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Kunst – Forschung – Geschlecht 2009/10
Milena Prekodravac
Gender – Pop – Nation
Perspektiven post-jugoslawischer Popmusik in Bezug auf
Geschlechterstereotype, Nationalismus und Subversion
+ Begriffserklärung
‚Gender’, Pop und Nation als sozialkonstruktivistische Begriffe (Butler, Anderson),
denen im öffentlichen Diskurs mit verschiedenen subversiven Strategien begegnet
wird.
+ Vorannahmen
1. These: Der nationalistische Gehalt von Liedern, Symbolen oder Aussagen der
Interpret_innen gilt in der Presse und damit im Alltagswissen als Fortschritts- bzw.
Modernisierungsindikator.
2. These: Dieser Fortschrittsindikator beruht auf feststehenden Annahmen was
Nationalismus und Subversion ausmachen, bleibt aber de facto mehr als
undurchsichtig.
+ Fragestellung
Was passiert an der Schnittstelle von Geschlecht, Populärmusik und Nationalismus
in der Rezeption über post-jugoslawische Künstler_innen?
Wie kann die Schnittstelle von Stereotypenzuschreibungen in diesem Kontext
ganzheitlich subvertiert werden?
[Kann das Musik überhaupt leisten?!]
+ Methode
Auswertung verschiedener deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften sowie
ihrer Internetpräsenz [Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Presse, Sueddeutsche
Zeitung, der Standard, Der Spiegel (Online), Frankfurter Rundschau, Die Welt, die
tageszeitung, lokale Zeitungen (B.Z., Stuttgarter Zeitung…), Bild, Bunte].
Wer, wo und wann wurde berichtet? (Skizzierung der Diskursfelder)
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+ Beispiele
Svetlana Ceca Ražnatović (über die erstmals 1998 und dann immer wieder in
verschiedenen Kontexten berichtet wurde), Severina Vučković (2006), Marija
Šerifović (2007, 2008), Marko Perković ‚Thompson’ (2008, 2009) als Künstler_innen
mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Nationalismus, unterschiedlichen,
strategischen Geschlechterzuschreibungen und entwerteter Musik.
Andere ehemalige und gegenwärtige Musiker_innen, Bands und Musikrichtungen
[die ‚musikalische Differenzmenge’] werden als einheitliche Masse, entgegen
musikalischer Nationalismen genannt und begleiten post-jugoslawische Länder auf
dem Weg der Transformation zu einem gelungenen ‚Ende’ dieses Prozesses.
+ Subversion?
Kann Musikgeschmack als Indikator für ideologisch-gesellschaftlichen Wandel
tatsächlich herhalten? Welche Strategien werden thematisiert?
‚Jugonostalgie’ (Bands der 1970er/80erjahre)
‚Original Folk‘ (z. B. Starogradska Muzika) und folkloristische Hybride (Balkan Beat)
‚Neue‘ Musikrichtungen (z. B. Underground-HipHop)
Problem: Geschlecht wird hier nicht mehr thematisiert, Nationalismus wird
Entpolitisierung entgegnet und Popkultur zugleich überschätzt.
+ Schlussfolgerungen
Überdenken eines oberflächlich-poststrukturalistischen Begriffs der Subversion.
Kontextualisierte, nicht-relativistische Kritik.
Reflexivität der Position der Sprechenden (auch der hier vorgestellten Annahmen
und Kategorienbildung).
+ Ausblick
Quantifizierung der Musikpräferenzen und Zielgruppen der Menschen in den
jeweiligen Ländern und den ‚Diaspora-Ländern’.
Genauere Untersuchung ,der’ Subkultur.
Kontrastierung mit der kroatischen, serbischen und bosnischen Presse.
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