Determinanten der Lebenserwartung

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Determinanten der Lebenserwartung
Welche Faktoren beeinflussen
unsere Lebenserwartung?
Prof. Dr. med. Burkhard Weisser
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Abt. Sportmedizin
Gesundheitliche Risikofaktoren

Körpergröße

Beinlänge

Linkshänder

„job-control“, social support

Tägliche Arbeitszeit

Geburtsmonat

Ehefrau Akademikerin
Lebenserwartung und Wissenschaft

Demographie

Epidemiologie

Public Health/Prävention

Soziologie/Ökonomie

Medizin

Genetik

Psychologie

Geographie
Lebenserwartung: Definition



Durchschnittliche Zahl der Jahre, die Neugeborene leben
würden, wenn die allgemeine Sterblichkeit zum Zeitpunkt
der Geburt in Zukunft unverändert bliebe.
Die Lebenserwartung ist somit keine Prognose! Sie
beschreibt vielmehr die Sterblichkeit eines bestimmten
Kalenderjahres.
Prognose: bis zu 50% der heute geborenen, weiblichen
Neugeborenen wird 100 Jahre alt.
Lebenserwartung
Die fünf Länder mit der höchsten Lebenserwartung
in Jahren
5
Schweiz
80
4
Schweden
80
3
Island
81
2
Hongkong
81
1
Japan
82
Globales Risiko
Die wichtigsten Risikofaktoren in den reichsten Ländern

Rauchen

Übergewicht

Hypertonie

Hypercholesterinämie

Alkohol
who.org, 2003
Doll et al. BMJ 2004
Zeitraum der Studie
Wahrscheinlichkeit, dass ein/e 70-jährige/r 90 Jahre alt wird
1991-2001
7
1981-91
7
1971-81
7
33
20
6
1961-71
Raucher
26
lebenslanger
Nichtraucher
17
10
12
1951-61
0
10
20
Prozent
30
Doll et al./ BMJ 2004, 328: 1519
40
Lebenserwartung
Die fünf Länder mit der niedrigsten Lebenserwartung
in Jahren
1
Sierra Leone
35
2
Sambia
35
3
Botswana
36
4
Lesotho
38
5
Ruanda
40
Lebenserwartung südliches Afrika vor AIDS
(Mitte der 70er Jahre):
ca. 60 Jahre
Globales Risiko
Die wichtigsten Risikofaktoren in den ärmsten Ländern

Untergewicht

Ungeschützter Geschlechtsverkehr

Rauch von Feuerstellen im Haushalt

Trinkwasserverschmutzung

Eisenmangel
who.org, 2003
Demographische Indikatoren
Demographische Indikatoren
Bevölkerung
Welt
Industrieländer
Afrika
6.396 Millionen
1.206 Millionen
885 Millionen
Bevölkerungswachstumsrate
1,3 % /Jahr
0,1 % /Jahr
2,4 %/Jahr
Gesamtfruchtbarkeitsrate
2,8 Kinder
1,6 Kinder
5,1 Kinder
pro Frau
pro Frau
pro Frau
Lebenserwartung von Frauen
69 Jahre
80 Jahre
54 Jahre
Lebenserwartung von Männern
65 Jahre
72 Jahre
51 Jahre
Säuglingssterblichkeit
56
7
90
1,1 %
0,5 %
6,2 %
(Mitte 2004)
(pro 1.000 Geburten)
Anteil der HIV-infizierten
Erwachsenen
Lebenserwartung 2002 im EU-Vergleich
bei der Geburt (in Jahren)
Deutschland
77,5
Italien
79,8
Schw eden
79,8
Frankreich
79,3
Spanien
79,3
Ungarn
lettland
Estland
71,4
70,9
70,5
Lebenserwartung
Frauen
Bodensee Oberschw. (79)
81,9 Jahre
Bonn (46) 81,3 Jahre
Kiel (3) 80,7 Jahre
Lebenserwartung:
Männer
Mecklenburgische
Seenplatte (10) 71,0 Jahre
Kiel (3) 74,5 Jahre
Bonn (46) 76,3 Jahre
Lebenserwartung

Londoner Subway Jubilee Line:
Westminster in Richtung East End:
Pro U-Bahn Station Lebenserwartung – 1 Jahr
6 U-Bahn-Stationen (Wohnort):
Lebenserwartung – 6 Jahre
Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland
Sterblichkeit in Ost- und Westdeutschland
Lebenserwartung und Gesundheitsausgaben
Linksherzkatheter
Lebenserwartung
Gesundheits-
(pro 1 Mill. Einw.)
mit 60 Jahren
m.
w.
ausgaben
(% BIP)

Deutschland
6.441
18.7
23.1
10.7

Griechenland
1002
20.3
23.3
8.6

Großbritannien
1420
18.8
25.5
6.8
Untersuchung der Lebenserwartung


Wissenschaftliche Interventionsstudien zur Untersuchung
des Einflusses eines spezifischen Faktors auf die
Lebenserwartung sind extrem schwierig
In der Regel wird die Sterblichkeit nach einer Intervention
über einen bestimmten Zeitraum gemessen und dann eine
Prognose für die Zukunft abgegeben.
Lebenserwartung

Bluthochdruck
ca. - 2 Jahre

Rauchen
ca. - 3-10Jahre

Geburtsdatum Januar-Juni
ca. - 1 Jahr

Lebenslanger moderater Sport
ca. + 3,5 Jahre

Geburt 2000 vs. 1900
ca. + 40 Jahre

Geburt 2030 vs. 2000
?
Lebenserwartung


Ein Stockwerk zu Fuß statt Aufzug
+ 14 Sekunden
Einfluß von Bewegung auf die Mortalität
Mortalität (%)
Nichtraucher, männlich, n=707, Alter zu Beginn der Untersuchung 61-81 J.
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Tägliche Distanz
in Meilen
0,0 - 0,9
1,0 -2,0
2,1 - 8,0
0
2
4
6
Jahre
1-2 Meilen (1,6-3,2 km)
tägliche Bewegung
reduziert die
Sterblichkeit um fast die
Hälfte
8
10
12
Hakim, A. et al., NEJM 1998; 338: 94-99
Todesfälle pro 10.000 Personenjahre
Mortalität und Fitness in der Aerobics Center
Longitudinal Study (10224 Männer)
Fitness Level niedrig
Fitness Level mittel
Fitness Level hoch
30
25
20
15
10
5
0
Kardiovaskuläre
Todesfälle
Krebserkrankungen
Unfälle/äußere
Gewalt
alle anderen
Ursachen
Blair et al., JAMA 1989; 262:2395
Auswirkungen von Training auf
Mortalität in 4,9 Jahren
Mortalität pro 10.000
Personenjahre
1000
800
600
400
200
0
20 - 39
40 - 49
50 - 59
> 60
Alter (Jahre)
nicht fit zu beiden Untersuchungen
nicht fit bei der 1. und fit bei der 2. Untersuchung
fit bei beiden Untersuchungen
Blair et al., JAMA 1995; 273:1093
Lebenserwartung hängt stärker von der Fitness
als vom Umfang der körperlichen Aktivität ab
MET = metabolisches Äquivalent
Definition: Sauerstoffbedarf unter Belastung gemessen als ein Vielfaches des
Ruhebedarfs (1 MET = 3.5 ml O2/ kg / min.)
Beispiel: 4 METs werden bei schnellem Gehen (ca. 6-7 km/h) verbraucht,
d.h. es werden ca. 14 ml O2 / kg pro Minute verbrannt
Bei einem 70 kg schweren Mann bedeutet das einen Energieverbrauch von
ca. 28 0 kcal/h
Vorteile der Einheit MET:
Energieverbrauch für gegebene Belastung ist unabhängig vom Gewicht (im
Gegensatz zu kcal)
Max. Leistungsfähigkeit kann in METs angegeben werden und entspricht
max. Sauerstoffaufnahme.
Energiebedarf körperlicher Aktivitäten
METs






kcal/Std. (Körpergewicht 70kg)
Tanzen (langsam)
3
210
Schlagzeug spielen
4
280
Schwimmen (langsam)
5
350
Radfahren (20 km/h)
7
500
Joggen (10km/h)
11
770
Seilchenspringen
12
840
Mortalität und Fitness in der Aerobics Center
Longitudinal Study
160
Mortalität pro 10.000
Personenjahre
140
Männer
120
100
80
60
40
Frauen
20
0
<6
7
8
9
10
11
Metabolische Äquivalente
Blair et al., JAMA 1989; 262:2395
> 12
Mortalität, Fitness und Cholesterin in der Aerobics
Center Longitudinal Study (10224 Männer)
Mortalität pro 10.000
Personen Jahre
95
100
80
54
53
60
40
27
29
68
28
> 6,75
5,2 - 6,75
20
0
1
17
14
2-3
4-5
< 5,2
Cholesterin
(mmol/l)
Fitness-Kategorie
Blair et al., JAMA 1989; 262:2395
Relatives Risiko für einen Herzinfarkt bei Frauen
(Nurses Health Study)
Drei protektive Faktoren
 gesunde Diat
 Nicht Raucherin
 moderater bis intensiver Sport
(> 30 Min./Tag)
 Vier protektive Faktoren
 Body-Mass-Index < 25
 Fünf protektive Faktoren
 Alkohol > 5 g/Tag
Anteil der
Frauen (%)
Relatives
Risiko
12,7
0,43
7,2
0,34
3,1
0,17
83 % der Infarkte können durch Einhaltung dieser LebensstilFaktoren vermieden werden
Stampfer M.J. et al., NEJM 2000; 343:16
Sport und Übersterblichkeit
22.6.96 Europameisterschaft
Holland-Frankreich
Ergebnis:
4:5 n.Elfmeterschießen
Sport und Übersterblichkeit
22.6.96 Europameisterschaft
Holland-Frankreich
Ergebnis:
4:5 n.Elfmeterschießen
Einfluss von Lebensbedingungen auf die
Blutdruckentwicklung
Blutdruck-Entwicklung bei einer Gruppe italienischer Nonnen im Vergleich
mmHG
zu Kontrollen (n=282, 144 Nonnen)
170
160
150
140
130
120
110
100
90
80
70
0
Nonnen
Start
4
Kontrollen
8
12
Jahre
16
20
Timio M. et al., Miner Electrolyte Metab 1999 Jan-Apr; 25(1-2): 73-9
30
Einfluss von Lebensbedingungen auf die
Blutdruckentwicklung
Mittelwert der 24 Stunden Urin-Ausscheidung von Noradrenalin bei einer
mg/dlGruppe italienischer Nonnen im Vergleich zu Kontrollen (n=282, 144
Nonnen)
Nonnen
50
40
*
Kontrollen
*
**
**
**
*
30
20
10
*
**
0
Start
6
12
Jahre
18
24
30
Timio M. et al., Miner Electrolyte Metab 1999 Jan - Apr; 25(1-2):73-9
p < .05
p < .01
Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland
LIFE: Subgruppe Diabetes –
Gesamtmortalität
Atenolol
24
Losartan
20
Mortalität
16
12
8
4
Adjustierte Risikoreduktion = 39%; p=0,002
0
0
6
12
18
24
30
36
Monate
L H Lindholm et al. Lancet 2002;359:1004-1010
42
48
54
60
66
Anstieg der Lebenserwartung

Tempo unvermindert

Unter Akademikern höher als bei körperlich Arbeitenden



In den neuen Bundesländern +4 Monate pro Kalenderjahr,
in der Geschichte einmalig
Ursachen nicht vollständig geklärt, enger Zusammenhang
mit den Lebensbedingungen und der medizinischen
Versorgung
Genetische Grundlagen der Langlebigkeit sind noch nicht
vollständig geklärt
Lebenserwartung

Kastration männlicher Straffälliger in den USA in
den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts
wegen verschiedener Verbrechen:
Lebenserwartung
+13 Jahre
Kardiovaskuläre Protektion

Humor

Alkohol

Beten

Besitz eines Haustieres

Ehemann Akademiker

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