Die eucharistische Andacht "Mich dürstet

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Die eucharistische Andacht "Mich dürstet
Die eucharistische Andacht
"Mich dürstet - wir stillen den Liebesdurst Jesu"
Warum diese Andacht? - ein paar Vorbemerkungen
"Mich dürstet" (Joh 19, 28) Das ist eines der sieben letzten Worte Jesu am Kreuz. Gemeint ist
nicht nur der Durst nach Wasser für den ausgetrockneten und so furchtbar leidenden Körper,
gemeint ist va. der Durst nach Liebe und Seelen. Dieser Aufschrei, Ausdruck tiefster Liebe
und Sehnsucht nach uns Menschen, ist bis heute nicht verstummt. Immer wieder hat Gott im
Laufe der Geschichte diesen Liebesdurst grossen Persönlichkeiten und Heiligen offenbart.
Im Jahre 1946 erging dieser Ruf des schmerzlichen Liebesdurstes Jesu an Mutter Teresa von
Kalkutta. Der Durst Jesu am Kreuz wurde für sie zur Berufung innerhalb der Berufung, wie
sie es nannte. Gott wollte eine Kongregation, also Schwestern (später auch Brüder und
Priester) die einzig dazu da sind, diesen unendlichen Liebesdurst im Herzen Jesu zu stillen.
Wie sollte das geschehen? Im Feiern der Eucharistie und der eucharistischen Anbetung, wo
Jesus verborgen in der Gestalt des Brotes lebendig unter uns weilt und im Dienen an den
Ärmsten der Armen, in denen Jesus in der Gestalt der Armut verborgen ebenfalls mitten unter
uns lebendig gegenwärtig ist.
Dieser erneute und so explizite Aufschrei Jesu "Mich dürstet" in der heutigen Zeit ergeht an
uns alle! Der Ausspruch des Hl. Franziskus "Die Liebe wird nicht mehr geliebt!" ist heute
aktueller denn je. Wir alle sind berufen den Liebesdurst Jesu zu hören und seinen Liebesdurst
mit Liebe und Hingabe zu beantworten. Wir alle sind berufen, den dürstenden Jesus in der
Gestalt der Armen zu erkennen und ihm zu dienen.
Die nun hier vorgestellte eucharistische Andacht "Mich dürstet - wir stillen den Liebesdurst
Jesu" ist eine Antwort auf die so grosse Liebessehnsucht im Herzen Jesu.
Das umso mehr, da gerade in den deutschsprachigen Ländern die Eucharistie in einer tiefen
Krise steckt. Das Sakrament der Eucharistie wird von vielen Menschen überhaupt nicht mehr
verstanden und somit auch nicht geschätzt. Liturgische Missbräuche sind weit verbreitet und
richten viel Schaden an, weil sie das eigentliche Geheimnis regelrecht verdunkeln. Ja, sie
verstellen geradezu den Weg zu einer tieferen Liebesbeziehung zum Heiland im Sakrament
der Eucharistie! Es gibt offensichtliche Bestrebungen und Aktionen, die darauf hinauswollen,
die Priester und die hl. Eucharistie überflüssig zu machen und abzuschaffen. Vielerorts kann
oder möchte man keine hl. Messe mehr feiern. Wächst aber mit den fehlenden
Eucharistiefeiern die Sehnsucht im Herzen der Menschen nach diesem Geheimnis? Nein, das
Gegenteil ist der Fall. Der Glaube schwindet immer mehr, wie das Holzscheit, das ehemals
glühend war und nun weit entfernt vom Feuerherd liegt. Die restliche Glut verlöscht ganz und
es erkaltet vollständig.
Auf diesem Hintergrund nun, lassen Sie mich erklären, was gemeint ist mit den
eucharistischen Andachten "Mich dürstet - wir stillen den Liebesdurst Jesu".
Diese Andacht ist in erster Linie gedacht für Regionen, wo va. unter der Woche kaum mehr
hl. Messen gefeiert werden. Sie ist nach einem einfachen Schema aufgebaut und soll so Laien
vor Ort eine regelmässige Durchführung ermöglichen. Die hauptamtlichen Seelsorger sind
somit entlastet.
Die eucharistische Anbetung müsste in allen Pfarreien praktiziert werden. Das hat Mutter
Teresa einmal in einem Vortrag an Priester gefordert als sie sagte: "Tragt zu den Andern diese
Freude der Anbetung. Wir (gemeint sind die Missionarinnen der Nächstenliebe) würden sie
gerne in jeder Pfarrei einführen, mindestens einmal in der Woche, um alle zu versammeln, die
Durst haben nach Gott. Ich habe niemals, niemals einen so grossen Durst Gottes gesehen, wie
ich ihn heute sehe, in allen Ländern, in denen die Schwestern arbeiten. Es ist eine wunderbare
Gabe Gottes, dass wir uns Ihm nähern können im Tabernakel und von Ihm so viel Liebe und
Zärtlichkeit empfangen!"
Ich bin überzeugt, dass es die eucharistische Anbetung sein wird, die uns wieder einen neuen
lebendigen Zugang zu Jesus Christus in der hl. Eucharistie erschliesst, dass sie es ist, die das
Feuer der Liebe zum Herrn in diesem Sakrament wieder entflammt und unsere katholische
Kirche erneuert! Die selige Mutter Teresa sagte auch: "Seit wir in unserer Kongregation die
tägliche eucharistische Anbetung eingeführt haben, ist unsere Liebe zu Jesus tiefer geworden,
die Liebe untereinander herzlicher und die Liebe zu den Armen inniger." Die eucharistische
Anbetung ist es auch, die unser Menschenbild erneuert und den Menschen wieder das sein
lässt, was er eigentlich ist, ein Kind Gottes mit einzigartiger Würde. Folgender Ausspruch der
sel. Mutter Teresa zeigt, wie sehr für sie die Eucharistie und die Anbetung die Mitte ihres
Lebens ausmachte: "Jeder Augenblick des Gebets, besonders vor unserem Herrn im
Tabernakel, ist immer ein Gewinn. Die Zeit, die wir mit diesem täglichen Gespräch mit Gott
verbringen, ist der kostbarste Teil des ganzen Tages." Unsere Pfarreien bleiben oder werden
lebendig in dem Masse wie sich Menschen mit Liebe und Hingabe vor dem Allerheiligsten
versammeln! In Japan hat eine christliche Gemeinde 260 Jahre lang ohne Priester überlebt,
weil sie eine konsekrierte Hostie aufbewahrte und Jesus in der hl. Eucharistie verehrte!
Einige praktische Bemerkungen zur Andacht:
Die Andacht muss auf verschiedene Menschen Rücksicht nehmen: Kirchlich Engagierte und
Kirchlich Distanzierte sollen sich wohl fühlen können. Es gibt Menschen, die Mühe haben mit
längerer Stille, wieder andere werden unruhig, wenn zu viele Gebete gesprochen werden.
Darauf soll Rücksicht genommen werden. Für Mitfeiernde und Vorbereitende ist es am
besten, wenn die einfache gleich bleibende Grundstruktur der Andacht beibehalten wird. Aus
der beiliegenden Gebets- und Liedauswahl können Gebete und Lieder ausgewählt und an den
vorbestimmten Stellen in die Andacht eingefügt werden. Sie erlauben, dass die Betenden in
den Raum der Stille auf ganz persönliche Weise hineingeführt werden können, in diesen
Raum, wo sie mit Gott eins werden. Deshalb jeweils nur ein Gebet auswählen und nicht zu
viele Lieder! Einige längere thematische Gebete und Meditationen sind in einem Anhang
aufgeführt. Diese sind nur gedacht für besondere Gedenk- und Festtage, wenn mehr Zeit
vorhanden ist und die Gruppe für bestimmte Anliegen beten möchte. Bei allem geht es darum,
dass Gott durch sein Wort im Evangelium, wie auch in der Eucharistie zu den Herzen
sprechen kann. Hören wir dazu die sel. Mutter Teresa: "Wir brauchen die Stille, um Gott in
uns zu vernehmen, ihn in unserem Herzen sprechen zu hören. Gott ist ein Freund der Stille.
Die innere Stille verwandelt uns und lässt uns alles auf neue Weise sehen. In dem Mass, wie
Lärm und Eigenbewegung in unserem Innern aufhören, ordnet sich unser Geist, fällt der
Druck der Fremdbestimmung von uns ab, steigen neue Einsichten in uns auf. Im Schweigen
werden wir von Gottes eigener Schaffenskraft erfüllt."
Ideal wäre es, wenn eine kleine Vorbereitungsgruppe (viel vorzubereiten gibt es nicht) vor der
Andacht den Rosenkranz beten könnte. Der Muttergottes wollen wir alles anempfehlen. Sie
wacht über allem und ist die eigentliche Lehrmeistern für unser kontemplatives Beten: Die
sel. Mutter Teresa sagt: "Das Schweigen des Geistes und des Herzens können wir von Maria
lernen. Sie "bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen" (Lk 2,19). Durch ihr
Schweigen konnte sie Jesus so nahe sein… Wären wir doch wie Maria von der Notwendigkeit
des Schweigens überzeugt! Ich glaube, dann würden wir klar erkennen, wie wir zu einer
tieferen Einheit mit Gott finden können" Beten wir, dass viele Menschen mit der Hilfe der
Muttergottes durch diese eucharistische Andacht zur tieferen Einheit mit Gott finden und den
tiefen Liebesdurst im Herzen Jesu stillen!
Pfr. Andreas Gschwind