Kennen lernen - Gesamtschule Volksgarten
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Kennen lernen - Gesamtschule Volksgarten
1 2 Inhalt: 1. Schritt Kennenlernen S. 4 2. Schritt Geschichte recherchieren S. 7 3. Schritt Zeitleiste erstellen S. 11 4. Schritt Dialoge S. 19 5. Schritt Musik S. 42 6. Schritt Hintergrundinformationen S. 48 7. Schritt Bühnenbild S. 56 8. Schritt Kostüme S. 58 9. Schritt Chorproben S. 59 10. Schritt Theaterproben S. 60 11. Schritt Werbung S. 60 12. Schritt Aufführung(en) S. 61 12 Schritte = 12 Sterne Dieses Projekt wurde vom Bildungsprogramm Erasmus+ der Europäischen Kommission gefördert. Vielen Dank!!! 3 Kennenlernen das Ziel Mit unserem Erasmus-Projekt „Join us and MOVE – Musical of Vivacious EUROPE“ wollen wir die etwa 60 jährige Geschichte der Europäischen Union und ihrer Vorläufer erkunden, in einer für Jugendliche geeigneten Form erzählen und sie als Musical präsentieren. Und das nicht nur in Mönchengladbach, sondern in möglichst vielen Schulen überall in Europa. Darum veröffentlichen wir dieses Anleitungsbuch auf deutsch und auf englisch. An diesem Projekt haben Schulen aus Litauen, Polen, der Türkei, Italien, Spanien und Deutschland mitgewirkt und unsere Projektsprache war englisch. Die Handlung: Nach dem 2. Weltkrieg kommen sechs Freunde (DE, FR, IT, BE, NL, LU) zusammen und wollen sich nicht länger gegenseitig tot schlagen. Sie haben eine gute Idee: sie wollen in Zukunft zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen. Diese Idee ist so gut, dass immer mehr neue Freunde (UK, DK, IE) dazu kommen und mehr (GR, ES, PT) und mehr (FI, SE, AT). Voraussetzung ist allerdings, dass sie demokratisch sind oder werden (GR, ES, PT). Auch der Osten Europas kommt durch die Solidarność in Polen, die Singende Revolution in den Baltischen Ländern, die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei und die Wiedervereinigung Deutschlands in die EU. „Sich zu vereinen, heißt teilen lernen.“ sagt Weizsäcker. Und dann kommen noch mehr (HU, SI, MA, CY) und die Gruppe wächst weiter (RO, BG, HC) und sie arbeiten auf immer mehr Gebieten erfolgreich zusammen (Europa-Parlament, Schengenraum, Euro, Menschenrechte). Sie haben Probleme und Krisen und streiten sich schon mal heftig, aber sie haben es bisher immer wieder geschafft, friedliche Lösungen zu finden und bekommen schließlich 2012 den Friedensnobelpreis. Das wäre ein schönes Ende gewesen, zu dieser Zeit entstand die Idee für unser Musical. Jetzt, vier Jahre später, sieht die europäische Welt ganz anders aus. Der letzte Akt ist noch offen, denn die Geschichte geht immer weiter. Stand Sommer 2015: Grexit? Brexit? Flüchtlinge im Mittelmeer? Wer wird noch dazu kommen? Was passiert mit dem Beitritt der Türkei? Was mit dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland? Flüchtlinge auf dem Landweg nach Deutschland? Ungarn baut einen Zaun? Deutschland feiert 25 Jahre Wiedervereinigung und macht die Grenzen noch einmal auf. „Wir schaffen das!“ Welche Veränderungen wird der Krieg in Syrien für die EU mit sich bringen? Was passiert noch alles bis unser Musical aufgeführt wird? Oder bis Sie uns nacheifern? Die politische Situation machte uns zu schaffen. Wollen wir überhaupt noch für die EU jubeln? 4 Stand Sommer 2016: Die niederländischen Bürger haben nein gesagt, zu einem Abkommen zwischen der EU und der Ukraine; das ist aber nicht bindend für die Regierung. Der Papst hat den Karlspreis bekommen, weil er immer wieder die Europäer ermahnt, sich auf ihre Ideale zu konzentrieren. Barack Obama hat sich eingemischt und Frau Merkel unterstützt in ihrer Flüchtlingspolitik. Die AFD und andere rechts-populistische Parteien in Europa sind stark wie nie. Die Parteien der Mitte schrumpfen. Es gibt immer mehr Grenzbefestigungen zwischen EU-Staaten. Niemand weiß so recht, wie es mit der EU weiter gehen soll. Terroranschläge in Paris und Brüssel verunsichern die Bürger. Die Türkei wird umworben, es gibt einen sehr umstrittenen Flüchtlingsdeal. Erdogan wird immer mächtiger und undemokratischer. Es wird gerungen um die Pressefreiheit in Ungarn und Polen. Die Briten stimmen dem Brexit zu. Die Schotten nicht. Niemand weiß, wohin die Reise geht. Wir konzentrieren uns bei unserem Musical auf die guten Aspekte der EU. Die Freiheit, den Wohlstand und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das die 500 Millionen Menschen durch die EU bekommen haben. In den Nachrichten hören wir immer nur Schlechtes über Europa und Brüssel. Im Musical reden wir nicht (so wenig wie möglich) über Geld, sondern über Freundschaft und Solidarität. Darüber, dass viele europäische Länder nach dem 2. Weltkrieg zuerst einmal ihre Freiheit erkämpfen und ihre Diktatoren entmachten mussten, bevor sie dem Club der Demokraten beitreten konnten. Wir wollen das "Lied der Freu(n)de" singen, die Hymne Europas. Während der Entstehung unseres Musical wollten wir auch ein Anleitungsbuch in vielen Sprachen erstellen, damit andere Schulen in möglichst vielen Ländern unser Musical "Join us and MOVE – Musical of Vivacious EUROPE“ aufführen können. Das ist uns nicht ganz gelungen. Wir hatten die Arbeit deutlich un terschätzt. Immerhin gibt es dieses Buch jetzt auf deutsch und englisch. Jedes Land hat seinen eigenen Zugang zur Europäischen Union und seine eigenen Erfahrungen mit der Mitgliedschaft oder Nicht-Mitgliedschaft (wie die Türkei). Die Schüler und sogar die Lehrer haben allein nicht das Wissen, das diese interna tionale Gruppe zusammentragen kann. Für uns ist es wichtig einen, kulturellen, sozialen und empathischen Weg zu diesem trockenen Thema zu finden. Dieser Austausch ist in unserer Gruppe von sechs Schulen aus sechs Ländern einfach gewesen. Nachahmer können vielleicht mit anderen Schulen über etwinning Kontakt aufnehmen, um ihre Wahrnehmung von Europa zu schärfen. die Gruppe Zu Beginn jeder Theateraufführung muss die Gruppe der Teilnehmer sich kennen lernen und Vertrauen aufbauen. Je nach dem, ob es sich um eine Klasse oder eine AG handelt, werden Sie sicher den richtigen Weg finden, Aufwärmübungen für das Gruppenklima zu machen. Für die Aufführung werden ca. 30 Schüler gebraucht, die auch gerne singen. Der Einfachheit halber sind in unserem Stück keine Solo-Stimmen vorgesehen. Eine instrumentale Begleitung ist 5 schön, aber nicht zwingend erforderlich. Wer ein Orchester zum Einsatz bringen möchte, kann das tun, aber auch das ist nicht zwingend erforderlich. Die musikalischen Elemente können nach den vorhanden Möglichkeiten mehr oder weniger stark eingebracht werden. die Europäische Union Die Europäische Union ist ein äußert vielschichtiges und kompliziertes Wesen, das zuerst spielerisch erkundet werden sollte. Die Schülerinnen und Schüler haben in der Regel nur wenige Kenntnisse über die Staaten Europas, und viele Details sind auch den Erwachsenen unklar. Welche Staaten gehören zu Europa, welche zur EU? Welche Staaten gehören zur EU und welche haben den Euro? Welche Staaten dürften rein und wollen nicht? Welche Staaten wollen rein und dürfen nicht? Welche sind groß oder klein, arm oder reich, im Norden, Süden, Osten oder Westen? Jeder Teilnehmer sollte zu Beginn des Arbeitsprozesses darüber nachdenken, was Europa – die Europäische Union – für ihn / sie bedeutet. Wie weit geht unsere Identifikation mit Europa? Identifiziere ich mich mehr mit meiner Stadt, mit meinen Land oder würde ich sagen: „Ich bin Europäer(in).“ Welche Wurzeln sind mir wichtig? Dazu können „Identitätsflaggen“ angefertigt werden, die sich mit dem Thema Heimat auseinander setzen. Das kann am Anfang des Arbeitsprozesses statt finden oder – bei wenig Vorkenntnissen irgendwann mitten drin. Wir haben ein Kartenspiel entwickelt, mit dessen Hilfe sich die Staaten und späteren Hauptpersonen des Stücks gut kennenlernen lassen. Die Karten können im Internet heruntergeladen und ausgedruckt werden oder - noch effektiver - selbst gestaltet werden. Das bietet sich vor allem an, weil die EU ein lebendiges System ist, das sich ständig verändert. Die Karten, die wir entwickelt haben, müssen für Sie heute nicht mehr alle korrekt sein. Zu jedem Land gibt es die Angaben: Name des Landes, Internetkürzel, Fläche, Einwohnerzahl, Hauptstadt, HD-Index (High Developement Index) Pisa-Rang, Demokratie seit ..., In der EU Mitglied seit ..., Währung und Nachbarn. 6 Die Informationen aktueller Art erhält man zum Beispiel gebündelt bei Wikipedia. Weitere oder weniger Kategorien sind denkbar. Die Flagge kann auch auf die Rückseite der Karten gedruckt oder gemalt werden. So kann man zum Beispiel grob die Karte Europas nachlegen lassen, zumindest welche Staaten bilden Nachbarschaften, welche sind im Norden, Süden, Osten oder Westen zu finden. Nicht alle Kategorien eignen sich zum „bieten“. Wir haben die Vereinbarung: große Fläche ist besser als kleine Fläche, viele Einwohner besser als wenig, ein hoher HD-Index oder Pisa-Rang besser als ein niedriger, je länger demokratisch und je länger in der EU desto besser, der Euro ist besser als eine Landeswährung und viele Nachbarn sind besser als keine. Gerne hätten wir noch die Zahl der Sonnenstunden pro Jahr aufgenommen, aber das war zu mühsam zu recherchieren. Aber der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Mit Hilfe des Kartenspiels – zu dem sich die Schüler selbst Regeln ausgedacht haben, konnten sie sehr schnell viele Informationen zu den unübersichtlich vielen Ländern aufnehmen. Außer den 28 Mitgliedsstaaten der EU haben wir noch Kandidatenländer, die Türkei, die Schweiz und Norwegen, aber auch Russland, USA, Indien und China für der Größenvergleich mit der gesamten EU aufgenommen. Eine Flaggen-Aktion zum Europa-Tag hat auch unser Wissen um die Flaggen gestärkt. Zum Ausdrucken der Karten: www.gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/all_cards.pdf Es gibt eine deutsche und eine englische Version. www.gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/alle_Karten.pdf Geschichte recherchieren Wissen hilft bei der Aufführung des Musicals, aber Sie müssen entscheiden, was die Schauspieler alles wissen sollen. Wir haben das Musical mit den Schülerinnen und Schülern unseres 9. Jahrgangs aufgeführt. Beteiligt waren der Darstellen und Gestalten Kurs (WP I), der Textilkurs (WPII oder Ergänzungsfach) und eine (politische) Europa-AG, in der die Spielmaterialien erstellt und angewendet wurden. Genauso gut könnte aber auch das Fach Geschichte oder Politik mit einbezogen werden. Bei fast allen Verträgen gibt es Jahre der Unterzeichnung, der Ratifizierung und des Inkrafttretens. Wir haben uns (meistens, oder hoffentlich immer) auf das Inkrafttreten beschränkt. Die Gemeinschaft hat im Laufe ihres Bestehens immer wieder ihren Namen geändert, je nach Ausbaustufe. EGKS, EWG, EG, EU – die se Komplikationen haben wir ausgeblendet und reden immer nur von der EU. 7 die Erweiterungen Bis zum Jahr 2015 gab es 7 Erweiterungen der Europäischen Union und ihrer Vorläufer. Mitgliedstaaten Jahr Anzahl Die Gründungsmitglieder: FR, DE, IT, BE, NL, LU (1957) Ankara-Vertrag mit der Türkei: TR assoziiertes Mitglied (1964) 1. Erweiterung: UK, IE, DK (1973) 2. Erweiterung: GR (1981) 10 3. Erweiterung: ES, PT (1986) 12 4. Erweiterung: AT, SE, FI (1995) 15 5. Erweiterung: LT, EE, LV, PL, CZ, SK, SI, HU, MT, CY (2004) 25 6. Erweiterung: RO, BG (2007) 27 7. Erweiterung: HR (2013) 28 6 9 Es gibt noch weitere assoziierte Mitglieder, aber wir wollten es nicht noch komplizierter machen. Die Türkei spielt insofern eine besondere Rolle, als in unserer Schule viele türkisch stämmige Schülerinnen und Schüler sind und auch eine türkische Schule Projektpartner war. Die Beitrittsbemühungen der Türkei werden später im Musical selbst thematisiert. die Bedingungen zur Aufnahme Das Land muss wollen, demokratisch sein und in Europa liegen. Ausnahmsweise mal eine recht einfache Formulierung, aber natürlich müssen schrecklich viele Formulare ausgefüllt werden. Diese so genannten "Kopenhagener Kriterien" müssen alle Staaten erfüllen, die der EU beitreten wollen: Das "politische Kriterium": Institutionelle Stabilität, demokratische und rechtsstaatliche Ordnung, Wahrung der Menschenrechte sowie Achtung und Schutz von Minderheiten. 8 Das "wirtschaftliche Kriterium": Eine funktionsfähige Marktwirtschaft und die Fähigkeit, dem Wettbewerbsdruck innerhalb des EU-Binnenmarktes standhalten zu können. Das "Acquis-Kriterium": Die Fähigkeit, sich die aus einer EU-Mitgliedschaft erwachsenden Verpflichtungen und Ziele zu eigen zu machen, das heißt: Übernahme des gesamten gemeinschaftlichen Rechts, des "gemeinschaftlichen Besitzstandes" (Acquis communautaire). Im Falle der Türkei ist das immer wieder sehr umstritten. Die Bedingungen für die Beitritte werden grundsätzlich in Abkommen festgelegt. Diese Beitrittsabkommen werden zwischen der Union und den Beitrittskandidaten kapitelweise ausgehandelt. Derzeit sind dies 35 Kapitel, die alle Rechtsbereiche umfassen. Bestandteil der Abkommen sind meist Übergangsregelungen, um den Beitritt eines Landes für beide Seiten verträglich zu gestalten. Diese Verhandlungen dauern normalerweise mehrere Jahre. Das müssen die Schauspieler nicht alles wissen, aber im Theaterstück gibt es eine Szene, wo schubkarrenweise Formulare ausgefüllt werden müssen. die Revolutionen Erst die Revolutionen zeigen deutlich wie positiv die Geschichte der EU zu bewerten ist. Griechenland (Obristen), Spanien (Franko) und Portugal (Nelkenrevolution) mussten erst die rechten Diktaturen überwinden, bevor sie Beitrittskandidaten werden konnten. Der 17. Juni in der DDR, der Ungarnaufstand und der Prager Frühling wurden gewaltsam niedergekämpft. Die Länder im Osten der heutigen EU mussten erst auf die Solidarność und Gorbatschow warten bis auch sie nach und nach Unabhängigkeit und Demokratie erlangen konnten. Die Bilder und Filme, die man zu diesen Ereignissen im Internet sehen kann sprechen eine ganz eigene, hoch emotionale Sprache, zum Beispiel der Fall der Mauer in Berlin und die Wiedervereinigung Deutschlands. Estland, Lettland und Litauen gingen mit der Singenden Revolution und dem Baltischen Weg ihren Weg in die Unabhängigkeit. Polen hatte die Gewerkschaft Solidarność, Lech Wałęsa und den Papst. In der Tschechoslowakei gab es die Samtene Revolution, allerdings führte die Freiheit schnell zur Spaltung in Tschechien und die Slowakei. In Jugoslawien gab es keine Revolution, sondern einen brutalen Krieg und den Zerfall in viele Staaten. 9 die Verträge Die wichtigsten Verträge können mit aufgenommen werden, müssen aber nicht. Die Materie ist sehr komplex und gar nicht emotional. Wir reden immer von der Europäischen Union, auch wenn das vereinfachend ist. Wichtig sind vielleicht die Römische Verträge (1957) zur Gründung, der Vertrag von Maastricht (1992) zur Vorbereitung des Euros, das Schengen-Abkommen mit den vier Freiheiten, und der Vertrag von Lissabon (2007) mit der Charta der Menschenrechte. Wir haben uns deutlich für die Revolutionen und gegen allzu viele Verträge entschieden. die Probleme Probleme gab es immer wieder viele. Bürokratie, Bürgerferne und die Banalitäten des Brüsseler Alltags sind wohlbekannt. Ob der Krümmungsgrad der Gurken und Bananen, die Abschaffung der Glühbirne oder die Durchsetzung des Rauchverbots in öffentlichen Raum auf die Bühne gebracht werden, ist dabei nebensächlich. Die Schauspieler sollen sich damit identifizieren können. Genauso ist es mit den Vorurteilen und Stereotypen, die aufgegriffen werden können, aber nicht ausgewalzt werden sollten, denn geht nicht um die Darstellung von Karikaturen, sondern um die Darstellung der Gemeinsamkeiten. die positiven Aspekte Wir haben es vorgezogen, lieber positive Aspekte wie InterRail und das Erasmus+ Programm hervorzuheben, da sich diese direkt an Jugendliche und junge Erwachsene wenden. Daraus sind dann zwei besonders schöne Szenen für das Musical „Join us and MOVE“ entstanden, die das Motto noch mal deutlich hervorheben. die offenen Fragen Die offenen Fragen stellen sich jedes Jahr anderes und immer wieder neu. 2015 war zuerst beherrscht von der Griechenland-Krise und den Flüchtlingen im Mittelmeer. Immer noch virulent war der Krieg in der Ukraine. Dann wurde es immer unübersichtlicher. Der Krieg in Syrien weitet sich aus. Die Flüchtlinge kamen auch über die Landroute in Ungarn und Österreich an. Sie suchten immer neue Wege nach Deutschland und Schweden, raus aus dem alles vernich10 tenden Krieg. Und da wir eine türkische Partnerschule in unserem Projekt haben, stellt sich natürlich auch die Frage nach dem ewigen Beitrittskandidaten Türkei. Der Ankara-Vertrag wurde 2014 immerhin 50 Jahre alt. Und doch entfernt sich die Türkei unter Erdogan immer mehr von Europa. 2016 wurde dann noch schlimmer, wer weiß, was noch alles auf uns zukommt. Die Europäische Union erlebt eine schwere Krise, wohl die schwerste seit ihrem Bestehen. Fast ist man versucht, ein zweites Drama aufzuführen, das mit dem Friedensnobelpreis beginnt und in immer größer Schwierigkeiten führt. die Werte Die Werte, auf denen die EU basiert, sind oft von den Politikern vernachlässigt worden, außer in Sonntagsreden. Bei einem Wettbewerb anlässlich des Europatages 2015 haben wir die Schüler gefragt, für welche Werte die EU für sie steht. Sie sollten jedem Stern der europäischen Flagge einen WERT zuordnen. Die am häufigsten genannten waren: Frieden Solidarität Freiheit Gleichheit Wohlstand Toleranz Menschenrechte Gleichberechtigung Demokratie Bildung Rechtsstaat Offenheit Zeitleiste erstellen Aus der Recherche zur Geschichte der EU ergibt sich schnell eine ausführliche Zeitleiste. Wir haben mit einfachen handgeschriebenen langen Papierstreifen angefangen. Es gibt auch von der Bundeszentrale für politische Bildung hervorragende Poster zu diesem Thema – reich illustriert und teilweise sehr umfangreich und angereichert durch Ereignisse der Weltgeschichte. Wir haben in den Zeitleisten auch die Zahl der Mitglieder notiert und wichtige Persönlichkeiten abgebildet. Dabei wurde deutlich, dass von den Vätern und Müttern der EU 11 unseren Jugendlichen niemand mehr bekannt ist. Auch da muss man einfach Mut zur Lücke haben, oder sehr intensiv die Zeitgeschichte studieren. Aus dem Vergleich der Zeitleisten aus den sechs Projektschulen, die wir zwischen zwei Treffen unabhängig voneinander angefertigt hatten, ergaben sich deutliche Unterschiede in der Gewichtung mancher Ereignisse. Das gab Anlass für intensive Diskussionen und half uns allen, die unterschiedlichen Wege in die Europäische Union zu verstehen. Das ist völlig legitim und sollte auch von Ihnen ganz selbstständig gehandhabt werden. Was Ihnen nicht wichtig erscheint, fliegt raus und was Ihnen besonders am Herzen liegt kommt rein. Was ist wichtig? Für uns ergab sich die Zeitleiste auf Seite 14 bis 16. Es gab aber durchaus im Verlauf des Projekts Änderungen: Erweiterungen und Kürzungen. Faustregel: Wichtig ist alles, was in eine Stunde passt. Unwichtig ist alles, was zu Überlänge führt. Was ist gut darstellbar? Nicht alles, was inhaltlich wichtig ist, lässt sich auch gut darstellen. Aber alle wichtigen Inhalte können aufgeteilt werden in szenische Darstellung, einen Erzähler am Bühnenrand und filmische Darstellung auf einer Leinwand im Hintergrund der Bühne. Das hängt auch wieder von der Ausstattung der Bühne ab. Was ist lustig? Das ganze Thema scheint auf den ersten Blick ganz schrecklich trocken zu sein, enthält aber auch viele Möglichkeiten für witzige Dialoge. Achtung: nicht in die Diskriminierungsfalle tappen. Was ist voller Gefühle? Das sind natürlich all die revolutionären Umwälzungen, die zu mehr Frieden, mehr Freiheit, mehr Demokratie führen. Aber auch die Szenen zu InterRail und Erasmus+ haben das Potential für große Gefühle der Völkerverständigung und 12 lebenslange Freundschaften. Jede aufführende Theatergruppe sollte sich hier die Freiheit nehmen und selbst entscheiden, zu welcher Gewichtung sie kommt. früher oder später? Zum Rekapitulieren der einzelnen Ereignisse haben wir ebenfalls Karten erstellt. Diese Karten können entweder als Zeitleiste ausgelegt werden oder es kann „früher oder später?“ damit gespielt werden. Die Karten werden gemischt und verteilt. Der erste Spieler wählt aus seinen Karten ein Ereignis aus und liest es vor. Die anderen müssen eine ihrer Karten benennen mit der Ansage „früher!“ oder „später!“ Der erste Spieler legt seine Karte aus und die anderen dürfen ihre Karten ebenfalls ausIegen, falls sie mit der Ansage „früher!“ oder „später!“ recht hatten. So entsteht sehr schnell ein solides Wissen über die Reihenfolge der Ereignisse. Die Ereignisse in der abgebildeten Zeitleiste (http://gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/timeline.pdf) und bei den Zeitkarten (www.gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/zeitleiste.pdf) so wie die Szenen des Musicals sind nicht mehr ganz deckungsgleich, weil der Entscheidungsprozess immer weiter fortgeschritten ist und weil die Auswahl der Szenen von Land zu Land teilweise abgewichen ist. 13 Einige Beispiele. 14 Zeitleiste 1940 1945 1949 1950 1953 1956 Erste Ideen eines geeinten Europas Ende des zweiten Weltkriegs Gründung der zwei deutschen Staaten Schuman-Plan Europa-Tag 17.Juni: Aufstand in der DDR Ungarn-Aufstand 1957 Römische Verträge Gründung 1961 Berliner Mauer 1962 Wirtschaftswunder 1964 Ankara-Vertrag 1968 Prager Frühling Proteste im Westen FR, IT, DE, BE, NL, LU 15 1972 InterRail 1973 1. Erweiterung 1974 Nelkenrevolution Portugal 1977 Demokratie in Spanien und Griechenland 1979 Europäisches Parlament 1980 Lech Wałęsa: Solidarność in Polen 1981 2. Erweiterung UK, IE, DK (nicht NO, CH) GR 16 1985 Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika 1986 3. Erweiterung: 1987 Erasmus-Programm 1989 Singende Revolution, Fall der Mauer 1990 Wiedervereinigung 1992 Maastricht 1995 4. Erweiterung: 2002 Einführung des Euros 2004 5. Erweiterung: EE, LV, LT, PL, CZ, SK, SI, HU, MT, CY 2007 6. Erweiterung: RO, BG ES, PT SE, FI, AT (nicht NO, CH, LI) 17 2008 Lissabon Charta der Menschenrechte 2012 Friedensnobelpreis 2013 7. Erweiterung: 2015 Grexit??? Flüchtlinge??? Ukraine??? Syrien??? 2016 Brexit HR 18 Dialoge Der Erzähler Nach der bisherigen Vorarbeit sollte klar sein, ob man einen Erzähler einsetzen möchte oder nicht. Ohne Erzähler müssen die Dialoge deutlich genug sein, um die historischen Ereignisse verständlich zu machen oder es muss eine entsprechende Deutung über die Hintergrundinformationen mit Hilfe der Leinwandprojektion angestrebt werden. Entscheidet man sich für einen Erzähler, hat man die Wahl zwischen einem ernsten Chronisten, einen Gaukler, der Witze reißt, einem Instrumentalisten, der auch ein bisschen live Musik macht und damit jeweils die Stimmung vorgeben kann, oder der schönen Europa, die das Geschehen aus dem Olymp kommentiert. Es kann auch ein Flüchtling das Geschehen kommentieren, denn Flüchtlinge gab es zu allen Zeiten aus unterschiedlichen Herkunftsländern in unterschiedliche Richtungen. Die Darsteller Unsere erste Idee war es: alle Schauspieler spielen genau ein Land der EU und vielleicht brauchen wir noch zusätzlich einen Schauspieler für die USA und Russland und eventuell auch die Länder, die nicht oder noch nicht in der EU sind. Nach der ersten Lesung, der in Gruppenarbeit erstellten Dialoge, tauchten dann aber auch junge Leute und alte Leute, Rechte und Linke, Diktatoren und Freiheitskämpfer auf, die die Sache viel unübersichtlicher machten. Aber auch viel lebendiger und witziger. Dann müssen sicher einige Schauspieler mehrere Rollen übernehmen. Es gibt nur wenige Rollen, die sogenannte Hauptrollen sind. Viele Darsteller haben ihren Auftritt mit ein paar Sätzen, fast alle verbringen viel Zeit auf der Bühne und können in zwei oder drei Rollen schlüpfen. Das macht unser Musical so besonders gut für große Schülergruppen spielbar. Die Szenenwechsel Wir verzichten weitgehend auf Umbaupausen, sondern bauen die ganze Zeit auf der Bühne am Haus Europa und an der Mauer zwischen Ost und West, bis sie wieder eingerissen wird und zum Ausbau des Hauses Verwendung findet. Das Haus Europa kam in unseren Aufführungen vor allem in der englischen, spanischen und türkischen Version zur Geltung, In der deutschen Fassung wurde das Haus Europa durch zwei Stellwände dargestellt, die eine Tür symbolisierten. Der Vorhang geht während des ganzen Stücks in der deutschen Fassung weder auf noch zu. Das ist für die Darsteller recht anstrengend und fordert in hohem Maße ihre Konzentration, aber verdeutlicht auch die Kontinuität der historischen Vorgänge. 19 Der „running gag“ Aus der Zusammenarbeit mit der türkischen Schule ergab sich der „running gag“ der immer wieder am Haus Europas anklopfenden Türkei, die aufgenommen werden möchte, bis ihnen eigentlich die Lust vergeht. Es könnte aber auch eine kleine Choreografie zu „Join us and MOVE – Musical of a vivacious EUROPE“ entwickelt werden, die sich immer wieder bei den Erweiterungsrunden wiederholt und sich bei immer schneller werdenden Erweiterungsrunden verschleißt. Oder ein „imaginäres“ Tandem, auf dem zuerst Deutschland und Frankreich Platz nehmen und dann die Beneluxstaaten und Italien und dann immer mehr, oder … Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es muss auch nicht immer alles lustig sein. Bei den Proben und den Aufführungen wurde gelacht und geweint. Das aktive Publikum Nur Zusehen ist langweilig. Gerade beim Schülertheater wäre es schön, das Publikum zum Mitmachen zu aktivieren, sei es durch Fähnchen Schwenken an bestimmten Stellen, Lichter entzünden, Jubelrufen bei den Erweiterungen, etc. Animationen, wie sie aus den Studio-Sendungen des Fernsehens bekannt sind. Das haben wir am Ende doch wieder verworfen. Allerdings gab es bei der Premiere EU-Flaggen und Knicklichter für das Publikum. Die Arbeit an den Dialogen Nach der Fertigstellung der gemeinsamen Zeitleiste haben wir die Leiste in sechs etwa gleich große Stücke zerschnitten. Die Urfassung der Dialoge haben wir dann in Gruppenarbeit erstellt. Die italienische Gruppe übernahm den ersten Teil (1945 - 1963), die deutsche den zweiten Teil (1964 – 1973), die spanische den dritten Teil (1974 – 1986), die litauische Gruppe den vierten Teil (1987 -1995), die polnische Gruppe den 5. Teil (1996 - 2004) und die türkische Gruppe den letzten Teil (2005 – 2016). Dann haben wir in den muttersprachlichen Gruppen weitergearbeitet, also die italienischen Lehrer mit ihren Schülern, die deutschen Lehrer mit ihren Schülern und so weiter. Zur Unterstützung der Gruppenarbeit gab es „Spielfelder“ wie abgebildet, und Material zur Visualisierung. In den Materialboxen befanden sich Spielfiguren, Mauersteine, ein paar Süßigkeiten, Spielgeld, Nelken, Medaillen, Stifte und der Hinweis: „Keep it small and simple as a children's game“. Meist sind wir so vorgegangen, dass die Lehrer für die Szenen den historischen Hintergrund und auch ein bisschen die Stimmung der Zeit erklärt haben, dann haben die Schüler die Dialoge gesprochen, gespielt und aufgeschrieben. 20 21 Hier ein paar Eindrücke von unserer Arbeit. Am Ende des Tages hatten wir dann sechs Abschnitte in sechs Sprachen, die von den Lehrern über Nacht ins Englische übersetzt wurden, so dass wir am nächsten Tag tatsächlich schon eine Leseprobe machen konnten. Eigentlich war diese Leseprobe mit den Schülern geplant. Das erwies sich aber bei ca. 50 Teilnehmer in einer Fremdsprache doch als zu schwierig. Und so war die erste Leseprobe den Lehrern vorbehalten. Nach dem ersten Eindruck war klar, das die Texte noch überarbeitet und angepasst werden mussten, aber wir waren mächtig stolz über unsere erste englische Version. Diese Arbeitsweise lässt sich auch auf Gruppen ohne Sprachen-Wirrwarr übertragen und noch viel einfacher realisieren, weil die ständigen Übersetzungsarbeiten wegfallen. Sie können aber auch direkt unsere Texte übernehmen. Für die Identifikation der Schüler mit dem Projekt sind die eigenen Texte natürlich sehr wertvoll. 22 Unsere Dialogversion Alle Szenen gehen ineinander über. Es gibt weder am Anfang noch am Ende einen Vorhang. SZENE 1: Das Ende des zweiten Weltkrieges – 1945 Videoprojektion1: Kriegsszenen. Die Bühne ist übersät mit Trümmerteilen. Schwarz gekleidete Personen liegen zwischen/unter den Trümmern. Der Lärm ebbt ab. Eine Gruppe von drei Darstellerinnen erhebt sich. Nummer 1 (steht auf): Nie wieder Krieg! (laut rufend) Nummer 2 (steht auf): Stoppt diesen Krieg! (laut rufend) Nummer 3 (steht auf): Keine Toten mehr! (laut rufend) Alle drei: Nein, nein, nein! Nie wieder Krieg! (laut rufend) Eine zweite Gruppe bestehend aus drei Darstellern erhebt sich. Nummer 4: Wir haben genug! (laut rufend) Nummer 5: Stoppt die Kämpfe! (laut rufend) Nummer 6: Nicht noch mehr Leid! (laut rufend) Alle sechs fassen sich an den Händen und rufen zusammen: Alle sechs: Wir wollen Frieden! Wir wollen wieder selbst über unser Leben bestimmen können. (laut rufend) SZENE 2: Schuman - Plan – 1950 Die sechs Darstellerinnen ziehen ihre schwarzen T-Shirts aus, darunter tragen sie T-Shirts mit den Flaggen ihrer Länder. (FR – IT – DE – NL – BE – LX). Die übrigen Darstellerinnen stehen auf, bleiben schwarz angezogen im Hintergrund der Bühne. IT: Ich kann meinen Bruder nicht finden. Hey, wo bist du? (Er/Sie sucht unter den Trümmern nach dem Bruder) FR: Hier bin ich. Ich bin nicht länger dein Feind. DE: Ich habe große Schuld auf mich geladen. Wo ist mein Platz in der Welt? NL: Komm bleib bei mir. Mein Haus ist dein Haus. 23 BE: Ich bin ganz allein. Ich fürchte mich. LUX: Hab' keine Angst, ich stehe dir bei. Alle sechs fassen sich an den Händen und rufen: Alle: Stoppt die Kämpfe! Lasst uns zusammenhalten! Wir wollen Frieden. FR: Wir brauchen neue Häuser! DE: Wir brauchen etwas zu essen! IT: Wir brauchen Schulen. BE: Wir brauchen Kleidung. NL: Wir brauchen Arbeit. LUX: Wir brauchen Hoffnung auf gute Zeiten. SZENE 3: Römische Verträge – 1957 Alle: Lasst uns die Ärmel aufkrempeln und miteinander ein neues Europa aufbauen in dem Frieden und Wohlstand herrschen. Zusammen werden wir es schaffen. Die sechs Darstellerinnen bilden einen Halbkreis und legen als Besiegelung die Hände aufeinander. Freeze. Die Erzählerin betritt die Bühne. Erzählerin: Guten Abend und herzlich willkommen zu einem Stück europäischer Geschichte. Sie haben soeben die Besiegelung des europäischen Gedankens miterlebt: Die römischen Verträge des Jahres 1957. Die Vereinbarung von sechs europäischen Staaten wirtschaftlich zusammen- und damit nie wieder kriegerisch gegeneinander zu arbeiten. Videoprojektion2: Die Väter der europäischen Idee: Schuman, Adenauer, De Gaspari. Mit Beginn der Projektion erwachen die sechs Staaten wieder und beginnen die Bühne aufzuräumen. Musik: „Imagine” alle singen Wenn die Projektion vorüber und die Bühne freigeräumt ist, beenden die sechs Darstellerinnen ihr Lied und verlassen die Bühne. 24 SZENE 4: Mauerbau – 1961 Erzählerin: Eine schöne Utopie „the world will live as one“. Doch nicht überall ist man schon auf ein Miteinander eingestellt. Es ist die Zeit der Abkühlung und der Zweiteilung Europas. Eine andere Darstellerin kommt und geht wie eine Schauspielerin vor dem Auftritt kreuz und quer über die Bühne. Ullbricht-Darstellerin: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten. Der Satz wird immer wieder in verschiedenen Betonungen wiederholt. Schwarz gekleidete Personen aus dem Hintergrund beginnen eine Mauer zu bauen. Musik: „Auferstanden aus Ruinen“. Die Musik wird immer lauter. Zum Schluss tritt die Darstellerin in die Mitte hinter die Mauer und sagt den Satz sehr laut mit fester Stimme und geht nach hinten ab. Musik hart aus. SZENE 5: Ankara-Vertrag – 1964 Die sechs EU-Darstellerinnen betreten die Bühne und schauen sich irritiert die neu entstandene Mauer an. Wenn die Erzählerin wieder die Bühne betritt, gehen die übrigen Darstellerinnen in den Freeze. Erzähler: Trotzdem Ost und West werden nun von einem Eisernen Vorhang getrennt. Der Gedanke an ein vereintes Europa scheint weiter entfernt denn je. regt sich etwas im Osten, also mehr im Südosten … Musik: Türkei . Es klopft. Die Stellwände, die die Tür darstellen, werden geöffnet. Vor der Tür steht die Türkei. FR: Ja bitte! Wer bist du? TR: Ich bin die Türkei. Kann ich zu Euch kommen? BE: Was hast du für Qualitäten? TR: Also, ich bin ein großes Land und meine Leute können hart arbeiten, das wisst Ihr ja bereits. Viele unserer Leute arbeiten seit Jahren für euch. DE: Einen Moment bitte. Die Tür wird wieder geschlossen. Die sechs ziehen sich zu Verhandlungen zurück. LUX: Es wäre nicht schlecht so jemanden in unserer Gruppe zu haben. Murmelphase aller, während sie umhergehen hört man verschiedene Sätze: 25 Ich weiß nicht. - Ich kenn die gar nicht. - Ob so was gutgeht? Klingt doch interessant, warum nicht? Schließlich bleibt die Frankreichdarstellerin stehen. FR: Es muss eine Entscheidung her! Mitglied oder nicht? IT: (ans Publikum gerichtet) Wie würden sie entscheiden? Bevor das Publikum antworten kann, klopft es wieder. Die Tür wird erneut geöffnet. NL: Also hör mal zu. Grundsätzlich haben wir nichts dagegen, dich aufzunehmen. DE: Man muss aber natürlich bestimmte Regeln einhalten. IT: (holt einen ganzen Berg von Papieren) Genau. Daher musst du vorher noch ein paar Formulare ausfüllen. TR schaut schockiert auf die Papiere und verschwindet damit im Hintergrund. Die sechs klatschen sich ab. Nach ein paar Sekunden kommt die TR jedoch zurück, alle Papiere sind unterschrieben. TR: Fertig. BE: (ungläubiger Blick zueinander) Gut, dann gehörst du jetzt ver-suchs-wei-se zu uns. TR: Was soll das heißen, versuchsweise? IT: Oh, das ist ganz normal, du bist zunächst ein „Partner auf Probe“. TR: Hä??? DE: Mach dir keine Sorgen. LUX: Keep cool. FR: Lass’ uns erst mal etwas trinken. Was möchtest du? Wein? DE: Bier? IT: Grappa? NL: Genever? TR: Ayran Alle: Ay- was? TR: Ayran 26 Alle: I run, you run, we all run for I run. I run, you run, we all run for I run. Die sechs beginnen einen Tanz. TR verlässt die Bühne, Kopf schüttelnd. Erzählerin: Oh mein Gott, jetzt versucht die Türkei zum Westen zu gehören. Das wird eine echt schwere Geburt. Dieses Thema wird uns noch eine ganze Weile begleiten. Denken sie an meine Worte. Aber erst mal passiert etwas Anderes. Das Jahr der Liebe steht vor der Tür: 1968. SZENE 6: Prager Frühling im Osten, Jahr des Protests im Westen 1968 Videoprojektion3: (ca 1 Min. Zappa) Mit dem Einsatz von Bob Dylans Lied: „Blowin in the wind“ betreten Hippies die Bühne und singen die erste Strophe des Lieds. FR – IT – DE – NL – BE – LX starren die Neuankömmlinge entgeistert an. Nach Ende des Gesangs: Hippie 1: Hallo Leute. Habt Ihr heute schon gelacht? Hippie 2: Habt Ihr heute schon Liebe gemacht? (grinsend) BE: Wer seid Ihr? Hippie 1: Wir sind die, vor denen euch eure Eltern immer gewarnt haben. Hippie 2: Wir sind love, peace and solidarity. IT: Und wir sind die, die Anzüge und Krawatten tragen. DE: Wir sind die, die für Moral und Ordnung zuständig sind. Hippie 1: Wer braucht Anzüge? Und Ordnung ist was für Spießer! Hippie 2: Echt Mann, macht euch mal locker. LUX: Wie seht Ihr denn überhaupt aus und was wollt ihr? Hippie 2: Wir wollen die freie Liebe. Make love not war (hält Peace-Plakat hoch). Die Szene läuft nun auf der Bühne zweigeteilt weiter. Links der Westen, rechts der Osten. Das Licht erhellt zunächst nur die Westseite. Musik: „Blowin in the wind 2“ Im Westen: Die Hippies singen die zweite Strophe von „Blowin in the wind“. Im Osten: Mehrere Personen betreten die noch dunkle Bühne. Ein Wächter steht im Hintergrund. Freeze. FR: DE: Schau’ dir diese ungewaschenen Schmarotzer an. Wissen nicht was Arbeit ist, wollen aber mitreden. Na so weit kommt’s noch. 27 Licht im Westen aus (Freeze), im Osten an. Personen auf der Ostseite bewegen sich und rufen leise und noch unsicher „Freiheit”, „Mehr Rechte”, „Demokratie“. Wächter: Seid leise. Licht im Osten aus (Freeze) im Westen an. Musik: „Blowin3“. Die Hippies singen die letzte Strophe von „Blowin in the wind“ und tanzen dazu. Zum Ende setzen sie sich als Gruppe auf die Bühne. Licht im Westen aus (Freeze), im Osten an. Die Rufe „Freiheit“ und „Demokratie“ werden lauter. Wächter: Hört auf damit. Ich sage es euch zum letzten Mal. Licht im Osten aus (Freeze), im Westen an. Die Sechs: Geht doch rüber (zeigen nach Osten), wenn es euch hier nicht gefällt. Die Sechs gehen kopfschüttelnd von der Bühne. Hippies bleiben. Licht im Westen aus (Freeze), im Osten an. Im Osten jetzt laute Rufe nach Freiheit und Demokratie, der Wächter greift ein und zieht die Rufer von der Bühne. SZENE 7: InterRail – 1972 Ein weiterer Hippie erscheint mit Rucksack. Hippie mit Rucksack: Hat irgendjemand Bock auf reisen? Einfach nur frei sein und die Welt entdecken? Hippie 1: Sicher. Frei sein. Sehr cool. Hippie 1 schaut die anderen Hippies an, die begeistert nicken. Hippie 2: Wo soll es denn hingehen? Hippie mit Rucksack: Kreuz und quer durch Europa. Spanien, Portugal, England, Dänemark … Hippie 2: Bist du reich? Weißt du, was das alles kostet? Hippie mit Rucksack: Hey, keep cool. Habt Ihr noch nichts von Interrail gehört? Hippies stehen auf Hippie 1: Inter - was? Hippie mit Rucksack: InterRail. Ein Ticket, einen Monat lang gültig, in ganz Europa. Drei Hippies: Genial. Da sind wir dabei! Alle verlassen die Bühne. Die Erzählerin tritt nach vorne. 28 Erzählerin: Jaja, InterRail, die guten alten Zeiten. Das war noch was. Ein bisschen nostalgisch wird man jawohl noch sein dürfen beim Gedanken an diese Zeit. Aber apropos Gedanke, was wird denn eigentlich aus dem europäischen Gedanken? Gute Nachrichten: Er spricht sich herum und findet im Jahre 1973 die ersten neuen Freunde. SZENE 8: Die 1. Erweiterung – 1973 England mit Melone, Irland mit Schaf und Dänemark mit Knäckebrot betreten die Bühne. GB: Hello, ist jemand zu Hause? Die sechs kommen auf die Bühne zurück. DK: Können wir euch mal kurz sprechen? IR: Wir würden gerne in eurem Club mitmachen. BE: (zu FR/DE/IT) Hey, die sehen cool aus. NL: Lasst uns mal schauen, was die so drauf haben. LUX: (Zu GB/IE/DK)) Wer seid ihr und was könnt ihr? GB: Ich bin Großbritannien. Ihr wisst schon: Big Ben, Teatime, neue Trends, neue Mode, very cool. DK: Ich bin Dänemark, kleines Land, tolle Landschaft und ihr kennt bestimmt unser Wahrzeichen: die kleine Meerjungfrau. IR: Well und ich bin Irland, bekannt für Irish Pubs, Whiskey und Schafe. GB: Wir sind hip und trendy, … DK: … und haben viele gute Verbindungen in die ganze Welt. FR Das hört sich gut an. DE: Wir könnten die drei wirklich gut … NL: … in unserer Gemeinschaft gebrauchen. (alle nicken zustimmend) Alle sechs: Join us and MOVE. Musik: “Join us and MOVE”(Klavier). Gesungen wird die erste Strophe mit Refrain. 29 GB: Yeah, wow, great. DK: Was für ein toller Moment. IR: Darauf lasst uns anstoßen. DE: Prost, IT: CinCin, GB: Cheers, FR: A votre santé, DK: Scoll. Alle machen Gesten des Anstoßens. Eine kleine Feier. Musik: Türkei. Von hinten kommt die etwas wütende Türkei dazu. TR: Hallo? Und was ist mit mir? Wieso sind die jetzt vor mir dran? DE Das hier ist etwas ganz Anderes. IT: Das erklären wir dir draußen. Länder nehmen die TR zwischen sich und begleiten sie von der Bühne. SZENE 9: Demokratie für Spanien, Portugal und Griechenland – 1974 - 86 Musik: Trommelwirbel Drei Diktatoren (Spanien, Portugal und Griechenland) betreten in Uniform die Bühne und gehen in den Vordergrund. ES: Wir sind die Diktatoren von Spanien, PT.: Portugal GR: und Griechenland. Wir entscheiden, was die Leute in unseren Ländern tun dürfen und was nicht. PT: Und wehe, wenn sie sich nicht daran halten. ES: Dann haben wir unsere eigenen Methoden sie zu überzeugen Alle drei machen die Geste des Hals-Durchschneidens. Zusammen: Wir verlangen die Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft. Hinter den Diktatoren tauchen die neun Länder der EU auf. 30 Die 9: Jeweils einzelne Länder sagen die folgenden (und noch andere passende) Sätze: Ihr seid nicht demokratisch. - Wir wollen euch nicht bei uns haben. Ihr unterdrückt euer Volk. - Akzeptiert die demokratischen Rechte, erst dann können wir weiterreden. Die Neun drehen sich um und gehen in den Bühnenhintergrund. Drei weitere Schauspieler treten auf. Sie stellen die Völker der drei Länder dar. Schwarze T-Shirts, Landesflaggen. ES: Wir wollen Freiheit. PT: Wir wollen Gerechtigkeit. GR: Wir wollen Demokratie. (Zu den Diktatoren) Wir wollen Euch hier nicht länger! PT: Wir wollen endlich frei sein. Haut ab! Diktatoren: Was war das? Wir lassen euch einsperren! Erzähler geht zu den Diktatoren, stellt sich neben sie und dreht eine Sanduhr um. Die Zeit der Diktatoren läuft ab. Lied: „Grandola Vila Morena“ Die Diktatoren fallen auf der Bühne um und werden vom Volk von der Bühne getragen. Jubel. ES Und jetzt, was machen wir jetzt? PT Wunderbar, wir können frei wählen, unsere Rechte zurückfordern, mit der Vergangenheit abschließen und neu anfangen. GR Und wir können in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen werden. ES, PT, GR: (zu den EUlern, die interessiert zugesehen haben): Nehmt Ihr uns auf? Stille Post zwischen den EU Staaten. FR: (versteht nicht, was durch die Stille Post gesagt wurde.) Was??? Alle: Ja!!! FR: Ah, ok. Wir nehmen euch auf. Ihr werdet Mitglieder der europäischen Gemeinschaft! Alle EU Länder gehen auf die Neuen zu. Bevor es zum Schütteln der Hände kommt: FR Halt!! (Freeze für alle anderen EU Staaten) Eine Frage habe ich noch. Wie haltet ihr es mit den Finanzen? Alle anderen EU Staaten weichen langsam wieder vor den drei Neuen zurück. 31 ES, PT, GR: Die drei schauen sich an, nicken und sagen mit dem Brustton der Überzeugung nacheinander… Doch… Gut… Schon… Blendend! (gemeinsames Lachen) FR: Dann seid Ihr willkommen. LUX: Join us and MOVE. DK: Wir helfen euch beim Aufbau der Demokratie und der Wirtschaft. Sie ziehen den drei neuen Ländern die schwarzen T-Shirts aus. Darunter sind die EU Länderfahnen. Musik: Join us and MOVE (Span. Variante) Gesungen wird die zweite Strophe mit dem Refrain. Direkt im Anschluss: Musik: Türkei TR: betritt die Bühne Hallo? Und was ist mit mir? Ihr wolltet euch doch melden! Wieso sind die jetzt auch vor mir dran? DE, IT: Das hier ist etwas ganz Anderes. Das erklären wir dir später. (DE und IT nehmen TR zwischen sich und bringen sie, begleitet von allen übrigen, von der Bühne) SZENE 10: Solidarność – 1980 Erzählerin: Wir schalten zurück ins Jahr 1980. In Polen passieren Dinge, die die Welt verändern werden. Videoprojektion 4: Solidarność Polens Werftarbeiter gründen eine unabhängige Gewerkschaft. Lech Wałęsa, der Mann, der zum Symbol für diese Veränderung werden wird, führt sie an. Wir erleben einen historischen Moment. Hier beginnt sie, die Auflösung des Warschauer Pakts! . Aus dem OFF hört man Rufe: Streik, Streik, wir gehen in den Streik. Eine Gruppe Werftarbeiter in Arbeitsanzügen (Blaumänner) betritt die Bühne. Einer von ihnen ist Lech Wałęsa. Masse: Streik, Streik, wir gehen in den Streik. Wałęsa: Liebe Genossinnen und Genossen, es ist an der Zeit uns gegen ein System zu wehren, das die arbeitende Klasse aus dem Blick verloren hat. Lasst uns für eine gerechte Bezahlung und die Zukunft unserer Kinder kämpfen. Masse: Genau. Streik, Streik, wir gehen in den Streik. Wałęsa, Wałęsa!! Wałęsa: Unabhängige Gewerkschaften und das Recht auf Redefreiheit müssen auch in Polen anerkannt werden. Wir wollen uns nicht länger von denen da bevormunden lassen oben 32 Masse: Jawohl, Freiheit für alle. Solidarność, Solidarność, … Die Streikenden gehen mit lauten Rufen von der Bühne. SZENE 11: Schengen Abkommen – 1985 Erzählerin: aufzuhalten In den Staaten des Warschauer Pakts greift der Wunsch nach mehr Demokratie um sich. Eine Entwicklung, die nun nicht mehr ist. Aber ich will nicht vorgreifen. Schauen wir lieber auf die junge Gemeinschaft der 12 Staaten und ihre Pläne. Die 12 EU-Mitglieder kommen zurück. DE: Der Grundstein für Frieden und Freiheit in Europa ist gelegt! IT: Wie geht’ s aber weiter? LUX: Wie können wir unsere Gemeinschaft für jeden unserer Bürger auch wirklich spürbar machen? DK: Wir könnten die Grenzen zwischen unseren Ländern öffnen. BE: Personen und Zollkontrollen werden abgeschafft. GR: Das würde den Handel und das Reisen erleichtern. FR: Wir wachsen zusammen wie ein Land und sparen eine Menge Geld. ES: Wenn wir die Binnengrenzen öffnen, müssen wir aber die Außengrenzen unserer Gemeinschaft schützen. PT: Hier sollten alle mithelfen. Spruchband „Schengen – Agreement“ wird entrollt. GB und IE beteiligen sich nicht. GB: Wir nicht. Wir kümmern uns um unsere Grenzen, sonst nichts. IE: Wir auch nicht. Wir sind eine Insel. Wir machen unser Ding. Betretene Blicke über die egoistische Entscheidung der beiden Mitglieder. Um die Stimmung aber wieder anzuhaben macht Italien einen Vorschlag: SZENE 12: Erasmus-Programm – 1987 IT: Lasst uns auch mal was für die Jugend tun. Wenn Europa zusammenwachsen soll, dann sollten sich die jungen 33 Leute besser kennen lernen. SP, PT: paar Wir können junge Menschen einladen und ihnen zeigen, wie man Flamenco tanzt. Musik: Flamenco. Sie tanzen ein Takte NL: Flamenco? Wie cool ist das denn?? Echt mal! DE, FR: retten. an Und bei uns kann man an einem Umweltschutzprojekt mitarbeiten. Die Natur können wir sowieso nur gemeinsam Halten ein Plakat hoch „Umweltschutz hört nicht Landesgrenzen auf“ DK: Ein wichtiges Projekt! Sehr gut. GR: Stopp, Stopp! Zeigt seine leeren Hosentaschen Wer soll das denn alles bezahlen? PT: Wir haben ein Menge Freunde überall in Europa, aber wir haben nicht genug Geld um ins Ausland zu reisen. ES: Flüge sind teuer und InterRail dauert zu lange. GR: Unsere Gemeinschaft ist gewachsen, aber dadurch werden die Wege auch immer länger. Alle schauen traurig in die Runde DE: fröhlich Leute, dafür gibt es doch Erasmus. Entrollen ein Banner mit der Aufschrift „Erasmus“. FR: Studenten, Schüler und ihre Lehrer werden seit 1987 unterstützt, um in anderen Ländern Erfahrungen zu sammeln, zu studieren oder gemeinsam an Projekten zu arbeiten. GB: Erweitert Euren Horizont, verbindet euch. Musik: „Come together“ Erzähler: Damit wäre das auch geklärt. Das europäische Programm Erasmus ermöglicht es Jugendlichen, andere Länder der Gemeinschaft kennenzulernen und damit Vorurteile abzubauen. Aktive Völkerverständigung. Eine wirklich gute Idee. Doch nun: Bereiten Sie sich auf ein ganz besonderes Jahr vor, das Jahr der Revolutionen: 1989! Wir beginnen in den Baltischen Staaten. 34 SZENE 13: Singende Revolution – 1989 Auf der Bühne sind die 12 EU-ler versammelt, sie stehen mit dem Rücken zum Publikum und sehen zur Leinwand. Auf der Bühne erscheinen die noch schwarz gekleideten Darstellrinnen EE, LV und LT. Videoprojektion5: Baltic Way Erzählerin: Was Sie hier sehen, ist sensationell: Eine Menschenkette von Vilnius in Litauen über Riga in Lettland bis nach Tallinn in Estland. Das Ziel ist nicht weniger als die Unabhängigkeit der drei Baltischen Staaten. Die Menschen fordern mehr Freiheit und demokratische Wahlen. Die drei Darstellerinnen fassen sich an den Händen. Andere schwarz gekleidete kommen dazu. Sie bilden eine Kette. Die EU-Staaten drehen sich zu den Darstellern um und schauen aus dem Hintergrund zu. Wenn die Videoprojektion endet, lassen sich die schwarz gekleideten Darstellerinnen los und beginnen über die Bühne zu gehen. SZENE 14: Der Fall der Berliner Mauer– 1989 Erzählerin: Auch in Ostdeutschland spüren die Menschen die Kraft der Veränderung, die durch die Politik Michail Gorbatschows erst möglich wurde. Was sie auf ihren Montagsdemonstrationen fordern sind mehr Demokratie und natürlich die Reisefreiheit. Person 1: Wir leben hier wie in einem Käfig. Person 2: Wir wollen freie Menschen in einem freien Land sein. Person 3: Wir sind Europäer, wir wollen auch durch Europa reisen dürfen. Person 4: Warum teilt diese Mauer unsere Familien? Wir sind ein Volk. Mehrere Personen rufen: Die Mauer muss weg und Wir sind das Volk. Videoprojektion6: Fall der Berliner Mauer Musik: „Wind of change“ Erzählerin: Menschen, die frei sein wollen, werden auch durch Mauern und Zäune nicht aufgehalten. Und so gelingt am 09. November 1989 doch noch eine Revolution auf deutschem Boden, und eine friedliche noch dazu. Die Zeit der Mauer ist vorbei. Alle Schauspieler beteiligen sich daran, die Mauer abzubauen und singen dabei „Wind of change“. Am Ende verlassen alle die Bühne. 35 SZENE 15: Krieg in Jugoslawien – 1995 Videoprojektion7: Jugoslawien. Die Karte Jugoslawiens erscheint auf der Leinwand. Sieben Darstellerinnen betreten schwarz gekleidet die Bühne. Sie stehen verteilt. Erzählerin: Doch so friedlich gelingt die Veränderung in Europa leider nicht überall. Musik: Kriegsgeräusche. Alle ducken sich. Die alte Karte wird überblendet mit der neuen Karte, auf der Jugoslawien in viele Teile zerfällt. Sie beginnen miteinander zu kämpfen. Ende im Freeze. Die Darstellerinnen treten einzeln nach vorne. 1: Ich komme aus Bosnien Herzegowina. 2: Ich komme aus Mazedonien. 3: Ich komme aus Serbien. 4: Ich komme aus dem Kosovo. 5: Ich komme aus Slowenien. 6: Ich komme aus Kroatien. 7: Ich komme aus Montenegro. Erzählerin: Dieser Krieg hat mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet, viele Familien zerstört und unzählige Kinder traumatisiert - und das mitten in Europa. Kein Ruhmesblatt für die europäische Politik. Darstellerinnen gehen ab, Erzählerin bleibt. SZENE 16: 4. Erweiterung – 1995 Erzählerin: Und doch, der Gedanke des Miteinanders setzt sich immer mehr durch. Weitere Länder wollen in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Die zwölf Mitglieder der Gemeinschaft sind auf der Bühne. Fünf weitere Schauspieler mit den Flaggen von SE, FI, NO, AT, CH erscheinen. ES: Hey Leute, wir bekommen Besuch. IT: Was wollen die denn? DE: Fragen wir sie doch einfach.. SE, FI, AT, treten vor, CH und NO bleiben etwas zurück. FI: Wir würden gerne in eurer Gemeinschaft eintreten. Seid Ihr damit einverstanden? Unsere Produkte sind hochwertig. Unsere Umwelt ist sauber. 36 SE: Wir bieten beste Bedingungen zum Leben und Arbeiten. Ach ja, und ihr werdet unser frisches Design lieben, oder kauft ihr nicht bei IKEA? AT: Wir sind ein reiches Land im Herzen Europas. Im Winter ein wahres Skiparadies, außerdem rollen bereits unzählige Waren über unsere Straßen. Wäre doch schade, wenn wir nicht dazu gehören würden. Lasst uns zusam menarbeiten und Freunde sein. Die EU-ler schauen sich kurz an. Dann tritt FR vor. FR: Wir freuen uns, dass ihr mitmachen wollt. Das macht vieles leichter. Join us and MOVE. Musik: Join us and MOVE (Klavier). Alle singen Sofort, wenn das Lied zu Ende ist: Musik: Türkei TR: Also wirklich, was soll das denn? Wieso werden die einfach so Mitglied und ich nicht? FI, SE, AT: Du musst eben noch warten, du bist noch nicht so weit. TR: Wer redet denn mit euch? DK, BE: Das hier ist etwas ganz Anderes. Das erklären wir dir draußen. (DK und BE nehmen TR zwischen sich und bringen sie, begleitet von den übrigen, von der Bühne. UK, NO und CH bleiben zurück.) UK: Was ist eigentlich mit euch? Ihr seid doch auch Europäer und echte Demokraten und reich noch dazu. Ihr fehlt uns noch in unserem Club. NO, CH: Nee, danke der Nachfrage, aber wir kommen besser alleine klar. Wisst ihr, wir lieben unsere Unabhängigkeit und wollen selbst bestimmen können. Aber bei eurem Erasmusding machen wir gerne mit, das ist cool. Reisen für Schüler und Studenten von der EU bezahlt. (Daumen hoch) Die drei Länder gehen ab. Erzählerin: Nun, das ist mal ehrlich. Aber wer weiß schon, was die Zeit bringt? Vielleicht überlegen es sich die beiden ja noch. Unsere mittlerweile fünfzehn Staaten haben auf jeden Fall schon den nächsten großen Schritt im Auge, und der wird ein richtiges Feuerwerk. SZENE 17: Einführung des Euro – 2002 Alle fünfzehn Mitglieder der EU kommen auf der Bühne. Jeder hat eine überdimensionale Münze seiner Landeswährung in der Hand. Auf jeder Rückseite, mit Ausnahme GB, DK und SE, ist eine überdimensionale Euromünze. Bei dem Lied machen die drei genannten 37 Länder nicht mit. Musik: „Money, Money, Money“ Wenn die Musik vorbei ist: Erzählerin: Zum 01. Januar 2002 führen wir eine gemeinsame Währung ein: den EURO. DE: Das ist gut für unseren gemeinsamen Markt. UK: Ich will damit nichts zu tun haben. Wir behalten unser Pfund. IT: Es wird keine schwankenden Wechselkurse mehr geben. DK: Mit mir nicht, wir wollen unsere Krone behalten. FI: Wieso? Eine Währung für alle, das ist doch prima! SE: Finde ich nicht, es ist viel zu riskant, wenn so viele Länder in einen Topf geworfen werden. IE: Spielverderber. Ich bin dabei. Das hat doch nur Vorteile. ES, PT, GR: Genau, die ganzen Touristen brauchen nicht mehr in Peseten, Escudos und Drachmen umzurechnen. Alle im Freeze Erzählerin: Ganz so glatt wie erhofft wird das mit dem Euro nicht über die Bühne gehen. Heute wissen wir das. Damals haben sich das einige aber wohl ganz anders vorgestellt. Trotzdem bleibt die Idee dahinter richtig und gut: Ein gemeinsames Europa braucht auch eine gemeinsame Währung. Auf jeden Fall wird das, wofür die Europäische Union steht immer beliebter, wie das Jahr 2004 zeigt. Schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf so etwas wie Völkerwanderung! SZENE 18: 5. Erweiterung - 2004 Nacheinander erscheinen EE, LV, LT, PL, CZ, SK, HU, SL, MT und CY auf der Bühne. Musik: Join us and MOVE (Alpers Version) Musik läuft nur als Untermalung der Szene. Kein Gesang. Der Satz „Join us and MOVE“ sollte im Laufe der Szene immer bedrückter gesprochen werden. EE: Hallo. Wir sind die Baltischen Staaten Estland, LV: … Litauen LT: … und Lettland. Wir wollen enge Verbindungen zu Europa. 38 LV: Können wir bei euch mitmachen?? Die fünfzehn: Aber klar doch. Join us and MOVE. PL: Darf ich dann auch mitmachen? Ich bin Polen und ein wichtiger Handelspartner. Die fünfzehn: Willkommen. Join us and MOVE. CZ: Wir sind Tschechien … SK: … und die Slowakei. Wir brauchen eure Unterstützung. CZ: Außerdem brauen wir leckeres Pils. Nehmt ihr uns auf? Die fünfzehn: Join us and MOVE. HU: Auch wir Ungarn wären gerne dabei. Urlaub am Plattensee?! Die fünfzehn: Join us and MOVE. SL: Italien Darf ich dann auch mitmachen? Ich bin Slowenien, Nachbar von und Österreich. Die fünfzehn: Join us and MOVE. MT: Ich bin Malta … CY: und ich Zypern. Wir sind zwar nur zwei kleine Inseln, MT: gehören aber auf jeden Fall … Die fünfzehn: JAJA, schon klar. Join us and MOVE. Jetzt reicht' s aber erst mal. SZENE 19: Letzte Erweiterungen – 2007/13 Drei weitere Schauspieler betreten die Bühne. RO: Halt, noch nicht zumachen. Ich bin Rumänien und brauche Unterstützung. Die 25: Na OK, einer geht noch. Join us and MOVE. BG: Ich bin Bulgarien, Nachbar von Rumänien. Mit geht’s genauso schlecht. Die 25: Join us and MOVE. Jetzt reicht' s aber. HR: Hier kommt ein schönes Urlaubsland, Kroatien mit Adriastrand. Nehmt ihr mich mit, dann ist das der Hit. 39 Die 25: Join us and MOVE. Aber jetzt ist erst mal Schluss. DE: Und die Türkei? TR: Was, und die Türkei? Glaubt ihr immer noch, ihr könnt mich herumschubsen? Schaut euch um in der Welt. Vieles ist in Veränderung. Ihr werdet es spüren und ihr werdet mich brauchen. Doch dann haben sich die Spielregeln geändert. Denkt an meine Worte. Inschallah. Die Türkei verlässt die Bühne. Alle EU Länder schauen ihr erst nachdenklich hinterher, gehen anschließend in Gruppenstandbilder die Gespräche und politische Auseinandersetzungen darstellen. Freeze. SZENE 20: Friedensnobelpreis 2012 Erzähler: In der Europäischen Union haben jetzt alle Bürger der Mitgliedsstaaten die gleichen sozialen, wirtschaftlichen und demokratischen Rechte. Man kann leben, wo man möchte (mit einem Augenzwinkern zum Publikum) es muss nicht Mönchengladbach sein, obwohl, schlecht ist die Wahl nicht. Doch die tatsächliche Entscheidung zwischen hier und Neapel, Klaipeda, Malaga oder Krakau ist in den Köpfen noch nicht wirklich angekommen. Vielleicht wird das der nächste Schritt im Zusammenwachsen des europäischen Gedankens werden. Doch rückblickend lässt sich sagen: Geschafft wurde schon viel. Während in manchen Teilen der Welt immer wieder oder immer noch Krieg herrscht, hat die europäische Gemeinschaft ihr anfangs gesetztes Ziel erreicht: Es herrscht seit über 70 Jahren Frieden zwischen den Mitgliedern. Man ist nicht immer einer Meinung, aber immerhin redet man miteinander und schlägt sich nicht die Köpfe ein. Diese Tatsache hat eine Auszeichnung verdient Eine feierlich gekleidete Darstellerin betritt die Bühne mit einem Orden. Sie wird begleitet von vier Musikerinnen. Darstellerin: Der Friedensnobelpreis des Jahres 2012 geht für ihren Einsatz für Frieden, Menschenrechte und Völkerverständigung an die Europäische Union. Herzlichen Glückwunsch. Der Preis wird überreicht, die Musikerinnen beginnen Ode an die Freude zu spielen. Alle singen mit. Es herrscht Feierstimmung. SZENE 21: Flüchtlinge Mitte der ersten Strophe betreten Flüchtlinge die Bühne und versuchen sich an EUMitgliedern festzuhalten. Sie werden abgewiesen, weggestoßen. Die Flüchtlinge fallen auf 40 den Boden und bleiben dort liegen. Das Lied wird bis zum Ende der zweiten Strophe gesungen. Am Ende bleiben die europäischen Staaten um die Flüchtlinge stehen. Wenn die Musik vorüber ist, treten einzelne Darstellerinnen nach vorne an den Bühnenrand und sagen einen Wunsch, den sie mit ihrer persönlichen Zukunft in Europa verbinden. Ich möchte in einem Europa leben, … … in dem es keine Grenzen gibt, die Menschen zurückhalten … in dem gemeinsam etwas für Flüchtlinge getan wird. … in dem ich sagen kann, was ich möchte. … wo der Frieden das höchste Gut ist. … in dem miteinander und nicht gegeneinander gearbeitet wird. Eben ein Europa, das in Vielfalt geeint ist. Es ist unsere Aufgabe, das zu erreichen. Alle helfen den Flüchtlingen wieder auf die Beine. Anschließend Musik: Join us and MOVE (Finale) Alle singen gemeinsam. Ihre Dialogversion Ihre Dialogversion kann ganz anders aussehen. Sie können aber auch unsere Texte der Einfachheit halber übernehmen. Sie können andere Schwerpunkte bilden. Sie können Ihr ganz eigenes Stück entwerfen. Es kürzen oder verlängern oder eine Serie draus machen. Das kommt darauf an, wie viel Zeit Sie in die inhaltliche Arbeit investieren wollen. Unsere Dialogversion hat viele Stadien durchlaufen und ist oft geändert, übersetzt und rückübersetzt worden – in Zusammenarbeit der sechs Schulen. Die Versionen der sechs verschiedenen Länder wichen deutlich voneinander ab. Sie sind nicht alle schriftlich fixiert, aber als Videos zu bewundern. https://www.youtube.com/results?search_query=Join +us+and+MOVE 41 Musik Am Anfang standen ein paar Ideen zu bekannten Stücken, die zu den Themen und Emotionen auf der Bühne passen. Kriegsende Rammstein: Feuer frei Schuman-Plan John Lennon: Imagine Mauerfall The Scorpions: Wind of Change Gründung der EU Beethoven: An die Freude Griechenland Mikis Theodorakis Vertrag von Lissabon Georges Moustaki: Declaration Das war natürlich überhaupt kein einheitlicher Stil im Sinne eines Musicals. Auch war zunächst nicht klar, was davon einfach nur eingespielt werden sollte und was die Schauspieler singen sollten, und in welcher Sprache? Oder doch eigene Kompositionen und Songtexte? Es war auch erstaunlich, wie klein das gemeinsam bekannte Repertoire an englischsprachiger Popmusik ist, wenn man mit Litauern, Polen, Türken, Italienern, Spaniern und Deutschen an einem Tisch sitzt. Nach einem ersten Brainstorming hatten wir den Anspruch wenigstens einen eigenen Song zu texten und zu komponieren. Das fand bei einem Treffen in Kayseri in der Türkei statt. Probenraum war das Foyer des Hotels. Drei Musiklehrer aus Deutschland, Spanien und der Türkei und viele Texter und Sänger drängten sich um den Flügel. Die erste Liste wurde auch öfter modifiziert. Rammstein wurde verworfen. Imagine und Wind of Change beibehalten, weil wirklich alle diese Songs kannten. Die Europa-Hymne war auch klar, sie sollte beim Friedensnobelpreis zum Einsatz kommen. Statt Mikis Theodorakis entschieden wir uns für Grândola, Vila Morena, ein Kampflied, das zur Hymne der Nelkenrevolution in Portugal wurde. Moustaki wurde auch verworfen, dafür kamen noch dazu. Blowin' in the Wind, Come Together (mit eigenem Text), Money Money (mit eigenem Text). Auch hier haben Sie natürlich alle künstlerische Freiheit, noch viel kreativer alle Lieder selbst zu komponieren und zu texten. 42 Der Text: Join us and MOVE We want to live in peace and freedom We want to share our beliefs Never again a war in Europe And we shall live safe and free Refrain: Join us and MOVE Come feel the groove We will be friends for ever Join us and MOVE We want to live in peace and freedom We want to be one family The world’s a nice place to life in And we shall live safe and free Refrain We want to live in peace and freedom Let’s try to build a place for all So never ruin what we created And you will live safe and free Refrain (2x) Never again a war in Europe And we shall live safe and free 43 - Musikliste Kriegslärm (Zweiter Weltkrieg, Jugoslawien) Türkische Musik (ein paar Takte zum Auftritt der Türkei) Imagine (Gründung) Blowing in the Wind (1968) Come together (neuer Text zu Erasmus) Wind of Change (1989) Money, Money, Money (neuer Text zur Euro-Einführung) Song of Joy (Friedensnobelpreis) Join us and MOVE (Erweiterungen, Ende) - Musiktexte IMAGINE (JOHN LENNON) Imagine there's no heaven It's easy if you try No hell below us Above us only sky Imagine all the people Living for today... Imagine there's no countries It isn't hard to do Nothing to kill or die for And no religion too Imagine all the people Living life in peace... You may say I'm a dreamer But I'm not the only one I hope someday you'll join us And the world will be as one Imagine no possessions I wonder if you can No need for greed or hunger A brotherhood of man Imagine all the people Sharing all the world... You may say I'm a dreamer But I'm not the only one. I hope someday you'll join us. And the world will live as one. 44 Blowin' In the Wind (Bob Dylan) How many roads must a man walk down before you call him a man? How many seas must a white dove sail before she can sleep in the sand? How many times must the cannon balls fly before they are forever banned? The answer my friend, is blowin' in the wind. The answer is blowin' in the wind. How many years can a mountain exist before it's washed to the sea? How many years can some people exist before they're allowed to be free? How many times can a man turn his head and pretend that he just doesn't see? The answer my friend, is blowin' in the wind. The answer is blowin' in the wind. How many times must a man look up before he can see the sky? How many ears must one man have before he can hear people cry? How many deaths will it take till he knows that too many people have died? The answer my friend, is blowin' in the wind. The answer is blowin' in the wind. Join us an MOVE (Melodie: Pierre Hackstein) We want to live in peace and freedom We want to share our beliefs Never again a war in Europe And we shall live safe and free Join us and MOVE Come feel the groove We will be friends forever Join us and MOVE We want to live in peace and freedom We want to be one family This world’s a nice place to live in And we shall live safe and free Refrain We want to live in peace and freedom Let’s try to build a place for all So never ruin what we’ve created And you will live safe and free Refrain (2x) Vers 3 + 4 des Refrains 45 Erasmus Song (Come Together, The Beatles, Text: Johannes Stüve) Here comes Erasmus That is European That means meeting people And see different countries. You will travel around And meet some other folks Pack your things and start because There is so much to see. Come together, right now, over me. Flamenco dancing in Spain Or making music in Greece Maybe some studies in Rome Or German culture at least. My friend you see there is a lot that you can do. Get out of your chair, Europe’s waiting for you. Come together, right now, over me. Wind Of Change (The Scorpions) I follow the Moskva Down to Gorky Park Listening to the wind of change An August summer night Soldiers passing by Listening to the wind of change The world is closing in Did you ever think That we could be so close, like brothers The future's in the air I can feel it everywhere Blowing with the wind of change Take me to the magic of the moment On a glory night Where the children of tomorrow dream away (dream away) In the wind of change Walking down the street Distant memories Are buried in the past forever I follow the Moskva 46 Down to Gorky Park Listening to the wind of change Take me to the magic of the moment On a glory night Where the children of tomorrow share their dreams (share their dreams) With you and me Take me to the magic of the moment On a glory night (the glory night) Where the children of tomorrow dream away (dream away) In the wind of change (the wind of change) EURO (Musik: „Money Money Money“ von ABBA, Text: Johannes Stüve) We have so many currency I think it is too much for me Ain't it sad For every country I will go I have to change my money, oh That's too bad In my dreams I see a sign It looks strange, but feels so fine I want to hold it all the time This currency now will be mine EURO, EURO, EURO, YOU‘RE MY HERO, YOU WILL MAKE MY DAY EURO, EURO, EURO, LOVELY HERO I WANT YOU TO STAY AHAAAAAA..... I will travel abroad and pay everything in Euro Everything is fine 47 Hintergrundinformationen Um die vielen historischen Ereignisse begreifbarer zu machen, wollten wir im Bühnenhintergrund auf eine Leinwand historische Filme und Fotos projiziert. Letztendlich haben wir aber nur wenige Filme gezeigt und auf die Fotos verzichtet. Das hängt von den technischen Möglichkeiten ab und von der Intention, mehr zu unterhalten oder mehr zu informieren. Falls Sie die historischen Fotos benutzen wollen, stellen wir Sie Ihnen gerne zur Verfügung: http://gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/mm-de.pdf http://gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/mm-en.pdf 48 49 50 51 52 53 54 55 Bühnenbild Die Bühnendekoration war recht einfach in schwarz gehalten mit beweglichen Elementen zum Mauerbau und zum Fall der Mauer. Trennwände haben wir sowohl als Türen und zur Halbierung der Bühne in Ost und West eingesetzt. Die Requisiten waren ebenfalls sehr sparsam angedeutet, um das Projekt nicht noch komplizierter zu machen. Wir hatten zwar den kompletten Fahnensatz der EU +Türkei, Norwegen und Schweiz in groß und in klein. Wir haben sie aber nur sehr sparsam eingesetzt. 56 Am besten ist das in den Video-Aufnahmen zu sehen. In den unterschiedlichen Ländern wurde mit unterschiedlichen Elementen zum Mauerbau gearbeitet. Auch abhängig von der Bühnengröße. Oben sieht man die großen Stellwände und die kleinen Mauerteile. Unten ist die Mauer fertig. Und bleibt dort bis zum Fall der Mauer.- ohne den Ablauf auf der Bühne zu behindern. 57 In Spanien sah das ganz anders aus: Links das Europäische Haus, rechts die Mauer. Kostüme Schwarze Hosen und schwarze T-Shirts mit den Flaggen der dargestellten Länder war die Grundausstattung. Die Flaggen auf den T-Shirts sollten möglichst groß sein, damit sie gut zu erkennen sind. Da war die türkische Version deutlich besser als die deutsche. 58 Dazu gab es Phantasie-Uniformen für die Diktatoren aus Spanien, Griechenland und Portugal, Hippie-Kleidung für 1968. Kampf-Uniformen für Soldaten in der Szene zum Prager Frühling wurde in einigen Ländern eingesetzt, aber nicht in der deutschen Version. Chorproben Mit Schülerinnen und Schülern zu singen ist einfach und schön, wenn die anfängliche Scheu erst mal überwunden ist. Die Qualität des Gesangs hängt natürlich von den individuellen Fähigkeiten der einzelnen TeilnehmerInnen ab. Da wird jede Gruppe ihre eigenen Erfahrungen machen. Schulen, die schon einen Schulchor oder eine Musical-AG besitzen, haben es vielleicht etwas leichter als Schulen, die, so wie wir, mit Bühnengesang absolutes Neuland betreten. So oder so, wichtig ist es, den Spaß am gemeinsamen Singen hoch zu halten, damit Ängste abgebaut und ein Gefühl der Gemeinsamkeit aufgebaut werden kann. Da wir außer dem Titelsong „Join us and MOVE“ nur existierende Songs verwendet haben, konnten wir gut auf die Instrumentalversionen der Lieder zurückgreifen, die wir im Netz fanden und auf Stick sammelten, um sie jederzeit bei Proben und später natürlich bei der Aufführung nutzen zu können. Außerdem konnten sich die Sänger und Sängerinnen zuhause über Youtube die Stücke anhören und ihren Gesang allein oder in Kleingruppen üben, was die Vorbereitungszeit verkürzte. Wer die Möglichkeit hat, Musik live einspielen zu lassen, wie es unsere spanische Partnerschule mit ihrem Schulorchester tat, kann ganz gewiss noch mal andere Effekte erzielen. Allerdings ist es auch hier eine Frage der Qualität der Musiker, welche Stücke sich für die Live-Performance anbieten und welche nicht. Insgesamt wird man mit der Verwendung der Instrumentalversionen gut fahren. 59 Neben dem Singen ist natürlich die Choreographie des Gesangs bzw. der Szene das Entscheidende. Hier ist es hilfreich, sich einfache aber abwechslungsreiche Bewegungen zu suchen, die von den SchülerInnen umgesetzt werden können. Wir haben dies, wo es möglich war, die SchülerInnen in Gruppenarbeiten selber entwickeln lassen. Jedes Lied sollte, um die Abwechslung im Vordergrund zu lassen, eine eigene Choreographie bekommen. Theaterproben Die größte Schwierigkeit liegt darin, den doch an einigen Stellen etwas spröden Text durch das Spiel der DarstellerInnen aufzulockern. Hier ist Kreativität gefragt. Und vor allem: Keine Angst vor dem großen Thema. Je frecher sich den Szenen genähert wird, desto interessanter werden die Ergebnisse sein, die die Gruppe auf die Bühne stellen wird. In unserer Inszenierung wurde beispielsweise die Entscheidung über die Aufnahme Spaniens, Griechenlands und Portugals als Stille Post dargestellt. Die Idee dazu entstand bei einer Probe und gefiel allen so gut, dass wir sie sofort einbauten. Die Abschaffung der Diktaturen in diesen drei Ländern zuvor wurde als ein langsames aber unaufhaltsames Versinken im Erdboden dargestellt, während eine große Sanduhr ablief. Wir fanden dieses Bild als Metapher ganz schön. Gerne griffen wir bei der Probenarbeit immer wieder auf theatrale Mittel wie „freeze“, „Gehen durch den Raum“ oder andere Bausteine der normalen Darstellen und Gestalten Arbeit zurück, um die Szenen zu entwickeln auch spielerisch voneinander abzusetzen. Gruppenarbeiten haben sich gerade in der Anfangszeit bewährt, als die spielerischen Elemente der Szenen noch nicht klar waren. Wir ließen verschiedene Gruppen Szenen selbstständig erarbeiten und sich gegenseitig vorstellen. Über das Feedback war schnell klar, welche Ideen gefielen und welche gleich wieder über Bord geworfen werden konnten. Einen großen Schritt nach vorne machten wir, als die Requisiten, Bühnendekorationen und Videoeinspieler fertig waren. Sie gaben dem Spiel noch mal eine größere Wirkung und veränderten die eine oder andere Szene entscheidend. Insgesamt nahm die Probenzeit für das Musical das ganze Schuljahr in Anspruch, wobei immer wieder Veränderungen am Text und am ganzen Stück vorgenommen wurden. Werbung Unsere Aula bietet Platz für ca. 500 bis 600 Gäste. Wir haben Einladungsflyer erstellt und sie teils verschickt an besondere Gäste wie Presse, Bürgermeister, 60 Abgeordnete des Landtags, des Bundestags und des Europaparlaments, der Bezirksregierung, ehemalige Kollegen, Freunde und Förderer der Schule, teils haben wir in der Schule Aushänge gemacht und die Eltern der Schüler im Rahmen eines Elternbriefes eingeladen. Alle, die gekommen sind, waren sehr begeistert. Aber die Aufmerksamkeit für Schulveranstaltungen ist in unserer Schulgemeinde eher gering. Auch als die Aufführung nicht in unserer Aula, sondern auf der Bühne des städtischen Theaters im Rahmen des Schultheaterfestivals stattfand, war der Saal nicht voll. Deshalb achten Sie bei der Vorbereitung auch auf Werbemaßnahmen, damit die ganze Arbeit auch gebührend wahrgenommen wird. Im Anschluss an unsere Premiere die während eines Treffens aller sechs beteiligten Schulen in unserer Schule stattfand, haben wir dann auch noch alle Gäste zu einer Feier in Anschluss an die Aufführung in unsere Mensa eingeladen. Aufführung(en) Im Rahmen unseres Erasmus+ Projekts haben wir das Stück in Spanien während eines Treffens aller Schulen auf englisch von Schülern aller Schulen gemeinsam gespielt und von dem lokalen Fernsehsender filmen lassen. Das war im März 2016. Ende Mai / Anfang Juni haben wir uns dann in Deutschland getroffen und mit den 25 Schülern aus unseren Partnerschulen eine gemeinsame Aufführung auf deutsch in unserer Aula gezeigt. Die Gastschüler waren dabei hauptsächlich in den Massenszenen und bei den Liedern eingesetzt, die ja alle auf englisch gesungen werden. In der Zwischenzeit hatte es Aufführungen in der Türkei (auf türkisch) und in Polen (auf polnisch, auch die Liedtexte waren übersetzt, die Handlung gekürzt) gegeben. Danach gab es noch die deutsche Aufführung während des Schultheaterfestivals in Mönchengladbach, eine spanische teil-übersetzte Version und eine italienische (gekürzte) Version. Im September folgte eine Aufführung in Litauen auf englisch. Gerne wären wir dann zu einer Europa weiten Tournee gestartet. Sollten Sie uns nacheifern, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns informieren würden. Email an: [email protected] 61 Dank Dieses Projekt wurde getragen von Lehrern und Schülern der folgenden Schulen: Litauen, Klaipeda Klaipedos "Gabijos" progimnazija Koordinatorin: Olga Lupan Polen, Debno Zespol Szkol w Woli Debinskiej Koordinatorin: Barbara Legutko Türkei, Kayseri Osman Ulubas Anadolu Lisesi Koordinator: Ahmet Yýlmazlar Italien, Ariano Irpino Istituto Superiore Bruno - Dorso Koordinator: Antonio Giacobbe Spanien, Castro del Rio IES Ategua Koordinatorin: Josefa Montilla Oliver Deutschland: Mönchengladbach Gesamtschule Volksgarten Koordinatorin: Susanne Gründler, Theaterleitung: Johannes Stüve und Carolin Mühlen, Musik: Pierre Hackstein, Requisiten: Michaela Stepprath, Organisation und Kommunikation: Aleyna Köse und Anja Cordt. 62