Interview mit den Degen Zwillingen

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Interview mit den Degen Zwillingen
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Ein Drink an der Bar mit den Degen-Zwillingen
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By Christian Nill / 31. Juli 2012 / Ein Drink an der Bar mit... / No Comments
Die eineiigen Zwillinge David und Philipp Degen ergänzen
sich perfekt.
Philipp und David Degen sind Profi-Fussballer und die bekanntesten eineiigen Zwillinge der
Schweiz. Weniger bekannt ist, wie die beiden Brüder funktionieren. Ein absolut
aufschlussreiches Protokoll unseres Bargesprächs über Business-Projekte, Dominanz,
Mamas Schoss und ersten Sex.
Von Christian Nill (Text) und Mischa Scherrer (Fotos)
David Degen erscheint als erster in der Bar des Restaurants Schmuklerski von Ex-Fussballprofi Thomas
Bickel. Es ist 21 Uhr. Er ist am Handy. Kurz darauf das Déjà-vu: Philipp Degen betritt die Bar, ebenfalls am
Handy. Beide bestellen eine Cola (Unser Barkeeper würde ihnen ein Coke Float zubereiten). David wird im
folgenden ca. 21 Mal «absolut» sagen.
Christian Nill: Weshalb treffen wir uns hier?
David Degen: Erstens weil das Schmuklerski eine Top-Location in Zürich ist und dem Ex-Fussballer Thomas
Bickel gehört. Zweitens macht das Schmuklerski bei unserem neuen, innovativen Projekt «Cresqo» mit.
Nill: Wir merken, Sie möchten Werbung machen. Also: Was ist Cresqo? Philipp, nutzen Sie den Steilpass von
Ihrem Bruder und erklären Sie uns in drei Sätzen, was es damit auf sich hat.
Philipp Degen: Also, …
David: Das muss ich beantworten.
Philipp: Ich kanns auch beantworten, aber David kanns besser.
David (zu Nill): Business-Fragen müssen Sie mir stellen. (lacht)
Nill: Aha. Also?
David: Cresqo ist ein neues, innovatives Projekt für die Reisebranche, Gastronomie und Retail. Es ist das
Gegenteil eines Rabattsystems wie Groupon oder DeinDeal. Wer via Cresqo seine Reise bucht oder z.B. hier im
Schmuklerski ein gutes Essen geniesst, erhält für den getätigten Umsatz einen bestimmten Prozentsatz
Cresqo-Punkte gutgeschrieben. Mit diesen kann sich der Kunde dann zusätzlich coole Markenprodukte wie
zum Beispiel eine Ray-Ban-Sonnenbrille kaufen. Ein toller Mehrwert.
Nill: Cresqo-Punkte sind also eine Art Alternativwährung?
David: Ja, könnte man sagen. Ein Cresqo entspricht einem Franken. Wenn jemand bei einem Umsatz von 100
Franken 30 Prozent in Cresqo zurück erhält, entspricht das effektiv 30 Franken, die er dann im Online-Store
1:1 einlösen kann. Das ist absolut neu und innovativ.
Journalist, David und Philipp Degen (v.l.). Foto: Mischa Scherrer
Wo ist der Haken?
Nill (zu Philipp): Weshalb soll jemand bei Cresqo mitmachen?
Philipp: Weil es so etwas noch nicht gibt. Man erhält ja einen Mehrwert. Und man geht ja sowieso ins
Restaurant essen.
Nill: Aber diese Cresqo-Punkte…
David: Darf ich antworten?
Nill: Geben wir Philipp noch eine Chance.
Philipp: Man bekommt ja noch 30 Prozent zurück.
Nill: Das kann ja nicht funktionieren. Wo ist der Haken?
David: Es gibt keinen Haken! Wir sind ein neues Tool für die Reisebranche. Wir können auf alle Reisen
mindestens 30 Prozent in Cresqo-Punkten gutschreiben.
Nill: Das habe ich verstanden, aber…
David: Wenn man für 1000 Franken Ferien bucht und 30 Prozent Cresqo-Punkte als Mehrwert erhält, dann
erhält man quasi 300 Franken zurück.
Philipps Handy spielt plötzlich einen lauten Club-Song.
Philipp zu David: Kann ich es kurz abnehmen?
David: Nein.
Philipp nimmt dennoch ab und geht kurz raus.
Nill: Da hat man dann also 300 von diesen Punkten. Und dann, was macht man damit?
David: Sie lösen Sie ein im Cresqo-Shop. Dieser Shop hat absolute Top-Brands! Zum Beispiel Sonnenbrillen
von Ray Ban.
Nill: Moment nicht so schnell. Der Kunde bekommt für einen realen Betrag, den er für eine reale
Dienstleistung bezahlt, diese virtuellen Punkte gutgeschrieben. Und mit diesen virtuellen Punkten kann er sich
dann wieder reale Dinge kaufen wie eine Sonnenbrille?
David: Richtig.
David Degen, der knapp ältere der beiden Zwillinge. Foto: Mischa Scherrer
«Ein ausgeklügeltes System.»
Nill: Was verdient denn dann der Sonnenbrillen-Hersteller? Eine virtuelle Kunstwährung? Damit wird er
kaum seine Löhne und Materialkosten bezahlen können…
David: Doch natürlich erhält Ray Ban von uns Geld: Wir kaufen ja dort die Produkte ein, die wir dann in
unserem Internet-Shop weiterverkaufen.
Nill: Ach so, Sie kaufen zu einem tieferen Einkaufspreis und setzen Ihre Marge obendrauf.
David: Genau, wir sind ein absolut ausgeklügeltes Margensystem. Ein System, das, ich sage es mit Stolz, das
absolut ausgeklügelt ist.
Nill: Dieses Geschäftsmodell basiert also auf der Differenz der Margen der verschiedenen Anbieter.
David: Richtig. Es ist wirklich ausgeklügelt.
Philipp ist inzwischen wieder zurück.
Philipp: Es steckt viel Arbeit darin.
David: Wir brauchten zwei Jahre, bis das Modell funktionierte.
Nill: Sie…
David: … Und ich sage es mit absolutem Stolz, dass wir wirklich ein Top-Produkt haben.
Philipp: Das ist wie mit den Cumulus-Punkten.
David: Richtig.
Philipp: Nur ist es bei uns 1 zu 1.
David: Richtig.
Nill: Gut, ich denke, nun hat man das System im Grossen, Ganzen kapiert. Was mich wunder nimmt: Sie
arbeiten u.a. auch mit dem Best of Swiss Gastro zusammen, dem Publikumswettbewerb. Wo profitieren Sie
voneinander?
David: Das ist zurzeit einer der absolut angesagtesten Brands in der Gastroszene. Und für uns ist es zentral,
dass die Gastronomen und auch Hoteliers wissen, dass Cresqo für sie eine echte Win-win-Situation ist und sie
wirklich etwas zurück erhalten, wenn sie ihre Angebote auf unserer Seite publizieren.
Nill: Danke, die Werbepause ist nun vorbei. Eine letzte Frage dazu noch: Wie viel Geld haben Sie in dieses
Business-Projekt gesteckt?
David: Ich spreche nie über Geld.
Nill: Eigentlich schade, nicht?
Philipp: Nein.
David: Nein.
Fotograf Scherrer lacht.
David: Wichtig ist, dass…
Philipp Degen, Profi-Fussballer beim FC Basel. Foto: Mischa Scherrer
Fussballtrainer-Pausenansprache
Nill: Ich schlage vor, dass Philipp kurz das Wort hat.
Philipp: Entscheidend ist, dass man mit Leidenschaft dabei ist.
Nill: Klingt nach Fussballtrainer-Pausenansprache.
David: Nein, …
Philipp: …es geht nicht um Geld…
David: Noch einmal: Wir sind Mitgründer und Mitinitiatoren von diesem Projekt, gemeinsam mit Jean-Paul
Saija. Das ist absolut zentral.
Philipp: Ja,…
David: Ich habe nicht in ein Start-up investiert…
Philipp: …nicht eingekauft oder so…
David: Oder mich irgendwo eingekauft. Ich bin absolut seit der Gründung der Aktiengesellschaft dabei. Aber
ich werde nicht sagen, wie viel Geld da drin steckt.
Nill: Als Aktiengesellschaft müssen Sie diese Zahl sowieso offenlegen.
David: Ja, natürlich.
Philipp: Dann können Sie dort nachsehen.
Nill: Dann können Sie es auch gleich offen legen.
David: Nein, ich spreche nicht über Geld.
Philipp: Sie müssen ja auch noch Arbeit haben. (lacht)
Nill: Danke für die Anteilnahme. (Kapitalisierung gemäss Moneyhouse.ch: 1’254’000 Franken)
Für die Aussenwahrnehmung spielt die Glaubwürdigkeit einer Firma auch eine grosse Rolle.
Beide Degens reden unverständlich durcheinander.
Philipp: …ich will wissen…
David: …ich glaube schon…
Nill: Wie ist denn die Firma aufgestellt?
David: Nein, also noch einmal… Wie die Firma aufgestellt ist? Wir haben super Leute und einen absoluten
Top-Shot als CEO. Wir haben absolut super Strukturen, sind top aufgestellt…
Philipp: (murmelt etwas)
Philipp Degens Hände. Foto: Mischa Scherrer
Nill: Was meinen Sie, Philipp?
Philipp: Das ist kein Kindergeburtstag, …
David: … wir machen hier nicht einfach etwas ins Blaue hinaus.
Nill: Das hat auch gar niemand behauptet?
David: Aber! Das sage ich jetzt ganz bewusst: Das Risiko ist hoch. Wir wissen, wir können dabei auch
verlieren.
Philipp: Aber…
David: Aber wir sind Winner-Typen. Wir stehen immer wieder auf, egal nach welcher Niederlage.
Philipp: Ja, das ist so, und …
David: Und, jetzt kommt das Wichtigste: Wir glauben an etwas. Ich glaube an den Erfolg dieses Projekts, weil
es absolut innovativ ist und…
Nill: Das sagten Sie schon.
David: Und wenn jetzt der entscheidende Satz gekommen wäre?
Nill: Ich glaube, man hat die Idee verstanden.
David: Aber dann will ich, dass Sie das dann auch aufschreiben.
Philipp: Da schauen wir dann genau, ob Sie das aufschreiben.
Nill: Wir werden sehen…
Beide Degen-Brüder reden wieder durcheinander.
Fotograf Scherrer lacht.
«Wir bewegen gerne Menschen.»
Nill: Sie beide sind 29. Eigentlich Profifussballer, doch langsam scheinen Sie sich weiterzuentwickeln in
Richtung Unternehmer. Profitieren Sie davon, dass Sie immer im Doppel auftreten können?
Philipp: Man darf nicht vergessen, wir sind Profifussballer. Aber jeder Fussballer verfolgt in seiner Freizeit
noch andere Projekte. David und ich sind an vielen Dingen interessiert: Wie funktioniert eine Firma, wie baut
man eine Firma auf? Diese Prozesse finden wir spannend. Ausserdem bewegen wir beide einfach gerne
Menschen. Wenn wir die Möglichkeit haben, Menschen zu bewegen oder sogar einmal Arbeitsplätze zu
schaffen, dann sind wir die ersten, die das tun. Aber unsere Leidenschaft bleibt der Fussball.
Nill: Sie werden nicht ein Leben lang als Fussballprofi arbeiten können.
Philipp: Richtig. Man muss auch als Fussballer vorausschauen. Irgendwann ist die Fussballkarriere vorbei. Da
kann man sich nicht erst dann fragen, was mache ich jetzt?
Nill: Sind Sie denn weit vorausschauend?
Philipp: Na ja, wir werden nächstes Jahr 30. So weit vorausschauend ist das nicht. Wir haben beide lange
Verletzungspausen hinter uns. Ich geniesse jeden Moment, den ich auf dem Platz verbringen kann.
Nill: David, sind Sie schon auf dem Sprung zum Unternehmer?
David: Ich interessiere mich schon seit Jahren für Wirtschaft und konnte schon ein paar erfolgreiche
Unternehmen kennen lernen.
Nill: Haben Sie sich konkret weitergebildet in diese Richtung?
David: Ich lese viel und eigne mir viel selber an. Learning by doing. Aber ich muss natürlich noch viel lernen.
Philipp: Ich…
David: Aber das ist normal. Jeder muss noch viel lernen. Wenn man den Willen und die nötige Disziplin und
v.a. auch die Leidenschaft hat, sich für etwas wirklich zu interessieren, dann ist learning by doing das Beste.
Philipp: Bei mir…
David: Schule ist ja gut und recht, aber ich wollte immer mal noch den Betriebsökonom machen und das
MBA. Nur fehlt mir die Zeit. Ich bin 100 Prozent Fussballer. In meiner Freizeit mache ich, was mir Spass
macht. Für mehr habe ich keine Zeit.
Philipp: Genau, und…
David: Aber! Ich habe schon immer gesagt, dass ich auch noch den Betriebsökonom und das MBA machen
will.
Philipp trinkt einen Schluck Cola.
David Degen (im Licht), Journalist (von hinten) und Philipp Degen (unsichtbar). Bild: Mischa Scherrer
Das Zwillings-Label
Nill: Sie beide bauen mit Ihrem Namen Degen einen Brand auf, nun auch jenseits des Fussballplatzes. Dieser
Brand hat nur einen Haken: Er funktioniert nur mit beiden Degen-Zwillingen. Sie sind auf Gedeih und
Verderb aufeinander angewiesen.
Philipp: Ja, …
David: Nein.
Nill: Was jetzt? Ja oder nein?
Philipp: Das sind wir. Wir kämpfen zusammen, …
David: Nein, nein. Ich will nur etwas sagen: Wir sind zwei absolute Persönlichkeiten. Der eine ist Philipp, der
andere bin ich. Das ist absolut zentral. Wir sind zwar ein Brand zusammen, aber wir sind auch einzeln ein
Brand.
Nill: Sie sagen, dass «David Degen» auch allein als Brand funktionieren würde?
David: Nein, …
Philipp: Ich kann auch allein für mich stehen.
David: Nein, am Schluss stehen wir immer zusammen. Aber es ist absolut zentral: Wir sind eine eigene
Persönlichkeit. Philipp hat seine Stärken und Schwächen, ich auch. Ich bin woanders stark und gleichzeitig
auch umgekehrt bei Philipp.
Nill: Was?
David: Wir ergänzen uns wirklich hervorragend. Was Sie sagen, das mit dem Brand, ok, das lasse ich gelten,
…
Nill: Danke.
David: Aber sonst: Unsere Persönlichkeiten sind absolut getrennt. Das sind zwei Brands. Das ist absolut
zentral.
Nill: Das heisst, Sie möchten nicht mit Philipp verglichen werden?
David: Nein, nein, es geht doch nicht…
Philipp: Nein, darum geht es nicht, was er sagen will…
David: Nein, aber so wie Sie es formuliert haben, klingt es, als ob wir nur zusammen etwas wären und alleine
nichts.
Philipp: Richtig.
David: Forget it.
Nill: Die Frage ging eher in eine…
Philipp: Ich kann dann schon…
David: Ich kann dann alleine schon anders performen, da brauche ich Philipp nicht dazu.
Philipp: Und umgekehrt.
Nill: Eigentlich wollte ich sagen…
Philipp: Ich habe die Frage anders interpretiert.
David: Nein, er hat sie schon so gemeint wie ich sie verstanden habe.
Fotograf Scherrer lacht.
Philipp Degen, 29, nach sieben Jahren im Ausland wieder zurück beim FC Basel. Foto: Mischa Scherrer
Rückkehr in Mamas Schoss?
Nill: Gut, lassen Sie uns etwas über Fussball reden.
David: Können wir.
Nill: Aber nur kurz. Es soll kein Fussballergespräch werden.
Philipp: Fussball finden Sie nicht so interessant, gell?
Nill: Nein. Sie sind auf die aktuelle Fussballmeisterschaft 2012/13 zurück zum FC Basel gekehrt. Ist das auch
eine Rückkehr in Mamas Schoss?
Philipp: Ja, also…
David: Nein. Back to the roots. Punkt.
Philipp: Zurück zu unseren Wurzeln, wo alles…
David: Wo alles angefangen hat.
Philipp: Wo wir…
David: Wo wir geprägt wurden. Wo unsere Heimat ist.
Philipp: Genau.
David: Das hat nichts mit Mama zu tun, sondern ist so, wie ich es jetzt gesagt habe.
Nill (zu Philipp Degen): Ihr Bruder ist schon ziemlich dominant, nicht wahr?
Philipp: Nein, ich bin auch sehr dominant…
David: Wir sind beide sehr dominant, aber…
Nill: Jetzt sprechen schon wieder Sie… (lacht) Ich wollte eigentlich von Philipp eine Antwort.
David: Nein, das will ich noch sagen. Wir sind absolut beide dominant. Nur geht es hier ein bisschen mehr
um Business. Und, wie Philipp vorhin schon sagte, da habe ich ein bisschen mehr den Lead.
Philipp: Und es gibt andere Dinge, da habe…
David: …da hat Philipp mehr den Lead.
Nill (zu Philipp Degen): Wo haben Sie denn eher den Lead?
Philipp: Ich bin absolut stark im Networking. Ich kenne viele Leute. Ich kanns mit vielen Leuten gut. Ich
kann reden, bin geboren zum Reden. Ich kann etwas gut verkaufen.
David Degen trinkt eine Cola. Foto: Mischa Scherrer
«Die Gesellschaft funktioniert so, wie ich es sage.»
Nill: Zurück zu Ihrer Rückkehr zum FC Basel. Diese wurde in einigen Internet-Foren nicht nur positiv
kommentiert. In diversen Online-Kommentaren wurden Ihre Charaktere infrage gestellt. Da hiess es
beispielsweise, die Degens seien «Hitzköpfe», seien «ständig am Meckern», würden «Revanche-Fouls
begehen» und so fort. Ich zitiere aus diesen Foren.
David (zu Philipp): Lass mich antworten.
Philipp: Ich hätte auch etwas zu sagen.
David: Ich will zu diesem Thema etwas sagen. Ich akzeptiere und respektiere jeden Kommentar in diesen
Foren. Aber, – die Gesellschaft funktioniert halt so.
Nill: Wie meinen Sie das?
David: Die Gesellschaft ist meistens negativ. Die meisten Leser, die etwas positiv finden, schreiben das nicht
ins Forum. Das ist menschlich und psychologisch ganz einfach.
Nill: Sie denken, die Leute, die in diesen Foren ihre Kommentare veröffentlichen, sind eher diejenigen, die
immer etwas zu bemängeln haben?
David: Die Leute, die die Tatsache, dass wir zum FCB zurückgekehrt sind, nervt, …
Philipp: … und die etwas gegen…
David: …und die etwas gegen unsere Person haben, die schreiben das dann auch in diesen Foren.
Philipp: Genau. Und deshalb…
David: Und daher sind die meisten Kommentare immer negativ. Die Gesellschaft ist deshalb so, wie ich es
gesagt habe. Deshalb ist die Berichterstattung meistens überall negativ.
Nill: Empfinden Sie das so, dass die Berichterstattung über Sie negativ ist?
David. Nein.
Philipp: Überhaupt nicht, nein. Wir sprechen nicht von uns.
David: Ich spreche nicht von uns.
Philipp: Allgemein, hat er gesagt.
David: Allgemein gesagt. Wir sind zwei impulsive Persönlichkeiten. Auf dem Platz wollen wir nur etwas: den
Erfolg für die Mannschaft! Dafür tun wir alles.
Philipp: Wenn Sie sagen, wir würden Revanche-Fouls begehen und seien Hitzköpfe…
Nill: Das sage nicht ich. Das steht teilweise in diesen Internet-Foren.
David: Ja, ja, aber dann müssten wir massenhaft rote und gelbe Karten haben. Wer uns kennt, weiss: Wir
sind sehr umgänglich, offen und direkt. Wir lachen viel.
Philipp: Aber wir sagen unsere Meinung.
«Sie stellen hochwertige Fragen!»
Nill: Was ist denn das wichtigste, das Sie über sich herausgefunden haben?
David: Ich bin absolut selbstkritisch. Ich hinterfrage mich täglich, jede Minute.
Nill: Tauschen Sie sich gegenseitig auch oft aus?
Philipp: Sicher. Tagtäglich. Ich sage immer: Zwei Köpfe denken für einen. Das ist halt so bei eineiigen
Zwillingen. Das kann man mit nichts vergleichen. Auch nicht mit einer Ehe.
Nill (zu Philipp Degen): Haben Sie nie den Gedanken gehabt, Ihr Zwillingsbruder stehe Ihnen im Licht?
Philipp: Nein, nie. Ich habe David immer alles gegönnt. Und umgekehrt.
Nill: Und Sie, David?
David: Nein, das ist kein Thema.
Philipp: Nein.
David: Nie, nie. Volle Unterstützung in jeder Lebenssituation. So ein Gedanke hat gar nicht Platz in meinem
Kopf. Aber ich muss sagen, Sie stellen hochwertige, also die richtigen Fragen.
Philipp: Hochstehend. Hochstehend.
Nill: Danke.
David: Ich habe nicht oft so gute Journalisten wie Sie vor mir. Wirklich hochstehend. Das können Sie
schreiben.
Nill: Natürlich schreibe ich das auf. Ist ja ein Kompliment.
Fotograf Scherrer lacht.
Philipp: Nein, das müssen Sie wieder löschen.
David: Nein, nein, also wir lesen das zuerst noch durch, nicht wahr?
Nill: Natürlich. Aber die Regel geht so: Gesagt ist gesagt!
Philipp: Aber es gibt gewisse Situationen…
David: …die muss man entschärfen, weil sie der Journalist anders interpretiert.
Nill: Ich interpretiere nicht, ich zeichne auf. Und ich höre zu und stelle Fragen. Nicht, dass Sie dann alles
wieder rausstreichen, was spannend ist.
David: Ich habe bis jetzt noch gar nichts Schlimmes gesagt.
David Degen im Vordergrund, hinter ihm Philipp Degen. Bild: Mischa Scherrer
Der Profi, der weiss, was er sagen muss
Nill: Ja, wir warten noch darauf.
David: Ich bin ein absoluter Profi. Ich weiss, was ich sagen muss.
Nill: Abschliessend stelle ich Ihnen noch einige wenige Fragen, die uns Bekannte zu stellen baten.
David: Ok.
Nill: Also, folgende Frage bat man uns, Ihnen zu stellen. Die Verantwortung trage nicht ich…
Philipp: Ok. (lacht)
David: Nur machen. (lacht ebenfalls)
Nill: Jemand möchte wissen, wie viele Fussballer eigentlich schwul sind.
David: Keine Ahnung.
Philipp: Keine Ahnung.
David: Also ich bins definitiv nicht.
Philipp: Ich auch nicht.
David: Es geht zwar immer mal wieder das Gerücht…
Philipp: … und man sagt immer…
David: Aber ich kann definitiv bestätigen: Es ist nicht der Fall.
Nill: Das war auch nicht die Frage. Rund 10 Prozent der Bevölkerung soll homosexuell sein. Also müssten
auch entsprechend viele Fussballer schwul sein.
David: Die gibts vielleicht, aber ich kenne keinen.
Philipp: Ich auch nicht.
Nill: Ist das ein Tabu-Thema?
David: Nein.
Philipp: Bei mir nicht.
David: Bei ihm auch nicht.
Philipp: In der Kabine…
David: … auch nicht.
Nill: Was, wenn sich ein Fussballer outen würde?
David: Keine Ahnung.
Philipp: Kann ich nicht sagen.
David: Ich wüsste nicht, was sagen.
Wer hatte zuerst Sex?
Nill: Würden Sie dann eine Badehose anziehen beim gemeinschaftlichen Duschen nach dem Training?
David: Ich wüsste es nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.
Philipp: Es hat sich, glaube ich, noch nie ein Fussballer geoutet.
David: Sie können 1000 Profis auf dieser Welt fragen, aber es war noch keiner in dieser Situation.
Nill: Ok. Nächste Frage, die wir Ihnen stellen sollen: Wer ist älter?
David: Ich. Eine halbe Stunde.
Nill: Wer hat zuerst ein Mädchen geküsst?
David: Keine Ahnung.
Philipp: Weiss nicht.
David: Wir handhaben das Thema Frauen jeder für sich. Er für sich, ich für mich. Da reden wir nicht gross
darüber.
Nill: Wirklich? Dann wird die nächste Frage schwierig: Wer hatte zuerst Sex?
Fotograf Scherrer lacht.
David: Ich weiss gar nicht mehr, wann ich das erste Mal Sex hatte.
Philipp: Ich auch nicht.
Nill: Quatsch. Das vergisst man nie.
David: Ich weiss es schon noch, aber ich sage es nicht. Aber ich weiss nicht, wann Philipp zum ersten Mal Sex
hatte. (lacht)
Philipp: Doch, ich weiss es noch. (lacht ebenfalls)
Nill: Also, wer zuerst?
David: Also gut, Philipp war zuerst. (lacht)
Nill: Gabs schon Streit wegen derselben Frau?
David: Ja, aber ist fertig.
Nill: Schon lange her?
Philipp: Also nicht richtig Streit.
Nill: Aber Sie waren hinter derselben Frau her?
David: Ja, wir stehen auf denselben Typ.
Nill: Doof.
Philipp: Wieso? Ich gehe nicht durch die Gegend, weil ich eine Frau finden will. Sondern weil ich Spass…
David (zu Philipp): Das hat er auch nicht gesagt.
Philipp: Ich sags ja nur.
David: Er hats anders gemeint.
Philipp: Egal, ich sags ja nur.
David: Es ist schon so: Wenn wir irgendwo sind, brauchts halt zwei vom selben Typ.
Nill: Hatten Sie schon mal etwas mit Zwillingsschwestern?
David und Philipp Degen: (gleichzeitig) Nein.
Nill: Wäre das was?
David: Keine Ahnung. (lacht)
Philipp: Eineiige Zwillinge kennenzulernen, ist immer interessant. Nur schon wie sie denken.
David: Richtig.
Philipp: Ob Frauen oder Männer – das ist uns egal.
© www.bar-storys.ch, August 2012
Wissenswertes über die Degen-Zwillinge
15.2.1983, Hölstein BL
David und Philipp Degen wohnen zusammen
Philipp Degen ist rechter Aussenverteidiger
David Degen spielt im rechten Mittelfeld; er kann auch als hängende Sturmspitze spielen
Beide Degens spielten im Schweizer Nationalkader
Mit dem FCB wurde David 3x Schweizer Meister: 2004, 2005 und 2008 sowie Cupsieger 2008
Philipp Degen spielte zuletzt bei Liverpool
David war zuletzt bei den Young Boys, zuvor bei Borussia Mönchengladbach
Bei Borussia Mönchengladbach wurde David 2007 zu den Amateuren verbannt, der damalige
Trainer Jos Luhukay sagte über David, «solch einen Charakter könne er nicht dulden»
In der Saison 2012/13 spielen die Degen-Zwillinge wieder beim FC Basel
Erstmals seit 2005 spielen die Degens wieder für denselben Klub
Die Degen-Zwillinge sind u.a. Aktionäre bei der Profitier-Plattform Cresqo
Links
Degen-Zwillinge: http://www.degendegen.com
FC Basel: http://www.fcb.ch
Cresqo: http://www.cresqo.ch
Best of Swiss Gastro: http://www.bestofswissgastro.ch
Restaurant Bar Schmuklerski: http://schmuklerski.ch
Schwuler Fussballer: http://de.wikipedia.org/Justin_Fashanu
David und Philipp Degen, eineiige Zwillinge, tschuten beim FC Basel. Foto: Mischa Scherrer
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Drinks der Woche
Coke Float
Ein garantiert jugendfreier Drink.
Bei unserem Bargespräch mit den
Fussballprofis und Zwillingen David
und Philipp Degen bestellten beide
eine Cola. Damit doch noch so
etwas wie Cocktail-Feeling
aufkommt, macht unser Barkeeper
mehr daraus – indem er das «Eis»
wörtlich nimmt.
31. Juli 2012 / No comments
Product Placement
Ein Drink an der Bar mit...
Die Direktion
präsentiert: das Cervo
Mountain Boutique
Resort
Ein Drink an der Bar mit
einer Olympia-Seglerin
Hirschsalziz, Hirschgeweih,
Hirschgemälde – das CERVO in
Zermatt erweist seinem
Namensgeber die Ehre. «Bei uns
zelebriert der Hirsch das
Matterhorn. Im ganzen Haus hat er
seine Spuren hinterlassen, dabei
stets mit Blick auf den Hausberg.
Vor drei Jahren bauten wir
27. Juli 2012 / No comments
Nathalie Brugger, die Frau mit der
Kraft. In London startet ProfiSeglerin und Nationalteam-Mitglied
Nathalie Brugger (26) bereits zum
zweiten Mal an Olympischen
Spielen. Die Welsche segelte schon
gegen Ernesto Bertarelli, mag am
liebsten Sirup oder Weissbier und
gerät nur bei
20. Juli 2012 / No comments
Drinks der Woche
Olympic
Armdrücken mit Nathalie Brugger?
Profi-Seglerin Nathalie Brugger
(siehe auch Ein Drink an der Bar mit
einer Olympia-Seglerin) segelt zum
zweiten Mal an Olympischen
Sommerspielen. Gelegenheit also,
sich wenigstens mit einem Drink
ebenfalls etwas olympischen Spirit
anzutrinken. Mit Mass, wir
verstehen
20. Juli 2012 / No comments
News
Gress’ Lieblinge
Die Lieblingsdinge des Gilbert Gress
Beim Bargespräch mit Gilbert Gress
erzählt der kultige Fussballexperte
aus Strasbourg frank und frei aus
seinem Leben. Hier halten wir kurz
und knapp fest, welche Dinge Gress
am liebsten mag. Von Politiker,
autsch, bis Frau,
Drinks der Woche
13. Juli 2012 / No comments
Ein Drink an der Bar mit...
News
Independence
Der Deutsche Börse
Photography Prize 2012
Wie viel Independence darfs sein?
Mit Gilbert Gress einen Drink an der
Bar zu nehmen und sich zu
unterhalten ist – sehr unterhaltsam!
Und man kann mit diesem
charmanten Zeitgenossen
glücklicherweise auch noch über
anderes als Fussball plaudern. Gress
nimmt
Eines der Bilder des Südafrikaners
Pieter Hugo. Bild: zvg Einer der
renommiertesten Preise der
internationalen Kunstszene Seit
Mitte Julie 2012 präsentieren die
vier nominierten Fotokünstler für
den «Deutsche Börse Photography
Prize 2012» ihre Werke in der
Galerie The
13. Juli 2012 / No comments
16. Juli 2012 / No comments
Neue Kolumne, News
Coming up: Neue
Kolumne, bissige
Kolumnistin
Erhellende Geheimnisse einer
urbanen Antiheldin. 30 sei das
neue 20, heisst es. Dann wäre
unsere neue Kolumnistin also
irgendwie immer noch ein Twen.
Sprich: ungestüm, unerschrocken
und, na ja, auch das, unvernünftig.
Das tut jedoch nichts zur Sache.
Denn
10. Juli 2012 / No comments
News
Schloss Sins schliesst
Klassifizierungszwang führt zum
Ende des historischen
Hotelschlosses Paspels, 6. Juli 2012
– Das historische Hotel Schloss
Sins in Paspels GR/Domleschg
schliesst. Grund: Ein Streit über eine
erzwungene Hotelklassifizierung.
Doch die Gastgeberin will nicht
klassifizieren. Von Christian Nill, ©
Bar-Storys.ch «Wir
6. Juli 2012 / 3 Comments
© 2012 Bar-Storys.ch
Ein Drink an der Bar mit
Gilbert Gress
Die Makel des Monsieur Perfekt oder
ein Gespräch über alles (ausser
Fussball). Gilbert Gress ist nicht nur
ein legendärer Fussballer. Der
französisch-schweizerische
Doppelbürger gilt auch als KultKommentator bei Fussballspielen.
Zum Glück kann man mit ihm auch
über anderes sprechen. Zum
13. Juli 2012 / No comments

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