USA DIDIER DROGBA BEGEISTERT IN DER MLS SEPP BLATTER

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USA DIDIER DROGBA BEGEISTERT IN DER MLS SEPP BLATTER
NR. 36/2015, 11. SEPTEMBER 2015
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
ALBANIEN
NEUER MUT
USA
DIDIER DROGBA
BEGEISTERT IN DER MLS
SEPP BLATTER
NEUES VERTRAUEN
SCHAFFEN
IRAK
ALI ADNAN KADHIM
UND DIE SERIE A
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L
6
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Albanien
Ein 25. Platz in der FIFA/Coca-Cola-Weltrang­liste
und gute Chancen auf eine EM-Endrunden-­
Teilnahme — A
­ lbaniens Nationalmannschaft setzt
ein A
­ usrufezeichen. Emanuele Giulianelli sprach
mit ihrem Trainer Gianni De Biasi über den
talentierten Nachwuchs und den Glauben an
grosse Erfolge. Ausserdem: die Rolle der Schweiz
in der Entwicklung des albanischen Fussballs.
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Argentinien
San Lorenzo gewinnt gegen den Stadtrivalen
Boca Juniors und setzt sich an die Tabellenspitze
der Primera División.
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S epp Blatter
“Der Reformprozess ist nicht ohne Selbst­
reflexion und Opferbereitschaft möglich — im
Grossen wie im Kleinen”, sagt der FIFA-Präsident
in seiner Kolumne.
35
Japanischer Fussballheld
Wer ist eigentlich dieser Tsubasa Ozora,
der für viele Spieler weltweit als Vorbild
fungiert?
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
16
MLS
Didier Drogba gelangen für
Montreal Impact drei Treffer.
Neuer Mut
Albanische Jungen am Spielfeldrand
in Kukes, 2009. Heute steht da ein
Stadion für 5000 Besucher.
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und
ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos
verfügbar. http://de.fifa.com/mobile
2
T H E F I FA W E E K LY
FIFA Klub-Weltmeisterschaft
FIFA U17-Weltmeisterschaft
10. – 20. Dezember 2015, Japan
17. Oktober – 8. November 2015, Chile
Dimitryi Donskoy / RIA Novosti / AFP, IconSMI / imago
(Visum)
D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
24
Sunil Chhetri (r.)
Wie Indiens Kapitän sein Heimatland
im Fussball voranbringen möchte.
28
Nebelspiel
Arsenal London und
Dynamo Moskau
kämpften 1945 mit
Sichtproblemen.
(Im Bild: Mikhail Yakushin,
Dynamo-Trainer)
18
Manjunath Kiran / AFP, Eibner Europa / imago
Ali Adnan Kadhim (l.)
Ein Interview mit dem ersten
Iraker in einer europäischen
Topliga.
T H E F I FA W E E K LY
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UNCOVERED
Den Champagner kalt stellen
F
ast wäre es wieder geglückt. Doch eben nur fast. Im Qualifikationsspiel für
die Europameisterschaft 2016 hatte Albanien im vergangenen Jahr für die
grosse Überraschung gesorgt und die Portugiesen 1:0 besiegt. Genau ein Jahr
später stand es im Rückspiel lange 0:0, bis in der Nachspielzeit Miguel Veloso
für die Portugiesen mit dem Kopf doch noch zum 1:0 traf.
Albanien muss sich also noch gedulden, bis das eigene Team zum ersten Mal
an einer EM- oder WM-Endrunde teilnehmen kann. Die Champagnerflaschen
können trotzdem schon mal kalt gestellt werden. Denn Dänemark, der direkte
Konkurrent um den 2. Platz in der Gruppe I, spielte gegen Armenien bloss 0:0.
Zwar haben die Dänen noch immer einen Punkt Vorsprung auf Albanien, sie
bestritten aber eine Partie mehr. Und zumindest der 3. Platz, der zu den Playoff-Spielen berechtigt, ist den Albanern nicht mehr zu nehmen.
Grund zum Feiern also für das Team von Nationaltrainer Gianni De Biasi.
Im grossen Interview spricht der Italiener mit unserem Mitarbeiter Emanuele
Giulianelli über die aktuellen Erfolge seiner Mannschaft, die Situation im albanischen Fussball und dessen Zukunft. Å
Mario Wagner / 2Agenten
Sarah Steiner
T H E F I FA W E E K LY
5
ALBANIEN
SCHRITT FÜR
SCHRITT
Das albanische Nationalteam
hat einen grossen Sprung nach
vorn gemacht und rangiert nun
in der FIFA-Weltrangliste auf
Platz 25 – vor Teams wie den
USA, Schweden oder Mexiko.
Nationaltrainer Gianni De Biasi
über die nötigen Schritte zur
Konsolidierung der albanischen
Erfolge.
6
T H E F I FA W E E K LY
Gent Shkullaku / LSA
ALBANIEN
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ALBANIEN
Name
Gianni De Biasi
Geburtsdatum, Geburtsort
15. Juni 1956, Sarmede, Italien
Position als Spieler
Mittelfeld
Stationen als Spieler (Auswahl)
Treviso, Inter Mailand, Brescia, Palermo
Stationen als Coach (Auswahl)
Cosenza, SPAL, Modena, Brescia, Torino,
Levante, Udinese, seit 2011 Nationalteam
Albaniens
Hoffnungsträger Gianni De Biasi soll Albanien zum ersten Mal an eine EM-Endrunde führen.
Die grösste Herausforderung war, die
Mentalität der Menschen und das Potenzial
der Jungs zu erkennen, um zu beurteilen, wie
es ihnen gelingen kann, einen ganz neuen
Fussball zu spielen. Am schwierigsten ist es
für uns, die Mentalität der Leute zu ändern:
Jeder hat Angewohnheiten, die sich kaum
durchbrechen lassen. Aber ich denke, dass es
uns in den drei Jahren mit dem albanischen
Nationalteam schon ganz gut gelungen ist.
Was hatte das Team zuvor am Qualitäts­
sprung gehindert, der nun offenbar
erfolgt ist?
Meiner Erfahrung nach haben albanische
Fussballer die Einstellung, sich mit dem
erreichten Niveau zufriedenzugeben. Die
Jungs sind nicht daran gewöhnt, nach vorn
zu schauen und sich selbst höhere Ziele zu
setzen: Das ist immer noch der wichtigste
Faktor, an dem wir kontinuierlich arbeiten.
Ich versuche, meinen Schützlingen die
­Einstellung zu vermitteln, sich nicht auf den
Erfolgen auszuruhen, sondern immer erfolgs­
hungrig zu bleiben und sich weiter steigern
zu wollen.
Was haben Sie persönlich zum albanischen
Fussball beigetragen?
In allen Bereichen eine andere Arbeits­
einstellung und Organisation: von der Suche
nach Spielern bis zu den Methoden, sie zu
motivieren und sie dazu zu bringen, sich
Herausforderungen zu stellen, an die sie
vielleicht noch nie gedacht haben.
Wie sieht die Situation in Albanien im
Hinblick auf die Fussballinfrastruktur aus?
Da stehen wir nicht besonders gut da. Es
ist schwer, überhaupt Trainingsanlagen für
die Jungs zu finden, auch wenn ich in den
letzten Jahren so manche Veränderung
bemerkt habe. Dass wir als Nationalmann­
schaft gute sportliche Leistungen bringen,
ist gleichzeitig eine treibende Kraft für die
Verbesserung der Gesamtsituation: Der
albanische Fussballverband leistet viel
Arbeit, doch auch die Klubs sollten sich
“Trotz unseres aktuellen Niveaus bedeuten
­A uslandserfahrungen für die Spieler noch grössere
Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten.”
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Gent Shkullaku / LSA /AFP
Inwiefern unterscheidet sich die fussballe­
rische Arbeit in Italien und Albanien? Was
war anfangs Ihre grösste Herausforderung?
ALBANIEN
Ständig im Austausch De Biasi bespricht sich mit seinem Kapitän Lorik Cana (November 2014).
noch besser organisieren und kontinuierliche
Verbesserungen anstreben.
Zum Thema Klubs: Wie hoch ist das Niveau
in der Landesmeisterschaft?
Skenderbeu hat die albanische Superliga
fünfmal in Folge gewonnen und dieses Jahr
die Playoffs in der Champions-League-Quali­
fikation erreicht, allerdings dann das Rückspiel gegen Dinamo Zagreb hoch verloren.
Auch die nur knappe 1:2-Niederlage im Hinspiel war meines Erachtens unverdient. Doch
die Meisterschaft entwickelt sich. Durch die
Verkleinerung von zwölf auf zehn Mannschaften wurde das Niveau gesteigert. Die
zusätzliche Zeit ist der Entwicklung zuträglich. Wir dürfen nicht vergessen, dass Alba­
nien ein junger Fussballverband ist. Unter
dem früheren Regime stand der Fussball
unter der Kontrolle des Staates. Jetzt hingegen gibt es einen freien Fussballverband, der
versucht, Teil der internationalen Szene zu
werden. Es gibt Anstrengungen, auch die
Empfehlungen bezüglich Nachwuchsförderung und Leistungszentren umzusetzen.
Kann die albanische Meisterschaft ein
Reservoir für die Nationalmannschaft
werden, oder ist es für die Spieler weiterhin
ratsam, ins Ausland zu gehen, um sich dort
weiterzuentwickeln?
Mexiko und Schweden – bin ich überzeugt,
dass Auslandserfahrungen für die Spieler
noch grössere Lern- und Entwicklungs­
möglichkeiten bedeuten. Gleichzeitig muss
für unsere Meisterschaft weiterhin ein höheres Niveau, mehr Konkurrenz und eine
gesunde Fussballkultur angestrebt werden.
Wenn man weitere Fortschritte machen will,
müssen auch die in der Heimat aktiven
Spieler Möglichkeiten bekommen, sich gegen
individuelle Techniker aus führenden
­Fussballnationen wie Brasilien und Italien zu
bewähren. Aber es gibt in unserer höchsten
Liga erst sehr wenige Italiener.
Trotz unseres aktuellen Niveaus – wir sind
in der Weltrangliste jetzt auf Platz 25 zu
finden, vor so namhaften Teams wie den USA,
Wie schätzen Sie die Chance ein, es zur
EM-Endrunde zu schaffen?
Stephane Mahe / Reuters
Euro-Qualifikation
Tabelle Gruppe I
1.
2.
3.
4.
5.
Mannschaften
Portugal
Dänemark
Albanien
Armenien
Serbien*
S
6
7
6
7
6
S
5
3
3
0
1
U
0
3
2
2
1
N
1
1
1
5
4
T
8
8
7
5
5
G
4
4
3
11
11
P
15
12
11
2
1
Das Spiel Serbien - Albanien vom 14. Oktober 2014 war beim
Stand von 0:0 aufgrund von Ausschreitungen abgebrochen
worden. Die UEFA hatte die Partie 3:0 für Serbien gewertet.
Der Internationale Sportgerichtshof urteilte aber zugunsten
von Albanien.
*Serbien wurden 3 Punkte abzogen.
Letzte Aktualisierung: 8. September 2015
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ALBANIEN
Albanien hat den Playoff-Platz schon auf
sicher. Das allein ist schon ein herausragender
Erfolg, denn zu Beginn dieser Qualifikation
konnte sich niemand vorstellen, dass wir in
einer Gruppe mit Dänemark, Serbien und
Portugal so weit oben stehen würden. Diese
drei Mannschaften galten in meinen Augen
und auch in allen Prognosen als die drei
stärksten Mannschaften. Die Bevölkerung
würde die EM-Qualifikation als ein Wunder
ansehen. Allerdings haben wir noch viel
Arbeit vor uns, um unser Ziel auch wirklich
zu erreichen.
Sie trainieren eine starke albanische
­Spielergeneration, vielleicht die beste
seit je. Aber was bringt die Zukunft? Gibt es
Youngsters, die bereit sind, ­Verantwortung
zu übernehmen?
Welche Ziele verfolgen Sie persönlich mit
Albanien?
Überall in Europa gibt es sehr viele
interessante und überaus talentierte Spieler,
die für unsere Nationalmannschaft spiel­
berechtigt sind und die wir natürlich genau
beobachten. Bevor wir jedoch planen, Spieler
zu ersetzen und neue Talente in die Mannschaft zu integrieren, müssen wir zuerst
einmal erfahren, wie die Planung des Verbandes für die Zukunft aussieht – ob man
mit mir am Ruder weitermachen will, oder
ob der Trainerstab verändert werden soll.
Ich bin überzeugt, dass es noch beträchtlichen Raum gibt, die Nationalmannschaft
Albaniens und deren Resultate weiter zu
verbessern.
Nach der Auslosung der Qualifikation für
die Europameisterschaft 2016 waren wir alle
bestürzt! Der Verbandspräsident war angesichts unserer Gruppe regelrecht verzweifelt.
Doch nach den Siegen gegen Portugal,
Armenien und Serbien glauben wir nun fest
daran, dass grosse Erfolge möglich sind. Wir
werden sehen. Ich persönlich arbeite zwar
von Tag zu Tag, blicke jedoch auch immer
etwas weiter in die Zukunft. Ich finde, dass
man mit der aktuellen Situation behutsam
um­gehen muss. Sie kann recht lange anhalten, denn wir haben grossartige, sehr talentierte Jungs, die diese Mannschaft noch weit
bringen können.
“Albanien hat bereits einen Playoff-Platz sicher.
Das allein ist schon ein herausragender Erfolg.”
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Icon Sports / Dukas / Corbis
Auswärtssieg Albanische Fans beim 1:0 in Norwegen (März 2013).
ALBANIEN
Elbasan, Mittelalbanien In der viertgrössten Stadt des Landes finden die anstehenden Nationalspiele statt.
Welches war das beste Spiel der Nationalmannschaft während Ihrer Amtszeit?
Alexander Widding / Dukas / Corbis
Wenn man alle Freundschaftsspiele, die
allerdings wenig bedeuten, und die Qualifikationsspiele für die EM und WM betrachtet, haben wir wohl mehr gute als schlechte
Spiele gezeigt. Unter den vielen, an die ich
mich erinnere, ragen natürlich der 1:0-Sieg
in Norwegen und der bereits angesprochene
Sieg in Portugal heraus, aber auch das
Freundschaftsspiel gegen Frankreich, in dem
wir wirklich eine erstklassige Leistung
gezeigt haben. Viele sagen zwar, Frankreich
habe mit angezogener Handbremse gespielt,
aber ich sage immer, dass, wenn man zu
einem Spiel mit der Nationalmannschaft
antritt, dann will man auch gewinnen.
Könnte sich der Antrag Kosovos auf die
FIFA-Mitgliedschaft und dessen Verbindungen zu albanischen Spielern in irgendeiner
Form auf Ihr Projekt auswirken?
Überhaupt nicht. Wir haben ein sehr
gutes Verhältnis zum Präsidenten des Fussballverbandes von Kosovo (FFK). Ich selbst
habe mich schon mit dem Nationaltrainer
Kosovos getroffen, der im Übrigen eine sehr
angenehme Person ist. Was die kosovarischen Spieler in unserem Nationalteam
angeht, hat sich nichts verändert. Der FFK
wird keine Spieler abwerben wollen, die wir
bereits nominiert haben. Sie werden nur
Spieler berufen, die Teil ihrer Nationalmannschaft werden können. Diejenigen, die schon
für Albanien gespielt haben, werden von
Kosovo bei zukünftigen Nominierungen
nicht berücksichtigt. Å
Mit Gianni De Biasi sprach
Emanuele Giulianelli
“Wir haben grossartige, sehr talentierte Spieler,
die diese Mannschaft noch weit bringen können.”
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ALBANIEN
Erfolgsfaktor
Ausland
Albanien hat ausgezeichnete Fussballer.
­Viele von ihnen wurden im Ausland
­ausgebildet, etwa in der Schweiz.
Doch auch der heimische Klubfussball
ist im Hoch.
Pokalspiel in Tirana
Ein Rohbau bietet Zuschauern die
Gelegenheit, die Partie zwischen KS
Dajti Kamza und KS Dinamo Tirana
mit optimaler Sicht zu verfolgen
(Dezember 2007).
D
er albanische Fussball ist so gut wie nie zuvor. Das zumindest gibt das
FIFA-Ranking wider, in dem die “Kuq e Zinjte” (Rot-Schwarzen) als die
Nummer 25 der Welt dastehen – einen Monat zuvor gar als Nummer
22. Und in der Qualifikation zur EM 2016 haben sich die Albaner – vor
allem dank der Auswärtssiege in Portugal und Serbien sowie des Remis in Dänemark – zumindest einen Platz im Playoff gesichert. Was
war nötig, um Teams wie Schweden, Russland, Mexiko oder die USA im Ranking
hinter sich zu lassen? Wie kam es, dass das Team aus dem südosteuropäischen
Staat mit den drei Millionen Einwohnern nun auch in der EM-Qualifikation eine
Art Höhenflug zu geniessen scheint und seine allererste Teilnahme an einer
WM- oder EM-Endrunde nun durchaus im Bereich des Möglichen liegt?
Im Jahr 2011 übernahm der Italiener Gianni De Biasi das Traineramt bei
den Skipetaren und setzte die Arbeit seiner europäischen Vorgänger im Amt
fort. Vor 2002 waren mehrheitlich einheimische Trainer fürs Team verantwortlich, danach lenkten so illustre Namen wie Hans-Peter Briegel, Otto Baric oder
Arie Haan die Geschickte der albanischen Auswahl. De Biasi übernahm vom
Kroaten Josip Kuze und hat in diesen vier Jahren einiges bewegen können –
trotz der zum Teil widrigen Umstände.
Der Niederländer Arie Haan hatte im Januar 2008 einen Vierjahresvertrag
unterzeichnet und damit seine Ambitionen mit dem Team und sein Vertrauen
in dessen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, sah sich aber bereits zweieinhalb
Monate später mit dem Aus seiner Bemühungen konfrontiert: FIFA und UEFA
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T H E F I FA W E E K LY
sperrten den Verband wegen dessen internen Schwierigkeiten. Kuze, der sehr
erfahrene Coach, trainierte das Team dann drei Jahre lang, ehe De Biasi kam.
Dieser bestritt mit seiner Auswahl die Qualifikation zur WM 2014, die Albanien
zwar nicht erfolgreich, aber immerhin mit guten Leistungen und zum Teil unerwarteten Resultaten absolvierte, so mit den Siegen gegen Slowenien und in
Norwegen. Spätestens jetzt, in der fortgeschrittenen Phase der EM-Qualifikation, zeigt sich die Qualität von De Biasis Arbeit auch in der Tabelle.
Die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte waren, falls überhaupt erst zustande
gebracht, vor allem guten Einzelspielern geschuldet. Panajot Pano etwa, der sein
Team 1964 in Tirana zu einem 1:0-Sieg gegen Dänemark führte. Aber selbst mit
Pano, einem der besten Spieler, die das Land je hervorbrachte, gelang der Einzug
in die EM-Endrunde nicht. Pano, 1939 in der Hafenstadt Durres geboren und vor
fünfeinhalb Jahren in Florida gestorben, hatte in der Jugendakademie von Shprefeja resp. Nentori Tirana bis zum Alter von zehn Jahren noch den Torhüter gegeben,
entwickelte sich dann aber zu einem der torgefährlichsten Stürmer Albaniens, und
zwar beim Erzrivalen Partizani Tirana. Zwischen 1963 und 1973 war er 28-mal fürs
Nationalteam aktiv. Von Franz Beckenbauer stammt der Satz (1990): “Falls Panajot
Pano sich nicht an mich erinnert – ich erinnere mich an ihn.”
Im Kader viele Schweizer
Auch heute figurieren einige Spieler im albanischen Kader, die sich auf ausländischen Spielfeldern Respekt verschaffen konnten. Bemerkenswerterweise
Gent Shkullaku / LSA /AFP
­ andelt es sich nicht unbedingt nur um Spieler, die der eigenen Nachwuchsförh
derung entstammen, sondern um Spieler, die im Ausland aufgewachsen oder
im Ausland geboren wurden, sich aber, als es um ihre Nationalmannschaftseinsätze ging, für das Land ihrer Eltern entschieden haben. So etwa der Kapitän
des Nationalteams, Lorik Cana, der im Alter von 14 Jahren sich in jenem Klub
in Lausanne, Schweiz, einschrieb, den sein Vater trainierte. Zwei Jahre später
­w urde Paris Saint-Germain auf Lorik Cana aufmerksam und verpflichtete ihn.
Nach den weiteren Stationen Marseille, Sunderland, Galatasaray und Lazio
Rom spielt er heute für Nantes.
Der Verteidiger Arlind Ajeti wurde in der Schweiz geboren und spielte in
den Schweizer U17- bis 21-Auswahlen; sein Verteidigerkollege Naser Aliji war
ebenfalls für die Schweizer U17- bis U21-Auswahlen im Einsatz; Berat Djimsiti
kam in Zürich zur Welt, spielte für die Schweizer U18- bis U21- Auswahlen:
Diese Aufzählung liesse sich etwa mit Amir Abrashi, Ermir Lenjani, Burim K
­ ukeli,
Migjen Basha, ­S hkelzen Gashi oder Taulant Xhaka erweitern.
Viele der im Ausland geborenen und / oder aufgewachsenen Sprösslinge
­albanischer Eltern entschieden sich allerdings, für das Land, in dem sie zu
Fussballern ausgebildet wurden, anzutreten. Mitte 2014 spielten mindestens
30 Spieler, auf die diese Möglichkeit zur Wahl des Nationalteams zutrifft, für
mindestens 6 andere Nationalteams, etwa für Kosovo, die Schweiz, Mazedo­
nien, Finnland, Deutschland oder Montenegro – Fussball in der globalisierten
Welt.
Vorzeigeklub KF Skenderbeu
Und wie steht es um die albanische Liga? In Korça, im südöstlichen Albanien, ist
der stärkste Klub des Landes ansässig, der KF Skenderbeu. Er dominiert die Meisterschaft, gewann da die letzten fünf Titel, und vor ein paar Wochen scheiterte
er in der letzten Runde der Champions-League-Qualifikation. Skenderbeu muss
sich mit der Teilnahme an der Europa League begnügen – und feiert trotzdem
einen Erfolg. Zum ersten Mal ist ein albanischer Klub in der Gruppenphase eines
­europäischen Wettbewerbs mit dabei. Å
Perikles Monioudis
ALBANIEN
EINWOHNER: 2,89 Millionen | FLÄCHE: 28 748 km2
HAUPTSTADT: Tirana | STAATSPRÄSIDENT: Bujar Nishani
COACH NATIONALTEAM: Gianni De Biasi (Italien)
FIFA: Im Rahmen des Goal-Programmes investierte die FIFA
zwischen 2000 und 2010 rund 1,4 Millionen US-Dollar. Mit dem Geld
konnte in Kamza der Bau eines technischen Zentrums finanziert
werden. Ausserdem wurden der Verbandssitz in Tirana mit dem
Kauf von IT-Systemen und -Ausrüstung unterstützt.
T H E F I FA W E E K LY
13
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BLICK IN DIE LIGEN
I
N
Argentinien: Primera División
Sa n Loren zo jubelt
i n l e t z te r S e k u n d e
Sven Goldmann ist Fussballexperte
beim “Tagesspiegel” in Berlin.
Es lief die Nachspielzeit, und
das Publikum in der Bombonera hatte sich schon mit
dem 0:0 abgefunden. Kein grosses Spiel,
keine Tore – nun ja, immerhin die Tabellenführung verteidigt. Die Boca Juniors waren
die bessere Mannschaft im Spiel gegen den
Stadtrivalen San Lorenzo. Clásico nennen sie
dieses Duell in Buenos Aires – ein kleiner,
aber feiner Unterschied zum Superclásico
zwischen Boca und River Plate.
S
I
Auch im Clásico gegen San Lorenzo ging es
hoch her. Weniger während des Spiels, das
von Boca dominiert wurde, obwohl die
argentinischen Nationalspieler Carlos Tevez
und Fernando Gago sowie ihr uruguayischer
Kollege Nicolás Lodeiro wegen LänderspielVerpflichtungen fehlten. San Lorenzo hatte
Glück, dass der Kolumbianer Mario Yepes
nach einer heftigen Attacke gegen Sebastián
Palacios mit einer Gelben Karte davonkam.
Boca wusste mit seiner Überlegenheit nicht
viel anzufangen, kassierte in der Nachspielzeit das 0:1 – dann spielten sich wüste Szenen
D
E
ab. Noch auf dem Platz gerieten Bocas Cata
Díaz und San Lorenzos Sebastián Blanco
aneinander, was beinahe zu einer Schlägerei
geführt hätte. Im Mittelkreis feierte die
komplette Mannschaft von San Lorenzo
tanzend und singend den Sieg. Einige Spieler
von Boca fühlten sich provoziert, und es kam
zu einem Handgemenge.
Es war vor allem San Lorenzos Verteidiger
Matías Caruzzo, früher bei Boca unter
Vertrag, der zur Beruhigung der Lage
beitrug. “Ich kenne beide Seiten”, sagte
Caruzzo, “und natürlich ist das nicht schön,
was heute passiert ist.” Å
Kampfbetonter Clásico
San Lorenzos Matías Caruzzo
(l.) im Luftduell mit Cata Díaz
der Boca Juniors.
In der eigenen Hälfte machte sich Boca
daran, einen letzten Angriff aufzubauen.
Rodrigo Bentancur, das 18-jährige Mittelfeldtalent aus Uruguay, spielte am Strafraum
noch einmal quer. Es war eine Entscheidung
mit verheerenden Konsequenzen. San Lorenzos Stürmer Mauro Matos hatte den Passweg
blockiert, er stoppte den Ball mit dem linken
Fuss, legte ihn sich noch einmal mit rechts
vor, und wieder mit links zirkelte er ihn ins
Tor – zum späten und entscheidenden 1:0.
imago
Mit diesem glücklichen Sieg am 23. Spieltag
setzte sich San Lorenzo mit 50 Punkten an
die Spitze der Primera División de Argentina,
Boca folgt mit einem Punkt Rückstand auf
Platz 2. Nach zuletzt drei Siegen in Folge war
es ein empfindlicher Rückschlag für die
Ambitionen der Blau-Gelben und alles
andere als eine schöne Einstimmung auf den
Sonntag vom 13. September. Dann wird
Buenos Aires mal wieder kopfstehen, wenn
Boca zum Superclásico bei River im Estadio
Monumental antritt.
Es geht dabei traditionell nicht besonders
friedlich zu, auch und erst recht nicht in
dieser Saison. Als sich beide Klubs im Mai in
den Playoffs der Copa Libertadores gegenüberstanden, provozierten Bocas-Fans einen
Eklat, als sie kurz vor Beginn der zweiten
Halbzeit in den Spielertunnel der Bombonera
eindrangen und Rivers-Spieler mit Pfefferspray attackierten. Boca wurde daraufhin
vom Wettbewerb ausgeschlossen, und dass
River die Copa am Ende gewann, dürfte das
Verhältnis zwischen den beiden Fanlagern
nicht eben verbessert haben.
T H E F I FA W E E K LY
15
D r o gb a w i e z u
a l te n Z e ite n
Alan Schweingruber ist
Redakteur bei The FIFA Weekly.
Im Juli hielten die vielen
Didier-Drogba-Fans auf der
ganzen Welt nochmals den
Atem an. Der Stürmer dachte nie ernsthaft
daran, mit dem Fussballspielen aufzuhören.
Und so stand die Frage im Raum: Wohin zieht
es den ehemaligen Superstar von Chelsea?
Aber auch: Wie lange kann er noch? Immerhin
ist Drogba, das ewige Idol der Ivorer Jugend,
schon 37 Jahre alt. Bereits 2014 hatten ihm das
Comeback in der Premier League wenige
zugetraut. Aber Totgesagte leben länger.
Für den grossen Transfercoup reichte es dieses
Jahr nicht. Montreal Impact, das in der soliden
Major League Soccer mitwirkt, sicherte sich
die Dienste des Altstars. Immerhin für einen
Zeitraum von eineinhalb Jahren. Man lässt
sich das Engagement mitten in der Regular
Season auch etwas kosten: Drogba verdient
angeblich drei Millionen US-Dollar im Jahr.
Auf dem Weg zur ersehnten Playoff-Teilnahme ist das anscheinend gut investiertes Geld.
Seit der letzten Runde liegt Montreal Impact
auf Platz 6 der Eastern Conference. Dank
eines schwungvollen 4:3-Siegs über Chicago
Fire – und dank Didier Drogba, dem in dieser
Partie alles gelang, unter anderem drei Tore.
Nach dem dritten Treffer zum 4:3 stand das
kleine Stade Saputo Kopf. Schliesslich hatte
man zwischenzeitlich 2:3 in Rückstand
gelegen.
Drogba schürt Hoffnungen in Montreal. Als
nächstes dürfte interessant werden, wie sich
die Vereinsführung in der Trainerfrage
entscheidet. Ende August wurde Frank
Klopas nach zwei Jahren entlassen. Sein
Nachfolger, der 43-jährige Mauro Biello, gilt
nur als Interimscoach, hat aber Ambitionen:
“Es ist meine Chance. Ich tue alles, dass es
wieder aufwärts geht.”
Das MLS-Team der Stunde heisst indes
New England Revolution. 3:0 gewannen die
Bostoner gegen Orlando City und sind nun
seit sechs Spielen ungeschlagen. Revolutionär mutet hier nicht nur der Vereinsname
an, sondern auch eine ganz persönliche
Geschichte: Lee Nguyen spielt den vielleicht
besten Fussball seiner Karriere (alle drei
Assists beim 3:0). Das ist deshalb so erstaunlich, weil er vor drei Jahren noch ohne Klub
da stand. Die Vancouver Whitecaps hatten
den Mittelfeldspieler aus Vietnam geholt,
ihn aber wenige Monate danach wieder
aussortiert.
Inkonstant gibt sich weiterhin der New York
City FC. Nach jedem Sieg folgt eine Niederlage
oder ein Unentschieden. In der Tabelle liegt
das Team mit den europäischen Stars David
Villa und Andrea Pirlo auf dem zweitletzten
Platz der Eastern Conference. Und jetzt geht
es zum schwierigen Auswärtsspiel nach
Dallas. Die starken Texaner liegen in der
Western Conference auf Platz 3. Å
Matchwinner
Montreals neuer
Stürmer
Didier Drogba (l.)
trifft zum 4:3.
16
T H E F I FA W E E K LY
Graham Hughes / The Canadian Press / Keystone
USA: Major League Soccer
Zielstrebig
Doppeltorschütze
Zouheir Moutaraji (m.)
setzt sich gegen zwei
Gegenspieler durch.
Marokko: Botola
L ic ht u n d S c h at te n
in Casabla nca
Annette Braun ist Redakteurin
bei The FIFA Weekly.
WAC
Als der 19-jährige Zouheir EL
Moutaraji in der 71. Minute
der Partie Wydad Casablanca
gegen FAR Rabat das 3:0 schoss, schien die
Sache für den amtierenden Meister gegen
den Rekordsieger klar und der Auftakt in die
neue Spielzeit geglückt. Reda El Hajaoui und
Walid El Karti hatten zuvor Casablanca auf
die Gewinnerstrasse gebracht und für eine
komfortable Führung gesorgt.
Eine beherzte Schlussphase von Rabat,
belohnt mit den Anschlusstreffern von
Hassan Tair (76. Minute) und Mustapha
Youssefi (87. Minute), machte das Spiel aber
noch einmal spannend. Es war Zouheir EL
Moutaraji, der in der 94. Minute mit seinem
zweiten Streich die aufflammenden Hoffnungen Rabats begrub und zum 4:2 Endstand für
Casablanca einnetzte. Ein Start nach Mass
für den Titelverteidiger, der bereits am
kommenden Spieltag auf seinen ärgsten
Konkurrenten aus der Vorsaison,
­OC ­K houribga, trifft.
Es war zum Abschluss der vergangenen
Spielzeit, als sich beide Teams zuletzt gegenüberstanden. Khouribga entschied das
Aufeinandertreffen 1:0 für sich, allerdings
war es ein Sieg ohne Wert: Wydad
­C asablanca konnte der 1. Platz schon vor der
Partie nicht mehr streitig gemacht werden.
In die neue Saison startete Khouribga
durchwachsen — nach dem ersten Spieltag
steht ein 0:0-Unentschieden gegen Renaissance de Berkane zu Buche.
Schlechter traf es zu Saisonbeginn Raja
Casablanca — nicht nur einer der populärsten
Klubs Marokkos, sondern auch der grosse
Stadtrivale von Wydad. Gegen FUS Rabat
verlor das Team des niederländischen
Neu-Trainers Ruud Krol 0:2 und setzte den
Negativtrend des vergangenen Jahres fort.
nachdem die Partien gegen Auckland City,
CF Monterrey und Atlético Mineiro gewonnen werden konnten. Im Endspiel musste
sich das Team allein Bayern München 0:2
geschlagen geben.
In der Saison 2014/2015 lief es in der Liga
dagegen nicht mehr rund. Der portugiesische
Coach José Romão, der die Mannschaft
schon von 2008 bis 2010 betreut hatte und in
dieser Saison für FAR Rabat an der Seiten­
linie steht, erreichte nur den enttäuschenden
8. Rang im Klassement. Nach der Niederlage
zum Auftakt steht die Mannschaft schon zu
Beginn der neuen Spielzeit gehörig unter
Druck.
Zeit zur Vorbereitung auf das wichtige Derby
hat Raja Casablanca aber noch genug: Erst
am 26. Dezember steigt das traditionsreiche
Spiel gegen Wydad und damit der Kampf um
die Vorherrschaft in der marokkanischen
Hafenstadt. Å
Die Saison 2013/2014 konnte die Mannschaft
noch auf Platz 1 abschliessen — es war die
elfte Meisterschaft in der Geschichte des Vereins. Bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft
2013™ im eigenen Land gelang darüber
hinaus der überraschende Einzug ins Finale,
T H E F I FA W E E K LY
17
Name
Ali Adnan Kadhim Nassir Al-Tameemi
Geburtsdatum, Geburtsort
19. Dezember 1993, Bagdad (Irak)
Position
Linker Aussenverteidiger
Stationen als Spieler
2010–2013 Bagdad FC
2013–2015 Çaykur Rizespor
seit 2015 Udinese Calcio
Nationalteam Irak
Fabrizi Giraldi / fotogloria
34 Einsätze, 2 Tore
18
T H E F I FA W E E K LY
DAS INTERVIEW
“Das sind wir unseren
Landsleuten schuldig”
Mit seinem Wechsel zu Udinese schrieb Ali Adnan Kadhim Al-Tameemi
ein neues Kapitel in der Sportgeschichte seines Landes. Er ist der erste ­irakische
Fussballer, der in einer europäischen Topliga spielt.
Wie war das Leben als Kind in dem vom Krieg
gezeichneten Bagdad?
Ali Adnan Kadhim: Wie man sich vor­
stellen kann, war jeder Tag ein Kampf ums
Überleben, auch wenn wir als Kinder versuch­
ten, trotzdem Spass zu haben. Um uns abzu­
lenken, spielten meine Freunde und ich auf
der Strasse Fussball oder verfolgten die
grossen Champions im Fernsehen, sofern
die Bomben dies zuliessen. Fussball war für
uns die einzige Unterhaltungsmöglichkeit.
Welchen Stellenwert hatte der Fussball in
Ihrer Familie?
Wir sind sieben Kinder, und in der Familie
spielte der Fussball stets eine wichtige Rolle.
Mein Vater spielte in einer Mannschaft aus
Bagdad und mein Onkel Ali Kadhim hatte es
in den 1980er-Jahren sogar bis in die Natio­
nalmannschaft geschafft. Als kleiner Junge
war ich ein grosser Fan des Brasilianers
Roberto Carlos, der einen unglaublich starken
linken Fuss hatte.
Wie sahen Ihre ersten Schritte aus?
Zunächst spielte ich in der Akademie der
Ammo Baba School, später bei Al-Quwa
Al-Jawiya FC, ehe ich im Jahr 2010 zur Nach­
wuchsmannschaft des FC Bagdad stiess.
Kurze Zeit später gab ich mein Debüt in der
­1. Mannschaft und im Jahr 2012 schliesslich
in der Nationalmannschaft in einem Freund­
schaftsspiel gegen Bahrain. Mit nicht einmal
18 Jahren trug ich bereits das weiss-grüne
Trikot. Das war ein unbeschreibliches Gefühl.
Wie kam es zu Ihrem Wechsel nach Europa?
Ein Wendepunkt in meiner Karriere war
die U20-Weltmeisterschaft 2013 in der Türkei,
bei der wir den 4. Platz erreichten. Damals
wurde ich von Scouts entdeckt, die mich
sofort zu Çaykur Rizespor in die höchste
türkische Spielklasse holten.
Wie waren die beiden Jahre in der Türkei?
Die erste Saison war grossartig und für
mich persönlich sehr erfolgreich, während es
in der zweiten Spielzeit die eine oder andere
Meinungsverschiedenheit mit dem Trainer
gegeben hat. Doch meine Befürworter liessen
sich davon nicht beeindrucken und wollten
mich um jeden Preis haben.
Sie beziehen sich auf Udinese?
Ja, genau. Es hat mich überrascht, dass
eine Mannschaft dieses Kalibers an mir
interessiert war, doch dann habe ich erfahren,
dass dies ihrer Vereinsphilosophie entsprach.
Sie hatten bereits in der Vergangenheit Spieler
in allen Teilen der Welt entdeckt und diese
dann an grosse Klubs verkauft. Ich hoffe, dass
das auch bei mir der Fall sein wird.
Welchen Eindruck haben Sie von Udine und
Ihrem neuen Arbeitgeber?
Trotz der sprachlichen Hürden fühle ich
mich in Italien sehr wohl. Ich möchte auch
bald meine Familie hierher holen. Alle können
mich gut leiden und die Tatsache, dass viele
Spieler aus allen Teilen der Welt in der Mann­
schaft spielen, vereinfacht die Integration. Ich
verstehe mich vor allem mit dem Franzosen
Cyril Théréau und dem Portugiesen Bruno
Fernandes sehr gut.
Und wie war Ihre erste Zeit in der Serie A und
im europäischen Fussball im Allgemeinen?
Angesichts des Auswärtssieges beim
amtierenden Meister Juventus Turin hätte es
nicht besser laufen können. Vor dem Spiel war
ich ganz auf meine Aufgaben fokussiert, doch
danach wurde mir bewusst, dass ich auf
diesem Niveau durchaus mithalten kann. Ich
möchte diesen Erfolg gerne mit all meinen
Landsleuten teilen, die sich über mein Debüt
in der Serie A sehr gefreut haben.
gleichzeitig bin ich auch ein Vorbild für
jüngere Spieler. Das ist eine grosse Ehre, die
mich sehr stolz macht.
Im Irak erwartet man nun, dass sich die
Nationalmannschaft für die WM 2018 in
Russland qualifiziert.
Nach dem 4. Schlussrang beim jüngsten
AFC-Asien-Pokal können wir auch in der
WM-Qualifikation bis zum Ende mitspielen,
und ich bin davon überzeugt, dass uns das
auch gelingen wird. Irak konnte sich bis dato
nur für die WM-Endrunde 1986 qualifizieren –
es wäre also wieder einmal an der Zeit. Das
schulden wir auch unseren Landsleuten, die
seit langer Zeit nur mit Krieg und Gewalt in
Verbindung gebracht werden.
Sie sind noch keine 22 Jahre alt, verfügen
jedoch bereits über sehr viel Erfahrung. Haben
Sie als Fussballer noch weitere Ziele, die sie
erreichen möchten?
Ich bin überglücklich, bei einem Klub wie
Udinese zu spielen. Es bleibt aber mein Ziel,
eines Tages möchte ich bei einer europäischen
Spitzenmannschaft spielen und Titel holen.
Ich hoffe, dass auch ich eines Tages mit
Auszeichnungen geehrt werde. Ich bin davon
überzeugt, dass dies auch für mein Land und
für alle jungen irakischen Spieler, die meinem
Beispiel folgen möchten, ein grosser Erfolg
wäre. Å
Mit Ali Adnan Kadhim sprach
Franco Nicolussi
Wenn Sie wieder in Bagdad sind, werden Sie
bestimmt standesgemäss feiern.
Meine Geschwister und Freunde erzählen
mir seit Tagen, wie sehr sie sich schon freuen,
und ich kann es kaum erwarten, nach Hause
zu kommen. Ich weiss, dass ich als eine Art
Botschafter meines Landes fungiere, aber
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
Or t: Bha k tapu r, Nepa l
Datum: 30. Mai 2014
U hrzeit: 15.43 Uhr
Fotog ra f: P ra kash Mathema
20
T H E F I FA W E E K LY
AFP
T H E F I FA W E E K LY
21
GRASSROOTS
FIFA inspiring girls and boys to play football
FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys
around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game
through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play.
For more information visit FIFA.com
FOOTBALL GOVERNANCE
PRESIDENTIAL NOTE
FIFA-TMS-Big-5Transferfensteranalyse
Die neue FIFA
“W
F
IFA TMS hat die neueste Big-5-Transferfensteranalyse veröffentlicht,
die die offiziellen internationalen Transferzahlen 2015 der Länder
England, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien aufzeigt. Die
Transferfensteranalyse beinhaltet in diesem Jahr erstmals einen Bericht mit den offiziellen Spielergehältern für alle internationalen Transfers. Die Zahlen zeigen, dass seit 2013 57 Prozent des Umsatzes auf dem
internationalen Transfermarkt auf Spielergehälter zurückzuführen
sind, während 41 Prozent auf Transfer­entschädigungen und die rest­
lichen 2 Prozent auf Vermittlerkommissionen der Vereine entfallen.
Der Bericht zeigt auch, dass 80 Prozent aller Gehälter, die seit 2013 im
Zusammenhang mit internationalen Transfers vereinbart wurden, von
den Vereinen der UEFA ausgingen. Diese zahlen die höchsten Gehälter,
dicht dahinter folgen die AFC-Vereine. Die Durchschnittsgehälter
­steigen in der Regel mit dem Alter eines Spielers und erreichen oft bei
28 Jahren den Höchststand.
General Manager von FIFA TMS Mark Goddard sagt zum Big-5Bericht: “Bei den meisten Transfers, die für Schlagzeilen sorgen, geht
es um hohe Transferentschädigungen. In Tat und Wahrheit erfolgen
aber nur 13 Prozent aller Transfers weltweit gegen Bezahlung, während
­Gehälter Gegenstand jedes einzelnen Vertrags sind. Allein im Jahr 2014
schlossen Vereine und Spieler Verträge im Wert von 6,02 Milliarden
US-Dollar ab. Hinzu kamen Transferentschädigungen von 4,07 Milliarden US-Dollar und Vermittlerkommissionen von 236 Millionen
US-Dollar. Das macht zusammen 10,33 Milliarden US-Dollar.”
Die Big-5-Länder verzeichneten in diesem Sommertransfer­fenster
1340 internationale Zugänge, das sind 4 Prozent mehr als in der Vergleichsperiode im Vorjahr. Die Transferausgaben der Big-5­-Länder
belaufen sich auf 2396 Millionen US-Dollar, eine Steigerung um 2 Prozent im Vergleich zum Sommertransferfenster des letzten Jahres.
Zwischen den einzelnen Ländern bestehen aber grosse Unterschiede: England gibt mit 996 Millionen US-Dollar weiterhin am
meisten für internationale Transfers aus, dahinter folgen Spanien,
Italien, Frankreich und Deutschland. Im Vergleich zum letzten
­Sommer haben nur Italien und Frankreich mehr für internationale
Transfers ausgegeben.
tfw
Die FIFA TMS Big 5 Transfer Analysis ist abrufbar unter www.fifatms.com
er erneuern will, hat all jene zum Feind, denen es unter den
alten Verhältnissen gut gegangen ist.” Die Worte des italienischen Staatsmannes und Philosophen Niccolò Machiavelli
werden uns bei der FIFA in den kommenden Monaten noch intensiv
beschäftigen. Denn die nächsten Schritte des Reformprozesses dürften nicht ohne Verzichtsbereitschaft und Eingeständnisse der
­Direktbeteiligten möglich sein. Als FIFA-Präsident gehe ich mit
­gutem Beispiel voran – aber allein bin ich machtlos. Gefordert sind
die Mitglieder des Exekutivkomitees und die Delegierten der Nationalverbände. Fussball ist ein Mannschaftssport.
Vor diesem Hintergrund stimmt es mich sehr zuversichtlich, dass
wir unter dem Vorsitz von François Carrard ein Reformkomitee
­gebildet haben, das unabhängig und eigenständig agieren und frei
von jeden Sachzwängen und Interessenskonflikten die eingeschla­
gene Entwicklung vorantreiben kann. Anlässlich des ersten Treffens
des neuen Gremiums vor acht Tagen in Bern sind wichtige Weichen
gestellt worden.
Doch der Weg zum Ziel wird lang und fordernd. Wir müssen neue
Strukturen etablieren, die sowohl die demokratischen Werte stützen
als auch die FIFA als Organisation schützen – Strukturen, die unsere
Glaubwürdigkeit wieder festigen und neues Vertrauen schaffen. Die
Einführung einer Amtszeitbeschränkung für alle Positionen und die
Institutionalisierung eines Integritätschecks für sämtliche Spitzenfunktionäre können nur erste Schritte sein.
Die ganze Hierarchie muss überdacht werden. So soll das Exekutivkomitee künftig vom Kongress gewählt und kontrolliert werden.
Gleichzeitig müssen die Konföderationen und Nationalverbände
­ihren Beitrag zur Erneuerung leisten und Ethikkommissionen einführen. Bisher ist nur der asiatische Kontinentalverband diesem
Anspruch gerecht geworden.
So oder so: Der Reformprozess ist nicht ohne Selbstreflexion und
Opferbereitschaft möglich – im Grossen wie im Kleinen. “Wenn du
die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag”, sagte Konfuzius.
Wenn wir in Zukunft dazu bereit sind und zuerst vor der eigenen
Haustür kehren, dann begann vergangene Woche in Bern die Ära der
“neuen FIFA” – aber nur dann.
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
23
INDIEN
Name
Sunil Chhetri
Geburtsdatum, Geburtsort
3. August 1984,
Secunderabad, Indien
Position
Stürmer
Stationen als Spieler
2002–2005
Mohun Bagan AC
2005–2008
JCT Mills FC
2008–2009
Kingfisher East Bengal
FC
2009–2010
Dempo SC
2010–2011
Sporting Kansas City
2011
Chirag United SC
2011–2012
Mohun Bagan AC
2012–
Sporting Lissabon B
2013–
Churchill Brothers SC
(Ausleihe)
2013–
Bengaluru FC
Nationalteam Indien
Teamstütze
Sunil Chhetri (m.) lässt sich nach seinem Tor gegen Nepal in der ersten WM-Qualifikationsrunde feiern.
24
T H E F I FA W E E K LY
Anupam Nath / AP / Keystone
82 Einsätze, 47 Tore
INDIEN
Chhetri weist Indien den Weg
Sunil Chhetri will sein Team an die Weltmeisterschaft nach Russland führen.
Nach der Niederlage gegen Iran eine schwere Aufgabe.
Trotzdem glaubt der Kapitän an die Zukunft des indischen Fussballs,
schreibt Peter Smith.
D
Rebecca CONWAY / AFP
er Lebenslauf von Sunil Chhetri ist lang
und beeindruckend. Der Kapitän der
Nationalmannschaft des zweitbevölkerungsreichsten Landes der Welt ist
­einer der wenigen Inder, die im Ausland
als Profi gespielt haben. Ein Jahr lang
stand er beim MLS-Klub Sporting Kansas City
unter Vertrag, eine Saison bei Sporting Lissabon, wo er in der 2. Mannschaft zum Einsatz
kam. Ein weiteres Highlight ist die Ablösung
des legendären Baichung Bhutia als Rekord­
torschütze Indiens. 47-mal traf Chhetri für
sein Heimatland. Drei seiner Tore erzielte er im
Finale des AFC-Challenge-Cups 2008 gegen
Tadschikistan. Jener 4:1-Sieg sicherte seinem
Team die Qualifikation für den AFC-AsienPokal 2011 – es war die erste Teilnahme Indiens
seit 27 Jahren.
Schwieriger Weg zur WM
Eigentlich müsste sich der mittlerweile 31-Jährige allmählich mit dem Gedanken vertraut
machen, dass sich seine Karriere dem Ende
zuneigt. Stattdessen ist der Stürmer aber auch
weiterhin eine zentrale Figur im Nationalteam,
das in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ endlich für Furore sorgen will.
Geht es um den indischen Fussball, kennt
Chhetis Begeisterung kaum Grenzen. Sei es
für das Erreichen kurzfristiger Ziele oder die
langfristige Mission in seinem Heimatland,
fussballerische Fortschritte zu erzielen.
An erster Stelle steht momentan aber die
Qualifikation für die Weltmeisterschaft. In den
ersten drei Partien der zweiten Qualifikationsrunde der Verbände der Asiatischen Fussballkonföderation (AFC) bekamen die Hoffnungen
auf den Beginn einer neuen Ära jedoch einen
herben Dämpfer. Indien verlor gegen Oman
(1:2) und gegen das eigentlich als Aussenseiter
gehandelte Guam (1:2). Und auch im Spiel gegen
Aus dem Schatten ins Licht
Sunil Chhetri glaubt an die Entwicklung des indischen Fussballs.
T H E F I FA W E E K LY
25
INDIEN
“Die jungen Spieler
folgen dir nur,
wenn du diszipliniert
bist und ein gutes
Vorbild abgibst.”
Schwieriger Weg an die WM
Das indische Team darf sich keinen Ausrutscher mehr erlauben.
Fussball auf dem Vormarsch
Der Fussball in Indien hat im vergangenen
Jahr durch den Start der Super League einen
enormen Schub erhalten. In der neuen Liga
spielen mehrere internationale Stars, die
26
T H E F I FA W E E K LY
schon in der ersten Saison für ein hohes
Zuschauer- und Medieninteresse sorgten.
­
­Zudem steht mit der U17-Weltmeisterschaft
2017 das erste ­F IFA-Turnier im Land bevor.
Als Chhetri seine ersten fussballerischen
Gehversuche machte, war die Situation noch
völlig anders. Er lernte die Grundlagen als Kind
von seiner Mutter und seiner Tante, die für die
Frauenfussballnationalmannschaft Nepals antraten und von seinem Vater, der in einer
Mannschaft der indischen Armee spielte. Doch
damals fristete der Fussball, noch viel mehr als
heute, ein Schattendasein neben dem Nationalsport Cricket.
“Die Liga ist definitiv hilfreich”, schätzt
Chhetri den Einfluss der Super League auf
den Fussball in Indien ein. “Sie geniesst grosse
Popularität. Es kommen viel mehr Leute zu
den Spielen, und sie wollen mehr über Fussball
erfahren. Das ist sehr wichtig. Doch wir sollten
uns nicht zu sehr auf einen einzelnen Akteur
verlassen. Die ISL, die I-League, der Verband,
DER WEG NACH RUSSLAND (AFC-Qualifikation)
Runde 1: März 2015
Die zwölf am schlechtesten platzierten Teams (basierend auf der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste)
spielten in sechs Paarungen gegeneinander.
Runde 2: Juni 2015 bis März 2016
Die Gewinner der Runde 1 (Indien, Jemen, Osttimor, Kambodscha, Chinese Taipei und Bhutan)
treten mit den verbleibenden 34 Verbänden in acht Gruppen gegeneinander an. Die acht
­Gruppensieger und die vier besten Gruppenzweiten ziehen in Runde 3 ein.
Runde 3: August 2016 bis September 2017
Die zwölf Teams werden in zwei Gruppen gelost. Die beiden Gruppensieger und die beiden
Gruppenzweiten qualifizieren sich für die WM. Die drittplatzierten Teams der Gruppen ziehen in
Runde 4 ein.
Runde 4: Oktober 2017
Der Gewinner zieht in das interkontinentale Playoff ein.
Interkontinentale Playoffs: November 2017
Der Sieger der Runde 3 trifft auf den Fünftplatzierten der Südamerika-Qualifikation. Der Gewinner qualifiziert sich für die WM.
In der AFC-Qualifikation sind 4,5 Plätze für die WM 2018 zu vergeben.
Manjunath Kiran / AFP (2)
den viermaligen WM-Teilnehmer Iran vermochte das Team nicht zu überzeugen (0:3).
Am 8. Oktober muss nun gegen Turkmenistan unbedingt ein Sieg her. Chhetri, der alle
vier bisherigen Tore Indiens erzielt hat und damit der bislang erfolgreichste Torschütze der
WM-Qualifikation in Asien ist, sieht die Aufgabe
nun als noch grössere Herausforderung. “Der
Weg wirkt jetzt enorm schwer”, sagte er. “Die
Jungs waren wirklich ziemlich am Boden. Sie alle
sind noch sehr jung. Ich habe dann mit ihnen
gesprochen und ihnen klargemacht, dass wir uns
einfach nur auf das jeweils nächste Spiel konzentrieren müssen. Gebt euer Bestes, und dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Um ganz ehrlich zu sein, wird es jetzt sehr, sehr schwer, aber
das haben wir uns selbst zuzuschreiben.”
Dass ein Generationenwechsel für jedes
Team schwer ist, weiss der Routinier nur zu gut.
Und er ist sich seiner Rolle im Mannschafts­
gefüge bewusst. “Wir befinden uns derzeit in
einer Phase des Umbruchs. Viele Spieler der
­ä lteren Generation haben das Team verlassen,
und viele junge Akteure rücken nach. Wir können ein Team nicht einfach so aus dem Ärmel
schütteln. Ich sehe mich gern als jederzeit ansprechbaren Kapitän, aber ich bin überzeugt
davon, dass Taten mehr als Worte sagen. Die
jungen Spieler folgen dir nur, wenn du diszipliniert bist und ein gutes Vorbild abgibst.”
INDIEN
“Ein System schaffen,
in dem alle Jungen
und Mädchen Fussball
spielen können – das
ist mein Traum für
mein Land.”
die Regierung, die Fans, die Spieler, die Medien
– wir alle müssen unsere Aufgabe erledigen.
Und neben der Verbesserung der Infrastruktur
und der Verstärkung der Liga ist es sehr wichtig, dass auch die Nationalmannschaft gute
Leistungen zeigt. Das alles sollte Hand in
Hand gehen.”
Ehrgeizige Pläne
Chhetri weiss aber auch, dass noch viel getan
werden muss. “Es wird nicht durch Zauberei
entstehen, eine entsprechende Entwicklung
muss stattfinden. Manchmal machen wir den
Fehler, angesichts des jetzt grossen Interesses
am Fussball zu denken, dass sich alles schnell
ändert. Aber das wird nicht geschehen. Es
ist sehr wichtig, dass wir gute Trainingsmöglichkeiten schaffen und für Kinder aller
Altersstufen gute Trainer bereitstellen. Wie
man trainiert, ist sehr wichtig. Diesen Aspekt
müssen wir in unserem Land auf jeden Fall
verbessern.”
Der Traum des Kapitäns ist noch lange nicht
ausgeträumt. Er will den Fussball in seinem Heimatland voranbringen. Und er weiss, dass dafür
ganz unten angefangen werden muss. “Je früher
wir eine Umgebung und ein System schaffen, in
dem alle Jungen und Mädchen Fussball spielen
können, gute Trainer und gute Anlagen vorfinden, desto besser. Das ist mein Traum für mein
Land. Wenn uns das gelingt, dann stehen wir
schon bald in der Weltrangliste nicht mehr so
da wie jetzt.” (Rang 155) Å
INDIEN
EINWOHNER: 1,27 Milliarden
FLÄCHE: 3,28 Millionen km2
HAUPTSTADT: Neu-Delhi
STAATSPRÄSIDENT: Pranab Mukherjee
COACH NATIONALTEAM:
Stephen Constantine (England)
FIFA: Im Rahmen des Goal-Programmes investierte die FIFA zwischen 2001 und 2014
rund 2,5 Millionen US-Dollar. Mit dem Geld
wurde in Goa der Aufbau der Fussball­
akademie zur Vorbe­
reitung der Juniorenteams auf die FIFA U17-Weltmeisterschaft
2017 finanziert. Ebenfalls wurden regionale
Fussball­akademien in Mumbai (U15), Delhi,
Kalkutta und Bangalore (alle U14) auf­gebaut.
Des Weiteren investierte die FIFA in den Ausbau des technischen Zentrums in Bangalore
und den Bau des Verbandssitzes in Delhi.
Heimniederlage
Auch gegen Iran waren die Inder mit Chhetri (m.)
machtlos (0:3 am 8. September 2015).
T H E F I FA W E E K LY
27
HISTORY
Fehlender Durchblick
Arsenal London empfing im November 1945 Dynamo Moskau.
Nicht aber die Weltpolitik machte dieses Freundschaftsspiel geschichtsträchtig,
sondern die “nebulösen” Begleitumstände.
D
as sei die absurdeste Partie gewesen, die jemals gespielt wurde. So
urteilte die englische Zeitschrift “Daily Mail” über das Freundschaftsspiel zwischen Arsenal London und Dynamo ­Moskau im
November 1945. Es war eine Begegnung, die kurz nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs politische Bedeutung hatte, dann aber vor
allem aufgrund der kuriosen Wetterbedingungen in die Geschichte einging.
Nach den Wirren des Krieges befand sich der Fussball in Europa langsam
wieder auf dem Weg zurück zur Normalität – hin zu einem geregelten
Spielbetrieb. Als Dynamo Moskau eine Tour durch Grossbritannien ankündigte, war man daher auf beiden Seiten gespannt. Wie würde sich
die Mannschaft von Mikhail Yakushin in A
­ nbetracht des fortgeschrittenen englischen Spiels schlagen? Das sowjetische Team wollte beweisen,
auf welch hohem fussballerischen Niveau es sich befand.
Diese Grundlage gab dem Besuch des osteuropäischen Klubs beim
westeuropäischen Alliierten den Rahmen, und die Neugierde für das
­Unbekannte war geweckt. Gleich zu Beginn der Reise gab es denn auch für
die englischen Zuschauer eine erste Überraschung: Der Trainer gab an
einer Wandtafel die Taktik vor. Das hatten die Fans zuvor noch nicht
­gesehen. Der sowjetische Klub beeindruckte ausserdem mit feinem Kurzpassspiel, auch Passowotschka genannt, das in krassem Gegensatz zur
traditionellen, eher physisch betonten englischen Spielweise stand.
Die Zuschauer mussten erahnen, was sich tat
England heftet seit je das Klischee an, mit erhöhten Niederschlagswerten
konfrontiert zu sein. Es waren aber nicht Regenmassen, die das Spiel
zwischen Arsenal und Dynamo Moskau besonders machten. Es war der
Nebel, der das Innere des Stadions in eine undurchsichtige Suppe ver28
T H E F I FA W E E K LY
wandelte. Austragungsort der Partie war die White Hart Lane, eigentlich
das Zuhause der Tottenham Hotspurs. Da Arsenals Highbury Stadium
noch militärisch genutzt wurde, wichen die Nordlondoner ins etwas weiter östlich gelegene Stadtgebiet aus.
Dynamo Moskau ging mit ordentlich Rückenwind ins Spiel, schliesslich hatte das Team beim Aufeinandertreffen mit Chelsea ein 3:3-Unentschieden erreicht und bei seiner zweiten Station Cardiff 10:1 geschlagen.
Chelsea-Verteidiger Albert Tennant zeigte sich nach dem Match beeindruckt: “Die Russen waren ständig in Bewegung. Wir konnten kaum mit
ihnen Schritt halten.” Aber was wäre für Moskau eine Reise ins Mutterland des Fussballs ohne eine Partie gegen Arsenal? “Das wäre, wie nach
Kairo zu fahren und sich nicht die Pyramiden anzugucken”, sagte
­D ynamo-Coach Mikhail Yakushin im Vorfeld der Partie.
Beide Mannschaften hatten mit den Nachwirkungen des Krieges zu
kämpfen und mussten auf Spieler verzichten, die noch bei der Armee
Dienst taten. Ausgeglichen wurden diese Abwesenheiten durch sogenannte Gastspieler, die die Klubs verstärkten. Bei Arsenal waren das zum
­Beispiel Stan Mortensen von Blackpool und Stanley Matthews von Stoke
City. Dass sich die beiden Topspieler das Arsenal-Trikot übergestreift
hatten, konnten die Zuschauer auf den Tribünen nur erahnen. Genauso
blieb zum Grossteil im Verborgenen, was die Akteure während der
90 Minuten so alles trieben. Der Nebel hüllte den Rasen in eine mystische Szenerie, die im Nachhinein viel Raum für Spekulationen und
­Legendenbildung liess.
Einig war man sich nach dem Schlusspfiff einzig über das Ergebnis: Das
Spiel, das zur Verwunderung vieler vom russischen Schiedsrichter Nikolai
Latyschew nicht abgebrochen wurde, gewann Dynamo Moskau 4:3. Schwieriger wurde es da schon, die Torschützen zu eruieren. ­Cliff Bastin und
Wiliam Vanderson / Fox Photos / Getty Images
Spielunterbrechung
Arsenal-Torwart Griffiths hat sich verletzt.
HISTORY
Der Nebel hüllte
den Rasen in eine mystische
Szenerie, die Raum für
Legendenbildung liess.
Wo ist der Ball?
Dynamo-Torwart Aleksei Khomich blickt in den Nebel.
Bernard Joy, beide für Arsenal im Spiel, behaupteten hinterher, dass es
Vasili Kartsew gewesen sei, der den ersten Treffer für Dynamo Moskau
erzielt hatte. Diese Meinung teilte aber nicht der b
­ ekannte englische
Journalist Brian Glanville, der das Stadion besuchte. Er war sich nämlich
sicher, dass sich Wsewolod Bobrow als Erster in die sowjetische Torschützenliste eingetragen habe.
Spiel gar Zeichen für die Zukunft setzt. Beim erneuten Aufeinandertreffen
mit Arsenal, 1954 in der Sowjetunion, konnte ein weiterer Sieg verbucht
werden, diesmal bei klaren Sichtverhältnissen. Für die Zuschauer an der
White Hart Lane 1945 blieb es laut der “Daily Mail” “eines der aufregendsten Spiele, das 54 000 Zuschauer nicht gesehen haben”. Å
Fotofinder
Annette Braun
Wer schoss die Tore? Mehr als 22 Akteure im Spiel?
Autor L.V. Manning im Pressebereich konnte die Tore selbst nicht beschreiben, er erinnerte sich nur an die Reaktion der Menge: “Tausende von
Männern zündeten Tausende von Zigaretten an, und es sah aus wie tausend Lagerfeuer.” Es existieren Behauptungen, dass einige der erzielten
Treffer aus klarer Abseitsposition heraus entstanden. Klar war an der
White Hart Lane an diesem 21. November 1945 aber nichts.
Abgesehen von den Torschützen, hinter denen bis heute ein Fragezeichen steht, ranken sich bis heute auch unzählige Legenden über den Spielverlauf und seine Höhepunkte. So wird zum Beispiel vermutet, dass sich
zeitweise mehr als 22 Spieler auf dem Feld befanden. 12 gegen 12 oder 15
gegen 15 — wie viele waren es wirklich? Ein Torhüter soll zudem aufgrund
der schwierigen Bedingungen gegen den Pfosten gerannt sein und in der
Folge den Platz verletzt verlassen haben. Seine Rolle habe nicht ein Mitspieler, sondern ein Fan eingenommen. Nur der Nebel kennt wohl die ganze
Wahrheit über dieses Spiel, das seinen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden hat.
Für Dynamo Moskau war die Tour durch Grossbritannien — Nebel hin
oder her – ein grosser Erfolg. Als erstes Team aus der Sowjetunion, das 1945
nach Westeuropa reisen durfte, zeigte der Verein, dass er mit der Entwicklung des Fussballs Schritt hält und mit seinem dynamischen, schnellen
Grosses Interesse
Besucheransturm vor dem Stadion.
T H E F I FA W E E K LY
29
Football breaks down barriers
Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality.
FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football.
Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism.
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SPOTLIGHT ON
ALLGEMEINE
INFORMATIONEN
Land:
Frankreich
FIFA-Kürzel:
FRA
Konföderation:
UEFA
Kontinent:
Europa
Hauptstadt:
Paris
GEOGR APHISCHE
INFORMATIONEN
Üble Midlife-Crisis
Landesfläche:
674 624 km²
Höchster Punkt:
Mont Blanc 4810 m ü. M.
Nachbarmeere und -ozeane:
Atlantik, Mittelmeer, Nordsee
Alan Schweingruber
Mario Wagner / 2Agenten
D
ie Ansichtskarte lag an einem Dienstag im
Briefkasten. “Ich geniesse Neapel. Hier
wurde die Pizza erfunden, wusstest du
das? Sie schmeckt köstlich. Es geht mir schon
besser. Hoffe, der Winter ist nicht zu kalt bei
dir. Mit lieben Grüssen, dein Ehemann Didi.”
Didi war schon vor zehn Tagen abgereist.
Midlife-Crisis! “Kann man nichts machen,
muss jetzt ein paar Wochen weg.” So gehe das
seit Jahren, und wohin denn das führe, hatte
sie ihm noch nachgeschrien. Aber da bog Didi
mit seinem Rucksack schon um die Ecke. Es
war der 2. Januar.
Die zweite Karte kam an einem klirrend
kalten Freitag. Verwischte Tinte. Trübes Wetter in Italien? “Sizilien blüht! Und wer hat
schon Angst vor Don Corleone? Ich nicht. Die
schönste Insel, die ich je gesehen habe. Es
geht aufwärts bei mir. Freundlichst grüsst,
dein Ehemann Didi.”
Als Berta die Karte ihrer Freundin zeigte,
schauten sich beide verdutzt an. “Der spinnt
doch”, sagte die Freundin. “Und was macht er
da unten?” Berta zuckte mit den Schultern.
“So geht sein Urlaub Winter für Winter
flöten. Und ich muss im Sommer alleine
­wegfahren.”
Die dritte und vierte Ansichtskarte kamen
aus Afrika. Eine aus Casablanca (“Sitze in der
Kneipe und spiele Humphrey Bogart”), die andere aus Kenia (“Helfe auf einer Kaffeeplantage aus, das hält mich schlank und fit im Kopf”).
Auch Bertas Bruder Klaus erhielt zu der
Zeit viele Ansichtskarten. Sie waren mit
­Magneten an seinem Kühlschrank befestigt.
“Warum immer die gleichen Motive vorne?”,
fragte Berta eines Abends. Abgebildet waren
Stadien, ausschliesslich Fussballstadien. Sie
drehte die vorderste Karte um und erkannte
die Handschrift sofort: “SSC Napoli, US Palermo, Raja Casablanca ... bin jetzt bei den Nairobi City Stars! Danach geht’s zur Afrikameisterschaft. Bin wie immer auf die Rückrunde
zurück. Es grüsst, von seiner alljährlichen
Fussballtour, Didi.” Å
FUSSBALL MÄNNER
FIFA-Ranking:
23. Rang
Weltmeisterschaften:
14 Teilnahmen
1930–1938, 1954, 1958, 1966,
1978–1986,1998, 2002–2014
Bestes Ergebnis:
1. Platz 1998
FUSSBALL FR AUEN
FIFA-Ranking:
3. Rang
Weltmeisterschaften:
3 Teilnahmen
2003, 2011, 2015
Bestes Ergebnis:
4. Platz 2011
LET Z TE RESULTATE
Männer:
Albanien - Frankreich 1:0
13. Juni 2015
Frauen:
Deutschland - Frankreich 5:4 (n.E.)
26. Juni 2015
FIFA-INVES TITIONEN
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
Seit 2003:
USD 2 700 000
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
London, England
1937
J. A. Hampton / Getty Images
Die Tore des Wembley-Stadions werden zusammengesteckt.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Barcelona, Spanien
2015
Michael Regan / Getty Images
Die Tore im Camp-Nou-Stadion werden eingesteckt und ausgeklappt.
T H E F I FA W E E K LY
33
© 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
# B E T H E D I F F E R E N C E
THE ART OF FOOTBALL
Ein Held aus Japan
Z I TAT E DER WOC HE
“Ich hasse meine Beine. Ich habe diese
kurzen Fussballerbeine. Erst sahen sie
aus wie die von Kevin Keegan, jetzt wie
die von Wayne Rooney. Aber nie wie
die von David Beckham – der hat tolle
Beine. Ich wäre ein grossartiger
­F ussballer geworden, von der Hüfte
abwärts sehe ich aus wie einer!”
Helen Mirren, englische Schauspielerin
“Es macht mir nichts aus, dass er mit
Hut und Schal zur Nationalmannschaft
kommt. Aber wenn er noch Hosen­
träger und einen Bart hätte, dann
könnte er sich den Amischen
in Amerika anschliessen und ein
­P ferdefuhrwerk fahren.”
Ronald Düker
A
lessandro Del Piero, Fernando Torres,
Zinédine Zidane, Lionel Messi, Alexis
Sánchez, Andrés Iniesta: Das sind alles
grosse Helden des Fussballs und die Idole
unzähliger Jugendlicher in aller Welt, die in
diesem Sport später auch einmal so reich
und berühmt werden wollen. Wer aber sind
die erklärten Idole all dieser Superstars?
Pelé, Beckenbauer, Maradona? Vielleicht.
Alle ganz oben genannten Spieler geben aber
als Inspirationsfigur ihrer eigenen Sportkarriere noch einen ganz anderen Spieler an.
Und zwar einen, den niemand je auf einem
echten Fussballplatz beobachtet hat.
Dieser Held heisst Tsubasa Ozora. Er ist,
als er zum ersten Mal ins Licht der Öffentlichkeit tritt, elf Jahre alt und spielt für die
Schulmannschaft des FC Nankatsu. Nankatsu ist ein kleiner Ort in der Präfektur
Shizuoka, die im Südosten Japans liegt.
Und, wie gesagt: Tsubasa Ozara gibt es nicht
wirklich. Er ist eine Mangafigur aus der Feder des Zeichners Yoichi Taka­hashi. Seinen
ersten Auftritt hatte Tsubasa im Jahr 1981 in
Mangas, aber die ganz grosse Berühmtheit
rührt von der Zeichentrickfilmserie her, die
zwei Jahre später auf Sendung ging. Als
“Captain Tsubasa” ist dieser Junge zu einem
fiktiven Superhelden des Fussballs geworden.
Das Talent war ihm in die Wiege gelegt.
Schon in seinem ersten Lebensjahr trat
Tsubasa so geschickt, aber auch gedankenverloren einen Ball vor sich her, dass er dabei einmal fast von einem Bus überfahren
worden wäre. Bald war klar, dass dieser
Junge das Zeug hat, Grosses zu vollbringen.
Sein Traum: der beste Fussballer der Welt
werden und mit der japanischen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewinnen. Sein Motto: Der Ball ist mein Freund.
Tsubasas Geschichte bedient sich aber
nicht bei den übersinnlichen Motiven des
Comic-Genres, sondern wird in 37 Heften
und 128 Fernsehfolgen höchst realistisch
entwickelt.
Zunächst spielt der alternde brasilianische Fussballer Roberto Hongo eine tragende Rolle. Hongo lebt in Japan und ist ein
Freund von Tsubasas Vater, weshalb er zum
Mentor und Trainer des talentierten Jungen wird. Er begleitet Tsubasa, als dieser in
jungen Jahren nach Brasilien wechselt und
mit São Paulo tatsächlich Meister wird.
Er gewinnt die Asienmeisterschaft der
­Jugendlichen (mit einem 2:0-Sieg im Endspiel gegen Südkorea), dann folgt der Wechsel zum ­FC Barcelona. Tsubasas unaufhör­
licher Aufstieg zum internationalen Star
mag Seltenheitswert haben, er ist aber den
Arbeitsbiografien der echten Fussball-Weltreisenden nicht unähnlich.
Und vielleicht macht gerade das den
­Erfolg dieser erfolgreichsten aller Fussball­-Zeichentrickserien aus: dass sie zwar eine
Geschichte wie aus dem Märchen erzählt,
andererseits aber sehr genau am Alltag der
echten Stars bleibt – zwischen Trainingsmühsal, Verletzungssorgen, Transferpoker,
gewonnenen und verlorenen Spielen und
dem Leben der Spielerfrauen. “Captain
Tsubasa” erzählt die Geschichten, die das
schönste Ballspiel der Welt schreibt. Auf
und neben dem Platz. Dafür ist diesem
Mangahelden in Tokio schon eine Bronze­
statue errichtet worden. Å
Der ehemalige Trainer Wim van Hanegem
über den niederländischen Nationalspieler
Memphis Depay
“Um ehrlich zu sein, kam Wayne am
Sonntag im Flugzeug zu mir und hat
mich gefragt, wer dieser Anthony
Martial ist. Ich habe ihm gesagt, dass
es ein grossartiger Spieler mit enor­
mem Potenzial ist. Ich sagte ihm, dass
er technisch versiert und kraftvoll ist.
Ein klein wenig wie Thierry Henry.”
Morgan Schneiderlin (Manchester United)
“Ich hatte geträumt, dass wir einen
Elfmeter bekommen. Ich habe ihn
ausgeführt und in diese Ecke geschos­
sen. Als wir dann wirklich einen Elfme­
ter bekamen, wusste ich schon, wohin
ich schiessen würde. Ich freue mich
schon auf ­m einen nächsten Traum!”
Der Isländer Gylfi Sigurdsson
“Alles Gute zum Geburtstag,
kleiner Bruder!! Gott hat uns mit
etwas gesegnet, das wir noch
gar nicht ganz begreifen ...”
Kevin-Prince Boateng (Schalke 04) gratuliert
seinem Halbbruder Jérôme (Bayern München)
auf Twitter
T H E F I FA W E E K LY
35
FIFA PARTNER
TURNING POINT
“Ich habe
Kasachstan
ausgekostet”
Noch nie hatte ein Brite das
Fussballabenteuer in Kasachstan gesucht. Aber 2012 kam
Stuart Duff. Man nennt ihn
heute den “letzten König von
Kasachstan”.
Kami Thomson / Aberdeen Journals Ltd
A
ls mich meine Freunde neulich aus
Almaty anriefen, um mir zu sagen, dass
der FC Kairat in der Qualifikation für
die Europa League gegen den Aberdeen FC
gelost wurde, hatte ich gemischte
­Gefühle. Einerseits war ich überrascht,
andererseits aber auch glücklich. Es passiert
nicht alle Tage, dass zwei Mannschaften, für
die man gespielt hat, in einem so wichtigen
Duell aufeinandertreffen. Ich konnte es kaum
erwarten, was für ein Spiel sich angesichts
zweier derart unterschiedlicher Spielweisen
ergeben würde. Ich wurde als Zuschauer ins
Stadion eingeladen und freute mich, meine
­a lten Freunde wiederzusehen.
Als mich meine Manager 2012 fragten, ob
ich Interesse hätte, in Kasachstan zu spielen,
hatte ich keine Ahnung und musste mich erst
über die Lage der Stadt Almaty, über die
Mannschaft und über das Land informieren.
Ich sammelte deshalb so viele Informationen
wie möglich, um eine Vorstellung davon zu
bekommen, was mich erwartet. Es ist eher
selten, dass ein schottischer Fussballspieler in
eine ehemalige Sowjetre­publik wechselt. Aber
ich wollte immer schon eine Erfahrung im
Ausland machen.
Ich habe danach eine wunderbare Zeit in
der kasachischen Hauptstadt verbracht und
jeden Augenblick dieser Erfahrung im Land
ausgekostet. Es ist mir nie etwas Schlechtes
widerfahren und ich habe gelernt, die Augen
für eine Kultur zu öffnen, die sich grundsätz­
lich von meiner unterscheidet. Natürlich wird
auch Aberdeen immer einen besonderen Platz
in meinem Herzen haben, denn immerhin bin
ich in dieser Stadt geboren und dort leben
auch Freunde von mir und meine Familie.
Die Reise nach Almaty zum Spiel gegen
die Schotten war für mich wie eine Reise aus
der Heimat in die Heimat. Ich empfand die
Einladung ins Stadion von Kairat als Ehre
und als Privileg. In Kasachstan gewöhnt man
sich schnell an die Mentalität der Menschen.
Sie interessieren sich für dich, sie unterstüt­
zen dich, und sie geben dir das Gefühl, etwas
Besonderes zu sein. In Anlehnung an den
­Titel eines Interviews nannte man mich den
“letzten König von Kasachstan”, und dieser
Spitzname ist haften geblieben. In Kasach­
stan wurde ich als Weltklassespieler ange­
sehen, zumal ich der erste Brite war, der in
diesem Land spielte. Ich bin stolz darauf, für
Kairat gespielt zu haben und dort als Star in
Erinnerung geblieben zu sein. Å
Aufgezeichnet von Emanuele Giulianelli
Name
Stuart Duff
Geburtsdatum, Geburtsort
23. Januar 1982, Aberdeen, Schottland
Position
Mittelfeld, Verteidiger
Stationen als Spieler
1999–2008 Dundee United
2008–2010 Aberdeen
2009 Inverness CT (Ausleihe)
2010–2011 Inverness CT
2011–2012 Qormi
2012–2013 Kairat Almaty
seit 2014 Cove Rangers
Nationalteam Schottland U21
10 Einsätze
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von
einem wegweisenden Moment in ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R
Argentinien (unverändert)
keine
keine
15
Kambodscha, VR China, Fidschi, Japan, DVR Korea, Republik Korea (je 2 Spiele)
Ruanda (plus 57 Punkte)
Fidschi (plus 17 Ränge)
Nordirland (minus 34 Punkte)
Seychellen (minus 7 Ränge)
Spitzenreiter
Aufsteiger in die Top 10
Absteiger aus den Top 10
Spiele insgesamt
Teams mit den meisten Spielen
Grösster Aufsteiger nach Punkten
Grösster Aufsteiger nach Rängen
Grösster Verlierer nach Punkten
Grösster Verlierer nach Rängen
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
Letzte Aktualisierung:
3. September 2015
Rang Team
+/- Punkte
1 Argentinien
0 1442
55 Paraguay
3
592
109 Litauen
-2
294
163 Osttimor
0
130
2 Belgien
0 1269
56 Kap Verde
-6
589
110 Aserbaidschan
-4
291
164 Bhutan
0
128
3 Deutschland
0 1248
57 Republik Korea
-3
574
111 Namibia
0
284
165 Indonesien
0
121
4 Kolumbien
0 1224
58 Japan
-2
570
112 Bahrain
0
281
166 Neukaledonien
1
120
5 Brasilien
0 1209
59 Panama
6
551
113 Kuba
6
280
166 Suriname
-1
120
6 Portugal
0 1186
60 Mali
3
550
114 Mauretanien
-1
273
168 Zentralafrikanische Republik
1
118
7 Rumänien
0 1176
61 Australien
0
548
115 Benin
-1
269
169 Malaysia
-1
115
8 Chile
2 1149
62 Äquatorial-Guinea
0
546
116 Kenia
0
268
170 Pakistan
1
105
9 Wales
0 1146
63 Gabun
1
535
116 St. Vincent und die Grenadinen
-1
268
171 Tschad
1
100
10 England
-2 1143
63 Guinea
-3
535
118 Botsuana
3
266
172 Dominica
1
98
11 Spanien
0 1122
65 DR Kongo
-6
529
119 Palästina
-1
256
173 Bangladesch
-3
95
12 Niederlande
0 1054
66 Serbien
0
528
119 St. Kitts und Nevis
0
256
174 Laos
3
92
13 Österreich
1 1038
67 Bolivien
0
521
121 Madagaskar
1
251
175 Jemen
-1
90
14 Kroatien
-1 1037
68 Bulgarien
1
503
121 Syrien
-4
251
176 Amerikanische Jungferninseln
0
88
15 Slowakei
-1 1013
69 Norwegen
-1
496
123 Dominikanische Republik
6
248
177 Malediven
-2
82
16 Italien
0 1012
70 Vereinigte Arabische Emirate
0
484
124 Moldawien
3
245
178 Montserrat
0
74
17 Schweiz
0 1011
71 Uganda
3
478
125 Philippinen
0
241
179 Chinese Taipei
0
72
18 Uruguay
0 1002
19 Algerien
0
955
20 Tschechische Republik
0
21 Elfenbeinküste
0
22 Dänemark
3
23 Island
1
24 Frankreich
-1
893
78 Ruanda
25 Albanien
-3
878
79 Togo
26 Mexiko
0
848
80 Estland
27 Ghana
0
827
81 Honduras
28 USA
1
823
82 Irak
29 Ukraine
1
812
83 Armenien
30 Bosnien und Herzegowina
-2
811
84 VR China
72 Südafrika
0
469
126 DVR Korea
-2
237
180 Kambodscha
73 Burkina Faso
-2
468
127 Kuwait
-1
235
181 Fidschi
940
74 Sambia
-1
464
128 Lesotho
0
227
182 Tahiti
4
61
924
75 Färöer
0
459
128 Belize
-5
227
182 Brunei Darussalam
1
61
901
76 Usbekistan
0
453
130 Afghanistan
4
226
184 Sri Lanka
-2
59
894
77 Montenegro
0
430
131 St. Lucia
0
222
185 Mauritius
-4
56
13
426
132 Bermuda
3
220
185 Nepal
-1
56
1
418
133 Libanon
-3
219
187 Macau
1
49
-2
405
134 Burundi
-2
218
187 Cayman-Inseln
2
49
0
404
135 Swasiland
-3
213
187 Salomon-Inseln
4
49
3
399
136 Neuseeland
-1
209
190 Komoren
-4
48
5
394
137 Thailand
2
201
190 São Tomé und Príncipe
-1
48
-5
393
137 Aruba
0
201
192 Seychellen
-7
43
0
66
17
64
31 Schottland
1
789
85 Marokko
-3
391
139 Nicaragua
5
198
193 San Marino
-1
40
32 Russland
-1
780
86 Zypern
-4
386
140 Tansania
0
195
194 Turks- und Caicos-Inseln
-1
33
33 Tunesien
1
774
87 Haiti
-3
385
141 Luxemburg
4
194
195 Britische Jungferninseln
-1
27
34 Ecuador
2
764
88 Angola
1
381
142 Guinea-Bissau
0
191
196 Samoa
1
25
34 Polen
-1
764
89 Sudan
-2
377
143 Gambia
-1
189
197 Vanuatu
-1
23
36 Schweden
1
756
90 Lettland
-4
366
144 Barbados
-6
186
198 Südsudan
-3
22
37 Ungarn
-2
740
91 Jordanien
1
356
145 Kasachstan
-4
184
199 Amerikanisch-Samoa
1
17
38 Senegal
1
734
92 Finnland
-3
351
146 Guam
0
182
199 Tonga
-1
17
39 Costa Rica
-1
731
93 Saudiarabien
0
350
147 Georgien
7
180
201 Eritrea
2
8
40 Iran
1
716
94 Katar
1
347
148 Curaçao
0
178
202 Mongolei
2
6
41 Nordirland
-1
687
95 Mosambik
2
340
149 Turkmenistan
0
172
202 Andorra
-1
6
42 Kongo
1
671
96 Malawi
2
336
150 Liechtenstein
-3
171
202 Somalia
2
6
42 Kamerun
0
671
97 Belarus
-1
335
151 Hongkong
0
169
205 Dschibuti
1
4
44 Griechenland
0
657
98 Libyen
-4
333
152 Vietnam
1
166
205 Cook-Inseln
1
4
45 Slowenien
1
653
98 Guatemala
10
333
152 Puerto Rico
-2
166
205 Papua-Neuguinea
-4
4
46 Israel
1
635
100 Oman
-1
329
154 Guyana
-2
165
208 Anguilla
0
0
46 Türkei
-1
635
101 Niger
1
326
155 Kirgisistan
1
160
208 Bahamas
0
0
48 Peru
1
628
102 Kanada
-1
319
155 Indien
1
160
49 Ägypten
3
619
103 Äthiopien
-4
313
157 Singapur
-2
159
50 Venezuela
-2
613
104 EJR Mazedonien
-1
305
158 Grenada
2
155
51 Republik Irland
-1
605
105 Antigua und Barbuda
0
304
158 Tadschikistan
0
155
52 Jamaika
3
602
105 Sierra Leone
-1
304
160 Liberia
1
154
53 Nigeria
0
599
107 El Salvador
3
300
160 Malta
-1
154
54 Trinidad und Tobago
2
594
108 Simbabwe
0
298
162 Myanmar
0
142
38
T H E F I FA W E E K LY
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
PUZZLE
Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den
Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie
in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Präsident
Joseph S. Blatter
1
7
4
LEICHT
Generalsekretär
Jérôme Valcke
9
2
5
8
9
Redaktion
Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur),
Annette Braun, Sarah Steiner
8
7
3
7
3
1
6
2
3
2
1
2
9
6
4
MIT TEL
7
6
9
8
3
4
9
8
1
Redaktionsassistenz
Alissa Rosskopf
2
1
3
9
8
8
3
9
1
6
7
Projektmanagement
Bernd Fisa, Christian Schaub
3
4
5
Produktion
Hans-Peter Frei
5
1
5
Mitarbeit an dieser Ausgabe
Emanuele Giulianelli, Franco Nicolussi, Peter Smith
6
9
7
2
5
8
2
SCHWER
3
8
5
Kontakt
[email protected]
7
2
Internet
www.fifa.com/theweekly
Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht
werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
3
2
4
Ständige Mitarbeitende
Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros,
Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und
unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt.
Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen.
In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
5
8
5
Korrektorat
Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach
Druck
Zofinger Tagblatt AG
6
3
Art Direction
Catharina Clajus
Übersetzung
www.sportstranslations.com
7
1
Chefredakteur
Perikles Monioudis
Layout
Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli
5
1
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Nicolas Maingot (a. i.)
Bildredaktion
Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vetretung)
1
9
1
3
6
6
8
9
3
5
2
8
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7
1
3
4
8
7
9
7
1
T H E F I FA W E E K LY
Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku
Herausgeberin
FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich
Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878
39
FOOTBALL
FOR HOPE
Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten.
Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale
Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.
Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.