Ronja Räubertochter - Heinrich-Heine

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Ronja Räubertochter - Heinrich-Heine
Heinrich- Heine- Universität
WS 2000/2001
Abteilung: Germanistik V
TPS: Die Welt der Astrid Lindgren
Dozentin: Britta Dersch- Freese
Niemals Gewalt –
Die Vorstellungen Astrid Lindgrens von einer friedlicheren Welt
im Spiegel ihres Romans „Ronja Räubertochter“
Markus Raasch
Ger / Ges 3
1
Inhaltsverzeichnis
I.
Einleitung............................................................................................................................3
a) Fragestellung und Erkenntnisziel........................................................................................3
b) Vorgehensweise ..................................................................................................................5
c) Literaturbasis .......................................................................................................................6
II. Astrid Lindgrens Vorstellungen von einer friedlicheren Welt im Spiegel von „Ronja
Räubertochter“ ............................................................................................................................6
a) Die Darstellung des Räuberlebens ......................................................................................6
b) Die Schilderung der Natur ................................................................................................11
c) Familie und Freundschaft..................................................................................................15
III. Schlussbetrachtung............................................................................................................20
Literaturverzeichnis...................................................................................................................23
2
I.
Einleitung
a) Fragestellung und Erkenntnisziel
Nur das Denken, in dem die Gesinnung der Ehrfurcht vor dem Leben zur Macht kommt, ist
fähig, die Zeit des Friedens in unserer Welt anbrechen zu lassen 1
Der evangelische Theologe und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer entwickelte
während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Urwaldarzt in Lambarene in Korrelation zu den
geschichtlichen und geistigen Entwicklungen seiner Zeit eine in ihrer Radikalität und
Konsequenz einzigartige welt- und daseinsbejahende Ethik, deren Konstituente eine nahezu
bedingungslose Liebe gegenüber jeglicher Form von Leben bildete. 2 Die Internalisierung
dieses sittlichen Grundprinzips sah er als unablässige Prämisse friedlichen Zusammenlebens
in der Welt an.
Astrid Lindgren, lange Zeit ihres Lebens eine aufrechte und engagierte Vorkämpferin der
Tierschutzbewegung3 , wurde für ihre Verdienste um ein friedlicheres Miteinander 1978 mit
dem Friedenpreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Unprätentiös, auf ihre subtile
und bescheidene Art paränetisch, hält sie in ihrer Rede anlässlich der Preisverleihung 4 ein
eindrucksvolles Plädoyer für Mitmenschlichkeit und Gewaltlosigkeit, wobei sie eine klare, in
keiner Weise ideologisch verbrämte Wirklichkeitsauffassung offenbar werden lässt: Über den
Frieden sprechen heißt ja über etwas sprechen, das es nicht gibt. Wahren Frieden gibt es
nicht auf unserer Erde und hat es nie gegeben, es sei denn als Ziel, das wir offenbar nicht zu
erreichen vermögen. Das Fundament einer friedlichen Weltordnung wird in ihren Augen in
einer durch tiefe Liebe und Achtung gekennzeichneten Kindererziehung gelegt: Liebevolle
Achtung voreinander, das möchte man allen Eltern und Kindern wünschen. Jenen aber, die so
vernehmlich nach härterer Zucht und strafferen Zügeln rufen, möchte ich das erzählen, was
mir einmal eine alte Dame berichtet hat. Sie war eine junge Mutter zu der Zeit, als man noch
an den Bibelspruch glaubte, dieses ´Wer die Rute schont , verdirbt den Knaben´. Im Grunde
ihres Herzens glaubte sie wohl gar nicht daran, aber eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas
1
Albert Schweitzer: Die Entstehung der Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben und ihre Bedeutung für unsere
Kultur. In: Bähr, Hans Walter (Hrsg.): Albert Schweitzer: Die Ehrfurcht vor dem Leben. 6. Auflage. München
1991, S.13- 31. Hier S.23.
2
Vgl. z.B. Albert Schweitzer: Das Problem des Ethischen in der Entwicklung des menschlichen Denkens und
Rückblick und Ausblick. In: Bähr a.a.O., S.99- 112 und 145- 165.
3
Vgl. z.B. Tietz, Karl- Ewald: Meine Kuh will auch Spaß haben – Astrid Lindgren einmal anders: Einmischung
in die Tierschutzdebatte. In: Praxis Deutsch 24 (1997) 146, S.48- 53. Auch Schönborn, Felizitas von: Astrid
Lindgren: Das Paradies der Kinder. Freiburg (u.a.) 1995, S.87ff..
4
Im Folgenden zitiert nach Astrid Lindgren: Niemals Gewalt. In: Astrid Lindgren: Ansprachen anlässlich der
Verleihung des Friedenpreises des Deutschen Buchhandels. Frankfurt 1978, S.33- 40.
3
getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hatte, die erste in seinem
Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selber nach einem Stock zu suchen, den
er ihr bringen sollte. Der kleine Junge blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück
und sagte: ´Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du
nach mir werfen.´ Da aber fing die Mutter zu weinen an, denn plötzlich sah sie alles mit den
Augen des Kindes. Das Kind muss gedacht haben, ´meine Mutter will mir wirklich weh tun,
und das kann sie ja auch mit einem Stein´. Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und die
beiden weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche,
und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser
Stunde selber gegeben hatte: ´Niemals Gewalt!´
Die durch die Gegenüberstellung der beiden Redepassagen bereits virulent werdende
Dichotomie in der Weltsicht Astrid Lindgrens wird in der Sekundärliteratur als eine
entscheidende Bestimmungskategorie ihrer Bücher angesehen: Ihr Werk kennzeichne ein
reziprokes Verhältnis von Utopie und Realität, so dass die Phantasie auf die
Wirklichkeitsebene einwirken und sie in positiven Sinne verändern könne. 5
Nicht zuletzt in der Absicht, diese Forschungsthese zu verifizieren, möchte ich in meiner
Arbeit die Vorstellungen Astrids Lindgrens von einer friedlicheren Welt im Spiegel ihres
1982 in Deutschland erschienen Romans „Ronja Räubertochter“ untersuchen. Durchweg
positive Resonanz findend, erscheint das Ansatzspektrum der Kritik in Bezug auf den
friedenpolitischen Gehalt dieses Buches scheinbar auf konträre Art und Weise breit gefächert:
Stig Enzell bemerkt: Die Alte wird bald 74. Ich weiß zwar nicht, ob Grausamkeit ein
Alterssymptom ist, aber die Tatsache ist, dass diese Schilderung in ihrer fesselnden Brillanz
roh
und
grausam
ist.6
Birgitta
Josefsson
dagegen
überschreibt
ihre
Rezension
bedeutungsschwanger mit Ein hohes Lied des Lebens, der Freiheit und des Lebens 7 . Auch
Angelika Schmidt- Biesalski erkennt in „Ronja Räubertochter“ ein Märchen für den Frieden
und gegen die Gewalt 8 .
Meine Arbeit verfolgt die Intention, diesem Widerspruch nachzugehen und ihn, wenn
möglich, aufzulösen. Es soll geklärt werden, inwieweit der Roman in Kontinuität und
5
Vgl. Dahrendorf, Malte: Utopie und Wirklichkeit bei Astrid Lindgren (1972). In: Wolff, Rudolf (Hrsg.): Astrid
Lindgren: Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1986, S.61- 66. Hier insb. S.63f und 65. Auch
Wolff, Rudolf: Es gibt Dinge, die man tun muss, sonst ist man kein Mensch, sondern nur ein Häuflein Dreck. In:
Ders. a.a.O., S.7- 15. Hier S.11ff. Auch Kirsch, Hans Christian: Mehr an Friedfertigkeit und Toleranz. In: Wolff
a.a.O., S.34- 41. Hier S.36. Auch Becker, Gerold Ummo: Ein Märchen ist es nicht- oder doch? Zu Astrid
Lindgrens „Ronja Räubertochter“. In: Oetinger Almanach 20. Hamburg 1982, S.49- 55. Hier S.54f.
6
Enzell, Stig zu „Ronja Räubertochter“ in Skanska Dagbladet, 9.10.1981. Hier zitiert nach Schönfeldt, Sybil
Gräfin: Astrid Lindgren. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg 1987, S.145.
7
Josefsson, Birgitta: Ein hohes Lied des Lebens, der Freiheit und des Friedens. In: Göteborg Tidingen,
8.10.1981. Hier zitiert nach Schönfeldt a.a.O., S.153.
8
Schmidt- Biesalski, Angelika: Befreiung durch Träume (1982). In: Wolff a.a.O., S.120- 123. Hier S.123.
4
Dependenz zur Friedenspreisrede steht und wie sich Astrid Lindgrens Verhältnis zum Leben,
zur Natur sowie zur Gewalt- und Friedenproblematik in der inhaltlichen und formalen
Gestaltung von „Ronja Räubertochter“ widerspiegelt.
Eingedenk der Erkenntnis, dass „Ronja Räubertochter“ ausreichend Potential für weitere
Interpretationsmöglichkeiten bietet, setzt sich die Arbeit zum Ziel, ein möglichst
facettenreiches Bild einer friedenspolitischen Lesart zu geben und sucht so den hergestellten
Zusammenhang zwischen Albert Schweitzer und Astrid Lindgren argumentativ zu erhellen.
b) Vorgehensweise
Die formulierten Erkenntnisziele sollen auf dem Wege einer textanalytischen Untersuchung
erreicht werden. Eine Betrachtung der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Romans,
die nicht zuletzt vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der frühen 80er Jahre durchaus
interessant anmutet 9 , soll weitgehend vernachlässigt werden.
Die Verifikation des friedenspolitischen Deutungsansatzes soll systematisch an drei zentralen
Themenbereichen von „Ronja Räubertochter“ in Angriff genommen werden:
Zunächst soll die Schilderung des Räuberdaseins betrachtet werden: Wie geht Astrid Lindgren
mit den Motiven der klassischen Räubergeschichte um? Welche Charakteristika lassen sich
im Denken und Handeln, welche an der Sprache der Räuber festmachen? Mit welchen
narrativen Mittel arbeitet Astrid Lindgren, besonders in der Darstellung von Gewalt? Welche
Schlüsse lassen sich aus der Gestaltung der sozio- emotionalen Interaktion in der Mattisburg
ziehen?
In einem zweiten Arbeitsschritt soll dann der Fokus der Betrachtung auf der Darstellung der
Natur liegen: Wie wird sie dem Leser präsentiert? Wo zeigen sich Kohärenzen zur
Schilderung des Räuberlebens? Wie entwickelt sich Ronjas Verhältnis zur Natur und welche
Rolle nimmt Birk dabei ein? Was zeichnet ein Leben im Einklang mit der Natur aus?
Der dritte Teil der Arbeit wird sich dem Themenbereich Familie und Freundschaft zuwenden:
Was kennzeichnet das Familienleben in der Mattisburg? Welche Konflikte sind zu bewältigen
und wie werden sie einer Lösung zugeführt? Welche Bedeutung kommt dabei der
Freundschaft von Ronja und Birk zu? Wie lässt sich die Funktion Glatzen Pers beschreiben?
Mit welcher Symbolik gestaltet Astrid Lindgren ihre Botschaft aus? Wie ist das Ende des
Romans zu deuten?
9
Martin Selge nimmt z.B. in einer Rezension zu „Ronja Räubertochter“ Bezug auf den Falkland- Krieg des
Jahres 1982 zwischen Argentinien und Großbritannien: Martin Selge zu „Ronja Räubertochter“, 1982. Hier
zitiert nach Schönfeldt a.a.O., S.146.
5
In einer Schlussbetrachtung sollen die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst und einer
abschließenden Kritik unterzogen werden.
c) Literaturbasis
Eine Analyse der Friedensutopien in „Ronja Räubertochter“ 10 kann nur auf einer schmalen,
allerdings in Relation zu anderen Fragestellungen an das Werk Astrid Lindgrens noch recht
soliden Literaturbasis aufbauen: Neben zahlreichen Rezensionen und kurzen Aufsätzen, wie
z.B. die Arbeiten von Gerold Ummo Becker11 und Angelika Schmidt- Biesalski12 , können
besonders die bemerkenswert vielschichtigen Interpretationen von Barbara SchubertFelmy/Kristina Schubert13
Erfahrung
in
der
Astrid
und Vivi Edström, die, prädestiniert durch ihre langjährige
Lindgren-
Forschung,
erstmalig
deren
Hauptwerke
im
Zusammenhang bearbeitet, 14 eine ergiebige Untersuchungsgrundlage darstellen. Auch
Felizitas von Schönborns Interview mit Astrid Lindgren15 und ihre Gedanken zu „Ronja
Räubertochter“ 16 können eine Analyse der Friedensvorstellungen Astrid Lindgrens stützen.
Weitere Arbeiten, die den thematischen Kontext scheinbar nur streifen, sollen an gegebener
Stelle herangezogen werden, um Zusammenhänge klarzumachen oder Widersprüchlichkeiten
aufzuzeigen. Dabei sei der Arbeit in Rechnung gestellt, dass sie aufgrund des vorgesehenen
Umfangs und des zur Verfügung stehenden Literaturmaterials in einigen Punkten nur skizzenund spurenhaft bleiben kann.
II. Astrid Lindgrens Vorstellungen von einer friedlicheren Welt im Spiegel von „Ronja
Räubertochter“
a) Die Darstellung des Räuberlebens
Die literarische Tradition der Räubergeschichte zeigt sich insbesondere im Kinder- und
Jugendbuch durch eine relativ eindeutige Polarisierung gekennzeichnet: Das Motiv des
gefährlichen und schurkenhaften Verbrechers, dessen sich vor allem der klassische
10
Im Folgenden zitiert nach Lindgren, Astrid: Ronja Räubertochter. Deutsch von Anna- Liese Kornitzky.
Zeichnungen von Ilon Wikland. Hamburg 1982.
11
Becker a.a.O..
12
Schmidt- Biesalski a.a.O..
13
Schubert- Felmy, Barbara und Schubert, Kristina: Von Lindgrens „Ronja Räubertochter“ zu Schillers „Die
Räuber“. In: Praxis Deutsch 24 (1997) 146, S.59- 64.
14
Edström, Vivi: Ronja, diese Räubertochter. In: Astrid Lindgren: Im Land der Märchen und Abenteuer.
Deutsch von Astrid Surmatz. Hamburg 1997, S.294- 317.
15
„Sag mir, wo Bullerbü liegt“- Astrid Lindgren im Gespräch. In: Schönborn a.a.O., S.33- 92.
16
Schönborn a.a.O., S.184- 190.
6
Räuberroman des 19. Jahrhunderts bediente, 17 steht dem Archetyp des schuldlos geächteten,
altruistischen Helden der Robin Hood- Überlieferung meist unverrückbar gegenüber. 18 In
Astrid Lindgrens früheren Büchern erscheint der Topos von der Romantik des Räuberlebens
durchaus virulent: In „Bullerbü“ veranstalten die Kinder begeistert Räuberspiele und
fantasieren über Robin Hood. Pippi Langstrumpf offenbart gar angesichts des wundervoll
unkomplizierten und zugleich höchst aufregenden Lebens ihres Vaters ernsthafte Absichten,
eine Räuberbande zu gründen und eine Seeräuberlaufbahn zu beginnen. 19 Die Schilderung des
Räuberlebens in „Ronja Räubertochter“ dagegen spottet in seiner sublim ausgestalteten
Vielschichtigkeit den literarischen Konventionen:
Im Mattiswald gibt es keinen Kato oder Tengil, die Grenzen von Gut und Böse
verschwimmen. 20 Sowohl auf der äußeren Handlungsebene, wo die beiden Räuberhäuptlinge
Mattis und Borka die seit Generationen bestehende Vendetta ihrer beiden Banden trotz eines
freundschaftlichen Verhältnisses im Kindesalter weiterführen (vgl. S.51 und 225), als auch in
der Charakterzeichnung der Räuber besticht Astrid Lindgrens Darstellung durch eine tiefe
Abneigung gegen jede Form von Schwarz- Weiß- Malerei:21
Zum einen ist der Lebensschilderung der Räuber, deren Aktionsradius sich auf den Wald und
im Winter gezwungenermaßen auf die heimatliche Mattisburg beschränkt, durchaus der
Freiheitsmythos der traditionellen Räubergeschichte immanent. Fern ab von jeglicher
Zivilisation werden abends vor dem Lagerfeuer Räuberlieder gesungen (vgl. S.26) oder wilde,
ausgelassene Feste veranstaltet (vgl. S.16, 26, 224ff.). Wenn die Räuber in den Kerker des
Landvogtes einbrechen, um Pelje zu befreien (vgl. S.216) oder sich geschlossen am Sterbebett
Glatzen Pers versammeln (vgl. S.231) erscheinen Werte wie Freundschaft, Treue und Mut in
der Räuberwelt noch Gehalt zu besitzen.
Gleichermaßen wirkt Denken und Handeln der Räuber jedoch von roher Gewalt und
einfältiger Primitivität gekennzeichnet. Ronja formuliert es fast mit Bewunderung: Bärtig
waren sie und schmutzig und streitsüchtig und wild (S.27). Die Räuber überfallen wehrlose
Kaufleute, die ob des ihnen zugefügten Leids auch schon mal in Tränen ausbrechen (vgl.
S.65) und präsentieren sich nicht nur als singende und tanzende, sondern auch als saufende,
fressende und raufende Gesellen22 . Es mutet gerechtfertigt an, Primitivität und Brutalität als
17
Vgl. Edström a.a.O., S.295 und 296.
Vgl. Schönborn a.a.O., S.184. Auch Edström a.a.O., S.295. Auch Odry, Anneliese: „Der Sommer wird zum
Kuchen“. In: Rheinischer Merkur/Christ und Welt Nr. 50, vom 10.12.1982, S.26.
19
Vgl. vor allem die Kapitel des dritten Bandes Pippi in Taka- Tuka- Land: Pippi bekommt einen Brief ff.. In:
Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf. Deutsch von Cäcilie Heinig. Bezug und Illustrationen von Rolf Rettich.
Hamburg 1987, S.329ff.. Vgl. auch Edström a.a.O., S.295f..
20
Vgl. Edström a.a.O., S.294. Auch Schönborn a.a.O., S.185.
21
Vgl. Josting a.a.O., S.13.
22
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
18
7
wesentliche Ingredienzien ihres Charakterbildes anzusehen, 23 wenn sie nicht davor
zurückschrecken, ein Kind zu entführen und auf schreckliche Weise zu malträtieren, nur um
sich im Konflikt der Räuberbanden einen Vorteil zu verschaffen (vgl. S.122ff.).
Diese exaltiert vulgäre Wildheit, die beiden Räubersippen gleichermaßen zuzuschreiben ist
und bisweilen, z.B. eingedenk der Sturkas zugefügten Verletzungen (vgl. S.115ff.),
schreckliche Folgen nach sich zieht, konstituiert einen scheinbar signifikanten Kontrapunkt zu
den selbstlosen und edlen Taten eines Robin Hood. Allerdings versteht es Astrid Lindgren
sehr geschickt, das Thema des Bösen zu dämpfen. 24 Mit den Mitteln der Auslassung und
Zeitraffung operierend, den Hergang der Räubereien nicht konkret schildernd und die
Überfälle an der Peripherie der Handlung belassend (vgl. S.26 und 99), gewährt sie dem Leser
durch die Fragen der heranwachsenden Ronja nur sukzessiv Einblick in das im Grunde
verbrecherische Treiben der Räuber (vgl. S.15, 26, 28, 48, 62ff., 99, 115f.). 25 Der Robin
Hood- Topos zeigt sich nicht durch eine ungeschminkte Darstellung von Gewalt, sondern viel
mehr durch die Mittel einer zutiefst ironischen Erzählhaltung dekonstruiert. Als Mattis z.B.
mit einigem Widerwillen zum ersten Mal mit seiner Tochter über sein Räuberdasein spricht
(vgl. S.62ff.) und Ronja ihm unter dem Eindruck der süffisanten Bemerkungen Glatzen Pers
eröffnet, dass sie keine Räuberin werden möchte, greift er in seiner Verzweiflung das Robin
Hood- Motiv auf: Versteh doch, Ronjakind, ich nehm doch nur denen was weg, die reich
sind...Und davon geb ich den Armen ab, jawohl, das tu ich. Glatzen Per ergänzt kichernd:
Und ob das stimmt! Einen ganzen Sack Mehl hast du der armen Witwe mit den acht Kindern
geschenkt. Weißt du noch? Mattis zeigt sich hocherfreut und selbstzufrieden. Doch Glatzen
Per konterkariert seine fadenscheinige Argumentation, indem er mit mehr als deutlicher Ironie
zu verstehen gibt: Mattis, du hast doch ein gutes Gedächtnis, o ja! Mal sehen, das werden
wohl an die zehn Jahre her sein, wenn ich´s überschlage. Du gibst den Armen, jaja. Alle
naselang- so alle zehn Jahre.
Die nordische Wildheit der Räuber, deren Namen Astrid Lindgren der lappländischen
Landkarte entnommen26 und deren Gesichter Ilon Wikland für seine Illustrationen in den
Warteschlangen der schwedischen Alkoholmonopollädchen studiert hat 27 , aber auch deren
ironische Brechung wird vor allem auch in der verwendeten Sprache manifest. Mit ihrem
isländischen Lakonismus entscheidend das skandinavische Ambiente stützend, zeigt sie sich
23
Vgl. Edström a.a.O., S.299. Auch Schönborn a.a.O., S.184.
Vgl. Edström a.a.O., S.294.
25
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
26
Vgl. Edström a.a.O., S.299. Auch Schönfeldt a.a.O., S.134.
27
Vgl. Edström a.a.O., S.300.
24
8
von einer kraftvollen und derben Leidenschaft bestimmt 28 : Lovis gibt schon mal gar nicht
rollenkonform zu verstehen: Wenn Borka dich so sähe, würde er sich vor Lachen in die Hose
pinkeln (S.14). Angesichts der zunehmenden Bedrohung für Borka durch die Landsknechte
meint Mattis: Wenn Borka nicht so ein Hundsfott wäre, könnte er mir fast leid tun (S.26).
Selbst offene Aggressivität wirkt komisch aufgeladen29 und verletzt in den seltensten Fällen
den Gesprächspartner. Dafür erscheint nicht zuletzt die identische sprachliche Sozialisation
der Beteiligten verantwortlich. Paradigmatisch lässt sich die durch Komik entschärfte
Darstellung von Gewalt am Bärenkampf der beiden Häuptlinge (S.221ff.) festmachen: Fast
genussvoll malt Astrid Lindgren die Brutalität der Kampfhandlungen aus 30 : Doch nachdem
Borka genug geröchelt hatte, rammte er seinen Schädel voll Wucht gegen Mattis´ Nase, dass
das Blut nur so spritzte...und riss noch einmal daran, so dass sich das Ohr ein bisschen vom
Kopf löste...Er spukte Mattis ein paar Hautfetzen ins Gesicht. Doch die Kommentare der
beiden Hauptmänner schaffen zur beschriebenen Gewalt einen ironischen Gegenpol, der die
Situation fast grotesk erscheinen lässt und letztlich ihre Ernsthaftigkeit ad absurdum führt.
Gleich zu Beginn des Kampfes erklärt Mattis: Mir ist ein großer Kummer...dass du so ein
Hosenschisser bist. Borkas´ Replik kommt postwendend: Und mir ist ein großer
Kummer...dass ich dir die Fresse verschandeln muss...denn du warst ja schon vorher so
potthässlich. Mattis gibt dann zu verstehen: Und mir tut es über die Maßen leid...dass ich dich
so zermatschen muss, dass Undis jedes Mal die Tränen kommen, wenn sie dich bei Tageslicht
sieht!.
Erinnert diese Szene in der Schilderung von Gewalt noch an Abenteuer von Asterix und
Obelix, so gelingt Astrid Lindgren im Verlauf des Buches mit ihrer subversiv- ironischen
Erzählweise eine signifikante Transformation literarischer Topoi ohne Verbrechen zu
relativieren oder Gewalt zu verharmlosen. Als Mattis z.B. Birk gefangen setzt (vgl. S.122ff.),
hält sie dem Leser die Primitivität der Räuber in all ihrer realistischen Unbarmherzigkeit und
Skrupellosigkeit mit erschreckender Eindringlichkeit vor Augen. 31 Durch Ronjas Augen wird
der Leser mit einer der grausamsten Szenen in Astrid Lindgrens Büchern konfrontiert: Da sah
sie Birk. Ganz hinten in einer Ecke lag er gefesselt an Händen und Füßen, die Stirn voll Blut,
die Augen voll Verzweiflung, und um ihn herum sprangen die Mattisräuber und grölten und
schrien: ´He du, Borkasöhnchen, wann geht´s denn heim zum Vater?` Da die Freundschaft
mit Birk entscheidende Wirkung auf ihren Sozialisationsprozess ausgeübt hat und ihr Vater in
28
Vgl. Schönfeldt a.a.O., S.184. Auch Edström a.a.O., S.299. Auch Schubert a.a.O., S.60. Auch Odry a.a.O.,
S.26. Auch Ljungblom, Gun: Rona Räubertochter- noch ein Klassiker von Astrid Lindgren. In: Oetinger
Almanach 20. Hamburg 1982, S.43.
29
Vgl. Edström a.a.O., S.299.
30
Vgl. Becker a.a.O., S.52.
31
Vgl. Edström a.a.O., S.312.
9
seinem simplen Freund- Feind- Denken absolut statisch beblieben ist, ist auch die ironische
Brechung der Sprache aufgehoben. Wenn Mattis z.B. den Borkasjungen als Otterngezücht
(S.126) beschimpft, wirken seine Worte nicht minder verletzend als seine Taten.
Diese Szene mutet umso schrecklicher an, als Astrid Lindgren in der Charakterzeichnung der
Räuber großen Wert darauf legt, auch ihre versöhnlichen und milden Seiten herauszuarbeiten.
Der Eindimensionalität der klassischen Räubermotive spottend, lässt sie das Pendel der
leidenschaftlichen Gefühle nicht nur in eine Richtung ausschlagen. Einerseits gewaltsam,
rücksichtslos und wild, erscheinen die Räuber und natürlich insbesondere ihr Hauptmann vor
allem in ihrer Bewunderung für Ronja fast kindlich- sentimental. 32 Einerseits engstirnig,
egozentrisch und skrupellos, zeigt Astrid Lindgren den Anführer der Räuberbande in aller
seiner Verletzlichkeit und enormen Liebesfähigkeit, wenn er in seinem Schmerz den
bevorstehenden Tod Glatzen Pers nicht wahr haben will und seiner Frau entgegenschreit :
Nein, scher dich zum Donnerdrummel...Das erlaub ich nicht! (S.231) oder wenn er, die
Biologie ad absurdum führend, bei der Geburt seiner Tochter ausruft: Ich hab ein Kind
gekriegt! Hört ihr, was ich sage? Ich hab ein Kind gekriegt! (S.6). In einer herrlich rührenden
Szene verfolgen die raubeinigen, lauten und verlausten Räuber gebannt Mattis´ Versuche,
seine Tochter mit Brei zu füttern, deren zweifelhafter Erfolg letztlich darin besteht, dass mehr
Brei auf Mattis´ Gesicht als in Ronjas Mund landet (vgl. S.13f.). Mit solchen von Scherz und
Ironie fast überschäumenden Textsequenzen parodiert Astrid Lindgren eindrucksvoll den
Archetyp des gefährlichen und unheimlichen Räubers und karikiert somit u.a. solch illustre
Gestalten wie Schillers Karl Moor. 33
Wesentliches Ingrediens der von Astrid Lindgren mit Nachdruck betriebenen Dekonstruktion
klassischer Räuberideale, die ja in erster Linie auf eine männliche Welt referieren, stellt die
Ausgestaltung der sozio- emotionalen Interaktion in der Räuberbande dar. Bleiben die Räuber
als Personen weitgehend blass, 34 muten die Rollen des Räuberhauptmannes und seiner Frau
umso interessanter an: Mattis´ polternder Stimme steht die ruhige, aber bestimmende Art von
Lovis gegenüber. 35 Sie zeigt sich nicht nur für die häuslichen Pflichten in der Mattisburg
verantwortlich, sondern erweist sich auch, wenn sie die Männer zur Arbeit anhält (vgl.S.69),
diese gegebenenfalls auch rauswirft (vgl.S.127) oder gegen Ende des Winters zwecks
Reinigung in den Schnee treibt, als wahre Herrscherin über die Mattisburg. 36 Der männlichen
Gewalt begegnet sie mit kühler Ironie. Als Mattis erfährt, dass Borka in die Nordburg
32
Vgl. Edström a.a.O., S.313.
Vgl. Edström a.a.O., S.296. Auch Schubert a.a.O., S.62f..
34
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
35
Vgl. Edström a.a.O., S.310. Auch Schönborn a.a.O., S.187.
36
Vgl. Edström a.a.O., S.311ff.. Auch Schubert a.a.O., S.60. Auch Odry a.a.O., S.26. Gegen MaeffertHoffmann, Verena: Die Tochter des Räuberhauptmannes. In: Emma 2. Hamburg 1983, S.37.
33
10
eingezogen ist, gerät er in unbändige Wut und schleudert nacheinander Bierhumpen,
Hammelbraten und Suppentopf gegen die Wand (vgl. S.42ff.). Lovis sieht lange zu, bis sie
ihm eine Schüssel mit Eiern reicht und ihm die Lächerlichkeit seines männlichen Jähzorns vor
Augen führt: Hier, bediene dich. Sie fügt, traditionelle Rollenklischees radikal in Frage
stellend, hinzu: Aber hinterher machst du eigenhändig sauber, merk dir das!. Nachdem
Mattis nicht mehr weiter weiß und heulend, schreiend und fluchend auf dem Boden liegt, ist
es sinnigerweise Lovis, die die Initiative ergreift 37 : Nein, jetzt ist aber Schluss damit...Hat
man Läuse im Pelz, dann hilft es nichts, zu winseln und zu wimmern. Rapple dich lieber auf
und tu was!.
Astrid Lindgren präsentiert dem Leser also eine Räuberwelt, die in gewisser Weise auch in
Kontinuität zur literarischen Tradition steht, in der aber vor allem literarische Topoi und
gängige Klischees ironisch verkehrt werden. Sie nimmt damit dem Räuberdasein einiges von
seiner vermeintlichen Attraktivität, lässt zumindest Zweifel über seine Zukunftsfähigkeit
aufkommen, negiert aber gleichzeitig eine vorschnelle Beurteilung. 38 Die Gewaltthematik
wird in Korrelation zur Ambivalenz des Räuberlebens zum einen durch Komik gedämpft,
zum anderen aber, ganz im Sinne Dahrendorfs, 39 sehr realistisch geschildert. Niemals
allerdings, und das macht die Ironie von Lovis signifikant deutlich, hat sie konstruktiven
Charakter und trägt zur Problemlösung bei.
b) Die Schilderung der Natur
Von einem Gefühl tiefer Sehnsucht nach der Unberührtheit der Wildnis inspiriert, 40 entwirft
Astrid Lindgren in „Ronja Räubertochter“ ein liebevoll ausgestaltetes Fresko des Waldlebens,
dessen Betrachtung, nicht zuletzt weil es sich in Interdependenz zur Darstellung des
Räuberlebens durch eine beeindruckende Mannigfaltigkeit auszeichnet, wesentlich zum
Verständnis des Romans beitragen kann. 41
Zum einen schildert Astrid Lindgren mit großer Hingabe die einzigartige Pracht der Natur. 42
Als Ronja unvorbereitet und unwissend zum ersten Mal die Mattisburg verlässt (vgl. S.19ff.),
stockt ihr ob der Schönheit des Waldes der Atem. Eine spezielle Glücksformel lässt ihre tief
37
Vgl. Edström a.a.O., S.312.
Vgl. Ulla Lundqvist: Sie findet das Buch unklar. In Bezug auf die Räuber ist es schwer, einen Widerwillen
gegen ihr Gewerbe aufzubringen... .Zitiert nach Edström a.a.O., S.340.
39
Er schreibt: Die Komik eines unbefangen zur Schau getragenen Verhaltens entlastet vom Druck der Realiät
und macht diese dadurch erträglicher. Aber irgendwann müsste die Phantasie an ihren Ausgangspunkt
zurückkehren,... (Dahrendorf a.a.O., S.65).
40
Vgl. Schönborn a.a.O., S.37.
41
Vgl. Schönborn a.a.O., S.185.
42
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
38
11
empfundene Dankbarkeit manifest werden: 43 Vom Wald hatten sie gesprochen. Aber erst, als
sie ihn so dunkel und verwunschen mit all seinen rauschenden Bäumen sah, begriff sie, was
Wälder waren. Und sie lachte leise, weil es Flüsse und Wälder gab...Und der Weiher lag dort
schwarz zwischen dunklen Tannen, nur die Seerosen auf dem Wasser leuchteten weiß. Ronja
wusste nicht, dass es Seerosen waren, aber sie sah sie lange an und lachte leise, weil es sie
gab. An anderer Stelle erscheint die Herrlichkeit des Naturerlebnisses sogar sinnlich spürbar:
Das Moos auf dem Boden war feucht und grün und weich unter ihren bloßen Füßen. Es roch
so gut nach Herbst, und die Äste glänzten vor Nässe. Oft regnete es. Aber sie saß gern
zusammengekauert unter einer dichten Fichte und hörte dem leisen Tröpfeln zu (S.69).
Obgleich auch Sommer und Herbst in all ihrer wunderbaren Vielgestaltigkeit dargestellt
werden (vgl. z.B. Ronjas Kuchenmetapher S.200 sowie S.69 und 201), besitzt der Beginn des
Frühlings eine besondere Wertigkeit in Astrid Lindgrens Naturschilderung. 44 Als Kontrapunkt
zur unheimlichen Dunkelheit und schrecklichen Kälte der Winterzeit, die den Besuch des
Waldes nahezu unmöglich macht, bricht der Frühling wie ein Jubelschrei über das Land
herein und lässt die Räuber angesichts der Möglichkeit, wieder dem unbeschwerten
Räuberleben frönen zu können, singen und pfeifen (S.105). Er dient als wichtiges
Strukturelement der Handlung und impliziert, durch Ronjas Frühlingsschrei nachhaltig
untermauert (S.107, 149 und 237), Höhepunkte der Freiheit 45 : Ronjas erste Begegnung mit
der Natur findet im Frühling statt, Birk und Ronja beginnen im Frühling ihr gemeinsames
Leben in der Bärenhöhle (vgl. S.146ff.) und kehren im nächsten Frühling als Zeichen
bleibender Zusammengehörigkeit wieder dorthin zurück (vgl. S.237).
Der Wald erscheint somit nicht nur als Ort grenzenloser Schönheit und Zentrum der
Lebenskraft, sondern auch als Hort der Freiheit, der für Ronja und Birk im wahrsten Sinne
des Wortes zu einem Heim (S.141) wird. 46 Es mutet gerechtfertigt an, von einem nicht
unbedeutenden Einfluss des „locus amoenus“- Topos zu sprechen, insbesondere natürlich in
der Darstellung des Frühlings. Es lässt sich z.B. eine auffallende Affinität zwischen der
Schlusssequenz (S.236f.) und der Eröffnungsszene von Faust II47 konstatieren: Lässt Astrid
Lindgren ihren auktorialen Erzähler den Frühlingseinbruch mit den Worten kommentieren
Früher Morgen ist es. Wie der erste Erdenmorgen so schön..., hier kommen sie durch den
Wald gewandert, und ringsum ist alle Herrlichkeit des Frühlings. In allen Bäumen lebt es, es
zwitschert und rauscht und summt und singt und plätschert, überall erklingt das frische, wilde
43
Vgl. Edström a.a.O., S.300.
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
45
Ebd.. Auch Edström a.a.O., S.301. Auch Schönborn a.a.O., S.186. Auch Schmidt- Biesalski a.a.O., S.123.
46
Vgl. Edsröm a.a.O., S.303. Auch Schubert a.a.O., S.60.
47
Goethe, Johann Wolfgang: Faust. Der Tragödie Zweiter Teil. Stuttgart 1986 (= Reclams- UniversalBibliothek Nr.2). Hier Z. 4613- 4727.
44
12
Lied des Frühlings, so hören wir vom wiedererwachten Faust: Im Wald ertönt von
tausendstimmigem Leben, / Tal aus, Tal ein ist Nebelstreif ergossen, / Doch senkt sich
Himmelsklarheit in die Tiefen, / Und Zweig und Äste, frisch erquickt, entsprossen / dem
duft´gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen /... Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen / Wird
neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,....
Andererseits jedoch zeigt sich das Waldleben in „Ronja Räubertochter“ auch von sehr
realistisch beschriebenen Gefahren und durch die Natur evozierten Ängsten bestimmt. 48
Eindringlich wird z.B. das Leid der Stute Lia geschildert, die während eines Bärenangriffs ihr
Fohlen verliert (vgl. S.164f.). Trolle, Gnome und Druden erscheinen als Verkörperungen
dunkler und unheimlicher Mächte, die im Gegensatz zu Tengil und Katla 49 nicht überwunden
werden können50 und denen, entgegen dem traditionellen Waldbild im Märchenbuch, keine
positiv besetzten Fabelwesen gegenüberstehen. 51 Wirken die Rumpelwichte mit ihrer komisch
monotonen Frage Wieso tut sie su? und die Dunkeltrolle, die in Mondscheinnächten auf
großen Steinen tanzen (vgl. S.144), eher harmlos, so scheint sich in den Graugnomen, den
ersten Nachtwesen, denen Ronja begegnet (vgl. S.22f.) und vor allem in den Wilddruden die
Aggressivität und Brutalität der Menschen zu spiegeln: 52 Einerseits schön und anmutig,
werden die Druden, eine Art Harpyien, die hoch oben in den Bergen leben, in ihrer
Grausamkeit und Blutrunst als gefährlichste Kreaturen des Mattis- und Borkawaldes
angesehen (vgl. z.B. S.29 oder 187). 53 Viermal kommt es zu direkten Auseinandersetzungen
mit Ronja, wobei Astrid Lindgren eine signifikante Klimax konstruiert und die Gefährlichkeit
der Angriffe sukzessiv größer erscheinen lässt: Zunächst kann sich Ronja noch aus eigener
Kraft vor den Wilddruden, für die nur das existent erscheint, was sie mit den Augen erfassen
können, unter eine dichte Fichte retten (vgl. S.29f.). Beim zweiten Mal bedarf sie, mit einem
Fuß im Erdbau der Rumpelwichte feststeckend, der Hilfe von Birk (vgl. S.75). Beim dritten
Angriff geraten beide Kinder, während sie auf Racker und Wildfang durch den Sommerwald
reiten, in Lebensgefahr (vgl. S.177). Und schließlich sehen sich Ronja und Birk der
Bedrohung durch eine ganze Horde von Wilddruden, einschließlich der vorher nicht
erwähnten Großdrude, ausgesetzt (vgl. S.187ff.). Werden die ersten Angriffe intensiv, aber
kurz geschildert, so arbeitet Astrid Lindgren in der letzten Szene spannungssteigernd mit den
48
Vgl. Edström a.a.O., S.302. Auch Schönborn a.a.O., S.185. Auch Schubert a.a.O., S.60. Auch SchmidtBiesalski a.a.O., S.122.
49
Vgl. Lindgren, Astrid: Die Brüder Löwenherz. Deutsch von Anna- Liese Kornitzky. Zeichnungen von Ilon
Wikland. Hamburg 1973. Hier S.218 und 227f..
50
Vgl. Schönborn a.a.O., S.184 und 186. Auch Becker a.a.O., S.54.
51
Vgl. Edström a.a.O., S.302. Auch Becker a.a.O., S.54.
52
Vgl. Schönborn a.a.O., S.184. Auch Edström a.a.O., S.301.
53
Vgl. Schubert a.a.O., S.60. Auch Edström a.a.O., S.302.
13
Mitteln des retardierenden Momentes und der Erlebten Rede:54 Die Größe der Gefahr wird
deutlich, wenn die Großdrude ihre Machtfülle demonstriert und überlegt: Sollte sie das
schwarzhaarige nehmen, oder? Der Rotschopf war nicht zu sehen, musste aber gleich wieder
auftauchen, hoho, viele scharfe Krallen erwarteten ihn dann, hoho!
Verschwimmen die Grenzen von Schönheit und Grausamkeit schon in der Darstellung der
Druden, so erscheint die Charakterisierung Ronjas als Reflex auf die Ambivalenz der Natur:
Einerseits voller Herzensgüte und Lebenslust, begleiten sie seit ihrer Geburtsnacht, in der ein
gewaltiges Gewitter die Mattisburg erschüttert und die Schreie der Grausedruden Angst und
Schrecken verbreiten (vgl. S.5ff.), die Epitheta Gewitternachtkind und Drudennachtkind (vgl.
u.a. S. 29), derer sie sich z.B. eingedenk ihres anfänglichen Verhaltens gegenüber Birk (vgl.
S.33ff. und 55ff.) auch durchaus würdig erweist. 55 Allerdings verharrt Astrid Lindgren nicht
dabei, Ambivalenzen aufzuzeigen und Kohärenzen zu konstruieren. Sie lässt Ronja in ihrem
Verhältnis zur Natur einen signifikanten Entwicklungsprozess durchmachen und zeigt so, die
Utopie des „locus amoenus“ und die Realität der Naturgefahren in ein dialektisches
Verhältnis bringend, eine Möglichkeit auf, wie ein Leben im Einklang mit der Natur aussehen
könnte:56 Ronja erobert zunächst, eingedenk des väterlichen Rates sich zu hüten (vgl. S.16ff.)
und der mütterlichen Mahnung, keine Furcht im Mattiswald zu zeigen (vgl. S.24), mit
kindlicher Verwegenheit und als wahre Räubertochter den Wald. 57 Sie übt sich darin,
Bedrohungen zu entgehen und die eigene Angst zu überwinden. 58 Schließlich wird sie so
geschmeidig und stark und furchtlos wie ein gesundes kleines Tier (S.25). Durch Birk lernt
Ronja jedoch, dass der Wald nicht nur den Menschen, sondern ex aequo auch den dort
lebenden Tieren gehört: Es ist auch der Wald der Wölfe und der Bären, der Elche und der
Wildpferde. Und der Wald des Uhus und des Mäusebussards, der Wildtaube, des Kuckucks
und des Habichts. Und der Wald der Schnecken und Spinnen und Ameisen. (S.55). Das hier
von Birk paränetisch beschriebene Nebeneinander von Mensch und Tier, das eine Aufgabe
des anthropozentrischen Weltbildes impliziert, kann in unmittelbarem Zusammenhang mit
den Ideen Albert Schweitzers gesehen werden. 59 Dessen Forderungen nach konzessionslosem
Respekt gegenüber den Lebewesen und unermüdlichem Einsatz für die Erhaltung von Leben60
werden dementsprechend mehr und mehr zu einem festen Bestandteil im Denken und
Handeln der beiden Kinder, weil Ronja und Birk sich von der Natur bewegen und verändern
54
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
Vgl. Edström a.a.O., S.297 und 301.
56
Vgl. Dahrendorf a.a.O., S.63.
57
Vgl. Edström a.a.O., S.299 und 300f..
58
Vgl. Schönborn a.a.O., S.186. Auch Becker a.a.O., S.50.
59
Vgl. z.B. Philosophie und Tierschutzbewegung. In: Bähr (Hrsg.) a.a.O., S.92ff..
60
Vgl. z.B. Die Ehrfurcht vor dem Leben. In: Bähr (Hrsg.) a.a.O., 32ff..
55
14
lassen. 61 Bezeichnenderweise gelingt es ihnen, Racker und Wildfang erst zu zähmen,
nachdem sie das Leben von Lia gerettet haben und über sie in Kontakt mit der
Wildpferdeherde kommen (vgl. S.170). Erscheinen Furchtlosigkeit und Mut von wesentlicher
Bedeutung für ein Überleben in der Natur, so wird ebenso deutlich, dass der Zugang zu ihr
vor allem über eine respektvolle und altruistische Attitüde erfolgt. 62 Den Gefahren der Natur
können Ronja und Birk nur begegnen, weil sie zusammenhalten und ihre tiefe Freundschaft
sie scheinbar Übermenschliches vollbringen lässt:63 Sie wollte nur noch aufgeben, sinken, sich
davon treiben lassen und im Glupafall verschwinden. Aber dicht vor sich sah sie Birk. Er
wandte den Kopf und schaute sie an. Wieder und wieder wandte er sich nach ihr um, und da
versuchte sie es aufs neue (S.192). Ronjas dunkle Wesenszüge scheinen ob der Freundschaft
mit Birk und der gemeinsam gemachten Erfahrungen im Umgang mit der Natur fast völlig
verblasst, was sich vor allem auch darin manifestiert, dass sie sich nicht mehr der
Verführungskraft der Unterirdischen erlegen zeigt (vgl. S.60 und S.201f.).
Mut, aber vor allem Friedfertigkeit und Liebe erscheinen als unverzichtbare Konstituenten,
um ein Leben im Einklang mit der Natur und sich selbst führen zu können. Sie bilden somit
den entscheidenden Berührpunkt zwischen Utopie und Wirklichkeit. Das zeigt Astrid
Lindgren in ihrer Darstellung der Natur mit unprätentiöser und vielleicht deshalb so
eindrucksvoller Deutlichkeit auf.
c) Familie und Freundschaft
Die Darstellung des Familienlebens in „Ronja Räubertochter“ kann vor allem in Konnex zur
Friedenspreisrede Astrid Lindgrens gesetzt werden, lässt jedoch angesichts ihrer Komplexität
eine eindimensionale Betrachtungsweise schwierig erscheinen
Eingedenk
der
Überzeugung,
dass
sich
in
erster
Linie
die
Erziehungs-
und
Vertrauenspersonen dafür verantwortlich zeichnen, ob ein Kind zu einem warmherzigen,
offenen und vertrauensvollen Menschen...oder aber zu einem gefühlkalten, destruktiven,
egoistischen Menschen heranreift, postuliert Astrid Lindgren in ihrer Friedenspreisrede eine
durch Liebe, Rücksicht und Vertrauen gekennzeichnete, unautoritäre Erziehung. 64 Lovis und
Mattis scheinen dieser Vorgabe weitgehend zu folgen:65 Im Gegensatz zu Mio und den
61
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
Vgl. Schönborn a.a.O., S.187.
63
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
64
Vgl. Lindgren a.a.O., S.34ff..
65
Vgl. Schönborn a.a.O., S.47.
62
15
Brüdern Löwenherz wächst Ronja unter der Obhut liebender und fürsorglicher Eltern auf. 66
Die Mattisburg ist nicht nur ein Unterschlupf für zwölf wilde, grobschlächtige Räuber,
sondern vor allem ein Ort der Geborgenheit und Sicherheit, 67 was sich symbolisch im
Wolfslied verdichtet, das Lovis jeden Abend für ihre Tochter singt und das Ronja
schwermütig und traurig werden lässt, wenn sie es in der Bärenhöhle für Birk singen möchte
(vgl. S.147, 155 und 197). Mattis´ schier unendliche große Liebe für seine Tochter wird z.B.
erkennbar, als Ronja nach dem Abenteuer im Winterwald zum ersten Mal in ihrem Leben
krank das Bett hüten muss (vgl. S.82ff.): Ihn überkommt angesichts der Möglichkeit, dass
seine Räubertochter sterben könnte, panische Angst: Er wusste nicht aus noch ein in seinem
wahnsinnigen Schmerz, am liebsten wäre er mit dem Kopf gegen die Wand gerannt und hätte
wie üblich gebrüllt. Später klagt er in einer rührenden Szene den Schafen sein Leid: Ihr wisst
ja nicht, wie es ist, wenn man ein Kind hat! Diese tiefe Liebe und Zuneigung, die Ronja von
ihren Eltern erfährt, überträgt sich nicht zuletzt auf ihr Verhältnis zur Natur und zu den
Menschen und macht so ihren beschriebenen Reifungsprozess erst möglich. 68
Eine freie und unautoritäre Erziehung, die Verhaltensnormen setzt, aber dem Kind auch die
größtmögliche Freiheit bietet, seine Persönlichkeit zu entwickeln, 69 scheint auf befremdlich
anmutende Weise verwirklicht, wenn Lovis und Mattis ihrer Tochter erlauben, in den Wald zu
gehen, wann immer es ihr gefällt, obwohl sie nur zu gut um seine Gefahren wissen. 70 Astrid
Lindgrens trockener Humor tritt zu Tage, wenn der Räuberhauptmann seinem Kind in
lakonischer Kürze zu verstehen gibt, vor welchen Dingen es sich im Mattiswald in acht
nehmen solle und Ronja jede seiner Mahnungen mit einem lapidaren Na dann quittiert : ´Und
was tu ich, wenn ich in den Fluss plumpse?´ fragte Ronja. ´Schwimmst´, sagte Mattis. ´Na
dann´, sagte Ronja ... ´Und was tu ich, wenn ich in den Höllenschlund falle?´ fragte Ronja.
Dann tust du gar nichts mehr´, antwortete Mattis und stieß ein Gebrüll aus, als säße ihm alles
Übel der Welt in der Brust. ´Na dann´, sagte Ronja, nachdem Mattis ausgebrüllt hatte.
Andererseits jedoch zeigt sich Mattis lange Zeit unfähig, auf seine Besitzansprüche gegenüber
Ronja zu verzichten und ihren Weg in die Selbständigkeit zu akzeptieren. 71 Ronja hält zwar
sein Räuberherz in ihren Händen (vgl. S.7), aber er kann ob seiner einsträngigen Weltsicht in
keiner Weise Verständnis dafür aufbringen, dass seine Tochter die Tradition der Familie nicht
fortsetzen möchte und auf seine Nachfolge verzichtet (vgl. S.65f.). Weil sich Ronja Nie im
66
Vgl. Wolff a.a.O., S.15. Auch Schönborn a.a.O., S.187. Auch Schubert a.a.O., S.61. Auch Edström a.a.O.,
S.305.
67
Vgl. Schubert a.a.O., S.61.
68
Vgl. Wolff a.a.O., S.15.
69
Vgl. Lindgren a.a.O., S.38.
70
Vgl. Edström a.a.O., S.299.
71
Vgl. Schönborn a.a.O., S.188. Auch Becker a.a.O., S.53. Auch Edström a.a.O., S.294.
16
Leben dem Räuberdasein verschreiben würde, Mattis aber von ganzem Herzen liebt (vgl. z.B.
S.66 und 127f.), machen Vater und Tochter einen höchst schmerzvollen Ablösungsprozess
durch, 72 der, das lassen die Berichte von Klein- Klipp (vgl. S.180ff.) und Lovis (vgl. S.192ff.)
deutlich werden, die ganze Umgebung in Mitleidenschaft zieht. 73 In der Romeo und JuliaTradition forciert die Freundschaft mit Birk die Loslösung vom Elternhaus und treibt dabei
gleichzeitig den Konflikt der Räubersippen auf die Spitze. 74 Heißt es allerdings am Ende des
Shakespeare- Dramas Nur düsteren Frieden bringt uns dieser Morgen; / Die Sonne scheint,
verhüllt vor Weh, zu weilen /...Denn niemals gab es ein so herbes Los, / Als Juliens und ihres
Romeos 75 so zeigt Astrid Lindgren unpathetisch und mit durchaus realistischer Erzählhaltung
auf, dass nicht nur Tod und Verderben, sondern auch Liebe und Mut letztlich einer
generationenalten Familienfeindschaft und damit Kampf, Leid und Gewalt ein Ende bereiten
können. 76 Als zentrales Motiv dient ihr dabei die Metaphorik des Höllenschlundes: Jener tiefe
und scheinbar unüberwindliche Abgrund, der nach einem Blitzeinschlag in der Geburtsnacht
von Ronja und Birk entstanden ist und die Mattisburg in zwei Hälften spaltet (vgl. S.11f.),
zeigt sich durch die beeindruckende Ambivalenz seiner Symbolik gekennzeichnet: Er
symbolisiert einerseits, spätestens nach dem Einzug der Borkaräuber in die Nordburg (vgl.
S.33ff.), die tiefe Kluft zwischen den Räubersippen und den großen Vater- TochterKonflikt. 77 Andererseits lässt der Blitzeinschlag in Ronjas ersten Lebensminuten mutmaßen,
dass die Spaltung der Mattisburg in Korrelation zur Geburt der Räubertochter steht und den
Anbruch einer neuen Zeit markiert. 78 Lovis scheint dies, im Gegensatz zu Mattis, der wie ein
wildes Tier ob der Unverfrorenheit der Natur rast und tobt, in ihrer weiblichen Weisheit 79 zu
ahnen: Ronja, dein Kinderleben beginnt großartig.
Ronja und Birk obliegt es, die beiden Hälften wieder zusammen zu führen und damit den
Weg in eine friedliche Zukunft zu weisen. 80 Gegen den größtmöglichen Widerstand und trotz
einer zunächst gegenteiligen Wirkung gelingt es ihnen sukzessiv, den Höllenschlund nicht nur
im buchstäblichen Sinn zu überwinden: Die erste Begegnung der beiden, die in ihrer
Atmosphärenschilderung an den Bärenkampf der Häuptlinge erinnert, findet daher
sinnigerweise auch dort statt (vgl.S.32ff.). Ihren Vater imitierend und seine Aussagen
72
Vgl. Schubert a.a.O., S.61. Auch Schönborn a.a.O., S.187f.. Auch Odry a.a.O., S.26. Auch Ljungblom a.a.O.,
S.43. Auch Josting a.a.O., S.12.
73
Vgl. Edström a.a.O., S.314.
74
Vgl. Edströn a.a.O., S.305. Auch Becker a.a.O., S.51.
75
Shakespeare, William: Romeo und Julia. Übersetzt von August Wilhelm Schlegel. Stuttgart 1998 ( = ReclamsUniversal- Bibliothek Nr.5).
76
Vgl. Schmidt- Biesalski a.a.O., S.123. Auch Schubert a.a.O., S.61.
77
Vgl. Edström a.a.O., S.298.
78
Vgl. Schubert a.a.O., S.61.
79
Vgl. Schönborn a.a.O., S.187.
80
Vgl. Edström a.a.O., S.298.
17
wiederholend, überschüttet Ronja bei diesem Aufeinandertreffen den Borkassohn in bester
Wilddrudenmanier mit wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen und Birk steht der
Räubertochter in nichts nach. 81 Birk, der sich auf der einen Seite des Höllenschlundes
befindet, behauptet z.B. frech: ...da drüben, wo du wohnst, da ist es knüppelvoll von
Hosenschissern, das hat man ja immer gehört. Ronja, auf der anderen Seite stehend, gibt als
wahre Tochter des mächtigen Mattis unmissverständlich zu verstehen: Kommst du her, dann
hau ich dir eine aufs Maul, dass dir die Nase abfliegt! Der Leser nimmt die betont zur Schau
getragene Feindseligkeit der beiden Kinder sehr amüsiert auf, nicht zuletzt, weil Ronjas erste
Reaktion, als sie Birk sieht, vermuten lässt, dass die heftigen Wortgefechte den Beginn einer
ebenso heftigen Freundschaft darstellen werden: ...und sie lachte leise, weil es ihn gab.
82
Springen Ronja und Birk, als sie sich genötigt sehen, den Worten auch Taten folgen zu lassen,
zwecks Beweis ihrer Überlegenheit gegenüber dem anderen, mehrmals über den angeblich
unüberwindlichen Höllenschlund, so lässt sich dies als Zeichen der Annäherung zwischen den
Räubersippen deuten. Der Eindruck wird natürlich noch verstärkt, als die Mutprobe zur
existentiellen Herausforderung wird und Ronja den Borkassohn, der plötzlich den Absprung
verpasst, mit Hilfe ihres Lederriemens vor dem Absturz in die Tiefe rettet. 83
Der Lederriemen wird konkret und symbolisch zum Band ihrer engen Bindung:84 Indem sich
beide am Lederriemen festhalten, führt Ronja Birk durch den Nebel (vgl. S.57ff.), wobei sie
eine Riemenlänge Abstand einfordert. Die gleiche Forderung erhebt Birk, als er Ronja, die mit
dem Fuß im Bau der Rumpelwichte festsitzt, aus dem Schnee befreit (vgl. S.78ff.). Als sich
die beiden ihre Freundschaft endlich eingestanden haben und sich Bruder und Schwester
nennen (vgl. S.80.), bedarf es keiner äußeren Zeichen mehr, um ihre Bindung zu
veranschaulichen. Der Lederriemen wird praktisch genutzt und als Werkzeug verwendet , z.B.
beim gemeinsamen Pferdefang (vgl. S.108ff.) oder um einen Bogen zu bauen: Für die
Bogensehne opferte sie ein Stück ihres Riemens (S.154). 85
Ein zweites Mal überwindet Ronja den Höllenschlund , wenn sie in ihrer Sehnsucht nach Birk
unter größten Anstrengungen einen unterirdischen Gang zur Nordburg gräbt (vgl. S.86ff.), die
hungernden Borkaräuber mit Lebensmitteln versorgt (vgl. S.100) und sich damit zusehends
von der Autorität des Vaters, der immer so ungestüm in allem sei (S.84), emanzipiert. Mit
liebenswürdiger Ironie zerstreut sie die Bedenken Birks, der sich wegen der Hilfe der
Räubertochter bisweilen schämt: Bin ich etwa keine Räubertochter? Warum soll ich denn
nicht stehlen? (S.99). Eine Versöhnung der Räuberfamilien erscheint möglich, obwohl dafür
81
Vgl. Edström a.a.O., S.304. Auch Becker a.a.O., S.51.
Vgl. Edström a.a.O., S.304.
83
Vgl. Schubert a.a.O., S.61.
84
Vgl. Edström a.a.O., S.305. Auch Schubert a.a.O., S.61.
82
18
noch einige Steine aus dem Weg geräumt werden müssen. 86 Als Ronja erneut über den
Höllenschlund springt, um sich den Feinden ihres Vaters auszuliefern und Birk zu retten (vgl.
S.130f.), erscheint der Bruch mit dem Vater, den sie schon vorher angesichts der Entführung
Birks als Untier bezeichnet hat (S.123), vollkommen. Die Tochter lehnt sich gegen den Vater
auf und es kommt zur klassischen Zurückweisung: Mattis verstößt sie und Ronja zieht mit
Birk in den Wald. 87
Es wird sehr deutlich, dass es sich Astrid Lindgren wahrhaft nicht einfach macht. 88 Sie
beweist gemäß der Forderungen Dahrendorffs ein tiefes Realitätsempfinden und negiert die
Möglichkeit einer rein utopischen Lösung. Umso beeindruckender mutet es an, wenn Mattis
nach den langen Frühlings- und Sommermonaten durch den Schmerz um seine Tochter gereift
erscheint und auf Ronja im Wald wartet (vgl. S.206ff.). 89 Er hat erkannt, dass seine Tochter
eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Wünschen, Hoffnungen und Träumen ist und
gleichermaßen, dass Toleranz und Respekt unbedingte Vorraussetzungen dafür sind, wieder
mit ihr und sich selbst in Frieden leben zu können. Und das impliziert auch, ihre Freunde zu
akzeptieren, selbst wenn sie die Kinder seines ärgsten Feindes sein mögen. Auf die Frage
Birks, was er denn von ihm wolle, antwortet Mattis derb und bewegend zugleich: Am liebsten
dir eine Tracht Prügel verpassen...Aber das tu ich nicht. Statt dessen bitte ich dich inständig:
Komm mit in die Mattisburg!. Ronja zeigt sich ob der nie erwarteten Einsicht ihres Vaters
zutiefst gerührt: Mattis bringt den Eisklumpen in ihrem Herzen wie einen Frühlingsbach zum
Schmelzen (S.209). Hat Mattis gelernt, seinen Mitmenschen gegenüber Toleranz und Respekt
zu üben, so zeigt er sich auch fähig, den Ratschlägen Glatzen- Pers (vgl. S.212 und 216) zu
folgen und die Auseinandersetzung mit Borka konstruktiv zu lösen, indem er einen
Bärenkampf der Häuptlinge anberaumt (vgl. S.221ff.) und mit der Gründung einer
gemeinsamen Räuberbande der Familienfehde ein Ende setzt.
90
Jener ebenso klapprige wie liebenswürdige Glatzen- Per, den die Wucht des Donnerknalls in
Ronjas Geburtsnacht einfach so niederstreckt (vgl. S.10) und der schon mal tagelang gesucht
werden muss, weil er sich in den Kellergewölben der Mattisburg verlaufen hat (vgl. S.12),
wirkt nicht unbedeutend dabei mit, eine Überwindung des Höllenschlundes herbeizuführen: 91
Fest verwurzelt mit der Vergangenheit der Mattissippe und auf eine glorreiche
Räuberlaufbahn zurückblickend (vgl. S.218 und 232), ist er der einzige Räuber, der offen
85
Vgl. Schubert a.a.O., S.61.
Vgl. Schubert a.a.O., S.61. Auch Edström a.a.O., S.305.
87
Vgl. Edström a.a.O., S.314. Auch Schubert a.a.O., S.61.
88
Vgl. Schönfeldt a.a.O., S.134.
89
Vgl. Schönborn a.a.O., S.188. Auch Edström a.a.O., S.314. Auch Becker a.a.O., S.52.
90
Vgl. Edström a.a.O., S.316. Auch Schönborn a.a.O., S.188.
91
Vgl. Schubert a.a.O., S.60.
86
19
seine Meinung gegenüber dem Hauptmann vertritt und auf die Nöte der Beraubten hinweist,
wenngleich er dabei immer noch als passionierter Räuber erscheint (vgl. S.62ff.): Sie jammern
und fluchen, dass es eine Freude ist! Seine letzte Lebensphase korreliert, den Lebenszyklus
demonstrierend, mit dem Heranwachsen Ronjas. 92 Dabei bedeutet die Räubertochter für ihn
eine Zukunft ohne Räubertum, wofür er sich ausspricht, auch wenn er zu alt und zu schwach
sei, um Mattis das in den Schädel zu hämmern (S.218) und zu der er vor allem auch selbst
beiträgt, wenn er Ronja das Geheimnis der Silbermine erzählt (vgl. S.228 und 235). 93
Die Wünsche Glatzen Pers, der in seiner Gutmütigkeit und Friedenssehnsucht einen
signifikanten Kontrapunkt zu Schillers Spiegelberg darstellt,94 scheinen am Ende des Romans
in Erfüllung zu gehen: Als sich auch Birk gegen eine Räuberlaufbahn entscheidet und Mattis
seinen ehemaligen Todfeind Borka damit tröstet, dass man bei seinen Kindern nichts mehr zu
melden habe und dass man sich eben daran gewöhnen müsse (S.226), erscheint die
symbolische Spaltung der Mattisburg endgültig überwunden und eine Zeit des Friedens
möglich.
Und damit wird am Ende deutlich, dass Astrid Lindgren die Linie ihrer Friedenspreisrede nie
wirklich verlassen hat und die Botschaft des Romans trotz seiner verblüffenden
Vielschichtigkeit ebenso einfach wie eindrucksvoll anmutet: Eine Welt ohne Gewalt, Kampf
und Leid erscheint nur möglich, wenn Toleranz und Respekt das Miteinander bestimmen und
Denken und Handeln der Menschen, insbesondere im Verhältnis zu den Kindern von Liebe
durchdrungen ist. Der Siegeszug der Gewaltlosigkeit verläuft in „Ronja Räubertochter“ in
keiner Weise stringent, im Gegenteil er muss harte Rückschläge einstecken, aber umso
beeindruckender erscheint der Triumph am Ende. 95
III.
Schlussbetrachtung
Astrid Lindgren schafft es in ihrem Roman „Ronja Räubertochter“ auf eindrucksvolle Weise,
Realität und Utopie in ein reziprokes Verhältnis zu bringen. Einerseits ist Stig Enzell mit
Sicherheit Recht zu geben:96 Die brutale Primitivität der Räuber, die Gefahren der Natur und
die Ängste, die sie impliziert, sowie väterliche Intoleranz und Engstirnigkeit werden zum Teil
schonungslos und unverblümt dargestellt. Der schmerzvolle Ablösungsprozess Ronjas vom
Elternhaus wird mit eindringlichem Realitätssinn geschildert und selbst der Todesthematik
92
Vgl. Edström a.a.O., S.299.
Vgl. Schubert a.a.O., S.61.
94
Vgl. Schubert a.a.O., S.62.
95
Vgl. Wolff a.a.O., S.15. Auch Schönfeldt a.a.O., S.134. Auch Schubert a.a.O., S.61.
96
Vgl. I, S.2.
93
20
wendet sich Astrid Lindgren mit durchaus ungeschminkter Offenheit zu (vgl. S.164ff. und vor
allem S.229ff.).
Andererseits jedoch wird die Wildheit der Räuber auch ironisch gebrochen, die unendliche
Schönheit der Natur und ihr Freiheitscharakter ausdrücklich hervorgehoben und die enorme
Liebesfähigkeit und Sensibilität des Räuberhauptmanns herausgearbeitet.
Astrid Lindgren verweigert sich also jeglicher Form der Schwarz- Weiß- Malerei. 97 Selbst
Ronjas Wesen kennzeichnet eingedenk ihrer Epitheta eine signifikante Dichotomie. Astrid
Lindgren zeigt Ambivalenzen, Kohärenzen und Widersprüchlichkeiten auf und beweist nicht
zuletzt deshalb eine zutiefst realistische Erzählhaltung. 98 Diese ermöglicht es ihr, die virulent
werdenden Antithesen in der Darstellung des Räuberdaseins, in der Schilderung der Natur und
der Charakterzeichnung der Hauptpersonen aufzuheben und eine eigene, ob ihrer realistischen
Grundlage umso bemerkenswertere Utopie zu entwerfen.
Dabei macht sie es sich und dem Leser keineswegs einfach, weil sie keinen geradlinigen Weg
zu einer utopischen Lösung beschreibt, sondern auch die Widerstände und Rückschläge
thematisiert, die Ronja und Birk zu bewältigen haben.
Letztlich veranschaulicht Astrid Lindgren, wie der Mut, die Friedfertigkeit und die Liebe
zweier Kinder, die selbst einen signifikanten Entwicklungsprozess durchmachen, Gewalt,
Streit und Egoismus besiegen und eine Zukunft in Frieden ermöglichen. 99 Ohne didaktischen
Zeigefinger macht sie deutlich, dass es Toleranz und Nächstenliebe bedarf, um Konflikte
konstruktiv lösen und im Einklang mit der Natur leben zu können. Ebenso zeigt sie auf, dass
sich ein friedvolles Miteinander der Menschen vor allem über einen respektvollen und
toleranten Umgang auf der Mikroebene der Familie und damit nicht zuletzt durch unser
Verhältnis
zu
den
Kindern,
konstituiert. 100
Als
konsequente
Fortsetzung
ihrer
Friedenpreisrede hält Astrid Lindgren daher, fußend auf einem tiefen Realitätsempfinden, mit
„Ronja Räubertochter“ ein bewegendes Plädoyer für Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit und
beweist durch ihre Botschaft von einer unbedingten Liebe gegenüber Mensch und Natur
nachhaltig Ehrfurcht vor dem Leben.101
Bei der Vorstellung von „Ronja Räubertochter“ im Herbst 1981 sagte Astrid Lindgren vor
Journalisten: Ihr fragt immer soviel danach, was ich meine und was dahintersteckt. Wisst ihr,
ich werde euch mal was sagen. Ich denke überhaupt nicht soviel. Ich denke gar nicht. Ich
schreibe einfach. Das Einzige, was ich mit meinen Büchern beabsichtige, ist, das Kind in mir
selbst zufrieden zustellen und den Kindern ein Leseerlebnis zu schenken...das Einzige, worauf
97
Vgl. noch einmal Josting a.a.O., S.13.
Vgl. Kirsch a.a.O., S.36f.
99
Vgl. Schmidt- Biesalski a.a.O., S.123.
100
Vgl. Schönfeldt a.a.O., S.134.
98
21
ich zu hoffen wage, ist, dass sie den Kindern vielleicht ein klein wenig zu einer
menschenfreundlichen, lebensbejahenden und demokratischen Einstellung verhelfen. 102
Letzteres scheint ob der erzielten Erkenntnisse wahrhaft möglich. Gleichzeitig jedoch macht
diese Aussage Astrid Lindgrens wohl deutlich, dass man eine wissenschaftliche Arbeit eines
mehr oder weniger erwachsenen Studenten, die sich mit „Ronja Räubertochter“ beschäftigt,
nicht allzu ernst nehmen darf.
101
102
Vgl. Wolff a.a.O., S.15.
Zitiert nach Becker a.a.O., S.49.
22
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