SRAM FORCE - Tour Magazin

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SRAM FORCE - Tour Magazin
SRAM FORCE
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TOUR 9/ 2006
DIE NEUE
KRAFT
Mit der brandneuen Rennradgruppe „Force“
will der amerikanische Komponentenhersteller
SRAM den arrivierten Firmen Shimano und
Campagnolo Marktanteile abjagen. Der weltweit erste Labor- und Praxistest der neuen
Teile zeigt, wie die Chancen dafür stehen
SRAM FORCE
TEXT: MANUEL JEKEL FOTOS: DANIEL KRAUS
S
chön, dass sich mal wieder eine Firma traut,
Shimano und Campagnolo herauszufordern – so
dachten viele, als der US-Hersteller SRAM auf
der Eurobike 2005 ankündigte, binnen Jahresfrist
eigene Komponentengruppen für Rennräder auf
den Markt zu bringen. Schließlich hatte der Konkurrenzkampf zwischen den Marktführern zuletzt an Schwung
verloren, wirkliche Innovationen gab es bei Rennradkomponenten schon länger nicht mehr. Ein neuer Wettbewerber,
so die Hoffnung, könnte für frischen Wind sorgen.
Inzwischen ist aus der Ankündigung Ernst geworden. Im
Juni startete SRAM die Serienproduktion von zunächst
zwei Rennradgruppen. Die Top-Gruppe „Force“ soll, so die
selbstbewusste Ansage, gegen die Spitzenprodukte von
Shimano und Campagnolo, Dura-Ace und Record, ins
Rennen gehen und preislich zwischen den beiden Rivalen
rangieren. Zielgruppe: Rennfahrer und anspruchsvolle
Freizeitsportler. Die technisch eng verwandte, etwas preiswertere Gruppe „Rival“ zielt dagegen auf preisbewusste
Rennradler. Ihre unmittelbaren Konkurrenten sind Shimanos Ultegra und Campagnolos Centaur. Sowohl „Force“ als
auch „Rival“ umfassen Schaltbremsgriffe, Bremsen, Schaltwerk, Umwerfer, Tretlager, Ritzel und Kette. Gemeinsames
Markenzeichen beider Gruppen ist das „DoubleTap“ genannte Zehnfach-Schaltsystem, das, anders als die Systeme
Freier Blick: Brems- und Schaltzüge verlaufen bei SRAM unterm Lenkerband
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TOUR 9/ 2006
Bissig trotz
Leichtbau: Die ForceBremsen wiegen nur
279 Gramm
von Shimano und Campagnolo, mit nur einem Schalthebel
je Griff auskommt. Die ersten Rennräder mit SRAMKomponenten dürften im Herbst in die Läden kommen.
Vorher werden beide Gruppen auf der Eurobike erstmals
dem großen Publikum präsentiert. Laut Marketing-Mann
Dirk Belling werden dort fast alle relevanten Marken wenigstens ein Rad mit SRAM-Ausstattung zeigen.
Ob der Vorschusslorbeer für den Newcomer berechtigt
ist, darüber gibt der erste Vergleichstest zwischen den drei
Top-Gruppen Force, Dura-Ace und Record Aufschluss.
Dafür spulten die TOUR-Tester mit zwei Force-Gruppen,
die Anfang Juli in der Redaktion eintrafen, in den verbleibenden drei Wochen bis Redaktionsschluss insgesamt 1.100
Kilometer ab. Ergänzt werden die Fahreindrücke durch
Messdaten aus dem TOUR-Labor.
Dass die Force-Gruppe nach Höherem strebt, signalisiert der Blick auf die Waage. Leicht ist die Gruppe
geworden – sehr leicht sogar! Als komplettes Ensemble
wiegt sie nur 2.123 Gramm, immerhin 72 Gramm weniger
als die entsprechenden Dura-Ace-Bauteile. Gegenüber
Campas seit Jahren konsequent auf Leichtbau getrimmter
Record-Gruppe beträgt der Rückstand gerade mal neun
Gramm – für einen Erstling sehr beachtlich. Besonders
leicht: Schaltbremsgriffe, Schaltwerk und Bremsen. Hier
ziehen die Amerikaner alle Register und setzen Carbon,
Titan und Magnesium ein, um Gewichte zu erzielen, die
teilweise deutlich unter denen der Konkurrenz liegen.
Die ersten Ausfahrten bestätigen die Eindrücke, die
schon das Vorserienmaterial vermittelte. „DoubleTap“
schaltet ausgezeichnet. Die Gangwechsel erfolgen sehr
definiert, das System wirkt auf Anhieb ausgereift. Im
Unterschied zu Shimano STI und Campagnolo Ergopower
verfügt „DoubleTap“ – was übersetzt so viel wie „Doppelklick“ bedeutet – nur über jeweils einen Schalthebel pro
Griff. Rauf und runter schaltet man durch einen Schwenk
des Hebels nach innen, wobei der Weg des Hebels über die
Stand der Technik: außenliegende
Lager-Kartuschen
Schaltrichtung entscheidet. Ein Schwenk um etwa
15 Grad bis zu einem deutlich spürbaren Druckpunkt lässt
die Kette auf das nächstkleinere Ritzel wandern; über diesen Druckpunkt
hinaus befördert der Hebeldruck die
Kette aufs größere Ritzel – je nach Weg
bis zu drei Gänge auf einmal. Der vordere Umwerfer wird
analog bedient. Eine Zwischenposition im Mechanismus
erlaubt die Korrektur des Umwerfers, falls die Kette schleift.
Alles, was
leicht
macht: Am
Force-Schaltwerk findet sich
Alu, Magnesium,
Titan und Carbon
Der Begriff „kernig“ beschreibt am besten das neue
Schaltgefühl. Die Bedienkräfte zum Auslösen der Gangwechsel sind deutlich höher als bei aktuellen Dura-AceHebeln und liegen etwa auf dem Niveau von Campas
Ergopower. Ob man das als Nachteil empfindet, hängt auch
von individuellen Vorlieben ab. Über erfolgte Gangwechsel
informiert ein deutlich vernehmbares Klicken, wobei der
systembedingte Doppelklick beim Schalten aufs größere
Ritzel anfangs etwas ungewohnt ist. Man arrangiert sich mit
dem neuen Konzept jedoch überraschend schnell, was auch
daran liegt, dass SRAM äußerste Anstrengungen auf die
SIMON (4)
Vorerst
nur als
Standardund Kompakt-Version
lieferbar: die
Force-Kurbel. Die
Dreifach-Variante
kommt frühestens
2008
WER IST SRAM?
In 20 Jahren zum Global Player
S
RAM? Nie gehört – wird mancher Rennradler denken. Dabei zählt das 1987 in
Chicago gegründete Unternehmen zu den
Schwergewichten in der Radbranche. Allerdings konzentrierten sich die Amerikaner
bisher weitgehend auf Komponenten für
Mountainbikes und Alltagsräder.
Ganz am Anfang der SRAM-Historie stand
dennoch ein Produkt für Rennradler: Der
Dreh-Schaltgriff „GripShift DB“, der auf die
Lenkerenden montiert wurde. Er galt als
ergonomisch günstige Alternative zu den
damals noch üblichen Unterrohrschalthebeln. Richtig erfolgreich wurde der Griff
bei Triathleten, die ihn auf die Enden ihrer
Lenkeraufsätze schraubten, damit sie aus
der Liegeposition schalten konnten. Vom
Drehgriff für Rennlenker war es technisch
ein kleiner Schritt zum bisher wichtigsten
Produkt in der Firmengeschichte. 1990
brachte SRAM den Dreh-Schaltgriff „GripShift CX-DT“ für Mountainbikes heraus – ein
Renner, der sich millionenfach verkaufte
und sogar Marktführer Shimano Kopfschmerzen bereitete. 1996 folgte das erste
eigene MTB-Schaltwerk. SRAMs aktueller
Imageträger der Gelände-Szene ist das X.0Schaltsystem mit den so genannten TriggerSchalthebeln und einem sehr leichten,
avantgardistisch gestylten Schaltwerk.
Diverse Firmenkäufe haben entscheidend
zum Wachstum von SRAM beigetragen. Die
1997 übernommene Fahrradsparte der
Schweinfurter Firma Fichtel & Sachs brachte wichtiges Know-how für die Fertigung
von Schaltungen, Ritzeln und Ketten.
2002 folgte die Übernahme der FedergabelMarke Rock-Shox, 2004 wurde das Portfolio
um den Bremsenhersteller Avid und den
Tretlagerspezialisten Truvativ erweitert.
Nicht zuletzt dank dieser Einkaufspolitik
gilt SRAM heute als wichtigster Konkurrent
von Shimano auf dem Komponentenmarkt.
Die SRAM-Corporation beschäftigt mehr
als 2.000 Mitarbeiter, verteilt auf zwölf
Standorte in sechs Ländern. Ein wichtiger
Standort ist weiterhin Schweinfurt, wo vor
allem Getriebenaben gefertigt werden.
Schweinfurter Ingenieure waren auch maßgeblich an der Entwicklung der Schaltungskomponenten für die Rennradgruppen
beteiligt, die allerdings weitgehend in
Taiwan gefertigt werden. Nur die Ketten
kommen aus Portugal.
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SRAM FORCE
Handlichkeit der Griffe verwandt hat. Die leicht nach außen
gestellten Brems- und Schalthebel sind sowohl aus der
Bremsgriff- wie aus der Unterlenkerhaltung auch von kleinen Händen leicht zu erreichen. Die Griffkörper mit den
angenehm zu greifenden Gummiüberzügen liegen sehr gut in der
Hand. Die vorderen Höcker sind
nicht ganz so weit hochgezogen wie bei
den aktuellen Shimano-Hebeln, bieten den
Händen aber dennoch einen guten Widerhalt.
Der positive Eindruck setzt sich bei den weiteren Getriebe-Komponenten fort. Das Zusammenspiel von
Ritzeln, Kettenblättern und Kette klappt tadellos. Zwar
bleibt das Prädikat „butterweich“ für die Gangwechsel am
Hinterrad auch in Zukunft Shimanos Hyperglide-Ritzeln
vorbehalten. Doch mit den eigenen, vorläufig noch etwas
Dirk Zedler, TOUR-Mitarbeiter Test & Technik,
vereidigter Fahrrad-Sachverständiger
Die Schaltbremsgriffe liegen gut in der
Hand und überzeugen in der Funktion.
Rauf- und Runterschalten auseinander zu
sortieren, ist kein Problem — eher eine
Frage der Umgewöhnung. Für meine kleinen Hände sind die Schaltwege allerdings
etwas lang. Um mehr als einen Gang zu
schalten, muss ich die ganze Hand am Griff drehen. Das
Design des Schaltwerks hätte ich mir technischer gewünscht,
so wie das der MTB-Gruppe X.0 aus gleichem Hause.
Unauffällig aber gut: Der ForceUmwerfer ist mit Standard- und
Kompaktkurbeln kompatibel
Die eleganten Bremsen mit
zeitgemäßer ZweigelenksTechnik sind mit 279 Gramm
ausgesprochen leicht und bieten
dank steifer Konstruktion der Zangen einen guten Druckpunkt. Allerdings waren sich alle Testfahrer einig, dass die
Beläge nicht so bissig zu Werke gehen wie die aktuellen
Shimano-Beläge (Typ „R55C2“). Für eine abschließende
Bewertung der Beläge ist es jedoch noch zu früh, insbesondere da noch keine Angaben zum Nassbremsverhalten
möglich sind.
Die von SRAM-Tochter Truvativ gefertigten Kurbeln
dokumentieren durch großflächigen Einsatz von Carbon
zumindest optisch den High-Tech-Anspruch der Gruppe.
Konstruktiv entsprechen sie allerdings nicht dem letzten
schweren „OpenGlide“-Ritzeln schließt SRAM immerhin
dicht zu den Japanern auf. Damit der Wechsel vom kleinen
aufs große Kettenblatt problemlos gelingt, muss der Schalthebel mit etwas Nachdruck nach innen geschwenkt werden, was eingefleischte Shimano-Fahrer als Rückschritt
empfinden könnten. Auffällig hingegen, wie geschmeidig
die nur 5,9 Millimeter breite Kette auch nach mehreren
hundert Kilometern noch über die Zahnkränze surrte.
SRAM
„DoubleTap“:
Ein Schalthebel
bedient beide Schaltrichtungen, Brems- und
Schaltfunktion sind wie bei
Campa getrennt. Aus Bremsgriffhaltung
und Unterlenkerposition gut zu erreichen
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TOUR 9/ 2006
Schneller fährt man mit der Force-Gruppe leider nicht. Dennoch dickes Lob an SRAM: Die
Gruppe wirkt auf Anhieb sehr ausgereift. Das
Schaltsystem ist eine echte Alternative zu STI
und Ergopower, die „DoubleTap“-Hebel liegen
klasse in der Hand. Ein bisschen vermisse ich
jedoch den Mut, neue Wege zu gehen. Das
Design der Gruppe ist recht konventionell.
Campa
Ergopower:
Runtergeschaltet
wird mit dem kleinen
Hebel, rauf per
Daumentaste auf der GriffInnenseite, die aus Unterlenkerposition etwas schwer zu erreichen ist
SIMON (6)
Manuel Jekel, TOUR-Redakteur Test & Technik
Shimano
STI: Runtergeschaltet
wird durch Schwenk
des Bremshebels, rauf
mit dem kleinen Hebel. Das
klappt sowohl aus Bremsgriffhaltung
wie aus Unterlenkerposition spielend leicht
Stand der Technik, da die Gewebelagen um einen
Kern aus Alu laminiert wurden. Die Lagereinheiten sitzen wie bei Shimano in zwei links
und rechts neben dem Tretlagergehäuse sitzenden Alu-Kartuschen. Die groß dimensionierte,
21 Millimeter dicke Stahlwelle ist fest mit der
rechten Kurbel verbunden. Die linke Kurbel
wird bis zum Anschlag an das Lager auf das
konisch zulaufende Vielzahn-Ende der Welle
aufgezogen und eliminiert auf diese Weise das
Tretlagerspiel. Der Blick in die Gewichtstabelle
verrät, dass sich beim Tretlager noch wenigstens
50 Gramm Gewicht einsparen lassen. Immerhin
erreicht die Steifigkeit der kompletten Antriebseinheit fast das Niveau von Shimanos aktueller DuraAce-Garnitur. Verluste bei der Kraftübertragung sind
damit nicht zu befürchten. Wie bei den meisten Carbonkurbeln fiel im Praxisgebrauch auf, dass die lediglich lackierten Oberflächen schon nach wenigen hundert Kilometern
hässliche Verschleißspuren zeigen. Vorerst sind die Kurbeln
in einer Standardversion mit dem Lochkreis 135 Millimeter
(Kettenblattkombination 53/39 Zähne) und in zwei Kompaktversionen (50/36 und 50/34 Zähne) lieferbar. Eine
Dreifach-Version kommt frühestens 2008.
SIMON
SRAM FORCE
SRAM-Kette: Löcher in Nieten und Außenlaschen sparen ein paar
Gramm. Das praktische Kettenschloss ist nur einmal verwendbar
Vorläufiges Fazit: Wer gehofft hatte, dass SRAM mit
allen Konventionen brechen würde, mag vielleicht etwas
enttäuscht sein. Die Force-Gruppe bietet weder ein elektronisches Schaltsystem noch hydraulische Bremsen und
auch kein elftes Ritzel. Statt dessen haben sich SRAMIngenieure auf das Machbare konzentriert und aus dem
„DoubleTap“ – der Trick mit
dem (Doppel-)Klick
Wechsel aufs kleine Kettenblatt:
Schwenk um etwa
15 Grad nach innen
Ein langer Hebelschwenk liftet
die Kette aufs
große Blatt
Schalten auf kleinere Ritzel: Die größere
Sperrklinke hebt die kleinere kurz an; die
unter Federspannung stehende Zahnscheibe
springt dabei um eine Position zurück
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TOUR 9/ 2006
„DoubleTap“ kommt mit nur einem Schalthebel je Griff aus. Ein Schwenk
von etwa 15 Grad nach innen bis zu einem fühlbaren Druckpunkt befördert die Kette aufs nächstkleinere Ritzel – wie bei Shimanos STI pro
Schaltschritt um einen Gang. Ein längerer Schwenk über den Druckpunkt
hinaus dagegen liftet die Kette – je nach Weg des Hebels um bis zu drei
Gänge. Die Bedienung des vorderen Umwerfers funktioniert analog. Wie der
Schaltvorgang, so ist auch der Mechanismus selbst erstaunlich simpel. SRAM
gibt an, dass er aus nur 29 Teilen besteht. Mit dem Schalthebel werden zwei
Sperrklinken angesteuert, die in eine große, aus Titan gefertigte Zahnscheibe
eingreifen. Je nachdem, wie weit der Hebel geschwenkt wird, überspringt eine
der Sperrklinken die andere, wodurch sich die Schaltrichtung ändert.
Schalten auf größere Ritzel: Die größere
Sperrklinke schiebt sich unter der kleinen
durch und bewegt die Zahnscheibe um bis
zu drei Gangstufen weiter
Wenn der Schaltvorgang beendet ist,
gleitet die große Sperrklinke in einer Rückwärtsbewegung über die kleine Sperrklinke
zurück in die Ausgangsposition
SRAM FORCE
Wer sich für SRAMs Schaltbremsgriffe entscheidet, legt sich damit
auch bei Schaltwerk und Umwerfer
auf SRAM fest. Überkreuz-Kombinationen mit Schaltungskomponenten von
Shimano und Campagnolo sind
nicht möglich, da die „DoubleTap“- Mit Shimano komHebel mehr Zuglänge pro Schalt- patibel: Bremsschritt einholen als die Hebel der schuh von SRAM
Konkurrenz.
Anders bei den Ritzeln; da hat SRAM den ShimanoStandard übernommen. Alle SRAM-Zehnfach-Kassetten
sind voll kompatibel mit den aktuellen Zehnfach-Schaltsystemen von Shimano, allerdings nicht mit denen von
Campa. Auch passen SRAM-Kassetten auf alle aktuellen
Shimano-kompatiblen Naben und Laufräder, inklusive
der aktuellen Dura-Ace-Naben und -Laufräder (FH-7801,
WH-7801), deren Kassettenkörper sich von anderen
Shimano-Naben unterscheiden. Umgekehrt lassen sich
alle Shimano-Zehnfach-Kassetten mit dem SRAMSchaltsystem schalten. Wer vorhandene Laufräder mit
einer Shimano-Zehnfach-Kassette und dem SRAMSchaltsystem kombinieren will, kann dies also tun. Ebenso sind SRAMs Zehnfach-Ketten ohne nennenswerte
Funktionseinbußen mit Shimano-Ritzelpaketen kompatibel – übrigens auch mit denen von Campagnolo.
Wichtig für Besitzer von Speziallaufrädern: Die Bremsschuhe der SRAM-Bremsen sind voll kompatibel mit den
zur Felge ausrichtbaren Bremsschuhen der aktuellen
Shimano-Gruppen Dura-Ace, Ultegra und 105. Da SRAM
zunächst keine Bremsbeläge für Carbonfelgen im Programm hat, ist der Austausch gegen entsprechende
Shimano-kompatible Beläge die vorläufig einzige Möglichkeit, SRAM-Bremsen mit Carbonfelgen zu kombinieren. Der Tausch der kompletten Schuhe ist dabei nicht
unbedingt erforderlich: SRAM-Bremsschuhe nehmen
auch einzelne Shimano-kompatible Beläge auf.
Bei der Montage der Schaltzüge ist zu beachten, dass
sich nur die SRAM-eigenen sehr dünnen Innenzüge
(Durchmesser 1,1 Millimeter) problemlos in die „DoubleTap“-Hebel einführen lassen. Das Durchführen der etwas
dickeren Schaltseile von Shimano und Jagwire (Durchmesser 1,2 Millimeter) ist außerordentlich schwierig, bei
bereits gekappten Zügen fast unmöglich.
Ausreißer: SRAMs
Zehnfach-Kassette
schaltet gut, ist
aber relativ
schwer
Stand eine hochwertige, voll konkurrenzfähige Rennradgruppe
mit zeitgemäßer Technik entwickelt. Technisches Alleinstellungsmerkmal gegenüber der etablierten Konkurrenz ist das
„DoubleTap“-Schaltsystem, das fortan eine interessante Alternative bieten wird. Die funktionalen Unterschiede zu Shimano und
Tobias Krug, TOUR-Redakteur Test & Technik
Die Schaltbremshebel der neuen Force-Gruppe greifen sich durch ihre größere Auflage in der Bremsgriffhaltung deutlich angenehmer als die von Campagnolo. Am Finish der Gruppe muss SRAM allerdings
noch etwas arbeiten. Das hohe Niveau von Record
und Dura-Ace wird noch nicht ganz erreicht.
SIMON (4)
Wechselspiele
SRAM Force im Vergleich mit Shimano
SRAM FORCE
Gewichte*
Brems- Griffkörper aus faserverstärktem Kunststoff, Bremshebel 302
Schaltgriffe aus Carbon, Schalthebel aus Magnesium, linker Hebel
nur Zweifach-kompatibel
Schaltwerk Zehnfach-kompatibel, Parallelogrammkörper aus Alu (ge- 178
schmiedet/eloxiert), Magnesium und Verbundkunststoff;
Schaltwerkskäfig aus Carbon und Alu; Befestigungsschraube aus Alu, gedichtete, kugelgelagerte 11-ZahnLeitrollen; größtes Ritzel 27, max. Schaltkapazität 29
Umwerfer Zweifach-Werfer aus Alu (geschmiedet/eloxiert); Leit86
bleche aus Stahl (verchromt); max. Kettenblatt 56,
min. Kettenblatt 34; für Anlötsockel und Schellen
(28,6, 32 und 35 mm); auch für Kompaktkurbeln geeignet
Bremsen, Seitenzugbremsen aus Alu (geschmiedet/eloxiert)
vorne und hinten mit exzentrischem Drehpunkt vorne und hinten;
winkelverstellbare Cartridge-Beläge
279
Kurbelsatz Carbonkurbeln mit Alu-Kern; CrMo-Achse untrennbar mit 677
(inkl. Schrauben) rechter Kurbel verbunden, linke Kurbel wird außen auf
konische Vielzahnwelle aufgezogen; Kurbellängen: 170,
172,5 und 175 mm; Lochkreise: 135 und 110 mm; Kettenblattabstufungen: 53/39 (135 mm), 50/34 u. 50/36 (je
110 mm); Kettenblattschrauben aus Alu; Kettenblatthärte
(Vickers): 160 HV; Steifigkeit in N/mm**: 104
119
Innenlager Neben dem Tretlagergehäuse sitzende, gedichtete
Lagereinheiten;
Kette Zehnfach-Kette, 5,9 mm breit; Innen- und Außenlaschen 256
vernickelt; Außenlaschen und Nieten gelocht; 114 Glieder
Zahnkranz- Zehnfach in drei Abstufungen: 11-26, 12-26, 11-23; alle
kassette Ritzel aus Stahl, die drei größten jeweils auf Alu-Träger
vernietet; Materialstärke Einzelritzel: 1,6 mm;
Schaltschritte: 3,95 mm; Ritzelhärte (Vickers): 534 HV
Gesamt
Preise (zirka)
225
2.123
1.400 Euro
* in Gramm; Gewichtsangaben jeweils für Anlöt-Umwerfer, Schaltwerk mit kurzem Käfig, Kurbellänge 172,5 Millimeter, Ketten
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Campagnolo betragen allenfalls Nuancen, rennentscheidend sind sie sicher nicht.
Neben der guten Funktion aller Bauteile ist vor allem
das geringe Gewicht zu loben, mit dem die Force-Gruppe
fast mit Campas Record-Gruppe gleichzieht (die allerdings 2007 noch mal um rund 100 Gramm leichter werden
soll). Was das Finish der Gruppe betrifft, fehlt der letzte
Feinschliff allerdings noch. Schlechte Verarbeitung wäre
zwar das letzte, was man der Gruppe vorwerfen kann. Doch
dürften sich Stilisten am wenig eleganten Entspannmechanismus der Bremsen und den klobigen Zugeinstellschrauben
stören. Das gilt auch für den unschönen Farbkontrast zwischen den warmen Eloxaltönen der Alu-Teile und dem
verchromten Leitblech am vorderen Umwerfer. Letztlich
werden – neben der noch nicht einzuschätzenden Haltbar-
Matthias Borchers,
TOUR-Redakteur Test & Technik
SRAMs Schaltsystem gefällt mir gut. Die
Gänge rasten sehr definiert ein. Auch läuft die
Kette sehr geschmeidig. Die Ergonomie der
Schaltbremsgriffe ist gut, aber Shimanos
STI-Hebel liegen mir besser in der Hand.
keit – solche Details darüber entscheiden, ob eingefleischte Dura-Ace- oder Record-Fahrer auf SRAM umsteigen.
Man darf jedoch sicher sein, dass der aktuelle Entwicklungsstand der Force-Gruppe noch nicht das letzte Wort
ist. Der Dreikampf hat jedenfalls gerade erst begonnen. ■
Dura-Ace und Campagnolo Record
SHIMANO DURA-ACE 7800/7801
Gewichte*
Griffkörper und kleiner Hebel aus faserverstärktem
422
Kunststoff, großer Hebel aus Alu (eloxiert), linker Hebel
nur Zweifach-kompatibel (Dreifach optional)
Zehnfach-kompatibel, Parallelogrammkörper und Schalt- 181
werkskäfig aus Alu (geschmiedet/eloxiert); Befestigungsschraube aus Alu; gedichtete, kugelgelagerte 11-ZahnLeitrollen; größtes Ritzel 27, max. Schaltkapazität 29
73
Zweifach-Werfer aus Alu (geschmiedet/eloxiert); auswechselbare Leitbleche aus Alu (vernickelt); max. Kettenblatt 56, min. Kettenblatt 34; für Anlötsockel und Schellen
(28,6, 32 und 35 mm); auch für Kompaktkurbeln geeignet
Seitenzugbremsen aus Alu (geschmiedet/eloxiert)
mit exzentrischem Drehpunkt vorne und hinten;
Axialkugellager vorne und hinten; winkelverstellbare
Cartridge-Beläge
Hohle Kurbeln aus Alu (geschmiedet/eloxiert); CrMoAchse untrennbar mit rechter Kurbel verbunden, linke
Kurbel wird außen auf der Achse geklemmt; Kurbellängen: 165 - 180 mm in 2,5-mm-Schritten; Lochkreis:
130 mm; Kettenblattabstufungen: 52/39, 53/39, 52/42
und 52/39/30; Kettenblattschrauben aus Alu; Kettenblatthärte (Vickers): 180 HV; Steifigkeit in N/mm**: 108
Neben dem Tretlagergehäuse sitzende, gedichtete Lagereinheiten
Zehnfach-Kette, 5,9 mm breit; Innen- und Außenlaschen
verzinkt; 116 Glieder
313
Zehnfach in sechs Abstufungen: 11-21, 11-23, 12-21,
12-23, 12-25, 12-27; Ritzel 11-18 aus Stahl, größere aus
Titan; größere Ritzel jeweils in Gruppen auf Alu-Träger
vernietet; Materialstärke Einzelritzel: 1,6 mm;
Schaltschritte: 3,95 mm; Ritzelhärte (Vickers): 490 HV
(Stahl), 437 HV (Titan)
177
654
97
278
2.195
1.200 Euro
CAMPAGNOLO RECORD 2006
Griffkörper und kleiner Hebel aus faserverstärktem
Kunststoff, Bremshebel aus Carbon, linker Hebel Zweiund Dreifach-kompatibel; kugelgelagerter Mechanismus
Zehnfach-kompatibel, Parallelogrammkörper aus Carbon
und Alu (geschmiedet/eloxiert); Schaltwerkskäfig aus
Carbon und Alu; Befestigungsschraube aus Titan;
10-Zahn-Leitrollen in Buchsen gelagert; größtes Ritzel 26,
max. Schaltkapazität 27
Zweifach-Werfer aus Alu (geschmiedet/eloxiert);
auswechselbare Leitbleche aus Carbon und Alu;
Titanschrauben; max. Kettenblatt 54, min. Kettenblatt 39;
für Anlötsockel und Schellen (28,6, 32 und 35 mm); passt
nur für Kurbeln mit 135-mm-Lochkreis (Kompaktumwerfer
optional)
Seitenzugbremsen aus Alu (geschmiedet/eloxiert),
vorne mit exzentrischem Drehpunkt, hinten mit
Mittelachse; Axialkugellager vorne; winkelverstellbare
Cartridge-Beläge
Vollcarbon-Kurbeln mit Vierkant-Achsaufnahme; Kurbellängen: 170, 172,5 und 175 mm; Lochkreise: 135 und
110 mm; Kettenblattabstufungen: 52/39, 53/39, 52/42
(je 135 mm), 50/34, 50/36 und 48/34 (je 110 mm);
Kettenblattschrauben aus Alu; Kettenblatthärte (Vickers):
200 HV; Steifigkeit in N/mm**: 93
Dreifach gelagertes, gedichtetes Patronenlager mit
Vierkant-Stahlwelle; Achslänge: 102 mm
Zehnfach-Kette, 5,9 mm breit; Innen- und Außenlaschen
mit Nickel-Chrom-Beschichtung, Außenlaschen und
Nieten gelocht; 114 Glieder
Zehnfach in sechs Abstufungen: 11-21, 11-23, 12-23, 1225, 13-26, 13-29. (für 13-29 mittlerer oder langer Schaltwerkskäfig erforderlich); Ritzel 11-16 aus Stahl, größere
aus Titan; größere Ritzel jeweils in Gruppen auf AluTräger vernietet; Materialstärke Einzelritzel: 1,6 mm;
Schaltschritte: 4,16 mm; Ritzelhärte (Vickers): 437 HV
(Stahl), 352 HV (Titan)
Gewichte*
328
186
69
311
586
191
254
189
2.114
1.450 Euro
nblattkombination 53/39 Zähne; Kassetten: SRAM 11-26 Zähne, Shimano- und Campa je 12-25 Zähne; jeweils ohne Verschlussring; ** gemessen auf eigenem Prüfstand (siehe TOUR 7/2006, Seite 33)
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