mein Knie immer stärker. Wir waren bereits nur noch zu zehnt, und dann fielen noch zwei meiner Mitspieler mit Verletzungen aus. Auswechslungen gab es damals noch nicht, und zu acht waren wir chancenlos. Die Uruguayer, die nach der Pause deutlich stärker wurden, hatten den Sieg absolut verdient – aber für uns war es natürlich eine ganz bittere Niederlage … In den letzten 80 Jahren hat sich der Fussball in vielerlei Hinsicht stark verändert. Wie hielten Sie es zu Ihrer Zeit zum Beispiel mit dem Training und der Ernährung? Im Team trainierten wir höchstens dreimal pro Woche, doch ich legte oft Das argentinische Team (Francisco Varallo zweiter von links in der vorderen Reihe) hat sich für das WM-Finale 1930 in Schale geworfen. 48 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Sonderschichten ein. Als ich in La Plata spielte, ging ich häufig zum Joggen in einen Park, und bei Boca durfte ich für meine zusätzlichen Einheiten sogar den Platz benützen. Ich hatte immer Spass daran, mich zu bewegen, und machte bis vor wenigen Jahren regelmässig Sport. Ernährungsberater gab es damals noch nicht. Stábile meinte nur, wir sollten keine Salami-Sandwiches essen … Ich ernährte mich immer gesund und vielfältig, wozu für einen Argentinier natürlich viel Fleisch gehörte. Vor den Spielen langte ich immer besonders kräftig zu. Roberto Cherro fragte mich oft: „Panchito, wie kannst du nur so viel essen?“, worauf ich stets antwortete: „Hungrig kann ich keine Tore schiessen!“ Auf Alkohol, Zigaretten und Süssgetränke verzichteten wir gänzlich, und wir assen nicht so viel Pasta, wie das die Sportler heute tun. So schlecht kann dieser Speiseplan nicht gewesen sein – immerhin habe ich noch alle meine Zähne! Bestimmt spielten auch die Erbanlagen eine Rolle, aber ich war nie dick und immer recht muskulös und ging während meiner ganzen Karriere nie zu einem Arzt. Es ist fantastisch, welche Fortschritte seither im medizinischen Bereich gemacht wurden. Mein Knie kam nach der Verletzung, die ich mir in Uruguay zugezogen hatte, nie mehr ganz in Ordnung. Heutzutage werden die Spieler operiert und stehen kurze Zeit später schon wieder auf dem Platz! Wie sah das Leben eines Fussballers damals aus? Ich wuchs in einer mittelständischen Familie auf. Meine drei Brüder und ich hatten immer genug zu essen und konnten alle eine Ausbildung absolvieren. Ferien gab es damals nicht; stattdessen machten die Leute Ausflüge aufs Land oder nach Buenos Aires. Als ich für Boca spielte, konnte ich mir ein Auto leisten und fuhr oft nach Mar del Plata ans Meer. Ich liebte es, schnell zu fahren – die 400 Kilometer Schotterstrasse nach Mar del Plata schaffte ich in vier Stunden –, und sass bis weit nach meinem 80. Geburtstag noch selbst hinter dem Steuer. Die Bremsen musste ich in all diesen Jahren nie reparieren lassen, weil ich sie nur selten brauchte … Im Verlauf Ihrer Karriere sind Sie bestimmt auch noch weiter gereist … Ja, durch den Fussball kam ich ziemlich herum. Den ersten Schnee meines Lebens sah ich in New York. Das war auf einer Reise, für die das Team aufgeteilt wurde: Die eine Gruppe reiste nach Europa, die andere in die USA, nach Mexiko und Kuba. Nach Europa kam ich erstmals 1998, als mich die FIFA vor der WM in Frankreich nach Bordighera in der Nähe von Monaco einlud. Es war wunderschön, aber der Strand war steinig – kein Vergleich zu Mar del Plata … Ein kurzes Bad im Meer liess ich mir trotzdem nicht nehmen. Wie populär waren Fussballer zu Ihrer Zeit? Wir waren keine Stars. Mein Vater wollte nicht, dass ich Fussballer werde, und holte mich oft vom Platz, wenn ich mit meinen Freunden spielte. Mehr Verständnis hatte einer meiner Onkel, der mich zu seinem Klub, dem Lokalverein „12 de Octubre“, mitnahm. Als ich meinen ersten Profivertrag erhielt, änderte sich die Meinung meines Vaters aber rasch … Der Fussball öffnete mir viele Türen. So lernte ich während meiner Zeit bei Boca den grossartigen Tangosänger Carlos Gardel kennen, mit dem ich oft über die Avenida Corrientes, die Amüsiermeile von Buenos Aires, schlenderte. Wir Spieler waren zwar bekannt, aber es herrschte nicht so ein Medienrummel wie heute. Die Presse berichtete nie über mein Privatleben – und das, obwohl meine damalige Freundin eine Schauspielerin war … Nach dem Ende meiner Fussballkarriere kehrte ich nach La Plata zurück und nahm wieder ein ganz normales Leben auf. Und womit beschäftigten Sie sich nach Ihrem Rücktritt? Zunächst machte ich eine Trainerausbildung und spielte daneben im Veteranenteam von Boca. Von 1957 bis 1959 betreute ich Gimnasia y Esgrima und rettete den Klub vor dem Abstieg. Danach nahm ich auf Wunsch meiner Familie Abschied vom Fussball, der mich aber nie losgelassen hat. Ich arbeitete noch eine Weile als Fitness- und Kindertrainer, bevor ich ein Lotteriegeschäft eröffnete, das heute meine Tochter Teresa führt. Ich war froh, wieder nach Hause zu kommen, und habe seither ein angenehmes Leben geführt – wofür ich allerdings immer arbeiten musste, denn mit dem Fussball hatte ich bei Weitem nicht so viel Geld Oben: Argentiniens Kapitän Manuel Ferreira und der uruguayische Spielführer José Nasazzi führen ihre Teams beim Finale der ersten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ aufs Feld. Links: Varallo in Fleisch und Blut und auf einer Zeichnung in Aktion. immer sehr an meine eigene Spielweise erinnert. Als ich ihn einmal traf und um ein gemeinsames Foto bat, sagte er: „Es wäre mir eine Ehre, mit Ihnen fotografiert zu werden.“ Was für ein Kompliment von einem so grossen Spieler! verdient, wie das heute bei manchen Spielern der Fall ist. Einmal hätte ich die Möglichkeit gehabt, in Buenos Aires ein Restaurant zu eröffnen. So hätte ich Kapital aus meinem Namen schlagen können, aber das Finanzielle war für mich nie die Hauptmotivation. In jungen Jahren wurde mir viel Geld für einen Wechsel nach Italien geboten, aber ich wollte bei meiner Mutter bleiben. Ebenso wenig wollte ich nun meine eigene Familie zurücklassen oder zu einem Umzug nach Buenos Aires zwingen. Interessieren Sie sich immer noch für Fussball? Natürlich! Spieler wie Batistuta, die aus allen Lagen schiessen, mag ich besonders – schliesslich fallen so die schönsten Tore! Batistuta hat mich Sind Sie sich bewusst, welch wichtigen Platz Sie in der Geschichte der FIFA FussballWeltmeisterschaft™ einnehmen? Besonders staune ich, dass mich auch so viele junge Menschen erkennen. Bei meinem Besuch in Frankreich kamen Leute aus Deutschland, Polen, England, der Schweiz und vielen anderen Ländern auf mich zu und wollten mir die Hand schütteln. Ich bekomme immer noch Briefe und manchmal sogar Geschenke von Fans, was mich sehr berührt. Das alles habe ich nur dem Fussball zu verdanken! Hier in La Plata kennt mich sowieso jeder, von den Kindern bis zu den Senioren, und die Stadt hat mich sogar zum Ehrenbürger ernannt. Ohnehin scheint mir, dass ich in letzter Zeit immer öfter geehrt werde. Mein bescheidener Beitrag zur WM-Geschichte ist offenbar noch nicht in Vergessenheit geraten … FIFA WORLD I FOKUSSIERT 49 ZAHLENSPIEL Von Matthias Kunz Tore, Tore, Tore Ohne sie gibt es weder Sieger noch Verlierer, weder Champions noch tragische Helden, weder ekstatischen Jubel noch abgrundtiefe Enttäuschung. Sie sind gewissermassen das Salz in der Suppe eines Fussballspiels und das Ziel eines jeden erfolgreichen Angriffs. Sie können besonders wichtig oder besonders schön sein, und am Schluss entscheiden nur sie über Sein oder Nichtsein: die Tore. In der 80-jährigen Geschichte der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ fielen in den total 807 Spielen 2063 Tore Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ feiert dieses Jahr mit der 19. Austragung in Südafrika ihren 80. Geburtstag. Bis zum Anpfiff am 11. Juni 2010 in Johannesburg stellt Ihnen FIFA World in einer mehrteiligen Serie interessante Zahlen und Fakten aus acht Jahrzehnten WM-Geschichte vor. Im Fokus dieser Ausgabe: Tore. Bei Fragen oder Anregungen zu dieser Serie oder zu Statistiken im Allgemeinen kontaktieren Sie bitte [email protected]. 50 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 (Elfmeterschiessen nicht mit eingerechnet), im Schnitt 2,91 pro Partie. Seit 1982 und der Aufstockung des Teilnehmerfeldes auf 24 Mannschaften beträgt der Schnitt jedoch nur noch rund 2,5 Tore pro Spiel, zweifellos ein Indiz für zunehmend verstärkte Defensivanstrengungen im modernen Fussball. 1050 Spielern wurde die Ehre zuteil, bei einer Endrunde mindestens einen Treffer erzielt zu haben, hinzu kommen 28 Spieler, die ins eigene Tor trafen. Brasiliens Ronaldo ist mit 15 Toren bei drei WM-Teilnahmen der erfolgreichste WM-Torschütze, dicht gefolgt von Gerd Müller (14 Tore bei zwei Teilnahmen) und Just Fontaine (13 Tore bei einer Teilnahme!). Viele Tore = viel Erfolg? Ungarns Jahrhundertteam um Ferenc Puskás schoss 1954 in der Schweiz mit 27 Toren so viele wie kein anderes Team jemals bei einem WM-Endrundenturnier. Und es reichte bekanntlich trotzdem nicht ganz zum Titel. Obwohl Deutschland während des Turniers zweimal weniger ins Netz traf als die Ungarn, wurde die Mannschaft von Sepp Herberger in Bern Weltmeister. Kein späterer Titelhalter musste in der Folge auf dem Weg zum Titel mehr Tore einstecken als die Deutschen 1954: 15 Gegentreffer, satte acht mehr als Brasilien beim Titelgewinn 1970 in Mexiko. Das Endspiel von 1954 zeigt somit deutlich auf, dass auf die Statistik pfeifen kann, wer zur Stunde X bereit ist und seine Bestleistung abzurufen vermag. Natürlich entscheidet nicht die Offensive allein über Sieg und Niederlage. Bestes Beispiel hierfür ist der amtierende Weltmeister Italien. Die Defensivkünstler liessen 2006 in Deutschland in sieben Spielen lediglich zwei Treffer zu. Der erste war ein Eigentor in der Vorrunde gegen die USA, der zweite Zidanes knapp verwandelter Elfmeter im Endspiel. Diese beste Gegentorbilanz aller bisheriger Weltmeisterteams (zusammen mit Frankreich) war wohl der Hauptgrund für den Triumph der Italiener, denn die Offensivausbeute der Azzurri war mit lediglich zwölf Toren in sieben Spielen doch eher dürftig. Zeit für ein Tor In welcher Spielminute fallen die meisten Tore bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft? Eine Auswertung der 2063 DAS SCHÖNSTE TOR Im Vor feld der FIFA FussballWeltmeisterschaft Korea/Japan 2002™ hatten die Leser der damaligen offiziellen Turnierwebsite fifaworldcup.com die Gelegenheit, ihr persönliches Tor des Jahrhunderts zu küren. Das Echo war überwältigend. Über 300 000 Stimmen aus 150 Ländern gingen ein. Zum schönsten Tor des 20. Jahrhunderts wurde mit deutlichem Abstand Diego Maradonas Sololauf zum 2:0 Argentiniens gegen England 1986 in Mexiko gewählt. Am meisten Tore in der WM-Geschichte Tore Spieler Zeitspanne 15 Ronaldo , BRA 1998–2006 14 Gerd Müller, FRG 1970/1974 13 Just Fontaine, FRA 1958 12 Pelé, BRA 1958–1970 Wann die Tore fielen Tore 1. Halbzeit: 865 Nachspielzeit der 1. Halbzeit: 6 2. Halbzeit: 1115 Nachspielzeit der 2. Halbzeit: 25 Verlängerung der 1. Halbzeit: 15 Nachspielzeit der Verlängerung der 1. Halbzeit: 0 Verlängerung der 2. Halbzeit: 16 Nachspielzeit der Verlängerung der 2. Halbzeit: Die Rangliste: (Die Weltmeisterschaften von 2002 und 2006 sind nicht berücksichtigt.) Total Tore: 1 2063 Rang Spieler 1. Diego Maradona ARG (1986 gegen ENG) 2. Michael Owen ENG (1998 gegen ARG) 3. Pelé BRA (1958 gegen SWE) Zeit Die schnellsten Tore (in Sekunden) Datum Gegner (1986 gegen BEL) 11 Sek. Hakan Sukur, TUR 29.06.2002 KOR (1994 gegen COL) 15 Sek. Václav Masek, TCH 07.06.1962 MEX 6. Said Al Owayran KSA (1994 gegen BEL) 25 Sek. Ernst Lehner, GER AUT 7. Roberto Baggio ITA (1990 gegen TCH) 4. Diego Maradona ARG 5. Gheorghe Hagi ROM 8. Carlos Alberto BRA (1970 gegen ITA) 9. Lothar Matthäus FRG (1990 gegen YUG) 10. Enzo Scifo BEL (1990 gegen URU) Spieler Der jüngste und der älteste Torschütze Alter bisher bei einer WM-Endrunde erzielten Treffer zeigt, dass in der 75. Spielminute die Stürmer am treffsichersten oder die Verteidigungen am anfälligsten waren. 43 oder rund 2 % aller Tore fielen zu diesem Zeitpunkt. Steckt man den Zeitrahmen etwas grösser ab, so ist für den Fan in den letzten drei Minuten eines Spiels die Wahrscheinlichkeit am höchsten, ein Tor zu sehen. 105 Treffer (5 % aller Tore) wurden zwischen der 88. und der 90. Minute erzielt, die 25 Tore in der Nachspielzeit nicht mitgerechnet. Generell gilt: Gut Ding will Weile haben. So fielen in der ersten Halbzeit 891 Tore, nach dem Seitenwechsel deren 1140, inklusive Treffer in der Nachspielzeit. In diesem Zusammenhang verdient zweifellos das Tor von Italiens Alessandro Del Piero 2006 im Halbfinale gegen den Gastgeber Deutschland spezielle Erwähnung. Sein Treffer in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit der Verlängerung fiel so spät wie keiner davor in der WM-Geschichte und sicherte Italien den Einzug ins Finale. Rund 120 Minuten weniger lang hingegen brauchte der Türke Hakan Sukur für das bisher schnellste Tor bei einer WM. Nach lediglich 11 Sekunden traf er 2002 gegen die Republik Korea ins Schwarze. 07.06.1934 Spieler Gegner 17 Jahre, 239Tage Pelé, BRA 42 Jahre, 39 Tage Jahr WAL 1958 Roger Milla, CMR RUS 1994 Am meisten Tore in einem Spiel Tore Spieler Gegner Jahr 5 Oleg Salenko, RUS CMR 1994 4 Ernst Wilimowski, POL BRA 1938 4 Ademir, BRA SWE 1950 4 Sandor Kocsis, HUN FRG 1954 4 Just Fontaine, FRA FRG 1958 4 Eusebio, POR PRK 1966 4 Emilio Butragueño, ESP DEN 1986 FIFA WORLD I FOKUSSIERT 51 FIFA-PUBLIKATIONEN Kaufen Sie die Publikationen der FIFA! Die unten aufgeführten Publikationen können bei der FIFA zu den angegebenen Preisen bestellt werden. Die meisten werden in den vier offiziellen FIFA-Sprachen (E = Englisch, F = Französisch, S = Spanisch, D = Deutsch) herausgegeben, entweder pro Sprache eine separate Ausgabe oder alle vier Sprachen in einer Ausgabe. Die Preise sind in Schweizer Franken angegeben und beinhalten die Kosten für Porto und Verpackung (Luftpost nach Übersee). Zusätzliche Kosten für Kurierdienste sind nicht eingeschlossen und werden dem Empfänger belastet. Publikationen können auch kostenlos heruntergeladen werden: de.fifa.com/aboutfifa/documentlibrary Code CHF Code FIFA WORLD A31 Siehe www.FIFA.com A A2 A4 A5 A6 Status von Spielern und für die Kammer zur Beilegung 6 von Streitigkeiten HANDBUCH-KOFFER A20 Handbuch zum FIFA-Spielerstatus- und -Disziplinarwesen 6 A24 Disziplinarreglement 6 FIFA-Statuten A26 Anti-Doping-Reglement 6 Statuten A18 Ethikreglement 6 A37 Klublizenzierungsreglement 6 A22 Spielervermittlerreglement 6 - Richtlinien betreffend elektronisches Abstimmungssystem A23 Spielvermittlerreglement 6 - Standard-Statuten A30 Ausrüstungsreglement 6 Spielregeln A28 Reglement für FIFA-Spieloffizielle (nur E/F/S) 6 A32 Sicherheitsreglement 6 A27 Richtlinien zur Medienorganisation 6 - FIFA Directory (Adressverzeichnis) - Liste der FIFA-Instrukteure 10 - Ausführungsbestimmungen zu den Statuten A3 CHF Verfahrensordnung für die Kommission für den - Geschäftsordnung des Kongresses Spielregeln Futsal-Spielregeln – Fragen und Antworten zu den Futsal-Spielregeln Beach-Soccer-Spielregeln 25 8 8 8 Reglemente der FIFA-Wettbewerbe A38 Standardreglement für die nationale Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten (NKBS) 6 A39 Standard-Wahlordnung 6 A41 Standardvereinbarung zur Zusammenarbeit 6 A7 FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 6 A8 Olympische Fussballturniere 6 A9 FIFA U-20-Weltmeisterschaft 6 A10 FIFA U-17-Weltmeisterschaft 6 A29 FIFA-Projekt „Fussball für eine bessere Welt“ 6 A11 FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 6 A35 Goal-Reglement 6 A12 FIFA Konföderationen-Pokal 6 A13 FIFA Klub-Weltmeisterschaft 6 A1 Der gesamte Koffer mit allen Reglementen (A2–A41) A14 FIFA Futsal-Weltmeisterschaft 6 B TECHNISCHE BERICHTE DER FIFA A15 FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft und 6 B1 FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ 70 B11 Olympische Fussballturniere Peking 2008 40 FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft A16 A17 A19 FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Unterstützung der FIFA (FAP) 6 80 B18 FIFA U-17-Weltmeisterschaft Nigeria 2009 40 Schiedsrichter B19 FIFA U-20-Weltmeisterschaft Ägypten 2009 40 Internationale Liste der Schiedsrichter und B5 FIFA Frauen-Weltmeisterschaft China 2007 40 Schiedsrichterinnen, Schiedsrichterassistenten B12 FIFA Konföderationen-Pokal Südafrika 2009 40 B20 FIFA Klub-Weltmeisterschaft UAE 2009 40 terinnen und Beach-Soccer-Schiedsrichter B14 FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Brasilien 2008 40 Übrige Reglemente / Bestimmungen B15 FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Neuseeland 2008 40 Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern B16 FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Chile 2008 40 B21 FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Dubai 2009 40 und -assistentinnen, Futsal-Schiedsrichter und -Schiedsrich- Anhang 6: Bestimmungen bezüglich Status und Transfer von Futsal-Spielern 52 6 A34 Reglement Programm Finanzielle FIFA WORLD I MÄRZ 2010 10 10 Technische Berichte früherer Turniere nur auf FIFA.com FIFA-Statuten Ausgabe August 2009 Spielregeln Reglement Electronic Voting Guidelines 2009/2010 FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Dubai 2009 BESTELLFORMULAR 09–2010 Name/Vorname Ich bestelle folgende Publikationen: Code Anzahl Sprache Gesamtpreis Strasse Postfach Postleitzahl Stadt Land Telefon E-Mail Datum/Unterschrift Zahlungsarten (nur in CHF) Kreditkarte: Visa Kreditkarten-Inhaber: MasterCard AECS Banktransfer: auf das FIFA-Konto 325519.30U bei der UBS AG, Zürich, Clearing 230, Swift: UBSW CH ZH 80A IBAN: CH21 0023 0230 3255 1930 U Die bestellten Publikationen werden innerhalb von 30 Tagen nach Bezahlung verschickt. Kartennummer: Gültig bis (MM/JJJJ): Das Bestellformular ist an folgende Adresse zu schicken: FIFA, Finanzabteilung, FIFA-Strasse 20, Postfach, 8044 Zürich, Schweiz, Fax: +41 43 222 7878 oder per E-Mail an: [email protected] FIFA WORLD I FOKUSSIERT 53 AUF NACH SÜDAFRIKA 1. Etappe: Kapstadt–Johannesburg–Pretoria Die diesjährige FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ in Südafrika verspricht nicht „nur“ ein mitreissendes Fussballspektakel, sondern auch eine traumhafte Kulisse, die den Fans zwischen den Spielen zahlreiche Attraktionen bieten wird. Der südafrikanische Schriftsteller Marco Monteiro-Silva hat seine Heimat in den vergangenen Jahren mehrfach bereist und dabei stets Tagebuch geführt. Kommen Sie mit auf eine Reise durch die neun Spielorte. Von Marco Monteiro-Silva Kapstadt in 24 Stunden Ja nichts überstürzen, so die Devise in Kapstadt, die mir gleich bei meiner Ankunft mit auf den Weg gegeben wird. Voller Tatendrang blättere ich in einem Strassencafé auf dem grössten Boulevard der Stadt in meinem Reiseführer, denn an der Camps Bay ist es schwierig, seine Begeisterung im Zaum zu halten. Die Aussicht auf den weissen Sandstrand und den schier endlosen eisblauen Atlantischen Ozean ist atemberaubend, die Strandpromenade mit ihren Palmen und einladenden Restaurants bezaubernd. Doch ein Kellner holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück und gibt mir den Tipp, alles locker anzugehen. Der 54 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Rat ist schön und gut, aber ich bin nicht zu bremsen und lasse mich vom hektischen Treiben um mich herum zu einem wahren Mammutprogramm verleiten. Schon um 6.00 Uhr am nächsten Morgen bin ich auf den Beinen und lerne eine ganz andere Facette von Kapstadt kennen. Bei meinem Trip auf den Tafelberg durch die Platteklip-Schlucht – die kürzeste, aber steilste der zahlreichen Wanderrouten auf das Wahrzeichen Kapstadts – geht mir allerdings fast die Puste aus. Der Ausblick von diesem Wunder der Natur auf die pulsierende Stadt ist jeden der unzähligen Schweisstropfen wert, die ich während des zweistündigen Aufstiegs vergossen habe. Runter geht es dann im Eilzugstempo: in gerade einmal fünf Minuten – mit der Gondel wohlverstanden. Wieder unten treffe ich mich mit Kyla Rose, der Geigerin der einheimischen Afro-Pop-Band Freshly Ground, die beim grossen Volksfest zur Endrundenauslosung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ einheizte. Gemeinsam bummeln wir der Long Street entlang, wo am 5. Dezember 2009 50 000 Fans selbst für hiesige Verhältnisse eine gigantische Party steigen liessen. Der obere Teil mit seinen schicken Boutiquen, Bars, Restaurants und Cafés ist ein wahres Einkaufseldorado und der Nerv des hektischen Nachtlebens Kapstadts. Hier ist immer etwas los, was neben unzähligen Touristen auch viele Strassenverkäufer zu schätzen wissen. Kapstadt hat eben eine magische Anziehungskraft, wie auch Kyla betont: „Ich habe schon viele Städte gesehen, aber keine ist so schön wie Kapstadt.“ Ein Zuschauermagnet ist auch die Victoria and Alfred Waterfront. Mit seiner einzigartigen Lage und seinem unvergleichlichen Angebot lockt das Hafenviertel jeden Monat circa 1,8 Millionen Besucher an – so auch mich. Hier ist es wie in einem Bienenhaus – ein ständiges Kommen und Gehen nicht nur in den unzähligen Lokalen, sondern auch an den Anlegestellen. Es lockt ein Abstecher nach Robben Island, auf der Nelson Mandela einst einen Grossteil seiner Gefangenschaft verbrachte. Doch für ein Besuch des UNESCO-Weltkulturerbes bleibt leider keine Zeit. Dafür gönne ich mir einen spektakulären Rundflug mit einem echten Militärhubschrauber vom Typ Huey. Aus der Vogelperspektive ist Kapstadt am äussersten Zipfel Afrikas noch schöner: der Tafelberg, wie er von weissen Wolken liebkost wird, in der Ferne die ebenmässigen Formen von Robben Island und das Green-Point-Stadion mit seinem majestätischen Bogen, das die Herzen der Bewohnerinnen und Bewohner im Sturm erobert hat und mittlerweile zu den Hauptattraktionen der Stadt gehört. Bei strahlendem Sonnenschein lassen wir die Stadt hinter uns und stürzen uns wagemutig in die Tiefe, um wenige Meter über dem offenen Meer und den steilen „Ich habe schon viele Städte gesehen, aber keine ist so schön wie Kapstadt.“ Kyla Rose, Geigerin der Band „Freshly Ground“ Klippen wieder hochzuschnellen – ein Nervenkitzel sondergleichen, und dies bei offenen Türen. Am Nachmittag schalte ich wieder einen Gang zurück und lasse es mir im Weingebiet von Constantia so richtig gut gehen. Bei einer Führung probiere ich mal hier mal da, bis ich meinen Favoriten gefunden habe, und schlage mir bei einem verspäteten Mittagessen den Bauch voll. Zu gerne wäre ich noch in die Weingüter von Stellenbosch und Franschhoek gefahren, hätte vor Hermanus Wale beobachtet oder die Fischerdörfer Kalk Bay und Simon’s Town besucht, um dort die grosse PinguinKolonie zu bestaunen. Doch dafür bleibt leider keine Zeit. Nächstes Mal vielleicht, denn in Kapstadt soll man bekanntlich nichts überstürzen. Pflichtprogramm in Kapstadt • Tafelberg • Robben Island • Mittagessen im Mzoli’s in der Gugulethu-Township • Fahrt, Flug oder Bootsfahrt der Küste entlang • Nachtleben der Long Street • Frühstück in Kalk Bay Goldene Zeiten in Johannesburg Die Stadt Johannesburg, die während des Goldrauschs in den späten 1800er-Jahren gegründet und von Einwanderern aus Europa, Afrika und Asien besiedelt wurde, galt lange als „Wilder Westen“ Afrikas. Heute ist sie das wirtschaftliche Zentrum des Kontinents, das sich trotz des neuen Reichtums und aller Modernisierung seinen wilden Charakter bewahrt hat. Johannesburg oder eGoli („Ort des Goldes“), Joburg oder Jozi, wie die Metropole auch genannt wird, sprengt fast alle Dimensionen. Die Stadt reicht weit ins riesige Zentralplateau Highveld hinaus und ist da und dort ein heisses Pflaster, das man besser meiden sollte. Meine Stippvisite in Joburg beginnt am Melrose Arch, einem eleganten Gebäudekomplex, der mit seiner Piazza aus Kopfsteinpflaster, seinen zahlreichen Geschäften, Restaurants und Bars Tag für Tag Heerscharen von Touristen und Einheimischen anzieht. Bei einem üppigen Frühstück, das – wie das Essen überhaupt – ein wesentlicher Teil des sozialen Lebens in der Grossstadt ist, lausche ich den Gesprächen an den Tischen um mich herum. Ärger am Arbeitsplatz, Unmut über die Lokalpolitik und hitzige Debatten um den Fussball – das Leben in Johannesburg scheint ein hartes Brot zu sein. Schwere Kost bietet auch das Apartheid-Museum, durch das mich anschliessend Reiseleiter Ali führt. Trotz der schwer verdaulichen Materie bin ich sofort Feuer und Flamme, denn im Gegensatz zu vielen anderen Die Touristen geniessen in Kapstadt den Blick vom Tafelberg (oben links), während an der Long Street (oben rechts) vor der Endrundenauslosung eine grosse Party steigt. Hauptbild auf der gegenüberliegenden Seite: Wie der Tafelberg ist auch das Green-Point-Stadion ein Wahrzeichen Kapstadts. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 55 Die Wirtschaftsmetropole Johannesburg hat auch sozial und kulturell viel zu bieten. Museen wird hier Geschichte nicht einfach gezeigt, sondern zu neuem Leben erweckt – multimedial und mitreissend, als hätten wir Südafrikas vorbildlichen Wandel vom Apartheidregime zur Demokratie mit eigenen Augen miterlebt. Nach dem bewegenden Besuch des Museums nimmt mich Ali mit auf eine Entdeckungsreise durch die Township Soweto, die für Südafrika nicht minder geschichtsträchtig ist. Nelson Mandela und Desmond Tutu haben hier einst gelebt, und 1976 kam es wegen der rassistischen Bildungspolitik zu einem massiven Aufstand, der von der Regierung blutig niedergeschlagen wurde. Heute leben circa 9,5 Millionen Menschen in diesem Schmelztiegel, der mit Baragwaneth und Diepkloof auch einige schicke Viertel aufweist. Nach der interessanten, abwechslungsreichen Tour knurrt mir so langsam der Magen. Kota, ein ausgehöhltes Weissbrot, gefüllt mit Wurst, Käse und Kartoffelchips, kommt da gerade richtig. Das Mega-Sandwich ist allerdings nichts für empfindliche Mägen. Den Rundgang durch Soweto werde ich so schnell nicht vergessen. Er hat die vielen sozialen und wirtschaftlichen Probleme schonungslos aufgezeigt, gleichzeitig aber auch deutlich gemacht, dass sich die Menschen hier von nichts und niemandem unterkriegen lassen und voller Tatendrang sind. Aufbruchstimmung ist auch auf dem Rückweg zu spüren, als wir am Soccer-CityStadion vorbeikommen, in dem sowohl das Eröffnungs- als auch das Endspiel der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ ausgetragen werden. In der Form einer 56 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 „Die unbändige Energie zieht die Menschen nach Johannesburg.“ Galerist David Krut rot-gelb geziegelten Kalebasse schlägt die Arena einen weiten Bogen ins Hinterland mit seiner verbrannten Erde und seinen Sandtönen. 94 700 Zuschauer finden hier Platz und werden am 11. Juni 2010 zweifellos für eine bombastische Stimmung sorgen. Die Fahrt geht weiter in den Norden der Stadt: In Rosebank bin ich wieder im mondänen Johannesburg. Hier im Grünen lässt es sich gut leben und arbeiten. Auch Shoppingfans kommen in diesem gepflegten Viertel voll auf ihre Kosten, wie auch in den nahegelegenen Vororten Sandton, Parkhurst und Greenside. Kunstliebhabern sind gleich zwei Adressen zu empfehlen: Arts on Main und Newton Cultural Precinct. Während die Sonne am blassblauen Himmel über Jozi langsam untergeht, statte ich dem Galeristen David Krut, der in Südafrika die limitierte Kunstposteredition der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ vertreibt, in Arts on Main einen Besuch ab. Arts on Main, das nur unweit vom EllisPark-Stadion entfernt liegt, verkörpert die urbane Kreativität Johannesburgs. Das renovierte 100-jährige Lagerhaus ist der Treffpunkt für kreative Köpfe und bietet für jeden Geschmack etwas: Buchläden, Kunstgalerien, ein Theater und ein Restaurant. Während wir die Farblithografien der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ bestaunen, von denen mehrere von hiesigen Künstlern gestaltet wurden, weiht mich David in das Geheimnis der „goldenen Stadt“ ein: „Die unbändige Energie zieht die Menschen nach Johannesburg. Hier kann man frei leben und seine Träume verwirklichen.“ Pflichtprogramm in Johannesburg • Apartheid-Museum • Tour durch Soweto • Arts on Main • Fünf-Sterne-Menü in einem der Spitzenrestaurants in Sandton (z. B. Pigalle oder Linger Longa) • Nachtleben in Newton Pretoria: ein Traum in Purpur und Violett Johannesburg und Pretoria (oder Tshwane) sind wie Tag und Nacht. Die gut eine Stunde entfernte Landeshauptstadt ist ungleich kleiner. Hier gibt man sich bescheiden und mag es leger. Shorts, Flip-Flops und ein Fussball-T-Shirt sind absolut in Ordnung und Ausdruck des lockeren Lebensgefühls in dieser grünen Oase. Einen Blickfang bieten vor allem die Jacaranda-Bäume, die viele Strassen säumen und die Stadt (ungefähr im Oktober) in Purpur und Violett erstrahlen lassen. Kein Wunder wird Pretoria auch Jacaranda-Stadt genannt. Die Stadt hat aber auch ihre ernsten Seiten. Als offizielle Hauptstadt Südafrikas und Sitz der Regierung hat sie grosse historische Bedeutung. Davon zeugen mehrere Denkmäler und Sehenswürdigkeiten in und um Pretoria/Tshwane, die „Überall trifft man auf freundliche, lachende Gesichter. So sind wir.“ Mark Fish, ehemaliger südafrikanischer Nationalspieler sich problemlos in ein oder zwei Tagen erkunden lassen. Mich zieht es zuerst zum Freedom Park und zum VoortrekkerDenkmal ausserhalb der Stadt, dann der Church Street entlang zum Krugerhaus, der Residenz des ehemaligen Präsidenten Paul Kruger, der um 1900 den Widerstandskampf der Buren gegen die Briten anführte. Das geschichtsträchtige Haus ist ein beliebtes Fotosujet und heute gar der Hintergrund für das Hochzeitsbild eines frisch getrauten Paares. Weiter geht es zum Church Square, wo beim sogenannten Rivonia-Prozess Nelson Mandela, Walter Sisulu und zahlreiche weitere ANC-Anführer einst zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Heute ist der Platz voller Leben und ein beliebter Treffpunkt. Letzte Station auf meiner Erkundungstour durch die Innenstadt sind die Union Buildings: der Sitz der Regierung und des Präsidenten Südafrikas. Der sichelförmige Komplex ist nicht zuletzt dank seinem wunderschönen terrassierten Garten ein Zuschauermagnet. Für die Liebhaber von Fauna und Flora hat Pretoria/Tshwane noch viel mehr auf Lager: einen fantastischen Zoo, einen grossen botanischen Garten und vor allem mehrere Naturschutzparks. Wer Afrikas wilde Tier- und Pflanzenwelt in ihrer ganzen Pracht erleben möchte, sollte noch etwas weiter rausfahren: in den fünf Stunden entfernten Kruger-Nationalpark oder in die Pilanesberg- und Madikwe-Reservate, die in gut drei Stunden zu erreichen sind. Für einen Abstecher in die Wildnis bleibt leider keine Zeit. Stattdessen mache ich mich am Nachmittag auf in die Vororte rund um Loftus Versfeld – das WM-Stadion von Pretoria/Tshwane. Zuerst zieht es mich in die Studentenviertel Hatfield und Brooklyn, die – Tag und Nacht – einen Besuch wert sind. Ein echtes Juwel ist Waterkloof. Mit seinen schmucken Häusern und malerischen Plätzen versprüht dieser Vorort einen wahrhaft edlen Charme, der von früh bis spät eine Vielzahl von Gästen in die zahlreichen Restaurants, Geschäfte und Cafés lockt. Obwohl Pretoria/Tshwane nicht das kosmopolitische Flair von Johannesburg und Kapstadt besitzt, fühlt man sich hier sofort wie zu Hause. Die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt sind überaus gastfreundlich und wie ihre Landsleute richtige Sportfreaks. Rugby, Kricket und vor allem Fussball stehen hoch im Kurs und prägen zu einem wesentlichen Teil den südafrikanischen Nationalstolz. Für Mark Fish, der in Pretoria geboren wurde und einst in der südafrikanischen Nationalmannschaft spielte, macht genau diese Sportbegeisterung den Charme seiner Stadt aus: „Jeder sieht, wie sehr wir den Sport und besonders den Fussball lieben. Überall trifft man auf freundliche, lachende Gesichter. So sind wir.“ Während sechs Spielen können sich die WM-Besucher davon überzeugen. Im und um das Loftus-Versfeld-Stadion erwartet sie eine grossartige Kulisse. Hinzu kommt, dass es in den zauberhaften Vororten rund um die WM-Arena viele Pensionen und Hotels gibt. Der Besuch der WMSpiele in Pretoria/Tshwane wird damit zum Katzensprung. Die Fans dürfen sich also auf erholsame Tage ganz ohne Hektik freuen: locker und leger die Stadt erkunden und danach in entspannter Atmosphäre erstklassige Fussballspiele geniessen. Pflichtprogramm in Pretoria/Tshwane • Union Buildings • Freedom Park • Church Square Nächste Ausgabe: Abenteuer pur – FIFA World geht auf Safari in Nelspruit, Polokwane und Rustenburg. Zwei Schulkinder in Soweto vor dem „dreifachen“ Nelson Mandela; die Jacaranda-Bäume in Pretoria/Tshwane in voller Blüte. FIFA WORLD I FOKUSSIERT 57 KOMPAKT MITGLIEDSVERBÄNDE ASIEN AFRIKA NORD-, MITTELAMERIKA UND KARIBIK Der Präsident der A siatischen Fussballkonföderation (AFC), Mohamed bin Hammam, eröffnete im Januar in Kuala Lumpur (Malaysia) den diesjährigen Champions-League-Workshop der AFC und rief die Spitzenklubs dazu auf, sich aktiver für die Entwicklung des wichtigsten Klubwettbewerbs der Region einzusetzen. „Wir wissen, was es braucht, um das technische Niveau in Asien zu verbessern. Ohne den Klubfussball wird Asien nicht vorwärtskommen und gegen die Weltbesten antreten können“, ermahnte Bin Hammam die anwesenden Klubvertreter. „Dieser Workshop bringt Ihr Know-how und Ihre Erfahrungen zusammen. Ergreifen Sie die Initiative, und sagen Sie der AFC, wo wir ansetzen sollen.“ Der AFC-Präsident betonte auch, dass zukünftig nur professionell geführte Klubs in der AFC Champions League spielen dürften. „Alle anderen werden ausgeschlossen“, warnte er. „Dieses Jahr wird hart.“ Über 600 Teilnehmer verschiedenster Fachrichtungen kamen vom 10. Januar bis 8. Februar nach Kuala Lumpur zum jährlichen Elite-Ausbildungsseminar der AFC. „Mit 617 Teilnehmern ist dies eines der bisher grössten Seminare“, so Hasan Al Sabah, Ausbildungsleiter und stellvertretender Generalsekretär der AFC, bei der Eröffnungsfeier. Das Seminar bot eine Vielzahl an Kursen für Asiens Eliteschiedsrichter und -trainer sowie Diskussionsrunden zu ganz unterschiedlichen Themen wie Sportmedizin, Torhüten und Behindertenfussball. Die AFC hat die Austragungsdaten zweier Jugendturniere gewechselt. Die AFC-U-19Meisterschaft, die auf den Zeitraum vom 1. bis 16. November 2010 angesetzt war, ist auf den 2. bis 17. Oktober vorverschoben worden. Dafür findet die AFC-U-16-Meisterschaft nicht vom 2. bis 17. Oktober, sondern vom 1. bis 16. November statt. Somit steht einer Teilnahme der U-19-Spieler an den 16. Asienspielen in Guangzhou (China) vom 12. bis 27. November nichts im Weg. www.the-afc.com 58 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Beim Afrikanischen Nationen-Pokal im Januar konnte Ägyptens Kapitän Ahmed Hassan nicht nur den Turniersieg feiern, sondern auch einige persönliche Meilensteine in seinen Palmarès aufnehmen. So wurde er zum besten Spieler des Turniers gewählt, nachdem er die „Pharaonen“ zu ihrem dritten Titelgewinn in Folge geführt hatte. Beim diesjährigen Turnier in Angola löste er auch seinen Landsmann Hossam Hassan als Afrikas Rekordnationalspieler ab. Nach dem Finale vom 31. Januar hatte er 172 Länderspiele für Ägypten bestritten. Damit überholte er Hossam Hassan (169 Länderspiele) und liegt nur noch fünf Spiele hinter den Weltrekordhaltern Mohammed Al Deayea aus Saudiarabien und Claudio Suárez aus Mexiko zurück. Nach der FIFA hat auch CONCACAF-Präsident Jack Warner Haiti seine Unterstützung nach dem verheerenden Erdbeben von Ende Januar zugesichert. Bei einem Besuch vor Ort versprach Warner, die Fussballkonföderation von Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik werde ihr Möglichstes tun, um beim Wiederaufbau Haitis zu helfen und den Fussball wieder in Schwung zu bringen. Warner schlug vor, den Verbandssitz in die neuen, im Jahr 2002 bezogenen und über Goal finanzierten Büros zu verlegen. Auch werde er die Mitgliedsländer der karibischen Fussballunion auffordern, haitianische Spieler aufzunehmen, damit diese ihr Training fortsetzen könnten, bis der haitianische Verband wieder voll funktionsfähig sei. Der Präsident der Afrikanischen Fussballkonföderation (CA F ), Issa Hayatou, dankte Angola bei der 32. Generalversammlung der CAF in Luanda für seine Gastfreundschaft beim Afrikanischen Nationen-Pokal und sagte der CAF „ein grossartiges Jahr voller Neuerungen“ voraus, dessen Höhepunkt die erstmals in Afrika stattfindende FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ sei. In seiner Ansprache an die Delegierten zwei Tage vor dem Finale des NationenPokals sagte Hayatou, die Weltmeisterschaft in Südafrika sei „ein wunderbares Geschenk, das uns mit Stolz erfüllt“, und forderte das Gastgeberland auf, das Bild Afrikas im Rest der Welt „zu verbessern und zu transformieren“. Die Versammlung begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des Angriffs auf den Mannschaftsbus von Togo kurz vor Turnierstart. www.cafonline.com Haiti bestreitet am 10. März das Eröffnungsspiel der CONCACAF-U-17Meisterschaft der Frauen in Costa Rica gegen den amtierenden Meister USA in einem sicherlich emotionsgeladenen Spiel. Haiti hat die Teilnahme bestätigt. Es ist dies der erste Auftritt des Landes bei einer CONCACAFJuniorinnenmeisterschaft seit der U-19Meisterschaft 2002. „Haitis Teilnahme unter solch schwierigen Bedingungen zeigt die Entschlossenheit und den Einsatz des haitianischen Fussballverbands, der Spielerinnen und Spieler, der Trainer und der Bevölkerung“, sagte CONCACAFPräsident Jack Warner. „Wir bewundern ihren Durchhaltewillen und sind stolz darauf, mit ihnen zusammen ihr Fussballprogramm und ihr Land wieder auf die Beine zu bringen.“ www.concacaf.com SÜDAMERIKA OZEANIEN EUROPA Eine der schillerndsten Figuren des Fussballs hört auf: Kolumbiens Ex-Nationaltorhüter Higuita, selbsternannter „Torhüter-Libero“, geht mit 43 Jahren in Rente. In Medellíns Atanasio-Girardot-Stadion, dem Heimstadion von Atlético Nacional – dem Klub, mit dem er am meisten in Verbindung gebracht wird –, wurde er bei einem Spiel zu seinen Ehren stürmisch verabschiedet. Sein Stil war einzigartig und tollkühn: Oft versuchte er, die gegnerischen Stürmer vor seinem eigenen Tor zu umdribbeln und brachte den Ball auch schon mal selber bis in die gegnerische Hälfte. Eine Zeit lang führte er für Kolumbien regelmässig Strafstösse aus, und auf Klubebene war er ein Freistossspezialist. Higuita verhalf Atlético als erstem Klub Kolumbiens zum Sieg bei der Copa Libertadores – ein Höhepunkt seiner Karriere. Die Folgen seiner Possen waren manchmal verheerend, z. B. als er 1990 bei einem WM-Spiel den Ball Kameruns Roger Milla schenkte, oder schlicht spektakulär: Bei seinem „Skorpion-Kick“ gegen England im Wembley liess er sich nach vorne fallen und parierte den Ball kopfüber mit beiden Hacken. Die Ozeanische Fussballkonföderation (OFC) bereitet sich auf die erste pazifische Jugend- und Sportkonferenz in Auckland (Neuseeland) vom 15. bis 20. März vor. Die Konferenz wird von der OFC und der Gemeinde Manukau City organisiert und bietet rund 1000 Jugendlichen aus der Pazifikregion die einmalige Gelegenheit, zusammenzukommen, sich auszutauschen und wichtige soziale Themen wie Übergewicht, Drogen, Gewalt und Diskriminierung zu diskutieren. Die OFC erhofft sich eine Stärkung der Jugend- und Sportnetzwerke und will Wege finden, damit sich Jugendliche mithilfe des Sports vermehrt in der Gesellschaft engagieren. Die Veranstaltung könnte die Zukunft der Jugendlichen stark beeinflussen, denn Bildungsminister sowie regionale, nationale und internationale Organisationen nehmen daran teil. Bei der Auslosung für die Europameisterschaft 2010 in Polen und der Ukraine sind Europameister Spanien mit der Tschechischen Republik, Schottland, Litauen und Liechtenstein keine leichten Gegner zugelost worden. Auch Weltmeister Italien bescherte die Auslosung, die im Februar in Polens Hauptstadt Warschau stattfand, eine Herausforderung: Serbien und Slowenien, beide ebenfalls Teilnehmer der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010TM, sind in der gleichen Gruppe. Vize-Europameister Deutschland trifft u. a. auf die Türkei und Österreich. Gegen diese Teams setzten sich die Deutschen auf ihrem Weg ins Finale der Euro 2008 durch. Die Qualifikationsspiele beginnen im September 2010. Neben den gesetzten Gastgebern Polen und Ukraine qualifizieren sich 14 Teams für die EM. Beiträge der Mitgliedsverbände für FIFA World sind bis spätestens einen Monat vor der betreffenden Ausgabe an [email protected] zu senden. www.conmebol.com Klubs, Fans und Vertreter der grössten Städte Europas kamen im Februar für ein paneuropäisches Seminar zum Thema „Fussball, Gastgeberstädte und RESPEKT“ nach Barcelona, Spanien. Das zweitägige Seminar soll die Gastfreundschaft und das Fairplay in Städten stärken, in denen internationale Fussballspiele stattfinden. Zu Beginn wurde eine gemeinsame GoodwillErklärung unterzeichnet. Sie betont, dass Dialog, Zusammenarbeit und Goodwill zwischen Klubs, Fans und Gastgeberstädten notwendig sind, um ausländische Besucher zu unterstützen und um Gewalt, Vandalismus und anderem antisozialem Verhalten entgegenzuwirken. Der tahitianische Fussballverband (FTF) nutzt die neue Unterkunft umfassend, die im Rahmen des Goal-Projekts der FIFA in Tahitis „Haus des Fussballs“ realisiert wurde. Im neu renovierten Komplex übernachten Teams und Funktionäre, die von den umliegenden Inseln nach Pirae reisen, um an Futsal-, Beach-Soccer-, Männer-, Frauenund Jugendturnieren teilzunehmen. Die allermeisten europäischen Länder – mit der Ausnahme von Grossbritannien – legen in den kalten Wintermonaten eine Fussballpause ein. Diese Saison entschied sich Belgien, dem britischen Vorbild zu folgen. Aufgrund eines vor Kurzem neu eingeführten Formats in Belgiens oberster Liga, das u. a. die Zahl der Teams verringerte und neu Spiele in der Nachsaison vorsieht, setzte die Liga versuchsweise Spiele zwischen Weihnachten und Neujahr an. Erste Reaktionen deuten auf einen Erfolg hin. www.oceaniafootball.com www.uefa.com FIFA WORLD I KOMPAKT 59 TECHNISCHE ANALYSE BALLBESITZ VERSUS GESCHWINDIGKEIT Text von Christofer Clemens, Spielanalytiker der technischen Studiengruppe der FIFA EINE FRAGE DES STILS In den letzten Jahren galt das physische, schnelle und direkte Spiel vor allem der Mannschaften aus England als Dogma erfolgreicher Spielauffassung. Doch auf einmal feiern spanische Mannschaften Erfolge (Nationalmannschaft, FC Barcelona), die eine völlig andere Spielauffassung zu haben scheinen. Damit ist die Diskussion nach der effektivsten und besten Spielweise oder dem Spielstil neu entfacht. Die letzten fünf Endspiele der UEFA Champions League fanden mit englischer Beteiligung statt, und mit dem FC Liverpool und zuletzt Manchester United qualifizierten sich zwei englische Teams als ChampionsLeague-Sieger auch für die jeweilige FIFA Klub-Weltmeisterschaft. Aus diesem Grund Barcelonas Passspiel zahlte sich im Finale der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2009 gegen Estudiantes einmal mehr aus. 60 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 ist allgemein eine gewisse Dominanz einer schnellen, direkten und physisch geprägten Spielweise festzustellen, die durch direktes vertikales Spiel und Konterfussball geprägt ist. Diese wurde durch die Art und Weise, in der die Brasilianer den FIFA KonföderationenPokal 2009 in Südafrika gewonnen haben, erneut untermauert. Umso überraschender ist jetzt die Tatsache, dass Spanien, der Europameister von 2008, sowie der Champions-LeagueSieger und Klubweltmeister FC Barcelona ganz anders spielen und damit zeigen, dass es offenbar nicht nur einen Weg zum Erfolg im heutigen Fussball gibt. Doch was kennzeichnet überhaupt diese unterschiedlichen Spielstile? Anhand des Finales um die KlubWeltmeisterschaft 2009 hat die technische Studiengruppe der FIFA einige interessante technisch-taktische Daten ermittelt, die einen genaueren Einblick in die Kernelemente des jeweiligen Spielstils geben können. Langsamer Aufbau Beim Betrachten des Spiels fallen schon nach wenigen Minuten die zwei grundverschiedenen Herangehensweisen beider Mannschaften auf: Während der FC Barcelona den Angriffsaufbau über viele Stationen anlegt und dabei grösstmögliche Kontrolle über den Ball zu wahren versucht, will die Mannschaft von Estudiantes de la Plata den Ball so schnell wie möglich ins gegnerische letzte Drittel befördern – also in die Torabschlusszone. Und auch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der FC Barcelona spielt über 120 Minuten lediglich 14 lange Bälle aus der eigene Hälfte in das gegnerische Enddrittel, während Estudiantes deren 35 spielt. Wie Tabelle 1 zeigt, gibt es auch einen deutlichen Unterschied in Bezug auf die Geschwindigkeit des Ballbesitzes pro Spieler. Im Durchschnitt hat jeder Spieler des FC Barcelona 2,25 Ballkontakte bei Ballbesitz, bei Estudiantes sind es hingegen nur 1,73. Die Spieler von Estudiantes spielen den Ball ca. 10–15 % schneller ab als diejenigen von Barcelona. Konkret in Zeit heisst dies: Alle 1,23 Sekunden spielt ein Barcelona-Spieler im Durchschnitt ab, bei Estudiantes dauert es nur 0,80 Sekunden, bis der Ball weitergespielt wird! Kein Wunder also, dass im Durchschnitt – die Torhüter jeweils ausgenommen – jeder Barcelona-Spieler den Ball 117 Sekunden, jeder Estudiantes-Spieler nur 35 Sekunden hatte. Zum Vergleich: In der Champions-LeagueSaison 2008/2009 gab es im Schnitt ca. zwei Ballkontakte pro Ballbesitz und Spieler, bei ca. 1,1 Sekunden Kontaktzeit pro Ballbesitz, was ca. 80 Sekunden Ballbesitz pro Spieler macht. Jetzt wird deutlich, welch konträre Ideen der Spielgestaltung in diesem Finale aufeinandergeprallt sind. Insofern ist es auch mehr als nachvollziehbar, dass die Ballbesitzverteilung bei 65 % zu 35 % zugunsten Barcelonas lag. GESCHWINDIGKEIT VERSUS PRÄZISION? Bestätigt wird der Unterschied zwischen Ballbesitzfussball und schnellem Vorwärtsspiel auch durch die Verteilung der erfolgreichen Pässe aus dem Spiel (Tabelle 2). Dort führt Barcelona überlegen mit 629 zu 188 Pässen – also mehr als dreimal so viel wie Estudiantes. Ein wichtigeres Indiz ist jedoch die Tatsache, dass Barcelona 84 % zum eigenen Mann brachte, Estudiantes hingegen „nur“ 61 %. Anhand der Grafik (blaue Linien: erfolgreiche Estudiantes de La Plata FC Barcelona Tabelle 1 FC Barcelona Estudiantes de La Plata Tabelle 2 FC Barcelona Estudiantes de La Plata ø Ballkontakte/Ballbesitz Spieler 2,25 1,73 Erfolgreiche Pässe im Spiel 629 188 Ballkontakte/Mannschaft 2253 903 % erfolgreiche Pässe im Spiel 84 61 ø Zeit pro Ballbesitz/Spieler in Sek. 1,23 0,80 Erfolgreiche Pässe im Spiel in der gegnerischen Hälfte 324 82 ø Gesamtzeit in Ballbesitz/Spieler in Sek. 117 35 % Pässe im Spiel in der gegnerischen Hälfte 53 47 Ballbesitzverteilung in % 65 35 % erfolgreiche Pässe im Spiel in der gegnerischen Hälfte 81 57 Pässe zum Mitspieler, rote Linien: Fehlpässe) lässt sich zudem noch ein weiteres Kriterium erkennen. Während Barcelona über das gesamte Spielfeld und insbesondere in der gegnerischen Hälfte sehr kontrolliert agierte (wenig Fehlpässe), so ist bei Estudiantes ein deutlicher Unterschied zwischen Abspielen in der eigenen und gegnerischen (viele Fehlpässe) Hälfte festzustellen. Obwohl beide Teams nahezu 50 % ihrer Pässe in der gegnerischen Spielfeldhälfte spielten, so erzielte doch Barcelona mit 81 % erfolgreichen Pässen eine viel grössere Präzision (und damit Kontrolle) als Estudiantes (57 % erfolgreiche Pässe). Zusammengefasst bedeutet dies: Ob bewusst oder nicht, Estudiantes hat das Risiko des Fehlpasses und Ballverlustes – insbesondere in der gegnerischen Hälfte – beim Passspiel durchaus einkalkuliert. Diese Grundeinstellung könnte man vielleicht frei beschreiben mit „Geschwindigkeit vor Präzision“, während es bei Barcelona „Kontrolle vor Geschwindigkeit“ heissen müsste! Diese Feststellung wird zudem durch die grundsätzliche Beobachtung gestützt, dass das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff (Konterspiel) bei Estudiantes einen viel höheren Stellenwert hatte als bei Barcelona. Während die Spieler des FC Barcelona bei Ballgewinn zunächst auf Ballsicherung und Einnahme ihrer Positionen fokussiert waren, versuchte Estudiantes, die vermeintliche Unordnung des Gegners mit schnellem Spiel nach vorne auszunutzen. Eine Studie bei der UEFA Euro 2008 zeigt zudem, dass das schnelle Umschalten ein wichtiger Faktor im heutigen Fussball ist. Dort fand man heraus, dass rund ein Drittel aller Tore aus Konter- oder Umschaltsituationen entstanden ist. Insofern ist es vermutlich nicht ganz zufällig, dass einem beim FC Barcelona das Gefühl beschleicht, die Zeit würde stehen bleiben. SCHÖNES SPIEL? Es geht nicht darum, einen Spielstil zum allgemeinen Ideal zu erheben oder ihn anderen Mannschaften nahelegen zu wollen. Die Frage nach der „Schönheit“ eines Spielstils sei jedoch gestattet. Es steht ausser Frage, dass eine Spielweise mit vielen Ballkontakten und grosser Ballkontrolle auch auf einem hohen technischen Niveau der Spieler basieren muss. Dadurch, dass in der Regel auch bei einem langsameren Angriffsaufbau der Gegner vermutlich besser defensiv organisiert ist, da er schlicht und ergreifend mehr Zeit zur Formierung hat, wird es häufiger zu technisch anspruchsvollen Passstafetten kommen und auch zu häufigeren Direktduellen (Dribblings). Gerade hier liefern die Daten des Finales einen weiteren spannenden Wert. Während die Spieler von Estudiantes de la Plata in 120 Minuten gerade einmal auf zwei Dribblings/ Läufe mit dem Ball im letzten Drittel Richtung Strafraum kamen, von denen eines/einer so weit erfolgreich war, dass der Ball nicht im Zweikampf verloren wurde, hatte der FC Barcelona im gleichen Zeitraum 69 Dribblings/Läufe mit dem Ball, bei denen der Gegner lediglich siebenmal erfolgreich stören konnte. Das heisst 62 Mal schafften es die Spieler vom FC Barcelona, mit einer FIFA WORLD I KOMPAKT 61 Individualaktion in die „gefährliche“ Zone des Gegners zu gelangen. RICHTIGE MISCHUNG Es lassen sich natürlich gewisse Rückschlüsse ziehen. Wie weiter oben erwähnt, ist in Bezug auf einen Stil basierend auf Ballkontrolle ein hohes technisches Niveau unabdingbar. Es wäre sicherlich naiv zu glauben, dass nicht auch Estudiantes über technisch exzellente Fussballer verfügt, allerdings erscheint die Qualität des ersten Ballkontaktes (also der Ballannahme und -mitnahme) schon ein elementares Qualitätsmerkmal für die Bewahrung der Ballkontrolle insbesondere gegen gut organisierte Gegner (d. h. wenig Platz für die Angreifer) und unter ständigem Druck durch den Gegenspieler zu sein. Hier sind natürlich Spieler wie Messi, Xavi oder Iniesta Musterbeispiele für diesen Spielertypen. Dies sind eher quirlige, dribbelstarke Spieler, die mit einer schnellen Bewegung eine Einsgegen-Eins-Situation für sich entscheiden können (siehe Statistik Dribblings oben). Ein extrem kopfballstarker und physisch sehr präsenter Stürmertyp ist hingegen nicht zwingend erforderlich, da der Ball äusserst selten hoch nach vorne geschlagen wird und es wenig Flanken von den Seiten gibt. Wenn natürlich ein Spieler wie Ibrahimovic beides vereint, ist dies vermutlich kein Nachteil, da er das Repertoire erweitert. Auf der anderen Seite werden jedoch keine „Sprinter oder Konterspieler“ für diesen Spielstil benötigt, da der Angriffsaufbau aus einem Positionsangriff vorgetragen wird. Das soll jetzt nicht heissen, dass eine Mannschaft wie Barcelona aus langsamen Spielern besteht. Nur bezieht sich die Geschwindigkeit hier eher auf den kurzen Antritt als auf eine längere Distanz. Dies ist hingegen wieder eine wesentlicher Bestandteil des – wie der Name schon sagt – Geschwindigkeitsfussballs. Zwangsläufig werden schnelle Spieler – auch über längere Distanzen – mit hoher Laufbereitschaft benötigt, wenn es darum geht, möglichst schnell und direkt nach vorne zu spielen. Insbesondere das Konterspiel verlangt nach „Sprintertypen“, die mehrmals im Spiel 40–50 m im Vollsprint nach vorne mitlaufen können. Diese physisch geprägten Spielertypen müssen zudem ihre Laufbereitschaft auch in der Defensivarbeit gegen den Ball einbringen. Da der Ball bei diesem Spielstil häufig weit und direkt nach vorne auf einen zentralen Spieler gespielt wird, steht hier vor allem die Ballbehauptung der vordersten Spieler im Vordergrund. Dort werden Spieler benötigt, die mit hoher physischer Präsenz und/oder Technik den Ball gegen einen oder mehrere Gegenspieler behaupten können, bis ihre Mannschaftskollegen im schnellen Tempo nachgerückt sind. Die Suche nach dem grossen kräftigen Mittelstürmer, der in jeder Situation anspielbar ist und den Ball immer behauptet, ist somit nachvollziehbar. Grundsätzlich sollte man in dieser Diskussion jedoch nie vergessen, dass der sehr gute Fussballer in jedem Spielstil zurechtkommt und sich jeder Spielstil im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Insofern wird es mit Blick auf die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ spannend sein zu beobachten, wie die unterschiedlichen Spielstile aus allen Nationen miteinander konkurrieren werden und welcher sich vor allem am Ende durchsetzen wird – zumindest dieses Mal. ATLANTE – BARCELONA 1:3 HALBFINALE DER FIFA KLUB-WELTMEISTERSCHAFT AM 16. DEZEMBER IN ABU DHABI z Atlante z FC Barcelona Lionel Messis Tor zum 2:1 gegen CONCACAF-Meister Atlante im Halbfinale der FIFA Klub-Weltmeisterschaft ist ein weiteres Beispiel für Barças bedachten Spielaufbau und seine explosiven Abschlüsse. 62 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 FIFA-ARCHIV HAMBURG, 20. OKTOBER 1962 Edson Arantes do Nascimento alias Pelé sowie Uwe Seeler waren in den Sechzigerjahren auf internationaler Ebene wohl zweifellos die prägendsten Figuren der Fussballgrossmächte Brasilien und Deutschland. Ihre Karrieren auf dem WMParkett verliefen auch nahezu parallel. Beide debütierten bei der Endrunde 1958 in Schweden und beendeten ihre WMKarriere 1970 in Mexiko. Pelé und Seeler vereinen auf sich nicht weniger als 35 WM-Partien, 3240 Spielminuten oder 21 Tore. Beide sind darüber hinaus die einzigen Spieler, die bei vier verschiedenen FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™ mindestens ein Tor erzielt haben. Die Meriten wurden allerdings ungleich verteilt. Während Pelé in seiner Karriere dreimal Weltmeister wurde und unzählige Kontinental- und Landesmeisterschaften gewann, reichte es für Uwe Seeler „nur“ zu einem Vizeweltmeistertitel 1966 sowie auf Klubebene zu einer Meisterschaft und einem Pokalsieg. Dass sich Pelé und Seeler nie bei einer WM gegenüberstanden, mag erstaunen. Der Modus oder das Los wollten es, dass sich die Paarung Brasilien gegen Deutschland oder Erster gegen Zweiter der ewigen FIFA-Rangliste erstmals 2002 im Finale von Yokohama ergab. Dies obwohl Brasilien bisher an jeder WM teilnahm und Deutschland lediglich die Turniere von 1930 und 1950 verpasste. Bezeichnenderweise zeigt unser Bild Pelé und Seeler nicht in den Farben ihres Nationalteams, sondern im Trikot ihrer Vereine FC Santos und Hamburger SV bei einem Freundschaftsspiel Anfang der Sechzigerjahre. Eine weitere Parallele zwischen den beiden ist nämlich ihre Klubtreue. Während Pelé nach seiner grossen Zeit beim FC Santos die Karriere in den USA bei Cosmos New York ausklingen liess, spielte Seeler zeit seines Lebens nur für den Hamburger SV. FIFA WORLD I KOMPAKT 63 AFRIKANISCHER MEISTER ÄGYPTEN SCHAFFT SPRUNG IN DIE TOP 10 Der Afrikanische Nationen-Pokal hinterlässt Von Interesse für die kommende deutliche Spuren in der ersten Ausgabe Weltmeisterschaft in Südafrika ist eine der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste dieses Analyse der Stärkeverhältnisse der acht Jahres. Während Spanien weiterhin vor ausgelosten Gruppen. Allgemein fällt auf, Brasilien und den Niederlanden an der dass nur in Gruppe G zwei Teams aus den Spitze liegt, vermochte sich Ägypten dank Top 10 spielen (Brasilien und Portugal), seiner erfolgreichen Titelverteidigung bei der während in Gruppe F mit Italien lediglich Kontinentalmeisterschaft in Angola um 14 eine Mannschaft aus den Top 20 vertreten Plätze auf Rang 10 zu verbessern. Der zehnte ist. Berücksichtigt man, dass sich pro Rang ist nicht nur die beste Klassierung der Gruppe nur zwei Teams für die nächste Ägypter seit je, sondern auch die zweitbeste Runde qualifizieren, so dürfte vor allem die Rangierung eines afrikanischen Teams seit „Dichte“ der Gruppen bzw. der Abstand Bestehen der Weltrangliste. Lediglich Nigeria zwischen dem Zweiten und dem Dritten stand im April 1994 auf Rang fünf noch von Bedeutung sein. In dieser Beziehung besser da. Auch andere afrikanische Teams versprechen zwei Gruppen am meisten vermochten von ihren Leistungen in Angola Spannung. In Gruppe A liegen Mexiko und zu profitieren, darunter Halbfinalist Nigeria Uruguay sehr nahe beieinander, in Gruppe (15, plus 7) sowie Finalist Ghana (27, plus 7). H Chile und die Schweiz. Für die aktuelle Ausgabe der Weltrangliste Grosse Sprünge machten auch Sambia (73, wurden 82 A-Länderspiele berücksichtigt, plus 11) und Malawi (82, plus 17). Rang Team +/- Ränge Dez. 09– Jan. 10 Punkte +/- Ränge Jan. Dez. 09– 2010 Jan. 10 Rang Team +/- Ränge Dez. 09– Jan. 10 Punkte +/- Ränge Jan. Dez. 09– 2010 Jan. 10 Der ägyptische Stürmer Gedo wird von seinen Kollegen nach dem entscheidenden Tor im Finale des Afrikanischen NationenPokals gefeiert. wobei 15 noch aus dem Jahr 2009 stammen (Gesamtzahl der A-Länderspiele 2009: 849). Nebst den 29 Spielen im Rahmen des Afrikanischen Nationen-Pokals wurden 11 kontinentale Qualifikationspartien sowie 42 Freundschaftsspiele ausgetragen. Die nächste FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste erscheint am 3. März. Rang Team +/- Ränge Dez. 09– Jan. 10 Punkte +/- Ränge Jan. Dez. 09– 2010 Jan. 10 1 Spanien 0 1627 0 33 Slowenien -2 767 0 65 Marokko +2 492 2 Brasilien 0 1568 0 34 Honduras +3 759 +21 66 Belgien 0 491 0 3 Niederlande 0 1288 0 35 Ecuador +2 753 +15 67 Benin -8 483 -49 4 Italien 0 1209 0 36 Slowakei -3 752 0 68 5 Portugal 0 1176 0 37 Republik Irland -2 746 0 6 Deutschland 0 1173 0 38 Rumänien -2 745 0 70 7 Frankreich 0 1117 0 39 Kolumbien 0 736 0 71 8 Argentinien 0 1082 -3 40 Japan +3 729 +20 72 Montenegro +2 456 0 9 England 0 1076 0 0 729 0 73 Sambia +11 449 +69 10 Ägypten +14 1069 +237 42 Türkei -1 728 0 74 Uganda +1 447 -8 11 Kroatien -1 1053 +11 43 Schweden -1 727 +6 75 Usbekistan +1 431 -9 12 Griechenland +1 1030 +14 44 Gabun +4 706 +46 76 Wales +1 420 0 13 Russland -1 1026 0 45 Costa Rica -1 699 -2 77 Panama -7 406 -63 14 USA 0 963 -17 46 Schottland 0 665 0 78 Jamaika +3 403 0 15 Nigeria +7 956 +108 47 Venezuela +3 646 0 79 Neuseeland +3 400 0 16 Chile -1 955 +19 48 Bosnien-Herzegowina +3 645 +3 80 Belarus 17 Mexiko 0 947 +16 49 Republik Korea +3 634 +9 81 Südafrika 18 Schweiz 0 924 0 Lettland -4 634 -43 82 19 Serbien 0 916 0 51 Burkina Faso -2 616 -34 20 Kamerun -9 914 -121 52 Ungarn +2 615 +2 84 21 Uruguay -1 909 0 53 Mali -6 598 -64 22 Elfenbeinküste -6 865 -69 54 Finnland +1 576 23 Australien -2 857 -6 55 Bolivien +1 24 Ukraine -2 848 0 Tunesien -2 25 Tschechische Republik 0 828 0 Kanada -1 26 Dänemark +2 827 +7 Polen +1 27 Ghana +7 823 +76 59 Saudiarabien Israel -1 823 0 60 Bahrain 29 Paraguay 0 806 0 61 30 Bulgarien 0 801 0 62 31 Algerien -5 784 -39 63 32 Norwegen 0 772 +12 64 64 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Nordirland 57 +15 Zypern 0 471 0 Peru 0 471 0 Togo +1 468 +1 El Salvador +7 463 +50 0 397 -9 +4 391 +14 Malawi +17 384 +58 Mosambik -10 384 -78 Trinidad und Tobago -2 382 -18 85 DVR Korea +1 378 +2 -16 86 Irak +2 375 +11 573 0 87 VR China +6 373 +33 573 -41 88 Angola +7 371 +34 567 -6 89 Katar -3 370 -6 567 +11 90 Guinea -17 361 -97 +4 538 +28 91 Senegal -2 359 -2 0 530 +6 92 Kuwait +12 358 +57 Österreich 0 523 0 93 Oman -14 352 -58 Litauen 0 522 0 94 Island -2 349 +3 Iran +1 499 -9 95 Haiti -5 347 -1 EJR Mazedonien +1 495 0 96 Moldawien -2 338 0 Rang Team +/- Ränge Dez. 09– Jan. 10 Punkte +/- Ränge Jan. Dez. 09– 2010 Jan. 10 Rang Team +/- Ränge Dez. 09– Jan. 10 Punkte +/- Ränge Jan. Dez. 09– 2010 Jan. 10 Rang Team +/- Ränge Dez. 09– Jan. 10 Punkte +/- Ränge Jan. Dez. 09– 2010 Jan. 10 97 Albanien -1 336 0 135 Bermuda +7 156 +18 173 Kambodscha +2 56 98 Gambia +18 333 +110 136 Indonesien -16 155 -51 174 +3 45 0 Thailand +7 333 +37 137 Hongkong +6 153 +16 175 Seychellen +3 44 0 -3 331 0 -3 152 0 176 Bahamas +4 43 0 -9 331 -16 Swasiland -3 152 0 Komoren 0 43 -3 178 Mauritius +3 40 0 179 Cayman-Inseln +4 39 +3 100 Kap Verde Syrien 138 Äquatorial-Guinea 102 Armenien -2 321 0 140 Malediven -3 146 0 103 Kongo -2 320 0 141 Myanmar -1 144 +2 104 Estland 105 Jemen Turks- und Caicos-Inseln 0 -2 315 +7 142 Suriname +2 133 0 Laos -1 39 -5 +25 294 +118 143 Tschad +2 130 0 Somalia -9 39 -25 106 Jordanien +5 276 +21 144 Malta +2 129 +1 +15 38 +26 107 Ruanda -5 275 -33 145 Libanon +3 127 +2 Samoa 0 38 0 108 Tansania -2 266 -24 146 Neukaledonien +1 126 0 184 Cook-Inseln 0 34 0 109 Namibia +4 251 +5 147 Burundi -21 124 -71 Guam 0 34 0 -1 251 -17 148 Tadschikistan +17 123 +36 186 Belize -13 33 -24 Sudan 111 DR Kongo 112 Kenia 113 Ver. Arabische Emirate 114 Aserbaidschan 115 Libyen 116 182 Dominica -4 248 -23 149 Lesotho +1 120 0 187 St. Lucia -1 32 0 -14 244 -83 150 Bangladesch -1 117 -5 188 Macau -1 31 0 -1 241 -7 151 0 236 0 152 Nepal 0 233 +1 Vietnam +7 231 117 Simbabwe -8 118 Färöer -1 119 Botsuana 120 Singapur Sri Lanka 0 115 0 189 Tonga -1 28 0 0 112 0 190 Dominikanische Rep. 0 26 0 153 Liechtenstein +1 110 0 191 Britische Jungferninseln 0 25 0 +28 154 Vanuatu +1 108 0 Brunei Darussalam 0 25 0 229 -36 155 St. Kitts und Nevis +1 106 0 193 Dschibuti -4 23 -4 222 0 156 Madagaskar +2 105 0 194 Afghanistan -1 20 0 -1 219 0 0 105 -1 195 Guinea-Bissau -1 19 0 -10 217 -43 +1 103 0 -1 19 0 121 Äthiopien +1 204 0 159 Malaysia +1 100 -2 197 Bhutan -1 17 0 122 Georgien +2 202 0 160 Liberia +1 98 0 198 Aruba 0 11 0 123 Kasachstan +2 201 +1 161 Mauretanien +8 93 +23 199 Amerik. Jungferninseln 0 8 0 124 Luxemburg +4 195 +10 162 Chinese Taipei 0 92 -1 200 Zentralafrikanische Rep. 0 4 0 125 Kuba -6 191 -27 Eritrea +1 92 0 Osttimor 0 4 0 202 Andorra 0 3 0 203 Amerikanisch-Samoa 0 0 0 0 0 0 Pakistan 158 Kirgisistan Tahiti 126 Guyana +1 186 -5 Nicaragua -29 92 -73 127 Antigua und Barbuda +3 184 +8 Niger +1 92 0 128 Barbados +1 171 -10 166 Puerto Rico -1 89 +2 Anguilla 167 Philippinen 129 Fidschi +3 167 0 130 Indien +4 166 +8 168 St. Vincent/Grenadinen 131 Guatemala -10 164 -41 132 Sierra Leone +6 159 +14 133 Grenada +5 158 +13 134 Turkmenistan +7 157 +18 WAHLEN 0 85 +2 Montserrat 0 0 0 -16 82 -30 Papua-Neuguinea 0 0 0 169 Niederländische Antillen -1 80 0 San Marino 0 0 0 170 Mongolei +1 61 0 171 Salomon-Inseln +1 60 0 172 Palästina +1 57 0 Hinweis: Teams, die während mehr als vier Jahren nicht gespielt haben, erscheinen nicht in der Rangliste. Die folgenden Mitgliedsverbände haben seit der letzten Ausgabe von FIFA World Präsidentenwahlen durchgeführt: Jordanien: Ali bin Al-Hussein (wiedergewählt) Usbekistan: Mirabror Usmanov (wiedergewählt) Togo: Seyi Memene (Übergangskommission) Gambia: Seedy Kinteh (wiedergewählt) Russland: Sergey Fursenko FIFA-TERMINE MÄRZ/APRIL 2010 3. März 5.–7. März 15.–19. März 18./19. März 25. März 12.–16. März 22. März Termin für internationale Freundschaftsspiele 124. IFAB-Jahresversammlung, Zürich FIFA-Kommissionssitzungen, Zürich Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees, Zürich UEFA-Kongress, Tel Aviv FIFA-Kommissionssitzungen, Zürich Auslosung der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft, Dresden FIFA WORLD I KOMPAKT 65 Kinderspiel: Blick auf das Breitenfussballprogramm der FIFA in der nächsten Ausgabe von FIFA World. STARS VON MORGEN: FUSSBALLFÖRDERUNG AN DER BASIS FRAUENFUSSBALL: ALLEIN ODER GEMEINSAME SACHE MIT DEN MÄNNERN? MATHEMATIK: Erscheint am: 31. März 2010 WIE DIE FIFA/COCA-COLA-WELTRANGLISTE BERECHNET WIRD Herausgeberin: Inhalt: Artikel: Produktion: Kontakt: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, Kommunikation Mark Ledsom, Alex Koch, Hans-Peter Frei (Leitung); Rückmeldungen zu FIFA World 8044 Zürich, Schweiz und Öffentlichkeitsarbeit Albert Miller, Daniela Leeb, Philipp Mahrer (Layout)) an [email protected] Tel.: +41-(0)43-222 7777 FIFA World – Nr. 9, Fax: +41-(0)43-222 7878 März 2010 Direktor (interimistisch): Tsitsonis, Theo Ruizenaar, Mark Druck: Ausgabe von FIFA World siehe Nicolas Maingot Gleeson, Raphaël Morgulis, Bruhin AG, Schweiz www.FIFA.com/fifaworld Internet: Offizielle Monatspublikation www.FIFA.com/fifaworld der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Pablo Aro Geraldes, Marius Redakteur: Schneider, Matthias Kunz, Fotos: Redaktionsschluss dieser Mark Ledsom Marco Monteiro-Silva, Ravi Getty Images, foto-net, Ausgabe: Kumar, Suleiman Habuba, Reuters Pictures, AFP Image Montag, 8. Februar 2010 Priscilla Duncan, André Vieli Forum, pixathlon, Keystone, E-Mail: [email protected] Stv. Redakteur: Horst Hamman Alexander Koch Präsident: Joseph S. Blatter 66 FIFA WORLD I MÄRZ 2010 Die in FIFA World ausgedrück- Übersetzung: ten Meinungen geben nicht Redaktionsassistent: Gabriela Straube (Leitung); in jedem Fall diejenigen der Albert Miller Edward Brown, Andrew Loan, FIFA wieder. Der Nachdruck Stuart Makin, Gwenn Ward von Fotos und Artikeln – auch Karikaturen/Illustrationen: (Englisch); Maxime Ferréol, auszugsweise – ist nur mit Beach (S. 11, 30/31), Alexandre Károlyi, Nicolas Genehmigung der Redaktion Bruno Muff (S. 18, 62) Samier, Estelle Valensuela, und unter Quellenangabe Camille Lovichi, Aurélia (© FIFA 2010) erlaubt. Die Ruetsch (Französisch); Helena Redaktion ist nicht verpflichtet, Barrio, José Ibarra, Eliana unaufgefordert eingesandte Núñez, Elanor Sinclair, Maritza Manuskripte und Fotos zu García Arias, Alicia Hernández, publizieren. Das FIFA-Logo Raquel Ruiz (Spanisch); Sandra ist ein eingetragenes Locher, Reto Gustin, Lorenz Warenzeichen. In der Schweiz Mohler, Susanne Rahman hergestellt und gedruckt. (Deutsch) © FIFA 2010. Generalsekretär: Jérôme Valcke Abonnementes und die Online- Ahmed Schaefer, George ©2010 The Coca-Cola Company. COCA-COLA, the Contour Bottle and the Dynamic Ribbon are trademarks of The Coca-Cola Company. März 2010 März 2010 www.sony.com/football Geheimnis des Heimvorteils, Schiedsrichterförderung Begehrte Tickets | Grünes Sponsoring | Hilfe für Haiti | Gesund dank Fussball | Auf nach Südafrika | Online-Transfers | Erstes WM-Tor | Zu Besuch bei Varallo | Tempo oder Präzision HEIMSPIEL Südafrika glaubt an seine Chance