Silencing von Lamin A und Quantifizierung des Knock-down
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Silencing von Lamin A und Quantifizierung des Knock-down
035_071_BIOsp_0107.qxd 31.01.2007 11:18 Uhr Seite 57 57 RNAi Silencing von Lamin A und Quantifizierung des Knock-down-Effekts mittels qPCR EFFI REES 1 , BERNHARD KORN 2 , CORNELIA FALTER 3 , ERHARD FERNHOLZ 3 1 RZPD, DEUTSCHES RESSOURCENZENTRUM FÜR GENOMFORSCHUNG GMBH, HEIDELBERG 2 DEUTSCHES KREBSFORSCHUNGSZENTRUM (DKFZ), HEIDELBERG 3 ROCHE DIAGNOSTICS GMBH, PENZBERG Lamine sind Strukturproteine, die eine dünne Faserschicht, die Kernlamina, bilden. Gegenwärtig sind drei Arten von Laminen in Säugerzellen bekannt: Lamin A, B und C. Lamine sind möglicherweise beteiligt an der DNA-Replikation, Chromatin-Organisation, Differenzierung, Stützung der Kernstruktur, dem Wiederaufbau der Kernhülle und einigen anderen Prozessen. Wir berichten hier über „Knock-down“-Experimente mit Lamin A, die künftig für funktionelle Untersuchungen eingesetzt werden können. Der Effekt wurde auf drei verschiedenen qPCR-Plattformen quantifiziert. ó Mutationen bei Lamin A können Muskeldystrophie[1], dilatative Kardiomyopathie[2], familiäre partielle Lipodystrophie[3] und andere Erkrankungen verursachen. Um die verschiedenen Funktionen dieses über 70 kDA großen Proteins im Detail zu analysieren, sollte die Expression blockiert werden. Es ist erwiesen, dass das posttranskriptionelle „Knock-down“ mittels siRNA am besten geeignet ist, um die Funktion von Molekülen aufzuklären. Diese Methode ist wesentlich schneller und weniger aufwändig als „Knock– outs“ und zuverlässiger als AntisenseTechnologien[4]. Erstellung von esiWay Silencing Resources® Wir verwendeten die Human mRNA- und ESTSequenzen, die vom UniGeneProjekt des National Center for Biotechnology Information (NCBI, www.ncbi.nlm.nih.gov) geclustert wurden und erzeugten Konsensus-Sequen- zen für jedes Cluster. Mithilfe dieser Konsensus-Sequenzen wurden wiederum Homologien zwischen menschlichen Genen ermittelt. Wir maskierten repetitive und konservierte Sequenzen in einem Umfang, der auf BLAST-Homologien – eingeschränkt auf einen Erwartungswert von 0,001 – basierte. Alle übrigen Sequenz-Fragmente jedes Transkripts wurden nach den Regeln von Elbashir et al.[5] und Reynolds et al.[6] analysiert, um den Gehalt an guten siRNAs innerhalb des Pools an siRNA zu bestimmen. Die optimalen Regionen wurden für die PCRAmplifikation mit genspezifischen Primern ausgesucht. Diese PCR-Produkte von 100 bp500 bp wurden an beiden Enden mit starken T7-Promotoren versehen (esiWay Silencing Resource®) und einer Qualitätskontrolle mittels Gelanalyse oder Kapillarelektrophorese unterzogen, um die Homogenität und die korrekte Größe eines jeden Produktes zu validieren. Synthese von esiRNAs 500 ng esiWay Silencing Resource® RZPDp 3000C044 für Lamin A wurden für die in vitro-Transkriptionsreaktion mittels des Microarray RNA Target Synthesis Kits (T7) eingesetzt. Die RNA wurde durch Isopropanolfällung gereinigt, und nach anfänglicher Denaturierung bei 95 °C für 5 Minuten und Abkühlung für eine Stunde auf Raumtemperatur wurde durch Annealing doppelsträngige RNA (dsRNA) erzeugt. 30 μg dsRNA wurden bei 37 °C für 16 Stunden mit dem X-tremeGENE siRNA Dicer Kit verdaut und anschließend nach dem Protokoll des Anbieters gereinigt. Die gereinigten Produkte bezeichnet man als esiRNA (engl.: endonuclease digested siRNA). Transfektion von esiRNA ˚ Abb. 1: Relative Quantifizierung von Lamin A-mRNA aus unterschiedlich behandelten Zellen mit dem LightCycler 2.0-Instrument. BIOspektrum | 01.07 | 13. Jahrgang Um ein Gen-Knock-down im erforderlichen Ausmaß zu erreichen, muss die esiRNA mit hoher Effizienz und geringer Zytotoxizität in die Zielzellen transfiziert werden. Wir verwendeten HeLa-Zellen (DSMZ, Braunschweig, 035_071_BIOsp_0107.qxd 58 31.01.2007 11:18 Uhr Seite 58 MET H ODE N & AN WE N DU NGEN Kat.No. ACC 57). Die Zellen wurden 24 Stunden vor der Transfektion auf 24-Loch-Platten ausplattiert. 7,4 x 104 Zellen pro Vertiefung wurden in DMEM mit 10 % fötalem Kälberserum, 1 x PEN/STREP und 2 mM L-Glutamin ausgesät. Die Zellen wurden mithilfe von 5 μl X-tremeGENE siRNA Transfection Reagent, 20 μl OPTIMEM und 25 μl OPTIMEM/esiRNAGemisch nach dem Anbieterprotokoll transfiziert. RNA-Isolierung und cDNA-Präparation 48 Stunden nach der Transfektion wurde die RNA mithilfe des High Pure RNA Isolation Kits nach dem Anbieterprotokoll isoliert. Ein Mikrogramm der Gesamt-RNA von jeder RNA-Präparation wurde mithilfe des Transcriptor First Strand cDNA Synthesis Kits nach Anleitung revers transkribiert. Quantifizierung der mRNA mit dem LightCycler® 2.0 Instrument ˚ Abb. 2: Relative Quantifizierung von Lamin A-mRNA aus unterschiedlich behandelten Zellen mit den Real-Time-PCR-Instrumenten 7500 und 7900. Die quantitative Real-Time-PCR wurde mit dem LightCycler® 2.0 Instrument von Roche unter Verwendung der LightCycler® FastStart DNA Master HybProbe und des Universal ProbeLibrary Sets, Human (Sonde #9) durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mit der LightCycler ® Software 4. Die mRNAMenge wurde gegen die Menge des Transkripts des Housekeeping-Gens HPRT1 normalisiert. Quantifizierung der mRNA mit dem 7500 und 7900 Real-Time-PCRSystem Alternativ wurde die quantitative Real-TimePCR sowohl mit einem 7500 Real-Time-PCRSystem als auch mit einem 7900 Real-TimePCR-System durchgeführt (beide von Applied Biosystems) und dazu der FastStart Taqman® Probe Master (ROX) und auch wieder die Sonde #9 des Universal ProbeLibrary Sets, Human, verwendet. Bei den PCR-Reaktionen im 7900 Instrument wurde die Konzentration des Referenzfarbstoffs auf 400 nM erhöht. Die mRNA-Menge wurde gegen die Menge des Transkripts des HousekeepingGens HPRT1 normalisiert. Ergebnisse und Diskussion ¯ Abb. 3: Amplifikation von HPRTcDNA aus unterschiedlich behandelten Zellen mit den Real-Time-PCRInstrumenten 7500 und 7900, unter Nutzung des FastStart TaqMan Probe Masters. Da Lamin A an wichtigen Interaktionen in jeder Zelle beteiligt ist, entwickelten wir mehrere Kontrollversuche zur Differenzierung zwischen Einflüssen von Transfektionsreagenz und Transfektionsprozedur auf die Knock-down-Versuche. Erstens wurde siRNA gegenüber Luciferase (Dharmacon) zusamBIOspektrum | 01.07 | 13. Jahrgang 035_071_BIOsp_0107.qxd 31.01.2007 men mit dem gleichen Transfektionsreagenz verwendet, um die Spezifität nachzuweisen. Zweitens wurde das Transfektionsreagenz allein verwendet, um von den toxischen Nebenwirkungen des Transfektionsreagenzes zu differenzieren. Alle Transfektionsreaktionen wurden parallel laufen gelassen. Visuell stellten wir in keinem Versuch signifikante Toxizitäten fest. Daher isolierten wir die GesamtRNA der behandelten und unbehandelten HeLa-Zellen und präparierten die entsprechende cDNA mithilfe des Transcriptor First Strand cDNA Synthesis Kits. Die Quantifizierung erfolgte mit drei verschiedenen RealTime-PCR-Instrumenten mithilfe der LNA-spezifischen Sonde #9 des neuen Universal ProbeLibrary Sets. Für die relative Quantifizierung wurde die HPRT1-spezifische (Housekeeping-Gen) Sonde #22 verwendet. Mit dem LightCycler® 2.0 Instrument wurde eine Knock-downEffizienz von 88 % für Lamin A mit der esiWay Silencing Resource® RZPDp3000C044 verzeichnet (Abb. 1). Im alternativen Assay wurde das Knockdown von Lamin A mit den Real-Time-PCR-Instrumenten 7500 und 7900 unter Verwendung des neuen FastStart Taqman® Probe Masters (ROX) analysiert. Die Ergebnisse erwiesen sich als fast identisch mit den Ergebnissen des LightCycler® 2.0 Instruments und zeigten eine Knock-down-Effizienz von rund 90 % (Abb. 2). Interessanterweise zeigte die Quantifizierung der mRNA des Housekeeping-Standards HPRT1, die aus den unterschiedlich behandelten HeLa-Zellen isoliert wurde, einen ähnlichen Ct-Wert (Abb. 3). Dies belegt, dass weder vom Transfektionsreagenz noch vom Lamin-A-Knock-down toxische Nebenwirkungen feststellbar sind. BIOspektrum | 01.07 | 13. Jahrgang 11:18 Uhr Seite 59 Zusammenfassung Die Quantifizierung mit drei verschiedenen Real-Time-PCRInstrumenten belegte die Effektivität der esiWay Silencing Resources®, des Universal ProbeLibrary Sets und des neuen FastStart Taqman® Probe Masters (ROX). Bei Verwendung der alternativen Systeme ergaben sich fast identische Messungen für das Silencing von Lamin A. ó Danksagung Diese Arbeiten wurden teilweise mit Mitteln des Forschungsprogramms NGFN2 des BMBFPRIS08T01 finanziert. Literatur [1] Bonne, G., Di Barletta, M. R., Varnous, S., Becane, H. M., Hammouda, E. H., Merlini, L., Muntoni, F., Greenberg, C. R., Gary, F., Urtizberea, J. A., Duboc, D., Fardeau, M., Toniolo, D., Schwartz, K. (1999): Mutations in the gene encoding lamin A/C cause autosomal dominant Emery-Dreifuss muscular dystrophy. Nat. Genet. 21: 285–288. [2] Sebillon, P., Bouchier, C., Bidot, L. D., Bonne, G., Ahamed, K., Charron, P., DrouinGarraud, V., Millaire, A., Desrumeaux, G., Benaiche, A., Charniot, J. C., Schwartz, K., Villard, E., Komajda, M. (2003): Expanding the phenotype of LMNA mutations in dilated cardiomyopathy and functional consequences of these mutations. J. Med. Genet. 40: 560–567. [3] Shackleton, S., Lloyd, D. J., Jackson, S. N., Evans, R., Niermeijer, M. F., Singh, B. M., Schmidt, H., Brabant, G., Kumar, S., Durrington, P. N., Gregory, S., O’Rahilly, S., Trembath, R. C. (2000): LMNA, encoding lamin A/C, is mutated in partial lipodystrophy. Nat. Genet. 24(2): 153–156. [4] Singer, O., Yanai, A., Verma, I. M. (2004): Silence of the genes. PNAS 10(15): 5313-5314. [5] Elbashir, S. M., Harborth, J., Weber, K., Tuschl, T. (2002): Analysis of gene function in somatic mammalian cells using small interfering RNAs. Methods 26: 199–213. [6] Reynolds, A., Leake, D., Boese, Q., Scaringe, S., Marshall, W. S., Khvorova, A. (2004): Rational siRNA design for RNA interference. Nat. Biotechnology 22: 326–330. Korrespondenzadresse: Effi Rees Deutsches Ressourcenzentrum für Genomforschung (RZPD) Im Neuenheimer Feld 580 D-69120 Heidelberg [email protected]