Der Geist des Hilda

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Der Geist des Hilda
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HILDA-EINWEIHUNG
SAMSTAG, 21. JULI 2012
PFORZHEIMER ZEITUNG
Freudige Stimmung: Die Aula des neuen Hilda-Gymnasiums war voll besetzt, als Schulleiterin Edith Drescher den Festakt eröffnete. Mit dabei auch Mitglieder aus dem Stadtrat.
NUMMER 167
FOTOS: KETTERL
Der Geist des Hilda
Edith Drescher. Er habe eine besondere Beziehung zur Schule.
„Ich wurde 1973 eingeschult und
habe dort mein Abitur gemacht.
Als ich dann nach Pforzheim zurückkehrte, war ich entsetzt, denn
baulich hat sich dort in all den
Jahren nichts geändert. Es war
Zeit, die alte Schule abzureißen,
damit wir keine zweite Nordstadtschule bekommen“, sagte er.
Neues Hilda-Gymnasium
wird mit Feierstunde
offiziell eingeweiht.
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OB Gert Hager
überreichte Fotografien
aus drei Generationen.
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SABINE SIMON | PFORZHEIM
Wehmütig blickte gestern sicher Respekt und Toleranz
der eine oder andere nach links, Hager plauderte von eigenen Erinan die Ecke Kiehnlestraße/Muse- nerungen an die Schulzeit, etwa
umstraße, zum „alten Hilda“. Me- von seiner alten Lehrerin und eheter für Meter, Stein um Stein wird maligen Schulleiterin Gertrud
das aus dem Jahr 1908 stammen- Heinrich oder seiner ersten Dede historische Gebäude gerade monstration an der Luisenstraße,
dem Erdboden gleichgemacht. um den Bau des Parkhauses zu
Damit an gleicher Stelle bald in ei- verhindern. Die Hildaner seien
immer eine Familie gewener neuen Dreifelder-Halle
sen, denn „in der Schule
gesportelt werden kann.
geht es nicht nur um
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em Leben, gestern erst
zwei Tafeln, die im Kunstwurde das Schulgebäude
unterricht einer achten Klasse
in einer Feierstunde offiziell
entstanden waren. Sie zeigen die
seiner Bestimmung übergeben.
Wehmütig waren vor allem alte und neue Schule. Dort stehen
auch die vielen Ehemaligen, die Begriffe wie Respekt, Toleranz,
gekommen waren, um beim Be- Kreativität oder Zivilcourage.
Schulleiterin Edith Drescher erginn einer neuen Ära dabei zu
sein – Schüler, Lehrer und Eltern. innerte an die Bauzeit: „Es gab so
Mit dabei waren auch die beiden manchen Tag in den letzten drei
ältesten, noch lebenden ehemali- Jahren, an dem ich dachte, dass es
gen Schülerinnen: Gertrud Kern diesen Moment nie geben wird.
und Inge Kunzmann. Die beiden Das Hilda, dem Sie alle so verbunFrauen hatten im Jahr 1937 ihr Ab- den sind, erstrahlt in einem neuen
itur gemacht und sind Zeitzeugen Gewand. Es ist ein Wendepunkt
der bewegten Geschichte der und Neuanfang, der mich sehr
Goldstadt – und des Gymnasiums. glücklich macht.“ An die Schüler
Oberbürgermeister Gert Hager richtete sie folgende Worte: „Es ist
überreichte Fotografien aus drei Euer Haus. Passt darauf auf und
Generationen – ab 1908, Zerstö- achtet es. Das alte Hilda werden
rung und Wiederaufbau sowie wir in lebendiger Erinnerung halneues Hilda – an Schulleiterin ten.“
Philipp Dörflinger (links) und Ricco Burkhardt fingen den Duft des Hilda ein.
Der Unterstufenchor gab traditionelle französische Chansons zum Besten.
Architekt Götz Biller überreichte den Schlüssel an Schulleiterin Edith Drescher.
Lustig ging es bei den beiden
Schülersprechern Ricco Burkhardt
und Philipp Dörflinger zu. Sie
hatten sich für ihr Grußwort
mächtig ins Zeug gelegt und hatten sich zuvor heimlich mit einem
kleinen Döschen ins alte Hilda geschlichen. „Damit jeder noch eine
gute Nase voll Hilda nehmen
kann“, sagten sie und lachten. Es
habe eben seinen eigenen Duft gehabt: „Es riecht dort drüben schon
immer gleich. Nach Angstschweiß, Putzmitteln und Autoabgasen.“
Sie nahmen die Gäste der Feierstunde mit auf eine Zeitreise, erzählten von Versteckmöglichkeiten, den subtropischen Temperaturen im Keller oder der muffigen
Turnhalle. „Die alte, charmante
Dame hatte ein besonderes Flair.
Die Hilda-Familie wird dieses immer bewahren“, sagten sie. Den
Geist hätten sie ohnehin mitgebracht: „Es ist gruselig. Wie von
Geisterhand geht das Licht aus,
oder die Jalousien gehen hoch
und runter.“ Trotz der Kinder-
krankheiten käme die neue Schule
sehr gut an. Die Festrede sprach
Oberstudiendirektorin i. R. und
Buchautorin Maria Halbritter, die
lange Jahre das Edith-Stein-Gymnasium in Bretten geleitet hatte:
„Schulentwicklung braucht Mut,
Maß und Zeit“, sagte sie und bot
einen Blick auf Vergangenheit und
Zukunft von Schule, Schulgemeinschaft und Bildung.
Investition in die Zukunft
Auch der verantwortliche Architekt Götz Biller, Architektenbüro
Rossmann und Partner, hatte es
sich nicht nehmen lassen, ein paar
Worte über Planungsphase, bauliche Besonderheiten und Probleme
zu sprechen. „Investitionen in die
Ausbildung sind Investitionen in
die Zukunft“, sagte er. Und Elternvertreter Rüdiger Jungkind blickte
hoffnungsvoll in die Zukunft: „Mit
Mut, Verstand und den richtigen
Ideen kommen wir weiter.“
Heute feiert die Schulgemeinde
von 10.30 Uhr bis 16 Uhr ihr neues
„Zuhause“ mit einem Schulfest.
Punktlandung beim Klinker-Schätzen
Alte Bekannte: Gertrud Heinrich und ihr
ehemaliger Schüler Erik Schweickert.
Architekt Götz Biller, Maria Halbritter
und der stellvertretende Schulleiter Rainer Raupp (von links).
Aus wie vielen Klinkern besteht
die Fassade des neuen Hilda-Gymnasiums? Diese Frage hatte die
„Pforzheimer Zeitung“ ihren Lesern gestellt, verbunden mit einer
Einladung zur offiziellen Eröffnungsfeier. Von 37 999 bis
671 333 Steinen lauteten die
Schätzungen. 127 680 Klinker
hatte Harald Pross als Lösung
eingeschickt und vermerkt: „Ich
hoffe, ich bin besser als meine
Frau.“ Sie hatte sich auf 110 400
Stück festgelegt.
In der Tat hat ihr Ehemann fast eine Punktlandung geschafft, denn
Gerhard Biehmelt, der Leiter des
städtischen Gebäudemanagements, hatte rund 126 000 Steine errechnet – 56 Stück pro Quadratmeter bei einer Fläche von
2250 Quadratmetern. Und über
diese war der Gewinner ebenfalls
zu seiner Zahl gekommen. Der
Büchenbronner hatte im Internet
recherchiert und war auf die Aus-
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Vom OB signiert: Oberbürgermeister Gert Hager überreichte Sonja Pross den
„Ehrenklinker“ zur Einweihung des neuen Hilda-Gymnasiums.
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schreibung der Stadt Pforzheim zur
Fassadenverkleidung gestoßen.
Den „Ehrenklinker“, von Oberbürgermeister Gert Hager signiert, konnte
er gestern jedoch nicht in Empfang
nehmen, da er beruflich verhindert
war. Dafür freute sich Sonja Pross
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(geborene Schlafer) stellvertretend für ihren Mann Harald um so
mehr, ging sie doch bis 1973
selbst aufs Hilda-Gymnasium. In
dem der OB ebenfalls die Schulbank der früheren Mädchenschule
drückte. ef-te
Das Blockflöten-Ensemble der Schule begeisterte mit einem Spiritual.