Fleckenteufel (Hörbuch) - „Flecken im Schlafsack“ Moinsen

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Fleckenteufel (Hörbuch) - „Flecken im Schlafsack“ Moinsen
Fleckenteufel (Hörbuch)
-
„Flecken im Schlafsack“
Moinsen Hörbuchhörer,
nachdem ich mich also frohen Gemütes meinem Bericht zum Thema „Feuchtgebiete“ widmete und
ich mich sportlich als Möger dieser Literatur outete, erreichte mich sogleich eine Empfehlung, die
sich als frisch erschienenes Pendent zum Thema deklariert: „Fleckenteufel“!
=== „War es VIVA?“ ===
„Fleckenteufel“ – Autor Heinz Strunk. Strunk, Strunk, Strunk… grübel… woher kenne ich diesen
Namen nur? Strunk… Wo habe ich diesen Namen schon mal gehört? Handelt es sich um den „Ichhabe-fertig-Strunk“? – Nein, der hieß Strunz und war Fußballer und kein Schriftsteller. Obwohl dies ja
auch nicht abwegig wäre, wenn man so seine Fußballkollegen sieht. Egal! Was also soll mir der Name
Strunk sagen? Okay, ich puzzele mal ein wenig in meinem Gehirn. Autor, Fernsehen, Bücher, Zeitung,
Radio – Stimmt, jetzt weiß ich woher ich diesen Namen kenne. Heinz Strunk, ein Kabarettist, dessen
Show ich irgendwann mal im Fernsehen gesehen habe. War nicht sonderlich witzig, aber man konnte
schmunzeln. War es VIVA? Gute Frage, ich weiß es nicht mehr so genau. Und dann war da noch sein
hoch angepriesener Weltbestseller „Fleisch ist mein Gemüse“ den ich mir sogar einverleibt habe irgendwann, als ich noch jung und knackig war – Und ich erinnere mich entfernt daran, dass mir der
Roman sogar gefallen hat. Ist das Buch nicht sogar in den Kinos gelandet?
Heinz Strunk also, der Hamburger Schriftsteller und Kabarettist hat sich also mal wieder bemüht
einen Roman zu schreiben. Na gut, ich vereinbare mit meinem Ego, dass ich mir diesen Roman antue
und demnächst reinziehen werde. In der Hoffnung, dass es sich hier nicht um einen scheinheiligen
Abklatsch von „Feuchtgebiete“ handelt.
Und genau diese Hoffnung scheint zu brechen, als ich sehen muss, dass die Aufmachung des
„Fleckenteufels“ dem des Roches-Romans zum Verwechseln ähnlich sieht. Ist das denn die
Möglichkeit? Statt dem „Feuchtgebiete – Pflaster“ thront ein weißer, flauschiger Frotteewaschlappen
auf dem bläulichen Cover des Buches. Oh nein, offenbar möchte hier irgendjemand am Erfolg des
Roche-Buches anschließen und macht dies vom äußeren Erscheinungsbild abhängig. Ist es der
Rowohlt – Verlag der sich daran bereichern möchte oder gar der Autor selbst? Man weiß es nicht,
dennoch, die Zweifel bleiben in meinem Kopf stecken wie die Nadel im Heuhaufen: Ob sich hier
wirklich etwas Sinnvolles verbirgt?
Meine Gedanken schwirren weiter. Ich sinniere, ob sich in meiner derzeitigen zeitbegrenzten Lage
wirklich ein Buch lohnt. Es ist unglaublich, wie oft ich derzeit unterwegs bin. Gassi gehen mit dem
Wuffel, einkaufen, spazieren gehen, zur Arbeit fahren… meine Güte, was bin ich doch für ein
vielbeschäftigter Mensch. Egal, doch diese Zeit kann man doch eigentlich nutzen, um sich zu bilden.
Gute Idee. Dank meines mobilen Mp3-Players und den unfähigen Radioprogrammen in meinem CDAutoradio liegt die Lösung also direkt auf der Hand. Ein „Fleckenteufel - Hörbuch muss her! Ich
entscheide mich also für die Vorlese- und gegen die Selbstlesevariante.
=== „Sommer 1977“ ===
Online bestellt liegt das Hörbuch mit seinen vier Audi – CDs bei lockeren € 20,00 (inklusive Versand).
Kein unbedingtes Schnäppchen, wenn ich bedenke, dass die Lektürezum Selbstlesen für freundliche
acht Euro weniger zu haben wäre. Nein, hier wird nicht gemeckert, schließlich habe ich mich für die
luxuriöse Methode entschieden, ich lasse vorlesen, spare und nutze sogar noch Zeit – sowas will
natürlich bezahlt werden.
Zwei Tage nach meiner Bestellung (buecher.de) liegt das Hörbuch in meinen Händen, bereit sich in
meine Hörorgane zu begeben. Die vier Audio – CD´s befinden sich selbstverständlich fein säuberlich
umhüllt in einer Plastikbox. Knopfi hat mal nachgemessen: 14x12x2cm. Der Wiedererkennungswert
zur Pappvariante ist unverkennbar vorhanden: Hellblauer Hintergrund, weiße geschriebene Lettern,
die den Titel des Buches verraten und direkt unter dem mittlerweile berühmten Frotteewaschlappen
prangern. In roten Buchstaben erfährt der Hörerprobte, dass der Meister höchst persönlich lesen
wird. Ich verneige mich! Hmm… Schon wieder diese erkennbare Ähnlichkeit zum Outfit von
„Feuchtgebiete“. Büdde, büdde, büdde liebe Götter des Lesens: Lasst mich hier nicht so einen Kram
bestellt haben, der dem von „Feuchtgebiete“ ähnelt! Mögen Sie mich erhören.
Die Rückseite der Coverbox weißt überraschenderweise keine Besonderheiten auf. Die altbekannten
Worte, welche Story den Hörer erwartet, die ewig einsamen Strichcodes und ISBN-Nummern (9783938781968), die immer und immer wieder ihre Abnehmer finden wollen.
Nun ist meine Spannung wirklich groß und ich schnappe mir den Hund und düse mit meinem Mp3Player gen Draußen. Die Luft ist herrlich, herrlich für einen großen Spaziergang. Mich freuts und den
Hund sowieso!
CD Nummer eins beginnt und ich denke nur: Oh nein! Was ist das denn für ein Honk der das hier
vorliest? Starke Aussprachestörungen rinnen in meine Gehörgänge, die umher spritzende Spucke, die
dem Vorlesenden aus der Gusche spritzt, habe ich direkt vor meinen Augen. Igitt, das geht ja schon
mal gut los. Eines der vielen gewollten Dinge, die so ein Hörbuch mit sich bringt: Alles wirkt echt. Ich
erinnere mich, dass hier kein geringerer als der Meister Heinz Strunk himself sein Werk vorliest.
Lispelt er wirklich so stark? Das habe ich überhaupt gar nicht in Erinnerung. Na toll! Dank meiner
Gedanken über die Sprachschwierigkeiten von Heinz Strunk habe ich die Hälfte der Story verpasst.
Also nochmal von vorn!
Sommer 1977. Der sechzehnjährige Thorsten Bruhn lebt in einem Hamburger Hochhaus und ist damit
die Hauptfigur des Buches. Die Umgebung ist eher brüchig, die finanziellen Mittel der Eltern nicht
gerade unbegrenzt. Hier kommt es ganz gelegen, dass die evangelische Kirsche in den Sommerferien
eine Ferienfreizeit vollzieht. Für freundliche 343,- (Achtung!) Mark ist diese Ausfahrt für alle
Teilnehmer erschwinglich. In diesem Jahr geht es für zehn Tage an die Ostsee, nach Scharbeutz um
genau zu sein.
Bewaffnet mit 40,- Mark Taschengeld begibt sich Thorsten also zu dem gemeinsamen Treffpunkt am
Gemeindehaus. Er ist viel zu früh dran und muss warten. Erste unangenehme Gedanken
durchpflügen ihn: Welche der Jugendlichen werden außer ihm noch an der Ausfahrt teilnehmen?
Wird das alles gut gehen? Thorsten ist so aufgeregt, dass er gleich zwei Zigaretten hintereinander
raucht, was er schnell bereuen wird. Denn sein Darm macht sich bemerkbar, so sehr, dass er es kaum
aushält. Um im Original zu bleiben: „Ich muss sowas von dringend kacken!“…
=== „Sagenhaft!“ ===
Die ersten Minuten habe ich hinter mich gebracht und festgestellt, dass ich weiter gelaufen bin als
ich jemals wollte. Tatsächlich habe ich mich an die Aussprachestörungen des Vorlesers gewöhnt und
muss nun feststellen, dass es eben genau dies ist, was der Story den nötigen Biss verleiht. Auf gut
Deutsch: Es passt wie die Faust aufs Auge. Dazu der kernige Hamburger Slang – genial.
Die ersten drei Kapitel der ersten CD sind wahrlich gut ausgewählt und bewegen sich alles andere als
im Langweilersegment. Nein, eher im Gegenteil. Das Vorstellen der Hauptfigur, der einzelnen
Teilnehmer und dessen Charaktere lassen die Spannung leicht ansteigen. Zudem kommt die
„Kackszene“, die Strunk ausführlich beschreibt. Und wisst ihr was? Es ist sowas von real und gut
beschreiben, dass einem die Szene direkt vor Augen schwebt. Das kuriose, man sieht sich ein wenig
selbst im Spiel. Zum ersten Antesten mal einen kleinen Auszug aus eben dieser Szene:
~~~
„… Ich habe noch gar keine geraucht heute, bin einfach noch nicht dazu gekommen vor lauter Stress.
Jetzt habe ich tierischen Schmachter und stecke mir gleich zwei Zigaretten hintereinander an. Die
erste hastig eingesogen und schön bis zu Filter runter, wie es sich gehört. Als ich die zweite gerade
halb aufgeraucht habe, stellt sich plötzlich heftiger Arschdruck ein. Die verdammte Raucherei! Vor
Aufregung und Hektik und Angst habe ich heute noch gar nicht gekackt. Und gestern auch nicht! Das
rächt sich ausgerechnet jetzt! Ich könnte die Toilette des Gemeindehauses benutzen, aber Kacken ist
etwas Schmutziges, das man privat für sich machen muss. Ich lasse erstmal eine Ladung
Entlastungspups kommen. Pfffffffffgllll! Igitt! Ein stiller Kriecher mit dumpferdiger Blume, in die sich
im Abgang eine beißende Note einschleicht. Zeitlupenhaft zieht der braune Dunst nach oben und
bleibt stehen, weil es ja praktisch Windstill ist. Pfffffffgllll! Statt den Gestank weg zu wedeln, schiebe
ich gleich noch einen hinterher. Ohne Geräusche geht es diesmal nicht ab. Herrlich riecht das!
Krabbelkinderstumpfsinn. Die Luft steht, und steht, und steht. Warum man wohl seine Pupse gerne
riechen mag, seine Kotze jedoch nicht? Das muss doch einen Grund haben, es gibt schließelich für
alles einen Grund. Pffffffchchchch!!! Noch einer. Pfffffgrrrrchhchch!!! Lach…und noch einer! Die
Wolke kann sich gar nicht so schnell verflüchtigen wie ich nachlege. Bestimmt ist schon das
Gemeindehaus plus Grundstück eingenebelt, aber was soll ich machen? Ist das alles peinlich. Das
ganze Leben ist peinlich!
Vor der Abfahrt muss ich unbedingt kacken! Das Busklo ist wenn überhaupt nur für kleine Geschäfte
zugelassen. Für Scheißen kommt man ins Gefängnis. Ich schau auf die Uhr. Kurz nach zwei. Um drei
ist Abfahrt. Bleibt also noch eine ungestörte halbe Stunde, mindestens. Pfffffrrrrgchchchch! Ich habe
es echt raus, die Knatterei ruhig und gleichmäßig zu halten. Alles eine Frage der Kontrolle. Ein gut
funktionierender Schließmuskel ist ebenso wichtig wie eine Lunge, die nicht dauern in sich
zusammen fällt. Das ist mir eingefallen, nachdem Dirk Kessler letztes Jahr mit eingefallener Lunge ins
Krankenhaus musste und fast abgenippelt wäre. Meine Güte, wo kommt das nur alles her? Ich habe
doch nichts Besonderes gegessen. Rote Paprikaschoten gefüllt mit Hack. Als Beilage Reis und als
Nachtisch Rhabarberkompott. Wahrscheinlich ist es der Rhabarber. Scheiß Rhabarber! …“
~~~
Na, kommt euch davon irgendetwas bekannt vor? Hmm… irgendwie schon, oder? Merkwürdig, wie
schnell man sich an ähnliche Situationen erinnert, die einem selbst schon unter gekommen sind.
Gerade solche „Ich-Muss-Mal-Dringend-Groß-Situationen“ sind doch schon jedem von uns mal
untergekommen. Ob man ähnliche Gedanken gehegt hat, wie Thorsten Bruhn hier im Hörbuch bleibt
jedem sein eigenes Geheimnis ;-).
Spätestens nach dieser Szene ist man mittendrin und regelrecht gefesselt. Ein Ausschalten ist für
mich nicht drin. Zumindest nicht im Moment. Gut, dass ich mich für den Großen Gassi-Weg
entschieden habe. Sowas nennt man wohl siebenter Sinn. Die Strunk´schen Sprachprobleme sind
regelrecht vergessen, zu sehr passen sie zur Hauptfigur. Wieder ein Vorteil, dass sich der Meister
selbst dem Lesen angenommen hat. Er kennt seine Figuren und weiß, mit welchen Betonungen sie
am Besten wirken. So ist beispielsweise die mit nach Scharbeutz reisende Figur des Herrn Schrader,
der als allein stehender Großkotz und Schwätzer beschrieben wird, großartig „synchronisiert“.
Während Detlef, ein merkwürdiger Junge, der die Angewohnheit hat Essen jeglicher Art nach zu
salzen mit einem Nase-Zu-Halten-Slang wieder gegeben wird, spricht Chefaufpasser Pastor Schmidt
in reinem Hochdeutsch. Genau in diesen Gesten offenbart Heinz Strunk die Wichtigkeit der Personen
für Thorsten. Herr Schrader, Detlef, die dicke Gundula: dumpfbäckig, einfach nur dumm. Pastor
Schmidt, Peter Eder, Sabine Bohne: rein, hübsch, perfekt.
Thorsten, mittlerweile nun im Scharbeutzer Ferienlager angekommen, was sich als Zeltlager - kurz
„Nougathöhle“ – entpuppt. Seine Sorgen, dass er keinen Anschluss an seine Mitreisenden findet,
bestätigen sich. Er kann und kann einfach mit niemandem Freundschaft schließen, obwohl er fast alle
aus der Schule kennt. Thorsten schiebt dies auf seine Größe. Irgendwann muss sein Körper
beschlossen haben, nicht mehr wachsen zu wollen und so ist er der Kleinste unten den Jugendlichen,
was sich natürlich auch in seinem Ego widerspiegelt. Doch Thorsten ist zäh. Er holt sich seine innere
Stärke vorerst aus dem Lesen von Kriegsliteratur und den „Fünf Freunden“. Besonders aus Letzterem
muss er ein Geheimnis machen, da wohl niemand mehr in seinem Alter diesen Kram lesen dürfte.
Doch die „Fünf Freunde“ geben ihm immer wieder Inspirationen, insbesondere an den Essenszeiten.
Die dünnen Kriegsbücher handeln vom zweiten Weltkrieg aus deutscher Sicht. Die Soldaten sind in
Stahlingrad stationiert und mitten im eisigen Kampf. Hier entstammt seine Fantasie. Alles was
jeglichen Situationen ähneln könnte, wird in diese Szenen umgesetzt. Natürlich nur insgeheim.
Doch dann begeht Thorsten einen Fehler. Bei einem Völkerballspiel schießt er die dicke Gundula mit
voller Wucht ab, was bei seinen Mitjugendlichen auf Unverständnis führt. Nun ist Thorsten ganz
allen, niemand möchte mehr etwas mit ihm zu tun haben. Bis Pastor Schmidt ihn zu einem Damespiel
einlädt. Hier bekommt er nun endlich den gewünschten Anschluss zu anderen Jungs, mit denen er
Freundschaft schließen kann. Endlich!
~~~
„… Schon wieder Spieleabend. Fast alle spielen in den gleichen Besetzungen wie gestern. Peter
Behrmann: Alleine. Ich auch. Heiko und Thiedemann unterhalten sich angeregt. Kein reinkommen.
Ich warte darauf, dass mich Pastor Schmidt auffordert, die müde Partie von gestern fortzusetzen.
Mein Schicksal bis in alle Ewigkeit: Pastor Schmidt und ich sitzen uns gegenüber, getrennt durch ein
Spielbrett. Schweigend rücken wir Stein um Stein um Stein, Mühle, Mühle, Mühle. Doch dann
passiert, was ich nicht für möglich gehalten hätte: Heiko kommt zu mir herüber. „Sag mal, spiel´ste
Doppelkopf?“ – „Ja!“ – „Thiedemann auch, da brauchen wir noch einen vierten Mann!“ Wieso habe
ich Roland Schmidt-Wagenknecht bisher eigentlich übersehen? Wie Frau von Roth hat er diesen
gewissen Zug, ganz anders wie die Erdmann, Schmidt, Eders und Stanischewskis dieser Welt. Scharf
geschnittenes Gesicht, Höckernase, überheblicher Blick: Von oben herab. Dünkeln nennt man das in
Adelskreisen. Blasiertheit. Ich kenne sonst niemanden mit Doppelnamen. Doppelnamen sind die
Vorstufe zum Adel. Peter Scholl-Latour, Kaiserliche Hoheit Otto von Habsburg, Roland SchmidtWagenknecht, Balduin von Ludmann. Heiko heißt mit Nachnamen Ross und jetzt kommt´s: Sein Vater
ist KfZ-Sachverständiger. „Gestatten Ross…hahahaha!“ Ob der Name gut für´s Geschäft ist?
Wahrscheinlich gerade. Wir spielen ohne viele Worte zu wechseln. Der Schöne, der Coole und der
Adlige. Ich (der Kleine) habe es mit den drei geilsten Typen überhaupt zu tun. Ein Wunder, dass sie
mich überhaupt dabei haben wollen. Sagenhaft, spitze! ...“
~~~
=== „Sexualtrieb“ ===
Mittlerweile habe ich meine Höraktionen ins Auto verlegt und lasse mich von der Story während der
Fahrt berieseln. Ich bin regelrecht gefesselt und möchte wissen, wie es weitergeht. Gott sei Dank
habe ich mich nicht für das Buch entschieden! Das wäre ja was geworden. Knopfi überall am Lesen…
schmunzel…
Während nun unsere Hauptfigur endlich Anschluss gefunden hat, ist für ihn die Welt noch nicht in
Ordnung. Was belastet einen Jugendlichen im Leben mehr, als keine Freundin zu haben? Nichts!
Nein, und damit hat er sogar recht! Der Drang nach dem ersten Sexabenteuer ist immer da. Und
wieso sollte dieses erste Mal nicht im Ferienlager an der Ostsee passieren?
Thorstens große Liebe ist auch mit im Lager: Sabine Bohne. Der Schwarm der Jungs. Thorsten kennt
sie bereits von klein auf und indirekt besteht sogar eine diskrete Freundschaft zwischen den Beiden.
Doch die Liebe ist einseitig. Sabine hat bereits einen Freund. Doch für Thorsten nutzt ihr Freund sie
nur aus! Ihre perfekten Brüste, die langen Beine, das tolle Haar… Sie ist einfach zu schade für ihn.
Doch ihr dies zu sagen traut er sich nicht. Auch bei den anderen Mädels hat er keine Chance. Zum
einen ist nichts für ihn dabei, zum anderen traut er sich dank seiner Größe nicht, an sie heran. Lieber
gibt er sich diesbezüglich seinen Fantasien hin. Wobei wir wieder beim Thema Kackszene wären.
Nörgler, die bereits vorhin schon kopfschüttelnd meinten, igitt, das ist absolut nichts für mich,
bekommen nun noch einmal eine Chance, sich vom Können eines sexhungrigen, zu klein geratenem
Jugendlichen zu überzeugen. Während es ihm sein Darmtrakt schwer macht sein großes Geschäft zu
verrichten, können seine sexuellen Fantasien seinen Samenergüsse kaum halten. Genau hier trifft
Heinz Strunk mal wieder mitten ins Schwarze: Er beschreibt einfach vortrefflich. Seine Abenteuer
finden natürlich immer und immer wieder irgendwo in weiter Ferne statt, die liebeslüsternen
Personen wechseln ständig, doch sein Schlafsack saugt elanvoll seine Ergüsse immer und immer
wieder auf. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob Männlein oder Weiblein die Personen sind, die
ihn heiß macht. So ist es zum Beispiel auch Andreas, ein Jugendfreund aus Kindstagen, der Thorsten
mit seinem übergroßen Penis fast verrückt macht. Zu gern würde er sich mit ihm und seinem
Gehänge vergnügen. Doch dies liegt in weiter Ferne, Andreas ist alles andere als schwul.
~~~
„… Das Sitin endet damit, dass wir uns brav voneinander verabschieden und gegen eins in unsere
Zelte zurückschleichen. Der Grundstein für Sauereien ist gelegt. Fragt sich nur, wer ran darf.
Die drei Spastiker schlafen schon. Andreas hat seine Decke weggestrampelt und gibt den Blick auf
seinen Riesenpimmel frei. Hat er jetzt einen Steifen oder nicht? Schwer zu sagen, ganz schwer zu
sagen bei der Größe. Eine Sekunde lang überlege ich es zu prüfen, aber wenn er aufwacht bin ich
geliefert. Vielleicht auch nicht. Er wacht auf, ich halte ihm mit der einen Hand den Mund zu und mit
dem Wichsarm greife ich seinen Schwanz. Andreas verdreht die Augen und protestiert schwach:
´Hilfe! Hilfe, nicht! Was machst du da, ist Schlafenszeit!?` Aber sein Widerstand ist vorgetäuscht. Er
weiß es und ich weiß es auch. Vom Gestöhne und Geschubber werden Detlef und der Namenlose
wach. Detlef schlaftrunken: `Was ist denn? Was ist denn hier los? Ich will endlich schlafen!´ Doch
Geilheit ist ansteckend. Dem Namenlosen schießt das Blut in die Lenden. Er legt sich auf Detlef und
hält ihm den Mund zu. `Nun sei endlich still!´ Er nimmt seine Hand weg und küsst ihn auf den Mund.
Die Beiden züngeln wie wild, dann zieht der Namenlose Detlef die Unterhose runter…“
Diese oder ähnliche Gedanken flirren in Thorstens Kopf herum, wobei genau diese Szene wohl etwas
sehr übertrieben scheint. Egal, bekannt kommt es mir irgendwie schon vor. Waren wir nicht alle mal
jung?
=== „Fleckenteufel“ ===
Drei knappe Tage später bin ich durch mit dem „Fleckenteufels-Werk“! Zig gefahrene Kilometer im
Auto und elendige Gassigehstunden später habe ich es also hinter mich gebracht. Das ist Rekord!
Noch nie habe ich so schnell ein Hörbuch bezwungen. Alle anfänglichen Schwierigkeiten, sich dem
sprachgewandten Heinz Strunk zuzuhören sind verflogen und ich bin fast ein wenig traurig, dass das
Buch nun endlich ein Ende gefunden hat. Ganz im Sinne des Erfinders.
„Fleckenteufel“ ist in der Tat eine gelungene Antwort auf das Reizthema „Feuchtgebiete“. Während
der Charlotte- Roche-Roman sich mehr oder weniger mit den weiblichen Problemen beschäftigt, lässt
sich Autor Heinz Strunk an der Männlichkeit aus. Die Affinität ist verblüffend, nicht nur vom Cover
her (wobei laut Werbung der Autor nichts für die Ähnlichkeit kann). Beide Hauptfiguren sind
Teenager in den besten Jahren, sogar mit ähnlichen Problemen. Die familiären Beziehungen sind
nicht sonderlich perfekt und die direkte Leidenschaft zum eigenen Körper ist nicht mehr Hass als
Liebe. Doch im Mittelpunkt steht natürlich (wie soll es anders sein) der sexuelle Wille zum anderen
beziehungsweise zum selben Geschlecht.
Dennoch: Die Geschichten sind natürlich verschieden, auch wenn die Ähnlichkeiten in der Story
vorhanden sind. Die Tatorte sind woanders und letztendlich ist der Ekel- oder Lerneffekt beim
„Fleckenteufel“ wesentlich geringer wie beim „Schwesterroman“.
Heinz Strunk bietet dem Zuhörer alles, was ein gutes Hörbuch besitzen soll. Kuriose Rollenspiele,
leise Gedanken und sogar göttliche Gesänge sind vorhanden, in denen der Meister sich in Szene
setzt. Gut klingen ist natürlich etwas anderes, doch wir sind hier ja bei einer Erzählung und nicht bei
einer Castingshow! Strunk nutzt den Vorteil bestens aus, den selbst kreierten Personen ihren
eigenen, besonderen Charme zu verleihen, in dem er ihnen die perfekte Stimme gibt. Mal herzlich,
mal böse, mal laut, mal leise, mal herrlich, mal blöd. Jede Person wird beim genaueren Hinhören
besonders „aktiviert“, so dass dem Hörer ein Zusammenbauer der bildlich dargestellten Figur bestens
gelingt.
Dass der Autor persönlich sich mit dem Hörbuch befasst hat einen weiteren Vorteil: Er weiß die
besten Stellen sehr gut zu betonen und damit hervorzuheben. Was gerade bei einem Hörbuch
wichtig ist und diesem die nötige Würze verleiht. Dank des Hamburger Dialekts kommt das
nordische Geschehen an der Ostsee sehr gut zur Geltung und beweist, dass die Figuren tatsächlich
aus dem Hamburger Raum sind. Der Meister hat gesprochen!
„Fleckenteufel“ – Egal wie´s klingt, ist allemal nicht so eklig wie es so manch ein Nörgler beschreibt.
Die Geschichte lässt den Zuhörer (besonders die Männlichen) tatsächlich in die Vergangenheit zurück
schweifen und sich in die eigenen Tabus zurück versetzen. Und das passiert tatsächlich, wobei ich
hier nicht ins Detail gehen möchte und werde… ;-) Einen psychischen Lerneffekt sucht man hier
allerdings vergeblich. Wieso auch, man erinnert sich an alter Tage, das ist besser als jede positive
Resonanz im Leben.
Angenehm, spannender Hörgenuss – witzig und klasse in Szene gesetzt! Fünf tolle Sterne für das
Hörbuch von „Fleckenteufel“, das es für doch recht feurige € 20,00 im Online-Handel zu kaufen gibt.
Doch der Einsatz lohnt. Nicht nur für Freunde des Romans „Fleckenteufel“. Dennoch glaube ich, dass
Heinz Strunk mehr oder weniger die männliche Kultur anspricht. Mädels werden kaum Freude daran
finden… oder doch? Na ja, schließlich fand ich „Feuchtgebiete“ ja auch nicht doof!
PS: Für alle, die mehr über den Autor Heinz Strunk wissen möchte, seine Homepage
www.heinzstrunk.de hat etwas!
©knopfi.de´09

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