SRAM FORCE - Tour Magazin
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SRAM FORCE - Tour Magazin
SRAM FORCE 14 TOUR 9/ 2006 DIE NEUE KRAFT Mit der brandneuen Rennradgruppe „Force“ will der amerikanische Komponentenhersteller SRAM den arrivierten Firmen Shimano und Campagnolo Marktanteile abjagen. Der weltweit erste Labor- und Praxistest der neuen Teile zeigt, wie die Chancen dafür stehen SRAM FORCE TEXT: MANUEL JEKEL FOTOS: DANIEL KRAUS S chön, dass sich mal wieder eine Firma traut, Shimano und Campagnolo herauszufordern – so dachten viele, als der US-Hersteller SRAM auf der Eurobike 2005 ankündigte, binnen Jahresfrist eigene Komponentengruppen für Rennräder auf den Markt zu bringen. Schließlich hatte der Konkurrenzkampf zwischen den Marktführern zuletzt an Schwung verloren, wirkliche Innovationen gab es bei Rennradkomponenten schon länger nicht mehr. Ein neuer Wettbewerber, so die Hoffnung, könnte für frischen Wind sorgen. Inzwischen ist aus der Ankündigung Ernst geworden. Im Juni startete SRAM die Serienproduktion von zunächst zwei Rennradgruppen. Die Top-Gruppe „Force“ soll, so die selbstbewusste Ansage, gegen die Spitzenprodukte von Shimano und Campagnolo, Dura-Ace und Record, ins Rennen gehen und preislich zwischen den beiden Rivalen rangieren. Zielgruppe: Rennfahrer und anspruchsvolle Freizeitsportler. Die technisch eng verwandte, etwas preiswertere Gruppe „Rival“ zielt dagegen auf preisbewusste Rennradler. Ihre unmittelbaren Konkurrenten sind Shimanos Ultegra und Campagnolos Centaur. Sowohl „Force“ als auch „Rival“ umfassen Schaltbremsgriffe, Bremsen, Schaltwerk, Umwerfer, Tretlager, Ritzel und Kette. Gemeinsames Markenzeichen beider Gruppen ist das „DoubleTap“ genannte Zehnfach-Schaltsystem, das, anders als die Systeme Freier Blick: Brems- und Schaltzüge verlaufen bei SRAM unterm Lenkerband 16 TOUR 9/ 2006 Bissig trotz Leichtbau: Die ForceBremsen wiegen nur 279 Gramm von Shimano und Campagnolo, mit nur einem Schalthebel je Griff auskommt. Die ersten Rennräder mit SRAMKomponenten dürften im Herbst in die Läden kommen. Vorher werden beide Gruppen auf der Eurobike erstmals dem großen Publikum präsentiert. Laut Marketing-Mann Dirk Belling werden dort fast alle relevanten Marken wenigstens ein Rad mit SRAM-Ausstattung zeigen. Ob der Vorschusslorbeer für den Newcomer berechtigt ist, darüber gibt der erste Vergleichstest zwischen den drei Top-Gruppen Force, Dura-Ace und Record Aufschluss. Dafür spulten die TOUR-Tester mit zwei Force-Gruppen, die Anfang Juli in der Redaktion eintrafen, in den verbleibenden drei Wochen bis Redaktionsschluss insgesamt 1.100 Kilometer ab. Ergänzt werden die Fahreindrücke durch Messdaten aus dem TOUR-Labor. Dass die Force-Gruppe nach Höherem strebt, signalisiert der Blick auf die Waage. Leicht ist die Gruppe geworden – sehr leicht sogar! Als komplettes Ensemble wiegt sie nur 2.123 Gramm, immerhin 72 Gramm weniger als die entsprechenden Dura-Ace-Bauteile. Gegenüber Campas seit Jahren konsequent auf Leichtbau getrimmter Record-Gruppe beträgt der Rückstand gerade mal neun Gramm – für einen Erstling sehr beachtlich. Besonders leicht: Schaltbremsgriffe, Schaltwerk und Bremsen. Hier ziehen die Amerikaner alle Register und setzen Carbon, Titan und Magnesium ein, um Gewichte zu erzielen, die teilweise deutlich unter denen der Konkurrenz liegen. Die ersten Ausfahrten bestätigen die Eindrücke, die schon das Vorserienmaterial vermittelte. „DoubleTap“ schaltet ausgezeichnet. Die Gangwechsel erfolgen sehr definiert, das System wirkt auf Anhieb ausgereift. Im Unterschied zu Shimano STI und Campagnolo Ergopower verfügt „DoubleTap“ – was übersetzt so viel wie „Doppelklick“ bedeutet – nur über jeweils einen Schalthebel pro Griff. Rauf und runter schaltet man durch einen Schwenk des Hebels nach innen, wobei der Weg des Hebels über die Stand der Technik: außenliegende Lager-Kartuschen Schaltrichtung entscheidet. Ein Schwenk um etwa 15 Grad bis zu einem deutlich spürbaren Druckpunkt lässt die Kette auf das nächstkleinere Ritzel wandern; über diesen Druckpunkt hinaus befördert der Hebeldruck die Kette aufs größere Ritzel – je nach Weg bis zu drei Gänge auf einmal. Der vordere Umwerfer wird analog bedient. Eine Zwischenposition im Mechanismus erlaubt die Korrektur des Umwerfers, falls die Kette schleift. Alles, was leicht macht: Am Force-Schaltwerk findet sich Alu, Magnesium, Titan und Carbon Der Begriff „kernig“ beschreibt am besten das neue Schaltgefühl. Die Bedienkräfte zum Auslösen der Gangwechsel sind deutlich höher als bei aktuellen Dura-AceHebeln und liegen etwa auf dem Niveau von Campas Ergopower. Ob man das als Nachteil empfindet, hängt auch von individuellen Vorlieben ab. Über erfolgte Gangwechsel informiert ein deutlich vernehmbares Klicken, wobei der systembedingte Doppelklick beim Schalten aufs größere Ritzel anfangs etwas ungewohnt ist. Man arrangiert sich mit dem neuen Konzept jedoch überraschend schnell, was auch daran liegt, dass SRAM äußerste Anstrengungen auf die SIMON (4) Vorerst nur als Standardund Kompakt-Version lieferbar: die Force-Kurbel. Die Dreifach-Variante kommt frühestens 2008 WER IST SRAM? In 20 Jahren zum Global Player S RAM? Nie gehört – wird mancher Rennradler denken. Dabei zählt das 1987 in Chicago gegründete Unternehmen zu den Schwergewichten in der Radbranche. Allerdings konzentrierten sich die Amerikaner bisher weitgehend auf Komponenten für Mountainbikes und Alltagsräder. Ganz am Anfang der SRAM-Historie stand dennoch ein Produkt für Rennradler: Der Dreh-Schaltgriff „GripShift DB“, der auf die Lenkerenden montiert wurde. Er galt als ergonomisch günstige Alternative zu den damals noch üblichen Unterrohrschalthebeln. Richtig erfolgreich wurde der Griff bei Triathleten, die ihn auf die Enden ihrer Lenkeraufsätze schraubten, damit sie aus der Liegeposition schalten konnten. Vom Drehgriff für Rennlenker war es technisch ein kleiner Schritt zum bisher wichtigsten Produkt in der Firmengeschichte. 1990 brachte SRAM den Dreh-Schaltgriff „GripShift CX-DT“ für Mountainbikes heraus – ein Renner, der sich millionenfach verkaufte und sogar Marktführer Shimano Kopfschmerzen bereitete. 1996 folgte das erste eigene MTB-Schaltwerk. SRAMs aktueller Imageträger der Gelände-Szene ist das X.0Schaltsystem mit den so genannten TriggerSchalthebeln und einem sehr leichten, avantgardistisch gestylten Schaltwerk. Diverse Firmenkäufe haben entscheidend zum Wachstum von SRAM beigetragen. Die 1997 übernommene Fahrradsparte der Schweinfurter Firma Fichtel & Sachs brachte wichtiges Know-how für die Fertigung von Schaltungen, Ritzeln und Ketten. 2002 folgte die Übernahme der FedergabelMarke Rock-Shox, 2004 wurde das Portfolio um den Bremsenhersteller Avid und den Tretlagerspezialisten Truvativ erweitert. Nicht zuletzt dank dieser Einkaufspolitik gilt SRAM heute als wichtigster Konkurrent von Shimano auf dem Komponentenmarkt. Die SRAM-Corporation beschäftigt mehr als 2.000 Mitarbeiter, verteilt auf zwölf Standorte in sechs Ländern. Ein wichtiger Standort ist weiterhin Schweinfurt, wo vor allem Getriebenaben gefertigt werden. Schweinfurter Ingenieure waren auch maßgeblich an der Entwicklung der Schaltungskomponenten für die Rennradgruppen beteiligt, die allerdings weitgehend in Taiwan gefertigt werden. Nur die Ketten kommen aus Portugal. TOUR 9/ 2006 17 SRAM FORCE Handlichkeit der Griffe verwandt hat. Die leicht nach außen gestellten Brems- und Schalthebel sind sowohl aus der Bremsgriff- wie aus der Unterlenkerhaltung auch von kleinen Händen leicht zu erreichen. Die Griffkörper mit den angenehm zu greifenden Gummiüberzügen liegen sehr gut in der Hand. Die vorderen Höcker sind nicht ganz so weit hochgezogen wie bei den aktuellen Shimano-Hebeln, bieten den Händen aber dennoch einen guten Widerhalt. Der positive Eindruck setzt sich bei den weiteren Getriebe-Komponenten fort. Das Zusammenspiel von Ritzeln, Kettenblättern und Kette klappt tadellos. Zwar bleibt das Prädikat „butterweich“ für die Gangwechsel am Hinterrad auch in Zukunft Shimanos Hyperglide-Ritzeln vorbehalten. Doch mit den eigenen, vorläufig noch etwas Dirk Zedler, TOUR-Mitarbeiter Test & Technik, vereidigter Fahrrad-Sachverständiger Die Schaltbremsgriffe liegen gut in der Hand und überzeugen in der Funktion. Rauf- und Runterschalten auseinander zu sortieren, ist kein Problem — eher eine Frage der Umgewöhnung. Für meine kleinen Hände sind die Schaltwege allerdings etwas lang. Um mehr als einen Gang zu schalten, muss ich die ganze Hand am Griff drehen. Das Design des Schaltwerks hätte ich mir technischer gewünscht, so wie das der MTB-Gruppe X.0 aus gleichem Hause. Unauffällig aber gut: Der ForceUmwerfer ist mit Standard- und Kompaktkurbeln kompatibel Die eleganten Bremsen mit zeitgemäßer ZweigelenksTechnik sind mit 279 Gramm ausgesprochen leicht und bieten dank steifer Konstruktion der Zangen einen guten Druckpunkt. Allerdings waren sich alle Testfahrer einig, dass die Beläge nicht so bissig zu Werke gehen wie die aktuellen Shimano-Beläge (Typ „R55C2“). Für eine abschließende Bewertung der Beläge ist es jedoch noch zu früh, insbesondere da noch keine Angaben zum Nassbremsverhalten möglich sind. Die von SRAM-Tochter Truvativ gefertigten Kurbeln dokumentieren durch großflächigen Einsatz von Carbon zumindest optisch den High-Tech-Anspruch der Gruppe. Konstruktiv entsprechen sie allerdings nicht dem letzten schweren „OpenGlide“-Ritzeln schließt SRAM immerhin dicht zu den Japanern auf. Damit der Wechsel vom kleinen aufs große Kettenblatt problemlos gelingt, muss der Schalthebel mit etwas Nachdruck nach innen geschwenkt werden, was eingefleischte Shimano-Fahrer als Rückschritt empfinden könnten. Auffällig hingegen, wie geschmeidig die nur 5,9 Millimeter breite Kette auch nach mehreren hundert Kilometern noch über die Zahnkränze surrte. SRAM „DoubleTap“: Ein Schalthebel bedient beide Schaltrichtungen, Brems- und Schaltfunktion sind wie bei Campa getrennt. Aus Bremsgriffhaltung und Unterlenkerposition gut zu erreichen 18 TOUR 9/ 2006 Schneller fährt man mit der Force-Gruppe leider nicht. Dennoch dickes Lob an SRAM: Die Gruppe wirkt auf Anhieb sehr ausgereift. Das Schaltsystem ist eine echte Alternative zu STI und Ergopower, die „DoubleTap“-Hebel liegen klasse in der Hand. Ein bisschen vermisse ich jedoch den Mut, neue Wege zu gehen. Das Design der Gruppe ist recht konventionell. Campa Ergopower: Runtergeschaltet wird mit dem kleinen Hebel, rauf per Daumentaste auf der GriffInnenseite, die aus Unterlenkerposition etwas schwer zu erreichen ist SIMON (6) Manuel Jekel, TOUR-Redakteur Test & Technik Shimano STI: Runtergeschaltet wird durch Schwenk des Bremshebels, rauf mit dem kleinen Hebel. Das klappt sowohl aus Bremsgriffhaltung wie aus Unterlenkerposition spielend leicht Stand der Technik, da die Gewebelagen um einen Kern aus Alu laminiert wurden. Die Lagereinheiten sitzen wie bei Shimano in zwei links und rechts neben dem Tretlagergehäuse sitzenden Alu-Kartuschen. Die groß dimensionierte, 21 Millimeter dicke Stahlwelle ist fest mit der rechten Kurbel verbunden. Die linke Kurbel wird bis zum Anschlag an das Lager auf das konisch zulaufende Vielzahn-Ende der Welle aufgezogen und eliminiert auf diese Weise das Tretlagerspiel. Der Blick in die Gewichtstabelle verrät, dass sich beim Tretlager noch wenigstens 50 Gramm Gewicht einsparen lassen. Immerhin erreicht die Steifigkeit der kompletten Antriebseinheit fast das Niveau von Shimanos aktueller DuraAce-Garnitur. Verluste bei der Kraftübertragung sind damit nicht zu befürchten. Wie bei den meisten Carbonkurbeln fiel im Praxisgebrauch auf, dass die lediglich lackierten Oberflächen schon nach wenigen hundert Kilometern hässliche Verschleißspuren zeigen. Vorerst sind die Kurbeln in einer Standardversion mit dem Lochkreis 135 Millimeter (Kettenblattkombination 53/39 Zähne) und in zwei Kompaktversionen (50/36 und 50/34 Zähne) lieferbar. Eine Dreifach-Version kommt frühestens 2008. SIMON SRAM FORCE SRAM-Kette: Löcher in Nieten und Außenlaschen sparen ein paar Gramm. Das praktische Kettenschloss ist nur einmal verwendbar Vorläufiges Fazit: Wer gehofft hatte, dass SRAM mit allen Konventionen brechen würde, mag vielleicht etwas enttäuscht sein. Die Force-Gruppe bietet weder ein elektronisches Schaltsystem noch hydraulische Bremsen und auch kein elftes Ritzel. Statt dessen haben sich SRAMIngenieure auf das Machbare konzentriert und aus dem „DoubleTap“ – der Trick mit dem (Doppel-)Klick Wechsel aufs kleine Kettenblatt: Schwenk um etwa 15 Grad nach innen Ein langer Hebelschwenk liftet die Kette aufs große Blatt Schalten auf kleinere Ritzel: Die größere Sperrklinke hebt die kleinere kurz an; die unter Federspannung stehende Zahnscheibe springt dabei um eine Position zurück 20 TOUR 9/ 2006 „DoubleTap“ kommt mit nur einem Schalthebel je Griff aus. Ein Schwenk von etwa 15 Grad nach innen bis zu einem fühlbaren Druckpunkt befördert die Kette aufs nächstkleinere Ritzel – wie bei Shimanos STI pro Schaltschritt um einen Gang. Ein längerer Schwenk über den Druckpunkt hinaus dagegen liftet die Kette – je nach Weg des Hebels um bis zu drei Gänge. Die Bedienung des vorderen Umwerfers funktioniert analog. Wie der Schaltvorgang, so ist auch der Mechanismus selbst erstaunlich simpel. SRAM gibt an, dass er aus nur 29 Teilen besteht. Mit dem Schalthebel werden zwei Sperrklinken angesteuert, die in eine große, aus Titan gefertigte Zahnscheibe eingreifen. Je nachdem, wie weit der Hebel geschwenkt wird, überspringt eine der Sperrklinken die andere, wodurch sich die Schaltrichtung ändert. Schalten auf größere Ritzel: Die größere Sperrklinke schiebt sich unter der kleinen durch und bewegt die Zahnscheibe um bis zu drei Gangstufen weiter Wenn der Schaltvorgang beendet ist, gleitet die große Sperrklinke in einer Rückwärtsbewegung über die kleine Sperrklinke zurück in die Ausgangsposition SRAM FORCE Wer sich für SRAMs Schaltbremsgriffe entscheidet, legt sich damit auch bei Schaltwerk und Umwerfer auf SRAM fest. Überkreuz-Kombinationen mit Schaltungskomponenten von Shimano und Campagnolo sind nicht möglich, da die „DoubleTap“- Mit Shimano komHebel mehr Zuglänge pro Schalt- patibel: Bremsschritt einholen als die Hebel der schuh von SRAM Konkurrenz. Anders bei den Ritzeln; da hat SRAM den ShimanoStandard übernommen. Alle SRAM-Zehnfach-Kassetten sind voll kompatibel mit den aktuellen Zehnfach-Schaltsystemen von Shimano, allerdings nicht mit denen von Campa. Auch passen SRAM-Kassetten auf alle aktuellen Shimano-kompatiblen Naben und Laufräder, inklusive der aktuellen Dura-Ace-Naben und -Laufräder (FH-7801, WH-7801), deren Kassettenkörper sich von anderen Shimano-Naben unterscheiden. Umgekehrt lassen sich alle Shimano-Zehnfach-Kassetten mit dem SRAMSchaltsystem schalten. Wer vorhandene Laufräder mit einer Shimano-Zehnfach-Kassette und dem SRAMSchaltsystem kombinieren will, kann dies also tun. Ebenso sind SRAMs Zehnfach-Ketten ohne nennenswerte Funktionseinbußen mit Shimano-Ritzelpaketen kompatibel – übrigens auch mit denen von Campagnolo. Wichtig für Besitzer von Speziallaufrädern: Die Bremsschuhe der SRAM-Bremsen sind voll kompatibel mit den zur Felge ausrichtbaren Bremsschuhen der aktuellen Shimano-Gruppen Dura-Ace, Ultegra und 105. Da SRAM zunächst keine Bremsbeläge für Carbonfelgen im Programm hat, ist der Austausch gegen entsprechende Shimano-kompatible Beläge die vorläufig einzige Möglichkeit, SRAM-Bremsen mit Carbonfelgen zu kombinieren. Der Tausch der kompletten Schuhe ist dabei nicht unbedingt erforderlich: SRAM-Bremsschuhe nehmen auch einzelne Shimano-kompatible Beläge auf. Bei der Montage der Schaltzüge ist zu beachten, dass sich nur die SRAM-eigenen sehr dünnen Innenzüge (Durchmesser 1,1 Millimeter) problemlos in die „DoubleTap“-Hebel einführen lassen. Das Durchführen der etwas dickeren Schaltseile von Shimano und Jagwire (Durchmesser 1,2 Millimeter) ist außerordentlich schwierig, bei bereits gekappten Zügen fast unmöglich. Ausreißer: SRAMs Zehnfach-Kassette schaltet gut, ist aber relativ schwer Stand eine hochwertige, voll konkurrenzfähige Rennradgruppe mit zeitgemäßer Technik entwickelt. Technisches Alleinstellungsmerkmal gegenüber der etablierten Konkurrenz ist das „DoubleTap“-Schaltsystem, das fortan eine interessante Alternative bieten wird. Die funktionalen Unterschiede zu Shimano und Tobias Krug, TOUR-Redakteur Test & Technik Die Schaltbremshebel der neuen Force-Gruppe greifen sich durch ihre größere Auflage in der Bremsgriffhaltung deutlich angenehmer als die von Campagnolo. Am Finish der Gruppe muss SRAM allerdings noch etwas arbeiten. Das hohe Niveau von Record und Dura-Ace wird noch nicht ganz erreicht. SIMON (4) Wechselspiele SRAM Force im Vergleich mit Shimano SRAM FORCE Gewichte* Brems- Griffkörper aus faserverstärktem Kunststoff, Bremshebel 302 Schaltgriffe aus Carbon, Schalthebel aus Magnesium, linker Hebel nur Zweifach-kompatibel Schaltwerk Zehnfach-kompatibel, Parallelogrammkörper aus Alu (ge- 178 schmiedet/eloxiert), Magnesium und Verbundkunststoff; Schaltwerkskäfig aus Carbon und Alu; Befestigungsschraube aus Alu, gedichtete, kugelgelagerte 11-ZahnLeitrollen; größtes Ritzel 27, max. Schaltkapazität 29 Umwerfer Zweifach-Werfer aus Alu (geschmiedet/eloxiert); Leit86 bleche aus Stahl (verchromt); max. Kettenblatt 56, min. Kettenblatt 34; für Anlötsockel und Schellen (28,6, 32 und 35 mm); auch für Kompaktkurbeln geeignet Bremsen, Seitenzugbremsen aus Alu (geschmiedet/eloxiert) vorne und hinten mit exzentrischem Drehpunkt vorne und hinten; winkelverstellbare Cartridge-Beläge 279 Kurbelsatz Carbonkurbeln mit Alu-Kern; CrMo-Achse untrennbar mit 677 (inkl. Schrauben) rechter Kurbel verbunden, linke Kurbel wird außen auf konische Vielzahnwelle aufgezogen; Kurbellängen: 170, 172,5 und 175 mm; Lochkreise: 135 und 110 mm; Kettenblattabstufungen: 53/39 (135 mm), 50/34 u. 50/36 (je 110 mm); Kettenblattschrauben aus Alu; Kettenblatthärte (Vickers): 160 HV; Steifigkeit in N/mm**: 104 119 Innenlager Neben dem Tretlagergehäuse sitzende, gedichtete Lagereinheiten; Kette Zehnfach-Kette, 5,9 mm breit; Innen- und Außenlaschen 256 vernickelt; Außenlaschen und Nieten gelocht; 114 Glieder Zahnkranz- Zehnfach in drei Abstufungen: 11-26, 12-26, 11-23; alle kassette Ritzel aus Stahl, die drei größten jeweils auf Alu-Träger vernietet; Materialstärke Einzelritzel: 1,6 mm; Schaltschritte: 3,95 mm; Ritzelhärte (Vickers): 534 HV Gesamt Preise (zirka) 225 2.123 1.400 Euro * in Gramm; Gewichtsangaben jeweils für Anlöt-Umwerfer, Schaltwerk mit kurzem Käfig, Kurbellänge 172,5 Millimeter, Ketten 22 TOUR 9/ 2006 Campagnolo betragen allenfalls Nuancen, rennentscheidend sind sie sicher nicht. Neben der guten Funktion aller Bauteile ist vor allem das geringe Gewicht zu loben, mit dem die Force-Gruppe fast mit Campas Record-Gruppe gleichzieht (die allerdings 2007 noch mal um rund 100 Gramm leichter werden soll). Was das Finish der Gruppe betrifft, fehlt der letzte Feinschliff allerdings noch. Schlechte Verarbeitung wäre zwar das letzte, was man der Gruppe vorwerfen kann. Doch dürften sich Stilisten am wenig eleganten Entspannmechanismus der Bremsen und den klobigen Zugeinstellschrauben stören. Das gilt auch für den unschönen Farbkontrast zwischen den warmen Eloxaltönen der Alu-Teile und dem verchromten Leitblech am vorderen Umwerfer. Letztlich werden – neben der noch nicht einzuschätzenden Haltbar- Matthias Borchers, TOUR-Redakteur Test & Technik SRAMs Schaltsystem gefällt mir gut. Die Gänge rasten sehr definiert ein. Auch läuft die Kette sehr geschmeidig. Die Ergonomie der Schaltbremsgriffe ist gut, aber Shimanos STI-Hebel liegen mir besser in der Hand. keit – solche Details darüber entscheiden, ob eingefleischte Dura-Ace- oder Record-Fahrer auf SRAM umsteigen. Man darf jedoch sicher sein, dass der aktuelle Entwicklungsstand der Force-Gruppe noch nicht das letzte Wort ist. Der Dreikampf hat jedenfalls gerade erst begonnen. ■ Dura-Ace und Campagnolo Record SHIMANO DURA-ACE 7800/7801 Gewichte* Griffkörper und kleiner Hebel aus faserverstärktem 422 Kunststoff, großer Hebel aus Alu (eloxiert), linker Hebel nur Zweifach-kompatibel (Dreifach optional) Zehnfach-kompatibel, Parallelogrammkörper und Schalt- 181 werkskäfig aus Alu (geschmiedet/eloxiert); Befestigungsschraube aus Alu; gedichtete, kugelgelagerte 11-ZahnLeitrollen; größtes Ritzel 27, max. Schaltkapazität 29 73 Zweifach-Werfer aus Alu (geschmiedet/eloxiert); auswechselbare Leitbleche aus Alu (vernickelt); max. Kettenblatt 56, min. Kettenblatt 34; für Anlötsockel und Schellen (28,6, 32 und 35 mm); auch für Kompaktkurbeln geeignet Seitenzugbremsen aus Alu (geschmiedet/eloxiert) mit exzentrischem Drehpunkt vorne und hinten; Axialkugellager vorne und hinten; winkelverstellbare Cartridge-Beläge Hohle Kurbeln aus Alu (geschmiedet/eloxiert); CrMoAchse untrennbar mit rechter Kurbel verbunden, linke Kurbel wird außen auf der Achse geklemmt; Kurbellängen: 165 - 180 mm in 2,5-mm-Schritten; Lochkreis: 130 mm; Kettenblattabstufungen: 52/39, 53/39, 52/42 und 52/39/30; Kettenblattschrauben aus Alu; Kettenblatthärte (Vickers): 180 HV; Steifigkeit in N/mm**: 108 Neben dem Tretlagergehäuse sitzende, gedichtete Lagereinheiten Zehnfach-Kette, 5,9 mm breit; Innen- und Außenlaschen verzinkt; 116 Glieder 313 Zehnfach in sechs Abstufungen: 11-21, 11-23, 12-21, 12-23, 12-25, 12-27; Ritzel 11-18 aus Stahl, größere aus Titan; größere Ritzel jeweils in Gruppen auf Alu-Träger vernietet; Materialstärke Einzelritzel: 1,6 mm; Schaltschritte: 3,95 mm; Ritzelhärte (Vickers): 490 HV (Stahl), 437 HV (Titan) 177 654 97 278 2.195 1.200 Euro CAMPAGNOLO RECORD 2006 Griffkörper und kleiner Hebel aus faserverstärktem Kunststoff, Bremshebel aus Carbon, linker Hebel Zweiund Dreifach-kompatibel; kugelgelagerter Mechanismus Zehnfach-kompatibel, Parallelogrammkörper aus Carbon und Alu (geschmiedet/eloxiert); Schaltwerkskäfig aus Carbon und Alu; Befestigungsschraube aus Titan; 10-Zahn-Leitrollen in Buchsen gelagert; größtes Ritzel 26, max. Schaltkapazität 27 Zweifach-Werfer aus Alu (geschmiedet/eloxiert); auswechselbare Leitbleche aus Carbon und Alu; Titanschrauben; max. Kettenblatt 54, min. Kettenblatt 39; für Anlötsockel und Schellen (28,6, 32 und 35 mm); passt nur für Kurbeln mit 135-mm-Lochkreis (Kompaktumwerfer optional) Seitenzugbremsen aus Alu (geschmiedet/eloxiert), vorne mit exzentrischem Drehpunkt, hinten mit Mittelachse; Axialkugellager vorne; winkelverstellbare Cartridge-Beläge Vollcarbon-Kurbeln mit Vierkant-Achsaufnahme; Kurbellängen: 170, 172,5 und 175 mm; Lochkreise: 135 und 110 mm; Kettenblattabstufungen: 52/39, 53/39, 52/42 (je 135 mm), 50/34, 50/36 und 48/34 (je 110 mm); Kettenblattschrauben aus Alu; Kettenblatthärte (Vickers): 200 HV; Steifigkeit in N/mm**: 93 Dreifach gelagertes, gedichtetes Patronenlager mit Vierkant-Stahlwelle; Achslänge: 102 mm Zehnfach-Kette, 5,9 mm breit; Innen- und Außenlaschen mit Nickel-Chrom-Beschichtung, Außenlaschen und Nieten gelocht; 114 Glieder Zehnfach in sechs Abstufungen: 11-21, 11-23, 12-23, 1225, 13-26, 13-29. (für 13-29 mittlerer oder langer Schaltwerkskäfig erforderlich); Ritzel 11-16 aus Stahl, größere aus Titan; größere Ritzel jeweils in Gruppen auf AluTräger vernietet; Materialstärke Einzelritzel: 1,6 mm; Schaltschritte: 4,16 mm; Ritzelhärte (Vickers): 437 HV (Stahl), 352 HV (Titan) Gewichte* 328 186 69 311 586 191 254 189 2.114 1.450 Euro nblattkombination 53/39 Zähne; Kassetten: SRAM 11-26 Zähne, Shimano- und Campa je 12-25 Zähne; jeweils ohne Verschlussring; ** gemessen auf eigenem Prüfstand (siehe TOUR 7/2006, Seite 33) TOUR 9/ 2006 23