90 | Aktiv RAdfAhRen 9-10/10

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90 | Aktiv RAdfAhRen 9-10/10
Licht
90 | Aktiv Radfahren 9-10/10
Sieben aktuelle Nabendynamos
Strom aus
der Dose
Im ersten Teil unserer Lichtserie
stellen sich aktuelle Stromversorger dem Vergleich. Ein Test aktueller Modelle 2010 klärt, was Sie
erwarten können.
V
iele Räder fristen im Herbst und Winter
ein kümmerliches Dasein in den Kellern
und Garagen ihrer Eigentümer. Lediglich die Hartgesottenen fahren jetzt noch mit
dem Fahrrad. Ich komme aus der Arbeit. Es ist
kalt, dunkel, die Straße leicht verschneit. Bis
nach Hause sind es noch fünfzehn Kilometer.
Mit einem einfachen Klick schwenkt der Seitenläufer in Richtung Reifen. Seine Rolle findet
Halt auf der speziell gummierten Reifenflanke.
Die Straßen sind leer, alles scheint in Ordnung.
Ich fahre los. Nach einem Drittel der Strecke
fängt es an zu schneien. Der zusätzliche Schnee
lässt die Rolle des Seitenläufers durchrutschen –
Lichtausfall ist das ernüchternde Ergebnis. Das
muss mir gerade jetzt auf der verkehrsreichen
Hauptstraße passieren. So ein Mist.
Nabendynamos sind technisch überlegen!
Schon in den 1930-er Jahren erkannte der englische Hersteller Sturmey-Archer die Vorteile
einer im Vorderrad integrierten Dynamotechnik und revolutionierte somit die Energieversorgung der Lichttechnik an Zweirädern. Sein
über Jahre erfolgreiches Modell „Dynohub“
wurde bis ins Jahr 1984 verkauft.
Den richtig großen Sprung aber schaffte der
Nabendynamo erst als Ritzelriese Shimano sein
Modell HB-NX10 in den neunziger Jahren vor-
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Licht
Guido Müller (38),
Geschäftsführer der
Firma Busch & Müller
Herr Müller, wie muss ein Nabendynamo für aktuelle LED-Lampen geschaffen
sein?
Grundsätzlich sind bestehende Nabendynamos ausreichend für aktuelle LEDScheinwerfer. In der Zukunft sind auch leistungsstärkere Nabendynamos mit höheren
Wirkungsgraden denkbar. Damit könnte
noch einiges an Lichtpotenzial erschlossen und für den Radfahrer auf die Straße
gebracht werden. Wir denken, es ist mit
der von uns vor drei Jahren geschaffenen
40-Lux-Klasse noch lange nicht das Ende
der Fahnenstange erreicht.
Seit kurzem ist es erlaubt auch in gro­
ßen Laufrädern den kleinen Delux
Leichtlaufnabendynamo, nur in Kombination mit dem Edelux LED Scheinwerfer
einzusetzen. Welche Folgen hat dieser
Durchbruch von SON für Ihre Firma?
Für uns sind zunächst keine unmittelbaren
Folgen zu spüren. Der Radfahrer kann
sich aber durch Systemzulassungen auf
viele verschiedene neue Produkte freuen,
die seinen individuellen Bedürfnissen sehr
viel mehr entgegenkommen.
Was würden Sie sich in Zukunft noch
von der Gesetzgebung im Blick auf aktive/passive Beleuchtung wünschen?
Wir wünschen uns manchmal eine schnellere Anpassung der Gesetzgebung an die
immer wieder neu entstandenen technischen Möglichkeiten. Die vor einiger Zeit
nach vielem Hin und Her in der Politik gescheiterte StVZO-Novelle wäre ein Schritt
in die richtige Richtung gewesen.
Hand aufs Herz: Wann kommt ein Nabendynamo aus dem Hause Bumm?
Wir sehen unsere Kompetenz weniger
in der Mechanik, die zur Erzeugung des
Stroms am Fahrrad notwendig ist. Unser
Know-how ist die Elektronik und Optik, die
zur Umsetzung des Stroms zu gutem Licht
notwendig ist. Wir verwenden im wahrsten
Sinne des Wortes viel Energie darauf, dem
Radfahrer das Fahren bei Dunkelheit so
angenehm und neuerdings auch tagsüber
so sicher wie möglich zu machen. Unser
Tagesfahrlicht „Licht24“ hilft dabei.
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stellte. Dessen Nachfolger HB-NX30 dominiert
mit seinen Varianten und einem attraktiven
Preis den Markt und hat so den Erfolg in der
breiten Masse erst ermöglicht. Heute gehört
der Nabendynamo zum Glück zur Standardausstattung bei neuen Trekking-, City- und Reiserädern. Obwohl (oder gerade deshalb?) das
Kraftwerk im Vorderrad ein eher unauffälliges
Leben führt, bringt er für uns Radfahrer viele
Vorteile.
Im Vergleich zu motorisierten Fahrzeugen ist
der Dynamo die Lichtmaschine des Fahrrads.
Seine Unauffälligkeit bezieht der Nabendynamo aus seiner im Nabengehäuse sitzenden
Technik. Permanentmagnete (im Gehäuse angebracht) rotieren samt Laufrad um eine stationäre Wicklung aus Aluminium oder Kupfer
und erzeugen so ein rotierendes Magnetfeld,
das mechanische Energie (Tretkraft des Radlers)
nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion in elektrische Energie umwandelt.
Diese Art Strom zu erzeugen ist hocheffizient,
besitzt allerdings im nicht genutzten Zustand
(Licht aus) einen Energieverlust. Letzterer ist
aber oft so gering, dass er für die meisten Radfahrer schlichtweg nicht spürbar ist. Zum Vergleich: Der Wechsel von schweren Felgen und
Reifen zu einer leichten Ausführung ist in der
Fahrdynamik des Rads deutlich gravierender.
Einfach, leise, effektiv.
Im Inneren des Vorderrades angebracht besitzt
der Nabendynamo einige Vorteile. Da die Technik in der Nabenhülse untergebracht ist, wachsen die Flanschdurchmesser an. Beim Laufradbau können so die Speichen kürzer gehalten
werden und stehen zudem in einem flacheren
Winkel zur Felge. Das bringt Steifigkeit und
Haltbarkeit. Weiterhin ist die Mechanik gegen
äußere Einwirkungen durch den Schutzgürtel
von Speichen und Felge sehr sicher untergebracht. Ein schneller Diebstahl bei gesichertem
Vorderrad ist im Vergleich zum Seitenläufer
nicht möglich. Auch gegen Vandalismus ist der
Nabendynamo so deutlich besser geschützt als
der Seitenläufer.
Im Einsatz spürbar für den Fahrer ist die deutlich bessere Funktionsweise im direkten Vergleich zum Seitenläufer. Da sich das Laufrad
beim Fahren immer dreht, ist auch der Nabendynamo permanent dabei Strom zu erzeugen.
Ein Seitenläufer hingegen kann durch Matsch,
Schnee, Eis oder eine nicht korrekte Ausrichtung die Traktion auf der Lauffläche des Reifens
verlieren – was unweigerlich einen Stromausfall zur Folge hat. Zusätzlich kann ein Seitenläufer je nach Rollenmaterial die Seitenflanke
eines Reifens angreifen. Diese verschleißt so
schneller, was einen vorzeitigen Reifenwechsel
zur Folge hat. Aufgrund der in Verbindung mit
dem Seitenläufer auftretenden Geräuschentwicklung ist zudem der gefühlte Mehraufwand
an Tretenergie deutlich größer als mit einem
Nabendynamo.
Zu guter Letzt spielt die Optik noch eine nicht
zu unterschätzende Rolle. Viele Radfahrer
schätzen die dezente in das Vorderrad integrierte Optik. Ein Seitenläufer dagegen steht
unschön an der Sitzstrebe ab und kann ein dezentes Gesamtbild eines Rades schon mal verhunzen.
Unser Testablauf
aktiv Radfahren-Lichtexperte Andreas Oehler
hat auf dem Schwungscheiben-Ausrollprüfstand bei Schmidt in Tübingen getestet. Alle
Geschwindigkeiten beziehen sich auf die Nutzung in einem 28-Zoll-Trekkinglaufrad mit
700 Millimetern Außendurchmesser (mittlere
Reifenbreite). Gemessen wurden jeweils zwei
baugleiche Dynamomodelle, die Ergebnisse
gemittelt (die Testwerte der Dynamos lagen
aber immer extrem nah beieinander). Wir haben alle untersuchten Dynamos einen Edelux
LED-Scheinwerfer von Schmidt mit daran angeschlossenem Rücklicht Busch & Müller Dtoplight versorgen lassen.
Maximale Beleuchtungsstärke mit
Edelux Scheinwerfer
Für den Käufer einer Nabendynamo-Lichtanlage ist die Lichtausbeute sehr interessant. Die
Unterschiede sind ab etwa 20 km/h sehr gering.
Sicht- und merkbare Details findet man lediglich bei langsamer Geschwindigkeit bis etwa 15
km/h. Dort kommen vor allem die 36 Pole der
Sram-Generatoren zu tragen, die ein geringeres Flackern ermöglichen. Sturmey-Archer und
SON Delux bieten etwas weniger Licht als die
Konkurrenz, allerdings mit der aktuellen LEDLampentechnik immer noch deutlich mehr als
die jahrelang eingesetzten Halogenlampen.
Zur Deutung der Ergebnisse ist allerdings zu
beachten, dass das menschliche Auge Helligkeitsdifferenzen von unter 10 % nicht unterscheiden kann und selbst ein 20 % dunkleres
Licht nur von einem sehr aufmerksamen Nutzer als nachteilig wahrgenommen wird. Die
Unterschiede aller Nabendynamos bezüglich
Lichtausbeute von LED-Scheinwerfern ist somit
als sehr gering zu werten.
Antriebsleistung 28“-Rad mit EINgeschalteten Leuchten
Relevanter werden die Unterschiede, wenn
es um die Frage der Antriebsleistung bei eingeschaltetem Licht geht. Die zusätzlich aufzubringende Kraft von bis zu achteinhalb Watt
(bei 30 km/h) ist gerade auf Langstrecken von
sportlichen Fahrern spürbar. Hier
gefällt durchwegs der SON Delux
mit seiner Leichtgängigkeit und
dem jeweils geringsten Wert am
besten, bringt aber bei langsamer
Geschwindigkeit dafür auch weniger Leistung. Mit Abstand folgen
Sram D7 und SON 28. Sram D3 liegt
knapp dahinter. Shimanos Modelle
und Sturmey-Archer benötigen bei
gleich hellem Licht im Schnitt am
meisten Antriebsleistung.
Antriebsleistung 28“-Rad mit
AUSgeschalteten Leuchten
Wer am Tag ohne Licht fährt, wird
sich am einzigen negativen Punkt
von Nabendynamos ärgern – dem
Energieverlust bei ausgeschaltetem Licht. Idealerweise sollten
hier nur die Reibung von Lagern
und Dichtungen zu messen sein
–bei Tempo 30 etwa 0,5 Watt. Bei
langsamer Fahrt sind die Nabendynamo-Verluste im ausgeschalteten
Fall selbst bei preisgünstigen Modellen vernachlässigbar.
Bei höherem Tempo nimmt die Antriebsleistung aber überproportional zu. Der Sturmey-Archer X-FDD
erreicht bei 30 km/h im Leerlauf
fast die Werte des eingeschalteten Zustands. Bei Tempo 50 läuft
der X-FDD sogar ausgeschaltet um
40 % schwerer als eingeschaltet.
Die beiden Modelle von Shimano
schnitten bei diesem Test einen
Hauch schlechter ab als bei den
letzten aktiv-Radfahren-Tests 2007
und 2009. Die Modelle von Schmidt
haben die geringsten Leerlaufverluste. Insbesondere der SON Delux
ist mit nur 1,1 Watt bei Tempo
30 mit Abstand klarer Leichtlauf­
sieger.
Maximale Beleuchtungsstärke Edelux
Fazit
Aufgrund der exzellenten Gesamtleistung bei bezahlbarem Preis
verdient sich der Shimano LX den
Testsieg. Der SON 28 schrammt
haarscharf am Testsieg vorbei –
er ist für die breite Masse einfach
etwas zu teuer. Im Punkt PreisLeistung ist der Sram D3 hingegen
nicht zu schlagen. Dank extrem
geringer Verlustleistung, leichtem
Gewicht und breitem Einsatzbereich verdient sich der neue Delux
einen Sport-Tipp.
Sturmey-Archers
Nabendynamo
ist für die breite Masse etwas zu
schwer, ist aber für Lasten- und
Sonderräder durch die integrierte
Trommelbremse interessant. Generell gilt: Wer einen hochwertigen
Nabendynamo zu schätzen gelernt
hat, wird diesen so schnell nicht
mehr missen wollen. Die aktuellen
Modelle der Nabendynamos haben sich in der Technik die letzten
Jahre nicht gravierend verbessert,
wohl aber in der Optik. Daher gibt
es für Sie wohl keinen Grund mehr,
auf einen Nabendynamo zu verzichten. ●
Antriebsleistung in 28“-Rad mit eingeschalteten Leuchten
Sebastian Böhm/ Andreas Oehler
Andreas Oehler am Ausrollprüfstand
Antriebsleistung in 28“-Rad mit ausgeschalteten Leuchten
Aktiv Radfahren 9-10/10 | 93
Licht
Shimano
DH-3N80
Schmidt
SON Delux
Schmidt
SON 28 Tandem
SRAM
I-Light D3
Bezugsadressen Preis
Gewicht
Varianten
Produktfoto
Shimano LX
DH-T665
Lochzahl: 32/ 36 Loch
Farbe: Silber
Für V-Brake und Disc
Lochzahl: 32/ 36 Loch
Farben: Silber
Option: nur für
V-Bremsen
Lochzahl: 20/24/28/32/36
Farbe: Silber/ Schwarz/
Rot
Fünf Jahre Garantie
Option: mit oder
ohne Disc-Aufnahme
(CenterLock)
Lochzahl: 32/36/40/48
Farbe: Silber/ Schwarz
Fünf Jahre Garantie
Option: mit oder ohne
Disc-Aufnahme (IS-2000
6-Loch)
Lochzahl: 36
Farbe: Silber/ Schwarz
Option: nur für V-Brake,
mit Voll- und Hohlachse
Lieferbar, auch mit 74mm
Einbaubreite
563 Gramm
484 Gramm
383 Gramm
610 Gramm
611 Gramm
89,95 Euro
109,95 Euro
239 Euro
226 Euro
35,20 Euro
Paul Lange & Co
Tel.: 0711-258802
[email protected]
www.paul-lange.de
Paul Lange & Co
Tel.: 0711-258802
[email protected]
www.paul-lange.de
Schmidt Maschinenbau
Tel.: 07071-38870
[email protected]
www.nabendynamo.de
Schmidt Maschinenbau
Tel.: 07071-38870
[email protected]
www.nabendynamo.de
Sram – Vertrieb c/o
Großhändler: Hartje, Sport
Import, Epple Bike Parts
www.sram.com
Fazit
Solider, bewährter Nabendynamo mit guten
technischen Werten und
großem Einsatzbereich.
Interessant für Alltagsund Vielfahrer, die das
Licht am besten nur
wenn nötig einschalten.
Die gute Gesamtperformance bringt ihm den
knappen Testsieg ein.
Fazit
Läuft minimal leichter als
der LX und spart Gewicht
durch Aluminiumachse
und Aluminiumspule.
Das Ganze bei humanem Aufpreis zum LX.
Gewichtsfuchser und
Shimano-Fans finden hier
den richtigen Dynamo.
Der Rest greift zum günstigeren, universelleren
Modell LX
Fazit
Leicht, edel, fünf Jahre
Garantie, in vielen Lochzahlen und drei Farben
erhältlich. Gerade für
flotte, sportliche Fahrer
macht der Delux viel
Sinn. Die Verlustleistung
bei ausgeschaltetem
Licht ist phänomenal.
In Deutschland offiziell
allerdings nur mit LEDScheinwerfer Edelux
zugelassen! Teuer.
Fazit
Mit seinen fünf Jahren
Garantie, verstärkter
Achse, Edelstahl-Rändelringen, vielen Lochzahlen
und der hochwertigen
Fertigung ist die Tandemversion des SON 28 auch
extrem hoher Belastung
gewachsen. Trotz hoher
Effizienz schrammt er
durch den hohen Preis
haarscharf am Testsieg
vorbei.
Fazit
Trotz günstigem Preis
überrascht der D3 mit
toller Leistung. Seine 36
Pole verringern im Gegensatz zur Konkurrenz
das Flackern bei langsamer Fahrt. Durch die
Vollachse wiegt er etwas
mehr. Trotzdem klarer
Preis-Leistungssieger.
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SRAM
I-Light D7
Tech-Info für Kenner: Was bedeutet eigentlich …?
Sturmey Archer
X-FDD
Produktfoto
1 188 Gramm
89 Euro
29,90 Euro
Sram – Vertrieb c/o
Großhändler: Hartje, Sport
Import, Epple Bike Parts
www.sram.com
Sudbrack Ind.-Vertretung
Tel.: 05222-85274
[email protected]
www.sturmey-archer.com
Fazit
Technisch minimal besser
als der günstige Bruder
D3 rechnet sich der Mehrpreis des D7 nur bei Einsatz mit Scheibenbremse
oder 32 Loch. Vorteil
gegenüber Shimano und
SA:Pole sind nicht auf
Masse gelegt und vermeiden Kurzschlüsse.
P r e i s aBderzeusgsse-n
582 Gramm
Gewicht
Lochzahl: 36 Loch
Farbe: Silber
Option: hier mit 70mm,
aber auch mit 90mm
Trommelbremse lieferbar,
als 2,4 oder 3 Watt
Version lieferbar
Varianten
Lochzahl: 32/36
Farbe: Silber/ Schwarz
Option: mit und ohne
Disc-Aufnahme (IS-2000
6-Loch)
Fazit
Interessantes Modell mit
integrierter Trommelbremse für Lasten- und
Sonderräder. Ohne Licht
sehr hohe Verlustleistung. Tipp: Immer mit
Licht fahren! Derzeit
noch ohne deutsche
Zulassung wegen zu
geringer Leistung bei
langsamer Fahrt. Gewicht
ist hoch, aber mit Bremse
gerechnet!
Überspannungsschutz bei
Nabendynamos
Seit Ende 2007 gesetzliche Pflicht:
Die Ausgangsspannung von Dynamos
darf nicht mehr als 9 Volt betragen.
Dies ist zum Schutz des Rücklichts bei
Ausfall des Scheinwerfers oder des
Scheinwerfer-Birnchens gedacht.
Für Seitenläufer-Dynamos mag diese
Vorschrift sinnvoll sein, da sie bei Tag
vom Laufrad entkoppelt werden können – doch für ständig mitlaufende
Nabendynamos bedeutet sie ernsthafte Probleme. Ein in den Nabendynamo integrierter Überspannungsschutz schluckt bei abgeschaltetem
Licht den gesamten Dynamostrom.
Für die Praxis bedeutet dies: Ein solchermaßen „geschützter” Nabendynamo läuft abgeschaltet schwergängiger als eingeschaltet. Beispiele
für solche im Leerlauf schwergängig
gemachten Nabendynamos sind die
Modelle Novatec EDH-2 und Suntour
DHCT630. Es ist aber auch zulässig,
den Überspannungsschutz außerhalb der Nabe anzuordnen – und so
wird es auch von Shimano, SON und
SRAM umgesetzt. Bei Verwendung
von Scheinwerfern mit integriertem
Schalter ist der beste Platz für den
Überspannungsschutz der Scheinwerfer selbst. Dort erfüllt er auch die Aufgabe, für die Schutzdioden ursprünglich gedacht waren: den Schutz der
Halogen- oder LED-birne. Wirkungsvoll etwa bei Ausfall des Rücklichts.
So enthalten Scheinwerfer qualitätsbewusster Hersteller nach wie vor
immer einen Überspannungsschutz.
In Zukunft müssen solche Scheinwerfer, um an „ungeschützten” Nabendynamos verwendet werden zu
dürfen, geprüft und mit einem neuen Prüfzeichen versehen werden: ein
Quadrat mit einem U darin und einer
Linie. Bei einzeln zur Nachrüstung
verkauften Nabendynamos besteht
allerdings die Pflicht, den Überspannungsschutz mitzuliefern. Da gibt
es verschiedene, mehr oder weniger
brauchbare Lösungen:
Shimano SM-DH-10: elektrisch wie
mechanisch sehr robuste Lösung für
die Montage zusammen mit einem
Rücklicht am Gepäckträger.
SON Rücklichtkabel: Die RingkabelÖse des zweiadrigen Rücklichtkabels
dient hier als potentielle Kühlung für
die Schutzdiode. Das Koaxialkabel ist
robust und nützlich auch dann, wenn
der Überspannungsschutz nicht gebraucht wird.
SRAM Überspannungsschutzkabel:
Das Kabel von SRAM ist für die Verbindung vom Nabendynamo zu einem Scheinwerfer mit Steckkontakten gedacht. Damit liegt die darin
integrierte Schutzdiode vor einem
gegegebenenfalls
vorhandenen
Schalter und bremst die Nabe im
Leerlauf ähnlich wie es die eingebauten Lösungen von Novatec und Suntour tun.
Fazit: Bei modernen NabendynamoLichtanlagen mit Schalterscheinwerfer gibt es keinen Bedarf für Überspannungsschutz im Nabendynamo.
Die entsprechende Vorschrift geht
an der Realität vorbei. Achten Sie
als Käufer einfach auf das Überspannungs-Symbol am Scheinwerfer – das
reicht!
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