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BUNDESREALGYMNASIUM, 8010 GRAZ, PETERSGASSE 110 Stephanie Flitsch, 8.B Fachbereichsarbeit aus Chemie Dieselkraftstoff und Biodiesel Ein Vergleich unter besonderer Berücksichtigung neuer Entwicklungen Betreuerin: Mag. rer. nat. Elisabeth Klemm Abgegeben am: 4. 3. 2005 „Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ausschließlich unter Verwendung der angeführten Hilfsmittel verfasst habe.“ ______________________ Unterschrift der Kandidatin Vorwort Seite 2 Vorwort Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, eine Fachbereichsarbeit in Chemie zu schreiben, suchte ich nach einem Thema, das sich mit meinem Interesse für Umweltthematiken verbinden ließ und auch genügend Raum für einen interessanten experimentellen Teil bot. Als mir dann angeboten wurde, an der Karl-Franzens Universität Graz Versuche zur Herstellung von Biodiesel durchführen zu können, informierte ich mich genauer über dieses Thema und war bald davon überzeugt. Hatte ich anfangs noch vorgehabt, mich hauptsächlich mit neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet zu beschäftigen, nahm im Laufe der Arbeit mein Interesse an den bereits heute erfolgreich eingesetzten Verfahren und den Unterschieden zu herkömmlichem Dieselkraftstoff zu, weshalb diese Bereiche als Grundlagen einen großen Teil der Arbeit ausmachen. Auf die neuen Entwicklungen konzentrierte ich mich in kleineren Kapiteln und im experimentellen Teil. Bei folgenden Personen möchte ich mich an dieser Stelle für ihren Einsatz und ihre Hilfe bedanken: Mag. Elisabeth Klemm, die mich mit ihrem Engagement stets motivieren konnte, mich bei allen auftretenden Problemen unterstützte und mir bei der Suche nach Informationen und nach Personen, die mir diese geben konnten, half. Ao.Univ.-Prof. Dr. Martin Mittelbach, Mag. Renate Uitz, Ingrid Seidl und Bianca Bergler von der Abteilung für organische Chemie am Institut für Chemie an der KarlFranzens Universität Graz, die mir die Möglichkeit gaben, die Versuche zur Herstellung von Fettsäureethylestern und die Analysen dort durchzuführen, mir dabei stets hilfreich zur Seite standen und mir außerdem zahlreiche Informationsmaterialien zur Verfügung stellten. Ing. Gerhard Seiler vom Team Technik für KFZ- und Schweißtechnik vom WIFI Steiermark, der mir für alle Fragen zu Abgaskatalysatoren zur Verfügung stand und ebenfalls wichtiges Informationsmaterial für mich hatte. Ing. Karl Totter von der SEEG, der für Mag. Klemm und mich eine Führung durch die Biodieselanlage in Mureck machte und mir so einen Einblick in die industrielle Herstellung von Biodiesel ermöglichte. DI Thomas Rätzsch von der OMV Wien, der mir Hilfestellung bei der Klärung wichtiger Fragen zum Thema Dieselkraftstoff gab. Inhalt Seite 3 Inhalt Vorwort ..................................................................................................................................... 2 Inhalt ......................................................................................................................................... 3 1.1 Definition............................................................................................................................. 5 1.2 Inhaltsstoffe..................................................................................................................... 5 1.3 Die Rohstoffquelle Erdöl ............................................................................................... 6 1.3.1 Die Entstehung von Erdöl ......................................................................................... 6 1.3.2 Gewinnung von Dieselkraftstoff aus Erdöl ............................................................... 7 1.3.2.1 Die Destillation .................................................................................................. 7 1.3.2.2 Das Cracken....................................................................................................... 9 1.3.2.3 Die Entfernung von Schwefel ........................................................................... 10 1.4 Die Cetanzahl................................................................................................................ 10 1.5 Aktuelle Entwicklungen............................................................................................... 11 1.5.1 Ultimate-Diesel ....................................................................................................... 11 1.5.2 Anteil an Dieselfahrzeugen ..................................................................................... 11 1.5.3 Kraftstoffverbrauch ................................................................................................. 12 2 Biodiesel................................................................................................................................ 13 2.1 Definition....................................................................................................................... 13 2.2 Rohstoffe ....................................................................................................................... 13 2.2.1 Verwendete Rohstoffe weltweit .............................................................................. 13 2.2.2 Rapsöl...................................................................................................................... 14 2.2.3 Altspeiseöl............................................................................................................... 15 2.2.4 Pongamiaöl.............................................................................................................. 16 2.3 Auswirkungen der unterschiedlichen Fettsäurezusammensetzung ........................ 16 2.4 Die Herstellung von Biodiesel...................................................................................... 18 2.4.1 Der chemische Vorgang der Umesterung ............................................................... 18 2.4.2 Die Industrielle Herstellung .................................................................................... 19 2.4.2.1 Die Anlage der SEEG in Mureck ..................................................................... 19 2.4.2.1 Der Herstellungsablauf .................................................................................... 19 2.4.3 Die enzymatische Herstellung................................................................................. 21 2.4.3.1 Die Problematik der Katalysatoren ................................................................. 21 2.4.3.2 Der Einsatz von Enzymen................................................................................. 21 2.5 Das Nebenprodukt Glycerin........................................................................................ 22 2.6 Produktion und Verfügbarkeit von Biodiesel............................................................ 22 2.6.1 Biodieseltankstellen ................................................................................................ 22 2.6.2 Biodieselanlagen ..................................................................................................... 24 2.7 Der Einsatz von Biodiesel in Dieselfahrzeugen.......................................................... 24 2.8 Nationale Richtwerte zum Einsatz von Biodiesel ...................................................... 25 3 Die Abgasproblematik ....................................................................................................... 26 3.1 Der Abgaskatalysator .................................................................................................. 26 3.2 Schadstoffe .................................................................................................................... 28 3.2.1 Limitierte Schadstoffe ............................................................................................. 28 3.2.2 Nicht limitierte Schadstoffe .................................................................................... 28 Inhalt Seite 4 3.2.3 Die Problematik der Stickstoffoxide ....................................................................... 29 3.3 Schadstoffemissionsvergleich zwischen Dieselkraftstoff und Biodiesel .................. 31 4 Fettsäureethylester .............................................................................................................. 32 4.1 Methanol ....................................................................................................................... 32 4.2 Ethanol .......................................................................................................................... 33 5 Experimenteller Teil ........................................................................................................... 34 5.1 Gaschromatographische Bestimmung der Fettsäurezusammensetzung ................ 34 5.2 Umesterung von Pongamiaöl zu Ethylester ............................................................... 35 5.2.1 Vorveresterung ........................................................................................................ 36 5.2.2 Umesterung ............................................................................................................. 36 5.2.3 Wasser- und Seifenwäschen.................................................................................... 37 5.3 Analysen verschiedener Parameter ............................................................................ 38 5.3.1 Bestimmung der freien Fettsäuren in Fetten und Ölen ........................................... 38 5.3.3 Bestimmung des Wassergehalts mittels Karl-Fischer-Titration.............................. 39 5.3.4 Bestimmung des Ethylestergehalts mittels Dünnschichtchromatographie ............. 40 5.3.5 Bestimmung des Ethylestergehalts mittels HPSEC ................................................ 41 5.4 Enzymatische Umesterung .......................................................................................... 42 Zusammenfassung.................................................................................................................. 44 Persönlicher Ausblick ............................................................................................................ 45 Literaturverzeichnis............................................................................................................... 46 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... 48 Tabellenverzeichnis................................................................................................................ 49 Arbeitsprotokoll ..................................................................................................................... 50 Dieselkraftstoff Seite 5 1.1 Definition Dieselkraftstoffe sind schwer entflammbare Gemische von flüssigen Kohlenwasserstoffen, die als Kraftstoffe für Dieselmotoren verwendet werden. Der Siedebereich liegt zwischen 170 und 360°C, die Dichte zwischen 0,83 und 0,88 g/cm³. Ihre Zusammensetzung ist uneinheitlich und hängt besonders von der Herstellungsmethode, aber auch von der Herkunft des als Rohstoff verwendeten Erdöls ab. [vgl.1] 1.2 Inhaltsstoffe • Paraffine: Diese gehören der Klasse der Alkane an und sind gesättigte, langkettige Kohlenwasserstoffe. Sie sind mit Kettenlängen bis zu mehr als 20 Kohlenstoffatomen zu etwa 40 – 75% enthalten. • Naphtene: Diese werden auch als Cycloalkane bezeichnet, sind gesättigte, ringförmige Kohlenwasserstoffe und sind bis zu einem Anteil von 35% im Dieselkraftstoff enthalten. • Aromaten: Diese sind ungesättigte, ringförmige Kohlenwasserstoffe und machen etwa 5-25% des Kraftstoffs aus. Allen Aromaten ist die Grundsubstanz Benzol gemeinsam, ein Ring aus sechs Kohlenstoff- und sechs Wasserstoffatomen. Die bindenden Elektronen zwischen den Kohlenstoffatomen lassen sich nicht eindeutig einem Atom zuordnen, sondern sind delokalisiert. Im Dieselkraftstoff sind Alkylbenzole 1 , Indane 2 und Alkylnaphthaline 3 enthalten. • Olefine: Diese werden auch als Alkene bezeichnet und sind ungesättigte, kettenförmige Kohlenwasserstoffe mit einer oder mehreren Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen. Sie sind nur in sehr geringen Mengen enthalten. • Biodiesel: Dieser kann zu bis zu 5% beigemengt werden. [vgl. 1, 2] 1 Alkylbenzole: am Benzolring durch Alkylgruppen substituierte Aromaten Indan: Benzolring mit einem Ring aus fünf Kohlenstoffatomen 3 Alkylnaphthalin: Verbindung aus zwei Benzolringen, durch Alkylgruppen substituiert 2 Dieselkraftstoff Seite 6 1.3 Die Rohstoffquelle Erdöl 1.3.1 Die Entstehung von Erdöl Dieselkraftstoff wird aus Erdöl gewonnen. Erdöl und Erdgas stellen eigentlich gespeicherte Sonnenenergie dar, da sie organischen Ursprungs sind und das Leben auf Sonneneinstrahlung basiert. Sie entstehen überwiegend im Meer, wo abgestorbene tierische und pflanzliche Organismen von den oberen, sauerstoffhältigen und salzarmen Schichten in tiefere Schichten absinken, die sauerstoffarm, aber reich an Salz und Schwefelwasserstoff sind. Dadurch wird eine Verwesung verhindert und die organischen Reste werden durch das Salz konserviert. Am Meeresgrund lagert sich Sapropel 4 ab, das aus Proteinen, Kohlenwasserstoffen und Fetten besteht. Durch Vermischung mit Sand, Schluff und Ton entsteht Erdölmuttergestein mit einem organischen Anteil von nur wenigen Prozent. Durch Sedimentation gerät es allmählich in tiefere Schichten, dadurch steigen Druck und Temperatur (bis auf 200°C) stark an und die Umbildung des Sapropels beginnt. Hier spielen Bakterien eine wichtige Rolle, verschiedene Metalle und Tonminerale wirken als Katalysatoren. Als Zwischenstufe entsteht das so genannte Kerogen, das sich aus unterschiedlichsten organischen Substanzen zusammensetzt. Die komplexeren unter diesen (z.B. Furane, 5 Porphyrine 6 ) werden schließlich zu einfacheren Kohlenwasserstoffen wie Paraffinen, Naphtenen oder Aromaten, welche die Hauptbestandteile des Erdöls sind, abgebaut. Spuren von Hämoglobin und Chlorophyll im Erdöl sind Beweise für seine organische Herkunft. Die Bildung von Erdöl dauert unterschiedlich lange, benötigt aber immer mehr als 10.000 Jahre. Porenwasser, Erdöl und Erdgas werden daraufhin durch den zunehmenden Gesteinsdruck aus dem Muttergestein gepresst und steigen durch ihr geringeres Gewicht und durch die Kapillarkräfte nach oben. Dieser Vorgang wird als Migration bezeichnet. In Speichergesteinen, vor allem Sandsteinen, zerklüfteten Kalksteinen und Dolomiten, sammeln sich die wandernden Substanzen, die sich während der Migration nach Dichte und Viskosität trennen. Das Erdgas kann aufgrund seiner Flüchtigkeit auch noch weiter wandern und eigene Lagerstätten bilden. Voraussetzung für die Bildung einer Lagerstätte sind undurchlässige Deckschichten, so genannte cap rocks, die das Speichergestein nach oben hin so abdecken, dass eine weitere Migration verhindert wird und sich größere Mengen an Erdöl und Erdgas ansammeln können. Für diese Lagerstätten, die auch Erdölfallen genannt werden, 4 Sapropel: Faulschlamm Furane: heterocyclische Verbindungen 6 Porphyrine: Mehrfach-Ringsysteme mit Fremdatomen 5 Dieselkraftstoff Seite 7 kommen verschiedene tektonische Strukturen in Frage, die unterschiedliche Lagerformen bedingen. In manchen Fällen liegen mehrere Lagerstätten, die durch Deckschichten getrennt sind, übereinander. Etwa 17% der heute bekannten Erdöllagerstätten befinden sich in Gesteinen aus der Kreidezeit, 13% in Juragesteinen und 12% in paläozoischen Gesteinen. Die ältesten dieser Lagerstätten entstanden schon vor zwei Milliarden Jahren, aber auch heute bildet sich Erdöl, überwiegend im Schwarzen Meer. [vgl. 1, 3, 4] 1.3.2 Gewinnung von Dieselkraftstoff aus Erdöl Nach der Förderung des Erdöls, das dann auch als Rohöl bezeichnet wird, werden Wasser und Feststoffe durch Behandlung mit Chemikalien und Wärme entfernt und Erdgas wird abgetrennt. Nach der Lagerung wird das Öl meist durch Pipelines zu Raffinerien transportiert. 1.3.2.1 Die Destillation Die Gewinnung der verschiedenen Bestandteile des Rohöls erfolgt durch Destillation. Bei diesem Vorgang werden die unterschiedlichen Siedepunkte der Substanzen, die von der Größe der Moleküle abhängen, für die Fraktionierung genützt. Das Rohöl wird in einem Röhrenofen auf etwa 350°C erhitzt und verdampft zum Teil, ein Gemisch aus Flüssigkeiten und Dämpfen entsteht. Da aufgrund der Vielzahl der Gesamtbestandteile in einem Destillationsschritt nur eine grobe Auftrennung der Fraktionen möglich ist, verläuft der weitere Vorgang in großen Destillationskolonnen (Türme mit bis zu 50 m Höhe und bis zu 10 m Durchmesser). Das Gemisch wird nun in eine dieser Kolonnen geleitet, die Flüssigkeit strömt zum unteren Ende hinab, die Dämpfe steigen empor und werden durch kalte Rückflüsse schrittweise kondensiert. Die Flüssigkeiten werden an bestimmten Höhen der Kolonne, den Abzugsböden, entnommen. Hier werden Petroleum, Gasöl und Spindelöl gewonnen. Die noch vorhandenen Dämpfe treten am Kopf der Kolonne aus, werden durch Kühler kondensiert und liefern Gase und Primärbenzin. Der bei 350°C nicht verdampfte Anteil, der Toprückstand, wird vom Boden der Kolonne abgezogen und bei einer nachfolgenden Vakuumdestillation in zwei weitere Teile zerlegt. Unter atmosphärischen Druckbedingungen fallen bei der Destillation abhängig von der Sorte Dieselkraftstoff Seite 8 des Rohöls etwa 30 bis 60% Toprückstand an. Die Temperatur wird nicht erhöht, da das zum Beginn einer unerwünschten Zersetzung, dem thermischen Cracken, des Rohöls in Gase und Koks führen würde. Abb. 1: Rohöldestillationsanlage [A1] Dieselkraftstoff Seite 9 Folgende Fraktionen werden bei der Destillation gewonnen: • Gase: Diese bestehen aus Methan, Ethan, Propan und Butan, wobei die beiden letzteren unter Druck verflüssigbar sind. • Primärbenzin: Dieser wird durch eine weitere Destillation in eine Leicht- und eine Schwerbenzinfraktion getrennt. • Petroleum: Dieses wird zu Flugturbinentreibstoff (Kerosin) weiterverarbeitet. Früher war auch Leuchtpetroleum bedeutend. • Gasöl: Daraus wird Dieselkraftstoff beziehungsweise Heizöl Extraleicht hergestellt. • Spindelöl: Nach einer weiteren Behandlung ist es für Schmieröle bzw. spezielle Heizöle verwendbar. • Toprückstand: Dieser wird in einer Vakuumdestillation nochmals getrennt oder zur Herstellung von Heizöl eingesetzt. Die gewinnbaren Mengenanteile an den einzelnen Fraktionen können je nach Rohölsorte, die vom Fundort abhängig ist, sehr stark schwanken. Besonders benzinreiche Rohöle werden zum Beispiel in Nordafrika gefördert, während rückstandsreiche Öle zur Heizöl- und Bitumenproduktion unter anderem aus Mexiko und Venezuela kommen. [vgl. 5] 1.3.2.2 Das Cracken Die Nachfrage nach Benzin, Dieselkraftstoff und leichtem Heizöl ist wesentlich größer als die durch die Destillation erzeugten Mengen. Daher werden unerwünschte schwere Bestandteile wie schweres Heizöl und Vakuumgasöl durch Spaltung langer Kohlenwasserstoffmoleküle in leichtere umgewandelt. Dieser Vorgang wird als Cracken bezeichnet (englisch „to crack“: zerbrechen, spalten). Es werden drei Crackverfahren unterschieden: • Thermisches Cracken: Hohe Temperaturen versetzen die großen Moleküle in starke Schwingungen, sodass ab etwa 360°C die Bindungen zwischen den Atomen brechen. Das erhaltene Produkt hängt von der Temperatur, die bis zu 900°C erreichen kann und der Verweildauer im Spaltofen ab. Dieselkraftstoff • Seite 10 Katalytisches Fließbett-Cracken: Die Einsatzprodukte werden fein zerstäubt in einen etwa 700°C heißen Katalysatorstrom eingedüst, wo sie sofort verdampfen. Im Kontakt mit dem heißen Katalysator läuft der Spaltprozess in Sekundenbruchteilen ab. Während dieses Vorgangs setzt sich auf dem Katalysator Kohlenstoff als Koks ab, wodurch er seine Aktivität verliert. Um ihn erneut einsetzen zu können, wird er in einen nachgeschalteten Regenerator geleitet, wo der Koks abgebrannt wird. • Hydrocracken: Bei einem Druck von 100 bar wird das vorgewärmte Einsatzprodukt mit Wasserstoff vermischt. Mit Hilfe von Nickel-Molybdän-Katalysatoren wird eine hydrierende Spaltung vorgenommen. Verbliebene Rückstände werden in weitere Reaktoren geleitet bis sie nahezu vollständig in die gewünschten Produkte umgewandelt sind. Das katalytische Fließbett-Cracken liefert ein wesentlich besseres Ergebnis als das thermische Cracken. Das effektivste, aber auch teuerste Verfahren ist das Hydrocracken, das den Vorteil hat, dass je nach Katalysator und Betriebsbedingungen das gewünschte Produkt, entweder Benzin oder Dieselkraftstoff, gewinnbar ist. [vgl. 6, 7] 1.3.2.3 Die Entfernung von Schwefel Manche Rohöle enthalten viel Schwefel, der aus Umweltgründen weitgehend entfernt werden muss. Dazu werden Dieselkomponenten und andere Produkte mit Wasserstoff vermischt, erhitzt, und in einen mit Katalysator gefüllten Reaktor geleitet. Dort verbindet sich in Kontakt mit dem Katalysator der in den Produkten enthaltene Schwefel bei rund 350°C mit dem Wasserstoff zu Schwefelwasserstoff, der später zu Elementarschwefel umgewandelt wird. [vgl. 6] 1.4 Die Cetanzahl Die Cetanzahl ist eine Kennziffer für die Zündwilligkeit eines Dieselkraftstoffes, die umso größer ist, je kleiner der Zündverzug, also die Zeit zwischen der Kraftstoffzuführung in den Motorzylinder und der Entzündung, ist. Sie gibt an, wie viel Prozent Cetan 7 in einem 7 Cetan: Hexadecan Dieselkraftstoff Seite 11 Gemisch aus Cetan und 1-Methylnaphtalin enthalten sind, das die gleichen Zündeigenschaften wie der betreffende Dieselkraftstoff hat. Reines Cetan hat die Cetanzahl 100, das besonders zündungsunwillige 1-Methylnaphtalin die Cetanzahl 0. CH3 CH3 a 1-Methylnaphtalin Cetan Bei handelsüblichen Dieselkraftstoffen, deren Cetanzahl nicht kleiner als 51 sein darf [8], bedeutet das, dass sie mindestens so zündwillig sind, wie ein Gemisch aus 51% Cetan und 49% 1-Methylnaphtalin. [vgl. 1, 9] 1.5 Aktuelle Entwicklungen 1.5.1 Ultimate-Diesel Als neue Dieselmarke wird nun auch der so genannte Ultimate-Diesel angeboten. Dieser weist eine Cetanzahl von 60 auf und verbrennt daher wesentlich besser und nach Herstellerangaben auch leiser als herkömmlicher Dieselkraftstoff. Es entstehen 27% weniger unverbrannte Kohlenwasserstoffe und 27% weniger Kohlenmonoxid 8 . Weiters wird er als schwefelfrei bezeichnet und soll zu einem geringeren Verbrauch führen. Außerdem ist eine schnellere Beschleunigung des Fahrzeugs sowie das Mischen mit herkömmlichem Dieselkraftstoff in jedem Verhältnis möglich. [vgl. 10] 1.5.2 Anteil an Dieselfahrzeugen Im Jahr 2004 wurden in Österreich 311.292 PKW neu zugelassen, was einem Zuwachs von 3,7% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil an Dieselfahrzeugen betrug 70,8%. Das bedeutet allerdings einen Rückgang von 0,7% im Vergleich zum Jahr 2003. 8 im Vergleich zu Dieselkraftstoff nach DIN EN 590 b Dieselkraftstoff Seite 12 Im Jahr 2003 waren 46,5% aller in Österreich zugelassener PKW mit einem Dieselmotor ausgestattet. Abb. 2: Anteil der Dieselautos an Bestand und Neuzulassungen ab 1980 [A2] [vgl. 11] 1.5.3 Kraftstoffverbrauch Der Anteil von Dieselkraftstoffen am Kraftstoffverbrauch zeigt eine ähnliche Entwicklung. Auch hier war in den letzten Jahren ein starker Anstieg zu verzeichnen. Abb. 3: Kraftstoffverbrauch Inland 1990-2003 [A3] Biodiesel Seite 13 2 Biodiesel 2.1 Definition Biodiesel wird auch als FAME 9 bezeichnet und besteht aus Fettsäuremethylestern von Fettsäuren pflanzlicher oder tierischer Fette und Öle. Diese sind chemisch gesehen Triester des Glycerins mit unterschiedlichen Fettsäuren, so genannte Triglyceride. Weil diese für den Einsatz in Dieselmotoren zu zähflüssig sind, werden sie mit Methanol zu Fettsäuremethylestern umgeestert. Tabelle 1: EN 14214 für Dieselkraftstoff aus Fettsäuremethylester – Mindestanforderungen (Auszug) [T1] Kennwert Dichte bei 15°C Flammpunkt im geschlossenen Tiegel CFPP 15.04.-30.09. 01.10.-15.11. 16.11.-28.02. 01.03.-14.04. Schwefelgehalt (Massenanteil) Zündwilligkeit (Cetanzahl) Asche (Massenanteil) Wassergehalt (Massenanteil) Methanolanteil Monoglyceride Diglyceride Triglyceride Freies Glycerin Gesamtglycerin Iodzahl Einheit g/cm³ °C min. 0,875 110 °C max. 0,900 0 -10 -20 -10 0,01 % 49 % mg/kg % % g I2/100g 0,03 500 0,3 0,8 0,4 0,4 0,02 0,25 115 2.2 Rohstoffe 2.2.1 Verwendete Rohstoffe weltweit Die Ausgangsprodukte für die Biodieselerzeugung können sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein. Rapsöl ist, gefolgt von Sonnenblumenöl, der weltweit am häufigsten verwendete Rohstoff. Auch Sojabohnenöl und Palmöl werden zu kleinen Anteilen eingesetzt. Die verstärkte Verwendung von recycelten Altölen und Fetten wird regional in 9 FAME: Fatty Acid Methyl Ester (Fettsäuremethylester) Biodiesel Seite 14 vielen Fällen gefördert, diese machen aber im Gesamtanteil weniger als 1% aus. Verfahren mit anderen Pflanzenölen und Tierfetten werden ständig erprobt, können jedoch oftmals unterschiedliche Qualitätsparameter noch nicht erfüllen. [vgl. 12] 84% 13% 1% 1% Rapsöl Sonnenblumenöl Sojabohnenöl Palmöl andere 1% Abb. 4: Rohstoffe für die Biodieselherstellung weltweit [A4] 2.2.2 Rapsöl Das Rapsöl ist der weltweit wichtigste Rohstoff. Der daraus Kraftstoff wird auch hergestellte als RME 10 bezeichnet. Das Öl wird aus den Samen der Rapspflanze gewonnen, die eine einjährige Krautpflanze aus der Familie der Kreuzblütler ist und in Europa, Kanada und weiten Teilen Asiens beheimatet ist. Meist wird sie als Futterpflanze für Schweine oder Schafe angebaut, sie wird aber auch als Abb. 5: Rapsblüten [A5] Deckpflanze und zur Erzeugung von Speiseöl verwendet. Der Raps ist ein gut geeignetes Fruchtfolgeglied, lockert den Boden und verhindert Nitratauswaschungen ins Grundwasser. Der bei der Pressung anfallende Rapskuchen wird als hochwertiges Eiweißfuttermittel für die 10 RME: Rapsölmethylester Biodiesel Seite 15 Schweine- und Rinderfütterung eingesetzt. Im Jahr 2005 beträgt der Rapsanteil an den österreichischen Ackerflächen 5,38%, Prognosen kündigen einen Anstieg auf 16,79% bis zum Jahr 2010 an [13]. Aus 1000 Kilogramm Raps können etwa 620 Kilogramm Rapskuchen und 390 Liter Rapsöl Abb. 6: Rapssamen und Rapskuchen [A6] gewonnen werden. Aus dieser Ölmenge werden rund 380 Liter Biodiesel erzeugt. Der Rapsertrag bei einer Anbaufläche von einem Hektar beträgt etwa 3000 Kilogramm, ist aber von den Witterungsverhältnissen sowie von der Länge der Anbaupausen abhängig. Tabelle 2: Abhängigkeit des Rapsertrages von der Länge der Anbaupausen [T2] vierjährige Anbaupause und länger dreijährige Anbaupause zweijährige Anbaupause einjährige Anbaupause Raps auf Raps Relativertrag 100 97 92 90 77 Als pflanzenbauliche Grenze für den Rapsanbau in Österreich werden etwa 345.000 Hektar angenommen, was einer Produktionsmenge von rund 390 Millionen Liter Biodiesel im Jahr entsprechen würde [14]. Dieser Wert ist allerdings äußerst unrealistisch, da keinerlei andere Faktoren, wie zum Beispiel die entstehenden Kosten, miteinbezogen wurden. Laut Ao.Univ.Prof. Martin Mittelbach von der Karl-Franzens Universität Graz liegt das Potenzial für Biodiesel in Österreich insgesamt bei 60.000 Tonnen im Jahr [15] [vgl. 3, 14, 15] 2.2.3 Altspeiseöl Ein besonders in der Steiermark wichtiger Rohstoff ist das in Haushalten, Gemeinden und Gastronomiebetrieben anfallende Altspeiseöl. Dieses wird in eigens zu diesem Zweck entwickelten Behältern, die mit einer Siebeinrichtung ausgestattet sind, gesammelt. Diese werden durch Spezialfahrzeuge entleert. Biodiesel Seite 16 Aus 1000 Kilogramm Altspeiseöl können 850 Liter AME 11 gewonnen werden. Das Sammelpotenzial in Österreich liegt bei etwa 41.000 Tonnen im Jahr, davon fallen rund 24.500 Tonnen in Privathaushalten an. Hier wäre also eine jährliche Herstellung von bis zu rund 35 Millionen Liter Biodiesel möglich. [vgl. 14] 2.2.4 Pongamiaöl Das bei den Experimenten (siehe Kap. 5) von mir verwendete Öl der pongamia pinnata stammt aus Indien, dem Hauptanbaugebiet dieses Baumes. Weitere Verbreitungsgebiete sind Myanmar, die Philippinen und Malaysia, sowie weitere südostasiatische Gebiete und Australien. Sowohl das Holz als auch das aus den Samen gewonnene Öl wird aufgrund des hohen Brennwertes als Brennmaterial genützt. Die Samen enthalten etwa 30 bis 40% Öl, 20 bis 25% davon können genutzt werden. Neben einigen weiteren Einsatzgebieten haben Abb. 7: pongamia pinnata [A7] auch die Produktion von Seilen aus den Fasern der Rinde und die Verarbeitung des Holzes zu Möbeln Bedeutung. Außerdem wird der Baum als Zierpflanze gezüchtet. In den Regionen in denen pongamia pinnata heimisch ist wird das Öl in verschiedenen Projekten zur Herstellung von Biodiesel verwendet. Abb. 8: pongamia-Blüte [A8] [vgl. 16, 17] 2.3 Auswirkungen der unterschiedlichen Fettsäurezusammensetzung Die Rohstoffe unterscheiden sich signifikant im Verteilungsverhältnis der verschiedenen Fettsäuren. Besonders der Gehalt der Hauptkomponenten Palmitin-, Stearin-, Öl-, Linol- und Linolensäure beeinflusst sowohl die Eigenschaften der Fette und Öle, als auch die des daraus produzierten Biodiesels. Durch den geringeren Anteil an gesättigten Fettsäuren (Palmitin- und Stearinsäure) in den Pflanzenölen sind diese auch bei niedrigen Temperaturen länger flüssig. Daher können 11 AME: Altspeiseölmethylester Biodiesel Seite 17 besonders beim Einsatz von Biodiesel aus tierischen Fetten und Altölen im Winter Probleme auftreten, es müssen Additive beigemengt werden, die das Kälteverhalten verbessern. Dieses wird durch den CFPP 12 -Wert gekennzeichnet, der den Temperaturgrenzwert der Filtrierbarkeit angibt. Er gibt die höchste Temperatur an, bei der ein bestimmtes Volumen eines Kraftstoffes nicht mehr in einer definierten Zeit durch einen Filter fließt und diesen dadurch blockiert. Die Iodzahl ist ein Maß für den Gehalt an ungesättigten Fettsäuren. Sie gibt an, wie viel Gramm Iod benötigt werden, um alle Doppelbindungen durch Addition aufzulösen. Eine zu hohe Zahl an Doppelbindungen kann bei der Verbrennung des Kraftstoffes zum Verharzen oder Verkoken führen. Die Oxidationsstabilität gibt an, wie leicht Oxidationsreaktionen auftreten können. Durch diese Reaktionen können kurzkettige Säuren entstehen, die zur Korrosion führen. Weiters abhängig von der Fettsäurezusammensetzung sind die Dichte und die Cetanzahl. Die Werte für die Viskosität und den Koksrückstand hängen zusätzlich noch mit dem Herstellungsprozess zusammen. Die Dichte und die Viskosität sind außerdem abhängig von der Temperatur. Tabelle 3: Fettsäurespektren und Anteil freier Fettsäuren von Rohstoffen zur Biodieselherstellung [T3] Fettsäure C- Doppelb. Prozentualer Anteil triglyceridisch gebundener Zahl Fettsäuren in Rapsöl Sonnen- Sojaöl Palmöl Rindertalg Altfett blumenöl Laurinsäure 12 0 - - - - ~0,5 ~0,5 Myristinsäure 14 0 - - - 1-2 3-6 ~1,5 Palmitinsäure 16 0 ~4 4-9 7-10 40-45 25-38 ~25 Stearinsäure 18 0 1-2 3-6 3-5 4-6 15-28 ~6 Ölsäure 18 1 ~60 14-35 22-31 35-40 26-50 ~50 Linolsäure 18 2 ~20 50-75 49-55 8-10 1-3 ~16 Linolensäure 18 3 ~8 0,5-1 6-11 ~0,5 ~0,5 ~0,5 Erucasäure 22 1 ~1 - - - - ~0,5 <1 <1 0,5-1 2-10 <1 5- >10 Freie Fettsäuren [vgl. 1, 18] 12 CFPP: Cold Filter Plugging Point (Grenzwert der Filtrierbarkeit) Biodiesel Seite 18 2.4 Die Herstellung von Biodiesel 2.4.1 Der chemische Vorgang der Umesterung Abb. 9: Darstellung des Reaktionsmechanismus [A9] Die Umesterung von Triglyceriden und Methanol zu Glycerin und Fettsäuremethylester erfolgt unter dem Einsatz von Katalysatoren13 wie Kaliumhydroxid oder Natriumhydroxid. Die Reaktion wird durch die OH--Gruppe des Katalysators in Gang gesetzt. Dabei wird ein Methanolat-Anion gebildet. Von diesem erfolgt ein nucleophiler Angriff auf das partiell positiv geladene C-Atom, das eine Doppelbindung zum O-Atom besitzt, des Triglycerids. Die Doppelbindung zwischen dem C- und dem O-Atom geht auf und die negative Ladung des Methanolats überträgt sich auf das O-Atom des jetzt als Zwischenprodukt entstehenden Triglycerid-Anions. Dieses O- bildet eine neue Doppelbindung zum C-Atom, nun spaltet sich aber nicht das Methanolat, sondern der Glycerinrest und das mit ihm verbundene O-Atom ab. Dieser negativ geladene Glycerinrest reagiert mit Methanol zu Glycerin, indem er ein H-Atom aufnimmt. Es entsteht wieder Methanolat und die Reaktion beginnt von neuem. Es entstehen also aus einem Teil Triglycerid und drei Teilen Methanol ein Teil Glycerin und drei Teile Fettsäuremethylester. Abb. 10: Summengleichung zur Umesterung, R1, R2, R3, Rx: Fettsäurereste [A10] 13 Katalysator: ein Stoff, der eine chemische Reaktion fördert Biodiesel Seite 19 Für die Umesterung von 1.000 Kilogramm Triglyceriden werden etwa 100 Kilogramm Methanol und 8-20 Kilogramm Katalysator eingesetzt. Für die anschließende Neutralisation des Katalysators wird Schwefelsäure verwendet. [vgl. 1, 19, 20, 21] 2.4.2 Die Industrielle Herstellung 2.4.2.1 Die Anlage der SEEG 14 in Mureck Die industrielle Herstellung von Biodiesel soll hier anhand des Beispiels der Biodieselanlage der SEEG in Mureck gezeigt werden, die ich zu diesem Zweck besuchte. Sie ist die erste Anlage dieser Art in der Steiermark und in den Nebengebäuden werden auch ein BiomasseHeizwerk, ein Blockheizkraftwerk und eine Biogas-Ökostromanlage betrieben. Dieser so genannte „Murecker Energiekreislauf“ gewann im Jahr 2001 den World Energy Globe Award. Die Anlage erzeugt sowohl RME 15 als auch AME 16 , wobei 70% des Biodiesels aus Altspeiseöl, 15% aus Rapsöl und weitere 15% aus Tierfett hergestellt werden. Das Altspeiseöl für die AME-Erzeugung stammt aus Gemeinden und Gastronomiebetrieben, die Mitglieder der Genossenschaft sind. In Mureck werden jährlich etwa 6.000 Tonnen Altspeiseöl verarbeitet. Verschiedene Transportunternehmen, mehr als 100 Gemeinden und 90 Prozent der Busse der Grazer Verkehrsbetriebe verwenden den daraus gewonnenen Kraftstoff. Der Raps für die RME-Erzeugung wird von über 600 Landwirten aus der Region geliefert, die Mitglieder der SEEG sind. Sie erhalten nicht nur den aus ihrem Raps gewonnenen Biodiesel, sondern auch den Rapskuchen zurück. Das ebenfalls verwendete Tierfett stammt aus der Tierkörperverwertungsanstalt Ehrenhausen. [vgl. 14, 22] 2.4.2.1 Der Herstellungsablauf Nach der Ernte und der Anlieferung werden die Rapssamen gepresst. Danach erfolgt die Filtration, um verschiedene Fremdstoffe zu entfernen. Auch das Altspeiseöl wird nach der 14 SEEG: Südsteirische Energie- und Eiweißgenossenschaft RME: Rapsölmethylester 16 AME: Altspeiseölmethylester 15 Biodiesel Seite 20 Anlieferung erneut gefiltert, hier muss zusätzlich noch Wasser, das in kleinen Mengen enthalten sein kann, abgeschieden werden. Abb. 11: Lagertanks der SEEG-Biodieselanlage [A11] Abb. 12: Filterung des Altspeiseöls [A12] Die Umesterung erfolgt anschließend in eigens dafür ausgerichteten Umesterungsbehältern. Als Katalysator wird Kaliumhydroxid eingesetzt. Nach diesem Vorgang erfolgt eine Feinfiltration. Anschließend werden sie einer Qualitätsprüfung unterzogen und können dann entweder gelagert oder ausgeliefert werden. Abb. 13: Rapspresse [A13] Abb. 14: Umesterungsbehälter [A14] Biodiesel Seite 21 2.4.3 Die enzymatische Herstellung 2.4.3.1 Die Problematik der Katalysatoren Die bei der herkömmlichen Herstellung als Katalysator verwendeten Basen Kaliumhydroxid oder Natriumhydroxid müssen im Anschluss neutralisiert werden. Dazu wird meist Schwefelsäure verwendet und es entstehen große Mengen an Salzen. Diese können als Düngemittel eingesetzt werden. [vgl. 23] 2.4.3.2 Der Einsatz von Enzymen Eine Möglichkeit, um die Problematik großer Salzmengen zu vermeiden, wäre der Einsatz von Biokatalysatoren, wodurch man auf die üblichen Katalysatoren verzichten könnte. Unter Biokatalysatoren versteht man in diesem Fall Enzyme oder Zellen, die die erforderliche Aktivität besitzen, um den Umesterungsprozess kostengünstig und auch im Industriemaßstab durchführen zu können. Besonders geeignet sind Enzyme, hierbei vor allem Lipasen, da sie in großem Ausmaß verfügbar sind. Diese hochmolekularen Eiweißstoffe sind fettspaltend und katalysieren die Hydrolyse von Glycerinestern. Sie werden vor allem aus Mikroorganismen, aber auch aus Tierzellen und Pflanzen hergestellt. Durch ihren Einsatz bei einer Biodieselanlage mit einer Kapazität von 7.000 Tonnen pro Jahr könnten so bis zu 90 Tonnen Kaliumhydroxid und 78 Tonnen Schwefelsäure eingespart werden. Aufgrund der hohen Kosten, die bei der Herstellung und Aufreinigung der Lipasen anfallen, sind sie bei einem einmaligen Einsatz zu teuer. Es wird nach Möglichkeiten gesucht, die Lipasen erneut zu verwenden. Durch Immobilisierung 17 lassen sie sich länger aktiv halten und können wiederholt eingesetzt werden. Es gibt unterschiedliche Verfahren zur Immobilisierung. Das älteste und zugleich einfachste ist die Adsorption 18 an einen Träger, wobei sowohl anorganische Stoffe wie Aktivkohle, als auch organische Materialen wie Polymere 19 geeignet sind. Bei weiteren Methoden werden die Enzyme fester an ein Trägermaterial angelagert, in Substanzen eingeschlossen oder untereinander vernetzt. 17 Immobilisierung: „die Einschränkung der Beweglichkeit eines Biokatalysators mit Hilfe chemischer und physikalischer Methoden" [24] 18 Adsorption: Anlagerung an feste Stoffe 19 Polymere: Makromoleküle, die aus vielen gleichen oder ähnlichen Molekülen aufgebaut sind Biodiesel Seite 22 Ein sowohl ökonomisch, als auch ökologisch interessantes Verfahren für die Verwendung von Enzymen zur Biodieselherstellung ist wahrscheinlich nur mittels immobilisierter Lipasen durchführbar. Diese Entwicklung wird zur Zeit unter anderem an der Karl-Franzens Universität Graz erforscht. [vgl. 23] 2.5 Das Nebenprodukt Glycerin Das bei der Umesterung anfallende Nebenprodukt Glycerin wird in Mureck veredelt und zu einem Biomasse-Heizwerk gebracht, das sich am selben Gelände befindet wie die Biodieselanlage. Dort wird es großteils auf das Brennmaterial, zum Beispiel Hackschnitzel, aufgesprüht und fungiert somit als Kraftstoff für Wärme- und Stromerzeugung. Soll das Glycerin, wie es in anderen Biodieselanlagen üblich ist, an Erzeuger von Arzneimitteln oder Kosmetika weiterverkauft werden, benötigt es einige aufwändige Aufbereitungsschritte um eine ausreichende Qualität zu erreichen. [vgl. 14, 23] 2.6 Produktion und Verfügbarkeit von Biodiesel 2.6.1 Biodieseltankstellen Österreichweit ist Biodiesel an 80 Tankstellen erhältlich. 24 davon befinden sich in der Steiermark. Der Preis für einen Liter Biodiesel am 15. Februar 2005 lag zwischen 0,766 € (Kapfenberg) und 0,859 € (Graz). Der Dieselpreis am selben Tag lag zwischen 0,766 € (Kapfenberg) und 0,884 € (Graz). Der niedrigere Preis des Biodiesels liegt unter anderem daran, dass dieser nicht von der Mineralölsteuer betroffen ist. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass aufgrund des geringeren Energiegehalts des Biodiesels ein geringfügig höherer Verbrauch auftritt. Biodiesel Seite 23 Biodieseltankstellen in der Steiermark: PLZ 8010 8020 8055 8073 8151 8152 8183 8200 8212 8254 8261 8280 8342 8462 8463 8480 8524 8552 8605 8753 8754 8774 8784 8970 Ort Graz Graz Graz-Puntigam Feldkirchen Hitzendorf Stallhofen Floing Gleisdorf Pischelsdorf Wenigzell Sinabelkirchen Fürstenfeld Gnas Gamlitz Leutschach Mureck Bad Gams Eibiswald Kapfenberg Fohnsdorf Rothenthurm Mautern Trieben Schladming [vgl. 25, 26] Tankstelle Roth Tankstelle Panther-Garage Roth Tankstelle Treibstoffparadies M3 Tankstelle Awi M3 Tankstelle Diskonttankstelle Kratzer&Durlacher Hans Jürgen Bauer Diskont Tankstelle Höfler BP Roth Tankstelle M3 Tankstelle Repolusk Schweigler SEEG Diskont Kohlhammer Spar Markt Eybel GmbH. Stadtwerke Kapfenberg Brenstoffe Stadlober Awi M3 Tankstelle Ringl GesmbH Lagerhaus Adresse Conrad v. Hötzendorfstr. 160 Kindermanng. 8 Triesterstr. 328 Triesterstr. 234 Rohrbach 49 Nr. 16 Lebing 6 Neugasse 101 Nr. 55 Pittermann 18 Eggelsdorf 14 Flurstr. 57 Nr. 14 Nr. 238 EZK, Schlossberg 202 Pestkreuzweg 3 Nr. 22 Aibl 74 Stadtwerkestr. 6 Judenburgerstr. 5 Triesterstr. 14 Bahnhofsstr. 7 Industriestraße Bahnhofsstr. 273 Biodiesel Seite 24 2.6.2 Biodieselanlagen In Österreich sind derzeit neun großtechnische und drei Pilot-Biodieselanlagen in Betrieb. Die Gesamtkapazität dieser Anlagen beläuft sich auf über 100.000 Tonnen im Jahr. Außerdem ist noch die Biodieselanlage Linz/Aschach vorhanden, die eine Kapazität von 10.000 Tonnen im Jahr aufweist, derzeit aber nicht in Betrieb ist. Produktionsanlagen Zistersdorf Arnoldstein Bruck/Leitha Wöllersdorf Mureck Starrein Güssing Asperhofen Schönkirchen Pilot-Anlagen Margarethen Wieselburg Silberberg Kapazität 20 (t/a) 40.000 25.000 25.000 20.000 7.000 3.000 2.000 1.500 1.000 3.000 200 25 [vgl. 26] 2.7 Der Einsatz von Biodiesel in Dieselfahrzeugen An Fahrzeugen, die für den Betrieb mit Biodiesel freigegeben sind, sind grundsätzlich keine Änderungen notwendig. Ansonsten müssen Kraftstoffleitungen sowie Dichtungen durch biodieseltaugliche Materialien, wie zum Beispiel Viton 21 , ersetzt werden. Wurde bisher immer herkömmlicher Dieselkraftstoff getankt, sollte nach den ersten Tankfüllungen mit Biodiesel der Kraftstofffilter ausgetauscht werden. Biodiesel löst alte Dieselablagerungen und diese können zur Verstopfung des Filters führen. Aufgrund der hohen Lösekraft sollten auch alle Lackflächen, die mit Biodiesel in Berührung kommen, möglichst schnell gereinigt werden. Biodiesel ist zwölf Monate lang ohne Qualitätseinbußen lagerfähig und die Mischung mit Dieselkraftstoff im Fahrzeugtank ist in jedem Verhältnis möglich. [vgl. 14] 20 21 BLT Wieselburg, Stand teilweise 2003 Viton: wärme- und chemikalienbeständige, vulkanisierbare Fluorelastomere Biodiesel Seite 25 2.8 Nationale Richtwerte zum Einsatz von Biodiesel Ab dem 1. April 2005 sollen laut dem Kyoto-Protokoll in Österreich, gemessen am Energieinhalt, 2,5% des Kraftstoffverbrauchs in allen Fahrzeugen durch Biokraftstoffe oder andere erneuerbare Energieträger ersetzt werden, was einem Gesamtanteil von 2,9 Volumsprozent entspricht. Ab dem 1. April 2007 wird dieser Wert auf 4,3% des Energieinhalts beziehungsweise 5 Volumsprozent erhöht. Ab dem 1. April 2008 sollen schließlich 5,75% des Energiegehalts oder 6,7 Volumsprozent ersetzt werden. Diese Kraftstoffverordnung betrifft nicht nur Diesel-, sondern auch Ottokraftstoffe. Als alternative Kraftstoffe können somit 22 auch Bioethanol, Biogas, Biomethanol, 23 Biodimethylether, Bio-ETBE , Bio-MTBE , synthetische Biokraftstoffe, Biowasserstoff und reines Pflanzenöl eingesetzt werden. Unter der Annahme, dass die Ziele diese Verordnung nur durch den Einsatz von Biodiesel und Ethanol, welche einen überwiegenden Teil der Produktion an alternativen Kraftstoffen darstellen, erreicht werden sollen, ergibt sich folgende Prognose für die erforderlichen Biodieselmengen: 2005: 220.900 Tonnen (kein Einsatz von Ethanol) 2007: 317.500 Tonnen 2008: 481.900 Tonnen Allerdings gibt es zurzeit noch keine großtechnischen Anlagen zur Bioethanolerzeugung in Österreich. Eine ausreichende Produktion wird also äußerst schwierig zu bewerkstelligen sein. Die Erreichung dieser Ziele würde zu einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um bis zu 1,0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent im Jahr führen. Dies würde etwa 5% der gegenwärtigen Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors entsprechen. [vgl. 27] 22 23 Bio-ETBE: Bio-Ethyl-Tertiär-Butylether Bio-MTBE: Bio-Methyl-Tertiär-Butylether Die Abgasproblematik Seite 26 3 Die Abgasproblematik 3.1 Der Abgaskatalysator Der Abgaskatalysator des Dieselmotors ist ein Oxidationskatalysator, der sich nur durch die Zusammensetzung der Edelmetallbeschichtung von einem in Ottomotoren verwendeten DreiWege-Katalysator unterscheidet. Er besteht aus einem mit Aluminiumoxid beschichteten wabenförmigen Keramikkörper, der in einem Edelstahlgehäuse untergebracht ist. Das Aluminiumoxid dient als Trägerschicht für das als Katalysator 24 fungierende Platin, von dem etwa 0,8 Gramm aufgedampft sind. Aufgrund der rauen Oberfläche der Trägerschicht wird die wirksame Fläche um bis zu 7.000 Mal größer. Abb. 15: Abgaskatalysator [A15] Das Ziel des Oxidationskatalysators ist es, das hochgiftige Kohlenmonoxid und verschiedene gesundheitlich bedenkliche Kohlenwasserstoffverbindungen zu Kohlendioxid und Wasser zu oxidieren. Die chemische Kohlenwasserstoffverbindungen, 24 Reaktion soll am Beispiel Katalysator: ein Stoff, der eine chemische Reaktion fördert von hier, Methan stellvertretend (CH4) gezeigt für die werden. Die Abgasproblematik Seite 27 Das Methan spaltet sich am Platin in ein Kohlenstoffatom und vier Wasserstoffatome. Jeweils zwei Wasserstoffatome verbinden sich mit einem Sauerstoffatom zu Wasser. H2 + ½ O2 Æ H2O Atomarer Sauerstoff kommt in der Atmosphäre nicht vor, daher kann diese Reaktion nur unter Einfluss des Katalysators ablaufen. Das Kohlenstoffatom verbindet sich mit Sauerstoffmolekülen zu Kohlendioxid, auch die Kohlenmonoxidmoleküle werden zu Kohlendioxid oxidiert. C + O2 Æ CO2 CO + ½ O2 Æ CO2 Auf diese Weise können 90% des bei der Verbrennung anfallenden Kohlenmonoxids und 65% der Kohlenwasserstoffverbindungen umgewandelt werden. Abb. 16: Ein Kanal des Abgaskatalysators [A16] [vgl. 28] Die Abgasproblematik Seite 28 3.2 Schadstoffe 3.2.1 Limitierte Schadstoffe • Kohlenmonoxid (CO): Es ist ein hochgiftiges, farb- und geruchloses Gas, das bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Verbindungen oder Kohlenstoff entsteht. Es verbindet sich mit dem Hämoglobin des Blutes, verhindert die Sauerstoffaufnahme und kann so zum Ersticken führen. Bei einer Vergiftung kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot, Übelkeit und Bewusstlosigkeit, schließlich auch zum Atemstillstand kommen. Schon 0,2% Kohlenmonoxid in der Luft können in weniger als einer halben Stunde zum Tod führen. • Unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC): Unterschiedlichste Treibstoffkomponenten können unverbrannt wieder abgegeben werden. Sie wirken teilweise carcinogen 25 und können zu Reizungen der Augen oder der Haut führen. • Stickstoffoxide (NOx): Diese gasförmigen Sauerstoffverbindungen des Stickstoffs entstehen bei der Verbrennung des Treibstoffes, weil der in der Luft enthaltene Stickstoff oxidiert wird. Sie sind giftig und tragen zur Luftverschmutzung und zum Abbau der Ozonschicht bei. Aus Stickstoffdioxid und Wasser entsteht Salpetersäure, die ein Bestandteil des sauren Regens ist. • Schwefeldioxid (SO2): Es entsteht bei der Verbrennung von Schwefel und ist ein stechend riechendes, giftiges und farbloses Gas. Es reizt die Atemwege und kann in hohen Konzentrationen und über längere Zeiträume eingeatmet zum Tod führen. Verbindet es sich mit Wasser, entstehen schwefelige Säure oder Schwefelsäure, die wie die Salpetersäure zum sauren Regen beitragen. [vgl. 1] 3.2.2 Nicht limitierte Schadstoffe • Alkane, Alkene und Ethin: Diese aliphatischen Kohlenwasserstoffe werden hier anhand einiger Beispiele, die in größeren Mengen vorkommen, beschrieben. Propan ist ein farb- und geruchloses, hochentzündliches Gas. Es wirkt in hohen Dosen leicht narkotisch und ist, wenn es einen bestimmten Anteil in der Luft ausmacht, explosiv 25 carcinogen: krebserregend Die Abgasproblematik Seite 29 Propen ist ein farb- und geruchloses, hochentzündliches Gas. Eingeatmet wirkt es als Anästhetikum. Ethin wird auch als Acetylen bezeichnet und ist ein farbloses, leichtentzündliches Gas. • Aromatische Kohlenwasserstoffe: Diese meist carcinogen wirkenden Stoffe werden hier am Beispiel Benzol beschrieben. Es ist eine carcinogene Flüssigkeit, die aufgrund ihrer Lipophilie 26 selbst über die intakte Haut oder Schleimhaut in den Organismus und weiter ins Gehirn gelangt. Beim Einatmen der Dämpfe kommt es zu Schwinden, Erbrechen und Bewusstlosigkeit, schon 2% in der Atemluft für einen Zeitraum von fünf bis zehn Minuten wirken tödlich. • Aldehyde und Ketone: Aldehyde haben die Aldehyd-Gruppe gemeinsam, ein Kohlenstoffatom mit einem Wasserstoffatom und einer Doppelbindung zu einem Sauerstoffatom. Einer der in Abgasen vorkommenden Vertreter ist Acetaldehyd 27 . Es ist eine leichtentzündliche Flüssigkeit mit einem stechenden, Kopfschmerz erzeugenden Geruch und wirkt carcinogen, schleimhautreizend und in großen Dosen atmungslähmend. Ketone sind durch ein Kohlenstoffatom mit einer Doppelbindung zu einem Sauerstoffatom gekennzeichnet. Ein häufiger Vertreter dieser Gruppe ist das Aceton28 . Diese feuergefährliche Flüssigkeit kann Rötungen der Haut hervorrufen. Die Dämpfe bewirken unter anderem Kopfschmerzen und Müdigkeit. [vgl. 1] 3.2.3 Die Problematik der Stickstoffoxide Bei Drei-Wege-Katalysatoren in Ottomotoren werden auch die Stickstoffoxide reduziert, dies ist in Dieselmotoren aufgrund des höheren Luftanteils nicht möglich. Die Herstellerfirmen arbeiten deswegen an anderen Verfahren, um die Grenzwerte einhalten zu können. Eine Möglichkeit ist der NOx-Speicherkatalysator. Hier wird Bariumoxid beigemengt, das bei Temperaturen zwischen 250 und 500°C die Stickstoffoxide durch Nitratbildung 29 speichert. Das passiert etwa 60 bis 90 Sekunden lang, dann erfolgt eine zwei Sekunden lange Regeneration. Dabei steigt der Anteil an Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid in den 26 lipophil: fettlöslich Acetaldehyd: Ethanal 28 Aceton: 2-Propanon 29 Nitrat: Salz der Salpetersäure 27 Die Abgasproblematik Seite 30 Abgasen. Sie verbinden sich im Speicherkatalysator mit dem Sauerstoff der Stickstoffoxide und diese werden zu Stickstoff reduziert. Aufgrund der chemischen Ähnlichkeit zu den Stickstoffoxiden wird auch das Schwefeldioxid als Sulfat 30 im NOx-Speicherkatalysator gespeichert. Dadurch werden Speicherplätze der Stickstoffoxide belegt und die Stickstoffoxid-Regeneration muss vermehrt erfolgen. Die Regeneration des Schwefels ist aufwändiger, da die Sulfate temperaturbeständiger sind und bei der Stickstoffoxid-Regeneration im Katalysator gespeichert bleiben. Dieser muss nach einiger Zeit entschwefelt werden, da ansonsten alle Speicherplätze von Sulfaten belegt sind und die Stickstoffoxide nicht mehr aufgenommen werden können. Die SchwefelRegeneration dauert rund zwei Minuten. Dabei wird die Temperatur im Katalysator auf über 650°C erhöht. Erst dann reagiert der Schwefel wieder zu Schwefeldioxid. Da Biodiesel nahezu schwefelfrei ist, ergibt sich hier ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichem Dieselkraftstoff. [28] Die derzeit effektivste Maßnahme zur Reduktion von Stickstoffoxiden ist die Abgasrückführung. Dabei wird ein Teil der Abgase vom Auspuff durch ein Rohr zur Ansaugluft zurückgeführt. Dadurch soll die Temperatur im Brennraum verringert werden. Dadurch nimmt auch die Stickstoffoxidbildung ab. Eine andere Möglichkeit zu Senkung der Stickstoffoxide in den Abgasen wäre der Verzicht auf Voreinspritzungen. Allerdings sind Dieselmotoren ohne Voreinspritzung nicht möglich, weil sie zu laut sind. [29] Bei einigen Herstellern wird auch das SCR-Verfahren 31 eingesetzt [30]. Dabei wird eine Harnstoff-Lösung in den Abgasstrom eingespritzt. Durch den im Harnstoff enthaltenen Ammoniak werden die Stickstoffoxide zu Stickstoff reduziert. Als zweites Produkt entsteht Wasser. Dabei laufen im Wesentlichen diese Reaktionen ab: 4 NO + 4 NH3 + O2 Æ 4 N2 + 6 H2O 6 NO2 + 8 NH3 Æ 7 N2 + 12 H2O 30 31 Sulfat: Salz der Schwefelsäure SCR: Selective Catalytic Reduction Die Abgasproblematik Seite 31 3.3 Schadstoffemissionsvergleich zwischen Dieselkraftstoff und Biodiesel Die Emissionswerte sind nicht nur vom eingesetzten Kraftstoff sondern auch von vielen anderen Faktoren wie dem Motor, dem Katalysator oder der Beladung des Fahrzeugs, abhängig. Daher werden bei verschiedenen Untersuchungen auch unterschiedliche Werte ermittelt. Die hier wiedergegebenen Tendenzen sind allerdings überall die gleichen. Sowohl bei Kohlenmonoxid als auch bei unverbrannten Kohlenwasserstoffen liegen die Werte des Biodiesels klar unter denen von herkömmlichem Dieselkraftstoff. Der deutlichste Unterschied zeigt sich bei Schwefeldioxid, das in den Biodieselemissionen nur in sehr geringen Mengen vorkommt. 120% 100% 80% 60% 40% 20% Dieselkraftstoff Biodiesel 0% id id de ffe iox nix oxi sto d o f l r f e e m o ef st en ass tick ohl chw nw S K S e l h Ko Abb. 17: Emissionsvergleich von Dieselkraftstoff und Biodiesel [A17] Nachteile ergeben sich beim Einsatz von Biodiesel im Bereich der Stickstoffoxide. Da im Fettsäuremethylestermolekül bereits Sauerstoff enthalten ist, wird bei der Verbrennung mehr des in der Luft enthaltenen Stickstoffs oxidiert als bei der Verwendung von Dieselkraftstoff. Daher weist Biodiesel höhere Stickstoffemissionswerte auf. Bei den Werten für die nicht limitierten Schadstoffe sind in allen Gruppen leichte Vorteile des Biodiesels festzustellen. [vgl. 9, 20, 31] Fettsäureethylester Seite 32 4 Fettsäureethylester Auch Biodiesel ist nicht unabhängig von der Ölindustrie, weil das zur Umesterung eingesetzte Methanol meist ein Erdölprodukt ist. Es könnte allerdings durch das Naturprodukt Ethanol ersetzt werden, das nicht nur in der Handhabung einfacher ist, sondern auch aus heimischen Rohstoffen erzeugt werden kann. 4.1 Methanol Methanol oder Methylalkohol ist eine farblose, leichtbewegliche, brennfähige, brennend schmeckende Flüssigkeit mit einer Dichte von 0,7869 g/cm³. Der Siedepunkt liegt bei 64,5°C und der Flammpunkt bei 10°C. Es wird großtechnisch vorwiegend durch die Reaktion von Kohlendioxid oder Kohlenmonoxid mit Wasserstoff hergestellt. Diese Rohstoffe stammen aus der Kohlevergasung, aus Erdgas oder aus schweren Rückstandsölen, sie sind also vom Rohstoff Erdöl abhängig. Es ist aber auch möglich, Methanol aus Biomasse oder Biogas zu gewinnen. Methanol ist giftig, sowohl beim Einatmen der Dämpfe als auch beim Verschlucken. Bekannt ist vor allem die schädigende Wirkung auf das Zentralnervensystem, hier besonders auf die Sehnerven, wodurch es zur Erblindung kommen kann. Weitere Vergiftungssymptome sind Bauchkrämpfe, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Schwächeanfälle und Bewusstlosigkeit, schließlich kommt es zum Atemstillstand. Die Toxizität beruht auf der Oxidation des Methanols zu Formaldehyd 32 und Ameisensäure 33 im Organismus. Die letale Dosis wird auf 30-100 Milliliter geschätzt, es sind allerdings auch Todesfälle durch geringere Mengen bekannt. [vgl. 1] 32 33 Formaldehyd: Methanal, giftig Ameisensäure: Methansäure, ätzend Fettsäureethylester Seite 33 4.2 Ethanol Ethanol oder Ethylalkohol wird auch als Weingeist bezeichnet und ist eine klare, farblose, würzig riechende und brennend schmeckende Flüssigkeit mit einer Dichte von 0,7937 g/cm³. Der Siedepunkt liegt bei 78,32°C, der Flammpunkt bei 12°C. Es wird durch Fermentation 34 von glucosehaltigen Produkten wie Rohrzucker, Zuckerrüben, Trauben oder anderem Obst, sowie von stärkehaltigen Produkten wie Kartoffeln, Reis oder Mais gewonnen. [vgl. 1] 34 Fermentation: alkoholische Gärung Experimenteller Teil Seite 34 5 Experimenteller Teil Diese Versuche wurde von mir am Institut für Chemie an der Karl-Franzens Universität Graz durchgeführt. 5.1 Gaschromatographische Bestimmung der Fettsäurezusammensetzung Bei der Gaschromatographie strömt ein Trägergas als mobile Phase durch eine Trennsäule. Die zu untersuchende Probe wird eingebracht und verdampft. Die Bestandteile der Probe werden vom Trägergas durch die Trennsäule gespült und dort in der stationären Phase, die sich als dünne Schicht auf einem Träger aus Glas, Polyester oder Aluminium befindet, unterschiedlich gut transportiert und dadurch aufgetrennt. So erscheinen sie mit unterschiedlicher Verzögerung am Ende der Trennanordnung. Dort werden die Ergebnisse von einem Flammenionisationsdetektor aufgezeichnet und können mit einem angeschlossenen Computer ausgewertet werden. Vor der Untersuchung des Pongamiaöls wurde daraus mit der Bortrifluorid-Methode Fettsäuremethylester hergestellt. Hierbei wurde die Probe verseift und die enthaltenen Seifen in einem Arbeitsgang durch Reaktion mit einem Bortrifluorid/Methanol-Komplex in die entsprechenden Methylester überführt. Diese wurden in Vials gefüllt, dann wurde die gaschromatographische Abb. 18: Gaschromatograph [A18] Untersuchung durchgeführt. Es entsteht ein direkt vom Gaschromatographen aufgezeichnetes Chromatogramm, in dem die Größe des Detektorsignals gegen die Zeit aufgetragen wird. Jede der Komponenten liefert einen so genannten „Peak“. Der Mittelpunkt eines jeden Peaks gibt die Retentionszeit 35 an, die, abhängig von der Molekülgröße, bei jeder Substanz einen spezifischen Wert aufweist. Die 35 Fläche unter den Peaks ist proportional Retentionszeit: Verweildauer einer Substanz in der Trennsäule zur jeweiligen Substanzmenge. Experimenteller Teil Seite 35 Abb. 19: Gaschromatogramm von Pongamiaöl [A19] Auswertung des Gaschromatogramms: 1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: C14:0 C16:0 C18:0 C18:1 C18:2 C18:3 C20:0 C20:1 C22:0 Myristinsäure Palmitinsäure Stearinsäure Ölsäure Linolsäure Linolensäure Arachinsäure Gadoleinsäure Behensäure (Tetradecansäure) (Hexadecansäure) (Octadecansäure) (9c-Octadecensäure) (9c, 12c-Octadecadiensäure) (9c, 12c, 15c-Octadecatriensäure) (Eicosansäure) (9c-Eicosensäure) (Docosansäure) 0,08 % 10,66 % 6,87 % 54,60 % 16,84 % 3,61 % 1,61 % 1,21 % 4,52 % [vgl. 1, 32] 5.2 Umesterung von Pongamiaöl zu Ethylester Als Ausgangsstoff wurden 809g Pongamiaöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren von 6,25% eingesetzt. Aufgrund des hohen Gehalts an freien Fettsäuren war eine Vorveresterung notwendig. Experimenteller Teil Seite 36 5.2.1 Vorveresterung Um ihren Anteil zu senken, werden die freien Fettsäuren mit Ethanol unter der katalytischen Wirkung von Schwefelsäure verestert. Dazu wurde der Ausgangsstoff erwärmt und nach Zugabe eines Ethanol-Schwefelsäure Gemisches zwei Stunden lang unter Rückfluss erhitzt. Die Flüssigkeit wurde in einen Schütteltrichter überführt und zum Absetzen über Nacht bei 60°C in den Trockenschrank gestellt (notwendige Mindestabsetzzeit: vier Stunden). Eine große Menge Ölphase (obere Phase) sowie eine kleine Menge wässrige Phase (untere Phase) wurde erhalten. Da bei der Bestimmung der freien Fettsäuren erneut ein zu hoher Anteil von 5,5% festgestellt wurde, wurde eine zweite Vorveresterung durchgeführt. Diese erfolgte nach dem gleichen Ablauf wie die erste, wieder setzten sich eine Ölphase und eine wässrige Phase ab. Diesmal wurde ein freier Fettsäureanteil von 5,0% bestimmt. Obwohl dieser maximal 3% betragen sollte, wurde mit der Umesterung begonnen. 5.2.2 Umesterung Die Umesterung erfolgte in zwei Stufen. In der ersten Stufe wurden KaliumhydroxidPlätzchen in absolutem Ethanol gelöst und die aus der Vorveresterung gewonnene Ölphase wurde mit diesem Gemisch versetzt und 15 Minuten lang bei 40°C gerührt. Die Flüssigkeit wurde zum Absetzen über Nacht bei 40°C in den Trockenschrank gestellt (Mindestabsetzzeit: drei Stunden). Daraufhin setzte sich allerdings kein Glycerin ab, es erfolgte keine Phasentrennung. Die zweite Stufe wurde gleich durchgeführt wie die erste, es wurde allerdings weniger Ethanol eingesetzt. Das Absetzen im Trockenschrank erfolgte über ein Wochenende, wieder erfolgte keine Phasentrennung. Deswegen wurde ein Abscheideversuch mit Glycerin durchgeführt. Dabei wurde das Gemisch mit etwa 15% 50%igem Glycerin versetzt, 15 Minuten lang bei 40°C gerührt und anschließend über Nacht bei 40°C in den Trockenschrank gestellt. Daraufhin erfolgte eine Phasentrennung. Experimenteller Teil Seite 37 Abb. 20: vor der Phasentrennung [A20] Abb. 21: Phasentrennung erfolgt [A21] 5.2.3 Wasser- und Seifenwäschen Diese Wäschen werden durchgeführt um im Ester enthaltene Seifen und Wasser abzutrennen. Bei der ersten Wasserwäsche wurde der gewonnene Ester mit 2,5% Wasser versetzt, fünf Minuten lang bei 40°C gerührt und über Nacht bei 50°C in den Trockenschrank gestellt (Mindestabsetzzeit: drei Stunden). Es erfolgte eine Phasentrennung, oben setzte sich die Esterphase ab, unten eine wässrige Phase. Anschließend wurde der Seifenanteil des Esters mit 44mg/kg bestimmt, ein relativ hoher Wert. Daraufhin wurde eine Säurewäsche durchgeführt um das Kaliumhydroxid zu neutralisieren. Dazu wurde der Ester mit 2% Schwefelsäure versetzt. Das Gemisch wurde fünf Minuten lang bei 40°C gerührt und über Nacht bei 40°C in den Trockenschrank gestellt. Bei der darauf folgenden zweiten Wasserwäsche wurde der Ester mit 2% Wasser versetzt und fünf Minuten lang bei 40°C gerührt. Das Gemisch wurde über Nacht bei 40°C in den Trockenschrank gestellt. Es erfolgte eine Phasentrennung, oben setzte sich die Esterphase ab, unten eine wässrige Phase. Der Seifenanteil des Esters wurde erneut bestimmt, diesmal mit 9mg/kg. Um Wassertröpfchen und andere leichtflüchtige Bestandteile aus der Lösung auszutreiben, wurde danach das so genannte Strippen durchgeführt. Darunter versteht man das Durchblasen einer Flüssigkeit mit gasförmigem Stickstoff N2. Dazu wurde bei 100°C Stickstoff in den Ester eingeleitet. Experimenteller Teil Seite 38 Abb. 22: Strippen [A22] Als Endergebnis wurden 636g an Ester erhalten. Abb. 23: fertiger Ethylester [A23] 5.3 Analysen verschiedener Parameter 5.3.1 Bestimmung der freien Fettsäuren in Fetten und Ölen Ethanol und Diethylether wurden im Verhältnis 1:1 gemischt und fungieren als Lösungsmittel. Dieses wurde mit drei Tropfen 1%iger Phenolphtaleinlösung als Indikator versetzt und mit einer 0,1 M ethanolischen Kaliumhydroxid-Lösung bis zum Farbumschlag auf leicht rosa vortitriert. Daraufhin wurde die abgewogene Ölprobe hinzugefügt und wieder bis zum Farbumschlag titriert. Der Anteil an freien Fettsäuren wird wie folgt berechnet: a = Verbrauch an 0,1 M KOH/EtOH in ml 280: durchschnittliche Molekularmasse von Ölsäuren f: Titerfaktor 36 E: Einwage der Probe in g Abb. 24: Bestimmung der freien Fettsäuren [A24] 36 [vgl. 33] Titerfaktor: Faktor für die Konzentration der KOH-Lösung Experimenteller Teil Seite 39 5.3.2 Bestimmung des in Form von KOH oder Kaliseifen vorliegenden Kaliumgehaltes Methanol und Diethylether wurden im Verhältnis 2:1 gemischt und fungieren als Lösungsmittel. Dieses wurde mit einigen Tropfen 1%iger Bromphenolblaulösung als Indikator versetzt und mit KOH/EtOH bis zum Farbumschlag auf grün vortitriert. Zu 2,0 ml der Probe werden etwa 5-10 ml des Lösungsmittels und des Indikators hinzugefügt. Mit 0,02 M Salzsäurelösung wird bis zum Farbumschlag von blau oder grün nach gelb titriert. Der Kaliumgehalt wird wie folgt berechnet: K+ (ppm) = Verbrauch an 0,02 M HCl in ml x 443 [vgl. 33] 5.3.3 Bestimmung des Wassergehalts mittels Karl-Fischer-Titration Hier wird mit Karl-Fischer-Reagenz titriert, dabei handelt es sich um eine Maßlösung, die aus Iod als Oxidationsmittel, SO2 als Reduktionsmittel, einer geeigneten Base und Methanol besteht. Bei der Titration läuft im Prinzip folgende Reaktion ab: 2 H2O + SO2 + I2 Æ H2SO4 + 2 HI Der Schwefel wird oxidiert, dazu ist eine stöchiometrische Menge an Wasser notwendig. Die entstehende Schwefelsäure muss aber neutralisiert werden, daher ist auch eine Base im KarlFischer-Reagenz enthalten. Die Reaktion des Karl-Fischer-Reagenz mit dem Wasser in der zu untersuchenden Probe erfolgt nach der folgenden Reaktionsgleichung: I2 + SO2 + 3 B + CH3OH + H2O Æ 2 BH+I- + BH+H3CSO4Das B steht für geeignete Basen. Früher wurde Pyridin verwendet, heute wird meist Imidazol eingesetzt. Diese dienen der Neutralisation der entstehenden Säuren und damit der Einhaltung eines definierten pH-Wertes. Die Reaktion läuft so lange, bis kein Wasser mehr vorhanden ist (coulometrische Endpunktsbestimmung). Experimenteller Teil Seite 40 Dann endet die Titration selbstständig und das Ergebnis kann abgelesen werden. Abb. 25: Karl-Fischer-Titroprozessor [A25] Bei der Durchführung der Messung wurde eine genau gewogene Menge in das Titrationsgefäß der Apparatur injiziert und der Prozess gestartet. Bei zwei Messungen wurde ein Wassergehalt von 14 bzw. 19 mg/kg bestimmt. [vgl. 1, 33, 34] 5.3.4 Bestimmung des Ethylestergehalts mittels Dünnschichtchromatographie Dazu wurden 2 Tropfen der Probe in 2 ml Petrolether gelöst. Als Träger wird eine Aluminiumfolienplatte verwendet, auf die eine 0,2 mm dicke Kieselgelschicht aufgetragen wurde (stationäre Phase). Eine kleine Menge der zu trennenden Lösung wurde am unteren Rand der Platte aufgetragen, daneben unterschiedliche Vergleichssubstanzen. Die Trennung in die einzelnen Substanzen erfolgt durch Adsorption in einer Chromatographiekammer, die etwa 0,5 cm hoch mit einem Petrolether-Diethylether-Eisessig-Gemisch im Verhältnis 90:10:1 als Laufmittel (mobile Phase) gefüllt ist Experimenteller Teil Seite 41 Abb. 26: Dünschichtchromatogramm [A26] [vgl. 1, 33] 5.3.5 Bestimmung des Ethylestergehalts mittels HPSEC 37 Die HPSEC ist eine Form der Gelchromatographie. Hier besteht die stationäre Phase aus einer Säule, die gefüllt ist mit Perlen mit einem heteroporösen gequollenen Netzwerk aus Polyvinylstyrol. Die Porengrößenverteilung variiert über mehrere Größenordnungen, so dass die Trennung über unterschiedliche Molekülgrößen erfolgt. Kleine Moleküle dringen in die Poren ein und verweilen dort länger als größere, die nicht oder nur teilweise eindringen können. Dadurch wird die Auftrennung von Triglycerinden, Diglyceriden, Monoglyceriden, freien Fettsäuren und Ethylestern ermöglicht. Abb. 27: HPSEC-Gerät [A27] 37 HPSEC: High Performance Size Exclusion Chromatography (Hochleistungs-Ausschlusschromatographie) Experimenteller Teil Seite 42 2 Tropfen der Probe wurden in 2 ml Tetrahydrofuran gelöst. Die Lösung wurde filtriert und auf die Trennsäule aufgebracht. Die Ergebnisse werden von einem Brechungsindexdetektor aufgezeichnet und die Auswertung erfolgt ähnlich wie bei der Gaschromatographie. Triglyceride: Diglyceride: Monoglyceride: Ethylester und freie Fettsäuren (1,4%): 0,4% 1,5% 7,8% 90,3% [vgl. 1, 33] 5.4 Enzymatische Umesterung Die enzymatische Umesterung führte ich sowohl mit Pongamiaöl als auch mit Tierfett durch. Dazu wurde jeweils 1,0 g des Ausgangsstoffes mit der stöchiometrischen Menge an Ethanol (0,16 g) versetzt und in wenigen ml Hexan gelöst. Daraufhin wurden 10% Lipase (100 mg) zugegeben. Nach 5-stündigem Schütteln bei 45°C wurde das Enzym unter Druck abfiltriert und das Lösungsmittel abrotiert. Die Proben wurden kühl gelagert. Nach 3, 6 und 24 Stunden wurde mittels HPSEC der Gehalt an Mono-, Di-, und Triglyceriden sowie der Ethylesteranteil bestimmt. Dazu wurden 2 Tropfen der Probe in 2 ml Tetrahydrofuran gelöst. Die Lösung wurde filtriert und auf die Trennsäule aufgebracht. Abb. 28: HPSEC-Chromatogramm der Probe Tierfett 2 nach 24h [A28] Auswertung des HPSEC-Chromatogramms: 1: 2: 3: 4: Triglyceride Diglyceride Monoglyceride Ethylester 27,4% 21,3% 3,4% 47,9% Experimenteller Teil Seite 43 Auswertungen aller Proben: Probe nach: % Triglyceride % Diglyceride % Monoglyceride % Ethylester Pongamia 1 3h 22,3 21,1 12,9 43,7 Pongamia 2 3h 19,9 22,1 14,1 43,9 Tierfett 1 3h 30,6 22,7 9,3 37,4 Tierfett 2 3h 31,0 22,5 8,6 38,0 Pongamia 1 6h 20,7 23,3 11,1 44,9 Pongamia 2 6h 18,4 22,4 10,2 49,0 Tierfett 1 6h 28,2 22,7 5,1 43,9 Tierfett 2 6h 27,3 23,3 6,0 43,6 Pongamia 1 24 h 22,0 22,0 7,6 48,4 Pongamia 2 24 h 19,4 20,7 6,9 53,0 Tierfett 1 24 h 28,3 16,7 2,5 52,4 Tierfett 2 24 h 27,4 21,3 3,4 47,9 Es zeigt sich deutlich, dass der Ethylestergehalt bei dieser Methode wesentlich geringer ist, als unter der katalytischen Einwirkung von KOH. Zusammenfassung Seite 44 Zusammenfassung Abschließend soll an dieser Stelle ein kurzer, tabellarischer Überblick zum Vergleich von Dieselkraftstoff und Biodiesel gegeben werden, der die wichtigsten Punkte zusammenfasst. Dieselkraftstoff Biodiesel Dichte: 0,83-0,88 g/cm³ 0,875-0,900 g/cm³ Cetanzahl: min. 51 min. 49 Heizwert: 40-44 MJ/kg 37 MJ/kg Biologische Abbaubarkeit nach 21 Tagen: 70 % 99,6 % Zusammensetzung: Gemisch flüssiger Kohlenwasserstoffe (Paraffine, Naphtene, Aromaten, Olefine) Fettsäuremethylester Rohstoffe: Erdöl Pflanzliche oder tierische Fette und Öle; Methanol Gewinnung/Herstellung durch: Destillation, Cracken Umesterung Anfallende Nebenprodukte: Zahlreiche andere Erdölprodukte (z.B.: Benzin, Kerosin) Glycerin Erhöhte Schadstoffwerte Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, im Vergleich: unverbrannte Kohlenwasserstoffe Neue Entwicklungen: Ultimate-Diesel Stickstoffoxide Fettsäureethylester als Biodiesel, enzymatische Umesterung Persönlicher Ausblick Seite 45 Persönlicher Ausblick Gegenüber anderen alternativen Energieträgern hat Biodiesel den Vorteil, dass er nahezu problemlos in einem großen Teil der Fahrzeuge auf den Straßen eingesetzt werden kann. Aber schon aufgrund der Verfügbarkeit der Rohstoffe wird er ein „Nischenkraftstoff“ bleiben. Auch wenn die Rapsanbauflächen in Österreich in den nächsten Jahren stark ausgebaut werden und der Raps zur Biodieselerzeugung eingesetzt wird, kann doch nur ein sehr geringer Prozentsatz des Dieselkraftstoffs ersetzt werden. Für die Regionen, die Biodiesel produzieren, ist eine solche Anlage mit Sicherheit ein Gewinn, wie es sich am Beispiel Mureck besonders gut zeigen lässt. Arbeitsplätze werden geschaffen und die Landwirte haben eine Möglichkeit, ihre Rapsernte zu nützen, erhalten günstigen Kraftstoff und zusätzlich den Rapskuchen als Viehfutter. Der Einsatz von Altspeiseöl ist nur in vergleichsweise kleinen Mengen möglich, aber durchaus sinnvoll. Anstatt es zur weiteren Verwendung ins Ausland zu transportieren, was zusätzliche Transportwege verursacht, wird der daraus gewonnene Biodiesel an Tankstellen verkauft. Auch der erfolgreiche Einsatz in den Bussen der GVB spricht für diesen Kraftstoff. Biodiesel hat also, wenn auch begrenzte, Einsatzmöglichkeiten in vielen Gebieten und wird weiterhin eine kleine, aber wichtige Rolle spielen. Vorteile ergeben sich beim Einsatz von Biodiesel auch in Bezug auf die Emissionswerte von Ruß, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und auf die der unverbrannten Kohlenwasserstoffe. Die höheren Stickstoffoxidwerte in den Abgasen können nicht verhindert werden. Sie werden aber durch ständig verbesserte Methoden zur Abgasnachbehandlung reduziert. Zu den Emissionswerten nicht limitierter Schadstoffe gibt es zu wenige Untersuchungen, um klare Prognosen abzugeben. Ein Aspekt, der in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte, sind die geruchsintensiven Aldehyde, die besonders in Abgasen von Biodiesel, der aus Altspeiseölen gewonnen wurde, auftreten. Hier besteht noch ein großer Bedarf an Forschungsarbeit. Literaturverzeichnis Seite 46 Literaturverzeichnis [1] Falbe, J.; Regitz, M. (Hrsg.): CD Römpp Chemie Lexikon auf CD-ROM. 9., erweiterte und verbesserte Auflage, Version 1.0. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag, 1995. [2] Informationen von DI Thomas Rätzsch, OMV Wien [3] Microsoft Encarta Professional auf CD-ROM. 2002. [4] Kehrer, Peter: Die künftige Verfügbarkeit von Erdöl – Chancen und Risiken. In: Landbauforschung Völkenrode 239, S. 9-14. [5] Leinweber, Wilhelm; OMV Autorengruppe: Erdöl und Erdgas: Entstehung, Suche, Förderung, Transport, Speicherung, Verarbeitung. 5. Auflage. Wien: Verlag Jugend & Volk. [6] ESSO – Mineralölverarbeitung. http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/essomin.pdf [7] http://www.unibwmuenchen.de/campus/MB/we6/zeman/kraftstoffe/zeman_kraftstoffe_1.htm [8] EU Norm EN 590 [9] http://www.biodiesel.de [10] http://www.bpaustria.at/content/pages/BPTankstellen_Ultimate.php [11] Fahrzeughandel: 2004 um 3,7 Prozent mehr Neuzulassungen. In: OÖ Nachrichten, 19. 1. 2005. [12] Blaßnegger, Jürgen; Schlag, Stefan: Biodiesel in modernen Nutzfahrzeugmotoren. In: Landbauforschung Völkenrode 239, S. 57-62. [13] Biodiesel-Potential in Österreich. Broschüre der SEEG. [14] Der Murecker Energie-Kreislauf. Broschüre der SEEG. [15] http://boch35.kfunigraz.ac.at/pr/unizeit-biodiesel/ [16] http://www.winrock.org/forestry/factpub/FACTSH/P_pinnata.html [17] http://www.klimabalance.de/kb/projekte/project_detail.shtml?id=0b9GVgbm5GIXVk YnZFlYojn&lang=de&portfolioId=DaspBERjmNGVp6lBTlNk99x [18] Dimmig, Th.; Haupt, J. u.a.: Biodiesel aus Pflanzenölen und nativen Recyclingprodukten. Literaturverzeichnis Seite 47 [19] Mittelbach, Martin; Remschmidt, Claudia: Biodiesel. The comprehensive Handbook. Eigenverlag, 2004, S.50. [20] Eilks, I.; Ralle, B. u.a.: Biodiesel. Eine Betrachtung aus technisch-chemischer Sicht. In: Gesellschaft Deutscher Chemiker (Hrsg.): Green Chemistry. Nachhaltigkeit in der Chemie. WILEY-VCH, 2004, S. 39-54. [21] http://www.degussa-biodiesel.de/rme/esterumwandlung.htm [22] http://www.seeg.at/biodiesel.php [23] Mittelbach, Martin; Uitz, Renate: Maisgranulat zur Immobilisierung von Lipasen. Graz, 2003. [24] Hartmeier, W.: Immobilisierte Biokatalysatoren. Springer Verlag, 1986. [25] http://www.oeamtc.at/netautor/download/document/Biodiesel_int.pdf [26] http://www.blt.bmlf.gv.at/vero/veroeff/0774_Verwendung_von_Pflanzenoelkraftstoffe n_II.pdf [27] http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/BE251.pdf [28] Unterrichtsmaterialien von Ing. Gerhard Seiler, WIFI Steiermark [29] Bauder, Richard; Brucker, Dieter u.a.: Der neue 3,0-l-V8-TDI-Mtor von Audi. In: MTZ Motorzeitschrift, 9/2004, S. 684-694. [30] Hoepke, Erich: IAA Nutzfahzeuge in Hannover. In: MTZ Motorzeitschrift, 9/2004, S. 650-657. [31] Stein, Hendrik; Krahl, Jürgen: Emissionsvergleich von Biodiesel mit schwedischem Dieselkraftstoff MK 1. In: MTZ Motorzeitschrift, 9/2004, S. 99-106. [32] Hagenauer u.a.: Chemie aktuell 1. 4. Auflage. Salzburg: Naturwiss. Verlagsges. m.b.H, 2002. [33] Experimentierunterlagen der Karl-Franzens Universität Graz [34] http://www.hsniederrhein.de/fb01/Hauptstudium/Instrumentelle_Analytik/praktika/praktikum_lack/K FLKA.PDF Stand aller Internetquellen: 28. 2. 2005 Abbildungsverzeichnis Seite 48 Abbildungsverzeichnis [A1] Leinweber, Wilhelm; OMV Autorengruppe: Erdöl und Erdgas: Entstehung, Suche, Förderung, Transport, Speicherung, Verarbeitung. 5. Auflage. Wien: Verlag Jugend & Volk. [A2] http://www.oeamtc.at/netautor/data/verkehr/webuse/ant_diesel_4.jpg [A3] http://www.oeamtc.at/netautor/data/verkehr/webuse/verbrauch_4.jpg [A4] Blaßnegger, Jürgen; Schlag, Stefan: Biodiesel in modernen Nutzfahrzeugmotoren. In: Landbauforschung Völkenrode 239, S. 58. [A5] http://www.rundumdiebiene.de/images/raps.jpg [A6] selbst fotografiert [A7] http://www.rbgsyd.gov.au/__data/page/2145/Pongamia-pinnata1.jpg.jpg [A8] http://divingcat.net/hanahana/ka-ko/ku/kuroyona.jpg [A9] Mittelbach, Martin; Remschmidt, Claudia: Biodiesel. The comprehensive Handbook. Eigenverlag, 2004, S.50. [A10] Eilks, I.; Ralle, B. u.a.: Biodiesel. Eine Betrachtung aus technisch-chemischer Sicht. In: Gesellschaft Deutscher Chemiker (Hrsg.): Green Chemistry. Nachhaltigkeit in der Chemie. WILEY-VCH, 2004, S. 42. [A11] selbst fotografiert [A12] selbst fotografiert [A13] selbst fotografiert [A14] selbst fotografiert [A15] Unterrichtsmaterial von Ing. Seiler, WIFI Steiermark [A16] Unterrichtsmaterial von Ing. Seiler, WIFI Steiermark [A17] Der Murecker Energie-Kreislauf. Broschüre der SEEG. Eilks, I.; Ralle, B. u.a.: Biodiesel. Eine Betrachtung aus technisch-chemischer Sicht. In: Gesellschaft Deutscher Chemiker (Hrsg.): Green Chemistry. Nachhaltigkeit in der Chemie. WILEY-VCH, 2004, S. 47. Dimmig, Th.; Haupt, J. u.a.: Biodiesel aus Pflanzenölen und nativen Recyclingprodukten. S. 34. [A18] Gaschromatogramm, Messung durchgeführt an der Karl-Franzens Universität Graz [A19] selbst fotografiert [A20] selbst fotografiert Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Seite 49 [A21] selbst fotografiert [A22] selbst fotografiert [A23] selbst fotografiert [A24] selbst fotografiert [A25] selbst fotografiert [A26] selbst fotografiert [A27] selbst fotografiert [A28] HPSEC-Chromatogramm, Messung durchgeführt an der Karl-Franzens Universität Graz Titelbild: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2849/display/1326462 http://xpda.com/junkmail/junk113/IMG_2669.jpg Stand aller Internetquellen: 28. 2. 2005 Tabellenverzeichnis [T1] EN 14214 [T2] Biodiesel-Potential in Österreich. Broschüre der SEEG. [T3] Ullmans Encyklopädie der technischen Chemie, Bd. 11, 458. Arbeitsprotokoll Seite 50 Arbeitsprotokoll Juni 2004 Entschluss, eine Fachbereichsarbeit in Chemie zu schreiben und Suche nach einem geeigneten Thema. September 2004 Einlesen in die Literatur und Eingrenzung des Themas Anfang Oktober 2004 Einreichen der Disposition Ende Oktober 2004 Kontaktaufnahme mit DI Thomas Rätzsch von der OMV Wien bezüglich wichtiger Fragen zum Thema Dieselkraftstoff Oktober 2004 – Fortschreitendes Arbeiten mit regelmäßigen Besprechungen Februar 2005 mit Mag. Klemm im Rahmen des Chemie-Wahlpflichtfachs Mitte November 2004 Kontaktaufnahme mit verschiedenen Biodieselproduzenten 2.-5. November und Durchführung der Versuche zum experimentellen Teil an 13.-16. Dezember 2004 der Karl-Franzens Universität Graz 3. Januar 2005 Besuch der SEEG-Biodieselanlage in Mureck Ende Januar 2005 Abgabe des bisher Geschriebenen 1. Februar 2005 Besuch bei Ing. Seiler am WIFI Graz Ende Februar 2005 Letzte Änderungen und Korrekturen, Erstellen des Layouts 4. März 2005 Abgabe der Arbeit