Kennen lernen - Gesamtschule Volksgarten

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Kennen lernen - Gesamtschule Volksgarten
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Inhalt:
1. Schritt
Kennenlernen
S. 4
2. Schritt
Geschichte recherchieren
S. 7
3. Schritt
Zeitleiste erstellen
S. 11
4. Schritt
Dialoge
S. 19
5. Schritt
Musik
S. 42
6. Schritt
Hintergrundinformationen S. 48
7. Schritt
Bühnenbild
S. 56
8. Schritt
Kostüme
S. 58
9. Schritt
Chorproben
S. 59
10. Schritt
Theaterproben
S. 60
11. Schritt
Werbung
S. 60
12. Schritt
Aufführung(en)
S. 61
12 Schritte = 12 Sterne
Dieses Projekt wurde vom Bildungsprogramm Erasmus+
der Europäischen Kommission gefördert. Vielen Dank!!!
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Kennenlernen
 das Ziel
Mit unserem Erasmus-Projekt „Join us and MOVE – Musical of Vivacious
EUROPE“ wollen wir die etwa 60 jährige Geschichte der Europäischen Union
und ihrer Vorläufer erkunden, in einer für Jugendliche geeigneten Form erzählen und sie als Musical präsentieren.
Und das nicht nur in Mönchengladbach, sondern in möglichst vielen Schulen
überall in Europa. Darum veröffentlichen wir dieses Anleitungsbuch auf deutsch
und auf englisch. An diesem Projekt haben Schulen aus Litauen, Polen, der
Türkei, Italien, Spanien und Deutschland mitgewirkt und unsere Projektsprache
war englisch.
Die Handlung: Nach dem 2. Weltkrieg kommen sechs Freunde (DE, FR, IT,
BE, NL, LU) zusammen und wollen sich nicht länger gegenseitig tot schlagen.
Sie haben eine gute Idee: sie wollen in Zukunft zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen.
Diese Idee ist so gut, dass immer mehr neue Freunde (UK, DK, IE) dazu kommen und mehr (GR, ES, PT) und mehr (FI, SE, AT). Voraussetzung ist allerdings, dass sie demokratisch sind oder werden (GR, ES, PT). Auch der Osten
Europas kommt durch die Solidarność in Polen, die Singende Revolution in den
Baltischen Ländern, die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei und die
Wiedervereinigung Deutschlands in die EU. „Sich zu vereinen, heißt teilen lernen.“ sagt Weizsäcker.
Und dann kommen noch mehr (HU, SI, MA, CY) und die Gruppe wächst weiter
(RO, BG, HC) und sie arbeiten auf immer mehr Gebieten erfolgreich zusammen
(Europa-Parlament, Schengenraum, Euro, Menschenrechte). Sie haben Probleme und Krisen und streiten sich schon mal heftig, aber sie haben es bisher immer wieder geschafft, friedliche Lösungen zu finden und bekommen schließlich
2012 den Friedensnobelpreis.
Das wäre ein schönes Ende gewesen, zu dieser Zeit entstand die Idee für unser
Musical. Jetzt, vier Jahre später, sieht die europäische Welt ganz anders aus.
Der letzte Akt ist noch offen, denn die Geschichte geht immer weiter.
Stand Sommer 2015:
Grexit? Brexit? Flüchtlinge im Mittelmeer? Wer wird noch dazu kommen? Was
passiert mit dem Beitritt der Türkei? Was mit dem Konflikt zwischen der Ukraine
und Russland? Flüchtlinge auf dem Landweg nach Deutschland? Ungarn baut
einen Zaun? Deutschland feiert 25 Jahre Wiedervereinigung und macht die
Grenzen noch einmal auf. „Wir schaffen das!“ Welche Veränderungen wird der
Krieg in Syrien für die EU mit sich bringen? Was passiert noch alles bis unser
Musical aufgeführt wird? Oder bis Sie uns nacheifern? Die politische Situation
machte uns zu schaffen. Wollen wir überhaupt noch für die EU jubeln?
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Stand Sommer 2016:
Die niederländischen Bürger haben nein gesagt, zu einem Abkommen zwischen
der EU und der Ukraine; das ist aber nicht bindend für die Regierung. Der Papst
hat den Karlspreis bekommen, weil er immer wieder die Europäer ermahnt, sich
auf ihre Ideale zu konzentrieren. Barack Obama hat sich eingemischt und Frau
Merkel unterstützt in ihrer Flüchtlingspolitik. Die AFD und andere rechts-populistische Parteien in Europa sind stark wie nie. Die Parteien der Mitte schrumpfen.
Es gibt immer mehr Grenzbefestigungen zwischen EU-Staaten. Niemand weiß
so recht, wie es mit der EU weiter gehen soll. Terroranschläge in Paris und
Brüssel verunsichern die Bürger. Die Türkei wird umworben, es gibt einen sehr
umstrittenen Flüchtlingsdeal. Erdogan wird immer mächtiger und undemokratischer. Es wird gerungen um die Pressefreiheit in Ungarn und Polen. Die Briten
stimmen dem Brexit zu. Die Schotten nicht. Niemand weiß, wohin die Reise
geht.
Wir konzentrieren uns bei unserem Musical auf die guten Aspekte der EU. Die
Freiheit, den Wohlstand und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das die 500 Millionen Menschen durch die EU bekommen haben. In den Nachrichten hören wir
immer nur Schlechtes über Europa und Brüssel. Im Musical reden wir nicht (so
wenig wie möglich) über Geld, sondern über Freundschaft und Solidarität. Darüber, dass viele europäische Länder nach dem 2. Weltkrieg zuerst einmal ihre
Freiheit erkämpfen und ihre Diktatoren entmachten mussten, bevor sie dem
Club der Demokraten beitreten konnten. Wir wollen das "Lied der Freu(n)de"
singen, die Hymne Europas.
Während der Entstehung unseres Musical wollten wir auch ein Anleitungsbuch
in vielen Sprachen erstellen, damit andere Schulen in möglichst vielen Ländern
unser Musical "Join us and MOVE – Musical of Vivacious EUROPE“ aufführen
können. Das ist uns nicht ganz gelungen. Wir hatten die Arbeit deutlich un terschätzt. Immerhin gibt es dieses Buch jetzt auf deutsch und englisch. Jedes
Land hat seinen eigenen Zugang zur Europäischen Union und seine eigenen Erfahrungen mit der Mitgliedschaft oder Nicht-Mitgliedschaft (wie die Türkei). Die
Schüler und sogar die Lehrer haben allein nicht das Wissen, das diese interna tionale Gruppe zusammentragen kann. Für uns ist es wichtig einen, kulturellen,
sozialen und empathischen Weg zu diesem trockenen Thema zu finden.
Dieser Austausch ist in unserer Gruppe von sechs Schulen aus sechs Ländern
einfach gewesen. Nachahmer können vielleicht mit anderen Schulen über etwinning Kontakt aufnehmen, um ihre Wahrnehmung von Europa zu schärfen.

die Gruppe
Zu Beginn jeder Theateraufführung muss die Gruppe der Teilnehmer sich
kennen lernen und Vertrauen aufbauen. Je nach dem, ob es sich um eine Klasse
oder eine AG handelt, werden Sie sicher den richtigen Weg finden, Aufwärmübungen für das Gruppenklima zu machen. Für die Aufführung werden ca. 30
Schüler gebraucht, die auch gerne singen. Der Einfachheit halber sind in unserem Stück keine Solo-Stimmen vorgesehen. Eine instrumentale Begleitung ist
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schön, aber nicht zwingend erforderlich. Wer ein Orchester zum Einsatz bringen
möchte, kann das tun, aber auch das ist nicht zwingend erforderlich. Die musikalischen Elemente können nach den vorhanden Möglichkeiten mehr oder weniger
stark eingebracht werden.
 die Europäische Union
Die Europäische Union ist ein äußert vielschichtiges und kompliziertes Wesen,
das zuerst spielerisch erkundet werden sollte. Die Schülerinnen und Schüler haben in der Regel nur wenige Kenntnisse über die Staaten Europas, und viele Details sind auch den Erwachsenen unklar. Welche Staaten gehören zu Europa,
welche zur EU? Welche Staaten gehören zur EU und welche haben den Euro?
Welche Staaten dürften rein und wollen nicht? Welche Staaten wollen rein und
dürfen nicht? Welche sind groß oder klein, arm oder reich, im Norden, Süden,
Osten oder Westen?
Jeder Teilnehmer sollte zu Beginn des Arbeitsprozesses darüber nachdenken,
was Europa – die Europäische Union – für ihn / sie bedeutet. Wie weit geht unsere Identifikation mit Europa? Identifiziere ich mich mehr mit meiner Stadt, mit meinen Land oder würde ich sagen: „Ich bin Europäer(in).“ Welche Wurzeln sind mir
wichtig? Dazu können „Identitätsflaggen“ angefertigt werden, die sich mit dem
Thema Heimat auseinander setzen. Das kann am Anfang des Arbeitsprozesses
statt finden oder – bei wenig Vorkenntnissen irgendwann mitten drin.
Wir haben ein Kartenspiel entwickelt,
mit dessen Hilfe sich die Staaten und
späteren Hauptpersonen des Stücks
gut kennenlernen lassen. Die Karten
können im Internet heruntergeladen
und ausgedruckt werden oder - noch
effektiver - selbst gestaltet werden.
Das bietet sich vor allem an, weil die
EU ein lebendiges System ist, das
sich ständig verändert.
Die Karten, die wir entwickelt haben,
müssen für Sie heute nicht mehr alle
korrekt sein.
Zu jedem Land gibt es die Angaben:
Name des Landes, Internetkürzel,
Fläche, Einwohnerzahl, Hauptstadt,
HD-Index (High Developement Index)
Pisa-Rang, Demokratie seit ..., In der
EU Mitglied seit ..., Währung und
Nachbarn.
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Die Informationen aktueller Art erhält man zum Beispiel gebündelt bei Wikipedia.
Weitere oder weniger Kategorien sind denkbar. Die Flagge kann auch auf die
Rückseite der Karten gedruckt oder gemalt werden. So kann man zum Beispiel
grob die Karte Europas nachlegen lassen, zumindest welche Staaten bilden
Nachbarschaften, welche sind im Norden, Süden, Osten oder Westen zu finden.
Nicht alle Kategorien eignen sich zum „bieten“. Wir haben die Vereinbarung:
große Fläche ist besser als kleine Fläche, viele Einwohner besser als wenig, ein
hoher HD-Index oder Pisa-Rang besser als ein niedriger, je länger demokratisch
und je länger in der EU desto besser, der Euro ist besser als eine Landeswährung und viele Nachbarn sind besser als keine. Gerne hätten wir noch die Zahl
der Sonnenstunden pro Jahr aufgenommen, aber das war zu mühsam zu recherchieren. Aber der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Mit Hilfe des Kartenspiels – zu dem sich die Schüler selbst Regeln ausgedacht haben, konnten sie
sehr schnell viele Informationen zu den unübersichtlich vielen Ländern aufnehmen.
Außer den 28 Mitgliedsstaaten der EU haben wir noch Kandidatenländer, die
Türkei, die Schweiz und Norwegen, aber auch Russland, USA, Indien und China
für der Größenvergleich mit der gesamten EU aufgenommen.
Eine Flaggen-Aktion zum Europa-Tag hat auch unser Wissen um die Flaggen gestärkt.
Zum Ausdrucken der Karten:
www.gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/all_cards.pdf
Es gibt eine deutsche und eine englische Version.
www.gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/alle_Karten.pdf
Geschichte recherchieren
Wissen hilft bei der Aufführung des Musicals, aber Sie müssen entscheiden, was
die Schauspieler alles wissen sollen. Wir haben das Musical mit den
Schülerinnen und Schülern unseres 9. Jahrgangs aufgeführt. Beteiligt waren der
Darstellen und Gestalten Kurs (WP I), der Textilkurs (WPII oder Ergänzungsfach)
und eine (politische) Europa-AG, in der die Spielmaterialien erstellt und
angewendet wurden. Genauso gut könnte aber auch das Fach Geschichte oder
Politik mit einbezogen werden.
Bei fast allen Verträgen gibt es Jahre der Unterzeichnung, der Ratifizierung und
des Inkrafttretens. Wir haben uns (meistens, oder hoffentlich immer) auf das Inkrafttreten beschränkt. Die Gemeinschaft hat im Laufe ihres Bestehens immer
wieder ihren Namen geändert, je nach Ausbaustufe. EGKS, EWG, EG, EU – die se Komplikationen haben wir ausgeblendet und reden immer nur von der EU.
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 die Erweiterungen
Bis zum Jahr 2015 gab es 7 Erweiterungen der Europäischen Union und ihrer
Vorläufer.
Mitgliedstaaten
Jahr
Anzahl
Die Gründungsmitglieder: FR, DE, IT, BE, NL, LU
(1957)
Ankara-Vertrag mit der Türkei: TR assoziiertes Mitglied
(1964)
1. Erweiterung: UK, IE, DK
(1973)
2. Erweiterung: GR
(1981)
10
3. Erweiterung: ES, PT
(1986)
12
4. Erweiterung: AT, SE, FI
(1995)
15
5. Erweiterung: LT, EE, LV, PL, CZ, SK, SI, HU, MT, CY
(2004)
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6. Erweiterung: RO, BG
(2007)
27
7. Erweiterung: HR
(2013)
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6
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Es gibt noch weitere assoziierte Mitglieder, aber wir wollten es nicht noch komplizierter machen. Die Türkei spielt insofern eine besondere Rolle, als in unserer
Schule viele türkisch stämmige Schülerinnen und Schüler sind und auch eine
türkische Schule Projektpartner war. Die Beitrittsbemühungen der Türkei werden
später im Musical selbst thematisiert.
 die Bedingungen zur Aufnahme
Das Land muss wollen, demokratisch sein und in Europa liegen. Ausnahmsweise
mal eine recht einfache Formulierung, aber natürlich müssen schrecklich viele
Formulare ausgefüllt werden. Diese so genannten "Kopenhagener Kriterien"
müssen alle Staaten erfüllen, die der EU beitreten wollen:
 Das "politische Kriterium": Institutionelle Stabilität, demokratische und rechtsstaatliche Ordnung, Wahrung der Menschenrechte sowie Achtung und Schutz
von Minderheiten.
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 Das "wirtschaftliche Kriterium": Eine funktionsfähige Marktwirtschaft und die
Fähigkeit, dem Wettbewerbsdruck innerhalb des EU-Binnenmarktes standhalten
zu können.
 Das "Acquis-Kriterium": Die Fähigkeit, sich die aus einer EU-Mitgliedschaft erwachsenden Verpflichtungen und Ziele zu eigen zu machen, das heißt: Übernahme des gesamten gemeinschaftlichen Rechts, des "gemeinschaftlichen Besitzstandes" (Acquis communautaire). Im Falle der Türkei ist das immer wieder sehr
umstritten.
Die Bedingungen für die Beitritte werden grundsätzlich in Abkommen festgelegt.
Diese Beitrittsabkommen werden zwischen der Union und den Beitrittskandidaten kapitelweise ausgehandelt. Derzeit sind dies 35 Kapitel, die alle Rechtsbereiche umfassen. Bestandteil der Abkommen sind meist Übergangsregelungen, um
den Beitritt eines Landes für beide Seiten verträglich zu gestalten. Diese Verhandlungen dauern normalerweise mehrere Jahre.
Das müssen die Schauspieler nicht alles wissen, aber im Theaterstück gibt es
eine Szene, wo schubkarrenweise Formulare ausgefüllt werden müssen.
 die Revolutionen
Erst die Revolutionen zeigen deutlich wie positiv die Geschichte der EU zu bewerten ist. Griechenland (Obristen), Spanien (Franko) und Portugal (Nelkenrevolution) mussten erst die rechten Diktaturen überwinden, bevor sie Beitrittskandidaten werden konnten.
Der 17. Juni in der DDR, der Ungarnaufstand und der Prager Frühling wurden
gewaltsam niedergekämpft. Die Länder im Osten der heutigen EU mussten erst
auf die Solidarność und Gorbatschow warten bis auch sie nach und nach Unabhängigkeit und Demokratie erlangen konnten.
Die Bilder und Filme, die man zu diesen Ereignissen im Internet sehen kann
sprechen eine ganz eigene, hoch emotionale Sprache, zum Beispiel der Fall der
Mauer in Berlin und die Wiedervereinigung Deutschlands. Estland, Lettland und
Litauen gingen mit der Singenden Revolution und dem Baltischen Weg ihren
Weg in die Unabhängigkeit. Polen hatte die Gewerkschaft Solidarność, Lech
Wałęsa und den Papst. In der Tschechoslowakei gab es die Samtene Revolution, allerdings führte die Freiheit schnell zur Spaltung in Tschechien und die
Slowakei. In Jugoslawien gab es keine Revolution, sondern einen brutalen Krieg
und den Zerfall in viele Staaten.
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 die Verträge
Die wichtigsten Verträge können mit aufgenommen werden, müssen aber nicht.
Die Materie ist sehr komplex und gar nicht emotional.
Wir reden immer von der Europäischen Union, auch wenn das vereinfachend ist.
Wichtig sind vielleicht die Römische Verträge (1957) zur Gründung, der Vertrag
von Maastricht (1992) zur Vorbereitung des Euros, das Schengen-Abkommen
mit den vier Freiheiten, und der Vertrag von Lissabon (2007) mit der Charta der
Menschenrechte. Wir haben uns deutlich für die Revolutionen und gegen allzu
viele Verträge entschieden.
 die Probleme
Probleme gab es immer wieder viele. Bürokratie, Bürgerferne und die Banalitäten des Brüsseler Alltags sind wohlbekannt. Ob der Krümmungsgrad der Gurken
und Bananen, die Abschaffung der Glühbirne oder die Durchsetzung des Rauchverbots in öffentlichen Raum auf die Bühne gebracht werden, ist dabei nebensächlich. Die Schauspieler sollen sich damit identifizieren können. Genauso ist
es mit den Vorurteilen und Stereotypen, die aufgegriffen werden können, aber
nicht ausgewalzt werden sollten, denn geht nicht um die Darstellung von Karikaturen, sondern um die Darstellung der Gemeinsamkeiten.
 die positiven Aspekte
Wir haben es vorgezogen, lieber positive Aspekte wie InterRail und das
Erasmus+ Programm hervorzuheben, da sich diese direkt an Jugendliche und
junge Erwachsene wenden. Daraus sind dann zwei besonders schöne Szenen
für das Musical „Join us and MOVE“ entstanden, die das Motto noch mal
deutlich hervorheben.
 die offenen Fragen
Die offenen Fragen stellen sich jedes Jahr anderes und immer wieder neu.
2015 war zuerst beherrscht von der Griechenland-Krise und den Flüchtlingen
im Mittelmeer. Immer noch virulent war der Krieg in der Ukraine. Dann wurde
es immer unübersichtlicher. Der Krieg in Syrien weitet sich aus. Die Flüchtlinge
kamen auch über die Landroute in Ungarn und Österreich an. Sie suchten immer neue Wege nach Deutschland und Schweden, raus aus dem alles vernich10
tenden Krieg. Und da wir eine türkische Partnerschule in unserem Projekt haben, stellt sich natürlich auch die Frage nach dem ewigen Beitrittskandidaten
Türkei. Der Ankara-Vertrag wurde 2014 immerhin 50 Jahre alt. Und doch entfernt sich die Türkei unter Erdogan immer mehr von Europa. 2016 wurde dann
noch schlimmer, wer weiß, was noch alles auf uns zukommt. Die Europäische
Union erlebt eine schwere Krise, wohl die schwerste seit ihrem Bestehen. Fast
ist man versucht, ein zweites Drama aufzuführen, das mit dem Friedensnobelpreis beginnt und in immer größer Schwierigkeiten führt.
 die Werte
Die Werte, auf denen die EU basiert, sind oft von den Politikern vernachlässigt
worden, außer in Sonntagsreden. Bei einem Wettbewerb anlässlich des Europatages 2015 haben wir die Schüler gefragt, für welche Werte die EU für sie
steht. Sie sollten jedem Stern der europäischen Flagge einen WERT zuordnen.
Die am häufigsten genannten waren:
Frieden
Solidarität
Freiheit
Gleichheit
Wohlstand
Toleranz
Menschenrechte
Gleichberechtigung
Demokratie
Bildung
Rechtsstaat
Offenheit
Zeitleiste erstellen
Aus der Recherche zur Geschichte der EU ergibt sich schnell eine ausführliche
Zeitleiste. Wir haben mit einfachen handgeschriebenen langen Papierstreifen
angefangen. Es gibt auch von der Bundeszentrale für politische Bildung hervorragende Poster zu diesem Thema – reich illustriert und teilweise sehr umfangreich und angereichert durch Ereignisse der Weltgeschichte. Wir haben in
den Zeitleisten auch die Zahl der Mitglieder notiert und wichtige Persönlichkeiten abgebildet. Dabei wurde deutlich, dass von den Vätern und Müttern der EU
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unseren Jugendlichen niemand mehr bekannt ist. Auch da muss man einfach
Mut zur Lücke haben, oder sehr intensiv die Zeitgeschichte studieren.
Aus dem Vergleich der Zeitleisten aus den sechs Projektschulen, die wir zwischen zwei Treffen unabhängig voneinander angefertigt hatten, ergaben sich
deutliche Unterschiede in der Gewichtung mancher Ereignisse. Das gab
Anlass für intensive Diskussionen und half uns allen, die unterschiedlichen
Wege in die Europäische Union zu verstehen. Das ist völlig legitim und sollte
auch von Ihnen ganz selbstständig gehandhabt werden. Was Ihnen nicht
wichtig erscheint, fliegt raus und was Ihnen besonders am Herzen liegt kommt
rein.
 Was ist wichtig?
Für uns ergab sich die Zeitleiste auf Seite 14 bis 16. Es gab aber durchaus im
Verlauf des Projekts Änderungen: Erweiterungen und Kürzungen. Faustregel:
Wichtig ist alles, was in eine Stunde passt. Unwichtig ist alles, was zu Überlänge führt.

Was ist gut darstellbar?
Nicht alles, was inhaltlich wichtig ist, lässt sich auch gut darstellen. Aber alle
wichtigen Inhalte können aufgeteilt werden in szenische Darstellung, einen Erzähler am Bühnenrand und filmische Darstellung auf einer Leinwand im Hintergrund der Bühne. Das hängt auch wieder von der Ausstattung der Bühne ab.

Was ist lustig?
Das ganze Thema scheint auf den ersten Blick ganz schrecklich trocken zu sein,
enthält aber auch viele Möglichkeiten für witzige Dialoge. Achtung: nicht in die
Diskriminierungsfalle tappen.

Was ist voller Gefühle?
Das sind natürlich all die revolutionären Umwälzungen, die zu mehr Frieden,
mehr Freiheit, mehr Demokratie führen. Aber auch die Szenen zu InterRail und
Erasmus+ haben das Potential für große Gefühle der Völkerverständigung und
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lebenslange Freundschaften. Jede aufführende Theatergruppe sollte sich hier
die Freiheit nehmen und selbst entscheiden, zu welcher Gewichtung sie kommt.
 früher oder später?
Zum Rekapitulieren der einzelnen Ereignisse haben wir ebenfalls Karten erstellt.
Diese Karten können entweder als Zeitleiste ausgelegt werden oder es kann
„früher oder später?“ damit gespielt werden.
Die Karten werden gemischt und verteilt. Der erste Spieler wählt aus seinen
Karten ein Ereignis aus und liest es vor. Die anderen müssen eine ihrer Karten
benennen mit der Ansage „früher!“ oder „später!“ Der erste Spieler legt seine
Karte aus und die anderen dürfen ihre Karten ebenfalls ausIegen, falls sie mit
der Ansage „früher!“ oder „später!“ recht hatten. So entsteht sehr schnell ein
solides Wissen über die Reihenfolge der Ereignisse.
Die Ereignisse in der abgebildeten Zeitleiste
(http://gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/timeline.pdf)
und bei den Zeitkarten
(www.gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/zeitleiste.pdf)
so wie die Szenen des Musicals sind nicht mehr ganz deckungsgleich,
weil der Entscheidungsprozess immer weiter fortgeschritten ist und weil die
Auswahl der Szenen von Land zu Land teilweise abgewichen ist.
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Einige Beispiele.
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Zeitleiste
1940
1945
1949
1950
1953
1956
Erste Ideen eines geeinten
Europas
Ende des zweiten Weltkriegs
Gründung der zwei deutschen Staaten
Schuman-Plan
Europa-Tag
17.Juni: Aufstand in der
DDR
Ungarn-Aufstand
1957
Römische Verträge
Gründung
1961
Berliner Mauer
1962
Wirtschaftswunder
1964
Ankara-Vertrag
1968
Prager Frühling
Proteste im Westen
FR, IT, DE,
BE, NL, LU
15
1972
InterRail
1973
1. Erweiterung
1974
Nelkenrevolution Portugal
1977
Demokratie in
Spanien und Griechenland
1979
Europäisches Parlament
1980
Lech Wałęsa:
Solidarność in Polen
1981
2. Erweiterung
UK, IE, DK
(nicht NO, CH)
GR
16
1985
Gorbatschow mit Glasnost
und Perestroika
1986
3. Erweiterung:
1987
Erasmus-Programm
1989
Singende Revolution,
Fall der Mauer
1990
Wiedervereinigung
1992
Maastricht
1995
4. Erweiterung:
2002
Einführung des Euros
2004
5. Erweiterung:
EE, LV, LT,
PL, CZ, SK, SI,
HU, MT, CY
2007
6. Erweiterung:
RO, BG
ES, PT
SE, FI, AT
(nicht NO, CH, LI)
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2008
Lissabon
Charta der
Menschenrechte
2012
Friedensnobelpreis
2013
7. Erweiterung:
2015
Grexit???
Flüchtlinge???
Ukraine???
Syrien???
2016
Brexit
HR
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Dialoge
 Der Erzähler
Nach der bisherigen Vorarbeit sollte klar sein, ob man einen Erzähler einsetzen
möchte oder nicht. Ohne Erzähler müssen die Dialoge deutlich genug sein, um die
historischen Ereignisse verständlich zu machen oder es muss eine entsprechende
Deutung über die Hintergrundinformationen mit Hilfe der Leinwandprojektion
angestrebt werden. Entscheidet man sich für einen Erzähler, hat man die Wahl
zwischen einem ernsten Chronisten, einen Gaukler, der Witze reißt, einem
Instrumentalisten, der auch ein bisschen live Musik macht und damit jeweils die
Stimmung vorgeben kann, oder der schönen Europa, die das Geschehen aus dem
Olymp kommentiert. Es kann auch ein Flüchtling das Geschehen kommentieren,
denn Flüchtlinge gab es zu allen Zeiten aus unterschiedlichen Herkunftsländern in
unterschiedliche Richtungen.
 Die Darsteller
Unsere erste Idee war es: alle Schauspieler spielen genau ein Land der EU und
vielleicht brauchen wir noch zusätzlich einen Schauspieler für die USA und
Russland und eventuell auch die Länder, die nicht oder noch nicht in der EU sind.
Nach der ersten Lesung, der in Gruppenarbeit erstellten Dialoge, tauchten dann
aber auch junge Leute und alte Leute, Rechte und Linke, Diktatoren und
Freiheitskämpfer auf, die die Sache viel unübersichtlicher machten. Aber auch viel
lebendiger und witziger. Dann müssen sicher einige Schauspieler mehrere Rollen
übernehmen. Es gibt nur wenige Rollen, die sogenannte Hauptrollen sind. Viele
Darsteller haben ihren Auftritt mit ein paar Sätzen, fast alle verbringen viel Zeit auf
der Bühne und können in zwei oder drei Rollen schlüpfen. Das macht unser
Musical so besonders gut für große Schülergruppen spielbar.
 Die Szenenwechsel
Wir verzichten weitgehend auf Umbaupausen, sondern bauen die ganze Zeit auf
der Bühne am Haus Europa und an der Mauer zwischen Ost und West, bis sie
wieder eingerissen wird und zum Ausbau des Hauses Verwendung findet. Das
Haus Europa kam in unseren Aufführungen vor allem in der englischen, spanischen
und türkischen Version zur Geltung, In der deutschen Fassung wurde das Haus
Europa durch zwei Stellwände dargestellt, die eine Tür symbolisierten. Der Vorhang
geht während des ganzen Stücks in der deutschen Fassung weder auf noch zu.
Das ist für die Darsteller recht anstrengend und fordert in hohem Maße ihre
Konzentration, aber verdeutlicht auch die Kontinuität der historischen Vorgänge.
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 Der „running gag“
Aus der Zusammenarbeit mit der türkischen Schule ergab sich der „running gag“
der immer wieder am Haus Europas anklopfenden Türkei, die aufgenommen
werden möchte, bis ihnen eigentlich die Lust vergeht. Es könnte aber auch eine
kleine Choreografie zu „Join us and MOVE – Musical of a vivacious EUROPE“
entwickelt werden, die sich immer wieder bei den Erweiterungsrunden wiederholt
und sich bei immer schneller werdenden Erweiterungsrunden verschleißt. Oder ein
„imaginäres“ Tandem, auf dem zuerst Deutschland und Frankreich Platz nehmen
und dann die Beneluxstaaten und Italien und dann immer mehr, oder … Ihrer
Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es muss auch nicht immer alles lustig sein.
Bei den Proben und den Aufführungen wurde gelacht und geweint.
 Das aktive Publikum
Nur Zusehen ist langweilig. Gerade beim Schülertheater wäre es schön, das
Publikum zum Mitmachen zu aktivieren, sei es durch Fähnchen Schwenken an
bestimmten Stellen, Lichter entzünden, Jubelrufen bei den Erweiterungen, etc.
Animationen, wie sie aus den Studio-Sendungen des Fernsehens bekannt sind.
Das haben wir am Ende doch wieder verworfen. Allerdings gab es bei der Premiere
EU-Flaggen und Knicklichter für das Publikum.
 Die Arbeit an den Dialogen
Nach der Fertigstellung der gemeinsamen Zeitleiste haben wir die Leiste in sechs
etwa gleich große Stücke zerschnitten. Die Urfassung der Dialoge haben wir dann
in Gruppenarbeit erstellt.
Die italienische Gruppe übernahm den ersten Teil (1945 - 1963), die deutsche den
zweiten Teil (1964 – 1973), die spanische den dritten Teil (1974 – 1986), die
litauische Gruppe den vierten Teil (1987 -1995), die polnische Gruppe den 5. Teil
(1996 - 2004) und die türkische Gruppe den letzten Teil (2005 – 2016).
Dann haben wir in den muttersprachlichen Gruppen weitergearbeitet, also die
italienischen Lehrer mit ihren Schülern, die deutschen Lehrer mit ihren Schülern
und so weiter. Zur Unterstützung der Gruppenarbeit gab es „Spielfelder“ wie
abgebildet, und Material zur Visualisierung.
In den Materialboxen befanden sich Spielfiguren, Mauersteine, ein paar
Süßigkeiten, Spielgeld, Nelken, Medaillen, Stifte und der Hinweis: „Keep it small
and simple as a children's game“.
Meist sind wir so vorgegangen, dass die Lehrer für die Szenen den historischen
Hintergrund und auch ein bisschen die Stimmung der Zeit erklärt haben, dann
haben die Schüler die Dialoge gesprochen, gespielt und aufgeschrieben.
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Hier ein paar Eindrücke von unserer Arbeit. Am Ende des Tages hatten wir dann
sechs Abschnitte in sechs Sprachen, die von den Lehrern über Nacht ins Englische
übersetzt wurden, so dass wir am nächsten Tag tatsächlich schon eine Leseprobe
machen konnten. Eigentlich war diese Leseprobe mit den Schülern geplant. Das
erwies sich aber bei ca. 50 Teilnehmer in einer Fremdsprache doch als zu schwierig.
Und so war die erste Leseprobe den Lehrern vorbehalten. Nach dem ersten
Eindruck war klar, das die Texte noch überarbeitet und angepasst werden mussten,
aber wir waren mächtig stolz über unsere erste englische Version.
Diese Arbeitsweise lässt sich auch auf Gruppen ohne Sprachen-Wirrwarr
übertragen und noch viel einfacher realisieren, weil die ständigen Übersetzungsarbeiten wegfallen. Sie können aber auch direkt unsere Texte übernehmen. Für die
Identifikation der Schüler mit dem Projekt sind die eigenen Texte natürlich sehr
wertvoll.
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Unsere Dialogversion
Alle Szenen gehen ineinander über. Es gibt weder am Anfang noch am Ende einen
Vorhang.
SZENE 1: Das Ende des zweiten Weltkrieges – 1945
Videoprojektion1: Kriegsszenen. Die Bühne ist übersät mit Trümmerteilen. Schwarz
gekleidete Personen liegen zwischen/unter den Trümmern. Der Lärm ebbt ab. Eine
Gruppe von drei Darstellerinnen erhebt sich.
Nummer 1 (steht auf): Nie wieder Krieg! (laut rufend)
Nummer 2 (steht auf): Stoppt diesen Krieg! (laut rufend)
Nummer 3 (steht auf): Keine Toten mehr! (laut rufend)
Alle drei:
Nein, nein, nein! Nie wieder Krieg! (laut rufend)
Eine zweite Gruppe bestehend aus drei Darstellern erhebt sich.
Nummer 4:
Wir haben genug! (laut rufend)
Nummer 5:
Stoppt die Kämpfe! (laut rufend)
Nummer 6:
Nicht noch mehr Leid! (laut rufend)
Alle sechs fassen sich an den Händen und rufen zusammen:
Alle sechs:
Wir wollen Frieden! Wir wollen wieder selbst über unser
Leben bestimmen können. (laut rufend)
SZENE 2: Schuman - Plan – 1950
Die sechs Darstellerinnen ziehen ihre schwarzen T-Shirts aus, darunter tragen sie
T-Shirts mit den Flaggen ihrer Länder. (FR – IT – DE – NL – BE – LX). Die übrigen
Darstellerinnen stehen auf, bleiben schwarz angezogen im Hintergrund der Bühne.
IT:
Ich kann meinen Bruder nicht finden. Hey, wo bist du? (Er/Sie sucht unter
den Trümmern nach dem Bruder)
FR:
Hier bin ich. Ich bin nicht länger dein Feind.
DE:
Ich habe große Schuld auf mich geladen. Wo ist mein Platz in der Welt?
NL:
Komm bleib bei mir. Mein Haus ist dein Haus.
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BE:
Ich bin ganz allein. Ich fürchte mich.
LUX:
Hab' keine Angst, ich stehe dir bei.
Alle sechs fassen sich an den Händen und rufen:
Alle:
Stoppt die Kämpfe! Lasst uns zusammenhalten! Wir wollen Frieden.
FR:
Wir brauchen neue Häuser!
DE:
Wir brauchen etwas zu essen!
IT:
Wir brauchen Schulen.
BE:
Wir brauchen Kleidung.
NL:
Wir brauchen Arbeit.
LUX:
Wir brauchen Hoffnung auf gute Zeiten.
SZENE 3: Römische Verträge – 1957
Alle:
Lasst uns die Ärmel aufkrempeln und miteinander ein neues Europa
aufbauen in dem Frieden und Wohlstand herrschen. Zusammen werden wir
es schaffen.
Die sechs Darstellerinnen bilden einen Halbkreis und legen als Besiegelung die Hände
aufeinander. Freeze. Die Erzählerin betritt die Bühne.
Erzählerin: Guten Abend und herzlich willkommen zu einem Stück europäischer
Geschichte. Sie haben soeben die Besiegelung des europäischen
Gedankens miterlebt: Die römischen Verträge des Jahres 1957. Die
Vereinbarung von sechs europäischen Staaten wirtschaftlich zusammen- und
damit nie wieder kriegerisch gegeneinander zu arbeiten.
Videoprojektion2: Die Väter der europäischen Idee: Schuman, Adenauer, De Gaspari.
Mit Beginn der Projektion erwachen die sechs Staaten wieder und beginnen die Bühne
aufzuräumen.
Musik: „Imagine” alle singen
Wenn die Projektion vorüber und die Bühne freigeräumt ist, beenden die sechs
Darstellerinnen ihr Lied und verlassen die Bühne.
24
SZENE 4: Mauerbau – 1961
Erzählerin: Eine schöne Utopie „the world will live as one“. Doch nicht überall ist man
schon auf ein Miteinander eingestellt. Es ist die Zeit der Abkühlung
und der Zweiteilung Europas.
Eine andere Darstellerin kommt und geht wie eine Schauspielerin vor dem Auftritt kreuz
und quer über die Bühne.
Ullbricht-Darstellerin:
Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten.
Der Satz wird immer wieder in verschiedenen Betonungen wiederholt. Schwarz gekleidete
Personen aus dem Hintergrund beginnen eine Mauer zu bauen.
Musik: „Auferstanden aus Ruinen“. Die Musik wird immer lauter. Zum Schluss tritt die
Darstellerin in die Mitte hinter die Mauer und sagt den Satz sehr laut mit fester Stimme
und geht nach hinten ab. Musik hart aus.
SZENE 5: Ankara-Vertrag – 1964
Die sechs EU-Darstellerinnen betreten die Bühne und schauen sich irritiert die neu
entstandene Mauer an. Wenn die Erzählerin wieder die Bühne betritt, gehen die übrigen
Darstellerinnen in den Freeze.
Erzähler:
Trotzdem
Ost und West werden nun von einem Eisernen Vorhang getrennt. Der
Gedanke an ein vereintes Europa scheint weiter entfernt denn je.
regt sich etwas im Osten, also mehr im Südosten …
Musik: Türkei . Es klopft. Die Stellwände, die die Tür darstellen, werden geöffnet. Vor der
Tür steht die Türkei.
FR:
Ja bitte! Wer bist du?
TR:
Ich bin die Türkei. Kann ich zu Euch kommen?
BE:
Was hast du für Qualitäten?
TR:
Also, ich bin ein großes Land und meine Leute können hart arbeiten, das
wisst Ihr ja bereits. Viele unserer Leute arbeiten seit Jahren für euch.
DE:
Einen Moment bitte.
Die Tür wird wieder geschlossen. Die sechs ziehen sich zu Verhandlungen zurück.
LUX:
Es wäre nicht schlecht so jemanden in unserer Gruppe zu haben.
Murmelphase aller, während sie umhergehen hört man verschiedene Sätze:
25
Ich weiß nicht. - Ich kenn die gar nicht. - Ob so was gutgeht?
Klingt doch interessant, warum nicht?
Schließlich bleibt die Frankreichdarstellerin stehen.
FR:
Es muss eine Entscheidung her! Mitglied oder nicht?
IT:
(ans Publikum gerichtet) Wie würden sie entscheiden?
Bevor das Publikum antworten kann, klopft es wieder. Die Tür wird erneut geöffnet.
NL:
Also hör mal zu. Grundsätzlich haben wir nichts dagegen, dich aufzunehmen.
DE:
Man muss aber natürlich bestimmte Regeln einhalten.
IT:
(holt einen ganzen Berg von Papieren) Genau. Daher musst du vorher noch
ein paar Formulare ausfüllen.
TR schaut schockiert auf die Papiere und verschwindet damit im Hintergrund. Die sechs
klatschen sich ab. Nach ein paar Sekunden kommt die TR jedoch zurück, alle Papiere
sind unterschrieben.
TR:
Fertig.
BE:
(ungläubiger Blick zueinander) Gut, dann gehörst du jetzt
ver-suchs-wei-se zu uns.
TR:
Was soll das heißen, versuchsweise?
IT:
Oh, das ist ganz normal, du bist zunächst ein „Partner auf Probe“.
TR:
Hä???
DE:
Mach dir keine Sorgen.
LUX:
Keep cool.
FR:
Lass’ uns erst mal etwas trinken. Was möchtest du? Wein?
DE:
Bier?
IT:
Grappa?
NL:
Genever?
TR:
Ayran
Alle:
Ay- was?
TR:
Ayran
26
Alle:
I run, you run, we all run for I run. I run, you run, we all run for I run.
Die sechs beginnen einen Tanz. TR verlässt die Bühne, Kopf schüttelnd.
Erzählerin: Oh mein Gott, jetzt versucht die Türkei zum Westen zu gehören. Das wird
eine echt schwere Geburt. Dieses Thema wird uns noch eine ganze Weile
begleiten. Denken sie an meine Worte. Aber erst mal passiert etwas
Anderes.
Das Jahr der Liebe steht vor der Tür: 1968.
SZENE 6: Prager Frühling im Osten, Jahr des Protests im Westen 1968
Videoprojektion3: (ca 1 Min. Zappa) Mit dem Einsatz von Bob Dylans Lied: „Blowin in
the wind“ betreten Hippies die Bühne und singen die erste Strophe des Lieds. FR – IT –
DE – NL – BE – LX starren die Neuankömmlinge entgeistert an. Nach Ende des Gesangs:
Hippie 1:
Hallo Leute. Habt Ihr heute schon gelacht?
Hippie 2:
Habt Ihr heute schon Liebe gemacht? (grinsend)
BE:
Wer seid Ihr?
Hippie 1:
Wir sind die, vor denen euch eure Eltern immer gewarnt haben.
Hippie 2:
Wir sind love, peace and solidarity.
IT:
Und wir sind die, die Anzüge und Krawatten tragen.
DE:
Wir sind die, die für Moral und Ordnung zuständig sind.
Hippie 1:
Wer braucht Anzüge? Und Ordnung ist was für Spießer!
Hippie 2:
Echt Mann, macht euch mal locker.
LUX:
Wie seht Ihr denn überhaupt aus und was wollt ihr?
Hippie 2:
Wir wollen die freie Liebe. Make love not war (hält Peace-Plakat hoch).
Die Szene läuft nun auf der Bühne zweigeteilt weiter. Links der Westen, rechts der Osten.
Das Licht erhellt zunächst nur die Westseite.
Musik: „Blowin in the wind 2“
Im Westen: Die Hippies singen die zweite Strophe von „Blowin in the wind“.
Im Osten: Mehrere Personen betreten die noch dunkle Bühne. Ein Wächter steht im
Hintergrund. Freeze.
FR:
DE:
Schau’ dir diese ungewaschenen Schmarotzer an. Wissen nicht was Arbeit
ist, wollen aber mitreden.
Na so weit kommt’s noch.
27
Licht im Westen aus (Freeze), im Osten an. Personen auf der Ostseite bewegen sich und
rufen leise und noch unsicher „Freiheit”, „Mehr Rechte”, „Demokratie“.
Wächter:
Seid leise.
Licht im Osten aus (Freeze) im Westen an. Musik: „Blowin3“. Die Hippies singen die
letzte Strophe von „Blowin in the wind“ und tanzen dazu. Zum Ende setzen sie sich als
Gruppe auf die Bühne. Licht im Westen aus (Freeze), im Osten an. Die Rufe „Freiheit“
und „Demokratie“ werden lauter.
Wächter:
Hört auf damit. Ich sage es euch zum letzten Mal.
Licht im Osten aus (Freeze), im Westen an.
Die Sechs: Geht doch rüber (zeigen nach Osten), wenn es euch hier nicht gefällt.
Die Sechs gehen kopfschüttelnd von der Bühne. Hippies bleiben.
Licht im Westen aus (Freeze), im Osten an. Im Osten jetzt laute Rufe nach Freiheit und
Demokratie, der Wächter greift ein und zieht die Rufer von der Bühne.
SZENE 7: InterRail – 1972
Ein weiterer Hippie erscheint mit Rucksack.
Hippie mit Rucksack:
Hat irgendjemand Bock auf reisen? Einfach nur frei sein und die
Welt entdecken?
Hippie 1:
Sicher. Frei sein. Sehr cool.
Hippie 1 schaut die anderen Hippies an, die begeistert nicken.
Hippie 2:
Wo soll es denn hingehen?
Hippie mit Rucksack:
Kreuz und quer durch Europa. Spanien, Portugal, England,
Dänemark …
Hippie 2:
Bist du reich? Weißt du, was das alles kostet?
Hippie mit Rucksack:
Hey, keep cool. Habt Ihr noch nichts von Interrail gehört?
Hippies stehen auf
Hippie 1:
Inter - was?
Hippie mit Rucksack:
InterRail. Ein Ticket, einen Monat lang gültig, in ganz Europa.
Drei Hippies:
Genial. Da sind wir dabei!
Alle verlassen die Bühne. Die Erzählerin tritt nach vorne.
28
Erzählerin:
Jaja, InterRail, die guten alten Zeiten. Das war noch was. Ein
bisschen nostalgisch wird man jawohl noch sein dürfen beim
Gedanken an diese Zeit. Aber apropos Gedanke, was
wird denn
eigentlich aus dem europäischen Gedanken?
Gute Nachrichten: Er
spricht sich herum und findet im Jahre 1973
die ersten neuen
Freunde.
SZENE 8: Die 1. Erweiterung – 1973
England mit Melone, Irland mit Schaf und Dänemark mit Knäckebrot betreten die Bühne.
GB:
Hello, ist jemand zu Hause?
Die sechs kommen auf die Bühne zurück.
DK:
Können wir euch mal kurz sprechen?
IR:
Wir würden gerne in eurem Club mitmachen.
BE:
(zu FR/DE/IT) Hey, die sehen cool aus.
NL:
Lasst uns mal schauen, was die so drauf haben.
LUX:
(Zu GB/IE/DK)) Wer seid ihr und was könnt ihr?
GB:
Ich bin Großbritannien. Ihr wisst schon: Big Ben, Teatime,
neue Trends, neue Mode, very cool.
DK:
Ich bin Dänemark, kleines Land, tolle Landschaft und ihr
kennt bestimmt unser Wahrzeichen: die kleine
Meerjungfrau.
IR:
Well und ich bin Irland, bekannt für Irish Pubs, Whiskey
und Schafe.
GB:
Wir sind hip und trendy, …
DK:
… und haben viele gute Verbindungen in die ganze Welt.
FR
Das hört sich gut an.
DE:
Wir könnten die drei wirklich gut …
NL:
… in unserer Gemeinschaft gebrauchen. (alle nicken zustimmend)
Alle sechs: Join us and MOVE.
Musik: “Join us and MOVE”(Klavier). Gesungen wird die erste Strophe mit Refrain.
29
GB:
Yeah, wow, great.
DK:
Was für ein toller Moment.
IR:
Darauf lasst uns anstoßen.
DE:
Prost,
IT:
CinCin,
GB:
Cheers,
FR:
A votre santé,
DK:
Scoll.
Alle machen Gesten des Anstoßens. Eine kleine Feier.
Musik: Türkei. Von hinten kommt die etwas wütende Türkei dazu.
TR:
Hallo? Und was ist mit mir? Wieso sind die jetzt vor mir dran?
DE
Das hier ist etwas ganz Anderes.
IT:
Das erklären wir dir draußen.
Länder nehmen die TR zwischen sich und begleiten sie von der Bühne.
SZENE 9: Demokratie für Spanien, Portugal und Griechenland –
1974 - 86
Musik: Trommelwirbel
Drei Diktatoren (Spanien, Portugal und Griechenland) betreten in Uniform die Bühne und
gehen in den Vordergrund.
ES:
Wir sind die Diktatoren von Spanien,
PT.:
Portugal
GR:
und Griechenland. Wir entscheiden, was die Leute in unseren Ländern tun
dürfen und was nicht.
PT:
Und wehe, wenn sie sich nicht daran halten.
ES:
Dann haben wir unsere eigenen Methoden sie zu überzeugen
Alle drei machen die Geste des Hals-Durchschneidens.
Zusammen: Wir verlangen die Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft.
Hinter den Diktatoren tauchen die neun Länder der EU auf.
30
Die 9:
Jeweils einzelne Länder sagen die folgenden (und noch andere passende)
Sätze:
Ihr seid nicht demokratisch. - Wir wollen euch nicht bei uns haben.
Ihr unterdrückt euer Volk. - Akzeptiert die demokratischen Rechte, erst dann
können wir weiterreden.
Die Neun drehen sich um und gehen in den Bühnenhintergrund. Drei weitere Schauspieler
treten auf. Sie stellen die Völker der drei Länder dar. Schwarze T-Shirts, Landesflaggen.
ES:
Wir wollen Freiheit.
PT:
Wir wollen Gerechtigkeit.
GR:
Wir wollen Demokratie. (Zu den Diktatoren) Wir wollen Euch hier nicht
länger!
PT:
Wir wollen endlich frei sein. Haut ab!
Diktatoren: Was war das? Wir lassen euch einsperren!
Erzähler geht zu den Diktatoren, stellt sich neben sie und dreht eine Sanduhr um. Die Zeit
der Diktatoren läuft ab. Lied: „Grandola Vila Morena“
Die Diktatoren fallen auf der Bühne um und werden vom Volk von der Bühne getragen.
Jubel.
ES
Und jetzt, was machen wir jetzt?
PT
Wunderbar, wir können frei wählen, unsere Rechte zurückfordern, mit der
Vergangenheit abschließen und neu anfangen.
GR
Und wir können in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen werden.
ES, PT, GR: (zu den EUlern, die interessiert zugesehen haben): Nehmt Ihr uns auf?
Stille Post zwischen den EU Staaten.
FR:
(versteht nicht, was durch die Stille Post gesagt wurde.) Was???
Alle:
Ja!!!
FR:
Ah, ok. Wir nehmen euch auf. Ihr werdet Mitglieder der europäischen
Gemeinschaft!
Alle EU Länder gehen auf die Neuen zu. Bevor es zum Schütteln der Hände kommt:
FR
Halt!! (Freeze für alle anderen EU Staaten) Eine Frage habe ich noch. Wie
haltet ihr es mit den Finanzen?
Alle anderen EU Staaten weichen langsam wieder vor den drei Neuen zurück.
31
ES, PT, GR: Die drei schauen sich an, nicken und sagen mit dem Brustton der
Überzeugung nacheinander…
Doch… Gut… Schon… Blendend! (gemeinsames Lachen)
FR:
Dann seid Ihr willkommen.
LUX:
Join us and MOVE.
DK:
Wir helfen euch beim Aufbau der Demokratie und der Wirtschaft.
Sie ziehen den drei neuen Ländern die schwarzen T-Shirts aus. Darunter sind die EU
Länderfahnen. Musik: Join us and MOVE (Span. Variante) Gesungen wird die zweite
Strophe mit dem Refrain. Direkt im Anschluss: Musik: Türkei
TR:
betritt die Bühne Hallo? Und was ist mit mir? Ihr wolltet euch doch
melden! Wieso sind die jetzt auch vor mir dran?
DE, IT:
Das hier ist etwas ganz Anderes. Das erklären wir dir später. (DE und IT
nehmen TR zwischen sich und bringen sie, begleitet von allen übrigen, von
der Bühne)
SZENE 10: Solidarność – 1980
Erzählerin: Wir schalten zurück ins Jahr 1980. In Polen passieren Dinge, die die Welt
verändern werden. Videoprojektion 4: Solidarność
Polens Werftarbeiter gründen eine unabhängige Gewerkschaft.
Lech Wałęsa, der Mann, der zum Symbol für diese Veränderung
werden
wird, führt sie an. Wir erleben einen historischen
Moment. Hier beginnt sie,
die Auflösung des Warschauer Pakts!
.
Aus dem OFF hört man Rufe: Streik, Streik, wir gehen in den Streik. Eine Gruppe
Werftarbeiter in Arbeitsanzügen (Blaumänner) betritt die Bühne. Einer von ihnen ist Lech
Wałęsa.
Masse:
Streik, Streik, wir gehen in den Streik.
Wałęsa:
Liebe Genossinnen und Genossen, es ist an der Zeit uns gegen ein System
zu wehren, das die arbeitende Klasse aus dem Blick verloren hat.
Lasst uns
für eine gerechte Bezahlung und die Zukunft unserer
Kinder kämpfen.
Masse:
Genau. Streik, Streik, wir gehen in den Streik. Wałęsa, Wałęsa!!
Wałęsa:
Unabhängige Gewerkschaften und das Recht auf Redefreiheit müssen auch
in Polen anerkannt werden. Wir wollen uns nicht länger von denen da
bevormunden lassen
oben
32
Masse:
Jawohl, Freiheit für alle. Solidarność, Solidarność, …
Die Streikenden gehen mit lauten Rufen von der Bühne.
SZENE 11: Schengen Abkommen – 1985
Erzählerin:
aufzuhalten
In den Staaten des Warschauer Pakts greift der Wunsch nach mehr
Demokratie um sich. Eine Entwicklung, die nun nicht mehr
ist. Aber ich will nicht vorgreifen.
Schauen wir lieber auf die junge Gemeinschaft der 12 Staaten und
ihre Pläne.
Die 12 EU-Mitglieder kommen zurück.
DE:
Der Grundstein für Frieden und Freiheit in Europa ist gelegt!
IT:
Wie geht’ s aber weiter?
LUX:
Wie können wir unsere Gemeinschaft für jeden unserer Bürger auch
wirklich spürbar machen?
DK:
Wir könnten die Grenzen zwischen unseren Ländern öffnen.
BE:
Personen und Zollkontrollen werden abgeschafft.
GR:
Das würde den Handel und das Reisen erleichtern.
FR:
Wir wachsen zusammen wie ein Land und sparen eine Menge Geld.
ES:
Wenn wir die Binnengrenzen öffnen, müssen wir aber die
Außengrenzen unserer Gemeinschaft schützen.
PT:
Hier sollten alle mithelfen.
Spruchband „Schengen – Agreement“ wird entrollt. GB und IE beteiligen sich nicht.
GB:
Wir nicht. Wir kümmern uns um unsere Grenzen, sonst nichts.
IE:
Wir auch nicht. Wir sind eine Insel. Wir machen unser Ding.
Betretene Blicke über die egoistische Entscheidung der beiden Mitglieder. Um die
Stimmung aber wieder anzuhaben macht Italien einen Vorschlag:
SZENE 12: Erasmus-Programm – 1987
IT:
Lasst uns auch mal was für die Jugend tun. Wenn Europa
zusammenwachsen soll, dann sollten sich die jungen
33
Leute besser kennen lernen.
SP, PT:
paar
Wir können junge Menschen einladen und ihnen zeigen,
wie man Flamenco tanzt. Musik: Flamenco. Sie tanzen ein
Takte
NL:
Flamenco? Wie cool ist das denn?? Echt mal!
DE, FR:
retten.
an
Und bei uns kann man an einem Umweltschutzprojekt
mitarbeiten. Die Natur können wir sowieso nur gemeinsam
Halten ein Plakat hoch „Umweltschutz hört nicht
Landesgrenzen auf“
DK:
Ein wichtiges Projekt! Sehr gut.
GR:
Stopp, Stopp! Zeigt seine leeren Hosentaschen Wer soll
das denn alles bezahlen?
PT:
Wir haben ein Menge Freunde überall in Europa, aber wir
haben nicht genug Geld um ins Ausland zu reisen.
ES:
Flüge sind teuer und InterRail dauert zu lange.
GR:
Unsere Gemeinschaft ist gewachsen, aber dadurch werden die
Wege auch immer länger. Alle schauen traurig in die
Runde
DE:
fröhlich Leute, dafür gibt es doch Erasmus.
Entrollen ein Banner mit der Aufschrift „Erasmus“.
FR:
Studenten, Schüler und ihre Lehrer werden seit 1987 unterstützt, um
in anderen Ländern Erfahrungen zu sammeln, zu studieren oder
gemeinsam an Projekten zu arbeiten.
GB:
Erweitert Euren Horizont, verbindet euch.
Musik: „Come together“
Erzähler:
Damit wäre das auch geklärt. Das europäische Programm Erasmus
ermöglicht es Jugendlichen, andere Länder der Gemeinschaft
kennenzulernen und damit Vorurteile abzubauen. Aktive
Völkerverständigung. Eine wirklich gute Idee.
Doch nun: Bereiten Sie sich auf ein ganz besonderes Jahr vor, das
Jahr der Revolutionen: 1989! Wir beginnen in den Baltischen Staaten.
34
SZENE 13: Singende Revolution – 1989
Auf der Bühne sind die 12 EU-ler versammelt, sie stehen mit dem Rücken zum Publikum
und sehen zur Leinwand. Auf der Bühne erscheinen die noch schwarz gekleideten
Darstellrinnen EE, LV und LT.
Videoprojektion5: Baltic Way
Erzählerin: Was Sie hier sehen, ist sensationell: Eine Menschenkette von Vilnius in
Litauen über Riga in Lettland bis nach Tallinn in Estland. Das Ziel ist
nicht
weniger als die Unabhängigkeit der drei Baltischen Staaten. Die
Menschen
fordern mehr Freiheit und demokratische Wahlen.
Die drei Darstellerinnen fassen sich an den Händen. Andere schwarz gekleidete kommen
dazu. Sie bilden eine Kette. Die EU-Staaten drehen sich zu den Darstellern um und
schauen aus dem Hintergrund zu. Wenn die Videoprojektion endet, lassen sich die
schwarz gekleideten Darstellerinnen los und beginnen über die Bühne zu gehen.
SZENE 14: Der Fall der Berliner Mauer– 1989
Erzählerin: Auch in Ostdeutschland spüren die Menschen die Kraft der Veränderung, die
durch die Politik Michail Gorbatschows erst möglich wurde. Was sie
auf ihren
Montagsdemonstrationen fordern sind mehr Demokratie und
natürlich die
Reisefreiheit.
Person 1:
Wir leben hier wie in einem Käfig.
Person 2:
Wir wollen freie Menschen in einem freien Land sein.
Person 3:
Wir sind Europäer, wir wollen auch durch Europa reisen dürfen.
Person 4:
Warum teilt diese Mauer unsere Familien? Wir sind ein Volk.
Mehrere Personen rufen: Die Mauer muss weg und Wir sind das Volk.
Videoprojektion6: Fall der Berliner Mauer
Musik: „Wind of change“
Erzählerin: Menschen, die frei sein wollen, werden auch durch Mauern und Zäune nicht
aufgehalten. Und so gelingt am 09. November 1989 doch noch eine
Revolution auf deutschem Boden, und eine friedliche noch
dazu. Die Zeit der
Mauer ist vorbei.
Alle Schauspieler beteiligen sich daran, die Mauer abzubauen und singen dabei „Wind of
change“. Am Ende verlassen alle die Bühne.
35
SZENE 15: Krieg in Jugoslawien – 1995
Videoprojektion7: Jugoslawien. Die Karte Jugoslawiens erscheint auf der Leinwand.
Sieben Darstellerinnen betreten schwarz gekleidet die Bühne. Sie stehen verteilt.
Erzählerin: Doch so friedlich gelingt die Veränderung in Europa leider nicht überall.
Musik: Kriegsgeräusche. Alle ducken sich. Die alte Karte wird überblendet mit der neuen
Karte, auf der Jugoslawien in viele Teile zerfällt. Sie beginnen miteinander zu kämpfen.
Ende im Freeze. Die Darstellerinnen treten einzeln nach vorne.
1:
Ich komme aus Bosnien Herzegowina.
2:
Ich komme aus Mazedonien.
3:
Ich komme aus Serbien.
4:
Ich komme aus dem Kosovo.
5:
Ich komme aus Slowenien.
6:
Ich komme aus Kroatien.
7:
Ich komme aus Montenegro.
Erzählerin: Dieser Krieg hat mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet, viele
Familien zerstört und unzählige Kinder traumatisiert - und das mitten
in
Europa. Kein Ruhmesblatt für die europäische Politik.
Darstellerinnen gehen ab, Erzählerin bleibt.
SZENE 16: 4. Erweiterung – 1995
Erzählerin: Und doch, der Gedanke des Miteinanders setzt sich immer mehr durch.
Weitere Länder wollen in die Gemeinschaft aufgenommen werden.
Die zwölf Mitglieder der Gemeinschaft sind auf der Bühne. Fünf weitere Schauspieler mit
den Flaggen von SE, FI, NO, AT, CH erscheinen.
ES:
Hey Leute, wir bekommen Besuch.
IT:
Was wollen die denn?
DE:
Fragen wir sie doch einfach..
SE, FI, AT, treten vor, CH und NO bleiben etwas zurück.
FI:
Wir würden gerne in eurer Gemeinschaft eintreten. Seid Ihr damit
einverstanden? Unsere Produkte sind hochwertig. Unsere Umwelt ist sauber.
36
SE:
Wir bieten beste Bedingungen zum Leben und Arbeiten. Ach ja, und ihr
werdet unser frisches Design lieben, oder kauft ihr nicht bei IKEA?
AT:
Wir sind ein reiches Land im Herzen Europas. Im Winter ein wahres
Skiparadies, außerdem rollen bereits unzählige Waren über unsere Straßen.
Wäre doch schade, wenn wir nicht dazu gehören würden. Lasst uns zusam
menarbeiten und Freunde sein.
Die EU-ler schauen sich kurz an. Dann tritt FR vor.
FR:
Wir freuen uns, dass ihr mitmachen wollt. Das macht vieles leichter.
Join us and MOVE.
Musik: Join us and MOVE (Klavier). Alle singen
Sofort, wenn das Lied zu Ende ist:
Musik: Türkei
TR:
Also wirklich, was soll das denn? Wieso werden die einfach so Mitglied und
ich nicht?
FI, SE, AT:
Du musst eben noch warten, du bist noch nicht so weit.
TR:
Wer redet denn mit euch?
DK, BE:
Das hier ist etwas ganz Anderes. Das erklären wir dir draußen. (DK und BE
nehmen TR zwischen sich und bringen sie, begleitet von den übrigen, von
der Bühne. UK, NO und CH bleiben zurück.)
UK:
Was ist eigentlich mit euch? Ihr seid doch auch Europäer und echte
Demokraten und reich noch dazu. Ihr fehlt uns noch in unserem Club.
NO, CH:
Nee, danke der Nachfrage, aber wir kommen besser alleine klar. Wisst ihr,
wir lieben unsere Unabhängigkeit und wollen selbst bestimmen
können.
Aber bei eurem Erasmusding machen wir gerne mit, das
ist cool. Reisen für
Schüler und Studenten von der EU bezahlt. (Daumen
hoch)
Die drei Länder gehen ab.
Erzählerin: Nun, das ist mal ehrlich. Aber wer weiß schon, was die Zeit bringt? Vielleicht
überlegen es sich die beiden ja noch. Unsere mittlerweile fünfzehn Staaten
haben auf jeden Fall schon den nächsten großen Schritt im Auge, und der
wird ein richtiges Feuerwerk.
SZENE 17: Einführung des Euro – 2002
Alle fünfzehn Mitglieder der EU kommen auf der Bühne. Jeder hat eine überdimensionale
Münze seiner Landeswährung in der Hand. Auf jeder Rückseite, mit Ausnahme GB, DK
und SE, ist eine überdimensionale Euromünze. Bei dem Lied machen die drei genannten
37
Länder nicht mit.
Musik: „Money, Money, Money“
Wenn die Musik vorbei ist:
Erzählerin:
Zum 01. Januar 2002 führen wir eine gemeinsame Währung ein: den
EURO.
DE:
Das ist gut für unseren gemeinsamen Markt.
UK:
Ich will damit nichts zu tun haben. Wir behalten unser Pfund.
IT:
Es wird keine schwankenden Wechselkurse mehr geben.
DK:
Mit mir nicht, wir wollen unsere Krone behalten.
FI:
Wieso? Eine Währung für alle, das ist doch prima!
SE:
Finde ich nicht, es ist viel zu riskant, wenn so viele Länder
in einen Topf geworfen werden.
IE:
Spielverderber. Ich bin dabei. Das hat doch nur Vorteile.
ES, PT, GR:
Genau, die ganzen Touristen brauchen nicht mehr in Peseten,
Escudos und Drachmen umzurechnen.
Alle im Freeze
Erzählerin:
Ganz so glatt wie erhofft wird das mit dem Euro nicht über die Bühne
gehen. Heute wissen wir das. Damals haben sich das einige
aber wohl
ganz anders vorgestellt. Trotzdem bleibt die Idee
dahinter richtig und
gut: Ein gemeinsames Europa braucht auch eine
gemeinsame
Währung. Auf jeden Fall wird das, wofür die
Europäische Union steht
immer beliebter, wie das Jahr 2004 zeigt.
Schon mal ein kleiner
Vorgeschmack auf so etwas wie
Völkerwanderung!
SZENE 18: 5. Erweiterung - 2004
Nacheinander erscheinen EE, LV, LT, PL, CZ, SK, HU, SL, MT und CY auf der Bühne.
Musik: Join us and MOVE (Alpers Version) Musik läuft nur als Untermalung der Szene.
Kein Gesang. Der Satz „Join us and MOVE“ sollte im Laufe der Szene immer bedrückter
gesprochen werden.
EE:
Hallo. Wir sind die Baltischen Staaten Estland,
LV:
… Litauen
LT:
… und Lettland. Wir wollen enge Verbindungen zu Europa.
38
LV:
Können wir bei euch mitmachen??
Die fünfzehn:
Aber klar doch. Join us and MOVE.
PL:
Darf ich dann auch mitmachen? Ich bin Polen und ein wichtiger
Handelspartner.
Die fünfzehn:
Willkommen. Join us and MOVE.
CZ:
Wir sind Tschechien …
SK:
… und die Slowakei. Wir brauchen eure Unterstützung.
CZ:
Außerdem brauen wir leckeres Pils. Nehmt ihr uns auf?
Die fünfzehn:
Join us and MOVE.
HU:
Auch wir Ungarn wären gerne dabei. Urlaub am Plattensee?!
Die fünfzehn:
Join us and MOVE.
SL:
Italien
Darf ich dann auch mitmachen? Ich bin Slowenien, Nachbar von
und Österreich.
Die fünfzehn:
Join us and MOVE.
MT:
Ich bin Malta …
CY:
und ich Zypern. Wir sind zwar nur zwei kleine Inseln,
MT:
gehören aber auf jeden Fall …
Die fünfzehn:
JAJA, schon klar. Join us and MOVE. Jetzt reicht' s aber erst mal.
SZENE 19: Letzte Erweiterungen – 2007/13
Drei weitere Schauspieler betreten die Bühne.
RO:
Halt, noch nicht zumachen. Ich bin Rumänien und brauche Unterstützung.
Die 25:
Na OK, einer geht noch. Join us and MOVE.
BG:
Ich bin Bulgarien, Nachbar von Rumänien. Mit geht’s genauso schlecht.
Die 25:
Join us and MOVE. Jetzt reicht' s aber.
HR:
Hier kommt ein schönes Urlaubsland, Kroatien mit Adriastrand. Nehmt ihr
mich mit, dann ist das der Hit.
39
Die 25:
Join us and MOVE. Aber jetzt ist erst mal Schluss.
DE:
Und die Türkei?
TR:
Was, und die Türkei? Glaubt ihr immer noch, ihr könnt mich herumschubsen?
Schaut euch um in der Welt. Vieles ist in Veränderung. Ihr werdet es
spüren
und ihr werdet mich brauchen. Doch dann haben sich die
Spielregeln
geändert. Denkt an meine Worte. Inschallah.
Die Türkei verlässt die Bühne. Alle EU Länder schauen ihr erst nachdenklich hinterher,
gehen anschließend in Gruppenstandbilder die Gespräche und politische
Auseinandersetzungen darstellen. Freeze.
SZENE 20: Friedensnobelpreis 2012
Erzähler:
In der Europäischen Union haben jetzt alle Bürger der Mitgliedsstaaten die
gleichen sozialen, wirtschaftlichen und demokratischen Rechte. Man kann
leben, wo man möchte (mit einem Augenzwinkern zum Publikum) es muss
nicht Mönchengladbach sein, obwohl, schlecht ist die Wahl nicht. Doch die
tatsächliche Entscheidung zwischen hier und Neapel, Klaipeda, Malaga oder
Krakau ist in den Köpfen noch nicht wirklich angekommen. Vielleicht wird das
der nächste Schritt im Zusammenwachsen des europäischen Gedankens
werden. Doch rückblickend lässt sich sagen: Geschafft wurde schon viel.
Während in manchen Teilen der Welt immer wieder oder immer noch Krieg
herrscht, hat die europäische Gemeinschaft ihr anfangs gesetztes Ziel
erreicht: Es herrscht seit über 70 Jahren Frieden zwischen den
Mitgliedern.
Man ist nicht immer einer Meinung, aber immerhin redet man
miteinander
und schlägt sich nicht die Köpfe ein. Diese Tatsache hat eine
Auszeichnung
verdient
Eine feierlich gekleidete Darstellerin betritt die Bühne mit einem Orden. Sie wird begleitet
von vier Musikerinnen.
Darstellerin:
Der Friedensnobelpreis des Jahres 2012 geht für ihren Einsatz für
Frieden, Menschenrechte und Völkerverständigung an die
Europäische Union. Herzlichen Glückwunsch.
Der Preis wird überreicht, die Musikerinnen beginnen Ode an die Freude zu spielen. Alle
singen mit. Es herrscht Feierstimmung.
SZENE 21: Flüchtlinge
Mitte der ersten Strophe betreten Flüchtlinge die Bühne und versuchen sich an EUMitgliedern festzuhalten. Sie werden abgewiesen, weggestoßen. Die Flüchtlinge fallen auf
40
den Boden und bleiben dort liegen. Das Lied wird bis zum Ende der zweiten Strophe
gesungen. Am Ende bleiben die europäischen Staaten um die Flüchtlinge stehen.
Wenn die Musik vorüber ist, treten einzelne Darstellerinnen nach vorne an den
Bühnenrand und sagen einen Wunsch, den sie mit ihrer persönlichen Zukunft in Europa
verbinden.
Ich möchte in einem Europa leben, …
… in dem es keine Grenzen gibt, die Menschen zurückhalten
… in dem gemeinsam etwas für Flüchtlinge getan wird.
… in dem ich sagen kann, was ich möchte.
… wo der Frieden das höchste Gut ist.
… in dem miteinander und nicht gegeneinander gearbeitet wird.
Eben ein Europa, das in Vielfalt geeint ist. Es ist unsere Aufgabe, das zu erreichen. Alle
helfen den Flüchtlingen wieder auf die Beine.
Anschließend Musik: Join us and MOVE (Finale)
Alle singen gemeinsam.
Ihre Dialogversion
Ihre Dialogversion kann ganz anders aussehen. Sie können aber auch unsere Texte
der Einfachheit halber übernehmen. Sie können andere Schwerpunkte bilden. Sie
können Ihr ganz eigenes Stück entwerfen. Es kürzen oder verlängern oder eine
Serie draus machen. Das kommt darauf an, wie viel Zeit Sie in die inhaltliche Arbeit
investieren wollen. Unsere Dialogversion hat viele Stadien durchlaufen und ist oft
geändert, übersetzt und rückübersetzt worden – in Zusammenarbeit der sechs
Schulen. Die Versionen der sechs verschiedenen Länder wichen deutlich voneinander ab. Sie sind nicht alle schriftlich fixiert, aber als Videos zu bewundern.
https://www.youtube.com/results?search_query=Join +us+and+MOVE
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Musik
Am Anfang standen ein paar Ideen zu bekannten Stücken, die zu den Themen und
Emotionen auf der Bühne passen.
Kriegsende
Rammstein: Feuer frei
Schuman-Plan
John Lennon: Imagine
Mauerfall
The Scorpions: Wind of Change
Gründung der EU
Beethoven: An die Freude
Griechenland
Mikis Theodorakis
Vertrag von Lissabon
Georges Moustaki: Declaration
Das war natürlich überhaupt kein einheitlicher Stil im Sinne eines Musicals. Auch
war zunächst nicht klar, was davon einfach nur eingespielt werden sollte und was
die Schauspieler singen sollten, und in welcher Sprache? Oder doch eigene
Kompositionen und Songtexte? Es war auch erstaunlich, wie klein das gemeinsam
bekannte Repertoire an englischsprachiger Popmusik ist, wenn man mit Litauern,
Polen, Türken, Italienern, Spaniern und Deutschen an einem Tisch sitzt.
Nach einem ersten Brainstorming hatten wir den Anspruch wenigstens einen
eigenen Song zu texten und zu komponieren. Das fand bei einem Treffen in
Kayseri in der Türkei statt. Probenraum war das Foyer des Hotels. Drei Musiklehrer
aus Deutschland, Spanien und der Türkei und viele Texter und Sänger drängten
sich um den Flügel.
Die erste Liste wurde auch öfter modifiziert. Rammstein wurde verworfen. Imagine
und Wind of Change beibehalten, weil wirklich alle diese Songs kannten. Die
Europa-Hymne war auch klar, sie sollte beim Friedensnobelpreis zum Einsatz
kommen. Statt Mikis Theodorakis entschieden wir uns für Grândola, Vila Morena,
ein Kampflied, das zur Hymne der Nelkenrevolution in Portugal wurde. Moustaki
wurde auch verworfen, dafür kamen noch dazu. Blowin' in the Wind, Come
Together (mit eigenem Text), Money Money (mit eigenem Text). Auch hier haben
Sie natürlich alle künstlerische Freiheit, noch viel kreativer alle Lieder selbst zu
komponieren und zu texten.
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Der Text: Join us and MOVE
We want to live in peace and freedom
We want to share our beliefs
Never again a war in Europe
And we shall live safe and free
Refrain:
Join us and MOVE
Come feel the groove
We will be friends for ever
Join us and MOVE
We want to live in peace and freedom
We want to be one family
The world’s a nice place to life in
And we shall live safe and free
Refrain
We want to live in peace and freedom
Let’s try to build a place for all
So never ruin what we created
And you will live safe and free
Refrain (2x)
Never again a war in Europe
And we shall live safe and free
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- Musikliste
Kriegslärm (Zweiter Weltkrieg, Jugoslawien)
Türkische Musik (ein paar Takte zum Auftritt der Türkei)
Imagine (Gründung)
Blowing in the Wind (1968)
Come together (neuer Text zu Erasmus)
Wind of Change (1989)
Money, Money, Money (neuer Text zur Euro-Einführung)
Song of Joy (Friedensnobelpreis)
Join us and MOVE (Erweiterungen, Ende)
- Musiktexte
IMAGINE (JOHN LENNON)
Imagine there's no heaven
It's easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today...
Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace...
You may say I'm a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one
Imagine no possessions
I wonder if you can
No need for greed or hunger
A brotherhood of man
Imagine all the people
Sharing all the world...
You may say I'm a dreamer
But I'm not the only one.
I hope someday you'll join us.
And the world will live as one.
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Blowin' In the Wind (Bob Dylan)
How many roads must a man walk down before you call him a man?
How many seas must a white dove sail before she can sleep in the sand?
How many times must the cannon balls fly before they are forever banned?
The answer my friend, is blowin' in the wind.
The answer is blowin' in the wind.
How many years can a mountain exist before it's washed to the sea?
How many years can some people exist before they're allowed to be free?
How many times can a man turn his head and pretend that he just doesn't see?
The answer my friend, is blowin' in the wind.
The answer is blowin' in the wind.
How many times must a man look up before he can see the sky?
How many ears must one man have before he can hear people cry?
How many deaths will it take till he knows that too many people have died?
The answer my friend, is blowin' in the wind.
The answer is blowin' in the wind.
Join us an MOVE (Melodie: Pierre Hackstein)
We want to live in peace and freedom
We want to share our beliefs
Never again a war in Europe
And we shall live safe and free
Join us and MOVE
Come feel the groove
We will be friends forever
Join us and MOVE
We want to live in peace and freedom
We want to be one family
This world’s a nice place to live in
And we shall live safe and free
Refrain
We want to live in peace and freedom
Let’s try to build a place for all
So never ruin what we’ve created
And you will live safe and free
Refrain (2x) Vers 3 + 4 des Refrains
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Erasmus Song (Come Together, The Beatles,
Text: Johannes Stüve)
Here comes Erasmus
That is European
That means meeting people
And see different countries.
You will travel around
And meet some other folks
Pack your things and start because
There is so much to see.
Come together, right now, over me.
Flamenco dancing in Spain
Or making music in Greece
Maybe some studies in Rome
Or German culture at least.
My friend you see there is a lot that you can do.
Get out of your chair, Europe’s waiting for you.
Come together, right now, over me.
Wind Of Change (The Scorpions)
I follow the Moskva
Down to Gorky Park
Listening to the wind of change
An August summer night
Soldiers passing by
Listening to the wind of change
The world is closing in
Did you ever think
That we could be so close, like brothers
The future's in the air
I can feel it everywhere
Blowing with the wind of change
Take me to the magic of the moment
On a glory night
Where the children of tomorrow dream away (dream away)
In the wind of change
Walking down the street
Distant memories
Are buried in the past forever
I follow the Moskva
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Down to Gorky Park
Listening to the wind of change
Take me to the magic of the moment
On a glory night
Where the children of tomorrow share their dreams (share their dreams)
With you and me
Take me to the magic of the moment
On a glory night (the glory night)
Where the children of tomorrow dream away (dream away)
In the wind of change (the wind of change)
EURO (Musik: „Money Money Money“ von ABBA,
Text: Johannes Stüve)
We have so many currency
I think it is too much for me
Ain't it sad
For every country I will go
I have to change my money, oh
That's too bad
In my dreams I see a sign
It looks strange, but feels so fine
I want to hold it all the time
This currency now will be mine
EURO, EURO, EURO,
YOU‘RE MY HERO,
YOU WILL MAKE MY DAY
EURO, EURO, EURO,
LOVELY HERO
I WANT YOU TO STAY
AHAAAAAA.....
I will travel abroad
and pay everything in Euro
Everything is fine
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Hintergrundinformationen
Um die vielen historischen Ereignisse begreifbarer zu machen, wollten wir im
Bühnenhintergrund auf eine Leinwand historische Filme und Fotos projiziert.
Letztendlich haben wir aber nur wenige Filme gezeigt und auf die Fotos verzichtet.
Das hängt von den technischen Möglichkeiten ab und von der Intention, mehr zu
unterhalten oder mehr zu informieren. Falls Sie die historischen Fotos benutzen
wollen, stellen wir Sie Ihnen gerne zur Verfügung:
http://gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/mm-de.pdf
http://gesamtschule-volksgarten.de/erasmus/pdf/mm-en.pdf
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Bühnenbild
Die Bühnendekoration war recht einfach in schwarz gehalten mit beweglichen
Elementen zum Mauerbau und zum Fall der Mauer. Trennwände haben wir sowohl
als Türen und zur Halbierung der Bühne in Ost und West eingesetzt. Die Requisiten
waren ebenfalls sehr sparsam angedeutet, um das Projekt nicht noch komplizierter
zu machen. Wir hatten zwar den kompletten Fahnensatz der EU +Türkei,
Norwegen und Schweiz in groß und in klein. Wir haben sie aber nur sehr sparsam
eingesetzt.
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Am besten ist das in den Video-Aufnahmen zu sehen. In den unterschiedlichen
Ländern wurde mit unterschiedlichen Elementen zum Mauerbau gearbeitet. Auch
abhängig von der Bühnengröße. Oben sieht man die großen Stellwände und die
kleinen Mauerteile. Unten ist die Mauer fertig. Und bleibt dort bis zum Fall der
Mauer.- ohne den Ablauf auf der Bühne zu behindern.
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In Spanien sah das ganz anders aus:
Links das Europäische Haus, rechts die Mauer.
Kostüme
Schwarze Hosen und schwarze T-Shirts mit den Flaggen der dargestellten Länder
war die Grundausstattung. Die Flaggen auf den T-Shirts sollten möglichst groß sein,
damit sie gut zu erkennen sind. Da war die türkische Version deutlich besser als die
deutsche.
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Dazu gab es Phantasie-Uniformen für die Diktatoren aus Spanien, Griechenland
und Portugal, Hippie-Kleidung für 1968. Kampf-Uniformen für Soldaten in der
Szene zum Prager Frühling wurde in einigen Ländern eingesetzt, aber nicht in der
deutschen Version.
Chorproben
Mit Schülerinnen und Schülern zu singen ist einfach und schön, wenn die
anfängliche Scheu erst mal überwunden ist. Die Qualität des Gesangs hängt
natürlich von den individuellen Fähigkeiten der einzelnen TeilnehmerInnen ab. Da
wird jede Gruppe ihre eigenen Erfahrungen machen. Schulen, die schon einen
Schulchor oder eine Musical-AG besitzen, haben es vielleicht etwas leichter als
Schulen, die, so wie wir, mit Bühnengesang absolutes Neuland betreten. So oder
so, wichtig ist es, den Spaß am gemeinsamen Singen hoch zu halten, damit Ängste
abgebaut und ein Gefühl der Gemeinsamkeit aufgebaut werden kann.
Da wir außer dem Titelsong „Join us and MOVE“ nur existierende Songs verwendet
haben, konnten wir gut auf die Instrumentalversionen der Lieder zurückgreifen, die
wir im Netz fanden und auf Stick sammelten, um sie jederzeit bei Proben und
später natürlich bei der Aufführung nutzen zu können. Außerdem konnten sich die
Sänger und Sängerinnen zuhause über Youtube die Stücke anhören und ihren
Gesang allein oder in Kleingruppen üben, was die Vorbereitungszeit verkürzte.
Wer die Möglichkeit hat, Musik live einspielen zu lassen, wie es unsere spanische
Partnerschule mit ihrem Schulorchester tat, kann ganz gewiss noch mal andere
Effekte erzielen. Allerdings ist es auch hier eine Frage der Qualität der Musiker,
welche Stücke sich für die Live-Performance anbieten und welche nicht. Insgesamt
wird man mit der Verwendung der Instrumentalversionen gut fahren.
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Neben dem Singen ist natürlich die Choreographie des Gesangs bzw. der Szene
das Entscheidende. Hier ist es hilfreich, sich einfache aber abwechslungsreiche
Bewegungen zu suchen, die von den SchülerInnen umgesetzt werden können. Wir
haben dies, wo es möglich war, die SchülerInnen in Gruppenarbeiten selber
entwickeln lassen. Jedes Lied sollte, um die Abwechslung im Vordergrund zu
lassen, eine eigene Choreographie bekommen.
Theaterproben
Die größte Schwierigkeit liegt darin, den doch an einigen Stellen etwas spröden
Text durch das Spiel der DarstellerInnen aufzulockern. Hier ist Kreativität gefragt.
Und vor allem: Keine Angst vor dem großen Thema. Je frecher sich den Szenen
genähert wird, desto interessanter werden die Ergebnisse sein, die die Gruppe auf
die Bühne stellen wird.
In unserer Inszenierung wurde beispielsweise die Entscheidung über die Aufnahme
Spaniens, Griechenlands und Portugals als Stille Post dargestellt. Die Idee dazu
entstand bei einer Probe und gefiel allen so gut, dass wir sie sofort einbauten. Die
Abschaffung der Diktaturen in diesen drei Ländern zuvor wurde als ein langsames
aber unaufhaltsames Versinken im Erdboden dargestellt, während eine große
Sanduhr ablief. Wir fanden dieses Bild als Metapher ganz schön.
Gerne griffen wir bei der Probenarbeit immer wieder auf theatrale Mittel wie
„freeze“, „Gehen durch den Raum“ oder andere Bausteine der normalen Darstellen
und Gestalten Arbeit zurück, um die Szenen zu entwickeln auch spielerisch
voneinander abzusetzen.
Gruppenarbeiten haben sich gerade in der Anfangszeit bewährt, als die
spielerischen Elemente der Szenen noch nicht klar waren. Wir ließen verschiedene
Gruppen Szenen selbstständig erarbeiten und sich gegenseitig vorstellen. Über
das Feedback war schnell klar, welche Ideen gefielen und welche gleich wieder
über Bord geworfen werden konnten.
Einen großen Schritt nach vorne machten wir, als die Requisiten, Bühnendekorationen und Videoeinspieler fertig waren. Sie gaben dem Spiel noch mal eine
größere Wirkung und veränderten die eine oder andere Szene entscheidend.
Insgesamt nahm die Probenzeit für das Musical das ganze Schuljahr in Anspruch,
wobei immer wieder Veränderungen am Text und am ganzen Stück vorgenommen
wurden.
Werbung
Unsere Aula bietet Platz für ca. 500 bis 600 Gäste. Wir haben Einladungsflyer
erstellt und sie teils verschickt an besondere Gäste wie Presse, Bürgermeister,
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Abgeordnete des Landtags, des Bundestags und des Europaparlaments, der
Bezirksregierung, ehemalige Kollegen, Freunde und Förderer der Schule, teils
haben wir in der Schule Aushänge gemacht und die Eltern der Schüler im Rahmen
eines Elternbriefes eingeladen. Alle, die gekommen sind, waren sehr begeistert.
Aber die Aufmerksamkeit für Schulveranstaltungen ist in unserer Schulgemeinde
eher gering. Auch als die Aufführung nicht in unserer Aula, sondern auf der Bühne
des städtischen Theaters im Rahmen des Schultheaterfestivals stattfand, war der
Saal nicht voll. Deshalb achten Sie bei der Vorbereitung auch auf Werbemaßnahmen, damit die ganze Arbeit auch gebührend wahrgenommen wird. Im
Anschluss an unsere Premiere die während eines Treffens aller sechs beteiligten
Schulen in unserer Schule stattfand, haben wir dann auch noch alle Gäste zu einer
Feier in Anschluss an die Aufführung in unsere Mensa eingeladen.
Aufführung(en)
Im Rahmen unseres Erasmus+ Projekts haben wir das Stück in Spanien während
eines Treffens aller Schulen auf englisch von Schülern aller Schulen gemeinsam
gespielt und von dem lokalen Fernsehsender filmen lassen. Das war im März 2016.
Ende Mai / Anfang Juni haben wir uns dann in Deutschland getroffen und mit den
25 Schülern aus unseren Partnerschulen eine gemeinsame Aufführung auf deutsch
in unserer Aula gezeigt. Die Gastschüler waren dabei hauptsächlich in den
Massenszenen und bei den Liedern eingesetzt, die ja alle auf englisch gesungen
werden. In der Zwischenzeit hatte es Aufführungen in der Türkei (auf türkisch) und
in Polen (auf polnisch, auch die Liedtexte waren übersetzt, die Handlung gekürzt)
gegeben. Danach gab es noch die deutsche Aufführung während des
Schultheaterfestivals in Mönchengladbach, eine spanische teil-übersetzte Version
und eine italienische (gekürzte) Version. Im September folgte eine Aufführung in
Litauen auf englisch. Gerne wären wir dann zu einer Europa weiten Tournee
gestartet.
Sollten Sie uns nacheifern, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns informieren
würden. Email an: [email protected]
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Dank
Dieses Projekt wurde getragen von Lehrern und Schülern der folgenden Schulen:
Litauen, Klaipeda
Klaipedos "Gabijos" progimnazija
Koordinatorin: Olga Lupan
Polen, Debno
Zespol Szkol w Woli Debinskiej
Koordinatorin: Barbara Legutko
Türkei, Kayseri
Osman Ulubas Anadolu Lisesi
Koordinator: Ahmet Yýlmazlar
Italien, Ariano Irpino
Istituto Superiore Bruno - Dorso
Koordinator: Antonio Giacobbe
Spanien, Castro del Rio
IES Ategua
Koordinatorin: Josefa Montilla Oliver
Deutschland: Mönchengladbach
Gesamtschule Volksgarten
Koordinatorin: Susanne Gründler,
Theaterleitung: Johannes Stüve und Carolin Mühlen,
Musik: Pierre Hackstein,
Requisiten: Michaela Stepprath,
Organisation und Kommunikation: Aleyna Köse und Anja Cordt.
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