Der Plateosaurus sorgt für eine Überraschung

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Der Plateosaurus sorgt für eine Überraschung
FOKUS Freitag, 13. Januar 2006
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Der Plateosaurus sorgt für eine
Überraschung
Neue Erkenntnisse zu den Knochenfunden in Frick
Yvonne Zollinger
Der Plateosaurus
engelhardti
Martin Sander und Nicole Klein vom Institut für
Paläontologie der
Universität Bonn machten anhand der Knochenfunde des Plateosaurus aus Frick und Tossingen (DE) eine überraschende Entdeckung.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Dino
sauriern war dieser kein reiner Warmblüter.
FRICK. Die reichhaltigen Skelettfun
de von Plateosaurus engelhardti in den Sedimentgesteinen von Frick und dem süddeutschen Tossingen ermög
lichte dem Foscherteam Martin Sander und Nicole Klein, das Wachstum und den Stoffwechsel dieses frühen Dinosauriers zu rekonstruieren. Sie stiessen dabei auf die überraschende Erkenntnis, dass es sich beim Plateo
saurus, entgegen vorherrschender
Meinung, nicht um einen Warmblüter
gehandelt haben kann. Dies zeigte sich bei der Untersuchung der
«Wachstumsringe» in Bein- und Beckenknochen. Ihre Forschungser
gebnisse haben die Paläontologen in der Dezemberausgabe des Wissenschaftsmagazins «Science» veröffentlicht.
Praktisch alle Studien an Dinosauriern hatten bisher gezeigt, dass deren Grössenwachstum einer charakteristischen Wachstumskurve folgte.
Ähnlich wie bei den heutigen Säugetieren weist der Knochenaufbau auf einen viel aktiveren Stoffwechsel als
der von Reptilien hin. Nach weit verbreiteter Meinung nahm man an, dass
Dinosaurier zwar von wechselwar-
Der Plateosaurier lebte vor mehr als
200 Millionen Jahren und war der
erste richtig grosse Saurier. Er
stand an der Wurzel der Dinosaurier
entwicklung. Der Vegetarier wurde bis zu zehn Meter lang und mehrere Tonnen schwer. Die Hinterbeine wa
ren wesentlich grösser als die Vorderbeine; beide sind mit kräftigen Klauen ausgerüstet, die vermutlich zum Ausgraben von Pflanzenteilen und zur Verteidigung gedient ha
ben. Im Gegensatz zu früheren An
nahmen glaubt man heute, dass
Plateosaurier sich zwar auf die Hinterbeine aufrichten konnten, aber
normalerweise auf allen vieren ge
laufen sind. Als Plateosaurus lebten,
gehörte das Gebiet der heutigen
Nordschweiz und Süddeutschland zu einem wüstenhaftenTiefland mit
flachen Hügeln und weiten Senken. Von Zeit zu Zeit wurden die tieferen Bereiche vom Meer überflutet. Anhand der vielfältigen Knochenfunde des Plateosaurus aus Frick konnten Paläontologen Wachstum und Stoffelwechsel der
Tiere rekonstruieren.
Foto:Yvonne Zollinger
men Reptilien abstammen, aufgrund der Knochenstruktur aber überwiegend zu den Warmblütern gezählt
werden konnten.
Unterschiedliche Wachstumsraten Die Forschungsergebnisse von Martin Sander und Nicole Klein zeigen, dass die Plateosaurier in Frick im Verhältnis zum jeweiligen Alter stark in der Körpergrösse variierten. Die Körperlänge der ausgewachsenen Tiere betrug zwischen 4,8 und 10 Me-
tern. Das Alter der Tiere lag zwischen 9 und etwa 27 Jahren. Dabei war ein 12-jähriges Tier bereits voll ausgewachsen, eines der Ältesten hingegen aber nur knapp ausgewachsen. Dieser Umstand legt nahe, dass das
Wachstum des Plateosaurus engelhardti nicht nur von den Genen gesteuert wurde, sondern auch äusseren Einflüssen, wie dem Klima und dem Nahrungsangebot unterlag, so wie es bei Schildkröten oder Krokodilen heute noch ist.
Im Gegensatz zu Tossingen, dem zweiten grossen Fundort von Plateosauriern, waren die Individuen in Frick kleiner. Die Paläontologen glauben, dass die Population in Frick generell eine kleinere Statur aufwiesen, weil ihr Lebensraum weniger günstig war als der anderer Populationen.
Vorstufe in der Evolution?
Der Ur-Dinosaurier und Vorfahre aller folgenden Dinosauriergenerationen war demnach gar nicht so dino-
saurierhaft wie gemeinhin angenom
men. Die Forscher nehmen an, dass
er eine Vorstufe in der Evolution zum warmblütigen Saurier darstellt, die im Gegensatz zu heutigen Warmblü
tern noch die Eigenschaft besass, auf Umwelteinflüsse mit schnellerem oder langsamerem Wachstum zu reagieren.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Plateosaurus sich vom Warmblüter wieder zum wechselwarmen Tier zurückentwickelte. Ein
deutig klären lässt sich dies laut San
der aber erst, wenn man mehr über
die ersten Dinosaurier weiss und bei ihnen ähnliche Studien durchführen kann.
Frischer Wind in alten Mauern
Neues Jugendteam im Kulturbetrieb Meck à Frick
FredThelen
Sechs junge Leute wollen
als «TonSpion» neuen
Schwung in den
Veranstaltungskalender
von Meck à Frick bringen.
Als immer mehr junge
Besucher ausblieben,
erkannte der Kulturverein
Urschrei das Generationsdilemma und konnte junge
Leute zum Mitmachen
aktivieren.
FRICK. Zu einem bunten Ideenmix
trafen sich im vergangenen September vier Männer und zwei Frauen
zwischen 20 und 30 Jahren, motiviert
dadurch, dass sie selber langjährige Meck-Besucher waren. Pirmin
Schmid auf der ersten Pressekonferenz: «Wir fanden es plötzlich spannend, vom Konzertbesucher zumVeranstalter zu werden.» Hilfreich war,
so Rolf Büeler, dass sie zuerst einmal
frei ihre Ideen entwickeln konnten,
aber dennoch erfahrene Leute vom
Kulturverein im Rücken wussten. Jeder brachte also ungezwungen seine
Vorstellungen ein, die bald als ein
breiter Mix von Events, Kunst und Literatur Gestalt annahmen.
An Ideen mangelt es also nicht. So
sind für 2006 bereits diverse Konzerte geplant, von Ska über Rock, Jazz,
Reggae und Funk bis hin zu Irish- und
Balkangroove. Dabei wird klar, dass
musikalische Unterhaltung den
Schwerpunkt des Programms, welches parallel zum vielseitigen Kulturkalender der Meck-Veranstalter
läuft, bilden wird. Schmid, der selbst
in einer einheimischen Band spielt:
«Wir wollen dabei die verschiedensten Bedürfnisse abdecken und lassen uns natürlich auch von unseren
persönlichen musikalischen Vorlieben inspirieren.» Die Feuerprobe findet am Samstag, 21. Januar, statt. Für
die erste «TonSpion-Party» im Meck
konnten zwei Bands gewonnen werden. Mit der «Wazomba Bigband»
(Ska, Polka) und der Fricktaler Band
«The Beefeaters» (Offbeats) präsentieren die Spione zwei äusserst tanzbare Formationen und hoffen auf ein
gut gelauntes Publikum.
Die Marschrichtung haben die
sechs TonSpione in vielen Sitzungen
CooleTypen als «TonSpione»: (von links) Nicole Hiltbrunner, Raoul Brodmann, Marcello Müller, Rolf Büeler, Pirmin Schmid
und Heidi Emmenegger.
Foto:TonSpion
klar definiert. Sie wollen etwas zu einem lebendigen Kulturplatz Fricktal
beitragen und vor allem das Angebot
für ein jüngeres Publikum erweitern.
Raoul Brotmann: «Es ist einfach cool,
aufs Velo zu steigen und gleich um die
Ecke gibt es ein tolles Konzert, eine
gemütliche Bar und jede Menge Leute zum Quatschen.» Das Sextett
möchte Kultur vor der Haustüre erlebbar und auch bezahlbar machen.
Marcello Müller: «Kultur muss dort
stattfinden, wo wir und viele andere
junge Leute leben, und nicht erst in
der nächsten grösseren Stadt.» Neben den grösseren Events, wie eine
Rock-Nacht im April, ein Open-AirKonzert im August oder eine Film-
nacht im September, sollen aber auch
kleinere Veranstaltungen ein breites
Publikum ansprechen. So schwirren
in den Köpfen eine Auktion, Bastelnachmittage, Witz- und Literaturabende und vieles mehr. Man darf also gespannt sein, was aus dieser kulturellen Spionageakte noch alles hervorkommen wird.