Clear mines and save lives
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Clear mines and save lives
DEMIRA DEUTSCHE MINENRÄUMER e.V. | TÄTIGKEITSBERICHT - 2014 Humanitarian Mine Clearance Explosive Ordnance Disposal Emergency Medical Service Explosives Detection Dogs Clear mines and save lives Inhalt Inhalt ................................................................................................................................................... 2 DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ................................................................................................ 3 Hochwassereinsatz in Bosnien und Herzegowina ............................................................................. 5 Humanitäre Minen- und Kampfmittelräumung in Bosnien und Herzegowina .................................. 10 Teilnahme an der Delgationsreise des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft in den Sudan ...... 12 Teilnahme an der 17. Internationalen Konferenz des UN Mine Action Service in Genf .................. 13 Bewerbung für die Durchführung eines EU-finanzierten Minenräumprojekts in Kolumbien ............ 14 Einführung eines integrierten Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzmanagementsystems ........... 15 Finanzbericht .................................................................................................................................... 18 Geldgeber und Partner ..................................................................................................................... 22 2 DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. Unsere Vision ist eine minenfreie Welt. gebieten dieser Welt ein besseres und vor allem sichereres Leben zu bieten: Dieser Vision fühlen wir uns täglich in unserem weltweiten Kampf gegen Landminen verpflichtet. • • • DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ist eine humanitäre, gemeinnützige Nichtregierungsorganisation (NRO), politisch unabhängig und weltanschaulich neutral, die 1996 gegründet wurde, um den Menschen in ehemaligen Kriegsgebieten mit humanitärer Minenräumung, Kampfmittelräumung (engl. Explosive Ordnance Disposal, EOD) sowie medizinischer Notversorgung zu helfen. • • • • • • DEMIRA leistet Unterstützung unabhängig von Rasse, Geschlecht, Religion und politischer Gesinnung. Humanitäre Minenräumung Kampfmittelräumung (EOD) Forschung und Entwicklung von mechanischen Minenräumgeräten Erkundung und Lagebeurteilung Katastrophenhilfe Medizinische Notfallversorgung Ausbildung und Einsatz von Minenund Sprengstoffspürhunden Test und Evaluierung von Entminungsausrüstung und Räumtechnologie Zusammenarbeit mit europäischen und internationalen Organisationen und Regierungen Nähere Informationen über unsere Leistungen und Einsätze finden Sie auch auf unserer Website: www.demira.org. DEMIRA übernimmt die folgenden Aufgaben, um Menschen in den verschiedenen Krisen- Organisatorischer Aufbau von DEMIRA 3 Organigramm von DEMIRA Unsere Einsatzländer seit 1996 4 Hochwassereinsatz in Bosnien und Herzegowina Überflutete Häuserreihen in der Region Posavina schwemmungen zu kämpfen. In einigen Regionen gingen innerhalb von 48 Stunden bis zu 300 mm Regen nieder. Als Folge davon begannen die Pegel der Sava und ihrer Zuflüsse am 15. Mai schnell zu steigen, wodurch das Wasser in die benachbarten Ortschaften gedrückt wurde. Die Einsatzkräfte und zahllose Freiwillige waren Tag und Nacht darum bemüht, die Flüsse durch Sandsackbarrieren am Überlaufen zu hindern. Überschwemmungen in Südost-Europa Im Zeitraum vom 14. und 18. Mai 2014 zog das großflächige Tiefdruckgebiet Tamara sehr langsam über Südost-Europa. In den Ländern des Balkans, insbesondere aber in Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro und Kroatien führten die damit verbundenen schweren Regenfälle zu verheerenden Überschwemmungen, wie sie seit über seit über 120 Jahren nicht mehr aufgetreten sind. Innerhalb von drei Tagen ging die Niederschlagsmenge von drei Monaten nieder. In Serbien und Bosnien und Herzegowina, als den am stärksten betroffenen Ländern, waren mehr als 1,6 Millionen Menschen von den Fluten betroffen. Dabei kamen in Serbien 51 Menschen ums Leben, während in Bosnien und Herzegowina 25 Opfer zu beklagen waren. Durch den ständigen Wasserfluss wurden etwa 3.000 Erdrutsche ausgelöst, die schwere Zerstörungen an Infrastruktur und Wohnhäusern verursachten. Gemäß den offiziellen Zahlen waren etwa 75.000 Häuser von den Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen, etwa 25.000 von ihnen wurden dabei schwer beschädigt oder zerstört. Unzählige Menschen versuchten, sich vor den herannahenden Wassermassen in die oberen Etagen, Balkone oder Dächer ihrer Häuser zu retten und waren dann dort gefangen. Ihre Rettung erwies sich aufgrund der starken Strömungen und Wellenbewegungen, die mehrere Schlauboote zum kentern Lage in Bosnien und Herzegowina Im Norden von Bosnien und Herzegowina stand ein Großteil der Flächen vollständig unter Wasser, jedoch hatten auch andere Landesteile mit teilweise sehr starken Über- 5 brachten, als äußerst schwierig. Zudem scheiterte der Einsatz von Rettungshubschraubern häufig am schlechten Wetter. Einige Mitglieder von Rettungsteams bezeichneten die Einsätze während der Überschwemmungen als die gefährlichsten ihres Lebens. zerstört oder unbrauchbar. Teilweise waren die Strömungen so stark, dass die vollgelaufenen Autos weggeschwemmt wurden. Viele Familien verloren durch die Fluten ihr gesamtes Eigentum. Zudem wurde der angespülte Schlamm schnell zu einem weiteren Problem. Er bedeckte die Straßen, lief in die Geschäfte und Wohnhäuser. Die Einsatzkräfte vor Ort und unzählige Freiwillige benötigten Tage, um diesen mit Hilfe von Schaufeln und mechanischem Räumgerät wieder zu entfernen. Folgen der Überschwemmungen Über eine Million Menschen in Bosnien und Herzegowina waren von den Überschwemmungen betroffen, 90.000 von Ihnen wurden obdachlos. Durch Erdrutsche wurden mehrere Ortschaften von der Außenwelt angeschnitten, nachdem alle Straßen zerstört waren. Von offizieller Stelle wurde verlautbart, dass die Schäden durch die Überschwemmungen sogar diejenigen aus dem Krieg von 19921995 übertreffen könnten. So wurden allein 3500 km Straße zerstört und 30% aller Bahnstrecken durch die Flutfolgen beeinträchtigt. Die Wassermassen führten zu großflächigen Ausfällen der Strom- und Fernwärmeversorgung. Selbst Monate später waren tausende Häuser immer noch ohne funktionierende Heizung. Zudem wurde durch die Verschmutzung der Wasserquellen der Zugang der Bevölkerung zu Trinkwasser massiv eingeschränkt, wodurch sich die Ausbreitungsgefahr von Krankheiten stark erhöhte. Damit sich das Land von dieser Katastrophe wieder erholen kann, werden umfangreiche Investitionen notwendig sein. Schätzungen zufolge betragen die Kosten für den Wiederaufbau etwa 1,3 Milliarden Euro. Diese Summe überschreitet die finanziellen Möglichkeiten Bosniens und Herzegowinas, das sich immer noch von dem verheerenden Krieg in den 90er Jahren erholt, bei weitem. Dazu kommt, dass das Land, im Gegensatz zu Kroatien oder Serbien, keinen Zugriff auf Mittel aus dem Solidaritätsfond der Europäischen Union hat. Durch die Überflutung vieler landwirtschaftlich genutzter Flächen ging ein Großteil der Ernte verloren. Gemäß den Behörden vor Ort wird die ansässige Landwirtschaft mehr als fünf Jahre benötigen, um sich von diesen verheerenden Verlusten zu erholen. Die Fluten der Sava und ihrer Zuflüsse töteten ebenfalls viele Tiere, was die die Rettungsteams vor weitere Schwierigkeiten stellte; da die Körper der toten Tiere als Brutstätten für Keime dienten, mussten diese möglichst schnell entsorgt werden, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Helfer bei der Befestigung der Flussufer mit Sandsäcken Auswirkungen der Überschwemmungen auf verminte Gebiete Die schweren Regenfälle verursachten etwa 3.000 Erdrutsche, die Schlamm und Unrat in die Ortschaften und auf die Straßen spülten. Der Schlamm glitt dabei auch über Landminen, die während des Bosnienkrieges verlegt wurden. Zurzeit befinden sich in Bosnien und Herzegowina noch etwa 120.000 Landminen auf 9.400 markierten Minenfeldern. Schätzungen zufolge waren insgesamt etwa 800 m² verminten Landes von den Überschwem- Freiwillige Helfer bei der Entsorgung eines Schweinekadavers Obwohl viele Familien ihre Habseligkeiten in die oberen Stockwerke ihrer Häuser gebracht hatten, wurde dennoch vieles vollständig 6 mungen betroffen; dabei wurden häufig die Warnschilder, durch welche die Minenfelder markiert waren, von den Wasser- und Schlammmassen weggespült. Der Verlust der Markierungen war vor allem problematisch, weil die vormals sicheren Straßen durch die Überschwemmungen nicht mehr erkennbar und somit vom restlichen Land nicht zu unterscheiden waren. Dadurch wurden die Gefahren für die Bevölkerung und die eingesetzten Rettungsteams nochmals beträchtlich erhöht. halfen beim Einsammeln und Verteilen von Hilfsgütern und Spenden. Evakuierung von Flutopfern Die Mitarbeiter von DEMIRA waren auch an Rettungsoperationen für Menschen, die auf in den oberen Etagen ihrer Häuser, Balkonen oder Dächern gefangen waren, beteiligt. Dabei unterstützten sie die Kräfte des Zivilund Hochwasserschutzes und des bosnischen Roten Kreuzes, insbesondere durch die Gestellung von Fahrzeugen zur Durchquerung überfluteter Gebiete. Durch die Überschwemmungen wurden zudem insgesamt sieben auf Minen zurückzuführende Explosionen ausgelöst, bei denen glücklicherweise niemand verletzt wurde. Viele Mitarbeiter stellten zudem ihre eigenen LKWs, Traktoren, Jeeps oder Vans für den Transport von Sandsäcken, medizinischem Nachschub und anderen grundlegenden Versorgungsgütern zur Verfügung. Speziell ausgerüstete Fahrzeuge kamen beim Transport von Vieh und bei der Auslieferung von Nahrung und Wasser an die Flutopfer in ihren zum Teil überfluteten Häusern zum Einsatz. Einsätze von DEMIRA e.V. während der Überschwemmungen Das Hauptquartier von DEMIRA in Bosnien und Herzegowina befindet sich in Orašje, der Hauptstadt des Kantons Posavina, welche genau im Zentrum der am stärksten von den Wassermassen bedrohten Region liegt. Schon mit dem Beginn der Überschwemmungen war DEMIRA durch die Bereitstellung von Material und Arbeitskräften für verschiedenste Aufgaben aktiv in die Katastrophenhilfe vor Ort involviert. Das Managementteam vor Ort koordinierte dabei die Einsätze in enger Zusammenarbeit mit dem Katastrophenstab des Kantons. Dankesurkunde des Bosnischen Roten Kreuzes Ein DEMIRA-Fahrzeug beim Rettungseinsatz Reparaturarbeiten am Damm der Sava Jeder einzelne DEMIRA-Mitarbeiter vor Ort wurde in die Rettungsarbeiten mit einbezogen. Durch das medizinische Personal wurde eine provisorische ärztliche Betreuung in einer zur Notunterkunft umfunktionierten Schule sichergestellt. Mitarbeiter aus dem Management und den Minenräumteams waren an Rettungseinsätzen, Reparaturarbeiten am Damm und Einsätzen im Zusammenhang mit Minen beteiligt. Zudem unterrichteten sie die Bevölkerung über die Minengefahr und Die Mitarbeiter von DEMIRA arbeiteten zusammen mit vielen anderen Freiwilligen aus den umliegenden Ortschaften Tag und Nacht, um den Damm und die Ufer der Sava zu sichern und gegebenenfalls zu reparieren. Mit Schaufeln befüllten sie Müllsäcke mit Erde und transportierten diese mit DEMIRAFahrzeugen zum Damm um diesen und die anderen Uferabschnitte zu befestigen und weitere Überflutungen zu verhindern. Um 7 auch die am schwersten beschädigten Dammabschnitte zu erreichen, wurde ein Teil der Sandsäcke von der kosovarischen Armee mit Hubschraubern direkt in das Einsatzgebiet transportiert. sen waren, ihre eigenen Vorräte aber aufgrund der herannahenden Wassermassen zurücklassen mussten. Anwohner und DEMIRA-Mitarbeiter befüllen Sandsäcke Technische Expertise Da DEMIRA im Bereich der Entminung in Bosnien und Herzegowina seit dem Jahr 2000 aktiv ist, sind unsere Mitarbeiter mit der dem Terrain in der umgebenden Landschaft gut vertraut. Dieses Wissen erwies sich für die Rettungseinsätze internationaler Kräfte als äußerst wertvoll, insbesondere wenn es darum ging, Alternativrouten zu finden, nachdem viele Straße und Wege unpassierbar geworden waren. Lieferung medizinischer Vorräte an das örtliche Krankenhaus Mit der Hilfe von Ein Herz für Kinder und Round Table Deutschland war DEMIRA in der Lage, einen Van voller medizinischer Vorräte zum lokalen Krankenhaus in Orašje zu schicken. Zudem wurden Medikamente auch zu einem Arzt in Odžak, einer Ortschaft, die aufgrund des hohen Wasserspiegels weitgehend abgeschnitten war, geliefert. Über den Umweg durch Kroatien gelang es Mitarbeitern von DEMIRA mit einem Fahrzeug, welches auch bei hohem Wasserstand noch fahren konnte, die Stadt zu erreichen. Durch die von DEMIRA gesammelten Spenden konnte die grundlegende medizinische Versorgung der beiden Städte Orašje und Odžak sichergestellt werden. Während der Rettungseinsätze arbeitete DEMIRA eng mit dem Zivilschutz, der bosnischen und der österreichischen Armee, dem bosnischen Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk zusammen. Medizinische Unterstützung Mitglieder der medizinischen Abteilung von DEMIRA meldeten sich als Freiwillige bei den Schulen in Orašje. Diese gehörten zu den wenigen Gebäuden, die nicht von den Überschwemmungen betroffen waren und dienten als provisorische Notunterkünfte für die Flutopfer. Nachdem schnell klar wurde, dass nur wenig medizinische Güter vor Ort verfügbar waren, erbat DEMIRA umgehend die Lieferung von Medikamenten aus Deutschland. Viele Menschen hatten nur Schürfwunden oder andere kleinere Verletzungen, aber es bestand ein dringender Bedarf an Medikamenten, um der Ausbreitung von Krankheiten aufgrund der Verunreinigung des Wassers vorzubeugen. Zusätzlich sammelte das Hauptquartier von DEMIRA in München Spenden in Deutschland in Form von Decken, Kleidung, Nahrungsmitteln usw. ein. Diese füllten einen ganzen LKW und wurden in den betroffenen Ortschaften an die bedürftigsten Menschen verteilt. Durchführung einer Aufklärungskampagne über die Gefahren durch Minen Unmittelbar nach dem Beginn der Überschwemmungen zeichnete sich ab, dass die Wasserbewegungen und insbesondere die Erdrutsche die Positionen von Landminen Zudem wurden weitere Standardmedikamente und Antibiotika für Menschen benötigt, die auf deren regelmäßige Einnahme angewie- 8 verändern könnten. Durch die hohen Pegelstände wurden zudem Warnschilder und Markierungen beschädigt oder zerstört, wodurch viele Minenfelder nicht mehr gekennzeichnet waren. Aus diesem Grund führte DEMIRA eine Aufklärungskampagne durch, um auf die Auswirkungen der Überschwemmungen auf Landminen hinzuwiesen. Diese Kampagne erstreckte sich über alle Gemeinden des Kantons Posavina und die umgebenden Dörfer. Zudem wurden Plakate, welche über die Gefahren durch Minen warnen sollten, an strategisch geeigneten Stellen, wie zum Beispiel Kirchen, Moscheen, Krankenhäusern, Schulen und Gemeindezentren ausgehängt. Minenräumeinsätze Mitarbeiter von DEMIRA beim Räumen angeschwemmter Panzerabwehrwaffen Neben der Aufklärungskampagne war die Wiederherstellung der Markierungen, welche die Minenfelder kennzeichneten, eine wesentliche Aufgabe für unsere Mitarbeiter vor Ort. Dies war vor allem deshalb notwendig, da viele Straßen unter Wasser standen und die Grenzen zwischen Straßen und Feldern nicht mehr zu erkennen waren. Zudem wurde DEMIRA häufig zu Aufklärungseinsätzen in verschiedene Dörfer gerufen und half mit einer schnellen Einsatztruppe, Panzerabwehrwaffen, die durch das Überlaufen des Flusses Bosna in nahegelegene Häuser geschwemmt wurden, zu entsorgen. 9 Humanitäre Minen- und Kampfmittelräumung in Bosnien und Herzegowina Minenbedrohung vor Ort Seit dem Jahr 2000 ist DEMIRA mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes, der Europäischen Union und des International Trust Fund for Demining and Mine Victims Assistance (ITF) in Bosnien und Herzegowina im Bereich der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung aktiv. Die letzte Evaluation der Minensituation vor Ort aus dem Jahre 2007 ergab, dass immer noch 1.631 Gemeinden direkt von Minen und Blindgängern (UXO) betroffen sind. Die Zahl der betroffenen Personen wurde mit 921.513 angegeben. Von diesem Personenkreis lebten 154.538 Menschen in Hochrisikogebieten (high impacted areas), 342.550 in Gebieten mit mittlerem Risiko (medium impacted areas) und 424.425 in Gebieten mit geringem Risiko (low impacted areas). Die meisten betroffenen Gemeinden liegen im ländlichen Raum. Landwirtschaftliche Flächen sind somit am stärksten betroffen. In zwei Dritteln dieser kontaminierten Gemeinden werden Rückkehrer angesiedelt. Der aktuelle Jahresbericht 2011 des Bosnia and Herzegovina Mine Action Centers (BHMAC) beziffert die Gesamtverdachtsfläche auf 1.340 km² oder 2,6% des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Diese Gesamtfläche teilt sich auf 1.631 einzelne Gemeinden auf und entspricht somit 28% der Gemeinden im Staatsgebiet mit 921.513 betroffenen Personen. Die Anzahl der noch im Boden verbliebenen Minen und Blindgänger wird dabei auf etwa 200.000 Stück geschätzt. Seit 1992 wurden 7.983 Minenunfälle in Bosnien und Herzegowina gemeldet; die Dunkelziffer dürfte aber um einiges höher liegen. Im Zeitraum zwischen 1996 bis 2011 wurden 1.678 Menschen Opfer von Minen und Blindgängern. Dabei verloren 587 Menschen ihr Leben. Räumung von Wirtschafts- und Kulturflächen im Rahmen der Deutschen Humanitären Hilfe Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit von DEMIRA in Bosnien und Herzegowina liegt auf der Räumung von Wirtschafts- und Kulturflächen, um diese wieder der zivilen Nutzung zuführen zu können. Des Weiteren sind wir bestrebt, die Wirtschaft vor Ort zu unterstützen, indem wir lokale Minenräumunternehmen an unseren Projekten beteiligen. Bereits im Vorjahr war DEMIRA gefördert vom Auswärtigen Amt beauftragt, Minenräumaktivitäten auf zuvor ausgewählten Flächen an lokale Organisationen auszuschreiben. Die Finanzierung erfolgte dabei im Rahmen der Deutschen Humanitären Hilfe. Dieses Projekt wurde im Berichtsjahr 2014 fortgesetzt. Erneut wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Sarajevo zunächst eine Reihe von Flächen mit entsprechender Räumpriorität ausgewählt. Auf einem in den lokalen Zeitungen bekanntgegebenen Besichtigungstermin konnten interessierte Minenräumorganisationen aus Bosnien und Herzegowina die einzelnen Flächen begutachten und Fragen zum Ausschreibungsprozess und zu den Anforderungen stellen. Diese Besichtigungen wurden durch unsere lokalen Mitarbeiter begleitet. Im Anschluss daran waren die einzelnen Organisationen aufgefordert, ihre Angebote für die jeweiligen Flächen abzugeben. Diese Angebote blieben bis zur Vergabekonferenz verschlossen und mussten in einen technischen und einen finanziellen Teil in jeweils separaten Umschlägen aufgeteilt sein. Im Beisein des Deutschen Militärattachés in Sarajevo und Experten der Bosnischen Entminungsbehörde (Bosnia and Herzegovina Mine Action Centre, BHMAC) wurden die Angebote geöffnet und auf ihre technische Machbarkeit hin überprüft. Nur Angebote, welche die technischen Kriterien erfüllten wurden für die Vergabe zugelassen. Anschließend wurden die Räumaufträge an diejenigen verbleibenden Organisationen vergeben, die das günstigste Angebot gemacht hatten. Wie im Vorjahr auch mussten alle beauftragten Organisationen eine Korruptionsklausel in den Verträgen unterzeichnen, welche diese auf wesentliche Grundlagen nach gültigem deutschem Recht festlegte und bei Nichteinhaltung eine Terminierung des Vertrages ermöglichte. Zusätzlich erfolgte noch die Einweisung auf die bei DEMIRA gültige Compliance-Richtlinie und die Auswirkungen bei deren Nichtbefolgen. die dazugehörigen Ackerflächen meterhoch überschwemmt. Nach der Flut mussten diese Ackerflächen auf mögliche Minen übergeprüft und die fortgespülten Minenfeldmarkierungen wieder erneuert werden. Die überprüfte Flä. che in Kopanice betrug 477.200 m² Die Gemeinde Prud liegt in einem Dreieck zwischen der Mündung des Flusses Bosna in die Sava und der Sava selbst. Der Damm zur Sava war im Gemeindegebiet Prud an fünf Stellen gebrochen und hat die dahinter liegenden Äcker überflutet. Die Auenwälder zwischen Flussufer und Damm sind bekannte Minenfelder und waren als solche gekennzeichnet. Wie in Kopanice sollten hier die überfluteten Flächen auf mögliche Minen überprüft und die fortgespülten Markierungen erneuert werden. Dabei wurde eine Fläche von 738.363 m² bearbeitet. Die Räumarbeiten auf den verschiedenen Flächen wurden zügig in Angriff genommen. Wöchentlich wurden seitens der Minenräumorganisationen Zwischenberichte an die verantwortlichen Mitarbeiter bei DEMIRA übermittelt, um die Projektfortschritte zu dokumentieren. Alle Arbeiten mussten jedoch Mitte Mai unterbrochen werden, da das einsetzende Hochwasser und der damit verbundene Katastrophenzustand eine weitere Räumung unmöglich machten. Zudem wurden auf der kroatischen Seite des Flussufers die Bahnlinie Samac nach Slavonski Samca überprüft. Hier hatten die Wassermassen den Bahndamm unterspült, was zur Sperrung dieser wichtigen Bahnlinie führte. Auf ausdrücklichen Wunsch des Zivilschutzes der Republik Srpska wurden entlang des Bahndamms 56.120 m² auf Minen und Kampfmittel überprüft. Da alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten zur Bekämpfung der Fluten und ihrer verheerenden Folgen eingesetzt wurden, ruhten die Arbeiten auf den verschiedenen Flächen bis zu zwei Monate. Trotz dieser Verzögerungen, gelang es dennoch, alle Räumaktivitäten bis zum Ende der Minenräumsaison zu beenden und etwa 335.000 m² an vermintem Land an die Bevölkerung zur Nutzung zurückzugeben. Der vierte Einsatz erfolgte in der Seljuble, die in einer bergigen Region im Kanton Tuzla liegt. Durch die heftigen Regenfälle wurden in diesem Gebiet mehrere Erdrutsche ausgelöst. Bei einem dieser Erdrutsche wurde die Wasserleitung des Dorfes Seljuble unterbrochen, welche die 196 Haushalte in der Gemeinde mit Brauchwasser versorgt. Da auch in der Nachbarschaft dieser Gemeinde mehrere Minenfelder überspült wurden, mussten etwa 30.000 m² im Verlauf der Wasserleitung zunächst auf mögliche Minen und Kampfmittel überprüft werden. Räumaktivitäten im Zusammenhang mit dem Hochwassereinsatz Durch das Hochwasser im Frühjahr 2014 wurden auch Gebiete überschwemmt, die mit Minen und Kampfmitteln kontaminiert sind. Um mögliche Gefahren für die Bevölkerung in den umgebenden Gemeinden zu beseitigen, war DEMIRA an vier Orten in Bosnien und Herzegowina im Rahmen der Soforthilfe im Einsatz. Die Ortschaft Kopanice liegt direkt hinter dem Flussdamm zur Sava. Zwischen Fluss und Damm liegen mehrere zur Gemeinde gehörende Ackerflächen inmitten bekannter und markierter Minenfelder. Nach den starken Regenfällen brach der Damm an einer Flussbiegung spülte Erdreich aus den Minenfeldern. Dabei wurden das Gemeindegebiet und Insgesamt wurden somit im Rahmen der Soforthilfe ca. 1,3 Millionen Quadratmeter Land auf mögliche Kontaminationen überprüft und konnten anschließend zur Nutzung freigegeben werden. 11 Teilnahme an der Delgationsreise des AfrikaVereins der deutschen Wirtschaft in den Sudan enthalt bis zum 28. März, um sicherzustellen, Gespräche mit allen Relevanten Gruppen und Organisationen in einem sinnvollen Umfang durchführen zu können. Die Geschäftsführung von DEMIRA war vom 22. bis 25. März 2014 vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. eingeladen, an einer Delegationsreise in den Sudan teilzunehmen. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. unterstützt nicht nur deutsche Wirtschaftsunternehmen bei ihren Geschäften in Afrika, sondern hält auch intensiven Kontakt zu Nichtregierungsorganisationen, die sich dort, vor allem im Rahmen der Entwicklungshilfe, ebenfalls engagieren. Die umfang- und detailreichen Gespräche ermöglichten es den Mitarbeitern von DEMIRA, einen besseren Überblick über die aktuelle Minensituation im Sudan zu bekommen. So sind immer noch 10 der 17 sudanesischen Provinzen potentiell durch Minen und Kampfmittel kontaminiert. In den meisten Gebieten wurden bisher keine systematischen Suchen durchgeführt und demnach gibt es auch nur sehr wenige Markierungen, die vor den möglichen Gefahren warnen. Insgesamt besteht im Land ein sehr hohes Bedürfnis nach Aktivitäten im Bereich der Humanitären Minenräumung. Für DEMIRA war diese Einladung eine willkommene Gelegenheit zur Kontaktpflege zu den wichtigsten politischen Institutionen, wie dem Ministerium für Gesundheit, dem Außenministerium und dem Ministerium für Elektrizität und Wasserressourcen und natürlich der deutschen Botschaft vor Ort. In weiteren Gesprächen lag der Schwerpunkt unter anderem bei der Klärung von Verfahrensweisen bei der Registrierung einer lokalen Niederlassung von DEMIRA im Sudan, den möglichen Chancen für alle Beteiligten bei einem solchen Schritt und auch den möglichen Hindernissen. Des Weiteren nutzten unsere Mitarbeiter die Gelegenheit, um in intensiven Austausch mit der sudanesischen Minenräumbehörde (Mine Action Center, MAC) zu treten. Auch mit den nationalen Vertretern der Vereinten Nationen, insbesondere des United Nations Office for Programme Services (UNOPS) und des United Nations Mine Action Service (UNMAS) sowie sudanesischen Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Humanitären Minenund Kampfmittelräumung konnten viele wichtige Themen diskutiert werden. Da die Zeit für die Delegationsreise nur sehr knapp bemessen war, verlängerte DEMIRA den Auf- Im Bereich der Unterstützung der Opfer von Minenunfällen (Mine Victim Assistance, VA) war es unter anderen Ziel der Reise, mögliche lokale Kooperationspartner zu identifizieren und die entsprechenden Kontakte herzustellen. Dabei kam es zu einer Reihe von Gesprächen, in deren Folge ein sogenanntes Memorandum of Understanding mit den sudanesischen Nichtregierungsorganisationen Friends of Peace & Development (FPDO) und JASMAR vorbereitet wird. Für DEMIRA war dies die dritte Reise in den Sudan. Die erste Reise wurde bereits im Jahr 2007 unternommen, als das Land noch nicht in einen südlichen und einen nördlichen Teil aufgespalten war. 12 Teilnahme an der 17. Internationalen Konferenz des UN Mine Action Service in Genf den umsetzenden Organisationen berücksichtigt werden können. Auf der ersten internationalen MinenräumKonferenz „International Conference on Mine Clearance Technology“ vom. 2. bis 4. Juli 1996 in Kopenhagen wurden die Grundlage für die ersten „Standards for Humanitarian Mine Clearance Operations“ (heute International Mine Action Standrads, IMAS) gelegt. Als aktiver Teilnehmer dieser Konferenz pflegt DEMIRA eine lange Tradition der Kooperation mit den relevanten Unterorganisationen der Vereinten Nationen im Bereich der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung und ist auf den nunmehr regelmäßig stattfindenden Konferenzen zu dem Thema ein willkommener Gast. Dazu wurden Ansätze für Verwaltung, Planung und Berichtswesen ebenso erörtert wie operative Maßnahmen. Dabei war es nicht die Absicht des Treffens, sich auf weitere technische Details zu diesen Themen zu konzentrieren, sondern die praktische Implementierung, die Relevanz von Projektüberwachung und –bewertung, sowie die Messbarkeit und Realisierungsmöglichkeiten im täglichen Projektmanagement zu beleuchten. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die in diesem Jahr behandelten Themen bei entsprechender Implementierung eine neue Perspektive auf die bekannten Schwerpunkte der letzten Konferenzen wie Opferhilfe, Datenerfassung, Informationsmanagement und Übergabe von Projekten in nationale Verantwortungen spielen werden. Das internationale Treffen der Mine Action National Programme Directors und UNBeratern ist für die Mitglieder der Minenräumgemeinschaft eine Möglichkeit sich zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und die Fortschritte und Herausforderungen in der Branche gemeinsam zu bewerten. Teilnehmer sind vor allem hohe Beamte aus den nationalen Minenräumprogrammen, Mitarbeiter aus den Dienststellen und Einrichtungen der vereinten Nationen, Nichtregierungsorganisationen, Experten zu den jeweils behandelten Themen und andere Akteure aus dem Umfeld der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung. Das Treffen diente aber auch als ein FollowUp zum letztjähren Thema „Strategien“, inklusive Erörterungen zur Einführung der Strategie der Vereinten Nationen im Bereich der Minenräumung für die Jahre 2013 bis 2018. Obwohl das Treffen mit drei Tagen recht knapp bemessen war, konnten die anwesenden Mitarbeiter von DEMIRA eine große Anzahl an bilateralen Gesprächen mit Vertretern aller großen Organisationen in der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung wie zum Beispiel GICHD, UNMAS und UNOPS. Auch wurde die Möglichkeit wahrgenommen, sich mit den Außenministerien verschiedener Geber- und Empfängerländer aber auch mit Mitarbeitern anderer Nichtregierungsorganisationen auszutauschen. Das diesjährige, siebzehnte Treffen vom 31. März bis 02. April am Geneva International Centre for Humanitarian Demining (GICHD) konzentrierte sich primär auf die Themen „Überwachung, Messbarkeit und Bewertung“ innerhalb von Minen- und Kampfmittelräumprojekten. Im Plenum und während der Breakout-Sessions wurde diskutiert, wie diese Themen in den nationalen und internationalen Minenräumpolitiken, ebenso wie bei 13 Bewerbung für die Durchführung eines EUfinanzierten Minenräumprojekts in Kolumbien Kolumbien ist durch einen seit Jahrzehnten anhaltenden innerstaatlichen Konflikt zwischen der Regierung und linksgerichteten Gruppen gezeichnet. Durch die anhaltenden Kämpfe sind viele Gebiete des Landes mit Minen und Blindgängern kontaminiert, deren Räumung aufgrund des durch die starke Vegetation geprägten Umfeldes sehr schwierig ist. Jährlich sind in Kolumbien mehr Minenopfer zu beklagen als in Afghanistan und es wird geschätzt, dass Leib und Leben der Bevölkerung durch etwa 100.000 Landminen bedroht wird. international gültigen Vorschriften vertraut machen sollten. Ziel des Programmes war es, die kolumbianische Seite zu befähigen, alleinverantwortlich Minen- und Kampfmittelräumaktivitäten gemäß internationalen Standards durchführen zu können. Um alle Punkte der Ausschreibung erfüllen zu können und das bestmögliche Programm vorzulegen schloss sich DEMIRA im Vorfeld mit der GFA Consulting Group zu einem Konsortium zusammen, um gemeinsam ein Angebot vorzulegen. Im Zuge von Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen beginnt nun auch die systematische Suche nach Minenfeldern, ihre Markierung und anschließende Räumung. Die Vorstellung des Angebotes erfolgte durch die DEMIRA Geschäftsführung vom 22. Bis 26. Mai in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Nach Abschluss der Evaluationsphase durch den Auftraggeber wurde das Konsortium zusammen mit einem weiteren Mitbewerber vorqualifiziert und auf die sogenannte Shortlist gesetzt. Eine endgültige Entscheidung über den Zuschlag für das Programm steht noch aus. Auch die Europäische Union beteiligt sich mit Geldmitteln an diesen Aktivitäten. So wurde im Berichtsjahr ein für 24 Monate ausgelegtes Projekt ausgeschrieben, bei dem externe technische Experten die kolumbianischen Kräfte unterstützen und vor allem mit den 14 Einführung eines integrierten Qualitäts-, Umweltund Arbeitsschutzmanagementsystems Verantwortung der Leitung Ressourcenmanagement Messung, Analyse, Verbesserung Dienstleistungsrealisierung Kundenzufriedenheit Kundenanforderungen Kontinuierliche Verbesserung des Managementsystems Dienstleistung Prozessregelkreis in gängigen Managementsystemen Grundlagen zu Managementsystemen wir helfen, aber auch andere interessierte Kreise. In einer erweiterten, explizit in den Managementsystemen vertretenen Auflassung gilt auch jeder interne Mitarbeiter, der Leistungen zur Erfüllung seines Auftrages benötigt, als Kunde. Ein Managementsystem beschreibt ganz allgemein den Aufbau einer Organisation mit Fokus auf den Verbindungen zwischen den einzelnen Organisationselementen. Während separate Managementsysteme wie das Qualitäts- oder auch das Umweltmanagementsystem gezielt zur Beschreibung einzelner Organisationsaspekte dienen, vereinen integrierte Managementsysteme die einzelnen Teilmanagementsysteme in einen einzigen Regelkreislauf und integrieren diesen in die Führungsarchitektur einer Organisation. Prozessorientierung bedeutet, dass sich alle Abläufe in einer Organisation durch sogenannte Prozesse, also zielgerichtete und beschreibbare Handlungen mit klaren Voraussetzungen und Zielvorgaben beschreiben lassen. Grundlage ist hierbei häufig der aus der Managementlehre bekannte PDCAZyklus (Plan-Do-Check-Act). Ebenso stehen die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Prozessen im Fokus dieses Ansatzes. Moderne Managementsysteme setzen dabei auf die zwei wesentlichen Aspekte Kundenund Prozessorientierung. Zwischen Kunden- und Prozessorientierung bestehen vielfältige Zusammenhänge und Synergien, die durch die Konzeption moderner Managementsysteme zum Nutzen der Organisation voll ausgeschöpft werden sollen. Kundenorientierung stellt dabei die Abhängigkeit der Organisationen vom Kunden in den Mittelpunkt der Entscheidungen. Kennzeichnend ist hierbei, dass bei jedem Kernprozess der Organisation stets die Kundenforderungen als Grundlage am Anfang und der Kundennutzen bzw. die Kundenzufriedenheit als Ziel am Ende des Prozesses stehen. Dabei gelten alle Anspruchsgruppen der Organisation als Kunden, also im Fall von DEMIRA Geldgeber, die Menschen denen Zu den vielen Vorteilen von Managementsystemen gehört vor allem die Minimierung von „Reibungsverlusten“ innerhalb einer Organisation durch die systematische Erfassung und Regelung aller organisationsinternen Prozesse. Durch die konsequente Definition der Prozessschnittstellen mit den von außen 15 herangetragenen Kundenforderungen und dem erwarteten Kundennutzen können sich Organisationen zudem besser auf wechselnde, teilweise unvorhersehbare Rahmenbedingungen einstellen. gen, vor allem bei der Arbeit in den Einsatzgebieten. Alle drei Managementsysteme sollen, zunächst nur gültig für das Projektmanagement am Standort München, als integriertes Managementsystem eingeführt und anschließend zertifiziert werden. In einem zweiten Schritt sind dann die Ausweitung des Systems und die Zertifizierung der einzelnen DEMIRA Standorte in unseren Einsatzländern und deren Arbeit vor Ort vorgesehen. Auswahl des Managementsystems Vor allem die Flexibilität bei wechselnden äußeren Bedingungen macht die Einführung eines Managementsystems für Organisationen in der Humanitären Hilfe interessant. Aus diesem Grund wurde bei DEMIRA bereits im letzten Jahr über einen derartigen Schritt nachgedacht und mit einer Suche nach geeigneten Systemen begonnen. Strukturierung der Organisationsprozesse Die wesentliche Aufgabe bei der Einführung des integrierten Managementsystems lag in der Erfassung und Strukturierung aller bei DEMIRA ablaufenden Prozesse. Dabei wurde zunächst zwischen zwei Prozessarten unterschieden: den Kernprozesse, also denjenigen, welche explizit die Hauptaufgaben von DEMIRA beschreiben und eine entsprechende Rückkopplung zu den Kunden haben, und den Unterstützungsprozessen, welche parallel zu den Kernprozessen ablaufen, diese unterstützen und für den allgemeinen Betrieb der Organisation notwendig sind. Als eines der am weitesten entwickelten Managementsysteme, welches sich zudem auf viele Organisationsformen anwenden lässt, gilt das Qualitätsmanagementsystem gemäß der internationalen Norm DIN EN ISO 9001. In der zum Zeitpunkt der Einführung gültigen Revision aus dem Jahr 2008 legt diese insbesondere die bereits oben beschriebene Kunden- und Prozessorientierung für Organisationen sowohl im produzierenden, wie auch im Dienstleistungsbereich fest. Des Weiteren fordert sie darüber hinaus eine Reihe von Prozessen bzw. organisatorischen Regelungen, die zwingend eingeführt werden müssen. Mittlerweile liegt mit der Revision 2015 eine aktualisierte Version vor, welche das Qualitätsmanagement weiterentwickelt. Als eigentliche Kernprozesse innerhalb des DEMIRA-Hauptquartiers in München wurden das Management von Minen- und Kampfmittelräumprojekten auf der einen und das Management von Humanitären Hilfsprojekten auf der anderen Seite identifiziert. Diese beiden Kernprozesse werden jedoch von einer Vielzahl Unterstützungsprozesse flankiert, wie z.B. Beschaffung, Dokumentenmanagement oder IT-Support. Des Weiteren fallen zusätzliche Prozesse an, die zwar nicht direkt mit den Kernprozessen in Verbindung stehen, aber dennoch für den laufenden Betrieb von größter Bedeutung sind, wie zum Beispiel die Spendenverwaltung oder die Behandlung gerichtlich zugewiesener Geldauflagen. Ergänzend zum Qualitätsmanagement hat sich DEMIRA entschieden, zusätzlich ein Umweltmanagementsystem gemäß der Norm DIN EN ISO 14001 und ein Arbeitsschutzmanagementsystem gemäß BS OHSAS 18001 einzuführen. Hintergrund sind zum einen die nicht unerheblichen Umweltauswirkungen, welche durch unsere Aktivitäten in der Humanitären Minen- und Kampfmittelräumung aber auch bei medizinischen Einsätzen hervorgerufen werden können und die zum Wohle aller Beteiligten eines besseren Managements bedürfen. Zum anderen sind unsere Einsatzkräfte aufgrund der Natur unserer Tätigkeiten einem hohen Risiko ausgesetzt. Zwar existieren zahlreiche nationale und internationale Standards, die auch das Thema Arbeitsschutz beinhalten, diese sind jedoch häufig nicht miteinander harmonisiert, so dass besonders hier die bereits oben beschriebenen „Reibungsverluste“ auftreten können. Durch ein Arbeitsschutzmanagementsystem erhofft sich DEMIRA eine deutliche Verbesserung der Arbeitsschutzleistun- Für alle diese Prozesse wurde zunächst ein allgemein gültiges Dokumentationsformat zur Beschreibung erstellt, um so eine grundlegende Einheitlichkeit sicherzustellen. Anschließend wurden in Gesprächen mit den betroffenen Mitarbeitern die Prozessabläufe basierend auf den jeweiligen In- und Outputs erarbeitet und niedergeschrieben. Parallel dazu wurden die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Prozessen auf einer Prozesslandkarte festgehalten. In einem zweiten Schritt wurden diese Abhängigkeiten in allen Prozessbeschreibungen mit eingearbeitet. 16 Dieses bildet das zentrale Dokument innerhalb des Managementsystems und soll internen und externen Kunden einen Überblick über die organisatorischen Zusammenhänge und Prozesse, sowie deren Einbettung in das integrierte Managementsystem vermitteln. Des Weiteren soll es den Mitarbeitern einen Anhalt bei der Umsetzung des Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzmanagements geben und sie in die Lage versetzen, die Anforderungen der entsprechenden Normen auf die eigenen Arbeitsprozesse zu übertragen und zu erfüllen. Dazu beschreibt es den Anwendungsbereich des integrierten Managementsystems, die Organisationspolitik und –ziele von DEMIRA, die Aufbau- und Ablauforganisation, sowie die jeweiligen Verantwortlichkeiten. Ebenso wurden sämtliche bei DEMIRA verwendeten Formulare und Vordrucke vereinheitlicht, versioniert und zentral auf dem für alle Mitarbeiter zugänglichen Server abgelegt, um sicherzustellen, dass immer nur aktuelle Dokumente verwendet werden. Organisationspolitik und -strategie Ein weiterer wesentlicher Aspekt in jedem Managementsystem ist das Anstreben einer kontinuierlichen Verbesserung. Demnach sollen alle auftretenden Verbesserungspotentiale genutzt werden, um die Leistungen in der Qualität, dem Umweltschutz etc. zu verbessern. Dieser Verbesserungsprozess setzt aber eine konsequente Organisationspolitik und daraus abgeleitet, Ziele und eine entsprechende Strategie voraus. Während die Normen zum Thema Politik sehr konkrete Forderungen stellen, sind die Organisationen bei der Wahl ihrer Ziele und der darauf abgestimmten Strategie sehr frei. Zertifizierung Die Zertifizierung bildet in der Regel den Abschluss bei der Einführung eines Managementsystems. Nur durch eine externe, unabhängige Zertifizierung lässt sich ein verlässlicher Rückschluss auf den Grad der Umsetzung der entsprechenden Normenforderungen ableiten. Dementsprechend wurden bei DEMIRA die von den drei Managementsystemnormen geforderten Unternehmenspolitiken für Qualität, Umwelt und Arbeitsschutz ausformuliert und zusätzlich durch weitere Aspekte, wie z.B. eine Personalpolitik ergänzt. Zur Bestimmung von Organisationszielen und der Ableitung von Strategien wurde eine eigene Balanced Scorecard entwickelt. Darauf aufbauend wurden die Jahresziele und entsprechende Maßnahmen zu deren Erfüllung festgelegt. Als zertifizierende Organisation wurde seitens DEMIRA die TÜV SÜD Management Service GmbH ausgewählt. Dabei erwies es sich jedoch als langwierig, einen geeigneten Auditor zu finden, der zum einen alle drei Managementsysteme abdecken konnte und zum anderen über ein Vorwissen über die bei DEMIRA zu zertifizierenden Arbeitsbereiche aufwies. Aus diesem Grund konnte bis zum Ende des Berichtszeitraumes nur eine Prüfung der Managementsystemdokumentation seitens des Auditors vollständig ausgeführt werden. Die abschließenden Audits vor Ort sind für das erste Quartal 2015 geplant. Managementhandbuch In einem letzten Schritt wurden die wichtigsten Aspekte des integrierten Managementsystems bei DEMIRA in einem sogenannten Managementhandbuch zusammengefasst. 17 Finanzbericht DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. ist ein in das Vereinsregister eingetragener Verein und verfolgt nach Satzung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke gemäß §§ 51 ff. Abgabenordnung, was vom Finanzamt München anerkannt wurde. dem mittel- und kurzfristig gebundenen Vermögen zugeordnet. Zur Darstellung der Kapitalstruktur werden die Bilanzposten der Passivseite dem Eigenbzw. Fremdkapital zugeordnet, wobei innerhalb des Fremdkapitals eine Zuordnung nach langfristiger (Fälligkeit größer als fünf Jahre), mittelfristiger (länger als ein Jahr und bis zu fünf Jahren) bzw. kurzfristiger (bis zu einem Jahr) Verfügbarkeit erfolgt. Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2014, bestehend aus Bilanz, Gewinn- & Verlustrechnung sowie Anhang, wurde nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften §§ 242 ff. und § 264 HGB sowie den "Grundsätzen für die Erstellung von Jahresabschlüssen" (IDW S 7) aufgestellt. Für die Investitionen für die Projekte in Libyen und Kroatien gewährte das Auswärtige Amt einen Zuschuss. Für diesen Investitionszuschuss wurde ab 2012 der Sonderposten gebildet. Die Auflösung erfolgte in Höhe der in Anspruch genommenen Abschreibungen. Zur Darstellung der Vermögensstruktur werden die Bilanzposten der Aktivseite dem langfristig (Fälligkeit größer als ein Jahr) bzw. Bilanz DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. zum 31. Dezember 2014 Aktiva 31.12.2014 EUR A. I. Anlagevermögen Sachanlagen B. I. II. Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks Vorjahr EUR 208.405,00 208.405,00 276.005,10 276.005,10 5.623,00 68.137,31 401.708,73 407.331,73 615.736,73 760.070,82 828.208,13 1.104.213,23 Passiva 31.12.2014 EUR A. I. II. Eigenkapital Rücklagen Ergebnisvortrag B. C. D. E. Sonderposten für Investitionszuschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 18 Vorjahr EUR 36.052,31 16.196,89 52.249,20 36.052,31 337.489,88 373.542,19 138.381,18 9.000,00 101.263,36 314.842,99 615.736,73 178.107,81 16.450,00 191.256,56 344.856,67 1.104.213,23 Gewinn- & Verlustrechnung DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. zum 31. Dezember 2014 1. 2. 3. 4. Einnahmen aus laufender Tätigkeit Öffentliche Zuschüsse Einnahmen Betriebsstätte Bosnien Spenden Allgemein Spenden Bosnien Spenden Myanmar Spenden Libyen Einnahmen Betriebsstätte Kroatien Sonstige Erträge Auflösung Investitionszuschuss Libyen Erträge aus Untervermietung Auflösung Investitionszuschuss Betriebsstätte Bosnien Auflösung Investitionszuschuss Kroatien Erträge aus der Auflösung von Rückstellung Übrige Projektkosten Projektkosten Betriebsstätte Bosnien Projektkosten Bosnien Projektkosten Kroatien Projektkosten Libyen Projektkosten Tschad Projektkosten Türkei Projektkosten Kolumbien Projektkosten Irak Projektkosten Sudan Projektkosten Myanmar Projektkosten Laos Projektkosten div. Projektkosten Jemen Projektkosten Betriebsstätte Kroatien Verwaltungskosten Miete Buchführung Beratungs- und Abschlusskosten Bürobedarf Wartungskosten Reisekosten Telefon, Internetkosten, Porto Beiträge Kosten des Geldverkehrs Zeitschriften, Bücher Sonstige Kosten 19 31.12.2014 EUR Vorjahr EUR 855.614,64 579.480,00 92.085,40 65.447,00 15.000,00 0,00 0,00 1.607.627,04 1.218.523,21 735.320,55 4.097,35 53.225,30 0,00 24.980,00 4.296,93 2.040.443,34 27.496,50 0,00 11.572,85 3.734,00 3.564,00 954,25 47.321,65 27.880,17 18.987,92 8.077,27 3.734,00 0,00 0,00 58.679,36 884.421,72 866.308,41 51.868,14 47.410,91 26.770,23 12.840,00 7.504,57 3.264,10 1.629,25 488,75 239,00 151,89 0,00 0,00 1.902.896,97 767.689,79 367.381,84 16.815,55 791.738,85 11.827,85 187,30 2.605,12 0,00 0,00 74,02 7.332,78 0,00 10.109,87 4.296,93 1.980.059,90 31.504,07 6.006,78 5.210,00 5.042,82 4.195,09 1.388,13 1.248,62 925,84 40,71 19,95 9.284,18 64.866,19 15.212,09 4.512,48 5.000,00 395,23 698,45 0,00 984,69 207,50 951,40 119,55 652,61 28.734,00 Einnahmenstruktur 10,73% Öffentliche Zuschüsse 53,22% 36,05% Einnahmen aus Betriebsstätten Spenden Kostenaufschlüsselung nach Projekt- und Verwaltungskosten 3,30% Projektkosten Verwaltungskosten 96,70% Kostenaufschlüsselung nach Groß- und Kleinprojekten 151.287,20 € Sonstige Projekte 1.750.730,13 € Projektkosten Bosnien 20 Kostenaufschlüsselung der Kleinprojekte 488,75 € 7.504,57 € 1.629,25 € 239,00 € 12.840,00 € Projektkosten Kroatien 151,89 € Projektkosten Libyen 3.264,10 € Projektkosten Tschad 51.868,14 € 26.770,23 € Projektkosten Irak Projektkosten Laos Projektkosten Kolumbien 47.410,91 € Projektkosten Türkei Projektkosten Sudan Projektkosten Myanmar Projektkosten div. 21 Geldgeber und Partner action medeor e.V. Afrika-Verin der deutschen Wirtschaft e.V. Aigner GmbH Aktion Deutschland Hilft e.V. Auswärtiges Amt BILD hilft e.V. - "Ein Herz für Kinder" Bosnia and Herzegovina Mine Action Center CADFEM GmbH Ebinger Prüf- und Ortungstechnik GmbH EuropeAid Geneva International Centre for Humanitarian Demining Greenpeace Magazin Institut Dr. Foerster GmbH & Co. KG 22 ITF Enhancing Human Security MineWolf Systems Myanmar Chefs Association Nah- und Mittelost-Verein e.V. Der Paritätische Rescue One RST Radar Systemtechnik GmbH Round Table Heilbronn United Nations Development Programme United Nations Mine Action Service Vallon GmbH Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH WMF - Barmherzigkeit e.V. 23 Humanitarian Mine Clearance Explosive Ordnance Disposal Emergency Medical Service Explosives Detection Dogs Clear mines and save lives Tätigkeitsbericht 2014 – Stand April 2015 Herausgeber und Gesamtherstellung: DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. Hartmannstraße 8 D-80333 München Tel.: 089 / 29 16 56 20 Fax: 089 / 29 16 56 19 E-Mail: [email protected] Bankverbindung: DEMIRA e.V. Stadtsparkasse München IBAN: DE48 7015 0000 0000 131516 BIC: SSKMDEMM Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverständlich immer miteingeschlossen. Alle Inhalte, Fotos und Abbildungen dieses Tätigkeitsberichtes sind Eigentum von DEMIRA Deutsche Minenräumer e.V. und dürfen ohne Zustimmung des Herausgebers, auch in Auszügen, nicht außerhalb dieser Publikation verwendet werden. 24