REISEN EXTRA: CMT

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REISEN EXTRA: CMT
Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
REISEN EXTRA: CMT
33
Ihm liegt ganz Neapel zu Füßen: Ein
Ausflug zum Vesuv Seite 24
Luxusloft mit 420 PS und andere
Trends beim Caravaning Seite 25
Seite 30
Diva vom Bosporus: Begegnungen in
Istanbul Seite 28
Trompetenbäume und
eine kitzlige Wanderung:
Das sonnige Puerto Rico
für Fortgeschrittene.
FOTO: REVIERKULT
Weg von Kohle und Stahl, hin zur Metropole: Die
europäische Kulturhauptstadt Ruhr 2010 öffnet
die Tore. Ein Trip zu vier Programmpunkten
und einigen Zechenkindern.
Weil Kampanien nach Campen klingt:
Zelten auf Italienisch Seite 24
Seite 26
DieSeelebaumeln lassen!
Die Hip-Hop-Band Massive Töne besingt
zwar nur eine „Traumreise“ im wörtlichen
Sinn, eine Reise „mit dem Finger auf dem Globus“ – doch man kann die Sehnsucht nach
der Ferne spüren, die im Songtext mitschwingt. Gut, dass die Mehrheit der Menschen vom Reisen nicht nur träumen muss.
Reisetypen gibt es so viele wie Sand am
Meer: den Heimatverbundenen, den Preisbewussten, den Extrem(sport)urlauber, den
Kulturinteressierten, den mobilen Individualisten, den Ferntouristen, den Städte-Fan, den
Naturliebhaber, den All-inclusive-Anhänger.
Für jeden lassen sich aufregende Destinationen finden – am besten auf der Touristik-
hn
Sascha He
:
empfiehlt
Kulturreisen liegen im Trend
Zwar hat auch die Reisebranche aufgrund
der Finanzkrise mit teils erheblichen Verlusten zu kämpfen. Die Urlauber schauten eher
aufs Geld, nähmen eher das Auto als das Flugzeug und verreisten eher kürzer. Die Reiselust als solche sei aber trotzdem ungebrochen, ist sich CMT-Sprecher Axel Recht
sicher: „Es lässt sich nicht absehen, dass die
Menschen weniger reisen.“
Und so locken Fern- wie Nahziele – eine
bunte Mixtur, auch zu sehen an der Mischung der diesjährigen CMT-Partnerländer:
Besonders ausführlich werden die Türkei,
das Thema Campen im süditalienischen Kampanien, die Karibik und die Metropole Ruhrgebiet, die 2010 Kulturhauptstadt Europas
ist, präsentiert. Ruhr 2010 steht zudem für einen Trend: „Das Interesse an Kulturreisen
hat spürbar zugenommen, dieses jüngste
CMT-Segment wird deshalb als eigenständige ,Tochter‘ ausgebaut“, so Axel Recht.
Auf der CMT mit „Europas größtem Reiseangebot“ sind aber auch der wachsende Bereich der Fahrrad- und Wanderreisen, Golfund Wellnessreisen, der Motorbereich mit
Cabrio-Sonderschauen, Freizeitfahrzeugen
und Motorrädern sowie die Anbieter der boomenden Kreuzfahrt- und Schiffsreisen vertreten. Wichtiger Bereich ist auch die Caravaning-Branche, die 2009 ebenfalls Zuwächse
verzeichnen konnte und die mit rund 80 Marken und 700 Fahrzeugen präsent ist.
Viel Spaß mit unserem Extra zur CMT!
CMT Stuttgart
300 km
Köln
BELGIEN
Mannheim
Karlsruhe
FRANKREICH
SCHWEIZ
Nürnberg
Heidelberg
Stuttgart
Ulm
München
ÖSTERREICH
Allgemeines
CMT, Internationale Ausstellung für
Caravan, Motor, Touristik
Dauer: bis 24. Januar 2010
Ort: Neue Messe Stuttgart
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr
Kontakt: Landesmesse Stuttgart GmbH
Telefon +49 (0)711 18560-0
www.messe-stuttgart.de/cmt
Das Neue Messegelände in Stuttgart verfügt über
direkte Anbindungen an die A 8, die B 27 und den
8 Tage Passau-Wachau-Budapest-Bratislava-Wien-Melk-Passau
Reisetermine 2010 und Saison
05.04.-12.04 S 26.04.-03.05. B '()*+),-)*+) -()*.)'-)*.) -')*()-/)*() -*)*+)-0)*+) ,-)*+)*0)*.) '-)*.)'1)*.) -/)*()'.)*() -0)*+)'()*+) *0)*.)-()*.) Aufger-pErmaäsßigsutn!g
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bis 31.01.1
Kombi-Karten, erhältlich bei zahlreichen TotoLotto-Verkaufsstellen, beim ADAC Baden-Württemberg und an allen Ticketautomaten der U- und
S-Bahn-Haltestellen im VVS-Gebiet, DB-Automaten
und DB-Reisezentren im VVS und Easy-Ticket-Service-Verkaufsstellen:
Erwachsene 12 l (inkl. VVS),
ermäßigt Schüler (ab sechs Jahre), Studenten, Rentner, Schwerbeschädigte, wehrpflichtige Soldaten
und Zivildienstleistende (mit Ausweis) 8 l (inkl.
VVS), Familie (max. zwei Erwachsene und zur Familie gehörende Kinder bis 16 Jahre – unter sechs
Jahren generell freier Eintritt) 26 l (inkl. VVS)
Dauerkarte 20 l (ohne VVS), Gruppen ab zehn Personen / pro Person 10 l (ohne VVS),
Happy Hour Card ab 15.30 Uhr 5 l (ohne VVS),
Schulklassen pro Person 5 l (ohne VVS)
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S-Bahn S 2 oder S 3 in Richtung Flughafen (Filderstadt) / Messe Stuttgart.
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Flughafenrandstraße/Flughafen, 70629 Stuttgart
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Zone 2: € 20 p. P., Zone 3: € 40 p. P., inklusive Mittagessen.
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Deutschlandweite Bahnreise (2. Klasse) nach Passau Hauptbahnhof und zurück nur €109 pro Person
Bewachter Stellplatz im Parkhaus in Passau € 65
16. - 24. Januar 2010
Neue Messe Stuttgart
Halle 4 - Stand 4.D.01
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0180-34 44 300
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„Ey yo, Baby, pack deine Sachen, wir fahren
zum Flughafen,
weil ich gebucht habe, damit wir endlich
durchstarten.
Keine Panik, glaub mir, es lohnt sich,
ich zeig’ dir die ganze Welt, nur den Mond
nicht.“
messe CMT in Stuttgart. Die Urlaubsmesse
wurde vom Corps Touristique (CT), der Vereinigung der ausländischen nationalen Tourismusorganisationen und Eisenbahnen in
Deutschland, in der vergangenen Saison unter 18 Konkurrenten als „beste Reisemesse“
ausgezeichnet.
Kein Wunder: 1850 Aussteller aus mehr
als 90 Ländern und Regionen zeigen auf dem
neuen Messegelände, was es in der Welt zu sehen gibt, wie man am besten dorthin kommt
und wie man die schönsten Tage im Jahr mit
Leben füllen kann. Alle neun Messehallen mit
insgesamt 105 000 Quadratmeter Fläche sind
ausgebucht. Die CMT-Veranstalter erwarten
rund 200 000 Besucher.
SOAK-GRAFIK: KLOS
VON ANDREA WELLER
FOTO: FOTOLIA
Das neue Reisejahr beginnt mit der CMT, Europas größter Publikumsmesse.
Die Reisebranche hat 2009 zwar Verluste einstecken müssen, doch die Reiselust der Menschen ist ungebrochen.
Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
34 REISEN EXTRA: CMT
CamperimGlück
Neapel, Amalfi-Küste, Capri – Kampanien weckt viele klassische Sehnsüchte von Italienfans. Es lohnt sich also, in der süditalienischen Region seine Zelte aufzuschlagen.
Nicht nur weil Kampanien nach Campen klingt. Es gibt dort eine Reihe von picobello sauberen Campingplätzen in spektakulärer Lage.
den, erzählen davon, dass die Region auf eine
bewegte Geschichte zurückblickt. In einem
dieser Türme aus dem 16. Jahrhundert kann
man sogar übernachten.
Die Punta Campanella ist eines der jüngeren Naturschutzgebiete Italiens. Das tiefblaue Meer, der würzige Duft über den malerischen Hügeln – mediterraner geht’s kaum.
Spätestens hier wird klar, warum die Römer
die Ländereien südlich von Rom „glückliche
Landschaft“ nannten, „campania felix". Daraus wurde später schlicht Campania. Das
Sahnehäubchen auf dem Bilderbuchpanorama der Punta Campanella: Die geschichtenumwobene Insel Capri liegt direkt gegenüber. Dank der blauen Grotte ist sie wie eh
und je eines der Top-Urlauberziele in Italien.
Zu denen zählen natürlich auch die Ausgrabungsstätten von Pompeji. Tag für Tag
stapfen Tausende Touristen aus aller Welt
durch die untergegangene Stadt. Viele Gäste
kombinieren einen Aufenthalt an der Amalfiküste oder in Neapel mit einem Abstecher
nach Pompeji. Ein Regionalzug verbindet die
antike Ruinenstadt mit der Metropole.
VON MARTIN CYRIS
Plitsch. Platsch. Plitsch. Platsch. Was diese
Geräusche verursacht, sind nicht etwa die ins
Meer geworfenen Netze der vielbesungenen
Capri-Fischer. Es sind die Füße des dreijährigen Lukas, der im seichten Wasser herumplanscht. Der Knirps macht mit seinen Eltern
Urlaub an der Amalfi-Küste.
Lukas’ Familie, aus dem Kraichgau angereist, ist nicht nur Camping-, sondern auch
Italien-verrückt. Obwohl die Preise auf italienischen Campingplätzen zu den höchsten in
Europa zählen. „So weit unten am Stiefel waren wir noch nie“, sagt Marlies, die Mutter
von Lukas. Fast 1500 Kilometer hat ihr Wohnmobil von Baden-Württemberg nach Kampanien zurückgelegt. Sorrent, Positano, der Vesuv, die Ausgrabungsstätten von Pompeji –
„mein Mann träumte schon immer davon, in
Süditalien Campingurlaub zu machen“, sagt
Marlies, „den Wunsch konnte ich ihm nicht
mehr abschlagen. Trotz der langen Fahrt.“
Der Traum ging voll in Erfüllung. Nicht
nur weil Kampanien nach Campen klingt und
deshalb geradezu prädestiniert dafür scheint,
Zelte aufzuschlagen. Sondern auch, weil es in
der süditalienischen Region eine Reihe von
Locations gibt, die kaum spektakulärer sein
könnten. Etwa der Campingplatz Nettuno in
Nerano. Das Zelt- und Caravandorf befindet
sich am Anfang der berühmten Amalfi-Küste.
Nur wenige Autominuten von hier beginnt
die Amalfitana. Die Küstenroute wird oft als
schönste Straße der Welt bezeichnet. Trotz
der Müllproblematik, die in Kampanien vielerorts zu beobachten ist.
Wer nach Pompeji kommt, sollte eine
Pizza mit Büffelmozzarella probieren
Hier wird klar, warum die Römer von
„glücklicher Landschaft“ sprachen
Doch die Bucht von Nerano ist picobello: Der
Hausstrand des Orts, die Marina del Cantone,
wurde zuletzt zweimal hintereinander mit
der Blauen Flagge ausgezeichnet, dem ÖkoZeichen für saubere Badewasserqualität. Wer
Glück hat, bekommt einen Stellplatz auf dem
Campingplatz nur fünf Meter vom Meer entfernt. Das kann kein anderer Zeltplatz an der
Amalfiküste bieten. Weshalb der kleine Lukas unbesorgt am Kiesstrand spielen darf,
während seine Eltern in Sichtweite am Gaskocher das Mittagessen zubereiten.
„Ich war schon überall auf der Welt, aber
ich bin immer wieder glücklich, wenn ich
hierher zurückkomme“, sagt Michele Mauro,
der Chef des Nettuno-Campings. „Hier leben
nur glückliche Menschen“, versichert der
Enddreißiger, „und wir Kampanier sind sehr
gastfreundlich.“ Micheles Vater hatte den
Campingplatz bei der Gründung 1970 nach
Neptun benannt, dem römischen Gott der
Meere. Nicht ahnend, dass sein Sohn einmal
ein besessener Schnorchler und Taucher werden würde. Zum Nettuno gehört folgerichtig
heute eine Tauchschule. Der Chef persönlich
gibt Tipps für Ausflüge. Vor allem in die benachbarte Punta Campanella, eine kleine
Landspitze westlich von Nerano. Hier gibt es
wunderbare Tauch- und Schnorchel-, aber
auch schöne Wanderreviere. Einige Wachtürme, die zur Piratenabwehr errichtet wur-
Die Amalfi-Küste, eine der schönsten Küsten der Welt, bietet eine märchenhafte Landschaft, den Duft von Blüten und Zitronen, kristallklares
FOTO: MARTIN CYRIS
türkisfarbenes Meer und romantische Buchten.
Kampanien
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Neapel
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Pozzuoli
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Vesuv
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Campingplätze
Kampanien
A3
Salerno
ler
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ITALIEN
Capri
Mittelmeer
A 3 Richtung Neapel wechseln. Die meisten
Autobahnabschnitte in Italien sind gebührenpflichtig.
Weitere Infos: www.adac.de
15 km
Villagio Nettuno (Amalfi-Küste):
Preise: Erwachsene ab 6,50 l pro Tag
(Hauptsaison 9), Wohnmobil ab 10,50 l pro Tag
(Hauptsaison 14).
Via A. Vespucci 39, I-80061 Massa Lubrense
(Nerano), Telefon 00 39 / 081 / 8 08 10 51,
www.villaggionettuno.it
Air Berlin (www.airberlin.com) und Tuifly
(www.tuifly.com) fliegen von Stuttgart direkt nach
Neapel. Lufthansa (www.lufthansa.com) und Alitalia
(www.alitalia.com) fliegen mit Zwischenstopp(s).
Camping Zeus (Pompeï):
Preise: Erwachsene ab 5 l pro Tag (HS 6),
Wohnmobil ab 11 l pro Tag (HS 12).
Via Villa dei Misteri 1, I-80045 Pompeï,
Telefon 00 39 / 081 / 8 61 53 20.
www.campingzeus.it
Mit dem Wohnmobil über die A 8 Richtung München,
weiter auf der A 93 Richtung Innsbruck, über den
Brenner, in Italien auf die A 1 Richtung Modena/
Roma, auch als Autostrada del Sole bekannt. Südlich
von Rom weiter auf der A 1 bis Caserta, dort auf die
Camping Vulcano Solfatara:
Preise: Erwachsene ab 7,80 l pro Tag (HS 9,60),
Wohnmobil ab 8,50 l pro Tag (HS 9,50).
Via Solfatara 161, I-80078 Pozzuoli, Telefon
00 39 / 081 / 5 26 74 13, www.solfatara.it
Anreise
Außerdem empfehlenswert
Baia Domizia:
Der größte Campingplatz Kampaniens mit
hauseigenem Sandstrand und vielfältigem
Animations- und Sportangebot, z. B. Windsurfen
oder Salsa-Kurse. Die weitläufige Anlage liegt zwischen Rom und Neapel. Preise: Erwachsene ab
5,50 l pro Tag (HS 9,50), Wohnmobil ab 11,50 l pro
Tag (HS 19,50).
Via Pietre Bianche, I-81030 Baia Domizia, Telefon
00 39 / 08 23 / 93 01 26, www.baiadomizia.it
Deutschsprachige Internet-Datenbank über
Campingplätze in ganz Italien: www.camping.it
Allgemeine Informationen:
Offizielle Seite der Region Kampanien:
www.turismoregionecampania.it
Prospektmaterial – teilweise auch
zum Download – erhältlich über
www.enit-italia.de
CMT
Kampanien, Caravaning-Partnerregion der
CMT, präsentiert sich in Halle 4, Stand 4C44
Noch näher hat's freilich, wer direkt vor den
Toren Pompejis nächtigt. Möglich ist das
dank Camping Zeus. Der Zeltplatz verfügt
zweifellos über eine einzigartige Lage – auch
weil sich im Hintergrund der Vesuv, der Zerstörer Pompejis, wie ein dunkler Beobachter
auftürmt. Wer ohne Wohnwagen oder Zelt
anreist, kann bei Camping Zeus auch in einem kleinen Zimmer oder einem spartanisch
eingerichteten Holzbungalow wohnen.
Wer ohne Verpflegung nach Pompeji
kommt, sollte unbedingt eine Pizza versuchen. Die Teigfladen in der öffentlichen Campingplatz-Pizzeria Zeus sind nicht nur lecker,
sondern auch ordentlich groß. Keine Spur
von Touristennepp, trotz der 1-a-Lage. Pizza
ist hier eine Frage der Ehre. Denn von Kampanien aus, genauer von Neapel, trat die Pizza ihren Siegeszug um die Welt an. Kampanien ist
zugleich Hochburg einer ihrer Hauptzutaten:
dem Büffelmozzarella. Er gilt als der beste Italiens. Entlang der Hauptstraßen gelangt die
weiße Köstlichkeit im wahrsten Sinne von
der Hand in den Mund: Zahlreiche Käsereien
verkaufen frischen, zart duftenden Mozzarella praktisch direkt aus der Molke.
Ein etwas anderer Duft liegt westlich von
Neapel in der Luft: eigenartig riechende
Schwefelgase. Die Phlegräischen Felder, fast
150 Quadratkilometer groß, sind ein Gebiet
von hoher vulkanischer Aktivität. Für Besucher interessant ist vor allem der SolfataraKrater bei Pozzuoli. Kurios, dass am Rande
des Kraters gecampt werden kann. „Ein Campingplatz mit Fußbodenheizung“, witzelt ein
Gast. Die Schwefelgase sind hier freilich nur
abgeschwächt wahrzunehmen.
Seinem Ruf als heißes Pflaster wird Italien am Solfatara-Krater aber auch aus einem
anderen Grund gerecht: Die Schwefelgase
enthalten zwei Substanzen, die auch im Potenzmittel Viagra zu finden sind. So verschönt ein Campingurlaub in Kampanien das
Leben vielleicht auch im erotischen Sinn.
Am Krater des Vesuvs, den Golf von Neapel zu Füßen
Der Gipfel des Vesuvs war eines
der liebsten Ausflugsziele der
Neapolitaner. Heute besuchen
nur noch wenige Touristen den
Vulkan, der zu den gefährlichsten der Welt zählt.
VON MARTIN CYRIS
„Wahnsinn.“ Ethan hat nur Augen für die
Landschaft. Aus dem Fenster des Geländewagens bietet sich ein überwältigendes Panorama auf den Nationalpark rund um den Vesuv. Abermillionen Kubikmeter von Asche,
Magma und Lava haben im Lauf der Geschichte ein bizarres Terrain gebildet. Emma,
Ethans Verlobte, kämpft unterdessen mit ihrem Magen. Der Blick der kanadischen Touristin ist deshalb nicht nach draußen, sondern
auf die Plastiktüte vor ihrem Mund gerichtet.
Nicht jedem bekommt die temperamentvolle
Fahrweise unseres Fahrers am Steuer eines
Unimog. Schwungvoll nimmt er die engen
Kurven auf der holprigen Straße.
In den Serpentinen blicken wir auf die
Ebene östlich des Vesuvs, die schon in der Antike als Siedlungsgebiet begehrt war. Bei guter Sicht sind die archäologischen Stätten von
Pompeji zu erspähen. Kurz unterhalb des Gipfels stellt der Fahrer den Motor ab. Von hier
aus sind es rund 20 Minuten Fußmarsch zum
Kraterrand. Emma bleibt beim Wagen. Nicht
nur, weil ihr übel ist, sondern auch weil sie
das falsche Schuhwerk trägt: Badelatschen.
Roberto, der Führer, winkt ab. „Besser nicht.“
Der Weg ist steil und mit rauen Bimssteinchen übersät. Die Füße sinken ein, das Laufen
ist mühsam. Doch die Aussicht, in wenigen
Minuten einem der berühmtesten Berge der
Welt in den Schlund zu schauen, wirkt wie
ein Magnet. Der Wind pfeift ordentlich.
Trotz des beherzten Aufstiegs beginnen einige zu frösteln. „Im Winter kann es hier
oben auch schneien“, sagt Roberto. Im Moment steht uns der Sinn aber nicht nach
Schnee, sondern nach Wärme – solange sie
nicht aus dem Rachen des Vesuvs emporschießt. „Keine Angst“, sagt Roberto, „heute
wird es nicht zum Ausbruch kommen.“ Wie
viel Vorwarnzeit der Vulkan bei seinem
nächsten Ausbruch geben wird, darüber streiten sich die Experten. Doch nicht deshalb gilt
der Vesuv als einer der gefährlichsten Feuerspucker weltweit, sondern weil seine Ausläufer dicht besiedelt sind.
Vorsichtig nähern wir uns dem Krater. Im
Inneren des Berges geht es bis zu 200 Meter
steil nach unten. Ein Geländer hält allzu Wagemutige von unüberlegten Tritten ab. Nur
an wenigen Stellen kann man auf den Grund
blicken, wo glühend heiße Magma vor sich
hin brodelt. Der Weg um den Krater führt direkt an zwei Betonsockeln vorbei. Überreste
der legendären Seilbahn, der funicula, die
einst von Neapels Stadtrand hier heraufführte. An den Wochenenden sorgte sie für
Rummelstimmung auf dem Berg. Bei einem
Erdbeben wurde die Seilbahn 1980 zerstört.
Vermutlich der Hauptgrund, weshalb der Vesuv an Anziehungskraft verloren hat. Nur
rund ein Viertel der Besucher, die Pompeji besichtigen, finden mittlerweile auch den Weg
auf den Berg. Zum Leidwesen von Adriano.
Seit vielen Jahren verkauft er dort oben Postkarten – den Krater stets im Blick. Angst vor
einem Ausbruch? Adriano vertraut seinem
Bauch: „Ich fühle den Vesuv. Sollte was passieren, würde ich das schon beim Frühstück
merken.“ Hin und wieder beobachte er, wie
Touristen zusammenzucken, wenn sich ein
Gewitter zusammenbraut. Immerhin: Der Vesuv ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Adriano nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette: „Keine Angst,
ich habe den Kerl im Auge.“
Blick auf den Vesuv.
FOTO: FOTOLIA
Exkursionen zum Krater
nicht mit dem eigenen Wagen
Anreise
Privat-Pkw dürfen derzeit nicht auf den Vesuv. Offizieller Veranstalter für Unimog-Touren: www.tourguidenaples.com/it/busvia_del_vesuvio.html
Fahrpreis 35 Euro pro Person ab Neapel. Der Veranstalter steuert alle Hauptsehenswürdigkeiten
Kampaniens an. Die Begehung des Vesuvs ist ganzjährig möglich, jedoch witterungsabhängig. An
den Krater kommt man nur mit Führung durch
Park-Guides: www.parconazionaledelvesuvio.it
Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
REISEN EXTRA: CMT 35
NACHRICHTEN
Mehr als 40 Weltneuheiten
aus der Caravaning-Branche
Die CMT gilt mit mehr als 700 ausgestellten Caravans und Reisemobilen auf über
50 000 Quadratmetern als zweitgrößte
Caravan-Show in Deutschland. Viele Hersteller und Händler nutzen die Touristikmesse für ihre Modellpremieren – bei der
CMT werden mehr als 40 neue Reisemobile und Caravans vorgestellt. Der Sicherheitspreis des Deutschen Camping-Clubs
e. V. (DCC) geht an den Hersteller Hymer
AG für dessen Baureihe B-XL. Die Auszeichnung wurde jetzt auf der CMT verliehen. Hymer-Sprecher Ralf Torresin:
„Vor allem weil es sich um einen Preis der
Kunden handelt, ist dieser Preis für uns
WE
eine wertvolle Auszeichnung.“
Änderungen für Wohnmobile
im Straßenverkehr
Edel-Zuhause auf zwei Rädern: Das Modell Vario Perfect 1200 Platinum ist zwölf Meter lang und wiegt 25 Tonnen – auch ein Kleinwagen passt hinein.
FOTOS: VARIO MOBIL
Luxuswohnungmit 420 PS
Das Angebot ist breitgefächert
wie nie. Im Segment der Luxuswohnmobile setzen Hersteller
mit architektonischen Raffinessen und Edelmaterialien
immer neue Maßstäbe.
VON SUSANNE KILIMANN
Menschen sind grundverschieden. Urlauber
auch. Während die einen gern mal alles hinter sich lassen, können die anderen frischen
Wind und neue Horizonte erst richtig genießen, wenn ein Stück Zuhause mit auf Reisen
geht. Schon in den Sommern der Wirtschaftswunderära, als es die Deutschen scharenweise gen Italien zog, hatten Tausende ein
mobiles Quartier im Schlepp. An der schönen
Adria residierten die Urlaubspioniere in einem Diplomat, einem Kurfürst oder einer
Comtesse. Der Wohnwagen machte den Urlaubstraum von Bella Italia erschwinglich –
auch für Normalverdiener mit Kind.
Ein halbes Jahrhundert später ist die Begeisterung für Caravans & Co ungebrochen.
Aus der preiswerten Alternative zu den Pauschalarrangements der Hotellerie ist für eine
eingeschworene Fangemeinde die Idealform
des Reisens schlechthin geworden. Ob Uppsala oder Umbrien, Costa Brava oder Steinhuder Meer: Reisemobilisten sind überall – und
überall zu Hause. Mit den spartanisch ausgestatteten Campingkugeln vergangener Jahrzehnte haben die meisten mobilen Unterkünfte inzwischen nichts mehr gemein. Dank
geschickter Grundrissplanung und ausgetüf-
Auch innen lässt der Vario Perfect 1200 Platinum keine Wünsche offen.
teltem Einbaumobiliar finden auf den Chassis
gängiger Transporter erstaunlich komplette
Behausungen Platz: Wohnraum, Schlafraum,
Küche, Bad. Und wo Innendesigner nicht auf
den Euro schauen müssen, können es die mobilen Schlaf- und Wohnräume in puncto Eleganz und Komfort durchaus mit ihren auf festem Fundament verankerten Pendants aufnehmen. Mit edlen Materialien für Wohnund Schlafmöbel, ausgeklügelten Lösungen
für Küche und Bad, raffinierten Beleuchtungskonzepten und üppiger Unterhaltungselektronik werden ständig neue Maßstäbe gesetzt.
2009 war trotz Publikumsandrang auf
den Messen ein schwieriges Jahr für die Branche. Vor allem rückläufige Exportzahlen verhagelten vielen Herstellern das Geschäft.
Auch die Zulassungszahlen in Deutschland
rutschten ab und blieben weit hinter dem Niveau vergangener Rekordjahre zurück. Von
Januar bis November registrierte das Kraftfahrtbundesamt knapp 16 000 Caravan-Neu-
zulassungen, 15,2 Prozent weniger als im
Jahr zuvor. Bei den Wohnmobilen ist die
Zahl von 20 324 auf 17 028 geschrumpft – ein
Minus von 16,2 Prozent.
Auf der nach oben hin offenen Preisskala
beginnt der Wohnmobil-Luxus jenseits der
100 000-Euro-Marke. Kunden, die beim niedersächsischen Hersteller Vario Mobil einkaufen, geben indes nicht selten das Vier-,
Fünf- und Sechsfache der Summe aus. „2009
haben wir das teuerste Wohnmobil unserer
bisherigen Firmengeschichte verkauft“, berichtet Unternehmenssprecherin Jutta Röwer und lässt sich den Preis für den zwölf Meter langen Dreiachser gleich noch einmal auf
der Zunge zergehen: 1 021 078,60 Euro. Dafür bringt das Zweitzuhause auf Rädern dann
aber auch gleich drei ausfahrbare Erker, ein
Schlafzimmer mit Kingsize-Doppelbett und
ein Wellnessbad mit Platinarmaturen mit. Bewegt wird die Traumwohnung von einem
420-PS-Motor mit automatischem Zwölfganggetriebe. Weil man mit dem 25 Tonner
schwerlich ins nächste Dorf zum Brötchenholen fahren kann, ist eine Garage fürs Zweitfahrzeug an Bord.
Interessante Neuigkeiten bietet nicht nur
das Luxussegment. Im vergangenen Jahr haben Hersteller tolle Grundrisslösungen für
Freizeitfahrzeuge um die 3,5 Tonnen gezeigt.
„Wir erwarten, dass sich der Trend zu leichten, kompakten Fahrzeugen 2010 fortsetzen
wird“, so Christof Sambel vom Verband der
Caravaning Industrie (CIVD).
Gewichtsreduktionen werden vor allem
durch neue Materialien beim Möbelbau erreicht. Die Leichtigkeit verbessert nicht zuletzt die Umweltverträglichkeit der rollenden
Mini-Hotels. Die Ökobilanz der Wohnmobile
Eine Kreuzfahrt ist unbezahlbar.
Und überraschend günstig. Mein Schiff
Wer mit einem Wohnmobil mit einem Gesamtgewicht von 3,5 bis 7,5 Tonnen unterwegs ist, darf auf Deutschlands Autobahnen und Kraftfahrstraßen auch weiterhin
maximal 100 Kilometer pro Stunde fahren. Ansonsten gilt für Kraftfahrzeuge mit
mehr als 3,5 Tonnen grundsätzlich Tempo 80. Allerdings gilt für diese größeren
Modelle ein Lkw-Überholverbot. Damit
ist die von 2005 bis 2009 befristete Ausnahmebestimmung zur Regel gemacht
WE
worden.
Supergewinnspiel: Flugreise
nach Brasilien zu gewinnen
fällt schon jetzt gut aus. Betrachtet man den
Aufwand für Übernachtung und Verpflegung, so verursacht der Urlaub im Reisemobil
im Vergleich zu anderen Übernachtungsformen die mit Abstand geringsten Emissionen.
Das jedenfalls besagt eine Studie, die das
Öko-Institut 2008 im Auftrag des Caravaning-Industrieverbands durchgeführt hat.
Pro Nase und Nacht fällt demnach auf einem
Stellplatz ein Kilogramm C02 an.
Gehen vier gemeinsam auf Fahrt, sind
die CO2-Emissionswerte äußerst gering
Auf dem Campingplatz ist die Emissionslast
zwar fünfmal so hoch, aber immer noch geringer als beim Sommerurlaub im Hotel, der im
europäischen Durchschnitt mit zwölf Kilogramm Kohlendioxid pro Gast und Nacht auf
die Umweltrechnung drückt. Ist das MobilHotel mit zwei Passagieren unterwegs, liegt
das CO2-Aufkommen bei rund 149 Gramm
pro Passagier und Kilometer. Gehen vier gemeinsam auf Fahrt, reduziert sich der Wert
auf 74 Gramm und liegt so unter dem der
Bahn, für die laut Studie 80 Gramm CO2 pro
Personenkilometer veranschlagt werden.
Altfahrzeuge machen mit ihrem ungefilterten Dieselruß eine weniger gute Figur. Vielerorts werden ihnen verschärfte Richtlinien
für Umweltzonen zur Hürde. Nachrüstsysteme, erwartet der Verband, sind ein wichtiges Thema auf den Caravan-Messen 2010.
Das Thema Caravaning, Reisemobile und
Wohnwagen wird auf der CMT in den Hallen 1, 3 und 5 präsentiert. Caravaningund Campingzubehör gibt es in Halle 7.
Wie heißen die Partnerländer der CMT?
An welchem Karibikstrand liegt das Resort Sandals Grande Antigua? Wer mit offenen Augen über die Touristikmesse
geht und die 28 Fragen rund um die CMT
richtig beantwortet, kann auf einen von
100 Preisen im Gesamtwert von 30 000
Euro hoffen – Hauptpreis ist eine Brasilien-Flugreise. Die Antworten finden sich
an den Ständen der Gewinnspiel-Sponsoren, Teilnahmescheine liegen bei den Ausstellern sowie am Stand des Supergewinnspiels im Messe-Eingang Ost der CMT bereit. Alle bis zum 24. Januar (17 Uhr) in
die Losboxen eingeworfenen und richtig
beantworteten Gewinnscheine nehmen
WE
an der Verlosung teil.
Stabile Nachfrage nach
Busreisen
Busreisen sind beliebt: Trotz Wirtschaftskrise sind die Umsätze der Busunternehmer 2008 relativ stabil gelieben, vermeldet der Bundesverband der Deutschen
Omnibusunternehmer. Die Branche rechnet in Zukunft mit einer steigenden Nachfrage. Bisher beträgt der Marktanteil
neun bis zehn Prozent. Eine Trendanalyse zum Urlaubsverhalten prognostiziert den Busreisen bis 2015 einen Anteil
von zwölf Prozent. Jährlich fahren 120
Millionen Menschen mit einem Reisebus,
beliebt ist er vor allem bei älteren Menschen. Über 60 Prozent der Kunden sind
älter als 50 Jahren. Aber auch bei Jugendlichen stehen Busreisen hoch im Kurs.
Die beliebtesten Busreiseziele waren
GK
2008 Bayern und Italien.
Mit TUI Cruises wird Ihr Traum von einer Kreuzfahrt wahr. Eine Reise auf der
„Mein Schiff“ ist nämlich nicht nur etwas ganz Besonderes, sondern mit dem
Flex Preis* auch richtig preiswert. Informieren Sie sich einfach in Ihrem Reisebüro oder unter www.tuicruises.com.
Ostsee & Baltikum
29.05.–08.06.2010
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10 Nächte ab 1.395 € *
* Flex Preis (limitiertes Kontingent) p. P. bei
2er-Belegung einer Innenkabine.
Weiterer Termin am 08.08.2010.
Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
36 REISEN EXTRA: CMT
Das Herz von
Puerto Rico
schlägt in San Juan
Die Festungen stammen von
den Spaniern. Doch die Altstadt von San Juan ist kein
Museum, sondern Jugendtreff. Ein Spaziergang.
VON OLIVER GERHARD
Türkis, Weiß und Grün sind die Farben an der Küste von Puerto Rico. Am Strand von Luquillo sorgt noch Rot für Abwechslung .
FOTO: OLIVER GERHARD
EinMeer vonGlühwürmchen
Wer jetzt an die Karibik denkt, denkt auch an die Opfer von Haiti. Auf der Nachbarinsel Puerto Rico hat die Erde nicht gebebt.
Eine Wanderung unter Trompetenbäumen zu Felsenpools, stimmgewaltigen Fröschen und geheimnisvoll leuchtendem Wasser.
VON OLIVER GERHARD
Puerto Rico
Anreise
„Heute werdet ihr nass werden, sehr nass“,
sagt Roquí Bello. In der Kategorie Mut machen ist der Wanderführer gerade durchgefallen. Aber er hat das entsprechende Equipment bereitgestellt: rutschfeste Badeschuhe
und knallrote Feuerwehrhelme. Die Bewohner von La Fragua in den Bergen Puerto Ricos
bestaunen uns neugierig.
Bald lassen wir die letzten Häuser zurück
und stapfen durch dichten Regenwald. Ein
Wildbach sprudelt neben dem Weg durch
das enger werdende Tal. Immer wieder sind
moosige Steine zu überklettern, bis der Pfad
schließlich endet. „Hier geht’s weiter“, sagt
Roquí und marschiert geradewegs ins
nächste Wasserloch.
Der Weg endet im Wasser
Nach ein paar spitzen Schreien beim Sprung
ins kalte Wasser gewöhnen sich alle schnell
an den nassen Wanderweg: Kleine Shrimps
und Süßwasserkrabben tummeln sich zwischen den Felsen, Naturbecken mit glasklarem Wasser laden zu einem Bad ein. Ein Blätterdach aus Baumfarnen, Trompetenbäumen
und Bananenstauden schirmt die Sonne ab.
Während einer Verschnaufpause schneidet
Roquí mit seiner Machete wilde Limonen
und ein Bündel Bananen von den Bäumen.
Und packt ein langes Seil aus: Wir überklettern meterhohe Felsen, durchschwimmen Löcher mit eisigem Wasser und erklimmen einen Wasserfall. Am Ende ist keine Faser
mehr trocken – Roquí hatte recht.
Aktivitäten wie Wandern, Canyoning,
Klettern und Höhlenexkursionen haben
noch keine lange Tradition auf Puerto Rico.
Die meisten Touristen kommen wegen des
Strandlebens. Angeblich gibt es auf Puerto
Rico für jeden Tag des Jahres einen Strand:
quirlige öffentliche Seebäder rund um die
Hauptstadt San Juan, idyllische Mangroveninseln wie Gilligan’s Island im Süden oder die
einsame Surferküste im Westen.
Puerto Rico vermarktet sich unter dem
Motto „Das Beste aus zwei Welten – amerikanische Infrastruktur und karibisches Temperament“. Seit mehr als hundert Jahren befindet sich die Insel in amerikanischem Besitz.
Die US-Armee nahm sie 1898 den spanischen
Kolonialherren ab, seit 1952 zählt Puerto Rico
zum Commonwealth der USA.
Die Amerikaner haben das moderne Puerto Rico mit Wolkenkratzern, Hotelkomple-
Desecheo
Arecibo San Juan
Mona
PUERTO Carolina
roli
Passage
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RICO
Mayagüez
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Ponce
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Culebra
Vieques
Mona
40 km
USA
Miami
Atlantischer
BAHAMAS
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Ozean
Havanna
KUBA
DOMINIK.
MEXICO
REPUBLIK
HAITI
JAMAICA
BELIZE
PUERTO
Kingston
RICO
HONDURAS
HONDU
HOND
ON
Karibisches
Meer
NICARAGUA
VENEZUELA
VE
Caracas 500 km
COSTA RICA KOLUMBIEN
Preise
Reisende nach Puerto Rico profitieren vom niedrigen
Dollarkurs. Zurzeit bekommt man für 1 l ca. 1,44 Dollar. Hotelzimmer, Restaurants und Mietwagen sind
günstiger als vor einigen Jahren. Mehrere ShoppingMalls bieten hervorragende Einkaufsmöglichkeiten.
Puerto Rico ist kein Billig-Reiseziel, das Preisniveau
im touristischen Sektor ist vergleichbar mit dem amerikanischen Festland. In Restaurants ist ein Trinkgeld
von 15 Prozent der Rechnung üblich.
Das kostet Puerto Rico
Sandwich
Einfaches Menü
Gehobene Küche
Bier
Liter Benzin
Iberia bietet mehrmals wöchentlich Flüge von zahlreichen deutschen Flughäfen über Madrid nach San
Juan (www.iberia.de). Weitere Angebote von amerikanischen Airlines mit Zwischenstopp in den USA,
z. B. Continental, Delta, United Airlines, US Airways.
Zur visumfreien Einreise in die USA im Rahmen des
Visa-Waiver-Programms berechtigen ausschließlich
maschinenlesbare Reisepässe, zudem ist eine gebührenfreie elektronische Einreiseerlaubnis notwendig,
erhältlich unter https://esta.cbp.dhs.gov.
Puerto Rico verfügt in Deutschland über kein eigenes Fremdenverkehrsamt. Infos der Puerto Rico Tourism Company unter www.gotopuertorico.com.
xen und Industrieanlagen geprägt. Jenseits
des Trubels warten die Natur und das Landleben auf Entdeckung. Schwindelerregende
Serpentinenstraßen schlängeln sich durch Regenwald und Kaffeefelder, vorbei an kleinen
Fincas und tropischen Gärten. Ein dichtes
Netz von Wanderwegen durchzieht den tropischen Regenwald des El Yunque National
Forest – das heutige Biosphärenreservat steht
seit 1876 unter Schutz.
Eine der größten Sehenswürdigkeiten
von Puerto Rico – und zugleich die winzigste
– lässt sich nur im Dunkeln erleben. Etwas
mulmig ist uns zumute, als wir in einer mondlosen Nacht Kajaks besteigen und uns vom
Meeresufer abstoßen. Schwarz schlagen die
Wellen gegen das Boot, als wir durch die
Bucht von Fajardo paddeln, vorbei an den
Schemen von Yachten und Fischerbooten.
Wir tauchen in einen Tunnel aus Mangroven.
Empfehlenswert ist die Hacienda Gripiñas. Ein Großgrundbesitzer und Kaffeepflanzer errichtete dieses
Herrenhaus tief in den Bergen im Jahr 1858, als Plantagen noch das wirtschaftliche Rückgrat der Insel bildeten. Zum Anwesen gehören ein großer Garten und
zwei Pools sowie ein Restaurant mit karibischen Spezialitäten, Doppelzimmer ab 90 l.
www.haciendagripinas.com
Wetter
Es herrschen ganzjährig tropische Temperaturen
von 25 bis 30 Grad. Die angenehmste Reisezeit liegt
zwischen Dezember und April – hier ist aber aufgrund der Hochsaison auch das Preisniveau höher.
Besonders feucht wird es zwischen Juni und Oktober, dann ist auch die Wirbelsturm-Saison. In den
Monaten Mai und November lassen sich angenehmes
Wetter und moderate Preise kombinieren.
Innerhalb der Insel herrscht ein starkes klimatisches
Gefälle: Während im Norden mit seinen Regenwäldern bis zu 6000 Millimeter Niederschlag jährlich niedergehen, gilt der Südwesten mit seinem sonnigen
Klima als trockenste Zone. Für Touren in die Berge
ist ein warmer Pullover notwendig.
Unterkunft
1,5–3 €
5–10 €
ab 20 €
1–4 €
1€
00 17 87 / 721 51 00, www.sheratonoldsanjuan.com.
Rund zwei Dutzend kleine und familienbetriebene
Landgasthäuser und Paradores bieten eine vergleichsweise preisgünstige Alternative fernab der
touristischen Zentren. Die Häuser unterschiedlichster
Kategorien liegen häufig mitten in der Natur oder in
Strandnähe, insbesondere an der Westküste der Insel. Infos unter www.gotoparadores.com.
Das Klacken ist schon von weitem zu hören:
In Vierergruppen sitzen alte Herren im Schatten mächtiger Gummibäume und hauen Dominosteine aufs Brett. Die Rentner treffen
sich regelmäßig vor der Casita, dem Gebäude
der Touristeninformation von San Juan, der
Hauptstadt von Puerto Rico. Die Altstadt
lässt sich von hier aus bequem zu Fuß entdecken: Rund fünf mal acht Häuserblocks umfasst das Erbe der spanischen Kolonialmacht,
das durch Stadtmauern und den Ozean begrenzt wird. Das Zentrum von San Juan, ausgezeichnet als Weltkulturerbe, gilt neben Havanna als schönste Altstadt der Karibik.
Schon nach wenigen Schritten stößt man
auf historische Befestigungsanlagen – die
größten und ältesten in der Neuen Welt. San
Juan wurde von Beginn an als Festung konzipiert. In die Baumaßnahmen floss viel Geld
des spanischen Königshauses, schließlich
nahm die Insel für die goldbeladenen Schiffe
eine strategische Schlüsselposition ein.
An der Plazuela de la Rogativa, einem kleinen Platz oberhalb der Stadtmauern, gelangt
man zur Fortaleza, einer der ersten Festungen. Sie dient heute wie vor Jahrhunderten
als Sitz des Gouverneurs. Nicht weit davon befindet sich das Fort San Felipe del Morro, das
die Einfahrt in die Bucht bewacht. Selbst die
verwegensten Freibeuter müssen bei diesen
trutzigen Mauern Ehrfurcht empfunden haben – zur Meerseite sind sie über 40 Meter
hoch. Jedes Wochenende treffen sich die
Stadtbewohner auf der großen Wiese vor der
Festung, um dort zu picknicken und um Drachen steigen zu lassen. Der Blick reicht über
den dramatisch am Atlantik gelegenen Friedhof und über die Bucht von San Juan.
Mehrmals scheiterten Eroberungsversuche von Kapitänen wie Sir Francis Drake an
In der Hauptstadt San Juan findet man Hotels und
Ferienanlagen aller Kategorien. Äußerst komfortabel
ist das Sheraton Old San Juan, das am Rande der Altstadt liegt, mit teilweise tollem Blick auf die Bucht
von San Juan, Doppelzimmer ab 120 l, Telefon
„Taschenlampen aus“, ruft unser Führer
José. Sporadisch lässt er seine Lampe aufblitzen: Spot an für einen Reiher oder einen dicken Fisch zwischen den Wurzeln. Und dann
beginnt das Wasser plötzlich zu schimmern.
Zuerst nur ein kurzes Flackern, wie bei einem
Wetterleuchten. Dann sehen wir bei jedem
Paddelschlag einen bläulichen Schein, der sofort wieder erlischt. Wie blaue Neonfarbe
perlt das Wasser von den Paddeln.
Die Glühwürmchen der Meere sind da.
Bioluminiszente – also selbst leuchtende Lebewesen – bevölkern zu Abertausenden das
seichte Wasser der Mangroven. Mit dem bloßen Augen sind sie erst zu sehen, wenn das
Wasser bewegt wird. Das kann durch eine
Fischflosse oder eine Hand passieren, selbst
durch Regentropfen.
José lässt sich vom Boot ins warme Wasser gleiten und wird sofort am ganzen Körper
Was Sie tun und lassen sollten
Auf keinen Fall sollten Sie im Mietwagen Wertsachen offen liegen lassen. Vermeiden Sie Strandspaziergänge bei Dunkelheit.
Auf jeden Fall lohnt neben der Altstadt von San Juan
ein Besuch in Ponce und San Germán.
Aktivitäten
Aleli Tours veranstaltet Segeltörns, Touren in den
Trocken- oder Mangrovenwälder und zu den Glühwürmchen der Meere, Telefon 00 17 87 / 8 99 60 86,
www.alelitours.com. Weitere Veranstalter im Hafen
von Parguera.
Wandern, Canyoning und Klettern in den Bergen
und im Regenwald sowie Fahrten mit dem Katamaran zur Insel Mona bietet Acampa in San Juan.
www.acampapr.com
CMT
Die Karibik, Partnerland der CMT, präsentiert sich in
Halle 8, Stand 8C12.
wie von einem Heiligenschein aus blauem
Licht umströmt. Nur an wenigen Plätzen auf
der Erde lässt sich diese faszinierende Lightshow beobachten. Die Geißeltierchen sind angewiesen auf kleine, von Mangroven abgeschlossene Buchten, in denen die Bäume den
Salzgehalt regulieren und mit ihrem Laub für
die richtigen Nährstoffe sorgen.
Während des Rückwegs steigern sich die
Geräusche der Tierwelt zu einem vielstimmigen Konzert. José zeigt mit seiner Lampe auf
die Urheber der Kakofonie: der Coquí, das Nationaltier der Insel. Tausendfach schallt der
schrille Gesang dieses Baumfroschs durchs
Dickicht: kein vulgäres „Quak“, sondern ein
lautes „Ko-ki“. Kaum zu glauben, dass so ein
winziges Fröschlein mit so viel Stimme ausgestattet wurde. Spötter sagen, das Nationaltier
sei wie die Insel selbst: klein, aber selbstbewusst.
Beste Ausblicke – von der Stadtmauer in San
FOTO: OLIVER GERHARD
Juan.
den uneinnehmbaren Anlagen. Im 18. Jahrhundert entstand mit dem Castillo San Cristóbal eine weitere Festung. Beide Anlagen werden heute vom amerikanischen National Park
Service betreut.
Zwischen El Morro und San Cristóbal
schlägt das Herz von Old San Juan: bunte Kolonialhäuser, vor Blumen überbordende Innenhöfe, schattige Parks, schmiedeeiserne
Balkone. Die holprigen Gassen sind mit bläulich schimmernden Steinen gepflastert, die
einst als Schiffsballast aus Spanien hierherkamen. Tagsüber kann man hier durch die Boutiquen bummeln, nachts tobt das Leben in
den Clubs und Bars. Es gibt kaum einen besseren Platz, um live Salsamusik zu erleben.
Jugendliche kreuzen in nagelneuen Geländewagen durch die Gassen, die Musik bei offenen Fenstern bis zum Anschlag aufgedreht.
Der wummernde Takt von Reggaeton wird
von den Häuser zurückgeworfen. Die Autoscheiben nutzt man zur Meinungsäußerung:
Ob Stolz über das bestandene Abitur, Leidenschaft für einen Baseballclub oder Kampf für
eine politische Meinung – alles findet sich in
fetter Schrift auf dem Glas wieder.
Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
REISEN EXTRA: CMT 37
CMT-NOTIZEN
tagsprogramm. In Schierke im Harz liegt der
Schwerpunkt für die Schüler auf Bewegung
und Sport, in Lübeck geht es um gutes Benehmen und Stilfragen, und in Creglingen im Taubertal werden Fahrräder und Computer auseinandergenommen – mit screwdriver und hammer, versteht sich (eine Woche zwischen 495
und 529 Euro). Die Lerncamps werden von Offährte Sprachreisen angeboten.
Infos: Telefon 04 21 / 79 25 80, www.ofAE
faehrte.de (CMT Halle 8, F13).
Andalusien: Reiten am Strand
Lange, einsame Sandstrände, galoppierende
Pferde, rauschendes Meer: Im Süden Spaniens findet eine Ausreitwoche an der Costa
de la Luz statt. Die Stallungen und das Hotel
liegen direkt am Strand bei Tarifa, dem südlichsten Punkt Europas. Die Ausritte haben
die schönsten Buchten, römische Ruinen und
Windräder zum Ziel. Auch Ausflüge zur Spanischen Hofreitschule nach Jerez de la Frontera oder Wanderritte in die wilde Natur lassen sich mit dem Reiturlaub im Süden Andalusiens verbinden.
Infos: Internationale Reiterreisen, Das Urlaubspferd, Telefon 0 61 51 / 89 56 38, im Internet: www.urlaubspferd.de (Spanien auf der
AE
CMT: Halle 8, D12).
Prag: Durch die Stadt mit dem Rad
Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann sich
wie die Einheimischen auf Insiderpfaden bewegen, Geräusche und Gerüche wahrnehmen und mühelos die Umgebung abklappern.
Nach Paris und Amsterdam führt nun eine
neue Städtetour des Veranstalters Natours
mit dem Fahrrad durch Prag. Dabei geht es
durch die Gassen der Altstadt auf den Wenzelsplatz, an der Moldau entlang zu Schloss
Troja, zum Baumgarten im Norden der Stadt
und auf die Burg Hradschin. Rund 35 Kilometer legen die Städteradler am Tag ganz entspannt zurück. Die dreitägige Radtour kostet
zwischen 379 und 399 Euro bei Eigenanreise.
Infos: Natours, Telefon 0 54 73 / 9 22 90,
www.natours.de (Prag auf der CMT: Halle 4,
AE
C72).
Nizza: Künstler und Küste
Die Côte d’Azur ist nicht nur ein Tummelplatz der Reichen und Exaltierten, sondern
lockt auch mit landschaftlichen Reizen. Eine
einwöchige Radreise führt von Nizza über
Cannes, Ste. Maxime, Hyères und Cassis entlang der Felsenküste, durch duftende Pinienwälder und hübsche Dörfer nach Marseille.
Unterwegs laden weiße Strände, verwunschene Buchten, mondäne Badeorte und alte
Abteien zu einem Stopp ein. Wer dem hügeligen Gelände nicht gewachsen ist, kann mit einem Elektrobike Steigungen überwinden.
Infos: Rückenwind Erlebnisreisen, Telefon
04 41 / 48 59 70, www.rueckenwind.de
(CMT: Fahrradreisen, nur noch heute in
AE
Halle 9).
Nepal: Unterwegs zu Vögeln
Die höchsten Berge der Welt erheben sich
über Nepal. Rund um Kathmandu lassen sich
auch Pilger- und Familienreisen unternehmen, sind Ballonfahrten und Dschungelsafaris im Angebot eines Spezialveranstalters, der
seinen Kunden fast jeden Wunsch erfüllt. So
geht es zum Beispiel in die Rhododendronwälder, um einige der rund 850 Vogelarten zu
beobachten, oder in einen Nationalpark, um
von einem Elefantenrücken aus Bengalische
Tiger zu erspähen.
Infos: Nature Trail Travels & Tours, Heinz Herzog, Tel. 00 41 / 79 / 6 75 18 34, www.natureAE
trailnepal.com (CMT: Halle 4, B13).
Ein Glück für Pferd und Reiter: Unterwegs an der Küste Andalusiens.
Sizilien: Den Ermittler im Rucksack
Wer die Romane von Andrea Camilleri gelesen hat, kennt auch etwas von Sizilien. Mehr
erfährt man bei einer Reise mit dem SizilienKenner Peter Amann durch den Osten der
Insel. Von Catania aus geht die Reise zum Gipfelkrater des Ätnas, auf den Monte Venere,
nach Taormina und Syrakus. Südlich der
Barockstadt liegt Noto, wo viele Szenen der
Camilleri-Verfilmungen gedreht wurden. Auf
kurzen Wanderungen hören die Reisenden
nicht nur Literarisches, sondern erleben auch
die sizilianische Küche.
Infos: La Kooperativa, Telefon 089 / 42 09
56 69 10, www.lakooperativa.de (Italien auf
AE
der CMT: Halle 4, C42).
Burgenland: Münzen suchen
Die Kulturen der Awaren oder Kelten können für Hobbyarchäologen zum Reiseziel
FOTO: FOTOLIA/ECKERL
werden. Ohne Vorkenntnisse werden sie bei
spannenden Grabungen in Österreich und
Italien aktiv und holen Schmuck, Gefäße oder
Münzen aus der Erde. Der Veranstalter
ARGE Archäologie organisiert die Touren
zum awarischen Gräberfeld im Burgenland,
zum Keltischen Fürstensitz im Weinviertel
und der daunischen Siedlung bei Ascoli
Satriano. Die Reisen (ab 1180 Euro im Doppelzimmer) sind im Katalog „Reiseperlen“
des Forums Anders reisen zu finden, das sich
auf sozialverträgliche und nachhaltige Reisen
spezialisiert hat.
Infos: www.forumandersreisen.de, Telefon
07 61 / 40 12 69 94. (CMT Halle 8, D13). AE
Warschau: Ständchen für Chopin
Ein ganzes Jahr lang wird Frédéric Chopin
2010 in Polen mit Konzerten, Ausstellungen
und Festivals gefeiert. Der Sohn eines französischen Lehrers und einer polnischen Adeli-
gen wurde vor 200 Jahren im Dorf Zelazowa
Wola, eine Stunde von Warschau entfernt,
geboren. Im Geburtshaus werden jeden Sonntag Klavierstücke des Meisters bei freiem Eintritt dargeboten. In Warschau stehen im August beim Musikfestival „Chopin und
Europa“ 50 Konzerte auf dem Programm,
und im Nationalmuseum wird bei einer Ausstellung Chopins Polen lebendig.
Infos: www.chopin2010.pl oder beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, Telefon 030 / 2
AE
10 09 20 (CMT Halle 4, B78).
Lübeck: Englisch mit Spaß
Damit Zehn- bis Vierzehnjährige in den Ferien
eine Fremdsprache gerne lernen, muss auch
das Freizeitprogramm attraktiv sein. Das nutzen drei neue Lerncamps für Englisch mit jeweils einem Themenschwerpunkt zum ganzheitlichen Lernen aus. Morgens üben die Kids
das entsprechende Vokabular für das Nachmit-
Peru: Trekking am Titicacasee
Kein Trip für jedermann, aber ein nachhaltiges Erlebnis ist die 17-tägige Reise in die
Cordillera Vilcanota in Peru mit einwöchiger
Trekkingtour. Zum Akklimatisieren geht es
zunächst in die alte Inkastadt Cusco, ins Valle
Sagrado, in den Bergurwald von Aguas Calientes und zum Machu Picchu. Das anschließende Trekking führt in Begleitung von
Lamas und Alpakas in die spektakuläre Hochgebirgslandschaft der Cordillera Vilcanota,
wo auch zwei Fünftausender bestiegen werden können. Die noch wenig bereiste Halbinsel Capachica und der Titicacasee sowie die
Altstadt Limas bilden den Abschluss der
Reise zu Berggöttern und Hochlandindianern. Die Tour ist auch individuell buchbar
(ab zwei Personen).
Infos: Programm sowie Katalog mit Premiumreisen zu den Bergen der Welt bei Top Mountain Tours, Telefon 0 81 57 / 92 45 48,
www.top-mountain-tours.de (Cusco auf der
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CMT: Halle 8, D42).
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Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
38 REISEN EXTRA: CMT
DieSchöne
vomBosporus
Istanbul ist 2010 eine der drei europäischen Kulturhauptstädte – sie ist die einzige Stadt der Welt,
die sich über zwei Kontinente erstreckt, verbunden durch den Bosporus, die mächtige Wasserstraße
zwischen Ägäis und Schwarzem Meer.
Istanbul
VON CLAUDIA DIEMAR
Der Galata-Turm im Stadtteil Beyoglu ist so etwas wie das Wahrzeichen Istanbuls. Auf der
FOTOS: CLAUDIA DIEMAR
anderen Seite des Goldenen Horns liegt die Altstadt.
Straßenhändler wie diesen Wasserverkäufer
trifft man in Istanbul häufig.
Buntes Treiben in den Cafés im angesagten
Stadtteil Beyoglu.
Bei der Annäherung im Taxi gibt die Stadt für
einen Augenblick alles. Unter tief hängenden
bleigrauen Wolken strahlt eine späte Sonne
die Kuppeln der Moscheen an und lässt das
Wasser funkeln. Dann erstirbt das Licht plötzlich. Die Stadt zieht den Schleier winterlicher
Grautöne über das Gesicht. „Hüzün“ nennen
Istanbuler jene melancholische Stimmung, in
der das Tuten der Fähren wie ein Hilferuf
klingt. Die Flaneure auf der Istiklal Caddesi
ficht das nicht an. Menschenmassen sind in
der Fußgängerzone unterwegs, so dicht gedrängt, dass man meint, die nostalgische
Tram könne sich keinen Weg mehr bahnen.
Der Stadtteil Beyoglu ist das Lieblingskind
unter den Istanbuler Quartieren. Hier prunken Botschaften und alte Grandhotels mit noblen Fassaden. Läden im Jugendstildekor verführen mit süßen Köstlichkeiten. Auf Schritt
und Tritt finden sich Kunstgalerien, viele gefördert durch Banken und Konzerne. Im Sommer trifft sich die Jeunesse Dorée der Stadt
auf Dachterrassen in Bars und Clubs zum
Drink. Beyoglu war stets die Schauseite der
Weltoffenheit, das europäische Gesicht der
zu Stein gewordenen orientalischen Schönen, die sich nun im Glanz der Kulturhauptstadtwürde sonnen darf.
„Das Wetter und die Frauen sind stets launisch in Istanbul“, zwitschert meine Freundin Asiye. Die Nacht über rauschte der Regen, jetzt flutet grelles Licht durch hohe
Scheiben. Wir sitzen am reich gedeckten
Tisch in einem ehemaligen ottomanischen Palast. Vor uns steht ein Tablett mit einer Unzahl niedlicher Keramikschüsselchen, gefüllt
mit Schafskäse, Oliven, Yoghurt, Marmeladen und Honigwaben, aus denen dickflüssiges Gold läuft. Asiye hat mich zu einem türkischen Frühstück ins feine Four-Seasons-Hotel eingeladen. Draußen strömt der Bosporus
dahin. Möwen segeln im Wind, Kormorane
üben Streckentauchen, Schiffe ziehen vorbei.
Winzige Nachen mit Fischern, riesige Container-Pötte und Dutzende von Fähren.
55 000 Schiffe ziehen jährlich ihre Bahn
durch diese Nahtstelle zweier Erdteile, vorbei an einer der schönsten Stadtsilhouetten
der Welt. Wie die Reihen eines Amphitheaters steigen die Straßenzüge über dem Ufer
auf, geben Minarette vertikale Orientierung
im Häusergewirr. Niemand weiß genau, wie
groß die uralte Stadt wirklich ist. Schätzungen schwanken zwischen 13 und 20 Millionen Einwohnern in so unterschiedlichen
Stadtvierteln wie dem superteuren Promiquartier Bebek oder dem dörflich-verträumt
Taksim-Platz
Goldenes
Horn
Bosporus
Galataturm
EUROPA
Großer Basar
BULGARIEN
GARIEN
Hagia Sophia
ASIEN
Blaue Moschee
TÜRKEI
1 km
k
Preise
Türkische Lira: 1 l = 2,10 Lira;
Glas Tee:
50 Cent bis 1 l
Glas Bier:
1,50 bis 3 l
Brötchen mit Gehacktem:
80 Cent
Jeton für Fahrt mit Metro, Tram und Fähren: 75 Cent
VON JO DELEKER
Es ist stockfinstere Nacht in Südostanatolien.
Die Scheinwerfer unserer Motorräder tanzen
über das grobe Pflaster einer alten Straße, die
sich in endlosen Kehren und Kurven bergauf
windet. Im Osten dämmert der neue Tag über
der Tiefebene am Euphrat. Der Weg klettert
immer höher und endet erst auf 2000 Meter
Höhe an einem großen Parkplatz, auf dem
schon jetzt um 4.30 Uhr ein Dutzend Kleinbusse parken. Kalter Wind streicht über die
kahle Gipfelregion des Nemrut Dagi. Aber
der Aufstieg und die Aussicht auf einen grandiosen Sonnenaufgang vertreiben die Kälte.
Der Gipfel des Nemrut Dagi ist einzigartig
in der Türkei. Wählte ihn doch Antiochus,
größenwahnsinniger Herrscher über das
Reich der Kommagene, zu seinem finalen Ruheplatz. Antiochus positionierte sich gerne in
eine Reihe mit den damaligen Weltmächten
Rom und Persien, tatsächlich aber war sein
Reich im Südosten Kleinasiens kaum mehr
als ein Pufferstaat zwischen den großen Nachbarn. Antiochus sah das allerdings anders,
und bereits zu Lebzeiten (69–34 v. Chr.) ließ
er sein Mausoleum von Sklaven errichten.
200 000 Kubikmeter Steine wurden bewegt,
ein 75 Meter hoher Grabhügel auf dem höchsten Punkt des Bergs aufgeschüttet, und rund
um den nun künstlichen Gipfel drei Terrassen planiert, auf denen bis zu neun Meter
hohe Götterstatuen errichtet wurden. Sie zeigen den König in göttlicher Gesellschaft mit
Zeus, Apollo und Herakles. Schließlich gab
sich Antiochus selbst den Namenszusatz
Theos, was Gott bedeutet.
1954 schüttelte ein verheerendes Erdbeben die mannshohen Köpfe von ihren Sockeln. Immerhin wurden die abgestürzten,
aber kaum beschädigten Köpfe wieder aufgestellt, wenn auch nicht auf ihre ursprünglichen Plätze. Erstaunlich, in welch gutem Zustand die Büsten sind, die Jahrtausende überstanden haben. Die lärmenden Schulklassen,
Statuen auf dem Berggipfel.
FOTO: JO DELEKER
die mit Minibussen zum Gipfel gekarrt wurden, stören ein bisschen die Erhabenheit des
Augenblicks. Erst als die Lehrer ihre Schüler
zum Abstieg antreiben, kehrt wieder Ruhe
ein, und die Würde des mystischen Grabmals
ist zu spüren. Die Köpfe strahlen eine magische Gelassenheit aus. Dieser Sonnenaufgang
regt sie kaum auf, haben sie doch schon unzählige vorherige gesehen.
Die Strahlen tauchen auch die monumentalen Köpfe auf der Ostterrasse in traumhaftes Licht. Die Aussicht von hier oben überwältigt. Im Süden glitzert der riesige AtatürkStausee in der Ebene, nach Osten rollen
sanfte Hügel bis zum Horizont, und Richtung
Was Sie tun und lassen sollten
Nicht verpassen sollten Sie das Museum für Moderne Kunst am Kai für Kreuzfahrtschiffe, www.istanbulmodern.org. Mit den Fähren über den Bosporus
kreuzen, am besten mehrmals. Stadtteil Kuzguncuk
und das Panorama vom nicht weit entfernten Café
Yeditepe. Flaniermeile Istiklal Caddesi und Café Ara
in Beyoglu.
Auskünfte: Türkisches Fremdenverkehrsamt, Baseler Straße 37, 60329 Frankfurt am Main, Telefon
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anmutenden Kuzguncuk, das Künstler zu ihren Lieblingsverstecken zählen.
Byzanz, Konstantinopel, Istanbul: Die Namen der Stadt an den Ufern von Bosporus,
Goldenem Horn und Marmara-Meer hatten
stets legendären Klang. Trotzdem bereisen
viele Touristen die west-östliche Schönheit
nur auf einem Kurztrip. Die wichtigen Sehenswürdigkeiten, Hagia Sophia und Blaue
Moschee, Topkapi-Palast und Großer Basar,
müssen als glanzvolle erste Eindrücke reichen. 2010 sollte man sich für Istanbul mehr
Zeit nehmen. Denn in diesem Jahr ist Istanbul zusammen mit der Ruhrregion sowie
dem ungarischen Pécs eine der drei Kulturhauptstädte Europas.
Die Metropole präsentiert sich
als „Stadt der vier Elemente“
„Stadt der vier Elemente“ lautet das Motto,
das sich Istanbul aus diesem Anlass gegeben
hat. Aufgeteilt in die vier Quartale des Jahres,
wird ein Kulturprogramm rund um Erde, Wasser, Luft und Feuer entfaltet. Bis zum Frühlingsanfang geht es darum, „geerdete“ traditionelle Kultur in eine Beziehung zur Moderne
zu setzen. So werden die historischen Schätze
des Topkapi-Palastes während des Topkapi
Palace Cyber Museum Projects dem Besucher
als virtuelles Spektakel inszeniert.
Mit der warmen Jahreszeit gehen die Feierlichkeiten in einen anderen Aggregatzustand über. Luft meint in erster Linie die in
den Himmel ragenden Minarette, Kirch-
Sonnenaufgang bei antiken Göttern
Im Südosten der Türkei liegt ein
mystischer Berg: der Nemrut
Dagi. Sein 2150 Meter hoher
Gipfel wird gekrönt von monumentalen Steinskulpturen, dem
2000 Jahre alten Grabmal von
König Antiochus.
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CMT
Die Türkei, Partnerland der CMT, präsentiert sich in
Halle 6, Stand 6C32
türme und Synagogenkuppeln und die über
der Stadt schwebenden Klänge. Bis zum 21.
Juni wird der Thematik in (Open-Air)-Konzerten, Theater- und Filmfestivals nachgegangen. Beim Musikprojekt New Language of
Music in Europe werden fünf zeitgenössische
Komponisten gemeinsam ein Stück komponieren, das europäische Klänge und die traditionelle Musik Anatoliens vereinigen soll.
Von Sommeranfang bis Ende September
steht das nasse Element im Mittelpunkt. Gerade im Sommer spielt sich das Leben in Istanbul am Wasser ab. Alles genießt die Brise am
Bosporus, der Istanbul teilt und doch verbindet. Im Rahmen des Projekts Europe on the
Water stellt die Stadt Künstlern aus ganz
Europa mehrere Flöße am Ufer des Goldenen
Horns für Performances zur Verfügung.
Vom Herbstbeginn bis zum Jahresende
steht das Feuer der zeitgenössischen Kunst
im Mittelpunkt. Das Projekt Portable Art
wird tragbare Installationen türkischer und
ausländischer Künstler in die Stadtteile bringen. Einheimische wie Reisende sollen Kunst
und Kultur gleichsam entdecken. Nur wenige
Schritte sind es etwa vom Terminal der
Kreuzfahrtschiffe zum Museum für Moderne
Kunst in einer ehemaligen Lagerhalle des Hafens. Vom ersten Stock aus überwältigt der
Blick hinüber zum anatolischen Ufer. Wasser
und Wellen, Boote, Fähren und Tanker muten wie eine bewegte Installation an. Oder
wie Orhan Pamuk meint: „Solange man noch
an den Bosporus kann, ist das Leben doch gar
nicht so schlecht.“
Infos für
Gipfelstürmer
Norden staffeln sich Bergketten ins Unendliche. Doch je höher die Sonne steigt, umso
mehr verliert das Grabmal seine Ausstrahlung, zu hart ist die natürliche Beleuchtung.
Erst gegen Abend verzaubert die Sonne auch
wieder die steinernen Köpfe der Westterrasse. Die allerdings liegen kreuz und quer herum, nur einige sind nach dem Erdbeben wieder aufgerichtet worden.
Als der deutsche Ingenieur Karl Sester
1881 die Kultstätte auf dem Nemrut Dagi entdeckte, war sie weitgehend intakt, hatte 1900
Jahre fast unversehrt überstanden. Aber auch
wenn die Köpfe heute nicht mehr auf ihren
Sockeln ruhen, die Mystik des Ortes ist geblieben. Das sah auch die Unesco so und nahm
das Grabheiligtum 1987 in die Liste der Weltkulturerbe auf. Heute bedrohen vor allem die
vielen Touristen das Grabmal. Der Schotterkegel, unter dem sich wohl das Grab des Antiochus befindet, ist nur noch 50 Meter hoch,
weil es früher üblich war, dem Gipfel aufs
Haupt zu steigen und so den Kegel zu erodieren. Das ist längst verboten.
Ein Geheimnis ist bis heute ungeklärt: Niemand hat bisher im Inneren des Kegels gebuddelt, um nachzusehen, ob Antiochus tatsächlich dort begraben liegt.
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steigen die Temperaturen oft auf über 40 Grad.
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Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
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Sonntag Aktuell, 17. Januar 2010
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VON LISA WELZHOFER
FOTO: REVIER SOUVENIER
Anika Beller-Kraft trägt ihre Herkunft mit
sich herum. Die gebürtige Dortmunderin entwirft und verkauft unter dem Label „Zechenkind“ Taschen aus alter Bergmannskleidung – und benützt diese selbst. Sie ist so
zum einen ihre eigene Werbebotschaft, will
damit aber auch einen gewissen Heimatstolz
demonstrieren. Denn darum geht es der
34-Jährigen bei ihrem Geschäftsmodell
„Meine Taschen sind kein Massensouvenir.
Sie sind Unikate, und jede kommuniziert die
Geschichte des Ruhrgebiets.“
Ob Kulturbeutel „Wallfisch“, Laptop-Hülle „Königsgrube“ oder Tasche
„General Blumenthal“ –
allesamt übrigens Namen alter Zechen – die
Produkte haben den
gleichen Grundstoff:
alte Bergmannsjacken,
deren ursprüngliches
Weiß die Grube nach
und nach in verschiedene Grautöne verfärbt hat. Anika BellerKraft bekommt sie aus
noch arbeitenden Zechen
oder von den Kumpels und deren Familien.
Nach ihren Entwürfen nähen Frauen eines
Hagener Arbeitslosenprojekts die Produkte.
Bevor sie mit Zechenkind (www.zechenkind.de) im März 2009 in die Produktion
ging, hat sich die junge Unternehmerin in ihrer Journalistik-Diplomarbeit mit der Geschichte und dem Bild ihrer Region auseinandergesetzt. Ein Ergebnis: In den Köpfen vieler rauchen immer noch die Schlote. „Und dieses Image stört mich“, sagt Anika.
Zumal es längst nicht mehr stimmt. Die
Kreativwirtschaft, deren Förderung sich
auch die Kulturhauptstadt vorgenommen
hat, wächst im Pott. 23 000 Unternehmen
gibt es in diesem Sektor. Anika Beller-Kraft,
die sich mit einer Illustratorin, GrafikDesignern und einem
Fotografen
Räume in einem ehemaligen Industriebau teilt, schätzt die
FOTO: POTT AU CHOCOLAT
Energie und den Freiraum, die hier seit ein
paar Jahren herrschen: „Ich könnte auch
nach Berlin gehen, aber da ist es schon so
überlaufen.“
Über einfallslose Andenken zumindest
kann sich im Pott keiner mehr beklagen. Die
Firma „Ruhrperle“ (www.ruhrperle.com)
etwa bietet die Zeche Zollverein als Plätzchenausstecher an, außerdem Samenmischungen der Ruhrgebietsflora oder bunte Süßigkeiten, versehen mit dem Zusatz „Harte
Schale, weicher Kern“. Hinter „Revierkult“
(www.revierkult-design.de) verbergen sich
T-Shirts, Jacken oder Mützen einer Essener
Modemacherin mit „Glück auf!“-Schriftzug.
„Pott au Chocolat“ (www.pottauchocolat.de)
verspricht handgemachte Industriekultur
aus Schokolade, und unter „Revier Souvenir“
(www.reviersouvenir.de) bieten zwei Diplom-Designerinnen schwarzes Badesalz als
„Grubengold“ an. „Kulturhauptstadt. Das soll
heißen, endlich können wir auf den grauen
Putz hauen und zeigen, was wir so zu bieten
haben“, schreiben die beiden auf ihrer Homepage. Souvenirs können in einer „polizentrischen Metropolregion“ mit 53 Städten auch
etwas Identitätsstiftendes haben.
Die Zeche Zollverein in Essen steht für den Wandel zur (Industrie-)Kultur-Region und ist im Kulturhauptstadtjahr Veranstaltungsort.
FOTO: EPD
DerPottinFahrt
Essen und das Ruhrgebiet –
erstmals ist eine ganze Region
Europäische Kulturhauptstadt.
Eine Ausfahrt zu vier von
300 Programmpunkten.
VON LISA WELZHOFER
Um zur Seele des Ruhrgebiets vorzudringen,
muss man den „Schleichweg“ nehmen. So
nennen sie hier die Autobahn 40, jene regelmäßig verstopfte asphaltene Arterie, die den
Verkehr über 50 Kilometer und gut 30 Ausfahrten in den Pott sickern lässt, von Dortmund bis Duisburg. Hier, wo braune Schilder
nicht auf historische Stadtkerne hinweisen,
sondern auf die „Route Industriekultur“.
Hier, wo der „Ruhrpark“ am Straßenrand ein
Shopping-Center ist, und „Augsburg“ der
Name eines Gartenmarktes, kann vielleicht
der Weg zu den Sehenswürdigkeiten und Projekten des Kulturhauptstadtjahres beginnen.
Vorausgesetzt, man hat Nerven aus Stahl.
Allen anderen sei hier schon mal die Reise
mit Bus und Bahn empfohlen.
Ausfahrt Gegenwart/Mülheim-Heißen:
Ganz Mülheim an der Ruhr liegt einem jungen Mann aus Leonberg zu Füßen. Harald
Gerhäußer blickt ungläubig, aber zufrieden
aus seinem Fenster im 20. Stock des Hochhauses nahe dem Mühlheimer Bahnhof, das für
ein Jahr lang sein Zuhause sein wird. Zwei
Zimmer, Küche, Bad, Balkon: Zuhause, Arbeitsplatz und Attraktion für Besucher des
Kulturhauptstadtprogramms in einem.
Der 27-jährige Germanist ist Teil der lebendigen Ausstellung „2–3 Straßen“ des
Künstlers Jochen Gerz. 1400 Menschen aus
Deutschland und der Welt hatten sich für das
Projekt beworben, 78 wurden ausgesucht. Sie
wohnen nun ein Jahr lang kostenfrei in
60 Wohnungen in Mülheim, Duisburg und
Dortmund. In Gerhäußers Hochhaus sind unter anderem eine alleinerziehende Mutter
und ein Fotograf eingezogen, eine 19-jährige
Studentin aus dem Allgäu und ein 68-jähriger
Soziologe aus Zürich. Einzige Bedingung des
Künstlers: Jeder Mieter schreibt täglich.
Über seine Erlebnisse und Eindrücke vielleicht, die Ruhris – oder doch etwas ganz anderes. Und jede Wohnung muss für angemeldete Besucher und Nachbarn offen stehen,
die mitreden, -schreiben oder nur die Aussicht genießen wollen. Am Ende soll daraus
ein Buch entstehen (www.2-3strassen.eu).
Stoff für mindestens eine Kurzgeschichte
hätte Harald Gerhäußer bereits. Denn die
Stadt, die er vorher ebenso wenig wie das
ganze Ruhrgebiet kannte, empfing den
Schwaben schon beim Wohnungsbesichtigungstermin unter Spannung: Weil in einem
der Nachbarhäuser die Tasche des flüchtigen
Verbrechers Peter Michalski gefunden
wurde, war der Block gesperrt. Eigentlich
aber verspricht Initiator Jochen Gerz den Besuchern genau das Gegenteil: zwei, drei Straßen, in denen es nichts Besonderes zu sehen
gibt. Alltag wird zur Kunst, die Straßen stehen für sich, aber auch für Tausende andere
in der Fünf-Millionen-Metropolregion.
mer mit dem Charme des Pottlers und erklärt
erst mal, wie viel 12 000 Tonnen sind. „Das ist
das Gewicht von 12 000 Opel Corsa. Wenn
Sie die hintereinanderstellen, ergibt das 48 Kilometer.“ Selbst die lebendigsten Schilderungen können die Leere in den Anlagen nicht füllen. Leben müssen andere in die Zeche bringen. Besucher der Konzerte, Theater, Büros
und Geschäfte, die die alten Räume füllen, sowie das neu eröffnete Ruhr Museum, das die
Geschichte der Region erzählt. Oder die
Gäste des Cafés Kohlenwäsche, wo es Bionade gibt und Bockwurst mit Bio-Toast.
Ausfahrt Industriekultur/Essen-Frillendorf: Kein Kumpel durfte sich früher im Ehrenhof der Zeche Zollverein zeigen. Der Blick
auf das Fördergerüst mit den unaufhaltsam
rotierenden Rädern, auf die symmetrischen
Bauten der Schachthalle und Werkstätten
war ungestört. Für Besucher sollte es wirken,
als funktionierte die Anlage – nach ihrer Fertigstellung 1932 die leistungsstärkste der
Welt – ohne Menschen. Dabei arbeiteten hier
zu Hochzeiten 7000 Leute. Eine Demonstration von Architektur, Technik, Macht. Auch
heute zeigt sich kein Kumpel im Ehrenhof.
Seit 1986 wird nichts mehr gefördert. Das 100
Hektar große Gelände, auf dem einst täglich
12 000 Tonnen Kohle das Licht der Welt erblickten, steht unter Denkmalschutz, die Gebäude aus rotbraunen Ziegeln und Stahl sind
Weltkulturerbe. Die Kohle ist nur noch Stoff
für Führungen auf dem Gelände über Tage.
„Na dann, wenn Sie nichts Besseres zu tun
haben“, so der Führer, Historiker und Bochu-
Ausfahrt
Mittelalter/Essen-Zentrum:
Klein und gedrungen wirkt der Hohe Dom zu
Essen neben den Kaufhäusern der Kettwiger
Straße und dem Riesenrad Bellevue, das jeden Winter am Burgplatz aufgebaut wird. Die
gotische Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert ist Bischofssitz und verweist auf die mittelalterliche Vergangenheit der Region, die
im Gedächtnis der Republik unter einer dicken Kohlenstaubschicht verschüttet scheint.
Dabei gibt es in der ehemaligen Stiftskirche
und im angrenzenden Museum glänzende
Kunstschätze zu entdecken. Es waren reiche
Mädchen, die in die um 850 gegründete Gemeinschaft für adelige Frauen eintraten.
Auch die ottonischen Kaiser schickten ihre
Töchter samt einer ordentlichen Mitgift dorthin. So konnten unter anderem wertvolle
Goldschmiedearbeiten, Kreuze, Leuchter, Bücher und Figuren entstehen. Berühmt ist die
Goldene Madonna mit dem Kind aus dem
10. Jahrhundert, deren weit aufgerissene Au-
gen etwas ungläubig blicken. Als könnte sie es
kaum glauben, welchen Wandel ihrer Heimat
sie schon miterlebt hat.
Ausfahrt Landschaft/Oberhausen-Zentrum (über A 42): Wie ein riesiges, vergessenes Fass steht der Gasometer Oberhausen in
der Landschaft. Wer das Fass aufmacht, erlebt sein Raumwunder und „Sternstunden –
Wunder des Sonnensystems“. So heißt die
derzeitige Ausstellung . Wer per Aufzug oder
Treppen die 117 Meter erklimmt, hat einen
überragenden Ausblick. Wo früher ein Wirrwarr aus Schornsteinen, Schrebergärten,
Schienen und Siedlungen dominierte, blickt
man heute unter anderem auf das „Centro O“,
das sich Europas größtes Shopping- und Freizeitzentrum nennt. Aber auch auf einen
Hochseilgarten und viel Natur, überraschend
viel. Emscher Landschaftspark ist der Überbegriff für ein Netzwerk aus Parks, Gärten, Wäldern, dem Fluss Emscher, aber auch überwucherten Industrieflächen und bewachsenen
Halden. Es zieht sich von Duisburg im Westen bis Kamen im Osten. Destination auch für
Wanderer und Radfahrer. Überhaupt lassen
sich der Pott und die Stationen der Kulturhauptstadt auf rund 600 Kilometer Radweg
ziemlich entspannt erfahren.
Ausfahrt gesperrt: Am 18. Juli kommt der
Verkehr auf dem Schleichweg übrigens ganz
zum Erliegen. Die A 40 verwandelt sich in
eine verkehrsberuhigte Feierzone mit einer
langen Tafelgesellschaft. So macht dann
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neuen Räume in Essen.
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22. bis 30. Mai über ehemaligen Bergwerkanlagen.
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sportliche Betätigung im Winter.
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Sprungschanzen hat die Region zu
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Am 23. und 24. Januar sammeln in
Schonach die Wintersportler der
Nordischen Disziplinen Punkte für
den FIS-Weltcup. Der Nachwuchs
der Nordischen Kombinierer trifft
sich vom 24. bis 31. Januar in Hinterzarten zur FIS-Juniorenweltmeisterschaft.
Mit einer neuen Attraktion für
Winterwanderer wartet Bernau auf.
Über dem Hochtal liegt auf 1294
Meter die Krunkelbachhütte, ein
Treffpunkt für Winterwanderer und
Schlittenfahrer. Vor der Hütte gibt
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