MEIN SOMMER IN ISLAND
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MEIN SOMMER IN ISLAND
MEIN SOMMER IN ISLAND BERICHT Aufgeschrieben von Victoria Storck Arbeiten auf der Berittstation Sporthestar Training mit dem jungen Border Collie: Smalanamskeid 29 Es war schon immer mein Kindheitstraum gewesen einmal in die Heimat der Islandpferde zu reisen, um dort die Natur und vor Allem die Islandpferde zu erleben. Als ich dann mein Abitur dieses Jahr in der Tasche hatte, konnte es endlich losgehen! In Island gibt es sehr viele Höfe, die Reittouren für Touristen anbieten und nebenbei Viehzucht betreiben. Hauptsächlich diese Höfe suchen Praktikanten zur Mithilfe im Stall, Haushalt, auf den Reittouren oder als Tourguide für die Touristen bei Ausflügen. Kurz vor meiner Zeugnisausgabe las ich jedoch Birnas Anzeige auf www. meinislandpferd.de. Sie suchte einen Praktikanten der Interesse hatte mit Jungpferden zu arbeiten und ältere, gute Pferde auszubilden. Nach einer Bewerbungsmail bekam ich die Zusage und zwei Wochen später saß ich im Flieger! Ich war platt, dass ich genommen wurde!! Nun hatte ich die großartige Chance auf einem sehr ambitionierten Hof im Westen Islands zu arbeiten. ÜBER SPORTHESTAR Der Hof Sporthestar ist eine Berittstation nahe Borgarnes, 100 km nördlich von Reykjavik, der von Birna und Agnar geführt wird. Den Stall kauften sie erst im Sommer 2011 und bauten einen Teil zu ca. 40 Pferdeboxen um, denn vorher war es ein Schweinestall. In Island ist es üblich nur die Pferde im Stall zu halten, welche auch trainiert werden. Alle anderen Pferde leben frei auf sehr großen, außerhalb liegenden Wiesen. So war die Hälfte der im Stall stehenden Pferde im Besitz von Birna und Agnar, die andere Hälfte waren Berittpferde. Sporthestar ist sehr bekannt in Island und die Leute wissen Birnas und Agnars Erfahrung und Qualifikationen zu schätzen. Beide sind Mitglieder der Icelandic trainer association (FT), Birna hat in Hólar studiert Reittouren werden einmal die Woche im Winter gemacht und hat einen deutschen FN Trainerschein. Sie gibt Unterricht und verkauft ihre Pferde in ganz Skandinavien und Deutschland, deshalb spricht sie sehr gut englisch und deutsch. Zusätzlich beschlägt Agnar alle Pferde, kümmert sich um die Heuernte und gemeinsam stellen sie ihre Pferde auf den Turnieren vor, wobei sie immer sehr erfolgreich waren. Es ist also eine Menge zu tun auf Sporthestar und nebenbei ist da auch noch Ylva Sól zu managen, die süße zweijährige Tochter. MEIN TAGESABLAUF An jeden normalen Tag sind wir gegen 8.00 Uhr aufgestanden, haben schnell gefrühstückt und sind dann von der Wohnung aus zum drei Kilometer entfernten Stall gefahren. Zuerst wurden dann die drei Border Collies gefüttert, die ihre eigenen Boxen haben. Meine Aufgabe war es dann die Pferde, die auf der Weide am Hof standen (also die die im Training waren), in den Stall zu treiben. Die Weide am Stall ist für deutsche Verhältnisse zwar schon sehr groß, aber verglichen mit den anderen überdimensionalen Weiden, nur ein Klacks. Týri, der älteste Hund hat mir beim Treiben in den Stall immer gut geholfen, denn in Island wird viel Wert auf ein gutes Training des Hütehundes gelegt. Waren alle Pferde in den Boxen wurde der Stall kurz gefegt und dann ging die Arbeit mit den Pferden los. Beim Training der Pferde findet keine Spezialisierung der „Pferdetypen“ statt, sondern jedes Pferd wird seinen Fähigkeiten gemäß bestmöglich ausgebildet – ob es dann ein Familienpferd oder ein künftiger Weltmeister wird, zeigt sich während der Ausbildung. Meistens haben wir dann gegen 12.00 Uhr fünf Pferde geschafft und fahren zum Mittagessen kurz nach Hause. Am Stall zurück wurden dann meist noch einmal fünf Pferde HESTUR 168 HESTUR 168 28 MEIN SOMMER IN ISLAND BERICHT Die höchstgekörte 4jährige Stute Vissa f. Lambanesi (eigene Zucht) 9 für Pass und Temperament Hengstaufzucht auf Sporthestar HESTUR 168 30 geritten und danach noch andere anfallende Arbeiten erledigt, wie z.B. Paddocks bauen, Boxen ausmisten oder einen Hot Pot vor dem Stall errichten, damit man gemeinsam nach getaner Arbeit entspannen kann! Abends haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen, englisches Fernsehen geschaut und den nächsten Tag besprochen. Das schwierigste war dann aber immer das Einschlafen, denn im Sommer in Island geht die Sonne nicht mal eben so schnell unter, nein sie scheint die ganze Nacht durch! In Island ist vieles anders als in Deutschland Mir wurde gleich am ersten Tag klar, dass man in Island seine Pferde zwar sehr hoch schätzt, aber doch etwas anders mit den Tieren umgegangen wird. Erst mal werden die Pferde natürlich auch aus Zeitgründen nicht so ausgiebig geputzt wie man es bei seinen eigenen Pferden gewohnt ist. Dazu wird es eher als positiv angesehen, wenn das Pferd sich nicht zum „Schmusepferd“ entwickelt, sondern stets großen Respekt vor dem Menschen hat. Dieser Respekt, den viele in Deutschland aufgezogene Pferde leider nicht mehr besitzen, ist natürlich unbedingt nützlich und macht das Arbeiten viel angenehmer. Leider haben viele in Deutschland aufgezogene Pferde diesen Respekt nicht mehr, dadurch dass die Fohlenweiden beispielsweise direkt an den Reitplatz grenzen und nicht von Menschen abgeschottet sind wie in Island. Dazu gestaltet sich auch das Training der Pferde anders. Bei uns wurden Reithalle und Roundpen hauptsächlich nur für die noch recht rohen Pferde genutzt, alles andere wurde im Gelände gemacht. Da es nicht viele tolle Geländestrecken bei uns gab, heißt das: die Pferde werden am Straßenrand auf kleinen Schotterpisten trainiert. Liegen im Sommer ein paar Silageballen auf den Wiesen, werden diese genutzt um die Pferde noch mehr zu biegen. So habe ich in Island auch wirklich viel gelernt, mit wenigen Hilfsmitteln sehr viel aus einem Pferd herauszuholen. Immer und immer wieder habe ich gedacht: meine eigenen „deutschen“ Isländer würden sich in Island die Beine brechen. So jagt man auf den Reittouren im Tölt eine lange, harte Steigung in das Gebirge hoch (zuhause hätten wir unsere eigenen Pferde im Schritt hoch geführt) und ignoriert dabei das Gelände komplett. Erstaunlich war immer wieder die unglaubliche Trittsicherheit und Ausdauer der Pferde, die klaglos durch Bäche oder über ausgedehnte Schotterflächen tölten. Diese Reittouren sind ein zusätzliches Training für alle Pferde im Stall und werden mindestens einmal im Monat gemacht. Wir waren dazu bei meiner ersten Tour elf Reiter, alles Pferdezüchter und Nachbarn von unserem Hof, die alle ihre Pferde mitbrachten, sodass es ca. 40 Pferde waren. mich absolut nervenaufreibend, für die Isländer eher eine gemütliche Kaffeetour. Da das Ganze über fünf Stunden ging, wurden viermal die Pferde gewechselt. Dabei fängt sich jeder ein einigermaßen frisches Pferd aus der Herde und wechselt es mit dem zuvor gerittenen Pferd durch. Am Ziel angekommen wird dann meist in einer kleinen Hütte übernachtet, während die Pferde auf eine eingezäunte Weide kommen. Im Ganzen war diese Reittour eines der besten und lustigsten Erlebnisse, die ich in Island hatte! Mein Praktikum musste ich dann aber leider früher abbrechen durch einen Beinbruch. Jungpferdearbeit ist eben doch nicht ungefährlich – ein Pferd ist mir darauf gesprungen. Ich werde aber auf jeden Fall noch einmal nach meinem Studium zurück kommen! Abschließend kann ich so ein Praktikum in Island jedem nur empfehlen! Die Erfahrungen sind wirklich unbezahlbar und haben mir jetzt schon viel geholfen. Man erlebt die „echten Isländer“ in jedem Fall komplett anders als unsere „heimischen“ und Islands Natur ist atemberaubend. Die Arbeit kann zwar hart sein und das Leben rustikal, aber das Land und die Islandpferde dort sind absolut lohnenswert! Victoria Storck DANN GEHT’S LOS! Im flotten Tölt wird die Herde, umschlossen von den Reitern an der Spitze und am Ende, über etliche Straßen und Schotterwegen getrieben. Immer wieder muss ein Reiter Straßenabbiegungen versperren, damit kein Pferd einen falschen Weg einschlägt. Die Pferde die zwischendurch einfach in einen Bach springen, oder eine steile Bergwand neben der Straße erklimmen wollen, müssen immer wieder zurück geholt werden. Für Nonnenmacher Reittour mit freilaufender Herde in Valbjarnavallarmúli Ylva Sól und Mama Birna