Clear mines and save lives

Transcrição

Clear mines and save lives
DEMIRA DEUTSCHE MINENRÄUMER e.V.
| TÄTIGKEITSBERICHT - 2014
Humanitarian Mine Clearance
Explosive Ordnance Disposal
Emergency Medical Service
Explosives Detection Dogs
Clear mines and save lives
Inhalt
Inhalt ................................................................................................................................................... 2
DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ................................................................................................ 3
Hochwassereinsatz in Bosnien und Herzegowina ............................................................................. 5
Humanitäre Minen- und Kampfmittelräumung in Bosnien und Herzegowina .................................. 10
Teilnahme an der Delgationsreise des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft in den Sudan ...... 12
Teilnahme an der 17. Internationalen Konferenz des UN Mine Action Service in Genf .................. 13
Bewerbung für die Durchführung eines EU-finanzierten Minenräumprojekts in Kolumbien ............ 14
Einführung eines integrierten Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzmanagementsystems ........... 15
Finanzbericht .................................................................................................................................... 18
Geldgeber und Partner ..................................................................................................................... 22
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DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V.
Unsere Vision ist eine minenfreie Welt.
gebieten dieser Welt ein besseres und vor
allem sichereres Leben zu bieten:
Dieser Vision fühlen wir uns täglich in unserem weltweiten Kampf gegen Landminen
verpflichtet.
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DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ist eine
humanitäre, gemeinnützige Nichtregierungsorganisation (NRO), politisch unabhängig
und weltanschaulich neutral, die 1996 gegründet wurde, um den Menschen in ehemaligen Kriegsgebieten mit humanitärer Minenräumung, Kampfmittelräumung (engl. Explosive Ordnance Disposal, EOD) sowie medizinischer Notversorgung zu helfen.
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DEMIRA leistet Unterstützung unabhängig
von Rasse, Geschlecht, Religion und politischer Gesinnung.
Humanitäre Minenräumung
Kampfmittelräumung (EOD)
Forschung und Entwicklung von mechanischen Minenräumgeräten
Erkundung und Lagebeurteilung
Katastrophenhilfe
Medizinische Notfallversorgung
Ausbildung und Einsatz von Minenund Sprengstoffspürhunden
Test und Evaluierung von Entminungsausrüstung und Räumtechnologie
Zusammenarbeit mit europäischen
und internationalen Organisationen
und Regierungen
Nähere Informationen über unsere Leistungen und Einsätze finden Sie auch auf unserer Website: www.demira.org.
DEMIRA übernimmt die folgenden Aufgaben,
um Menschen in den verschiedenen Krisen-
Organisatorischer Aufbau von DEMIRA
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Organigramm von DEMIRA
Unsere Einsatzländer seit 1996
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Hochwassereinsatz in Bosnien und Herzegowina
Überflutete Häuserreihen in der Region Posavina
schwemmungen zu kämpfen. In einigen Regionen gingen innerhalb von 48 Stunden bis
zu 300 mm Regen nieder. Als Folge davon
begannen die Pegel der Sava und ihrer Zuflüsse am 15. Mai schnell zu steigen,
wodurch das Wasser in die benachbarten
Ortschaften gedrückt wurde. Die Einsatzkräfte und zahllose Freiwillige waren Tag und
Nacht darum bemüht, die Flüsse durch
Sandsackbarrieren am Überlaufen zu hindern.
Überschwemmungen in Südost-Europa
Im Zeitraum vom 14. und 18. Mai 2014 zog
das großflächige Tiefdruckgebiet Tamara
sehr langsam über Südost-Europa. In den
Ländern des Balkans, insbesondere aber in
Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro und Kroatien führten die damit verbundenen schweren Regenfälle zu verheerenden Überschwemmungen, wie sie seit
über seit über 120 Jahren nicht mehr aufgetreten sind. Innerhalb von drei Tagen ging die
Niederschlagsmenge von drei Monaten nieder. In Serbien und Bosnien und Herzegowina, als den am stärksten betroffenen Ländern, waren mehr als 1,6 Millionen Menschen
von den Fluten betroffen. Dabei kamen in
Serbien 51 Menschen ums Leben, während
in Bosnien und Herzegowina 25 Opfer zu
beklagen waren.
Durch den ständigen Wasserfluss wurden
etwa 3.000 Erdrutsche ausgelöst, die schwere Zerstörungen an Infrastruktur und Wohnhäusern verursachten. Gemäß den offiziellen
Zahlen waren etwa 75.000 Häuser von den
Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen, etwa 25.000 von ihnen wurden dabei
schwer beschädigt oder zerstört.
Unzählige Menschen versuchten, sich vor
den herannahenden Wassermassen in die
oberen Etagen, Balkone oder Dächer ihrer
Häuser zu retten und waren dann dort gefangen. Ihre Rettung erwies sich aufgrund der
starken Strömungen und Wellenbewegungen, die mehrere Schlauboote zum kentern
Lage in Bosnien und Herzegowina
Im Norden von Bosnien und Herzegowina
stand ein Großteil der Flächen vollständig
unter Wasser, jedoch hatten auch andere
Landesteile mit teilweise sehr starken Über-
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brachten, als äußerst schwierig. Zudem
scheiterte der Einsatz von Rettungshubschraubern häufig am schlechten Wetter.
Einige Mitglieder von Rettungsteams bezeichneten die Einsätze während der Überschwemmungen als die gefährlichsten ihres
Lebens.
zerstört oder unbrauchbar. Teilweise waren
die Strömungen so stark, dass die vollgelaufenen Autos weggeschwemmt wurden. Viele
Familien verloren durch die Fluten ihr gesamtes Eigentum. Zudem wurde der angespülte
Schlamm schnell zu einem weiteren Problem. Er bedeckte die Straßen, lief in die Geschäfte und Wohnhäuser. Die Einsatzkräfte
vor Ort und unzählige Freiwillige benötigten
Tage, um diesen mit Hilfe von Schaufeln und
mechanischem Räumgerät wieder zu entfernen.
Folgen der Überschwemmungen
Über eine Million Menschen in Bosnien und
Herzegowina waren von den Überschwemmungen betroffen, 90.000 von Ihnen wurden
obdachlos. Durch Erdrutsche wurden mehrere Ortschaften von der Außenwelt angeschnitten, nachdem alle Straßen zerstört
waren.
Von offizieller Stelle wurde verlautbart, dass
die Schäden durch die Überschwemmungen
sogar diejenigen aus dem Krieg von 19921995 übertreffen könnten. So wurden allein
3500 km Straße zerstört und 30% aller
Bahnstrecken durch die Flutfolgen beeinträchtigt.
Die Wassermassen führten zu großflächigen
Ausfällen der Strom- und Fernwärmeversorgung. Selbst Monate später waren tausende
Häuser immer noch ohne funktionierende
Heizung. Zudem wurde durch die Verschmutzung der Wasserquellen der Zugang
der Bevölkerung zu Trinkwasser massiv eingeschränkt, wodurch sich die Ausbreitungsgefahr von Krankheiten stark erhöhte.
Damit sich das Land von dieser Katastrophe
wieder erholen kann, werden umfangreiche
Investitionen notwendig sein. Schätzungen
zufolge betragen die Kosten für den Wiederaufbau etwa 1,3 Milliarden Euro. Diese
Summe überschreitet die finanziellen Möglichkeiten Bosniens und Herzegowinas, das
sich immer noch von dem verheerenden
Krieg in den 90er Jahren erholt, bei weitem.
Dazu kommt, dass das Land, im Gegensatz
zu Kroatien oder Serbien, keinen Zugriff auf
Mittel aus dem Solidaritätsfond der Europäischen Union hat.
Durch die Überflutung vieler landwirtschaftlich genutzter Flächen ging ein Großteil der
Ernte verloren. Gemäß den Behörden vor Ort
wird die ansässige Landwirtschaft mehr als
fünf Jahre benötigen, um sich von diesen
verheerenden Verlusten zu erholen. Die Fluten der Sava und ihrer Zuflüsse töteten ebenfalls viele Tiere, was die die Rettungsteams
vor weitere Schwierigkeiten stellte; da die
Körper der toten Tiere als Brutstätten für
Keime dienten, mussten diese möglichst
schnell entsorgt werden, um die Ausbreitung
von Krankheiten zu verhindern.
Helfer bei der Befestigung der Flussufer mit Sandsäcken
Auswirkungen der Überschwemmungen
auf verminte Gebiete
Die schweren Regenfälle verursachten etwa
3.000 Erdrutsche, die Schlamm und Unrat in
die Ortschaften und auf die Straßen spülten.
Der Schlamm glitt dabei auch über Landminen, die während des Bosnienkrieges verlegt
wurden. Zurzeit befinden sich in Bosnien und
Herzegowina noch etwa 120.000 Landminen
auf 9.400 markierten Minenfeldern. Schätzungen zufolge waren insgesamt etwa 800
m² verminten Landes von den Überschwem-
Freiwillige Helfer bei der Entsorgung eines Schweinekadavers
Obwohl viele Familien ihre Habseligkeiten in
die oberen Stockwerke ihrer Häuser gebracht
hatten, wurde dennoch vieles vollständig
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mungen betroffen; dabei wurden häufig die
Warnschilder, durch welche die Minenfelder
markiert waren, von den Wasser- und
Schlammmassen weggespült. Der Verlust
der Markierungen war vor allem problematisch, weil die vormals sicheren Straßen
durch die Überschwemmungen nicht mehr
erkennbar und somit vom restlichen Land
nicht zu unterscheiden waren. Dadurch wurden die Gefahren für die Bevölkerung und die
eingesetzten Rettungsteams nochmals beträchtlich erhöht.
halfen beim Einsammeln und Verteilen von
Hilfsgütern und Spenden.
Evakuierung von Flutopfern
Die Mitarbeiter von DEMIRA waren auch an
Rettungsoperationen für Menschen, die auf
in den oberen Etagen ihrer Häuser, Balkonen
oder Dächern gefangen waren, beteiligt.
Dabei unterstützten sie die Kräfte des Zivilund Hochwasserschutzes und des bosnischen Roten Kreuzes, insbesondere durch
die Gestellung von Fahrzeugen zur Durchquerung überfluteter Gebiete.
Durch die Überschwemmungen wurden zudem insgesamt sieben auf Minen zurückzuführende Explosionen ausgelöst, bei denen
glücklicherweise niemand verletzt wurde.
Viele Mitarbeiter stellten zudem ihre eigenen
LKWs, Traktoren, Jeeps oder Vans für den
Transport von Sandsäcken, medizinischem
Nachschub und anderen grundlegenden
Versorgungsgütern zur Verfügung. Speziell
ausgerüstete Fahrzeuge kamen beim Transport von Vieh und bei der Auslieferung von
Nahrung und Wasser an die Flutopfer in ihren zum Teil überfluteten Häusern zum Einsatz.
Einsätze von DEMIRA e.V. während der
Überschwemmungen
Das Hauptquartier von DEMIRA in Bosnien
und Herzegowina befindet sich in Orašje, der
Hauptstadt des Kantons Posavina, welche
genau im Zentrum der am stärksten von den
Wassermassen bedrohten Region liegt.
Schon mit dem Beginn der Überschwemmungen war DEMIRA durch die Bereitstellung von Material und Arbeitskräften für verschiedenste Aufgaben aktiv in die Katastrophenhilfe vor Ort involviert. Das Managementteam vor Ort koordinierte dabei die
Einsätze in enger Zusammenarbeit mit dem
Katastrophenstab des Kantons.
Dankesurkunde des Bosnischen Roten Kreuzes
Ein DEMIRA-Fahrzeug beim Rettungseinsatz
Reparaturarbeiten am Damm der Sava
Jeder einzelne DEMIRA-Mitarbeiter vor Ort
wurde in die Rettungsarbeiten mit einbezogen. Durch das medizinische Personal wurde
eine provisorische ärztliche Betreuung in
einer zur Notunterkunft umfunktionierten
Schule sichergestellt. Mitarbeiter aus dem
Management und den Minenräumteams waren an Rettungseinsätzen, Reparaturarbeiten
am Damm und Einsätzen im Zusammenhang
mit Minen beteiligt. Zudem unterrichteten sie
die Bevölkerung über die Minengefahr und
Die Mitarbeiter von DEMIRA arbeiteten zusammen mit vielen anderen Freiwilligen aus
den umliegenden Ortschaften Tag und
Nacht, um den Damm und die Ufer der Sava
zu sichern und gegebenenfalls zu reparieren.
Mit Schaufeln befüllten sie Müllsäcke mit
Erde und transportierten diese mit DEMIRAFahrzeugen zum Damm um diesen und die
anderen Uferabschnitte zu befestigen und
weitere Überflutungen zu verhindern. Um
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auch die am schwersten beschädigten
Dammabschnitte zu erreichen, wurde ein Teil
der Sandsäcke von der kosovarischen Armee
mit Hubschraubern direkt in das Einsatzgebiet transportiert.
sen waren, ihre eigenen Vorräte aber aufgrund der herannahenden Wassermassen
zurücklassen mussten.
Anwohner und DEMIRA-Mitarbeiter befüllen Sandsäcke
Technische Expertise
Da DEMIRA im Bereich der Entminung in
Bosnien und Herzegowina seit dem Jahr
2000 aktiv ist, sind unsere Mitarbeiter mit der
dem Terrain in der umgebenden Landschaft
gut vertraut. Dieses Wissen erwies sich für
die Rettungseinsätze internationaler Kräfte
als äußerst wertvoll, insbesondere wenn es
darum ging, Alternativrouten zu finden, nachdem viele Straße und Wege unpassierbar
geworden waren.
Lieferung medizinischer Vorräte an das örtliche Krankenhaus
Mit der Hilfe von Ein Herz für Kinder und
Round Table Deutschland war DEMIRA in
der Lage, einen Van voller medizinischer
Vorräte zum lokalen Krankenhaus in Orašje
zu schicken. Zudem wurden Medikamente
auch zu einem Arzt in Odžak, einer Ortschaft,
die aufgrund des hohen Wasserspiegels
weitgehend abgeschnitten war, geliefert.
Über den Umweg durch Kroatien gelang es
Mitarbeitern von DEMIRA mit einem Fahrzeug, welches auch bei hohem Wasserstand
noch fahren konnte, die Stadt zu erreichen.
Durch die von DEMIRA gesammelten Spenden konnte die grundlegende medizinische
Versorgung der beiden Städte Orašje und
Odžak sichergestellt werden.
Während der Rettungseinsätze arbeitete
DEMIRA eng mit dem Zivilschutz, der bosnischen und der österreichischen Armee, dem
bosnischen Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk zusammen.
Medizinische Unterstützung
Mitglieder der medizinischen Abteilung von
DEMIRA meldeten sich als Freiwillige bei den
Schulen in Orašje. Diese gehörten zu den
wenigen Gebäuden, die nicht von den Überschwemmungen betroffen waren und dienten
als provisorische Notunterkünfte für die Flutopfer. Nachdem schnell klar wurde, dass nur
wenig medizinische Güter vor Ort verfügbar
waren, erbat DEMIRA umgehend die Lieferung von Medikamenten aus Deutschland.
Viele Menschen hatten nur Schürfwunden
oder andere kleinere Verletzungen, aber es
bestand ein dringender Bedarf an Medikamenten, um der Ausbreitung von Krankheiten
aufgrund der Verunreinigung des Wassers
vorzubeugen.
Zusätzlich sammelte das Hauptquartier von
DEMIRA in München Spenden in Deutschland in Form von Decken, Kleidung, Nahrungsmitteln usw. ein. Diese füllten einen
ganzen LKW und wurden in den betroffenen
Ortschaften an die bedürftigsten Menschen
verteilt.
Durchführung einer Aufklärungskampagne über die Gefahren durch Minen
Unmittelbar nach dem Beginn der Überschwemmungen zeichnete sich ab, dass die
Wasserbewegungen und insbesondere die
Erdrutsche die Positionen von Landminen
Zudem wurden weitere Standardmedikamente und Antibiotika für Menschen benötigt, die
auf deren regelmäßige Einnahme angewie-
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verändern könnten. Durch die hohen Pegelstände wurden zudem Warnschilder und
Markierungen beschädigt oder zerstört,
wodurch viele Minenfelder nicht mehr gekennzeichnet waren. Aus diesem Grund führte DEMIRA eine Aufklärungskampagne
durch, um auf die Auswirkungen der Überschwemmungen auf Landminen hinzuwiesen. Diese Kampagne erstreckte sich über
alle Gemeinden des Kantons Posavina und
die umgebenden Dörfer. Zudem wurden Plakate, welche über die Gefahren durch Minen
warnen sollten, an strategisch geeigneten
Stellen, wie zum Beispiel Kirchen, Moscheen,
Krankenhäusern, Schulen und Gemeindezentren ausgehängt.
Minenräumeinsätze
Mitarbeiter von DEMIRA beim Räumen angeschwemmter Panzerabwehrwaffen
Neben der Aufklärungskampagne war die
Wiederherstellung der Markierungen, welche
die Minenfelder kennzeichneten, eine wesentliche Aufgabe für unsere Mitarbeiter vor
Ort. Dies war vor allem deshalb notwendig,
da viele Straßen unter Wasser standen und
die Grenzen zwischen Straßen und Feldern
nicht mehr zu erkennen waren.
Zudem wurde DEMIRA häufig zu Aufklärungseinsätzen in verschiedene Dörfer gerufen und half mit einer schnellen Einsatztruppe, Panzerabwehrwaffen, die durch das
Überlaufen des Flusses Bosna in nahegelegene Häuser geschwemmt wurden, zu entsorgen.
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Humanitäre Minen- und Kampfmittelräumung in
Bosnien und Herzegowina
Minenbedrohung vor Ort
Seit dem Jahr 2000 ist DEMIRA mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes, der Europäischen Union und des International Trust
Fund for Demining and Mine Victims Assistance (ITF) in Bosnien und Herzegowina
im Bereich der Humanitären Minen- und
Kampfmittelräumung aktiv.
Die letzte Evaluation der Minensituation vor
Ort aus dem Jahre 2007 ergab, dass immer
noch 1.631 Gemeinden direkt von Minen und
Blindgängern (UXO) betroffen sind. Die Zahl
der betroffenen Personen wurde mit 921.513
angegeben. Von diesem Personenkreis lebten 154.538 Menschen in Hochrisikogebieten
(high impacted areas), 342.550 in Gebieten
mit mittlerem Risiko (medium impacted
areas) und 424.425 in Gebieten mit geringem
Risiko (low impacted areas).
Die meisten betroffenen Gemeinden liegen
im ländlichen Raum. Landwirtschaftliche
Flächen sind somit am stärksten betroffen. In
zwei Dritteln dieser kontaminierten Gemeinden werden Rückkehrer angesiedelt.
Der aktuelle Jahresbericht 2011 des Bosnia
and Herzegovina Mine Action Centers
(BHMAC) beziffert die Gesamtverdachtsfläche auf 1.340 km² oder 2,6% des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Diese
Gesamtfläche teilt sich auf 1.631 einzelne
Gemeinden auf und entspricht somit 28% der
Gemeinden im Staatsgebiet mit 921.513
betroffenen Personen.
Die Anzahl der noch im Boden verbliebenen
Minen und Blindgänger wird dabei auf etwa
200.000 Stück geschätzt.
Seit 1992 wurden 7.983 Minenunfälle in Bosnien und Herzegowina gemeldet; die Dunkelziffer dürfte aber um einiges höher liegen. Im
Zeitraum zwischen 1996 bis 2011 wurden
1.678 Menschen Opfer von Minen und Blindgängern. Dabei verloren 587 Menschen ihr
Leben.
Räumung von Wirtschafts- und Kulturflächen im Rahmen der Deutschen Humanitären Hilfe
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit von
DEMIRA in Bosnien und Herzegowina liegt
auf der Räumung von Wirtschafts- und Kulturflächen, um diese wieder der zivilen Nutzung zuführen zu können. Des Weiteren sind
wir bestrebt, die Wirtschaft vor Ort zu unterstützen, indem wir lokale Minenräumunternehmen an unseren Projekten beteiligen.
Bereits im Vorjahr war DEMIRA gefördert
vom Auswärtigen Amt beauftragt, Minenräumaktivitäten auf zuvor ausgewählten Flächen an lokale Organisationen auszuschreiben. Die Finanzierung erfolgte dabei im
Rahmen der Deutschen Humanitären Hilfe.
Dieses Projekt wurde im Berichtsjahr 2014
fortgesetzt. Erneut wurde in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Botschaft in Sarajevo
zunächst eine Reihe von Flächen mit entsprechender Räumpriorität ausgewählt. Auf
einem in den lokalen Zeitungen bekanntgegebenen Besichtigungstermin konnten interessierte Minenräumorganisationen aus Bosnien und Herzegowina die einzelnen Flächen
begutachten und Fragen zum Ausschreibungsprozess und zu den Anforderungen
stellen. Diese Besichtigungen wurden durch
unsere lokalen Mitarbeiter begleitet.
Im Anschluss daran waren die einzelnen
Organisationen aufgefordert, ihre Angebote
für die jeweiligen Flächen abzugeben. Diese
Angebote blieben bis zur Vergabekonferenz
verschlossen und mussten in einen technischen und einen finanziellen Teil in jeweils
separaten Umschlägen aufgeteilt sein. Im
Beisein des Deutschen Militärattachés in
Sarajevo und Experten der Bosnischen Entminungsbehörde (Bosnia and Herzegovina
Mine Action Centre, BHMAC) wurden die
Angebote geöffnet und auf ihre technische
Machbarkeit hin überprüft. Nur Angebote,
welche die technischen Kriterien erfüllten
wurden für die Vergabe zugelassen. Anschließend wurden die Räumaufträge an
diejenigen verbleibenden Organisationen
vergeben, die das günstigste Angebot gemacht hatten.
Wie im Vorjahr auch mussten alle beauftragten Organisationen eine Korruptionsklausel in
den Verträgen unterzeichnen, welche diese
auf wesentliche Grundlagen nach gültigem
deutschem Recht festlegte und bei Nichteinhaltung eine Terminierung des Vertrages
ermöglichte. Zusätzlich erfolgte noch die
Einweisung auf die bei DEMIRA gültige
Compliance-Richtlinie und die Auswirkungen
bei deren Nichtbefolgen.
die dazugehörigen Ackerflächen meterhoch
überschwemmt. Nach der Flut mussten diese
Ackerflächen auf mögliche Minen übergeprüft
und die fortgespülten Minenfeldmarkierungen
wieder erneuert werden. Die überprüfte Flä.
che in Kopanice betrug 477.200 m²
Die Gemeinde Prud liegt in einem Dreieck
zwischen der Mündung des Flusses Bosna in
die Sava und der Sava selbst. Der Damm zur
Sava war im Gemeindegebiet Prud an fünf
Stellen gebrochen und hat die dahinter liegenden Äcker überflutet. Die Auenwälder
zwischen Flussufer und Damm sind bekannte
Minenfelder und waren als solche gekennzeichnet. Wie in Kopanice sollten hier die
überfluteten Flächen auf mögliche Minen
überprüft und die fortgespülten Markierungen
erneuert werden. Dabei wurde eine Fläche
von 738.363 m² bearbeitet.
Die Räumarbeiten auf den verschiedenen
Flächen wurden zügig in Angriff genommen.
Wöchentlich wurden seitens der Minenräumorganisationen Zwischenberichte an die verantwortlichen Mitarbeiter bei DEMIRA übermittelt, um die Projektfortschritte zu dokumentieren. Alle Arbeiten mussten jedoch
Mitte Mai unterbrochen werden, da das einsetzende Hochwasser und der damit verbundene Katastrophenzustand eine weitere
Räumung unmöglich machten.
Zudem wurden auf der kroatischen Seite des
Flussufers die Bahnlinie Samac nach
Slavonski Samca überprüft. Hier hatten die
Wassermassen den Bahndamm unterspült,
was zur Sperrung dieser wichtigen Bahnlinie
führte. Auf ausdrücklichen Wunsch des Zivilschutzes der Republik Srpska wurden entlang des Bahndamms 56.120 m² auf Minen
und Kampfmittel überprüft.
Da alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten
zur Bekämpfung der Fluten und ihrer verheerenden Folgen eingesetzt wurden, ruhten die
Arbeiten auf den verschiedenen Flächen bis
zu zwei Monate. Trotz dieser Verzögerungen,
gelang es dennoch, alle Räumaktivitäten bis
zum Ende der Minenräumsaison zu beenden
und etwa 335.000 m² an vermintem Land an
die Bevölkerung zur Nutzung zurückzugeben.
Der vierte Einsatz erfolgte in der Seljuble, die
in einer bergigen Region im Kanton Tuzla
liegt. Durch die heftigen Regenfälle wurden in
diesem Gebiet mehrere Erdrutsche ausgelöst. Bei einem dieser Erdrutsche wurde die
Wasserleitung des Dorfes Seljuble unterbrochen, welche die 196 Haushalte in der Gemeinde mit Brauchwasser versorgt. Da auch
in der Nachbarschaft dieser Gemeinde mehrere Minenfelder überspült wurden, mussten
etwa 30.000 m² im Verlauf der Wasserleitung
zunächst auf mögliche Minen und Kampfmittel überprüft werden.
Räumaktivitäten im Zusammenhang mit
dem Hochwassereinsatz
Durch das Hochwasser im Frühjahr 2014
wurden auch Gebiete überschwemmt, die mit
Minen und Kampfmitteln kontaminiert sind.
Um mögliche Gefahren für die Bevölkerung
in den umgebenden Gemeinden zu beseitigen, war DEMIRA an vier Orten in Bosnien
und Herzegowina im Rahmen der Soforthilfe
im Einsatz.
Die Ortschaft Kopanice liegt direkt hinter dem
Flussdamm zur Sava. Zwischen Fluss und
Damm liegen mehrere zur Gemeinde gehörende Ackerflächen inmitten bekannter und
markierter Minenfelder. Nach den starken
Regenfällen brach der Damm an einer Flussbiegung spülte Erdreich aus den Minenfeldern. Dabei wurden das Gemeindegebiet und
Insgesamt wurden somit im Rahmen der
Soforthilfe ca. 1,3 Millionen Quadratmeter
Land auf mögliche Kontaminationen überprüft und konnten anschließend zur Nutzung
freigegeben werden.
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Teilnahme an der Delgationsreise des AfrikaVereins der deutschen Wirtschaft in den Sudan
enthalt bis zum 28. März, um sicherzustellen,
Gespräche mit allen Relevanten Gruppen
und Organisationen in einem sinnvollen Umfang durchführen zu können.
Die Geschäftsführung von DEMIRA war vom
22. bis 25. März 2014 vom Afrika-Verein der
deutschen Wirtschaft e.V. eingeladen, an
einer Delegationsreise in den Sudan teilzunehmen.
Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft
e.V. unterstützt nicht nur deutsche Wirtschaftsunternehmen bei ihren Geschäften in
Afrika, sondern hält auch intensiven Kontakt
zu Nichtregierungsorganisationen, die sich
dort, vor allem im Rahmen der Entwicklungshilfe, ebenfalls engagieren.
Die umfang- und detailreichen Gespräche
ermöglichten es den Mitarbeitern von DEMIRA, einen besseren Überblick über die aktuelle Minensituation im Sudan zu bekommen.
So sind immer noch 10 der 17 sudanesischen Provinzen potentiell durch Minen und
Kampfmittel kontaminiert. In den meisten
Gebieten wurden bisher keine systematischen Suchen durchgeführt und demnach
gibt es auch nur sehr wenige Markierungen,
die vor den möglichen Gefahren warnen.
Insgesamt besteht im Land ein sehr hohes
Bedürfnis nach Aktivitäten im Bereich der
Humanitären Minenräumung.
Für DEMIRA war diese Einladung eine willkommene Gelegenheit zur Kontaktpflege zu
den wichtigsten politischen Institutionen, wie
dem Ministerium für Gesundheit, dem Außenministerium und dem Ministerium für
Elektrizität und Wasserressourcen und natürlich der deutschen Botschaft vor Ort.
In weiteren Gesprächen lag der Schwerpunkt
unter anderem bei der Klärung von Verfahrensweisen bei der Registrierung einer lokalen Niederlassung von DEMIRA im Sudan,
den möglichen Chancen für alle Beteiligten
bei einem solchen Schritt und auch den möglichen Hindernissen.
Des Weiteren nutzten unsere Mitarbeiter die
Gelegenheit, um in intensiven Austausch mit
der sudanesischen Minenräumbehörde (Mine
Action Center, MAC) zu treten. Auch mit den
nationalen Vertretern der Vereinten Nationen,
insbesondere des United Nations Office for
Programme Services (UNOPS) und des United Nations Mine Action Service (UNMAS)
sowie sudanesischen Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Humanitären Minenund Kampfmittelräumung konnten viele wichtige Themen diskutiert werden. Da die Zeit
für die Delegationsreise nur sehr knapp bemessen war, verlängerte DEMIRA den Auf-
Im Bereich der Unterstützung der Opfer von
Minenunfällen (Mine Victim Assistance, VA)
war es unter anderen Ziel der Reise, mögliche lokale Kooperationspartner zu identifizieren und die entsprechenden Kontakte herzustellen. Dabei kam es zu einer Reihe von
Gesprächen, in deren Folge ein sogenanntes
Memorandum of Understanding mit den sudanesischen Nichtregierungsorganisationen
Friends of Peace & Development (FPDO)
und JASMAR vorbereitet wird.
Für DEMIRA war dies die dritte Reise in den
Sudan. Die erste Reise wurde bereits im Jahr
2007 unternommen, als das Land noch nicht
in einen südlichen und einen nördlichen Teil
aufgespalten war.
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Teilnahme an der 17. Internationalen Konferenz
des UN Mine Action Service in Genf
den umsetzenden Organisationen berücksichtigt werden können.
Auf der ersten internationalen MinenräumKonferenz „International Conference on Mine
Clearance Technology“ vom. 2. bis 4. Juli
1996 in Kopenhagen wurden die Grundlage
für die ersten „Standards for Humanitarian
Mine Clearance Operations“ (heute International Mine Action Standrads, IMAS) gelegt.
Als aktiver Teilnehmer dieser Konferenz
pflegt DEMIRA eine lange Tradition der Kooperation mit den relevanten Unterorganisationen der Vereinten Nationen im Bereich der
Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung und ist auf den nunmehr regelmäßig
stattfindenden Konferenzen zu dem Thema
ein willkommener Gast.
Dazu wurden Ansätze für Verwaltung, Planung und Berichtswesen ebenso erörtert wie
operative Maßnahmen. Dabei war es nicht
die Absicht des Treffens, sich auf weitere
technische Details zu diesen Themen zu
konzentrieren, sondern die praktische Implementierung, die Relevanz von Projektüberwachung und –bewertung, sowie die
Messbarkeit und Realisierungsmöglichkeiten
im täglichen Projektmanagement zu beleuchten.
Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die
in diesem Jahr behandelten Themen bei
entsprechender Implementierung eine neue
Perspektive auf die bekannten Schwerpunkte
der letzten Konferenzen wie Opferhilfe, Datenerfassung, Informationsmanagement und
Übergabe von Projekten in nationale Verantwortungen spielen werden.
Das internationale Treffen der Mine Action
National Programme Directors und UNBeratern ist für die Mitglieder der Minenräumgemeinschaft eine Möglichkeit sich zu
treffen, Erfahrungen auszutauschen und die
Fortschritte und Herausforderungen in der
Branche gemeinsam zu bewerten. Teilnehmer sind vor allem hohe Beamte aus den
nationalen Minenräumprogrammen, Mitarbeiter aus den Dienststellen und Einrichtungen
der vereinten Nationen, Nichtregierungsorganisationen, Experten zu den jeweils behandelten Themen und andere Akteure aus
dem Umfeld der Humanitären Minen- und
Kampfmittelräumung.
Das Treffen diente aber auch als ein FollowUp zum letztjähren Thema „Strategien“, inklusive Erörterungen zur Einführung der Strategie der Vereinten Nationen im Bereich der
Minenräumung für die Jahre 2013 bis 2018.
Obwohl das Treffen mit drei Tagen recht
knapp bemessen war, konnten die anwesenden Mitarbeiter von DEMIRA eine große Anzahl an bilateralen Gesprächen mit Vertretern
aller großen Organisationen in der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung wie zum
Beispiel GICHD, UNMAS und UNOPS. Auch
wurde die Möglichkeit wahrgenommen, sich
mit den Außenministerien verschiedener
Geber- und Empfängerländer aber auch mit
Mitarbeitern anderer Nichtregierungsorganisationen auszutauschen.
Das diesjährige, siebzehnte Treffen vom 31.
März bis 02. April am Geneva International
Centre for Humanitarian Demining (GICHD)
konzentrierte sich primär auf die Themen
„Überwachung, Messbarkeit und Bewertung“
innerhalb von Minen- und Kampfmittelräumprojekten. Im Plenum und während der
Breakout-Sessions wurde diskutiert, wie diese Themen in den nationalen und internationalen Minenräumpolitiken, ebenso wie bei
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Bewerbung für die Durchführung eines EUfinanzierten Minenräumprojekts in Kolumbien
Kolumbien ist durch einen seit Jahrzehnten
anhaltenden innerstaatlichen Konflikt zwischen der Regierung und linksgerichteten
Gruppen gezeichnet. Durch die anhaltenden
Kämpfe sind viele Gebiete des Landes mit
Minen und Blindgängern kontaminiert, deren
Räumung aufgrund des durch die starke
Vegetation geprägten Umfeldes sehr schwierig ist. Jährlich sind in Kolumbien mehr Minenopfer zu beklagen als in Afghanistan und
es wird geschätzt, dass Leib und Leben der
Bevölkerung durch etwa 100.000 Landminen
bedroht wird.
international gültigen Vorschriften vertraut
machen sollten. Ziel des Programmes war
es, die kolumbianische Seite zu befähigen,
alleinverantwortlich Minen- und Kampfmittelräumaktivitäten gemäß internationalen Standards durchführen zu können.
Um alle Punkte der Ausschreibung erfüllen
zu können und das bestmögliche Programm
vorzulegen schloss sich DEMIRA im Vorfeld
mit der GFA Consulting Group zu einem
Konsortium zusammen, um gemeinsam ein
Angebot vorzulegen.
Im Zuge von Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen beginnt nun auch die systematische Suche
nach Minenfeldern, ihre Markierung und anschließende Räumung.
Die Vorstellung des Angebotes erfolgte durch
die DEMIRA Geschäftsführung vom 22. Bis
26. Mai in der kolumbianischen Hauptstadt
Bogota. Nach Abschluss der Evaluationsphase durch den Auftraggeber wurde das
Konsortium zusammen mit einem weiteren
Mitbewerber vorqualifiziert und auf die sogenannte Shortlist gesetzt. Eine endgültige
Entscheidung über den Zuschlag für das
Programm steht noch aus.
Auch die Europäische Union beteiligt sich mit
Geldmitteln an diesen Aktivitäten. So wurde
im Berichtsjahr ein für 24 Monate ausgelegtes Projekt ausgeschrieben, bei dem externe
technische Experten die kolumbianischen
Kräfte unterstützen und vor allem mit den
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Einführung eines integrierten Qualitäts-, Umweltund Arbeitsschutzmanagementsystems
Verantwortung der
Leitung
Ressourcenmanagement
Messung, Analyse,
Verbesserung
Dienstleistungsrealisierung
Kundenzufriedenheit
Kundenanforderungen
Kontinuierliche Verbesserung des Managementsystems
Dienstleistung
Prozessregelkreis in gängigen Managementsystemen
Grundlagen zu Managementsystemen
wir helfen, aber auch andere interessierte
Kreise. In einer erweiterten, explizit in den
Managementsystemen vertretenen Auflassung gilt auch jeder interne Mitarbeiter, der
Leistungen zur Erfüllung seines Auftrages
benötigt, als Kunde.
Ein Managementsystem beschreibt ganz
allgemein den Aufbau einer Organisation mit
Fokus auf den Verbindungen zwischen den
einzelnen Organisationselementen.
Während separate Managementsysteme wie
das Qualitäts- oder auch das Umweltmanagementsystem gezielt zur Beschreibung einzelner Organisationsaspekte dienen, vereinen integrierte Managementsysteme die
einzelnen Teilmanagementsysteme in einen
einzigen Regelkreislauf und integrieren diesen in die Führungsarchitektur einer Organisation.
Prozessorientierung bedeutet, dass sich alle
Abläufe in einer Organisation durch sogenannte Prozesse, also zielgerichtete und
beschreibbare Handlungen mit klaren Voraussetzungen und Zielvorgaben beschreiben lassen. Grundlage ist hierbei häufig der
aus der Managementlehre bekannte PDCAZyklus (Plan-Do-Check-Act). Ebenso stehen
die Verknüpfungen zwischen den einzelnen
Prozessen im Fokus dieses Ansatzes.
Moderne Managementsysteme setzen dabei
auf die zwei wesentlichen Aspekte Kundenund Prozessorientierung.
Zwischen Kunden- und Prozessorientierung
bestehen vielfältige Zusammenhänge und
Synergien, die durch die Konzeption moderner Managementsysteme zum Nutzen der
Organisation voll ausgeschöpft werden sollen.
Kundenorientierung stellt dabei die Abhängigkeit der Organisationen vom Kunden in
den Mittelpunkt der Entscheidungen. Kennzeichnend ist hierbei, dass bei jedem Kernprozess der Organisation stets die Kundenforderungen als Grundlage am Anfang und
der Kundennutzen bzw. die Kundenzufriedenheit als Ziel am Ende des Prozesses
stehen. Dabei gelten alle Anspruchsgruppen
der Organisation als Kunden, also im Fall von
DEMIRA Geldgeber, die Menschen denen
Zu den vielen Vorteilen von Managementsystemen gehört vor allem die Minimierung von
„Reibungsverlusten“ innerhalb einer Organisation durch die systematische Erfassung
und Regelung aller organisationsinternen
Prozesse. Durch die konsequente Definition
der Prozessschnittstellen mit den von außen
15
herangetragenen Kundenforderungen und
dem erwarteten Kundennutzen können sich
Organisationen zudem besser auf wechselnde, teilweise unvorhersehbare Rahmenbedingungen einstellen.
gen, vor allem bei der Arbeit in den Einsatzgebieten.
Alle drei Managementsysteme sollen, zunächst nur gültig für das Projektmanagement
am Standort München, als integriertes Managementsystem eingeführt und anschließend zertifiziert werden. In einem zweiten
Schritt sind dann die Ausweitung des Systems und die Zertifizierung der einzelnen
DEMIRA Standorte in unseren Einsatzländern und deren Arbeit vor Ort vorgesehen.
Auswahl des Managementsystems
Vor allem die Flexibilität bei wechselnden
äußeren Bedingungen macht die Einführung
eines Managementsystems für Organisationen in der Humanitären Hilfe interessant. Aus
diesem Grund wurde bei DEMIRA bereits im
letzten Jahr über einen derartigen Schritt
nachgedacht und mit einer Suche nach geeigneten Systemen begonnen.
Strukturierung der Organisationsprozesse
Die wesentliche Aufgabe bei der Einführung
des integrierten Managementsystems lag in
der Erfassung und Strukturierung aller bei
DEMIRA ablaufenden Prozesse. Dabei wurde zunächst zwischen zwei Prozessarten
unterschieden: den Kernprozesse, also denjenigen, welche explizit die Hauptaufgaben
von DEMIRA beschreiben und eine entsprechende Rückkopplung zu den Kunden haben, und den Unterstützungsprozessen, welche parallel zu den Kernprozessen ablaufen,
diese unterstützen und für den allgemeinen
Betrieb der Organisation notwendig sind.
Als eines der am weitesten entwickelten Managementsysteme, welches sich zudem auf
viele Organisationsformen anwenden lässt,
gilt das Qualitätsmanagementsystem gemäß
der internationalen Norm DIN EN ISO 9001.
In der zum Zeitpunkt der Einführung gültigen
Revision aus dem Jahr 2008 legt diese insbesondere die bereits oben beschriebene
Kunden- und Prozessorientierung für Organisationen sowohl im produzierenden, wie
auch im Dienstleistungsbereich fest. Des
Weiteren fordert sie darüber hinaus eine
Reihe von Prozessen bzw. organisatorischen
Regelungen, die zwingend eingeführt werden
müssen. Mittlerweile liegt mit der Revision
2015 eine aktualisierte Version vor, welche
das Qualitätsmanagement weiterentwickelt.
Als eigentliche Kernprozesse innerhalb des
DEMIRA-Hauptquartiers in München wurden
das Management von Minen- und Kampfmittelräumprojekten auf der einen und das Management von Humanitären Hilfsprojekten
auf der anderen Seite identifiziert. Diese
beiden Kernprozesse werden jedoch von
einer Vielzahl Unterstützungsprozesse flankiert, wie z.B. Beschaffung, Dokumentenmanagement oder IT-Support. Des Weiteren
fallen zusätzliche Prozesse an, die zwar nicht
direkt mit den Kernprozessen in Verbindung
stehen, aber dennoch für den laufenden Betrieb von größter Bedeutung sind, wie zum
Beispiel die Spendenverwaltung oder die
Behandlung gerichtlich zugewiesener Geldauflagen.
Ergänzend zum Qualitätsmanagement hat
sich DEMIRA entschieden, zusätzlich ein
Umweltmanagementsystem gemäß der Norm
DIN EN ISO 14001 und ein Arbeitsschutzmanagementsystem gemäß BS OHSAS
18001 einzuführen. Hintergrund sind zum
einen die nicht unerheblichen Umweltauswirkungen, welche durch unsere Aktivitäten in
der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung aber auch bei medizinischen Einsätzen hervorgerufen werden können und die
zum Wohle aller Beteiligten eines besseren
Managements bedürfen. Zum anderen sind
unsere Einsatzkräfte aufgrund der Natur
unserer Tätigkeiten einem hohen Risiko ausgesetzt. Zwar existieren zahlreiche nationale
und internationale Standards, die auch das
Thema Arbeitsschutz beinhalten, diese sind
jedoch häufig nicht miteinander harmonisiert,
so dass besonders hier die bereits oben beschriebenen „Reibungsverluste“ auftreten
können. Durch ein Arbeitsschutzmanagementsystem erhofft sich DEMIRA eine deutliche Verbesserung der Arbeitsschutzleistun-
Für alle diese Prozesse wurde zunächst ein
allgemein gültiges Dokumentationsformat zur
Beschreibung erstellt, um so eine grundlegende Einheitlichkeit sicherzustellen. Anschließend wurden in Gesprächen mit den
betroffenen Mitarbeitern die Prozessabläufe
basierend auf den jeweiligen In- und Outputs
erarbeitet und niedergeschrieben. Parallel
dazu wurden die Abhängigkeiten zwischen
den einzelnen Prozessen auf einer Prozesslandkarte festgehalten. In einem zweiten
Schritt wurden diese Abhängigkeiten in allen
Prozessbeschreibungen mit eingearbeitet.
16
Dieses bildet das zentrale Dokument innerhalb des Managementsystems und soll internen und externen Kunden einen Überblick
über die organisatorischen Zusammenhänge
und Prozesse, sowie deren Einbettung in das
integrierte Managementsystem vermitteln.
Des Weiteren soll es den Mitarbeitern einen
Anhalt bei der Umsetzung des Qualitäts-,
Umwelt- und Arbeitsschutzmanagements
geben und sie in die Lage versetzen, die
Anforderungen der entsprechenden Normen
auf die eigenen Arbeitsprozesse zu übertragen und zu erfüllen. Dazu beschreibt es den
Anwendungsbereich des integrierten Managementsystems, die Organisationspolitik und
–ziele von DEMIRA, die Aufbau- und Ablauforganisation, sowie die jeweiligen Verantwortlichkeiten.
Ebenso wurden sämtliche bei DEMIRA verwendeten Formulare und Vordrucke vereinheitlicht, versioniert und zentral auf dem für
alle Mitarbeiter zugänglichen Server abgelegt, um sicherzustellen, dass immer nur
aktuelle Dokumente verwendet werden.
Organisationspolitik und -strategie
Ein weiterer wesentlicher Aspekt in jedem
Managementsystem ist das Anstreben einer
kontinuierlichen Verbesserung. Demnach
sollen alle auftretenden Verbesserungspotentiale genutzt werden, um die Leistungen in
der Qualität, dem Umweltschutz etc. zu verbessern.
Dieser Verbesserungsprozess setzt aber
eine konsequente Organisationspolitik und
daraus abgeleitet, Ziele und eine entsprechende Strategie voraus. Während die Normen zum Thema Politik sehr konkrete Forderungen stellen, sind die Organisationen bei
der Wahl ihrer Ziele und der darauf abgestimmten Strategie sehr frei.
Zertifizierung
Die Zertifizierung bildet in der Regel den
Abschluss bei der Einführung eines Managementsystems. Nur durch eine externe,
unabhängige Zertifizierung lässt sich ein
verlässlicher Rückschluss auf den Grad der
Umsetzung der entsprechenden Normenforderungen ableiten.
Dementsprechend wurden bei DEMIRA die
von den drei Managementsystemnormen
geforderten Unternehmenspolitiken für Qualität, Umwelt und Arbeitsschutz ausformuliert
und zusätzlich durch weitere Aspekte, wie
z.B. eine Personalpolitik ergänzt. Zur Bestimmung von Organisationszielen und der
Ableitung von Strategien wurde eine eigene
Balanced Scorecard entwickelt. Darauf aufbauend wurden die Jahresziele und entsprechende Maßnahmen zu deren Erfüllung festgelegt.
Als zertifizierende Organisation wurde seitens DEMIRA die TÜV SÜD Management
Service GmbH ausgewählt. Dabei erwies es
sich jedoch als langwierig, einen geeigneten
Auditor zu finden, der zum einen alle drei
Managementsysteme abdecken konnte und
zum anderen über ein Vorwissen über die bei
DEMIRA zu zertifizierenden Arbeitsbereiche
aufwies. Aus diesem Grund konnte bis zum
Ende des Berichtszeitraumes nur eine Prüfung der Managementsystemdokumentation
seitens des Auditors vollständig ausgeführt
werden. Die abschließenden Audits vor Ort
sind für das erste Quartal 2015 geplant.
Managementhandbuch
In einem letzten Schritt wurden die wichtigsten Aspekte des integrierten Managementsystems bei DEMIRA in einem sogenannten
Managementhandbuch
zusammengefasst.
17
Finanzbericht
DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ist ein
in das Vereinsregister eingetragener Verein
und verfolgt nach Satzung ausschließlich und
unmittelbar gemeinnützige Zwecke gemäß
§§ 51 ff. Abgabenordnung, was vom Finanzamt München anerkannt wurde.
dem mittel- und kurzfristig gebundenen Vermögen zugeordnet.
Zur Darstellung der Kapitalstruktur werden
die Bilanzposten der Passivseite dem Eigenbzw. Fremdkapital zugeordnet, wobei innerhalb des Fremdkapitals eine Zuordnung nach
langfristiger (Fälligkeit größer als fünf Jahre),
mittelfristiger (länger als ein Jahr und bis zu
fünf Jahren) bzw. kurzfristiger (bis zu einem
Jahr) Verfügbarkeit erfolgt.
Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr
vom 1. Januar bis 31. Dezember 2014, bestehend aus Bilanz, Gewinn- & Verlustrechnung sowie Anhang, wurde nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften §§
242 ff. und § 264 HGB sowie den "Grundsätzen für die Erstellung von Jahresabschlüssen" (IDW S 7) aufgestellt.
Für die Investitionen für die Projekte in Libyen und Kroatien gewährte das Auswärtige
Amt einen Zuschuss. Für diesen Investitionszuschuss wurde ab 2012 der Sonderposten
gebildet. Die Auflösung erfolgte in Höhe der
in Anspruch genommenen Abschreibungen.
Zur Darstellung der Vermögensstruktur werden die Bilanzposten der Aktivseite dem
langfristig (Fälligkeit größer als ein Jahr) bzw.
Bilanz DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. zum 31. Dezember 2014
Aktiva
31.12.2014
EUR
A.
I.
Anlagevermögen
Sachanlagen
B.
I.
II.
Umlaufvermögen
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks
Vorjahr
EUR
208.405,00
208.405,00
276.005,10
276.005,10
5.623,00
68.137,31
401.708,73
407.331,73
615.736,73
760.070,82
828.208,13
1.104.213,23
Passiva
31.12.2014
EUR
A.
I.
II.
Eigenkapital
Rücklagen
Ergebnisvortrag
B.
C.
D.
E.
Sonderposten für Investitionszuschuss
Rückstellungen
Verbindlichkeiten
Rechnungsabgrenzungsposten
18
Vorjahr
EUR
36.052,31
16.196,89
52.249,20
36.052,31
337.489,88
373.542,19
138.381,18
9.000,00
101.263,36
314.842,99
615.736,73
178.107,81
16.450,00
191.256,56
344.856,67
1.104.213,23
Gewinn- & Verlustrechnung DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. zum 31. Dezember 2014
1.
2.
3.
4.
Einnahmen aus laufender Tätigkeit
Öffentliche Zuschüsse
Einnahmen Betriebsstätte Bosnien
Spenden Allgemein
Spenden Bosnien
Spenden Myanmar
Spenden Libyen
Einnahmen Betriebsstätte Kroatien
Sonstige Erträge
Auflösung Investitionszuschuss Libyen
Erträge aus Untervermietung
Auflösung Investitionszuschuss Betriebsstätte Bosnien
Auflösung Investitionszuschuss Kroatien
Erträge aus der Auflösung von Rückstellung
Übrige
Projektkosten
Projektkosten Betriebsstätte Bosnien
Projektkosten Bosnien
Projektkosten Kroatien
Projektkosten Libyen
Projektkosten Tschad
Projektkosten Türkei
Projektkosten Kolumbien
Projektkosten Irak
Projektkosten Sudan
Projektkosten Myanmar
Projektkosten Laos
Projektkosten div.
Projektkosten Jemen
Projektkosten Betriebsstätte Kroatien
Verwaltungskosten
Miete
Buchführung
Beratungs- und Abschlusskosten
Bürobedarf
Wartungskosten
Reisekosten
Telefon, Internetkosten, Porto
Beiträge
Kosten des Geldverkehrs
Zeitschriften, Bücher
Sonstige Kosten
19
31.12.2014
EUR
Vorjahr
EUR
855.614,64
579.480,00
92.085,40
65.447,00
15.000,00
0,00
0,00
1.607.627,04
1.218.523,21
735.320,55
4.097,35
53.225,30
0,00
24.980,00
4.296,93
2.040.443,34
27.496,50
0,00
11.572,85
3.734,00
3.564,00
954,25
47.321,65
27.880,17
18.987,92
8.077,27
3.734,00
0,00
0,00
58.679,36
884.421,72
866.308,41
51.868,14
47.410,91
26.770,23
12.840,00
7.504,57
3.264,10
1.629,25
488,75
239,00
151,89
0,00
0,00
1.902.896,97
767.689,79
367.381,84
16.815,55
791.738,85
11.827,85
187,30
2.605,12
0,00
0,00
74,02
7.332,78
0,00
10.109,87
4.296,93
1.980.059,90
31.504,07
6.006,78
5.210,00
5.042,82
4.195,09
1.388,13
1.248,62
925,84
40,71
19,95
9.284,18
64.866,19
15.212,09
4.512,48
5.000,00
395,23
698,45
0,00
984,69
207,50
951,40
119,55
652,61
28.734,00
Einnahmenstruktur
10,73%
Öffentliche Zuschüsse
53,22%
36,05%
Einnahmen aus
Betriebsstätten
Spenden
Kostenaufschlüsselung nach Projekt- und Verwaltungskosten
3,30%
Projektkosten
Verwaltungskosten
96,70%
Kostenaufschlüsselung nach Groß- und Kleinprojekten
151.287,20 €
Sonstige Projekte
1.750.730,13 €
Projektkosten Bosnien
20
Kostenaufschlüsselung der Kleinprojekte
488,75 €
7.504,57 € 1.629,25 €
239,00 € 12.840,00 €
Projektkosten Kroatien
151,89 €
Projektkosten Libyen
3.264,10 €
Projektkosten Tschad
51.868,14 €
26.770,23 €
Projektkosten Irak
Projektkosten Laos
Projektkosten Kolumbien
47.410,91 €
Projektkosten Türkei
Projektkosten Sudan
Projektkosten Myanmar
Projektkosten div.
21
Geldgeber und Partner
action medeor e.V.
Afrika-Verin der deutschen Wirtschaft e.V.
Aigner GmbH
Aktion Deutschland Hilft e.V.
Auswärtiges Amt
BILD hilft e.V. - "Ein Herz für Kinder"
Bosnia and Herzegovina Mine Action Center
CADFEM GmbH
Ebinger Prüf- und Ortungstechnik GmbH
EuropeAid
Geneva International Centre for Humanitarian Demining
Greenpeace Magazin
Institut Dr. Foerster GmbH & Co. KG
22
ITF Enhancing Human Security
MineWolf Systems
Myanmar Chefs Association
Nah- und Mittelost-Verein e.V.
Der Paritätische
Rescue One
RST Radar Systemtechnik GmbH
Round Table Heilbronn
United Nations Development Programme
United Nations Mine Action Service
Vallon GmbH
Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH
WMF - Barmherzigkeit e.V.
23
Humanitarian Mine Clearance
Explosive Ordnance Disposal
Emergency Medical Service
Explosives Detection Dogs
Clear mines and save lives
Tätigkeitsbericht 2014 – Stand April 2015
Herausgeber und Gesamtherstellung:
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Hartmannstraße 8
D-80333 München
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ist selbstverständlich immer miteingeschlossen.
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