a-t 10 [1998] - Arznei
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a-t 10 [1998] - Arznei
arznei-telegramm 10/98 Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Astemizol: HISMANAL (A, CH) Captopril: LOPIRIN (A, CH) Cetirizin: ZYRTEC (A, CH) Doxazosin: SUPRESSIN (A) Losartan: COSAAR (A, CH) Nalbuphin: NUBAIN (A, CH) Terfenadin: TRILUDAN (A) TELDANE (CH) Valsartan: DIOVAN (A, CH) 93 hat die Seleneinnahme ebenfalls keinen Einfluss (CLARK, L. C. et al.: J. Am. Med. Ass. 276 [1996], 1957). Die Behauptung, dass die Einnahme von Selen vor Krebs schützt, bleibt somit Spekulation. Vorbeugende Einnahme ohne Mangel erscheint uns nicht empfehlenswert, –Red. Vermindern ACE-Hemmer das Krebsrisiko? Tierstudien lassen einen tumorprotektiven Effekt von ACEHemmern vermuten. Jetzt deutet eine Kohortenstudie an, dass mit ACE-Hemmern behandelte Bluthochdruckkranke seltener an Krebs erkranken als die Normalbevölkerung (LEVER, A. F. et al.: Lancet 352 [1998], 179). Methodische Einschränkungen wie retrospektives Design und signifikante Ergebnisse nur bei bestimmten Patientenuntergruppen schwächen die Aussagekraft (OLSEN, J. H.: Lancet 352 [1998], 162). Hochdruckmittel der Wahl bleiben niedrig dosierte Diuretika und „kardioselektive” Betablocker. Nach den jüngsten Ergebnissen bei Diabetikern (vgl. Seite 88) folgen dann ACE-Hemmer. Immerhin sind die Hinweise erfreulicher als für Kalziumantagonisten, bei denen tierexperimentelle Befunde und eine Kohortenstudie Verdacht auf Kanzerogenität schüren (a-t 9 [1996], 85). Cave Haushaltswasserfilter: Wasserfilter sollen Schadstoffe eliminieren und den Geschmack von Trinkwasser verbessern. Nach einer im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführten Untersuchung ist der Effekt von Tischgeräten mit Ionenaustauschern und Aktivkohle sowie einem an den Wasserhahn anzuschließenden Mikrofilter kurzlebig. Die von den Herstellern versprochene Verringerung des Blei- bzw. Kupfergehaltes im filtrierten Wasser nimmt mit zunehmendem Sättigungsgrad der Filterpatronen ab. Zeitlich begrenzt ist auch die Leistungsfähigkeit bestimmter Patronen, den Nitratgehalt zu senken. Sie ist bei Ausgangswerten von 50 bzw. 100 mg Nitrat/l bereits nach vier bzw. sieben Tagen erschöpft. Filtriertes Wasser kann deshalb nicht generell zur Zubereitung von Säuglingsnahrung verwendet werden. Vor allem gibt es jedoch hygienische Bedenken. In den Filtermaterialien aller getesteten Haushaltsfilter vermehren sich Keime und werden in das Filtrat abgegeben. Die Keimzahlen steigen teilweise auf über 100.000 pro Milliliter an, während die Trinkwasserverordnung höchstens 100 Keime pro Milliliter akzeptiert. Zum Teil finden sich Fäkalstreptokokken. In den Filtraten der Geräte aller Hersteller wurden Aeromonas hydrophila isoliert, die eindeutig pathogen sind und vor allem bei immungeschwächten Patienten Durchfall verursachen können. Der als Konsequenz empfohlene Kartuschenwechsel alle 10 bis 14 Tage erscheint für die Anwendung im Haushalt unrealistisch. Von hygienischer Seite wird daher empfohlen, auf Haushaltsfilter zu verzichten. Falls sie dennoch verwendet werden, ist das filtrierte Wasser auf jeden Fall abzukochen (F. DASCHNER). Netzwerk aktuell Blutdruckanstieg nach Wechsel auf CARDULAR PP: Nach Umstellen von CARDULAR 4 auf die neue verzögert freisetzende Doxazosin-Zubereitung CARDULAR PP (wie früher bei OSMOGIT wird Wirkstoff durch lasergebohrtes Loch freigesetzt) steigt bei einer 90-jährigen Frau der systolische Blutdruck von 160 auf 190 mmHg. Nach Wechsel auf Captopril (TENSOBON u.a.) normalisiert sich der Druck (NETZWERK-Bericht 9637). „Zuverlässige Blutdrucksenkung bei universeller Dosierung: einmal täglich” verspricht Pfizer für die Retard-Zubereitung (CARDULAR-PP-Werbung: Ärzte Ztg. vom 24. Sept. 1998). 4 mg PP werden „zum Preis von 2 mg Standard” angeboten. Mehr ist die Neuerung auch nicht wert, denn die orale Bioverfügbarkeit entspricht nur etwa der Hälfte der Standard-Tablette. Wird auf der Basis gleicher mg-Dosierungen umgestellt, ist mit Gefährdung durch Blutdruckentgleisungen zu rechnen. Veröffentlichte Vergleichsstudien mit Standard- gegen PP-Zubereitun- gen gibt es unseres Wissens nicht. Relevante Vorteile des PPProduktes lassen sich der wissenschaftlichen Broschüre (Stand März 1998) nicht entnehmen. Im November dieses Jahres läuft der Patentschutz für Doxazosin ab. Pfizer und sein Mitvermarkter Astra (DIBLOCIN PP) sorgen mit Markteinführung von PP und Produktionsstopp der Standard-Zubereitungen für eine Zwangsumstellung der Patienten. Nach unserem Eindruck wollen die Firmen den zu erwartenden Wettbewerb durch preiswertere Anbieter behindern, die in Kürze Standardzubereitungen in den Handel bringen werden. Anfang der 80er Jahre hatte dies Boehringer Mannheim durch Umstellen von EUGLUCON auf die mikronisierte N-Variante versucht – allerdings erfolglos (a-t 5 [1982], 46), –Red. „Horrortrip“ nach Antihistaminikum Cetirizin (ZYRTEC): Eine 42-jährige Frau mit Heuschnupfen nimmt wie empfohlen abends eine Tablette des Antiallergikums Cetirizin (ZYRTEC) ein. Nach kurzem Schlaf wacht sie auf und wird die ganze Nacht von Angstvorstellungen gequält. Am Tag danach fühlt sie sich müde und zerschlagen (NETZWERK-Bericht 9046). Eine Apothekerin wird unter der Einnahme während einer Autofahrt von hochgradiger Panik befallen. Ein einstündiger Weinkrampf folgt. Sie kann die Fahrt nicht fortsetzen (8507). Zwei weitere Berichte beschreiben ebenfalls Angst und Angstträume nach Cetirizin (8527, 9045). In Verbindung mit klassischen Antihistaminika sind Alpträume und Halluzinationen bekannt, unter Astemizol (HISMANAL) und Terfenadin (TELDANE u.a.) Angstzustände. Cetirizin kam mit dem Versprechen auf den Markt, selektiv auf periphere Histamin-Rezeptoren zu wirken. Mit Angst bzw. Angstträumen erweitert sich das Spektrum der im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION berichteten, möglicherweise durch anticholinerge Wirkungen bedingten, psychischen und zentralnervösen Störungen unter Cetirizin wie Nervosität und Unruhe (3 Berichte), Agitiertheit (1), Aggressivität (2), Verdacht auf Abhängigkeit (1) und Müdigkeit (10; vgl. a-t 4 [1993], 40; 5 [1993], 49; 6 [1997], 72). Entsprechende Hinweise fehlen für ZYRTEC in der „Rote Liste 1998”, –Red. Irbesartan (APROVEL) und die Leber: Ein 88jähriger Mann nimmt gegen Bluthochdruck Irbesartan (APROVEL) ein. Transaminasen, alkalische Phosphatase und Laktatdehydrogenase steigen innerhalb von drei Wochen deutlich an. Nach Absetzen des Angiotensin-II-Antagonisten fallen die Werte wieder ab (NETZWERK-Bericht 9644). Damit dokumentiert das NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION bereits für drei der fünf in Deutschland im Handel befindlichen Angiotensin-II-Hemmer Berichte über Leberenzymerhöhungen bzw. Hepatitis (Losartan [LORZAAR], Berichte 8535, 8611, 8735 und Valsartan [DIOVAN], 8761, 8940). Leberschäden sind als Klasseneffekt der Sartane anzusehen (vgl. a-t 7 [1998], 68), –Red. Apnoe beim Neugeborenen nach Nalbuphin (NUBAIN)-Analgesie der Mutter: Eine gesunde 20jährige Schwangere erhält vor der Geburt ihres Kindes 10 mg des Opioidanalgetikums Nalbuphin (NUBAIN) intramuskulär. Eineinhalb Stunden später kommt ein Mädchen mit schwerer Atemdepression zur Welt. Erst nach Intubation und 15-minütiger Beatmung setzt die Spontanatmung ein (NETZWERK-Bericht 9636). Der berichtende Geburtshelfer kritisiert die Informationspolitik des österreichischen Vertreibers von NUBAIN: Torrex Pharma empfiehlt in einer Werbebroschüre die Geburtshilfe als „interessantes Anwendungsgebiet” von Nalbuphin. Das Opioid führe „zu einer minimalen, praktisch vernachlässigbaren Dämpfung der Spontanatmung” (NUBAIN, Torrex Pharma GesmbH, 430-NUBMG1297-3M). Deutsche und österreichische Fachinformationen weisen hingegen auf Atem- (und Kreislauf-)-Depression des Kindes bei Anwendung in der Geburtshilfe hin. Nalbuphin passiert die Plazenta. Atemdepression oder Bradykardie beim Neugeborenen nach Analgesie der Mutter mit Nalbuphin ist in der Literatur beschrieben (SGRO, C. et al.: Lancet 336