- Plattform Patientensicherheit
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Mag.pharm Martina Anditsch aHPh Klinische Pharmazeutin Donauspital [email protected] Patientin vergiftet- Zwei Ärzte verurteilt NöN 03/2011 Die 85-jährige Hollabrunnerin war am 14. Mai des Vorjahres nach einem Sturz im Bad mit der Rettung ins Spital gebracht worden. Dort stellte eine Assistenzärztin Prellungen an der Hüfte und am Knöchel fest. Die betagte Hollabrunnerin sollte nur über Nacht bleiben und bekam, wie die Turnusärztin (40) beteuerte, genau jene Medikamente verabreicht, die die 85-Jährige selbst angegeben habe. Darunter auch die tägliche Dosierung von 20 mg der Arznei Ebetrexat, einem hoch toxischen Medikament, das hoch dosiert und mit Gegenmittel vor allem in der Chemotherapie zum Einsatz kommt, aber auch bei Rheumaerkrankungen, wie bei Anna Frau Schmid. Allerdings gering dosiert und nur einmal wöchentlich. Nur war das Mittel aufgrund der Nebenwirkungen bei der Hollabrunnerin schon längst abgesetzt worden. Patientin vergiftet- Zwei Ärzte verurteilt NöN 03/2011 Patientin Anna Schmid ging es immer schlechter, aber keiner der infolge hinzukommenden Ärzte hinterfragte die Medikation, wie die Mediziner einhellig vor Gericht einräumten. Erst als die ersten Nebenwirkungen des toxischen Medikaments sichtbar wurden, Geschwüre im Mund und ein Ausschlag, vermuteten einige Ärzte eine Allergie, aber noch immer keine Medikamentenvergiftung. Schließlich wurde die Patientin nach Stockerau überstellt. Dort bekam sie sofort das Gegenmittel für die festgestellte Vergiftung. Aber zu spät, für Anna Schmid konnten keine lebensrettenden Maßnahmen mehr ergriffen werden. Sie verstarb am 2. Juni 2010 im SMZ-Ost, 20 Tage nach ihrer Einlieferung in Hollabrunn an einer Überdosierung Ebetrexat, wie eine Gerichtsmedizinerin vor Gericht bestätigte. 4 - 10 % der Aufnahmen ins Krankenhaus sind auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen: NSAR, Diuretika, orale Antikoagulantien ACE-Hemmer; Psychopharmaka,Opiate 16.500 Tote/Jahr in den USA aufgrund GI-Komplikationen unter NSAR (Agency for Health Hamilton RA et al, Pharmacotherapy 1998Bonetti et al,2000 Fröhlich:NÖGKK,2004;Taxis K: Pharm. Z. 37 (2002) Juurlink et al.2003; Quality Research AHQR 2009) Wichtige Webseiten: FDA Medwatch: www.accessdata.fda.gov/scripts/cdrh/cfdocs/psn/viewbroadcasts.cfm Online access to suspected side-effect reports www.adrreports.eu Arzneimittelkomission der deutschen Ärzteschaft www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/UAW Bulletin zur Arzneimittelsicherheit des Paul-Ehrlich Instituts: www.pei.de European Medicines Agency www.europa.eu ISOP: International Society of Pharmacovigilance www.isoponline.org Institute for safe medication practices www.ismp.org Arzneimittel mit hohem Risiko für signifikante Schädigung des Patienten bei falscher Einnahme ISMP MERP 2012 Liste der „gefährlichsten“ Medikamente ISMP 2012 Sympathomimetika i.v.(Epinephrin, Phenylephrin,Norepineprin Antiarrhythmika i.v.(z.b.Lidocain, Amiodaron, Digitalis,ß-Blocker) Blutgerinnungshermmer (Antikoagulantien,direkte Thrombininhibitoren Glykoprotein IIb/IIIa Inhibitoren,Thrombolytika) Zytostatika Opiode i.v., transdermal ,oral Insulin Calcium i.v., Hochdosis Magnesium i.v Narkotika Muskelrelaxantien i.v (Succinylcholin, Rocuronium,Baclofen,…) Kalium i.v. Benzodiazepine i.v. Frau,73a,165cm,92kg KHK, DMII, (HbA1c: 8,0), Hypertonie, Insult vor 2a,Schmerzen nach wiederholten Stürzen Einweisung: Herzstillstand, Z.p.Reanimation Kalium 8,9; Clearence 22ml/min RR: 110/70, 140/90, 120/70 Puls: 45/min; 60/min, 50/min Diamicron MR 30mg Simvastatin 40mg T-Ass 100mg Acemin 10mg Acemin 20mg Amlodipin 5mg Furospirobene forte Doxazosin 2mg Metformin 850mg Diclobene 50mg Tenormin 50mg 1–1–0 0–0-1 0–1–0 1– 0 – 0 0-0–1 ½- 0- 1/2 1–0–0 1–0-1 1–0-1 1–1–1 1–0-0 akutes Nierenversagen Hyperkaliämie, tachykardes Kammerflimmern Diamicron MR 30mg Simvastatin 40mg T-Ass 100mg Acemin 10mg Acemin 20mg Amlodipin 5mg Furospirobene forte Doxazosin 2mg Metformin 850mg Diclobene 50mg Tenormin 50mg 1–1–0 0–0-1 0–1–0 1– 0 – 0 0-0–1 ½- 0- 1/2 1–0–0 1–0-1 1–0-1 1–0–1 1–0-0 akutes Nierenversagen Hyperkaliämie +Ibuprofen 400mg Ohne Rezept in der Apotheke Erhältlich Relation Anzahl applizierter AM – Anzahl möglicher AM-Wechselbeziehungen n (n-1) 2 +ACE-I : Gefahr des akuten Nierenversagens +ß-Blocker, Diuretika, ACE-I, Sartane :Blutdrucksenkung +ACE-I, Sartanen, Aliskrein, ß-Blockern,Spironolacton,…:Hyperkaliämie +Antidepressiva, Diuretika, Antikonvulsiva,..;Hyponatriämie (über SIADH) +SSRI ,oralen Antikoagulantien, ASS, Corticoide,:Blutungsrisiko im +Chinolone +Anticholinergika: Neurotoxizität +Diuretika: Ödembildung durch Wirkverlust GI- Bereich Diamicron MR 30mg Simvastatin 40mg T-Ass 100mg Acemin10mg Acemin 20mg Amlodipin 5mg Furospirobene forte Doxazosin 2mg Metformin 850mg Diclobene 50mg Tenormin 50mg 1–1–0 0–0-1 0–1–0 1– 0 – 0 0-0–1 ½- 0- 1/2 1–0–0 1–0-1 1–0-1 1–0–1 1–0-0 akutes Nierenversagen Hyperkaliämie +Ibuprofen 400mg Das Bild k ann zurzeit nicht angezeigt werden. Risikomanagement Erkennen von Risiken (CIRS- Critical incident reporting system) Analyse von Risiken (FMEA, „Fehlerkultur) Alternativen zur Risikovermeidung und –begrenzung (Standards für Anforderung, Lagerung und Verabreichung von Arzneimittel, Leitlinien, Therapiepfade ausreichende Information über Arzneimittel) Beurteilung und ev.Optimierung der Alternativen Regelmäßige Kontrollen Ziel: Prävention!! Risikomanagement bei Arzneimittelgabe •Einsatz von Checklisten •Kontinuierliche Überprüfung der Medikation auf Sinnhaftigkeit •Auswahl von möglichst NW und WW armen Arzneimitteln bei Multimedikation •Beiziehen von Interaktionsprogrammen •Qualitätszirkel •Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Austausch •Arbeiten mit Standards, Therapiepfade Eine europäische Studie zeigte, dass: ein Fünftel aller zu Hause versorgten älteren Patienten zumindest ein unpassendes Medikament verschrieben bekommt 46% der älteren ambulanten Patienten zumindest eine potenziell signifikante Medikamenten-Wechselwirkung haben 40% der Patienten Medikamente ohne das Wissen ihres Arztes einnehmen. Eine der wichtigsten Anforderungen der gegenwärtigen medikamentösen Therapien ist es, Wechselwirkungen zu erkennen, zu steuern und zu verhindern, da diese die heilsamen Effekte potenziell zunichte machen können. Die Verwendung von Datenbanken könnte den Ärzten bei Vorhersagen und Steuerung von Wechselwirkungen helfen. Eine Metaanalyse stellte fest, dass ältere Patienten üblicherweise bessere gesundheitliche Ergebnisse erzielen, wenn ihnen durch ein multidisziplinäres Team geholfen wurde, das sich aus einem Arzt (idealerweise einem Geriatriker), einer Krankenschwester und einem Pharmazeuten zusammensetzte. Quelle: A Spinewine: Appropriate prescribing in elderly people: how well can it be measured and optimised? Lancet 2007; 370:173 Pharmazeutischer Check der Medikation Gillespie et al. untersuchten an Patienten>80a den Einfluss einer Medikamentenüberprüfung mit anschließender Beratung des Arztes hinsichtlich der besten Arzneistoffe, Dosierungen und des Monitorings. Des Weiteren wurden den Patienten die Therapie erläutert und er nach zwei Monaten wieder kontaktiert. Krankenhauseinweisungen sanken um 16% (Einweisungen in die Notaufnahme um 47% Wiedereinweisungen aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen um 80%). Trotz der durch die Interventionen verursachten Kosten sanken die Gesammtkosten pro Patient um 230 Dollar (170€). (Gillespie et al.2009;A comprehensive pharmacist intervention to reduce morbidity in patients 80years old or older. Arch Intern Med 169(9): 894-900 Liste der 10 gefährlichsten Medikamenten?? Check der Multimedikation Check der Laborparameter Verhindern von Look-alike und Sound-alike Strategien zum gezielter Einsatz von Medikamenten unter Nutzen/Risikoabwägung