a-t 9 [1991], 78). - Arznei
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a-t 9 [1991], 78). - Arznei
78 Prokain (K.H.-3 u.a.) und Altersbeschwerden: Ältere Menschen sind besonders empfänglich für medizinische Wundermittel und Methoden, so auch für Geriatrika, die Hilfe gegen „altersbedingte Verschleißerscheinungen”, „nachlassende Vitalität” oder „vorzeitiges Altern” verheißen. In zahlreichen Studien wurde versucht, die Wirksamkeit von Prokain bzw. Prokain-haltigen Mischpräparaten (K.H.-3, RECAPS DEPOT, u.a.) zur Behandlung älterer Personen mit verschiedenen Beschwerden zu belegen. Die Ergebnisse sind nicht überzeugend. Insgesamt deuten sie an, daß sich solche Mittel nicht zur Behandlung von Erkrankungen eignen. Nach wie vor fehlt ein hinreichender Beleg für den Nutzen Prokain-haltiger Präparate im Alter. Ein US-amerikanisches Gericht stoppte 1980 den Verkauf des Prokain-haltigen Präparates GEROVITAL, nachdem die FDA die Anwendungsansprüche als wissenschaftlich unbegründet zurückgewiesen hatte. Prokain wird per os schlecht absorbiert und rasch verstoffwechselt. Es fehlen Belege, daß nach Einnahme von K.H.-3 oder ähnlichen Produkten pharmakologische Spiegel von Prokain im Gehirn oder anderen Zielorganen vorhanden sind. Prokain kann die bakteriostatische Wirkung von Sulfonamiden beeinträchtigen. Sodbrennen, Migräne und systemischer Lupus erythematodes sind nach Einnahme von K.H.-3 beschrieben (Health Letter 7:5 [1991], 9 / Lawrence Rev. Nat. Prod., Mai 1991 / ati d). Wie lassen sich Patienten mit Penizillinallergie erkennen? Eine Penizillinallergie kann lebensbedrohliche Reaktionen auslösen. Die Anamnese ist jedoch oft vage. Häufig wird berichtet, daß in der Kindheit Hautausschlag und Kopfschmerzen nach Penizillineinnahme auftraten und daraufhin ein anderes Antibiotikum verordnet wurde. Bei nachfolgenden Infektionen wurde dann wegen der nun anamnestisch bekannten „Penizillinallergie” auf eine Penizillinbehandlung verzichtet. Es empfiehlt sich, eine anamnestisch angegebene Penizillinallergie zu hinterfragen. Die verbreiteten Sub- und Intrakutan-Tests sind hinsichtlich der Prognose vieldeutig, da sie keine Aussage zur möglichen Schwere der Reaktion zulassen. 132 Personen mit allergischen Reaktionen auf Penizillin in der Vorgeschichte wurden mit Hilfe eines Radioallergosorbent-Tests auf eine Allergie gegen Penicillin V (ISPENORAL u.a.) und Penicillin G (PENICILLIN HEYL u.a.) untersucht. Dieser Test erfordert lediglich eine Blutprobe ohne besondere Lagerungsvorschriften. Nur 4 Personen (3%) hatten nachweisbare Penizillin-spezifische IgE-Antikörper. Die restlichen 128 tolerierten eine stationär unter Notfallbereitschaft vorgenommene orale Penizillinprovokation ohne unerwünschte Wirkungen. Kein Patient wurde innerhalb von drei Monaten nach vermuteter Penizillinallergie getestet. Fünf der Patienten mit negativem Radioallergosorbent-Test wurden in der Folgezeit mit Penizillin per os behandelt. Einer erhielt es intramuskulär. Unverträglichkeiten traten nicht auf. Patienten mit geringen oder vagen Reaktionen auf Penizillin und mit negativem Radioallergosorbent-Test gegen Penicillin-V und -G können mit ausreichender Sicherheit Penizillin einnehmen (SURTEES, S. J. et al: Brit. Med. J. 302 [1991], 1051). Wie entwickelt sich die Lebenserwartung bei Hämophilie mit angeborenem Faktor-VIII-Mangel? Vermutlich bessere Behandlungsmethoden ließen die Lebenserwartung von Personen mit klassischer Hämophilie (Hämophilie A, Faktor-VIII-Mangel) von 1941 bis 1980 in den Industrienationen signifikant ansteigen. Mit der generellen Verfügbarkeit lyophylisierter Faktor-VIII-Konzentrate stieg sie insbesondere von 1971 bis 1980 an. In dieser Dekade wurde eine mittlere Lebenserwartung von annähernd 68 Jahren erreicht. Im Vergleich zur US-amerikani- arznei-telegramm 9/91 schen Normalbevölkerung kann bei schwerem Faktor-VIIIMangel die Sterblichkeit bis zum 6fachen erhöht sein, während mäßig betroffene Personen eine annähernd normale Lebenserwartung haben können. Jetzt ist der Trend gegenläufig. Von 1981 bis 1990 hat sich die Prognose der klassischen Hämophilie dramatisch verschlechtert. Insbesondere Patienten mit hohem FaktorVIII-Bedarf laufen das Risiko, an einer durch Plasmaderivate übertragenen HIV-Infektion zu erkranken. So fiel die Lebenserwartung in den 80er Jahren gegenüber der Vordekade auf 49 Jahre. Betroffen ist besonders die Altersgruppe zwischen 15 und 34 Jahren. Von 52 zwischen 1981 bis 1990 verstorbenen Personen waren 26 an AIDS erkrankt (22 litten an hochgradigem, einer an mäßigem und drei an gering ausgeprägtem Faktor VIII-Mangel). Das Durchschnittsalter der an AIDS Verstorbenen betrug 33 Jahre (Spannbreite 8 bis 71 Jahre). Wann der Gipfel der AIDS-bedingten Mortalität erreicht sein wird, läßt sich bei der unterschiedlichen Inkubationszeit und der ungewissen Überlebenszeit der Betroffenen nicht vorausbestimmen (JONES, P. K., O. D. RATNOFF: Ann. Intern. Med. 114 [1991], 641). Misoprostol (CYTOTEC) in Brasilien – Teilverbote wegen Mißbrauch als Abortivum: Berichte über den Mißbrauch des Ulkusmittels Misoprostol (CYTOTEC) als Abortivum und den Verdacht der Auslösung von Mißbildungen (vgl. a-t 5 [1991], 46) führten zu Reaktionen (SCHÖNHÖFER, P. S.: Lancet 337 [1991], 1534; FONSECA, W. et al.: Lancet 338 [1991], 56; COELHO, H. L. L. et al.: Lancet 338 [1991], 247). Zunächst verbot ein Gericht den Verkauf von Misoprostol im Bundesstaat Ceará, aus dessen Universität die Beobachtungen des Mißbrauchs stammen (Jornal do Brasil vom 10. Juli 1991). Danach erfolgte Mitte Juli 91 auch das Verkaufsverbot im Bundesstaat Rio de Janeiro (Jornal do Brasil vom 16. Juli 91). Diese Maßnahme erscheint verständlich, denn in Brasilien sind auch rezeptpflichtige Arzneimittel unkontrolliert und frei verfügbar. Nachwirkungen PUVA und Hautkrebs: Die Kombination von Methoxypsoralen (MELADININE) mit langwelligem ultraviolettem Licht (PUVA) gilt als wirksame Behandlungsmethode für Schuppenflechte und andere Hautleiden. Seit Jahren warnen wir jedoch vor der Photochemotherapie, da PUVA offenbar als direktes Karzinogen wirkt (vgl. a-t 10 [1984], 84 und 6 [1990], 58). Schwedische Dermatologen untersuchten 4.800 Patienten nach, die zwischen 1974 und 1985 eine PUVA-Therapie erhalten hatten. Zwar traten maligne Melanome nicht häufiger auf, jedoch erkrankten Männer unter PUVA sechsmal und Frauen fünfmal häufiger an Plattenepithelkarzinomen der Haut als nicht behandelte Personen. Es besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung. Männer mit über 200 PUVA-Behandlungen haben ein über 30fach erhöhtes Hautkrebsrisiko. Die Inzidenz einiger anderer Malignome ist ebenfalls erhöht (LINDELÖF, B. et al.: Lancet 338 [1991], 91). #1 #2 #3 Hustendämpfer Noscapin (CAPVAL, LYOBEX, TUSSORETARD) potentiell embryotoxisch und tumorigen: Nach mehrjähriger Bedenkzeit (vgl. a-t 7 [1991], 61) warnt das Bundesgesundheitsamt vor der Einnahme des Hustendämpfers Noscapin in Schwangerschaft und Stillzeit. „Wegen der besonderen mutagenen Eigenschaften (Spindelgift) von Noscapin besteht die Möglichkeit