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Einkauf/Sourcing
Beide Bilder: Rochester Electronics
Lagerhaltung ist gerade bei
knappen Bauteilen manchmal
lebenswichtig. Rochester lagert
eigene oder Originalbauteile
(ganz links).
Qualitätskontrolle und
Bauteiltest sind wichtige
Dienstleistungen, um in Sachen
Bauteilqualität auf Nummer
sicher zu gehen (links).
Saubere Quelle suchen
Bauelementeeinkauf erfordert verlässliche Partner
Bauteileknappheit und der ewige Kampf um abgekündigte Bauelemente: Hier kommen meist spezielle Dienstleister
ins Boot, weil die klassischen Distributoren diese Nischen nicht abdecken. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl
eines solchen Lieferaten ist neben dessen Verlässlichkeit das Vorhandensein von Schutzmechanismen gegen
gefälschte oder minderwertige Ware vom freien Markt.
Autor: Robert Unseld
D
as Sourcing knapper oder abgekündigter elektronischer
Bauteile und die Suche nach einer entsprechenden Quelle
ist immer heikel. Bekommt man keine Empfehlung, muss
man sich bei der Auswahl auf sein Glück verlassen und
kann im Prinzip die gelben Seiten durchforsten und sich blind jemanden raussuchen. Den oder die Lieferanten, die sich auf diese
Art finden ließen, sollte man aber im eigenen Interesse auf Herz
und Nieren prüfen, schließlich ist auch hier die Beziehung Käufer/
Lieferant längerfristig eine, die sich auf Vertrauen gründen sollte.
Das Thema Bauteilverknappung ist gerade jetzt, bedingt durch den
Ramp-up nach der Krise wie bei jedem Zyklus ein Thema. Verschärft wird das noch durch Abkündigungen: „Es kommen im Bereich Abkündigungen derzeit neue Probleme und Phänomene zu
Tage: beispielsweise werden vereinzelt Abkündigungen urplötzlich
ausgesprochen und Nachbestellungen (Last Time Buys) sind überhaupt nicht mehr möglich“, meint Hardy Zeiss, Geschäftsführer
von Pegasus Components in München. „Das ist anscheinend jedoch ebenfalls eine Folge der Krise. Die erste große Abkündigungswelle kam ja mit Umsetzung der RoHS-Richtlinie.“
Lange Produktlaufzeiten als Problem
„Die Bauteil-Lebenszyklen sind für viele Industriekunden mit
langlebigen Produkten ein noch schwerwiegenderes Thema geworden, Thema Langzeitversorgung. Man kann durchaus behaupten, dass viele gerade der großen Bauteile-Hersteller hier so gut wie
gar kein Interesse an den Tag legen“, kommentiert Zeiss. Dabei
sind knappe Bauteile in der Folge natürlich nicht gerade billig, aber
der Einkaufspreis von Bauteilen ist nicht der einzige Kostenfaktor.
Richtig teuer kann ein vermeintlich billiger Kauf elektronischer
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Bauteile werden, wenn eine hohe Reklamationsquote bei den Endprodukten daraus resultiert, weil minderwertige Ware oder Fälschungen darunter sind. Die Verlässlichkeit des Lieferanten ist insofern bei allem Sparzwang wichtig. „Und um so wichtiger wird
hier ein umgesetztes QS-System. Das heißt eben nicht nur Bauteilnummer bei der Lieferung ablesen“, führt Hardy Zeiss weiter aus.
„Wir haben deswegen ein eigenes Programm an Schutzmechanismen je nach Art der Beschaffung und Produktgruppe eingerichtet
und arbeiten beispielsweise auch mit dem Testhaus HTV zusammen.“ Nimmt man das als Maßstab, gibt es eine Reihe an Punkten,
auf die man bei seinem Lieferanten achten sollte:
■ Wie sieht die Qualitätskontrolle beim Lieferanten aus?
■ Hat er Testeinrichtungen oder entsprechende Strukturen in Sachen Qualitätssicherung?
■ Wo kauft er ein, wie transparent macht er seine Quellen?
■ Hat er ein eigenes Lager?
■ Wie klappt der Kontakt mit dem Personal vor Ort?
Die Liste ließe sich fortführen. „Dazu kommen softe Faktoren wie
Reputation am Markt“, so Hardy Zeiss. Man muss sich also ernsthaft mit dem Thema „mit wem rede ich“ beschäftigen und eine gegenseitige Partnerschaft aufbauen. Pegasus Components wurde im
Jahr 1998 gegründet und hat laut Zeiss seitdem auch kontinuierlich Lager aufgebaut – was wiederum ein wichtiger Hard Fact ist.
Erfahrungswerte plus Kompetenz
Auch Municom, der deutsche Repräsentant von Rochester Electronics, haut in diese Kerbe: „Wir sind seit annähernd 20 Jahren
Rochester-Distributor mit entsprechenden Erfahrungswerten und
Beratungskompetenz“, betont Isolde Snyder, Verkaufsleitung bei ➔
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Einkauf/Sourcing
Auf einen Blick
Sichere Quelle oder nicht
Einmal richtig Arbeit reinstecken und Franchise-Distributoren, Chipbroker und sonstige Lieferanten qualifizieren: das bringt längerfristig
eine verlässliche Partnerschaft. Die Vorteile: Mehr Ruhe im Tagesgeschäft, Beschaffungs-Spezialisten unterstützen den eigenen Einkauf,
möglicherweise bessere Informationen bezüglich bevorstehender Abkündigungen und vieles mehr stehen den Mehrkosten entgegen, die
das Outsourcing mit sich bringen. Das Ganze kann sich aber auszahlen, mindestens kann es ruhigeren Schlaf bringen.
Bild: Fotolia, Bernd S.
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Vorteil Beschaffungsprofis entlasten die Unternehmensressource
Einkauf und ermöglichen Zugriff auf spezielles Know-how.
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Einkauf/Sourcing
Infokasten
Component Obsolescence Group
Municom in Traunstein. „Rochester Electronics ist selbst ein großer
Distributor, beispielsweise von 50 Halbleiterherstellern autorisiert
für das End-of-Life-Stadium von Komponenten und zusätzlich teilweise Hersteller solcher Bauteile nach Hersteller-Spec oder kundenspezifisch.“ Das Rochester-Lager beherbergt inzwischen mehr als
sechs Milliarden fertig produzierte (inklusive aus eigener Fertigung)
IC und eine Waferbank mit einem Vorrat von über 10 Milliarden
Chips. Zudem verfügt Rochester über ein eigenes, 950 Quadratmeter großes Testlabor. „Auch Chip-Design-Projekte sind ohne weiteres möglich, wenn keine Dies mehr vorhanden sind“, kommentiert Isolde Snyder.
Bauteile knapp und teuer: Fälschungen werden lukrativ
Die intensive Beschäftigung mit dem Lieferanten für spezielle Fälle
bringt zwar noch keine absolute Sicherheit, vor allem, wenn der
Kunde trotzdem auf den niedrigst möglichen Preis schielt. Akzeptiert man aber einen gewissen Preisaufschlag für notwendige Maßnahmen bis hin zu Einzeltests, dann vermeidet man zumindestens
das absolute Risiko. Man könnte hier durchaus an die pfiffigen Werbeplakate der Anti-Aids-Werbung denken: Es ist alles eine Frage des
Risikos, das man einzugehen gewillt ist. „Produktfälschungen sind
ein schwieriges Thema. Zunächst muss der Kunde anerkennen, dass
es das Thema gibt und dass man es gemeinsam lösen muss“, weiß
Hardy Zeiss. „Wir stellen immer wieder fest, dass bei einigen Kun-
Forum gegründet, auf dem sich Fachleute aus der Industrie treffen und
Informationen über Obsolescence austauschen können. Mitglieder sind
jeweils einzelne Betriebsstätten von Unternehmen, die Komponenten
liefern oder als OEM verbrauchen. Im COG-D e.V. finden sich Firmen, die
auf der Suche nach einer Lösung der Obsolescence-Problematik sind
und Experten mit Ansätzen dafür. Es gibt beispielsweise Anbieter von
Tools, die die Restlieferzeit von Bauelementen an Hand komplizierter Algorithmen prognostizieren, Service-Anbieter, die mehrere dieser Tools
vorhalten und die zum Beispiel eine gelieferte BOM im festen Turnus auf
Probleme untersuchen, Spezialisten für die Langzeitlagerung von Bauelementen nach einem „Life Time Buy“ und viele andere Experten.
den hauptsächlich der Preis entscheidend ist und nicht die Qualifikation des Lieferanten. Auch wird von bestimmten Lieferanten
nicht ehrlich kommuniziert, woher die Ware kommt. Wenn ich zum
Beispiel bei einem Broker in den USA kaufe, wo ich mit Sicherheit
annehmen kann, dass dieser in China kauft, stimmt es zwar, dass
der Lieferant in USA ist, doch es wird verschwiegen, dass der Ursprung höchst wahrscheinlich doch der freie Markt in China ist.
Und dann wundert man sich, dass etwas nicht an der Ware passt
und plötzlich sind alle Broker böse. Aber es war ja billig...“ Um diese
Dinge möglichst effizient draußen zu halten, braucht man aber auf
alle Fälle einen Beschaffungsspezialisten seines Vertrauens, der diese Dinge weiß, den Markt kennt oder alternativ entsprechendes eigenes Know-how in den Beschaffungsmärkten besitzt.
„Der beste Schutz ist sicher der, dass Bauteile nur über autorisierte Bezugsquellen beschafft werden“, meint Isolde Snyder. „Zu
dem Thema bietet Rochester Interessierten ausführliches Informationsmaterial an, unter anderem auch einen Leitfaden ,Defending
Against Counterfeit Electronic Parts and Gray Market Practices‘
(Anforderung gerne über Municom), das sehr detailliert das Thema ,Produktfälschungen und Sub-Standard-Produkte‘ abdeckt.“
Für Rochester selber sind Fälschungen kein Thema, weil alle IC die
ein Kunde über Rochester/Municom bezieht, Originalbausteine
vom ursprünglichen Halbleiterproduzenten sind oder aus der eigenen Nachfertigung stammen. (uns)
■
Infokasten
Pegasus Components
„Rochesters Electronics ,Design & Technology Team‘, in Kombination mit den riesigen
Lagerbeständen an fertig produzierten Bauteilen, Wafer/Chip-Vorräten sowie mit Rochesters Kapazitäten in der Waferherstellung
durch Vertragsabkommen mit z.B. Fairchild
Semiconductor, etabliert Rochester Electronics eindrucksvoll als absolut vertrauensIsolde Snyder, Verwürdige Bezugsquelle für Bauteile von tadel- kaufsleitung Municom
loser Qualität, die über einen langen Zeitin Traunstein.
raum produziert und erhältlich sein werden“,
erklärt Isolde Snyder von Municom. „Kunden sparen Zeit und reduzieren Kosten, indem sie auf Rochesters garantierte Produkte zurückgreifen. OEM müssen sich keine Gedanken über fehlerhafte oder gefälschte Produkte mehr machen, die ihre kritischen Systeme beschädigen können und oft sehr negative Folgen nach sich ziehen.
Stattdessen kann der Blick voll und ganz auf den Produktionsprozess
und die Wachstumssteigerung gerichtet werden.“
„Pegasus Components verfügt über einen Lagerbestand von über 50 000 Positionen,
vieles obsolete Bauteile, über alle Bereiche
der Elektronik“, fasst Hardy Zeiss zusammen.
„Eine Strategie von uns ist, nach Absprache
auch Einteilungen anzubieten, ganz wie ein
Distributor. Das Einrichten von Sicherheitsbeständen ist möglich und wird oft auch ohne
Hardy Zeiss, GeschäftsKundenwunsch gemacht, um bei Auftragsauf- führer Pegasus Comstockung lieferbereit zu sein. Wir investieren
ponents in München.
konsequent in Lagerbestände sowie ein an
uns adaptiertes modernes Warenwirtschaftssystem mit integriertem
CRM- und Suchsystem. Lagerlisten von Drittanbietern können bequem hereingeladen werden und bewirken eine hohe Trefferquote.
Lieferanten weltweit können zum Beispiel mit Herstellern, die sie vertreten, angelegt und gezielt angesprochen werden. Weiterhin gibt es
auf der Pegasus-Homepage eine Suchmaschine, über die Verfügbarkeitsabfragen und Anfragen an uns bequem erstellt werden können.“
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Bild: Municom
Infokasten
Municom
Bild: Pegasus Components
Die Component Obsolescence Group (COG), ist eine Interessensgemeinschaft von Firmen, die nach effektiven Lösungen zu abgekündigten
Produkten suchen. Sie will eine Plattform für verfügbare Informationen
rund um diese Problematik bieten. Da das Problem Abkündigung oder
Wegfall von Support für Software jederzeit auftreten kann, sei es wichtig, das Obsolescence-Management professionell anzugehen und ihm
einen entsprechenden Stellenwert im Supply-Chain-Management einzuräumen: Nicht zuletzt, um Liefer- oder Qualitätsprobleme bei langlebigen Wirtschaftsgütern oder Produkten für spezielle Bereiche wie Medizintechnik oder ähnliches zu vermeiden. Die Component Obsolescence Group wurde nach eigenen Angaben 1997 in Großbritannien als
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