LKZ-Workshop Schülerreporter Seite 1

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WORKSHOP SCHÜLERREPORTER
SA., 3. AUGUST 2013
WWW.LKZ.DE
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! Jugend von heute: Thema Alkohol und Drogen
In den Abendstunden ist der Akademiehof in blaues Licht getaucht. Der Platz zählt zu den Lieblingsorten der jungen Menschen aus Stadt und Kreis.
Foto: Melina Geyer
TREFFPUNKT INNENSTADT
Akademiehof: Schlussstrich statt Blaulicht?
Am Wochenende wird der
Ludwigsburger Akademiehof zur Partyzone. Doch
regelmäßig gibt es wegen
Müll und Lärm Ärger mit
Ordnungshütern. Viele Jugendliche befürchten eine
Sperrung des Platzes.
KERSTIN HOFFMANN UND MELINA GEYER
An Wochenenden und bei schönem Wetter ist der Akademiehof
ein Treffpunkt für viele Jugendliche. Um den Abend zu genießen,
wird gegrillt und getrunken. Zurück bleibt Müll. Das macht der
Stadtverwaltung schon Ärger, seit
der Platz im Oktober 2009 eröffnet wurde. Mehrere Tausend Euro
jährlich gibt sie für die Reinigung
des Platzes aus.
Die Folge sind strengere Regeln
und Kontrollen. Das wiederum
macht den Besuchern des Platzes
Sorgen. Jugendliche und junge
Erwachsene fürchten um ihren
Treffpunkt. Neben der Bärenwiese, dem Rathaushof und dem
Campusareal ist der Akademiehof
einer der wenigen Orte in der
Stadt, den sie gerne aufsuchen. In
den vergangenen Wochen wurden jedoch immer öfter Gerüchte
laut, dass der Platz künftig nicht
mehr uneingeschränkt zugänglich sein könnte. Die Rede ist von
Zäunen und Sperrzeiten.
Keine Lösung in Sicht
Dazu äußert sich auf Anfrage
Polizeisprecher Peter Widenhorn.
Die Polizei suche in Zusammenarbeit mit der Stadt nach einer
Lösung, die Verunreinigung zu
stoppen. „Man kann das Problem
zwar nicht vollständig eindämmen, aber wir versuchen, es deutlich zu reduzieren“, bestätigt die
Stadtverwaltung.
Stadtteilcafés
und Sportveranstaltungen sollen
den jungen Menschen Alternativen bieten. Darüber hinaus mache man die Besucher immer wieder direkt auf das Problem aufmerksam und bittet sie, ihren
Müll wegzuräumen.
Auch Präventionsmaßnahmen
und Strafen bei Verstoß gegen die
Ordnung gibt es bereits. Die Polizei und der kommunale Ordnungsdienst sind am Abend vor
Ort, um die Lage auf dem Akademiehof zu beobachten und in kritischen Situationen einzuschreiten. Zwar wurden in den vergan-
genen Wochen keine Straftaten
begangen, jedoch mussten am 29.
und 30. Juni vier Jugendliche in
die Obhut ihrer Eltern übergeben
werden, da sie stark alkoholisiert
waren.
Beliebter Treff bleibt erhalten
Nach Angaben des Polizeisprechers fürchten durch derartige
Vorfälle mittlerweile auch der Leiter der Filmakademie sowie der
Akademie für darstellende Kunst
um den Ruf der renommierten
Einrichtungen. Sie fordern ebenso wie Anwohner und Bürger, die
sich über die Müllberge nach
Trinkgelagen ärgern, eine Veränderung. Bisher herrscht jedoch
Ratlosigkeit. Welche Maßnahmen
das Müll- und Lärmproblem endgültig lösen könnten, bleibt unklar.
Die Bedenken der Jugendlichen
sind jedoch vorerst unbegründet.
„Es gibt keine Pläne der Stadt
Ludwigsburg, an der Nutzung des
Akademiehofs etwas zu verändern“, gibt die Pressestelle bekannt. Man könne die Besucher
des Akademiehofes beruhigen.
Ihr Lieblingsplatz werde auch
weiterhin für die Öffentlichkeit
zugänglich sein.
Betrunken auf der Bühne – Musiker
zwischen Vollrausch und Kreativität
Meistens bleibt es beim
Ausprobieren von Drogen
Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll:
Die Kombination hat Kultstatus
– vor allem unter Musikbegeisterten. Doch für viele Bands
sind Musik und Exzesse heute
nicht mehr untrennbar
verbunden.
Designerdrogen oder
Hasch? Martin Rindler
von der Drogenberatungsstelle „Chillout“ in
Bietigheim-Bissingen äußert sich zum Thema Jugend und Drogen.
VON FELIX SCHMEZER
FRAGEN VON JULIA BÜRKLE
Tausende Fans trauerten am 23. Juli
2011 um die britische Sängerin Amy
Winehouse. Sie starb im Alter von 27
Jahren an einer Alkoholvergiftung.
Daraufhin wurde der Mythos vom
Club 27 wieder aufgerollt. Ihm gehö- Kein seltenes Bild: Sängerin Amy Winehouse betrunken.
Foto: dpa
ren unter anderem Kurt Cobain, Jimi
Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin
Und auch den Musikern merkt ein Instrument spielen“, erzählt
und eben Amy Winehouse an. Alle man nicht selten ein Bier zu viel an: Hasche. Ausnahmen gebe es aber
haben eines gemeinsam: Sie starben So zum Beispiel auch der Sänger der immer noch.
im Alter von 27 Jahren an den Folgen Band „Green Day“, der im Jahr 2012
„Vor allem junge Bands sehen ihre
ihres Alkohol- und Drogenkonsums.
bei einem Musikfestival in Las Vegas Tour eher als Party und nicht als
Nicht wenige Musikim Rausch seine Gitarre Job“, so der Rockfabrikexperte. Allerbegeisterte jedoch glori- „Es ist nicht mehr
zerschmetterte.
dings halten die das angesichts eines
fizieren ihren Lebens- so wie vor 30 JahEiner, der viel mit Musik straffen Tourneeplans und zahlreistil. So sind es nicht nur ren als die Bands
zu tun hat, ist Hasche. cher Foto- und Interviewtermine
die Musiker selbst, die
Er ist Konzertveranstal- nicht über einen längeren Zeitraum
ein
Rock-’n’-Rollsich gerne betrinken,
ter der Rockfabrik in durch. Vor allem Musiker aus Skansondern auch die Fans, Lotterleben
Ludwigsburg und be- dinavien schlagen laut Hasche
die ihren Idolen nachei- geführt haben.“
treut die Bands, die dort manchmal über die Stränge. Bands,
Hasche
fern.
auftreten. „Es ist nicht die in der Rockfabrik spielen, schreiAm Besten ist das auf Konzertveranstalter der
mehr so wie vor 30 Jah- ben meistens eine Wunschliste. DaRockfabrik in Ludwigsburg
Festivals zu beobachren, als die Bands rauf steht alles, was sie backstage
ten. Allein „Rock am
ein Rock-’n’-Roll-Lot- oder auf der Bühne haben wollen.
Ring“ besuchten dieses Jahr 87 000 terleben geführt haben“, so Hasche. „Manches davon wird aber gestriMenschen. Wenn jeder Besucher nur Vor den Auftritten werde heute mehr chen“, versichert Hasche. „Das sind
ein Glas Bier mit 0,25 Liter trinken Wasser als Alkohol getrunken, auch mal größere Mengen Alkohol.“
würde, wären das schon 21 750 Liter. höchstens mal ein Bier oder ein Glas
Dass Musiker ihre Kreativität mit
Betrachtet man Videoübertragungen Wein. „Heute achten die Bands da- Alkohol fördern wollen, glaubt Hasolcher und ähnlicher Veranstaltun- rauf, sich nicht mehr zuzuschütten. sche nicht. Und auch Besucher eines
gen, scheint es dabei aber nicht zu Sie bekommen ihren Job sonst nicht Konzerts können seiner Meinung
bleiben.
mehr sauber hin, vor allem wenn sie nach auch ohne Alkohol Spaß haben.
Nehmen Jugendliche aktuell
mehr oder weniger Drogen
als noch vor zehn Jahren?
Hat sich die Situation verbessert oder verschlechtert?
Das kann man nicht so genau
sagen, die Anzahl schwankt.
Es gibt vielleicht mehr Jugendliche, die Drogen einmal
ausprobieren, aber keinen
eindeutigen Anstieg von Betroffenen im Vergleich zu den
vergangenen Jahren.
Wie viele Jugendliche sind
hier im Landkreis Ludwigsburg betroffen, und wie ist
das Verhältnis von jugendlichen und erwachsenen
Klienten?
Laut Jahresbericht kamen im
Jahr 2012 insgesamt 678 Klienten in die Beratungsstelle.
Davon waren 535 Jugendliche
und 143 Eltern und Bezugspersonen. Der Großteil der
jugendlichen Klienten ist
männlich. Von einer schwerwiegenden Suchterkrankung
waren im vergangenen Jahr
etwa zehn Jugendliche im
Landkreis betroffen. Das
klingt zwar nach wenigen,
aber mit einer solchen Abhängigkeit ist nicht zu spaßen.
Wie ist das Durchschnittsalter der Jugendlichen? Gibt es
hier eine Entwicklung? Werden die Jugendlichen zum
Beispiel immer jünger?
Die meisten Jugendlichen
sind zwischen 18 und 23 Jahre alt. Es ist nicht unbedingt
der Fall, dass die Jugendlichen immer früher Drogen
nehmen, höchstens das Einstiegsalter sinkt, in dem Drogen ausprobiert werden. Einmaliges Ausprobieren heißt
nicht gleich, dass dann auch
regelmäßig konsumiert wird
und die Jugendlichen Probleme mit Drogen bekommen.
Die jüngsten Klienten sind
aber 12 oder 13 Jahre alt.
Welche Rolle spielen neue
Drogen – sogenannte Designerdrogen? Welche gibt es
und welche Bedeutung
messen sie Ihnen bei?
Es gibt die synthetisch hergestellten Cannabinoide, die sogenannten Legal Highs. Es
wird zum Beispiel aus Badesalz in einem chemischen
Prozess eine Droge hergestellt. Solche Substanzen werden mitunter von Jugendlichen unterschätzt und leichtfertig ausprobiert. Sie sind
aber nicht ungefährlich, und
die
Langzeitauswirkungen
sind noch nicht bekannt.
Dennoch kommt es relativ
selten vor, dass solche synthetischen Drogen konsumiert werden, da sie nicht so
leicht verfügbar sind wie zum
Beispiel das klassische Cannabis. Es sähe anders aus,
wenn man Legal Highs an jeder Ecke bekommen könnte.
Alkohol und Cannabis sind
weiterhin die am häufigsten
konsumierten
Substanzen
der jugendlichen Klienten.
INFO: Informationen gibt es unter www. projekt-chillout.de.
AUF EINEN BLICK
Gesetze zum Jugendschutz
■ Alkohol: Abgabe und Verzehr von Bier, Wein und
Mixgetränken mit Bier und Wein: ab 16 Jahren
Abgabe und Verzehr von Branntwein, branntweinhaltigen
Getränken und Spirituosen: ab 18 Jahren
■ Rauchen: Rauchen in der Öffentlichkeit und Kauf von
Tabakwaren: ab 18 Jahren
■ Ausgehen ohne volljährige Begleitperson:
14 bis 16 Jahre: bis 22 Uhr; 16 bis 18 Jahre: bis 24 Uhr