1. Akt - Eva Bieler Verlag

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1. Akt - Eva Bieler Verlag
Das Fenster zum Säuplatz
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Das Fenster
zum Säuplatz
Komödie
in drei Akten
von Tanja Bruske
© 2014 by
Wilfried Reinehr Verlag
64367 Mühltal
Alle Rechte vorbehalten
Dieses Spiel darf nur mit schriftlicher Aufführungsgenehmigung aufgeführt werden
1
Aufführungsbedingungen des Eva Bieler Verlages vom 02.02.2010
1. Das Recht zur bühnenmäßigen Aufführung der Stücke erteilt ausschließlich der Verlag, das
Recht der Vervielfältigung bleibt dem Verlag mangels gegenteiliger schriftlicher Vereinbarung jedenfalls vorbehalten. Ebenso bleiben die Rechte für Übersetzungen, Verfilmungen,
Fernsehsendungen etc. dem Verlag vorbehalten und werden nur durch gesonderte schriftliche
Vereinbarung vergeben.
2. Diese Bedingungen gelten auch für Wohltätigkeits-, Schul-, Privatveranstaltungen, etc, selbst
wenn keine Einnahmen erzielt werden.
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3. Die Anmeldung der Aufführungstermine hat spätestens 14 Tage vor der Premiere
schriftlich an den Verlag zu erfolgen und folgende Informationen zu enthalten: Bühne, Ansprechperson, Titel des Stückes, Aufführungsort, -zeiten, Anzahl der Aufführungen und Saalgröße
(Zuschauerplätze).
4. Kopieren, Vervielfältigen und Aufführen ohne vorherige Genehmigung des Verlages etc.
verstößt gegen das Urheberrecht und wird zivil- und gegebenenfalls strafgerichtlich verfolgt. Für
nicht genehmigte Aufführungen erhält der Verlag vom Auftraggeber die Gesamteinnahmen
daraus, mindestens aber den zehnfachen Gebührensatz, oder sofern dieser geringer ist,
jedenfalls EUR 600,- als Vertragsstrafe. Die Geltendmachung eines darüber hinaus gehenden
Schadens sowie die Verfolgung des strafbaren Tatbestandes bleiben davon unberührt.
5. Erst die Erteilung der Aufführungsgenehmigung berechtigt Aufführungen abzuhalten, nicht
bereits die Bestellung von Textbüchern.
6. Der Auftraggeber bzw. die aufführende Bühne ist verpflichtet dem Verlag nach Aufforderung
auf nachprüfbare Art und Weise Informationen über die Anzahl der Aufführungen, der abgesagten Aufführungen, Zuschauerplätze sowie der erzielten Einnamen zu erteilen.
7. Die zur Abrechnung der Aufführungen erforderlichen Informationen sind spätestens 14
Kalendertage nach der letzten Aufführung schriftlich an den Verlag zu senden. (Aufführungsdatum, Zuschauerzahl, Einnahmen pro Aufführung).
8. Aufführungen auf bzw. von Berufsbühnen, Bühnen mit Berufsschauspielern oder andere
gewerbliche Aufführungen sind nur nach Abschluss eines gesonderten Vertrages gestattet.
9. Ein Verstoß gegen eine der oben genannten Bedingungen bewirkt das sofortige Erlöschen
der Aufführungsrechte.
Sonderbestimmungen für Stücke des Reinehr-Verlag im Subvertrieb
Rollensätze (pro Spieler ein Buch + ein Buch für die Regie) werden zu festen Preisen
angeboten, unabhängig von der Anzahl der Bücher im Rollensatz.
Pro Aufführung eines Stückes sind 10% der Bruttoeinnahmen (aus Eintrittsgeldern,
Spenden, Sammlungen, Programmverkäufen, etc.) + 20% MwSt zu bezahlen, mindestens die Höhe des Kaufpreises für den jeweiligen Rollensatz.
Meine kompletten AGB’s finden Sie unter www.bieler.at
Für jede Aufführung dieses Spiels ist eine Aufführungsgenehmigung erforderlich
Das Fenster zum Säuplatz
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Inhalt
Gerda ist genervt: Seit ihre Tochter Judith bei ihr eingezogen
ist, macht sie nichts anderes, als mit dem Fernglas auf den
Säuplatz zu starren und die Nachbarschaft auszuspähen. Für
die französische Vermieterin Babette bietet das Anlass zu
Klatsch und Tratsch, Jaqueline ist weniger begeistert, dass
Judith jeden ihrer Versuche, ihr Haus zu renovieren, kommentiert. Auch Nachbar Alex kommt die Spionage auf dem
Säuplatz nicht gelegen, ist doch gerade sein Cousin Daniel
bei ihm aufgetaucht. Der Städter will im Dorf untertauchen,
weil er glaubt, einen Mafiamord beobachtet zu haben. Um
die Tarnung perfekt zu machen, gibt Alex ihn als seine Cousine Daniela aus. du mm nur, dass Jaquelines Vater Gefallen
an der „Cousine“ findet. Auf Alex wiederum, der krampfhaft
versucht, Daniels Tarnung aufrecht zu erhalten, hat Babette
ein Auge geworfen. Und auch bei Daniel spielen die Hormone
verrückt, weil er sich in Judith verguckt. Die allerdings will
eigentlich nur eins: endlich ihre Pizza essen. Allerdings schafft
es der Pizza-Bote einfach nicht, zu ihr vorzudringen – und zu
allem Unglück hält ihn der paranoide Daniel auch noch für
einen Mafia-Paten…
Spielzeit ca. 120 Minuten
Bühnenbild
Drei Häuser Fronten am Säuplatz. In jedem Haus eine Tür, hinten Mitte auch ein Fenster. Das linke Haus wird derzeit renoviert, davor befinden sich Farbeimer, Leiter, Werkzeugkasten
etc. Auf der Bühne außerdem eine Bank, ein Mülleimer. Vorne
befindet sich der Abgang Richtung Dorf.
Requisiten
Farbeimer, Pinsel, ein präparierter Eimer mit roter Lebensmittelfarbe, Pizzaschachtel, Handtasche
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Das Fenster zum Säuplatz
Personen
Judith
25-35 Jahre alt, trägt einen Pyjama und verlässt das Haus erst am Schluss
Gerda Hipp
50 bis 60 Jahre, etwas alternativ gekleidet, mit Schuh-Tick
Babette Beaumont
50-60 Jahre, spricht mit französischem Akzent, sexy aufgebretzelt
Jaqueline
Mitte 20; Sie ist mit Maler-Latzhose bekleidet, trägt eine übergroße Brille
und wirkt insgesamt etwas zerstreut und „verkopft“ und mit den Renovierungsarbeiten etwas überfordert
Schorsch Henning
ca. 50-60, trägt alte Hose, Unterhemd, Hosenträger, meist schlecht gelaunt
etwa 30-40 Jahre, „Computernerd“, mit Polohemd und Brille
Daniel
etwa 30 – 40 Jahre, am Anfang der typische Macho mit Sakko und Hemd
Pizza-Bote
etwa 30-40 Jahre, am Firmenhemd als Pizzalieferant zu erkennen, spricht
mit italienischem Akzent
Einsätze der einzelnen Mitspieler
Judith
Babette
Daniel
Gerda
Jaqueline
Alex
Schorsch
Pizza-Bote
1. Akt
63
60
33
51
37
36
6
12
2. Akt
71
32
62
44
39
38
32
7
3. Akt
39
27
22
20
37
35
24
17
Gesamt
173
119
117
115
113
109
62
36
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Alex
Das Fenster zum Säuplatz
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1. Akt
1. Auftritt
Judith, Gerda.
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Judith sitzt mit dem Fernglas am Fenster und starrt Richtung Publikum,
redet mit ihrer Mutter, die noch im Haus ist.
Judith: Das gibt‘s doch nicht. Mama, das musst du dir anschauen!
Gerda hinter der Bühne, genervt: Was ist denn?
Judith: Die olle Kowalski von Nummer zehn guckt gerade Sky!
Woher hat denn die die Kohle? Die hat doch angeblich nur so ne
kleine Rente... Sie schaut in eine andere Richtung: Aha, die Weizels
haben ein neues Auto. Porsche Cabrio. Tss, diese Angeber. Grade
laden sie den Picknickkorb ein – oho, Sekt, na das wird wohl ein
mondäner kleiner Ausflug. Wieder in eine andere Richtung: Und da,
der heiße Typ, der bei Schmidts die Wohnung oben gemietet hat
– der trägt heimlich Frauenkleider!
Gerda von hinten: Was???
Judith guckt genauer Ach nee, vergiss es... das ist Frau Schmidt, die
gießt im Treppenhaus die Blumen... Sie schaut erneut woanders hin:
Mama, das ist ein Skandal. Ich glaube, der Meier von gegenüber,
der hat sein Kind ausgesetzt!
Gerda von hinten: Also Judith, wie kommst du denn jetzt schon
wieder auf diese Idee?
Judith: Der ist vorhin mit seiner kleinen Tochter weggefahren und
jetzt ist er ohne sie wiedergekommen. Die ist doch höchstens
vier, wo soll er die denn gelassen haben?
Gerda kommt mit Handtasche aus der Tür, ironisch: Zum Beispiel im Kindergarten? Das ist der Ort, wo Mütter und Väter morgens um
halb neun ihre Kinder für gewöhnlich abliefern. Für sich: Leider
gehöre ich nicht mehr zu den Glücklichen, die das tun dürfen...
Judith nimmt das Fernglas herunter: Na, die Erklärung ist jetzt aber
nicht so spannend.
Gerda: Judith, Kind, ich würde mir wirklich wünschen, dass du
dir mal eine andere Beschäftigung suchst. Seitdem du vor drei
Tagen zu mir gezogen bist, hockst du nur am Fenster und starrst
du rch das blöde Ding auf den Säuplatz. Willst du nicht mal was
Sinnvolles machen? Vielleicht Fernsehen oder so?
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Das Fenster zum Säuplatz
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Judith: Ach Mama, das hier draußen ist viel spannender als RTL2.
Und du weißt doch genau, dass ich mich nicht so gut bewegen
kann.
Gerda: Das sollst du doch auch gar nicht. Man kann viele sinnvolle
Dinge im Sitzen erledigen. Nähen...
Judith: Kann ich nicht!
Gerda: Stricken...
Judith: Versteh ich nicht!
Gerda: Lesen...
Judith: Mag ich nicht!
Gerda: Briefe schreiben:..
Judith: Wer schreibt denn heute noch Briefe?
Gerda: Dann eben E-Mails!
Judith: Mein Laptop ist kaputt.
Gerda: Wie wäre es denn mit Kartoffeln schälen fürs Mittagessen?
Judith mault: Der Arzt hat gesagt, ich darf mich nicht überanstrengen!
Gerda: Jetzt reiß dich mal zusammen. Etwas gesunde Nahrung
wäre auch mal gut für dich. Ich bringe dann nachher noch ein
paar Karotten und Zucchini mit und mache uns einen schönen
Auflauf.
Judith verzieht das Gesicht: Bäh. Ich habe nicht die Spitze der Nahrungskette erklettert, um Gemüse zu essen. Ich hab mir eben
eine Pizza bestellt.
Gerda: Ach Judith, dieses Fastfood-Zeug ist nicht gut für dich.
Wie man sich füttert, so wiegt man. Wühlt in ihrer sehr großen Handtasche herum: Verflixt, wo habe ich denn jetzt nur meine Geldbörse gelassen..?
Judith: Wundert mich gar nicht, dass du da drin nichts findest.
Mit dieser Handtasche könntest du spontan das Land verlassen.
Was hast du denn da nur immer alles drin?
Gerda: Ach, nur die wichtigsten Dinge, die man als Frau so
braucht. Im Folgenden holt sie einige der genannten Dinge heraus: Meine
Papiere, Make Up und Lippenstift, meine Schlüssel, eine Bürste,
eine kleine Flasche Wasser, Kopfschmerztabletten, mein Handy,
einen Knirps, eine Ersatzbrille, Block und Kugelschreiber, Erfrischungstücher, Klebeband, ein Schweizer Taschenmesser, Blasenpflaster, mein Reisepass, ein Fön und ein Erste-Hilfe-Set.
Judith: Mit anderen Worten: Alles außer deiner Geldbörse. Die ist
nämlich hier. Sie reicht sie du rchs Fenster.
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Gerda: Ach so, sag das doch gleich.
Judith: Willst du nicht ‚ne Tüte?
Gerda: Nein Danke, Schatz, wenn ich vor dem Einkaufen kiffe,
vergesse ich die Hälfte.
Judith: Das war ein Witz, oder? Mama, bitte sag, dass das ein
Witz war!
2. Auftritt
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Judith, Gerda, Babette
Babette kommt aus der Tür. Sie spricht mit französischem Akzent: Was war
ein Witz?
Judith: Meine Mutter schockt mich hier mit ihrer Hippie-Vergangenheit, Babette!
Gerda: Ach, natürlich war das ein Witz. Augenzwinkernd zu Babette:
Das letzte Mal bekifft war ich an Judiths zwölftem Geburtstag...
Judith: Mama...
Gerda: Das war lustig, hihi... Ich hab beim Flaschendrehen mitgemacht...
Judith zähneknirschend: Ich erinnere mich leider ziemlich gut daran...
Gerda: Die haben damals immer gesagt, kiffen macht gleichgültig... war mir aber egal.
Judith: Mama! So was kannst du doch nicht deiner Vermieterin
erzählen!
Babette lacht: Ist nicht schlimm, ma petite, isch kenne doch deine
Frau Mama schon seit den 60er Jahren und war damals auch
kein Unschuldslamm.
Gerda: Ja, da haben wir schon manche Dummheit gemacht, was?
Babette: Allerdings. Meine größte Dummheit hat misch allerdings
hierher gebracht, so dumm kann es also nischt gewesen sein.
Judith neugierig: War das ein Mann?
Babette: Was auch sonst..?
Gerda: Jetzt sei doch nicht so neugierig! Immer steckst du deine
Nase in Dinge, die dich nichts angehen. Zu Babette: Meine Tochter
und ihr blödes Fernglas. Vorhin dachte sie sogar, der nette Untermieter von Schmidts trägt Frauenkleider...
Babette: Was? Der liebe ‚arald? Sie reißt Judith das Fernglas aus der
Hand und schaut selber nach: Oh bitte nischt, der ist so schnuckelig.
Isch dachte, da geht noch was.
Judith winkt ab: Ich hab mich verguckt.
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Das Fenster zum Säuplatz
3. Auftritt
Judith, Babette, Jaqueline, Schorsch, Pizza-Bote
Die Tür geht langsam auf, heraus kommt Jaqueline, die mit Farbeimern,
Pinseln und anderem Werkzeug balanciert. Vorsichtig trippelt sie vorwärts,
geht auf die Leiter zu.
Babette und Judith rufen: Vorsicht, Jaqueline, die Leiter!
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Babette: In wen?
Judith: Nicht so. Ich habe da etwa falsch interpretiert. Ich habe
nur Frau Schmidt gesehen.
Babette: Aber die Schmidts sind doch in Urlaub...
Judith und Gerda: Was?
Judith angelt nach dem Fernglas: Kann ich das wiederhaben?
Gerda schnappt sich das Fernglas: Gib her! Guckt selber nach: Aha! Hochinteressant!
Babette und Judith: Was denn?
Gerda setzt das Fernglas ab: Keiner mehr da. Babette und Judith stöhnen
enttäuscht. Gerda gibt Judith das Fernglas zurück. Egal, ich muss jetzt
eh los.
Babette: Wo geht’s ‚in?
Gerda: Ach, nur ein bisschen einkaufen...
Babette: Lass misch raten: Schon wieder Schuhe?
Judith: Klar, 37 Paar reichen unmöglich aus!
Gerda: Hört auf zu lästern! Schuhe verändern dein Leben. Fragt
Cinderella.
Babette: Und bei dir verändern sie es quasi täglisch.
Gerda: Und außerdem gehe ich Lebensmittel einkaufen. Naja,
und dann vielleicht nur ganz kurz in der neuen Boutique vorbei, die heute eröffnet.
Judith: War ja klar.
Babette: Viel Spaß dabei!
Gerda: Den werd ich haben! Zu Judith: Und dir viel Spaß mit deiner
Pizza! Ab.
Babette zeigt auf die benachbarte Hausbaustelle: du liebe Zeit, bei ‘ennings sieht es aber immer noch ziemlisch wild aus. Die kommen
wohl mit der Renovierung nischt rescht voran?
Judith: Das stimmt, obwohl sie schon seit Tagen da herumwerkeln. Oder eher gesagt, werkelt Jaqueline da herum...
Babette: Was, Jaqueline? Kann die denn so was?
Judith: Das ist es ja gerade...
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Jaqueline erschrickt, gerät ins Trudeln, alles, was sie trägt, fällt zu Boden,
sie auch: Aaaaah, Himmel hilf!
Judith: Etwa das meine ich...
Babette eilt zu Jaqueline: Ma Chére, hast du dir etwas getan?
Jaqueline hält sich die Hand aufs Herz: Körperlich bin ich unversehrt,
aber beinahe hätte ich einen Infarkt erlitten...
Babette: Bitte was meinst du ?
Jaqueline rappelt sich auf: Ihr habt mir einen Heidenschrecken eingejagt! Warum schreit ihr mich denn so plötzlich hinterrücks an?
Judith: Weil du sonst über die Leiter gestolpert wärst.
Jaqueline: Na, dann ist es ja gut, sonst wäre ich womöglich hingefallen... Besieht sich das du rcheinander unglücklich: Oh je, wenn das
Papa sieht...
Babette: Der soll mal nischt schimpfen, er hätte dir ja auch tragen ‚elfen können.
Jaqueline beginnt seufzend, das Zeug aufzusammeln: Nein, das kann er
doch nicht. Er hatte einen Bandscheibenvorfall und darf nicht
so schwer heben.
Judith: Na, willkommen im Club. Zumindest darf ER fröhlich pfeifend du rch die Gegend laufen.
Babette: Was man in seinem Fall so „fröhlisch“ nennt... Jaquelines Papa Schorsch hat doch immer schleschte Laune!
Jaqueline: Ach, das meint er doch nicht so. Er ist eben kapriziös...
Babette: Auch deine Vorliebe für geschwollene Worte macht es
nischt besser, meine Liebe: dein Herr Papa ist einfach launisch.
Und meistens schlescht launisch!
Jaqueline: Das heißt schlecht gelaunt, Babette. Und ja, ich gebe
es zu, mein Vater ist ein Defaitist.
Babette sieht Judith fragend an: Isch habe das nischt einverstanden...
Judith: Ich auch nicht, und angeblich spricht Jaqueline die gleiche Sprache wie ich.
Jaqueline: Das heißt, er ist ein Miesmacher. Aber er hat es ja
auch nicht leicht. Er musste mich ganz alleine großziehen...
Babette: Und isch bin immer noch erstaunt, wie er es geschafft
‚at, eine so intelligente junge Frau hinzubekommen.
Jaqueline beschämt: Ach, so wild ist es ja nicht...
Babette: Immerhin arbeitest du an der Börse, dazu muss man
schon ein bisschen was im Kopf ‚aben.
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Das Fenster zum Säuplatz
Alle sehen sie an.
Jaqueline kleinlaut: Das ist nur ein Zitat von...
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Jaqueline: Ach wisst ihr: An der Frankfurter Börse steht auf einer
Klotür: „Sie sind momentan der einzige in diesem Gebäude, der
weiß was er tut...“
Judith: Nun komm schon! du bist einer der schlauesten Menschen,
die ich kenne. Aber ganz ehrlich: Handwerken gehört nicht zu
deinen Stärken...
Jaqueline unglücklich: Ich weiß! Aber das Haus braucht dringend
einen neuen Anstrich.
Babette: Warum nehmt ihr eusch denn keinen ‘andwerker?
Jaqueline: Sag das mal meinen Vater. Der meint immer, dass Gott
deshalb nur sieben Tage für die Erschaffung der Erde gebraucht
hat, weil er nicht auf Handwerker angewiesen war.
Babette: Aber Kindschen, du schaffst das doch unmöglisch alleine. du , du bist einfach... naja...
Judith: … etwas ungeschickt..?
Jaqueline traurig: Ich weiß. Während andere noch stolpern, lieg
ich schon auf der Nase!
Babette: Das muss doch auch dein Vater einsehen!
Jaqueline: du kennst doch meinen Vater, der ist einzigartig.
Babette: Zwei von der Sorte könnte man ja auch nicht aushalten.
Schorsch kommt aus der Tür: Schackeline, hast du immer noch nicht
angefangen? du brauchst dich gar nicht zu wundern, dass du
nicht fertig wirst, bei dem Tempo, das du vorlegst. Aber naja,
von einer Schnecke kann niemand große Sprünge erwarten.
Jaqueline: Ich wollte ja anfangen, Papa, aber ich bin gestürzt...
Schorsch: Was? Um Gottes willen! Eilt herbei: Sind meine Werkzeuge noch ganz?
Judith: Hach, diese Fürsorge!
Babette: Ganz der liebende Papa!
Schorsch: Ihr habt ja keine Ahnung, was mich das Mädchen schon
gekostet hat. Die bekommt alles kaputt!
Babette hebt einen Pinsel hoch: Also, den Kram kann sie doch unmöglisch kaputt machen!
Jaqueline: Der Unterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte, und etwas, was unmöglich kaputtgehen
kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.
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Schorsch: Ist ja auch egal. Alles ist noch ganz, die Farbe nicht
verschüttet, also kannst du auch anfangen. Hopp hopp, ich will
vor dem Mittagessen Ergebnisse sehen. Schorsch und Jaqueline beginnen, die Arbeitsutensilien zu ordnen.
Judith: Mittagessen ist ein gutes Stichwort. Wo nur meine Pizza
bleibt?
Babette: Die kommt schon noch.
Judith: Nichts macht mich hungriger, als anderen Leuten beim
Arbeiten zuzusehen. Ich hol mir jetzt erst mal einen Snack. Ver-
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schwindet vom Fenster.
Jaqueline lässt etwas fallen, das auf dem Fuß von Schorsch landet. Der flucht
und hopst auf einem Bein: Tut mir leid, Papa!
Schorsch: Schackeline, du brauchst deinen Kopf wirklich nur, um
die Ohren auseinander zu halten!
Babette: Also Schorsch, so kannst du doch nischt mit deiner Tochter reden!
Jaqueline: Lass ihn nur, er meint das nicht so! Er beruhigt sich
schon wieder.
Schorsch: Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen! Das macht mich
aggressiv! Ich gehe mir jetzt einen Kühlpack auf den Fuß legen!
Ab ins Haus.
Babette: du ‚ast es mit deinem alten ‚errn aber auch nischt
leischt.
Jaqueline: Ach, man gewöhnt sich an alles. Sie beginnt, mit der Leiter
zu hantieren.
Babette: Na, dann lasse isch disch mal werkeln – isch muss mal
schnell auf die Post. Ab ins Dorf, wo ihr der Pizza-Bote entgegen kommt.
Pizza-Bote kommt aus Richtung Dorf, suchend, mit einer großen PizzaSchachtel. Während er die Bühne betritt, abwechselnd auf seinen Zettel und
die Häuser starrte, sieht ihn Jacqueline nicht, die mit der Leiter hantiert und
sie schließlich hochhebt.
Pizza-Bote mit italienischem Akzent: Äh, scusi, Pizza für Säuplatze
Nummero elfe..?
Jaqueline fährt erschrocken herum, stößt dabei den Pizza-Boten mit der Leiter um; der fällt auf die Pizzaschachtel und plättet sie: Ach du liebe Zeit,
was habe ich da angerichtet? Geht es Ihnen gut?
Pizza-Bote rappelt sich unter italienischen Flüchen hoch: Porca Miseria!
Blickt an sich herunter: Alles null Problemo, aber die Pizza... Öffnet
die Pizzaschachtel und blickt hinein: Iste nun eher Pizza speziale...
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Das Fenster zum Säuplatz
Jaqueline: Das tut mir ja so leid! Ich ersetze natürlich den Schaden!
Pizza-Bote schaut sie an: du kannste Pizza backe?
Jaqueline: Äh, nein...
Pizza-Bote: Dann ich muss zuruck und hole neue. So kann ich
nicht gebe die Kunde... Hoffnungsvoller Blick: Oder du wohne Säuplatze Nummero elfe?
Jaqueline: Äh, nein... Nummero neune...
Pizza-Bote: Chesfiga. Kamma nix mache. Packt seine Pizzaschachtel,
will ab, vorher mit Blick auf Jaqueline: Vielleicht besser hole Handwerker fur so gefährliche Sache... Ab Richtung Dorf.
4. Auftritt
Jaqueline unglücklich: Wäre der Tag heute ein Fisch, würde ich ihn
wieder reinwerfen. Sammelt lustlos Pinsel und Farbeimer auf, lässt sich
dann aber auf die Bank fallen.
Gerda kommt aus dem Dorf zurück, mit Einkaufstaschen beladen: Na, so
wird das mit der Hausfassade aber nix, wenn du hier nur rumsitzt!
Jaqueline: Nun fang du nicht auch noch an. Bricht in Tränen aus.
Gerda erschrocken: So hab ich es doch gar nicht gemeint, Kleine. Sie
stellt die Taschen ab, geht tröstend zu Jaqueline: Ist ja gut, Mädchen,
beruhige dich doch. Du bist sicher... äh... sehr talentiert, was
das Häuser anmalen angeht.
Jaqueline: Gar nichts bin ich. Sie fuchtelt mit dem Pinsel. Ich bin ein
Tollpatsch und ich bringe allen nur Unglück.
Gerda weicht dem Pinsel immer wieder aus: Na, na, so schlimm ist es
doch auch nicht. Immerhin hast du heute noch keinen verletzt.
Jaqueline: Doch!
Gerda: Wen denn?
Jaqueline schluchzt: Eine Pi... eine Pi... eine Pizza!
Gerda verdutzt: Ach. Sieh an. Vorsichtig: Äh, bist du vorhin zufällig
von der Leiter gefallen? Vielleicht auf deinen Kopf?
Judith kuckt aus dem Fenster, kauend auf einem Schokoriegel: Was ist denn
hier draußen los?
Gerda betrachtet die schluchzende Jaqueline: Wenn ich das nur wüsste...
Judith: Na, viel hast du hier aber noch nicht geschafft, Jaqueline!
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Jaqueline, Gerda, Judith, Alex, Babette, Daniel
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Das Fenster zum Säuplatz
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Gerda: Pscht, lässt du wohl das Mädchen in Ruhe! Sie macht das
hier ganz toll, richtig professionell!
Judith: Hä?
Gerda: Sag mal, was naschst du denn da schon wieder?
Judith: Ich hatte Hunger! Der blöde Pizza-Service lässt auf sich
warten.
Jaqueline schreckt auf: Pizza?
Gerda: Sag nicht das P-Wort, das scheint sie aufzuregen!
Judith: Was denn für ein P-Wort?
Jaqueline: Äh, Judith, was deine Pizza angeht...
Alex kommt aus dem Dorf und geht zu seinem Haus: Guten Tag, die Damen!
Jaqueline verstummt und wird sichtbar nervös.
Gerda: Tag, Herr Bömmel. Na, früher Feierabend gemacht?
Judith: Quatsch, Mama, der Alex hat doch die ganze Woche Urlaub.
Gerda: Woher weißt du das denn?
Alex: Spionage, Frau Hipp. Keiner, der zur Zeit über den Säuplatz
geht, kommt an ihrer Tochter vorbei. Brummt: Leider.
Judith: Ich bin nur aufmerksam. Ich weiß zum Beispiel, warum
Jaqueline so verdächtig still geworden ist, seit Alex da ist.
Jaqueline schreckt auf guckt alarmiert.
Alex blickt interessiert: Ach ja?
Jaqueline ohne Alex anzusehen: Ich? Ich bin doch nicht still. Ich,
äh... ich denke nur darüber nach, welche Farbe am besten an
die Wand passt.
Judith: Und genau deswegen warst du so ruhig, ja?
Jaqueline: Ja, genau!
Judith: Ich denke eher, dass dir, als Alex kam, wieder eingefallen
ist, dass du gestern Farbe auf sein Auto gekippt hast, oder?
Jaqueline beschämt: Ähm, also...
Alex: Kein Problem, Jaqueline, es musste ohnehin mal in die
Waschanlage.
Jaqueline himmelt ihn an als er wegsieht, er merkt es nicht und hantiert
mit den Schlüsseln.
Judith unbeirrt: Und da ist dir eingefallen, dass du noch keine
neue Farbe gekauft hast, nicht wahr? Judith, Alex und Gerda sehen
Jaqueline abwartend an.
Jaqueline: Äh... Ich... muss weg! Schnell ab ins Haus.
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Das Fenster zum Säuplatz
Judith stolz: Siehst du , ich habe einfach eine unheimlich gute
Beobachtungsgabe. Ich habe Augen wie ein Luchs!
Gerda: Du meinst wie ein Adler. Ein Luchs hat gute Ohren.
Judith: Die hab ich auch.
Gerda: Jetzt will ich aber mal meine Einkäufe reinbringen.
Judith: Warte, ich mach dir die Wohnungstür auf. Und ich rufe
glaube ich noch mal in der Pizzeria an und frage, was da los ist.
Beide ab ins Haus.
Alex schlägt sich die Hand vor den Kopf.
Babette: Zum Zoo? ‘ier?
Daniel: Äh... ich meine, zur Zoohandlung... ich suche eine ZooBitte beantragen Sie die Aufführungsgenehmigung rechtzeitig vor dem ersten Spieltermin
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Alex: Na endlich. Seitdem die Tochter von der Hipp eingezogen
ist, ist der Säuplatz besser bewacht als der Platz des Himmlischen Friedens in Peking. Geht zum Bühnenrand und ruft Richtung Dorf:
Du kannst kommen, die Luft ist rein!
Daniel schleicht auf die Bühne, in Trenchcoat, mit Sonnenbrille und tief in die
Stirn gezogenem Hut: Bist du sicher, dass mich keiner gesehen hat?
Alex: Daniel, du bist in deiner Wohnung aus dem Fenster auf der
Rückseite geklettert – Kompliment übrigens für den Sprung aus
dem ersten Stock – hast dich in einer Thuja-Hecke versteckt und
bist in einer Gruppe Nonnen untergetaucht, um zu meinem Auto
zu kommen und in den Kofferraum zu klettern. Das war James
Bond-würdig, das hat unter Garantie keiner gesehen.
Daniel: Und dich hat auch sicher niemand verfolgt?
Alex: Von Frankfurt aus bis hier aufs Kaff? Das hätte ich gemerkt.
Daniel: Die Mafia ist gut in solchen Dingen...
Babette kommt aus Richtung Dorf: ‚allo Monsieur Bömmel!
Daniel wirft sich mit einem Hechtsprung hinter die Bank.
Babette kommt näher, schaut hinter die Bank: ‘aben Sie etwas verloren?
Alex: So wie‘s aussieht, seinen Verstand.
Daniel taucht auf, etwas derangiert: Äh, nööö, ich äh... habe mich
verlaufen...
Babette: ‘abe isch Sie nischt gerade aus dem Kofferraum von
‘errn Bömmels Auto klettern sehen?
Daniel: Da, ähh, da hatte ich mich auch verlaufen... Ich... ich
wollte den Herrn, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe, gerade nach dem Weg fragen.
Babette: Isch verstehe, die kleinen Sträßchen ‘ier im Dorf sind
ja auch nischt so einfach zu finden. Wohin möschten Sie denn?
Daniel: Zum... Zoo!
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Das Fenster zum Säuplatz
Seite
15
handlung.
Alex: Ich war gerade dabei, dem Herrn zu erklären, dass wir hier
keine Zoohandlung haben.
Babette: Leider nein. Isch muss für meinen Chéri auch immer seine Leckerlis in der Stadt ‘olen. Erklärend zu Daniel: Chéri ist mein
Kater. Mein Mann ‘at ihn mir geschenkt. Mit kokettem Augenaufschlag zu Alex: Seit er von mir gegangen ist, ist Chéri der einzige
Mann in meinem Leben – leider.
Alex: Ihr Mann ist verstorben?
Babette: Nein, er ist von mir gegangen zu seiner 20-jährigen Sekretärin. Isch ‘abe die beiden erwischt, als isch in sein Büro kam
– da saß sie auf seinem Schoß. Er ‘at noch versucht, sisch ‘erauszureden, und tat so, als würde er einen Brief diktieren: „Trotz
der finanziellen Krise ist die Anschaffung eines zweiten Stuhls
unumgänglisch.“ Aber isch ‚abe ihn durchschaut, den dreckigen
Schüft, und ihn auf die Straße gesetzt. Chéri ‘abe ich be‘alten.
Zu Daniel: Und, was ‘aben sie für ein Tier?
Daniel: Wieso Tier?
Babette: Na, was wollen sie denn in der Zoohandlung?
Daniel: Ach so, ja... ich habe, äh... eine... Python!
Babette entsetzt: Aber ‚offentlisch nischt dabei?
Daniel: Nein, nein, die ist, äh... weggelaufen.. und jetzt suche
ich sie... Und ich wollte in der Zoohandlung fragen, ob sie sie
gefunden haben...
Babette: Was? Sie meinen, ‘ier kriescht eine Python ‘erum? Das
ist ja fürschterlisch. Man muss die Polizei verständigen! Isch
warne sofort die Nachbarn. Ab.
Alex: Was sollte das denn? Spinnst du ?
Daniel: Ich habe gedacht, ich sage ein Tier, das ihr sympathisch
ist...
Alex: Sehr scharfsinnig von dir, ausgerechnet eine Python zu nehmen.
Daniel: Wieso, das ist doch diese Katzenrasse mit den eingedellten Gesichtern, oder? Ich kenne mich mit Tieren nicht so aus.
Alex: Das sind Perser, du Schaf! Eine Python ist eine Schlange.
Manchmal denke ich, wir können unmöglich verwandt sein.
Daniel: Du bist aber nun mal mein Cousin und es ist deine Pflicht,
mir in dieser schweren Zeit beizustehen.
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Alex: Pflicht. Aha. Du rufst mich völlig aufgelöst um zehn Uhr
abends an, erzählst mir irgendwas von Mord und Mafia und
heulst rum, dass ich dich abholen muss, und das bitte unauffällig. Und hier sorgst du mit so kruden Stories gleich für Aufruhr.
Sehr unauffällig.
Daniel: Das war doch keine Absicht...
Alex: Ich will jetzt endlich wissen, was eigentlich los ist. Sonst
gehe ich in mein Häuschen, mache die Tür hinter mir zu, widme
mich wieder meiner Computerprogrammierung und lasse dich
hier draußen weiter Pythons jagen.
Daniel blickt sich gehetzt um: Ich erzähl dir ja alles, aber können wir
nicht drinnen?
Alex: Nein, bevor du einen Schritt in mein Haus setzt! Jetzt! So
schnell kommt die Mafia nicht.
Daniel: Pscht! Also gut, pass auf. Gestern Abend, ja, da hatte ich
dieses Date, mit einer hübschen kleinen, drallen, feurigen Italienerin namens Raffaela...
Alex: Verschon mich mit deinen Weibergeschichten!
Daniel: Das ist aber wichtig! Also, ich wollte Raffaela schick ausführen und habe sie zuhause abgeholt. Da hat sie mich ihrem
Vater Alberto vorgestellt, der hat ein italienisches Restaurant.
Ich sag dir, das war der Pate, wie er im Bilderbuch steht. Er war
aber sehr nett zu mir. Fast zu nett. Bevor wir wegwollten, bin
ich dann noch mal aufs stille Örtchen, und da habe ich eine Unterhaltung in der Küche belauscht. Raffaellas Vater hat einem
seiner Angestellten gesagt, er werde mit einem gewissen Toni
jetzt kurzen Prozess machen. Der muss auch da gewesen sein,
denn ich sah durch den Türspalt, wie Alberto sich ein großes Hackebeil schnappte und... dann habe ich ihn nicht mehr gesehen,
aber es tat einen lauten Schlag und alle in der Küche lachten
dreckig, und Alberto sagte: „Tja, Toni, es ist nichts persönliches. Es geht nur ums Geschäft.“ Und als er wieder in meinen
Sichtbereich kam... war das Hackebeil blutig!
Alex: Und dann?
Daniel: Dann hab ich Fersengeld gegeben, bin durchs Klofenster
geklettert, in meine Wohnung geflüchtet und hab dich angerufen.
Alex: Und jetzt hast du Angst weil..?
Daniel: Na, die werden sich doch denken können, dass ich den
Mord beobachtet habe. Jetzt ist die Mafia hinter mir her und
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will mich umbringen. Ich bin ein lästiger Zeuge. Und Raffaela
hat schließlich meine Adresse. Holt sein Handy raus: Sie hat mich
auch schon zehnmal angerufen.
Alex: Und, was sagt sie?
Daniel: Das weiß ich doch nicht, meinst du etwa, ich wäre rangegangen? Dann könnten die mich doch orten!
Alex: Du weißt schon, dass das auch geht, wenn man gar nicht
damit telefoniert? GPS heißt das Zauberwort.
Daniel: Aaaah! Wirft das Handy auf die Bank, schnappt sich einen Hammer
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und haut darauf herum, wirft es dann mit spitzen Fingern in den Mülleimer:
Ich werde mich nie, nie wieder verabreden.
Alex: Das geschieht dir recht mit deinen ganzen Weibergeschichten. Lacht.
Daniel: Lach du nur – wenn du schläfst, hol ich meine Filzstifte!
du bist ja ein toller Freund!
Alex: Ein wahrer Freund hilft dir in jeder Situation - gleich, nachdem er dich ausgelacht hat. Und warum gehst du nicht zur Polizei?
Daniel: Das mache ich ja... wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist...
Alex: Lass mich raten: Und während des Graswachsens willst du
dich bei mir einnisten!
Daniel: Genau! Niemand weiß, dass ich hier bin.
Alex: Niemand bis auf Babette Beaumont, eine der größten
Klatschbasen des Ortes.
Daniel: Was? du hättest mich warnen können!
Alex: Das hätte ich. Aber es hat so einen Spaß gemacht, zuzusehen, wie du dich immer mehr reinreitest!
Daniel: Na toll, und jetzt? Das ist doch jetzt kein sicheres Versteck mehr.
Alex: Warts ab, ich hab da eine Idee. Die Beaumont weiß ja nicht,
dass wir uns kennen. Wir müssen dich nur tarnen. Geh rein!
Daniel geht voran. Währenddessen taucht Judith, an einer Milchschnitte
kauend, am Fenster auf, Alex bemerkt sie nicht.
Alex ruft Daniel hinterher: Du weißt ja... Mit gekünstelt italienischem
Akzent: ...du gehörst zur Familia. Und ich mache dir jetzt ein
Angebot, dass du nicht ablehnen kannst – wie es sich für einen
echten Mafiapaten gehört! Lacht und geht ab.
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5. Auftritt
Judith, Babette, Gerda, Pizza-Bote
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Judith: Ich wusste gar nicht, dass Alex Italienisch kann. Und was
war das mit Mafia? Und wer war der Typ, der da im Haus verschwunden ist? Echt, meine Mutter hat ja keine Ahnung – gegen
das, was hier draußen läuft, ist RTL 2 der reinste Kinderkanal.
Setzt ihr Fernglas wieder an: Mal sehen, ob ich die berüchtigte Python ausmachen kann, von der Babette erzählt hat... Ah, bei
Schmidts Untermieter ist sie nicht, dafür ist da offenbar ein
Playboy-Häschen eingezogen... Das erklärt die Frauenkleider.
Was Männer nur an solchen Tussis finden..? Kuckt woanders hin,
schreit auf: Mama, komm schnell, ich glaube, die Python ist in
Wagners Garten und frisst das Kleinkind!
Gerda stürzt aus der Tür: Was ist los? Rennt zum Bühnenrand.
Babette folgt ihr, in der einen Hand eine leere Flasche, in der anderen zwei
Kochlöffel: Mondieu, das arme kleine Ding...
Gerda winkt ab: Entwarnung, die kleine Lilly spielt nur mit dem
Gartenschlauch. Wirft Judith einen strafenden Blick zu: Da hat sich
mein Töchterchen Adlerauge gehörig verkuckt.
Judith entschuldigend, noch immer durch das Fernglas schauend: Ja, jetzt,
wo du es sagst, sehe ich es auch.
Babette hält sich die Hand aufs Herz: Judith, darf isch mein erstes
Magengeschwür nach dir benennen?
Judith sieht sie an: Was hast du denn da?
Babette: Nach was sieht es denn aus? Eine Schlangenfalle natürlisch.
Judith: Gut, dass du es sagst, ich hätte es sonst glatt für eine
Flasche gehalten.
Gerda: Wie willst du denn damit eine Schlange fangen?
Babette: Isch habe schnell im Internet gegoogelt, und da steht,
man soll Fressen in eine Flasche stecken, und dann kriescht die
Schlange ‘inein und frisst sisch voll und dann kommt sie nischt
mehr raus.
Judith: Destruktive Hektik ersetzt geistige Windstille...
Gerda: Und was hast du zu Fressen reingetan?
Babette: Noch nischts, isch weiß nischt, was so eine Python frisst.
Judith: Kleinkinder.
Gerda: Ach, sei still – was mampfst du denn da schon wieder?
Judith: Ich hab Hunger! Die Pizza ist immer noch nicht da! Wahrscheinlich hat die Python meinen Pizza-Boten aufgefressen.
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Gerda: Blödsinn. Wir brauchen einen Köder für die Falle...
Judith: Wisst ihr, was Blödsinn ist? Eine Python mit einer Apfelsaftflasche fangen zu wollen. Die ist doch viel zu groß dafür! Die
kommt da doch gar nicht rein.
Gerda: Wo sie recht hat, hat sie recht.
Judith: Ich hab immer recht. Einmal hab ich gedacht, ich hätte
Unrecht, aber da hab ich mich getäuscht.
Babette: ‘abt ihr denn einen besseren Vorschlag? Sie stellt die Fla-
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sche ab, diese fällt um.
Gerda: Wir haben doch noch diese Magnum-Sektflasche im Keller.
Judith: Die ist aber doch noch voll.
Gerda: Man muss eben Opfer bringen. Stößchen!
Judith: Na, wie ihr meint. Dann geh ich sie mal holen. Ab
Gerda: Kind, du sollst dich nicht anstrengen, hat der Arzt gesagt.
Zu Babette: Ich gehe ihr mal besser helfen. Ab ins Haus.
Babette: Allein schon der Gedanke, dass so ein ekelhaftes Schlangentier hier dursch die Nachbarschaft schleischt... Sie schüttelt
sich: Zum Glück standen im Internet ein paar sinnvolle Tipps, um
sisch Schlangen vom Leib zu halten. Sie beginnt, die beiden Kochlöffel
gegeneinander zu schlagen und dabei „Ksch, Ksch“ zu rufen, geht dabei die
Bühne ab. Unbemerkt nähert sich der Pizza-Bote vom Dorf her. Er hält den
großen Pizzakarton vor sich, so dass er nicht sieht, wo er hintritt.
Pizza-Bote: Scusi, Signorina, habe ich hier Pizza...
Babette dreht sich erschrocken um, sieht, dass der Pizza-Bote gleich auf die
umgefallene Flasche treten wird und ruft: Vorsischt, die Flasche!
Pizza-Bote tritt auf die Flasche, kommt rückwärts ins Stolpern und wirft
beim Rückwärtssturz den Pizzakarton hinter sich, so dass dieser hinter die
Bühne fliegt: Aia! Che palle! Rappelt sich hoch und schaut sich suchend
um: Cavolo! Wo iste Pizza?
Babette deutet in die Richtung: Äh... isch befürschte, bei Familie
Schröder im Garten auf dem Apfelbaum... ein Teil ist glaube
isch auch im Gartenteisch gelandet...
Pizza-Bote flucht ausgiebig: Ma non dirà sul serio! Perdindirindina!
Che palle, porcoddio!
Babette: Die hat sisch aber wirklisch ziemlisch gut im Garten verteilt...
Pizza-Bote: Si, war auch Pizza Molto statione...
Babette: Isch wollte sie ja noch warnen...
Pizza-Bote winkt ab: Nix sage, lasse mich rate: Sie hatte net bestellt, oder?
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Babette: Äh, nein, aber...
Pizza-Bote: Schon gut. Seufzt: Hole ich neue. Schon wieder. Schaut
sich um: E una pura pazzia. Sollte man wirklich Warnschild hier
aufstelle... Ab.
Babette: Mondieu... aber vielleischt isst die Schlange ja Pizza
und das lockt sie an? Vielleischt weiß der Pizzamann das ja...
Attendez! Warten Sie mal! Läuft hinterher.
6. Auftritt
Alex, Daniel, Babette, Gerda
Daniel: Sehr witzig. Darauf fällt doch niemand rein.
Alex: Oh doch. Du bist meine Cousine Daniela und aus München
zu Besuch, ganz einfach.
Daniel: Na, ich weiß nicht, ich kann kein bayrisch... Sein Blick geht
in die passende Richtung, seine Augen weiten sich entsetzt: Alex, es ist zu
spät, sie haben mich gefunden.
Alex blickt sich gehetzt um: Was? Wie kommst du darauf?
Daniel deutet zitternd: Da... die Mafia war da... und sie hat als Todesdrohung Pizza in die Bäume gehängt...
Alex: Quatsch. Dafür gibt’s bestimmt eine andere Erklärung...
obwohl ich deine irgendwie witzig finde...
Babette aus Richtung Dorf kommend: Ah, Monsieur Bömmel, da sind
sie ja... ‘at ihr Bekannter seine Schlange wieder gefunden?
Alex: Das war kein Bekannter, ich kenne den Mann gar nicht, der
war rein zufällig hier. Und was die Schlange angeht: Ich weiß es
nicht.
Babette mustert „Daniela“ etwas eifersüchtig: Oh, sie ‘aben Damenbesuch?
Alex: Äh ja, das ist meine Cousine Daniela aus München...
Daniel raunt: Hamburg!
Alex: Aus Hamburg, ja, die liebe Cousine.
Babette: Alors, sehr erfreut.
Daniel mit verstellter Stimme: Ebenso, meine Gnädigste. Sagen Sie,
ist Ihnen zufällig kürzlich ein Italiener hier begegnet?
Babette: Ja, gerade eben. Der war ziemlisch sauer...
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Alex und Daniel kommen aus dem Haus, Daniel in Frauenkleidern und mit
Perücke.
Alex grinsend: Deine Tarnung ist perfekt!
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Daniel: Tatsächlich? Wirft Alex einen alarmierten Blick zu. In diesem Moment muss Daniel so stehen, dass er das Fenster verdeckt. Nun ertönt ein
lauter Knall. Daniel fasst sich an den Hinterkopf: Sie haben mich... erwischt... Verdreht die Augen und geht zu Boden, so dass hinter ihm im
offenen Fenster Gerda mit einer soeben entkorkten Sektflasche auftaucht.
Gerda: Wer will Sekt?
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Vorhang
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2. Akt
1. Auftritt
Babette, Gerda, Judith
Babette kehrt erst pfeifend, dann singend den Platz vor dem Haus zur Melodie von Champs-Elysees:
Nein, kehrn ist nicht schön!
Nein, kehrn ist nicht schön!
Ich kehre hin, ich kehre her
Das fällt mir wirklich ziemlich schwer
Ich finde das auch gar nicht fair
Gerda ist während der letzten paar Zeilen unbemerkt aus der Tür getreten,
hat Babette beobachtet und fällt nun ein: ...denn kehrn ist nicht schön!
Beide lachen.
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Babette: Nun bin isch schon so lange in Deutschland, aber mit
diesem Straßenkehren jede Woche kann isch misch einfach
nischt anfreunden.
Gerda: Da bist du nicht die einzige, und das hat auch gar nichts
mit der Nationalität zu tun. Sie betrachtet Babette genau: Sag mal,
zum Straßenkehrern hast du dich aber ganz schön aufgedonnert.
Babette: Findest du ? Das ist doch nur ein ganz alter Lumpen...
Gerda: Erzähl mir nichts – auf wen hast du es abgesehen? Den
Hinze von der Nummer 5?
Babette: Quatsch, der hat doch eine Freundin in der Stadt.
Gerda: Was? Woher weißt du das denn?
Babette: Das hat mir seine Frau erzählt.
Gerda: Dann ist es der Sohn von der Traudel Meyer, oder?
Babette: Der? ‘ast du gesehen, wie der rumläuft? Mit jemandem,
der sisch nischt mal ordentlisch anziehen kann, zeige isch misch
nischt in der Öffentlischkeit!
Gerda: Solche Ansprüche kann auch nur eine Französin stellen.
Was ist wohl wahrscheinlicher, einen Mann zu finden, der sich
selbstständig geschmackvoll anziehen kann, oder den Yeti?
Babette: Den Yeti ‘at man zumindest schon mal gesehen.
Gerda: Eben. Es ist bestimmt kein Zufall, dass man als Vogelscheuchen immer nur Männer aufstellt. Aber Spaß beiseite,
sag‘s mir doch: Wer ist dein Opfer? Äh, ich meine: Auf wen hast
du es denn abgesehen?
Babette: Hast du nischt gehört, dass ‘err Bömmel Urlaub hat?
Gerda: Der Bömmel? Ist nicht dein Ernst! Was findest du denn an
dem?
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Babette: Hach, der ist doch so schnuckelig, der kleine Computerfreak.
Gerda: Klein ist ein gutes Stichwort: Das könnte dein Sohn sein!
Babette empört: Na ‚ör mal, so alt bin isch doch nischt. Ich bin
immer noch... wie sagt man auf deutsch..?.. Ein heißer Besen.
Gerda lacht: Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und
dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen
dem Blitz und einem Glühwürmchen. Du meinst wohl, ein „heißer Feger“.
Judith mit Puddingbecher am Fenster: Wer ist ein heißer Feger?
Gerda strafend: Du nicht mehr lange, wenn du weiterhin so einen
Schrott in dich reinstopft.
Judith: Ich hab eben Hunger!
Gerda: Iss doch lieber mal einen Apfel.
Judith: So verzweifelt bin ich auch wieder nicht. Aber wenn diese
blöde Pizza nicht bald kommt, werde ich vielleicht zum Kannibalen. Wer ist denn jetzt der heiße Feger?
Babette: Isch natürlisch.
Judith betrachtet sie: Stimmt, sehr schick.
Gerda: Ja, sieht ein bisschen billig aus, aber passt zu ihr.
Judith: Hör nicht auf sie, Mama ist nur neidisch, weil sie seit gestern nichts Neues eingekauft hat.
Babette: Wieso? Du bist doch ‘eute morgen einkaufen gegangen?
Gerda: Stimmt, und ich habe auch ein wunderschönes Kleid gefunden, dass ich beinahe genommen hätte. Nur eine Kleinigkeit
hätte man ändern müssen.
Babette: Und was?
Gerda: Den Preis.
Judith: Und, wer ist Babettes Opfer? Äh, ich meine: Auf wen hast
du es abgesehen?
Babette: Isch ‚abe ein Déjà vue...
Gerda: Hör mit dem Französisch auf, das verstehe ich doch nicht.
Babette: Aber isch meine... Ach, egal. Zu Judith: ‘ast du ‚errn Bömmel schon kennen gelernt?
Judith: Der Computernerd? Klar, der Alex... aber... das ist glaube
ich keine gute Idee.
Babette: Denkst du etwa auch, dass er zu jung für misch ist?
Judith: Quatsch. Aber ich weiß zufällig, dass er... öhm naja... er
scheint keinen guten Umgang zu pflegen...
Gerda: Wie meinst du denn das schon wieder?
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2. Auftritt
Gerda, Babette, Judith, Daniel, Alex
Daniel kommt, immer noch verkleidet, aus dem Haus, hantiert mit einem
Autoschlüssel.
Gerda: Wenn man vom Teufel spricht.
Daniel bleibt mit Blick auf die Frauenfront ertappt stehen: Äh... guten
Tag... Verbessert sich, mit hoher Stimme: Hallöchen, die Damen.
Babette: Mademoiselle, ‘aben Sie sisch von ihrem Schock er‘olt?
Daniel unsicher: Schock?
Babette: Na, Sie sind doch vorhin glatt umgekippt. ‘err Bömmel
hat Sie ganz eilig ins ‘aus gezerrt.
Daniel: Ach so, das... ähm ja, ich habe ganz... schwache Knöchel.
Gerda mustert ihn: So sehen Sie aber gar nicht aus.
Daniel: Vielleicht war‘s ja der Kreislauf.
Judith: Das kenne ich.
Daniel wird auf sie aufmerksam: Ich glaube, wir sind uns noch nicht
vorgestellt worden. Ich wusste ja gar nicht, dass hier auch junge Frauen wohnen... äh, meines Alters, meine ich...
Gerda: Das ist meine Tochter Judith. Seit sie sich von ihrem
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Judith: Also, passt auf: Ich glaube, der hat was mit der Mafia zu
tun.
Gerda und Babette: Waaaaas?
Gerda: So ein Quatsch.
Babette: Doch nischt der nette ‘err Bömmel.
Judith: Doch! Ich hab‘s vorhin gehört. Er hat zu einem Typen gesagt, er sei ein Mafiapate und er macht ihm jetzt ein Angebot...
Und wisst ihr was? Sie winkt die beiden näher heran. Im Bühnenflüstern:
Und der Typ, der in seinem Haus verschwunden ist, ist seitdem
nicht mehr herausgekommen!
Gerda ironisch: Du meinst, da ist seit über einer Stunde ein Besucher im Haus? Was für ein Skandal!
Babette: Aber warte mal Gerda... diese Frau vorhin...
Gerda: Was denn jetzt für eine Frau?
Babette: Angeblich Bömmels Cousine. Die ist vorhin glatt in Ohnmacht gefallen, als sie hörte, dass ich einen Italiener hier gesehen habe.
Judith: Aha! Noch mehr Mafia!
Gerda: Ihr zwei spinnt doch!
Judith: Ich muss unbedingt noch mehr über diese Frau erfahren.
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Freund getrennt hat, wohnt sie bei mir.
Daniel geht zu Judith, lehnt sich an die Wand, machomäßig: Hi, wie geht‘s
denn so?
Judith: Äh...
Alex kommt aus der Tür: Wo willst du denn hin, Daniel... Sieht die
Frauen, hängt rasch an ...la?
Daniel blickt ertappt auf: Ach... ich... lerne nur gerade die Nachbarn kennen.
Alex schnappt Daniel am Arm, zieht ihn etwas weg: Du solltest doch nicht
aus dem Haus gehen! Bemerkt, dass die anderen ihnen zusehen und -hören, grinst die Frauen an: Mein Cousinchen kennt sich doch hier noch
gar nicht aus, ich befürchte, dass sie sich verläuft.
Daniel: Ich wollte doch nur zum Auto, meine Zigaretten holen.
Alex: Bei mir im Haus wird nicht geraucht.
Daniel: Siehste, dann hätte ich ohnehin vor dem Haus gestanden.
Wendet sich wieder Judith zu.
Alex hält ihn zurück: Was soll denn das werden?
Daniel: Ich möchte meine neue Bekanntschaft vertiefen!
Alex: Das ist jetzt aber ein blöder Zeitpunkt.
Daniel: Wieso?
Alex zieht ihn wieder zur Seite, flüstert: Hör zu, diese Frau ist so neugierig wie ein Löschblatt: Sie saugt die Wahrheit auf und gibt sie
verkehrt wider.
Daniel leise zurück: Ist doch okay. Ich habe ja nicht vor, ihr die
Wahrheit zu erzählen.
Gerda: Wie auch immer - ich mache mich jetzt auf den Weg.
Babette: Einkaufen?
Judith: Was denn sonst?
Gerda: Hört ihr das nicht?
Alle lauschen.
Babette: Was denn?
Gerda: Das sind die blauen Pumps aus dem Schuhgeschäft in Hanau - die rufen meinen Namen. Oder nein – sie sagen „Mama“
zu mir!
Judith: Na, wenn es um Schuhe geht...
Gerda: Spotte nicht! Ich hab mein Geld eben am liebsten da, wo
ich es sehen kann: im Schuhschrank. Tada! Ab in Richtung Dorf.
Alex laut: So, liebe Cousine, und wir gehen auch wieder rein...!
Daniel: Ach, ich würde lieber noch ein bisschen...
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Alex: Nix da, du musst mit jetzt dringend helfen. Und zwar im
Haus!
Daniel: Und was, bitteschön?
Alex: Was? Na ja, so Frauenkram eben.
Daniel: Frauenkram?
Babette: Vielleicht kann isch ja ‘elfen? Sie lehnt den Besen an die
Wand.
3. Auftritt
Judith, Daniel, Jaqueline, Schorsch, Pizza-Bote
Daniel: Endlich allein... äh, um Mädelskram zu besprechen, hihi!
Judith: Ihr Cousin ist aber ganz schön dominant...
Daniel: Sag doch du zu mir, dann fühle mich mich nicht so allein
in der Fremde...
Judith misstrauisch: Jaaaaaaaa... Was verschlägt dich denn in die
„Fremde“? So weit weg von Hamburg?
Daniel: Naja... Familienangelegenheiten. Du weißt ja, wenn die
Familie ruft...
Judith: Die Familie, soso... habt ihr eigentlich... südländische
Vorfahren?
Daniel: Unsere Großmutter kam aus Wien, wieso?
Judith: Ich meinte eigentlich noch weiter südlich.
Daniel: Wie kommst du denn jetzt darauf?
Judith: Och, nur so. Ich dachte, ich hätte da vorhin ein paar italienische Vokabeln gehört...
Daniel blickt sich erschrocken um: Italienisch? Wo?
Judith: Vorhin, hier auf dem Säuplatz.
Daniel: Was? Wer hat italienisch geredet?
Judith: Ich dachte, ich hätte da jemanden in Alex Haus gehen
sehen...
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Alex: Oh, ich bitte Sie ich will Sie doch damit nicht belästigen.
Babette: Das tun Sie doch nicht. Isch mache das doch gerne! Sie
hakt sich bei ihm unter: Also, wie kann isch ‚elfen?
Alex: Nun, also... Da gäbe es... äh... dieses Dings... das müsste...
bums... also, das ist irgendwie gaaanz kompliziert zu erklären,
Daniela weiß, wie es geht!
Babette: Isch lerne schnell. Gehen wir doch ins ‘aus! Seien sie
ganz unbesorgt, Babette ‘ilft doch gerne!
Daniel: Siehst du , Babette hilft dir gerne. Also Tschüssi!
Alex drohend: Wir sehen uns nachher! Mit Babette ab ins Haus.
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Daniel: Was? Ist der noch da?
Judith: Also, ich hab ihn zumindest nicht gehen sehen. Du bist ja
auf einmal so blass!
Daniel: Könnte... könnte ich mal einen Schluck Wasser bekommen?
Judith: Ja klar, ich hol dir einen. Für sich: Na, wenn die mal nix zu
verbergen hat... Ab.
Daniel: Ein Italiener schleicht ums Haus... Jetzt haben sie mich
gefunden...
Schorsch polternd mit Jaqueline aus dem Haus: Mädchen, so werden wir
nie mit dem Haus fertig!
Jaqueline: Was heißt denn da wir? Du hältst dich bis jetzt ja zurück, was das Arbeiten angeht.
Schorsch: Wenn ich in deinem Alter wäre, Schackeline, dann
wäre das Haus schon längst fertig!
Jaqueline zu sich: Und wenn ich alt bin, werde ich nur nörgeln.
Das wird ein Spaß.
Schorsch: Na los, schaff hier erst mal ein bisschen Ordnung! Sieht
Daniel: Oh la la, wen haben wir denn da?
Daniel: Äh... ich bin zu Besuch in der Nachbarschaft. Ich bin die
Cousine von Herrn Bömmel.
Schorsch: So, von Bömmel, diesem alten Lustmolch?
Jaqueline: Papa! Das kannst du doch nicht sagen!
Schorsch: Du hältst dich da raus, Schackeline! Ich merke doch,
wie der dich immer anglotzt!
Jaqueline hoffungsvoll: Wirklich?
Schorsch: Dich und die Babette und auch das Fräulein Judith - der
Bömmel, das ist ein ganz gefährlicher Don Juan!
Jaqueline lässt den Kopf hängen: Wenn du meinst, Papa...
Daniel ungläubig: Sie reden von Alex Bömmel? Das muss ein Irrtum
sein. Die einzigen Frau, mit der er normalerweise Kontakt hat,
ist die Amazonenkriegerin aus seinem Online-Computerspiel.
Schorsch: Das sind die Schlimmsten! Er kommt näher: Aber reizenden Besuch hat er, der Herr Bömmel. Darf ich mich vorstellen:
Schorsch ist mein Name. Das „L“ steht für Gefahr. Will Daniel einen
Handkuss geben, der zieht seine Hand zurück.
Daniel: Wie ähm, charmant...
Schorsch: Wissen Sie, es ist verblüffend: Sie sehen aus wie meine
dritte Frau.
Daniel: Ach ja? Wie oft waren sie denn verheiratet?
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Schorsch: Zwei Mal.
Daniel bemüht kichernd: Also, Sie sind ja ein ganz schlimmer.
Schorsch: Wollen wir nicht zu mir gehen, einen Kaffee trinken?
Daniel: Äh... ein andermal vielleicht. Ich muss grade mal... egal.
Tja, wisst ihr, so gerne ich auch noch hierbleiben möchte, ich
möchte noch viel lieber gehen. Eilt über den Platz Richtung Dorf, dabei rennt er, weil er nach hinten blickt, den Pizza-Boten um, der ihm entgegen kommt. Die Pizza fällt zu Boden. Ohne sich nach dem Pizzamann umzudrehen: Tschuldigung! Ab
ihn sorgfältig.
Jaqueline: Sie armer Kerl. Schaut genauer hin: He! Sie wollen das
doch wohl nicht wirklich so ausliefern, oder?
Pizza-Bote: Naturlich nichte! Leise: Zumindeste nicht hier... Ab
Richtung Dorf.
4. Auftritt
Jaqueline, Schorsch, Judith, Daniel, Babette, Alex
Schorsch: Ein Prachtweib, diese Daniela. Schade, dass sie so
plötzlich wegmusste.
Jaqueline: Papa, ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass sie
vielleicht wegen dir gegangen ist?
Schorsch: Was? Wegen mir? Tja... ich hab auf Frauen eben so eine
gewisse Wirkung. Das kann manchmal auch abschreckend sein.
Jaqueline: Hauptsache, mit deinem Ego ist alles in Ordnung.
Schorsch: Schackeline, nicht in diesem Ton. Blickt an sich herunter:
Vielleicht hat mein leichter Bieranzug die Dame etwas verschreckt. Ich zieh mir mal besser was anderes an.
Jaqueline: Freiwillig? Es ist doch noch gar nicht Weihnachten!
Schorsch: Schweig und mach endlich mal mit der Renovierung
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Pizza-Bote: Roba da matti! Wase ise los in diese Dorf? Hat Irrenhaus heute Wandertag?
Schorsch: Das gute Zeug. Hebt die Pizza vom Boden auf: Na ja, wenn
Sie ein bisschen drüberwischen, kann man‘s noch essen. Lag ja
nicht lange auf dem Boden.
Jaqueline: Papa! Das ist unhygienisch!
Schorsch: Stell dich nicht so an, als du klein warst, hat dir so was
auch nichts ausgemacht!
Jaqueline: Und plötzlich erscheint mir meine Kindheit in einem
so ganz anderen Licht...
Pizza-Bote: Mannagia. Legt die Pizza wieder in den Karton und verschließt
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weiter. Das soll ja schließlich noch fertig werden, solange du
Urlaub hast. Ab ins Haus.
Jaqueline: Eines Tages... ich schwöre es, eines Tages... werd ich
ausziehen!
Judith erscheint am Fenster mit einer Dose Cola, der Flasche Sekt und zwei
Gläsern: Daniela? Huch, sie ist gar nicht mehr da...
Jaqueline: Die Cousine von Alex? Nee, die ist vor meinem Vater
geflüchtet.
Judith: Na so was. Die war vorhin so blass, da dachte ich, ein Sekt
ist besser für den Kreislauf. Der stand eh offen in der Küche
rum.
Jaqueline: Also, eigentlich erweitert Alkohol die Blutgefässe und
ist generell nicht gesund für den Kreislauf, es sei denn, es leidet jemand unter zu niedrigem Blutdruck, dann könnte er sich
kurzfristig besser fühlen...
Judith: Hm... jaaa... ahhhh, genau... achso! Ne, habe ich nicht
verstanden. Willst du nen Schluck?
Jaquline: Ach, so ein kleines Schlückchen...
Judith schenkt ihr ein: Besser Sekt trinken als Quark reden, ne?
Jaquline nimmt das Glas und leert es in einem Zug.
Judith: Holla, da hat aber jemand Durst! Ist was passiert?
Jaqueline: Das Leben.
Judith: Ui, das klingt aber nicht gut. Lass mich raten: Ein Mann?
Jaqueline: Wenn‘s doch so wäre. Aber mein Traumprinz kommt
einfach nicht.
Judith: Ach, der wird schon noch kommen. Meiner hat auch die
falsche Abzweigung genommen, sich verlaufen und ist zu stur,
um nach dem Weg zu fragen... Oh, und da kommt die andere
Patientin.
Daniel kommt vom Dorf: Ist er weg? Ich meine: Schade, ist dein Vater
gar nicht mehr da?
Jaqueline: Du brauchst dich nicht zu verstellen. Er ist im Haus
und macht sich fein. Kann eine Weile dauern.
Judith: Hier, ich hab Sekt für dich.
Daniel mäßig begeistert: Oh toll, Sekt...
Jaqueline: Das ist gut für den Kreislauf. Ich bitte auch noch mal.
Judith: Kein Problem, ist genug da. Schenkt beiden ein, sie selbst trinkt
im Weiteren an der Cola. Stößchen!
Jaqueline: Auf Ex!
Judith: Nee, auf den trink ich nicht.
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Das Fenster zum Säuplatz
aus.
Daniel: Was? Willst du damit sagen, dass du in meinen Cousin
Alex, den Computernerd, verknallt bist?
Judith: Sieht ganz so aus.
Jaqueline weinerlich: Er hat aber nie angerufen. Und vom Kaffeetrinken hat er auch nie wieder etwas gesagt. Und ich bin seitdem total durch den Wind. Einmal, als kurz danach das Teleklingel phonte, da treppte ich die Rannte runter und türte gegen
die Bums! Hält Judith das Glas auffordernd hin.
Judith: Ähm, nee, ich glaube, du hattest genug Sekt. Hast du ihm
denn mal gesagt, dass du ihn nett findest?
Jaqueline: Also...
Alex kommt mit Babette aus dem Haus: Vielen Dank für die Hilfe...
Babette: Nischts zu danken, jederzeit wieder. Respekt ‚err Bömmel, nischt jeder Mann würde zugeben, dass er Angst vor Spinnen hat.
Alex peinlich berührt: Nun ja...
Babette: Isch meine, das war schon ein rescht großes Exemplar in
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Daniel: Stimmt, deine Mutter hat ja vorhin erwähnt, dass du dich
gerade getrennt hast.
Judith: Nicht ich, er hat sich getrennt. „Schatz, ich kann zaubern!“ hat er gesagt. „Simsalabim, du bist Single!“
Daniel: Hehe, guter Spruch! Die beiden sehen ihn an. Ich meine: Was
für ein Arsch!
Judith: Aber es ging ja grade gar nicht um mich, sondern um Jaqueline. Wo liegt denn das Problem, Süße?
Jaqueline: Problem? Ich hab kein Problem. Disney hat mir unrealistische Vorstellungen von Liebe vermittelt!
Judith: Wie meinst du das?
Jaqueline schnauft durch, beginnt umständlich: Wisst ihr: Manchmal
neige ich zu obsessiver Detailüberinterpretation...
Daniel und Judith sehen erst sich an, dann Jaqueline: Hä?
Jaqueline trinkt ihr Glas aus, hält es Judith auffordernd hin, die füllt nach:
Aaalso... als vor einem Jahr der Alex Bömmel gegenüber eingezogen ist, da hat er sich bei uns einen Bohrer ausgeliehen. Und
als er ihn zurückgebracht hat, da hat er gesagt, er will sich dafür noch bedanken, und man könnte ja mal einen Kaffee trinken
gehen oder so... Schweigt.
Judith: Und?
Jaqueline: Und seitdem warte ich darauf, dass er anruft. Trinkt
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ihrer Badewanne, so etwas habe isch noch nie gesehen...
Alex traurig: Eine Brachypelma vagans...
Babette: Sie haben rischtig Glück – mit Spinnen ‘abe isch gar kein
Problem... wenn es allerdings eine Schlange gewesen wäre...
Sie schüttelt sich.
Alex unwirsch: Ja, das hat mich auch etwas überrascht, dass sie so
gar keine Angst hatten.
Babette: Was für ein Glück, dass sie da so einen großen Glaskasten herumstehen ‘atten, wo isch sie reinsperren konnte.
Alex: Ja, was für ein Glück...
Babette erzählt den anderen: Da konnte isch das Tierschen ganz bequem in den Garten tragen und dort freilassen.
Daniel: Sie haben Alex Vogelspinne im Garten..? Ich meine: Wow,
das hätte ich mich nicht getraut. Zum Glück kennt Alex eine
taffe Frau wie sie.
Babette strahlt: Ja, nischt wahr? Wie gesagt, ‘err Bömmel: Immer
wieder gerne! Ab in ihr Haus.
Judith: Jaqueline, wolltest du Alex nicht was sagen?
Jaqueline schaut Judith groß an und schüttelt wild den Kopf.
Judith: Doch, ich glaube schon.
Daniel: Ja, ich glaube auch. Gibt Jaqueline einen leichten Schubs, so dass
sie plötzlich ganz dicht vor Alex steht.
Alex missgelaunt: Was denn?
Jaqueline starrt ihn sekundenlang an: Mir wird schlecht! Dreht sich herum und rennt ab ins Haus.
Daniel: Tja...
Judith: Das ist dann wohl der Grund, warum sie nichts gesagt hat.
Alex: Was zum Geier..?
Judith: Ich räum dann mal lieber den Sekt wieder weg. Du kannst
deinen Cousin ja mal aufklären... wenn das überhaupt Sinn
macht. Ab.
Alex: Was zum Teufel ist denn hier los?
Daniel: Typisch Mann, so sensibel wie ein Mixer!
Alex: Tickst du noch ganz sauber?
Daniel: Ist doch wahr, da will ein Mädchen über seine Gefühle
sprechen und du bist so... rüde!
Alex: Rüde? Ich dachte immer, der Rüde von uns beiden bist du –
zumindest bist du bis jetzt jedem Weibsbild hinterher wie ein
läufiger Köter.
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Daniel: Ich habe eben ungeahnte Einblicke in die weibliche Psyche erhalten.
Alex: Das ist ja toll. Und während du hier beim Prosecco deine
feminine Seite entdeckst, reiß ich mir da drinnen den Arsch auf,
damit deine Tarnung nicht auffliegt.
Daniel: Hat sie wirklich deine Vogelspinne im Garten ausgesetzt?
Alex: Ja! Mein armer Fluffy! Der war so schnell zwischen den
Brennnesseln verschwunden, dass ich gar nicht reagieren konnte.
Daniel: Wieso war der überhaupt frei?
Alex: Der ist schon öfter ausgebüchst. Und als ich vorhin mit Mademoiselle ins Badezimmer bin...
Daniel: Ich dachte, du wolltest angeblich ihre Hilfe bei einer typischen Frauenaufgabe in Anspruch nehmen?
Alex: Wollte ich ja auch – ich dachte, ich lasse sie das Klo putzen.
Aber als ich Fluffy in der Badewanne sah, dachte ich: Mensch,
wenn sie den wegmachen soll, kriegt sie bestimmt Panik und
ich bin sie sofort wieder los. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich
an eine Expertin in Sachen Ungezieferbekämpfung geraten war!
Daniel: Kannst du nicht ein normales Haustier haben, wie andere
Menschen?
Alex: Na ja, ich hab‘ mal ein Pinseläffchen gehabt, aber mein
Leguan hat es gefressen.
Daniel: Na, deinen Fluffy kannst du dir jedenfalls abschminken.
Alex: Und du kannst dich auch bald abschminken, wenn du nicht
aufhörst, meine Nachbarinnen anzubaggern!
Daniel: Du brauchst gar nicht die Mehrzahl zu benutzen, ich find
nur die am Fenster schnuckelig. Bei der anderen brauche ich es
gar nicht zu versuchen.
Alex: Wieso? Was passt dir denn an der Jaqueline nicht?
Daniel: Also, die ist doch gar nicht mein Typ.
Alex: Ach stimmt, ich vergaß, dass du nur auf Hohlraumversiegelung stehst. Da bist du bei Jaqueline natürlich falsch, die hat
nämlich was im Kopf.
Daniel: Sieh mal an, mein Cousin hat wohl doch noch für etwas
anderes Augen als für seine Computerspiele.
Alex: Aber wenn du deine Hormone endlich mal in den Griff bekommst, wird die vielleicht auch klar, dass du endlich mal unauffällig im Haus bleiben solltest, anstatt hier zu fensterln.
Daniel: Na gut, du hast ja Recht...
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Judith taucht am Fenster auf: Ach, Daniela – ich hab‘ eine Pizza bestellt. Wenn du Lust hast, können wir die ja nachher zusammen
verputzen und überlegen wie wir Jaqueline ein bisschen auf die
Sprünge helfen können. Sie zwinkert ihm zu und deutet mit dem Kopf
Richtung Alex.
Daniel: Bin dabei!
Judith: Super. Ich ruf noch mal in der Pizzeria an. Ab.
Alex stemmt die Arme in die Seite, sieht Daniel strafend an: Hormone, ab
in die Ecke und nachdenken, was ihr gerade getan habt!
5. Auftritt
Alex, Daniel, Schorsch, Judith, Gerda
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Schorsch kommt aus der Tür. Er hat sich schick gemacht – zumindest denkt
er das. Es sollte etwas altmodisch und albern aussehen, beispielsweise ein
schickes Hemd, dazu aber Hosenträger und kurze Hosen: Ah, Fräulein Da-
niela, da sind Sie ja wieder!
Daniel wenig begeistert: Toll, da sind Sie ja auch wieder.
Schorsch geht sehr dicht zu ihm hin: Darf ich Sie auf etwas aufmerksam machen?
Daniel: Auf was denn?
Schorsch: Auf mich!
Alex: Was geht denn jetzt ab?
Daniel: Also, Sie sind ja sehr nett, aber...
Schorsch nimmt seine Hand: Ich bin so froh, dass ich endlich die passende Frau zu meiner Bettwäsche gefunden habe.
Alex: Ich glaube, ich bin im falschen Film!
Daniel: Ich glaube nicht, dass...
Schorsch rückt noch näher: Eigentlich wollte ich sie ja anbaggern,
aber ich habe keinen Bagger dabei... Zückt einen Löffel: Darf ich
Sie auch anlöffeln?
Alex: In einem Horrorfilm, so wie‘s scheint. In einem ziemlich
schlechten...
Daniel bestimmt: Ich muss doch sehr bitten. Ich glaube nicht, dass
ich die richtige Frau für Sie bin!
Schorsch: Och, ich glaub schon. Und ich hab Erfahrung.
Daniel: Da sind wir wohl unterschiedlicher Meinung. Warum gehen wir beide nicht irgendwohin, wo jeder von uns allein sein
kann?
Schorsch: Mein Schlafzimmer wäre ein geeigneter Platz dafür...
äh, ach sie meinen... jeder für sich..?
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Alex: Bei manchen fällt der Groschen eben centweise...
Schorsch: Aber... ich will doch gar nicht mit Ihnen ins Bett! Mir
reicht das Sofa!
Daniel: Nein! Ich möchte das nicht! Rauscht ab ins Haus.
Schorsch schaut Alex vorwurfsvoll an: Was hat die denn?
Alex: Öhm... PMS... glaub ich. Ich frag mal. Hinter Daniel her ab.
Schorsch: Weiber. Einmal dachte ich, ich hätte sie verstanden.
Aber dann hat sie mir die Schaufel über den Kopf geschlagen
und wütend den Sandkasten verlassen.
Judith mit Packung Gummibärchen am Fenster: Na, Schorsch – so aufgedonnert? Ist heut wieder Hütchen-Abend beim Skatclub?
Schorsch: Quatsch. Da mach ich mich doch nicht so schick. Aber
sag mal, kennst du die Cousine von dem Bömmel näher?
Judith: Naja, nicht so richtig. Ich lerne sie grade kennen. Sie
scheint ganz nett zu sein.
Schorsch: Aber nicht so nett wie du , und auch nur halb so hübsch!
Judith: Das sagst du doch jetzt nur, weil ich bei ihr ein gutes Wort
für dich einlegen soll!
Schorsch: Und intelligent bist du auch!
Judith zweifelnd: Also weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob du
wirklich ihr Typ bist. Sie hat Augen...
Schorsch: Das lass mal meine Sorge sein. Ich glaube, die Dame ist
von meiner geballten Männlichkeit nur etwas eingeschüchtert.
Es reicht, wenn du ihr klarmachst, dass ich ein ganz normaler
Mann bin.
Judith: Na, das wird bestimmt nicht schwer...
Schorsch: Super, danke!
Judtih leiser, für sich: ...schließlich bist du wie alle Männer, genau
wie ein Autoreifen: Ziemlich prall aufgeblasen, ohne viel Profil
und stets bereit einen zu überfahren.
Schorsch: Ich glaube, ich besorge mir Blumen. Was denkst du ,
was soll ich für welche kaufen?
Judith deklamiert: Schenkst du ihr Rosen, wird Sie dich liebkosen.
Schenkst du ihr Narzissen, wird Sie dich küssen.
Schorsch dreht sich um und geht Richtung Dorf: Prima, dann hole ich ihr
einen Strauß Wicken!
Judith kopfschüttelnd: Manche Menschen sind der lebende Beweis
dafür, dass Gehirnversagen nicht unmittelbar zum Tod führen
muss.
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Gerda kommt vom Dorf, mit Tüten voller Schuhkartons beladen: Juhuu, da
bin ich wieder! Sag mal, du stopfst dir ja schon wieder so einen
Schrott in den Mund.
Judith: Du hast dir ja auch offensichtlich schon wieder Schrott in
die Einkaufstüten stopfen lassen...
Gerda: Tja, die einen brauchen einen Psychiater, die anderen
einfach nur ein paar neue Schuhe.
Judith: Ein Paar, sagst du ? Das sind aber ein bisschen mehr. Meinst
du nicht, ein Paar Schuhe hätte gereicht?
Gerda: Das wäre doch Quälerei. Schuhe sind Rudeltiere!
Judith: Mama, nehmen wir doch mal an, das Haus brennt. Jetzt
sag mir ehrlich, wen würdest du zuerst retten? Mich oder deine
Schuhe?“
Gerda: Kommt darauf an. Hast du das Feuer gelegt?
Judith: Mama!
Gerda: Die Frage ist nicht fair. Die Schuhe haben keine Beine!
Und, gibt‘s hier was Neues? Hat sich zum Beispiel die Schlange
gefunden?
Judith: Nö. Dafür hat Babette aus Bömmels Badewanne eine Riesenspinne entfernt und im Garten ausgesetzt.
Gerda hüpft auf die Bank: Was? Igitt! Spinnen, Schlangen – ja, sind
wir denn hier im Dschungelcamp?
Judith: Die kriegen zumindest gekochte Ziegenzunge und Kotzfrucht in Scheiben. Ich verhungere hier noch.
Gerda: War der Pizzaservice immer noch nicht da?
Judith: Nö. Keine Ahnung, wo der so lange bleibt. Warte mal, ich
glaube... Setzt das Fernglas an, dann enttäuscht: Ich dachte schon, da
kommt das Pizzaauto. War aber nur ein Sprinter, der bei Weizels vorgefahren ist. Da haben offenbar mal wieder was an die
Wohlfahrt verschenkt.
Gerda hat die Tüten auf der Bank abgestellt und holt die Schuhe nacheinander
heraus, um sie zu betrachten: Das ist ja langsam schon peinlich, wie
die ihre Wohltätigkeit ‘raushängen lassen.
Judith: Ja. Tue Gutes und rede darüber. Tss, der will doch nur
wieder gewählt werden.
Gerda: Ich weiß ja nicht, ob mir der Posten als Hinterbänkler der
Freien Wähler im Kreistag so was wert wäre.
Judith: Ui, diesmal waren sie aber großzügig. Ist das ein Flachbildschirm, den die da raustragen?
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Das Fenster zum Säuplatz
Gerda: Zeig mal! Schaut durchs Fernglas: Diese Angeber! Und das
Sportrad von ihrem Sohn ist ihnen wohl auch nicht mehr gut
genug. Gibt das Fernglas zurück.
Judith: Ach, du weißt doch: Von dem Geld das sie nicht haben,
kaufen sie Dinge, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen.
Gerda: Kind, du bist so böse – du kommst für deine spitze Zunge
garantiert in die Hölle.
Judith guckt weiter: Natürlich komm ich in die Hölle - sogar mit
V.I.P Bändchen und Freigetränk! Und in den Himmel will ich sowieso nicht, da kenne ich eh keinen.
6. Auftritt
Jaqueline kommt aus der Tür ruft zurück: Ist ja gut, Papa, ich fange
ja jetzt an.
Gerda: Oh, oh, da bringe ich meine neuen Schätzchen besser in
Sicherheit. Rafft ihre Tüten zusammen.
Jaqueline: Keine Panik! Ich weiß genau, was zu tun ist.
Judith: Ach, woher denn?
Jaqueline: Ich hab‘s gegoogelt. Und mir bei Youtube ein Video
angesehen. Ein Kinderspiel.
Judith holt eine Tüte Chips hervor: Na, dann bin ich ja mal gespannt.
Jaqueline schaut ängstlich das Haus an: Also dann... Puh...
Ich fühle mich, als hätte mir jemand in den Hals gegriffen, meinen Dünndarm gepackt, ihn mir mit Gewalt aus dem Mund gezogen und um den Hals gewickelt.
Judith mit vollem Mund: Willste Chips?
Jaqueline: Du willst doch jetzt hoffentlich nicht die ganze Zeit
da sitzen und blöde Kommentare abgeben.
Judith: Warum nicht? Arbeit fasziniert mich. Ich könnte stundenlang zusehen.
Gerda energisch: Nix da, du lässt die Jaqueline jetzt mal in Ruhe
und hilfst mir drinnen ein bisschen.
Judith: Och Mama!
Gerda: Du hast lange genug auf den Säuplatz gestarrt, du hilfst
mir jetzt mal die Einkäufe wegräumen.
Judith störrisch: Aber ich will hier gucken!
Gerda: Erstens heißt das „Ich möchte bitte“ und zweitens reicht‘s
mir jetzt langsam. Abmarsch nach drinnen. Geht ins Haus.
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Judith, Gerda, Jaqueline, Pizza-Bote, Alex
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Judith mault: Nie darf ich was! Ab.
Jaqueline: Gottseidank, vielleicht klappts ja besser, wenn ich
mich nicht so beobachtet fühle. Sie stellt die Leiter auf, stößt dabei
gegen die Wand: Oh, Ups. Besieht sich den Schaden: Naja, wenn ich
drübergepinselt habe, sieht man das eh nicht mehr. Hantiert mit
der Leiter und stößt dabei den Mülleimer an der Bank um. Ach, das räume
ich später auf. Stellt die Leiter vor das Haus, schnappt sich den Pinsel und
einen Eimer Farbe und geht hinauf, beginnt zu pinseln: Na bitte, sag ich
doch, gar nicht so schwer...
Pizza-Bote kommt aus Richtung Dorf, muss an Jaqueline vorbei. Als er sie
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sieht, seufzt er ergeben, hält die Pizza möglichst weit von ihr weg und versucht, unauffällig vorbei zu schleichen.
Jaqueline redet während dessen weiter: Von wegen zeigen lassen, wie
es geht, ph... Das ist doch wohl kein Hexenwerk.
Alex kommt aus der Tür: Oh, hi Jaqueline! Ich wollte...
Jaqueline erschrickt, der Eimer fällt herunter, genau auf den Pizza-Boten,
der über und über mit roter Farbe beschmiert wird. Der Pizza-Karton landet
auf dem Boden.
Alex: Öhm... hat Zeit bis später. Geht schnell wieder ins Haus.
Pizza-Bote: Signorina... ich gebe auf. Hier ise nix zu mache. Habbe Sie Vorschlag?
Jaqueline zaghaft: Drinnen hab ich noch grüne und weiße Farbe...
Man könnte die italienische Flagge draus machen...
Pizza-Bote hebt vorsichtig den Deckel des Pizza-Kartons: Aha! Zumindest
ist Pizza gut gebliebe dieses Mal.
Jaqueline schaut ihm über die Schulter: Stimmt. Dieser großen,
schwarzen Spinne scheint sie auch ziemlich gut zu schmecken.
Pizza-Bote schreit auf, lässt die Schachtel fallen und trampelt darauf herum, dabei schließt sich der
Vorhang
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Das Fenster zum Säuplatz
3. Akt
1. Auftritt
Gerda, Babette, Judith
Gerda kommt mit einem großen Karton aus Richtung Dorf: Na, da hab ich
aber ein Schnäppchen gemacht, Judith wird Augen machen. Ach
herrje, wie sieht‘s denn auf unserem Säuplatz aus? Sie betrachtet
das Chaos, das Jaqueline und der Pizza-Mann hinterlassen haben.
her.
Babette im Bühnenflüstern: Vielleicht hat das was mit der Mafia zu
tun...
Judith: Da! Unter der Leiter! Das ist ja Blut!
Gerda zweifelnd: Bist du sicher?
Judith: Ganz sicher. So sieht das in den Filmen auch immer aus.
Dramatisch: Hier ist ein Verbrechen geschehen!
Babette: Dann müssen wir doch die Polizei holen.
Judith: Quatsch, die kommen doch heutzutage erst, wenn man
einwandfrei nachweisen kann, dass wirklich etwas passiert ist.
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Babette kommt aus der Tür: Mondieu, Gerda, warst du schon wieder
einkaufen?
Gerda: Nee, das ist was anderes, aber sag mal: Was ist denn hier
passiert?
Babette: Isch weiß auch nischt... da ‘ätte isch mir das Kehren
auch sparen können... Vor einer Stunde war ‘ier ein großer
Lärm, aber da ‚abe isch gerade „Rote Rosen“ geschaut und
konnte nischt nachsehen...
Gerda: Ich habe nix gehört, allerdings habe ich da auch grade mit
Judith die Einkäufe weggeräumt und war teilweise im Keller...
Vor zehn Minuten bin ich aus dem Haus, aber da hatte ich es
eilig und habe gar nicht so genau auf den Platz geschaut.
Babette: Vielleischt waren das Randalierer?
Gerda: Am helllichten Tag? Das wäre ja schon merkwürdig.
Judith erscheint am Fenster, kaut Salzstangen: Was wäre merkwürdig?
Gerda: Aha, da ist ja unsere Meisterdetektivin. Hast du mitbekommen, was hier los war?
Judith lässt ihre Blicke schweifen: Ein Vulkanausbruch vielleicht? Oder
Loveparade?
Gerda: Willst du sagen, du hast auch nichts mitbekommen?
Judith anklagend: Ja, wie denn? du hast mich doch gerade eine
Stunde lang zur Hausarbeit gezwungen! Wahrscheinlich habe ich
die ganze Action verpasst! Sie greift zum Fernglas und blickt wild um-
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Gerda: Und du meinst, eine ein Quadratmeter große Blutlache
reicht da nicht aus?
Judith: Nö! Wir müssen noch mehr Beweise sammeln... Was ist
denn das da für ein Karton?
Gerda: Pizza, würde ich sagen.
Judith: Aha! Und weißt du was?
Gerda: Was?
Judith: Mein Pizza-Bote ist verschwunden.
Babette: Nein!
Judith: Doch! Ich hab in der Pizzeria angerufen. Dramatisches Flüstern: Die haben den Kontakt zu ihm verloren.
Gerda ebenso dramatisch: Du meinst, die haben deinen Pizza-Boten
umlegen lassen, um zu verhindern, dass du dein Fastfood bekommst?
Judith: Genau!
Babette furchtsam: Aber wer sollte so etwas tun?
Gerda: Ich weiß es!
Babette und Judith: Wer???
Gerda: Dein Cholesterinspiegel!
Judith: Hör mit den blöden Witzen auf, die Sache ist ernst. Ihr
müsst den Pizzakarton untersuchen.
Babette: Wer? Ich?
Judith: Du und Mama.
Gerda: Warum machst du das nicht selbst?
Judith: Weil ihr ja nun mal schon da draußen seid.
Babette: Da ‘at sie rescht.
Gerda: Na schön, ich spiele das Spiel mit. Geht zum Karton, Babette
geht dicht hinter ihr: Sieht aus, als wäre dem Karton übel mitgespielt worden. Total verdellert.
Judith: Interessant... Jetzt macht ihn auf!
Gerda öffnet den Karton mit spitzen Fingern: Da ist n... aaaaaah! Babette
und Gerda springen kreischend auf die Bank.
Judith: Was? Was? Was ist denn da?
Babette: Isch weiß nischt, aber es muss furschtbar sein!
Gerda: Eine... eine Riesenspinne!
Babette hört auf zu schreien: Was, das ist alles? Klettert von der Bank herunter, geht zum Pizza-Karton: Oh, das ist meine Freundin von heute
morgen, glaube isch. Sie fasst in den Karton, holt die Spinne in den hohlen Händen heraus. Komm, isch suche dir jetzt eine schöne Wiese.
Ab ins Dorf.
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Das Fenster zum Säuplatz
2. Auftritt
Judith, Gerda, Daniel, Pizza-Bote
Daniel kommt aus der Tür: Hallöchen! Judith, ich dachte, du willst
mich rufen wenn die Pizza da ist... Sieht das durcheinander und bleibt
stehen: Was ist denn hier passiert?
Judith mit Grabesstimme: Ein Mafiamord!
Daniel panisch: Was?
Judith: Na, oder so. Beißt von der Pizza ab.
Gerda: Der Pizza-Bote ist ermordet worden. Glaubt Judith zumindest.
Daniel: Wieso? Von wem?
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Gerda: Da fasst die dieses Monster an – der Babette geb ich nie
wieder die Hand!
Judith: Hallo? Können wir uns bitte wieder auf den Fall konzentrieren?
Gerda: Welcher Fall? Klettert wieder von der Bank.
Judith: Na, das Verbrechen, das hier stattgefunden hat. Ich kombiniere... (CSI-Musik oder ähnliches wird eingeblendet) Mein Pizza-Bote
kommt arglos auf den Säuplatz und will mir endlich mein Mittagessen bringen. Da wird er abgefangen. Er wehrt sich nach
Kräften und stößt dabei den Mülleimer um. Sein Angreifer gibt
aber nicht auf: Er holt aus, schlägt zu, das Blut spritzt...
Gerda: Da gibt es leider noch drei offene Fragen, Sherlock Holmes.
Judith: Was denn, Watson?
Gerda: Erstens: Wo ist die Tatwaffe?
Judith: Ähm... die hat der Täter sicher mitgenommen.
Gerda: Aha. Zweitens: Wo ist die Leiche?
Judith: Die... hat der Täter auch mitgenommen?
Gerda: Super. Dann musst du ja nur noch rausfinden, wer der Täter war und was für ein Motiv er hatte, und schon hast du den
Fall gelöst.
Judith: Das bekomme ich schon noch raus, verlass dich drauf. Gib
mir mal die Pizzaschachtel!
Gerda tut es: Was willst du denn jetzt noch für Beweise finden?
Judith: Gar keine, ich will gucken, ob man die Pizza noch essen
kann. Probiert: Jo, ist noch gut.
Gerda angewidert: Manchmal denke ich, die haben mich bei deiner
Geburt im Krankenhaus vertauscht.
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Judith: Na, von der Mafia!
Gerda: Judith! Hör auf mit deinen Spekulationen.
Judith: Das sind keine Spekulationen, das sind Schlussfolgerungen. Pizza-Bote weg plus Blut auf dem Boden plus ungewöhnliche Mafia-Aktivitäten in jüngster Zeit hier bei uns auf dem
Säuplatz ergo: Mafiamord am Pizza-Boten.
Gerda: Sherlock Holmes würde sich im Grabe herumdrehen.
Daniel: Moment, Moment: Was heißt denn Mafia-Aktivitäten?
Judith: Na, jemand hier in der Nachbarschaft pflegt ja offensichtlich Kontakte ins Gangstermillieu.
Gerda: Lassen Sie sich von meiner Tochter nicht verunsichern, die
spinnt. Zu Judith: Und du kommst jetzt erst mal mit rein. Sie zeigt
auf den Karton: Ehe die Wohlfahrt drüben bei Weizels weggefahren ist, habe ich ganz günstig einen DVD-Player erstanden, den
hilfst du mir jetzt mal anschließen. Ab ins Haus.
Judith: Ein DVD-Player? Cool! Mit Pizza ab.
Daniel lässt sich auf die Bank sinken, düster: Die Schlinge zieht sich
zu... Die Mafia ist mir auf den Fersen. Ich bin ein toter Mann.
Stützt den Kopf in die Hände.
Pizza-Bote kommt aus Schorschs Haus. Er hat einen schwarzen Anzug an,
Sonnenbrille und Hut auf. Guckt sich um, sieht, dass die Pizza weg ist. Sucht
etwas, geht dann zu Daniel: Scusi...
Daniel springt mit einem Schrei auf, sieht den Pizza-Boten und weicht zurück:
Oh Gott, jetzt ist es soweit...
Pizza-Bote: Iche bin auf Suche nach jemanden.
Daniel: Ich bin es nicht!
Pizza-Bote: Habe ich noch Rechnung zu begleiche...
Daniel: Ich schwöre es, ich werde kein Wort sagen...
Pizza-Bote: Geht nix so! Könne nix einfach bediene und danne
nix bezahle!
Daniel: Hören Sie...
Pizza-Bote: Nein, nix höre, jetzte höre du mal zu, ja? In Anlehnung
an Trappatonis berühmte Wutrede: Es gibt im Moment in diese Job
oh, einige Fahrer vergessen ihren Profi was sie sind. Ich lese
nicht sehr viele Zeitungen, aber ich habe gehört viele Situationen. Ist klar diese Wörter, ist möglich verstehen, was ich hab‘
gesagt? Danke. Offensiv, offensiv ist wie machen in Platz. Ein
Pizzafahrer ist nicht ein Idiot! Ein Pizzafahrer sehen was passieren in Platz. In diese Liefrunge es waren zwei, drei oder vier
Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer! Wissen Sie,
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Das Fenster zum Säuplatz
3. Auftritt
Pizza-Bote, Jaqueline, Schorsch
Jaqueline kommt aus der Tür: Da sind sie ja! Ich sagte doch, sie
sollen sich ein bisschen hinlegen, bis die Kopfschmerzen besser
sind.
Pizza-Bote: Habe ich Sonnebrille, hilft schon. Habe nix Zeit zum
Rumliege, duschen hat lange genug gedauert.
Jaqueline: Tja... ja, dann bringe ich Ihnen ihre Kleidung nächste
Woche vorbei...
Pizza-Bote: Und iste sicher, dass ich Anzug von ihre Vater kann
haben?
Jaqueline: Klar. Papa hat den das letzte Mal auf Tante Mathildes
Beerdingung angehabt, und das war vor drei Jahren. Den vermisst er garantiert nicht mal. Und den Hut auch nicht. Leise Richtung Publikum: So sieht man wenigstens die kahle Stelle nicht, die
er hat, seitdem ich ihm die farbverklebten Haare abschneiden
musste.
Pizza-Bote: Muss ich also nur noch Geld für Pizza kassiere.
Jaqueline: Was? Die wollen sie doch wohl nicht mehr verkaufen?
Pizza-Bote: Iste schon passiert. Deutet auf den Boden: Ist weg.
Jaqueline: Tatsächlich. Wo kann die nur hin sein? Vielleicht hat
die jemand weggeworfen?
Pizza-Bote: Iche weiß, wer hat gesehen. Geht zur Tür von Alex, klopft.
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warum die Italien-Pizzeria kaufen nicht diese Kunde? Weil wir
haben gesehen viele Male solche Lieferung. Haben gesagt, sind
nicht Kunden für die italienische Meisters. Pizzaaaaa! Ware ich
viele Male hier, habe gebracht viel Pizza, ist immer kaputt. Was
erlauben Pizza?! Haben viele Kollegen, stellen sie die Kollegen
in Frage! Haben keine Mut an Worten, aber ich weiß, was denken über diese Kunde. Muss allein die Lieferung bringen! Ich
bin müde jetzt Vater diese Pizza eh..., verteidige immer diese
Pizza. Ich habe immer die Schulde... über diese Pizza. Einer ist
Mario, einer, ein anderer ist Mehmet. Strunz dagegen, egal, hat
nur gespielt 25 Prozent diese Spiel! Ich habe fertig!
Daniel nach einer langen Pause: Hä?
Pizza-Bote greift in seine Jackentasche: Wille ich dir zeigen...
Daniel: Nein! Nicht schießen! Aaaah! Ab ins Haus.
Pizza-Bote holt sein Portemonnaie heraus ruft hinterher: Eh – wer bezahlte jetzt die Pizza, eh?
Das Fenster zum Säuplatz
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Schorsch kommt vom Dorf, mit Blumenstrauß: He sie, was wollen sie
denn da?
Jaqueline: Papa, das ist...
Pizza-Bote dreht sich zu Schorsch um: Ich musse spreche komische
Frau mit lustige Haare.
Schorsch: Was wollen Sie denn von Fräulein Daniela? Sie sind doch
nicht etwa ihr Freund?
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Gerda öffnet ihre Tür und guckt vorsichtig heraus.
Pizza-Bote sieht Gerda nicht, spricht zu Schorsch: Nix Freund. Wäre ja
noch schöner, Freund. Die hat gesehen etwas. Wille jetzt wisse,
was gesehe, sonst iche werde ungemutlich.
Gerda: Oh, oh...
Pizza-Bote: Muss zahle, zahle, du verstehe?
Gerda: Jetzt ist die Mafia doch da! Knallt die Tür wieder zu.
Pizza-Bote fährt herum: Warum machte Tür komische Geräusch,
wenn gar nicht auf ist?
Schorsch: Also nochmal: Sie sind nicht Fräulein Danielas Freund,
wollen aber mit ihr sprechen, weil sie Sie noch bezahlen muss?
Kommt näher, raunt: Sind Sie ein Callboy?
Jaqueline: Papa! Das ist ein Pizzalieferant.
Schorsch: Schicker Anzug für einen Pizzalieferanten. So einen
hatte ich auch mal.
Jaqueline: Das ist dein Anzug!
Schorsch anklagend: Schackeline, warum trägt der Pizzalieferant
meinen Anzug?
Jaqueline: Weil seine Klamotten schmutzig sind.
Schorsch drohend: Schackeline, warum sind sie schmutzig?
Jaqueline: Weil... das tut nichts zur Sache. Ich hab ihm deinen
Anzug geliehen und werde seine Sachen säubern.
Schorsch verblüfft: Säubern? Du ? Wie denn das?
Jaqueline: Es gibt da eine neue Erfindung, die nennt sich Waschmaschine. Die Gemeinde hat eine gekauft, Dienstags darf ich
sie benutzen.
Schorsch: Aha. Und was will er jetzt von Fräulein Daniela?
Jaqueline: Herrgott, was weiß ich? Hör jetzt auf so komische Fragen zu stellen, du bist doch keine fünf Jahre alt!
Schorsch: Aber Schackeline!
Jaqueline: Ach, schrei doch die Bank an, die hört dir zu! Wütend
ab ins Dorf.
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Das Fenster zum Säuplatz
Pizza-Bote sieht Schorsch an: Du nix habe Tochter unter Kontrolle,
was?
Schorsch: Nicht so frech, Freundchen, sonst zieh ich dir meinen
Anzug an Ort und Stelle aus.
Pizza-Bote: Würd mich nix wundern an diese komische Platz hier.
Weißt du was? Das Geld für Pizza, das ist egal, ich gehe lieber,
ehe der nächste Verrückte auftaucht. Ab Richtung Dorf.
Schorsch: Von welchen Verrückten spricht der Typ nur?
4. Auftritt
Schorsch, Alex, Babette, Jaqueline
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Alex kommt aus dem Haus. Krabbelt auf allen vieren und hat sich ausgerüstet
mit Käscher, Becherlupe, Tornister und einem Imkerhut: Fluffy... kooooommmmm, Fluffylein. Hier ist Papa!
Schorsch: Geht‘s Ihnen gut, Herr Bömmel?
Alex ruckt hoch: Bestens, Herr Henning, bestens.
Schorsch: Was treiben sie denn da unten?
Alex: Ich suche etwas.
Schorsch: Das Geld, das ihre Eltern für Ihr Studium aus dem Fenster geschmissen haben?
Alex: Nein! Mir ist etwas sehr Wertvolles abhanden gekommen,
und ich hoffe, es durch eine professionelle Ausrüstung wieder
finden zu können.
Schorsch: Also, ich hab ja immer meine Autoschlüssel gesucht,
und dann habe ich so einen Anhänger geschenkt bekommen,
wenn man pfeift, pfeift der zurück. Vielleicht wäre das ja was
für Sie?
Alex: Ich denke nicht, Herr Henning. Zurückpfeifen kann ich das
Gesuchte leider nicht.
Schorsch: Na, einen Versuch ist es doch aber wert. Er pfeift.
Alex genervt: Das ist doch Quatsch, ich habe doch gar keinen... Es
pfeift. Das ist jetzt merkwürdig.
Schorsch: Sehen Sie?
Alex geht dem Pfeifen nach, sucht im Mülleimer und holt ein Handy hervor:
Sieh mal an... ganz schön robust, das Teil.
Schorsch: Freut mich, dass ich helfen konnte. Ist ihre Cousine zu
sprechen?
Alex: Hm? Nein, nein, die werden Sie heute ganz sicher nicht
mehr antreffen. Sie ist unpässlich und hat sich in ihrem Zimmer
verkrochen.
Das Fenster zum Säuplatz
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Schorsch enttäuscht: Schade. Dann probiere ich es morgen wieder.
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Ab ins Haus.
Alex drückt auf dem Handy herum: 42 Anrufe in Abwesenheit. Mein
lieber Mann. Daniel ist ganz schön gefragt. Steckt es ein.
Babette kommt aus dem Dorf: Bonjour Herr Bömmel. Sie sehen etwas... abenteuerlisch aus.
Alex: So fühle ich mich auch. Frau Beaumont, haben Sie vielleicht... die Spinne von heute morgen nochmal gesehen?
Babette: Was für ein Zufall, dass Sie das fragen. Isch ‘abe sie
vorhin hier auf dem Säuplatz gefunden. Das arme Ding, in ihrem
Garten ‘at es wir wohl nischt gefallen.
Alex: Was? Und wo ist sie jetzt?
Babette: Isch habe sie unten an der Wiese am Krebsbach freigelassen. Keine Angst, sie kann Ihnen nun nischts mehr tun.
Alex: Das... war sehr umsichtig von Ihnen. Lässt sich entmutigt auf die
Bank sinken, so dass er abgewandt vom Abgang Richtung Dorf sitzt.
Babette: Das ‘abe isch doch gerne gemacht. Wenn Sie wieder mal
‘ilfe brauchen wissen Sie, wo sie mich finden. Ab ins Haus.
Alex: Dann weiß ich ja, wo ich auf keinen Fall suchen darf. Traurig:
Der arme Fluffy. Eine Vogelspinne aus Costa Rica hat in Deutschland auch im Sommer keine Überlebenschance.
Jaqueline kommt von Richtung Dorf. Sie sieht Alex und dreht sofort wieder
um. Sie zögert kurz, macht wieder ein paar Schritte auf Alex zu.
Alex seufzt laut.
Jaqueline erschrickt und macht dabei einen kleinen Hopser, dreht sich wieder
um und geht ein paar Schritte. Das Spiel wiederholt sich noch mal, dann stößt
Jaqueline beim Versuch, wegzuschleichen, einen Eimer um. Beim Scheppern
blickt Alex auf.
Alex: Oh, Jaqueline. Deprimiert: Hi.
Jaqueline lächelt verkrampft und eilt zu ihrer Tür, zögert dann und geht
schüchtern auf Alex zu: Ist... ist alles in Ordnung?
Alex: Nein. Ich habe gerade einen guten Freund verloren.
Jaqueline: Oh. Das tut mir leid. Sie wirft einen Blick auf Alex‘ Haus:
Ist... zwischen dir und deinem Freund in Frauenkleidern etwas
vorgefallen, das dir unangenehm ist?
Alex: Nein, das hat nichts mit Daniel... Stutzt: Hey, Moment, woher weißt du , dass Daniel...
Jaqueline: Soll das ein Witz sein? Dem nimmt doch höchstens
ein Idiot die Frau ab. Ich bin zwar etwas schusselig, aber nicht
vollkommen blöd!
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Das Fenster zum Säuplatz
Das Handy klingelt.
Alex: Was..? Oh, Daniels Handy... Geht geistesabwesend ran, während er
Jaqueline weiter angrinst: Hallo? Wer? Plötzlich erschrocken: Oh... Raffaela... Nein, hier ist nicht Daniel, hier ist sein Cousin... Was?
Ach, das ist ja interessant. Was du nicht sagst. Ja, ich denke
auch, dass das Daniel brennend interessieren wird. Ja, bis dann.
Legt auf: Ha!
Jaqueline: Was denn?
Alex: Jaqueline, ich muss dringend mit Alex sprechen. Wir reden
nachher weiter, okay?
Jaqueline enttäuscht: Oh... okay...
Alex geht zu seinem Haus, dreht sich dann noch mal zu ihr um: Wenn du
magst, zeig ich dir nachher meine Pfeilgiftfrösche!
Jaqueline strahlt: Okay!
Alex ab.
5. Auftritt
Jaqueline, Babette, Gerda, Judith, Daniel
Babette kommt aus dem mittleren Haus: Also, nein, das mag isch nischt
glauben.
Gerda folgt ihr: Glaub es ruhig, ich hab es selbst gehört.
Babette: Aber doch nischt der nette ‘err Bömmel.
Jaqueline alarmiert: Was ist denn mit Herr Bömmel?
Gerda: Ich hab‘s vorhin selbst gehört: Da war ein Mafiaboss, der
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Alex: Und warum hast du nichts gesagt?
Jaqueline: Ist doch eure Privatangelegenheit.
Alex: Nein! Ich meine, schon, aber nicht so wie du denkst!
Jaqueline: Ach so... dann bist du also nicht wegen ihm bedrückt?
Alex: Nein. Wegen Fluffy. Meiner Vogelspinne.
Jaqueline horcht auf: Eine Brachypelma vagans?
Alex erstaunt: Ja! Woher weißt du das denn schon wieder?
Jaqueline holt ein Glas aus einer der Latzhosen-Taschen: Weil ich vorhin
eine am Krebsbach gefunden habe. Das kann ja kein Zufall sein.
Alex glücklich: Fluffy! Ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder!
Nimmt das Glas. Zu Jaqueline: Ich wusste gar nicht, dass du dich mit
Spinnen auskennst!
Jaqueline: Ich hatte jahrelang ein Terrarium mit einer Speispinne.
Alex: Wirklich? Das war die erste Spinne, die ich je hatte! Das ist
so...
Beide: Cool! Kichern.
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Das Fenster zum Säuplatz
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hat den Bömmel bedroht. Der hat irgendwelche zwielichtigen
Geschäfte laufen.
Jaqueline: Oh nein...
Babette: Das ‘ätte isch ihm niemals zugetraut. Aber dieser weiblischen Person, die ‚eute bei ihm aufgetaucht ist, der traue isch
so etwas zu.
Jaqueline: Die hat bestimmt etwas zu verbergen. Die ist nämlich
eigentlich ein Mann.
Gerda und Babette: Was?
Gerda: Der hat sich aber verdammt gut getarnt.
Babette: Das ‚ätte isch nie erkannt.
Jaqueline: Alex hat es mir aber bestätigt. Und dann hat er einen seltsamen Anruf bekommen – von einer Italienerin - und ist
plötzlich abgedampft.
Babette: Und da ist noch etwas faul. Bei Weizels nämlisch...
Alex und Daniel, jetzt wieder im Männer-Look, kommen lachend auf die
Bühne.
Daniel: Oh Mann, dass ich das geglaubt habe!
Alex: Ja, total dämlich, oder?
Daniel: Na, nun werd mal nicht unverschämt. Die beiden sehen die
Frauen, die sie anstarren: Äh... hallo, die Damen.
Gerda betont: Hallo die Herren.
Alex geht zu Jaqueline: Ich muss dir da eine Geschichte erzählen,
zum Brüllen!
Jaqueline weicht zurück: Vor Angst?
Alex irritiert: Was ist denn los?
Babette: ‘alten Sie sisch zurück, sie... Gigolo! Wir wissen über
ihre Mafia-Aktivitäten bescheid.
Alex: Meine was? Ach so, das ist ja gerade diese saukomische
Geschichte...
Gerda: Über so etwas macht man keine Witze.
Alex: Ihr wisst doch noch gar nicht, worum es geht!
Gerda: Wir haben genug mitbekommen.
Daniel: Nein, das ist es ja: Ich habe die ganze Zeit gedacht, die
Mafia wäre hinter mir her, weil ich einen Mafia-Mord mitbekommen habe. Dabei habe ich nur beobachtet, wie der Vater meiner
Verabredung einen Hahn namens Toni gekillt hat. Für das Pollo
arrabiata. Habe da wohl etwas panisch reagiert...
Gerda: Ach? Und wer war der Mafioso im Anzug, der hier auf dem
Säuplatz rumgelungert ist?
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Das Fenster zum Säuplatz
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Daniel: Ach das... das weiß ich auch nicht.
Jaqueline: Das war der Pizza-Bote! Der hatte die Klamotten von
meinem Vater an.
Babette ungläubig: Dein Vater hat ein solsche Anzug?
Jaqueline: Kaum zu glauben, aber wahr.
Judith erscheint am Fenster: Was ist denn hier los? Hab ich was verpasst?
Gerda: So ziemlich alles, mein Kind.
Babette: Tadaaa: Es gibt keine Mafia am Säuplatz.
Judith enttäuscht: Nicht?
Daniel: Nein, es hat sich alles aufgeklärt.
Judith schaut ihn von oben bis unten an: Und wer bist du ?
Daniel zu Alex: So langsam kapiere ich, warum bei Clark Kent eine
Brille als Tarnung reicht.
Gerda: Das ist Alex Cousin...
Babette: ...der sisch als Frau verkleidet hatte...
Jaqueline: ...um sich vor der Mafia zu verstecken...
Alex: ...weil er dachte, der Vater seiner Freundin sei ein Gangster.
Judith: Also doch Mafia?
Daniel: Nein, keine Mafia. Er blickt ihr tief in die Augen: Und auch
keine Freundin.
Judith: Moment, ich bin immer noch verwirrt – ich glaube, ich
muss mal zu euch rauskommen. Verschwindet vom Fenster.
Daniel mit zweideutigem Grinsen zu Alex: Na, dann werd ich sie jetzt
mal aufklären. Die wird Augen machen.
Gerda zu Babette: Und der erst...
Judith kommt aus dem mittleren Haus. Sie ist hochschwanger: Also, noch
mal für Leute mit Schwangerschaftsdemenz: Gibt‘s jetzt hier
Mafia oder nicht?
Daniel starrt sie mit offenem Mund an.
Alex: Nein, keine Mafia.
Judith weist auf den roten Fleck: Gab‘s ein Gewaltverbrechen?
Jaqueline: Nein. Nur Farbe.
Judith: Ist heute überhaupt irgendein Verbrechen auf dem Säuplatz begangen worden?
Gerda: Nö!
Judith: Dann geh‘ ich jetzt Tatort gucken!
Babette: Naja, eigentlisch ist schon etwas passiert. Bei Weizels
wurde eingebrochen.
Das Fenster zum Säuplatz
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Gerda: Was? Wann?
Babette: ‘eute Nachmittag. Isch habe es vorhin ge‘ört, als isch
im Dorf war. Gerda und Judith werfen sich alarmierte Blicke zu. Es ist
unglaublisch: Die Einbrecher waren fast eine ganze Stunde da
und ‘aben in aller Ruhe die ganze Wohnung ausgeräumt. Die
Leute ‚aben wohl aus irgend einem Grund geglaubt, es sei die
Wohlfahrt.
Gerda: Na... so etwas!
Judith: Ich bin sprachlos.
Alex: Lasst uns diesen Moment genießen.
6. Auftritt
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Gerda, Babette, Judith, Jaqueline, Alex, Daniel,
Schorsch
Schorsch kommt heraus: Na, das ist ja eine illustre Runde hier. Sieht
Daniel, strahlt: Ah, da sind Sie ja.
Daniel: Hä?
Schorsch: Nun, da es Ihnen besser zu gehen scheint, können wir
ja heute Abend essen gehen.
Daniel: Aber...
Jaqueline: Papa?
Schorsch: Wie wäre es mit italienisch? Mit ein bisschen Vino
kommt die Amore von alleine.
Jaqueline: Papa, fällt dir denn gar nichts auf?
Schorsch: Was denn? Dass diese reizende Person bei jeder Begegnung bezaubernder wird vielleicht?
Daniel: Ich bin definitiv die falsche Wahl für ein Date. Falls Sie es
nicht bemerkt haben: Ich bin ein Mann.
Schorsch: Wissen Sie, ich bin jetzt über 60, bringe ein paar Kilo
zu viel auf die Waage und verliere langsam meinen natürlichen
Charme – da muss man bei der Partnerwahl auch Abstriche machen.
Judith: Ich nehm alles zurück. Kein Fernseher der Welt kann dieses Programm ersetzen: Säuplatz live!
Vorhang
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