Katalog 686 - JA Stargardt Autographenhandlung Berlin

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Katalog 686 - JA Stargardt Autographenhandlung Berlin
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Nr. 34
Johann Wolfgang von Goethe
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AUTOGRAPHEN
UND URKUNDEN
von 1801 bis 1980
Katalog 686
J.A. STARGARDT
Antiquariat · Gegründet 1830 in Berlin
Seit 1885 im Besitz der Familie Mecklenburg
BERLIN
12163 Berlin · Brentanostraße 52
Telephon (030) 882 25 42 · Telefax (030) 882 24 66
[email protected] · www.stargardt.de
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Erklärung der Abkürzungen
Interprétation des abréviations
Interpretation of abbreviations
E.
Br.
m.U.
m.U.u.E.
Eigenhändig (autographe / autograph)
Brief (lettre / letter)
mit eigenhändiger Unterschrift (signé / signed)
mit eigenhändiger Unterschrift und Empfehlungsformel (signé avec souscription
autographe / signed and subscribed)
S.
Seite(n) (p.)
O.O.u.D.(J.) Ohne Ort und Datum (Jahr) (s. l. n. d. / n. d.)
4o (8o)
Quart-(Oktav-) Format (4to) (8vo)
Bei den Maßen ist zuerst die Höhe angegeben.
Ein Teil der Abbildungen ist mehr oder weniger stark verkleinert.
Für die Echtheit der Autographen wird garantiert
L’authenticité des autographes est garantie
All items are guaranteed
genuine
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„L’expédition de portugal“
1 LECLERC d’Ostin, Victor-Emmanuel, französischer General; durch seine Ehe mit
Pauline Bonaparte Schwager Napoleons, 1772–1802. E.Br.m.U. Hauptquartier Dijon
6. Pluviôse an 9 (26.I.1801). 1 S. 4o. Mit gedrucktem Briefkopf und allegorischer Vignette. Ränder etwas angeschmutzt.
800.–
Als Divisionsgeneral an seinen Schwager L u c i e n ( B o n a p a r t e ) .
„... il me paroit que j’aurai le Commandement de L’expédition de portugal. Si elle a Lieu je m’en
rejouis. Cela me rapprochera de toi. j’ai Lu dans les journaux que tu aurois été remplacé au ministère de L’intérieur. j’espere d’autant mieux avoir le Commandement de L’expedition de portugal
que mes troupes en font partie et que je ne puis douter que P[auline] ne soit parfaitement disposée en ma faveur. Caroline“ (seine mit Joachim Murat verheiratete Schwägerin) „est accouchée
heureusement d’un Garçon. Murat marche sur ancône je présume qu’il sera devant Cette place
Le 9 ...“
Leclerc erhielt tatsächlich den Befehl über die Armee der Gironde, um Portugal zu zwingen, sich
von der Allianz mit England loszusagen. 1802 ging er nach Santo Domingo und unterwarf die Insel;
am 2. Dezember starb er auf der Nachbarinsel Tortuga am Gelben Fieber.
Eigenhändig s e h r s e l t e n .
„exemples malheureusement trop nécéssaires“
2 GOUVION, Louis Jean Baptiste Graf, französischer General, 1752–1823. Br.m.U.
Hauptquartier Montpellier 16. Pluviôse an 9 (5.II.1801). 12/3 S. folio. Mit Vignette im
gedruckten Briefkopf. Kleiner Einriß.
160.–
Als „Commandant en chef“ der 9. Division an Kriegsminister B e r t h i e r , dem er die Hinrichtung von zehn zum Tode verurteilten „Briganten“ im Departement Ardèche meldet.
„... La commission militaire d’avignon qui avoit rendû ces jugemens avoit ordonné leur translation dans ce departement et leur execution dans les communes qui avoient été le théâtre de leur
crimes ...
Depuis que des exemples malheureusement trop nécéssaires ont fait sortie de leur apathie les
citoyens honnêtes de l’ardêche ce département ne leur sert plus comme autrefois de réfuge ...“
3 BERGHAUS, Johann Isaak, Historiker und Nationalökonom, 1755–1831. E.Br.
m.U. Cleve 30.VI.1801. 1 S. kl.-4o. Mit Siegel. Ein Eckchen abgerissen.
120.–
An Friedrich N i c o l a i in Berlin, dem er Rezensionen für aus der „jüngsten Messe“ erhaltene
Schriften liefert.
„... Die Bücher-Zutheilung für die N[eue] a[llgemeine] d[eutsche] B[ib]l[iothek] aus der verwichenen Ost[er] M[esse] ist noch eingetroffen; das 2te St[ück] des 58ten B[an]d[es] der
Bibl[iothek] aber durch Hr Hannesmann an ... mich besorgt worden ...“
Mit Nicolais Bearbeitungsvermerk am Unterrand: „Die fl[iegenden] Volksb[lätter], der erf[ahrene] Wandersmann und Heda! sind v[on] Bohn an einen anderen Recensenten vertheilt worden,
und schon eingegangen.“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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4 MARIA KUNIGUNDE, Herzogin von Sachsen, Fürst-Äbtissin zu Thorn und zu
Essen, 1740–1826. Br.m.U. „Cunegunda“. Augsburg 28.XII.1801. 2/3 S. 4o.
120.–
An den kurtrierischen Kanzler Johann Christian Hermenegild Eschermann, dem sie für Glückwünsche zum Jahreswechsel dankt.
„... Ich bin dem Herrn Regierungs Kanzler für die zu dem bevorstehenden Jahrs Wechsel Mir
bezeigte Wohlmeinende Wünsche sehr dankbar und verbunden. Ich erwiedere dieselbe andurch
aufrichtigst ...“
Die Äbtissin lebte damals offenbar bei ihrem Bruder Clemens Wenzel, dem vor den Franzosen
geflohenen Kurfürst-Erzbischof von Trier, der auch Bischof von Augsburg war.
5 FRIEDRICH WILHELM III., König von Preußen, 1770–1840. E.Br.m.U. Potsdam
30.IV.1802. 13/4 S. 4o. Leicht verblaßt, linker Rand etwas verfärbt.
400.–
An seine Stiefschwester F r i e d e r i k e , Herzogin von York, der er sein von Joseph Darbes in
Pastell gemaltes Portrait gesandt hatte. Da es beschädigt angekommen sei, werde er es in Öl wiederholen lassen.
„... Ma femme“ (Königin L u i s e ) „se reserve le plaisir de Vous envoyer le sien, aussitôt que le
mien sera achevé. Assurez le Duc de ma considération particuliere et dites lui d’avance que le
Colonel Fitz Gerald sera très bien accueilli s’il vient pour les Revues ...“
„Bleibt Erfurt Academie?“
6 SCHMIDT-PHISELDECK, Justus von, braunschweigischer, dann hannoverscher
Staatsmann; Archivar in Wolfenbüttel, 1769–1856. E.Br.m.U. „Schmidt“. Wolfenbüttel 2.X.1802. 3 S. gr.-8o. Heftspuren, gering braunfleckig.
240.–
Wohl an den Erfurter Theologen Christian Gotthilf Herrmann (1765–1823), für dessen „Erfurter
gelehrte Zeitung“ er eine Rezension schickt.
„... Übrigens versteht sichs von selbst, daß Ihnen das Wegstreichen dessen, was Sie entbehrlich
halten, überlassen bleibt: so wie ichs Ihnen vollends gern anheim gebe, ob bey Ihrer jetzt veränderten politischen Lage das stehen bleiben soll, was ich vom Preuß[ischen] Landrechte sage,
obgleich ichs an sich für unbedenklich halte. Kurz machen Sie damit was sie wollen ... Nun noch
eine Frage, wenn Sie sie beantworten können und wollen! Bleibt Erfurt Academie oder sieht sie
auch ihrer Umwandlung entgegen? Bleibt Ihre Societät der Wissenschaften oder nicht? ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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König Friedrich Wilhelm III.
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„ma nouvelle dignité“
7 FESCH, Joseph, Kardinal, Erzbischof von Lyon, Halbbruder von Laetitia Bonaparte, 1763–1839. Br.m.U. Lyon 28. Pluviôse an 11 (17.II.1803). 1/4 S. 4o. Mit Siegel und
Adresse. Leicht fleckig, Sammlerstempel auf dem Adreßblatt.
240.–
An Honoré Duveyrier, Mitglied des Pariser Tribunals, der ihm zur Erlangung der Kardinalswürde gratuliert hatte.
„Etant sur le point de partir pour Paris où j’aurais l’avantage de vous voir, Citoyen Tribun, je
repondrai en peu de mots à la lettre que vous m’avez fait l’amitié de m’écrire et je me bornerai à
vous remercier de vos félicitations honnêtes sur ma nouvelle dignité ... Nous parlerons bientot
ensemble des details de votre lettre ...“
8 DALBERG, Karl Theodor Reichsfreiherr von, der letzte Kurfürst-Erzbischof von
Mainz, Fürstprimas des Rheinbundes, Großherzog von Frankfurt, 1744–1817.
Br.m.U.u.E. „wohlafectionirter Carl Kurf.“ Regensburg 9.III.1803. 3/4 S. 4o.
320.–
An den Theologen Karl Wilhelm Justi (1767–1846), dem er für „mir bezeigte Glückwünsche“
dankt.
„... auch für das abermalige litterarische Andenken, durch die Beschreibung der wohlthätigen
Anstalt von Haina, deßen Lesung Ich mir für geschäftsfreye Stunden vorbehalte, da die schäzbare Schriften des ... Verfaßers volle Aufmerksamkeit verdienen ...“
In diesem Jahr war Justis Werk „Das Hospital zu Haina“ erschienen. – In dem ehemaligen Zisterzienserkloster war im 16. Jahrhundert ein Hospital eingerichtet worden.
„une bien grande crise“
9 MARIE KAROLINE, Königin Beider Sizilien, Gemahlin Ferdinands I., Tochter
Maria Theresias, 1752–1814. E.Br.m.U. „Charlotte“. O.O. 10.XII.1803. 11/2 S. 4o.
320.–
An „Mylord“, wohl ihren Günstling Sir John A c t o n , dem sie Dank und Anerkennung ausspricht
„pour tout ce que vous avez dejà fait ... pour nous, en ne nous comprometant point, dans la penible et bien desagreable situation ou nous nous trouvons, et veillant malgre cella avec votre vigilance a notre sureté. Nous somes au momens d’une bien grande crise puisse le Ciel exaucer mes
voeux et votre Grande Nation remporter toute la gloire et les avantages que mon coeur lui souhaite! Cella influera infiniment sur notre situation et celle de tout L’Europe la notre est toujours
dangereuse et penible ayant un soi disant amis mais reel enemis dans le coeur de nos Etats ...“
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10 GRASSI, Josef, Maler, 1757–1838. Schriftstück m.U. Dresden 8.IX.1804. 1/3 S. kl.folio. Leicht gebräunt.
240.–
Quittung über „Drey Hundert Stück Randducaten für Rechnung und auf Befehl des regierenden
Herrn Herzogs zu Sachsen Gotha und Altenburg ...“
Während eines einjährigen Urlaubs von der Dresdner Akademie war Grassi 1804 an den Hof des
Herzogs August von Sachsen-Gotha gegangen, wo er u.a. eine Schlafzimmer-Dekoration mit Motiven aus dem von dem Herzog verfaßten Märchen „Polyneon“ schuf.
Sehr selten.
„pas comme des banquiers d’ici“
11 MÜLLER, Johannes von, Schweizer Historiker, 1752–1809. E.Br.m.U. Berlin
15.I.1805. 3/4 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas unfrisch, leicht braunfleckig.
400.–
An „Chevalier de Franser“ wegen der Bezahlung von Büchern bei dem Auktionator Gregory.
„... Vous avez eu la bonté de m’ecrire 93 vers le commencement du janv[ie]r, Vous pourriez me
payer l’argent pour les livres. Vous venez de m’ecrire que je dois tirer sur Vous. Mais quoique physiquement, moralement, politiquem[en]t, pecuniairem[en]t & sur-tout amicalement Vous soyez
le plus excellent homme, comme Vous n’êtes pas comme des banquiers d’ici, je n’ose leur demander de l’argent sur une lettre dont ils ne connoissent pas comme moi l’excellent payeur. En attendant je suis reduit à vivre du produit des jettons de l’académie que j’ai été forcé de vendre, esperant que Vous aurez la grande bonté de remettre ces trois cens ecus à Mrs Gregory qui me les
feront tenir sur le champ. Ayez la bonté, puisque Vous le pouvez, de le faire; j’espere ne plus me
trouver dorénavant en si grande necessité ...“
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12 KÖCKERITZ, Karl Leopold von, preußischer General; Generaladjutant König
Friedrich Wilhelms III., 1742–1821. Br.m.U. „vKöckritz“. Berlin 6.III.1805. 2 S. gr.4o. Leicht fleckig.
120.–
An Generalleutnant Alexander Wilhelm von Arnim mit der Bitte, dem Antrag auf Abschied des
Wirtschafters Pannemann der „Frau von Arnim geborne Gräfin Solms“ zuzustimmen.
„... daß ich ihr solches um so weniger habe abschlagen können, als sie mir zugleich heilig versichert, daß dieser Mensch zum Militairdienst nicht gut zu gebrauchen ist, indem er schwächlich
sei, und schon seit einiger Zeit an Gichtschmerzen im Knie leide, auch ferner noch mir vorstellt,
daß derselbe eine Frau mit 3 Kindern zu ernähren habe, und übrigens in ihrer Wirtschaft ihr so
unentbehrlich sei, daß sie durch seine Einstellung in die größte Verlegenheit gerathen würde ...“
Der „gutmüthige, beschränkte, indolente und ehrliche“ General zeichnete sich „durch tadellose,
sehr straffe Toilette“ aus, wagte nie zu widersprechen, „weil er keine eigene Meinung hatte“, und
unterstützte gern Gesuche anderer. Um aber Einfluß in militärischen oder politischen Angelegenheiten auszuüben, sei er viel zu phlegmatisch gewesen (ADB).
13 BERTHIER, Alexandre, Fürst von Wagram und Neuchâtel, Marschall des Kaiserreichs, 1753–1815. Schriftstück m.U. (Paris) 12. Prairial an 13 (1.VI.1805). 31/2 S. folio.
Leicht braunfleckig, Ränder angestaubt.
160.–
Von Berthier als Kriegsminister unterzeichneter „Rapport à l’Empereur“ mit detaillierten Vorschlägen zur beschleunigten „formation des comp[agni]es de Gendarmerie de la 28e legion“.
Aus den ersten Wochen des dritten Koalitionskrieges.
14 LOUIS Bonaparte, König von Holland, dritter Bruder Napoleons I., 1778–1846.
E.Br.m.U. St.-Leu-Taverny 5.VI.1806. 3/4 S. 4o. Ein Eckchen ergänzt.
240.–
Als König von Holland an einen Admiral.
„Je vous prie ... de me laisser, avant de partir, une note de votre main contenant les noms, états,
famille, pays, talens, moralité, caractere, opinion, services des personnes employés aux cours
étrangeres, au conseil d’état à l’assamblée de LL HH P.P., au Ministere du Grand Pensionaire et
dans la Garde comme dans l’armée; il faut cependant que cela ne vous retarde pas et ne comprene que les personnes de votre connaissance.
Adieu, je vous souhaite un bon voyage et j’attends de vos nouvelles ...“
Einen Monat zuvor hatte Napoleon seinen Bruder zur Annahme der holländischen Königskrone
gezwungen.
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Nr. 14
Louis Bonaparte
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15 WILHELM I., Kurfürst von Hessen-Kassel, als Wilhelm IX. der letzte regierende
Landgraf, 1743–1821. Br.m.U. „Wilhelm Kurfürst“. Wilhelmshöhe 9.VI.1806. 1/2 S. 4o.
Kleiner Faltenriß.
160.–
An den Historiker Wilhelm Gottlieb T e n n e m a n n (1761–1819) in Marburg, dem er für Glückwünsche zu seinem Geburtstag dankt.
„... Der Antheil, welchen derselbe an Meinem Geburtstage nimmt, ist Mir ein angenehmer Beweiß
von Dessen Attention und Anhänglichkeit. Ich danke dafür und für die Übersendung des von demselben übersetzten Werks von Degerando recht sehr ...“
In diesem Jahr war in Marburg die „Vergleichende Geschichte der Systeme der Philosophie mit
Rücksicht auf die Grundsätze der menschlichen Erkenntnisse“ von Joseph Marie Degerando mit
Anmerkungen von Tennemann erschienen.
16 DOMEIER, Esther, geb. Gad, gesch. Bernard, Schriftstellerin, 1767–1833.
E.Br.m.U. M a l t a 19.VII.1806. 1 S. 4o. Mit Siegelrest und Adresse. Randschaden
(durch Siegelentfernung), Heftspuren.
200.–
An den Domprediger Johann Friedrich Wilhelm Koch (1759–1831) in Magdeburg wegen ihres Sohnes.
„... Ich wiederhole meine innigsten Bitten in Betreff meines Lieblings. Sein Sie, ich beschwöre Sie
gütig und mild gegen ihn. Auch bitte ich sehr es ihm an nichts fehlen zu lassen, was zu seiner Vervollkommnung und zu erlaubten Genüssen des Lebens erforderlich ist ... So wünschte ich z.B. daß
er ausser einen Latein Lehrer, auch einen Lehrer in der Musik hätte, und daß er reiten lernte ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet. – Esther Domeier stand mit Jean Paul
in regem Briefwechsel.
17 FRIEDRICH I., 1805 der erste König von Württemberg, 1754–1816. Br.m.U.
„Frederic“. Stuttgart 14.I.1807. 11/2 S. 4o. Mit Trauerrand (leicht beschabt).
320.–
Als Rheinbundfürst an Marschall Kellermann, Herzog von Valmy, Oberbefehlshaber der französischen Reserve-Armee im Hauptquartier M a i n z , mit der Bitte um Überführung von kriegsgefangenen hessischen Offizieren in seine Armee.
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„... Dans l’intervalle entre la dissolution du Corps d’Armée du cidevant Electeur de Hesse et la
publication de l’ordre de Sa Mte L’Empereur des françois qui offre à tous les militaires Hessois
des places dans l’Armée françoise, plusieurs Officiers de ce Corps se sont engagés dans mon service, mais une partie d’eux, ayant été conduite comme prisonniers de guerre à Luxembourg, n’a
pas pû suivre cet engagement. Ce sont le Lieutenant Colonel de Dalwigk, le Capitaine Wolff de
Gudenberg, le Capitaine de Bastineller ... le Major de Buneau ... et le Major de Fliess ... Comme
ces Officiers sont entrés dans mon service de la manière la plus légale et ne peuvent donc plus être
regardés comme étant dans aucune liaison quelconque avec le gouvernement Hessois, Je vous prie
... de vouloir bien faire donner les ordres nécessaires pour qu’ils soient relachés et mis en éta[n]t
de satisfaire aux obligations qu’ils ont contractées envers Moi ...“
Nach der Flucht von Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel am 1. November 1806 wurde Kurhessen im August 1807 dem neu gegründeten Königreich Westphalen mit der Hauptstadt Kassel
einverleibt.
18 BODE, Johann Elert, Astronom; Direktor der Berliner Sternwarte, 1747–1826.
Schriftstück m.U. „Bode“. O.O. 16.VIII.1807. 1 S. quer-8o. Gering braunfleckig.
120.–
Quittung: „Astronomische Jahrbuch für 1807. 8 u. 9. Ladenpreiß a 1 thl 8 gr. / = 4 thl / 25 pc
Rabatt ... / 3 thl / richtig in Empfang genommen.“
Das „Astronomische Jahrbuch“ erschien bei Dümmler in Berlin.
19 HIMLY, Karl, Mediziner; Begründer der Ophthalmologie, 1772–1837. E. Schriftstück m.U. „Carolus Himly“. Göttingen 14.XII.1807. 3/4 S. 4o.
240.–
Bescheinigung für Dietrich Georg Kieser (1779–1862), Landphysikus in Northeim, über den
Besuch von Himlys Vorlesungen:
„... non solum meis praelectionibus et institutionibus clinicis medico-chirurgicis diligentissime
adfuisse, sed quoque in Nosocomio academico medico-chirurgico aegras cum diligentia, peritia
et arte curasse, uti quoque in Facultatis nostrae medicae examine rigoroso ... sibi comparasse,
hisce literis testis sum ...“
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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20 WAGNER, Ernst, Schriftsteller, 1769–1812. E.Br.m.U. „JEWagner“. Meiningen
8.III.1808. 1 S. 4o. Minimaler Einriß.
320.–
An seinen Freund, den ehemaligen kurhessischen Major Christian Frhr. T r u c h s e ß von Wetzhausen (1755–1826), bei Übersendung des 1. Bandes seiner „Reisen aus der Fremde in die Heimath“, dem eine Abhandlung seines Planes über die Errichtung einer deutschen Kunstschule in
Meiningen beigegeben war.
„... Besonders wünschte ich Ihnen den S. 405 befinlichen Kunstplan vorlesen zu können. Scheint
er Ihnen übrigens unausführbar, so lesen Sie ihn noch einmal – und ich wette, die Zweifel verlieren sich! ...“
Beiliegend eine Versandliste für den 1. Band seiner „Reisen aus der Fremde in die Heimath“ (1808,
2 1/2 S. folio), nach der Exemplare u.a. an Goethe, Fr. v. Müller, Johannes v. Müller, Jean Paul,
Wieland sowie die Herzoge von Sachsen-Meiningen und Sachsen-Weimar gesendet wurden; sowie
eine „Skizze“ über die Ankündigung des Werks mit dem darin enthaltenen Kunstplan.
Ferner beiliegend ein Schriftstück m.U. des Verlegers Gerhard Fleischer („Contract über den Verlag der sämtlichen Werke Ernst Wagners, in einer wohlfeilen Taschenausgabe“), Leipzig 1826,
sowie Schriftstücke aus dem Nachlaß des Malers Carl Wagner u.a.
21 BERNSTORFF, Christian Graf von, dänischer, dann preußischer Staatsmann;
1818 preußischer Außenminister, 1769–1835. Br.m.U. Kopenhagen 19.IV.1808. 1 S. gr.folio. Kleine Einrisse, Montagespuren.
120.–
Als dänischer Außenminister an den französischen Gesandten Baron Didelot wegen des Gesuchs
von drei dänischen Offizieren („actuellement sousmis au sceptre du Roi de Westphalie“), in dänischen Diensten zu bleiben.
„... Ils m’ont fait tenir à cet effet leurs requêtes adressées à S. M. Westphaliennne. Je crois
oser sans indiscretion Vous les transmettre ... et Vous prier de vouloir bien par Vos bons offices
appuyer une démande, dont l’accomplissement seroit grand plaisir au Roi ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
„s’il s’en trouve“
22 FRANKENBERG, Sylvius Friedrich Freiherr von, gotha-altenburgischer Geheimer Rat und Staatsminister, 1728–1815. Br.m.U. Gotha 27.VII.1808. 11/2 S. kl.-folio.
Montagespuren.
120.–
Im Auftrag Herzog Augusts von Sachsen-Gotha, seines Landesherrn, an den westfälischen Außenminister Graf von Fürstenstein. Der Herzog sollte über in seinen Ländern im Geheimen agierende ausländische Offiziere berichten, die die westfälischen Soldaten zur Desertion ermuntern
könnten.
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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„... J’en ai eu rien de plus pressé, que de prévenir les autorités tant civiles que militaires de ce
Duché et de celui d’Altenbourg des intentions de Son Altesse Sérénissime, en leur recommandant
d’avoir le plus grand soin dans leurs recherches, de les diriger de maniere, que les coupables, s’il
s’en trouve, ne puissent pas se soustraire à leur capture et au chatiment, mérité par un crime qui
et séverément défendu par nos lois ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
„Der Mensch zum Menschen“
23 BENEKE, Ferdinand, Hamburger Staatsmann und Jurist, 1774–1848. E.Br.m.U.
„Fd. B.“ Hamburg 20.IX.1808. 51/2 S. 4o. Mit Siegel und Adresse.
160.–
Inhaltsreicher Brief an den Dichter Ernst W a g n e r (1769–1812), Kabinettssekretär in
Meiningen, u.a. mit der Schilderung seines Lebensweges und über seine Beziehungen zu J e a n
Paul.
„... Ich bin der Sohn eines vorzüglich rechtschaffnen, ehemals sehr glücklichen, und zuletzt sehr
unglücklichen Kaufmanns in Bremen; 1774 ward ich geboren. Ich studirte in Rinteln, und
Halle, – war ein paar Jahre Referendar bey der Preuß[ischen] Regirung von Minden, u. Ravensburg, – promovirte dann ... in Göttingen zum Doktor Juris, – und etablirte mich als solcher
hier ...
Jean Paul hat mir einen lieben Brief geschrieben“ (am 1.IX.1808). „Ich hatte ihm eine Menge kleiner Manuskripte, die meine Ansichten über die höchsten Gegenstände des menschlichen Nachdenkens enthielten, geschickt ... Der Mensch zum Menschen schrieb ich an ihn; ein reinerers,
abstrakteres Verhältniß konnte es wol nicht geben. Er hat mir geantwortet, u. meine Ansichten
den seinigen gleich gefunden ...“
24 AFFRY, Ludwig Graf von, Schweizer Staatsmann und General, 1743–1810.
Br.m.U. Freiburg 5.I.1809. 2 S. gr.-folio. Montagespuren.
120.–
An J é r ô m e B o n a p a r t e , König von Westfalen, den er von seiner Wiederwahl zum Landammann unterrichtet.
„... Appellé, pour la seconde fois à l’honneur de présider la Republique, je satisfais un devoir aussi doux qu’honorable, en offrant à Votre Majesté au nom des 19. Cantons l’hommage de nos sentimens respecteux. Daignés ... accorder à ma Patrie Votre royale bienveillance, et repondre au
désir qu’elle forme de cultiver soigneusement les raports d’amitié et d’estime ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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25 THÜMMEL, Moritz August von, Schriftsteller, 1738–1817. Urkunde m.U. Gotha
15.I.1809. 21/2 S. folio. Mit Siegel. Etwas gebräunt.
200.–
Vollmacht für den gothaischen Kammersekretär Bertuch, die fälligen Zinsen für sein Lehen
Sonneborn einzuziehen.
Beiliegend eine Urkunde in Thümmels Namen (Sonneborn 1801).
26 KALKBRENNER, Friedrich, Komponist und Pianist, 1785–1849. E.Br.m.U. O.O.
29.V.1809. 2 S. 8o.
240.–
An den Musikverlag Breitkopf & Härtel wegen seiner Mitarbeit an der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“.
„... les propositions que vous avez bien voulus me faire en dernier lieu me conviennent assez, vous
aurez donc la bonté de m’envoyer tous les trois mois une lettre d’avis afin que je puisse toucher
les fonds: je prefère que nous convenions d’un prix fixé pour chaque trimestre, à celui, de tant
pas feuille. veuillez bien me faire écrire quand votre Gazette parait et quand vous avez besoin des
articles que vous voulez y insérer, afin que je puisse être en mesure et vous envoyer mes notes.
étant exésivement occupé, je compte sur l’indulgence que vous m’avez promise pour mes ratures
et mon barbouillage ... je compte surtout, que vous ne mettrez pas mon nom au bas de mes
articles, quoique je ne veuille pas désavouer ce que j’écris, la vérité pourait paraitre dure et me
faire des ennemis ...“
27 GEORG III., König von Großbritannien, auch König von Hannover, 1738–1820.
Urkunde mit eigenh. Namenszug „George R“ am Kopf. London, St. James’s 17.II.1810.
1 S. quer-folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Pergament. Mit papiergedecktem Siegel. Braunfleckig.
120.–
Patent für John H. Sterne als Leutnant im „Royal American Regiment of Foot, Commanded by
Our Most Dearly Beloved Son His Royal Highness Frederick Duke of York K. G. Field Marshall
of Our Forces“.
Der wirre Namenszug deutet auf die unheilbare Geisteskrankheit hin, der der König in diesem
Jahr verfiel.
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28 KELLER, Heinrich, Schweizer Bildhauer und Dichter, 1771–1832. E.Br.m.U.
„Keller“. Rom 30.V.1810. 1 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Etwas braunfleckig, kleiner
Defekt an der Siegelstelle.
200.–
An David Esslinger in Zürich „bei der Kreuzkirche“, mit persönlichen Nachrichten.
„... Clementine“ (seine Frau, geb. Tosetti, eine Römerin) „muß alle Morgen reiten, heute waren
wir über acquaacetosa“ (Acquacetosa, südlich von Rom) „hinaus ich bin sehr müde und soll nun
Mittag aufs Neue nach dem Pallast Corsini zu dem Minister des Innern. Ich wünsche daß unsre
Geschäfte nun bald in Ordnung kommen wie es den Anschein hat. Denn dieses Jahr entscheidet
über Leben und Tod.
Die Piranese, Poussins und einige Landschaften von Koch, werde ich nach Florenz an Morelli &
Guintini senden, wo möglich durch Gelegenheit ...“
29 ROSENKRANTZ, Nikolaus von, dänischer Staatsmann, 1757–1824. Br.m.U.u.E.
Kopenhagen 22.IX.1810. 31/2 S. gr.-folio. Heftspuren.
240.–
Als Außenminister an seinen westfälischen Amtskollegen Graf von Fürstenstein in Kassel, über die
Gründe für das „embargo sur les batimens Westphaliens dans les ports danois“.
„... Je m’empresse ... d’informer ... que l’embargo étant général sans exception ni pour les batimens nationaux ni pour ceux d’aucun état quelconque, cette mesure est à considérer comme dictée par la position d’un état en guerre, et nullement comm dirigée contre la navigation d’un état
quelconque en particulier ...“
König Friedrich VI. von Dänemark hatte sich mit Frankreich verbündet, nachdem Nelson 1807
Kopenhagen beschossen hatte und die dänische Flotte an England ausgeliefert werden mußte.
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
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„loaded with invalids“
30 CODRINGTON, Sir Edward, englischer Admiral; 1805 in der Schlacht bei Trafalgar Kommandant der „Orion“, 1827 Oberbefehlshaber in der Schlacht bei Navarino,
1770–1851. E.Br.m.U. „Blake, Gibraltar“ 23.XI.1810. 2 S. 4o. Mit Siegelspur und
Adresse. Kleine Einrisse.
240.–
Als Kommandant von H.M.S. „Blake“ an Captain Nathaniel Ogle in Southampton, dessen
erkrankten Sohn er nach England zurückschicken wolle.
„... He has lately been subject to a constipation of bowels which both the surgeon of the Hospital
& of the Blake think he will not so well get rid of as by going home for a time, where he will have
many advantages, in climate & in situation. I procured him Lieutenants apartments at the Hospital here, that he might have riding exercize as well as milk & other change of diet; and as that
has not succeded, I intend that he shall take his passage in the Prevoyante Storeship. – He will
by this means avoid the delay he would be put to in a ship of war charged with a convoy ... and
meet with better accommodation; as all ships going home are loaded with invalids & other passengers: and I am sure you will spare no expence to effect his speedy recovery. – I trust notwithstanding this check, that you will find him grown & improved in other respects since you last saw
him. And as he still professes an attachment to the Navy, & a wish to return to the Blake, I have
only to say, that I shall be ready to receive him again ...“
31 CROME, August Friedrich Wilhelm, Kameralist und Theologe, Professor in
Gießen, 1753–1833. E.Br.m.U. Gießen 29.XII.1811. 1 S. 4o.
120.–
An den Mathematiker Friedrich Gottlieb von Busse (1756–1835) in Freiberg wegen der Subskription für sein neues statistisches Werk, „das sich durch die Neuheit der Ideen, durch die Wichtigkeit u. Reichhaltigkeit des Gegenstandes, durch die Richtigkeit der Data ... so wie durch Correktheit u. Eleganz auszeichnen wird ...
Auch das neue Journal Germanien und Europa wird, seiner statistischen Aufsäzze wegen, sehr
interessant seyn ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
32 JOSEPH, Erzherzog von Österreich, Bruder Kaiser Franz’ I.; Palatin von Ungarn,
1776–1847. E.Br.m.U. Preßburg 18.III.1812. 1 S. 4o.
160.–
An seinen Neffen Erzherzog F e r d i n a n d , den späteren Kaiser Ferdinand I.
„... Innigst gerührt von der Güte mit der Sie sich meiner ... Beschäftigungen erinnerten, säume
ich nicht Ihnen dafür Lieber Neffe meinen aufrichtigen Dank verbunden mit der Bitte darzubringen von meiner Ergebenheit, und Anhänglichkeit überzeugt seyn zu wollen ...“
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33 LODER, Eduard von, Mediziner; Sohn des Goethe-Freundes Justus Christian v.
L., 1786–1812. E.Br.m.U. Königsberg 25.VI.1812. 1 S. gr.-4o, eng beschrieben. Mit Siegel und Adresse. Kleiner Ausriß an der Siegelstelle (minimaler Buchstabenverlust);
schmaler Falzrest am linken Rand.
200.–
Aus dem Todesjahr an seinen Freund und Kollegen Wilhelm Heinrich Julius B u c h h o r n in
Magdeburg, für dessen Methode der S t a r o p e r a t i o n („Keratonyxis“) er sich auf seiner
Italienreise eingesetzt habe.
„... Der wackere Herr B e e r “ (der Wiener Ophthalmologe Georg Joseph B., 1763–1821) „war
allein daran schuld daß ich Deine ... deutsche Schrift nicht italienisch herausgeben konnte. Ihm
hatte ich sie geliehen, und trotz alles frühern Abfoderns hatte er sie an jemand Andern geliehen
... ich hätte gern durch eine Uebersetzung noch mehr zum Verbreiten der Methode gethan, als bei
bloßen mündlichen Vorträgen und Vorzeigen der Handgriffe möglich war ...“ – Im folgenden über
seine Berufung an die Königsberger Universität und seine weiteren Reisepläne.
Aus der Sammlung Rötger; mit rötlicher Tinte beschriftet.
„tant de vicissitudes“
34 GOETHE, Johann Wolfgang von, 1749–1832. E.Br.m.U. „de Goethe“. Karlsbad
13.VIII.1812. 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Minimale Rand- und Faltenrisse. Schwache
Klammerspur am Oberrand.
12.000.–
An Baron Etienne de S a i n t - A i g n a n , den französischen Gesandten an den Sächsischen
Höfen, bei dem er sich für die verspätete Beantwortung eines Briefes entschuldigt.
„... Pour obtenir pardon je pourrois alleguer que depuis le temps, que j’ai eu le plaisir de la
recevoir, j’ai éprouvé tant de vicissitudes, de mal et de bien, qu’aprésant, dans un moment de
reflexion, tout me paroit un songe.
Retourné de Tepliz à Carlsbad je me prépare pour mon retour à Weimar ... le desir de m’y
rendre est augmenté de beaucoup par l’espoir ... d’y trouver Votre Excellence et de jouir de sa
bienveillante conversation sur des matières, qui nous interessent à tout tems et à tout ages. Ce
sont les science et les arts, qui reuinissent les hommes, quand tant d’autres considerations ne
peuvent que le diviser.
J’ai été infiniment charmé, que Vous aves voulû recevoir avec bonté les prémices d’un appareil
pour un atélier de peinture que Vous voûdrés me permettre de visiter quelque fois. En revange je
pourrai Vous faire voir quelques acquisitions que j’ai fait fortuitement dans ce pays et qui ne
depareront pas, j’espere, mes autres petites collections ...“
St. Aignan war am 7. Februar in Weimar eingetroffen. Schon am nächsten Tag führte ihn Kanzler von Müller bei Goethe ein. In den folgenden Wochen kam es zu wiederholten Begegnungen, bis
Goethe am 20. April in die böhmischen Bäder abreiste. Dort erreichte ihn ein Brief St. Aignans
vom 15. Juni, auf den Goethe mit dem vorliegenden Brief verspätet antwortete.
Gedruckt (mit einem Faksimile) in „Goethezeit – Zeit für Goethe“, Festschrift für Christoph
Perels zum 65. Geburtstag, Tübingen 2003.
Siehe die Abbildung gegenüber dem Titelblatt.
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35 STAMMBUCH-KASSETTE der Louise Türcke aus Zerbst. Mit 41 Stammbuchblättern mit umlaufendem Goldschnitt, davon 28 aus Zerbst 1813, 7 aus Coswig 1814–1817,
je 1 aus Bernburg 1815, Dessau 1815 und Hamburg 1816, und 3 aus Thorn 1817. Quergr.-8o. Rote Chagrinleder-Kassette der Zeit mit Vergoldung von Rücken („Denkmahl der
Freundschaft“), Deckeln („L.T.“) und Innenkanten sowie imitiertem Goldschnitt. –
Minimal berieben und verzogen, sonst tadellos.
400.–
Die Eintragungen stammen von ihren Lehrern F. Grosse und G. Tettenborn, die übrigen fast
durchweg von Freundinnen, einige aus Adelsfamilien (v. Arnim, v. Freyberg, v. Itzenplitz, v. Rauschenplat, v. Treuenstein, v. Watzdorf).
36 DODE de la Brunerie, Guillaume, Marschall von Frankreich, 1775–1851. Br.m.U.
„Dode“. G l o g a u 20.I.1813. 1 S. gr.-4o. Minimaler Faltenriß ausgebessert.
120.–
An Kriegsminister General Clarke, bei dem er um drei Monate Urlaub nachsucht – „... pour aller
dans ma famille retablir ma santé fort délabrée, par suite des fatigues de la dernière campagne.
Mr. le General chasteloup m’avoit chargé de la surveillance des Places de Glogau et Custrin, je
me suis rendu dans cette première, mais l’affaiblissement de ma santé ne m’a pas permis de m’y
occuper d’aucun travail. le service du Génie dans ces places est assuré par la présence de
plusieurs officiers superieurs qui y ont été envoyés de l’armée, et la mienne n’y est d’aucune
utilité ...“
37 BORSTELL, Ludwig von, preußischer General, 1773–1844. Br.m.U. K o l b e r g
10.II.1813. 11/2 S. folio. Minimale Defekte, leicht gebräunt.
200.–
An die Regierung von Pommern wegen „fernerer Gewährung der Natural Feuerung aus den
Königlichen Forsten an die StabsOffiziere und Compagnie Chefs, und möglichst zu bewürkender
ServisEntschädigung an die Quartiergeber“.
„... erlaube ich mir ... bemerkbar zu machen, daß die hiesige Servis Kasse noch bedeutende Forderungen hat, und auf deren Berichtigung mit um so größeren Rechte Anspruch machen kann,
als sie die Bezahlung aller für die Garnison als unentbehrlich angeschaften Gegenstände, an die
Handwerker ... vorgeschoßen; und außer dem, dem Rath Darkow für das seit 3 Jahren in die
Lazarethe und Wachen gelieferte Brennholz noch 1800 rth; und für die die, im vorigen Herbst
von ihm gelieferten 593 Stück Decken ... noch 2075 rthr rükständig ist ...“
Aus den Freiheitskriegen. „Nach eigenmächtigem Vormarsch auf die Oder (Februar 1813) übte
sein Eingreifen auf den Sieg F. W. v. Bülows bei Großbeeren (23. 8.) wesentlichen, auf den von
Dennewitz (6. 9.) entscheidenden Einfluß aus; bei Leipzig befehligte er den Sturm auf die Grimmaische Vorstadt“ (NDB).
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38 CARLOWITZ, Hans Georg von, sächsischer Staatsmann; Innen- und Kultusminister, Freund von Novalis, 1772–1840. E.Br.m.U. Dresden 18.XI.1813. 1 S. kl.folio.
200.–
An Forstrat (Heinrich von Cotta in Tharandt), der sich mit einem Gesuch an ihn gewandt hatte.
„... Wenn mein Bruder kommt, soll es mein Erstes Geschäft seyn, ihm die Wünsche Dero Hrn
Sohns und der mehrern Mitglieder Dero Instituts zu eröffnen ...“
Wenig später trat Cottas Sohn Friedrich Wilhelm (1796–1874) in ein Jägerbataillon ein und nahm
an den Befreiungskriegen teil.
39 KÖRNER, Christian Gottfried, Jurist; der Vater des Dichters, Freund Schillers,
1756–1831. E.Br.m.U. Dresden 10.I.1814. 4 S. gr.-8o.
240.–
An eine „Verehrte Freundin“ wegen seines Wunsches, die politisch unsicheren Dresdner Verhältnisse zu verlassen und in Mecklenburg eine Anstellung zu finden.
„... Frau von Dörnberg hat mich an einen Herrn von Laffert in der dortigen Gegend gewiesen.
Durch diesen suche ich noch etwas für die Eiche auszuwirken, unter der m e i n S o h n zuerst
begraben wurde ...“ – Theodor Körner war am 25.VIII.1813 bei einem Gefecht zwischen Gadebusch und Schwerin gefallen und bei Wöbbelin begraben worden.
„... Wenn ... der König von Sachsen zurückkommen sollte, so würde mein hiesiger Aufenthalt mir
kaum erträglich seyn ... Mecklenburg ist noch immer das Canaan wornach ich mich sehne ...“ –
Im folgenden Jahr erhielt Körner eine Anstellung als Staatsrat im preußischen Innenministerium.
Aus der Sammlung Künzel. – Beiliegend ein Stahlstich-Portrait.
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Seite 22
40 SMITH, Sir William Sidney, englischer Admiral, 1764–1840. E.Br.m.U. (Fragment; der Anfang fehlt). O.O. (Frühjahr 1814). 4 S. 4o. Leicht angestaubt, Montagespuren am linken Rand.
240.–
Wohl an den englischen Diplomaten und Altertumsforscher Sir William Richard H a m i l t o n
(1777–1859). Über seine Mission in Spanien, wohin er die Nachricht von N a p o l e o n s
A b d a n k u n g überbracht habe.
„... you may not be aware that at Valencia (in sight of which the last three colour’d flag was flying on the impregnable Fortress of Murviedro under orders from s u c h e t to hold that link of
communication with his Dukedom of Albufera to the last) one half of the Spanish army consider’d
the peace of Valencay ... as valid & binding on them – and that the news of the e v e n t s o f
P a r i s in april which I brought, so far from creating the exaltation that might have been expected, was received most coldly ... could I do otherwise than make ... preparation when I am officially told that My old Madrid acquaintance the Infant Don Antonio just nominated Lord High
Admiral intended to honour my ship with a visit & my table with his presence, together with his
nephew the King’s brother D o n C a r l o s , and that the King“ (Ferdinand VII.) „himself would
come also if his gout would let him? ought I to pay for such an entertainement or my family table
to be curtailed for a year afterwards to square such an expenditure ... ? ...“
Da die Admiralität einem Vizeadmiral kein „table money“ gewähre, hoffe er auf eine Erstattung
der Kosten duch das freigiebigere Außenministerium unter Lord Castlereagh.
Marschall Suchet hatte Murviedro im Herbst 1811 erobert. – In dem erwähnten Vertrag von
Valencay vom 11.XII.1813 war die Freilassung des spanischen Königs aus französischer Gefangenschaft vereinbart worden.
41 BÜLOW von Dennewitz, Friedrich Wilhelm Graf, preußischer General, 1755–
1816. Schriftstück m.U. Gent 27.V.1814. 1/2 S. kl.-folio. Mit prachtvollem Lacksiegel.
160.–
„Offene Ordre“ an die Kommandantur der Festung Kolberg, den zu fünf Jahren Festungshaft verurteilten Musketier Heinrich Wachenhausen vom „Ersatz-Bataillon des 1ten Pommerschen
Infanterie Regiments ... zur Erleidung seiner Strafe anzunehmen“.
42 OUDINOT, Nicolas Charles, Herzog von Reggio, Marschall des französischen
Kaiserreichs, 1767–1847. E.Br.m.U. „votre ami le m[arecha]l Oudinot“. O.O. 2.X.
1814. 1 S. 8o. Mit beschädigtem Siegel und Adresse. Einrisse ausgebessert.
180.–
An Oberst Chevalor in Dieu bei Verdun. Aus der Zeit der ersten Bourbonen-Restauration.
„... Arrivéz nous vitte j’ai besoin de vous embrasser felicitter et de votre secour pour bien recevoir le prince qui me fait l’honneur de s’arretter chez moi ...“
Beiliegend sein Portrait (Stahlstich).
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Nr. 45
Kaiser Franz I.
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„l’Empereur N. a débarqué“
43 MARIA LUDOVIKA, Kaiserin von Österreich, dritte Gemahlin Kaiser Franz I.,
Tochter von Erzherzog Ferdinand von Österreich-Modena, Freundin Goethes, 1787–
1816. E.Br. mit Grußformel „toute à vous“ und Abschlußstrich an Stelle der Unterschrift. O.O. „Le 10. au soir“ (10.III.1815). 1 S. 8o. Heftspuren, gering gebräunt.
2.500.–
An ihre Stieftochter, Kaiserin M a r i e L o u i s e , mit der Nachricht, daß Napoleon an der Südküste Frankreichs (am 1.III.1815) gelandet sei. – Nach Napoleons Verbannung nach Elba war
Marie Louise nach Wien zurückgekehrt.
„Vous aurez ce billet ma bien aimée demain matin en vous éveillant; on a reçu des nouvelles que
l’Empereur N. a débarqué dans la Baye de Youen“ (Golf von Jouan) „(je n’ai pas trouvée ce lieu
sur la carte) qu’il y laissa 500 vaisseaux et marcha pour surprendre Antibes, mais que la garnison s’y défendit et le repoussa; d’après les nouvelles il s’étoit posté avec ses 1500 hommes à Grasse, voilà tout ce qu’on sait, on voit par là que l’intelligence ne doit pas être si fortement établi puisqu’il aborda à un port, et s’avanca vers une citadelle d’ou on le repoussa. Je n’ai nulle crainte
qu’il réussisse, mais je partage de toute mon âme vos inquiétudes ...“
Am Kopf der eigenhändige Zusatz „Ceci n’est pas un secret“.
44 PARROT, Georg Friedrich von, Physiker; erforschte die Hydrodiffusion organischer Membranen, 1767–1852. E.Br.m.U. Lindenhof (bei Coswig) 22.VI.1815. 2 S. 4o.
140.–
Während eines Kuraufenthaltes an einen livländischen Pfarrer, dem er den bayerischen Diplomaten Graf François Gabriel de Bray empfiehlt. Dieser sei bemüht, Livland „nicht nur in naturhistorischer, sondern auch in statistischer u. historischer Hinsicht kennen zu lernen, so daß er hierin unzählige Livländer, deren Beruf es wohl wäre ihr Vaterland von allen Seiten zu kennen, in
der That beschämt ...“
Parrot, wie Cuvier aus Mömpelgard stammend, hatte mit diesem die Hohe Karlsschule besucht.
Er wurde der erste Rektor der Universität Dorpat.
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Nr. 43 Kaiserin Maria Ludovika
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Seite 26
„La situation d’ici“
45 FRANZ I., der erste Kaiser von Österreich, bis 1806 als Franz II. letzter römischdeutscher Kaiser; Schwiegervater Napoleons, 1768–1835. E.Br.m.U. P a r i s
5.VIII.1815. 1 S. 4o. Montagespuren, Einriß hinterlegt, gering braunfleckig. 1.200.–
Aus dem besetzten Paris an „Ma très chere Sœur“, wohl seine Schwägerin Marie Amalie von
Orleans, Gemahlin des späteren „Bürgerkönigs“ Louis Philippe und Tochter König Ferdinands I.
beider Sizilien.
„... ce que j’ai fait pour le Roi votre Pere je l’ai fait non seulement par devoir mais avec le plus
grand plaisir lui étant bien attaché. ma plus grande recompense sera si comme je l’espere je pourrai cet hiver apprendre de sa propre bouche qu’il est content. Pour Leopold c’est un honete et
brave homme qui à ce que j’apprends se conduit on ne peut pas mieux à Naples. Je serois au
désespoir si je ne pouvois pas vous voir avant mon départ d’ici ... La situation d’ici est telle que
ce n’est que votre Mari qui pourra juger la dessus, cependant je lui ai fait presque des reproches
sur ce qu’il ne vous a pas fait venir ...“
Am 10. Juli waren die verbündeten Monarchen Zar Alexander I., Kaiser Franz I. und König
Friedrich Wilhelm III. feierlich in Paris eingezogen; Ludwig XVIII. bestieg den Tron. Ein Jahr
später heiratete Prinz Leopold beider Sizilien die Erzherzogin Klementine, eine Tochter des
Kaisers.
Siehe die Abbildung auf Seite 23.
46 SCOTT, Sir Walter, 1771–1832. Eigenh. Namenszug auf einem auf ihn gezogenen
Wechsel von James Ballantyne, Edinburgh 5.I.1816. 1 S. quer-schmal-8o. Mit geprägtem Gebührenstempel.
360.–
Von Scott akzeptierter Wechsel seines Freundes und Verlegers über 250 Pfund, fällig „Two months
after date“.
Seit 1802 erschienen Scotts Erzählungen bei Ballantyne.
„im Vertrauen“
47 WOLF, Friedrich August, klassischer Philologe und Pädagoge; Freund Goethes,
1759–1824. E.Br.m.U. (Berlin) 3.XII.1816. 1 S. gr.-4o.
320.–
An einen Kollegen über den Archäologen und Kunstkritiker Aloys H i r t (1759–1836) und den
2. Band seiner „Literarischen Analekten“, der 1820 erschien.
„Erlauben Sie mir, ... Ihnen hiebei im Vertrauen ein paar Blätter von unserm Hirt zum Ansehen
zuzusenden. Diese erscheinen mir für das 2te Stück der Analekten, wozu sie ... bestimmt waren,
fast wie veraltet, bei den vielfachen Nachrichten, die man wohl seither in deutschen Zeitschriften darüber gab. Da Sie aber gewiß der Art viel mehr lesen, so können Sie besser meine Besorgniß entweder bestätigen oder heben ...“
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Seite 27
48 GNEISENAU, August Graf Neithardt von, preußischer Feldmarschall, 1760–1831.
E.Br.m.U. Erdmannsdorf 20.XII.1816. 1/2 S. 4o.
240.–
An den Freikorpskämpfer Georg Bärsch (in Solingen), dem er für Glückwünsche zu seinem
Geburtstag dankt.
„... Ihr Schreiben, welches den Ausdruck Ihrer theilnehmenden Gesinnungen bei Gelegenheit
meines Geburtstages enthält, habe ich zuerhalten die Freude gehabt und ich drücke Ihnen hiemit
die dankbaren Gefühle aus, welche dessen Durchlesung in mir erregt hat ... Sie erwähnen Ihre
Lage und Ihrer mehreren oder minderen Zufriedenheit darüber nicht. Ich wünsche und hoffe,
daß solche Sie über Nahrungssorgen erhebt ...“
Bärsch hatte Anfang 1813 auf eigene Faust den Kampf gegen die Franzosen eröffnet.
49 STAMMBUCH der F. H. Marquart aus Berlin. Mit aquarelliertem Titelblatt und
19 Eintragungen, davon 5 aus Berlin, 1816 ff., 8 aus Alt- und Neustrelitz und 2 aus
Godendorf, 1817ff., 3 aus Bromberg, 1822ff., und 1 o.O.u.D. Mit 2 Stickereien, 1 Aquarell und 1 Stich. Quer-gr.-8o. Prachtvoller roter Maroquinband der Zeit mit Vergoldung
von Rücken („Denkmahl der Freundschaft“), Deckeln, Steh- und Innenkanten, mit
Goldschnitt und Leimpapiervorsätzen. – Tadellos erhalten.
600.–
Die Eintragungen stammen von Freunden und Verwandten aus den Familien Beyer, Fritsche, Gaede, Groth, Halle, Köppen, Pentzin, Reisner und Schachtrupp.
50 LEHRBRIEF. – Urkunde m.U. und Siegel des kurfürstlich-hessischen Hofmarschalls Felix Alexander von Dalwigk. Kassel 5.III.1817. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament.
Kalligraphisch ausgestattet, mit dem kurfürstlichen Wappen am Kopf, floralen Darstellungen sowie einer kleinen Landschaftszeichnung auf der Plica. Etwas fleckig. Mit an
grünem Seidenband hängender (leerer) Siegelkapsel.
240.–
Lehrbrief für den Koch Carl Luley aus Kassel, Sohn des „in Kurfürstlicher Hofküche stehenden
Aide Koch Johannes Luley“, mit den Unterschriften des Küchenmeisters, mehrerer Mundköche,
des Bratenmeisters u.a.
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Seite 28
51 WILHELM I., König der Niederlande, 1772–1843. E.Br.m.U. Brüssel 25.VIII.
1817. 1 S. 4o.
240.–
An den Erbprinzen August Paul Friedrich von O l d e n b u r g anläßlich dessen Vermählung mit
der Prinzessin Adelheid von Anhalt-Bernburg.
„... Recevez mes félicitations pour votre mariage et les voeux que je forme pour votre bonheur
constant; je suis bien sensible à l’aimable attention que vous avez eue à prendre la plume pour
m’annoncer un évenement auquel je prends le plus vif intérêt. Puissiez vous être aussi heureux
que je le desire et soyez persuadé que non seulement comme Cousin, mais comme ancienne connoissance je vous souhaite tout le bonheur possible ...“
„es kostet inorm viehl geldt“
52 BLÜCHER von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst, preußischer Feldmarschall,
1742–1819. E.Br.m.U. Berlin 8.XII.1817. 2 S. 4o. Leicht gebräunt, kleine Rand- und
Faltenschäden; Respektblatt abgetrennt.
2.400.–
An seinen Schwiegersohn Graf von der Asseburg mit Familiennachrichten, vor allem über seinen
älteren Sohn Franz, der in den Freiheitskriegen schwer verwundet worden war.
„... von den unglükligen Frantz habe ich nachricht er ist bei Bon am Reihn sein zu stand hat sich
nicht besonders verendert, aber er ist Ruhiger geworden, und alle hoffnung ist noch nicht verlohren, wen der winter nuhr erst vorüber währe, und er viehl in freier luft sein könte, es kostet inorm
viehl geldt da er ein Docter und 2 Domstique bei sich hatt, aber wen er nuhr besser wird so mag
alles sein ...“
Ferner über seine Absicht, im nächsten Frühjahr wieder aufs Land zu gehen – „mich ist das landleben so wohl bekomen daß ich in 30 jahren nicht so gesund gewesen.“
Beiliegend ein Brief eines anderen Grafen von der Asseburg an denselben, mit Glückwünschen zu
dessen Verlobung mit Blüchers Tochter Friederike verw. Gräfin von der Schulenburg (1814).
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Nr. 52
Fürst Blücher von Wahlstatt
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Die „rothen Forellen“ von Großkochberg
53 CARL AUGUST, Großherzog von Sachsen-Weimar; Freund Goethes, 1757–1828.
E.Br.m.U. Weimar 14.XII.1817. 1 S. gr.-4o.
2.500.–
An K a r l v o n S t e i n auf Großkochberg, Charlottes ältesten Sohn, die roten Forellen im
Teich von Großkochberg betreffend. Er dankt Stein „für den sehr interressanten aufsatz“ (siehe
die Beilagen), „für die Forellen ... u. für die auf eine sehr liebenswürdige Art, vorgetragene Sage
aus der Vorzeit“.
„... da leider die zeit schnell vorbeieilt, so ist die Lösung des Zaubers ... auch schon unter die
alten Sagen zu setzen ... Pr[ofessor] D o b e r e i n e r in Jena hat das Wasser untersucht, u. findet nichts merkwürdiges daran, als ... Kohlen Säure: er vermuthet daß dieser zustand die Ursache ist daß die Forellen roth werden ...“
Beiliegend ein eigenh. Gedichtmanuskript Steins, Dezember 1817, 2 S. gr.-folio; etwas braunfleckig. Das die Großkochberger Forellen betreffende lange Gedicht trägt den Titel „ S a g e “ und
beginnt: „Vor alter grauer Zeit / War Kochberg’s heller Teich / Die Spuren sieht man noch / Von
Mauern hoch umfaßt / Und auf der Insel stand / Ein kleines Ritterschloß ...“ – Mit Korrekturen.
Auf dem anhängenden Blatt, ebenfalls von Karl von Steins Hand, ein „Unterthänigster Bericht
über die Quellen in dem Schloßteich zu GroßKochberg, und über die wahrscheinliche Ursache des
roth werdens der Forellen“, gerichtet „An den Großherzog v. W. auf sein Begehren“, Großkochberg 3.XII.1817 und gezeichnet „Gl.“, 2 S. gr.-folio. – „Es entspringen diese Quellen unter einer
alten Mauer an der Nord Seite des Teiches aus 3 Höhlungen, nebeneinander alle zusammen
genommen etwas über 2 Arm dick aus einem Kalkgebürge...“ – Ebenfalls mit Korrekturen.
54 ALIBERT, Jean Louis Baron, französischer Mediziner; Leibarzt von König Ludwig
XVIII., Begründer der Dermatologie in Frankreich, 1768–1837. E.Br.m.U. Paris
2.II.1818 (Poststempel). 1 S. kl.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Postvermerke. 180.–
An den Arzt Michael F r i e d l ä n d e r (1768–1824) in Paris wegen eines Beitrags für Band 23
des „Dictionnaire des sciences médicales“ (Paris, Panckoucke, 1818).
„... j’ai envoyé hier chés mr. pankouke qui accepte avec reconnoissance vôtre article. mais, il souhaiteroit qu’il ne fut pas trop étendu et qu’il fut en harmonie avec les autres articles d’hygienne
publique. pour mon compte ... je regarde comme une bonne fortune dans le dictionnaire, l’article que vous promettés ... ayés donc la complaisance de rédiger cet excellent morceau, et de l’envoyer de vôtre part et de la mienne à mr. biott ou à mr. pankouke.“
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Nr. 53 Großherzog Carl August
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55 GÄRTNERLEHRBRIEF. – Urkunde m.U. des kurfürstlichen hessischen Hofgärtners Johannes Klein. (Kassel-)Wilhelmshöhe 1.IV.1818. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament.
Kalligraphisch ausgestattet, mit dem kurfürstlichen Wappen am Kopf sowie drei Ansichten, darunter Schloß Wilhelmshöhe mit dem Herkules im Hintergrund. Etwas fleckig.
Ohne das Siegel.
120.–
Lehrbrief für Georg Müller aus Rothenditmold, der „in den Kurfürstlichen Treib- und Baumgärten zu Wilhelmshöhe Drey Jahre ... zur Erlernung der Gärtnerey“ verbracht habe.
56 ROTTECK, Karl von, Historiker; badischer Landtagsabgeordneter, 1775–1840.
E.Br.m.U. Freiburg 30.V.1818. 1 S. 4o. Mit Siegel und Adresse.
200.–
An die Buchhandlung Gleditsch in Leipzig wegen der Bezahlung einer Rechnung.
„... habe ich, in Befolgung Ihres Auftrags den Betrag für drey Exempl. ,Allg. Encyklopädie‘,
nach Ihrem gefälligen Ansatz mit 20 Proz. Rabat, daher in Summe – 33 fl. 9 xr. durch eine Anweisung an P. A. Klehe in Frankfurt übermacht ... und ich hoffe, Sie werden dieselbe erhalten haben.
Ich lege hier den gleichmäßig berechneten Betrag für 1 weiteres Exemplar ... bey ...“
Beiliegend ein Stahlstich-Portrait.
57 DEVRIENT, Ludwig, Schauspieler, 1784–1832. E. Schriftstück m.U. Berlin 1.VII.
1819. 1 S. quer-schmal-gr.-8o (5,5 x 20 cm). Mittelfaltenriß alt hinterlegt, beschnitten.
120.–
Schlußteil einer Quittung. „Valuta baar erhalten und leiste zur Verfallzeit promte und richtige
Zahlung, überall wo ich zu finden bin.“
Sehr selten.
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58 SAINT VINCENT, John Jervis, Earl of, englischer Admiral; 1797 in der Schlacht
am Kap St. Vincent Oberbefehlshaber der englischen Flotte, 1801 Erster Lord der Admiralität, 1735–1823. E.Br.m.U. An Bord H.M.S. „Rocketh“ 20.IX.1819. 3/4 S. 4o. Mit
Siegel und Adresse. Papierschäden durch starke Tintenflecke; Einrisse ausgebessert.
Am linken Rand montiert.
120.–
An Admiral Sir Jahleel B r e n t o n (1770–1847), wohl am Kap der Guten Hoffnung, über dessen gute Gesundheit er sich freue.
„... I derive great pleasure from the favorable report of your improved health and strength ... I
had the satisfaction of learning, that the active Exertion you are making to promote the interests
of the Colony, as well as those of your own Department, are justly appreciated ...“
59 HERZ, Henriette, geb. de Lemos, Schriftstellerin, 1764–1847. E.Br.m.U. „Deine
treue J[ette].“ O.O. 8.II.1820. 11/2 S. kl.-4o. Mit Adresse; Siegel ausgerissen.
800.–
An ihre Freundin „Madam Lewy“, der sie eine Verabredung absagt, da sie „mit verbundenen
Augen das Zimmer“ hüten müsse.
„... Was man im reiferen Leben wahrhaft gewinnt, hat u. behält seine tiefe Bedeutung u. ist selbst
auf momente durch nichts zu verdrängen, so, kann ich dich heilig versichern daß der heutige Tag
mir ein heiliger blieb auch in der Entfernung von dir, in der ewigen Roma. Gott erhalte uns gesund
an Körper u. Seele. den erstern nur in dem Grade schmerzlos daß [er] die andere aufnehmen
könne u. bewahre was ihr geworden ist u. wird ...“
Henriette Herz hatte die Adressatin offenbar im Vorjahr bei ihrer Rom-Reise besucht.
Siehe die Abbildung auf Seite 35.
„ventisei anni che sono maestro della mia scuola“
60 MORGHEN, Raffaelo, italienischer Kupferstecher, 1758–1833. E.Br.m.U. Florenz
25.III.1820. 2 S. kl.-folio. Gering stockfleckig.
480.–
An einen Marchese wegen der Zukunft seiner Kunstschule in Florenz.
„... Relativamente poi all altro affare per il quale Lei ha voluto interessarsine con tanta bontà
..., la prego nel continuare a fare trattativa, di farla con meno riserva, per riguardo di qui,
poichè non si tratta di andare in paese estraneo, ma di andare a servire il proprio sovrano, e la
Patria, ne qui si possono dolere, poichè sono già ventisei anni che sono maestro della mia scuola, ed ho fatto qualche allievo capace di tirare avanti, e pricipalmente il Perfetti del quale ne sono
contento ...“ – Als Nachfolger kämen sein Bruder Guglielmo und (Antonio) Ricciani in Frage.
Eigenhändig s e h r s e l t e n .
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„on ne faisait point alors de revolutions“
61 LIEVEN, Dorothea Fürstin von, geb. von Benkendorff, wirkte in ihren politischen
Salons für die Sache Rußlands; die „diplomatische Sibylle Europas“, 1784–1857. E.Br.
m.U. London 4.XII.(1820). 31/2 S. 8o.
240.–
An den russischen Außenminister Karl Graf von N e s s e l r o d e , der am Fürstenkongreß in
Troppau teilnahm, auf dem die Vertreter der Heiligen Allianz über Maßnahmen gegen das revolutionäre Italien berieten. Sie erinnert ihn an den Aachener Kongreß des Jahres 1818.
„... je me décide à vous rapeller l’année 18 qui valait un peu mieux que cette année 20... je veux
donc que Vous vous souveniés que j’avais alors le plaisir de me trouver dans votre société & qu’on
ne faisait point alors de revolutions, ce dernier fait était bon pour tout le monde & le premier très
bon pour moi ...“
62 STEINMETZ, Karl Friedrich von, preußischer Generalfeldmarschall, 1796–1877.
Eigenh. Manuskript m.U. Berlin 6.V.1821. 5 S. folio, halbspaltig beschrieben. Geheftet.
200.–
„Vertheidigung eines Defilees im Defilee, nebst Anführung eines Beispiels aus der Kriegsgeschichte“; als „Pre[mier] Lieut[enant] im 2ten Garde Reg[imen]t zu Fuß “ geschrieben. Aufsatz aus seiner Studienzeit an der Allgemeinen Kriegsschule; beginnt:
„Ehe ich meine Ansichten hierüber darlegen kann, muß ich mich darüber auslassen was ich unter
einem Defilee verstehe und wenn ich gleich hierüber nichts Positives festzusetzen vermag, so ist
diese Erläuterung zum bessern Verständniß des Nachfolgenden doch unerläßlich.
Ich würde alle die Terrainstrecken unter den allgemeinen Begriff von Defilee bringen welche
Truppen sowohl im Angriff als wie in der Vertheidigung auf eine gewisse Front beschränken und
es scheint mir als sey diese Erklärung durch die Etymologie des Wortes Defilee gerechtfertigt. Alle
verengte Passagen ließen sich dann unter die 2 Hauptbegriffe: Paß u Defilee classifiziren ...
Einen Beleg hierzu giebt das Gefecht bey Merseburg am 29sten Aprill 1813 wo 2 Bataillons des
1sten ostpreußischen Infanterie Regiments unterstützt von nur 2 Kanonen ... sich mehrere Stunden gegen das ganze Macdonaldsche Corps behauptete ...“
Mit Vermerken von fremder Hand (rote Tinte), darunter am Schluß: „Mit gründlichem Urtheile
abgefaßt u behandelt“.
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Nr. 59
Henriette Herz
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63 ISABEY, Jean Baptiste, französischer Maler, 1767–1855. E.Br.m.U. (Paris)
28.VII.(1821). 3/4 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse.
240.–
An Monsieur Taillor, Adjudant des Marquis de Lauriston, der offenbar seinen 18jährigen Sohn
Eugène betreute, mit der Bitte, ihm dessen „Geschmiere“ zukommen zu lassen.
„... J’ai donc ... le plaisir de vous ... témoigner provisoirement toute ma reconnoissance des bontées que vous avez eu, et avez pour mon Eugene ... Vous savez que Je n’ay vu mon fils qu’une heure avant de partir, que Je n’ay pas vu ses barbouillages. Si vous pouviez me les faire parvenir
vous obligerez ... votre serviteur / Isabey.“
Der bedeutende Landschafts- und Marinemaler Eugène Isabey (1804–1886) war „anfänglich ein
Tunichtgut, der sorglos aus der väterlichen Tasche lebte“ (Thieme/Becker).
Beiliegend ein lith. Portrait J. B. Isabeys, 4o.
„das siderische Boquet“
64 KIESER, Dietrich Georg, Psychiater; Hauptvertreter der von Schelling bestimmten naturphilosophisch-romantischen Richtung der Medizin, 1779–1862. E.Br.m.U.
Jena 16.XI.1821. 1 S. kl.-4o. Mit Siegel und Adresse.
360.–
An den Landphysikus Miguel in Neuenhaus „in der Grafschaft Bentheim“.
„... Die mir ... übersendeten Krankheitsgeschichten sind mir ein willkommener Beitrag für mein
Archiv des thierischen Magnetismus gewesen, indem sie, wenn auch nicht bei allen Kranken Heilung durch das siderische Boquet, doch die Wirksamkeit desselben von Neuem bestätigen ...“
Sehr selten.
65 FRIEDRICH FRANZ I., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, 1756–1837.
Br.m.U.u.E. „Ew: Lieb: / Dienstwilliger treuer / Vetter / Friedrich Franz GhzM“.
Schwerin 27.V.1822. 3/4 S. folio. Mit schön gesiegeltem Umschlag.
160.–
An Landgraf Friedrich VI. von Hessen-Homburg, dem er die Vermählung seines Enkels, des Großherzogs Paul Friedrich, mit Prinzessin Alexandrine von Preußen mitteilt.
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66 BOLLINGER, Friedrich Wilhelm, Kupferstecher, 1777–1825. E.Br.m.U. Berlin
22.X.1823. 1 S. gr.-4o. Mit Siegel und Adresse. Leicht gebräunt.
240.–
An das „Industrie Comptoir“ in Leipzig mit Dank für das „Geschenk des schönen Exemplars Ihrer
Huldigung der Frauen“.
„... Es wird mir Ehre u Vergnügen seyn künftig wieder etwas dazu zu liefern, wenn meine Arbeit
Ihnen genügt ... Ich werde also nach Ew Wohlgeb Verlangen künftig dise Sachen radiren, und
hätte ich dabei den Wunsch, daß die Gegenstände nicht so klein seyn mögten, da meine Beschäftigung immer größere Arbeiten u vorzüglich Portraits sind ...“
67 MONCEY, Bon Adrien Jeannot de, Herzog von Conegliano, Marschall des Kaiserreichs, 1754–1842. Br.m.U. Barcelona 8.XI.1823. 1 S. 4o.
200.–
Nach der E r o b e r u n g v o n B a r c e l o n a an den Intendanten seines Korps mit dem Befehl,
zur Feier des Sieges über die spanischen Aufständischen Extrarationen an die Soldaten auszugeben. – Nach einem Staatsstreich war König Ferdinand VII. am 1.I.1820 gezwungen worden, die
liberale Konstitution von 1812 anzuerkennen. Französische Interventionstruppen stellten 1823
die absolute Monarchie wieder her.
„... Devant chanter, demain, un Te Deum en action de grâces pour la prise de possession des forts
et place de Barcelonne, j’ai jugé convenable d’accorder aux troupes qui occupent cette place et
ces forts la gratification d’une ration extraordinaire de vin et aux équipages de la Marine Royale ... la gratification d’une ration de viande fraîche ...“
Der Anführer der Aufständischen, General Rafael del Riego y Núñez, war tags zuvor hingerichtet worden.
68 KARL, Prinz von Bayern, Sohn König Maximilians I., bayerischer General, bis
1806 Großprior des Malteser-Ordens, 1795–1875. E.Br.m.U. München 1.IV.1824. 1 S.
4o. Mit Trauerrand.
180.–
Nach dem Tod seines Schwagers Eugen Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg, als dessen Testamentsvollstrecker an Baron Darnay. Dieser wird mit der alleinigen Durchsicht der Korrespondenz beauftragt.
„... on peut envisager l’offre du Comte Tascher de la Pagerie de vous seconder dans cette triste
occupation ... Si ce travail devait durer long-tems, je vous engagerais moi même, pour menager
votre Santé, qui se cessent de la perte irréparable que nous venons de faire, de vous l’adjoindre
...“
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69 WESTPREUSSEN. – STAMMBUCH der Ida Elsner geb. Sammet aus Bromberg.
Mit 37 Eintragungen von Verwandten und Freunden, davon 25 aus Bromberg und 3 aus
Thorn, aus den Jahren 1824 bis 1846. Quer-8o. Schön erhaltener brauner Lederband
mit reicher Vergoldung von Deckeln und Rücken, grünem Rückenschildchen („Denkmal
der Freundschaft“) und Goldschnitt. – In Leimpapier-Schutzumschlag und ebensolchem Schuber.
300.–
70 ROTHSCHILD, Salomon Meyer Freiherr von, Bankier, 1774–1855. Br.m.U. Wien
13.IV.1825. 2 S. gr.-4o. Mit 4 Adressen. Kleine Faltenrisse (zum Teil mit Klebefilm hinterlegt).
400.–
Empfehlungsschreiben nach Leipzig für die Sängerin H e n r i e t t e S o n t a g , die am neueröffneten Königsstädtischen Theater in Berlin ein Engagement angenommen hatte.
„... Fräulein Henriette Sonntag, k. k. Hofopernsängerin, unternimmt in Begleitung ihrer Frau
Mutter, der als Schauspielerin vortheilhaft bekanten Madame Sonntag, eine Kunstreise durch
unser deutsches Vaterland, und wird auf ihrem Wege auch Ihre Stadt besuchen. Die Auflösung
der hiesigen Operngesellschaft veranlaßt sie, Wien zu verlassen, wo sie durch untadelhaften Wandel die allgemeine Achtung genoß ... Fräulein Sonntag hat sich, ohngeachtet ihrer Jugend bereits
einen so entschiedenen allgemein anerkannten Ruf in der musikalischen Welt erworben, und verbindet mit ihrem ausgezeichneten Talente noch eine so liebenswürdige Persönlichkeit, daß ich
überzeugt bin, sie dürfe nur erscheinen, um sich überall desselben glänzenden Erfolges zu erfreuen, welcher ihr hier mit vollem Rechte zu Theil ward ...“
Rothschild hatte 1820 eine Bank in Wien gegründet, die zum wichtigsten Geldgeber Österreichs
wurde.
„l’affaire de l’indemnité“
71 LUDWIG PHILIPP, König der Franzosen, 1773–1850. E.Br.m.U. Neuilly-sur-Seine 21.VI.1826. 13/4 S. gr.-4o.
400.–
Als Herzog von Orleans an einen Grafen.
„... Je désirais beaucoup vous entretenir de quelques affaires dont la décision m’importe infiniment, mais celle dont il m’importe le plus de hâter la conclusion, est l’affaire de l’indemnité que
nous réclamons aux termes de la Loi ... Les motifs de ces appels ... ne paraissent pas avoir été
remis au Greffe du Conseil d’État ou notre Avocat s’est présenté en vain pour en avoir communication: il ne peut donc encore travailler à rédiger la Requête au Roi“ (König Karl X., seinen
Vetter) „qui doit contenir notre défense, & en vérité ... il semble qu’il s’établit contre nous un
système de procrastination ...“
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Nr. 71
König Ludwig Philipp
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72 SEYFRIED, Ignaz Xaver von, österreichischer Komponist; Schüler Mozarts,
1776–1841. E.Br.m.U. Wien 28.IV.1827. 1 S. quer-schmal-8o.
480.–
An den Musikverlag Breitkopf & Härtel in Leipzig.
„... Den mir eingesendeten älteren Verlags-Catalog, dessen Inhalt vorzugsweise für das hiesige
Musik-Conservatorium brauchbar seyn dürfte, habe ich aus diesem Grunde dem Archivar desselben zugestellt, welcher ihn dem leitenden Ausschuß vorlegen, u. sich über den Bedarf an Ihre
Handlung selbst wenden wird. Die versprochene Zurücksendung meiner Recension des Eyblerschen Requiems scheint bey dieser Gelegenheit vergessen worden zu seyn, weßhalb ich nachträglich darum bitte ...“
Sehr selten.
„der Vampyr“
73 LINDPAINTNER, Peter Joseph von, Komponist und Dirigent, 1791–1856.
E.Br.m.U. Stuttgart 6.VIII.1827. 1 S. gr.-4o. Mit Papiersiegel und Adresse. Stärkere
Rand- und Faltenrisse z. T. mit Klebefilm hinterlegt, etwas gebräunt.
200.–
Ebenfalls an Breitkopf & Härtel, seine neue Oper „Der Vampyr“ betreffend.
„... Ich wünschte ... daß Sie nächstens in Ihre musikal. Zeitung mit wenig Zeilen die Notiz aufnähmen: daß ich der Vollendung meiner neuesten Oper: der Vampyr, romantische Oper in drey
Akten, mit einem lyrischen Vorspiele, nach Lord Biron’s Dichtung von Cesar Max Heigel – nahe
bin, und selbe – erhaltener Einladung zufolge in München in die Szene setzen werden. – Zugleich
ersuche ich Sie, mir ein Blatt jener Zeitung, worinn diese Notiz aufgenommen ist, mit der Post
zukommen zu lassen ...“
Die Oper kam am 21.IX.1828 in Stuttgart zur Uraufführung.
74 DÉSIRÉE, Königin von Schweden, Gemahlin von Jean Baptiste Jules Bernadotte,
geb. Clary, Kaufmannstochter aus Marseille; Verlobte, dann Schwägerin Napoleons I.,
1777–1860. Br.m.U. „Désirée“. Stockholm 20.XII.1827. 2/3 S. 4o. Leichte Rand- und
Faltenschäden.
360.–
Als Königin an den Vicomte d’Asfeld in Paris, dem sie für ein Werk dankt.
„... Le titre promet beaucoup, et le suffrage aussi flatteur qu’honorable de Madame la Comtesse
de G e n l i s m’est un sûr garant du talent avec lequel vous aurez traité un pareil sujet. Je ne
vous répéterai point ce que j’ai le plaisir d’écrire à Madame la Comtesse à votre égard. Priez-la
de vouloir bien vous communiquer ma réponse ...“
Aus der Sammlung A. Jennepin.
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Seite 41
„Der Dienst ist nichts weniger als anstrengend“
75 KALLIWODA, Johann Wenzel, böhmischer Komponist, 1801–1866. E.Br.m.U.
Donaueschingen 19.VII.1828. 2 S. gr.-4o. Minimal fleckig. Kleine Papierschäden. Mit
Siegel und Adresse.
600.–
Als Hofkapellmeister des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen an den Wiener Cello-Virtuosen Josef M e r k , für dessen Schüler Karl Leopold Böhm er sich beim Fürsten verwendet hatte. Detaillierte, sechs Punkte umfassende Auflistung der fürstlichen Ansprüche und Leistungen an
einen Hofcellisten, von Kalliwoda ergänzend kommentiert.
„... 1. Herr Böhm ist verpflichtet, sowohl bei der Kirchenmusik, als im Theater bei Schauspielen
und Opern, wie bei Concerten Dienste zu thuen. / 2. Er übernimmt die Verpflichtung, ohne
Anspruch auf besondere Bezahlung hiefür von Seite des Fürsten ein taugliches Subject auf dem
Violoncell zu unterichten, und zu bilden dem er wöchentlich 4 Stunden zu geben hat ...“
Ferner über Fragen des Urlaubs, der Bezahlung, des Dienstantritts und der Kündigungsmodalitäten. „Ich habe diesen Punkten beizufügen, daß man hier für 3 bis 4 Louisdor ein recht hübsches
Zimmer haben kann. Der Dienst ist nichts weniger als anstrengend, indem nur im Winter alle
Wochen ein Konzert, nur etwa zwei o. dreimal Oper, und ungefähr eben so oft Schauspiel ist. Kirchenmusik machen wir keine wenn die Herrschaft abwesend ist ...“
Böhm hat das Engagement angetreten. – Mit Erwähnung von Conradin K r e u t z e r , der 1818–
22 Hofkapellmeister in Donaueschingen gewesen war.
„der verfluchte Schlendrian“
76 SCHNORR von Carolsfeld, Julius, Maler, 1794–1872. E.Br.m.U. München 21.V.
1829. 11/2 S. gr.-4o. Leicht fleckig, kleine Ausrisse am linken Rand ohne Textberührung.
480.–
Früher Brief an einen Freund und Malerkollegen, der sich um die bayerische Staatsbürgerschaft
bemühte, um ein Amt an der Münchner Akademie übernehmen zu können.
„... Da Du nicht wolltest, daß ich C o r n e l i u s ... etwas sagte, so hatte ich keine Mittel in Händen, mich über die wahre Lage der Sachen zu erkundigen: so viel habe ich aber unter der Hand
erfahren, daß beim Ministerium Deine Papiere liegen und die Academie noch keinen Bescheid
erhalten hat trotz der Nachfragen von Seiten Cornelius. So ärgerlich solche Verzögerungen sind,
so darfst Du deßhalb doch auf keine besondre Hindernissse und Ursachen schließen: es ist eben
der verfluchte Schlendrian. Mir und andern, die ebenfalls wie Du aufgefordert waren, um das
Indigenat einzukommen, ... ist es auf ein Haar so ergangen ... Diese Sachen zu beschleunigen und
zu betreiben halte ich nach meinen Erfahrungen für unmöglich ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 43.
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Seite 42
77 CLAUREN, Heinrich, Pseudonym für Carl Heun, Schriftsteller, 1771–1854.
E.Br.m.U. Berlin 15.II.1830. 1 S. gr.-4o. Mit Blindsiegel und Adresse. Etwas gebräunt,
kleine Randeinrisse.
360.–
An den Enzyklopädisten Johann Gottfried Gruber (1774–1851) in Halle, bei dem er sich für einen
bedürftigen Studenten einsetzt.
„... Der Sohn eines Schneidermeisters aus einem im Merseburger Reg. Bezirke gelegenen Dörfchen, der Studiosus Schimpf zu Halle, hat zufällig in Erfahrung gebracht, daß ich das Glück
habe, von Ihnen gekannt zu seyn, und mich, durch meine Schwester, die Reg. Kalkulator Kanitz
zu Merseburg, ersuchen laßen, mich für ihn, bei Ihnen, wegen Verleihung eines von Ihrer Disposition abhängigen, und ihm von Ihrer Güte, bereits früher vorläufig zugesicherten Stipendii zu
verwenden. Wär ich ein Prinz oder sonst ein Mann von irgend einigem Einfluße, so würde ich den
Weg, den der junge Mann aus Halle über Merseburg und Berlin nach Halle eingeschlagen, allenfalls zwekmäßig finden ...“
78 SPONTINI, Gaspare, Komponist; 1820-41 Generalmusikdirektor in Berlin, 1774–
1851. E.Br.m.U. (Berlin) 25.VI.o.J. 1/2 S. gr.-8o. Mit Siegelspur und Adresse.
400.–
An den Musikbibliothekar Georg Poelchau (1773–1836) in Berlin, „No 48 unter den Linden“, dem
er die Partitur des Oratoriums „Josua“ von Georg Friedrich Händel zurücksendet.
„J’ai l’honneur de faire remettre de retour à Monsieur Pelchau la partition de Josua, en Lui
exprimant mes rémerciments et mes compliments les plus expressés. / Spontini“.
Poelchaus Musikbibliothek wurde nach seinem Tode zum größten Teil von der Königlichen Bibliothek erworben.
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Seite 43
Nr. 76
Julius Schnorr von Carolsfeld
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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Seite 44
79 FRIEDRICH WILHELM III., König von Preußen, 1770–1840. E.Br.m.U. Potsdam 3./15.X.1830. 3/4 S. 4o.
480.–
An Gräfin (Orloff), die ihm wertvolle Pferde zum Geschenk gemacht hatte.
„... les quatre chevaux dont Vous avez bien voulu me faire cadeau sont arrivés sans accident quelconque et leurs rares qualités attestent la célébrité du haras auquel ils doivent leur origine. Appréciant, Madame une attention aussi marquée qu’aimable je Vous prie d’agréer l’expression renouvellée de la reconnaissance toute particulière sur laquelle Vous avez déjà obtenu tant de titres par
le dévouement qui Vous attache à la personne de ma fille si tendrement chérie ...“ (gemeint ist die
Zarin Alexandra, geb.Prinzessin Charlotte von Preußen).
80 SCHERK, Heinrich Ferdinand, Mathematiker und Astronom, 1798–1885. E.Br.
m.U. (Halle) 31.X.1831. 1 S. quer-kl.-4o. Beschnitten.
120.–
„Herrn Oberbibl. und Professor Dr Voigtel bitte ich ganz ergebenst, H. Stud. math. Schmidt, den
ich sehr empfehlen kann, gefälligst die Erlaubniß zu ertheilen, mehrere Bücher auf Einmal ... zu
benutzen ...“
Mit eigenh. Bearbeitungsvermerk Voigtels. – Aus der Sammlung Elise Freiin v. König-Warthausen.
81 GENTZ, Friedrich von, Politiker und Publizist, 1764–1832. E.Br.m.U. O.O.u.D.
1 S. 8o. Mit Siegelspur und Adresse. Verso Montagespuren.
400.–
An „Baronne de Maltzahn“, wohl die Frau des preußischen Gesandten in Wien, wegen der Verschiebung eines Treffens.
„Le Prince M e t t e r n i c h part demain soir pour Linz; par conséquent je ne puis pas disposer
d’une heure ...; et je Vous prie en grace, Madame de vouloir bien remettre notre petit déjeuner à
Samedi, où nous serons absolument tranquilles et libres. Le Duc de Laval m’a fait entrevoir la
perspective de diner avec Vous aujourdhui. Je ne sais, si c’est vrai ou non! ...“
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Nr. 79
König Friedrich Wilhelm III.
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82 PLATEN, August Graf von, 1796–1835. Eigenh. Gedichtmanuskript. 2 S. gr.-4o,
zweispaltig beschrieben. Minimale Rand- und Faltenschäden.
3.600.–
Fünf Oden:
1) „ D e r b e s s e r e T h e i l
Jung und harmlos ist die Natur, der Mensch nur
Altert, Schuld aufhäufend umher und Elend;
Drum verhieß ihm auch die gerechte Vorsicht
Tod und Erlösung ...“
Sechs vierzeilige Strophen, mit einer Korrektur. – Nr. XXVII nach der Zählung der „Gesammelten Werke“ von 1839.
2) „ A n K a r l d e n Z e h n t e n .
Aus deiner Ahnherrn blühendem Reiche zogst
Umblickend oft auf lässigem Zelter du,
O zehnter Karl, von deiner Söhne
Frauen umjammert, der letzte Ritter! ...“
Zehn vierzeilige Strophen. – Nr. XXIX; die achte Strophe – mit einer Erinnerung an Napoleons
Sturz – fehlt im Druck, der außerdem eine Abweichung in der zweiten Strophe aufweist.
3) „ D e r V e s u v i m D e c e m b e r 1 8 3 0 .
Schön und glanzreich ist des bewegten Meeres
Wellenschlag, wann tobenden Lärms es anbraust;
Doch dem Feur ist kein Element vergleichbar
Weder an Allmacht,
Noch an Reiz für’s Auge. Bezeug es Jeder,
Der zum Rand abschüssiger Kratertiefe,
Während Nacht einhüllt die Natur, mit Vorwitz
Staunend emporklimmt ...“
Fünf vierzeilige Strophen. – Nr. XXX; mit Abweichungen in der dritten und vierten Strophe.
4) „ L o o s d e s L y r i k e r s
Stets am Stoff klebt unsere Seele, Handlung
Ist der Welt allmächtiger Puls, und deßhalb
Flötet oftmals tauberem Ohr der hohe
Lyrische Dichter ...“
Fünf vierzeilige Strophen, mit zwei Korrekturen. – Nr. XXXI.
5) „ H e r r s c h e r u n d V o l k.
Wie sehnt ein willkürübender Herrscher sich
Nach Dichterweihrauch, dessen er nicht bedarf:
Er legt an’s Schwert kraftvoll die Faust und
Wen er zum Opfer sich wählt und wer ihm
Mißfällt und wer Freiheit zu verkünden wagt,
Den trifft der Tod, den decken Sibiriens
Schneefelder zu, der wird geschmiedet
Tief in der Grotte des Felseneilands ...“
Zwölf vierzeilige Strophen. – Nr. XXXII; mit einer Abweichung in der elften Strophe.
So bedeutende Gedichtmanuskripte Platens sind im Handel s e h r s e l t e n .
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Nr. 82
August Graf von Platen
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„Die Welt liegt in Verrückheit“
83 METTERNICH, Clemens Wenzel Lothar Fürst von, österreichischer Staatskanzler, 1773–1859. E.Br.m.U. Wien 6.IV.1832. 31/2 S. 4o. Faltenrisse, unregelmäßig gebräunt.
600.–
Inhaltsreicher Brief an eine Exzellenz in Pisa über seinen Kampf gegen liberale Revolutionen.
„... Die Staaten brauchen wahrlich mehr als Jemals treue und aufgeklärte Stützen! Die Welt liegt
mehr als im Argen – sie liegt im Aergsten, in Verrücktheit. Ich kenne keinen anderen Ausdruck
für mein Gefühl und Alles, beweißt mir daß er der Rechte, ist. Es ist mir z. B. bewiesen daß die
Kraft, diese nöthige Eigenschaft heute selbst nicht anwendbar ist, denn überall fehlen die Stützpunkte. Hebel sind blos todte Gewichte wenn ihnen der Punkt zum auflegen fehlt. Die Elemente
sind wild unter Einander gemischt; die Fluthen sind in Bewegung; da sie aber aus Koth bestehen
so läßt sich keine dieser Bewegungen berechnen. Die Eine ist langsam während rechts und links
Durchbrüche statt finden ...
Das Ableben der Großherzogin ist ein bedauerliches Ereigniß. Es hat auf der anderen Seite das
Gute, daß der G[oß]herzog Hoffnung zu einer männlichen Succession erhält. Auf die Wahl der
künftigen Frau wird Bedacht genommen werden müssen, und da wäre – wenn sie bis dahin nicht
vergeben ist, – die älteste Tochter des Erzherzogs Carl recht erwünscht. Vor zwey Jahren wird sie
kaum heirathsfähig werden, denn sie ist im Wachsthum noch sehr zurück, im übrigen aber hübsch
und sehr artig, gutmüthig und gebildet ...“
Am 24. März war Großherzogin Maria Anna von Toskana verstorben. Großherzog Leopold II.
heiratete im folgenden Jahr Prinzessin Maria Antonia von Sizilien, Erzherzogin Marie Therese
heiratete 1837 König Ferdinand II. Beider Sizilien.
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„mein Bruder und ich“
84 HUMBOLDT, Alexander von, Naturforscher, 1769–1859. E.Br.m.U. „Alexander
Humboldt“. Berlin 10.IX.1833. 22/3 S. gr.-4o. Defekt (Schäden zum Teil mit Klebestreifen hinterlegt); gebräunt.
800.–
An den Nordisten Gottlieb M o h n i k e (1781–1841), Konsistorial- und Schulrat in Stralsund,
dem er für ein Werk dankt. Ferner mit der Bitte um „Erläuterung numerischer Verhältnisse in
der Rhunenschrift“. „Sie verzeihen, ... wenn nach einer langen Abwesenheit mit dem Könige in
Böhmen und in einer etwas bewegten Zeit ich nur wenige Augenblikke dazu anwenden kann, um
Ihnen und Ihrem edlen u[nd] berühmten Freunde, Herrn Rafn, dem tiefen Forscher Nordischen
Alterthums“ (Karl Christian R., dänischer Archäologe, 1796–1864), „meinen innigsten Dank für
Ihre wichtigen Geschenke abzustatten. Die Faereyinga Saga“ (1833 in kommentierter Ausgabe
von Mohnike erschienen), „welche meine Untersuchungen über die Zeitbestimmung von Grim
Kamban’s Ansiedelung veranlasst hat und den Färoer-Dialect neben den Isländischen aufstellt,
die vom hochverdienten Rask“ (Rasmus Christian R., dänischer Philologe, 1787–1832) „herausgegebenen Schriften, deren Catalogues seiner herrlichen ethnographischen Bibliothek, die also
leider! zerstreut wird, und die ehrenvollen Aufforderungen der Kön. Dänischen Gesellschaft für
Nord. Alterthümer, haben meinen Bruder und mich sehr erfreut und ich bitte Sie gehorsamst die
Gefühle meiner Verehrung und Dankbarkeit dieser erlauchten Gesellschaft und Herrn Rafn recht
lebhaft auszudrücken. Ich benuze diese Gelegenheit um Ew Hochwürden um eine Erläuterung
numerischer Verhältnisse in der Rhunenschrift zu bitten die mich interessirt, da ich mich viel mit
Zahlzeichen und dem Ursprung der Position (des Stellenwerths) die man allein den Indern verdankt und die im 12ten Jahrhundert, den arabischen Zollbeamten am Mittelmeere bekannt,
durch Leonardo Fibonaccio (Pisaner) nach Italien sparsam übergetragen wurde. Ich habe von
dem indischen Ursprung der position in einer Abhandlung über Zahlensysteme (ursprünglich der
Academie des Inscription in Paris vorgelesen) gehandelt ... Nun finde ich in der Inschrift die Herr
Rafn entziffert hat aus der Insel Kingiktorsoaks (Baffinsbay) ... folgende Runenzahlen:
Vielleicht darf ich Ihnen od. Ihrem Freunde Herrn Rafn eine Aufklärung verdanken und besonders der wahren Runenzeichen von 1. 2. 3. 4. 5 ... 10 ... Helfen Sie meiner Unwissenheit ... Verzeihen Sie meinem vom Orinoco (durch Schlafen auf feuchten Blättern) gelähmten Arme die
schrekliche Handschrift!“
Am 20. September 1819 hatte Humboldt in der Pariser Académie des Inscriptions über die Zahlzeichen gelesen.
Gedruckt in La Roquette, Oeuvres d’Alexandre de Humboldt. Correspondance scientifique et
littéraire, Paris 1865, Bd. I, S. 324 ff. (in französischer Übersetzung).
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85 HESEKIEL, Friedrich, evangelischer Theologe; Generalsuperintendent in Altenburg, Verfasser religiöser Gedichte und Erbauungsschriften, 1794–1840. E.Br.m.U.
Altenburg 12.II.1834. 12/3 S. gr.-4o. Faltenrisse (zum Teil hinterlegt, Klebefilm). 200.–
An „mein lieber alter Karl“, einen Jugendfreund.
„Deinen Brief erhalten ... und mich gleich hinsetzen u an den kleinen Ackermann über die beregte Sache schreiben, war eins. Du bist meinen Gedanken begegnet. Aber von hier aus läßt sich
nichts machen. Ich habe gerathen, daß Ackermann mit Harsleben, Schuhmann, Walther, Basedow, Mohr u einem aus Zerbst u Köthen zusammentritt ... Wohl hast Du recht, daß wir uns seit
einem Vierteljahrhundert nicht gesehen! Wie freue ich mich Deines Besuchs zur Ostermesse! Wie
schade, daß Du mich vorige Ostern nicht gefunden; ich war nur einen Tag in Leipzig, brachte
meine liebe selige Julie nach Berlin zur Mutter und zu Dieffenbach, wo sie im August verschied.
Sie ließ mir 4 Kinder ... Meine Schwägerinn Ludovika, Emmas Schwester, ohne Eltern u Geschwister, bis auf zwei sind alle todt, führt mir die Wirthschaft u erzieht meine Kinder ...“
86 SAVIGNY, Friedrich Karl von, Jurist und preußischer Staatsmann; Begründer der
historischen Rechtsschule, 1779–1861. E.Br.m.U. Berlin 9.XII.1834. 2 S. gr.-4o. Randund Faltenschäden mit Klebefim ausgebessert, etwas gebräunt.
200.–
An einen Gelehrten, dem er für das „ausgesprochene Lob“ dankt.
„... Eben so viele Freude machte mir das gute Zeugniß, das Sie den ersten von hier zurückgekehrten Russen geben, obgleich ich mir bey diesem günstigen Erfolg verhältnißmäßig doch nur geringes Verdienst zuschreiben kann. Ich bitte Sie dieselben, und besonders H. Newolyn, freundschaftlich in meinem Namen zu begrüßen. Da Ihr Brief den H. von Petersen nicht namhaft macht, was
bey seiner vielseitigen wissenschaftlichen Bildung kaum gefehlt haben würde, so schließe ich daraus, daß derselbe sich einer andern Laufbahn zugewendet haben wird ...“
87 ALTENSTEIN, Karl Freiherr vom Stein zum, preußischer Staatsmann, 1770–
1840. Br.m.U. Berlin 29.IV.1835. 3/4 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse (Poststempel).
Leicht fleckig, Adreßblatt beschnitten.
160.–
An den Dichter, Philosophen und Bankier Oswald M a r b a c h , den Schwager Richard Wagners,
in Leipzig, dem er für die „Mittheilung der Fortsetzung Ihres physikalischen Wörterbuchs und
Ihrer wissenschaftlichen Abhandlung über Universitäten und Hochschulen“ dankt.
Seit 1833 gab Marbach das „Populär-physikalische Lexikon“ heraus.
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Seite 51
88 LADENBERG, Adelbert von, preußischer Staatsmann; Kultusminister, 1798–
1855. E.Br.m.U. Trier 2.VII.1835. 1 S. 4o. Kleiner Faltenriß, leicht gebräunt. 120.–
An den Mediziner Harleß und den Mineralogen Noeggerath in Bonn, die ihn zur Versammlung
deutscher Naturforscher und Ärzte nach Bonn eingeladen hatten.
„... Um so schmerzlicher ist es mir ..., auf die Belehrung und den Genuß, welche diese sehr interessante Versammlung erwarten läßt, wahrscheinlich verzichten zu müssen, weil eine längst beabsichtigte, nicht wohl aufschiebbare, Reise mich grade um jene Zeit in Anspruch nimmt ...“
89 GODOY, Manuel de, Herzog von Alcudia, spanischer Staatsmann; der „Friedensfürst“, 1767–1851. Br.m.U. „Le Prince de la Paix“. Paris 29.IX.1836. 11/2 S. folio. Mit
gesiegeltem Umschlag. Minimal gebräunt.
300.–
An F. H. Ungewitter, Redakteur der Spenerschen Zeitung in Berlin, wegen der Herausgabe seiner
Memoiren. – Ungewitter hatte sich nach dem Stand der Publikation in Paris erkundigt und ihm
nach Erscheinen der deutschen Ausgabe ein Exemplar des Werkes versprochen.
„... Vous savez que ces mémoires s’impriment ici, à Paris, en Espagnol et en Français, séparément et à la fois.
Cette double édition est sous ma surveillance immédiate: J’en corrige les épreuves sans doute, je
donne le texte primitif dans ma langue naturelle; Mais je m’assure par moi-même de la fidélité du
Traducteur ... Ainsi constamment ramenée à l’Espagnol, la copie Française est mon propre
ouvrage en Français. Mon généreux interprète a bien voulu accepter cet asservissement. Il n’a
pris d’autre liberté que celle d’ajouter parfois quelques notes qui lui appartiennent et qu’il signe
Aureste, Mr le Colonel d’Esménard possède à fond l’Espagnol et il a vu de ses yeux les Acteurs et
les faits dont je parle ...
Je vous remercie ... d’avoir publié mon livre en Allemagne. Je recevrai avec plaisir l’exemplaire
de Votre traduction ... et je répondrai à Votre politesse par l’envoi d’une édition Espagnole
aussitôt qu’elle sera terminée, ou si Vous l’aimez mieux, d’une édition Française ...“
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„un Voyage le long du Rhin“
90 ARAGO, François, französischer Astronom und Physiker; Direktor der Pariser
Sternwarte, 1786–1853. E.Br.m.U. O.O. 24.VIII.1837. 1 S. 4o. Etwas gebräunt, kleiner
Faltenriß.
240.–
An einen Minister, den er um Reisepässe für sich und seinen Reisegefährten Odilon Barrot bittet.
„... Nous nous proposons de faire un Voyage le long du Rhin, depuis Bâle jusqu’à Dusseldorf.
Notre intention est de revenir en France par la Hollande et par la Belgique. Veuillez avoir la bonté de nous faire expédier les Passeports nécessaires ...“
Mit Gegenzeichnung des Staatsmannes Odilon Barrot. Beide unterschreiben als „Deputé“.
91 LUDWIG I., König von Bayern, 1786–1868. E. Schriftstück m.U. München
5.XI.1837. 1 S. quer-kl.-8o. Leicht gebräunt.
300.–
„Der König bezeugt daß vorgestern der Kronprinz v Preußen und kein anderer Herr in der Loge
bey der verwittweten Königin seiner Schwiegermutter war, wohl aber Prinzessinen“.
92 HALÉVY, Jacques Fromental, französischer Komponist, 1799–1862. E.Br.m.U.
Paris 16.VI.(1838). 1 S. gr.-8o. Gering gebräunt, rückseitig geringe Montagespuren.
360.–
An den Tenor Gilbert Duprez (1806–1896) in Lyon mit der Bitte, nach Paris zurückzukehren.
„... j’écris ces deux lignes à la hâte et je les remets à Mr. Lebas qui va vous rejoindre. Mr. Lebas,
Architecte, Membre de l’Institut, est le beau-père de mon frère, et je crois que vous l’avez vu chez
moi. il va vous applaudir à Lyon, puisque vous abandonnez les pauvres Parisiens. nous avons
appris vos triomphes ... sans la moindre surprise, et vous même devez être habitué aux ovations.
mais revenez bien vite en chercher à Paris, nous avons bien besoin de vous. Lafont est indisposé,
et nous venons de passer une semaine fabuleuse ...“
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„die Herrlichkeiten Münchens“
93 REINHART, Johann Christian, Maler; Freund Schillers und Carl Augusts, 1761–
1847. E.Br.m.U. Rom 20.VI.1838. 1 S. kl.-4o. Mit Siegelspur und Adresse.
800.–
An Peter von C o r n e l i u s , „Director der Königl bayrischen Academie der Künste in / München“, dem er den Besuch des Malers Peter Ferdinand D e u r e r (1806–1847) ankündigt.
„... Herr Deurer der die Güte hat diese Zeilen mitzunehmen, kann Ihnen von mir[,] K o c h und
ihren andren römischen Freunden auf alle Ihre Fragen Bescheid geben ... Daß ich H. Deurer um
diese schöne Reise beneide, versteht sich. Vielleicht wird es mir auch noch einmal möglich nach
50 Jahren den Fuß ins Vaterland zu sezen und die Herrlichkeiten Münchens zu sehn ...“
Deurer lebte seit 1826 in Rom, wo er mehrfach Vorstand der deutschen Künstlerbibliothek war.
94 HANFSTÄNGL, Franz, Lithograph und Photograph, 1804–1877. Br.m.U. Dresden 14.IV.1839. 12/3 S. gr.-4o. Mit Adresse (Postvermerke). Kleine Faltenrisse. 240.–
An das Direktorium des Leipziger Kunstvereins, an das er „p[er] Dampfwagen“ eine größere Sendung seiner Arbeiten abgeschickt habe. Er bittet, die Rechnung bei dem Kunsthändler Rudolf
Weigel in Leipzig zu begleichen.
„... Könnte es in diesen Tagen geschehen, so würde es mir angenehm seyn und mich zu großem
Dank gegen Sie verpflichten, da ich Ende dieser Woche eine ähnliche Summe auf dortigem
Platze zu zahlen habe ...“
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Seite 54
„Braten mit viel Reiß“
95 ERNST AUGUST II., König von Hannover, Herzog von Cumberland, Onkel der
Königin Viktoria; veranlaßte durch seinen Verfassungsbruch die Vertreibung der
„Göttinger Sieben“, 1771–1851. E.Br.m.U. (Paraphe). Rotenkirchen 15.V.1840. 4 S. 8o.
480.–
An einen Fürsten, der ihn über die Erkrankung König F r i e d r i c h W i l h e l m s I I I . unterrichtet hatte. – Ernst August, selbst krank, hatte sich von Hannover zurückgezogen, um „etwas
ruhe und frische luft zu bekommen ...
Der gute König wie Sie sagen, klagt wegen Mangel die Kräfte, und appetit. Ich kann Sie
schwören daß ich ... hoffe dieses Ruhn, und viel in Luft seyn möge uns beyde zurück bringen, ich
hatte ein Degout für alles was Fleisch ist ... Mein Essen ist äußerst simple, und da ich habe sehr
gelitten, und mehr oder weniger noch immer etwas von Durchfall, so nehme ich Braten mit viel
Reiß, und trinke 2 Gläser Port Wein welcher astringirt ...“
Er übersendet dem Adressaten ein – hier beiliegendes – eigenh. Rezept m.U. seines Leibarztes Dr.
Baring, der dem König „Tinct. chinae composit. vinosa“ verordnet. Friedrich Wilhelm III. starb
drei Wochen später, am 7. Juni.
Die Berliner medizinische Fakultät 1841
96 OSANN, Emil, Mediziner; Begründer der Balneologie, 1787–1842. E.Br.m.U. Berlin 3.V.1841. 1/2 S. gr.-4o. Minimale Randläsuren.
240.–
Rundschreiben an „die Herrn ordentlichen und außerordentlichen Professoren und Privatdocenten der hiesigen medizinischen Fakultät“, die er als Dekan auffordert, „die für den Lectionskatalog des nächsten Winter Semesters bestimmten Vorlesungen“ pünktlich einzureichen.
Auf der unteren Blatthälfte die Sichtvermerke („vidi“) m.U. von 36 Fakultätsmitgliedern, darunter (nacheinander) Johann Wilhelm Commenz, Christian Gottfried E h r e n b e r g , Wilhelm Wagner, Johannes M ü l l e r , Friedrich Schlemm, Wilhelm Moritz Stephan Ludwig Schuetz, Johann
Lucas S c h ö n l e i n , Ernst Horn, Robert F r o r i e p , Maximilian Troschel, Friedrich Adolph
Wilde, Johann Horkel, Heinrich Friedrich Link, Friedrich Wilhelm Georg Kranichfeld, Karl
Angelstein, Justus Friedrich Karl H e c k e r , Friedrich Leberecht Truestedt, Karl Alexander
Ferdinand Kluge, Karl Wilhelm Ideler, Johann Dietrich Reckleben, Ludwig Theodor Emil Isensee, Johann Friedrich D i e f f e n b a c h , Martin Heinrich Romberg, Gottfried Christian Reich,
Karl Gustav Mitscherlich, Eduard Wolff, Ferdinand Moritz Ascherson, Karl Gustav Theodor
Oppert, Dietrich Wilhelm Heinrich Busch, Edmund Dann, Johann Anton Heinrich Nicolai und
Eduard Adolph G r a e f e .
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Seite 55
Nr. 95
König Ernst August II.
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Seite 56
„in meinem Sans-souci“
97 SCHNEIDER, Friedrich, Komponist; Hofkapellmeister in Dessau, 1786–1853.
E.Br.m.U. (Dessau) 15.IV.1842. 1 S. gr.-8o. Mit einer reizenden lith. Ansicht seines
Wohnsitzes am Kopf. Mit Siegel und Adresse.
200.–
Einladung an Karl de Marées.
„... Sie würden mir unendliche Freude machen wenn Sie mit Ihrer lieben Frau u. Tochter Sich
diesen Vormittag 11 Uhr in meinem Sans-souci einstellen wollten. Madame S c h r ö d e r D e v r i e n t wird auch zugegen sein. Ich bin noch voll des grossen Eindrucks von gestern ...“
98 REINBECK, Georg, Schriftsteller; Redakteur an Cottas „Morgenblatt“, Freund
Lenaus, 1766–1849. E.Br.m.U. (Stuttgart) „Freitag Morgen“ o.J. 1 S. 4o. Kleine Randläsuren, etwas gebräunt.
240.–
Wohl an den Intendanten des Stuttgarter Hoftheaters, der ihm ein Manuskript mit Änderungen
zurückgeschickt hatte.
„... bin ich mit den darin verzeichneten Abänderungen ganz einverstanden. Nur würde ich bitten folgendes zu bemerken: S. 12. – Wünschte ich die eine Strophe der Ründung wegen zu erhalten, aber so: / Serviteur, ich komme in’s Kämmerlein! S. 14. Regisseur – muß nun heißen, da die
Kinder wegfallen: / Ist so lange eine Bühne steht / So etwas erhört u.s.w. / In Flickworts Rede: /
Les’ ich’s ein andermal – ihn präsentirte / Ich stolz u.s.w. ...“
Aus der Sammlung Elise Freiin v. König-Warthausen.
99 SCHRÖDER-DEVRIENT, Wilhelmine, Schauspielerin, 1804–1860. E.Br.m.U.
Dresden 14.X.1842. 31/2 S. 8o.
320.–
An „Mein werther lieber Freund“, dem sie für ein Geschenk dankt.
„... Soll ich nicht mit Ihnen schelten daß Sie in Leipzig waren, und nicht nach Dresden kamen?
Wie hätte ich mich gefreut Sie zu sehen! Nun, im Frühjahr besuche ich Sie in Braunschweig, denn
ich gehe im May nach Hannover. Wie geht es Ihrer lieben Frau! Doch hoffentlich ganz auf
dem Wege der Besserung? Was macht das liebliche Töchterchen? Erinnern sich Beyde noch
meiner? ...“
100 HAIZINGER, Amalie, geb. Morstadt, Schauspielerin, 1800–1884. E.Br.m.U.
Karlsruhe 22.XII.1842. 4 S. gr.-8o.
240.–
An einen Berliner Intendanten wegen Anstellung ihrer Tochter. Sie bittet, ein Gastspiel möglichst
in die Zeit des Urlaubs Charlotte von Hagns zu legen, denn diese „sei jungen hübschen Schauspielerinnen nicht hold“.
Aus der Sammlung Künzel.
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Nr. 101 Jöns Jakob von Berzelius
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Seite 58
„ce trésor scientifique“
101 BERZELIUS, Jöns Jakob Freiherr von, schwedischer Chemiker; begründete die
quantitative Analyse organischer Verbindungen, führte die chemischen Symbole ein und
entdeckte mehrere Elemente, 1779–1848. E.Br.m.U. „Jac. Berzelius“. Kefvinge bei
Stockholm 23.VI.1843. 11/3 S. gr.-4o. Mit Blindsiegel und Adresse.
800.–
An den Chemiker Théophile Jules P e l o u z e (1807–1867), Mitglied des Institut National in Paris,
wegen der Zusendung einer „collection du Journal de l’ecole polytecnique“.
„... Ne connoissant point à quelle personne j’aurois pu m’adresser par une lettre officielle, je vous
prie de vouloir bien, de ma part, présenter les remercimens de l’Académie au lieu du, et annoncer que l’envoie est arrivé.
Les Numeros 1, 9 & 10 y manquèrent. Je suppose que la raison en est que ces numeros ne se trouvent plus. Il y avoit l’Analyse mathématique appliquée de L a g r a n g e , en feuilles détachées,
il est possible que cet ouvrage remplace ou le No 1 ou les Nos 9 & 10. Dans l’une des deux Collections il y avoit deux Exemplaires du No 15, mais le No 14 y manquait, lequel cependant se trouvoit dans l’autre. II seroit très précieux pour les deux Corps savants de pouvoir posseder ce trésor scientifique ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 57.
102 BENEDICT, (Sir) Julius, Komponist, 1804–1885. E.Br.m.U. London 29.IV.1844.
2 S. gr.-4o. Mit Siegelrest und Adresse. Leichte Montagereste.
240.–
Als „Kapellmeister des Königl. Theaters Drury Lane“ an den Dichter und Musikschriftsteller
Ludwig R e l l s t a b (1799–1860) in Berlin wegen der Aufführung seiner Oper „Die Bräute von
Venedig“ in Deutschland.
„... Darf ich hoffen, daß Sie einen Theil der meinem unvergeßlichen und unersetzlichen Meister
Carl Maria von W e b e r so oft bewiesenen Freundschaft auch auf seinen Schüler übertragen
werden? Es ist vor acht Tagen eine neue Oper von mir, die Bräute von Venedig mit sehr günstigem Erfolg in Drury Lane zur Aufführung gekommen. Mein heißer und inniger Wunsch ist – diesem Werke auch Eingang in Deutschland zu verschaffen. Ein freundliches Wort von Ihnen ...
würde mich dem Ziel ... auch im Vaterland Anerkennung zu finden näher bringen ...“
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103 CARRO, Jean de, Schweizer Arzt; setzte sich für die Anwendung der Pockenimpfung ein, 1770–1857. E.Br.m.U. Karlsbad 8.XI.1845. 21/2 S. 8o. Mit Adresse.
360.–
An die „Kronberger und Rziwnatzsche Buchhandlung“ in Prag wegen der Herausgabe eines Werkes über Gutenberg.
„... Heute habe ich Sr Ex[zellenz] Grafen Salm das deutsche Manuscript über Johann Guttenberg von Carl Winařicky, und meine französische Übersetzung expedirt, um das Imprimatur für
Beide zu erhalten. – Die k. k. Censur ist angewiesen dieselbe Ihnen zu übergeben. Das Original
werden Sie die Güte haben dem H. Profr Rammstein zu schicken, da er den Auftrag hat für den
Verfaßer, der jetzt krank liegt, mit einem Prager Buchhändler zu unterhandeln. – Drei scheinen
geneigt dieses Geschäft, welches ich für sehr gut halte zu übernehmen ... So bald ... Sie das französische Manuscrit von der Censur erhalten, so bitte ich Sie es mir zu übersenden. –
Die Franiecksche Buchdruckerei arbeitet schon an meinem Almanach“ („Almanach de Carlsbad“, seit 1831 herausgegeben), „und ich bin mit ihrer Arbeit ganz zufrieden ...“
104 AUERBACH, Berthold, Schriftsteller, 1812–1882. E.Br.m.U. Weimar, „am
ersten Weihnachtstag“ 1845. 2 S. gr.-8o. Linker Rand beschnitten.
200.–
An (den Leipziger Verleger Wigand), dem er für „die übersandten Sachen“ dankt.
„... Sie haben mir eine wahre Freude gemacht. Ich bin ein sonderbarer Cerl, lebe bei aller Hingabe doch so viel innerlich in mir, daß nur selten meine Umgebung die rechten klingenden Saiten
in mir trifft. Das erfahre ich oft ... Ich werde ... bald wieder nach Leipzig kommen ... Ist’s dann
keine Schande für einen Schriftsteller, wenn er in Leipzig bleiben darf? Oder kann ich auch ausgewiesen werden? Erkundigen Sie sich doch bei Biedermann ... ob er noch 2 Zimmer frei hat, oder
auch in der Traube wo ich früher wohnte ...“
105 PROKESCH von Osten, Anton Graf, österreichischer Schriftsteller und Diplomat, 1795–1876. E.Br.m.U. A t h e n 19.IV.1846. 3/4 S. gr.-4o.
320.–
Aus seiner Zeit als Gesandter in Athen an einen befreundeten Herrn, der ihn an eine ihm zugesagte Gefälligkeit erinnert hatte.
„... Sie kennen die Verhältnisse nicht. Was vor einem Jahre noch ziemlich leicht gewesen wäre,
ist bei der veränderten Gestalt, welche die Verhältnisse hier genommen, sehr schwierig. Der
König“ (Otto I.) „kann nichts ohne den Minister, u. der Minister hat über Ordensverleihungen so
entschiedene Ansichten, daß ein fremder Gesandter wenig Aussicht hat, sie nach seinen Wünschen
zu biegen ...“
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106 ZSCHOKKE, Heinrich, Schriftsteller und Politiker, 1771–1848. E.Br.m.U.
Aarau 10.IX.1846. 31/4 S. 8o. Kleine Einrisse.
360.–
An einen Freund in Braunschweig, dem er von einer Reise in den Taunus berichtet.
„... Gesund und erquickt bin ich nun seit 14 Tagen zurück, und heimele mich wieder in mein Alltagsleben ein, was eben nicht schwer fällt. Mit Ausnahme der damaligen afrikanischen Hitze ...
war die Reise sehr angenehm. Der Taunus erwies mir sogar die Ehre, mich, ich befand mich eben
im Schlangenbad, mit einer dortigen Rarität, einem ziemlich solide Erdbeben zu erfreuen, wofür
ich ihm noch izt dankbar bin. Das Ziel meines Ausfluges war eigentlich diesmahl das längst verabredete Rendezvous mit einem herzlieben Freund, dem Bürgermeister Smidt von Bremen, und
einem Theil seiner liebenswürdigen Familie. Das Findemich-Plätzchen war Wiesbaden; wir fühlten uns dort als glükliche Leute, und in jener harmlosen Stimmung, die mir bei Ihnen einst neben
den Ruinen der Harzburg zu Theil ward ...“
Ferner über die kranke Frau des Adressaten: „... Wenn ich an Sie denke, ists mir, ich müsse allen
Ärzten in Braunschweig den Krieg machen, obgleich es dort, wie mir zuweilen die Zeitungen
sagen, an politisch-kirchlichen Fehden nicht ganz fehlt. Aber was fehlt dergleichen im ganzen
heutigen Europa, vom Tajo bis zur Moldau und Weichsel? – Ich thue, wie Sie, und sehe dem verworrenen Treiben und Lärmen draussen, in müssigen Stunden, aus dem Fenster zu, ohne mich
einzumischen, selbst nicht in den Hader der Licht- und Nachtfreunde, der Römisch- und Deutschkatholiken ...“
107 MENDELSSOHN BARTHOLDY, Felix, 1809–1847. Eigenh. Musikmanuskript.
2 S. Hochformat (ca. 22,5 x 20 cm), 10zeilig. Beschnitten, verso Montagespuren. Leicht
gebräunt.
6.000.–
Skizze zu einer C h o r k o m p o s i t i o n . Partitur eines intermittierenden Stimmeneinsatzes auf
die Worte „ich tilge deine Uebertretung um meinetwillen“ (Jesaja 43, 25).
Elf Takte auf zehn Systemen, von denen nur die unteren vier bzw. fünf ausgeführt sind. Am Oberrand der Vorderseite eine Echtheitsbestätigung m.U. seines Schwagers Wilhelm H e n s e l .
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Nr. 107
Felix Mendelssohn Bartholdy
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108 STAMMBUCH-KASSETTE eines Fräuleins Mathilde (Familienkreis: Biermann,
Gallus, Klein, Moldenhauer, Pawlikowski) aus Angerburg in Ostpreußen. Mit 36 Eintragungen, davon 23 aus Angerburg, 3 aus Gumbinnen, 2 aus Lötzen, sowie aus Bromberg,
Marienwerder u.a.O., aus den Jahren 1847 bis 1850, und 6 montierten Haarlocken.
Quer-8o. Mit umlaufendem Goldschnitt. Weiße Halbleder-Kassette der Zeit mit Rückenvergoldung, ornamentaler und figürlicher Gold- und Farbprägung auf den Deckeln
(vorn: „Album“, hinten: chinesische Fischer), marmoriertem Vorsatz, Deckblatt mit
gestochener Ansicht („Fluelen“) und imitiertem Goldschnitt. In grünem Orig.-Pappschuber (etwas berieben).
400.–
Tadellos erhaltenes ostpreußisches Album mit ungewöhnlichem „chinesischem“ Dekor. – Die Eintragungen sind vielfach anläßlich der Hochzeit Mathildes im Januar 1849 geschrieben und zeichnen sich durch besondere Länge und Herzlichkeit aus.
Der Badische Aufstand
109 FRANKREICH. – Brief der Société Démocratique Centrale, unterzeichnet von
den Büro- und Kommissionsmitgliedern. Paris 1.V. 1 8 4 8 . 13/4 S. folio. Mit Siegelstempel („République Française“). Kleiner Faltenriß, etwas braunfleckig.
300.–
Rundschreiben an die Mitglieder der provisorischen Regierung, in dem die Niederschlagung des
Badischen Aufstandes verurteilt wird.
„... Dans les premiers jours qui ont suivi notre glorieuse révolution, le Citoyen Ministre des affaires étrangères a proclamé au nom de la France le principe de la non intervention des nations dans
les affaires intérieures des autres nations.
La France se doit à elle-même de faire respecter ce principe pour tous les peuples. La France n’a
pas cru qu’il était de son droit de briser les chaines qui pèsent sur ses frères étrangers, mais elle
ne doit pas permettre que des Princes coalisés viennent resserrer les fers d’un peuple qui combattait pour la liberté. L’intervention de la Prusse, de l’Autriche, de la Hesse ou de tout autre état
de l’Allemagne confédéré dans les affaires du duché de Bade est u n c r i m e d e l è s e
m a j e s t é p o p u l a i r e contre lequel la France doit protester ...“
„tombé pour une belle cause“
110 WILHELM I., Deutscher Kaiser, König von Preußen, 1797–1888. E.Br.m.U.
„Prince de Prusse“. Babelsberg 22.VII. 1 8 4 8 . 4 S. 8o. Mit Wappenprägung am Kopf.
Leicht gebräunt.
600.–
Als Prinz von Preußen an eine Dame, deren Sohn gefallen war.
„... La perte d’un fils plein d’espoir, tombé pour une belle cause, est doublement douloureuse,
comme cette cause n’a point triomphée! J’ai pleuré Votre fils, comme un excellent camarade; j’ai
suivi de près sa carrière militaire ... Je n’ai pas hésité un moment, Madame, de soliciter auprès
du Roi, un secours pour les fils qui Vous restent ... Je suis heureux d’apprendre que le Roi leur a
accordé un: Zulage ...“
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Nr. 110
Prinz Wilhelm von Preußen
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„Das ganze Treiben der litterarischen Gassenbuben“
111 LASAULX, Ernst von, Historiker und Philologe; 1848 Vertreter der Rechten in
der Frankfurter Nationalversammlung, 1805–1861. E.Br.m.U. (Fragment). Frankfurt
a.M. 22.IX.1848. 1 S. quer-gr.-8o (Unterteil eines Gr.-4o-Blattes). Etwas knittrig und
braunfleckig.
120.–
Wohl an einen Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung.
„... Wäre ich ... hier gewesen, so würde ich für die Nichtbeanstandung des Waffenstillstandes
gestimmt haben, wie ich früher für die Nichtsistirung gestimmt habe. Das ganze Treiben der litterarischen Gassenbuben welche sich in der deutschen Reichstagszeitung zeigen wie sie sind, erinnert mich lebhaft an die Trefflichkeit der alten Lex Remmia de calumniatoribus. Dieses römische
Gesez bestimmte nemlich dass den öffentlichen Verläumdern der Buchstabe K = Kalumniator auf
die Stirne gebrannt würde; welche Menschen man dann spottweise homines litterati damals
genannt hat und jetzt, auch ohne jenes äusserliche Brandmal nennen könnte ...“
112 RUNGENHAGEN, Karl Friedrich, Komponist und Chordirigent, 1778–1851.
E.Br.m.U. (Briefschluß?). Berlin 16.II.1849. 1 S. 4o. Kleine Randeinrisse.
360.–
An den Direktor der kgl. Oper (Karl Theodor von Küstner) mit der Bitte, ihm für eine Wohltätigkeitsaufführung von M e n d e l s s o h n s „Paulus“ drei Sänger zur Verfügung zu stellen.
„... In der weiten Hauptstadt ist die S[ing] Akademie der einzige Ort, an welchem geistliche
Musik ausgeübt wird. Es bezog sich die Schenkung des Platzes, welch S. Majestät der hochseelige König“ (Friedrich Wilhelm III.) „gewährte, dahin: dass das aufzurichtende Gebäude der Ausübung geistlicher Musik gewidmet bleiben solle. Auch S[ei]ne Majestät der König, unser regierender Herr“ (Friedrich Wilhelm IV.) „nimmt lebendigen Antheil an dieser Kunst-Gattung, und
bezeugt dies durch Allerhöchste Gegenwart bei den Aufführungen ...“
„wie damals bei den 7 Göttingern“
113 BASSERMANN, Friedrich Daniel, Politiker; in der Paulskirche Mitglied der
gemäßigten Liberalen, 1811–1855. E.Br.m.U. F r a n k f u r t a. M. 8.IV.1849. 21/2 S.
gr.-8o. Kleine Faltenrisse; untere Hälfte von Seite 3 abgeschnitten.
240.–
An „Hochgeehrter Freund“, wohl den Kaufmann Carl Voigt, wegen eines „NationalGeschenks für
Gagern“.
„... Soll aber der Plan ausführbar werden so muß nicht ein Geschenk in Aussicht genommen werden, zu dessen Erstehung größere Mittel gehören, als wahrscheinlich aufgebracht werden können. Ich fürchte, die Summe, die für den Ankauf des Johannisberg nöthig wäre, ist bei aller Begeisterung für unsern Gagern nicht aufzubringen. Und, wie schlimm, wenn man mitten in der Sache
stecken bliebe. Zudem gehört schon zur Bewirthschaftung des Johannisberg ein Capital, das
G[agern] nicht hat ...
Ausführbarer u nicht minder schön wäre es, Gagern das Gut zu kaufen, auf welchem er bisher
als Pächter gelebt, wo seine Kinder geboren sind, u für das er so große Anhänglichkeit hegt. Es
ist Monsheim bei Worms ... Es wird der Stadt Leipzig zur Ehre gereichen, wie damals bei den
7 Göttingern, hier wieder die erste Anregung gegeben zu haben ...“
Nach seinem Rückzug aus der Politik zog sich Heinrich von Gagern 1849 auf sein Gut Monsheim
zurück, das er 1852 verkaufte.
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„der junge Hr. von Bülow“
114 SCHUMANN, Robert, 1810–1856. E.Br.m.U. „R. Sch.“ O.O.u.D. (Dresden,
Ende April 1849). 22/3 S. kl.-8o. Leicht gebräunt.
4.800.–
An Franz B r e n d e l , seinen Nachfolger in der Redaktion der von ihm gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik“, dem er Hans von B ü l o w empfiehlt.
„Lieber Brendel, / der junge Hr. von Bülow bittet mich um ein paar Zeilen an Sie, die ich ihm mit
Vergnügen gebe, da er ein sehr guter Clavierspieler, und sonst auch ein gebildeter, nach näherer
Bekanntschaft wohl zu leidender Mensch ist. Ich bitte ihn freundlich aufzunehmen.
M e i n e O p e r , vielmehr ihre Aufführung soll durch Intriguen dortiger Musiker möglichst
verzögert werden. So schreibt man mir. Aber ich glaub’s nicht. Und wär’s, so kann es zuletzt nur
nützen. Ehrlichkeit währt am längsten – und daß ich es gut u. ehrlich meine bei der Kunst, das
wissen Sie ja.
Für heute im Flug nur dies Wenige. Ueber kurz u. lang sehen wir uns, hoffe ich ...
Ihr Aufsatz über die Kritik des Publicums hat mir sehr gefallen, – auch der über das Arrangement m. Symphonie mich gefreut; nur war darin G a d e vergessen worden, was mir leid thut.“
Erst am 25. Juli 1850 fand unter Schumanns Leitung die Uraufführung seiner Oper „Genoveva“
in Leipzig statt.
Jansen Nr. 342. – Siehe die Abbildung auf Seite 67.
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„the departure of my dearest friend Mendelssohn“
115 BENNETT, Sir William Sterndale, englischer Komponist, 1816–1875. E.Br.m.U.
Southampton 26.VIII.1849. 3 S. 4o. Mit einer Ansicht von Hampstead am Kopf. Mit
(schwarzem) Siegelrest und Adresse.
240.–
An seinen Freund, den Kaufmann Carl Voigt in Leipzig.
„... ,Und wie ist es mit Leipzig?‘ – This question I have asked myself a many thousand times
during the last year, since the departure of my dearest friend Mendelssohn – often when I would
have written to you, my heart was sick, at the desolation of your town, and how sad you must all
be at this calamity – and I could not write – but still I know that I have you and many other good
kind friends remaining unto me and I must not neglect them ... I must hope that before I die I
shall again see Leipsic – this would be to me the greatest happiness on earth – but I have now
three Childrens (two Boys and a Girl) and we find it difficult, to travel – and have much to do in
London where I cannot easily leave my pupils. I have not yet many grey hairs on my head, but I
am getting an old man. My health is good, but last year I was very ill ...“
116 RAUCH, Christian Daniel, Bildhauer, 1777–1857. E.Br.m.U. „Rauch“. Berlin
23.XII.1849. 1 S. gr.-4o. Leichte Randläsuren.
360.–
An einen Herrn, dem er zur Verlobung gratuliert.
„Euer Wohlgeboren / konnten mir keine wohlthuend angenehmere Nachricht ertheilen, als die
Ihrer Wahl der Verlobung mit Ihrer so nahen als lieben Verwandten des Fräulein Trautschold,
wodurch das so lang und glücklich bestehende Familien-Verhältniß ... ins neue Geschlecht segensreich fortgeerbt werden wird, wozu ich meine herzlichst theilnehmenden Glückwünsche Ihnen
und der Braut darbringe, zugleich auch dieses Familien Glückes mich erfreue, daß der Himmel
Ihrem zweiten Vater dem würdigen herrlichen Pastor Trautschold diese Tage erleben ließ ...“
117 CURTIUS, Ernst, Archäologe und klassischer Philologe; Ausgräber von Olympia,
1814–1896. E.Br.m.U. Bonn 15.I.1850. 22/3 S. gr.-8o. Mit Adresse.
200.–
An Prinzessin Fanny Biron v. Kurland, die spätere Gemahlin Hermann v. Boyens, Adjutant des
Prinzen von Preußen (Wilhelm I.), der er für „Neujahrswünsche“ dankt.
„... Das Jahr beginnt mit den heftigsten politischen Spannungen und ein menschlicher Verstand
begreift nicht, wie alle die Verwirrung ohne Blut und Kampf beendet werden soll ...
In unsrer kleinen Colonie geht es ganz gut. Der junge Prinz bleibt sich immer gleich ruhig, milde
und würdig in Allem was er thut ... Ich sehe den Tag meines Abschiedes heranrücken ... Graf
Pückler meinte, die Frau Prinzessin würde schon zu Ostern an den Rhein kommen. Dann würden Sie auch wohl wieder herüberkommen? Unser Babelsberger Kreis – der wird wohl nicht wieder zusammen kommen ...“
Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., studierte seit Anfang November
des Vorjahres in Bonn.
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Nr. 114
Robert Schumann
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118 KERNER, Justinus, Dichter und Arzt, 1786–1862. E.Br.m.U. Weinsberg
21.II.1850. 22/3 S. 4o. Mit Blindsiegel und Adresse (Poststempel nachgezogen). Leicht
fleckig; ein Teil der Unterschrift durch Öffnen des Siegels verloren.
800.–
An den Hofsänger Christian Wilhelm Häser in Stuttgart, dessen Frau gestorben war.
„... Meinen herzlichsten, innigsten Dank für die schönen Compositionen die ganz zu meinem
Herzen sprechen.
Ach! ich kann mir die Trauer Ihres Herzens ganz denken!
Ich hatte schon vielen Jammer, aber doch diesen noch nicht – u. er ist, er ist der allergrößte, ich
darf an sein Kommen gar nicht denken.
Sie werden einsehen wie tief ich ihn fühle, lesen Sie meine Lieder , A n S i e i m A l t e r ‘ die in
der neusten Ausgabe meiner Lieder ... stehen. Diese vergessen Sie doch nicht zu lesen, gewiß wird
auch Ihr Herz mit ihnen überein stimmen.
Ich habe das Licht meiner Augen fast ganz verlohren u. vermag kaum Ihnen dieses zu schreiben.
Ach! kommen Sie nur einmal zu uns hieher! Das wäre uns eine große Freude! ...“
119 FRIEDRICH WILHELM IV., König von Preußen, 1795–1861. E.Br.m.U. Berlin
30.III.1850. 3/4 S. gr.-8o. Leicht fingerfleckig.
480.–
An eine Dame, der er zum Tod ihres Sohnes kondoliert.
„... ich eile, in demselben Augenblick, wo ich durch H v H u m b o l d t den Tod Ihres Sohnes
Wilhelm erfahren habe, Ihnen zu sagen, daß ich den großen Verlust den Sie u. die Ihrigen, den
die Wissenschaft u. Alle Freunde der guten Sache des Thrones u des Vaterlandes gemacht haben,
innig mitfühle u. tief bedaure.“
120 GERVINUS, Georg, Historiker; einer der „Göttinger Sieben“, 1805–1871. E.Br.
m.U. Kiel, „Bahnhofshotel“, 24.VII.1850. 1 S. quer-gr.-8o. Kleiner Einriß.
200.–
An die Universitätsbuchhandlung in Kiel.
„... Ich frage ergebenst an, ob Sie wohl einen Wechsel von r 300 ... auf Wilhelm Engelmann in
Leipzig ... gebrauchen können? Ich würde Ihnen im Fall der Bejahung denselben sogleich zustellen und um dessen Versilberung wo möglich in Preußischem Gelde bitten.
Mein Name, darf ich glauben, wird Ihnen für die Sicherheit des Wechsels bürgen. Über die Identität der Person können Sie sich bei hoher Statthalterschaft vergewissern ...“
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Nr. 119
König Friedrich Wilhelm IV.
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121 KUGLER, Franz, Kunsthistoriker, Dichter und Maler; der Erneuerer des preußischen Kunstwesens, 1808–1858. E.Br.m.U. Berlin 10.XI.1850. 1/2 S. gr.-4o, halbspaltig eng beschrieben. Kleine Faltenrisse.
360.–
An eine Dame bei Übersendung des Gedichts „Das Blumenmädchen“, das auf demselben Blatt von
der Hand seiner Tochter Margarete niedergeschrieben ist („Unfertig geblieben d. 20 Sept: 1828 /
Fertig gemacht d. 3 Nov. 1850“).
„... Ich habe Gretchen auf diesem Blatte, dessen Rückseite ich eben beschreibe, ein Gedicht
abschreiben lassen, das ich in weichmüthiger Jugendzeit einmal entworfen, aber nicht durchgeführt hatte; kürzlich fiel mir das Taschenbuch mit dem Entwurf in die Hände und da machte ich
es fertig. Wenn es an Inhalt und Form genügende Berechtigung zur Existenz hat, so bitte ich Sie,
es als ein Denkzeichen von dem Verfasser anzusehen. Es ist aber das einzige von kleineren Gedichten, was in unserer Zeit aus meiner Fabrik hervorgegangen. Denn einstweilen ist meine ganze
Muße noch immer der Dramatik zugewandt. Vor und nach dem Dogen“ („Doge und Dogaressa“)
„hatte ich ein volksthümliches Schauspiel aus der Zeit des großen Kurfürsten von Brandenburg,
,Die tatarische Gesandtschaft‘ geschrieben, ein Stück, das wohl manche Mängel im Plane hat,
das ich aber doch hoffe nicht verwerfen zu dürfen ...“
122 FRÖBEL, Friedrich, Pädagoge; Begründer der Spielpädagogik und des Kindergartens, 1782–1852. E. Albumblatt m.U. O.O.u.D. 1/2 S. quer-8o. Etwas fleckig. 400.–
Fröbels Wahlspruch: „Kommt, laßt uns den Kindern leben!“
123 MARIA PAWLOWNA, Großherzogin von Sachsen-Weimar, Gemahlin des Großherzogs Karl Friedrich, Tochter des Zaren Paul I., 1786–1859. E. Schriftstück. (Weimar) 1851. 1 S. gr.-8o. Bleistift (etwas verwischt).
240.–
Einladungsliste „zum Dinner, Sonntag, 18/30 März, 1851“. Außer den „gewöhnlichen“ Gästen
wurden u.a. zu Tisch gebeten: Prinzessin Anna von Sachsen-Weimar, Frau von Fritsch, Major
von Fritsch, Regierungsrat von Gersdorff, Herr und Frau von Hopffgarten, Frau von Stein-Altenstein, Frau von Stein-Kochberg, Major Thompson und (Oskar) von Wydenbruck.
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124 KOSSUTH, Lajos, Führer der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung von
1848/49, 1802–1894. Br.m.U. Albany, N.Y. 5.VI.1852. 3/4 S. 4o. Kleine Randeinrisse,
leicht fleckig.
300.–
An G. M. Selden, mit dem Dank für einen Scheck über 1100 Dollar „at the proceeds of the ...
meeting“.
„... Please accept my most sincere thanks for your kind effords in behalf of the cause of m y
p o o r f a t h e r l a n d ...“
125 WAAGEN, Gustav, Kunsthistoriker; 1832 Direktor der Berliner Gemäldegalerie,
1794–1868. E.Br.m.U. Berlin 25.VII.1853. 2 S. gr.-8o.
160.–
An einen Kollegen wegen einer „Erklärung an den Hrn. v. Aufsesz“. Er habe, „schon eine etwa
ähnlich lautende Vollmacht dem Hrn. v. Aufsesz bereits vor längerer Zeit vollzogen zurückgeschickt ... Doch besinne ich mich, daß ich damahls der Ansicht war, daß jene Petitionen an den
Bundestag und die Regierungen sich möglicherweise doch nur etwa auf Postfreiheit, oder auf Beiträge an Geld, oder an, für das Museum geeignete, Gegenstände erstrecken könnten, worin ich
... nichts Verfängliches sehen könnte. Nach den neulich von dem Hrn. Generaldirector von
Olfers’ ... erfolgten Bedenken, wünschte ich jetzt freilich diesen Schritt nicht gethan zu haben ...“
Hans Frh. v. Aufseß (1808–1872), Gründer des Germanischen Nationalmuseums, hatte in diesem
Jahr eine „Denkschrift an die deutsche Bundesversammlung“ verfaßt.
126 MOLESCHOTT, Jacob, niederländischer Physiologe und Naturforscher; einer
der bedeutendsten Vertreter des naturwissenschaftlichen Materialismus, 1822–1893.
E.Br.m.U. Heidelberg 11.VIII.1853. 1 S. gr.-8o.
240.–
An den Schauspieler und freisinnigen Schriftsteller Karl Arnold Schlönbach in Mannheim, der ein
literarisches Geheimnis schlecht gehütet hatte; den Naturforscher und Politiker O.E.V. Ule hatte
Moleschott mit einer Neuerscheinung überraschen wollen.
„... Die Sache war mir ... um so unangenehmer als mich mein Verleger kurz vorher gebeten
hatte meine Frei-Exemplare nicht vor Ende August zu vertheilen ...“
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127 LISZT, Franz, 1811–1886. E.Br.m.U. Weimar 12.VIII.1854. 1 S. gr.-8o. Bläuliches Papier.
600.–
An (Hermann) Härtel von Breitkopf & Härtel in Leipzig, dem er den Pianisten Alfred Jaëll (1832–
1882) empfiehlt.
„Permettez-moi mon cher Monsieur Härtel de vous présenter par ces lignes un Pianiste qui s’est
aquie beaucoup de réputation ces dernières années en Amérique, – M[onsieu]r Alfred Jael. Il a
l’intention de se faire entendre à Leipzig aux Concerts du Gewandhaus et je présume qu’il y
obtiendra du succès en particulier par l’exécution des morceaux de C h o p i n qu’il joue excellemment ...“
128 RÜCKERT, Friedrich, Dichter, 1788–1866. Eigenh. Gedichtmanuskript. 1 S.
quer-kl.-8o. Leicht gebräunt, beschnitten.
400.–
Gedicht, aus fünf D i s t i c h e n bestehend. Die ersten beiden lauten:
„Mir möge das Geschäft, das unternommne, glücken,
Den Garten, wo als Kind du spieltest, neu zu schmücken.
Ich denke dran bei Nacht, und schaffe dran bei Tag,
Wie kein poetisch Werk mir je am Herzen lag.“
129 LÜBEN, August, Naturfoscher; Volksschulpädagoge, verfaßte bedeutende methodisch-pädagogische Schriften, 1804–1874. E.Br.m.U. Merseburg 5.XII.1855. 4 S.
gr.-4o, eng beschrieben. Kleine Randeinrisse.
120.–
An einen befreundeten Kollegen wegen der Überarbeitung eines unzulänglichen botanischen Lehrbuches.
„... ich entschloß mich, die ganze Einleitung im Geiste von Schleidens Botanik neu zu arbeiten
...“ Auch die „Tabellen ... zur Bestimmung der Gattung“ müsse er neu schreiben – „Dafür tritt
mir nun die Frage entgegen: Wie ist diese Tabelle am zweckmäßigsten auszuführen? Nach dem
Linneschen oder nach dem natürlichen System? ...“
Ferner mit der Schilderung einer Feuersbrunst, die sein Haus bedroht hatte.
130 SAND, George, Pseudonym für Aurore Dupin, Baronin Dudevant, 1804–1876. E.
Albumblatt m.U. O.O.u.D. 3/4 S. quer-gr.-8o. Mit geprägten Initialen „GS“.
240.–
„Est-ce pour un album? / Dominus vobiscum. / George Sand“.
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Nr. 127
Franz Liszt
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131 MÖRIKE, Eduard, 1804–1875. Eigenh. Gedicht mit Widmung u.U. „Eduard
Mörike / Mönch“. Januar 1856. 2 S. 4o. Bräunliche Tinte. Minimal stockfleckig, sonst
von bester Erhaltung.
6.000.–
„ F r a u H i l d e .“ Saubere Reinschrift des 15strophigen Gedichts, mit zahlreichen Abweichungen gedruckt unter dem Titel „Der Schatten“. – Die ersten sechs Strophen lauten:
„Von Dienern wimmelts früh vor Tag,
Von Lichtern in des Grafen Schloß;
Die Reiter warten sein am Thor,
Es wiehert morgentlich sein Roß.
Doch er bei seiner Frauen steht
Alleine noch im hohen Saal;
Mit Augen gramvoll prüft er sie,
Er spricht sie an zum letzten Mal.
Wirst Du, derweil ich ferne bin
Bei des Erlösers Grab, o Weib,
In Züchten leben, und getreu
Mir sparen Deinen jungen Leib?
Wirst Du verschließen Thür und Thor
Dem Manne, der uns lang entzweit,
Wirst meines Hause Ehre seyn,
Wie Du nicht warest jederzeit? –
Sie nickt; da sprach er: Schwöre denn!
Und zögernd hob sie auf die Hand.
Da sah er bei der Lampe Schein
Des Weibes Schatten an der Wand.
Ein Schauer ihn befällt, er sinnt,
Er seufzt und wendet sich zumal;
Matt winkt er einen Scheidegruß
Und lässet sie allein im Saal ...“
Am Schluß eine Widmung an den Dichter und Schriftsteller Friedrich (von) Bodenstedt, damals
Professor für slawische Philologie in München. – Diese Niederschrift war wohl eine der für Bodenstedt bestimmten Beilagen zu Mörikes Brief an Emanuel Geibel vom 28.I.1856: „... Darf ich Sie
bitten, die andern Beilagen Herrn Bodenstedt bei Gelegenheit zu übergeben ...“
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Nr. 131
Eduard Mörike
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„schon wegen der Schwimmblase“
132 MÜLLER, Johannes, Physiologe und Anatom; entdeckte das Prinzip der nervösen Reizleitung und den nach ihm benannten „Müllerschen Gang“, 1801–1858.
E.Br.m.U. Berlin 16.II.1856. 1 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriß.
320.–
An einen Zoologen.
„... Ich habe es versäumt, Ihnen zu rechter Zeit zu antworten, da Ihr Wunsch durch die Sendung
der Fische Seitens des Herrn Lichtenstein erledigt wurde. Ich wäre selbst auch nicht im Stande
gewesen Ihren Auftrag der Vergleichung auszuführen, da die Überhäufung mit Arbeiten und
Amtsgeschäften mir keine Zeit für solche Aufträge übrig läßt. Für Ihre Mittheilungen über die von
Ihnen beobachteten Gymnotinen sage ich meinen beßten Dank und freue ich mich daß Sie diese
materie durch neue Arten vermehren. Die Vergleichung der Optidinen mit den Gymnotinen kann
ich nicht loben, schon wegen der Schwimmblase die bei den Optidinen geschlossen ist ...“
Martin Hinrich Lichtenstein (1780–1857) hatte 1844 den Berliner Zoologischen Garten gegründet.
Sehr selten.
133 LAMARTINE, Alphonse de, französischer Dichter und Staatsmann, 1790–1869.
E. Schriftstück mit Namenszug am Rand. O.O.u.D. 1 S. gr.-4o. Montiert; ein Eckchen
defekt.
200.–
Über die Einrichtung einer „commission générale de la publicité nationale“, die aus insgesamt
15 Mitgliedern bestehen solle.
„... cette commission générale de la publicité nationale ... aura pour fonctions de veiller à la sincérité et à l’integralité de toutes les insertions dans ce journal placé sous sa surveillance, et d’écarter de la partie morale scientifique et usuelle du journal tous les articles qui ne porteraient pas le
caractere de moralité, d’utilité, d’impartialité et de convenance quil est du devoir de l’état de donner à cette institution ...“
134 KINKEL, Gottfried, Schriftsteller und Politiker; nahm 1849 am badischen Aufstand teil, 1815–1882. E.Br.m.U. London 26.III.1857. 2 S. kl.-8o.
240.–
Aus der Emigration vermutlich an den Cotta-Verlag wegen der Drucklegung seiner in 7. Auflage
erscheinenden Gedichte.
„... Hinsichtlich der zu wohlfeileren Preise mir zu überlassenden Exemplare stimme ich Ihrem
Vorschlage bei, daß ich solche mit 25 % Rabatt vom Ladenpreise beziehen kann, da Sie den Preis
nicht zu hoch stellen wollen, um die Einführung des Buches zum Lesen mit Klassen nicht zu
erschweren. Übrigens bleibt die Fixirung des Verkaufspreises ganz Ihnen überlassen ...
In dem Manuscript sind alle Zeilen, als wenn es Prosa wäre, mit kleinen Buchstaben angefangen,
und so ist auch das Fragment im Kompaß abgedruckt. Wenn Sie finden sollten, daß dieses dem
Publikum zu fremdartig vorkommen möchte, so habe ich auch nichts dagegen, daß man jede Verszeile mit einem großen Anfangsbuchstaben druckt ...“
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„paysage Hollandais avec des arbres et moulin“
135 JONGKIND, Johan Barthold, holländischer Maler 1819–1891. E.Br.m.U. Rotterdam 5.I.1858. 4 S. gr.-8o. Kleine Faltenrisse; gering braunfleckig.
240.–
An „Mon bon Martin“, dem er für 100 Francs dankt.
„... je vous dirai aussi que en Hollande est une autre monnaie que en France – on se sert ici des
florins ... c’est pour moi une grande consolation d’avoir tant de nobles amis pour se joindre à
vous et pour me dire des mots aimable et bienveillante ... dans ce moment, je viens de terminer
un petite tableau – grandeur, pareille à cette petit tableau representant une Hiver Hollandais –
qui je vous ai envoye l’année passé – je vous enverrai vendredi ou samedi prochain le tableau en
question representant paysage Hollandais avec des arbres et moulin – effet d’été ...“
136 ALBERT, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl der Königin Viktoria,
1819–1861. E.Br.m.U. Osborne 2.III.1858. 2 S. 4o. Bläuliches Papier. Mit Goldschnitt.
400.–
An Prinz F r i e d r i c h K a r l von Preußen, mit Glückwünschen zur Geburt der Prinzessin
Anna.
„... Obgleich ich vermuthen muß, daß ein Söhnlein Deinen Wünschen entsprechender gewesen
sein würde, als der Zuwachs zu dem weiblichen Theile Deiner Familie, so verpflichten uns Sterbliche die Gaben des Himmels doch zur aufrichtigsten Dankbarkeit ... Daß Victoria überall in
Preußen mit so viel Liebe und Herzlichkeit aufgenommen worden ist, hat uns, wie begreiflich, die
größte Freude verursacht ...“
Seine Tochter Prinzessin Victoria hatte am 25. Januar Prinz Friedrich Wilhelm, den späteren
Kaiser Friedrich III., geheiratet.
137 LASSALLE, Ferdinand, Publizist und Politiker; Theoretiker und Organisator
der Arbeiterbewegung in Deutschland, 1825–1864. E.Br.m.U. Berlin, „Donnerstag“
(4.XI.1858). 1 S. gr.-8o. Mit geprägten Initialen. Gering gebräunt.
600.–
An den Ägyptologen Heinrich B r u g s c h (1827–1894), bei dem er Unterrichtsstunden nahm.
„... Sie sind gestern um 4 Uhr doch nicht dagewesen. Leider bin ich durch eine sehr heftige Erkältung und Grippe gezwungen mehrere Tage das Zimmer zu hüten. Sonst wäre ich heut zu Ihnen
gekommen. Doch ich darf nicht ausgehen. Wollen Sie also Sich heute zu irgend einer beliebigen
Zeit Sich bei mir zur Hieroglyphen-Stunde einfinden, oder ist Ihnen ... die Sache leid geworden?
Jedenfalls haben Sie die Güte mir 2 Zeilen Antwort durch Ueberbringerin zukommen zu lassen
und ihr auch meine Gummischuhe mitzugeben ...“
Beiliegend seine Portraitphotographie.
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138 BULWER-LYTTON, Edward George, englischer Schriftsteller, 1803–1873. E.Br.
m.U. „EBLytton“. London 7.VI.1859. 21/2 S. 8o. Kleiner Ausriß am Oberrand. 300.–
Aus seiner Zeit als Kolonialminister an einen Herrn, den er um Rat bittet.
„... a gentleman of good family with rich property & also with no inconsiderable property in one
of the australian colonies has applied to me as Colonial Minister to recommand him to your office
for an augmentation to his arms serving to illustrate his connection with the Colonies. I apprehend there is no precedent for granting an augmentation in such grounds. Are they not indeed
granted exclusively for services in the field ...“
139 MOSCHELES, Ignaz, Komponist und Pianist, 1794–1870. E.Br.m.U. (Leipzig)
7.I.1860. 1 S. gr.-8o. Mit Siegelrest und Adresse.
160.–
An den Kaufmann Carl Voigt in Leipzig, der ihn eingeladen hatte.
„. Gestern bei meiner Rükkunft von Hamburg fand ich Ihre freundliche Einladung und bedauere sie versäumt zu haben.
P. S. Empfangen Sie zugleich die herzlichsten Neujahrs Wünsche für sich und die lieben Ihrigen
von meinem ganze Hause.“
140 MANNING, Henry Edward, Erzbischof von Westminster, Kardinal; Verfechter
des Unfehlbarkeitsdogmas, 1808–1892. E.Br.m.U. „Enrico Manning“. Rom 13.VII.
1860. 21/2 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
240.–
An die Marchesa di Rendè in Neapel, der er mit dreijähriger Verspätung auf einen Brief antwortet.
„... La ricevetti al momento di partire da Roma, e benché mancassi di far risposta, nondimeno
provai di effettuare quello che fu imposto a me. Una sola volta sono riuscito di parlare col
Dottor White: ma lo trovai non tanto vicino alla Chiesa quanto aveva sperato ... Mi permetto di
offrire i miei ringraziamenti per tutta la Sua bontà verso il Signor Monroe ...“
141 OETKER, Friedrich, Publizist und Politiker; Führer der kurhessischen Liberalen, 1809–1881. E.Br.m.U. Kassel 18.IX.1861. 1 S. gr.-8o.
120.–
An die Redaktion des „Morgenblattes“, der er einen „Aufsatz über Memling“ sendet.
„... Einige Noten p. werden Sie wohl für Ihr Blatt entbehrlich finden. Wie Sie wissen, habe ich
gegen solche Striche Nichts, nur muß ich auch hier wieder um sorgfältige Aufbewahrung und
Rücksendung der Handschrift bitten. Im Übrigen sind meine Bedingungen die frühern, namentlich auch hinsichtlich eines Abzuges ...“
142 FRIEDRICH I., Großherzog von Baden, 1826–1907. 2 e.Br.m.U. Karlsruhe 25.V.
und 31.VII.1862. 2 S. gr.-8o. Mit Heftspuren (teilweise eingerissen).
240.–
An Hofmarschall Freiherrn von Gemmingen in Angelegenheiten des Karlsruher Hofstaates.
25. Mai. „... Die anliegenden Bemerkungen zu Ihrer Denkschrift hat H.v. Reischach auf meine
Veranlassung niedergeschrieben, damit ich mir ein Urtheil über die verschiedenen Ansichten zu
bilden vermag. Ich übersende Ihnen diese Papiere mit dem Wunsch, Ihre Meinung darüber kennen zu lernen ...“
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143 VIGNY, Alfred Comte de, französischer Dichter, 1797–1863. E.Br.m.U. (Paris)
19.IX.1862. 2 S. gr.-8o.
360.–
An seinen Anwalt mit der Bitte, ihm die vom Bankhaus Rothschild erhaltenen 3000 Francs zu senden.
„J’ai reçu ... une lettre de l’un des fils de Monsieur James de Rothschild avec votre quittance double, selon l’usage.
Après avoir appris que le Baron de Rothschild était en Angleterre au moment où je venais de lui
écrire ici ..., j’ai fait faire quelque paiemens dans la Charente par mon Banquier d’Angleterre ...“
144 STEPHAN, Erzherzog von Österreich, Palatin von Ungarn, 1817–1867.
E.Br.m.U. Schaumburg 26.IX.1863. 3 S. gr.-4o. Faltenriß.
200.–
An den Historiker Joseph Alexander von H e l f e r t (1820–1910), dem er für Bücher dankt.
„... Der Name Helfert versprach was Gutes – und dem ist auch so – die höchst mühevolle Zusammenstellung namentlich, der auf der Londoner Weltexposition aufgestellt gewesenen österr:
Schul- und Unterrichts-Gegenstände ... ist ein verdienstliches Werk ... Noch inniger aber ist meine Dankbarkeit Eurer Exzellenz gegenüber wegen der Äußerungen bezüglich Ihres seligen Herrn
Vaters – denn diese haben meinem Herzen innig wohlgethan – Erinnerungen an schöne Zeiten in
mir wachgerufen, wo es mir vergönnt war einem Lande vorzustehen, das sich durch Bildung,
Intelligenz und Treue zum Monarchen von jeher auszeichnete ...“
1860/61 war Helferts Werk „Die österreichische Volkschule“ erschienen. – Sein Vater Joseph H.
(1791–1847) hatte römisches und kanonisches Recht in Prag gelehrt.
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145 KÜCKEN, Friedrich Wilhelm, Komponist, 1810–1882. E.Br.m.U. Schwerin
12.XII.1863. 2 S. gr.-8o.
240.–
An den Musikverleger Jacob Melchior Rieter-Biedermann, dem er die „Correctur des Trios“
zurücksendet.
„... Einiges sieht in der Correctur etwas bunt aus, ist es aber für den Stecher nicht. Ueber den
Titel, daß er in Deutscher Sprache, – mit der Dedication an den Großherzog Friedrich von Baden,
– ausgeführt werden soll, haben wir uns schon geeinigt, und hoffentlich wird die Herausgabe sich
nun nicht so lange mehr verzögern ...“
146 HOSEMANN, Theodor, Maler, 1807–1875. E.Br.m.U. Berlin 24.VI.1864. 2/3 S.
gr.-8o.
200.–
An einen Kommerzienrat, der ihn zu einem Richtfest eingeladen hatte. „... Leider kann ich nicht
dabei sein, da ich morgen früh eine kleine Reise antrete ...“
147 LONGFELLOW, Henry Wadsworth, amerikanischer Schriftsteller, 1807–1882.
E.Br.m.U. „H.W.L.“ Nahant, Mass. 11.VII.1864. 21/3 S. 8o.
400.–
An Mrs. Thies, der er seinen Besuch ankündigt.
„... I mean to come on Friday, rain or shine ... We had a violent gale of wind last night, and Charley has gone down the coast somewhere in a yacht, which makes me a little uneasy and adds a
little to the discomfort of this wet, windy day. You ought to be thankful that you have a quiet
son! ...“
148 DAVID, Ferdinand, Violinvirtuose und Komponist, 1810–1873. E.Br.m.U. Leipzig 18.XII.1864. 2 S. gr.-8o.
200.–
An (den Kaufmann Carl Voigt), dem er eine „stattliche Liste wünschenswerther Musikalien“ für
dessen Sohn geben möchte.
„... Nun ... müsste ich genau wissen was er schon besitzt. Von den folgenden Werken glaube ich
daß dies nicht der Fall ist u. daß Sie ihm erwünscht sein werden: / Gaviniès: Les 24 Matinées Etuden f[ü]r Violine, Leipzig bei B. Senff. // L’art de l’archet von Tartini mit Clavierbegl[eitung] von
FDavid, Offenbach bei André.
Hat er denn die Beethovenschen Quartette Quintette u Streich-Trios in der neuen Härtelschen
Ausgabe? Das wäre ein sehr schönes Geschenk. Die Quartette bekommt man hübsch eingebunden
in der Verlagshandlung ...“
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149 BENDEMANN, Eduard, Maler, 1811–1889. E.Br.m.U. und eigenh. Nachschrift
m.U. O.O. (Düsseldorf) 15.II.1866. 11/2 S. gr.-8o. Respektblatt abgetrennt.
240.–
An „Geehrter Herr Steinmetz“, den er zu einer Besprechung bittet.
„... Ich bin leider nicht wohl genug um zu Ihnen zu kommen; daher müsste ich Sie freilich bitten
mich zu besuchen. Ich schlage Ihnen vor zu mir in mein Atelier in der Akademie zu kommen, wo
ich von 1 – 4 Uhr, ganz ungestört durch andre Geschäfte, zu finden bin. Ich denke daß Sie eine
kleine Verdauungsbeschäftigung brauchen können. Heute wäre mir sehr erwünscht ...“
In der Nachschrift: „Mein Atelier ist unten auf dem Hofe links beim Castellan zu erfragen. Oder
wenn Sie Sohn’s Atelier kennen nicht schwer zu finden. Sie würden, wenn Sie an den dunklen
Gang kommen, der links zu Sohn führt, gerade aus eine Stufe hinauf und dann eine Treppe höher
gehen, wo mein Name angeschrieben steht.“
150 GOLTZ, Bogumil von der, Schriftsteller, 1801–1870. E.Br.m.U. Wien 19.II.1866.
4 S. 4o. Leicht gebräunt.
200.–
An „Mein sehr geehrter Herr und Freund“ mit der Bitte, für drei Vorträge in Graz alle nötigen
Vorkehrungen zu treffen.
„... 1, Hier haben Sie das Bitt-Gesuch an die Polizey zu Graz mit Beilagen
2, Haben Sie die Güte an den verehrten ,Ausschuß‘ des Resourcen Vorstandes in Graz zu schreiben u meinen Namen schlechtweg drunter zu setzen. Die Gegenstände werden seyn / 1, Charakteristik der Frauen (Ernst u Scherz) / 2 Das deutsche Volksmärchen u sein Humor – Zum Schluß:
Sittenbilder aus Westpreußen / 3. Kindheit Jugend u Alter vergleichend charakterisirt ...“
151 HUGO, Victor, 1802–1885. E.Br.m.U. „V.H.“ O.O.u.J. 1 S. kl.-8o. Schwach
fleckig, kleiner Randeinriß.
600.–
An eine Dame.
„... J’ai transmis votre lettre à M. Paul Maurice qui a la bonté admirable de me remplacer. Voyezle avec ce petit mot. Il fera son possible ...“
Beiliegend ein Erstdruck: „ L a V o i x d e G u e r n e s e y . Victor Hugo à Garibaldi“, Brüssel
1867, kl.-8o, Orig.-Umschlag, kleinere Defekte.
Siehe die Abbildungen auf Seiten 100 und 101.
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Richard Wagner und die öffentliche Meinung
152 WAGNER, Richard, 1813–1883. Eigenh. Manuskript m.U. „RW“. (Februar
1865.) 6 S. gr.-4o. Schwach fingerfleckig.
16.000.–
„Zur Erwiderung des Artikels: R. W. u[nd] d[ie] öff[entliche] M[einung] in No. 50 der Allg[emeinen] Z[eitung]“.
Stark korrigierte Rohfassung seiner Antwort auf den (anonym) in der Augsburger „Allgemeinen
Zeitung“ vom 19.II.1865 erschienenen Artikel, in dem Oskar von R e d w i t z Wagners Verschwendungssucht angeprangert hatte – in der Absicht, König Ludwig II. zum Bruch mit dem Komponisten zu bewegen. Die „Erwiderung“ erschien an gleicher Stelle am 22. Februar; sie beginnt:
„Von der Grossmuth Sr. M. d[es] K[önigs] v[on] B[ayern] nach M[ünchen] berufen, um nach
schweren Kämpfen u. Ringen die Früchte eines mühevollen Künstlerlebens im ungestörten
Genuss von Ruhe und Arbeitsmusse zu geniessen, muss ich, in grösster Zurückgezogenheit, nur
den Befehlen meines erhabenen Beschützers gewärtig, in diesem Asyl plötzlich durch Angriffe auf
meine Person, durch einen Sturm öffentlicher Beschuldigungen gestört werden, wie sie sonst nur
aus Gerichtssitzungen, mit blosser Anführung des Anfangsbuchstabens des Angeschuldigten, in
den Zeitungen vorzukommen pflegen ...“
Ehe er auf einzelne Vorwürfe eingeht, beschreibt Wagner „den Character meiner hiesigen Stellung“: „Nachdem die Grossmuth Sr. Maj. mir die nöthigen Mittel angewiesen, die mich bestimmen
sollten überhaupt in München zu leben, und ungestört meinen im Uebrigen auf Ertrag von auswärts
berechneten Arbeiten nachgehen zu können, ertheilte mir Sr Maj. Im vorigen Herbst den besonderen Auftrag der musikalischen Ausführung m e i n e s g a n z e n N i b e l u n g e n w e r k e s , eines Cyclus von 4 vollständigen musikalischen Dramen, von denen jedes mindestens
den Umfang u. die Bedeutung meiner früheren Opern hat.
Für diese Bestellung, deren Annahme mich nöthigte auf längere Jahre jede Arbeit, welche auf
sofortige Verbreitung und Honorirung durch die deutschen Theater berechnet sein konnte, bei
Seite zu legen, wurden mir im Namen Sr. Maj. unter vertragsmässigen Bedingungen, Vergünstigungen zugewiesen, welche in keiner Weise das überschritten, was bayerische Könige bereits bei
ähnlichen Bestellung[en] auf Werke der Malerei u. Wissenschaft gewährt hatten. Somit im Recht,
mich nicht als Günstling, sondern ... ganz im Verhältnis seiner Arbeit bezahlten Künstler zu
betrachten, glaube ich zunächst Niemand Rechenschaft von der Verwendung meines Verdienstes
zu machen, es sei denn, dass ich um Entschuldigung dafür zu bitten hätte, für meine Arbeit denselben entsprechenden Lohn gefunden zu haben, welchen Maler, Bildhauer, Architecten, Gelehrte u.s.w. von meinem Range widerholt und häufig fanden ...“
Am Schluß deutet Wagner den politischen Hintergrund der Angriffe an, die sich gegen den König
selbst richteten; Wagner geht daher – in einer g e s t r i c h e n e n P a s s a g e – zur Verteidigung
Ludwigs gegen interessierte „Parteien“ über: „Warum ... bis zur offenbaren Unheilsandrohung
gegen den herzlich geliebten Fürsten angehen? Warum schon nur sich unterfangen, demjenigen
Rath ertheilen zu wollen, der trotz seiner, zum unehrerbietigen Vorwand für diese Rathertheilung willen berührten Jugend, seinem Volke z. B. in Betreff des Schönen mit solchem Ernste vorangeht, dass er ihm zum ersten Mal die Werke des klassischen Drama’s unverstümmelt vorführen lässt, während andre wichtige u. ehrenwürdige Häupter der deutschen Nation sich an Ballet
u. Circus vergnügen ...“
Manuskripte Wagners von dieser Bedeutung sind im Handel s e h r s e l t e n .
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Nr. 152
Richard Wagner
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Seite 84
153 BURGER, Ludwig, Maler und Illustrator, 1825–1884. E.Br.m.U. „Ludwig Burger / Maler“. (Berlin, November 1866.) 3/4 S. gr.-8o. Ein wenig angestaubt.
200.–
An die Redaktion der „Illustrierten Zeitung“ in Leipzig bei Übersendung einer Zeichnung für die
dort erscheinende „Illustrierte Chronik des [preußisch-österreichischen] Krieges“.
„... sende ich mitfolgend die ... Zeichnung: , D a s N a c h t g e f e c h t a n d e r I s e r b r ü c k e b e i P o d o l ‘ ...“
In der Nacht vom 26. zum 27. Juni 1866 hatten die Preußen bei Podol (Mähren) über die Österreicher gesiegt; das moderne Zündnadelgewehr hatte hier zum ersten Mal seine Überlegenheit
bewiesen. – Burger hatte als Zeichner an dem Krieg teilgenommen; er lieferte die Illustrationen zu
Fontanes Werken „Der Schleswig-Holsteinische Krieg“ und „Der Deutsche Krieg von 1866“.
154 GRELL, Eduard, Komponist und Chorleiter; Direktor der Berliner Singakademie, 1800–1886. E.Br.m.U. Berlin 23.II.1868. 1 S. gr.-4o. Tinte leicht durchschlagend.
Kleiner Faltenriß.
240.–
An ein Mitglied des Senats der Akademie der Künste.
„… Die übrigen musikalischen Senats Mitglieder würden bereit sein am nächsten Donnerstag 5
Uhr den Harfen- u den Klavierspieler zu prüfen, so bald sie sich auch Ihrer gefälligen Gegenwart
versichert halten könnten. Überbringer dieses ist bereit entweder sofort oder im Laufe des morgenden Tages Ihren freundlichen Bescheid zu empfangen resp abzuholen, ob wir Ihrer Gegenwart uns erfreuen können.“
„Ich bin wüthend“
155 TAUBERT, Wilhelm, Komponist; Hofkapellmeister in Berlin, 1811–1891. E.Br.
m.U. O.O. 13.IV.1868. 2 S. gr.-8o.
160.–
An „Lieber Freund“ wegen einer Aufführung seiner Musik zu Shakespeares „Sturm“ in Leipzig,
die ohne sein Wissen erfolgen sollte.
„... Ich falle über die Nachricht, wie aus den Wolken, und bin ergrimmt über das Verfahren der
Leipziger Direction ... Faktisch habe ich mich mit H. Dr. Witte, der selbst an mich nie geschrieben, noch nicht einmal über die Bedingungen verständigt ... Man hat mitunter Gründe, den Komponisten fern zu halten. Aber ohne Verständigung mit mir den Sturm zu geben, ist wie gesagt,
rechtswidrig. Ich bitt Dich dringend, mir umgehend über den heutigen Erfolg Bericht zugehn zu
lassen. Ich bin nur auf das nächste Lebenszeichen der Direction neugierig, wie diese ihr Verfahren beschönigen will. Bekomme ich nicht vollständige Genugthuung, so bin ich im Stande, die weiteren Aufführungen gerichtlich inhibiren zu lassen. Diesmal ist es mir doch zu arg. Ich bin
wüthend, und im höchsten Grade erregt ...“
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156 HANKEL, Wilhelm, Physiker; beschäftigte sich mit den thermoelektrischen
Eigenschaften der Kristalle, entdeckte die Photoelektrizität, 1814–1899. E.Br.m.U.
Leipzig 3.VII.1868. 2 S. gr.-4o. Tinte etwas blaß.
200.–
Als Rektor der Leipziger Universität an (den Kaufmann Carl Voigt), dem er für die „Stiftung
zweier Stipendien für Mitglieder des Pauliner-Sängervereins“ dankt.
„... Das Andenken an den edlen Geber und der Dank gegen denselben wird durch die von Ihnen
getroffenen Bestimmungen über die Verleihung der Stipendien um so mehr unvergessen sein, da
gerade in dem Pauliner-Verein treue Anhänglichkeit und Dankbarkeit für alles genossene Gute
lebhaft hervortritt; und auch das Gedächtniß Ihres in der Blüthe der Jahre aus seinem schönen
Wirkungskreise so unerwartet hinweggenommenen Sohnes wird in seiner Freunde Herzen unauslöschlich fortleben ...“
Der Universitätssängerverein zu St. Pauli war 1822 als Chor mit 16 Mitgliedern zum Ziele der
musikalischen Umrahmung von Gottesdiensten in der Leipziger Paulskirche gegründet worden.
„Mignon“ in Berlin
157 THOMAS, Ambroise, französischer Komponist, 1811–1896. E.Br.m.U. Paris
16.XII.1869. 12/3 S. gr.-8o. Kleine Randeinrisse.
240.–
An eine Sängerin, die seine „ M i g n o n “ an der Königlichen Oper in Berlin gegeben hatte.
„... Combien je suis heureux et fier de voir enfin notre Mignon interprétée par vous en Allemagne
et sur la Royale Scène de Berlin.
Votre triomphe, auquel j’ai le si grand regret de n’avoir pu assister, nous avait été prédit à Bade
par notre illustre amie Madame Pauline V i a r d o t ...
Le jour même de l’arrivée de la dépêche de Berlin, je me suis empressé d’adresser tous mes remerciments à Monsieur le Baron de H u l s e n , le priant de vouloir bien les transmettre à chacun de
mes remarquables interprètes et à leur si digne chef, mon collègue Mr. Eckert ...“
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Seite 86
158 FONTANE, Theodor, 1819–1898. E. Gedicht m.U. „Th.F.“ Dezember 1869.
21/2 S. gr.-8o.
4.000.–
„ E i n e m K r a n k e n / (Zum 24. Dezemb. 1869)“. Sieben Dreizeiler; die ersten drei lauten:
„Ueber Deine Schwelle
Gestatte den Gruß
Leichter, spielender Ritornelle!
Brennende Nessel, –
Wie lange noch kettet Dich
Der Krankheit Fessel!
Dunkle Verbenen, –
Die Nacht ist lang,
O, wie die Stunden sich dehnen.“
Ursprüngliche Fassung des nach alter Überlieferung seiner Freundin Henriette v. Merckel für
ihren kranken Bruder, Geheimrat v. Mühler, gewidmeten Gedichtes, das Theodor Storms „Frauen-Ritornellen“ nachgebildet ist.
Die Strophen 1 bis 3 und 5 entsprechen dem Druck in Fontanes „Sämtlichen Werken“; 4, 6 und 7
weichen völlig ab und sind in dieser Form wohl u n g e d r u c k t . – Die letzte Strophe lautet hier:
„Blühende Mandeln, –
Es kommt der Tag,
Und wir sehen Dich wieder wandeln!“
159 PRELLER, Friedrich, Hofmaler in Weimar; zeichnete Goethe auf dem Totenbett,
1804–1878. E.Br.m.U. Weimar 2.IV.1870. 2 S. gr.-8o.
200.–
An (den Kaufmann Carl Voigt), der bei ihm das Bild „Barmherziger Samariter“ in Auftrag gegeben
hatte.
„... Das Bild ist untermalt, und während es gut austrocknet, vollende ich eine kleinere Arbeit, die
ebenfalls für Leipzig bestimmt ist.
Hoffentlich kann ich ohne jedwede Unterbrechung dann den Samariter wieder beginnen und vollenden, denn andere Arbeit nehme ich nicht in die Hände. – Leider ist mir nicht möglich meinem
lieben Freunde Senzel den Karton zu überlassen, da Herr B ö r n e r in Leipzig schon längst
Beschlag drauf gelegt hat, indeß soll mein alter Freund nach Vollendung des Bildes die Farbenscizze davon erhalten ...“
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Nr. 158
Theodor Fontane
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Seite 88
„dieser mörderische Krieg“
160 GREGOROVIUS, Ferdinand, Historiker; prophezeite den Zusammenschluß der
europäischen Staaten, 1821–1891. E.Br.m.U. München 2.IX.1870. 2 S. gr.-8o. Kleiner
Faltenriß.
200.–
Am Tag der K a p i t u l a t i o n v o n S e d a n an eine Dame, die ihm die Verwundung ihres
Schwagers mitgeteilt hatte.
„... Nach Ihrer Angabe scheint die Wunde glücklicher Weise nicht gefährlich, da, wie ich denke,
kein Knochen verletzt worden ist. So seien Sie froh, daß nichts Schlimmeres geschah, daß vielmehr Ihr Schwager nun alle Gefahr hinter sich hat.
Ich muß um meinen Bruder noch sorgen. Zwar kam er heil aus der Schlacht am 14. Aug. vor Metz,
aber er liegt nun im Belagerungscorps dicht vor dieser Festung, u da jetzt die Bombardements
beginnen, so ist er täglich den Kugeln ausgesetzt, u diese Gefahr ist eben schlimmer, als die einzelner Schlachten ...
Möchte doch dieser mörderische Krieg bald sein Ende finden. Da auch Mac Mahon in Sedan eingeschlossen ist, oder vielleicht schon ins Belgische Gebiet hat übertreten müssen, so sind wir dem
großen Ziele dadurch näher gerückt ...“
161 BISMARCK, Otto Fürst von, preußischer Staatsmann, Kanzler des Deutschen
Reiches, 1815–1898. Br.m.U. V e r s a i l l e s 6.II.1871. 1 S. gr.-4o. Kleine Faltenrisse.
360.–
An den Kaufmann Carl Voigt in Leipzig, dem er für Zigarren dankt.
„Ew. Wohlgeboren gefälliges Schreiben nebst der Kiste Cigarren habe ich erhalten, und danke
Ihnen verbindlichst für den Ausdruck Ihrer wohlwollenden Gesinnungen, sowie für die mir
freundlichst übersandten Cabañas ...“
Am 18. Januar war König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen worden. Paris hatte am 28. Januar kapituliert.
„eine Anzahl schöner Briefe“
162 LIND, Jenny, verm. Goldschmidt, Sängerin, die „schwedische Nachtigall“, 1820–
1887. E.Br.m.U. „Jenny Lind-Goldschmidt“. London 1.V.1871. 23/4 S. 8o.
240.–
An (den Kaufmann Carl Voigt) mit dem Dank für „die Zusendung der von Ihnen herausgegebenen Briefe M e n d e l s s o h n ’s“.
„... Die Leipziger Tage derer Sie in Verbindung mit mir gedenken, sind auch mir unvergesslich,
und ihre Eindrücke leben bei mir in dankbarer Erinnerung fort.
Aus jener Zeit und bis an Mendelssohn’s Ende, besitze auch ich eine Anzahl schöner Briefe, zu
deren Veröffentlichung ich mich indessen nicht habe entschliessen können ...“
In diesem Jahr war bei Grunow in Leipzig die Ausgabe „Acht Briefe und ein Facsimile von Felix
Mendelssohn-Bartholdy“ erschienen.
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163 CORNELIUS, Peter, Komponist, 1824–1874. E.Br.m.U. München 7.VI.1871. 1 S.
gr.-8o.
200.–
An „Verehrter Herr“ bei Übersendung einer Annonce, die er „soeben aus den ,Neuesten Nachrichten‘ ausgeschnitten habe. Dies Blatt wird hier in jedem Hause, in jeder Familie, ja von jedem
Packträger gelesen ... Ich hoffe daß auf diesem Weg Ihrem guten Zweck und Ihrem pietätvollen
Unternehmen am Besten gedient sein wird. Die ganze Ausstatung und Herausgabe dieser werthvollen Briefe ist so elegant und mundlich, daß unser einem, der Freude an so was hat, gradezu
das Wasser im Munde zusammenläuft ...“
164 JOACHIM, Amalie, geb. Weiß, Sängerin; Frau des Violinisten Joseph J., 1839–
1899. E.Br.m.U. O.O. (Berlin) 13.VI.(1871). 2 S. kl.-8o.
160.–
An den Oberhofkapellmeister (Wilhelm T a u b e r t ) wegen eines Hofkonzerts.
„... Für den Fall also, daß wir zum Hofkonzert befohlen werden, bitte ich Sie mich, natürlich zu
jedem Ensemble zu benützen, welches Sie aufführen würden – u. – wenn möglich die Arie aus
Orpheus ... anzusetzen. Die ,Perfido‘ scheint mir doch nicht so ganz geeignet. Doch singe ich sie
gerne, wenn Sie sie wünschen ...“
165 SCHULZE-DELITZSCH, Hermann, Sozialreformer; Begründer des deutschen
Genossenschaftswesens, 1808–1883. E.Br.m.U. B(erlin) 11.XI.1871. 1 S. gr.-8o. 200.–
An einen Herrn, den er zu sich einlädt.
„... Morgen, Sonntag, Nachm[ittag] 3 Uhr fährt eine größere Anzahl Abgeordneter zu mir
nach Potsdam, um einige Stunden bei einfacher Bewirthung gesellig in meinem Hause zu verbringen ...“
166 EHRENBERG, Christian Gottfried, Naturforscher; Begründer der Mikropaläontologie, 1795–1876. E.Br.m.U. Berlin 16.I.1872. 3/4 S. gr.-8o.
240.–
Glückwunschschreiben an einen Kollegen.
„... Mit allen besten Segenswünschen begleite ich mit meiner Frau und Familie das aufsteigende
Glück in der Ihrigen. Solch ein Neujahr ist ein dreifaches ... In seinem Entstehen liegt der Segen
des Welten Ordners der es ferner begleiten möge ...“
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167 BRUHNS, Carl, Astronom; verdient um die exakte Bahnbestimmung von Planetoiden und Kometen, Biograph Alexander von Humboldts, 1830–1881. E.Br.m.U.
Leipzig 10.V.1872. 4 S. gr.-8o.
360.–
Als Direktor der Sternwarte an einen Herrn, den Erwerb der astronomischen Instrumente
Alexander von H u m b o l d t s betreffend.
„... Vor 2 Jahren wurden mir die astronomischen Instrumente Alexanders v. Humboldt, welche
etwa 2000 Thaler gekostet haben, für 1500 Thaler angeboten; man wandte sich an mich, weil ich
seit 3 Jahren an der Herausgabe einer Humboldtbiographie arbeite, die in etwa 2 Monaten
erscheinen wird. Ich theilte die Angelegenheit meinen Berliner Freunden mit und hoffte der Berliner Sternwarte die Instrumente zuwenden zu können, Alexander Mendelsohn intressirte sich
dafür und er selbst zeichnete einen bedeutenden Beitrag. Jedoch der Krieg hinderte das Weitere
und vor Kurzem starb Mendelsohn. Gestern bekam ich die Nachricht aus Berlin, daß die Instrumente für 800 – 1000 Thaler verkauft werden sollen und falls dies nicht gelingt, unmittelbar nach
Pfingsten verauctionirt würden.
Es wäre sehr Schade, wenn die Sammlung dieser merkwürdigen Instrumente die Humboldt auf
seinen Reisen begleiteten und in Amerika und Asien zur Festlegung der Reiseroute benutzt sind,
... zerstückelt würde und ich habe daran gedacht, ob nicht durch die Wohlthätigkeit einiger
Herren die Summe zusammen kommen kann und die Instrumente als ein Andenken an A. v. Humboldt einem hiesigen Institute, vielleicht der Sternwarte, zu erhalten sind ...“
Die „theilweise Hand“
168 LUDWIG II., König von Bayern, Freund Richard Wagners, 1845–1886. Vermerk
m.U., Hohenschwangau 24.VI.1872., auf einer an ihn gerichteten Eingabe des Kriegsministeriums mit der Unterschrift des Kriegministers Siegmund v. Pranckh, München
20.VI.1872, 2 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf „An Seine Majestät den König vom
Kriegs-Ministerium.“
800.–
Der König genehmigt dem „durch den Krieg invalid gewordenen“ Premierleutnant Peter Franzowitz eine erhöhte Pension. Durch „einen Granatsplitter an der rechten Hand verwundet“, hatte
dieser zwei Finger verloren.
„... Die Obersanitäts-Comission achtet die Gebrauchsunfähigkeit dieser Hand dem wirklichen
Verluste des Gliedes nicht gleich, während die Untersanitäts-Commission bestätigt, daß die
Gebrauchsunfähigkeit der ohnehin nur theilweisen Hand, dem Verluste derselben gleich zu
achten ist.
Diesem letzteren Gutachten stimmt die oberärztliche Revision bei ...“
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169 ANDERSEN, Hans Christian, 1805–1875. E.Br.m.U. Kopenhagen 26.XI.1872.
21/2 S. kl.-8o. Dänisch. Faltenrisse ausgebessert; etwas brüchig und leicht gebräunt.
2.400.–
An (den Schriftsteller Thomas Lange, 1829–1887), dem er für ein Buch dankt.
„... ich fing mit der Lektüre an und freue mich sehr darauf, es kennenzulernen, aber ich kann
im Augenblick nicht lesen, keine Briefe schreiben; mein Arzt weiß nicht, daß ich hier sein Gebot
übertrete, aber ich finde keine Ruhe, ehe ich Ihnen gesagt habe, wie froh ich bin über Ihre Teilnahme und Ihr Buch, dessen Anfang – ich kenne vorläufig nur den – mir gefällt. Ich schicke Ihnen
hier die v i e r k l e i n e n G e s c h i c h t e n , die ich vorigen Sommer schrieb. Gefallen sie
Ihnen, wollen Sie mir vielleicht mit ein paar Worten eine Freude bereiten. Dr. Hornemann sagt,
ich werde nur langsam zu Kräften kommen ...“ (Übersetzung; liegt bei).
In diesem Jahr waren seine letzten Märchen erschienen. – Beiliegend eine dem Bildhauer Jens
Adolf Jerichau zugeschriebene Federzeichnung zweier Schwäne (1872).
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170 DORÉ, Gustave, französischer Maler, 1832–1883. E.Br.m.U. (Paris) 15.III.1873.
11/2 S. gr.-8o.
200.–
Wohl an seinen Arzt („le docteur Camuset“).
„... Vous n’êtes pas sans savoir que Madame votre soeur et Monsieur votre beau-frère doivent
nous faire le plaisir de venir dîner demain à la maison. Comme il me répugnerait de séparer ceux
que les lois de la nature et de la société ont unis; je vous prierai de venir vous joindre à eux ...“
Beiliegend die eigenh. ausgefüllte Einladung zu jenem Abendessen.
171 LANGENBECK, Bernhard von, Chirurg; verbesserte die Kriegs- und Wiederherstellungschirurgie, 1810–1887. E.Br.m.U. Berlin 3.III.1874. 13/4 S. 8o. Mit (defektem)
Umschlag.
200.–
An seinen Freund und Kollegen C. Heine in Prag, dessen Assistenten Dr. Grimm er in seinen „Operationscursus mit Freuden aufnehmen“ werde.
„... Ihre Drohung, zum Congreß nicht zu kommen, hat mich im höchsten Grade erschreckt. Das
dürfen Sie uns nicht zu Leide thun! ... B i l l r o t h will nach Rom gehen, kommt nicht, und ich
fürchte, daß die beiden Hauptstädte Ihres Kaiserreichs“ (Wien und Prag) „vielleicht gar nicht
vertreten werden ...“
172 HIS, Wilhelm, Anatom und Embryologe; verdient um die Entwicklungsgeschichte
des Zentralnervensystems und die Embryologie, 1831–1904. E.Br.m.U. Leipzig
20.III.1874. 12/3 S. gr.-8o.
160.–
An „Hochgeehrter Herr Doctor“, dem er für eine „werthvolle Sendung“ dankt.
„... Ich habe die Schriften sofort abgesant u denke daß Ihnen Herr Dr Bischoff auch noch persönlich danken u. seine Bereitwilligkeit zu Gegendiensten aussprechen wird ...“
173 GURA, Eugen, Sänger; Wagner-Interpret, 1843–1926. E.Br.m.U. Leipzig
1.IV.1874. 1 S. kl.-8o. Mit geprägtem Monogramm am Kopf.
80.–
An einen Herrn mit dem Dank für „das auserlesene Getränk“.
„... Leider kehrte ich vorgestern ... mit einem argen Catarrh behaftet von einer halb vollendeten
Conzertreise zurück. Sobald sich mein Zustand gebessert haben wird, sei es mir gestattet Ihnen
... persönlich meinen Dank zu sagen ...“
174 SALM-SALM, Agnes Prinzessin zu, geb. Joy, Schauspielerin, 1840–1912. Br.m.U.
Bonn 10.V.1875. 2 S. 8o. Mit bekröntem Monogramm am Kopf.
120.–
An den Kaufmann Carl Voigt (in Leipzig), dem sie für dessen Photographie dankt.
„... ich erlaube mir Ihnen hiermit auch meine Photographie zu senden.
Auf Ihre Frage wegen dem armen Kaiser Maximilian, kann ich nur antworten, daß von der
römischen Hierarchie nichts unternommen worden ist, daß aber auch nichts von dieser Seite
geschehen konnte, sie würden nur verspottet worden sein ...“
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175 FREYTAG, Gustav, Schriftsteller, 1816–1895. E.Br.m.U. „Freytag“. Siebleben
2.VI.1875. 3 S. gr.-8o.
200.–
An einen Juristen in Leipzig mit der Bitte, die Interessen der Schriftstellerin Sophie Gräfin von
Baudissin in einer Verlagsangelegenheit wahrzunehmen.
„... Die Gräfin Wolf Baudissin in Dresden, unter dem Namen Tante Aurelie eine anspruchslose u.
nützliche Jugendschriftstellerin hat das Unglück, daß ihre Kinderschriften in Folge unvortheilhafter Contracte durch Kauf in die Hände eines Herrn Geissler in Leipzig, Oemigke’s Verlag übergegangen sind. Nachdem der unbehilfliche Mann die Dame mehrfach schnöde behandelt u. ihre
große Geduld aufs äußerste in Anspruch genommen hat, macht er jetzt, wo er c. 400 Thlr Honorar zu zahlen hat, den Anspruch, daß sie das Geld nach und nach von ihm annehmen soll ...
Ich habe der Gräfin gerathen, fortan nur durch einen Rechtsbeistand mit dem Verleger zu verhandeln ... Sie ist eine werthe u. gute Freundin und ich möchte ihr gar gern helfen ...“
Am Kopf ein eigenh. Vermerk m.U. des Adressaten (Bleistift).
176 EBERS, Georg, Ägyptologe und Schriftsteller, 1837–1898. E.Br.m.U. Dubbeln
(Lettland) 13.VIII.1875. 21/2 S. 8o. Montagespuren auf der (leeren) vierten Seite. 150.–
An einen befreundeten Kollegen („Mein lieber Johannes“).
„... Warum in aller Welt schreibst Du nicht? Hast Du m e i n e n P a p y r u s nicht erhalten?
Wann gehst Du nach Aegypten? Hat Dir mein Liebling Bädener geschrieben? ... Ich bin hier in
Dubbeln bei Riga bei den Meinen und bade See. Vormittags arbeite ich, u. zwar ohne übergroße
Qual ...“
177 HELMHOLTZ, Hermann von, Physiker und Physiologe; erklärte das Prinzip der
Erhaltung der Energie und entwickelte den Begriff des elektrischen Elementarquantums, 1821–1894. E.Br.m.U. Rom, „Albergo della Minerva“, 12.X.1875. 1 S. gr.-8o.
240.–
An einen Kollegen, der ihn hatte besuchen wollen.
„... Je ne pouvais rester qu’une seule semaine à Rome, ce qui est bien peu de temps pour un premier séjour, et c’est pour cela, que j’ai vécu en touriste du matin jusqu’au soir. Aujourd’hui je suis
déjà engagé. Demain est ma dernière jour à Rome. Je quitterai le M u s e o V a t i c a n o à
11 h, où on le ferme, et viendrai directement al Monte della Farina pour vous voir ...“
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„mein altes Leipzig“
178 TREITSCHKE, Heinrich von, Historiker; Historiograph des preußischen Staates, 1834–1896. E.Br.m.U. Berlin 11.XI.1875. 21/2 S. gr.-8o.
240.–
An einen Herrn in Leipzig (den Kaufmann Carl Voigt?), der ihn für einen Vortrag hatte gewinnen
wollen.
„... Ich bin mit akademischen, parlamentarischen und literarischen Arbeiten dermassen überhäuft, daß mir wirklich kein freier Augenblick und keine Möglichkeit die mir zukommenden zahlreichen Briefe pünktlich zu beantworten übrig bleibt. Unter solchen Umständen kann ich an die
Uebernahme neuer Verpflichtungen nicht denken. Nach Neujahr wird meine Lage etwas erträglicher werden, wenn der Reichstag auseinandergeht. Doch habe ich für diese Zeit schon dem Leipziger Kaufm[ännischen] Verein einen Vortrag versprochen. Es soll mir eine Freude sein, in einem
anderen Winter einmal in Ihrem Verein aufzutreten; ich habe von ihm namentlich durch meinen
Freund Goldschmidt viel Erfreuliches gehört und denke noch mit aufrichtiger Anhänglichkeit an
mein altes Leipzig ...“
Moltke in Rom
179 MOLTKE, Helmuth Graf von, preußischer Feldmarschall, 1800–1891. E.Br.m.U.
„Dein Bruder Helmuth“. Rom 6.IV.1876. 4 S. gr.-8o. Ein wenig unfrisch.
1.200.–
An seine Schwester Auguste Burt (in Berlin), der er über seinen Aufenthalt in Rom berichtet.
Moltke wurde von seinem Neffen und Adjutanten Henry Burt begleitet und wohnte beim Botschafter v. Keudell in der Villa Caffarelli.
„... während Henry heute Morgen die Kuppel von St Peter ersteigt, kann ich an seiner Statt Dir
einiges über unsren Aufenthalt hier berichten. Es ist unmöglich, freundlicher und liebenswürdiger aufgenommen zu sein. Wir bewohnen eine Reihe von Zimmern im Palast Cafarelli, ausgestattet mit allem, was Luxus u Comfort gewährt. Auf dem Schreibtisch vor mir steht Maries Photographie zwischen frischen Rosen und Azaleen. Links durch die offnen Balkonthüren ... blickt
man hinab in einen Garten mit Lorbeer, Pinien, Palmen u Blumen, darüber hinaus auf den Palatin mit den riesigen Trümmern des Augustus-Pallast ... Dahinter erhebt sich das Albaner Gebirge ... Der Palast Cafarelli liegt bekanntlich auf dem Capitolinischen Berge, da, wo früher die Arx
oder Citadelle stand, deren Erstürmung einst das Geschrei der Gänse verhinderte. Aus den Fenstern der nördlichen Front übersieht man das ganze moderne Rom mit allen seinen zahllosen Kirchen u Kuppeln, Palästen u Thürmen, bis zu dem gewaltigen Bau des Vaticans, der Engelsburg
u St Peter. Die südliche Front hingegen beherrscht das Forum romanum, das Colosseum, die Triumphbögen des Constantin, Trajan u Titus, die Bäder des Nero u Caracalla, die Campagna mit
den meilenweiten Bögen der Wasserleitungen kurz die ganze Vergangenheit der ewigen Stadt.
Ihre Zukunft scheint sich jetzt vom Grabe des Apostel Fürsten dem Quirinalischen Pallast zu zu
wenden. Dort lebt in freiwilliger Gefangenschaft das alternde Pabstthum ihr zähes Leben aus,
hier entsteht aus dem geeinigten Italien der Herrschersitz eines reichbegabten Volkes u eine neue
Stadt, mit graden Straßen, riesigen Ministerial Gebäuden und Casernen, diesen modernen
Klöstern mit strenger Ordensregel, Ordenstracht, Coelibat u Gelübde, aber alles nur auf Zeit u
ohne Clausur. Und alle diese Gegensätze, wie sie aus der Weltherrschaft der Imperatoren, der
Standhaftigkeit der Märtyrer, dem Sieg u der Verweltlichung der Päpste, u endlich der sittlichen
Idee des Staats hervorgewachsen sind, umfaßt noch heute die anderthalb tausend Jahr alte Aurelianische Mauer. In anderen Städten hat die Gegenwart die Vergangenheit verwischt. Hier sind
beide nebeneinander stehn geblieben.
König V i c t o r E m a n u e l befindet sich zur Zeit auf einer Villa unweit Florenz, dagegen will
der Kronprinz mich heute im Quirinal empfangen. Der Prinzeß begegneten wir gleich am Nach-
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Nr. 179
Helmuth Graf von Moltke
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mittag unsrer Ankunft auf einer Spazierfarth nach der Milvischen Brücke. Sie ging zu Fuß u hatte uns richtig erkannt, so daß ein weiteres Incognito nicht möglich war; auch hat der neue Kriegsminister mir meinen frühern Begleiter in Mailand, den Grafen Taverna, wieder zur Begleitung
commandirt ...“
Gedruckt in „Briefe des General-Feldmarschalls Grafen Helmuth von Moltke an seine Braut und
Frau“, S. 508 ff.
180 MENZEL, Adolph von, Maler, 1815–1905. Eigenh. Briefumschlag. Poststempel:
Berlin 17.V.1876. Quer-kl.-4o. Gering gebräunt. Mit 10-Pfennig-Briefmarke.
120.–
Schwungvoll geschriebener Umschlag an seinen Verleger: „Herrn W. Spemann / Verlagsbuchhandlung / Stuttgart, / 42 Reinsburg-Str.“ – Menzel fertigte damals für die bei Johann Wilhelm
Spemann verlegte Zeitschrift „Germania“ Holzschnitte an.
181 BEHN, Wilhelm Friedrich Georg, Zoologe; Präsident der Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher, 1808–1878. E.Br.m.U. Dresden 15.V.
1877. 3 S. gr.-8o.
160.–
An Richard Frhrn. von König-Warthausen, bei dem er sich über die schwierige Situation der
Akademie beklagt. Durch den Tod von Th. v. Heuglin und mehrerer jüngerer Mitglieder habe sie
„in letzter Zeit schwere Verluste“ erlitten.
„... Die Akademie besitzt bis jetzt ja leider nicht die Mittel um ihren Präsidenten die Hülfe zu
gewähren, welche zu einer ganz prompten Erledigung aller Geschäfte erforderlich sind. Auf die
Schriften und die Bibliothek ... müßten eigentlich allein schon größere Summen verwendet werden ... Alle Funktionäre der Akademie arbeiten bisher ganz unentgeltlich ...“
Aus der Sammlung Elise Freiin v. König-Warthausen.
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182 GOUNOD, Charles, französischer Komponist, 1818–1893. E.Br.m.U. Paris
15.XII.1877. 13/4 S. 8o. Kleiner Faltenriß.
240.–
An einen Herrn, dessen Einladung zu einer Aufführung er wegen einer Verpflichtung in Mailand
nicht folgen könne.
„... Milan me tient rigueur ... Je serai donc obligé de quitter Paris le 26 Xbre pour remplir l’engagement verbal que j’ai pris de diriger les 3 dernières répétitions. – Je regrette vivement ... ce
mécompte; mais la parole doit passer avant les espérances et les souhaits.
Mille regrets à mes vaillants interprètes ...“
„vollendete Muster sittlicher Reinheit“
183 FRANZ, Robert, Komponist, 1815–1892. E.Br.m.U. Halle 18.II.1878. 3 S. gr.-8o.
Kleine Faltenrisse.
360.–
An eine junge Musikerin, deren Einladung er nicht annehmen könne.
„... Mein Kopf befindet sich nähmlich in einem trostlosen Zustande, daß ich bereits seit Jahren
an Reisepläne nicht mehr denken darf u. es höchstens noch zu einem Ausflug nach Leipzig
bringe ...
Daß Sie meinen Liedern eine so bevorzugte Stelle einräumen, gereicht mir natürlich zur großen
Freude. Wahrscheinlich hängt diese Theilnahme mit der von mir eingeschlagenen Richtung
zusammen, die nicht blos Vergnügen will, sondern es in erster Linie auf einen Läuterungsproceß
absieht. Naturen, welche für den ethischen Gehalt der Kunst Verständiniß haben, werden sich
daher von seinem Streben angezogen finden, weil sie die Wirkung desselben stets an sich erfahren. Allerdings läßt sich für dergleichen Erscheinungen keine Methode präcisiren – wer aber in
Seb. Bach’s Werken vollendete Muster sittlicher Reinheit erblickt, wird ganz unabsichtlich auf
Bahnen gedrängt, die ähnliche Ziele verfolgen. Ich kann es Ihnen nicht dringend genug empfehlen, sich eingehend mit der hohen Kunst dieses Meisters zu beschäftigen ...“
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184 DAHN, Felix, Schriftsteller, 1834–1912. Eigenh. Gedicht. O.O. 3.VI.1878. 11/2 S.
gr.-8o. Kleine Einrisse.
160.–
Gedicht auf das N o b i l i n g s c h e A t t e n t a t auf Kaiser Wilhelm I. am 2. Juni. Der Kaiser war schwer verletzt worden und konnte erst gegen Ende des Jahres die Regierungsgeschäfte
wieder aufnehmen. – Das Attentat wurde Anlaß für das von Bismarck durchgesetzte „Sozialistengesetz“ vom 21.X.1878.
„An die Deutschen
3. VI. 1878.
Senket von Sedan die Siegesfahnen,
Senket die Häupter in Scham, Germanen!
,Treue der Deutschen‘: – ein Wort der Schande!
Unsere Schmach schreit über die Lande!
Nimmer des Lorbers, des Oelbaums Reiser
Schirmen das theuere Haupt dem Kaiser!
Heilig dem Fremden dies Angesicht: –
Aber dem Wahn der Deutschen nicht! –“
Es folgen drei weitere Strophen. – Angeklammert Dahns Visitenkarte.
185 GOBINEAU, Joseph Arthur Comte de, französischer Schriftsteller, 1816–1882.
E.Br.m.U. Rom 21.X.1878. 21/2 S. gr.-8o.
360.–
An den mit ihm befreundeten Schriftsteller Charles d’Hericault, bei dem er sich für sein langes
Stillschweigen entschuldigt.
„... Je sens tous les jours davantage combien j’ai besoin de l’indulgence de mes amis ... mais je
leur écris peu ou pas de tout ...“
Mit Berichten über verschiedene Reisen: „... en Bretagne, puis à Salerno, puis à Parme où je voulais voir de fond en combler les Corregio ...“
186 OFFENBACH, Jacques, 1819–1880. E.Br.m.U. O.O. 7.VI.o.J. 1 S. kl.-8o.
Schwach fleckig, kleiner Einriß am Oberrand.
400.–
An einen Freund („Lieber Frantz“).
„... schicken Sie diesen Brief an Ihren Bruder – ich weis nicht wo er jetzt ist. / Grüßen Sie Freund
Grün – mille compliments de votre bien devoué / J. Offenbach
Ich werde Juli nach Wien.“
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187 HANSLICK, Eduard, Musikkritiker; Gegner Wagners, 1825–1904. E.Br.m.U.
O.O.u.D. 2 S. gr.-8o. Mit Adresse. Leicht gebräunt.
200.–
An Hofrat von Stöckhardt, dem er seinen Besuch für „kommenden Sonntag“ ankündigt.
„... zugleich möchte ich Sie bitten mir zu erlauben einen der beiden jungen Männer die Sie neulich bei mir sahen u. zwar den älteren (H. Schwede) Ihnen vorzustellen, um Ihr Interesse für ihn
zu erwecken ... Er ist seit 7 Jahren Gouverneur im 2ten Gymnasium hat die besten Zeugnisse u
wünschte so sehr ins Liceum oder in die Rechtschule übergeführt zu werden. Ich habe ihn bereits
schon 2mal beim Prinzen eingeführt u der Prinz scheint ihm auch geneigt, nur möchte ich daß
auch Sie gelegentlich ein Wort zu Gunsten meines Empfohlenen fallen ließen ...“
„11/2 Mark für Baireuth“
188 BÜLOW, Hans von, Pianist und Dirigent, 1830–1894. E.Br.m.U. Hannover
5.I.1879. 11/2 S. gr.-8o. Auf Hotel-Briefbogen. Leicht fleckig.
400.–
An einen Konzertveranstalter in Braunschweig (den Musikalienhändler Julius Bauer?) wegen
eines Benefizkonzerts zugunsten des Bayreuther Festspielhauses.
„... Es ist mir allerdings nach den Briefen der HH. Richter u. Steinweg Nachf. etwas bange ob
ich nicht vergebens ein Opfer bringe, das sich anderwärts besser lohnen würde, allein ich will’s
riskiren. Allerdings muß ich dabei auf Ihre rationelle Unterstützung rechnen können. Es muß
hauptsächl. an unnützen Inseraten gespart werden; ferner keine Freibillette mit Ausn. der
Presse ... Da ich Hrn. Hofkapellmeister A b t meine Gratismitwirkung zu einem Conzerte für die
Hofkapelle in Aussicht gestellt, so wird es mir interessant sein in Erfahrung zu bringen, ob ich
hierdurch recht gethan: näml. falls die Musiker in Br. soviel künstlerisches Interesse besitzen um
1 od. 11/2 Mark für Baireuth zu spendiren und dafür d a s T e s t a m e n t B e e t h o v e n s zu
hören, an dessen Studium ich ein Vierteljahrhundert zugesetzt ...“
189 HELMERSEN, Gregor von, Geologe und Forschungsreisender; schuf die erste
geologische Karte vom europäischen Teil Rußlands, 1803–1885. E.Br.m.U. St. Petersburg 13./25.XII.1879. 1 S. gr.-8o. Zwei kleine braune Flecke.
160.–
An den Oberberghauptmann Albert Serlo (1824–1898), Leiter der preußischen Bergverwaltung in
Berlin, dem er für Glückwünsche zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum (1878) dankt.
„... Indem ich Ihnen aufrichtig und herzlich für denselben danke, ersuche ich Sie zugleich die
Verspätung durch den Umstand gefälligst entschuldigen zu wollen, daß ich ... in Folge von Ueberanstrengung und großer Trübsal, schwer erkrankte und Petersburg verlassen mußte, um in
meiner Heimath, Livland, Ruhe und Genesung zu suchen. Beides ist mir, Gott sei Lob, geworden:
ich bin nach anderthalbjähriger Abwesenheit an meine Arbeit zurückgekehrt und kann sie wieder leisten ...“
Helmersen war 1828 von Finanzminister Gf. Cancrin angestellt worden; 1829 begleitete er Alexander von Humboldt auf der Reise durch Rußland und Sibirien.
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Nr. 152
Victor Hugo
190 SCHLAGINTWEIT, Robert von, Geograph und Forschungsreisender; Professor
in Gießen, 1833–1885. E. Postkarte m.U. Nürnberg 13.XI.1880. Knickfalte.
100.–
An Bankier J. B. Fraenkel in Fürth, dem er für „alle Ihre gütigen Bemühungen, alle mir geopferte Zeit und die schönen mit Ihnen verlebten Stunden“ dankt.
„... Es hat mir sehr gut bei Ihnen Allen gefallen, und es würde mich sehr freuen, wenn mich mein
Glücksstern wieder einmal zu Ihnen führen sollte ...“
191 FLOTOW, Friedrich von, Komponist, 1812–1883. E.Br.m.U. O.O.u.D. 1 S. gr.8o. Mit Siegelspur und Adresse.
600.–
An „Monsieur le Baron Schwiter“, eine Verabredung betreffend.
„Malgré mes sorties, je suis toujours bien grippé et je manque de tout ce qui faut posseder pour
diner, de l’appetit.
Notre repetition générale n’aura lieu que le mercredi a 121/2, je vous en ai fait avertir par un
môt. Peutêtre ce jour la si je puis diner autrement qu’avec un potage nous pourrions rester
ensemble ...“
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Nr. 152
Victor Hugo
192 KAULBACH, Friedrich August von, Maler; Neffe von Wilhelm von K., 1850–
1920. E.Br.m.U. München 28.I.1881. 21/2 S. 8o.
120.–
An einen Herrn, der bei ihm Illustrationen in Auftrag gegeben hatte.
„... verschiedene Costümfigürchen habe ich bereits entworfen, doch freut es mich nicht recht mich
in Ihrem Werk mit so nichtssagenden Figuren repräsentirt zu finden. ich bitte Sie daher mir so
schnell wie möglich den Text, oder irgend etwas historisches Material zu verschaffen, woraus ich
mir einige historisch interessante Frauengestalten der Hohenzollern wählen kann ...“
193 JOSEF, Erzherzog von Österreich, 1833–1905. E.Br.m.U. Alcsúth 24.I.1882. 3 S.
gr.-8o. Mit Monogramm und Trauerrand.
200.–
An seinen Vetter Erzherzog L e o p o l d, dem er für ein „Werk über Hernstein“ dankt.
„... Es freute mich umsomehr als ich sah, daß Du meiner dachtest, und die schönen Erinnerungen an die frohen Zeiten unserer Jugend wach riefest. Mir bleiben sie stets unvergeßlich und lieb.
Wir waren ja damals so lange stets beisammen ...
Wenn einmal meine hiesigen Schloßbauten vollendet sein werden, will ich Dir auch die Pläne und
Ansichten senden, doch dürfte dieß noch einige Jahre dauern. Seither habe ich mich auch in Fiume angekauft, wo’s auch noch zu bauen geben wird ...“
Erzherzog Leopold ließ Schloß Hernstein Ende des 19. Jahrhunderts von Theophil Hansen, dem
Architekten der Wiener Ringstraße, neu gestalten.
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194 MEYER, Conrad Ferdinand, 1825–1898. Eigenh. Gedicht m.U. „Conr. Ferd.
Meyer.“ Kilchberg (Juni 1882). 2 S. 4o, eng beschrieben.
8.000.–
Die Druckvorlage seines berühmten Gedichts „ D e r t o d t e A c h i l l “. Mit zahlreichen Korrekturen.
„Im Vatican vor dem vergilbten Marmorsarg,
Dem ringsum bildgeschmückten, träumt’ ich heute lang,
Betrachtend seines feinen Bildwerks üpp’gen Kranz:
Thetis entführt den Sohn, den Rufer in der Schlacht,
Den Renner, dem die schlaffen Knie’ sich lösten, dem
Die Lider sanken – von Delphinen rings umtanzt,
Im Muschelwagen durch des Meers erregte Flut.
Tritonen, bis zum Schuppengurt umbrandete,
Bärt’ge Gesellen, schilfbekränztes, stumpfes Volk,
Geberden sich als Pferdelenker. Es bedarf
Der mut’gen Rosse Paar, das, Haupt an kühnem Haupt,
Das weite Meer durchrudert mit dem Schlag des Hufs,
Des Zügels nicht. In des Peliden Waffen hat
Sich schäckernd ein leich[t]sin[n]iges Gesind getheilt:
Die Nereiden. Eine hebt das Schwert und zieht’s
Und schwingts und lacht und haut und wundet Licht und Luft ...“
Das 50 Zeilen umfassende Gedicht endet:
„Was einzig dir geziemt, ist Kampf und Kampfespreis –
Pelide, ein Erwachen schwebt vor deinem Boot,
Und schimmert leise durch dein mächtig Augenlid.
Achill, du lebst? Gib Antwort! Wohin wanderst du?
Es schweigt! Es schweigt. Der dummer Kerl, der Triton nur
Stößt in sein Muschelhorn, daß dumpf der Marmor schallt.“
Meyer sandte diese Handschrift mit seinem Brief vom 16.VI.1882 an Eduard Engel, den Redakteur des „Magazins für die Literatur des In- und Auslandes“: „So allenfalls kann man den Achill
laufen lassen“. In der Korrektur hat Meyer das Gedicht wiederum erheblich überarbeitet, so daß
die gedruckte Fassung in Band 102 Nr. 27 dieser Zeitschrift von unserem Manuskript mehrfach
abweicht.
195 WIENIAWSKI, Józef, polnischer Komponist und Pianist, 1837–1912. E.Br.m.U.
Brüssel 7.II.1883. 1 S. kl.-8o. Leicht fleckig.
160.–
An eine Dame, bei der er sich gern persönlich für einen Brief bedanken wolle.
„... Ce n’est qu’aujourd’hui, après toutes les occupations que m’ont occasionné mes 2 Concerts,
qu’il m’est possible de saisir la plume pour vous remercier pour votre lettre si gracieuse.
Afin d’y donner suite ... je prendrai la liberté de venir vous présenter mes hommages ces jours-ci
et si je n’aurai pas la chance de vous remontrer je reviendrai encore et toujours ...“
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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Nr. 194 Conrad Ferdinand Meyer
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196 ROHLFS, Gerhard, Afrikareisender, 1831–1896. E.Br.m.U. Weimar 4.IV.1883.
2/3 S. 8o.
120.–
An einen Verleger. „... Inliegend ein kleiner Aufsatz, den Sie vielleicht brauchen können. Wenn
nicht erbitte ich ihn zurück ...“
Am Oberrand der Vermerk des Empfängers: „Sehr gut zu illustriren!“
197 OPPERT, Julius, Assyriologe; machte sich um die Entzifferung der babylonischen
Keilschrift verdient, 1825–1905. E.Br.m.U. Kissingen 2.VIII.1885. 13/4 S. gr.-8o. Kleiner Randeinriß.
180.–
An (den Berliner Publizisten Arthur) Levysohn, an den er sich in einer „persönlichen Sache“
wendet.
„... Alle Berliner Blätter, unter diesen auch der unter Ihrer Oberhoheit stehende Ulk, nennen den
Herrn von Blowitz, Oppert aus Blowitz. Mein Name ist aber nicht der des übrigens, trotz aller ...
Anfeindungen, höchst intelligenten Mannes. Es heißt A. Opper, ohne t, ist aus Blowitz im Pilsener Kreise gebürtig, und hat allerdings das Recht ..., seinem Namen die Worte: de Blowitz hinzuzufügen ...
Da mir nun schon häufig diese Verwechslungen unangenehm geworden sind, so wäre es mir recht
gelegen, wenn Sie gelegentlich den Irrthum rectificiren wollten ...“
„die Ordens Hyrarchie“
198 WILHELM I., Deutscher Kaiser, König von Preußen, 1797–1888. E.Br.m.U. Berlin 17.VI.1886. 31/2 S. gr.-8o. Mit geprägtem Portrait am Kopf und Wappenprägung auf
der letzten Seite.
400.–
An ( H e r z o g E r n s t von Sachsen-Coburg-Gotha), der ihm eine Ordensverleihung vorgeschlagen hatte.
„Bis zu Deiner Rückkehr aus Italien habe ich ausgesetzt Dir auf Deinen freundlichen Brief zu
antworten, fürchtend, daß seine Innhalts-Antwort bei den ausländischen Posten, nicht so sicher
wie die deutschen sein mögten u. ... bei der Zartheit des zu behandelnden Gegenstandes, es unliebsam wäre, wenn Etwas in die Öffentlichkeit dränge.
Du weißt daß seit ich C. so genau kennen lernte, er ... sehr hoch gestiegen ist, daß ich ihm eine
Vertrauensstellung anweisen konnte, die Personen seiner Stellung nach, sich wohl nie träumen
ließen, die ich aber bisher nie zu bereuen Gelegenheit hatte ... Alle von Dir aufgezählten Leistungen, waren mir größtentheils auch bekannt u. ... hoch belohnt worden ...“ Eine Ordensverleihung
zum gegenwärtigen Zeitpunkt lehne er ab, denn „jetzt liegt nichts vor, was dazu berechtigt die
Ordens Hyrarchie zu brechen ...“
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199 SODEN, Julius Freiherr von, Kolonialpolitiker; Gouverneur von Kamerun
(1885–90) und von Deutsch-Ostafrika (1890–93), 1846–1921. E.Br.m.U. und e. Nachschrift. (Duala) o. D. 13/4 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Kaiserlicher Gouverneur von Kamerun“.
240.–
An einen Offizier der vor Duala liegenden „S.M.S. Cyclop“.
„... Für den Fall, daß Sie Ihre Flaggen nicht selbst alle morgen zur Dekoration brauchen, möchte ich Sie bitten mir gef. eine oder die andere Flagge fremder Nationalität – englische & schwedische – überlassen zu wollen ...
Wollen Sie die Güte haben, dem Herrn Kommandanten zu sagen daß der engl. Konsul morgen seinen Besuch an Bord machen will ...“
In der Nachschrift: „Anbei schicke ich 2 Kisten Bier mit der Bitte, deren Inhalt morgen zur Feier des Tages der Mannschaft der Cyclop zukommen lassen zu wollen.“
200 SCHLIEMANN, Heinrich, Archäologe; Entdecker Trojas und der Königsgräber
von Mykene, 1822–1890. E.Br.m.U. Amsterdam, „Amstel Hôtel“ 26.VII.1886. 1 S. 12o.
Respektblatt mit Falzrest.
1.600.–
An (den Orientalisten und Sprachwissenschaftler Max) M ü l l e r (1823–1900).
„... I beg leave to send you enclosed the impressions of two golden seals found on Java. The one
marked a was found, by the lady herself who gave it me, in a hole she dug in her coffy plantation.
Probably the characters are in the Cawi language, on which W[ilhel]m von H u m b o l d t
wrote ...“
Humboldts Arbeit „Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java“ war 1836-39 postum erschienen.
201 PIERNÉ, Gabriel, französischer Komponist, 1863–1937. Eigenh. Musikmanuskript. Am Schluß der ersten Seite signiert und datiert. 29.I.1887. 2 S. gr. Querformat,
16zeilig. Kleinere Einrisse.
400.–
Vorderseite: Die letzten 29 Takte einer dreistimmigen Fuge in c-Moll in schulmäßiger Notation
(Diskant, Alt und Baß), einsetzend mit der ersten Engführung („1ere Strette“).
Rückseite: Die ersten 35 Takte einer vierstimmigen Fuge in Es-Dur in schulmäßiger Notation (Diskant, Alt, Tenor und Baß), mit Bezeichnung der einzelnen Fugenteile („Sujet“, „Reponse“ usw.).
– Diese Niederschrift stammt offenbar aus wesentlich späterer Zeit als die erste.
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202 ZOLA, Émile, 1840–1902. E.Br.m.U. Paris 9.IV.1887. 11/2 S. gr.-8o. Minimal
fleckig.
360.–
An einen Herrn, dessen Einladung zum „bal du Ventre“ er absagen müsse.
„... Je vous remercie vivement tous deux, M. Georges Blavet et vous, de votre aimable invitation
au bal du Ventre de Paris. Mais j’ai la bien vif regret de ne pouvoir m’y rendre. Je suis si souffrant et si occupé, en ce moment, que toute sortie de nuit m’est interdite. Après avoir espéré jusqu’à ce matin être assez gaillard pour ce soir, je dois me résigner à ne vous envoyer qu’une cordiale poignée de main ...“
203 MACKENZIE, Sir Morell, englischer Laryngologe; behandelte Kaiser Friedrich
III., 1837–1892. Schriftstück m.U. San Remo 10.III.1888. 1/2 S. folio. Am Unterrand
etwas tintenfleckig.
400.–
Ärztliches Bulletin über den Zustand des todkranken Kaisers. Dessen Vater, Kaiser Wilhelm I.,
war am Vortag gestorben.
„Seine Majestaet der Kaiser waren durch die Trauerkunde auf das Tiefste erschüttert, doch blieb
das Allgemeinbefinden gut. Waehrend des ganzen Tages bis zum spaeten Abend haben Seine Majestaet angestrengt gearbeitet. Der Schlaf war gut und erquickend.“
Mitunterzeichnet von den behandelnden Ärzten v. Bramann (der am 9. Februar den Luftröhrenschnitt vorgenommen hatte), Hovell und Schrader (von dessen Hand der Text stammt).
204 FRIEDRICH III., deutscher Kaiser, 1831–1888. E. Schriftstück. O.O. (9.VI.
1888). 1/2 S. quer–12o (unterer Teil eines Oktav-Blattes). Bleistift.
300.–
Einer der K o n v e r s a t i o n s z e t t e l des der Sprache beraubten Kaisers für seinen Generaladjutanten v. Winterfeld; sechs Tage vor seinem Tod geschrieben.
„Dann geht Sie nach Wannsee oder Berlin.“
Darunter das Datum von der Hand Winterfelds.
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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„ganz sans façon“
205 SCHURZ, Carl, nordamerikanischer General und Staatsmann; Teilnehmer am
Badischen Aufstand, 1829–1906. E.Br.m.U. New York 5.XII.1888. 1 S. kl.-4o. Faltenrisse ausgebessert.
300.–
An „Werther Herr Toberentz“, mit einer Einladung.
„Endlich haben wir uns nach unserer Ankunft wieder in einigermaßen geordnete Zustände hineingearbeitet. Wollen Sie mir nun das Vergnügen schenken, am nächsten Sonntag um 11/2 Uhr bei
uns ganz sans façon zu essen? Ich würde mich sehr freuen ...“
„Guidable Air-Ships“
206 BLIND, Karl, Schriftsteller und republikanischer Politiker; Teilnehmer am Badischen Aufstand, 1826–1907. E.Br.m.U. London 29.I.1889. 21/2 S. 8o.
400.–
An einen Redakteur der „North American Review“ bei Übersendung eines Artikels zum Thema
Luftfahrt.
„... For more than twenty years I have attentively followed a e r o n a u t i c a f f a i r s , having
an occassion to make an ascent for meteorological purposes, in company with Glaisher and a
number of prominent French aeronauts, in the gigantic captive ballon which afterwards ...
escaped from its cable and came to grief ... and it was through a suggestion I have made that the
,German Society of Aeronauts‘ was founded ...
P.S. I had at first chosen the title of ,Navigable Balloons‘, but I think ,Guidable Air-Ships‘ would
be a correcter term ...“
207 HERZOGENBERG, Heinrich Freiherr von, Komponist, 1823–1900. E.Br.m.U.
Berlin, „Burggrafenstr. 4“, 26.XI.1889. 4 S. gr.-8o.
200.–
An „Lieber Freund“, den Leipziger Bachverein betreffend. – Herzogenberg hatte 1874 gemeinsam
mit Franz von Holstein, Alfred Volckland und dem Bachbiographen Philipp Spitta in Leipzig den
„Bachverein“ gegründet und bis 1885 geleitet.
„... Das freiwillige Wiederaufblühen des B[ach] V[erein]’s ist eine große und schöne That. Das
menschlich-liebliche dieses Vereins war gewiß ein Hauptband zwischen mir und ihm, und ich
schäme mich gar nicht, daß mir der Abschied die Kehle ein bischen würgte. Das Mittel, das Sie
ergriffen haben, ist ein bischen stark gewesen; daß der Verein diese Probe bestanden hat, ist aber
auch ein unzweideutiges Symptom seiner Lebensfähigkeit. Es würde auch gar nichts schaden,
wenn die Leipziger das erführen ...
Und nun ... die Oratorium-Frage. Wie freut es mich zu wissen, daß in Leipzig zwei liebe Seelen
sich damit beschäftigen! Noch hat mich keine Anregung gefaßt, ... um kopfüber hineinzuspringen ... Zwar hat Händel den besten Spaß bereits abgeschöpft, mit dem ist aber überhaupt nicht
zu concurriren, weder von Beethoven, noch von mir ...“
Beiliegend ein e.Br.o.U. (Dez. 1893, Fragment), wohl an denselben Adressaten.
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208 KRUPP, Friedrich Alfred, Großindustrieller, 1854–1902. Br.m.U. Essen 19.III.
1890. 1/2 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf.
200.–
An den Physiker Woldemar Voigt (1850–1919), den Direktor des Mathematisch-physikalischen
Instituts in Göttingen, der ihn um S t a h l p r o b e n gebeten hatte.
„... Seit Kurzem erst von Berlin zurückgekehrt, beeile ich mich Ihre geehrte Zuschrift ... zu beantworten und Ihnen mitzutheilen, daß ich ... nicht abgeneigt bin, Ihren Wünschen entgegenzukommen und die Lieferung der gewünschten Proben wohl erfolgen könnte, wenn Ihre bezüglichen
Angaben nicht zu allgemein gehalten wären. Ich erlaube mir darauf aufmerksam zu machen, daß
man z. B. von jedem Stahl ganz und gar verschiedenes Korn nach Belieben erzeugen kann, und
ebenso die Festigkeitseigenschaften wie Bruch Elasticität Dehnung bei demselben Stahl in sehr
verschiedenen Grenzen schwanken – entsprechend der Bearbeitung welcher der Stahl unterzogen wurde ...“
209 HOERNES, Moritz, Vor- und Frühgeschichtsforscher; schrieb für Hugo Wolf den
Operntext „Manuel Venegas“, 1852–1917. E.Br.m.U. und einer Zeichnung im Text.
Mürzhofen 31.VII.1890. 33/4 S. 8o.
240.–
An (Franz Heger, Kustos der Anthropologisch-Ethnologischen Abteilung des Wiener Naturhistorischen Museums), dem er über die „Ödenburger Ausgrabungen“ berichtet.
„... Die Arbeiten waren von gutem Erfolg begleitet. Es gehen 22 Kisten mit dem Inhalt von 18
Tumulis u. 3 – 4 Wohngruben nach Wien ab. 60 – 80 Thongefäse werden ausgezeichnet restaurirt
werden können. Das Hauptstück ist ein halbmondförmiges Idol mit doppeltem Stierkopf, etwa
nachstehender Form ...
Die Kosten der Ausgrabung belaufen sich auf ca 280 fl. ...“
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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210 PIETSCH, Ludwig, Schriftsteller und Maler, 1824–1911. E.Br.m.U. (Berlin)
7.XII.1891. 2 S. gr.-8o.
160.–
An einen Herrn wegen einer Vereinsversammlung.
„... Seit acht Tagen liege ich an der Influenza nicht unbedenklich erkrankt. Das mag Ihnen mein
bisheriges Nichterscheinen erklären. Ich hoffe morgen oder Mittwoch zum ersten mal ausgehen
zu können. Dann soll mein erster Gang der Vereinsversammlung gelten. Nur – auf den baldigen
Abdruck einer Lesung ist in der Voss[ischen] Zeitung kaum zu rechnen. Vier kleinere Artikel von
mir liegen dort bereits seit 14 Tagen, ein größerer seit Monaten ...“
„mit grausamen Gedanken“
211 CORINTH, Lovis, Maler, 1858–1925. E.Br.m.U. (München) 31.V.1892. 2 S. 8o.
Zwei kleine Löcher im Text.
600.–
An den Lehrer und Schriftsteller Carl Bolhoevener, genannt Paullus, den er portraitieren wolle.
„... Es ist mir ein Gedanke eingefallen, von dem ich nicht weiß ob er vernünftig ist – nämlich Ihr
Conterfei machen zu wollen. Wenn es Ihnen gleich wäre, wo Sie morgen zu Mittag essen ... , so
würde es mir sehr angenehm sein, Sie im Kletzengarten anzutreffen, wo wir ja darüber sprechen
könnten, wenn Sie nicht zu abgeneigt wären aber darauf mache ich Sie aufmerksam, daß ich
mich bei meinem nächsten Portraitopfer, – wenn es das Schicksal will also Sie – mit grausamen
Gedanken herumtrage; nämlich ernste Sitzungen, sonst kommt doch nix raus; –
Im Vorgefühl morgen nicht allein zu essen genieße ich also jetzt schon diesen Augenblick.
Also überlegen Sie’s, wenn Ihnen die Zeit von 4 – 6 oder Ihre Krankheit oder Lust oder sonst etwas
nicht erlaubt, schadet es auch nix ...“
Corinths Wunsch ging in Erfüllung; das Portrait ist im WKK unter Nr. 108 verzeichnet.
212 OHRWALDER, Josef, katholischer Afrika-Missionar, 1856–1913. E.Br.m.U.
„Josef“. Rom 8.VII.1892. 2 S. gr.-8o.
100.–
An seine Eltern, denen er seine baldige Rückkehr meldet.
„... Meine letzten Nachrichten haben Sie von Jerusalem erhalten. Von der hl. Stadt habe ich nochmals einen Sprung nach Kairo gemacht u. von dort nach Italien über das Meer ... Nach einigen
Tagen werde ich die Stadt der Apostel-Fürsten verlassen um über Verona ... nach den Bergen
Tirols zu dampfen. Den Tag meiner Ankunft anzugeben, ist mir unmöglich, da ich nicht weiß, wie
lange ich mich in Rom verzögern noch wie lange ich mich in Verona aufhalten werde ... Wie ich
schon in einem frühern Briefe erwähnt, bitte ich, diese Nachrichten für sich zu behalten, und niemanden etwas mitzutheilen. Solche Oeffentlichkeit thut mir sehr leid ...“
Ohrwalder hatte sich 1880 in den Sudan begeben, wo er 1882 in Gefangenschaft geriet. Nach acht
Jahren gelang ihm die Flucht.
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213 DÜNTZER, Heinrich, Philologe und Schriftsteller, 1813–1901. E.Br.m.U. Köln
5.XI.1893. 11/3 S. gr.-8o. Gering gebräunt.
120.–
An die Buch- und Kunsthandlung L e m p e r t z in Köln wegen des Verkaufs seiner Autographensammlung. Von Lempertz waren ihm 110 Mark angeboten worden.
„... Sehe ich diese reiche, wenn auch kleine Auswahl, so darf ich glauben, dass ein Autographensammler wenn er 300 Mark für die ganze Sammlung gäbe, sich nicht verkauft haben würde, er
würde manche Lücken dadurch billig füllen und einzelne leicht an andere günstig vertauschen
können. Dass die philologischen Autographen merkantil von geringem Werte sein sollen, scheint
mir etwas auffallend ...
Nach allem bitte ich, mir es nicht zu verübeln, wenn ich das ... Gebot nicht annehmen kann und
glaube bei einer Versteigerung, wenn die Kataloge zeitig an die Liebhaber gelangen, höhere
Preise zu erzielen ...“
214 HEYSE, Paul, Schriftsteller, Nobelpreisträger, 1830–1914. E.Br.m.U. München
19.I.1894. 2 S. 8o.
240.–
An einen Kommerzienrat, bei dem er sich für einen „stellenlosen Mann Namens Eder“ verwendet.
„... Meine Schwägerin, Frau Dr. Herrmann, hat mich gebeten, bei Ihnen ein gutes Wort einzulegen für einen im Augenblick stellenlosen Mann Namens Eder, der längere Jahre, nachdem er acht
Jahre als Gensdarm gedient hat, bei der Thuringia Hausmeister war und allen Hausgenossen als
ein durchaus braver und zuverlässiger Mann gegolten hat. Auch Ihr Verwandter, Herr Oberstleutnant Pracher, kann ihm das beste Zeugniß geben, da er nun gehört hat, daß eine magistratische Stelle vor Kurzem frei geworden ist, wäre ihm an einer Empfehlung Ihrerseits außerordentlich viel gelegen ...“
215 SISLEY, Alfred, französischer Maler, 1839–1899. E.Br.m.U. Moret-sur-Loing
15.III.1894. 3 S. 8o. Kleine Einrisse ausgebessert.
480.–
An „Mon cher ami“ (den Komponisten und Sänger Jean Baptiste Faure?), nach dessen Befinden
er sich erkundigt.
„... J’ai appris par les journaux que vous aviez un acte à l’Opera comique; etes vous content, cela
va-t-il à vos souhaits?
Voilà 3 mois que je n’ai été à Paris et depuis 3 semaines j’ai la jambe sur une chaise ... que je ne
suis pas du tout au courant. J’ai vu cependant que Duret doit vendre sa collection chez Petit le
19; êtes vous toujours bien avec lui, y allez vous toujours? J’aurais été curieux de savoir ce que
la toile qu’il a de moi (la machine de Marly) se vendra. Je compte pouvoir sortir d’ici à une huitaine et j’espère avoir la chance de vous trouver chez vous à mon prochain voyage ...“
„Duret“: der Kunstkritiker Théodore D. (1838–1927), der ihn unterstützte.
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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Seite 111
216 CAPRIVI, Leo Graf von, preußischer General, Reichskanzler; Nachfolger Bismarcks, 1831–1899. E.Br.m.U. Berlin 19.IV.1894. 21/2 S. kl.-4o. Verso kleiner Montagerest.
300.–
Als Reichskanzler an eine junge Dame, wenige Monate vor seiner Entlassung; sein „Neuer Kurs“
war in immer größere Schwierigkeiten geraten.
„... Sie haben, indem Sie mich heut durch Ihren Herrn Vater grüßen ließen, mir eine aufrichtige
Freude gemacht. Ein an Freuden nicht reiches Leben, wie ich es jetzt führe, macht dankbarer für
jede Freundlichkeit ...“
„chassez la“
217 VERLAINE, Paul, 1844–1896. E.Br.m.U. „Hôp[ita]l St. Louis, pavillon Gabrielle, chambre 2“, 14.V.1894. 1 S. kl.-8o. Randläsuren, Montagespuren; etwas gebräunt
und brüchig.
1.200.–
A u s d e m H o s p i t a l wohl an einen Verlag („Chers Messieurs“), dem er G e d i c h t e hatte zustellen lassen.
„Vous avez reçu de M[ademoise]lle Krantz“ (Eugénie K., seine letzte Geliebte) „des vers (37) de
moi et avez conservé ma lettre qui peut servir de reçu, lui promettant de venir me voir. Or je vous
ai attendu vainement. Je vous prie alors de remettre l’argent des vers à M[ademoise]lle Krantz
qui viendra demain de 5 à 5 1/2 le chercher, ou de me l’envoyer dès ceci reçu.
Surtout si la fille Boudin“ (Philomène B., ebenfalls seine Geliebte) „se présentait, chassez la, ainsi que toute personne qui ne serait pas M[ademoise]lle Krantz ...“
218 NORDAU, Max, Kulturhistoriker, Schriftsteller und Arzt; mit Herzl einer der
Begründer des Zionismus, 1849–1923. E. Postkarte m.U. Paris 10.X.1894.
240.–
An M a x L i e b e r m a n n in Berlin, dem er einen „Dienst“ erwiesen hatte.
„... Ihr Wunsch ist sofort erfüllt worden, wie Sie aus der Zeitung ersehen werden. Meine Glückwünsche zu Ihrem Erfolg. Vielleicht habe ich das Vergnügen, Sie zu sehen, wenn ich Ende dieses
Monats nach Berlin komme, um den Proben meines neuen Stückes im Lessingtheater beizuwohnen ...“
1894 waren von Nordau die Dramen „Das Recht zu lieben“ und „Die Kugel“ erschienen.
219 TEMPELTEY, Eduard, Schriftsteller, Journalist und Politiker, 1832–1919. E.
Albumblatt m.U. Coburg 18.X.1895. 1 S. quer-gr.-8o. Mit Goldschnitt.
80.–
„Manche machen hübsche Gedichte / Und sind dabei erbärmliche Wichte, – / Empfinde rein, denk’
klar, sprich schlicht, / So ist dein Leben ein Gedicht.“
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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28.03.2007
14:13 Uhr
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220 (LIEBERMANN, Max, Maler, 1847–1935.) – Gedruckter Brief des Komitees für
die Kunst- und Industrieausstellung in Stockholm 1897, mit zahlreichen KünstlerUnterschriften. Stockholm, Januar 1896. 2 S. folio. Bütten.
360.–
Einladung an Max Liebermann („Euer Hochwohlgebohren“), der geplanten Ausstellung „durch
Ihre Betheiligung erhöhten Werth“ zu schenken.
Unterzeichnet von Richard Bergh, Oscar Björck, Ferdinand Boberg, Baron Gustaf Cederström,
Theodor Lundberg, Graf Georg von Rosen und Anders L. Zorn.
221 ZELLER, Eduard, Philosoph und Theologe; gehörte der kritischen „Tübinger
Theologenschule“ an, 1814–1908. E.Br.m.U. Stuttgart 19.III.1896. 32/3 S. 8o. Kleiner
Faltenriß.
120.–
Kondolenzschreiben an „Verehrte Frau Prälat“.
„... Die Trauerkunde, welche uns heute so unerwartet zukam, hat unsere aufrichtigste Theilnahme hervorgerufen. Aber wie es selbst bei Ihnen u. den Ihrigen wohl der Fall ist: mit dem Schmerz,
welcher die Lösung so inniger Lebensgemeinschaft ja nothwendig begleitet, mischt sich das wohlthuende u. erhebende Gefühl, welches uns ergreift, wenn ein langes, gehaltvolles u. fruchtbringendes Leben, an seinem natürlichen Ziel angelangt, nun vollendet vor uns liegt. Gönnen wir
unserem Freunde den schönen Lebensabend u. das schmerzlose Ende; gönnen wir es ihm namentlich auch, daß er seine treue Lebensgefährtin bis zur letzten Stunde zur Seite haben durfte ...“
222 WALDEYER-HARTZ, Wilhelm von, Anatom; Begründer der Neuronentheorie,
prägte den Begriff Chromosom, 1836–1921. E. Postkarte m.U. Berlin 7.VI.1896. Leicht
gebräunt.
80.–
An den Chirurgen Carl Garrè (1857–1928) in Rostock.
„... Ich habe aus der Durchsicht der Literatur von Ihrer Abhandlung über die Herniae ischiadicae Kenntniss bekommen, habe aber nirgends ein Citat gefunden, welches mir gestattete mir die
Originalarbeit zu verschaffen. Darf ich Sie freundlichst um ein genaues Citat bitten? ...“
223 IRVING, Sir Henry, ursprünglich John Henry Brodribb, englischer Schauspieler,
1838–1905. E.Br.m.U. Hull 31.X.1897. 2 S. 8o. Gering fleckig, kleiner Randeinriß.
120.–
An den Dramatiker und Historiker Justin Huntly McCarthy.
„... Let me ... thank you for sending me the last volumes of your French Revolution. I am sure
that I shall have a renewal, in reading them, of my pleasure in reading the earlier volumes ...“
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„radikal vergessen“
224 STRAUSS, Richard, 1864–1949. E.Br.m.U. München 19.II.1898. 1 S. 8o. 600.–
An Otto B r a h m wegen einer vergessenen Verabredung.
„... Ich bin mir heute Nachmittag einer schrecklichen Sünde bewußt geworden! Ich war Mittwoch
verhindert gewesen, unsrer Verabredung Folge zu leisten u. habe unter den Vorbereitungen zu
meiner Madrider Reise, Künstlerfest u. vieler sonstiger Arbeit radikal vergessen, Ihnen abzusagen! Ich bin um so trostloser, als derlei Nachlässigkeiten sonst nicht in meiner Art sind! Bitte, verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit u. Vergesslichkeit, die ich ja selbst dadurch büsse, daß ich
eines interessanten Abends verlustig gegangen bin ...“
225 MEYSENBUG, Malwida von, Schriftstellerin; in freundschaftlichem Verkehr mit
Wagner, Nietzsche und Liszt, 1816–1903. E. Postkarte m.U. Rom 10.VII.1898. Leicht
gebräunt.
120.–
An den Schriftsteller Ernst Brausewetter, den Redakteur der „Germania“ in Berlin, der sie um
einen Beitrag für die Zeitung gebeten hatte.
„... wie lange hätte es Zeit um Ihnen einen Beitrag zu senden? Im Augenblick bin ich ganz ausschliesslich mit einem M.S. für dieselben Verleger, die Sie mir nennen, beschäftigt. Ich könnte erst
im nächsten Monat daran denken express etwas zu schreiben. Es giebt einen kleinen Band Novellen, aber ich fürchte sie sind zu lang, wollen Sie mir daher ... die ungefähre Länge eines solchen
Beitrags schreiben? Ich bin in Allem was ich schreibe, ich selbst, ich weiss daher nicht was Ihnen
am charakteristischsten scheinen könnte ...“
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226 LENBACH, Franz von, Maler, 1836–1904. 3 e.Br.m.U. München 13.XI.1898 bis
14.IX.1902. 4 S. 8o. Mit 3 Umschlägen. Ein Brief mit einer Ansicht der Villa Lenbach
am Kopf.
360.–
An den Maler und Kunstschriftsteller Franz Wolter in München.
13.XI.1898. „... Ihre ... Copie hängt vorläufig sehr schön in meinem Hause. Die anliegende Skizze soll natürlich kein Äquivalent sein – bedeutet gar nichts – erlaube mir Ihnen bald noch eine
kleine Handarbeit von mir zu übermitteln ...“ (Die Skizze liegt nicht mehr bei).
17.XII.1901. „... Da ich Ihnen zu lieb die Sachen als Illustration für Ihre gefälligen Text für das
Werckchen habe reproduciren laßen, denke ich natürlich nicht daran für mich was zu beanspruchen was Geld betrifft ...“
227 SAINT-SAËNS, Camille, französischer Komponist, 1835–1921. E.Br.m.U. Paris
22.IX.1899. 3 S. kl.-8o.
240.–
An einen Herrn, der ihn um seine Meinung in Museumsfragen gebeten hatte.
„... ma compétence est nulle et je n’ai pas à m’en mêler; et pour ce qui est du Musée du Louvre,
... c’est que de tous les Musées que j’ai visités, c’est assurément le plus beau ...“
228 ISRAELS, Jozef, holländischer Maler und Graphiker, 1824–1911. E.Br.m.U.
„Jozef Israels“. Den Haag 21.I.1900. 1 S. 8o.
360.–
An Max L i e b e r m a n n mit Genesungswünschen.
„... Ich lese in unsre Holl: Zeitung dass Sie den Fuss verletzt haben. Thun Sie mir den Gefallen
und schreiben Sie mir doch, was es ist, denn ich bemitleide jeden und Sie inbesonder, um so etwas.
,hinderlich oder unangenehm.‘ Wenn Sie nicht schreiben würde ihre Frau wohl so gut sein ein
Wörtchen zu schicken. Hier ist es auch manchmal so scheuslich auf der Strasse dass ich zu meinem Verdruss nicht ausgehen kann ...“
229 ONCKEN, Wilhelm, Historiker und nationalliberaler Politiker, 1838–1905. E.
Albumblatt m.U. Gießen 17.IX.1900 (Poststempel). 1 S. quer-8o (gelaufene Postkarte).
80.–
„Wer die Gottesgabe der Begeisterung besitzt, / Der wird wol älter aber er wird nicht alt.“ – Für
den Buchhändler Robert Steurer in Linz geschrieben.
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230 GRIEG, Edvard, 1843–1907. E.Br.m.U. Bergen 25.V.1901. 1 S. 8o. Minimaler
Einschnitt.
800.–
An „Hochgeehrter Herr Professor“. „... Allerdings: Ich bin kein Freund von Grabmäler. Aber –
keine Regel ohne Ausnahme. Und in diesem Falle ist es mir selbstverständlich eine besondere Ehre
sowohl mitunterzeichnen, als auch nach Kräften zu dem schönen Zweck beitragen zu dürfen.
Hiermit ein Check auf 50 Mark ...“
231 HAUPTMANN, Gerhart, 1862–1946. E.Br.m.U. Agnetendorf 6.I.1902. 3 S. 4o.
Mit Umschlag.
300.–
An Professor Stürenburg, Direktor der Kreuzschule in Dresden, die sein Sohn Ivo besuchte.
„... Ich möchte nicht verfehlen, Ihnen meinen herzlichen Dank auszusprechen, für die Bereitwilligkeit, mit der Sie vor einiger Zeit meinem Sohn Ivo gestattet haben, mir zur Seite zu sein ...
Ich habe meinem Sohn ans Herz gelegt, sich des warmen Antheils, den Sie ... an seiner Entwikkelung nehmen immer werth zu zeigen ...“
Beiliegend 2 Briefe seiner ersten Frau Marie an denselben, ebenfalls Ivo betreffend.
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232 MÜNCHHAUSEN, Börries Freiherr von, Schriftsteller, 1874–1945 (Selbstmord).
E.Br.m.U. O.O. 12.IV.1902. 3 S. gr.-4o. Auf Bütten; am Kopf eine Jugendstil-Vignette.
240.–
Ausführlicher Brief an einen Herrn, der sich nach einem soeben erschienenen Gedichtband des
jungen Lyrikers Hans W. Fischer erkundigt hatte.
„... Die Gedichte Hans W. Fischers sind prächtig, er ist eben ein lyrisches Talent ersten Ranges
und neben dieser Thatsache verschwinden die kleinen Wünsche und Anstellungen, die ich vielleicht noch hätte.
Er ist Lyriker durch und durch, voll feinsten Verständnisses für das worauf es im lyrischen
Gedicht ankommt, die Stimmung. Zu wenig kennt er noch die Musik der Worte, den Klang der
Verse, – da haben ihn einige Moderne, wie A. H o l z (S. 24) recht ungünstig beeinflusst. ,Setzen
und Leben‘ – pfui Teufel, die Kakophonie! Und nicht alle Gedichte vertragen diese ganz willkürliche Behandlung von Reim und Rhytmus. Weil er zu wenig Wert drauf legt hat er auch nicht
beachtet, dass er allzu häufig dieselben Reimschemata benutzt, so dass: a b b a. Das Buch als solches leidet etwas unter der Monotonie der Stimmung, aber das ist natürlich kein Fehler von ihm.
Gewünscht hätte ich ihm endlich einen anderen Verlag ...“
233 DUNCAN, Isadora, amerikanische Tänzerin, 1878–1927. Bildpostkarte mit e.
Widmung u.U. auf der Bildseite. Poststempel: Wien 8.IV.1903.
120.–
„Sincerely / Isadora Duncan“; für den Buchhändler Robert Steurer in Linz geschrieben. Die Bildseite zeigt die Statuette Isadora Duncans von dem Bildhauer Walter Schott.
Beiliegend eine weitere Bildpostkarte mit Widmung u.U. (o.O.u.D., an denselben; etwas dunkel).
234 BUSCH, Wilhelm, 1832–1908. E. Albumblatt m.U. Mechtshausen, Mai 1903. 1 S.
quer-kl.-8o. Aufgezogen.
1.200.–
Die erste Strophe seines Gedichts „ H ö c h s t e I n s t a n z “ :
„Was ihn freut, ist Keinem fraglich,
Triumphirend und behaglich
Nimmt es seine Seele ein
Und befiehlt: So soll es sein!“
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Nr. 234
Wilhelm Busch
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235 ALTENBERG, Peter, Pseudonym für Richard Engländer, Schriftsteller, 1859–
1919. E.Br.m.U. (Wien 1904.) 2 S. 8o. Kleine Einrisse.
480.–
An den Literarhistoriker Richard Rosenbaum (1867–1942), damals Dramaturg am Wiener Burgtheater.
„... es war in dieser Sache ein Misverständnis. Arthur V o l l m ö l l e r ’s Drama ,Gräfin von
Armagnac und ihre beiden Liebhaber‘ ist kein Manuskript, sondern etwa vor einem Jahre
gedruckt bei S. Fischer, Berlin, erschienen. Ich schrieb nun sogleich um ein Exemplar und werde es Direktor S c h l e n t h e r zur Verfügung stellen.
Ich liege seit 14 Tagen schwer leidend zu Bett, konnte nicht gleich antworten ...“
„Catherina Graefin von Armagnac und ihre beiden Liebhaber“ von Karl Gustav Vollmöller war
1903 erschienen. – Paul Schlenther war seit 1898 Direktor des Burgtheaters. – Am Unterrand der
Empfangsvermerk „4/5 04“.
„Rodaun bei Wien genügt“
236 HOFMANNSTHAL, Hugo von, Schriftsteller, 1874–1929. E.Br.m.U. Rodaun
o. J. (wohl Ende 1904). 4 S. 8o.
1.200.–
An seinen Regimentskameraden E. Herrmann mit der Bitte, ihm bei der Erstattung entstandener
Unkosten behilflich zu sein. Hofmannsthal hatte im November 1904 an Truppenübungen für
Reserve-Offiziere in Olmütz teilgenommen.
Er wisse, es sei eine „höchst prosaische Belästigung ..., zu der ich mich nicht entschliessen könnte, wenn mir nicht aus vielen schönen und minder schönen ,Theorie‘stunden die Örtlichkeit so
genau bekannt wäre und ich nicht wüsste, dass Dich die Erfüllung meiner Bitte wirklich nur einen
Gang von ein paar Schritten kostet. Es ist mir nämlich von Wachtmeister Worrisch die Transenalunterkunfts-vergütung zu 40 Kronen unerklärlicher Weise trotz hinterlassener Quittung noch
nicht zugekommen. Sollte er meine Adresse vergessen haben? Rodaun bei Wien genügt ...“
237 NADAR, ursprünglich Gaspard Félix Tournachon, französischer Photograph,
Schriftsteller und Luftschiffer, 1820–1910. E.Br.m.U. Paris 14.V.1905. 4 S. 8o. Kleine
Faltenrisse.
300.–
An eine befreundete Dame wegen eines Auftrags.
„... Me tombe cette chance que notre petite ,coureuse‘, en ce moment prise, me cède la grâce de
vous repondre pour elle.
Voilà donc ma supplique à Colonne. Vous agréera-t-elle? Et qu’en résultera t’il? – Esperons selon
votre désir.
Je vous adresse la chose parceque je ne sais où l’envoyer, en vous priant de completer la suscription ...
A vos pieds, tout de mon long, – puisque vous avez la place ...“
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238 WILHELM II., Deutscher Kaiser, König von Preußen, 1859–1941. Br.m.U.u.E.
„freundwilliger Schwiegervater Wilhelm R.“ Potsdam, „Neues Palais“ 22.X.1906. 1 S.
gr.-4o. Heftspuren, leicht gebräunt.
240.–
An seine Schwiegertochter Kronprinzessin C e c i l i e , der er „mit herzlicher Liebe und aufrichtigem Wohlwollen“ mitteilt, daß er „zur Entlastung Ihrer Majestät den Übergang einiger von
Allerhöchstderselben bisher ausgeübten Protektorate über gemeinnützige und wohlthätige Vereine auf Euere Kaiserliche und Königliche Hoheit“ vollziehe.
Die „Brücke“ lädt ein
239 HECKEL, Erich, Maler, 1883–1970. Gedrucktes Schriftstück mit eigenh. Unterschrift „E Heckel, Maler“. Dresden (1906?). 1 S. kl.-4o.
1.600.–
Gedruckte Einladung zur passiven Mitgliedschaft in der Künstlergruppe „Brücke“:
„Die Künstlergruppe ,Brücke‘ (Sitz Dresden) überreicht alljährlich ihren Freunden von ihren
Mitgliedern Originalblätter der reproduzierenden Künste (Radierung, Holzschnitt, Steinzeichnung). Der Mindest-Jahresbeitrag beträgt 12 Mk. Wer Interesse für das Leben und Arbeit der
,Brücke‘ hat, wird durch diese Anzeige von der Gruppe eingeladen, sich bei der angegebenen
Geschäftsstelle als passives Mitglied anzumelden und den Beitrag einzuschicken. Die Zusendung
der Blätter erfolgt dann an die angegebene Adresse.“
Frühe Fassung in schlanker Jugendstil-Schrift. – S e h r s e l t e n .
240 HUMPERDINCK, Engelbert, Komponist, 1854–1921. E.Br.m.U. Berlin 13.IX.
1907. 1 S. 8o. Mit rotem Namensstempel am Kopf. Mit (defektem) Umschlag.
360.–
An die „Redaktion der ,Neuen Freien Presse‘ “ in Wien auf die Bitte, einen Beitrag für das Feuilleton zu schreiben.
„... Von einer Nordlandreise zurückgekehrt finde ich soeben beifolgendes Telegramm von Ihnen vor,
dessen Inhalt mir nicht recht verständlich ist, da ich nicht weiß, um welchen W e i n b e r g e r
es sich hier handelt. Mir persönlich sind zwei Herren dieses Namens bekannt, der eine ein Musikologe, der andere ein Operettenkomponist, beide in Wien wohnhaft – jedoch ein ,Feuilleton‘ darüber zu schreiben, dazu fühle ich mich leider nicht kompetent genug ...“
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WERNER, Anton von, Maler, 1843–1915. E.Br.m.U. Berlin 29.I.1910. 2 S. 8o.
160.–
An „Verehrter Freund u. Meister“, wohl den Maler Ludwig K n a u s , dem er für Glückwünsche
zu einer Auszeichnung dankt.
„... Der Kaiser hat den Drang, überall Freude zu verbreiten und nur unter diesem Gesichtspunkt
u. nicht dem der Anerkennung meiner Leistungen wage ich an die Auszeichnung zu denken, mit
welcher er mich zu seinem Geburtstag überrascht hat.
Heute werde ich den ersten Versuch machen, bis ins erste Stockwerk zu steigen; die Influenza hat
mich so geschwächt, daß ich mich bis jetzt mit Gehversuchen im Parterre begnügen mußte ...“
242 ZILCHER, Hermann, Komponist und Pianist, 1881–1948. E.Br.m.U. München
4.VII.1911. 3 S. kl.- 4o. Etwas braunfleckig.
160.–
An (den Schriftsteller Carl Friedrich) Schulz-Euler, dem er für sein Werk „Lacerta“ dankt.
„... Ich freue mich sehr auf die Lektüre von Lacerta und gratuliere Ihnen übrigens auch zu dem
famos geschmackvollen Verleger ...“
Schulz-Euler, ein Nachfahre des Mathematikers Leonhard Euler, schrieb unter dem Pseudonym
Hanns Wolfgang Rath. Seit 1902 war er auch Verleger in Frankfurt a.M.
243 BALLIN, Albert, Reeder; seit 1899 Generaldirektor der Hamburg-AmerikaLinie, Freund Kaiser Wilhelms II., 1857–1918. Br.m.U. Hamburg 1.IV.1912. 1 S. 4o. Mit
Briefkopf der „Hamburg-Amerika Linie“. Klammerspur.
240.–
An (den Hamburger Kaufmann) Siemens, dem er für das „Exposé des Herrn Decker über die Wirkung des P a n a m a - K a n a l s auf die Schiffahrt“ dankt.
„... Es ist eine ausserordentlich gute und klare Abhandlung, ... und stimmt vollkommen überein
mit den Ansichten und den Berechnungen, welche ich hier vertreten habe ...“
Mit dem Bau des Panamakanals war im Jahre 1906 begonnen worden. Nach acht Jahren Bauzeit
wurde er am 15. August 1914 eröffnet.
244 BECHER, Johannes R., Schriftsteller, 1891–1958. Br.m.U. und 3 eigenh. Korrekturen. München 2.I.1913. 1/2 S. kl.-folio.
240.–
Nach einer Entziehungskur an „Herrn Rechtsanwalt Dr. Willy Brandtl“, den Rechtsberater vieler Schriftsteller in München.
„... Ich sehe eben, dass ich Ihnen am 1. ds. sechs Mark zu bezahlen gehabt hätte. Ich bitte Sie um
einen Aufschub von einem Monat, denn ich komme soeben aus dem Krankenhaus, und weiss noch
nicht, wie ich meine allernächsten Verpflichtungen erledigen soll ...“
S e l t e n so früh.
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245 LEONCAVALLO, Ruggiero, italienischer Komponist, 1858–1919. E. musikal.
Albumblatt m.U. San Francisco 31.X.1913. 1 S. gr.-8o (Hotel-Briefbogen). Unterrand
etwas beschnitten, ein Eckchen mit Montageresten.
480.–
Notenzitat aus dem ersten Akt seiner Oper „ Z i n g a r i “ („Die Zigeuner“), die im Vorjahr in
London uraufgeführt worden war: Drei Takte aus der Arie der „Fleana“ auf die Worte „Cicullerete come una sottile“.
246 RUPPRECHT, Kronprinz von Bayern, Sohn König Ludwigs III., Generalfeldmarschall, 1869–1955. E. Albumblatt m.U. „Rupprecht / Kronprinz von Bayern“. O.O.
2.XII.1914. 3/4 S. 4o.
240.–
„In ungeahnter Größe offenbart / sich der innere Wert unseres Volkes: / opferwilliger Sinn in der
Heimat, / Heldentum im Felde.“
Aus den ersten Monaten des Weltkriegs; der Kronprinz war damals Oberbefehlshaber der in Lothringen und Nordfrankreich kämpfenden 6. Armee.
247 BÜLOW, Karl von, preußischer Feldmarschall, 1846–1921. E.Br.m.U. St. Quentin 20.II.1915. 13/4 S. quer-4o.
240.–
An die Witwe eines Freundes, der er für Glückwünsche zu seiner „Beförderung zum Generalfeldmarschall“ dankt.
„... Gewiß gedenke ich, wenn ich Ihren Sohn sehe, seines unvergeßlichen Vaters ... Ihren Sohn
kannte ich, da traf ich bei S i e m e n s in der Tiergartenstr. Ihren Herrn Gemahl und suchte, in
dem Bewußstein das ist der Vater von meinem Leutnant, seine Bekanntschaft. Wir verstanden
uns vom ersten Wort an ausgezeichnet. Wir paßten zu einander. Auch das hat Ihrem Sohn nicht
geschadet. Er ist mir durch die Freundschaft mit dem Vater nur näher getreten ...“
248 ZILLE, Heinrich, Zeichner, 1858–1929. E.Br.m.U. (Berlin) 8.VII.(1915). 11/2 S.
gr.-8o. Mit Anmerkungen von fremder Hand (Kugelschreiber).
200.–
An den Berliner Bühnenschriftsteller Hermann Frey.
„... Wie ist’s denn Befinden! / Gab Ihnen auf Ihre Schreiben keine Antwort, verschob es immer,
die Arbeit wollte nicht richtig sein. Verdruss und dann die Hitze.
Haben Sie die Karte rausgebracht! / Auf Ihre Grüße u. von Tante B. wollte ich nicht schreiben,
da Sie wohl doch blos einen Tag dort waren, werde mich aber bei Tante B. bedanken ...“
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249 HINDENBURG, Paul von, preußischer Feldmarschall, Reichspräsident, 1847–
1934. E.Br.m.U. K o w n o 13.VII.1916. 11/2 S. gr.-4o. Kleine Faltenrisse hinterlegt,
Klammerspur.
600.–
An P r i n z J o a c h i m von Preußen, der erkrankt war.
„... Der von Seiner Majestät Allerhöchst befohlene weitere Urlaub wird sich aber gewiß so nutzbringend erweisen, daß Euere Königliche Hoheit seiner Zeit neu gekräftigt zum Dienst zurückkehren können ...
Sehr hätte ich es ... gewünscht, daß Euere Königliche Hoheit zugegen gewesen wären, als Seine
Majestät geruhten, hier in unsern Räumen so überaus gnädige Worte an mich zu richten. Wie tiefbewegt und zugleich hochbeglückt ich war, vermag ich nicht auszusprechen. Diese Allerhöchste
Anerkennung war der schönste Lohn für meine 50jährigen Dienste! ...“
Hindenburg, damals noch „Oberbefehlshaber Ost“, wurde am 29. August d.J. als Nachfolger
Falkenhayns Chef der Obersten Heeresleitung.
250 SCHLACHTKREUZER „GOEBEN“. – E. Feldpostkarte m.U. des Kommandanten Richard Ackermann, Konstantinopel 19.VII.1916 („Kais. Deutsche Marine-Schiffspost“). Etwas unfrisch.
120.–
An den Verleger Julius F. Lehmann in München mit dem Dank „für die freundliche Zueignung des
Taschenbuchs der Kriegsflotten, eines schönen gediegenen Werks ...“
Die Bildseite zeigt den 1911 vom Stapel gelaufenen Kreuzer, der seit August 1914 unter dem Namen
„Jawus Sultan Selim“ unter türkischer Flagge fuhr.
251 LYNCKER, Moritz Freiherr von, preußischer Generaloberst, 1908–1918 Generaladjutant Kaiser Wilhelms II., 1853–1932. 3 Br.m.U. „Gr. Hauptquartier“ 23.XI.1916,
10.V.1917 und 22.VI.1918. Zusammen 4 S. gr.-4o.
160.–
Als Chef des Militär-Kabinetts an Generalleutnant Messing, „Inspekteur des Militär-Luft- und
Kraft-Fahrwesens“, seine militärische Laufbahn betreffend.
Als enger Vertrauter Wilhelms II. gewann Lyncker diesen für die Erwägung eines Verständigungsfriedens.
252 SAUERBRUCH, Ferdinand, bahnbrechender Chirurg, 1875–1951. Br.m.U. Singen, Reserve-Lazarett 18.XI.1917. 1/2 S. gr.-4o. Etwas knittrig, rückseitig starke Montagespuren (durchschlagend). Mit montiertem Feldpost-Umschlag und Photo (Zeitungsausschnitt).
120.–
An Vizefeldwebel Lange in Düsseldorf, wohl einen ehemaligen Patienten.
„... Ich danke Ihnen sehr für Ihren freundlichen Brief und freue mich, dass es Ihnen gut geht.
Hoffentlich bleibt das weiter so ...“
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Nr. 249
Paul von Hindenburg
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253 HAHN, Otto, Chemiker, Nobelpreisträger; lieferte mit Fritz Straßmann und Lise
Meitner den experimentellen Beweis für die Kernspaltung des Urans, 1879–1968. E.
Feldpostbrief m.U. „Otto“ und Namenszug „Leutnant Hahn“ in der Absenderangabe.
O.O. 14.VI.1918. 1 S. 8o. Mit Stempel „Kommandeur der Gastruppen / Gr[oßes]
H[aupt] Qu[artier]“. Faltbrief, Ränder beim Öffnen leicht beschädigt, Datum teilweise
abgerissen.
600.–
An seine Frau Edith geb. Junghans in Berlin-Dahlem.
„... Gestern kam die Genehmigung meiner Kur im ,Reservelazarett Nauheim‘. Ich hoffe natürlich, dass es sich nicht direkt um ein Lazarett handelt, sondern dass ich mit Dir in einer Pension
oder was ähnliches ziehen kann.
Nachher gegen Mittag kommt unser General zurück, da wird sichs ja bald entscheiden, wann ich
fahre ... Warte Du dann, bis ich von N. aus schreibe oder telegraphiere ... Bringe mir das eine
Frottierhandtuch und noch ein farbiges Leinenhemd mit, desgl. 2 Stehkragen ...“
Im Ersten Weltkrieg diente Otto Hahn als Leutnant in einer von Fritz Haber gebildeten Spezialgruppe für den Gaskampf, seit 1916 bei der Inspektion der Gasregimenter im Großen Hauptquartier.
Konzert im Prater
254 LEHÁR, Franz, Komponist, 1870–1948. E. Postkarte m.U. Bad Ischl 8.VII.1918
(Poststempel). Gelocht, leichte Knickfalten.
160.–
An den Komponisten und Kapellmeister Oscar Jascha in Wien.
„... Am 15. August ist ein grosses Kaiserfest im III. Kaféhaus (Prater) und da wurde ich ersucht
die Deutschmeisterkapelle zu dirigieren. Nun hätt ichs halt gar zu gerne, wenn ich das grosse Potpourri von ,Wo die Lerche singt‘ dort zum erstenmal zum Vortrag bringen könnte! Es wäre eine
schöne Aufführung und nun frage ich Sie, kann ich das Potpourri aufs Programm setzen? ...“
Am 1. Februar war seine Operette „Wo die Lerche singt“ in Budapest uraufgeführt worden.
255 HARTMANN, Felix von, Erzbischof von Köln, Kardinal, 1851–1919. Br.m.U.
Köln 3.VIII.1918. 1 S. folio. Gelocht, Unterrand beschnitten.
160.–
An Gräfin Wilhelm von der Groeben im Hauptvorstand des Vaterländischen Frauenvereins.
„... Bei der durch die vielfachen Kriegserfahrungen in erhöhtem Masse erkannten Wichtigkeit
und Notwendigkeit einer umfassenden Ausbildung unserer Krankenpflegerinnen im Kriege wie
im Frieden erscheint mir die ,Kaiser-Wilhelm-Schule deutscher Krankenpflegerinnen‘ als eine
sehr nützliche und zweckmäßige Einrichtung ...“
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256 ABDERHALDEN, Emil, Physiologe; Begründer der modernen Ernährungslehre, entdeckte die Abwehrfermente, 1877–1950. Br.m.U. Halle 5.XI.1919. 2 S. gr.-4o.
480.–
An (Richard Fleischer, 1849–1922), den Herausgeber der „Deutschen Revue“, über die Möglichkeit, „die Nerven mittelst Kälte zu betäuben“.
„... Nach Aufhören der Kälteeinwirkung setzt ... ein um so intensiverer Schmerz ein. Es ist ja
bekannt, daß bei großer Kälte allmählich die gesamte Schmerzempfindung verloren geht. Sobald
Unempfindlichkeit eingetreten ist, dann erfrieren die betreffenden Teile leicht. Werden abgekühlte Körperteile wieder erwärmt, dann ist das mit außerordentlichem Schmerz verbunden. Aus diesen Beobachtungen heraus halte ich es für unwahrscheinlich, daß es gelingen wird, mit Mitteln,
die tiefere Temperatur erzeugen, etwas zu erreichen. Würde man Mittel einspritzen, dann würden sie bald resorbiert und es würde unendlich schwer sein, zu verhindern, daß nicht durch
Erwärmung die ganze Empfindung wieder hergestellt wird. Mir scheint viel aussichtsvoller, woran ich schon seit einiger Zeit, wenigstens theoretisch, arbeite, ein Mittel zu finden, das längere
Zeit ohne Schaden zu stiften, die Blutgefäße stark verengt hält und infolgedessen eingespritzte
Narkotika an Ort und Stelle längere Zeit unresorbiert bleiben ...“
257 JUNGNICKEL, Max, Schrifsteller, 1890–1945. E.Br.m.U. Berlin-Lichterfelde
14.VIII.1920. 1 S. gr.-8o. Gelocht.
160.–
An „Sehr geehrter Herr Professor“.
„... Mit der Änderung bin ich einverstanden. / Als Honorar erbitte ich 80 Pfennig für die Zeile.
Da ich heute eine größere Wanderung mache von 14 Tagen, so ist es mir leider unmöglich, die
Korrektur zu lesen. (Korrektur von Pastor Flötensack.) Ich bitte Sie herzlichst, es selbst tun zu
wollen ...“
„un attrape nigaud“
258 ROUX, Émile, französischer Bakteriologe, Schüler von Pasteur; Entdecker der
Bakterientoxine und -antitoxine, 1853–1933. E.Br.m.U. „Dr. Roux“. Paris („Institut
Pasteur“) 26.VII.1921. 2 S. 8o. Mit Eingangsstempel. Einriß ausgebessert, leicht gebräunt.
300.–
An den „Directeur de l’office National du Commerce extérieur“, der sich bei ihm nach dem Produkt „l’angiolymphe“ erkundigt hatte.
„... je ne connais le produit ,l’angiolymphe‘ que par les lettres de plusieurs personnes francaises
et étrangères m’avertissant que, dans des réclames parues dans des journaux, ce produit était
présenté sous mon patronage. J’ai répondu que ... je ne connaissais ,l’angiolymphe‘ d’aucune
facon. Comme Président de la Commission du Ministère de l’hygiène chargée d’examiner les produits soumis à autorisation ... je n’ai jamais eu à m’occuper de ,l’angiolymphe‘ ...
Cette ,angiolymphe‘ qui parait-il est un remède contre la tuberculose, est sans doute un attrape
nigaud ...“
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259 BERG, Alban, Komponist, 1885–1935. E. Briefentwurf m.U. „Helene u Alban B“.
Wien 22.IV.1922. 31/2 S. kl.-4o. Mit Adreßstempel am Kopf.
1.600.–
An Wilhelmine v o n W e b e r n , die Frau Anton von Weberns, der er auch im Namen seiner
Frau zum Tod einer Schwester kondoliert. Mit zahlreichen Korrekturen und Streichungen.
„Liebe Frau von Webern, die furchtbare Nachricht – ich habe sie telephonisch von S c h ö n b e r g s erhalten – hat mich wahrhaft erschüttert. Wir wußten ja von der Krankheit Ihrer Schwester: aber gerade das, daß diese Krankheit eine langwierige war, einer schlechteren Zeit immer
wieder eine bessere folgte, ließ mich / uns an den entsetzlichen Ernst der Lage nicht glauben.“
Die folgenden Passagen sind nur stichwortartig ausgeführt: „... Webern sagen, daß ich Ihr Leid
auf das Tiefste mitfühle ... Wenn wir Ihnen das sagen geschieht es nicht um uns mit unseren
Gefühlen vorzudrängen – denn was bedeuten sie im Vergleich zu den Ihren ...“
260 URY, Lesser, Maler, 1861–1931. E.Br.m.U. (Berlin) 30.IV.1922. 1 S. kl.-4o. Kleiner Fleck am Oberrand. Aufgezogen, etwas beschnitten.
200.–
An einen Jubilar („Verehrter Herr Hirsch“). „... Zu Ihrem Jubiläum sende ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche ...“
261 WEBERN, Anton von, Komponist, 1883–1945. E.Br.m.U. „AWebern“. (Wien)
2.V.1922. 1 S. quer-8o. Mit eigenh. Adresse (verso). Minimal unfrisch.
1.600.–
An Paul Königer, den Mann seiner Schwägerin Maria K. geb. Mörtl.
„Lieber Paul, herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief. Es thut mir sehr leid, gestern nicht mit
Dir beisammengewesen zu sein. Aber wir sehn uns ja bald wieder u. dann für länger. / Ich bin
gerade gestern fort gegangen, weil mir jetzt auf lange Zeit eine solche Partie unmöglich ist.
Kommt gut nachhaus! Viele herzlichste Grüße! Ich werde nicht vergessen an S c h ö n b e r g auszurichten, was Du mir aufgetragen hast ...“
Webern leitete damals die Proben zu den Aufführungen der 3. Symphonie von Gustav Mahler am
27. und 29. Mai. Am 30. Mai berichtete Alban Berg seiner Frau begeistert über den Erfolg: „Ich
saß mit Schönberg. Er hat es nicht für möglich gehalten, Weberns Leistung ist eine derartige, daß
sie nur mit der Mahlers verglichen werden kann ...“
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Nr. 259
Alban Berg
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„wie alle meine Bilder ein Meisterwerk“
262 THOMA, Hans, Maler, 1839–1924. E.Br.m.U. Karlsruhe 28.V.1922. 1 S. gr.-4o.
Mit Umschlag.
200.–
An Viktor Lehmann, den „deutschen Staatsvertreter am Englisch-Deutschen Gemischten
Schiedsgerichtshof“ in Berlin, über den Wert seines Bildes „Sturm in der Wiese“.
„... Ich stehe mit dem Kunsthandel schon lang nicht mehr in Verbindung, so daß ich über die Preise meiner Bilder keine Meinung habe ... Fast schäme ich mich zu bekennen daß ich für das Bild
... höchstens M. 2000 erhalten habe – da finde ich freilich die Forderung des Sir Francis Oppenheimer mit M.1.625.000.– erschreckend! Aber mich geht ja die ganze Sache nichts mehr an –
Wenn Sir Oppenheimer behauptet daß das Bild eines meiner besondern Meisterwerke sei, so stimme ich ihm gerne bei, auch dies Bild ... ist wie alle meine Bilder ein Meisterwerk, dessen Wert freilich nicht nach der landgebräuchlichen ,Valuta‘ zu berechnen ist ...“
263 RAVEL, Maurice, französischer Komponist, 1875–1937. Br.m.U. Montfort
l’Amaury 3.VIII.1923. 1 S. 8o. Faltbrief.
960.–
An seinen Freund Lucien Garban in Paris. Bei einem Unfall mit einem Klappstuhl hatte Ravel sich
zwei Finger gequetscht.
„... Des nouvelles ... heu! Le petit doigt de la main droite a l’air de s’arranger; mais celui de la
gauche gardera une cicatrice peut-être gênante; et, ce qui est plus inquiétant, il est toujours insensible.
Je compte aller à Paris Lundi. Si vous y êtes encore, téléphonez à Guttemberg ...“
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264 SCHAUMANN, Ruth, Schriftstellerin, Bildhauerin und Graphikerin, 1899–1975.
8 e.Br.m.U. und 1 e. Postkarte m.U. (München) 10.VI.1924 bis 6.VII.1926. Zusammen
etwa 10 S. gr.-4o, 6 S. quer-8o (Briefkarten) und die Karte. Einige kleinere Defekte. Mit
einem Umschlag.
320.–
An die mit ihr befreundete Ordensschwester Maria Martha Pinkl.
19.VI.1925. Mit Dank für übersandte Blumen. „... Ich arbeite zwischen den Zeilen immer wieder
an einer Gruppe, die heißt ,Der Mittag‘. Und ist ein Mann, ruhend der ruhenden Frau zuschauend, die ihr und sein Kindlein mit sich selber speist. Bald werde ich ihr gleichen dürfen ...“
20.X.1925. Nach der Geburt ihres Sohnes Peter. „... Wenn Sie hier sind, müssen Sie Pietjevogel
sehn (ich nenne ihn so, er liegt, ein Nestvögelchen, in seiner Wiege) und müssen im Atelier die neue
Arbeit sehn – vielleicht bin ich dann aber schon an der großen kaiserlichen Madonna, die meine
Seele dem Himmel gelobt ...“
265 FREUDENTHAL, Bertold, Strafrechtler, 1872–1929. E. Albumblatt m.U. Frankfurt a.M. 15.IX.1924. 1 S. kl.-4o. Mit Umschlag.
160.–
„Höchste Aufgabe des Rechtes scheint mir, mit der Exaktheit römischer Rechtsmethode dem deutschen Ziele sozialer Gerechtigkeit zuzustreben.“
Für den Buchhändler Robert Steurer in Linz geschrieben. – Freudenthal hatte sich besonders für
die Bekämpfung der Jugendkrimialität und die Reform des Strafvollzugs eingesetzt.
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„Would like to smell the sea“
266 LAWRENCE, David Herbert, englischer Schriftsteller, 1885–1930. E.Br.m.U.
O a x a c a 31.I.1925. 1 S. gr.-4o.
2.000.–
An den britischen Vize-Konsul Constantine Rickards in Mexico City, dem er seine Abreise ankündigt.
„... We leave here next week – arrive in Mexico City about Thursday, I suppose. Then look for a
ship. – I wish there was such a thing in the world as a good Cargo boat that might take my wife
& me & loiter with us to Yucatan or Jamaica or somewhere. I’m not very anxious to arrive in
England till spring comes. – But I suppose nice Cargo boats have disappeared off the face of the
waters ...
All very quiet in Oaxaca: very pleasant: but I feel now like moving again. Would like to smell the
sea, too ...“
Kurz zuvor hatte Lawrence in Oaxaca die Arbeit an dem Roman „The plumed serpent“ beendet.
267 SCHWIMMER, Max, Maler, 1895–1973. E.Br.m.U. Berlin 31.I.1925. 1 S. gr.-4o.
Minimale Faltenrisse. Am Kopf eine F e d e r z e i c h n u n g (Landschaft).
320.–
An „Fräulein Dr. Heyne“, bei der er für seine Radierungen wirbt.
„... Es wäre sehr lieb von Ihnen wenn Sie sich für meine Radierungen etwas einsetzen möchten.
Sie haben doch sicher viele Leute an der Hand, denen der Erwerb einiger meiner Blätter kein zu
großes Opfer bedeuten kann, zumal sie dann doch auch in den Besitz von Graphik kommen, die
man nicht als alltägliche Ware betrachten kann.
Besonders dankbar wäre ich auch, wenn recht viele Blätter in die graph. Sammlung des
Museums einziehen möchten. Es sind alles sehr gute Drucke, die noch den ganzen ursprünglichen
Reiz erster Kaltnadeldrucke haben ...“
268 BÖCKSTIEGEL, Peter August, Maler, 1889–1951. E.Br.m.U. Dresden 19.IV.
1925. 1 S. gr.-4o. Kleine Randeinrisse. Mit Eingangsstempel.
200.–
An den Vorstand der „ N o v e m b e r g r u p p e “ in Berlin. An Ausstellungen werde er in
Zukunft nur teilnehmen, „wenn ohne Jury alles gehängt wird“. Im Vorjahr sei er „an der Nase
geführt“ worden. „... habe keine Lust mehr Geld und Zeit auf die Straße zu hauen für nichts ...“
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Nr. 266 David Herbert Lawrence
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269 CLEMENCEAU, Georges, französischer Staatsmann, Ministerpräsident, 1841–
1929. E.Br.m.U. (Paraphe). „B. Jeudi“ (30.VII.1925). 2 S. gr.-4o. Montagespuren. Mit
Umschlag.
240.–
An seine Freundin Marguérite Baldensperger in Saint-Dié-des-Vosges, deren Ankunft er voller
Ungeduld erwarte.
„Je veux bien pleurer sur la sous-préfète et ses carottes, mais je crains fort qu’il n’y ait de plus
grandes misères dans le monde et les sous-préfèts eux-mêmes ne sont que des carottiers dont la
France pourrait se passer. Cela dit, je plains la pauvre femme et je consens à ce que son mari soit
guillotiné. Tres difficile de s’attendrir sur des ,pauvres‘ à 17000 francs de rente. D’une manière
générale je crois bon de canaliser nos pitiés. Autrement, nous perdrons avec les uns ce qu’il faudrait réserver à d’autres ...“
Im folgenden über die Arbeit an einem Buch (wohl dem im nächsten Jahr erscheinenden „Démosthène“). „... Je vous répète que c’est pour mes dernières corrections que je réclame une dactylo.
J’ai 98 pages tout net. Cela doit être plus que suffisant. J’ai horreur des développements inutils.
Je concentre au lieu de diffuser ...“
270 MODERSOHN, Otto, Maler, 1865–1943. E. Postkarte m.U. Fischerhude 18.X.
1925. Gelocht.
300.–
An den Geographen Ewald Banse in Braunschweig.
„... Ihr Buch ,Sonnensöhne‘ habe ich mit großem Interesse und Genuß gelesen; es enthält wundervolle, ergreifende Schilderungen und danke ich Ihnen bestens dafür. – Damals mochten Sie
ein kl. Bild von mir; bitte nehmen Sie es zu einem kl. Preise, den Sie selbst bestimmen mögen ...“
„Unmöglich mehr zu schreiben!“
271 RILKE, Rainer Maria, 1875–1926. E.Br.m.U. „RMRilke“. Sierre, „Hôtel Bellevue“, 30.X.1926. 11/2 S. gr.-8o. Kleiner Einriß.
2.400.–
An Eduard Korrodi (1885–1955), den Feuilletonchef der „Neuen Zürcher Zeitung“.
„... wenn ich nicht irre, müßte V a l é r y nächstens in Zürich vorlesen. Krank seit Wochen,
konnte ich für das vorbereitete Lesezirkel-Heft nichts zu seinem Willkomm beitragen, konnte
nichtmal (was ich mir arg vorwerfe) meine Verhinderung dorthin berichten.
Aber ich habe, vom Bett aus, neulich eine kleine Übertragung Valery’scher Prosa diktiert, die Sie
hier eingelegt finden: ich dachte, es könnte Ihnen lieb sein, mit einem Beitrag in der N.Z.Z. des
Dichters Anwesenheit zu betonen, und ,Tante Berthe‘ schien mir geeignet, liebenswürdig auf
seine eigene Stimme vorzubereiten.
Unmöglich mehr zu schreiben! ...“
Rilke, der Paul Valéry sehr bewunderte, übertrug einige seiner wichtigsten Gedichte ins Deutsche.
Einer der letzten Briefe Rilkes, der zwei Monate später, am 30. Dezember der Leukämie erlag.
Beiliegend ein Br.m.U. von Carl Helbling, dieses Autograph betreffend (Zürich 1930).
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Nr. 271
Rainer Maria Rilke
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272 KUBIN, Alfred, Zeichner und Schriftsteller, 1877–1959. E.Br.m.U. Zwickledt
o.D. (1927). 2 S. gr.-4o. Kleine Randeinrisse.
600.–
An den Schriftsteller Werner D e u b e l , der ihm seinen Roman „Götter in Wolken“ (Jena,
Diederichs 1927) zugesandt hatte.
„... Ihr Buch ist so seltsam dass ich sicher bin sie haben keinen großen Kreis Käufer“ (eingefügt:
„doch sicher Anhänger“) „gefunden – aber er wird sich allmählich dennoch einfinden – er hätte
sich wohl eingefunden, wenn Sie die dichterischen Grundsätze sich mehr versagt haben würden
und – etwa in Dialogform ... – mehr ,Theorie‘ gegeben haben würden ... – Für mich ist in der
künstlerischen Conzeption und im nachfolgenden Ausformen derselben wenigstens alles Geheimnis beschlossen – und zugleich die Lösung ... gegeben, die freilich keine ,vernünftige‘ ist – da sie
dem submarinen Continent des ,Unbewußten‘ entsteigt ...“
Erwähnt „Gräfin R e v e n t l o w “, Ludwig K l a g e s („Mir tut nur leid, daß ihm die Graphologie soviel Zeit nimmt“) und Alfred S c h u l e r .
273 SCHWEITZER, Albert, Philanthrop, Arzt und Musiker; Friedens-Nobelpreisträger, 1875–1965. E.Br.m.U. Königsfeld 10.I.1928. 1 S. gr.-4o . Mit Umschlag.
240.–
An eine Dame in Bremen wegen eines Konzerts.
„... Es war gut, dass Sie mir den Artikel vorlegten. Wäre er so in die Zeitung gekommen und
hätte ihn jemand an ein übles Elsässisches Blatt zum Abdrucken gesandt – es gibt böse Menschen
überall – so hätte ich die übelsten Scherereien haben können ... Ich behalte den Artikel hier und
schicke ihn Ihnen revidiert vor meiner Ankunft nach Bremen, dann können Sie ihn veröffentlichen. Bitte gehorchen!! Die Hauptsache ist, dass ich keine Aufregungen und Scherereien habe ...
Wegen des Concerts, wollen Sie nochmals die Frage der Domakustik prüfen lassen. Wollen Sie
auch fragen, ob ich das Concert in der Stephanikirche geben dürfte ...“
274 LÉGER, Fernand, französischer Maler, 1881–1955. E.Br.m.U. (Paris) 10.IX.
1928. 1 S. gr.-8o. Unterrand perforiert, leicht gebräunt.
480.–
An „Monsieur de Ridder“, der ihn besuchen wollte.
„... Reçu votre mot – / Serai à mon atelier Demain mardi entre 11 h et midi – ou Mercredi même
heure ...“
275 HEDIN, Sven von, schwedischer Forschungsreisender, 1865–1952. E.Br.m.U.
Stockholm 28.XI.1928. 2 S. kl.-4o. Mit Trauerrand. Gelocht.
240.–
An Admiral v. L e v e t z o w , nach dem Empfang einer Einladung Kaiser Wilhelms II.
„... An eine Reise nach Doorn im November war ... gar nicht zu denken. Gerade vor Weihnachten bin ich immer wegen verschiedner Publikationen ganz und gar von Arbeit überhäuft.
Ich habe aber S. M. dem Kaiser geschrieben und gedankt für die so überaus liebenswürdige Einladung und die Hoffnung ausgedrückt dass es mir vergönnt sein möge im Frühjahr einen Besuch
zu machen ...“
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Nr. 272
Alfred Kubin
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„eine umstürzende Reform der Philosophie“
276 SCHLICK, Moritz, Philosoph, Begründer des „Wiener Kreises“; einer der wenigen Doktoranden von Max Planck, 1882–1936. E.Br.m.U. Wien 7.I.1929. 5 S. gr.-8o.
2.000.–
Biographisch aufschlußreicher Brief an eine vertraute junge Freundin, die Schauspielerin Gerda
Tardel, die er in seiner Rostocker Zeit kennengelernt hatte.
„... Meine Belastung mit unerfreulichen Arbeiten, besonders wissenschaftliche Korrespondenz
und Lesen von Dissertationen, ist wieder sehr gross, und die Ausarbeitung meiner eigenen Gedanken leidet darunter. Aber das macht nichts; das wirklich Bedeutsame wird doch fertig, und auf
gewöhnliche Professorenproduktion lege ich immer weniger Gewicht, je mehr ich mit wirklicher
Genialität in Berührung komme. Ein lange geplantes Unternehmen, die Herausgabe einer
Bücherserie, von der ich mir nichts geringeres als eine umstürzende Reform der Philosophie verspreche, ist inzwischen in Fluss gekommen ...“
1929–37 erschienen die gemeinsam mit Philipp Frank herausgegebenen „Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung“.
Sehr selten.
277 CHIRICO, Giorgio de, italienischer Maler, 1888–1978. E.Br.m.U. Paris
10.IV.1930. 1/2 S.-4o. Auf einem Briefbogen des Galeristen Jacques Bonjean. Kleiner
Fleck, Unterrand geringfügig eingerissen.
400.–
Kondolenzschreiben an „Mon cher ami“.
„Ma femme et moi vous prions d’agréer nos sincères condoléances pour la perte douloureuse que
vous venez de subir.“
278 SEECKT, Hans von, Generaloberst; Chef der Heeresleitung der Reichswehr,
1866–1936. E.Br.m.U. Berlin 29.VI.1930. 1 S. gr.-4o.
160.–
An einen englischen Oberst („Cornwall“), den er um die Adresse General Sir Ian Hamiltons bittet.
„... Der General hat die Freundlichkeit gehabt, ein Vorwort zu der englischen Ausgabe meines
Buches ,Gedanken eines Soldaten‘ zu schreiben und ich möchte ihm dafür danken ...“
279 KOLBE, Georg, Bildhauer, 1877–1947. Br.m.U. (Bleistift). Berlin 29.I.1931.
1/2 S. folio. Mit Eingangsstempel. Gelocht.
150.–
An den Kunsthistoriker Alexander A. Dorner, Direktor des Provinzialmuseums Hannover, der
ihn aufgefordert hatte, sich an einer Ausstellung zu beteiligen.
„... Erfreulicherweise sind gerade einige meiner letzten grösseren Bronzen frei ...“
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Nr. 276
Moritz Schlick
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„un parfum d’hellénisme“
280 BERGSON, Henri, französischer Philosoph, Nobelpreisträger, 1859–1941.
E.Br.m.U. Paris 9.V.1931. 12/3 S. 8o.
320.–
An (Lady Elisabeth Frazer,) die Gemahlin des englischen Philosophen Sir James Frazer (1854–
1941), der er für ein Buch dankt.
„... Nous vous remercions bien vivement, ma femme et moi, de votre aimable envoi. Quel beau
livre! Vous auriez pu lui donner pour épigraphe: ,Sur des pensers nouveaux faisons des vers antiques‘, car c’est un parfum d’hellénisme qui se dégage de cette poésie, pourtant si moderne. La
mélancolie en reste voilée, et pleine de grâce sous son voile. La mort, dont vous évoquez si souvent l’image, ne s’y présente que de profil, ordinairement à la fin de la dernière strophe, avec la
discrétion qu’elle avait ches les anciens ...“
281 ROLLAND, Romain, französischer Dichter, 1866–1944. E.Br.m.U. Villeneuve
25.IX.1931. 4 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
240.–
An Major Max von Meysenbug in Darmstadt, der für das Generalsekretariat der „Welt-GoetheEhrung“ tätig war. Er bedauere, nur wenig zur „Welt-Goethe-Ausgabe“ beitragen zu können.
„... J’ai de nombreuses amitiés en tous pays; mais ce sont rarement des hommes favorisés par la
fortune; et je crains qu’a cette heure de crise générale, ils ne soient pas en état de souscrire ...“
282 SLEVOGT, Max, Maler und Graphiker, 1868–1932. Portraitphotographie mit
eigenh. Namenszug auf der Bildseite. Postkartenformat. Auf Karton gezogen.
160.–
Brustbild, Dreiviertelprofil nach links.
283 NIELSEN, Asta, dänische Schauspielerin, 1881–1972. Postkarte m.U. Poststempel: Berlin 31.XII.1932. Beschnitten.
80.–
An Heinz Wolfradt, Direktor der „Erifima“ in Berlin, wegen des Angebots von Film-Stoffen.
„... Es würde mich sehr interessieren die erwähnte Exposes zu lesen ...“
In diesem Jahr hatte Asta Nielsen „Unmögliche Liebe“, ihren einzigen Tonfilm, gedreht.
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„festgebunden in Berlin“
284 HEUSS, Theodor, liberaler Politiker; der erste Bundespräsident, 1884–1963.
E.Br.m.U. Berlin 19.IX. 1 9 3 3 . 2 S. gr.-8o.
120.–
An Lulu von S t r a u ß u n d T o r n e y (in Jena) mit Glückwünschen zum Geburtstag. Ihre
Bekanntschaft hatte er während seiner Studienzeit in München gemacht.
„Verehrte Freundin, / mehr als einmal bin ich in diesen Jahren an Jena vorbeigefahren, wenn ich
irgendwo im Bayrischen oder Schwäbischen zu reden hatte, mit dem Vorsatz am Bahnhof, doch
einmal eine Unterbrechung zu ermöglichen. Und nun ist es mit dem Herumreisen vorbei, ich
sitze festgebunden in Berlin, und mache mir Vorwürfe, daß ich Sie nicht einmal aufgesucht habe,
als ich noch freizügig war ...
Ich denke um bald dreißig Jahre zurück, an die Heiterkeit eines münchener Winters, an die
Jahre des eifrigen Austausches, an manche freundschaftliche Begegnung und habe dies alles als
einen frohen und reichen Besitz, mit dem leichten Schmerz, daß Arbeit und Betrieb Lockerungen
brachte.
Heute denke ich Ihrer in warmer und dankbarer Gesinnung. Was mag ich Ihnen wünschen? Die
Stete einer Arbeit – ich entbehre sie selber zum ersten Male in meinem Leben. An Sorgen wird es
in dieser Zeit auch bei Ihnen nicht fehlen ...“
Nach der Auflösung der Deutschen Hochschule für Politik hatte er seine Dozentur verloren; sein
Reichstagsmandat war ihm entzogen worden.
285 VALÉRY, Paul, französischer Schriftsteller, 1871–1945. E.Br.m.U. O.O. „Samedi“ o.J. 2 S. quer-kl.-8o (Briefkarte). Mit Umschlag.
200.–
An Baronin Surcouf, der er für liebenswürdige Zeilen dankt.
„... C’est le bénéfice véritable de ces petits bouts de ruban que de permettre aux vieux amis de se
dire de jolies choses.
Je voudrais en trouver quelqu’une pour vous répondre, mais les enfants qui doivent vous porter
ceci, piaffent autour de moi et s’impatientent ... Ils ne me laissent que le temps de vous adresser
mes affectueux respects ...“
286 HARVEY, Lilian, eigentlich Lilian Helen Muriel Pape, Schauspielerin und Sängerin, 1907–1968. Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug auf der Bildseite. Um
1933. Kabinettformat. Aufnahme: Paul Cwojdzinski, Bordphotograph des Schnelldampfers „Europa“ (verso mit seinem Namensstempel).
120.–
Ganzbild, die Schauspielerin im Gespräch mit dem Kapitän der „Europa“.
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Seite 140
„wenn die Zeit sich erfüllt hat …“
287 PLANCK, Max, Physiker, Nobelpreisträger; Begründer der Quantentheorie,
1858–1947. E.Br.m.U. Berlin 12.II.1934. 4 S. 8o.
6.000.–
Bedeutender Brief an seinen alten Kollegen M a x B o r n , der im Vorjahr aus Deutschland geflohen war und nun in Cambridge lehrte.
„... Es ist mir eine große Beruhigung, daß sich für Sie, Ihre liebe Frau und die Kinder das Schicksal freundlich gestaltet hat, und daß Sie in Cambridge nicht nur eine liebenswürdige Aufnahme
Seitens der Kollegen, ... sondern auch ein behagliches Heim und angenehme äußere Verhältnisse gefunden haben.
Für die mir freundlichst zugesandten Separata, die mir ein Zeichen Ihrer unverminderten wissenschaftlichen Tätigkeit geben, nehmen Sie meinen besten Dank. Ich bin zwar aus der Beschäftigung mit den jetzt so aktuellen theoretischen Problemen der Quantisierung der M a x w e l l s c h e n G l e i c h u n g e n etwas heraus, interessiere mich aber doch sehr an ihrer weiteren
Entwicklung, und es leuchtet mir der Gedanke sehr ein, daß man die 4 Raumzeitkoordinaten
völlig symmetrisch behandelt, ebenso wie es in der klassischen relativistischen Mechanik und
Elektrodynamik der Fall ist.
Freilich um ganz aufrichtig zu sein, muß ich gestehen, daß es mir doch etwas wohl tat, von Ihnen
eine Andeutung Ihrer heimatlichen Gefühle zu hören; sie nähren in mir die Hoffnung, daß Sie,
wenn die Zeit sich erfüllt hat, Ihren Weg doch wieder nach Deutschland nehmen werden ... Doch
das muß sich alles allmählich entwickeln.
Gestern besuchte ich mit meiner Frau Haber’s Schwester ... und ließ mir vielerlei, auch von Cambridge und von ihnen und S c h r ö d i n g e r , erzählen. H a b e r ’s große und edle Persönlichkeit steigt auch hier im allgemeinen Ansehen immer mehr empor, und es wird noch viel deutlicher
der hiesigen Welt zum Bewußtsein kommen, was sie an diesem Manne verloren hat; für ihn leider
zu spät, nachdem er so unsagbar geistig und körperlich gelitten hat. Fast möchte man wünschen,
daß er schon ein Jahr früher aus dem Leben gegangen wäre. Wie viel wäre ihm erspart worden.“
(Fritz Haber war am 29. Januar im Exil gestorben.)
„... Ueber die vielen Schwierigkeiten, mit denen jetzt die Wissenschaft, besonders die meine, zu
kämpfen hat, kann man nur mündlich sprechen ...“
288 WIECHERT, Ernst, Schriftsteller, 1887–1950. Br.m.U. Ambach 27.III.1934.
1/2 S. gr.-4o. Kleiner Faltenriß.
120.–
An eine Dame, die ihn um literarische Beiträge gebeten hatte.
„... Beide Geschichten sind bisher nur in Zeitungen erschienen und ihr Druck wird erst viel später erfolgen. Den ,Fremden‘ werde ich Ihnen in einem Abzug von meinem Verlag gleich zuschikken lassen. Wegen des ,Ersten Adlers‘ kann ich Ihnen keinen andern Rat geben, als dass Sie sich
an die DAZ in Berlin wenden, die ihn einmal abgedruckt hat. Ich selbst habe nur mein handgeschriebenes Exemplar ...“
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Nr. 287
Max Planck
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289 MITSCHERLICH, Alexander, Psychoanalytiker, 1908–1982. Br.m.U. Berlin
29.I.1935. 12/3 S. gr.-4o. Auf einem Briefbogen des „Widerstands-Verlags“. Kleine Randläsuren; linker Rand beschnitten.
480.–
Früher Brief an den Psychologen Heinz Arthur Strauss, der ihm ein Manuskript seiner Frau, der
Astrologin Sigrid Strauss-Kloeber angeboten hatte. Zunächst über seine beruflichen Veränderungen: Mitscherlich war als Teilhaber in den „Widerstands-Verlag“ seines Freundes Ernst
N i e k i s c h eingetreten.
„... Ich bin von der nur literarischen Leitung des Waldemar Hoffmann Verlages in gütlicher Vereinbarung zurückgetreten und allgemein mitverantwortlicher Teilhaber des Widerstands-Verlages geworden. Meine gesamten literarischen Pläne führe ich nun gemeinsam mit denen von Herrn
Ernst Niekisch fort und ich glaube, dass diese Konzentration nicht nur wirtschaftlicher Kräfte
dazu beitragen wird einen repräsentativen Verlag von hohem geistigen Niveau zu schaffen ...
Eine möglichst eingehende Ausführung der Gedanken, die vor allem der vorzügliche Aufsatz
,Kosmos und Seelenwelt‘ anrührt, hielte ich im Augenblick für dringend erforderlich. Ich glaube, dass die Synthese, beziehungsweise die synthetische Schau von Astrologie und Psychologie für
beide Disziplinen sehr befruchtend werden kann – und muss! Eine solche Arbeit sprengt natürlich den essayistischen Rahmen weit; und ich würde es auch nicht begrüssen, wenn hier die
Gedanken allzu bündig und geschliffen niedergelegt würden. Die Neuartigkeit des Themas, der
ungewohnte Aspekt für die meisten Leser erfordert geradezu eine epische Wiederholung der einzelnen Gedankengänge, viele Beispiele und so fort ...“ – Drei rote Kugelschreiber-Anstreichungen am Rand.
Nachdem seine Promotion als Historiker aus politischen Gründen gescheitert war, hatte sich Mitscherlich zunächst als Buchhändler selbständig gemacht.
290 MIKLAS, Wilhelm, christlich-sozialer österreichischer Politiker; 1928–38 Bundespräsident, 1872–1956. Br.m.U. Wien 5.XII.1935. 2 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem
Siegel. Kleine Schadstelle am Oberrand. Mit Umschlag.
160.–
An König G e o r g II. v o n G r i e c h e n l a n d . Akkreditiv für den Außerordentlichen
Gesandten am griechischen Hof, Lothar Wimmer. – Mit Gegenzeichnung des Außenministers Egon
Berger-Waldenegg.
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„Es lebe die Heimat!“
291 WEINHEBER, Josef, Schriftsteller, 1892–1945. E.Br.m.U. Wien 4.II.1936. 1 S.
gr.-4o. Winzige Randeinrisse, Tinte stellenweise ein wenig verblaßt.
600.–
An den Ingenieur Hans Fischer in Hamburg.
„... der Gruß der in Hamburg lebenden Oesterreicher Ihres Kreises hat mich außerordentlich
gefreut. Ich werde demnächst, anläßlich der Urkundeübergabe des Goethe (Mozart)-Preises
nach Deutschland fahren und hoffe dabei auch nach Hamburg zu kommen ...
Ich möchte meinen Brief nicht schließen, ohne Sie auf mein Buch ,Wien wörtlich‘ ... aufmerksam
gemacht zu haben. Ich bin überzeugt, daß jeder Oesterreicher in der Fremde mit diesem Gruß in
unserer Sprache seine Freude haben wird ... Es lebe die Heimat! und für die ,Oesterreicher in
der Fremde‘ Heil und Glück! ...“
292 LASKER-SCHÜLER, Else, Dichterin, 1869–1945. E. Postkarte m.U. Ascona
28.III.1936. Gelocht; Knickspur, leicht fleckig.
400.–
Aus der Emigration an ihren Freund, den Rechtsanwalt Andreas Meyer in Tel Aviv, den sie – angesichts der ihr drohenden Ausweisung aus der Schweiz – um die Adresse seiner Schwester in
Amsterdam bittet.
„... Falls ich hin reise! Ich pumpe sie nicht an etwa. Wie gehts. Habe Dich verherrlicht und
Henrik Landau im n e u e n B u c h . Ich komm bald ...“
Gemeint ist ihr Buch „Hebräerland“, aus dem das „Pariser Tageblatt“ am 27. März einen Vorabdruck gebracht hatte.
293 PLAUEN, E.O., Pseudonym für Erich Ohser, satirischer Zeichner und Illustrator, 1903–1944 (von den Nationalsozialisten in den Selbstmord getrieben). E.Br.m.U.
Berlin 20.XII.1936. 11/2 S. folio. Auf seinem Briefpapier mit „Vater und Sohn“ im Briefkopf. Faltspuren, kleine Einrisse am Oberrand.
360.–
An Frau Martin, die ihm „Geschichten“ übersandt hatte.
„... Die Geschichte mit den beiden Eisenbahnwagen ist köstlich. Aber besonders habe ich mich
über den Vater gefreut der am Lautsprecher den Katalog durchliest.
Solche Väter gefallen mir sehr, aber erlaubt sind die eigentlich nicht. / Meine Frau sagte: ,Ganz
wie Du!‘ Vielleicht kann ich Ihre sehr gut geschriebenen Geschichten als Anregung gelegentlich
verwenden.
Die Übersetzung in’s Zeichnerische ist oft mit Schwierigkeiten verbunden. Jetzt muß ich zum
Sohn. Heute ist große Geburtstagsfeier, er ist 5 geworden ... / Es grüßt Sie und Vater und Sohn /
herzlichst Ihr E.O.Plauen und Sohn“.
Sehr selten.
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„l’aide à l’Espagne“
294 ELLIS, Havelock, englischer Sexualpsychologe, 1859–1939. E. Postkarte m.U.
Poststempel: Haywards Heath, Sussex 25.II.1937.
120.–
An Madeleine Braun in Paris, der er eine Manuskriptsendung ankündigt.
„... Je vous envoie par colis postal le manuscript [!] de mon ,approach to Verlaine‘ pour la vente pour l’aide à l’Espagne ...“
„Was wird, weiß kein Mensch“
295 NIEMÖLLER, Martin, evangelischer Theologe; 1933 Gründer des „Pfarrernotbundes“, aus dem die „Bekennende Kirche“ hervorging, 1892–1984. E. Postkarte m.U.
Berlin-Moabit 19.XI.1937.
240.–
Aus dem Untersuchungsgefängnis an Ingeborg Merbach in Bodendorf.
„Liebe Ingeborg! / Nun habe ich endlich Deine Adresse von Pauline bekommen, und will Dir doch
gleich einen herzlichen Gruß und Dank schicken für all Dein liebes Gedenken. – Es geht den Meinen in Dahlem und mir – hier – glücklicherweise gut. Was wird, weiß kein Mensch; aber wir sind
getroster Zuversicht und wissen uns ,in den Händen der besten aller Herr’n‘ ...“
Beiliegend ein eigenh. adressierter Briefumschlag an dieselbe (Berlin 1936).
296
BINDING, Rudolf Georg, Dichter, 1867–1938. E. Gedicht m.U. 1 S. folio. 120.–
„Aufblick
Löse nun leise
Droben gehn Welten.
aus meinen Augen,
Schweige vereint mir.
Freundin, die deinen,
Schauend nach oben
löse den Blick.
bist du gemahnt ...“
Es folgen drei weitere Strophen.
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297 PAPEN, Franz von, Politiker; Reichskanzler, 1879–1969. Ansichtskarte mit eigenh. Zusatz u. U. Wien 4.I.1938.
60.–
Dankschreiben an Major a.D. Gaston Klewitz in Berlin-Dahlem. „... Mit vielen kameradschaftlichen Grüßen ...“
298 PIUS XI., Papst, vormals Achille Ratti, 1857–1922–1939. Portraitphotographie
mit eigenh. Namenszug auf dem Untersatzkarton. 44 x 26 cm; Bildgröße: 23,2 x 17,9 cm.
Aufnahme: Felici, Rom.
400.–
Ganzbild, segnend.
„Kriegsbriefe der Assistenten“
299 (ROSTOCK, Paul, Chirurg; Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin, 1892–1965.) – Über 300 an ihn gerichtete, fast durchweg eigenhändige, vielfach
mehrseitige Briefe und (wenige) Karten, überwiegend von seinen im Wehrdienst stehenden Assistenzärzten (über 250) und Krankenschwestern (über 50), meist aus Lazaretten
in Deutschland und den von der Wehrmacht besetzten Ländern Europas. September
1939 bis Oktober 1942. In einem Aktenordner.
3.600.–
Die Briefe sind chronologisch geordnet und befanden sich in zwei Aktenheftern mit der Beschriftung „Chirurgische Universitätsklinik / Berlin-Ziegelstrasse / Kriegsbriefe der Assistenten.“ Sie
werden ergänzt durch Kopien (Durchschläge) der Antwortbriefe von Professor Rostock, der als
Oberstabsarzt im Wehrdienst stand; in seiner Abwesenheit auch von seinem Oberarzt Dr. Haase,
von dem 3 an die Ober- und Assistenzärzte der Klinik gerichtete Rundschreiben (Nr. 8 bis 10, vom
18. und 28.V. und 14.VI.1940, durchweg mehrseitig) beiliegen.
Die Briefe stammen aus Polen (1939), dann aus Belgien, Frankreich und Norwegen, Griechenland, Afrika und Rußland, und berichten – mit großer Offenheit, oft sehr ausführlich und fachlich geprägt – über den Kriegsalltag von ca. 30 Sanitätsoffizieren in Heer, Marine und Luftwaffe.
– Im Rundbrief Nr. 8 von OA Dr. Haase heißt es: „Die Geschichte der Chirurgie lehrt, dass immer
wieder die Kriege und die Erfahrung an den Kriegsverletzungen massgeblich für die Entwicklung
der Chirurgie überhaupt gewesen sind und für den einzelnen Chirurgen gibt es ... überhaupt nur
eine grosse Chance, etwas lernen zu können und das ist der Krieg ...“
Vorhanden sind u.a. Briefe der Chirurgen Gerd Beyer (16), Karl Brandt (Führer-Hauptquartier
31.V.1940), A. Cario (15), Hermann Domrich (25), N.N. Dürig (5), Walter von Golz (16), Hans
Karl von Hasselbach (3), Friedrich Hubert (3), Werner Jäckel (22), Hans Joeck (17), Eduard
Kindler (12), Generalstabsarzt Meyer (1), H. (?) Nowakowski (6), Heinz Ott (3), N.N. Schüler (3),
Walter Stark (46), Gerhard Wachsmuth (3), Karlheinz Wilcke (13) und Hans Zettel (21).
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„normale Schwierigkeiten eines nicht sehr normalen Komponisten“
300 SCHÖNBERG, Arnold, Komponist, 1874–1951. Br.m.U. und eigenh. Zusätzen.
Los Angeles 11.XI.1939. 2 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Ein Eckchen ausgerissen, Klammerspur.
2.000.–
Aus der Emigration an seinen Verleger und Freund Carl E n g e l , Direktor des Musikverlags
G. Schirmer in New York, wegen eines ausstehenden Honorars für seinen Sohn Georg.
„... entschuldigen Sie, dass ich Deutsch schreibe. Ich möchte mich kurz fassen.
Als ich Ihnen meine Brahmsinstrumentierung verkaufte, hatte ich zwei Dinge vergessen. Ueber
die eine, die Frage der Recordierung können wir ein anderesmal sprechen. Ueber die zweite, die
Herstellung des Restes der Stimmen durch meinen Sohn sprach ich sofort nach Abschluss und bat
Sie, diesen Rest durch meinen Sohn fertigstellen zu lassen und zu bezahlen.
Sie erwiderten, das sei zu teuer, worauf ich mitteilte dass das ein Resthonorar und eine Unterstützung ist und Sie bat dennoch auszuzahlen und es von der letzten Brahmsrate abzuziehen.
Ich erfuhr seither nur durch ein Telegram des Herrn Broder dass die Stimmen nicht eingetroffen
sind und bat, meinem Sohn einen Termin zu stellen. Gleichzeitig fragte ich, ob die $ 50 an ihn
gezahlt worden sind.
Jetzt erfahre ich, dass diese $ 50, obwohl sie ja zu Lasten meines Kontos zu zählen waren, nicht
gezahlt wurden, was mir Verlegenheit bereitet und mich zwingt, lange Briefe zu schreiben, wo ich
soviel anderes und Wichtigeres zu tun habe.
Mein Sohn schreibt ausserdem dass er die fehlenden Stimmen einstweilen fertig geschrieben hat.
Andererseits aber schreibt mir Herr Broder, dass Herr Greissle den Auftrag hat sie fertig zu
schreiben.
Wie ist das nun: muss ich das zweimal bezahlen? Wenn Herr Broder mir rechtzeitig geschrieben
hätte, statt zu telegrafiern und telegrafische Antwort zu verlangen – (die knappe Formulierung
eines Telegramms kostet mich selbst auf deutsch mehr Zeit als ein Brief; und mehr Kopfzerbrechen; wie erst auf englisch!!!) – so hätte ich es sicher ohne Schaden für mich arrangieren können.
Ich bitte Sie nun, lieber Freund meinem Sohn ... fünfzig Dollar in amerikanischem Geld (resp
Check) zu senden und diesen Betrag von meiner letzten Rate abzuziehen.
Es bedrückt mich sehr, lieber Freund, dass ich Ihre Freundschaft auf so harte Proben stelle. Aber
ich weiss, Sie haben ein Einsehen damit, dass zu den normalen Schwierigkeiten eines nicht sehr
normalen Komponisten nun noch die abnormalen durch den Krieg und Herrn Hitler hervorgerufenen kommen, wobei nicht verschwiegen werden kann, dass gewisse Sprösslinge sich ein Recht
zu Abnormalität herausnehmen, das schwerlich durch hervorragende Leistungen gerechtfertigt
werden kann: was soll ich tun, um dem abzuhelfen? ...“
Beiliegend der Durchschlag des Antwortschreibens von Engel (16.XI.1939) sowie 3 Telegramme
an Schönberg.
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14:13 Uhr
Seite 147
Nr. 300
Arnold Schönberg
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301 GRISEBACH, August, Kunsthistoriker, 1881–1950. 2 e. Postkarten m.U. „AGr.“
Potsdam 7.I.1940 und 29.XI.1944. Ein Eckchen abgerissen.
120.–
An seinen Freund, den Maler Rudolf F. Burckhardt (1888–1975) in Basel.
1940. „... Beim Lesen in den Rilke’schen Briefbänden erinnerte ich mich, daß Du vor Jahren einmal einen Brief R.s an Dich erwähntest, in welchem er auf mein Schinkel-Buch Bezug nimmt –
kurz, aber doch so, daß ein leichter ,Strahl der Dichtersonne‘ auf meine damalige Arbeit fällt.
Wenn ich mich darin nicht irre und es Dir keine Mühe macht, wäre ich Dir dankbar für Mitteilung dieses Satzes (mit Angabe des Briefdatums) ...“
1944, mit dem Dank für ein Paket. „... Noch sind wir heil beieinander. Jeder ungefährdete Tag
ein Geschenk. Mein Buch, seit einem Jahr beim Drucker in Wien, zur Hälfte fertig, bisher nicht
verbrannt. Ein Heftchen, das ich Dir unlängst schicken ließ, nimm nachsichtig auf als bescheidenes Lebenszeichen u. Erinnerung an sorglose Zeit ...“
Beiliegend ein Widmungsexemplar („Über Photographie und Kunstverständnis“) für Burckhardt
(1948).
302 BÖTTGER, Wilhelm, Chemiker, 1871–1949. Br.m.U. Hannover 15.VII.1940. 1 S.
gr.-4o. Faltenriß; linker Rand beschnitten.
80.–
An seinen Kollegen Ralph E. Oesper in Cincinnati wegen eines „Beitrages über Elektroanalyse“.
303 HUGGENBERGER, Alfred, Schweizer Schriftsteller, 1867–1960. E. Gedicht
m.U. Gießen 21.I.1941. 1 S. 4o. Rückseitig Montagespuren.
120.–
„Wir wünschen und wir sorgen viel
Und leben hin in halbem Traum,
Wir nehmen schwer des Lebens Spiel,
Das Glück der Stunde sehn wir kaum.“
Es folgen zwei weitere Strophen.
304 DARRÉ, Richard Walter, Politiker; Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, 1895–1953. Br.m.U. Berlin, „Wilhelmstraße 72“, 10.IV.1941. 3/4 S. 4o. Mit Briefkopf „Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft“.
160.–
An Oberstleutnant (von Klewitz).
„... Ich würde mich sehr freuen, Sie einmal wiedersehen zu können, doch bitte ich Sie, wegen eines
Termins sich mit Herrn Dr. Zielke aus meinem persönlichen Stabe ... in Verbindung zu setzen.
Zu dem Heldentod Ihres Sohnes darf ich Ihnen mein aufrichtigstes Beileid aussprechen ...“
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305 WILHELM, Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen, 1882–1951.
Br.m.U. „Wilhelm“ (Kopierstift). Potsdam 14.V.1942. 1 S. quer-gr.-8o, Briefkarte. Mit
bekröntem Monogramm. Knickfalte.
80.–
Dankschreiben an einen Offizier. „Ihnen und allen Kameraden herzlichen Dank für die freundlichen Wünsche zu meinem Geburtstage ...“
306 PAUL VI., Papst, vormals Giovanni Battista Montini, 1897–1963–1978. Br.m.U.
Vatikan 2.X.1942. 1 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „Segreteria di Stato di Sua Santità“ unter
der Tiara mit gekreuzten Schlüsseln.
480.–
Als Substitut im Staatssekretariat an Commendatore Dr. Boggiano-Pico, dem er für eine Spende
von Arzneimitteln dankt.
„... Mi è pervenuta la lettera della Società Ungherese ,Chinoin‘ per la fabbricazione di prodotti
chimici e farmaceutici, che la Signoria Vostra Ill.ma ha avuto la compiacenza di farmi rimettere. La ringrazio vivamente del suo interesse per l’opera di assistenza, che la Santa Sede svolge a
favore delle popolazioni colpite dalle c o n s e g u e n z e d e l l a g u e r r a ...“
307 FERDINAND, König von Bulgarien, a. d. H. Sachsen-Coburg, 1861–1948. Br.
m.U. „Ferdinand R. / G.F.M.“ Sväty-Antal 6.IX.1943. 1 S. kl.-4o. Mit geprägtem Wappen. Trauerrand.
200.–
An Generalleutnant Erwin von W i t z l e b e n in Berlin-Charlottenburg, „Roscherstrasse 6“,
dem er für die Kondolenz zum Tode seines Sohnes, König Boris III., dankt.
„... Euer Excellenz und der Ritterschaft des Ordens Pour le Mérite bitte ich meinen waermsten
Dank zu empfangen für die kameradschaftlich herzliche Theilnahme zu dem Tode meines geliebten Sohnes der als Träger des Pour le Mérite, des Ordens würdig war.“
Ferdinand machte sich auch als Ethnologe und Ornithologe einen Namen.
308 WITZLEBEN, Erwin von, Generalfeldmarschall; wegen Beteiligung am Attentat
auf Hitler hingerichtet, 1881–1944. Portraitphotographie (Druck) mit eigenh. Namenszug auf der Bildseite. O.O.u.D. Kabinettformat.
200.–
Kniestück in Uniform, mit Marschallstab.
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Seite 150
309 THIESS, Frank, Schriftsteller, 1890–1977. Br.m.U. Bad Aussee 30.(X.).1943.
11/3 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf.
160.–
An Hanna Roehr in Hamburg, die sich wegen der inhaltlichen Gestaltung eines Thiess-Literaturabends an ihn gewandt und dabei begeistert über seinen „Tenor von Trapani“ geäußert hatte.
„... Die Novelle ist die erste Skizze zur ,Neapolitanischen Legende‘ und wurde schon vor zweieinhalb Jahren geschrieben. Tatsächlich enthält die (kürzlich erschienene) ,Neapolitanische Legende‘ sie in ihrem dritten Teil in einer von Schlacken und kleinen Fehlern gereinigten und etwas verlängerten Form, auf die ich Sie doch aufmerksam machen möchte, ehe Sie sich entschliessen, den
,Tenor‘ vorzulesen.
Bitter steht es nun mit meinen Büchern, die Sie für eine zusammenfassende Betrachtung über
mich brauchen. Herr Spemann hat sich seit bald elf Jahren um sie nicht mehr gekümmert, keine
Neuauflagen herausgegeben und zum Beweis seiner Erbötigkeit gegenüber hohen Stellen den Verkauf der Bücher zu sabotieren gewusst. Inzwischen gelang es dem Verlag Zsolnay-Bischoff in
Wien, die Rechte aufzukaufen, doch nun fehlt es an Papier, um die Bücher zu drucken, die bereits
viele Jahre nicht mehr auf dem Markt sind. Auch die bei Zsolnay erschienenen Werke sind bis auf
,Tsushima‘ und die oben erwähnte ,Neapolitanische Legende‘ im Buchhandel nicht mehr zu
haben ...“
310 BENRATH, Henry, ursprünglich Albert Henry Rausch, Schriftsteller, 1882–
1949. Eigenh. Manuskript. Lago di Como, 1944. Titelblatt (Tinte), 2 Widmungsblätter
(ebenso) und 29 einseitig beschriebene Blätter Text (Bleistift). Gr.-8o. In blauem
Umschlag mit e. Namens-, Titel- und Jahresangabe.
400.–
Vollständige Niederschrift seiner Dichtung „ D u “. Beginnt:
„Gelebt ist alles. / Erschöpft ist nichts. / Dies war das Zeichen: / Nun weisst du, / Warum kein
fremder Schmerz die Krone / Uns nehmen konnte. // Ich steige Nacht um Nacht / Mit dir die Pfade auf: / Und immer ungebrochen liegt / Der Glanz zu Füssen uns – / Und immer unvollendet / Der
Duft, / ‚Der nicht zum Ende geht‘. // Bis wo sich Luft und Erde mengen: / Ein Meer von SchattenHyazinthen, / Mich fortzutragen oder heimzuholen: / Und weit, im Osten, über seinem Saume /
Glüht immer noch und um die gleiche Stunde / Die Wolke, die wir unsre Schwester nannten ...“
Mit eigenh. Widmung auf dem Vorsatz: „Diese Handschrift: Meiner Freundin Aenne Weber zum
8.V.1944 / Alberto“.
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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Seite 151
„schwer fliegerbeschädigt“
311 SPAHN, Martin, Historiker; nach dem Ersten Weltkrieg Führer der jungkonservativen Jugend, 1875–1945. 3 e. Postkarten m.U. Köln und Seewalchen am Attersee
21.VIII.1944 bis 22.III.1945. Ein wenig gebräunt.
160.–
An den Historiker Helmut Göring, einen Cousin des Reichsmarschalls, über die Ereignisse der
letzten Kriegsmonate.
Köln 21.VIII.1944. „... Wir sind aufrichtig betrübt darüber, daß Ihre Wohnung zerstört ist. Ein
Glück, daß Sie vorher schon Wertvollstes geborgen hatten. Aber es wird Ihnen doch nicht leicht
fallen, sich jetzt in eine andere Wohnung einzuleben ...“
Seewalchen 11.II.1945. „... So sind Sie also Anfang November schon wieder schwer fliegerbeschädigt worden und haben es immer schwerer mit Ihrem Unterkommen. Hoffentlich gelingt es doch
oder ist vielmehr schon gelungen, daß Sie wieder ein gutes Bett u. ein ordentliches Zimmer haben
...“
Seewalchen 22.III.1945. „... Wie es jetzt in Köln aussieht, darüber habe ich noch nichts gehört u
kann mir auch nicht vorstellen, daß ich etwas hören werde. Was noch in unserem Haus war, ist
sicher verloren ...“
312 HESSE, Hermann, Schriftsteller, 1877–1962. Br.m.U. (Bleistift). O.O.u.D.
18.III.1945 (Empfangsvermerk). 1 S. gr.-8o. Dünnes Papier.
240.–
An Margarete Philips (in Konstanz), der er für „die schönen Verse“ dankt.
„... Man hat einander jetzt nichts Angenehmes mitzuteilen; Ihre Nachrichten über Frau
R i n s e r und auch die über Ihr Verhältnis zu Becher tun mir leid; ich glaube, er hat in seiner
langen Einsamkeit längst die Maßstäbe verloren und sich eingesponnen.
Herrn Dr. Kimmig ließ ich im Dezember die neue, illustrierte Ausgabe des K n u l p senden. Hat
sie ihn nicht erreicht? ...“
313 BORNHARDT, Wilhelm, Geologe, 1864–1946. E.Br.m.U. Goslar 29.IV.1946.
13/4 S. gr.- 8o. Mit „spar“-frankiertem Umschlag.
60.–
An den Oberbergamtsdirektor i.R. Walter Serlo in Bonn, dem er für Geburtstagsglückwünsche
dankt.
„... Schlimm ist hier, dass die Beschlagnahme der Wohnungen immer weiter geht und auf eine
Änderung dieses Zustandes keine Aussicht besteht. So werden auch wir unsere Wohnung und den
darin zurückgelassenen Hausrat voraussichtlich nie wieder sehen ...“
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14:13 Uhr
Seite 152
314 NEHER, Caspar, Bühnenbildner; Freund Brechts, 1897–1962. E.Br.m.U. Zürich
27.IX.1946. 3/4 S. folio. Oberrand perforiert.
200.–
An Kurt Horwitz, Direktor des Basler Stadtheaters, dem er eine Zusammenarbeit anbietet.
„... Von verschiedenen Seiten höre ich, daß Sie Lust hätten mit mir einmal zusammenzukommen
um über die eine oder andere Arbeit zu beraten. So erzählt Herr Kraus, daß ich mit ihm den
B r e c h t machen soll ... Es wäre gut, wenn wir uns ... sehen und sprechen – wollten ...“
Beiliegend der Antwortbrief von Horwitz vom 6.X.1946.
„sie gehörten zu meinen Besten“
315
NOLDE, Emil, Maler, 1867–1956. Br.m.U. Seebüll 14.VI.1947. 3/4 S. folio. 800.–
An den Kunsthistoriker Walter Stengel (1882–1960), Direktor des Märkischen Museums in Berlin, wegen seiner während des Krieges im Teupitzer Schloß ausgelagerten 43 Gemälde, die bei
Kriegsende verloren gegangen waren. – Seine als „entartete Kunst“ diffamierten Werke hatte Nolde im Dritten Reich verstecken müssen.
„... Es trifft mich schwer Ihre Nachricht, dass die Gemälde im Schloss Teupitz und auch in der
Umgegend nicht zu finden sind ... Es waren alles Gemälde, die wir für unsere Freunde zum Zeigen mit nach Berlin genommen hatten und sie gehörten zu meinen Besten. In der Hoffnung, dass
durch die Fahndungslisten vielleicht doch etwas Klärung erreicht werden könne, sende ich Ihnen
beiliegend die Liste. Die Gemälde sind alle von mir signiert und auf der Rückseite jeweils der Titel
des Bildes hingeschrieben. Wie Sie wissen waren sie von den Blendrahmen abgespannt und in drei
Rollen gerollt ...“
Am Unterrand angeheftet ein gedrucktes Dankschreiben mit eigenh. Zusatz u.U. „N.“, anläßlich
des Todes seiner Frau Ada geb. Vilstrup (1946, mit Umschlag).
Beiliegend die erwähnte Liste (Typoskript): „Inhalt der drei Gemälderollen zum Schutz vor
Kriegseinwirkung im Haus C 3 des Lazaretts in Teupitz auf dem Boden ausgelagert“. Aufgeführt
sind 43 Gemälde: „Familie Borchart / Stilleben (Weberei, Kopf, Plastik) / Im Garten / Strasse
nach dem Regen (Taormina) / Kleines Meerbild / Apostel / Mädchen / Zauberer / Rausch / Schäferpaar / Kleiner Blumengarten / Herbstpflügen / Mohn und Figuren / Lebensgemeinschaft / Meer
im Mondschein / Lilien und Iris / Dünenphantasie / Mond über Marschland / Meer und gelbe Wolken / Freund und Freundin / Krieg / Weihnachtsmorgen / Abendmeer / Früher Morgen im Baininggebirge / Der Pascha / Waldmenschenfamilie / Wolken überm Friesenhof / Frauen im Ufersand hockend / Hiob / Christus erweckt Lazarus / Simson / Kriegsrat / Meer und steigende Wolken
/ Nordische Menschen / Krieger / Kriegsbild / Die klugen u. törichten Jungfrauen / Sommergäste
/ Schwarzer Teufel / Moses und Aron / Junge braune Mutter / Zwischen hohen Wellen / Krieger
und sein Weib“.
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316 DÖRFLER, Anton, Schriftsteller und Heimatdichter, 1890–1981. E.Br.m.U.
Seeshaupt 12.IV.1948. 2/3 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Leicht gebräunt.
80.–
An einen Verleger.
„... ich liege schon vierzehn Tage an Lungenentzündung erkrankt und konnte die beiden Beiträge deshalb nicht selber schreiben. Entschuldigen Sie bitte die wenig sorgfältig hergestellten Manuskripte. Verzeihen Sie auch meine Schrift. Ich bin heute zum ersten Mal ein wenig auf und noch
recht schwach ...“
„Dichter sind Menschen“
317 TAUBE, Otto Freiherr von, Schriftsteller, 1879–1973. E.Br.m.U. Erkelenz
16.IV.1948. 2 S. gr.-8o.
120.–
An (Walther Hofstaetter) vom Verlag Georg Westermann.
„... Leider kann ich Ihnen nicht zusagen. Es ist angesichts meines hohen Alters und abnehmender Kräfte unaufschiebar, daß ich endlich meine Lebenserinnerungen fertig mache und noch das
schreibe, was nur ich schreiben könnte ...
Dichter sind Menschen; und weil sie Dichter sind, noch lange nicht imstande, Lesebücher zu
machen. Dazu giebt es die Leute, die über Dichter urteilen können: die Germanisten. Ich z. B.
habe seit 1908 keine Zeile mehr von Gerh. H a u p t m a n n gelesen. Wie sollte ich ihn da in einem
Lesebuch berücksichtigen? ...“
318 SEIDEL, Ina, Schriftstellerin, 1885–1974. Br.m.U. Starnberg 26.V.1949. 1 S.
folio. Verso Leimspuren.
120.–
An den Maler Heinrich Kiefer.
„... mein Versprechen, Ihnen etwas zu schicken, wenn die Postsperre aufgehoben sein würde,
habe ich gewiß nicht vergessen. Zu meinem Bedauern sind ... meine Gedichtbände sämtlich vergriffen ... Jetzt habe ich nur ,Lennacker‘ und das kleine Buch ,Die Fürstin reitet‘ verfügbar und
schicke Ihnen diese beiden Bücher ... ,Das Labyrinth‘ erscheint in diesem Jahr auch in neuer Auflage ...
Der Buchhandel geht ja zur Zeit durch eine Krise und die Herstellung der Bücher ist so teuer, daß
die Ladenpreise beängstigend hochgeschnellt sind ...“
Beiliegend eine Grußkarte (1969).
319 NEY, Elly, verh. van Hoogstraten, Pianistin, 1882–1968. E. Billett m.U. neben
ihrem Portrait. O.O. 17.VI.1949. 1 S. quer-8o (Klappkarte).
80.–
Für Ruth Hofstaetter „mit herzlichem Dank für die guten Worte aus empfindsamer Seele und für
die schönen Verse ...“
Das Portrait stammt aus dem Jahr „1944“. – Auf der linken Innenseite der Klappkarte das „Gebet
des Heiligen Franz von Assisi“.
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320 KRENEK, Ernst, Komponist, 1900–1991. Br.m.U. Hollywood 29.X.(?)1950. 2/3 S.
gr.-8o. Luftpostpapier. Lochung ausgerissen (Verlust von 2 Ziffern).
360.–
An den Dirigenten Karl Maria Zwissler, Generalmusikdirektor in Mainz.
„... mit diesen Zeilen möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf zwei neue Werke von mir lenken, die
ich kürzlich vollendet habe ... Beide Werke wurden auf Bestellung von amerikanischen Künstlern geschrieben, für die sie zunächst einmal reserviert sind. Alle drei Künstler planen ..., nächsten Herbst nach Europa zu kommen und würden dort für Aufführungen zur Verfügung stehen.
1) Viertes Klavierkonzert, für normales Orchester, 22 Minuten, gespielt von Miriam Molin ... Das
Stück wird hier als außerordentlich wirkungsvoll betrachtet.
2) Doppelkonzert für Violine, Klavier und Kammerorchester, gespielt von den Schwestern Maro
und Anahid Ajemian ...“
321 LAURENCIN, Marie, französische Malerin, 1885–1956. E.Br.m.U. (Paris) 26.I.
1951. 2 S. 8o. Mit Umschlag.
200.–
An J.S. Morton in New York.
„Quel joli titre. Votre artiste adorée! Rosamonde est arrivée ... Suzanne ne vous a pas écrit pour
les bas Nylon. Elle est ravie mais paresseuse pour écrire ...“
322 GROCK, Pseudonym für Charles Adrien Wettach, Clown, 1880–1959. Widmungsexemplar seines Buches „Ein Leben als Clown. Meine Erinnerungen“. Düsseldorf 1951.
Gr.-8o. „Zirkus-Ausgabe“. Illustrierte Orig.-Broschur.
120.–
Auf dem Vortitel seine Selbstkarikatur, darunter „Zur Erinnerung / Grock“.
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323 GLEIZES, Albert, französischer Maler, 1881–1953. E.Br.m.U. O.O. 3.IX.1952.
1 S. 8o.
200.–
An einen Freund. „... la fête donnée à notre chère Marie Gasquet a été très émouvante, très jolie,
très réussie ...“
324 MALIPIERO, Gian Francesco, italienischer Komponist, 1882–1973. E.Br.m.U.
Asolo (Treviso) 30.X.1952. 2 S. gr.-4o. Kleinerer Faltenriß. Mit Umschlag.
360.–
An J. P. Robert, Musikkritiker der „Gazette de Lausanne“, der einen Artikel über Malipieros
„Favola del Figlio cambiato“ veröffentlicht hatte.
„... votre article ... m’a beaucoup intéressé. Il aurait coincidé avec mes opinions si je l’avait lu
deux mois plus tôt. J’étais contre la reprise de cette oeuvre écrite sur un livret de P i r a n d e l l o
... Après les dures années de la guerre et de la paix sans paix, en ce moment plus terribles que
jamais pour moi, je peux dire d’avoir écouté la favola pirandelliene comme si elle n’était pas à
moi ...“
325 DUFY, Raoul, französischer Maler, 1877–1953. E.Br.m.U. Vence 20.II.o.J. 2 S.
gr.-8o. Gering fleckig.
480.–
Wohl an eine Galeristin wegen seines Beitrags zu einer Austellung („votre centième“).
„... Je n’ai pu rien vous envoyer d’ici je n’avais encore rien de fini ...
J’ai écrit à Malpel pour lui demander de me prêter 2 toiles pour mon exposition mais je n’ai pas
son adresse exacte ... voulez vous ... lui demander s’il voudrait me prêter l a b a i g n a d e et
l a p e t i t e R u e p a v o i s é e ... Mettez moi un petit mot par retour car ca presse maintenant, vous savez que je suis toujours l’homme de la dernière heure ...“
Beiliegend ein an Mademoiselle Weil adressierter Umschlag.
326 BATISTA y Zaldívar, Fulgencio, Staatspräsident von Kuba, 1901–1973. Br.m.U.
Havanna, „Palacio de la Presidencia“ 28.VII.1954. 1 S. gr.-folio. Mit Siegelprägung.
Mit Umschlag (Siegelmarke).
200.–
An den Staatspräsidenten von Uruguay, Andres Martínez Trueba; Beglaubigungsschreiben für
seinen Botschafter Vicente Valdés Rodríguez y Villada.
„... El doctor Valdés Rodríguez y Villada es un distinguido ciudadano de Nuestro país, bien
impuesto de los intereses relativos a ambos pueblos, y las condiciones de integridad y aptitud que
en él concurren Me hacen esperar que sabrá captarse la estimación y benevolencia de Vuestra
Excelencia ...“
Mit Gegenzeichnung des Staatsministers Miguel Angel Campa.
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327 EISENHOWER, Dwight David, 34. Präsident der USA; General, 1943 Oberbefehlshaber der Alliierten, 1890–1969. Br.m.U. „DE“. Washington, D.C. 28.X.1954.
2/3 S. 4o. Mit Briefkopf „The White House“. Minimale Klammerspur.
360.–
An den Schauspieler Robert Montgomery im Weißen Haus.
„... The chamois rug was much admired this morning by me and by members of the National
Security Council. Bobby Cutler went so far as to say that he felt as though he were walking on
Genghis Khan! Be that as it may, I have staked immediate claim for it to be placed in front of the
fireplace in my room at Gettysburg.
And for the shotgun buttons also my many thanks. The sophistication I am acquiring through my
association with you at times astounds me ...“
Robert Cutler war 1953 zum Special Assistant Eisenhowers ernannt worden. – Montgomery, der
Eisenhower 1952 in seinem Wahlkampf beraten hatte, wurde anschließend der erste Medienberater in der Geschichte des Weißen Hauses.
„Tristan“ und „Louise“
328 CHARPENTIER, Gustave, französischer Komponist, 1860–1956. E.Br.m.U.
Tourcoing, „Villa des acacias“ o.D. 12/3 S. 8o. Etwas fleckig.
240.–
An einen Freund, dessen Rezension einer Aufführung von Charpentiers Oper „Louise“ in Straßburg dem Komponisten „des compliments et des injures“ eingetragen hatte.
„... Quant à ceux qui m’accusent de manquer de respect à l a g l o i r e d e W a g n e r ... je
leur ferai observer que je n’ai jamais prétendu amoindrir la beauté de Tristan ... J’ai voulu
démontrer que peu d’héroïnes du théâtre de musique seraient suscentibles de concourir pour des
prix de vertu ...“
Aus der Sammlung Max Reis.
329 SCHROEDER-SONNENSTERN, Friedrich, Maler und Zeichner, 1892–1982.
Br.m.U. Berlin, Mai 1955. 11/4 S. folio. Leichte Randläsuren.
320.–
An seinen Freund, den Maler Christian d’Orgeix.
„... Je me suis très réjoui d’entendre quelque chose ainsi vite de ton part. Je te dis mon cordial
remerciement. A présent je travaille au tableau ,Schlangenverführung‘ en grand format. Aussitôt qu’il soit fini je te l’expédierai par la poste. Etait-il Monsieur Springer chez toi? A-t-il vu
m a î t r e B e l l m e r mes tableaux et comment les juge-t-il? ... “
In diesem Jahr hatte d’Orgeix seine erste Einzelausstellung in der Galerie Springer.
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„Todesmutiges Unternehmen“
330 MARCKS, Gerhard, Bildhauer und Graphiker, 1889–1981. E.Br.m.U. KölnMüngersdorf 12.V.1957. 3/4 S. kl.-folio, Durchschlagpapier. Mit Umschlag.
160.–
An den Kunstverleger Ernest Rathenau in New York (Adresse geändert: in Bad Orb) mit der Mitteilung, daß er seine „Lust wiedererwachen fühlte, die Odysee zu illustrieren“.
„... Mit Holzschnitten, besser mit Vignetten, die den Text begleiten (Nicht in Conkurrenz mit
Blake oder Preller.)
Todesmutiges Unternehmen – was würden Sie dazu sagen? Man könnte es erstmal mit einem oder
dem andern Gesang versuchen. Griechischer Text, und doch wohl englisch und deutsche Nebentexte. (das Original kann nie erreicht werden, denn im Ruderboot wurde damals der Hexameter
erfunden.)
Angst habe ich natürlich, und ich will mir Zeit lassen ...“
331 BRAUN, Felix, österreichischer Schriftsteller, 1885–1973. E. Gedicht. 3.VIII.
1957. 12/3 S. folio. Kleine Einrisse.
200.–
„Gespräch im Himmel“ zwischen „Vater“, „Sohn“ und „Geist“ („Der Vater / Warum zürnen mir
die Menschen? / Deute, heiliger Sohn, mir dies. // Der Sohn / Der sie aus dem Paradies / Mit
Gerechtigkeit verstieß, / Eignen Willen ihnen ließ, – / Schwer nur lieben ihn die Menschen ...“).
332 SPRANGER, Eduard, Psychologe und Pädagoge, 1882–1963. E.Br.m.U. Tübingen 29.XII.1957. 4 S. 4o.
160.–
An Susanne Suhr, die Witwe des Berliner Regierenden Bürgermeisters Otto S.; am 1. Oktober hatte Willy Brandt dessen Nachfolge angetreten.
„... Die letzten Tage des Jahres sind für Sie und für die Bewohner Berlins Tage schmerzlichen
Gedenkens. Sie sind es auch für mich.
Ich wage es, diese Stille zu unterbrechen und Ihnen endlich das Kollegheft zurückzusenden, das
Sie mir im Sommer gütig zur Ansicht geschickt haben. Es spricht von einer Zeit, die nun schon
fast 40 Jahre zurückliegt. Auch sie war schwer ...
Ich habe Ihnen ... zu danken ... für die Sorgfalt, die Sie damals einem Kolleg gewidmet haben,
das noch sehr unfertig war und immer unfertig geblieben ist ...“
333 FINCKH, Ludwig, Schriftsteller, 1876–1964. E. Gedicht m.U. Fahrenbühl 30.IX.
1958. 1 S. kl.-4o.
120.–
„Jede Stunde zu erfüllen,
Schlägt Dein Herz und spricht Dein Mund.
Nichts läßt sich von Dir verhüllen,
Alles sinkt auf seinen Grund.
Flüchtig scheint und unzulänglich
Eines Menschen Werk und Streit.
Jede Nachsicht unvergänglich,
Jeder Tag wird Ewigkeit.“
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334 GRUNDIG, Lea, Malerin und Graphikerin, 1906–1977. E.Br.m.U. Dresden
12.IV.1959. 13/4 S. gr.-8o.
120.–
An den Maler und Graphiker Hans Lillig über die „sozialen Fragen bei uns Künstlern“.
„... Ich werde darüber bei der nächsten Gelegenheit der Zentralvorstandssitzungen sprechen. Ich
bin selbst sehr lange nicht dagewesen – und werde wegen meiner schlechten Gesundheit auch demnächst zur Kur fahren – aber auf jeden Fall werde ich vorher in Berlin Ihre Probleme, die allgemeine Probleme sind, in der Zentralleitung besprechen ...“
335 STOCKHAUSEN, Karlheinz, Komponist, geb. 1928. E.Br.m.U. (Köln) 13.VIII.
1959. 11/4 S. quer-folio. Grüne Tinte. Kleine Randläsur. Mit Umschlag.
240.–
An Hans Otte, den Leiter der Musikabteilung bei „Radio Bremen“, der eine Stockhausen-Sendung
vorbereitete.
„... Was N o n o anbetrifft: verwenden Sie doch bitte Texte aus den Darmstädter Beiträgen 1958
über Canto sospeso oder lassen Sie sich die 3 Bänder vom Südwestfunk ,Sprache und Musik‘ kommen, die ich vor einiger Zeit dort aufgenommen habe (Marteau, Canto sospeso, Gesang der Jünglinge) und nehmen Sie evtl. da etwas heraus. Für , G r u p p e n ‘ sende ich Kölner Programmeinführung.
In Wien sind 2 Aufnahmen von den Gruppen gemacht worden. Wenn Sie nur eine senden können,
dann bitte die zweite ...“
336 CHAGALL, Marc, russischer Maler und Graphiker, 1889–1985. Eigenh. Namenszug „Marc Chagall“ und Datum „1959 Venice“ auf einem als Albumblatt gestalteten
Quer-8o-Blatt.
320.–
337 ABS, Hermann Josef, Bankier; Chef der Deutschen Bank, 1901–1994. Br.m.U.
Frankfurt a.M. 5.VIII.1960. 2/3 S. folio. Gelocht, kleiner Einriß.
120.–
An Bundesfinanzminister Franz E t z e l in Baden-Baden.
„... Ich komme zurück auf unsere gestrige Besprechung in Bonn und erlaube mir, Ihnen anbei
bezüglich des deutschen Außenhandels einen Vermerk sowie drei Schaubilder zu übersenden ...“
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338 LENYA, Lotte, Schauspielerin und Sängerin, 1900–1981. 3 e. Ansichtskarten
m.U. Frankfurt a.M., (Eching am Ammersee und Jamaica, N. Y. 1.IV.1960 bis 1.XII.
1962).
200.–
An ihre Freundin Friedel Abravanel, die Ehefrau des Dirigenten Maurice A., in Frankfurt a.M.
Frankfurt a.M., „Hotel Baseler Hof“ (1.IV.1960). „... ich habe mich sehr über Deinen Brief
gefreut und par mal versucht Dich anzurufen, ohne Erfolg. Jetzt musst Du es versuchen. Nach
der Premiere kann ich Dich sehen ...“
(Eching 26.VII.1960.) „... it would be lovely here, but the weather is abominable. Rain, cold and
a stormy lake in front of my window. At least the Air is good. I can see, I need more than just a
weeks rest. – I shall be back probably by the 3rd and hope to see you ... “
(Jamaica, N. Y. 1.XII.1962.) „... ich wollte Dir hallo sagen, aber leider keine Antwort. Fliege in
einer Stunde nach N. Y. zurück. War hier nur auf der Durchreise ...“
339 MILHAUD, Darius, französischer Komponist, 1892–1974. E.Br.m.U. Oakland
3.X.1960. 1 S. folio. Mit Adresse. Luftpostbrief. Gelocht.
300.–
An den Komponisten Rolf L i e b e r m a n n , Intendant der Hamburger Staatsoper.
„... J’espère que vous n’avez pas abandonné l’idée de monter un de mes opéras pendant la saison
1961-62 ...
Avez vous pensé à une de mes oeuvres = Christophe Colomb? Maximilien? Bolivar? David? Les
Euménides? ...“
340 ZUCKMAYER, Carl, Schriftsteller, 1896–1977. Br.m.U. „Zuck“. Saas-Fee 8.X.
1961. 11/3 S. folio. Gelocht.
160.–
An Hella (Jacobowski), seine Freundin und Mitarbeiterin; zunächst in Steuerangelegenheiten.
„... In Amerika haben sie nun auch (jetzt erst!) auf eine weitere Nachprüfung des Jahres 1957
verzichtet und meinen Steuer-Case dort geschlossen. Aber wenn ich 65 werde, müssen die mir
,Altersrente‘ zahlen, unabhängig von der Staatsbürgerschaft, – davon können wir immerhin hier
die Hundesteuer zahlen ...“
Ferner mit Überlegungen zu einem möglichen Sanatoriumsaufenthalt.
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341 NOEL-BAKER, Philip, britischer Politiker, Friedens-Nobelpreisträger, 1889–
1982. E. Albumblatt m.U. O.O. 16.II.1962. 1/2 S. quer-gr.-8o.
80.–
„The Nations must Disarm / or Perish (Lord Cecil)“.
342 LEIP, Hans, Schriftsteller, 1893–1983. E. Gedicht m.U. Fruthwilen 5.IV.1962.
1 S. folio.
120.–
„Unbändig in verhangne Weiten schweifen,
das Meer als Heimat und als Haus ein Schiff
und kein Gesetz, als lodernd zuzugreifen, –
wer träumte nicht davon und mußte lange reifen,
eh er sein wohlbeschränktes Maß begriff.“
Mit einer Widmung für den Gießener Arzt W. Trautmann am Kopf.
343 HOLMBOE, Vagn, dänischer Komponist, 1909–1996. Eigenh. Musikmanuskript
mit Namenszug am Schluß. September 1962. 2 S. großes Hochformat, 20zeilig. Faltspuren.
240.–
„intermezzo I.“ Reinschrift, am Unterrand der ersten Seite bezeichnet „aus K A I R O S “ (op.
73, 1957–62).
344 KÄSTNER, Erich, Schriftsteller, 1899–1974. E.Br.m.U. München, Juli 1963. 1 S.
gr.-8o. Bleistift. Mit gedrucktem Briefkopf.
200.–
An Walther Hofstaetter, seinen ehemaligen Lehrer, dem er zum 80. Geburtstag gratuliert.
„... Vierundvierzig Jahre ist es nun also her, daß ich bei Ihnen und mit Ihrer freundschaftlichen
Hilfe Deutsch ,trieb‘ und mein Abitur machte! Ich erinnere mich dieser Zeit und des K[önig]G[eorg-]G[ymnasiums] noch sehr, sehr genau, – als sei es vorgestern gewesen und nicht etwa
vor fast einem halben Jahrhundert ...“
345 ITTEN, Johannes, Schweizer Maler und Pädagoge, 1888–1967. E.Br.m.U. Zürich
18.VIII.1963. 1 S. folio.
240.–
An Guido Schmitz, einen Bekannten aus der Zeit seiner Tätigkeit für die Vereinigten Seidenwebereien in Krefeld.
„... Ich würde mich sehr freuen wenn Sie bei uns vorbeikommen würden. Es ist ja schon solange
her dass wir uns sahen.
Wir selbst sind gerade mit den Korrekturfahnen meines neuen Buches: Mein Vorkurs am B a u h a u s – Form- u. Gestaltungslehre – beschäftigt ...“
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346 BRANDT, Willy, sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler; FriedensNobelpreisträger, 1913–1992. Eigenh. Namenszug auf dem Geschäftsbericht der
Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft (BEWAG) 1961/62. (1963.) Folio. Orig.Umschlag.
100.–
Auf dem Umschlag die Namenszüge Willy Brandts und des Berliner Bürgermeisters Franz
Amrehn. – Aus seiner Zeit als Regierender Bürgermeister von Berlin.
347 EVANS, Herbert M., amerikanischer Mediziner und Biologe; entdeckte 1922 das
Vitamin E, 1882–1971. Br.m.U. Berkeley 10.XII.1964. 1 S. gr.-4o. Mit Briefkopf „University of California“.
160.–
An Kenneth Heuer, Wissenschaftsredakteur beim Verlag Charles Scribner’s Sons in New York.
„... It is perhaps true that I have had the good fortune to have conferred opportunities upon
young men and women in the scientific papers which have come from our collaboration. I have
usually, perhaps invariably, placed my pupil’s name first in the printed authorship of these publications. I was perhaps animated to do this by a famous incident in the life of my own teacher, Professor Franklin P. Mall of the John Hopkins Medical School. While working with Carl L u d w i g
of Leipzig, Mall was astonished to find his own name as a primary author of a paper by Ludwig
in the proceedings of the Academy of Sciences of the Duchy of Saxony. This angered Mall but I
believe he was ultimately persuaded by Ludwig to accept it by the latter’s statement that if he did
nothing more in scientific research, it would ineluctably be known as Ludwig’s work ...“
348
EICH, Günter, Dichter, 1907–1972. E. Gedicht m.U. 1 S. gr.-8o.
600.–
„Kunsttheorien
Lottoscheine,
von Dickhäutern betrachtet,
die Sinnsprüche der Hauptfeldwebel.
Dies, oh Freund, ist mein Mohn.
Versmaße halten nicht vor.
Keine Lust mehr anzustehen
um die Aufenthaltserlaubnis
für erfundene Länder.
Lieber, laß uns die Einsätze
erhöhen, sicher sind
Kugel und Strick, die vergitterten
Fenster, sicher
die Farbflecken auf Papier
und alten Augen.“
Aus seinem Gedichtband „Anlässe und Steingärten“ (1966).
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„teils durchaus mit Recht“
349 HAUSMANN, Manfred, Schriftsteller, 1898–1986. E.Br.m.U. Bremen 19.VI.
1967. 2 S. folio. Gedruckter Briefkopf. Zwei kleine Flecke.
200.–
An einen Studenten, der ihn zu verschiedenen Themen der Zeit befragt hatte.
„... mich wundert, daß die Studenten gegen so manches und manchen demonstriert haben, teils
durchaus mit Recht, daß sie aber nicht ihre Stimme gegen Nassers Giftgasabwürfe über dem
Jemen, wo er nichts zu suchen hat, und gegen seine wiederholte Bekundung, Israel ,auszuradieren‘, erhoben haben. Ich meine, da wäre doch eine Demonstration angebrachter gewesen als beim
Besuch des Schahs. Daß gegen Nasser nicht demonstriert worden ist, der doch ein offenkundiger
Nachfahre Hitlers ist, hat mir zu denken gegeben ...“
350 WISCHNEWSKI, Hans-Jürgen, sozialdemokratischer Politiker, Bundesminister,
1922–2005. E. Albumblatt m.U. Bonn 8.XII.1967. 1/2 S. folio.
80.–
„Staatsautorität ist notwendig, dienen ist wichtiger.“
„etwas Apo-Tumult“
351 KASCHNITZ, Marie Luise Freifrau von, geb. Freiin von Holzing-Berstett, Dichterin, 1901–1974. 8 e. (Bild-)Postkarten m.U. Poststempel meist Frankfurt a.M. 8.VII.
1968 bis 1.IV.1970. Gelocht; eine Karte geknickt.
600.–
An den Dirigenten Karl Maria Z w i s s l e r , Generalmusikdirektor in Mainz.
(8.VII.1968.) „... vielen Dank für die Hesse-Texte und imponierend das Programm aller von
Ihnen dirigierten Werke! Was meine Bücher anbetrifft: ich sagte Ihnen schon dass ich völlig abgebrannt bin. Ich schreibe aber gleichzeitig an den Claassen Verlag ... Falls es Ihnen eilt: zumindests das erst vor 2 Jahren erschienene ,Überallnie‘ sollte in jeder besseren Buchhandlung zu
haben sein. ,Ewige Stadt‘ ist ein kl. Band Gedichte, 1952 bei Scherpe Krefeld erschienen, ,Ferngespräche‘ (Erzählungen) voriges Jahr bei der Insel ...“
(18.VII.1968.) „... Im ,Überallnie‘ ist nichts neues, es sind da aber wirklich die besten Gedichte
auch aus ,Dein Schweigen m[eine] Stimme‘“.
(20.X.1969.) „... Mein Gedicht stammt aus den Elendszeiten nach dem Krieg, es ist wahrscheinlich jetzt schwer verständlich, danke dass Sie es mögen ... Ich war bei der Büchnerpreisverleihung – Heissenbüttel – und etwas Apo-Tumult ...“ – Auf der Bildseite eine Ansicht ihres „Heimatdorfes“ Bollschweil.
352 HOCHHUTH, Rolf, Schriftsteller, geb. 1931. E. Postkarte m.U. Basel 15.XII.
1968. Leicht gebräunt und knittrig.
80.–
Wohl an einen Antiquar, der ihm Bücher zum Kauf angeboten hatte.
„... es tut mir leid, daß ich von Ihrem freundlichen Angebot nicht mehr Gebrauch machen kann,
aber ich habe den Gramont“ („Der Chevalier von Gramont. Hamiltons Memoiren und die
Geschichte“, 1911 erschienen) „bereits vor 2 Monaten hier in Basel für nur 18.– Franken kaufen
können. Es wäre besser gewesen, Sie hätten die beiden Bände mir erst einmal angeboten, anstatt
sie gleich zu kaufen, denn wie wollen Sie sie nur zu diesem Preis wieder loswerden? ...“
Beiliegend ein e. Namenszug Hochhuths auf einem Empfangsschein der schweizerischen Post
(1979).
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353 BROWN, Herbert C., englischer Chemiker, Nobelpreiträger; entwickelte die
Hydroborierung als synthetische Methode, 1912–2004. Eigenh. Manuskript m.U.
(1968.) 9 S. folio.
400.–
Vollständige wissenschaftliche Arbeit über die Synthese von Cyclopropan, mit der Überschrift
„Facile Cyclization of B-(γ-Chloropropyl)-9-borabicyclo-[3.3.1] nonanes. An Improved Synthesis of Cyclopropane Derivatives via Hydroboration“. – Mit vielen Formeln.
Eine Photokopie des Abdrucks dieser Arbeit im „Journal of the American Chemical Society“ vom
9.IV.1969 liegt bei.
354 WINDELEN, Heinrich, christdemokratischer Politiker, Bundesminister für
Innerdeutsche Beziehungen, geb. 1921. E. Albumblatt m.U. Bonn 9.VII.1969. 1/2 S.
folio.
80.–
„Unbeirrt für einen gerechten Frieden“.
„auch nicht wünschenswert“
355 EGK, Werner, Komponist, 1901–1983. E.Br.m.U. Lochham bei München 20.V.
1970. 2 S. quer-gr.-8o.
240.–
An den Intendanten Herbert D e c k e r .
„... wir waren tatsächlich in Inning und morgen früh fliege ich nach Bremen. Deshalb nur kurz
den herzlichen Dank für Ihre Zeilen. Habe, ausser durch Sie noch nichts von Gaiova gehört.
Sehr interessant. Was mich betrifft, so hat mich Hans Hartleb von meinem 60. an schon immer
als ,greisen Meister‘ gefeiert. Jetzt ist er 60 geworden und so geht’s schliesslich jedem, es sei denn
er verlässt die schöne Welt schon recht früh, was den Meisten ja auch nicht wünschenswert
erscheint ...“
356 BAHR, Egon, sozialdemokratischer Politiker; Bundesminister; Leiter des Planungsstabs des Auswärtigen Amtes, geb. 1922. E. Albumblatt m.U. O.O. 19.V.1971.
1/4 S. folio.
60.–
„Noch immer – und gerade weil Deutschland keine Gross-Macht mehr ist – bleibt Politik die Kunst
des Möglichen.“
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357 NIEMEYER-HOLSTEIN, Otto, Maler und Graphiker, 1896–1984. E.Br.m.U.
„ON-H“. (Koserow) 11.VIII.1971. 1 S. quer-gr.-8o, auf der Innenseite eines Kunstdruck-Doppelblattes. Mit Umschlag.
80.–
An Frank Richter in Zittau, der ein Bild von ihm hatte erwerben wollen.
„... Nun ist etwas passiert, was mir leid tut und Ihnen keine Freude macht. Die Strand-Eislandschaft ... hat ein Musiker erworben. Nachdem der Kauf abgeschlossen war, bemerkten wir auf
der Rückseite Ihren Namen. Das bedeutete, dass Sie an dem Bild interessiert waren und so hätte ich Ihnen vorher Kenntnis geben sollen.
Ich bitte sehr um Entschuldigung. – Andererseits hätten Sie sich wohl inzwischen gemeldet – wenn
Sie es erwerben wollten ...“
Der Kunstdruck zeigt Niemeyer-Holsteins Ölgemälde „Blumen vor Spiegel“ (1968).
358 BOULEZ, Pierre, französischer Komponist, geb. 1925. Br.m.U. „PB“. London
3.VIII.1972. 1 S. kl.-4o.
200.–
An Minka Strauss in Baden-Baden.
„... Ich bin immer noch in London und komme leider erst nach Ihrer Abreise wieder nach BadenBaden. Es tut mir sehr leid, dass aus unserem jaehrlichen ,kleinen, gemuetlichen Diner‘ nichts
wird, vielleicht klappt es ein andermal ...“
359 ARENDT, Walter, sozialdemokratischer Politiker, Bundesarbeitsminister, 1925–
2005. E. Albumblatt m.U. O.O. (1972). 1/3 S. folio.
80.–
„Was wir nicht bezahlen können, tun wir nicht. Was wir aber sinnvoll zu leisten imstande sind,
das müssen wir tun. Wir wollen mehr soziale Gerechtigkeit.“
360 ROBBE-GRILLET, Alain, französischer Schriftsteller, geb. 1922. E.Br.m.U.
(Caen) 1.III.(1973). 1 S. gr.-4o. Mit Umschlag.
240.–
An einen Mitarbeiter des New Yorker Verlages Putnam’s Sons, der sich für seine frühesten Arbeiten interessierte.
„... Au sujet de ce Régicide: c’est moi qui ne me décide pas à le publier en français: il est déjà si
ancien, et plusieurs parties en sont assez faibles. Une décision serait à prendre sur le principe: le
faire paraître tel quel, ou bien le retravailler; l’un et l’autre présentent de gros inconvénients.
Mais je penserai à vous si une solution, tout à coup, s’impose à moi ...“
Beiliegend ein e.Br.m.U. seines Übersetzers Richard Howard.
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361 KROLOW, Karl, Schriftsteller, 1915–1999. E.Br.m.U. Darmstadt 27.XI.1973.
1 S. gr.-8o.
160.–
An einen Redakteur, bei Übersendung von Zeitungsartikeln.
„... Es sind 2 Aufsätze, die vielleicht für Sie interessant sein könnten. ,Im Laufe der Zeit‘ wäre
möglicherweise etwas für die Jahreswende. Aber auch ,In alten Briefen blättern‘ könnte etwas
sein ...“
362 BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND. – GRUPPENPHOTOGRAPHIE der
Mitglieder des am 16.V.1974 konstituierten 11. Kabinetts, mit den eigenh. Namenszügen
von Bundespräsident H e i n e m a n n und aller 15 Bundesminister auf der Bildseite.
18 x 23,8 cm, schwarz-weiß. Geringe Knickspuren; auf dünnen Karton gezogen. 600.–
Das vor der Villa Hammerschmidt aufgenommene Bild trägt die Namenszüge der Minister Apel
(Finanzen), Arendt (Arbeit und Sozialordnung), Eppler (Wirtschaftliche Zusammenarbeit), Ertl
(Ernährung, Landwirtschaft, Forsten), Focke (Jugend, Familie, Gesundheit), Franke (Innerdeutsche Beziehungen), Friderichs (Wirtschaft), Genscher (Auswärtiges), Gscheidle (Verkehr, Post,
Fernmeldewesen), Leber (Verteidigung), Maihofer (Inneres), Matthöfer (Forschung und Technologie), Ravens (Raumordnung, Bauwesen, Städtebau), Rohde (Bildung und Wissenschaft) und
Vogel (Justiz).
363 USINGER, Fritz, Schriftsteller, 1895–1982. Eigenh. Namenszug auf dem Vortitel
seines Buches „Kleine Meditationen“, Olten, W.M. Matheson Presse 1975. Nr. 129 von
260 numerierten Exemplaren. 8o. Pappband.
60.–
364 KLEBE, Giselher, geb. 1925. E. musikal. Albumblatt m.U. O.O.u.D. 1 S. querschmal-gr.-8o. Transparentpapier.
240.–
Viertaktiges Notenzitat vom Beginn des 1. Aktes seiner Oper „Ein wahrer Held“. Die Uraufführung fand am 18. Januar 1975 in Zürich statt.
365 BEAUCLAIR, Gotthard de, Dichter und Buchgestalter, 1907–1992. E. Gedicht
m.U. 1 S. folio. Bütten.
100.–
„Beispiel
Was, runder Mond
(Die Einsamen zu blüffen – und
Liebenden – von langher
Ausersehn):“
Es folgen drei weitere Strophen. – Am Unterrand: „Mit diesem Bild aus dem Umkreis von ,Zeit,
Überzeit‘ grüsst zu den Tagen der Wende Gotthard de Beauclair“. – Der Bildgedichtband war
1976 in Hamburg erschienen.
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366 CORNFORTH, John Warcup, australisch-britischer Chemiker, Nobelpreisträger; arbeitete über die Stereochemie von Enzym-Katalyse-Reaktionen, geb. 1917.
Br.m.U. Brighton 19.V.1977. 2/3 S. folio. Mit Briefkopf „University of Sussex“. 160.–
An Penny Pearson in Richmond Hill, die ihn für einen „report“ um Unterstützung gebeten hatte.
„... I am no expert on D a r w i n ’s T h e o r y of Evolution, but I would guess that you were
given this assignment to give you practice in finding out things for yourself. I am assuming that
your subject is Darwin’s Theory as he formulated it and not as later biologists have developed it.
Therefore, you ought to get hold of a copy of his Origin of Species and look over it. A man who
did a lot to explain Darwin’s Theory to the public at the time was Thomas Henry Huxley. I think
you should go to a library and look up the catalogue of Darwin’s and Huxley’s books ...“
367 ORFF, Carl, Komponist, 1895–1982. Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug auf dem weißen Unterrand. (1978.) Postkartenformat. Aufnahme: Daniela-Maria
Brandt, Freiburg.
120.–
Brustbild von vorn, den Kopf aufgestützt. – Auf der Rückseite: „Mit bestem Gruß / Carl Orff.“
368 EINEM, Gottfried von, Komponist, 1918–1996. E. musikal. Albumblatt m.U.
(Großpertholz) 2.II.1980. 1 S. quer-gr.-8o. Mit Umschlag.
160.–
Fünf Takte aus seinem Ballett „Prinzessin Turandot“, bezeichnet „All[egr]o“.
„früher als Strawinsky“
369 MUCHE, Georg, Maler, 1895–1987. 3 e.Br.m.U. Lindau 11. bis 23.VI.1980. 3 S.
folio und quer-gr.-8o.
240.–
An Musikdirektor Ernst Wilhelm Schmitt, der ihn um Autographen gebeten hatte.
11. Juni. „... Ich sehe, Sie sind Musikdirektor i.R. und deshalb meine ich, ich sollte auf Ihre Autographen-Karte einen Satz schreiben, den ich gestern in einem fast privaten kleinen Buch über das
Leben von Wolf-Ferrari gefunden habe. Strawinsky hat sich lobend zu dessen Musik geäussert
und wenn Sie ,Die vier Grobiane‘ hören, dann werden Sie wissen warum! Wolf Ferrary hat früher als Strawinsky (1906) unbewusst so musiziert wie später Strawinsky in seiner ,Geschichte
vom Soldaten‘ z.B. bewusst komponierte ...“
18. Juni. Bei Übersendung eines Briefes von Richard Paulick für Schmitts Autographensammlung.
23. Juni. „... auf den Brief von Richard Paulick ... habe ich Unsinn geschrieben: die Begegnung,
auf die sich R. P. bezieht ist eine andere – frühere – als die vor der er starb ...“
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„ich arbeite!“
370 JANSSEN, Horst, 1929–1995. E.Br.o.U. (Bleistift), mit einer großen Blei- und
Farbstiftzeichnung auf dem Oberteil des Blattes. O.O. 6.VIII.1980. 1 S. gr.-4o (23,4 x
23,4 cm, Größe der Zeichnung ca. 10 x 22 cm). Verso Montagespuren.
3.000.–
An seine Freundin Kerstin Schlüter.
„... ‚natürlich‘ hab ich mich über das Gerede von Proske geärgert. Es ist Dir doch wohl klar, dass
ich jetzt woanders bin, als mit den Augen beim grünen Auto. Ach kapiert mich verdammt noch
mal ich arbeite!“
Dazu ein S e l b s t p o r t r a i t : Janssen schlafend im Bett, seinem Mund entschweben Sprechblasen mit den Wörtern „Buch / Radierung / Termin / Schreiben“, neben ihm liegt seine Katze
Lydia. – Die Zeichnung ist sparsam in Braun und Rot koloriert.
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Personenregister
Abderhalden, Emil 256
Abs, Hermann Josef 337
Ackermann, Richard 250
Affry, Ludwig Gf. von 24
Alibert, Jean Louis Baron 54
Altenberg, Peter 235
Altenstein, Karl Frhr. vom Stein zum 87
Andersen, Hans Christian 169
Angelstein, Karl 96
Arago, François 90
Arendt, Walter 359, 362
Arnim, Alexander Wilhelm von 12
Ascherson, Ferdinand Moritz 96
Auerbach, Berthold 104
Aufseß, Hans Frhr. von 125
Baden: Friedrich I., Ghg. 142
Bahr, Egon 356
Ballin, Albert 243
Banse, Ewald 270
Bärsch, Georg 48
Bassermann, Friedrich Daniel 113
Batista y Zaldívar, Fulgencio 326
Bayern: Karl, Pz. 68
– Ludwig I., Kg. 91
– Ludwig II., Kg. 152, 168
– Rupprecht, Kpz. 246
Beauclair, Gotthard de 365
Becher, Johannes R. 244
Behn, Wilhelm Friedrich Georg 181
Bendemann, Eduard 149
Benedict, Julius 102
Beneke, Ferdinand 23
Bennett, Sir William Sterndale 115
Benrath , Henry 310
Berg, Alban 259
Bergh, Richard 220
Berghaus, Johann Isaak 3
Bergson, Henri 280
Bernstorff, Christian Gf. von 21
Berthier, Alexandre 2, 13
Berzelius, Jöns Jakob Frhr. von 101
Beyer, Gerd 299
Binding, Rudolf Georg 296
Bismarck, Otto Fst. von 161
Björck, Oscar 220
Blind, Karl 206
Blücher von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fst.
52
Boberg, Ferdinand 220
Böckstiegel, Peter August 268
Bode, Johann Elert 18
Bolhoevener, Carl 211
Bollinger, Friedrich Wilhelm 66
Bonaparte, Jérôme 24
Bonaparte, Louis 14
Bonaparte, Lucien 1
Born, Max 287
Bornhardt, Wilhelm 313
Borstell, Ludwig von 37
Böttger, Wilhelm 302
Boulez, Pierre 358
Brahm, Otto 224
Brandt, Karl 299
Brandt, Willy 346
Braun, Felix 331
Brausewetter, Ernst 225
Brendel, Franz 114
Brenton, Sir Jahleel 58
Brown, Herbert C. 353
Brugsch, Heinrich 137
Bruhns, Carl 167
Buchhorn, Wilhelm Heinrich Julius 33
Bulgarien: Ferdinand, Kg. 307
Bülow von Dennewitz, Friedrich Wilhelm Gf. 41
Bülow, Hans von 114, 188
Bülow, Karl von 247
Bulwer-Lytton, Edward George 138
Burckhardt, Rudolf F. 301
Burger, Ludwig 153
Busch, Dietrich Wilhelm Heinrich 96
Busch, Wilhelm 234
Busse, Friedrich Gottlieb von 31
Caprivi, Leo Gf. von 216
Carlowitz, Hans Georg von 38
Carro, Jean de 103
Cederström, Gustaf Baron 220
Chagall, Marc 336
Charpentier, Gustave 328
Chirico, Giorgio de 277
Clarke, Guillaume 36
Clauren, Heinrich 77
Clemenceau, Georges 269
Codrington, Sir Edward 30
Commenz, Johann Wilhelm 96
Corinth, Lovis 211
Cornelius, Peter 163
Cornelius, Peter von 76, 93
Cornforth, John W. 366
Cotta, Heinrich von 38
Crome, August Friedrich Wilhelm 31
Curtius, Ernst 117
Dahn, Felix 184
Dalberg, Karl Theodor Frhr. von 8
Dalwigk, Felix Alexander von 50
Dann, Edmund 96
Darré, Richard Walter 304
David, Ferdinand 148
Decker, Herbert 355
Deubel, Werner 272
Deutsche Kaiser: Friedrich III. 203, 204
– Wilhelm I. 110, 184, 198
– Wilhelm II. 238, 275
– Wilhelm, Kpz. 305
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Devrient, Ludwig 57
Dieffenbach, Johann Friedrich 96
Dode de la Brunerie, Guillaume 36
Domeier, Esther 16
Domrich, Hermann 299
Doré, Gustave 170
Dörfler, Anton 316
Dufy, Raoul 325
Duncan, Isadora 233
Düntzer, Heinrich 213
Duprez, Gilbert 92
Duveyrier, Honoré 7
Ebers, Georg 176
Egk, Werner 355
Ehrenberg, Christian Gottfried 96, 166
Eich, Günther 348
Einem, Gottfried von 368
Eisenhower, Dwight D. 327
Ellis, Havelock 294
Elsner, Ida 69
Engel, Carl 300
Eschermann, Johann Christian Hermenegild 4
Esslinger, David 28
Etzel, Franz 337
Evans, Herbert M. 347
Fesch, Joseph 7
Finckh, Ludwig 333
Fischer, Hans 291
Fleischer, Richard 256
Flotow, Friedrich von 191
Fontane, Theodor 158
Frankenberg, Sylvius Friedrich Frhr. von 22
Frankreich: Ludwig Philipp, Kg. 71
– Marie Louise, Ksn. 43
Franz, Robert 183
Freudenthal, Bertold 265
Frey, Hermann 248
Freytag, Gustav 175
Friedländer, Michael 54
Fröbel, Friedrich 122
Froriep, Robert 96
Gagern, Heinrich von 113
Garrè, Carl 222
Genscher, Hans-Dietrich 362
Gentz, Friedrich von 81
Gervinus, Georg 120
Gleizes, Albert 323
Gneisenau, August Gf. Neithardt von 48
Gobineau, Joseph Arthur Comte de 185
Godoy, Manuel de 89
Goethe, Johann Wolfgang von 34
Goltz, Bogumil von der 150
Golz, Walter von 299
Gounod, Charles 182
Gouvion, Louis Jean Baptiste Gf. 2
Graefe, Eduard Adolph 96
Grassi, Josef 10
Gregorovius, Ferdinand 160
Grell, Eduard 154
170
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Grieg, Edvard 230
Grisebach, August 301
Grock 322
Großbritannien: Albert, Pz. 136
– Georg III., Kg. 27
Gruber, Johann Gottfried 77
Grundig, Lea 334
Gura, Eugen 173
Hahn, Otto 253
Haizinger, Amalie 100
Halévy, Jacques Fromental 92
Hanfstängl, Franz 94
Hankel, Wilhelm 156
Hannover: Ernst August II., Kg. 95
Hanslick, Eduard 187
Harleß, Christian Friedrich 88
Härtel, Hermann 127
Hartmann, Felix von 255
Harvey, Lilian 286
Häser, Christian Wilhelm 118
Hasselbach, Hans Karl von 299
Hauptmann, Gerhart 231, 317
Hausmann, Manfred 349
Heckel, Erich 239
Hecker, Justus Friedrich Karl 96
Hedin, Sven von 275
Heger, Franz 209
Heinemann, Gustav 362
Helfert, Joseph Alexander von 144
Helmersen, Gregor von 189
Helmholtz, Hermann von 177
Herz, Henriette 59
Herzogenberg, Heinrich Frhr. von 207
Hesekiel, Friedrich 85
Hesse, Hermann 312
Hessen-Homburg: Friedrich VI., Lgf. 65
Hessen-Kassel: Wilhelm I., Kfst. 15
Heuer, Kenneth 347
Heuss, Theodor 284
Heyse, Paul 214
Himly, Karl 19
Hindenburg, Paul von 249
Hirt, Aloys 47
His, Wilhelm 172
Hochhuth, Rolf 352
Hoernes, Moritz 209
Hofmannsthal, Hugo von 236
Hofstaetter, Walther 317, 344
Holmboe, Vagn 343
Horkel, Johann 96
Horn, Ernst 96
Horwitz, Kurt 314
Hosemann, Theodor 146
Hubert, Friedrich 299
Huggenberger, Alfred 303
Hugo, Victor 151
Humboldt, Alexander von 84, 119, 167
Humperdinck, Engelbert 240
Ideler, Karl Wilhelm 96
Irving, Sir Henry 223
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Isabey, Jean Baptiste 63
Isensee, Ludwig Theodor Emil 96
Israles, Jozef 228
Itten, Johannes 345
Jäckel, Werner 299
Jacobowski, Hella 340
Jaëll, Alfred 127
Janssen, Horst 370
Jascha, Oscar 254
Joachim, Amalie 164
Joeck, Hans 299
Jongkind, Johan Barthold 135
Jungnickel, Max 257
Justi, Karl Wilhelm 8
Kalkbrenner, Friedrich 26
Kalliwoda, Johann Wenzel 75
Kaschnitz, Marie Luise Frfr. von 351
Kästner, Erich 344
Kaulbach, Friedrich August von 192
Keller, Heinrich 28
Kellermann, François Christophe 17
Kerner, Justinus 118
Kiefer, Heinrich 318
Kieser, Dietrich Georg 19, 64
Kindler, Eduard 299
Kinkel, Gottfried 134
Klebe, Giselher 364
Klein, Johannes 55
Kluge, Karl Alexander Ferdinand 96
Knaus, Ludwig 241
Koch, Johann Friedrich Wilhelm 16
Köckeritz, Karl Leopold von 12
Kolbe, Georg 279
Königer, Paul 261
Körner, Christian Gottfried 39
Korrodi, Eduard 271
Kossuth, Lajos 124
Kranichfeld, Friedrich Wilhelm Georg 96
Krenek, Ernst 320
Krolow, Karl 361
Krupp, Friedrich Alfred 208
Kubin, Alfred 272
Kücken, Friedrich Wilhelm 145
Kugler, Franz 121
Küstner, Karl Theodor von 112
Ladenberg, Adelbert von 88
Lamartine, Alphonse de 133
Lange, Thomas 169
Langenbeck, Bernhard von 171
Lasaulx, Ernst von 111
Lasker-Schüler, Else 292
Lassalle, Ferdinand 137
Laurencin, Marie 321
Lawrence, David Herbert 266
Leclerc d’Ostin, Victor Emmanuel 1
Léger, Fernand 274
Lehár, Franz 254
Lehmann, Viktor 262
Leip, Hans 342
Lenbach, Franz von 226
Lenya, Lotte 338
Leoncavallo, Ruggiero 245
Levetzow, Magnus von 275
Levysohn, Arthur 197
Lichtenstein, Martin Hinrich 132
Liebermann, Max 218, 220, 228
Liebermann, Rolf 339
Lieven, Dorothea Fstn. von 61
Lillig, Hans 334
Lind, Jenny 162
Lindpaintner, Peter Joseph von 73
Link, Heinrich Friedrich 96
Liszt, Franz 127
Loder, Eduard von 33
Longfellow, Henry Wadsworth 147
Lüben, August 129
Lyncker, Moritz Frhr. von 251
Mackenzie, Sir Morell 203
Malipiero, Gian Francesco 324
Manning, Henry Edward 140
Marbach, Oswald 87
Marcks, Gerhard 330
Marées, Karl de 97
McCarthy, Justin Huntly 223
Mecklenburg-Schwerin; Friedrich Franz I., Ghg.
65
Mendelssohn Bartholdy, Felix 107, 112, 162
Menzel, Adolph von 180
Merk, Josef 75
Metternich, Clemens Wenzel Lothar Fst. von 81,
83
Meyer, Andreas 292
Meyer, Conrad Ferdinand 194
Meysenburg, Malwida von 225
Meysenburg, Max von 281
Miklas, Wilhelm 290
Milhaud, Darius 339
Mitscherlich, Alexander 289
Mitscherlich, Karl Gustav 96
Modersohn, Otto 270
Mohnike, Gottlieb 84
Moleschott, Jacob 126
Moltke, Helmuth Gf. von 179
Moncey, Bon Adrien Jeannot de 67
Montgomery, Robert 327
Morghen, Raffaelo 60
Mörike, Eduard 131
Moscheles, Ignaz 139
Muche, Georg 369
Müller, Johannes 96, 132
Müller, Johannes von 11
Müller, Max 200
Münchhausen, Börries Frhr. von 232
Nadar 237
Neher, Caspar 314
Nesselrode, Karl Gf. von 61
Ney, Elly 319
Nicolai, Friedrich 3
Nicolai, Johann Anton Heinrich 96
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Niederlande: Wilhelm I., Kg. 51
Niekisch, Ernst 289
Nielsen, Asta 283
Niemeyer-Holstein, Otto 357
Niemöller, Martin 295
Noeggerath, Jakob 88
Noel-Baker, Philip 341
Nolde, Emil 315
Nordau, Max 218
Rosen, Georg von 220
Rosenbaum, Richard 235
Rosenkrantz, Nikolaus von 29
Rostock, Paul 299
Rothschild, Salomon Meyer Frhr. von 70
Rotteck, Karl von 56
Roux, Émile 258
Rückert, Friedrich 128
Rungenhagen, Karl Friedrich 112
Offenbach, Jacques 186
Ohrwalder, Josef 212
Oldenburg: August, Ghg. 51
Oncken, Wilhelm 229
Oppert, Julius 197
Oppert, Karl Gustav Theodor 96
Orff, Carl 367
Osann, Emil 96
Österreich: Ferdinand I., Ks. 32
– Franz I., Ks. 45
– Josef, Ehg. 193
– Joseph, Ehg. 32
– Leopold, Ehg. 193
– Maria Ludovika, Ksn. 43
– Stephan, Ehg. 144
Oetker, Friedrich 141
Ott, Heinz 299
Otte, Hans 335
Oudinot, Nicolas Charles 42
Sachsen: Maria Kunigunde, Hgn. 4
Sachsen-Coburg-Gotha: Ernst, Hg. 198
Sachsen-Weimar: Carl August, Ghg. 53
– Maria Pawlowna, Ghgn. 123
Saint-Aignan, Etienne Baron de 34
Saint-Saëns, Camille 227
Salm-Salm, Agnes Pzn. zu 174
Saint Vincent, John Jervis, Earl of 58
Sand, George 130
Sauerbruch, Ferdinand 252
Savigny, Friedrich Karl von 86
Schaumann, Ruth 264
Scherk, Heinrich Ferdinand 80
Schlagintweit, Robert von 190
Schlemm, Friedrich 96
Schlick, Moritz 276
Schliemann, Heinrich 200
Schlönbach, Karl Arnold 126
Schmidt-Phiseldeck, Justus von 6
Schmitt, Ernst Wilhelm 369
Schneider, Friedrich 97
Schnorr von Carolsfeld, Julius 76
Schönberg, Arnold 259, 300
Schönlein, Johann Lucas 96
Schröder-Devrient, Wilhelmine 99
Schroeder-Sonnenstern, Friedrich 329
Schuetz, Wilhelm Moritz Stephan Ludwig 96
Schulze-Delitzsch, Hermann 165
Schulz-Euler, Carl Friedrich 242
Schumann, Robert 114
Schurz, Carl 205
Schweden: Désirée, Kgn. 74
Schweitzer, Albert 273
Schwimmer, Max 267
Scott, Sir Walter 46
Seeckt, Hans von 278
Seidel, Ina 318
Serlo, Albert 189
Serlo, Walter 313
Seyfried, Ignaz Xaver von 72
Sisley, Alfred 215
Sizilien: Marie Karoline, Kgn. 9
Slevogt, Max 282
Smith, Sir William Sidney 40
Soden, Julius Frhr. von 199
Spahn, Martin 311
Spontini, Gaspare 78
Spranger, Eduard 332
Stark, Walter 299
Stein, Karl von 53
Steinmetz, Karl Friedrich von 62
Stengel, Walter 315
Papen, Franz von 297
Päpste: Paul VI. 306
– Pius XI. 298
Parrot, Georg Friedrich von 44
Pelouze, Théophile Jules 101
Pierné, Gabriel 201
Pietsch, Ludwig 210
Planck, Max 287
Platen, August Gf. von 82
Plauen, E. O. 293
Poelchau, Georg 78
Preller, Friedrich 159
Preußen: Friedrich Karl, Pz. 136
– Friedrich Wilhelm III., Kg. 5, 79, 95
– Friedrich Wilhelm IV., Kg. 119
– Joachim, Pz. 249
Prokesch von Osten, Anton Gf. 105
Rathenau, Ernest 330
Rauch, Christian Daniel 116
Ravel, Maurice 263
Reckleben, Johann Dietrich 96
Reich, Gottfried Christian 96
Reinbeck, Georg 98
Reinhart, Johann Christian 93
Rellstab, Ludwig 102
Rieter-Biedermann, Jacob Melchior 145
Rilke, Rainer Maria 271
Robbe-Grillet, Alain 360
Rohlfs, Gerhard 196
Rolland, Romain 281
Romberg, Martin Heinrich 96
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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Stockhausen, Karlheinz 335
Strauß und Torney, Lulu von 284
Strauss, Heinz Arthur 289
Strauss, Richard 224
Taube, Otto Frhr. von 317
Taubert, Wilhelm 155, 164
Tempeltey, Eduard 219
Tennemann, Wilhelm Gottlieb 15
Thiess, Frank 309
Thoma, Hans 262
Thomas, Ambroise 157
Thümmel, Moritz August von 25
Treitschke, Heinrich von 178
Troschel, Maximilian 96
Truchseß von Wetzhausen, Christian Frhr. 20
Truestedt, Friedrich Leberecht 96
Türcke, Louise 35
Ury, Lesser 260
Usinger, Fritz 363
Wagner, Richard 152
Wagner, Wilhelm 96
Waldeyer-Hartz, Wilhelm von 222
Webern, Anton von 261
Webern, Wilhelmine von 259
Weinheber, Josef 291
Werner, Anton von 241
Wiechert, Ernst 288
Wieniawski, Józef 195
Wigand, Georg 104
Wilcke, Karlheinz 299
Wilde, Friedrich Adolph 96
Windelen, Heinrich 354
Wischnewski, Hans-Jürgen 350
Witzleben, Erwin von 307, 308
Wolf, Friedrich August 47
Wolff, Eduard 96
Wolfradt, Heinz 283
Wolter, Franz 226
Württemberg: Friedrich I., Kg. 17
York, Friederike Hgn. von 5
Valéry, Paul 271, 285
Verlaine, Paul 217
Vigny, Alfred Comte de 143
Voigt, Carl 113, 115, 139, 148, 156, 159, 161, 162,
174, 178
Voigt, Woldemar 208
Waagen, Gustav 125
Wachsmuth, Gerhard 299
Wagner, Ernst 20, 23
Zeller, Eduard 221
Zettel, Hans 299
Zilcher, Hermann 242
Zille, Heinrich 248
Zola, Émile 202
Zorn, Anders L. 220
Zschokke, Heinrich 106
Zuckmayer, Carl 340
Zwissler, Karl Maria 320, 351
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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Ortsregister
Aarau 106
Agnetendorf 231
Albany, N.Y. 124
Alcsúth 193
Altenburg 85
Ambach 288
Amsterdam 200
Angerburg 108
Ascona 292
Asolo 324
Athen 105
Augsburg 4
Bad Aussee 309
Bad Ischl 254
Barcelona 67
Basel 352
Bayreuth 188
Bergen 230
Berkeley 347
Berlin 11, 12, 47, 49, 52, 57, 62, 66, 77, 78, 84,
86, 87, 96, 112, 116, 119, 121, 125, 132, 137,
146, 153, 154, 164 - 166, 171, 178, 198, 207,
210, 216, 222, 240, 241, 248, 257, 260, 267,
278, 279, 283, 284, 287, 289, 293, 295, 299,
304, 329
Bernburg 35
Bonn 117, 174, 350, 354
Bordeaux 269
Bremen 349
Brighton 366
Bromberg 49, 69, 108
Brüssel 51, 195
Caën 360
Cleve 3
Coburg 219
Coswig 35
Darmstadt 361
Den Haag 228
Dessau 35, 97
Dijon 1
Donaueschingen 75
Dresden 10, 38, 39, 94, 99, 114, 181, 239, 268,
334
Duala 199
Dubbeln 176
Düsseldorf 149
Eching 338
Edinburgh 46
Erdmannsdorf 48
Erkelenz 317
Essen 208
Fahrenbühl 333
Fischerhude 270
174
J. A. STARGARDT · BERLIN
Florenz 50
Frankfurt a.M. 111, 113, 265, 337, 351
Freiburg i.Br. 56
Freiburg i.Üe. 24
Fruthwilen 342
Gent 41
Gibraltar 30
Gießen 31, 229, 303
Glogau 36
Goslar 313
Gotha 22, 25
Göttingen 19
Großkochberg 53
Großpertholz 368
Gumbinnen 108
Halle 80, 183, 256
Hamburg 23, 35, 243
Hannover 188, 302
Havanna 326
Haywards Heath 294
Heidelberg 126
Hernstein 193
Hull 223
Jamaica, N. Y. 338
Jena 64
Karlsbad 34, 103
Karlsruhe 100, 142, 262
Kassel 15, 50, 55, 141
Kefvinge 101
Kiel 120
Kilchberg 194
Kissingen 197
Kolberg 37
Köln 213, 255, 311, 330, 335
Königsberg 33
Königsfeld 273
Konstantinopel 250
Kopenhagen 21, 29, 169
Koserow 357
Kowno 249
Leipzig 139, 148, 155, 156, 167, 172, 173, 178
Lindau 369
Lindenhof 44
Lochham 355
London 27, 61, 102, 134, 138, 162, 206, 358
Los Angeles 300, 320
Lötzen 108
Lyon 7
Mainz 17
Malta 16
Marienwerder 108
Mechtshausen 234
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Meiningen 20
Merseburg 129
Montfort l’Amaury 263
Montpellier 2
Moret-sur-Loing 215
München 68, 76, 91, 160, 163, 168, 192, 211, 214,
224, 226, 242, 244, 264, 344
Murviedo 40
Mürzhofen 209
Nahant, Mass. 147
Neuilly-sur-Seine 71
New York 205
Nürnberg 190
Oakland 339
Oaxaca 266
Osborne 136
Paris 13, 45, 54, 63, 89, 92, 109, 143, 157, 170,
182, 202, 218, 227, 237, 258, 274, 277, 280,
321
Potsdam 5, 79, 110, 238, 301, 305
Preßburg 32
Regensburg 8
Rodaun 236
Rom 28, 93, 140, 177, 179, 185,212, 225, 306
Rotenkirchen 95
Rothenditmold 55
Rotterdam 135
Saas-Fee 340
San Francisco 245
San Remo 203
Schaumburg 144
Schwerin 65, 145
Sedan 160
Seebüll 315
Seeshaupt 316
Seewalchen 311
Siebleben 175
Sierre 271
Singen 252
Southampton 115
St.-Leu-Taverny 14
St. Petersburg 189
St. Quentin 247
Starnberg 318
Stockholm 74, 220, 275
Stuttgart 17, 73, 98, 221
Sväty-Antal 307
Thorn 35, 69
Tourcoing 328
Trier 88
Tübingen 332
Vence 325
Venedig 336
Versailles 161
Villeneuve 281
Washington 327
Weimar 53, 104, 123, 127, 159, 196
Weinsberg 118
Wien 70, 72, 83, 150, 233, 235, 259, 261, 276,
290, 291, 297
Wolfenbüttel 6
Zerbst 35
Zürich 314, 345
Zwickledt 272
KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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J. A. STARGARDT · BERLIN
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INTERNATIONALE VERKAUFSAUSSTELLUNG WERTVOLLER
AUTOGRAPHEN, BÜCHER UND GRAPHIK. INTERNATIONAL
ANTIQUARIAN BOOK AND PRINT FAIR. FOIRE
INTERNATIONALE DU LIVRE ANCIEN.
09.- 11. November 2007
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LiberBerlin, Postfach 150128, 10663 Berlin
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KATALOG 686 · AUTOGRAPHEN UND URKUNDEN
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Eckart Henning
Eigenhändig
Grundzüge einer Autographenkunde
Die kurzgefaßte, im Buchhandel lange entbehrte Einführung in die Autographenkunde behandelt
die Motive, aus denen bis heute Autographen gesammelt werden. Sie definiert, was unter Autographen (und Autogrammen) zu verstehen ist. Sie geht auf die Sozialgeschichte des Sammelns und
der Sammler in der Neuzeit (nach 1540) ebenso ein wie auf die europäische Entwicklung des Autographenhandels (seit 1825). Bibliographische Fragen nach Handbüchern, Fachzeitschriften,
Auktionskatalogen sowie Faksimilewerken werden geklärt und einzelne Sammelgebiete vorgestellt: von Widmungsportraits und Buchautographen über Albumblätter bis zum Verwaltungsund Geschäftsschriftgut, von Privatbriefen bis zu wissenschaftlichen Manuskripten und Werkstattpapieren von Komponisten, Dichtern und Denkern. Bewertungsmaßstäbe von Autographen
und Schätzwerte der Händler werden erläutert.
Die Autographenkunde erforscht eine Liebhaberei, die wertvolle Sammlungen entstehen läßt,
aber auch der Wissenschaft im Vorfeld einen wichtigen Dienst erweist. Das Heft richtet sich nicht
nur an Anfänger im Sammeln, sondern faßt das Grundwissen dieses Gebietes für erfahrene Sammler anregend zusammen.
Eckart Henning war von 1984 bis 2006 Direktor des Archivs zur Geschichte der Max-PlanckGesellschaft und ist Honorarprofessor für Archivwissenschaft und Historische Hilfswissenschaften der Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin.
61 Seiten, 24 x 16,5 cm, zahlreiche Abbildungen
ISBN 3-87775-029-X · 10 Euro
J. A. Stargardt, Berlin 2006
178
J. A. STARGARDT · BERLIN
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14:13 Uhr
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Unsere nächste Autographen-Auktion
wird am 26. und 27. Juni 2007
im Opernpalais Unter den Linden stattfinden.
Der Katalog wird Ende Mai erscheinen.
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