BauPortal, Heft 1, Januar 2016

Transcrição

BauPortal, Heft 1, Januar 2016
BauP_U_01_16_BauPortal 28.12.15 11:49 Seite 1
ISSN 1866-0207
6693
1
Januar 2016
Beiträge über die Planung, den Bau
und die Sanierung von Deponien
Leitungsgraben-/Wasserbau – Verschiedene Beiträge
Ausbau-/Malerarbeiten
– Bau-Entstauber und Vorabscheider
Betontechnik
– Massige Bauteile aus Beton sicher herstellen
– Betoninstandsetzung nach
Vorgaben des Denkmalschutzes
Abbruchtechnik – Kesselhaus-Sprengung im ehemaligen Kraftwerk
Inhalt_01_16_BauPortal 28.12.15 11:54 Seite 1
Heft 1 • 128. Jahrgang • Januar 2016
Fachzeitschrift der
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
Inhalt:
Die Sanierung der Deponie Kölliken in der Schweiz ............................................................. 2
aktuell – rund um die BG BAU ..................................................................................................... 10
BG BAU Fachtagung Sanierung 2015 ........................................................................................ 11
Karlsruher Deponie- und Altlastenseminar 2015 ................................................................. 16
www.bgbau.de
www.BauPortal-digital.de
Umweltstandards für Recycling-Baustoffe ............................................................................. 19
Redaktion: [email protected]
Thermorüssel schafft optimale Temperatur für Fischfauna ............................................. 20
Schiebergruppe bei laufendem Betrieb ausgewechselt ..................................................... 22
Werte erhalten – Zukunft gestalten: Gütesicherung Kanalbau
zwischen technischen Erfordernissen und wirtschaftlichen Möglichkeiten .............. 24
Deutscher Arbeitsschutzpreis für Mörtel Pellets .................................................................. 29
Erfahrungen mit Bau-Entstaubern ............................................................................................ 30
Vorabscheider und Entstauber höherer Leistungsfähigkeit ............................................. 32
Leitfaden Taucherarbeiten Offshore .......................................................................................... 37
Verputzen von Mauerwerk und Beton –
Regeln für die Planung und Ausführung ................................................................................. 38
Massige Bauteile aus Beton sicher herstellen ....................................................................... 41
Betoninstandsetzung unter den Vorgaben des Denkmalschutzes ................................ 45
Museumsinsel Berlin –
Sichtbeton knüpft an preußische Tradition an ...................................................................... 49
Senkrechter Hanganschnitt in exponierter Lage .................................................................. 52
Typische Schäden im Stahlbetonbau –
Arbeitstagung des DBV .................................................................................................................. 55
Titelbild:
Herstellung und Prüfung
der Asphaltabdichtung auf der Deponie
Wetro bei Bautzen (Foto: F. Sänger)
Anmerkung der Redaktion:
Die BG BAU empfiehlt auf Baustellen
generell das Tragen von Warnwesten.
Fachtagung Neue Betontechnologien ...................................................................................... 55
Sprengung des Kesselhauses im ehemaligen Kraftwerk Thierbach .............................. 58
22. Fachtagung Abbruch ................................................................................................................ 62
Klinikum Frankfurt Höchst: Mit BIM zum Passivhausstandard ....................................... 63
Stichwort Recht ................................................................................................................................ 67
Fachbereich Bauwesen –
Prüf- und Zertifizierungsstelle im DGUV Test ........................................................................ 68
Mitteilungen aus der Industrie ................................................................. 19, 26, 34, 56, 61, 65
Veranstaltungen ............................................................................................................................... 69
Buchbesprechungen ....................................................................................................................... 70
Impressum .......................................................................................................................................... 72
Bei der Entsorgung von schadstoffbelasteten Abfällen gibt es
dauerhaft keine kostengünstigen Lösungen
Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Blaasch, München
(Foto: Kärcher)
Die Sanierung der Deponie Kölliken
in der Schweiz
Sondermülldeponie in Kölliken (Schweiz) mit
einer der größten freistehenden Hallen weltweit
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 2
Die Entsorgung von Industrie- und Gewerbeabfällen wurde in Europa in den 1970er Jahren ein politisches Thema.
Bis dahin wurden feste Abfälle häufig auf „wilden“ Deponien abgelagert oder flüssige Abfälle auch illegal über die
Kanalisation entsorgt. Es gab kaum Vorschriften für die Abfallentsorgung. Das galt auch für schadstoffbelasteten Abfall.
Zu diesem Zeitpunkt war aber auch jedem klar, dass Sondermülldeponien eingerichtet werden müssen und die Industrie
verpflichtet werden muss, ihre Abfälle dort zu entsorgen. Allerdings war der damalige Stand der Technik nicht so weit,
dass schadstoffbelastete Abfälle auch sicher deponiert werden konnten.
Der Beitrag beschreibt am Beispiel der schweizerischen Deponie Kölliken die gängige Entsorgungpraxis und beispielhaft
auch für Standorte in Deutschland die Lösung der Probleme.
Die Kantone Aargau und Zürich, die Stadt
Zürich und die Basler Chemiegruppe richteten Mitte der 1970er Jahre die Sondermülldeponie Kölliken (SMDK) mit einem
Eigenkapital von 300.000 CHF ein. Diese
Partner sind für die Finanzierung der
Gesamtsanierung sowie aller Sicherungsund Überwachungstätigkeiten zuständig.
Für Industrie und Gewerbe gab es damals
keine Pflicht, Abfälle auf Sondermülldeponien zu entsorgen. Um eine saubere und
geordnete Entsorgung der Abfälle anzubieten, wurde mit moderater Preisgestaltung ein Anreiz gegeben, „wilde“ oder illegale Entsorgungswege aufzugeben.
Abb. 1: Lage der Deponie Kölliken
2
Im Mai 1978 begann der EinlagerungsBetrieb in der Sondermülldeponie Kölliken,
einer ehemaligen Tongrube mit einer
Fläche von 38.000 m2. Das Konzept, und
die Einlagerungsbedingungen entsprachen dem damaligen Stand des Wissens
und der Technik und waren im Vergleich
zu damaligen Sondermülldeponien im
Ausland vorbildlich.
Bis zur Schließung der Sondermülldeponie
1985 wurden insgesamt 450.000 t Abfall
mit stark variierender Schadstoffbelastung eingebaut. Der Deponiekörper bestand aus einem breiten Spektrum von
organischen und anorganischen Abfällen.
Die Anlieferungen wurden sehr großzügig
bewilligt und fast vollständig protokolliert:
Es wurde zum Teil jedoch völlig ungeeignetes Deponiegut abgelagert ohne Unterteilungen für unterschiedliche Abfallarten.
Eine Basisabdichtung wurde in der Tongrube nicht eingebaut genauso wenig wie
ein Entgasungssystem.
• 10–20 % Wasser,
Abb. 2: Einbau der Deponieabfälle 1978
Abb. 3: Eingebauter Sondermüll
• 70–80 % Steine, Erde und Schlacken,
• 8–10 % giftiger Sondermüll,
• 1–2 % Metalle,
• 1–2 % Papier, Kunststoffe und Holz,
• 0,5 % Batterien.
www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien – BauPortal 1/2016
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 3
Schließung der Deponie
Aus heutiger Sicht ist festzustellen, dass
die praktizierte großzügige Ablagerungsart nach „Vogel Strauß Manier“ und die
daraus entstehenden Langzeitprobleme
nicht erkannt bzw. unterschätzt wurden.
Völlig ungeeignetes Deponiegut, wie z.B.
leicht lösliche Salze, wurden eingelagert
und führten zur Verschmutzung des Abwassers mit Eintrag in umliegende Gewässer.
Man hatte nicht erkannt, dass in einer
Sondermülldeponie biologische Abbauprozesse laufen oder das Regenwasser
chemische Zersetzungsreaktionen auslöst,
weil eine Abdeckung der Deponie fehlt.
Ganz abgesehen von der Geruchsbelästigung der Anwohner. Die verantwortlichen
Behörden waren damals bei Protesten
hilflos, weil sie keine Lösungen zur Verbesserung der Missstände hatten. Schlussendlich führten die Zustände aber zur
Schließung der Deponie.
Die SMDK war zu diesem Zeitpunkt für
die Schweizer Industrie ein bedeutender Entsorgungsweg. Ohne Alternativen
führte die Deponieschließung zu Aufruhr
und Ratlosigkeit. Ganz plötzlich war das
Thema „Sondermüll“ zu einem nationalen
Problem geworden. In der Schweiz wurde
die breite Öffentlichkeit sich erstmals der
herrschenden Zustände im Entsorgungswesen bewusst.
Um den Geruchs- und Staubemissionen
Herr zu werden, wurde die gesamte Deponieoberfläche in 4 Etappen abgedichtet:
Sicherungmaßnahmen
von 1992 bis 2003
Als erste Maßnahme wurde der Austritt
von schädlichen Gasen und Staub aus
dem Deponieareal unterbunden. Eine
mehrschichtige Oberflächen- und Seitenabdichtung sowie ein Gasfassungssystem
mit dazugehöriger Verbrennungsanlage
wurde gebaut. Das kontaminierte Sickerwasser wurde gesammelt und einer Kläranlage zugeführt.
Beobachtungsbohrungen in den Jahren
1985 bis 1987 zeigten eine im Felsuntergrund fortschreitende Verschmutzungsfahne, die zwar bis heute die Qualität
des Grundwassers in der unterhalb der
Deponie gelegenen Talfüllung aus Schottern, Sanden und Silten nicht beeinträchtigt hat, aber dennoch eine Gefahr für das
Trinkwasser der Region darstellte. Zu diesem Zeitpunkt war mangels technischer
Erfahrung nicht an eine Gesamtsanierung
mittels Dekontamination zu denken. Also
hat man an der Sicherung der Deponie,
d.h. der Abschirmung der Biosphäre von
der Schadstoffquelle, gearbeitet.
Nach Studien über die Sicherung der
Deponie im Abstrombereich wurde 1996
ein Maßnahmenpaket ausgearbeitet, welches eine 35 m tiefe, die Deponie auf
drei Seiten U-förmig umschließende
Dichtwand, kombiniert mit einer 15–18 m
tiefen Drainagewand aus kiesgefüllten
Sickerpfählen, umfasste. Im Hinblick auf
die mittlerweile in die Planung einbezogene Gesamtsanierung wurde das
Abschirmungspaket vereinfacht; die Ausführung der Dichtwand wurde zurückgestellt.
1997 wurde am Nordrand der Deponie
ein Fassungssystem für oberflächennahes
Hangwasser realisiert. Damit konnte auch
der Wasserhaushalt der Deponie besser
gesteuert werden, was zur Entlastung
der Schmutzwasserbehandlungsanlage
führte. Die Abschirmung Nord besteht
aus einem 380 m langen, mit Sickerkies
verfüllten, 13,5 m tiefen Graben. Am Grabenfuß verläuft ein Drainagerohr. Das
System umfasst acht Kontrollschächte und
entwässert in den Vorfluter. Es führt ausschließlich Sauberwasser.
Die Abschirmung im Süden, 2001–2003
erstellt, besteht aus 129 Drainagebrunnen
Ø 80 cm, die mit einem Edelstahl-Filter-
rohr und parallelen Kontroll- und Spülrohren ausgebaut sind. Der Abstand der
Bohrungen beträgt 4 m. Unterhalb der
Drainagebrunnen verläuft ein 560 m langer begehbarer, belüfteteter Werkstollen,
in welchem die in die Drainagebohrungen eintretenden Schmutz- und Sauberwässer selektiv gefasst und über ein
mehrteiliges Rohrsystem zur weiteren
Behandlung abgeleitet werden. Der tiefste
Punkt liegt 27 m unterhalb der Oberfläche
und rd. 15 m unterhalb des tiefsten Punktes der Tongrube.
Anhand von mehr als 200 Bohrungen im
Umfeld der Deponie lassen sich die bereits
aus der Deponie ausgetretenen Schadstoffe ständig kontrollieren und deren
Ausbreitung überprüfen.
Seit 1988 sind folgende Sicherungsmaßnahmen realisiert worden:
• Bau einer eigenen, kombinierten
Schmutzwasser- und
Abluftbehandlungsanlage,
• Bau einer Interventionsbrunnenreihe
im Grundwasserträger im
Abstrombereich der Deponie,
• Bau einer (Sauberwasser-)Hangdrainage nördlich der Deponie,
• Bau einer Drainagewand zur Fassung
des kontaminierten Grundwassers
im Süden der Deponie (mit Seitenflügeln im Osten und Westen).
Mit diesen Maßnahmen war der Deponiekörper seitlich und nach oben gesichert;
die Emissionen und das Sickerwasser
wurden umweltfreundlich entsorgt. Das
Risiko lag weiterhin in der Wahrscheinlichkeit, dass Schadstoffe die Abschirmungen
unterwandern und doch noch im Grundwasser auftreten. Das Problem ließ sich
nur durch Beseitigung der Schadstoffquelle, d.h. durch Rückbau der Deponie,
lösen.
Abb. 4:
Abschirmung der
Deponie durch Fassung
des oberflächennahen
Hangwassers
Abb. 5:
Auf der Südseite der
Deponie verläuft unter
den Drainagebrunnen
ein begehbarer Werkstollen, in dem Schmutzund Sauberwässer
selektiv gefasst und
über ein mehrteiliges
Rohrsystem zur weiteren
Behandlung abgeleitet
werden.
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien
3
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 4
Abb. 7: Lageplan Deponie mit vorgerückter Halle und Infrastruktur
Abb. 6: Grundwasserverlauf in der Kölliker Rinne
Gesamtsanierung
Die Ingenieurgemeinschaft ASA Inerta/
GUT. wurde beauftragt, ein Vorprojekt
zum eigentlichen Sanierungsprojekt auszuarbeiten. Folgende wesentliche Vorgaben bildeten den Rahmen, innerhalb dessen Überlegungen zur Sanierung der
Deponie getätigt wurden:
• komplette Räumung der Deponie
mit den abgelagerten Abfällen und
der kontaminierten Damm- und
Sohlbereiche,
• Räumung innerhalb von zehn Jahren,
• Verfüllung der geräumten Deponie
erst drei bis fünf Jahre nach Abschluss
der Arbeiten,
• bei der Verfüllung darf nur unbelastetes Material verwendet werden,
• Räumung nur unter einem überdachten und gegen die Umgebung
isolierten Bereich,
• bei der Räumung haben der
Immissionsschutz und die
Arbeitssicherheit oberste Priorität,
• eine Geruchs- und Lärmbelästigung
der umliegenden Anrainer ist möglichst
zu vermeiden,
• eine on Site-Behandlung ist auf
das unbedingt erforderliche Maß zu
minimieren, um den gesicherten
Abtransport der geborgenen
Materialien zu ermöglichen,
• die vorhandene Infrastruktur der SMDK
ist möglichst in das Sanierungskonzept
einzubeziehen,
• ein Qualitätssicherungssystem soll
während des gesamten Sanierungsablaufes eine Beweissicherung von
der Bergung bis zur Entsorgung der
einzelnen Abfälle ermöglichen,
• eine umfangreiche Hangsicherung soll
ein Abrutschen der umliegenden
Böschungen ausschließen,
• ein permanentes Monitoring der
Schutzbereiche Wasser, Boden, Luft
und Leben soll den gesamten
Sanierungsablauf begleiten.
Aus den bestehenden Informationen und
Daten wurde eine Massenbilanz zu den
eingelagerten Stoffen, der Deckschicht
und der kontaminierten Damm- und Sohlbereiche erstellt und die einzelnen Stoffe
anhand ihrer Beschreibung aus der Chemiedatenbank zu unterschiedlichen Entsorgungswegen zugeteilt. Die bei dieser
Zuordnung zu treffenden Festlegungen
über Dichten der abgelagerten Abfälle und
andererseits die Zuordnung zu den unterschiedlichen Entsorgungswegen anhand
oft wenig detaillierter Abfallbeschreibungen stellte sich als äußerst aufwändig
heraus. Die beiden vorhandenen Grundlagendatenbanken beinhalteten unterschiedliche Gesamtvolumina. Die Auswertung der Datenbanken erfolgte in zwei
Schritten. In einer ersten Auswertung
wurde die eingelagerte Abfallmasse in
Tonnen ohne Unterscheidung der Einlagerungsform ausgewertet und den unterschiedlichen Entsorgungswegen zugeordnet. Im zweiten Schritt wurde auch auf
die Einlagerungsform (lose, Säcke, Fässer,
u.a.) als zusätzlichem Parameter eingegangen (Tabelle 1).
Bei der Abschätzung der kontaminierten
Sohl- und Dammbereiche wurde auf eine
Bodenanalyse der Universität Bern zurückgegriffen, die ergab, dass nach einem
Abzug von 1 m Schichtdicke vom Sohlund Dammbereich ein Großteil der Schadstoffkonzentration erfasst ist. Diese Annahme wird aber durch weitere Erkundungsbohrungen abgesichert. Außerdem
können lokale Hot-Spots mit tiefergehen-
Tabelle 1: Übersicht über die eingelagerten Abfälle (in t) und mögliche Entsorgungswege:
SMVA (Sondermüllverbrennungsanlage), KVA (Kehrichtverbrennungsanlage), BOBE (thermische
Bodenbehandlungsanlagen), UTD (Untertagedeponie) und RSD (Reststoffdeponie).
Von einer Entsorgung der Abfälle in ZMO (Zementöfen) wurde aufgrund der hohen Kosten, die
bei einer Umrüstung erforderlich wären, und vor allem aufgrund der politisch umstrittenen
Situation sowie verfahrenstechnischer Hürden abgesehen.
lose
4
SMVA
KVA
BOBE
UTD
RSD
Summe
in %
45.478
5.279
105.458
27.578
77.304
261.097
70
Sack
557
0
123
27.225
0
27.905
7
Fass
38.429
3.603
8.032
10.344
4.097
64.505
17
Sonstige
1.081
43
19.052
698
317
21.121
6
Gesamt
85.545
8.925
132.665
65.845
81.718
374.628
100
Abb. 8:
Schematische
Darstellung des
Beprobungsrasters zur
Beurteilung des Felsabtrags
in der geräumten Deponie
www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien – BauPortal 1/2016
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 5
den Kontaminationen damit nicht entfernt werden. Die Konstruktion der Einhausung wurde jedoch so ausgelegt, dass
ein Aushub bis in maximal 5 m Tiefe unter
die Deponiesohle ohne zusätzliche technische Maßnahmen erfolgen kann.
Die Räumung der 540.000 t Deponiemasse wurde mit einer Abbauzeit von
sechs Jahren veranschlagt. Bei der Umsetzung des Sanierungskonzeptes wurde
Wert darauf gelegt, dass die Infrastruktur
auf dem Gelände der SMDK unterzubringen ist. Es wurden dabei auch die Verladebereiche mit in die Überdachung einbezogen, um Geruchsemissionen soweit wie
möglich unterbinden zu können.
Der Rückbau der SMDK wurde von Ost
nach West unter einer verschiebbaren Einhausung (Abbauhalle) geplant. Zunächst
wurde eine Lagerhalle errichtet, die temporär zusätzlich mit einer Big-Bag- und
Fassumfüllstation sowie mit einer Verladestation mit Kran ausgerüstet wurde.
Für den Aushub der Bereiche Süd und
Mitte wurde auf einer Fläche von 7.200 m2
in zwei Abschnitten eine vollständige Einhausung hergestellt. Die Entsorgung der
Abfälle erfolgte dabei zunächst nur über
die Lagerhalle. Nach dem vollständigen
Aushub dieses Bereiches wurde auf der
frei gewordenen Fläche eine Bodenplatte
hergestellt und die Manipulationshalle
errichtet, die bei der Sortierung und Aufbereitung des Aushubmaterials aus den
Deponiebereichen im Westen diente.
Der Aushub der Deponie-Etappen wurde
unter sukzessivem Dachvorschub in 12
Bauabschnitten geplant. Der Abtransport
der abgebauten Abfälle zur Manipulationshalle erfolgte über ein kontinuierliches Fördersystem. Lose Fraktionen wurden mittels Bergebagger vorsichtig abgezogen und über mehrere Förderbänder
und einen Verbindungstunnel in die Manipulationshalle transportiert. Hier konnte
bei Bedarf eine Nachsiebung des Materials
über ein Trommelsieb erfolgen. Ein Großteil der Fraktion wurde direkt in Kastenbeschicker gefördert. Bereits beim Abbau
wurde darauf geachtet, nur gleichartiges
Material zu einer Charge von insgesamt
200 m3 (Fassungsvermögen Kastenbeschicker) zusammenzufassen. Vor dem
Kastenbeschicker erfolgten in regelmäßigen Abständen eine Probenahme des
Materials und eine Zusammenfassung zu
einer qualifizierten Stichprobe. Die Probe
wurde analysiert und die Charge einem
Entsorgungsweg zugeordnet. Aus dieser
Vorgangsweise ist ersichtlich, dass es
essentiell war, bei der Räumung darauf
zu achten, augenscheinlich gleichartiges
Material zu einzelnen Chargen zusammenzufassen.
Abb. 9: Managementsystem der SMDK
Der Abbau der Fässer und Big-Bags erfolgte mit Bergegeräten, die Fässer wurden vorsichtig geborgen, bei Bedarf in
Überfässer gestellt und mit einer Seilbahn
und Kettenförderer auf ISO-Paletten in
die Manipulationshalle transportiert. Dort
erfolgte die Probenahme, Erstzuordnung
und Chargenzusammenstellung der einzelnen Gebinde. Bei Bedarf konnten Fässer
mit flüssigen Inhalten für einen sicheren
Transport umgepumpt werden. Grundsätzlich wurden beschädigte Fässer in
Überfässern transportiert. Die Bergung
der Big-Bags erfolgte ebenfalls über die
Seilbahnanlage und die Kettenförderer.
Die Big-Bags wurden grundsätzlich in der
Manipulationshalle beprobt, geöffnet und
in neue Big-Bags umgefüllt.
Abb. 10: Deponie mit Anordnung der Sanierungseinrichtungen
Abb. 11:
Rückbau der
Deponieabfälle in der
eingehausten Anlage,
links das
Sonderfahrzeug der
chemischen Fachkraft
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien
5
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 6
Abb. 12: Ausbreitung (links) und Rückentwicklung (rechts) der Schmutzwasserfahne
Bis zum Vorliegen der Analysenergebnisse
wurden die einzelnen Materialien am
Gelände zwischengelagert. Nach Vorliegen
der Analysenergebnisse wurden die losen
Fraktionen aus den Kastenbeschickern
abgezogen und in ACTS-Container für
Schüttgüter umgelagert, verwogen und
mit dem Brückenkran zum Abtransport
auf ACTS-Trägerwaggons verladen. BigBags und Fässer wurden mit Hubstaplern
direkt in ACTS-Container für den Palettentransport geladen. Ein eigenes Deponiemanagementsystem ermöglichte dabei
eine lückenlose Beweissicherung der abgebauten Abfälle von der Abbaustelle bis
zur Entsorgung in geeigneten Anlagen.
Abwasser und Abluft
Ein besonderes Entwässerungskonzept
sicherte den Wasserhaushalt während der
Sanierungsphase. Unterschieden wurden
die Bereiche Hangdrainage Nord, Dachflächenwässer aus den Abbauhallen, Oberflächenwässer aus den befestigten Fahrbereichen im Außenbereich, häusliche Abwässer aus den Betriebsräumlichkeiten,
Reinigungswässer aus der Manipulationshalle, Schmutzwässer aus der Deponie,
Oberflächenwässer aus der abgedeckten
Deponie bzw. aus dem geräumten Bereich
und Löschwasser für Brandfälle.
Rund 3/4 der ca. 100.000 m3 Oberflächenwasser pro Jahr wurden kontrolliert in den
Mülibach geleitet. Das Entwässerungskonzept umfasste u.a. die Errichtung eines
Zwischenspeicherbeckens mit 1.570 m3,
eines Löschwasservorratsbeckens mit
1.420 m3 und eines Löschwasserauffangbeckens mit 1.000 m3, welche alle unter
der Lagerhalle situiert sind. Die neu errichtete Entwässerung Süd wird nach Ende
der Sanierungsarbeiten bis zur vollständigen Sanierungszielerreichung weiter
betrieben.
Die bestehende Gasfassung der Deponie
wurde während des Abbaus durch zusätzliche Sauglanzen im Bereich der Abbau6
front verstärkt, die die im Deponiekörper befindliche Bodenluft absaugten. Der
lokale Unterdruck bewirkte eine pneumatische Sperre in der Abbaufront. Ein wichtiger Teil des Sanierungskonzeptes war die
Erfassung und Behandlung der Abluft aus
den überdachten Bereichen. Die komplette
Einhausung der Abbaubereiche bewirkte
eine Minimierung der Beeinträchtigung
nach außen durch Staub, Gas und Lärm.
Zusätzlich verhinderte die Abdeckung das
Eindringen von Oberflächenwasser in den
Deponiekörper.
Abbau des Deponiekörpers
Der Abbau in der Halle fand mit Maschinen statt, deren Fahrerkabinen geschlossen und fremdbelüftet waren. Dadurch
war es nicht erforderlich in der Abbauhalle
die MAK-Werte einzuhalten. Die Abbauhalle wurde mit einem Vorhang in zwei
Abschnitte geteilt mit einem Luftwechsel
von 1–2, was eine Absaugleistung von
100.000 Nm3/h erforderte.
In der Manipulations- und der Lagerhalle
wurde mit einem 6-fachen Luftwechsel
gearbeitet (300.000 Nm3/h Manipulationshalle, 200.000 Nm3/h Lagerhalle).
An besonders stark ausgasenden Bereichen, wie der geöffneten Abbaufront, der
Fassabsaugung, der Gebindebeprobung,
den Übergabestellen, den Förderbändern,
dem Trommelsieb und der Big-BagAbfüllstation wurden Absauganlagen mit
25-fachem Luftwechsel installiert.
Die Abluftanlagen bestanden aus Biowäschern im Gegenstromverfahren und
aus nachgeschalteten 2-stufigen Aktivkohlefiltern.
Standsicherheit des Deponiekörpers
Der Nord-, West- und Südhang der Deponie wurde für die Abbauarbeiten durch
eine Bohrpfahlwand mit einer Überkopfverankerung gesichert. Die Bohrpfähle
nahmen während der Räumung inklusive der kontaminierten Sohle mit einer
Schichtstärke von bis zu 3 m die horizontalen Kräfte auf.
An der Nordflanke sind die Bohrpfähle
gleichzeitig das Fundament für die Transportbahn des Hallendaches. Außerdem
dienen sie zur Ableitung der Horizontalkräfte der Lärmschutzwand.
Monitoring, Sanierungsziel
und Arbeitnehmerschutz
Im Monitoringkonzept wurde das bestehende Monitoringprogramm übernommen und bei Bedarf erweitert. Das Sanierungsziel war durch einen Stufenplan so
Abb. 13:
Die Konstruktion des
Hallendaches besteht
aus Gitterträgern mit
einer darunter aufgehängten Folie, liegend
auf einem Trägerraster
www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien – BauPortal 1/2016
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 7
variabel gefasst, dass unter Einbeziehung
der zuständigen Behörde die Sanierungszielwerte im Boden ermittelt und der
Zielerreichungsgrad nach Abschluss der
Sanierung modifiziert werden kann.
Nach der Räumung der Deponie wird die
Grube für drei bis fünf Jahre im geräumten Zustand belassen. Eine eventuelle Wiederauffüllung erfolgt erst nach diesem
Beobachtungszeitraum. Dabei gibt es zwei
Varianten, zum einen mit einer teilweisen
Auffüllung als Fläche für Bauvorhaben,
zum anderen eine Auffüllung auf die
ursprüngliche Geländeebene, was den
Vorstellungen der Gemeinde Kölliken entspricht.
Zum Schutz der mit den Sanierungsaufgaben beschäftigten Personen waren folgende Maßnahmen vorgesehen:
• bauliche Maßnahmen
zum Arbeitsschutz,
• persönliche Schutzbekleidung,
Sicherheitsausrüstung,
• stationäre Mess-, Überwachungsund Soforthilfeeinrichtungen,
• Schwarz-/Weiß-Bereiche,
• Erste Hilfe-Station vor Ort,
• Brandschutzkonzept,
• externe Einsatzorganisationen,
• externe und interne
Arbeitsanweisungen durch
vor Ort befindliche Fachleute,
• strenge Arbeitsanweisungen
mit Überwachung der
konsequenten Einhaltung.
Bei den Sanierungsarbeiten waren zahlreiche Probleme zu beachten und Entscheidungen zu treffen. Beim Rückbau
einer Deponie können eingelagerte Stoffe
Feuer fangen. Das liegt daran, dass die
Bedingungen für die eingelagerten Abfälle verändert werden. Der ausgehobene
feuchte Deponiekörper trocknet ab, es
gelangt Luftsauerstoff hinzu und bei der
Zwischenlagerung kann es zum Kontakt
mit anderen Abfällen kommen. Einzelne,
spezielle Abfälle können sich dabei selbst
entzünden. Ein möglichst frühzeitiges Aufspüren von kritischen, d.h. reaktionsfähigen Abfällen war also geboten, z.B. mit
Wärmebildkameras, um solche Brände
bereits in der Entstehungsphase zu bekämpfen. Die Brandbekämpfung wurde
durch die Ortsfeuerwehr regelmäßig vor
Ort geübt. Im Bedarfsfall sollte sie durch
Spezialisten der Chemiewehr unterstützt
werden.
Zum Schutz der Mitarbeitenden wurde
eine Trennung in Schwarz-/Weiß-Bereiche
vorgenommen. Kriterien für die tägliche
Arbeit waren Minimierung der Kontamination, maximale Automatisierung, minimale Handarbeit, permanente Einsatzkontrolle, Sicherheitskameras, Personenschutzanzüge und Training für den Notfall. Dabei sollte möglichst der direkte
Kontakt mit dem Sondermüll vermieden
bzw. minimiert werden. Der Übertritt
zwischen den kontaminierten und den
sauberen Zonen erfolgte über Schleusen
mit Dusch- und Umkleidezwang. Das Konzept beinhaltet eine maximale Automatisierung im Schwarz-Bereich mit wenig
Handarbeit.
Durchführung der Arbeiten
Der Aushub der eingelagerten Sonderabfälle wurde durch drei parallel arbeitende Abbauteams vorgenommen, die
maschinell und personell so ausgerüstet waren, dass im Mittel eine tägliche
Aushubmenge von 500 t erzielt werden
konnte. Sechs Maschinenführer waren in
Fahrerkabinen mit umgebungsluftunabhängiger Atemluftversorgung untergebracht. Zusätzlich war während der gesamten Aushubarbeiten eine chemische
Fachkraft in der Abbauhalle in einem
gesonderten Fahrzeug im Einsatz, um
eine erste Zuordnung der ausgehobenen
Materialien vorzunehmen.
Der Einstieg in die schutzbelüfteten Kabinen der Fahrzeuge, Baumaschinen und
-geräte erfolgte über Dockingstationen
direkt aus dem Weiß-Bereich. Bei Arbei-
Abb. 14:
Abtragen der
Deckschicht in
der eingehausten
Deponie
ten im Schwarz-Bereich, z.B. Unterhalt
der Maschinen, Probenahme, Vermessungen, Rettung etc., waren Personenschutzanzüge, Masken und Atemdruckluftversorgung im Einsatz. Die Arbeitsbereiche
wurden ständig überwacht mit Videound Wärmebildkameras, Personenortungssystem, etc. Alle im Schwarz-Bereich
tätigen Personen wurden einer Ein- und
Ausgangskontrolle unterzogen. Die ärztliche Überwachung der Mitarbeiter führte
die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) durch.
Heute können Deponieabfälle mit verschiedenen Verfahren behandelt werden,
wie z.B. Recycling, Bodenwäsche, thermische Bodenbehandlung, Hochtemperaturverbrennung usw. In den vergangenen
Jahrzehnten hat man Sondermüll fast ausschließlich durch Deponieren, Vergraben
und Verschwemmen in öffentlichen Gewässern „entsorgt“. Wenn heute überhaupt noch deponiert wird, dann als kontrollierte Einlagerung in Untertagedeponien, z.B. bei unbrennbaren, nicht verwertbaren Schadstoffen wie Schwermetallen.
Im Sanierungsprojekt war ein umfangreiches Förderbandsystem vorgesehen.
Loses Material wäre in der Abbauhalle auf
ein Förderbandsystem geladen worden,
welches nahe der Abbaustelle über ein
Doppeldeckersieb beschickt worden wäre.
Im geänderten Konzept wurde das lose
Material in mobile Lagerboxen abgefüllt,
soweit es sich nicht um Gefahrstoffe nach
der Gefahrstoffverordnung handelte, die
in besondere Gebinde abgefüllt werden
mussten. Die geborgenen Gebinde wurden individuell beprobt und verblieben so
lange in den Transportwannen, bis eine
eindeutige Bestätigung des Gebindeinhaltes durch die Laborergebnisse erfolgte.
Fässer und sonstige Gebinde wurden auf
Paletten verpackt und zum Abtransport
bereitgestellt. Container und andere transportbereite Einheiten konnten mit einem
Brückenkran, später durch einen ReachStacker ersetzt, oder mit Gabelstaplern in
der Lagerhalle auf Bahnwaggons verladen
werden.
Die eingesetzten Baumaschinen waren
besonders hartnäckigen Verschmutzun-
Abb. 15:
Die Transport-Container
wurden mit
Reach-Stackern verladen
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien
7
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 8
Abb. 16: Schleuse zum Schwarz-Bereich aus der Sicht der Manipulationshalle
gen ausgesetzt und mussten regelmäßig
gewartet werden. Bevor dies geschehen
konnte, war eine umfassende Reinigung
notwendig. Zu diesem Zweck war die
Hochdrucktechnik von Kärcher im Dauereinsatz. Öl- und Farbschlämme, Harze,
Kitte, Dichtungsmassen und Leime zählen
zu den klebrigen, teilweise schnell aushärtenden Substanzen, die in Industrie- und
Chemieabfällen enthalten sind. Sie setzen
sich an Fahrwerken, Raupen, Spezialwerkzeugen, Schaufeln und Fahrzeugoberflächen fest und greifen das Material an oder
schränken sogar die Funktion der Maschinen ein.
Bevor die Baumaschinen in den WeißBereich gebracht werden konnten, mussten sie in der Schleuse gereinigt werden.
Die Entscheidung für das Heißwassergerät
mit 600 bar, gegenüber handelsüblichen
Geräten mit 200 bis 250 bar, hat sich
bezahlt gemacht. Bei der Reinigung eines
30-t-Baggers spart man 2/3 der Stunden
ein. Hintergrund der Zeiteinsparung ist die
Kombination aus bis zu 85° C heißem
Wasser mit Hochdruck, denn die Zuführung von Wärme sorgt für ein schnelles Aufbrechen von Schmutzrückständen.
Jede Temperaturerhöhung um 10° C be-
schleunigt die chemischen Prozesse und
halbiert so die Reaktionszeit.
Für die Mitarbeiter, die auch in der
Schleuse mit Schutzanzügen und Atemgerät ausgerüstet waren, schaffte das
richtige Reinigungsgerät eine deutliche
Arbeitserleichterung: Mit dem energiereichen Wasserstrahl lassen sich Stellen
reinigen, die von Hand oder mit anderen Methoden nur mühsam zu erreichen
sind. In Kölliken war die Reinigung der
Stegzwischenräume der Raupenplatten
vom ausgehärteten oder verklebten Material mit den zuvor eingesetzten Geräten
fast oder gar nicht durchführbar. Zusätzlich arbeitete das Kaltwassergerät EcoCold
500/30 Classic von Woma im SchwarzBereich, um große Teile vor der Einlagerung in die Container grob zu reinigen.
Terminplan
und Gesamtkosten
Der Terminplan startete mit der Baubewilligung Anfang Juli 2004. Im März 2005
konnte mit der Errichtung der Infrastruktur und im März 2006 mit der insgesamt
sechs Jahre dauernden Räumung begonnen werden. Anschließend wurde noch ein
Abb. 18: Reinigung des Hallendaches durch Absaugen der Partikel
8
Abb. 17: Reinigung der Baumaschinen in der Schleuse zum Weiß-Bereich
Jahr für den Abbau der errichteten Infrastruktur und die vorübergehende Rekultivierung geplant, so dass das Sanierungsprojekt 2012 abgeschlossen sein sollte.
Die Wiederauffüllung war ab 2015 vorgesehen. Tatsächlich haben sich die Arbeiten länger hingezogen. Die Deponie wurde
bis 2015 geräumt. Jetzt steht die geologische Untersuchung und das Abziehen der
Sohle an. Der Boden muss aber erst noch
untersucht werden, um die Schichtstärke
in allen Bereichen zu ermitteln.
Die Gesamtkosten für die Sanierung ohne
Wiederauffüllung und ohne Beseitigung
der tieferliegenden Kontaminationen wurden mit 390 Mio. CHF geschätzt. Die seit
1985 aufgewendeten Kosten für Betrieb
und Unterhalt, Untersuchungen, Planungen und Bauten haben bis Ende 2008 ca.
150 Mio. CHF betragen. Die Gesamtsanierungskosten belaufen sich bis heute auf
rd. 710 Mio. CHF.
Die gesamten Kosten für Untersuchungen,
Bau, Betrieb und Unterhalt der Sicherungsmaßnahmen (Drainage Nord, Abschirmung Süd, SWALBA, Pumpbrunnenreihe) sowie für die Gesamtsanierung werden bis zum Jahr 2020 (35 Jahre nach der
Schließung der Deponie) voraussichtlich
Abb. 19: Sondierungsbohrung auf der geräumten Deponiesohle
www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien – BauPortal 1/2016
01 Kölliken_BauPortal 28.12.15 12:46 Seite 9
rd. 860 Mio. CHF betragen. Für den Betrieb und den Unterhalt der Anlagen
sowie für das Monitoring des Grundwassers werden jährliche Kosten von weiterhin rd. 2 Mio. CHF budgetiert.
Fazit
Aus heutiger Sicht stellt sich leicht die
Frage: Wie konnten die Menschen damals
nur so leichtfertig mit der Entsorgung von
(Gift-)Müll umgehen? Es war aber der
Stand des damaligen Wissens nicht nur
in der Schweiz. Die Sondermülldeponie
Kölliken wurde in den 1970er Jahren eingerichtet. Die SMDK stand in Konkurrenz
zu den vielen anderen Entsorgern in völlig
ungeeigneten Deponien. Es gab wenige
staatliche Regelungen und es fehlte die
notwendige Erfahrung. Die Folgekosten
wurden unterschätzt. Damit Industrie und
Gewerbe überhaupt ihren Müll anliefern,
wurde der Annahmepreis tief angesetzt.
Die Betreiber der Deponie Kölliken haben
in sieben Jahren Betrieb nur ca. 25 Mio.
CHF eingenommen. Allerdings hat das den
Vorteil, dass heute nicht eine Vielzahl weiterer Deponien mit Sondermüll belastet
sind und saniert werden müssen.
Am Beispiel der SMDK wird ersichtlich,
wie ein zum Zeitpunkt seiner Planung
weitsichtiges Projekt im Laufe der Zeit von
neuen Erkenntnissen, neuem Wissen,
einem neuen Verständnis des Umweltschutzes sowie von den Entwicklungen
der Technik überholt werden kann. Aber
jede Planung für neue Anlagen kann
immer nur auf Grundlage aktueller Kenntnisse erfolgen. Auch in der Zukunft können
neue Erkenntnisse zu anderen Schlussfolgerungen führen und eventuell hohe
Folgekosten verursachen.
In Zukunft wird es keine weiteren „Kölliken“ geben. Aber auch in Deutschland
gibt es gleichartige Deponien. Seit Jahren diskutieren wir über die ehemalige
Kesslergrube bei Grenzach-Wyhlen. Dort
wurden von 1950 bis 1963 u.a. von
der chemischpharmazeutischen Industrie
Chemiemüllanteile unbekannter chemischer Zusammensetzung abgelagert. Die
Deponie liegt teilweise im Grundwasser.
Der kleinere Teil des Areals muss von der
Roche Pharma AG saniert werden, der
weitaus größere Teil liegt auf dem heutigen BASF-Werksareal.
Die Roche AG will, wie in Kölliken, mit
einem möglichst vollständigen Aushub
der Altablagerung sanieren, während die
BASF vor allem wegen der Kläranlage auf
ihrem Gelände eine Sicherung in Form
einer Einkapselung mit umlaufender
Dichtwand gewählt hat. Zusätzlich wird
eine Oberflächenabdichtung aufgebracht
sowie eine dauerhafte Grundwasserabsenkung im gekapselten Bereich vorge-
nommen. Hier wird nicht nur nach technischen Gesichtspunkten entschieden, die
Kosten der Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle.
Für die Sanierung der Perimeter 1/3-Nordwest der Altablagerung Kesslergrube
wurde die BAUER Umwelt GmbH von der
Roche Pharma AG als Generalunternehmer für die Sanierung bestimmt und wird
u.a. die Baustelleneinrichtung und den
-betrieb, alle Tiefbaumaßnahmen, den
Aushub, Abtransport und die thermische
Entsorgung des Erdreiches sowie die
Wiederverfüllung der ausgehobenen Baugrube sicherstellen.
Die Erkenntnisse aus den Entwicklungen
und Maßnahmen rund um die SMDK
finden großes Interesse in der Fachwelt
und werden auf Fachtagungen im In- und
Ausland sowie in Publikationen in Fachmedien rege diskutiert. Daran ist auch seit
Jahren die Zeitschrift BauPortal mit Berichten zu Altlastensanierungen beteiligt.
Bildnachweis
SMDK:
Abbildung 0, 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8 ,9,
10, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 19
Blaasch: Abbildung 5, 13
Autor:
Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Blaasch
Redakteur BauPortal
Von Altstandort bis
Zustandsstörerhaftung
altlasten spektrum – herausgegeben vom lngenieurtechnischen
Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling e. V. (ITVA) –
ist die Fachzeitschrift für Altlastenbearbeitung, Sanierungsmanagement und Flächenrecycling. Seit über 20 Jahren begleitet sie die rechtliche, wirtschaftliche, technische und wissenschaftliche Entwicklung
auf diesen Gebieten.
Neben fundierten Fachbeiträgen enthält altlasten spektrum auch die
Mitteilungen des ITVA sowie Hinweise zu Veranstaltungen und Fortbildungsangeboten.
ALTLASTENdigital.de/info/
altlasten spektrum
Zeitschrift und eJournal, 25. Jahrgang 2016,
6 Ausgaben jährlich, ca. 40 Seiten pro Heft
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG · Genthiner Str. 30 G · 10785 Berlin · Tel. (030) 25 00 85-229 · Fax (030) 25 00 85-275 · [email protected] · www.ESV.info
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Altlasten, Deponien
9
3 etieS
02 rund_01_16_BauPortal 28.12.15 11:56 Seite 2
aktuell – rund um die BG BAU
Seminare der BG BAU
Das Fortbildungsprogramm 2016 rund um
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
ist verfügbar. Unter der Telefon-Nr. 0721/
8102-611 bzw. -627 oder per E-Mail praev-
[email protected] anfordern oder als
PDF herunterladen www.bgbau.de.
Seminardatenbank mit Volltextsuche
unter www.bgbau.de/seminare oder Webcode: 2785346
und Treppen räumen und streuen, sich
auf geneigten Flächen durch Persönliche
Schutzausrüstung (PSA) zusätzlich sichern.
Download Winterplakatflyer: www.bgbau.
de/praev/fachinformationen/gesundheitsschutz, Webcode: WCOGRm
Sicher und gesund
durch den Winter
Aufgrund moderner Techniken und neuer
Baustoffe wird die Arbeit auf Baustellen
inzwischen auch im Winter selbst bei
Minustemperaturen fortgesetzt. Glätte,
Schnee, nasskalte Witterung und die früh
hereinbrechende Dunkelheit bringen Gefahren mit sich. Unternehmen und ihre
Beschäftigten sollten insbesondere im
Winter ein sicheres Arbeitsumfeld schaffen und geeigneten Kälteschutz nutzen.
Verkehrswege und Arbeitsplätze sind bei
Glätte besonders gefährlich. Damit nichts
passiert, sollte man Schnee auf Verkehrswegen und Arbeitsplätzen räumen, abstumpfende oder auftauende Mittel bei
Vereisung einsetzen, Gerüste, Laufstege
Mehr Prämien für den Arbeitsschutz
Das Prämiensystem der BG BAU zur Förderung ausgewählter Maßnahmen für die
Prävention geht in eine neue Runde: Auf
Grund der guten Erfahrungen sollen auch
im Jahr 2016 unsere Mitgliedsunternehmen motiviert werden, sich über das notwendige Maß hinaus für den Arbeitsschutz einzusetzen.
Auf Baustellen gibt es viele Gefahrenquellen. Deshalb gibt die BG BAU gezielte Impulse, damit die Unternehmen zusätzlich
in die betriebliche Arbeitssicherheit und
den Gesundheitsschutz investieren. Diese
Initiative ist ein Beitrag, um die Selbstverantwortung der Betriebe zu stärken und
krankheitsbedingte Fehlzeiten zu vermindern.
Gefördert werden soll zum einen die Sachprävention. Dazu gehören Arbeitsmittel,
Maschinen und Geräte, die mit besonderer Sicherheitstechnik ausgestattet sind,
z.B. Podest- und Plattformleitern, Kabelortungsgeräte für erdverlegte Leitungen,
Schutzhelme mit Kinnriemen (EN 397), die
Nachrüstung bestimmter Baumaschinen
und Lkw mit Rückfahrkameras oder die
Anschaffung von Fliesenlegertischen.
10
Gefördert wird auch die Teilnahme am
Arbeitsschutzmanagementsystem (AMS
BAU) der BG BAU. AMS BAU greift die
betrieblichen Belange der Bauwirtschaft
auf und berücksichtigt die schwierigen
Randbedingungen, wie ständig wechselnde Arbeitsplätze, Witterungseinflüsse
oder die besonderen Vertragsformen der
Betriebe der Bauwirtschaft.
Im Rahmen der Verhaltensprävention
werden Maßnahmen gefördert, die gezielt auf Vorbeugung setzen. Die Beschäftigten werden durch Information, Motivation oder Ausbildung angeregt, sich
gesundheitsgerechter zu verhalten. Ein
weiteres Beispiel ist die Übernahme von
bis zu 50 % der Lehrgangskosten für
die Prüfung zur anerkannten Maschinenführerqualifikation ZUMBau (Zugelassene
Maschinenführer in der Bauwirtschaft).
Das Prämiensystem wurde für 2016
erneut erweitert. Antragsberechtigt sind
gewerbliche Mitgliedsunternehmen der
BG BAU. Der Katalog aller förderwürdigen Maßnahmen kann unter www.
bgbau.de/praemien heruntergeladen werden.
BauPortal 1/2016
03 FT Sanierung_BauPortal 28.12.15 11:57 Seite 1
BG BAU Fachtagung
Sanierung 2015
Vom 2. bis 4. November 2015 führte
die BG BAU die Fachtagung Sanierung
in Jössnitz durch. Themenschwerpunkt
waren Gebäudeschadstoffe, begonnen
wurde mit Neuigkeiten aus dem Vorschriften- und Regelwerk. Dipl.-Ing. Bernhard
Arenz (BG BAU Prävention) stellte die
Branchenregeln als neues Instrument der
Prävention vor, welche eine spezielle Form
von DGUV Regeln sind.
In ihnen werden die bestehenden Anforderungen des staatlichen und des
bg-lichen Rechts verständlich zusammengefasst und praxisgerecht aufbereitet.
Dabei wird der Fokus jeweils auf eine
bestimmte Sparte von Unternehmen gelegt, wobei der Unternehmer bzw. die
Unternehmerin gezielt angesprochen werden soll. Mit der Darstellung von Arbeitsverfahren, Tätigkeiten oder Arbeitsplätzen
können sich jedoch auch weitere betriebliche Akteure der Arbeitssicherheit und
des Gesundheitsschutzes über konkrete
Präventionsmaßnahmen informieren. Die
Vielzahl an bestehenden Regelungen, welche größtenteils über staatliches Recht
gefährdungsbezogen existieren, werden
somit übergreifend in einer Branchenlösung aufbereitet.
Aktuell werden in den Fachbereichen der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung über 30 verschiedene Branchenregeln erarbeitet. Der für die Bauwirtschaft maßgeblich verantwortliche Fachbereich Bauwesen erstellt über seine
untergeordneten Sachgebiete bislang die
fünf nachfolgenden:
• Branchenregel „Abbruch/Rückbau“
(DGUV Sachgebiet Sanierung und
Bauwerksunterhalt)
• Branchenregel „Gebäudereinigung“
(DGUV Sachgebiet Sanierung und
Bauwerksunterhalt)
• Branchenregel „Ausbau“
(DGUV Sachgebiet Hochbau)
• Branchenregel „Rohbau“
(DGUV Sachgebiet Hochbau)
• Branchenregel „Tiefbau“
(DGUV Sachgebiet Tiefbau)
Die Branchenregel „Rohbau“ soll davon als
erste bereits im Laufe des Jahres 2016
veröffentlicht werden.
Dipl.-Geol. Andreas Feige-Munzig (BG BAU
Prävention, Bereich Sanierung und Bauwerksunterhalt) wies in seinem Vortrag
über Neues aus dem Vorschriften- und
Regelwerk darauf hin, dass die BGR 128
Abb. 1:
Balkenrückschnitt
unter schwierigen
Bedingungen im
Schwarz-Bereich
(Foto: Stiftung Preußische
Schlösser und Gärten)
(Kontaminierte Bereiche) in der letzten
Fassung von 2006 trotz der neuen TRGS
524 (Schutzmaßnahmen für Tätigkeiten
in kontaminierten Bereichen) weiterhin
gültig ist. So gibt es z.B. in der BGR 128
(neu DGUV-R 101-004) die Anzeigepflicht
für Arbeiten in kontaminierten Bereichen,
welche die TRGS 524 nicht kennt. Auch ist
eine berufsgenossenschaftliche Anerkennung von Sachkunde-Lehrgängen nur über
die BGR 128 möglich.
Weitere Neuerungen: Im Arbeitsschutzgesetz wurde im § 13 „Verantwortliche
Personen“ im Punkt 5 festgelegt, dass
für die Erfüllung der Pflichten des Arbeitgebers „sonstige nach Absatz 2 oder nach
einer auf Grund dieses Gesetzes erlassenen
Rechtsverordnung oder nach einer UVV verpflichtete Personen im Rahmen ihrer Aufgaben und Befugnisse … verantwortlich
sind“. Damit werden die die Bauherrenpflichten betreffenden Regelungen der
BaustellV an das ArbSchG angebunden,
mit besseren Zugriffsmöglichkeiten für die
Vollzugsbehörden.
Neu erarbeitet werden „Arbeitsmedizinische Regeln (AMR)“, die sich zwar in
erster Linie an den Betriebsarzt wenden,
aber auch von Arbeitgebern und Fachkräften für Arbeitssicherheit nicht ignoriert werden sollten. Für das Arbeiten in
kontaminierten Bereichen bedeutsam ist
die AMR 6.2 „Biomonitoring“, ebenso die
AMR 14.2 „Einteilung von Atemschutzgeräten“.
Novellierte Gefahrstoffverordnung
Zur Anpassung an europäische Regelungen (u.a. CLP-Verordnung) und zur vollständigen Umsetzung des Risikokonzepts
für krebserregende Gefahrstoffe wird die
Gefahrstoffverordnung nach 2013 erneut
novelliert. Um nicht auf diese Anpassung
bis 2016 warten zu müssen, erfolgte im
Januar 2014 in der TRGS 519 (Tätigkeiten mit asbesthaltigen Materialien) eine
Anpassung an die Vorgaben der TRGS 910
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Altlasten
(Risikobezogenes Maßnahmenkonzept für
Tätigkeiten mit krebserzeugenden Gefahrstoffen) mit dem Risikokonzept für krebserzeugende Stoffe. Dies ist eine Zwischenlösung, die TRGS 519 wird an die kommende Gefahrstoffverordnung mit den
dort zum Thema Asbest beabsichtigten
Änderungen angepasst werden. So gibt
es u.a. eine Abkehr von den Regelgrößen
schwach- und festgebundener Asbest,
maßgeblich ist die tatsächliche Expositionshöhe und nicht die Konzentration.
Mit der neuen TRGS 519 ist allerdings
nicht vor 2017 zu rechnen.
Zu den derzeit diskutierten Änderungen
in der GefStoffV im Allgemeinen und
zum Thema Asbest im Besonderen gab
es weitere Vorträge. Dr. Eberhard Nies
(DGUV Institut für Arbeitsschutz) stellte
das Risikokonzept für krebserzeugende
Stoffe der TRGS 910 vor. Einen Ausblick auf
die Novellierung der GefStoffV gab Achim
Sieker (Bundesministerium für Arbeit und
Soziales), und Dipl.-Geol. Andreas FeigeMunzig (BG BAU Prävention) führte in zu
erwartende Änderungen in der kommenden TRGS 519 ein. Tätigkeiten, bei denen
die Faserkonzentration in der Atemluft
unterhalb der Akzeptanzkonzentration
von 10.000 Fasern/m3 bleibt, sollen nach
TRGS 910 als „Tätigkeiten mit niedrigem
Risiko“ bezeichnet werden (grüner Bereich). Der rote Bereich mit hohem Risiko
beginnt bei mehr als 100.000 Fasern/m3,
dazwischen liegt der (gelbe) mittlere Risikobereich.
Sehr kontrovers diskutiert wurden die Ausführungen von Sieker zum sog. „unbeabsichtigten Umgang“ mit Asbest, wie er
beim Bauen im Bestand beim Restaurieren, Modernisieren, Renovieren angesichts
jährlich etwa 1 Mio. zu sanierender Wohnungen alltäglich ist. Nach gegenwärtiger Rechtslage sind diese „RMR-Arbeiten“
nur bedingt den nach GefStoffV „erlaubten“ ASI-Arbeiten zuzuordnen und somit
im Grunde „verbotene Tätigkeiten mit
11
03 FT Sanierung_BauPortal 28.12.15 11:57 Seite 2
Asbest“. Daher soll für diese RMR-Arbeiten
eine Ausnahmeregelung mit einer Übergangsfrist von drei Jahren geschaffen werden.
Abb. 2:
Wandverkleidung
mit Asbestzement
(Foto: Smoltcyk & Partner)
Gebäudeschadstoffe
erkunden und bewerten
„Das Thema Gebäudeschadstoffe kann
jeden treffen“ – unter diesem Titel gab
Dipl.-Geol. Dagmar Rötgers (Smoltcyk &
Partner) einen Überblick über die Fundstellen häufig vorkommender Gebäudeschadstoffe wie Asbest, künstliche Mineralfasern (KMF), PCB, PAK und Holzschutzmittel. Vor allem in den Jahren 1950 bis
1970, aber auch davor und bis etwa
2000 wurden Baustoffe mit diesen Schadstoffen umfangreich in Gebäuden verbaut, von denen viele nun modernisiert
oder abgebrochen werden. Beim Einsatz
von Asbest gab es 1981 einen Höhepunkt, als 170.000 t Rohasbest in mehr
als 3.000 Bauprodukten verbaut wurden. Aus 20 Jahren gutachterlicher Praxis
zeigte die Referentin an Beispielen, wie
schwer das Erkennen von Schadstoffen oft
ist, wobei Asbestprodukte (Abb. 2) den
Schwerpunkt bilden.
Dipl.-Ing. Martin Kessel (Arcadis Deutschland) führte in die VDI/GVSS-Richtlinie
6202 Blatt 1 „Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen – Abbruch-,
Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten“ ein und wies darauf hin, dass hier
Bauherrenpflichten deutlich formuliert
sind. Auch wenn sich der Bauherr zur
Erfüllung seiner Verantwortung Dritter
bedient und Aufgaben an Planer, Koordinatoren sowie Unternehmen vergibt,
bleibt er für die Überwachung verantwortlich. Das gilt für die Bestandsaufnahme und Bewertung ebenso wie für die
Ausführung bis zur Entsorgung (Abb. 3).
Abb. 3: Verpackung von KMF
(Foto: Arcadis Deutschland)
12
Zur neu strukturierten VDI-Richtlinienreihe 6202 gehören weiterhin Blatt 2
(Erkundung und Bewertung), Blatt 3
(Asbest – Erkundung, Bewertung und
Sanierung) sowie Blatt 20 (Qualifizierung
von Personal), dessen Entwurf Mitte 2016
als Weißdruck vorliegen wird.
Auf das Erkunden und Bewerten schadstoffbelasteter Gebäude ging Dr. Bernd
Sedat (Sachverständigenbüro Dr. Sedat)
ein und zeigte, wie sich abhängig von
der Veranlassung zur Schadstoffuntersuchung (Bestandserhaltung, Instandhaltung/Sanierung, Abbruch/Rückbau oder
Wertermittlung) sehr unterschiedliche
Untersuchungsmethoden oder Untersuchungstiefen ergeben können. Zudem
ist jedes Gebäude ein Unikat (Abb. 4). In
der aktuellen VDI/GVSS-Veröffentlichung
„Asbesthaltige Putze, Spachtelmassen und
Fliesenkleber in Gebäuden – Diskussionspapier zu Erkundung, Bewertung und
Sanierung (Juni 2015) werden die spezifischen Fragen bei der Untersuchung
verdeckter Asbestanwendungen erörtert.
Aus der alleinigen Fokussierung der baurechtlichen Asbestrichtlinie auf schwach
gebundenen Asbest und entsprechende
Produkte erfolgte nach Ansicht des
Referenten im Jahr 1996 eine falsche Weichenstellung in der Baugesetzgebung,
die uns 20 Jahre gekostet habe. Das o.g.
Diskussionspapier soll dazu beitragen,
nun endlich auch die mit anderen Asbestmaterialien bestehenden Probleme anzugehen.
Über Asbest in bauchemischen Produkten
sprach Dr. Konrad Schwellnus (Wartig
Nord Analytik). Allein 1975 sind beispielsweise ca. 200.000 t bauchemische und
sonstige Produkte mit Asbest von etwa
100 Betrieben hergestellt worden. Schon
1986 waren asbesthaltige Kitte und
Spachtelmassen verboten (GefStoffV), eingebaut wurden sie aber bis 1991. Auch
die i.d.R. geringen Asbestgehalte < 1–2 %
können bei der Bearbeitung, z.B. beim
Schleifen (Abb. 5), erhebliche, gesundheitsgefährdende Faserkonzentrationen
freisetzen. Asbesthaltige Spachtelmas-
Abb. 4: Unikate der Baukunst. Verwaltungsgebäude Baujahr 1953,
in ein Hotel umgewandelt (Foto: Sachverständigenbüro Dr. Sedat)
www.baumaschine.de/Altlasten – BauPortal 1/2016
03 FT Sanierung_BauPortal 28.12.15 11:57 Seite 3
Abb. 5: Händisches Schleifen von Bitumenkleber Flexplatten
Abb. 7: Stadtkirche Monschau, Arbeiten im abgeschotteten Schwarz-Bereich
(Foto: Wartig Nord Analytik)
(Foto: Bennert GmbH)
sen oder Wandputze wurden in der
Vergangenheit bei der Erstellung von
Asbestkatastern kaum berücksichtigt, obwohl ihre Verwendung schon länger
bekannt ist. Im sozialen Wohnungsbau
werden in Gebäuden aus den 1970er Jahren Strangsanierungen vorgenommen.
Asbestzementkanäle werden dabei meist
erkannt, auch asbesthaltige Bitumenkleberschichten als Fußbodenkleber sind
heute weitgehend bekannt. Asbesthaltige
Wandbeläge und Fliesenkleber sind für
viele Wohnungsbaugesellschaften jedoch
ein unbekanntes Problem, und so arbeiten
Handwerker an den Materialien ohne
Kenntnis, dass es sich um Asbestmaterial
handelt.
Die Zukunft der DGUV-Information 201012 (bisher BGI 664) beschäftigte Dipl.Chem. Thomas von der Heyden (DGUV
Institut für Arbeitsschutz). Für Arbeiten
mit Oberflächenabtrag muss nach den
Bedingungen der TRGS 519 gearbeitet
oder ein emissionsarmes Verfahren eingesetzt werden. Mittlerweile gibt es
weit über 40 Verfahren. Davon sind einige
jedoch so komplex, u.a. drei aus dem
Bereich Bautechnik, dass von den ausführenden Unternehmen ein Qualifikationsnachweis gefordert wird.
Zur Vermeidung einer Ausbreitung der
Kontamination und wegen der im Baubetrieb entstehenden Staubentwicklung
wurden für die Arbeitsbereiche, in denen
die Decke geöffnet wurde, staubdichte
Schutzeinhausungen (Abb. 6) vorgesehen,
die je nach Baufortschritt umgesetzt und
angepasst werden konnten. Im Bereich
der Einhausungen wurden alle Arbeiten
nach den für Tätigkeiten im kontaminierten Bereich geltenden Arbeitsschutzbestimmungen ausgeführt (Abb. 1), insbesondere die TRGS 524 und BGR 128,
im Zusammenhang mit den Handlungsanleitungen des Landesamtes für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische
Sicherheit Berlin: „Umgang mit holzschutzmittel-belasteten Bauteilen, Gegenständen und Materialien“, „PAK-Handlungsanleitung Umbau, Instandhaltung,
Rückbau“.
Abb. 6: Zugangsgerüst mit Schleusen
(Foto: Architekten Petersen)
Praxisberichte
In die Praxis ging es mit dem zweiten
Themenblock Gebäudeschadstoffe. Dipl.Ing. Heike Zeymer (Stiftung Preußische
Schlösser und Gärten) führte ihre Zuhörer
zu einer der kultur- und zivilisationsgeschichtlich wertvollsten Schlossanlagen
der Welt, in das Neue Palais in PotsdamSanssouci ein. Es ging um starke Schädigungen an den Deckenbalken zwischen
Marmor- und Grottensaal. Darüber hinaus
ergab sich die Problematik des Arbeitens
im kontaminierten Bereich (ausführlicher
Bericht in BauPortal 3/2014, S. 9).
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Altlasten
Dass historische Gebäude mit Holzschutzmittel-Altlasten belastet sind, zeigte auch
der Vortrag von Dipl.-Ing. Holger Schmidt
(Fa. Bennert) über die evangelische Stadtkirche Monschau. Die Ende des 18. Jahrhunderts erbaute Kirche ist grundsätzlich
im Zustand ihrer Entstehungszeit erhalten. Lediglich die Dachkonstruktion, ein
statisch etwas unterdimensioniertes Sparrendach, war bereits zwischen 1977 und
1981 wegen holzzerstörender Insekten
und Hausschwamm saniert worden, allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Schadhafte Balken waren in ihrer Einbaulage
verblieben. Ein Film der Sanierungsfirma
zeigte, dass auf einer Holzoberfläche von
ca. 1.750 m2 insgesamt 1.275 l Holzschutzmittel eingebracht worden waren. Beprobungen ergaben Belastungen mit PCP (bis
2200 mg/kg) und Lindan (bis 100 mg/kg).
Damit waren die heutigen Grenzwerte
auch nach drei Jahrzehnten noch um das
Mehrfache überschritten.
Für die Sanierung wurde über die gesamte
Bauzeit ein Schwarz-Weiß-Sanitärcontainer gestellt, der kontaminierte Bereich des
Dachstuhls mit Schleuse vollständig von
den „weißen“ Bereichen abgetrennt und
staubdicht vom Kirchenschiff abgeschottet. Im kontaminierten Bereich wurde
mit entsprechender PSA gearbeitet, wie
Einwegschutzanzug, Halbmaske, Schutzhandschuhe (Abb. 7). Nach vollständiger
Entstaubung mit Hochleistungs-Industriestaubsaugern (K1-Sauger, Filterklasse H)
und verschiedenen Abbrucharbeiten erfolgte die eigentliche Holzinstandsetzung,
ebenfalls im Schwarz-Bereich. Die vorhandene Kontamination ließ sich ohne
Abbruch des historischen Dachstuhls nicht
beseitigen, daher ist eine normale Nutzung des Dachraums ausgeschlossen. Er
kann über eine Zugangsschleuse mit PSA
zu Wartungsarbeiten betreten werden
(Abb. 8).
13
03 FT Sanierung_BauPortal 28.12.15 11:57 Seite 4
Abb. 8: Dauerhafte Zugangsschleuse zum weiterhin kontaminierten Dachraum
Abb. 9: Brandereignis in einer Schule
(Foto: Bennert GmbH)
(Foto: Julian Stratenschulte)
Damit keine kontaminierte Luft aus dem
Dachbereich in den Kirchenraum durchdringt, wurden ein hoch absorbierendes
Kohlenstoff-Vlies-Filter und eine Zellulosedämmung im Zwischenraum der Holz.
balkendecke eingebracht. Eine Entlüftungsanlage mit permanentem Unterdruck soll den Schadstoffeintrag in die
Deckenkonstruktion verhindern. Zum Ab schluss wurde noch die Kalkulation für
diese Arbeiten im kontaminierten Bereich
erläutert, mit entsprechenden Zuschlägen
infolge Pausenregelung und Tragezeitenbegrenzung nach BGR 190.
Wie eine Brandschadensanierung schief
laufen kann, zeigte Frank Christ (BG BAU
Prävention) am Beispiel einer niedersächsischen Gesamtschule. Durch einen elektrischen Defekt brach ein Brand aus, der
das gesamte Obergeschoss eines Traktes
zerstörte (Abb. 9), während die Fachräume im Erdgeschoss durch Löschwasser
geflutet wurden. Die Sanierung geriet
immer wieder ins Stocken, nicht zuletzt
wegen fehlerhafter Feststellungen im
Gutachten zur Sanierung und unsachgemäßem Umgang mit Asbest. Bei der
Begehung des Gebäudes, dessen Stahlstützen mit schwachgebundenem Asbest
verkleidet sind, waren an acht Stützen
die Verkleidungen mit Säbelsäge, Brech-
eisen und Hammer abgebrochen; die
Bruchstücke lagen nicht luftdicht verpackt
im Sanierungsbereich. Eine Abgrenzung
oder Abschottung des Sanierungsbereichs
gab es nicht, Dritte konnten ungeschützt
hineingelangen. Hinweise der Mitarbeiter
zur möglichen Asbestbelastung wurden
von Objekt- und Bauleitung ignoriert.
Die Konsequenz: BG BAU und Gewerbeaufsicht legten die Baustelle still, die
Gewerbeaufsicht leitete ein Strafverfahren
gegen die ausführende Firma ein wegen
unsachgemäßen Umgangs mit Asbest.
Schimmelpilzschäden –
Gefährdungen und Sanierung
Der letzte Themenblock beschäftigte sich
mit Gesundheitsgefährdungen und der
Sanierung von Schimmelpilzschäden. Prof.
Dr. med. Gerhard A. Wiesmüller (RWTH
Aachen, Institut für Hygiene und Umweltmedizin) gab einen Überblick über Möglichkeiten und Grenzen der gesundheitlichen Bewertung. Dipl.-Ing. Andrea Bonner (BG BAU Prävention) stellte die Überarbeitung der BGI 858 (Handlungsanleitung – Gesundheitsgefährdungen durch
biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung) vor, die demnächst unter
dem neuen Titel „Handlungsanleitung zur
Sanierung von Schimmelpilzschäden“ als
Abb. 10:
Typische Probenahmesituation zur
Überprüfung, ob die
befallenen Materialien
ausreichend entfernt
wurden. Hier die
Beprobung auf der
Innenseite der
GK-Montagewände
(Foto: Sachverständigenbüro
Münzenberg)
14
„DGUV-Information 201-028 veröffentlicht wird. Dr. Constanze Messel (MICOR
Sachverständigenbüro) erklärte, ob und
wann eine Desinfektion bei Schimmelpilzen in Gebäuden möglich und sinnvoll ist.
Eine Schimmelpilzsanierung in den Laborräumen einer Klinik unter vollem Krankenhausbetrieb stellten Uwe Münzenberg
(anbus analytik) und Mike Steringer (Steringer Renovieren + Sanieren) vor. Kurz
nach Inbetriebnahme hatte ein Wasserschaden in einem der Räume zum Verdacht auf Schimmelpilzbefall geführt,
was in exemplarischen Materialproben
des Dämmmaterials aus dem Fußbodenaufbau und den GK-Montagewänden bestätigt wurde.
Unbekannt war der Schadensumfang. Da
durch das Öffnen von Bauteilen (Abb. 10),
den Rückbau von Baumaterialien oder die
Bearbeitung von Oberflächen Bestandteile
von Mikroorganismen freigesetzt werden
und Räume der Klinik kontaminieren können, wurde die mutmaßlich betroffene
Etage komplett als Schwarz-Bereich eingerichtet. Als günstig erwies sich die gleichzeitige Erkundung und Sanierung, weil
neben dem Arbeits- und Umgebungsschutz schon während der Erkundung
immer ein mikrobiologischer Sachkundiger vor Ort ist, der als Koordinator die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen durch
das Sanierungsunternehmen überwachen
kann.
Das Beispiel einer erfolgreichen Sanierung
zeigt, dass auch wenn Schimmelpilzsanierungen von qualifiziertem Personal unter
sachverständiger Überwachung durchgeführt werden und gemäß visueller Beurteilung ein optimales Ergebnis vorliegt, eine
messtechnische Kontrolle des Sanierungserfolgs für die Sicherheit aller Beteiligten
notwendig ist.
Hans Joachim Schmitz
Freier Baufachjournalist
www.baumaschine.de/Altlasten – BauPortal 1/2016
10 Mörtelpellets_BauPortal 28.12.15 12:03 Seite 1
Deutscher Arbeitsschutzpreis für Mörtel Pellets
Innovation senkt Staubbelastung auf Baustellen
Compact Mörtel Pellets senken die Staubbelastung bei der Mörtelverarbeitung
auf nahezu null und tragen nachhaltig
zum Gesundheitsschutz auf der Baustelle
bei. Die Fels-Werke in Goslar wurden für
diese patentierte Innovation mit dem
Deutschen Arbeitsschutzpreis 2015 ausgezeichnet. Dies gaben die Ausrichter,
das Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BMAS), der Länderausschuss
für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik
(LASI) und die Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung (DGUV) im Rahmen
der Fachmesse A+A Ende Oktober 2015
bekannt.
Die Compact Mörtel Pellets setzten sich in
der Kategorie „Technische Lösungen, Großunternehmen“ durch. Über 200 Unternehmen bewarben sich in diesem Jahr um den
Deutschen Arbeitsschutzpreis. Elf Bewerber schafften es auf die Shortlist der Jury.
Während es in Städten seit Langem Beschränkungen für Fahrzeuge mit zu hohen
Emissionen gibt und Industriebetriebe
ihre Anlagen mit immer wirkungsvolleren Filtern ausrüsten, fehlen bislang oft
wirkungsvolle Wege zur Staubminderung
an anderen Arbeitsplätzen, z.B. im Baugewerbe. Die Jury überzeugte: Statt als
staubiges Pulver kommt Mörtel nun in
kompaktierten Pellets auf die Baustelle
und kann dort durch Wasserzugabe sofort,
sauber und schnell verarbeitet werden.
Joachim Freund, Geschäftsfeldleiter Baustoffe bei Fels, sagte: „Staub ist nicht nur
lästig. Staub ist gefährlich. Feine, mineralische Stäube können schwere Krankheiten verursachen. Wir sind stolz darauf, dass
wir mit unserer Weltneuheit diese Gefahr
nachhaltig und anwenderfreundlich bannen können. Dass wir mit dieser bahnbrechenden Idee bei der Preisvergabe berücksichtigt wurden, zeigt die Bedeutung, die
eine minimierte Staubbelastung für den
Schutz der Arbeitnehmer einnimmt.“
mit schweren Rührgeräten entfällt ebenfalls. Die Mörtel Pellets können die Sorge
des Baugewerbes um die Einhaltung
des 2014 neu festgesetzten Allgemeinen
Staubgrenzwerts (ASGW) reduzieren, denn
die Staubgrenzwerte (TRGS 900) für Aund E-Stäube werden deutlich unterschritten (Expositionskategorie 1 (TRGS 559) –
keine besonderen persönlichen Schutzmaßnahmen erforderlich).
Sauber, sicher, schnell
Die Entwicklung eines kompaktierten,
staubfreien Mörtel Pellets, der pulverförmiges und stark staubendes Material auf
der Baustelle ersetzt, schien bislang kaum
möglich. Die Umsetzung der Idee erforderte ein hohes Maß an technischem
Know-how, Produktionserfahrung und das
Wissen um die tägliche Verarbeitung des
Mörtels auf der Baustelle. Darüber hinaus
war sicherzustellen, dass die bekannten
und bewährten Produkteigenschaften
mineralischer Mörtel beibehalten werden.
Entscheidend bei der Herstellung der Pellets ist, die sog. Pressagglomeration sowie
das hohe Lückenvolumen innerhalb der
Pellets, das zu einem intensiven kapillaraktiven Effekt bei Wasserzugabe an der
Baustelle führt. Der kompaktierte Mörtel
kann so auf der Baustelle einfach und
schnell verarbeitet werden. Kurz formuliert: Pellets in den Kübel, Wasser dazu.
Durchschlagen mit der Mörtelkelle – Fertig. Elektrische Mischer haben ausgedient.
Zum Vergleich: Herkömmliches Material
benötigt fünf Minuten, bevor es mit dem
Abb. 1: Staubentwicklung
bei einem herkömmlichen Dünnbettmörtel
Elektrorührer gebrauchsfertig gemischt
angerührt ist. Die Fels Pellets verwandeln
sich innerhalb von 90 Sekunden in gebrauchsfertigen Dünnbettmörtel.
Die Auszeichnung mit dem Deutschen
Arbeitsschutzpreis trägt dazu bei, Mörtel
Pellets in den Fokus zu rücken. Joachim
Freund: „Sicherheit am Arbeitsplatz kommt
enorme Bedeutung zu. Wir haben uns
beworben, um auf diesen Aspekt besondere Aufmerksamkeit zu lenken. Die Entscheidung der Jury bestätigt uns.“
Was Staub so gefährlich macht
Staub ist die Sammelbezeichnung für
feste Teilchen (Partikel), die in der Atemluft aufgewirbelt werden und lange Zeit
schweben können. Das gesundheitliche
Gefährdungspotenzial ist vielfältig und
weitreichend. Staub kann Irritationen der
Haut und Augen auslösen. Mörtel-Staub
kann bei hohen Belastungen zu Reizungen
und Erkrankungen der Atemwege und der
Haut sowie schweren Augenschädigungen führen. Die in mineralischen Baustoffen vorhandenen kristallinen Quarzstäube
können zu Silikose und Lungenkrebs führen.
Besonders gefährlich ist die Aufnahme
feinster Staubpartikel, die tief in die Lunge
eindringen, in Kombination mit hohen
Mengen in einem kurzen Zeitraum, wie z.B.
beim Dosieren und Anmischen mineralischer Werktrockenmörtel.
Bernd Röwert
Fels-Werke GmbH
Abb. 2: Effektive Staubminderung
beim Schütten der Mörtel Pellets
25 % höhere Ergiebigkeit
Die Compact Mörtel Pellets sollen 2016
auf den Markt kommen und eine um ca.
25 % höhere Ergiebigkeit gegenüber herkömmlichem Trockenmörtel erzielen. Für
die Unternehmen in der Branche bedeutet
dies: Der Einsatz rechnet sich durch eine
geringere Materialmenge, eine Reduzierung der Lagerflächen und Transportkosten sowie eine Zeitersparnis beim Einsatz auf der Baustelle. Das mühevolle und
lästige Anmischen von Dünnbett-Mörtel
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Baustoffe + Gefahrstoffe
29
11 Bau-Entstauber_BauPortal 28.12.15 12:04 Seite 2
Erfahrungen mit Bau-Entstaubern
Dipl.-Ing. Walter Gunreben, Kassel; Peter Kapels und Dipl.-Ing. Sofia Teza-Strehlke, Wuppertal;
Dr. Thorsten Reinecke und Dipl.-Ing. Petra Demske, Hannover
Auf Baustellen lassen sich stauberzeugende Arbeitsvorgänge bei der Bearbeitung mineralischer Werkstoffe nicht
vermeiden. Staub ist dabei nicht nur für Bewohner und Anwohner lästig, er stört das Image der gesamten Branche –
auch das von vorbildlich staubarm arbeitenden Betrieben – und ist gesundheitsschädlich. Der Arbeitsplatzgrenzwert für
Feinstäube wurde zuletzt im Jahr 2014 von 3,0 mg/m3 auf 1,25 mg/m3 abgesenkt. Für Quarzfeinstaub, in den meisten
mineralischen Werkstoffen enthalten, wird zurzeit die Festlegung neuer Grenzwerte diskutiert.
Da es sich bei Baustellen um nicht stationäre Arbeitsplätze handelt, müssen technische Schutzmaßnahmen i.d.R. aus transportablen, schnell einsetzbaren Lösungen bestehen. Die BG BAU fördert dafür
seit Jahren transportable Systeme, wie
z.B. Bau-Entstauber oder Luftreiniger
(Übersicht der finanziellen Förderung im
Rahmen der Arbeitsschutzprämien unter
www.bgbau.de/praev/anreizsysteme).
Weitere Systeme, wie Vorabscheider für
Bau-Entstauber zur Vermeidung eines
schnellen Absinkens des Absaugvolumenstromes bei schwierigen Stäuben, werden von der BG BAU empfohlen und
im Dialog mit den Herstellern an die
Bedürfnisse nicht stationärer Arbeitsplätze angepasst.
Bau-Entstauber
in der Praxis
Mit der Förderung von Bau-Entstaubern
der Staubklasse M durch die BG BAU
gelangten seit dem Jahr 2013 über 10.000
Systeme zur Absaugung von Handmaschinen in die Betriebe. Einige Probleme, die
vor der Förderung in der Praxis häufig auftraten, konnten im Vorfeld der Förderung
entschärft oder beseitigt werden.
Dabei war die Förderung ein wichtiger
„Katalysator“, der dazu führte, dass seit
Jahren gewünschte Änderungen kurzfristig umgesetzt werden konnten. Dies
betraf beispielsweise die Ausstattung
mit feuchtigkeitsunempfindlichen, robus teren Kunststoff-Filterelementen. Diese
bieten nicht nur Vorteile beim Aufsaugen
von Wasser oder feuchtem Schmutz, sondern haben wegen ihrer glatteren Oberfläche auch eine geringere Neigung, sich
mit Staub zuzusetzen. Die vorher in den
Bedienungsanleitungen aufgeführte Forderung, vor dem Aufsaugen von Flüssigkeiten die damals verwendeten Papierfilter gegen „Nasssaugfilter“ auszuwechseln, um ein Zuquellen der Papierfilter
zu verhindern, wurde auf Baustellen
erfahrungsgemäß eher „sporadisch“ be achtet.
30
Insofern ist die Antwort eines befragten Bauarbeiters, der mit seinem neuen
Sauger auch Bohrschlamm aufsaugt, nicht
verwunderlich: Der neue Bau-Entstauber
ist wesentlich besser als das vorherige
Erfahrungsbericht
Fa. Dohm und Huly GmbH, Velbert,
Tätigkeitsschwerpunkt:
Malerarbeiten, WDVS,
Balkon-Bodenbeschichtung
Entstauber: BTI NTS 20 A-M-P
Zafer Özdemir (Malermeister und Aufsichtführender): „Wir haben mittlerweile drei dieser Bau-Entstauber im
Betrieb im Einsatz. Der Bau-Entstauber
wird von den Mitarbeitern durchweg
positiv angenommen. Der Einsatz
erfolgt vorwiegend beim Abfräsen von
Böden, Sägen im Mauerwerk und bei
Schleifarbeiten. Neben der Gesundheit
der Mitarbeiter steht auch die höhere
Kundenzufriedenheit durch die bei uns
geringe Staubbelästigung der Kunden
im Vordergrund. Die Abwicklung der
Förderung erfolgte reibungsfrei und
unkompliziert.“
Abb. 1:
Mitarbeiter bei der Bearbeitung des Fußbodens
Produkt. Der Bauarbeiter verriet auch
den Namen des Vorgängerproduktes. Der
aktuell verwendete Bau-Entstauber und
das Vorgängerprodukt sind technisch sehr
eng miteinander verwandt. Der wesentliche Unterschied ist jedoch der jetzt im
Bau-Entstauber serienmäßig mitgelieferte
Kunststofffilter.
Erfahrungsbericht
Fa. Wessendorf
Systembeschichtungen GmbH, Emstek,
Tätigkeitsschwerpunkt:
Beschichtungen
Entstauber: Spit AC 1630 AM
Rebekka Wulf, Hr. Oldiges (Aufsichtführender), Hr. Borchers (Bauleiter): „Die
Erfahrungen mit dem Bau-Entstauber
sind sehr positiv. Das Gerät ist leicht,
handlich und leistungsstark. Aufgrund
des geringen Gewichts lässt es sich
auch gut in hochgelegene Geschosse
tragen. Die früher eingesetzten Geräte
waren sehr viel schwerer zu bewegen.
Neben den positiven Aspekten der
Staubminimierung konnten somit auch
ergonomische Vorteile erzielt werden.“
Abb. 2:
Bau-Entstauber beim Absaugen von Estrichflächen
www.baumaschine.de/Geräte + Gefahrstoffe – BauPortal 1/2016
11 Bau-Entstauber_BauPortal 28.12.15 12:04 Seite 3
Ziel der aufgestellten Kriterien bei den
Bau-Entstaubern war es, diese Geräte
möglichst bereits im regulären Serienumfang als baustellentaugliches Gerät
geliefert zu bekommen. Ein nachträgliches
Anpassen an die Bauerfordernisse durch
Kauf von Zubehör, wie den Austausch von
Papierfilter gegen Kunststofffilter, sollte
vermieden werden, denn dies fand auf
Baustellen häufig nicht statt. Gründe
mögen Zeitmangel oder fehlende Beratung gewesen sein, das eigentlich brauchbare Grundprodukt war dann bei den
Anwendern schnell „unten durch“, obwohl
nur geeignetes Zubehör hätte verwendet
werden müssen.
Ein weiteres Beispiel für die Verbesserung
der Baustellentauglichkeit ist die Ausstattung der Bau-Entstauber mit oben offenen
Entnahmesäcken aus Kunststoff (Abb. 3).
Früher waren Papierfilterbeutel in der Ausstattung der Bau-Entstauber enthalten.
Deren Poren waren beim Ab-/Aufsaugen
feinerer Stäube nach nicht mehr als 2 kg
Staub häufig so zugesetzt, dass die Saugleistung stark abnahm. Diese Papierfilterbeutel waren bei vielen Anbietern noch
Bestandteil des Serienumfanges, als BauEntstauber bereits mit vollautomatischer
Filterabreinigung verkauft wurden.
Jedoch, was bringt ein Filterabreinigungssystem für das Hauptfilterelement, wenn
der davor befindliche Papierfilterbeutel
verstopft ist? Nichts! Genau diese Situation war auf Baustellen anzutreffen. Insofern war es konsequent, die Hersteller zu
motivieren, anstelle von Papierfilterbeuteln die oben offenen Entnahmesäcke
„zum Kennenlernen“ in den Serienlieferumfang mit aufzunehmen. Der Abschei-
Erfahrungsbericht
Fa. Lühn Bau, Lingen,
Tätigkeitsschwerpunkt:
Hochbau, Umbauarbeiten
Dietmar Heinen: „Die Fa. Lühn Bau
arbeitet sehr viel im Bestand, beispielsweise in Krankenhäusern und Ämtern.
Zum Einsatz kommen nur Maschinen
und Geräte, die mit Bau-Entstaubern
effektiv abgesaugt werden. Damit
lässt sich auch das aufwändige Aufund Abbauen von Staubschutzwänden
im Regelfall vermeiden. Wir arbeiten
bereits seit ca. fünf Jahren beim Um gang mit Bohr-, Trennschleifern, Schleifund Stemmgeräten auf diese Weise
staubarm. Der gesundheitliche Aspekt
steht im Mittelpunkt, aber saubere
Arbeitsbereiche kommen auch unseren
Auftraggebern sehr entgegen.“
degrad der Bau-Entstauber wird in der
Zulassung der Geräte übrigens nur mit
dem eingebauten Hauptfilterelement geprüft. Insofern sind etwaige Bedenken in
der Art „Wenn ich offene Entnahmesäcke
einbaue, habe ich eine schlechtere Staubabscheidung“ unbegründet.
Erfahrungen
von Anwendern
Die Rückmeldungen an die BG BAU sind
mit deutlicher Mehrheit positiv. Es gab
sogar Beispiele, dass Unternehmer im
Folgejahr wieder anriefen: „Ich brauche
noch einen Bau-Entstauber. Nachdem
eine erste Montagetruppe einen Bau-Entstauber bekommen hat und die Erfahrungen sich in der Firma herumgesprochen
haben, will die andere Montagetruppe
jetzt auch einen.“ Alle hier zitierten Erfahrungen der Anwender konnten Mitarbeiter der BG BAU bei Vor-Ort-Gesprächen
sammeln.
Natürlich gibt es, je nach Anwendungsfall,
auch immer wieder Wünsche, z.B. nach
noch leistungsfähigeren Entstaubern für
spezielle Anwendungen oder Entstaubern,
die auch gröberes Material aufsaugen
können. Solche Wünsche werden selbstverständlich an die Hersteller weitergege-
Erfahrungsbericht
ben. Die Vorstellung von Vorabscheidern
zur Ergänzung der Bau-Entstauber auf der
Stone-Tec 2015 und anderen Veranstaltungen wurde von verschiedenen Unternehmern entsprechend kommentiert: Da tut
sich jetzt etwas.
Auch 2016 gibt es für die Anschaffung
von Entstaubern für Mitgliedsbetriebe
der BG BAU die Möglichkeit einer finanziellen Förderung im Rahmen der Arbeitsschutzprämien. Mittlerweile steht ein breites Angebot von Herstellern zur Verfügung, die ihre Entstauber umgerüstet
haben.
Weitere Informationen:
www.bgbau.de/praev/anreizsysteme und
Prävention>Arbeitsschutzprämien>Katalog der förderwürdigen Maßnahmen>Entstauber (Staubklasse M). Im Katalog der
förderwürdigen Maßnahmen finden sich
weitere Maßnahmen zur Staubminderung
wie beispielsweise Luftreiniger oder Einwegkartons.
Autoren:
Dipl.-Ing. Walter Gunreben
Peter Kapels
Dipl.-Ing. Sofia Teza-Strehlke
Dr. Thorsten Reinecke
Dipl.-Ing. Petra Demske
BG BAU Prävention
Abb. 3: Bau-Entstauber
bei der Absaugung eines Trennschleifers
Fa. Rennert GmbH,
Bauunternehmung
Entstauber: Kärcher NT 45/1 Tact TE M
Uwe Liedtke: „Wir verwenden den Entstauber im Bereich der Umbauarbeiten
hier im Klinikum. Da wir auch auf Stationen arbeiten, die noch in Betrieb
sind, ist eine staubarme Arbeitsweise
unverzichtbar. Der Entstauber wird
überwiegend eingesetzt zum Aufsaugen von Bohrschlämmen, die bei unseren Kernbohrungen anfallen und zum
Absaugen unseres großen Trennschleifers. Der Entstauber funktioniert hierbei hervorragend. Eigentlich ist das das
beste Gerät, das wir bislang für diese
Zwecke hatten. Er ist sehr robust gebaut, auch wenn er aufgrund eines
Absturzes vom Gerüstbock schon eine
Delle hat. Aber er läuft trotzdem nach
wie vor. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir
zum Nassaugen keine Filter wechseln
müssen. In der Praxis macht dies auf
Baustellen eh niemand, das ist unrealistisch. Der eingebaute Kunststoff-Filter
macht alles mit und beim Aufsaugen
von Bohrschlämmen schaltet der Entstauber dann auch rechtzeitig selbstständig ab.“
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Geräte + Gefahrstoffe
31
12 Vorabscheider_BauPortal 28.12.15 12:05 Seite 2
Vorabscheider und
Entstauber höherer
Leistungsfähigkeit
Die BG BAU empfiehlt und fördert im
Rahmen der Arbeitsschutzprämien schon
seit einigen Jahren viele Maßnahmen
zur Staubminderung; dazu gehört die
Möglichkeit einer finanziellen Förderung
für die Anschaffung von Bau-Entstaubern,
Luftreinigern, Einwegkartons und abgesaugten Handmaschinen. Weitere Informationen unter www.bgbau.de/praev/
anreizsysteme.
Bei bestimmten Arbeiten entsteht auf
Baustellen ein großer Staubabtrag, der
die für Handmaschinen üblichen Absauglösungen überfordert. Dies ist z.B. beim
Schleifen von Holzoberflächen oder Estrichen mit handgeführten Schleifmaschinen der Fall. Daher werden in diesem Beitrag Entstauber höherer Leistungsfähigkeit und Vorabscheider vorgestellt, mit
denen auch größere Staubmengen aufgenommen werden können.
Auf Baustellen liegen nicht-stationäre
Arbeitsplätze vor. Somit müssen technische Schutzmaßnahmen transportabel
und schnell einsetzbar sein. Dies sind
meist Entstauber zum Aufsaugen von
Schmutz oder zum Absaugen von Maschinen sowie Luftreiniger zur Reinigung verstaubter Luft. Mit der Verwendung von
Vorabscheidern wird der Anwendungsbereich von Bau-Entstaubern erweitert,
indem die Standzeiten des Bau-Entstaubers deutlich verlängert werden. Entstauber höherer Leistungsfähigkeit ergänzen
die Systeme bei Tätigkeiten, bei denen eine
hohe Absaugleistung erforderlich ist.
Entstauber höherer
Leistungsfähigkeit
Entstauber sind an den nicht-stationären
Arbeitsplätzen der Bauwirtschaft „die Einrichtung“ zur Staubabsaugung von Handmaschinen oder handgeführten Maschinen. Mit diesen Maschinen werden nicht
nur kleinere Arbeiten durchgeführt, sondern auch Flächen von mehreren tausend
Quadratmetern bearbeitet. Letzteres ist
z.B. beim Abschleifen von Estrichflächen
regelmäßig der Fall.
Für solche Anwendungsfälle werden Entstauber mit hohen Absaugvolumina und
der Fähigkeit, größere Staubmengen in
kurzer Zeit aufnehmen zu können, benötigt. Mit diesen Entstaubern ist zudem das
32
Abb. 1:
Absaugung von
Bodenschleifmaschinen
in einem
Verwaltungsgebäude
(Foto: Wiesenhütter)
Aufsaugen größerer Staubmengen in kurzer Zeit und somit eine rationelle Reinigung großer Flächen selbst bei stärkerer
Verschmutzung möglich. Durch die höhere
Motorleistung ist auch in Saugschläuchen
mit größeren Durchmessern (gebräuchlich
sind Schläuche mit ca. 50 mm Innendurchmesser und mehr) genügend Saugkraft
vorhanden, um schwerere Schmutzpartikel in den Staubsammelbehälter fördern
zu können.
Entstauber höherer Leistungsfähigkeit
besitzen i.d.R. größere Filterflächen oder
mehrstufige Filtersysteme mit einer
ersten Filterstufe, die auf einen hohen
Staubanfall ausgelegt ist. Häufig sind die
Filtereinheiten mit einer Abreinigungsvorrichtung oder einem integrierten Vorabscheider kombiniert. Insofern sind diese
Entstauber auch eine Alternative bei
„schwierigen“ Stäuben (Stäube, die Filter-
Abb. 2: Mit dem Zentralverband Parkett und
Fußbodentechnik wurde ein von Nilfisk bereitgestellter Entstauber, in leicht modifizierter Form,
erfolgreich für die Absaugung von Parkettschleifmaschinen getestet (Foto: Gunreben)
elemente schnell zusetzen), wie feinen
Gipsstäuben und/oder faserhaltigen Stäuben.
Gewerke mit hohem Staubanfall sind
• Parkett- oder Estrichleger
• Maler oder Stuckateure beim
Abfräsen von Putzoberflächen oder
dem Schleifen von Wänden
• Steinmetze
• Strahlbetriebe beim
Aufsaugen von Strahlgut
• Abbruch-/Umbautätigkeiten und
• Bodenbeschichtungsbetriebe beim
Vorbereiten des Untergrundes mit
Kugelstrahlmaschinen.
In stationären Betrieben dienen Staubsauger höherer Leistung vorwiegend zur
Reinigung größerer Flächen und Maschinen. Insofern liegt der Schwerpunkt des
Angebots von leistungsfähigeren Geräten
bei den von der Industrie häufiger nachgefragten Staubsaugern. Bei nicht-stationären Arbeitsplätzen sind Entstauber mit
integrierter Überwachung der Absaugvolumina erforderlich. Da das Angebot an
Entstaubern mit höheren Absaugvolumina
derzeit begrenzt ist, will die BG BAU durch
eine gezielte Förderung ein breiteres Angebot an Entstaubern höherer Leistungsfähigkeit erreichen.
Häufig wird die Frage aufgeworfen, ob es
ein Entstauber der Staubklasse H sein
muss, oder ein Entstauber der Staubklasse
M „reicht“. Entstauber der Staubklasse M
weisen in der Performance bei staubintensiven Tätigkeiten erhebliche Vorteile auf.
So setzen sich die Filterelemente deutlich langsamer zu. Bei Messungen im
Zusammenhang mit der Absaugung von
Parkettschleifmaschinen wurden in Entstaubern der Staubklasse H die Filterelemente gegen Filterelemente der Staubklasse M ausgetauscht, um ausreichende
Standzeiten zu erzielen. Ein merkbarer
Unterschied bei der Exposition des Bedieners ergab sich dadurch nicht.
www.baumaschine.de/Geräte + Gefahrstoffe – BauPortal 1/2016
12 Vorabscheider_BauPortal 28.12.15 12:05 Seite 3
Praxistests
Abb. 3: Vorabscheider-Set in antistatischer Ausrüstung
mit Anschlussschlauch für Entstauber (links) und
Anschlussschlauch zur Maschinenabsaugung (rechts)
(Foto: Fa. Roll)
Hier haben andere Aspekte mehr Einfluss.
Beispielsweise führte das zu späte Ansprechen der integrierten Warneinrichtung zu
einem merkbaren Anstieg der Exposition.
Vorabscheider
Vorabscheider für „schwierige“ Stäube
und hohen Staubanfall sind Geräte, die
zwischen stauberzeugender Maschine
und Entstauber geschaltet werden und
einen großen Teil des Staubes „abfangen“.
Sie arbeiten nach rein physikalischen Verfahren, i.d.R. einer Fliehkraftabscheidung
in einem Zyklon. Durch die Fliehkraft wird
der Staub an die Wandung des Zyklons
gedrückt, durch die Schwerkraft wandert
der Staub nach unten und die relativ saubere Luft kann aus der Mitte des Zyklons in
den Entstauber abgesaugt werden.
Hierbei werden keine Filter benötigt. Das
einzige Verschleißteil ist der Zyklon selbst,
dessen Wandung nach und nach abgetragen wird. Je nach Staubart können
Standzeiten von einigen Monaten bis zu
vielen Jahren erreicht werden. Der Entstauber fungiert hier im Wesentlichen als
„Antrieb“ des Systems. Da er selbst nur
noch nachrangig mit Staub beaufschlagt
wird, erfolgt dies ohne nennenswerten
Leistungsabfall über viele Stunden.
Durch den einfachen Aufbau können die
Vorabscheider, beispielsweise bei öligen
oder klebrigen Stäuben, leicht gereinigt
werden und sind gleichzeitig relativ
kostengünstig in der Anschaffung.
Meist ist es zudem möglich, stabilere,
handelsübliche Müllsäcke zu verwenden,
dabei entfallen weitere, oft staubintensive
Umfüllvorgänge. Die eingelegten Müllbeutel müssen nur mit zwei kleineren
Schlitzen versehen werden, um im Behälter einen Druckausgleich herbeiführen zu
können. Diese lassen sich nach Entnahme
zukleben oder man stülpt einen zweiten
Müllsack darüber.
Da der Einsatz von Zyklonen in der Bauwirtschaft noch nicht üblich ist, wurden
Tests durchgeführt, um die Praxistauglichkeit zu verdeutlichen. Zwei Vorabscheider
wurden zur Absaugung von Parkettschleifmaschinen getestet. Dabei erreichten die
verwendeten Vorabscheider bei dem anfallenden Holzstaub Abscheideleistungen
von ca. 99 %. Nur etwa 1 % des Holzstaubes gelangte in den angeschlossenen
Entstauber.
Auch beim Trennschleifen von Betonplatten wurde ein Vorabscheider getestet. Bei
der Arbeit mit Trennschleifern entsteht
sehr feiner mineralischer Staub, da der
Beton im wahrsten Sinn des Wortes zermahlen wird. Bei dieser Anwendung mit
sehr feinem Staub wurde ein Abscheidegrad von über 96 % erreicht: Bei 4 kg Staub
im Entstauber sind 96 kg Staub im Vorabscheider.
Vorabscheider sind daher eine wirtschaftliche Ergänzung zu kleineren Entstaubern,
aber auch zu Entstaubern mit höherer
Leistungsfähigkeit. Wird zur Reinigung
großer Flächen mit hohem Grobschmutzanteil ein leistungsfähigerer, größerer
Entstauber verwendet, um genügend
Saugkraft für das Aufsaugen des Grobschmutzes zu haben, kann durch den Vorabscheider der Filter geschont und gleichzeitig durch die Verwendung stabiler Müllsäcke und/oder Bändchen-Gewebesäcke
der Entleerungsvorgang vereinfacht werden. Dies ist bei hohem Staubaufkommen
vorteilhaft, u.a. in Strahlbetrieben beim
Aufsaugen von Strahlgut, in Abbruchunternehmen und bei Ausbaugewerken
beim Aufsaugen von Staub im Gebäudeinneren und bei Umbauarbeiten der Ausbaugewerke.
Vorabscheider sind somit bei allen Tätigkeiten sinnvoll, bei denen viel Staub im
Arbeitsprozess anfällt. Nicht nur auf
Baustellen, sondern auch in Betrieben,
in denen häufig Handmaschinen über längere Zeiträume eingesetzt werden, wie
bei Steinmetzbetrieben. Hier bietet sich
deren Verwendung insbesondere bei der
Bearbeitung von Sandstein (klebriger
Staub) an. Weiterhin sind Vorabscheider
geeignet auch andere schwierige Stäube,
die Filterelemente schnell zusetzen, vor
dem Entstauber abzuscheiden.
Im Handwerk ist die Verwendung von
Vorabscheidern, im Gegensatz zur Industrie, derzeit noch weitgehend unüblich.
Trotz deutlicher Verbesserungen der
Performance von Bau-Entstaubern der
„1.200-Watt-Klasse“ im letzten Jahrzehnt
erreichen die BG BAU regelmäßig Anfragen zu leistungsfähigeren Entstaubern. Ein Teil dieser Anfragen, der die
Aufnahmekapazität betrifft, könnte durch
Vorabscheider bedient werden. Durch die
geringere Belastung der Filterelemente
der Entstauber werden Wartungsaufwand
und Kosten für Ersatzfilter deutlich vermindert. Vorabscheider sind daher sinnvoll
einsetzbar in Kombination mit den derzeit
von der BG BAU geförderten Bau-Entstaubern, aber auch in Kombination mit Entstaubern höherer Leistungsfähigkeit.
Die BG BAU ist an Erfahrungsberichten
von Anwendern der beschriebenen Systeme mit Vorabscheidern sehr interessiert.
Sowohl positive als auch negative Erfahrungen aus den Betrieben nehmen die
Autoren gern entgegen: walter.gunreben@
bgbau.de
Dipl.-Ing. Walter Gunreben
Dipl.-Ing. Stefan Merkle
BG BAU Prävention
Dr. Klaus Kersting
BG BAU Prävention GISBAU
Mit Fachinformationen
3-fach gut versorgt!
Das Original:
Im Internet:
International:
BauPortal informiert Sie
monatlich auf über 60 Seiten
zu Themen wie Baubetrieb
und Bauorganisation,
Baumaschinentechnik, Bauverfahrenstechnik, Sicherheitstechnik und Arbeitsund Gesundheitsschutz.
Unter www.baumaschine.de
stehen Ihnen über
2.300 Fachartikel von
1996 bis 2013 zum
kostenlosen PDF-Download
zur Verfügung.
Unter www.buildingconstruction-machinery.net
steht Ihnen eine Auswahl
von Fachartikeln aus dem
BauPortal in englischer
Sprache zum PDF-Download
zur Verfügung.
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Geräte + Gefahrstoffe
über
weit lion
1 Mil oads
nl
Dow
33
15 Taucher_BauPortal 28.12.15 12:08 Seite 1
Leitfaden Taucherarbeiten Offshore
Karsten D. Hagenah, Hamburg
Die wachsende Bedeutung des Offshoretauchens in Deutschland führt immer deutlicher vor Augen, dass die bisherigen
Regelungen und Leitlinien den spezifischen Umständen des Berufstauchens im Offshorebereich nicht ausreichend
Rechnung tragen. Das Ziel des Leitfadens „Taucherarbeiten Offshore“ ist es, sich dieser Thematik anzunehmen.
Unter Berücksichtigung existierender nationaler und internationaler Rechtsnormen, Regelwerke und Leitlinien
wurde ein einheitlicher Mindeststandard für das Berufstauchen in deutschen Küstengewässern und der deutschen
Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) entwickelt.
Um das Offshoretauchen in Deutschland
deutlicher zu regeln und damit sicherer
zu machen, hat sich der DNV GL der Aufgabe angenommen, einen Leitfaden für
das Offshoretauchen zu entwickeln. Die
Idee, allen Beteiligten eine Handlungshilfe
an die Hand zu geben, wurde über den
Nationalen Masterplan Maritime Technologien (NMMT) eingereicht und in einem
Projekt vom BMWI gefördert sowie von
der Arbeitsgruppe Offshoretauchen umgesetzt.
Inhalt
Aufbauend auf die DGUV Vorschrift 40
„Taucherarbeiten“ (früher BGV C 23) sind
von den administrativen Grundlagen und
Verantwortlichkeiten, dem am Taucheinsatz beteiligten Personal über die technischen Anforderungen der Ausrüstung
bis hin zu den Rettungseinrichtungen
alle Schritte des Offshoretauchens im Leitfaden beschrieben. Weiter wird auf die
Durchführung der Taucherarbeiten von
der Planung bis zur Ausführung auf die
Besonderheiten des Offshoretauchens eingegangen, wobei auch die unterschiedlichen Einsatzszenarien und Wechselwirkungen mit anderen Offshore- und
Unterwasserarbeiten berücksichtigt werden. Ausführungen zum Thema Instandhaltung und Prüfung runden das Dokument ab. In den Anhängen zum Leitfaden
finden sich neben den besonderen Anforderungen von Taucherdruckkammern
im Offshorebereich sowohl Beispielchecklisten für eine medizinische Befundung als
auch für Wartungen und Prüfungen.
Voraussetzungen
für die Durchführung von
Offshore Taucherarbeiten
Die Durchführung der Taucherarbeiten
erfolgt im Zusammenspiel zwischen Auftraggeber und dem ausführenden Tauchunternehmen. Maßgebliches Ziel dabei ist,
die Sicherheit und den Gesundheitsschutz
der an den Taucherarbeiten beteiligten
Personen sowie von Dritten zu gewährleisten. Ferner ist eine Gefährdung der
Quelle: DNV GL
Umwelt zu vermeiden und der Schutz von
Ausrüstung und Besitzgütern sicherzustellen. Wird der Leitfaden als Vertragsgrundlage herangezogen, hat der Auftraggeber seine Auftragsvergabe so zu gestalten, dass der Leitfaden erfüllt wird.
Für die korrekte Durchführung der Taucherarbeiten ist hingegen das Tauchunternehmen verantwortlich, welches die
personellen und ausrüstungstechnischen
Anforderungen des Leitfadens zu erfüllen
hat. Hierfür muss auch berücksichtigt
werden, dass für die entsprechenden Aufgaben nur geeignetes und geschultes
Personal zum Einsatz kommt, z.B. Taucheinsatzleiter, Taucher, usw. Ferner müssen
die technische Ausrüstung und die ihrem
Betrieb dienenden Einrichtungen nationalen Anforderungen sowie anerkannten
Regeln der Technik entsprechen, was auch
nachzuweisen ist.
Betrieb
Die Ausführung von Taucherarbeiten im
Offshorebereich stellt im Gegensatz zum
Inlandtauchen deutlich andere Anforderungen dar, so dass man grundsätzlich von
Arbeiten mit besonderen Erschwernissen
ausgeht (§ 23 DGUV Vorschrift 40). Aufgrund der unterschiedlichsten Tauchplattformen, die im Offshorebereich Anwendung finden, ist es hier sehr wichtig, dass
alle Beteiligten mit den örtlichen Gegebenheiten und den geltenden Sicherheitsbestimmungen sowie dem Notfall- und
Rettungsplan vertraut sind. Einweisungen
sind daher ein elementarer Bestandteil
des Offshoretauchbetriebs und müssen
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Taucherarbeiten, Wasserbau
dokumentiert werden. Weiter ist die Wirksamkeit des immer an die aktuellen Gegebenheiten anzupassenden Notfall- und
Rettungsplans durch regelmäßige Übungen nachzuweisen. Auch hier ist wiederkehrend für alle Beschäftigten vor Arbeitsbeginn eine Einweisung durchzuführen.
Vor Beginn eines Tauchprojektes ist ein
Projektplan zu erstellen, welcher alle
Gegebenheiten des Tauchprojektes vom
Aufbau bis zum Abbau einschließlich Risiken, Schnittstellen und Rettungsprozeduren beschreibt. Bei der Ausführung der
Taucherarbeiten sind die Inhalte des Projektplans zu beachten und einzuhalten.
Eine konstante Überwachung seitens des
Taucheinsatzleiters ist geboten.
Für die unterschiedlichen Tauchplattformen, ob feststehend oder schwimmend,
von denen aus getaucht werden kann,
wird auf die spezifischen Besonderheiten
eingegangen. Ferner wird auch auf generelle Verhaltensmaßregeln beim Taucherunfall hingewiesen.
Instandhaltung und Prüfung
Für die Instandhaltung und Prüfung von
Tauchausrüstung, Rettungsvorrichtungen
und Arbeitsmitteln sind Herstellervorgaben und einschlägige rechtliche Grundlagen zu berücksichtigen. Das Ziel der
Instandhaltung ist es, durch routinemäßige Wartung und Instandsetzung
die Betriebssicherheit und Einsatzbereitschaft dieser Geräte zu gewährleisten. Sie
wird von geschultem und eingewiesenem
Personal durchgeführt und muss sowohl
in ihrer Planung als auch in ihrer Durchführung dokumentiert werden. Die Prüfung bezieht sich auf die geplante, turnusmäßige Inspektion der Ausrüstung hinsichtlich ihrer Betriebssicherheit, die vom
Anwender, von Sachkundigen bzw. befähigten Personen als auch von Sachverständigen durchgeführt wird. Leitfaden unter:
www.dnvgl.de/offshoretauchen
Autor:
Karsten D. Hagenah
DNV GL SE
37
27 Recht_01_16_BauPortal 28.12.15 12:41 Seite 1
Stichwort Recht
Sanierungsarbeiten
ohne Auftrag ausgeführt:
Auftragnehmer erhält
keine Vergütung
(§§ 154 Abs. 2, 631, 670, 677, 683,
812, 818 BGB)
Das OLG Celle hat mit Urteil vom 20.11.
2013 – Az.: 7 U 96/13, Nichtzulassungsbeschwerde vom BGH mit Beschluss vom
10.7.2014 zurückgewiesen – (IBR 2014,
S. 650), wie folgt entschieden:
Werden Bauleistungen ohne vertragliche
Grundlage ausgeführt, steht dem Auftragnehmer ein auf Aufwendungsersatz gerichteter Vergütungsanspruch zu, sofern die
Bauleistungen im Interesse und im wirklichen bzw. mutmaßlichen Willen des Geschäftsherrn lagen. Ist für den Auftragnehmer erkennbar, dass vergütungspflichtige
Arbeiten nur dann ausgeführt werden sollen, wenn die Versicherung des Auftraggebers die entsprechenden Kosten übernimmt, sind diese Voraussetzungen nicht
erfüllt.
Sachverhalt:
Nach einem Wasserschaden wird der Auftragnehmer (AN) auf der Grundlage von
zwei Angeboten mit Sanierungsarbeiten
beauftragt. Die ausgeführten Leistungen
werden von der Versicherung des Auftraggebers (AG) bezahlt. Der AN legt ein weiteres Angebot über Arbeiten an einem dritten
Bauabschnitt vor und verlangt nach (teilweiser) Ausführung der Leistung hierfür
26.500 €. Der AG zahlt nicht. Er habe keinen
Vertrag mit dem AN geschlossen. Das Angebot des AN sei ihm zwecks Erteilung einer
Deckungszusage übersandt worden. Eine
solche Zusage habe die Versicherung aber
nicht abgegeben. Seiner Bitte, mit den
Arbeiten bereits zu beginnen, habe der AN
deshalb nicht nachkommen dürfen. Außerdem seien die erbrachten Leistungen völlig
unbrauchbar, weshalb er sie auch nicht
abgenommen habe.
Annahme des Angebots. Für den AN war
nämlich erkennbar, dass dem Ansinnen
des AG, die Arbeiten auszuführen, kein
rechtsgeschäftlicher Erklärungsinhalt zukam. Sein Wunsch ging vielmehr auf die
Erwartung zurück, dass die Versicherung
eine Deckungszusage erteilen wird. Auch
gesetzliche Ansprüche stehen dem AN nicht
zu. Werden Bauleistungen erbracht, obwohl
ein Vertrag nicht zu Stande kam, kann dem
Auftragnehmer zwar ein Aufwendungsersatzanspruch zustehen (§§ 683, 670 BGB).
Hierfür kommt es aber entscheidend darauf
an, ob die Bauleistungen im Interesse und
im wirklichen bzw. mutmaßlichen Willen
des Geschäftsherrn (hier: des AG) lagen, was
vorliegend zu verneinen ist. Denn der AG
wollte, was auch für den AN erkennbar war,
die Verrichtung von weiteren vergütungspflichtigen Bauleistungen nur für den Fall,
dass seine Versicherung die entsprechenden
Kosten übernimmt. Ein Anspruch auf Wertersatz (§ 812 BGB) scheitert schließlich
daran, dass der AN die Behauptung des AG,
die erbrachten Leistungen seien unbrauchbar, nicht widerlegen konnte.
Praxishinweis:
Führt der AN Leistungen ohne Auftrag, aber
„im Interesse“ des AG aus, erhält er hierfür
die übliche Vergütung, soweit der Vertragspreis nicht niedriger ist (BGH, Urteil vom
11.6.1992 – VII ZR 110/91, IBRRS 2000,
S. 0217). Sind, wie hier, die Vorschriften über
die Geschäftsführung ohne Auftrag nicht
anwendbar, kann noch auf die §§ 812 ff BGB
(ungerechtfertigte Bereicherung) zurückgegriffen und zumindest Wertersatz beansprucht werden.
Funktionseinschränkung
bekannt: Unternehmer muss
keine Bedenken anmelden
(§ 4 ABS. 3 VOB/B)
Entscheidung:
Das OLG Stuttgart hat mit Urteil vom
31.3.2015 – Az.: 10 U 93/14 – (IBR 2015,
S. 352), wie folgt entschieden:
Der AN geht leer aus. Zwischen dem AG
und dem AN ist kein Vertrag zu Stande
gekommen. Das Angebot des AN hatte die
Versicherung zwar überprüft, dann aber
nicht freigegeben. Ein neues Angebot hatte
der AN nicht abgegeben, sondern stattdessen begonnen, die angebotenen Arbeiten
durchzuführen, weil der AG ihn darum
gebeten hatte. Es liegt deshalb ein offener
Einigungsmangel vor, der einem wirksamen
Vertragsabschluss entgegensteht (§ 154
Abs. 2 BGB). Der Umstand, dass der AN
auf Wunsch des AG mit den Arbeiten be gonnen hatte, beinhaltet keine konkludente
1. Der Mangel eines Werks (hier: abtropfendes Kondensat von einer Dacheindeckung mit Stahltrapezblechen) ist
dem Unternehmer, auch ohne Bedenkenhinweis, nicht zurechenbar, wenn dem
Besteller die Funktionseinschränkung
der vereinbarten Ausführung des Werks
bekannt ist und er sich in Kenntnis der
Funktionseinschränkung eigenverantwortlich für diese Ausführung entschieden hat.
2. Der mit der Neueindeckung einer Mehrzahl von Dächern eines früher landwirtschaftlich genutzten Gebäudekomplexes
BauPortal 1/2016 – www.baumaschine.de/Recht
beauftragte Unternehmer genügt seiner
Prüfungs- und Hinweispflicht, wenn die
Nutzung der einzelnen Gebäude bzw.
Gebäudeteile ihm nicht bekannt und
nicht ohne Weiteres erkennbar ist, sofern
er den Besteller auf die Möglichkeit der
Tropfenbildung bei der Verwendung von
nichtkaschiertem Stahlblech hinweist
und der Besteller konkret bezüglich einzelner Gebäude bzw. Gebäudeteile eine
höherwertige Ausführung (z.B. mit einer
„Antitropfbeschichtung“) anordnet. Der
Unternehmer ist dann nicht verpflichtet,
hinsichtlich der übrigen Gebäude bzw.
Gebäudeteile ebenfalls die Verwendung
von Stahlblechen mit einer Antitropfbeschichtung zu empfehlen. Er ist auch
nicht verpflichtet, eigene Nachforschungen bezüglich der Nutzung der übrigen
Gebäude anzustellen.
Sachverhalt:
Der Eigentümer einer ehemaligen Geflügelfarm, die heute aus mehreren Gebäuden mit unterschiedlicher Nutzung besteht,
beauftragt einen Dachdecker damit, die
Dächer der Einzelgebäude mit Stahltrapezprofilen neu einzudecken. Aus einem früheren Gespräch mit einem anderen Dachdecker weiß der Eigentümer, dass es bei der
Verwendung von einfachen Stahltrapezprofilen zur Kondensatbildung kommen kann,
wenn keine sog. „Antitropfbeschichtung“
eingebaut wird. Auf einen gleichlautenden
Hinweis des beauftragten Dachdeckers entscheidet der Eigentümer, welche Gebäude
mit einer solchen Beschichtung versehen
werden sollen. Weil es bei den übrigen
Gebäuden zu Kondensatschäden kommt,
verweigert der Eigentümer die Restwerklohnzahlung in Höhe von 39.000 €.
Entscheidung:
Der Eigentümer muss zahlen. Das Gericht
legt die getroffene Vereinbarung aus und
stellt hierbei fest, dass der Eigentümer
eigenverantwortlich entschieden hat, welche Gebäude mit einer Antitropfbeschichtung versehen werden sollen. Dem Dachdecker war die beabsichtigte Nutzung der
übrigen Gebäude nicht bekannt. Er konnte
daher gar nicht wissen, ob Kondensatbildung ein Problem darstellt oder nicht. Der
Dachdecker war auch nicht zu Nachforschungen verpflichtet gewesen.
Praxishinweis:
Es darf im vorliegenden Fall nicht übersehen
werden, dass das Urteil deutlich auf dem
Umstand basiert, dass der Eigentümer in
Kenntnis der Gefahr einer Kondensatbildung eigenverantwortlich entschieden hat.
Ein Unternehmer, der sichergehen will,
sollte immer darauf achten, dass ausreichende Bedenkenhinweise erteilt werden.
67
28 PTA_01_16_BauPortal 28.12.15 12:28 Seite 2
Fachbereich Bauwesen
Prüf- und Zertifizierungsstelle im DGUV Test
Europäisch notifizierte Stelle, Kenn-Nummer 0515
Zertifizierung von Maschinen, Geräten und Sicherheitsbauteilen sowie QM-Zertifizierung
Von der Prüf- und
Zertifizierungsstelle
wurden folgende
Maschinen hinsichtlich
der Arbeitssicherheit
geprüft und
auf Grundlage der
EG-Maschinenrichtlinie
2006/42/EG bzw. des ProdSG zertifiziert.
EDC GmbH & Co. KG
D-92442 Wackersdorf
Mobilbagger
MH 3022,
MH 3024
Mobilbagger M 318 F, M 320 F
Datenbank für geprüfte Produkte:
www.dguv.de/dguv-test/produkte
Grabenverbaugeräte
Stenger Verbau
DK-6230 Rodekro
Grabenverbaugerät aus Stahl
Verbaubox 2,0 x 1,5 m
Grabenverbaugerät aus Stahl
Verbaubox 2,5 x 1,5 m
Euro Verbau GmbH
D-41199 Mönchengladbach-Güdderath
Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle
wurden folgende Maschinen bzw.
Sicherheitsbauteile gemäß Anhang IV
der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG
geprüft und zertifiziert.
Grabenverbaugerät aus Stahl
Doppel-Gleitschiene DG FP 4500
Erdbaumaschinen
Grabenverbaugerät aus Stahl
Doppel-Gleitschiene DG FP 5500
EDC GmbH & Co. KG
D-92442 Wackersdorf
Grabenverbaugerät aus Stahl
Doppel-Gleitschiene DG SL 4500
Sicherheitsbauteil ROPS
Kabine Bauteil-Nr. 372-4912
für Caterpillar Mobilbagger
M314F, M316F, M318F, M320F
Grabenverbaugerät aus Stahl
Doppel-Gleitschiene DG SL 5500
Grabenverbaugerät aus Stahl
Doppel-Gleitschiene DG PV 4800
Von der Prüf- und
Zertifizierungsstelle
wurden folgende
Maschinen bzw. Geräte
hinsichtlich der Arbeitssicherheit geprüft und
auf Grundlage berufsgenossenschaftlicher
Grundsätze zertifiziert.
Bauarbeiten und Gerüste
JET Tageslicht & RWA GmbH
D-32609 Hüllhorst
Durchsturzsicherung, Lichtbanddurchsturzsicherung Grillodur DGS
Aufsatzkranz für Lichtkuppeln JET TOP 90
Metall AK 50 mit Grillodurpaneel
Grabenverbaugerät aus Stahl
Doppel-Gleitschiene DG PV 6000
Grabenverbaugerät aus Stahl
Einfach-Gleitschiene EG FP 3500
Erdbaumaschinen
Kramer-Werke GmbH
D-88630 Pfullendorf
Radlader
353 (353-00, 353-01, 353-02)
Radlader
353 (353-03)
Wilhelm Schäfer GmbH
D-68307 Mannheim
Hüllkreis Kompaktbagger
TB 280 FR
Kompaktbagger
TB 260 EPA (Tier 4) US engine version
68
Von der Prüf- und Zertifizierungsstelle wurde das Qualitätsmanagementsystem folgender Firmen nach DIN EN ISO 9001:2008 oder über Konformitätsbewertungsverfahren
nach EG-Richtlinie 2000/14/EG,
Anhang VIII (Schall) bzw.
nach EG-Richtlinie 2006/42/EG,
Anhang X (Sicherheitsbauteile)
auditiert und zertifiziert.
Firma
Qualitätsmanagementsystem nach
Liebherr-Werk Nenzing GmbH
A-6710 Nenzing
Anhang VIII der Richtlinie 2000/14/EG
für Hydraulik- und Seilbagger < 500 kW (20),
Mobilkräne (38)
Volvo Construction Equipment
GmbH & Co. KG
D-54329 Konz-Könen
Anhang VIII der Richtlinie 2000/14/EG
für Hydraulik- und Seilbagger < 500 kW (20),
Lader (37)
BauPortal 1/2016
29 Vera_Buch_01_16_BauPortal 28.12.15 12:29 Seite 1
Veranstaltungen
❚
SIVV-Lehrgang –
Schützen, Instandsetzen, Verbinden
und Verstärken von Betonbauteilen
RG-Bau
auf der bautec 2016
Vom 17. bis 19. Februar 2016 findet die bautec
2016 – Internationale Fachmesse für Bauen und
Gebäudetechnik in Berlin statt. Die RG-Bau im
RKW-Kompetenzzentrum ist mit drei Veranstaltungen vertreten:
Digitales Planen, Bauen und Betreiben
17.2.
Nachwuchsgewinnung
18.2.
Energiewende als Bauaufgabe –
Gebäudesanierung ganz oder gar nicht?
19.2.
Weitere Informationen: RG-Bau im RKW-Kompetenzzentrum, Düsseldorfer Str. 40A, 65760 Eschborn, Tel. 06196/495-4501, [email protected],
www.rkw-kompetenzzentrum.de, www.rkw.link/
rgbau
❚
❚
Bauindustrie Bayern
Der Verein für Bauforschung und Berufsbildung
des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V., BauindustrieZentrum Nürnberg-Wetzendorf, Parlerstraße 67, 90425 Nürnberg, Tel. 0911/99343-0,
Fax -40, [email protected],
www.bauindustrie-bayern.de, führt im Februar
2016 folgende Veranstaltungen durch:
1.–5.2., 15.–19.2.
3. Wetzendorfer Poliertag
3.2.
Erstellen von
Hausanschluss-Grundleitungen
Der Fachverband Fliesen und Naturstein (FFN) im
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB),
Kronenstraße 55–58, 10117 Berlin-Mitte, Tel. 030/
20314-0, Fax -499, [email protected],
www.fachverband-fliesen.de, veranstaltet am 22.
und 23. April 2016 sein 4. Gipfeltreffen unter dem
Motto „Chancen nutzen, Zukunft gestalten“ in
Lochau bei Bregenz am Bodensee.
❚
Künstliche Mineralfasern:
Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten bei alten Mineralwollen
10.3.
Erdverlegte Rohrleitungen
in Theorie und Praxis
4. Gipfeltreffen
des Fachverbandes
Fliesen und Naturstein
7.–18.3.
Deutscher Betonund Bautechnik-Verein
Der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein E.V.
(DBV), Kurfürstenstr. 129, 10785 Berlin, Katharina
Falk, Tel. 030/236096-30, Fax -29, falk@beton
verein.de, www.betonverein.de, veranstaltet von
Februar bis März 2016 die „Regionaltagung Bauausführung“ in folgenden Städten:
10.–12.2.
15./16.2.
Gezielte Mitarbeiterführung für Bauleiter
❚
19.2.
Bayerische BauAkademie
Die Bayerische BauAkademie, Ansbacher Str. 20,
91555 Feuchtwangen, Ansprechpartnerin Katrin
Hackeneis, Tel. 09852/9002-857, Fax -907, www.
baybauakad.de, [email protected], führt
von Januar bis März 2016 folgende Seminare und
Lehrgänge durch:
Optimale Baustellenabwicklung
für Bauleiter
29.–30.1.
Baustellensteuerung mit Soll/Ist-Vergleich 3.–4.2.
❚
22.2.–4.3.
23.–25.2.
8.–9.2.
12.2.–17.3.
Kanalbau in offener Bauweise
17.2.
Herstellung und Einbau
von Asphalt im Straßenbau
24.2.
SPCC-Düsenführerschein – Befähigungsnachweis
zum Verarbeiten von Spritzmörtel und Spritzbeton
mit Kunststoffzusätzen (nach ZTV-SIB 90) 1.–2.3.
Spezial-Vorbereitung zum SIVV-Lehrgang
(Grundlagen der Betontechnologie)
BauPortal 1/2016
SiGeKo – Spezielle
Koordinatorenkenntnisse
15.2.
26.–27.2., 11.–12.3.
In der Arbeitsvorbereitung steckt das Geld 2.–3.3.
Vermessung im Hochbau –
vom Schnurgerüst bis zum Aufmaß
10.–11.3.
Fortbildung für Bauleiter im Hochbau
15.–16.3.
Auftragsverhandlung mit Erfolg:
den Bauherrn richtig überzeugen
16.3.
Wärmedämmverbundsysteme
22.2.
Trockenbau – Schäden vermeiden
8.3.
16.–17.2.
Schimmel in Gebäuden
3.–4.3.
Parkbauten
26.–27.1.
EnEV – Auswirkungen auf die Bausubstanz 2.–3.2.
Sachkundiger für
Schimmelpilzsanierung
Zertifizierter sachkundiger Planer
für Betoninstandhaltung
3 Module à 2 Tage, 1 Modul à 3 Tage
Technische Akademie Esslingen
Baurechtspraxis für Bauleiter und
VOB-gerechter Schriftverkehr
Vorarbeiter Hochbau und
Bauen im Bestand
Ausbildung zum AtemschutzGeräteträger gemäß DGUV 112-190
❚
Die Technische Akademie Esslingen e.V., An der
Akademie 5, 73760 Ostfildern-Nellingen, Tel. 0711/
34008-35, Fax -65, [email protected], www.
tae.de, führt von Januar bis Februar 2016 folgende
Veranstaltungen durch:
Pflasterdecken und Plattenbeläge
Sicherer Umgang
mit künstlichen Mineralfasern
Die Bildungszentren des Baugewerbes e.V. – BZB
Akademie – Bökendonk 15–17, 47809 Krefeld,
Tel. (02151) 5155-30, Fax -89, [email protected],
www.bzb.de, führt von Februar bis März 2016
folgende Lehrgänge durch:
Die Ruhr-Universität Bochum, Arbeitsgruppe Baumaschinen- und Fördertechnik, 44780 Bochum,
Tel. 0234/3225349, Fax 3214161, kranfachtagung@
bmft.rub.de, wwwbmft.rub.de, wwwkranfach
tagung.de, veranstaltet am 10. März 2016 die
„24. Internationale Kranfachtagung – Der Kran –
Forschung, Entwicklung und Anwendung“. Die
Begrüßungsveranstaltung findet am Vorabend,
dem 9. März 2016 statt.
2. Wetzendorfer Bauführer- und Bauleitertag 11.2.
16.2. München-Ottobrunn, 23.2. Hamburg,
1.3. Frankfurt/M., 2.3. Berlin, 3.3. Bochum,
10.3. Nürnberg
BZB Akademie
❚
24. Internationale
Kranfachtagung
❚
Stockdorfer Bauleitertag
Das BauindustrieZentrum Stockdorf bei München,
Heimstr. 17, 82131 Stockdorf, Tel. 089/899638-0,
Fax -91, veranstaltet am 25. Februar 2016 den
Stockdorfer Bauleitertag unter dem Motto „Der
Bauleiter – Manager der Baustelle“.
❚
26.2.
quick-mix Bauforum 2016
Die quick-mix Gruppe GmbH & Co. KG, Mühleneschweg 6, 49090 Osnabrück, Tel. 0541/601-01,
Fax -853, [email protected], www.quick-mix.de,
führt deutschlandweit die Seminarreihe Bauforum
von Januar bis April 2016 mit Themen rund um die
Gewerke Wand/Fassade, Fliese/Boden, GaLaBau/
Straßenbau sowie Sanierung und Beratung durch.
❚
brbv
Das Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, Marienburger Straße 15, 50968
Köln, Tel. 0221/37668-20, Fax -60, [email protected],
www.brbv.de, führt von Januar bis Februar 2016
folgende Veranstaltungen durch:
Geräteführer A/B für horizontales
Spülbohrverfahren nach GW 329
18.1.–9.2. Celle
GFK-Rohrleger nach DVGW-Arbeitsblatt W 324
– Grundkurs
21.–22.1. Gera, 22.–23.2. Rostock
– Nachschulung
25.1., 26.2. Gera
Arbeitsvorbereitung und
Kostenkontrolle im Rohrleitungsbau
10.2. Bremen
Aufbaulehrgänge Leitungsbau
20 Termine ab 5.1. bundesweit
DVGW-Arbeitsblatt GW 301 – Qualitätsanforderungen für Rohrleitungsbauunternehmen
24.2. Ingolstadt
Aufbaulehrgang Kabelleitungstiefbau
28.1. Frankfurt/M.,
18.2. Nürnberg, 25.2. Münster
23. Tagung Leitungsbau
26./27.1. Berlin
69
29 Vera_Buch_01_16_BauPortal 28.12.15 12:29 Seite 4
Impressum
❚
Algen und Pilze an Fassaden
Ursachen und Vermeidung
Paul Raschle, Roland Büchli
2015, 109 Seiten, 17,7 x 24,5 cm, gebunden
Buch oder E-Book € 34
Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart
An wärmegedämmten Fassaden findet man häufig
starkes Pilz- und Algenwachstum. Bauherren und
Planer, aber auch Ausführende von Außenwandbeschichtungen stehen dieser Situation oft ratlos
gegenüber. Die vielfältigen Ursachen, die für den
Bewuchs verantwortlich sind, erschweren es dem
Fachmann, eine geeignete Vorbeugung bzw.
Gegenmaßnahme zu finden.
Dieses Buch zeigt auf, unter welchen Bedingungen
mit Algen- oder Pilzbefall zu rechnen ist. Anhand
von ausgewählten Beispielen werden die Ursachen
aufgezeigt, insbesondere die biologischen und bauphysikalischen Gründe und Maßnahmen sowie
Strategien zu Instandsetzung und Unterhalt werden beschrieben. Die Autoren haben sich an der
Eidgenössischen Materialprüfanstalt EMPA mehr
als 20 Jahre mit Bauschäden durch Algen und Pilze
befasst.
❚
Handbuch ABS
Ausschreibung und Bauüberwachung
von Sanierungsmaßnahmen
Herausgeber:
Güteschutz Kanalbau
2015, 130 Seiten, 21 x 15 cm, kartoniert
Mitglieder der Gütegemeinschaft € 18,
Nichtmitglieder € 36
Ausschreibung und Bauüberwachung tragen gemeinsam mit einer fachgerechten und qualitativ hochwertigen Ausführung entscheidend zum
Erfolg einer Sanierungsmaßnahme bei. Eine
erfolgreiche Kanalsanierung beginnt daher nicht
mit der Auftragsvergabe an ein geeignetes Unternehmen sondern bereits mit der Auswahl eines
geeigneten Planers. Der Umgang mit der Kanalinfrastruktur stellt hohe Ansprüche an die Fachkunde der Beteiligten: an ausführende Unternehmen ebenso wie an den Auftraggeber bzw. dessen
Beauftragten.
Aber wie geht man richtig und mit dem notwendigen Fachwissen ausgestattet an die Durchführung einer Sanierungsmaßnahme heran? Was ist
bei Ausschreibung und Vergabe und während der
Bauüberwachung zu beachten? Was bei der Abnahme? Antworten auf diese Fragen finden sich in
dem neuen Handbuch.
❚
Schäden an Außenwandfugen
im Beton- und Mauerwerksbau
Ralf Ruhnau
Schadenfreies Bauen Band 1
2015, 168 Seiten, 153 x 235 mm, gebunden,
Buch oder E-Book € 45
Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart
Fugen sind die schadensträchtigsten Elemente im
Außenwandbereich von Beton- und Mauerwerksbauten. Ursachen sind die fehlerhafte oder unterlassene Planung der Fugenkonstruktionen, eine
mangelhafte Ausführung oder auch die falsche
72
Wahl des Fugenabdichtungsmaterials. Dieses Buch
stellt alle wichtigen, in der Praxis vorkommenden
Schadensbilder dar.
Die zweite Auflage wurde um zahlreiche neue
Schadensbeispiele erweitert und an die aktuellen Regelwerke angepasst. Zusammen mit einer
Beschreibung der Planungsgrundlagen für die
Fugenausbildung bietet sie eine praxisbezogene
Hilfestellung für die regelgerechte Ausführung
von Fugenkonstruktionen, die Wahl des geeigneten Materials und die Sanierung schadhafter
Fugen.
Der Titel ist Teil der Fachbuchreihe „Schadenfreies Bauen“, in der das gesamte Gebiet der Bauschäden dargestellt wird. Erfahrene Bausachverständige beschreiben die häufigsten Bauschäden, ihre Ursachen und Sanierungsmöglichkeiten
sowie den Stand der Technik. Die Bände behandeln jeweils ein einzelnes Bauwerksteil, ein Konstruktionselement, ein spezielles Bauwerk oder
eine besondere Schadensart.
Aus dem Inhalt:
• Planungsgrundlagen für die
Fugenausbildung in Außenwänden
– Anforderungen an und
Beanspruchungen von
Fugenabdichtungen
– Fugenarten und Prinzipien
der Fugenabdichtung
– Dimensionierung von Fugen
• Schadenbeispiele
– Fugen mit Dichtungsmassen
– Fugen mit elastischen Bändern
– Fugen mit vorkomprimierten Bändern
– Fugenprofile
– Konstruktive Fugen
❚
Betontrennmittel
und Umwelt
Sachstandsbericht vom Arbeitskreis
2.3 „Betontrennmittel“ des
Fachausschusses 2 „Betontechnik“
der Deutschen Bauchemie
August 2015, 4. Ausgabe, 32 Seiten
Printversion Schutzgebühr 1,50 €
(zzgl. Versandkosten)
PDF unter www.deutsche-bauchemie.de
Wichtige Veränderungen im Umfeld der Branche
sowie stärker zu berücksichtigende Aspekte hinsichtlich Nachhaltigkeit, Umwelt- und Gesundheitsschutz für den Einsatz von Betontrennmitteln
stellen Hersteller und Anwender heute vor neue
Herausforderungen. Darüber hinaus wurden die
für Betontrennmittel relevanten Änderungen im
Zuge der Umsetzung der Europäischen Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und
Verpackung von Stoffen und Gemischen (CLPVerordnung) in der aktualisierten Auflage berücksichtigt.
Der Sachstandsbericht beginnt mit einer Beschreibung der Anwendung von Betontrennmitteln
und erläutert anschließend die wesentlichen
Umweltaspekte: Arbeitssicherheit/Arbeitsschutz,
Transport und Lagerung, Entsorgung, Biologische
Abbaubarkeit und Einsatz im Trinkwasserbereich.
Im anschließenden Kapitel werden die Rohstoffe
(Hauptbestandteile und Additive) der Betontrennmittel ausführlich beschrieben und hinsichtlich der
Verträglichkeit für Mensch und Umwelt analysiert.
Ein umfangreiches Verzeichnis mit Begriffsdefinitionen und Literaturhinweisen rundet den Sachstandsbericht ab.
Heft 1 • 128. Jahrgang • Januar 2016
Fachzeitschrift der
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
www.bgbau.de
www.BauPortal-digital.de
ISSN: 1866-0207
Verlag:
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG,
Genthiner Straße 30 G, 10785 Berlin,
Telefon (030) 25 00 85-0, Fax (030) 25 00 85-305,
[email protected], www.ESV.info
Verantwortlicher Schriftleiter:
Klaus-Richard Bergmann,
Hauptgeschäftsführer der
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
Redaktion:
Dipl.-Ing. Bernhard Arenz,
Leiter Prävention der BG BAU
Dipl.-Ing. Ramona Bischof,
Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Blaasch,
Jessica Mena de Lipinski,
Hildegardstraße 29/30, 10715 Berlin,
Telefon (030) 857 81-396, Fax 0800 6686 6883 8200,
[email protected]
Die mit Namen oder Initialen gezeichneten
Beiträge entsprechen nicht in jedem Fall der
Meinung der BG BAU. Für sie trägt die BG BAU
lediglich die allgemeine pressegesetzliche
Verantwortung.
Vertrieb:
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG,
Genthiner Straße 30 G, 10785 Berlin,
Telefon (030) 25 00 85-228, Fax (030) 25 00 85-275,
[email protected]
Konto: Berliner Bank AG
Kto.-Nr. 512 203 101 (BLZ 100 708 48)
IBAN: DE 31 1007 0848 0512 2031 01
BIC(SWIFT): DEUTDEDB110
Bezugsbedingungen:
Bezugsgebühren im Jahresabonnement
€ 42,–/sfr 60,–
für in Ausbildung befindliche Bezieher jährlich
(gegen Vorlage einer Studien- bzw. Ausbildungsbescheinigung)
€ 21,–/sfr 24,–
Einzelbezug je Heft
€ 6,–/sfr 5,–
(jeweils einschl. 7 % MwSt, zzgl. Versandkosten).
Die Bezugsgebühr wird jährlich im Voraus erhoben.
Abbestellungen sind mit einer Frist von 2 Monaten
zum 1.1. jeden Jahres möglich.
Bei den Mitgliedsbetrieben der BG BAU ist
der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Preise für gebundene Ausgaben früherer Jahrgänge
auf Anfrage.
Die Zeitschrift ist auch als eJournal erhältlich,
weitere Informationen unter
www.BauPortal-digital.de
Anzeigen:
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG,
Genthiner Straße 30 G, 10785 Berlin,
Telefon (030) 25 00 85-628/-626/-629,
Fax (030) 25 00 85-630,
[email protected]
Anzeigenleitung: Sibylle Böhler
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 51
vom 1. Januar 2016, die unter
http://mediadaten.BauPortal-digital.de
bereit steht oder auf Wunsch zugeschickt wird.
Der Anzeigenteil ist außer Verantwortung der
Schriftleitung.
Gesamtherstellung:
PC-Print GmbH,
Balanstraße 73 / Haus 09, 81541 München
IVWgeprüfte
Auflage
BauPortal 1/2016
BauP_U_01_16_BauPortal 28.12.15 11:50 Seite 3
Kostenfrei für Mitgliedsunternehmen der BG BAU:
BauPortal als eJournal
Jetzt Zugang sichern!
Lesen Sie auf www.BauPortal-digital.de das aktuelle
Gesamtheft oder Einzelbeiträge zu den folgenden Themen:
O Bauen und Energie
O Bauzyklus (Planen, Bauen, Ausbau,
Wartung, Instandsetzung, Rückbau)
O Bauverfahren und Baustoffe
O Maschinentechnik
O Arbeits- und Gesundheitsschutz
Besonderes Plus – das Archiv
Hier finden Sie alle Ausgaben seit dem
Jahr 2000 und können Einzelbeiträge
downloaden.
www.BauPortal-digital.de
Bestellungen bitte an den Buchhandel oder: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG · Genthiner Str. 30 G · 10785 Berlin
Tel. (030) 25 00 85-228 · Fax (030) 25 00 85-275 · [email protected] · www.ESV.info

Documentos relacionados