Einstieg gut überlegen
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Einstieg gut überlegen
Datum: 13.02.2014 Früchte + Gemüse 6302 Zug 041 728 68 61 www.swissfruit.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 3'583 Erscheinungsweise: monatlich Themen-Nr.: 540.3 Abo-Nr.: 1088177 Seite: 24 Fläche: 78'747 mm² Produktion von Beeren für die Verarbeitung Einstieg gut überlegen Nerina ist eine der Erdbeersorten, die speziell für die Verarbeitungsindustrie selektiert wurde. Wegen ihrer sehr dunklen Farbe ist sie für den Frischmarkt ungeeignet. Nerina est une variete de fraise slectionnäe spcialement pour l'industrie de transformation, car ä cause de sa couleur sombre eile ne convient pas au marchä frais. Photos: Hagen Thoss Die Diskussion um die Produktion von Bee- in diesem Segment ist klein, besonders bei ren für die Verarbeitungsindustrie in der Beeren. Damit zukünftig mehr einheimiSchweiz hat durch geänderte Rahmenbe- sche Beeren den Weg in die Verarbeitung dingungen neuen Schwung erhalten. Im finden, sind gemäss Manuel Herrero von Früchte & Gemüse 1/2014 wurde die Situa- der Bischofszell Nahrungsmittel AG (Bina) tion aus Sicht der Verarbeitung geschildert. vor allem vier Bereiche besonders zu beDer folgende Artikel zeigt die aktuelle Situ- achten: Mengen und Chargengrösse, Form ation aus Sicht der Produktion. der Anlieferung, Versorgungssicherheit Die Industrie sucht vermehrt Schweizer und Preis (siehe auch F & G 1/2014). Beeren für die Produktion von Obst- und Von welchen Mengen und Beerenprodukten mit dem Schweizer Kreuz Qualitäten ist auszugehen? auf der Etikette. Somit ergeben sich neue Seit einigen Jahren gibt es im Bereich BeeMarktchancen für Schweizer Beeren im Be- ren eine Kooperation zwischen einigen reich Verarbeitungsprodukte wie Tiefkühl- grossen Beerenproduzenten der Deutsch- ware, Säfte oder Joghurt. Der Inlandanteil Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52834856 Ausschnitt Seite: 1/4 Datum: 13.02.2014 Früchte + Gemüse 6302 Zug 041 728 68 61 www.swissfruit.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 3'583 Erscheinungsweise: monatlich Themen-Nr.: 540.3 Abo-Nr.: 1088177 Seite: 24 Fläche: 78'747 mm² schweiz, der Tobi Seeobst AG in Bischofs- weil am Wochenanfang oft ein Überangezell und einiger Verarbeitungsbetriebe. Die bot besteht. vereinbarten Beerenkontingente für die In- Rohstoffpreisausgleich stabilisiert dustrie werden nach einem Verteilschlüssel Frischmarkt dem Frischmarkt entzogen und in einem zentralen Lager tiefgekühlt. Von dort wird die Ware dann in ganzen LKW-Ladungen an die Verarbeitung geliefert. Einer der Hauptakteure auf dem Schweizer Beerenmarkt ist die Tobi Seeobst AG. Gemäss ihren Angaben gehen aktuell weniger als zehn Prozent der Beerenfrüchte in die Industrie, rund 50 t pro Saison. Laut Bina werden insgesamt rund 1000 t heimische Rohware an Obst benötigt; in diesen 1000 t sind alle Fruchtarten zusammengeschlossen, Beeren haben nur einen kleinen Diese Ware kann bei kostendeckenden Preisen sehr gut in die Verarbeitung fliessen. In diesem Sinne ist der Rohstoffpreis- ausgleich des Bundes in der ganzen Beerenbranche als Unterstützung willkommen und kann dazu beitragen, den Beerenmarkt zu stabilisieren. Benno Neff, Geschäftsführer der Tobi See- obst AG, bestätigt auf Anfrage den gestie- genen Bedarf im Bereich Beeren für die Verarbeitung: «Bis jetzt ist die Lieferung an die verschiedenen Verarbeitungsbetrie- be ein wichtiges Ventil zur Entlastung des Anteil daran. Die Angaben zeigen aber Frischmarktes in Zeiten des Überangebotes. deutlich, dass eine Nachfrage besteht, die Die gestiegene Nachfrage sehe ich daher aktuell nur teilweise gedeckt ist. Laut Tobi positiv.» sind noch mehr Beeren für die Industrie abDie gestiegene Nachfrage, die schon diesen setzbar. Wie viel, ist vor allem eine Frage Sommer mehr heimische Beeren verlangt, des Preises. Bei speziellen Posten, wie «Aus kann von den bisherigen Beerenproduzender Region» (ADR) von Migros, sind es nur ten nicht befriedigt werden. Das bestätigt kleine Chargen mit vier bis fünf Tonnen. Benno Neff genauso wie eine Umfrage bei Und diese Mengen dürften weiter steigen. den grossen Produzenten der Ostschweiz. Was die Qualität der Früchte angeht, kön- Somit bietet sich eventuell eine Chance für nen bei normaler Verarbeitungsware auch neue Produzenten im Beerenmarkt. Früchte Verwendung finden, die im FrischRegionale Kooperationen könnten markt weniger willkommen sind: sehr reisinnvoll sein fe, übergrosse, kleine, weiche und dunkle Aber die Produktion von Beeren ist eine Früchte zum Beispiel. Sollen die Früchte sehr intensive Kultur und verlangt ein hoaber als sogenannte «rollende Ware» tiefhes Fachwissen vom Landwirt. «Nur wegen gefroren werden, steigen die Ansprüche der kurzfristig gestiegenen Nachfrage eine an die Qualität erheblich und sind ähnlich eigene Produktion von Himbeeren für die hoch wie bei Frischmarktware. Industrie zu starten, hat in meinen Augen Aus Sicht der Produktion sind die Herauskeinen Sinn», meint beispielsweise Jürg forderungen anders als für die Industrie. Beiner aus Landquart, einer der grössten Der Absatz und Konsum der Beeren verProduzenten in diesem Bereich. «Ich sehe läuft nicht linear, sondern steigt immer zum Wochenende stark an. Dies ist für die Produzenten und Vermarkter schwierig, Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen die neuen Bundesfördergelder mit sehr gemischten Gefühlen», meint Jürg Beiner weiter, «da sie in einen Markt eingreifen, ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52834856 Ausschnitt Seite: 2/4 Datum: 13.02.2014 Früchte + Gemüse 6302 Zug 041 728 68 61 www.swissfruit.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 3'583 Erscheinungsweise: monatlich der seit Jahren stabil ist und für alle Beteiligten gut funktioniert.» Gemäss seiner Einschätzung sollte der neu entstandene Bedarf besser durch eine moderate Zusatzproduktion der bestehenden Betriebe abgedeckt werden, da die Preise für Industrieware allein keine gewinnbringende Themen-Nr.: 540.3 Abo-Nr.: 1088177 Seite: 24 Fläche: 78'747 mm² je kg unter dem Frischmarktpreis und bei Erdbeeren mit circa 6 Fr./kg für Tiefkühlware fast auf dem Niveau der Frischware. Das ist bei dem grossen Aufwand zur Entkelchung auch gar nicht anders möglich. Sollen die Früchte für die Industrie vorbereitet werden, dann wird es technisch anspruchs- Beerenproduktion zulassen. Regional kön- voll. Die Früchte müssen schnell gefroren, nen Kooperationen zwischen Beerenpro- die Erdbeeren noch zuvor entkelcht und duzenten und Molkereien für beide Partner Johannisbeeren entstielt werden. Normale interessant sein. Betriebe sind hierfür nicht eingerichtet. Grosses wirtschaftliches Grosse Früchte für tiefere Erntekosten Risiko Das Hauptproblem für die Produktion sind Aus der Literatur ist bekannt, dass beim die Lohnkosten. Diese machen bei Beeren- Anbau für die Industrie zum Teil spezielle obst den Löwenanteil der Produktionskos- Sorten zum Einsatz kommen. Die Nachfraten aus. Produktionsverfahren, die auf eine ge beim Züchter Newfruits in Italien zeigt, alleinige Belieferung der Industrie ausge- dass Beerensorten nicht speziell für die In- richtet sind, müssen demnach konsequent dustrie gezüchtet werden. Aber hin und auf eine Minimierung der Erntekosten aus- wieder fallen bei der Züchtung «nebenbei» gerichtet sein. Was bei Strauchbeeren eine Selektionen an, die für diese ProduktionsMaschinenernte erfordert, bei Erdbeeren richtung besonders geeignet scheinen. Be- möglichst grossfrüchtige und gut pflück- kanntestes Beispiel ist die alte Erdbeersorte bare Sorten. Um den Einsatz von Ernte- Senga Sengana, die auch heute noch in Pomaschinen zu rechtfertigen, müssen aber len als Verarbeitungsfrucht angebaut wird. grosse und einheitliche Flächen vorhan- Auch Honeoye, Polka und Camarosa sind den sein. Für innovative und risikofreudige Erdbeersorten für diesen Zweck. In den Landwirte kann diese Beerenproduktion letzten Jahren werden bei den Erdbeeren eine interessante Herausforderung sein. vor allem dunkelfleischige Sorten für die Industrie selektiert. Beispiele hierfür sind SiNicht vergessen werden darf, dass die geria, DeepRed oder Nerina. Das Interessante setzlichen Rahmenbedingungen ändern können, was unter Umständen die Wirt- an diesen Sorten sind die Inhaltsstoffe und schaftlichkeit stark gefährden kann. Daher die Farbe. Um die Erntekosten möglichst ist die Produktion nur für die Verarbeitung tief zu halten, richtet sich das Augenmerk mit einem hohen wirtschaftlichen Risiko für Schweizer Produzenten in erster Linie verbunden. auf grossfrüchtige und gut pflückbare Sor Zudem darf das Witterungsrisiko (Gefahr ten. Bei diesen fällt auch weniger Abfal von Ernteausfällen) nicht ausser Acht ge- beim Entkelchen an. lassen werden, welches bei Beerenkulturen Wirtschaftlichkeit muss genau ohne Witterungsschutzanlagen sehr gross geprüft werden ist. Aktuell liegen die Preise für Verarbei- Blickt man einmal zu den Beerengiganten tungsware bei Himbeeren rund 4 bis 5 Fr. nach Amerika, so ist festzustellen, dass die Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52834856 Ausschnitt Seite: 3/4 Datum: 13.02.2014 Früchte + Gemüse 6302 Zug 041 728 68 61 www.swissfruit.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 3'583 Erscheinungsweise: monatlich Themen-Nr.: 540.3 Abo-Nr.: 1088177 Seite: 24 Fläche: 78'747 mm² grossen Beerenproduzenten den Frisch- markt beliefern und im eigenen Betrieb eine Abteilung für Industrieware haben. Diese sind dann Zulieferer von Tiefkühlwa- re oder Fruchtpüree für die Nahrungsmittelindustrie. Bei uns ist die neue Nachfrage nach Beeren zur Verarbeitung sicher positiv für die Branche. Diese neue Nachfrage beläuft sich schätzungsweise auf fünf bis zehn Prozent der aktuellen Produktionsmenge und sollte im Interesse aller Marktpartner durch einen moderaten Ausbau der vorhandenen Produktionsflächen gedeckt werden. Das bedeutet im Idealfall für die Produzenten eine bessere Auslastung der vorhandenen Strukturen und eine gleichzeitige Stabilisierung des Frischmarktangebotes. Dies bedingt eine Intensivierung und Neuorientierung der bestehenden Zusammenarbeit zwischen Produktion, Handel und Industrie. Dies scheint nach jetzigem Stand der Dinge die nachhaltigste Variante zu sein. «Produzenten, die neu ausschliesslich für die Verarbeitung produzieren wollen, werden nach neuen Anbausystemen und passenden Sorten suchen müssen und die Wirtschaftlichkeit solcher Kulturen genauestens prüfen müssen», meinen einhellig die Produzenten Matthias Müller, Steinebrunn TG, und Rico Lehmann, Bernhardzell SG. Das brauche Zeit und eine aktuelle Analyse der Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen unter den seit letztem Jahr geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen ist erforderlich. Für Neueinsteiger bestünden nur bei regionaler Produktion, in genau definierten Rahmenbedingungen, bei vorhandenem Fachwissen und nach sorgfältiger Marktabklärung wirtschaftlich interessante Möglichkeiten. n Hagen Thoss, Strickhof Lindau, Fachstelle Obst Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52834856 Ausschnitt Seite: 4/4