Kontrollierte Buntheit - DOZ

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Kontrollierte Buntheit - DOZ
SONDERTEIL
Kontrollierte
Buntheit . . .
Damen-Modetrends zum
Frühjahr/Sommer 2009
Von Zipper
Die Damenmode für die neue
Saison bekennt sich zu Farbe
und zu dekorativen Dessins.
Aus allen Kollektionen leuchten leidenschaftliche Rottöne,
glamouröses Pink, schwefelige Gelbtöne und sophisticated Grüntöne. Nicht neu –
schon im letzten Sommer
begegneten uns viele dieser Farben. Aber 2009
werden sie noch konsequenter und großflächiger
eingesetzt. Rote Trenchcoats, gelbe
und pinkfarbene Jeans und grüne
Kleider werden dann die Straßen colorieren und eine optimistische Stimmung verbreiten.
Damit das Ganze realistisch bleibt, sind kräftige
Farben immer eingebettet in eine breite Range vertrauter Neutraltöne, die das unterschiedliche Kombinieren der Einzelteile unkompliziert ermöglicht. Da
stehen zum Beispiel Schwarz, Grau und Weiß als Basispartner neben Gelb und Smaragdgrün; Taupe, Kiesel und unterschiedliche Weißtöne werden Rot, Pink
und Koralle zugeordnet. Braun spielt mit Flieder, Weiß
und Violett.
Die Farben steigern sich in vielen ausdruckstarken und dekora-
Witt
Joop
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SONDERTEIL
tiven Dessins, die wir so lange nicht mehr
im Modebild hatten. „Arty-Prints“ sind Motive aus der Kunstwelt, meist großzügige,
malerische oder grafische Pinselstrich-Dessins. Daneben begegnen uns neue großflächige Patchworks nach japanischen Vorbildern, abstrahierte Blumen und romantische
kleine Millefleurs.
Dieses Feuerwerk an Farben und Dessins
wird zusammengehalten durch eine pragmatische Stylistik, die Sportswear-Elemente
mit Formelwear, Couture und femininen
Formen verbindet. „Luxury Casualwear“ ist
das Ergebnis – ein selbstverständlicher Basic-Stil, der individuelle Looks und Interpretationen in betont feminine oder glamouröse Richtungen erlaubt. Die Materialpalette
spiegelt diese Entwicklung deutlich: Da finden sich ultraleichte technische Materialien
neben Doubleface-Cotton und schwereloser Seide neben anschmiegsamen Jerseys.
Alles ist soft, leicht und fließend.
Das „perfekte Einzelteil“, das bis ins
Innenleben extrem aufwendig gearbeitet
ist, dominiert die Looks. Komplett-Outfits
wie Hosenanzüge bleiben in ihrer Bedeutung weit dahinter zurück. Über eine aufwendige und detailreiche Ausarbeitung mit
Steppereien und Paspelierungen soll ein
Levi’s
Paco Rabanne
Levi’s
Gefühl von Wertigkeit und Individualität
vermittelt werden. Diese besondere Aufmerksamkeit ist überall an Jacken, Hosen,
Röcken, Blusen und Mänteln zu erkennen
– ein typisches Merkmal dieser Saison.
Die Formen in jedem Sortiment sind
extrem vielfältig. Die Key-Looks bauen
sich entweder über
die Jackentypen
oder über die
Hosenformen auf.
Lacoste
Together
Bogner
Tommy Hilfiger
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SONDERTEIL
Witt-Weiden
X-ide
Mykita
George, Gina & Lucy
Witt-Weiden
Kleine Blousons und citylike Bikerjacken sind Allrounder für
die modische Frau. Sie passen zu den neuen lässigen 7/8Hosen, den trendigen weiten Hosenformen und auch zu den
schmalen Röhrenformen, die nach wie vor Bestand haben.
In Bolero-Länge ergänzen die Jackenformen auch sommerliche Kleider und Tuniken.
Bikerjacken werden durch neue Farben und auch durch
Prints modisch aufgeladen. Immer wieder werden Jacken
mit Military- und Safari-Elementen als Dauer-Bestseller neu interpretiert und in neue stilistische Kontexte gebracht. 2009 begleiten sie schmale oder
drapierte Druckröcke oder Kleider in Knielänge.
Der Blazer hat sich wieder ins Gespräch gebracht. Er ist vor allem ein Thema für junge modische Frauen, für die er deutlich maskuline Züge tragen muss, damit er möglichst stark zu sexy oder auch
wäschigen Kleidern oder Tuniken kontrastiert.
Als Jacken werden auch schmale ungefütterte Kurzmäntel bzw. Mantelkleider in starken Farben getragen.
Sie werden zu schmalen Röhren oder 7/8-Hosen kombiniert. Generell bleiben alle „Zwischenformen“ wichtig.
Gemeint sind „Kreuzungen“ aus Bluse und Jacke, Jacke
und Mantel, Indoor und Outdoor. Sie entsprechen
dem Trend zu Leichtigkeit und der Lust an neuen
Kombinationen. Perfekte Partner für alle Oberteile sind coloured Jeans. Gelbe, grüne und rote
Jeans sind ein „Musthave“ für alle Frauen.
Kleider bleiben Highlights – sie sind in
allen Formen präsent. Die Auswahl beginnt bei neu interpretierten Parka- und
Trenchkleidern und geht über weite, wäschige Hemdblusenkleider hin zu femininen
Formen, für die Jersey mit seinen weichen Drapierungen immer noch ein Basismaterial ist. Grafisches Colourblocking oder großflächige Drucke dekorieren effektvoll die unterschiedlichsten Formen.
Jil Sander
Gina Lisa
Vera Wang
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Viktoria Moser
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Carlo Colucci
Hugo
Pierre Cardin
Neben den kniekurzen Formen hoffen lange Kleider und Röcke im nächsten Sommer die
Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu können. Sie sind die Antipode zum casualisierten CityChic, das feminin-emotionale Kontrastprogramm zum Pragmatismus der Luxury-Casualwear. Ob aus Jersey mit Badeanzug-Dekolleté oder aus blumenbedrucktem Chiffon mit Volant – der große Auftritt ist ihnen sicher. Zumindest auf Parties wird man weniger Röhrenjeans und dafür mehr lange Säume sehen.
Eine junge Alternative baut sich über ausgewaschene Jeans in Babyblue
auf. Damit wird deutlich Bezug auf die Mode der späten 60er und frühen
70er Jahre genommen. Jeanswesten, Jeansblusen, Jeansröcke und Jeansjacken tauchen damit wieder auf. Die Romantik amerikanischer Pioneers, an denen sich schon die Original-Hippies orientiert haben,
wird zitiert und als Inspiration für frische Karoblusen, bestickte
weiße Hemden und Tuniken und Millefleurs-Kleider genutzt.
(Quelle: Deutsches Mode-Institut)
Elena Grunert
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. . . und coole Tränen
Herren-Modetrends zum
Frühjahr/Sommer 2009
Strellson
Premium
Carlo
Colucci
Dass coole Männer und Tränenströme kein Widerspruch sind,
haben die Medien in der letzten Zeit immer wieder gezeigt.
Schluchzende Helden, höchster
Ausdruck von Emotionalität
und gleichzeitig knallhartes
Actiontheater auf dem Fußballplatz. Eine neue, eine
moderne Mischung! Auch
in der Herrenmode entsteht das Neue, das Moderne durch Mischungen
und Kombinationen von
Styles, die man bisher verschiedenen Lagern zugeordnet hat. Dieser Prozess der
Synthese unterschiedlicher Stile
dauert an und produziert dabei
neue, spannende Looks, die –
wie die neuen Helden – Sachlichkeit und Emotionalität miteinander verbinden. Das macht
Korrektes jünger und lässiger
und Sportives smarter.
Fossil
Replay
50
Zegna Sport
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Leichtigkeit in den Stoffen, Leichtigkeit in
der Verarbeitung und damit auch im Feeling ist ein weiteres Kennzeichen für Modernität. Vor diesem Hintergrund zeigt sich die
neue Businessmode in edlen Grau-Shades.
Kombiniert wird Ton-in-Ton: Zum grauen
Anzug werden ein graues Hemd und eine
graue Krawatte in subtil abgestuften Nuancen kombiniert. Auch schwarze Hemden
zum Anzug sind trendgemäß. Dazu vermitteln Einstecktücher in klassischen Dessins
eine weltläufige Flaneur-Attitude. Anzüge
behalten ihre schmale Silhouette; je später
der Abend, desto körperbetonter sind die
Formen, die sich gern auch mit SmokingDetails schmücken.
Verlässt man die Business-Szenerie der
Mode, dann begegnet man weißen oder
frisch gebleachten Jeans und lässigen Chino-Typen aus gewaschener Baumwolle.
Weiß und strahlend: Helle Neutraltöne sind
die sachlichen Partner für emotionale Rottöne oder sensible Pastells. Das BusinessGrau erscheint aufgehellt in Baumwolle
oder Leder neben Rosé und warmem Rot
in Casual-Kombis. Das ist der Spielplatz
für metropolitane „Luxury Casualwear“. Gemeint sind edle Lederblousons oder schmale Bundjacken, feine Seidenpolos und Shirts,
Marc O’Polo
Tom Ford
Paco Rabanne
schmale Jeans oder lässige Chinos. Immer
noch beliebt sind klassische Westen über
T-Shirts. Dazu werden immer öfter und immer selbstverständlicher weiße, leichte Lederschuhe getragen. Edle Gürtel in Krokoprägung sind Pflicht; trendige Taschen werden
für immer mehr Männer zum „Musthave“.
Chrome Hearts
Pastelltöne wie helles Gelb, Rosé und
sonnengebleichtes Hellblau für Leinenblazer, Jeans, Leinenhemden und Polos bringen südliches Flair ins Bild. Hier geht es vor
allem darum, die Frische der Farben in neuen Kombinationen für die Menswear zu
entdecken. Bilder von David Hockney geben Inspiration und Orientierung.
Im Bereich der Sportswear bietet die Mode im Sommer 2009 zwei unterschiedliche
Tom Tailor
Ermenegildo
Zegna
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Tom Tailor
H.I.S.
Eres
Levi’s
Von Zipper
Atelier Torino
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Richtungen an. In der einen, von Wasser
und Clubsportarten geprägten, dominieren
innovative High-Tech-Materialien und Verarbeitungstechnologien das Bild. Ultraleichte
Nylons in leuchtenden Tönen vornehmlich aus der Blau-Range werden als
Blousons, Parkas, Sportcoats und kleine Westen angeboten. Schmale Zipperjacken lassen ihren Ursprung in
der Taucherkleidung deutlich erkennen. Leuchtende Orange-
und Gelbtöne setzen neben Weiß die Akzente. Waterfresh und preppy ist die Atmosphäre. Elemente der traditionellen „White
Sports“ wie navy oder gestreifte Clubblazer
und Clubpolos sind eine ideale Ergänzung.
Dazu passen perfekt „Luxury Denims“ in
„faded Blue“, also in hellen ausgewaschenen
Tönen. In diesem Zusammenhang feiern
auch blaue Jeanshemden ein Comeback.
Zu farbigen Baumwollhosen sind sie neben
weißen Leinenhemden die perfekte Wahl.
Die zweite Sportswear-Richtung ist erdi-
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Mustang
ger und authentischer, weniger clean
und preppy. Staubige Braun- und Khakitöne lassen an trockene, heiße Regionen denken. Nicht von ungefähr sind
Army-Elemente die wichtigste Inspiration bei den Styles. Fieldjacketts, Army-Blousons, kurze Parkas, ArmyBags und funktionelle Details an
Hemden und Hosen haben einen deutlichen Bezug zu den
Konfliktplätzen unserer Zeit.
Kernige Materialien möglichst aus „Organic Cotton“
oder Ramie sind die Basis.
Auswascheffekte an Nähten
und sonstige Tragespuren
gehören zur „Authentic Mood“,
die auch von den Accessoires
erwartet wird. Vintage-Optik
bei den Schuhen, „Organic
Sneaker“ und „Postbags“
grenzen sich deutlich von den
Clean-Chic-Themen ab.
Bugatti
(Quelle: Deutsches Mode-Institut)
Ray-Ban
Saki
Just Cavalli
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Strellson Sport
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