Dossier als PDF - Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee eV

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Dossier als PDF - Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee eV
0-2007 Dossier
Ein Dossier von AKLHÜ in Zusammenarbeit mit der Redaktion „welt-sichten“.
Lernen und
tatkräftiges Helfen
Der BMZ-Freiwilligendienst „weltwärts“
Eine EIRENE-Freiwillige unterstützt ein
Projekt für Mikrokredite im Niger
Foto: Brigida Ferber/EIRENE
Dr. Charlotte Schmitz,
verantwortliche Redakteurin
Editorial
Inhalt
Nach dem Schulabschluss wünschen sich
viele Jugendliche eine „Auszeit“, bevor die
Mühle Berufsausbildung – Arbeit sich weiter
dreht. Nicht wenige möchten einen Aufenthalt in fernen Ländern mit tatkräftigem Engagement verbinden. Dafür bietet das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (BMZ) nun die
Rahmenbedingungen: Mit dem Programm
„weltwärts“ werden Freiwilligendienste verschiedener Träger unter ein Dach gebracht.
Dieser Schritt wird von nahezu allen Akteuren der Entwicklungspolitik begrüßt. Über
die Ausgestaltung und Finanzierung des
Programms herrschen allerdings noch unterschiedliche Meinungen. Wir stellen die
Möglichkeiten des Programms „weltwärts“
und die Debatte darüber vor. Interessentinnen und Interessenten finden in diesem
Dossier Informationen zu Kriterien für die
Wahl eines Projekts, das sie unterstützen
möchten.
3
Engagement für eine gerechte Globalisierung
Hartwig Euler
6
Mit „weltwärts“ in den Süden
Laura Fuesers, Santiago Alonso Rodriguez
8
Kein Bedarf an Besserwissern
Peggy Niezel
9
Vom Lernen zum Lehren
Andrea Schwieger Hiepko
12 Die schmackhaften Seiten des Sandwiches
Monika Dülge, Manfred Belle
13 Freiwillige sind keine Touristen
Elisabeth Freise
15 Und was kommt danach?
Kambiz Ghawami
18 Erfahrungen aus Lateinamerika
Peter Nilles
19 Kooperation ist gefragt
Jürgen Deile
Kommentar:
21 Nachhilfeschüler
Cornelia Füllkrug-Weitzel
23 Materialien
24 Impressum
Dossier 0-2007 |
3
Freiwilligendienste Dossier
Engagement für
eine gerechte Globalisierung
Das BMZ-Programm „weltwärts“ hat eine lange Vorgeschichte – Erfahrungen des AKLHÜ
Foto: AKLHÜ
| Hartwig Euler
Der neue Freiwilligendienst des „Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung“
(BMZ) ist ein Novum, denn er ermöglicht, dass erstmals deutsche Fördermittel in einem größeren Umfang für
einen außereuropäischen Freiwilligendienst eingesetzt werden. Ein zweites
Novum ist die angestrebte Zahl von
10.000 Freiwilligen in diesem Programm. Weltweit gibt es kein vergleichbar großes Programm. Die Beur-
| Dossier 0-2007
teilungen dieser Initiative gehen weit
auseinander. Wer hat einen Nutzen an
einem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst? Welch sind die unterschiedlichen Interessen? Wo birgt ein
Freiwilligendienst gar Risiken oder ist
vielleicht unerwünscht?
Anfang des letzten Jahrhunderts wurden auf
Grund des Ersten Weltkriegs und der damit
einhergehenden gesellschaftspolitischen Veränderungen unterschiedliche Ideen für ein
persönliches Engagement in Form von unentgeltlichen Arbeitseinsätzen entwickelt. Die
ersten internationalen Arbeitseinsätze, bei denen der Lernaspekt noch nicht im Vordergrund stand, waren Beiträge zur Not- und Ka-
Ein Freiwilligeneinsatz wie hier im Niger
stärkt die interkulturelle Kompetenz.
Doch der Zuwachs an eigenen Erfahrungen
sollte nicht der einzige Beweggrund sein,
am „weltwärts“-Programm teilzunehmen.
tastrophenhilfe. Das Lernen machte bei dieser Form freiwilligen Engagements noch keinen expliziten Bestandteil aus.1
Die damals friedenspolitisch orientierten Trägerorganisationen, die auch heute noch internationale Freiwilligendienste anbieten, verfolgten klar formulierte Ziele. Es galt, Vorurteile zu überwinden und Feindschaften zwischen den Völkern abzubauen bzw. Verständ-
Dossier Freiwilligendienste
Foto: AKLHÜ
4
Gemeinsames Arbeiten
stärkt das Gefühl der
Zusammengehörigkeit.
| Soziales Kapitel für mehr Demokratie
nis für andere Lebensumstände zu gewinnen
sowie sozialer Ungerechtigkeit zu begegnen.
Aus diesem Ansatz erwuchsen erste Konzepte, deren integrale Bestandteile Bildung und
somit auch Lernen waren2.
Damit sind bereits drei beteiligte Parteien bei
einem Freiwilligendienst ausgemacht. Einerseits die Trägerorganisationen, die einen Freiwilligendienst mit Bildungs- und Lernelementen entwickeln, andererseits die Freiwilligen
selbst, die individuelle Erfahrungen in einer
globalisierten Welt machen möchten, und
schließlich die Partner in den Gastländern, die
für diese Anliegen einen authentischen Raum
schaffen.
| MDGs gemeinsam erreichen
In der innenpolitischen Debatte und auch im
internationalen Kontext spielt das zivilgesellschaftliche Engagement zunehmend eine gewichtige Rolle. Die Bundesregierung hat sich
in ihrem Bericht zur Zukunft der Freiwilligendienste für eine gezielte Förderung des freiwilligen Engagements in Deutschland ausgesprochen3. Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst ist dabei ein Element.
Ein weiterer Hintergrund für staatliches Förderinteresse im entwicklungspolitischen Bereich ist die Aufforderung der „Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD), die öffentliche Wahrnehmung der Entwicklungszusammenarbeit in
Deutschland zu stärken und eine öffentliche
Unterstützung nicht nur der Nothilfe, sondern
auch der langfristigen Entwicklung sicher zu
stellen4. Zudem empfehlen auch die Vereinten
Nationen, junge Menschen bei der Erreichung
der „Millennium Development Goals“ (MDG)
mit einzubinden5.
Zentraler Ansatz der Vereinten Nationen ist,
dass eine Investition in junge Menschen eine
lang anhaltende und effektive Dividende in
den Aufbau sozialen Kapitals für demokratische Bürgergesellschaften darstellt. Durch die
Bereitstellung von staatlichen Fördermitteln
sollen demnach staatliche entwicklungspolitische und innenpolitische Ziele angestrebt werden. Um das von der OECD benannte entwicklungspolitische Ziel der Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu erreichen, setzt sie „eine breit
fundierte Unterstützung sowohl auf Regierungsebene als auch seitens der Zivilgesellschaft, insbesondere der politischen Stiftungen, kirchlichen Verbände und Nichtregierungsorganisationen, voraus“6.
Der „U.S. Peace Corps“, mit derzeit 7.749 Freiwilligen7 ähnlich groß wie das vom BMZ geplante
„weltwärts“-Programm, formuliert als seine
zentrale „Mission“, „Weltfrieden und Freundschaft zu unterstützen“.
Er will drei Ziele erreichen:
1. interessierte Partnerländer mit ausgebildeten Männern und Frauen zu unterstützen,
2. in diesen Ländern ein besseres Verständnis
für US-Amerikaner zu erreichen und
3. ein besseres Verständnis für andere Kulturen
in den USA zu bewirken.
Der BMZ-Freiwilligendienst strebt folgende
Ziele8 an: :
• Junge Menschen sollen sich für globale Themen engagieren (Bewusstseinsbildung).
• Nachwuchsförderungskräfte sollen gewonnen werden.
• Ein Beitrag zur Völkerverständigung soll geleistet werden.
• Zivilgesellschaftliche Strukturen in den Entwicklungsländern und auch in Deutschland
sollen gestärkt werden.
Werden die entwicklungspolitischen Ziele des
BMZ auch von den Gastländern mitgetragen?
Und haben die zivilgesellschaftlichen Beteiligten im Freiwilligendienst weiterhin eine
selbstbestimmte Rolle oder werden sie zu Auftragnehmern degradiert?
Aus den bisherigen Ausführungen ist deutlich
geworden, dass der entwicklungspolitische
Freiwilligendienst sowohl entwicklungspolitisch als auch innenpolitisch begründet wird.
Was aber mögen die Interessen der Entwicklungsländer sein?
Auf einer internationalen Konferenz9 ergab sich
im September 2007 erstmalig die Möglichkeit,
den Freiwilligendienst „weltwärts“ mit Vertretern von Partnerorganisationen und damit aus
der Perspektive der Entwicklungsländer zu diskutieren. Aus der Südperspektive wird das deutsche Interesse an einer zivilgesellschaftlichen
Stärkung begrüßt und unterstützt.
| Beitrag zum Karrieresprung?
Dennoch wird darauf verwiesen, dass junge
Menschen aus entwickelten Ländern bereits in
großer Zahl Lernerfahrungen in Entwicklungsländern machen und diese Erfahrungen für ihre individuelle Karriere und persönliche Entwicklung nutzen. Tendenziell möchten Entwicklungsländer keine große Anzahl ungelernter junger Menschen aus den Ländern des Nordens10 aufnehmen. Genau wie die entwickelten
Länder sind sie allerdings daran interessiert, ihren eigenen Jugendlichen die Möglichkeit eines Lerndienstes im Ausland zu bieten. Einige
Entwicklungsländer entsenden bereits Freiwillige in internationale Projekte in Ländern des
Nordens, so etwa die Philippinen. Diese Entwicklungen gilt es zu stärken. Die Südpartner
verweisen allerdings darauf, dass weiterhin ein
Bedarf an qualifizierten Fachkräften aus dem
Norden besteht.
Demokratische Strukturen und hohes bürgerschaftliches Engagement wünschen sich auch
die Partner des Süden und würden es sehr begrüßen, wenn im Rahmen des entwicklungs-
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
„Wir hoffen auf den Tag,
da die Jugend einen
freiwilligen Beitrag zur
Entwicklung eines Landes
in Übersee oder einer zurückgebliebenen Gegend
der eigenen Heimat als
politischen Freiwilligendienstes auch zivilgesellschaftliche Prozesse im nationalen Kontext gestärkt
werden könnten, beispielsweise durch die gleichzeitige Förderung nationaler
Strukturen zum Aufbau von
Freiwilligendiensten.
Eine Broschüre zum „Freiwilligen Sozialen und Freieigenen Bildung und
willigen Ökologischen Jahr“
Reifung versteht.“
trägt die Aufschrift „Für
mich und für andere“. Der
Maha Thray Sithu U Thant,
Generalsekretär der Vereinten
damit angesprochene SpaNationen von 1961-1971
gat in der Zielrichtung muss
auch beim entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im Blick behalten
werden. Viele junge Menschen möchten nach
| Stärkung der Zivilgesellschaft
dem Schul- oder Universitätsabschluss eine
Häufig fehlt es in Entwicklungs- und Transforaußergewöhnliche Erfahrung erleben.
mationsländern an Strukturen für zivilgesell| Abenteuerurlaub auf Staatskosten?
schaftliches Engagement. Auch mag es an
Der Freiwilligendienst darf jungen Menschen
Strukturen zur Begleitung und Betreuung
aber nicht als Abenteuerurlaub auf Staatskosdeutscher Freiwilliger in den Einsatzplätzen
ten angeboten werden. Es gilt, die Freiwilligen
fehlen. Ähnlich wie bei Entwicklungsdiensten,
sorgfältig auszuwählen. Sie müssen sich und
bei denen Fachkräfte häufig zur Stärkung der
ihre Motivation gut kennen. Interessierte müsNachhaltigkeit mit einem lokalen Counterpart
sen sich über die Gastkultur, den Einsatzplatz,
zusammenarbeiten, könnte auch „weltwärts“
die Erfahrungen und Erkenntnisse vorheriger
eine Stärkung zivilgesellschaftlicher StruktuFreiwilliger im Projekt informieren. Ihre Rolle
ren im Umfeld des Freiwilligeneinsatzplatzes
im Projekt, ihre eigenen Erwartungen sowie ihanstreben.
re Anpassungsfähigkeit sollten geklärt sein.
Gute Entsendeorganisationen begleiten in der
Freiwilliges Engagement in Übersee war und
Vorbereitungszeit die Freiwilligen auf diesem
ist auch eine Frage der finanziellen Ressourcen.
Weg12.
Internationales freiwilliges Engagement von
Seiten der Entwicklungsländer in Deutschland
Eine erste Möglichkeit der Orientierung wird
(Reverse- oder Incoming-Programme) ist auf
Interessierten auf der Internetseite www.rausGrund der finanziellen Möglichkeiten in den
vonzuhaus.de der „Fachstelle für InternationaPartnerländern und den rechtlichen Bedingunle Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschgen im Aufnahmeland Deutschland nur
land e.V.“ und für außereuropäische Freiwillischwer möglich.
geneinsätze insbesondere bei www.entwicklungsdienst.de, der Internetplattform des ArEines dieser Incoming-Programme (im Rahbeitskreises „Lernen und Helfen in Übersee
men der „Internationalen Freiwilligendienste
e.V.“ (AKLHÜ) geboten. Der Arbeitskreis ist häufür unterschiedliche Lebensphasen“) wird in
fig die erste Anlaufstelle für Interessierte, die
einer Pilotphase der generationsübergreifensich im Ausland engagieren wollen. Ihm
den Freiwilligendienste11 vom Arbeitskreis „Lernen und Helfen in Übersee“ e.V. koordiniert.
kommt „daher eine wichtige Rolle zu, ob MenErste Evaluationsergebnisse lassen erkennen,
schen sich für einen derartigen Dienst entdass solche Maßnahmen erfolgreich entwickscheiden und auf eine neue Herausforderung
lungspolitische Inlandsarbeit und interkultueinlassen“.13 „Manch’ Entwicklungshelferin
oder Entwicklungshelfer hat über einen Freirellen Austausch auf Seiten der Partnerorganiwilligendienst sein Engagement begonnen“.14
sationen ermöglichen.
Für den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst hat das BMZ außerdem eine eigene Internetseite bereitgestellt (www.weltwaerts.de).
| Dossier 0-2007
normalen Bestandteil der
| Zeit der Umwälzungen
Bei der Gründung des Deutschen Entwicklungsdienstes, der in seinen Anfängen dem neuen
BMZ-Freiwilligendienst ähnelte15, sich aber auf
Grund der geforderten hohen Qualifikation der
Entwicklungshelfer und Entwicklungshelferinnen von seiner Ausgangslage entfernt hat, hatte die Bundesregierung einem spezifischen
Konstrukt zugestimmt, um vor allem die zivilgesellschaftlichen Organisationen in die entwicklungspolitische Zusammenarbeit verantwortlich mit einzubinden. Der AKLHÜ, in dem
viele dieser Organisationen zusammengeschlossen sind, wurde damals neben der Bundesregierung Mitgesellschafter des „Deutschen
Entwicklungsdienstes“ (DED). Diese Aufstellung hat sich über Jahrzehnte bewährt.
Die dauerhafte Gestaltung der zukünftigen Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Trägerorganisationen ist beim neuen Freiwilligendienst eine noch offene Frage. Bereits 1965 regte der AKLHÜ rechtliche Regelungen für internationale Freiwilligendienste von einem Jahr
Dauer an. Seitdem wird auf den rechtlichen
Klärungsbedarf kontinuierlich hingewiesen.
Zuletzt noch durch das „Eckpunktepapier zum
Gesetz zur Förderung eines internationalen
Freiwilligendienstes16“.
Längerfristige internationale außereuropäische Freiwilligendienste stehen auf Grund des
BMZ-Freiwilligendienstes vor großen Umwälzungen. Alle Beteiligten sollten sich in der Pilotphase dafür einsetzen, dass das gemeinsame Ziel, die Unterstützung von demokratischen Strukturen durch Menschen, die sich sozial engagieren und aktive Zivilcourage üben
| |
wollen, auch erreicht werden kann.
Hartwig Euler
ist Geschäftsführer des
Arbeitskreises „Lernen und
Helfen in Übersee e.V.“.
5
6
Dossier Freiwilligendienste
Mit „weltwärts“ in den Süden
Der neue entwicklungspolitische Freiwilligendienst des BMZ
Anmerkungen
1) Außerschulische Bildung 4-2005, Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung – Mitteilungen des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e.V.,
Arno Thomas, Seite 415, „Tradition trifft Moderne – Internationale Workcamps zwischen Völkerverständigung
und Globalisierung“. Siehe auch Dieter Dankwortt/Dieter Claessens: Jugend in Gemeinschaftsdiensten, München 1957, Seite 11ff.
2) ebenda
3) Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode, Drucksache
16/6145 vom 19.07.2007, Bericht der Bundesregierung
zu Prüfaufträgen zur Zukunft der Freiwilligendienste,
Ausbau der Jugendfreiwilligendienste und der generationsübergreifenden Freiwilligendienste als zivilgesellschaftlicher Generationenvertrag für Deutschland. Seite
4, 1d) Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst. Siehe
auch: Deutscher Bundestag 14. Wahlperiode, Drucksache 14/8006 vom 17.01.2002, Entwicklungspolitisches
Jugendprogramm „Solidarisches Lernen“.
4) DAC-Prüfbericht über die Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland, OECD 2005.
5) Youth and the Millennium Development Goals: Challenges and Opportunities for Implementation, Final Report of the AD HOC Working Group for Youth and the
MDG’s, April 2005.
6) DAC-Prüfbericht über die Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland, OECD 2005.
| Laura Fuesers und
Santiago Alonso Rodriguez
Mit dem neuen Förderprogramms „weltwärts“ wird es für einen breiten Kreis junger
Menschen möglich, eigene Erfahrungen in
Afrika, Asien, Lateinamerika oder Osteuropa
zu sammeln. Es gibt zwar schon viele Hilfsorganisationen, private Träger und Kommunen,
die Freiwillige in Schulen, Krankenhäuser,
Straßenkinderheime oder Öko-Projekte zu ihren Partnern in Entwicklungsländer schicken.
Die bisherigen Einsatzplätze sind aber begrenzt und häufig teuer. Zumindest müssen
die Freiwilligen meist den Flug und die Auslandsversicherung selbst zahlen. „weltwärts“
dagegen soll die Freiwilligen kein Geld kosten.
Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen haben ihre Erfahrungen beigesteuert und
entscheidend mitgeholfen, „weltwärts“ so zu
gestalten, dass es den Bedürfnissen der Partner vor Ort und der Freiwilligen selbst entspricht.
7) U.S. Peace Corps Fact Sheet 2007.
8) Richtlinien zur Umsetzung des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“, Seite 3: „Kontext und Ziele des neuen Freiwilligendienstes.“
9) IVCO 2007, Montreal, Canada – International Forum
on Development Service.
10) Opportunities and Challenges for International Volunteer Co-operation, Betty Plewes and Rieky Stuart, IVCO Conference, September 17-19, 2007.
11) Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) von Juni
2005 bis Juni 2008.
12) Beispielhaft hierfür: „Volunteer Charter“ von
Comhlámh – development workers in global solidarity.
www.comhlamh.org.
13) Grußwort der Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zur 40-Jahr-Feier des AKLHÜ.
14) ebenda
15) Siehe auch: Programmvorschlag für den Einsatz
deutscher Freiwilliger in Entwicklungsländern, September 1964.
16) Stellungnahme des Gesprächskreises Internationale
Freiwilligendienste.
Ob man in Bolivien, Ghana oder Georgien
mit Kindern Fußball trainiert, in einem Kinderheim kocht oder rings um eine Schule
Bäume pflanzt: mit jeder dieser Tätigkeiten
tragen Freiwillige zur Völkerverständigung
bei. Sie zeigen, dass sie sich für die Belange
anderer in anderen Ländern interessieren,
können sich einbringen und das Gelernte
nach Deutschland tragen.
In einer zunehmend globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft sind Fremdsprachen,
kommunikative Fähigkeiten, interkulturelle
Zusammenarbeit und soziale Kompetenz
von hohem Wert. Dass die Freiwilligen in
den einzelnen Einrichtungen der Partnerprojekte in den Entwicklungsländern gebraucht werden, aber dennoch keine Erwerbsarbeitsplätze ersetzen, ist dabei ein
wichtiges Kriterium von „weltwärts“.
Um als so genannte „Entsendeorganisation“
finanzielle Unterstützung für die Entsendung von Freiwilligen zu bekommen, muss
die deutsche Trägerorganisation darlegen,
welche Inhalte und Ziele die Tätigkeiten der
Freiwilligen haben, dass die Freiwilligen explizit von dem Organisator vor Ort gewünscht werden und ein Mentor vor Ort ihnen bei Schwierigkeiten zur Seite stehen
kann.
Die Partnerperspektive ist für den neuen
Freiwilligendienst sehr entscheidend. Bereichernd einbringen werden sich manche
Freiwillige auf Grund ihrer speziellen Fähigkeiten (Tischlern, Sprachen, Schneidern etc.).
Andere tragen auf weniger offensichtliche
Weise bei, zum Beispiel durch die indirekte
Förderung der Zivilgesellschaft, indem sich
junge Menschen über die Grenzen hinweg
kennenlernen, sich von ihren Formen des
Engagements in der Gesellschaft berichten
und jeweils von den Aktivitäten der anderen
lernen.
| Wie funktioniert „weltwärts“?
Mit einem jährlichen Fördervolumen bis zu
70 Mio. Euro werden ab Januar 2008 bis zu
10.000 Freiwilligenplätze pro Jahr ermöglicht. Die Freiwilligen dürfen zur Zeit der
Vereinbarung über den Auslandseinsatz mit
der Entsendeorganisation nicht älter als 28
und nicht jünger als 18 Jahre sein. In den
Partnerprojekten der Entwicklungsländer
können sie 6 bis 24 Monate mitarbeiten. Die
Bundesregierung zahlt einen Zuschuss von
580 Euro pro Person pro Monat, mit dem ca.
75 Prozent der Kosten von Reise, Seminaren,
Verpflegung, Unterkunft, Versicherung und
Taschengeld abgedeckt werden sollten. Die
restlichen 25 Prozent bringen die Entsendeorganisationen als Eigenanteil auf. Die Auslandskrankenversicherung und die Impfkosten übernimmt das BMZ zusätzlich.
Für die Freiwilligen ist das Programm
grundsätzlich kostenlos. Sie haben sich lediglich um einzelne persönliche Posten zu
kümmern, wie z.B. ihre Anreise zu Auswahl-
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Voraussetzungen
Das sollten Freiwillige mitbringen:
• Interesse an den Kulturen und Lebensverhältnissen in Entwicklungsländern
gesprächen vor der eigentlichen „weltwärts“-Förderung und die Beantragung und
Finanzierung ihrer Visa.
Die Freiwilligen können außerdem Spenden
einwerben und sollten sich entwicklungspolitisch engagieren. Das Engagement der
Rückkehrer ist ein besonders wichtiger Baustein von „weltwärts“, der entscheidend für
die Bildungsarbeit im Inland und die Akzeptanz von entwicklungspolitischen Fragen in
unserer Gesellschaft ist. Die vielseitigen Erfahrungen der Träger und der Ehemaligenvereinigungen sind im Hinblick auf die Ausgestaltung der Rückkehrerarbeit hilfreich.
Bis zum Ende des „weltwärts“-Einsatzes können Spenden nur bis zu einer Höhe von 150
Euro pro Monat eingeworben werden. Die
Zielgruppe ist ähnlich flexibel und bunt wie
die Einsatzplätze: eingeladen sind Abiturientinnen und Abiturienten ebenso wie junge
Menschen mit Hauptschul- oder Realschulabschluss plus Berufsausbildung oder vergleichbarer Eignung. Auch wer sein Studium
bereits abgeschlossen hat kann noch weltwärts gehen, solange er noch nicht älter als
29 ist. Nicht-Deutsche mit dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland sind ebenfalls aufgefordert, sich zu bewerben. Eine Entsendung
ins eigene Herkunftsland ist jedoch nicht
möglich.
| „weltwärts“ zählt für ZVS-Wartezeit
Wer nach dem „weltwärts“-Freiwilligenaufenthalt studieren möchte, braucht sich keine
Sorgen zu machen, dass er über den Auslandsaufenthalt den Studienplatz verliert.
„weltwärts“ wird als Dienst im Sinne des §
19 Vergabeordnung ZVS anerkannt. Sollten
die Freiwilligen einen Studienplatz erhalten
und auf Grund des Freiwilligendienstes
nicht antreten können, können sie sich nach
dem Freiwilligendienst nochmals bewerben
und haben einen Anspruch auf erneute Zulassung. Außerdem läuft für die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS)
| Dossier 0-2007
die Wartezeit (d.h. die Zeit zwischen Abitur
und Aufnahme des Studiums) während des
Freiwilligendienstes mit „weltwärts“ weiter,
d.h. für die entstehen Freiwilligen keine
Nachteile in Bezug auf die Wartezeit, wenn
sie sich im Ausland befinden.
Bisher interessieren sich hauptsächlich Frauen für einen Freiwilligeneinsatz mit „weltwärts“. Junge Männer, die als Kriegsdienstverweigerer anerkannt sind, können nach §
14 b Zivildienstgesetz über „weltwärts“ einen Freiwilligendienst leisten, der als Ersatz
für den Zivildienst anerkannt werden kann.
Dabei muss der Einsatz des Freiwilligen sowohl die Kriterien nach § 14 b als „anderer
Dienst im Ausland“ erfüllen (z.B. Einsatzzeit
von mindestens zwei Monaten mehr als der
Zivildienst), als auch die Kriterien von „weltwärts“. | |
• Bereitschaft zur engagierten und tatkräftigen Mitarbeit in einem Projekt
der Entsendeorganisation und zur Teilnahme an dem fachlich-pädagogischen
Begleitprogramm
• Hauptschul- oder Realschulabschluss
mit abgeschlossener Berufsausbildung,
Fachhochschulreife oder allgemeine
Hochschulreife oder vergleichbare Voraussetzungen
• Deutsche Staatsbürgerschaft oder ein
dauerhaftes Aufenthaltsrecht
• Gute Grundkenntnisse einer der Sprachen im Gastland
• Bereitschaft zum entwicklungspolitischen Engagement auch nach dem Auslandseinsatz.
Mehr unter www.weltwaerts.de
Laura Fuesers
ist Referentin im BMZReferat 112 (Vorhaben
privater Träger; Entwicklungsdienste; DED).
Santiago Alonso Rodriguez
ist Regierungsdirektor und
Das sollten Entsendeorganisationen
mitbringen:
Besuchen auch Sie die Internetseite
www.weltwaerts.de. Dort finden Sie die
erforderlichen Antragsformulare zur Anerkennung als Entsendeorganisation und
zur Beantragung von Fördermitteln und
können einen Newsletter abonnieren.
Das weltwärts-Sekretariat im DED berät
im Auftrag des BMZ über Näheres.
Stellv. Referatsleiter im
Referat 112 des BMZ.
Kontakt:
Postfach 12 06 19
53048 Bonn
Tel.: 0228/2434444
Fax.: 0228/2434443
E-Mail: [email protected]
7
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Dossier Freiwilligendienste
Kein Bedarf an Besserwissern
Was sollten Bewerber für ein freiwilliges Engagement mitbringen?
| Peggy Niezel
Die Möglichkeiten für einen Freiwilligendienst im In- oder Ausland sind
zahlreich. Bevor man sich jedoch konkret für den vom „Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung“ (BMZ) initiierten
entwicklungspolitischen Freiwilligendienst entscheidet, sollten sich die
Freiwilligen genau überlegen, warum
sie sich dafür interessieren und ob sie
überhaupt dafür geeignet sind.
Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst
soll jungen Menschen aus Deutschland1 im Alter zwischen 18 und 28 Jahren die Möglichkeit
eröffnen, für einen Zeitraum von 6 bis 24 Monaten mit einer vom BMZ anerkannten Trägerorganisation in einem Entwicklungsland als
freiwillige Helfer entwicklungspolitisch tätig
zu werden. Vielfach wird sicherlich die Lust auf
ferne Länder und neue Erfahrungen die Triebfeder für eine Bewerbung sein. So verständlich
diese Motivationen sind, so sind diese doch bei
Weitem nicht ausreichend.
Es ist zunächst wichtig, sich klar zu machen,
dass es sich um einen Aufenthalt in einem Entwicklungsland handelt. Damit ist vor allem gemeint, dass es sich um weltpolitisch und -wirtschaftlich benachteiligte Regionen handelt, jedoch die Freiwilligen unabhängig davon den
Menschen vor Ort stets auf Augenhöhe zu begegnen haben. Die Menschen in den Partnerländern haben keinen Bedarf an besserwisserischen Westlern, die die Armutsgebiete der Welt
einmal live erleben wollen („Katastrophentourismus“) oder aber sich auf einen günstigen Urlaub freuen („Safari auf Staatskosten“).
| Kein Selbstzweck
Darüber hinaus gilt es, sich von Anfang an vor
Augen zu führen, dass mit dem Geld, welches
die Bundesregierung für jeden einzelnen Freiwilligen bereitstellt, vielfach eine Familie vor
Ort für mehrere Wochen leben könnte. Diese
Feststellung soll nicht den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Frage stellen, sondern lediglich die Verhältnismäßigkeit klären.
Das heißt, Entsende- und Aufnahmeorganisation gehen davon aus, dass die Freiwilligen die
ihnen gebotene Chance für globales Lernen
und Helfen verantwortungsvoll nutzen.
Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst
darf sich nicht zu einem Selbsterfahrungskurs
wandeln, sondern muss von dem Willen getragen sein, vor Ort tatkräftig mitzuwirken und
auch nach der Rückkehr die Auslandserfahrungen engagiert in Deutschland einzubringen.
Gleichzeitig gilt es, den eigenen Einfluss realistisch einzuschätzen. Die Freiwilligen sollten
nicht auf einen großen, schnellen Erfolg hoffen, sondern sich bewusst sein, dass Veränderungen Zeit brauchen. Außerdem ist es möglich, dass man zu Beginn im Aufnahmeland
nicht überall mit offenen Armen empfangen
wird, sondern sich das Vertrauen der Menschen vor Ort erst durch solide und ernsthafte
Arbeit erwerben muss. Ist das der Fall, kann damit gerechnet werden, dass die Menschen für
das Engagement der Freiwilligen dankbar sind.
| Interesse an anderen Kulturen
Ein persönlicher Bezug zu gesellschaftlichem
Engagement sollte ebenfalls vorliegen. Das
heißt, dass man sich entweder gesellschaftlich
bereits eingebracht hat oder aber zumindest
ein ernsthafter Wille glaubhaft gemacht werden kann. Denn in der Regel ist es unwahrscheinlich, dass von heute auf morgen der
Wunsch nach freiwilligem Engagement entsteht. Meist hat man sich bereits längere Zeit
damit auseinander gesetzt. Auch der Umgang
mit Migranten im eigenen Land sollte gegeben
sein, da das Interesse an Menschen anderer
Nationalität im Heimatland beginnt.
Freiwillige sollten mit Neu- und Wissbegierde
und großem Interesse an der anderen Kultur
ausgestattet sein. Trägt man nicht den ehrlichen Willen in sich, die Menschen vor Ort und
deren Situation verstehen zu wollen, sollte die
Idee, einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst absolvieren zu wollen, gründlich
überdacht werden.
| „Komisches“ Verhalten akzeptieren
Es ist essentiell, den Menschen im Partnerland
offen und mit Respekt zu begegnen. Auch
wenn viele Dinge im Partnerland anders funktionieren und möglicherweise „komisch“ erscheinen, ist es wichtig, sich nicht zu vorschnellen, wertenden Äußerungen hinreißen
zu lassen. Besser ist es, sich damit auseinander
zu setzen, warum die Menschen so handeln,
wie sie es tun, und sich erst daraufhin ein Urteil zu bilden.
Damit der Aufenthalt für den Partner, die Entsendeorganisation und die Freiwilligen erfolgreich verläuft, ist es notwendig, funktionsfähige soziale Beziehungen aufzubauen und zu erhalten. Nicht minder notwendig sind die persönlichen Kompetenzen. Damit sind Fähigkeiten gemeint, die der eigenen physischen und
psychischen Gesunderhaltung dienen. Einerseits sollte man körperlich gesund und tropentauglich sein. Außerdem sollten multikulturelle Teamfähigkeit, Anpassungsbereitschaft,
Kompromissfähigkeit und ein gesundes Selbstbewusstsein vorhanden sein. Auch sollte man
Situationen, die sich einem auf Grund des anderen kulturellen Hintergrundes nicht sofort
| |
erschließen, aushalten können.
Peggy Niezel
ist Medienwissenschaftlerin und freie Mitarbeiterin beim Arbeitskreis
„Lernen und Helfen in
Übersee e.V.“ in Bonn.
Anmerkung
1) Darin inbegriffen sind deutsche Staatsbürgerinnen
und Staatsbürger oder Nicht-Deutsche mit dauerhaftem
Aufenthalt und Aufenthaltsrecht in Deutschland.
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Vom Lernen zum Lehren
Erfahrungen von Freiwilligen im Ausland und Ausländern in Deutschland
| Andrea Schwieger Hiepko
Der Begriff des Freiwilligenaustauschs
mutet zunächst befremdlich an. Was
tauscht man denn hier aus? Die Freiwilligen werden von einem Land ins
andere geschickt, oder die Freiwilligen
tauschen sich untereinander über ihre
Erfahrungen aus. Doch eher geht es
darum, den Umstand zu bezeichnen,
dass nicht nur deutsche Freiwillige
weltweit in sozialen, ökologischen
und kulturellen Projekten eingesetzt
werden, sondern auch junge und ältere Menschen nach Deutschland kommen.
Ein pädagogischer Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Raitelsberg (Aki) im Zentrum
Stuttgarts beschreibt seine langjährigen Erfahrungen mit ausländischen Freiwilligen:
„1996, vor über zehn Jahren also, kam der erste Freiwillige aus Mexiko auf den Aki. Andres
brauchte viel Humor, denn außer einer Matratze zwischen Zementsäcken hatten wir für
seine Unterbringung nichts zu bieten: die
musste er erstmal selbst bauen. Seither hat
der Aki viele Freiwillige gesehen, sie wohnen
komfortabel mit fließend Wasser, einer abschließbaren und beheizbaren Wohnung mitten auf dem Aktivspielplatz. Da war Anu, die
Künstlerin aus Finnland die sich in unseren
Kassenwart verliebt hat und immer noch in
Deutschland ist; Elsa, die Psychologin aus Lissabon, die uns die analytische Bedeutung des
Hüttenbaus für Kinder erklärte; Olga die Allrounderin; Hrön, die mit den Ponys isländisch
reden konnte...“
Im Zentrum des Freiwilligenaustauschs steht
der Kontakt zwischen und mit Freiwilligen
aus den Ländern des Nordens und des Südens.
Bei Aufnahme und Entsendung ist die Orga-
| Dossier 0-2007
Foto: EIRENE-Archiv
nisation und vor allem die Gewährleistung
des Qualitätsstandards eines solchen Austauschs äußerst kompliziert und bedarf eines
weltweiten Netzes von Partnern, die dabei
helfen, Freiwillige und Projekte in der südlichen wie der nördlichen Hemisphäre zusammenzubringen und zu betreuen.
| Eine Erfahrung fürs Leben
Doch die Durchführung der Dienste sollte ein
umfassendes Bildungsprogramm einschließen, das den Teilnehmern nicht nur Basisinformationen für ihr Auslandsjahr vermittelt,
sondern sie auch inhaltlich vorbereitet. In Seminaren werden den Freiwilligen von ihrer
Ausreise bis zur Rückkehr ins Heimatland
Schlüsselkompetenzen vermittelt, die den interkulturellen Austausch erst möglich machen und aus dem Jahr eine Erfahrung fürs
Leben werden lassen.
Welches sind die Prämissen dieses Lernprozesses? Im alltäglichen Zusammenleben und
in der gemeinsamen Arbeit wird die Wahrnehmung globaler Ungleichheit geschärft.
Persönliche Beziehungen zwischen Menschen
aus allen Teilen der Welt entstehen. Gegensei-
Ein ehemaliger Freiwilliger der Organisation
EIRENE informiert Interessierte über die
Möglichkeiten eines Friedensdienstes.
tiges Verständnis wächst und legt den Grundstein für die Offenheit gegenüber anderen
Kulturen und Religionen. Doch das allein genügt nicht. Vielmehr müssen sich die eigenen
Werte und Traditionen der kritischen Auseinandersetzung stellen.
| Weltanschauungen geraten ins Wanken
Wie deutsche Freiwillige ihren Aufenthalt im
Einsatzland wahrnehmen, wird von ihnen zumeist intensiv dokumentiert. Dies könnte
auch ein Zeichen dafür sein, dass das weltanschauliche Gerüst, in dem sie vorher standen,
plötzlich ins Wanken kommt und sich neue
Sichtweisen eröffnen. Die verschiedenen Medien, die ihnen zur Verfügung stehen, vermitteln ihre Erfahrungen an andere Freiwillige,
die in einer ähnlichen Situation sind, oder die-
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10
Dossier Freiwilligendienste
jenigen, die zu Hause miterleben sollen, was
man selbst gerade erfährt. Von der E-Mail
über Fotoseiten im Netz oder Blogs gibt es
heute viele Wege, um Berichte bis hin zu ganzen Reisetagebüchern global zur Verfügung
zu stellen. Ob nun Briefe, Berichte, Gedichte
oder Songs, aus allen Texten kann man das
Bedürfnis herauslesen, die vielen Eindrücke in
eine leichter erfassbare Form zu bringen und
anderen zu vermitteln.
Foto: AKLHÜ
| Phasen der Verwirrung
Dabei kann man erkennen, dass das erste
Drittel des Aufenthalts immer die gleichzeitig erfahrungsreichste und schwierigste Phase darstellt. Schnell stellt man fest, dass auch
die beste Vorbereitung auf das Auslandsjahr
die Verwirrung bei der Ankunft, „wenn alles
immer ganz anders aussieht, als man es sich
ausgemalt hat“, nicht verhindern kann. „Wir
hatten so oft über unsere Erwartungen und
unsere Motivation geredet und geschrieben,
aber ich habe das Gefühl, dass jetzt, wo ich
wirklich hier bin, alles irgendwie anders aussieht. Mein Beitrag zur Verbesserung der Welt
erscheint mir in der konkreten Arbeit kleiner,
als ich es in Deutschland immer formuliert
hatte“, schrieb uns die Freiwillige Sandra aus
Brasilien.
Doch genau diese Irritation scheint der Katalysator für eine Auseinandersetzung mit der
eigenen Anschauung zu sein. So weicht die
Vorstellung, die Welt verbessern zu wollen,
häufig dem Bewusstsein, sich auf andere
Denk- und Lebensweisen einstellen zu müssen. An diesem Punkt beginnt bereits die
Transformation des Sendungs- zu einem Aufnahmebewusstsein: vom Helfen wollen zum
Lernen wollen.
Die Neugier auf das Land und die Menschen,
die einem begegnen, fördert den offenen Blick
auf eine Realität, die zunächst verschleiert erscheint. Die dabei entstehende Unsicherheit
wird über den Kontakt zu anderen Freiwilli-
gen im Gastland aufzufangen versucht. Doch
ist der erste Schock erst mal überstanden, versucht man, das Gelernte einzusetzen und seine eigenen Fähigkeiten in den Dienst des Projektes zu stellen.
So erfahren wir häufig von einer hohen Motivation der Freiwilligen, sich auch über ihre
vorgesehene Arbeitszeit hinaus in den Einsatzstellen zum Beispiel mit zusätzlichem
Sprachunterricht oder gemeinsamer Freizeitgestaltung einzubringen. „Die Arbeit fiel mir
mit der Zeit immer leichter. So wurde zum
Beispiel das Füttern älterer Menschen, das mir
zu Anfang ziemlich schwer fiel, immer einfacher und normaler. Ich konnte über die besser
werdende Sprache ein Verhältnis zu ein paar
Patienten aufbauen. Ich lasse mir bis jetzt
noch gerne Geschichten von ihnen erzählen.
Da sammelt sich so einiges an, wenn man 1911
geboren wurde“, schrieb uns Ryan aus einem
Altenpflegeheim in Italien.
| Das Zeitgefühl verändert sich
Die Gastfamilien fördern in der Regel ein
schnelles und einfaches Einleben in die neue
Umgebung. So erzählt Leonie, wie sie in ihrer
Wohngemeinschaft in Ghana gelernt hat, auf
Errungenschaften des modernen Lebens auch
einmal zu verzichten und sich einem anderen
Zeitgefühl anzupassen. „Der erste Genuss eines neuen Tages war üblicherweise die schrille Stimme meiner Mitbewohnerin, aus der die
pure Verzweiflung über das Nicht-Vorhanden-Sein des Stroms und des fließenden Wassers herauszuhören war. Es war nie genau vorhersehbar, wie lange wir auf die Behebung
dieses Problems warten mussten, aber irgendeine Lösung fand man mit der Zeit eigentlich
immer und die nötige Geduld zu haben, lernt
man in Ghana wie von selbst.“
Fühlt man sich schon fast wie zu Hause,
möchte man am liebsten alles Wissens- und
Sehenswerte des Gastlandes erkunden und
freut sich auf seine Reisezeit nach dem Freiwilligendienst. Oft beginnt auch bereits im
letzten Drittel des Aufenthalts eine Form von
vorweggenommener Traurigkeit darüber, diesen Ort, den man in all seiner Komplexität
und Andersartigkeit zu akzeptieren gelernt
hat, bald schon wieder verlassen zu müssen.
| Ausländische Freiwillige
in Deutschland
Doch wie sieht es auf der Seite der Freiwilligen aus, die nach Deutschland kommen, um
sich hier einzusetzen? Aus ihren Berichten
geht kein eindeutig zu umreißendes Bild der
Deutschen hervor. Der Zugang zum Deutschen wird allgemein als sehr schwierig empfunden. Auf der anderen Seite lernen Freiwillige häufig die deutsche Sprache in ihren Projekten, das heißt zum großen Teil mit Kindern, Jugendlichen, behinderten Menschen
oder auch alten Menschen. Sie müssen sich
nicht im Berufsleben unter dem Druck harter
Konkurrenz beweisen oder sich in Ausbildungs- oder Universitätskontexten einem elaborierten Code stellen, sondern lernen die
Sprache auf eine einfachere, eher intuitiv gesteuerte Weise.
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Freiwillige mit Fachkenntnissen sind
besonders gefragt, wie hier ein Veterinär,
der seine Erfahrung in Afrika weiter gibt.
Ein „Ja“ oder „Nein“ zu interpretieren ist im
„Land der Kartoffeln“ nicht vonnöten. Vielmehr wird jeder Sprecher in der Regel auf seine Äußerung festgelegt. Diese Sprachverhaltensregelung wird in fast allen Regionen der
Erde unterschiedlich gehandhabt. Während in
vielen afrikanischen Ländern ein „Ja“ zunächst eine Interessenbekundung ausdrückt,
die gefolgt von einem „In-sch’Allah“ (So Gott
will) eher als „Mal sehen“ zu verstehen ist,
wird in lateinamerikanischen Ländern häufig
aus einem „Nein“ nach längerer Diskussion
doch noch ein „Ja“, und ist in asiatischen Ländern ein „Nein“ oft völlig verpönt. Dies kann
zu einem heillosen Durcheinander und großen Missverständnissen führen. Im Freiwilligenjahr besteht die Möglichkeit eine Sensibilität für diese Fragen der Differenz zu entwickeln.
| Gebrauchsanweisung für Deutschland
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Wetter
in Deutschland, das oft herangezogen wird,
um sich die Gesellschaft zu erklären. Die Zurückhaltung und Ernsthaftigkeit vieler Deutscher wird im Unterschied zu wärmeren Regionen der Erde gesehen, in denen die Kontakte spontaner und offener erscheinen. Durch
das Bild des kälteren, verschlosseneren Deutschen ist die Kontaktaufnahme zunächst etwas erschwert, doch über dieses Hemmnis
kommen die meisten Freiwilligen schnell hinweg und finden oft „Freunde fürs Leben“.
Hilfestellung geben dabei die anderen Freiwilligen und Mentoren, die die ersten Schritte im fremden Land erleichtern. So verfasste
beispielsweise ein ehemaliger Freiwilliger aus
Indien eine Art Vademecum der interkulturellen Kompetenz für alle zukünftigen Freiwilligen, die nach Deutschland gehen. Ein kleiner
Auszug:
„Reserve vs. Directness: Germans can be both
reserved and direct at the same time. They
will take their time to warm towards you,
whilst speaking their mind almost immediately. Do not be offended! It is not meant to be
a personal insult.
| Dossier 0-2007
Dinner-invitations: try to be punctual and
bring a small gift.
Generally, people will understand if you make a mistake. Don’t worry, they have been abroad and made such mistakes themselves....“
| Vorbereitung ist alles
Auf Seminaren bereiten sich die Freiwilligen
auf ihren Auslandsaufenthalt vor und werten
ihre Erfahrungen aus. Ein Gesamtkonzept des
Freiwilligendienstes umfasst Seminare, Begegnungen mit anderen Freiwilligen, den
Freiwilligendienst und die schriftliche Aufbereitung als Teile eines ganzheitlichen Lernprozesses, der bereits lang vor der Reise beginnt
und weit über sie hinausreicht. Als Bildungseinrichtung und nicht nur Dienstleister verstehen sich diejenigen Nichtregierungsorganisationen (NRO), die in ihren Programmen sicher stellen, dass die Teilnehmenden gründlich informiert, gut vorbereitet und begleitet
werden.
Die Info-, Vorbereitungs-, Orientierungs-, Zwischenauswertungs- und Auswertungsseminare dienen der Kontaktaufnahme und der
gemeinsamen Erarbeitung von Themen mithilfe von partizipativen Lernmethoden, bei
denen Freiwillige aus Nord und Süd die Komplexität weltweit vernetzter Gesellschaften
wahrnehmen. Dadurch wird die Fähigkeit zu
globalem Denken und Handeln aufgebaut.
Es gibt viele Studien darüber, wie sprachliche
und kulturelle Kompetenzen sich entwickeln,
in welche Zeitphasen das Lernen einzuteilen
ist, doch ist unbestritten, dass ein kurz befristeter Aufenthalt von nur wenigen Monaten
nicht derartig nachhaltige Veränderungen
einleiten kann, wie ein Freiwilligendienst, bei
dem man ein ganzes Lebensjahr lang seine
Familie, Freunde und Umgebung hinter sich
lässt, um in eine andere Welt einzutauchen.
| Lernende werden Lehrende
Viele der ehemaligen Teilnehmenden empfinden die Erfahrung ihres Austauschjahres
als so wichtig und lehrreich, dass sie sich im
Anschluss in ihren Freiwilligenorganisationen fortbilden und ehrenamtlich einsetzen.
Sie gestalten die inhaltliche Arbeit, übernehmen Verantwortung in Regionalgruppen
und in den Gremien der Vereine. Durch diesen Switch vom lernenden Freiwilligen zum
Lehrenden, also demjenigen, der die eigenen
Erfahrungen didaktisch aufbereitet weitergibt, werden die Kompetenzen auch über die
Zeit im Ausland hinaus kontinuierlich weiter aufgebaut und Fähigkeiten entwickelt,
die für das spätere Berufsleben und die Zivilgesellschaft von entscheidender Bedeutung
sind.
Wie bedeutungsvoll der Austausch von Freiwilligen für die einzelnen Teilnehmer, aber
auch die deutsche Gesellschaft sein kann,
zeigt das Beispiel des brasilianischen Freiwilligen Dr. Luiz Ramalho, der mit dem „ICJA
Freiwilligenaustausch weltweit“ 1969/1970
nach Deutschland reiste: „Ich kam aus einem
autoritär regierten Brasilien in ein sich antiautoritär artikulierendes Deutschland, ich
genoss Freiheit und litt mit an der deutschen
Teilung. Und dann konnte ich aus politischen
Gründen nicht zurück – vom ICJAner zum
politischen Flüchtling, eine eher traumatische Angelegenheit! Und heute? Seit fast 30
Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit,
haupt- und ehrenamtlich tätig, Deutsch-Brasilianer und ‘weise’ geworden: Folgen eines
Austauschjahres...“ Dr. Ramalho ist heute Bereichsleiter für Nachhaltiges Wirtschaften
| |
bei InWEnt.
Dr. des. phil. Andrea
Schwieger Hiepko
arbeitet seit März 2006
als Referentin für Kommunikation für den „ICJA Freiwilligenaustausch weltweit“.
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Dossier Freiwilligendienste
Die schmackhaften Seiten
des Sandwiches
Welche Chancen bietet „weltwärts“ für die entwicklungspolitische Inlandsarbeit?
| Monika Dülge und Manfred Belle
Der Entwurf des geplanten Freiwilligengesetzes zielt auch darauf, die entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit im Inland zu stärken. Das geht am
besten, wenn der Einsatz in Entwicklungsprojekten mit Engagement in der
Inlandsarbeit verbunden werden kann.
Ein Freiwilligendienst sollte dann in
der hiesigen Eine-Welt-Arbeit beginnen, danach ginge es für mindestens
ein halbes Jahr in ein Auslandsprojekt
und abschließend wäre wieder eine
Zeit für Inlandsarbeit vorgesehen. Inland-Ausland-Inland: Das so genannte
„Sandwich-Modell“ würde viele Vorteile bringen.
Die Vorteile einer Einbettung des Auslandsaufenthalts in Inlandsarbeit liegen auf der
Hand: Die konkrete Mitarbeit in der hiesigen
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit intensiviert die Vorbereitung auf den Auslandseinsatz. Bildungsprojekte setzen die eigene Auseinandersetzung mit entwicklungspolitischen Inhalten voraus. Sie motivieren, selbst
zu lernen. Der Wechsel von Schule oder Uni
in das Arbeitsumfeld von Nichtregierungsorganisationen und Initiativen wird bereits
vor der Ausreise vollzogen, noch im gewohnten sozialen Umfeld.
Es erleichtert den Einstieg in die Projektarbeit im Ausland, wenn man schon im Inland
Erfahrungen mit Projektarbeit sammeln
konnte und z.B. selbstständiges Handeln und
Entscheiden eingeübt hat. Das entlastet auch
die Träger der Einsatzstellen im Ausland: Die
Freiwilligen können schneller starten und
tragen weniger eigene Probleme mit sich herum. Die Umstellung auf ein fremdes Land
mit verunsichernder Umgebung bleibt
schließlich anstrengend genug. Besonders
günstig wird es, wenn die Inlandsarbeit einen klaren thematischen oder länderspezifischen Bezug zum Auslandsaufenthalt hat.
Die Verbindung kann dazu beitragen, die eigene soziale Arbeit im Ausland in einen entwicklungspolitischen Zusammenhang zu
bringen.
| Aktuelle Erfahrungen für
die Inlandsarbeit
Nach der Rückkehr geht es zurück in die Inlandsarbeit: Dieser wird es gut tun, mit lebendigen und aktuellen Erfahrungen aus
dem Projektland konfrontiert zu werden. Die
hiesige Bildungsarbeit ist noch lange nicht
frei von Vorurteilen. Der arme Afrikaner
trommelt vor seiner Hütte, so wie der dicke
Europäer gerne in Lederhosen Blasmusik
spielt. Hoffentlich nutzen Rückkehrer ihre
Gelegenheiten, hier beherzt zu korrigieren.
Das wird nicht allen gelingen, denn auch der
Aufenthalt im Ausland bietet keine Garantie dafür, anderes zu sehen, als das, was man
erwartet hat. Der Korrektur-Effekt würde
stärker, wenn man die Freiwilligendienste
mit einem Reverse-Programm ergänzt. Es ist
ja nicht so, dass es in Deutschland keine Straßenkinder-Projekte und Armenküchen gäbe,
von Kindergärten und Krankenhäusern ganz
zu schweigen. Im Gelsenkirchener Altenheim könnten junge Senegalesen ebenso
wichtige Erfahrungen machen wie deutsche
Freiwillige im Aids-Waisenhaus in Lusaka.
Beide korrigieren zu Hause die Klischees von
Trommeln bis Blasmusik.
aber auch von der Offenheit der Gruppen
und Nichtregierungsorganisationen ab, ob
sie für junge Menschen attraktiv sind.
Sicher nicht, wenn alles so bleiben soll, wie
es ist. Wahrscheinlicher als ein breiter Zustrom junger Leute in alte Gruppen ist, dass
neue Gruppen entstehen, deren Mitglieder
ähnliche Lebensumfelder und Erfahrungen
haben. Die Freiwilligendienste und das
Sandwich-Modell bieten große Chancen.
Ähnliche Programme wie der konkrete Friedensdienst in Nordrhein-Westfalen können
auf viele Teilnehmer verweisen, die für die
Eine Welt-Arbeit zu Glücksfällen geworden
sind. Wenn man das genau wissen will, muss
man mit den Freiwilligen den Kontakt aufrechterhalten und das Programm auswerten.
Die langfristige Evaluation des Freiwilligendienstes sollte deshalb von Anfang an mitgeplant werden.
Mehr unter: www.eine-welt-netz-nrw.de | |
Monika Dülge
ist Mitglied im Vorstand
von VENRO, dem Verband
Entwicklungspolitik
deutscher Nichtregierungsorganisationen.
Manfred Belle
ist Koordinator für
Öffentlichkeitsarbeit beim
Eine Welt-Netz NRW.
Viele hoffen, mit den Freiwilligendiensten
würde auch die Eine Welt-Arbeit insgesamt
mehr junge Leute gewinnen. Dafür verbessern sich auf jeden Fall die Voraussetzungen,
wenn Tausende persönliche Erfahrungen in
Entwicklungsprojekten machen. Es hängt
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Freiwillige sind keine Touristen
Eine gute Qualitätssicherung gewährleistet den Nutzen von Auslandeinsätzen
| Elisabeth Freise
„Weniger ist mehr“ war einst ein berühmtes
Motto in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Das durch „weltwärts“ angepeilte „Mehr“ an Freiwilligen sollte nicht zu weniger Qualität führen. Freiwilligendienste sind
ein sehr komplexes Geschehen zwischen verschiedenen Akteuren. Erst die bewusste Gestaltung dieser Wechselbeziehungen ermöglicht einen guten Freiwilligendienst. Deshalb
ist Qualitätssicherung so wichtig.
„Einer meiner Unterstützer fragte mich einige Tage vor meiner Abfahrt, warum er denn
meinen Bildungsurlaub unterstützen solle.
Diese Frage betäubt mir jetzt noch oft meine
Sinne.“ Das schreibt ein Freiwilliger in einen
Rundbrief, nachdem er ein Jahr lang in einem
Bukarester Straßenkinderprojekt gearbeitet
hat. Seine Empörung ist nachvollziehbar.
Scheinen mit der Bezeichnung „Bildungsurlaub“ die Herausforderungen, denen er sich
in seinem Freiwilligendienst täglich zu stellen hat, doch völlig verkannt zu werden.
Ein internationaler Freiwilligendienst ist
kein Selbstzweck. Als Lerndienst ist er ein Instrumentarium, mit dem zumeist junge
(und inzwischen auch ältere) Menschen in
den verschiedenen Länder dieser Welt erfahren, wie z.B. soziale Missstände bearbeitet
werden, wie politische Lobbykampagnen
agieren und welche Mittel Staaten, Gesellschaften und ihnen selbst zur Verfügung
stehen. Sie lernen durch praktische Unterstützung des vorgegebenen, manchmal
auch selbst gesuchten Aufgabenfeldes. Freiwillige sind keine Touristen. Sie lernen nicht
durch Zugucken und kurzes Reinschnuppern, sondern durch Mittun.
| Sorgfalt geboten
Dieses Verständnis von Freiwilligendienst
findet sich im Konzept des BMZ zum neuen
Programm des entwicklungspolitischen
Freiwilligendienstes „weltwärts“ im Ansatz
wieder, mit dem das BMZ globales Lernen
fördern will. Bei vielen Organisationen, die
| Dossier 0-2007
Foto: AKLHÜ
jetzt schon Freiwillige in südliche Länder
entsenden, geht mit der Freude über diese
Initiative die Befürchtung einher, dass die
Qualität eines solches Einsatzes nicht ausreichend gewährleistet werden kann. Die vom
BMZ anvisierten großen Zahlen legen in der
Tat die Frage nahe, ob z.B. die Auswahl der
Freiwilligen, die Zusammenarbeit mit der
Partnerorganisation und der Kontakt zur
Einsatzstelle oder die Begleitung vor Ort, um
nur einige Faktoren eines Freiwilligendienstes zu nennen, mit der notwendigen Sorgfalt
erfolgen kann. Die Tatsache, dass das BMZ
immer wieder betont, dass der Dienst für die
Freiwilligen kostenlos sei, und die restriktiven Finanzierungsbedingungen verstärken
diese Sorge.
Die Akteure in einem Freiwilligendienst
sind neben den Freiwilligen selbst die jeweilige Entsendeorganisation und die Partnerorganisation im Gastland mit ihrem Aufnahmeprojekt. In diesem Dreieck spielt sich
zunächst der Freiwilligendienst ab. Alle drei
Ein Reverse-Programm würde
bedeuten, dass Freiwillige auch aus Entwicklungsländern in Deutschland soziale Projekte
unterstützen, wie hier etwa ein Altenheim.
stehen in einer Wechselbeziehung zueinander, und nur wenn diese Wechselbeziehungen bewusst sind und transparent geregelt
werden, kann der Freiwilligendienst gelingen. Die Mindeststandards, wie sie z.B. von
der Berliner Zertifizierungsagentur QUIFD
(Qualität in Freiwilligendiensten) vorlegt
werden, stellen ein Regelwerk für Entsendeorganisationen vor, wie diese Wechselbeziehungen gestaltet werden können.
| Liste von Mindeststandards
Die Mindeststandards betreffen verschiedene Bereiche: die Selbstdarstellung der Organisation und ihre Öffentlichkeitsarbeit, die
Auswahl, die Vor- und Nachbereitung, die
Kooperation mit der Partnerorganisation, die
Organisation und Begleitung des Dienstes
und die Bildungsmaßnahmen.
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Dossier Freiwilligendienste
Ist es nicht wahrscheinlich, dass unter
dem Druck, möglichst
viele Freiwillige zu
vermitteln, nicht
genau hingeschaut
wird?
Es sind strukturelle Standards. Sie beschreiben weniger, wie etwas zu regeln ist, sondern dass es
zu regeln ist. Mit der Einhaltung dieser oder
ähnlicher Standards, wie sie in der Zwischenzeit auch von anderen Organisationen entwickelt und um inhaltliche Standards erweitert
wurden (siehe z.B. Qualitätsstandards pädagogischer Begleitmaßnahem im grenzüberschreitenden Freiwilligendienst der „Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden“, AGDF)
sind die Grundlagen für einen qualitativ
hochwertigen Freiwilligendienst gelegt. Für
die zukünftige Ausgestaltung des Freiwilligendienstes und eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Entsendeorganisation,
Freiwilligen und Partnerorganisation spielt es
eine große Rolle, wo der Dienst stattfindet.
| Tradition des „volunteering“
Der Unterschied zwischen Freiwilligendiensten in Ländern, die selbst eine Freiwilligendiensttradition haben, und Ländern, in denen
diese Tradition unbekannt oder unter dem
Generalverdacht der Ausnutzung steht, ist
sehr hoch. Die klassischen Länder der Freiwilligendienstes sind die anglophonen, allen voran die USA, die das „volunteering“ als überlebensnotwendiges Element in ihrer eigenen
Geschichte erlebt haben und die bis heute
weite Teile ihres Sozialsystems über freiwillige Dienste abdecken. In vielen sozialen Einrichtungen, aber auch in anderen Bereichen,
sind nationale und internationale Freiwillige
selbstverständlicher und auch eingeplanter
Teil der Belegschaft. Eine hohe Anerkennungskultur, Organisations- und Begleitstrukturen sorgen in der Regel für einen effizienten Einsatz.
Ein gemeinsames Verständnis über Freiwilligendienste zwischen der Partnerorganisation
und der Entsendeorganisation zu erzielen,
sollte am Anfang einer jeden Kooperation stehen, entwickelt sich aber, wenn überhaupt,
oft erst in der konkreten Praxis und da häufig
über Konflikte. Die Initiative des BMZ, die Entsendung von Freiwilligen im großen Umfang
in alle Länder zu fördern, die auf
der OECD-Liste der Entwicklungsländer stehen, wird Freiwillige in Länder führen, in denen das Verständnis für einen Freiwilligendienst nicht oder anders entwickelt ist als bei uns. Sie führt auch in Länder, in denen die Arbeitslosigkeit hoch ist und
wo Menschen mit Arbeit oft weniger Geld zur
Verfügung haben als das Taschengeld der
Freiwilligen.
| Kriterienkatalog im Koffer
Zur Qualität eines solchen Dienstes würde gehören, dass auch die Beziehungen zwischen
der Entsendeorganisation und der Partnerorganisation sowie des Aufnahmeprojektes gewisse Mindeststandards erfüllen. In den Kooperationsvereinbarungen, die Entsendeorganisationen und Aufnahmeorganisationen
schließen, sind z. T. solche Mindeststandards
formuliert. Dienste, die jetzt diese Stellen aufbzw. ausbauen, haben bei der Suche nach Freiwilligenplätzen einen Kriterienkatalog im
Koffer. Doch inwieweit passen diese Kriterienkataloge zur Situation der Partnerorganisation? Und ist es nicht wahrscheinlich, dass unter dem Druck, möglichst viele Freiwillige zu
vermitteln, nicht genau hingeschaut wird?
Idealerweise würden solche Mindeststandards in den jeweiligen Ländern von den Entsendeorganisationen und Aufnahmeorganisationen gemeinsam entwickelt. Ein solcher
Abstimmungsprozess ist jedoch langwierig.
Nach allen Erfahrungen, die bisher im Bereich der internationalen Freiwilligendienste
vorliegen, erwarten Aufnahmeprojekte, die
ein Interesse an Zusammenarbeit mit Freiwilligen äußern, in der Regel eine tatkräftige
Unterstützung in ihren jeweiligen Arbeitsfeldern, ein schnelles sichreinfinden in die Kultur, ein intensives Bemühen, die fremde Sprache zu lernen, Respekt und Anerkennung, Beachtung der Hierarchien...
| Dialog tut Not
Diese Liste ließe sich lange fortführen, und
sie stellt zugleich die potenziellen Konfliktfelder dar. Auch die Frage, was Aufnahmeprojekte selber bereitstellen können und müssen, muss in einem Dialogprozess ausgehandelt werden. Es ist daher notwendig, dass auf
Dauer regelmäßige Austauschforen von Partnerorganisationen bzw. Aufnahmeprojekten
mit Entsendeorganisationen eingerichtet
werden.
Zur Qualitätsentwicklung gehört natürlich
auch die Weiterentwicklung von inhaltlichen
Standards in der Vorbereitung, Begleitung
und Nachbereitung eines solchen Dienstes.
Darüber hinaus sind Begleitstrukturen im
Land, die – auch – organisationsübergreifend
die Begleitung und den Kontakt mit den Projekten übernehmen, unverzichtbar.
Ein weiterer Punkt ist die Frage danach, wie
die Erfahrungen der zurückgekehrten Freiwilligen hier weiterverbreitet werden? Wie finden sie Eingang in die entwicklungspolitische
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit?
An dieser Stelle wird auch der Unterschied
zum Nachwuchsförderungsprogramm des
Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) oder
zu einem Praktikum deutlich. Beide richten
sich darauf, berufsbezogene Qualifikationen
zu erreichen und passen sich ein in die individuelle Karriereplanung. Diesen Effekt kann
zwar ein Freiwilligendienst auch haben, aber
wenn solche Motive stärker sind als die Bereitschaft, sich für eine begrenzte Zeit in den
Dienst einer Sache zu stellen, sind Frustrationen vorprogrammiert. | |
Elisabeth Freise
arbeitet bei Eirene und ist
im Beirat der Zertifizierungsagentur Quifd und in
der Qualitätskommission
der AGDF tätig.
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Und was kommt danach?
Weitergabe der Erfahrungen nach der Rückkehr aus dem Freiwilligendienst
| Kambiz Ghawami
„Keiner hört mir zu – keiner interessiert sich für meine Erlebnisse“, diese
Erfahrung machen viele, die nach einer
spannenden Urlaubsreise zu Hause,
bei Freunden, in der Schule und bei der
Arbeit feststellen, das hier der Alltag
wie immer weiter gelaufen ist, wo
man selber doch auf der Reise so viel
Neues und Spannendes erlebt und den
Wunsch hat, dieses mit anderen zu teilen – allen die Welt zu erklären. Dies
erst recht, wenn ich mit dem Programm „weltwärts“ etliche Monate in
Afrika, Asien oder Lateinamerika gelebt, gelernt und gearbeitet habe.
Foto: AKLHÜ
Die ersten Tagen nach der Rückkehr bringen
ein Gefühl der Euphorie mit sich, die Freude,
wieder Freunde zu treffen und die vertraute
Umgebung zu sehen. Doch schon bald kommt
eine Zeit der Ernüchterung, gepaart mit dem
Wunsch, wieder zurück zu „meinem“ Projekt
zu gehen und den Alltag in Deutschland zurück zu lassen.
Doch hoppla: So einfach aufgeben mit dem
Satz „Tschüss, ich bin dann mal weg“ geht
nicht und ist auch nicht das Ziel des Programms „weltwärts“. Es geht darum, die Erfahrungen aus dem Aufenthalt in Afrika,
Asien und Lateinamerika an Freunde und Bekannte in Vereinen, in der Schule, in der Hochschule oder am Arbeitsplatz im Sinne des Globalen Lernens weiter zu geben und damit zu
einem besserem Verständnis für die gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und
wirtschaftlichen Verhältnisse in Afrika, Asien
und Lateinamerika beizutragen und die Akzeptanz von entwicklungspolitischen Zukunftsfragen in unserer Gesellschaft in
Deutschland, in Europa zu erhöhen und damit
einhergehend die Akzeptanz für Veränderungsprozesse in der eigenen Gesellschaft.
| Dossier 0-2007
Schon nach kurzer Zeit
sind die Freiwilligen in ihr Team
im Einsatzland integriert.
Das Bildungskonzept Globales Lernen will zu
Weltoffenheit und Empathie erziehen. Es ist
inhaltlich und methodisch ganzheitlich orientiert; man vermittelt fächerübergreifend
Wissensinhalte zu Eine-Welt-Themen und
nutzt dabei innovative, partizipative Lernmethoden. Globales Lernen versteht sich als pädagogische Antwort auf Globalisierungsprozesse. Dabei wird versucht, vom heute üblichen Kategoriendenken (Erste Welt, Zweite
Welt, Dritte Welt) wegzukommen und global
für die gesamte Welt zu denken und zu handeln. Eine wichtige Rolle spielt die Frage nach
Verwirklichung von Menschenrechten, globaler Gerechtigkeit und nach den Bedingungen
für eine friedliche Welt (Friedenserziehung).
Globales Lernen thematisiert Probleme und
Perspektiven weltweiter Entwicklung und bearbeitet dabei auch Chancen und Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns von Süd und
Nord. Es gibt eine große Nähe und jeweils
Schnittmengen im Hinblick auf folgende Teilthemenbereiche:
• Entwicklungspolitische Bildung
• Friedenspädagogik
• Menschenrechtsbildung
• Interkulturelle Pädagogik
• Interkulturelles Lernen
• Interkulturelles Training
• Interkulturelle Kompetenz
• Umweltbildung
• Sprachenpolitik.
Innerhalb der Ansätze globalen Lernens wird
zumeist von Schlüsselproblemen ausgegangen, da auf diese Weise die Komplexität global vernetzter Gesellschaften bearbeitet werden kann. Auf allen Bildungsebenen geht es
um die Vermittlung bzw. die Bewusstmachung einer globalen Perspektive des Denkens, Urteilens, Fühlens und Handelns. Im
Mittelpunkt steht handlungsorientiertes Lernen, das ganzheitlich und partizipativ angelegt sein soll.
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Dossier Freiwilligendienste
Wer einmal den Alltag in Afrika, Asien
oder Lateinamerika kennen gelernt hat,
wird mehr Verständnis für die Probleme
der Menschen dort entwickeln.
Foto: AKLHÜ
Doch wie soll das Globale Lernen konkret vor
sich gehen, wenn hier der Trott gleich bleibt,
ich aber so voll geladen bin mit neuen Eindrücken, neuen Lebenskonzepten und Ideen? Erfahrene Reisende wissen, das es nach der anfänglichen Eigeneuphorie darauf ankommt,
die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen
(Bushaltestelle-Prinzip), wie die Pädagogen
sagen. Dies bedeutet, daran zu denken, dass
jeder, dem ich etwas erzählen möchte, auch
gewisse Vorkenntnisse mitbringt, die ich als
„Aufhänger“ für meinen Einstieg nutzen sollte. Beispielhaft verhalten hat sich etwa Annette, die in Bolivien in einer Nichtregierungsorganisation (NRO), die sich um Straßenkinder kümmert, ein Jahr lang mitarbeitete. In
dieser Zeit hat sie nicht nur ihre Spanischkenntnisse verbessert, sondern die tägliche
Realität der Arbeit einer NRO kennen gelernt
und die persönliche Schicksale vieler Straßenkinder. Sie hat nicht nur bei der täglichen Essenszubereitung und -ausgabe mitgeholfen,
sondern sich auch mit den Ursachen der Armut in Bolivien beschäftigt und die großen
Spannungen zwischen der Regierung von Präsident Morales und der „alten“ Machtelite des
Landes tagtäglich miterlebt.
Was es bedeutet, Machtstrukturen, die zum
Teil noch in die Zeiten der spanischen Eroberer zurückreichen, zu überwinden und eine
größere Partizipation der breiten Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen, z. B. durch die
Stärkung der Dezentralisierung und Stärkung
lokaler Verwaltungsstrukturen, konnte Annette bei ihrer Arbeit in der NRO tagtäglich
miterleben und hierzu die Sichtweise nicht
nur der Straßenkinder, sondern auch die der
Mitarbeiter und zahlreichen Ehrenamtlichen
der NRO kennen und verstehen lernen. Dabei
hat sie auch ihre eigene Sichtweisen, die sie
aus Deutschland „mitgebracht“ hat, hinterfragt und verändert.
| Zurück aus Bolivien
Zurück im Hochschulalltag bietet sie dem
Fachschaftsrat und dem InternationalismusReferat im ASTA an, einen Vortragsabend zu
ihren Erlebnisse in Bolivien zu gestalten. Da
sie einige bolivianische Studierende kennt,
fragt Annette diese, ob sie Interesse hätten,
den Vortragsabend gemeinsam zu gestalten.
So gelingt es Annette, nicht nur ihre eigenen
Erlebnisse und Sichtweisen von und mit den
Menschen in Bolivien und ihre Tätigkeit in der
NRO darzustellen, sondern bietet erstmalig
auch bolivianischen Studierenden die Gelegenheit, ihre Sichtweise vorzustellen und sich
selbst sichtbar zu machen. Die Mitarbeit der
bolivianischen Studierenden ist von Annette
auch so gedacht, dass nicht wie üblich über
Bolivianer und Bolivien gesprochen wird, sondern mit Bolivianern, und sie nicht nur dann
zur Mitarbeit eingeladen werden, wenn es
gilt, Folklore darzubieten und zu kochen.
| Merkposten
1. Veranstaltung nach der Rückkehr gemeinsam mit Studierenden aus dem jeweiligen
Einsatzland vorbereiten und durchführen.
2. Ansprechpartner und Veranstalter können
in der Hochschule sein: Fachschaftsrat, ASTA,
Katholische- und/oder Evangelische Hochschulgemeinde, attac-Hochschulgruppe, aiHochschulgruppe.
Ein anderes Beispiel für erfolgreiches Weitergeben der eigenen Erfahrungen liefert Peter,
der seit vielen Jahren aktiv in der Jugendabteilung des Basketballvereins tätig ist. Er hat
sich nach dem Abitur erfolgreich bei einer
NRO in Uganda beworben, die sich insbesondere der Aidsbekämpfung angenommen hat.
Ein Programm der ugandischen NRO ist es,
durch Sportangebote Jugendliche über AIDS
aufzuklären und für Safer Sex zu werben. Peter konnte dank seines Trainerscheins neben
dem bisherigen Angebot an Fußball während
seines zehnmonatigen Aufenthaltes bis zum
Beginn seiner Berufsausbildung zum Sport-
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Sie erzählt von den
Familienstrukturen, die
intakt sind wie bei ihrer
Familie, wo Großeltern,
Eltern und Kinder
zusammen wohnen.
Vom ganz alltäglichen
therapeut den Programmdass es neben Kaffee und Tee
Alltag, der gar nicht so
zweig „Basketball“ aufbauen.
mittlerweile noch viele andeanders ist als im Allgäu.
Angelehnt ans Grundkonre Produkte gibt, die aus Faizept der ugandischen NRO
rem Handel stammen und
entwickelte Peter Ausbilwie sich in Zeiten einer glodungspläne für Basketballtrainer und traibalisierten Wirtschaft Waren- und Geldströnierte täglich Mannschaften aus unterschiedme darstellen und wer die Gewinner und Verlichen Altersstufen. Ein Problem, mit dem sich
lierer sind.
Peter konfrontiert sah, war, das es keine Bas| Merkposten:
ketballplätze gab und sich alles auf Sandplät1. Veranstaltung nach der Rückkehr im „gezen bzw. auf der Straße abspielte. Auch gab es
wohnten“ Umfeld (Grillabend) organisieren
keine ausreichende Zahl von Bällen, geund anschaulich gestalten, z.B. Basketballspiel
schweige denn Basketballschuhen und Trimit Straßenschuhen auf einem Sandplatz ohkots für die Spieler. Also lernte Peter, was es
ne Körbe.
bedeutet, tagtäglich zu improvisieren und mit
den Ressourcen auszukommen, die vorhan2. Abstrakte Themen z.B. „Weltwirtschaft“,
den sind.
Globalisierung anschaulich an Produkte des
täglichen Lebens darstellen (Basketballbälle,
Peter konnte im Laufe der Zeit durch Spenden
Schuhe etc.).
von seiner Kirchengemeinde einige Bälle aus
dem Fairen Handel und für eine komplette
| Daheim am Kaffeetisch
Mannschaft Trikots und Schuhe bekommen
Doris war ganz begeistert von der asiatischen
und kehrte zurück mit dem Vorsatz, sich inKultur, den Menschen und Landschaften, die
tensiv mit Produkten des Fairen Handels zu
sie in Indonesien vorgefunden hatte, als sie
beschäftigen und anhand des Fairen Handels
nach ihrer Ausbildung zur GroßhandelskaufZusammenhänge der Weltwirtschaft in seine
frau und einjähriger Mitarbeit in einer indoVorträge über Uganda aufzuführen.
nesischen Nichtregierungsorganisation wieder glücklich bei ihrer Familie im Allgäu beim
Nachdem er in seinem Heimatverein bei eiSonntagskaffee und Kuchen saß und ihren Elnem Grillabend seine Bilder gezeigt und über
tern, den Großeltern und ihren Geschwistern
Land und Leute erzählt hatte, bot er an, die
erzählte, wie es ihr so ergangen ist in IndoneTrainingsverhältnisse aus Uganda zu simuliesien. Sie hatte zwar regelmäßig immer wieren. Er war positiv erstaunt, wie viele Spieler
der E-Mails geschickt und ab und zu sogar mit
sich für das „ugandische Training“ interessierihren Eltern telefoniert, aber Erzählen ist doch
ten und dabei lernten, dass Markennamen
etwas anderes, insbesondere, wenn der jünund Überfluss nicht notwendig sind, um gut
gere Bruder immer wieder versucht einen
und erfolgreich trainieren zu können. Sie lern„Chinesen“ nachzumachen und nicht versteten auch, wo und unter welchen Bedingunhen will, dass China und Indonesien weit von
gen Basketballbälle produziert werden und
einander entfernte Länder sind und die Mendass hierzu immer noch Kinderarbeit genutzt
schen sich auch stark unterscheiden. Auch der
wird – aber auch, dass es Alternativen gibt aus
Einwand der Großeltern, das DIE Asiaten doch
dem Fairen Handel , die von sehr guter Qualialle gleich seien, ist nicht gerade hilfreich,
tät sind. Dadurch haben sehr viele erfahren,
wenn Doris versuchen will, Vorurteile abzubauen und die Kultur und die Geschichte Indonesiens darzustellen. „Diese Schlitzaugen“
und die „Gelbe Gefahr“ sind nur einige Stichworte aus der Kaffeerunde, mit denen sich
Doris auseinander setzt und immer wieder
| Dossier 0-2007
versucht, die Sichtweise aus Indonesien gegenüber DEN Deutschen darzulegen, die ja
auch nicht mit dem Etikett „Biertrinker“ und
„Sauerkrautesser“ betitelt werden möchten.
Also erzählt sie von den vielen Indonesiern,
die früher in Deutschland studiert haben und
nun in Indonesien zur Elite des Landes zählen,
nicht nur, weil einer von ihnen sogar Staatspräsident war, sondern weil in vielen deutschen Firmen in Indonesien diese Rückkehrer
aus Deutschland einen wichtigen Beitrag leisten und somit auch viele Arbeitsplätze in
Deutschland sichern. Sie erzählt von den vielen Touristen aus Deutschland, die auf Bali ihren Urlaub verbringen und sich mit der Kultur Balis beschäftigen, sie erzählt von der
Herzlichkeit der Menschen und von ihrer
Gastfreundschaft. Sie erzählt von den Familienstrukturen, die intakt sind wie bei ihrer Familie, wo Großeltern, Eltern und Kinder zusammen wohnen. Vom ganz alltäglichen Alltag, der gar nicht so anders ist als im Allgäu,
als bei vielen Familien in Deutschland. Sie
versucht so, die Vorurteile gegenüber DEM
Fremden zu nehmen.
| Merkposten:
1. Das Gespräch in der Familie, im Freundeskreis suchen und nicht ellenlange Vorträge
(Monologe) halten.
2. Vorurteile und Steorotypen durch Gegenbeispiele entkräften und die Alltäglichkeiten
aufzeigen, keine Einseitigkeiten (weder übertrieben positiv noch negativ, sondern die Rea| |
litäten) aufzeigen.
Dr. Kambiz Ghawami
ist Geschäftsführender
Vorsitzender der Deutschen Sektion des „World
University Service“ WUS.
17
18
Dossier Freiwilligendienste
Erfahrungen aus Lateinamerika
Erwartungen der Partner als Grundlage für einen gelungenen Freiwilligendienst
| Peter Nilles
Um künftig den mit einer deutlichen
Steigerung der Freiwilligenzahlen verbundenen Herausforderungen gewachsen zu sein, ist eine bessere Unterstützung der Partner unabdingbar.
Neben der finanziellen Unterstützung
zur notwendigen Begleitung sind Austausch und fachliche Schulung der Begleiter erforderlich.
Anfang September 2007 hat sich die Partnerschaftskommission der Bolivianischen Bischofskonferenz dafür ausgesprochen, dem
Anliegen ihrer deutschen Partner im Bistum
Trier zu entsprechen und die Zahl der deutschen Freiwilligen im Zuge des neuen entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes
„weltwärts“ um 15 auf 30 zu erhöhen, was einer Verdopplung der bisherigen Freiwilligenzahlen entspricht.
Damit ist ein Punkt erreicht, an dem sich die
Partner im Ausland – nicht nur die Bolivianische Bischofskonferenz – mit ihrer bisherigen
Erfahrung in der Durchführung internationaler Freiwilligendienste zu Wort melden und
ihren Bedarf nach Unterstützung deutlich benennen.
Bereits jetzt ist die Begleitung der Freiwilligen
mit einem hohen personellen Aufwand verbunden, den die Partner auf Grund ihrer generell hohen Arbeitsbelastung nur bedingt erfüllen können. Die Verschärfung der Sicherheitslage in vielen Ländern einerseits und zunehmende psychische Instabilitäten und Eigensinnigkeiten bei den deutschen Freiwilligen andererseits erhöhen den Druck auf die mit hohem Verantwortungsbewusstsein agierenden
Begleiter in den Einsatzstellen.
Der Aufbau der internationalen Freiwilligendienste in den letzten 20 Jahren war ein langwieriger Prozess, der von manchen schmerzhaften Lernprozessen gekennzeichnet war. Es
hat viel Zeit gebraucht, mit den Partnern ein
gemeinsames Grundverständnis von dem zu
entwickeln, was internationale Freiwilligendienste ausmacht. Auch wenn auf dem Erreichten aufgebaut werden kann, so sind doch verstärkt Maßnahmen notwendig, um Sinn und
Zweck, Konzept und Arbeitsweise internationaler Freiwilligendienste zwischen Entsendeund Aufnahmeorganisationen zu kommunizieren. Dabei gilt es, die bisherige Einbahnstraße in Richtung ausländischer Einsatzstellen
aufzubrechen und die ausländischen Partner
mit ihrer Sicht der Dinge verstärkt ernst und
wahr zu nehmen.
| Rückgriff auf kompetente Kräfte
Ein wichtiger Schritt ist in diesem Zusammenhang die Integration einheimischer Kräfte in
die Begleitung der Freiwilligen und Einsatzstellen. Dabei kann auf kompetente Kräfte zurückgegriffen werden, die die Arbeit mit deutschen
Freiwilligen bereits kennen oder selbst als Reverse-Freiwillige in Deutschland waren.
Es ist nicht zuletzt eine Frage der Anerkennung
der Partnerorganisationen, wenn nicht deutsche Fachkräfte, sondern die Kompetenz der
Partner in der Begleitarbeit zum Zuge kommt.
In ihrer Stellungnahme vom September fordern die bolivianischen Bischöfe, einhergehend mit der Steigerung der deutschen Freiwilligenzahlen auch mehr bolivianische Freiwillige nach Deutschland zu entsenden. Bisher ist
das nur sehr punktuell der Fall. Auch wenn die
Motivation von Freiwilligen aus den Ländern
des Südens manchem zweifelhaft erscheint
(Gelingt der „brain-train“? Kehren sie überhaupt zurück?), kann nur durch den wechselseitigen Einsatz von Freiwilligen eine Idee von
dem wachsen, wie das Zusammenleben in der
Einen Welt aussehen kann. Jedenfalls zeigen
die bisherigen Erfahrungen, dass die Antworten auf die Fragen nach der Rückkehr und dem
Brain-train sich bei deutschen und ausländischen Reverse-Freiwilligen nicht grundsätzlich,
allenfalls graduell unterscheiden.
Das neue „weltwärts“-Programm setzt auf
Qualität. Das ist gut so. Im fid-Trägerkreis bei
der „Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe“
(AGEH) wird seit drei Jahren ein Prozess
durchgeführt, bei dem wir auf die Ergebnisse
des Partnerstrukturprojektes zurückgreifen
können, das die AGEH im Rahmen des „Modellprojektes generationsübergreifender Freiwilligendienst“ in Lateinamerika durchführt.
Insbesondere die Erwartungen und Ziele der
Partner bildeten von Anfang an die Grundlage für die Entwicklung von Kriterien und
Standards. Dabei wurde vorrangig eines klar:
Bei allen Unterschieden im Detail sind die Erwartungen an internationale Freiwilligendienste so nah beieinander, dass wir die ursprünglich getrennten Ziele-Kanons von
deutschen Entsende- und ausländischen Aufnahmeorganisationen zusammenführen
konnten. Das macht Mut und sollte die Scheu
überwinden, sich auf die ausländischen Part| |
ner stärker einzulassen als bisher.
Peter Nilles
ist Diplomtheologe und
Foto: AKLHÜ
An einer bolivianisch-deutschen Schule
in Bolivien werden Techniker ausgebildet.
als Geschäftsführer von
„Soziale Friedensdienste
im Ausland“ (SoFiA e.V.) in
Trier tätig.
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Kooperation ist gefragt
Das Programm „weltwärts“ aus der Sicht kirchlicher Verbünde
| Jürgen Deile
Das Förderprogramm „weltwärts“ des
BMZ stellt die kirchlichen Entwicklungswerke, Freiwilligendienste und
die entwicklungspolitische Inlandsarbeit der Kirchen vor neue Herausforderungen. Das Förderprogramm bietet eine große Chance, junge Menschen für
die kirchliche Entwicklungsarbeit und
weltweite Ökumene zu gewinnen. Kirchen bieten besonders gute Voraussetzungen für die Integration des Programms in entwicklungspolitische
Strukturen im In- und Ausland und
können mit ihren Verbünden einen
wichtigen Beitrag zum nachhaltigen
Erfolg des entwicklungspolitischen
Freiwilligendienstes leisten. Dazu müssen die Leistungen der Verbünde aber
auch vom „Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung“ (BMZ) honoriert werden.
Mit dem Programm „weltwärts“ läutet das
BMZ eine neue Ära der entwicklungspolitischen Freiwilligenarbeit ein. Vor der Tradition
der Verbindung von „Lernen und Helfen in
Übersee“ setzt „weltwärts“ den Akzent auf das
„Lernen durch tatkräftiges Helfen“. Das ist
auch gut so. Das Programm qualifiziert und erweitert das Angebot an junge Erwachsene, einen Freiwilligendienst in Entwicklungsländern1 zu leisten. Neu am Programm ist nicht
nur die Form der staatlichen Bezuschussung
und die neue Dimension der Anzahl vermittelter Freiwilliger – insbesondere wird bei der der
pädagogischen Begleitung und der sozialen
Absicherung ein neuer Rahmen geschaffen.
Aus Sicht des Ministeriums hat „weltwärts“
das Ziel,„einen entwicklungspolitischen Mehrwert für die Partnerprojekte im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe zu erzielen als auch einen
deutlichen Impuls für die entwicklungspolitische Inlandsarbeit zu setzen.“2
| Dossier 0-2007
Die Beziehungen zwischen Menschen sind für
die Kirchen der entscheidende Faktor bei der
Ausgestaltung weltweiter ökumenischer Beziehungen. Mit dem Programm „weltwärts“ erleichtert das BMZ den Kirchen, junge Erwachsene an die Themen der kirchlichen Entwicklungsarbeit heranzuführen und ihnen eine
Möglichkeit der konkreten ökumenischen Erfahrung zu bieten. Sowohl die kirchlichen Partner in Übersee wie auch die deutschen Kirchen
verbinden mit dem Programm die Hoffnung,
dass die Freiwilligen auch nach ihrem Dienst
dem Engagement für Gerechtigkeit, Frieden
und Bewahrung der Schöpfung verbunden
bleiben und Kirche und Gesellschaft mit ihrem
ökumenischen Blick befruchten.
Dies ist für die am Programm beteiligten kirchlichen Akteure – ob als Entsende- oder Aufnahmeorganisation – das wesentliche, entwicklungspolitische Ziel des Programms. Es setzt
aber voraus, dass „weltwärts“ als Teil des entwicklungspolitischen Mandats verstanden
und daher auch in das entwicklungspolitische
Handlungsfeld der Kirchen integriert wird.
| Staatliche Zuschüsse sind nicht alles
Staatliche Zuschüsse erleichtern die Zielerreichung eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes, sind aber keinesfalls die einzigen Voraussetzungen für den Erfolg von
„weltwärts“. Neben den über die finanziellen
Zuschüsse hinausgehenden Ressourcen der
Entsendeorganisationen sind dies interessierte und engagierte Partnerorganisationen in
Übersee, passgenaue Einsatzstellen für Freiwillige, ein geeignetes Auswahlverfahren, eine qualitativ gute Vor- und Nachbereitung sowie eine gute Begleitung im Gastland bzw.
durch die Entsendeorganisation in Deutschland. Ebenso setzt eine Zielerreichung auch
gute Strukturen der entwicklungspolitischen
Inlandsarbeit voraus, an die Freiwillige nach
ihrer Rückkehr anknüpfen können.
Mit ihren Personal- und Freiwilligendiensten,
den Entwicklungswerken mit internationalen
Partnerstrukturen, den weltweiten Gemeindepartnerschaften sowie den Strukturen und
Initiativen der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit bringen Kirchen beste Voraussetzungen für die Integration des Programms
„weltwärts“ in das entwicklungspolitische
Handlungsfeld mit.
Es wird deutlich, dass der staatliche Zuschuss
hier eher einen Anreiz gibt und die Richtlinie
„weltwärts“ einen Rahmen setzt. Der Erfolg
des Programms wird von der Ausgestaltung
durch die zivilgesellschaftlichen Akteure in
Deutschland und den Gastländern sowie der
Freiwilligen geprägt. Hier sehen die kirchlichen Akteure auch ihre Kompetenz und Verantwortung.
| Hohes Interesse der Träger
Allerdings kann diese Verantwortung nicht
von einzelnen Organisationen allein getragen
werden. Ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, wie er mit „weltwärts“ angestrebt
wird, setzt um erfolgreich zu sein, Kooperation
auf vielen unterschiedlichen Ebenen voraus.
Daher haben kirchliche Werke und Verbände
sowohl auf katholischer wie auch auf evangelischer Seite Verbünde gebildet, die im Hinblick
auf das Programm „weltwärts“ zusammenarbeiten.
Im Bereich der katholischen Kirche vereinbarten die „Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe“, die katholische „Bundesarbeitsgemeinschaft Freiwilligendienste“ sowie das bischöfliche Hilfswerk Misereor mit der „Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe“ eine Zusammenarbeit zur Durchführung des
entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes.
Die Akteure im „Katholischen Verbund entwicklungspolitischer Freiwilligendienst“ haben eine Arbeitsteilung vereinbart, welche den
Verbund in die Lage versetzt, dem BMZ als zentraler Kooperationspartner zur Verfügung zu
stehen. Anfang September 2007 lagen dem katholischen Verbund Interessensbekundungen
von über 40 angeschlossenen Trägerorganisa-
19
20
Dossier Freiwilligendienste
Ein Freiwilligeneinsatz
wie hier im Niger stärkt
die interkulturelle
Kompetenz.
Doch der Zuwachs an
eigenen Erfahrungen
sollte nicht der einzige
Beweggrund sein, am
„weltwärts“-Programm
teilzunehmen.
Foto: AKLHÜ
tionen vor, die ihren politischen Willen bekundeten, an einem einheitlichen Antrags- und
Abrechnungsverfahren des Verbundes teilzunehmen.
Im Raum der evangelischen Kirchen hat sich
das „evangelische Forum entwicklungspolitischer Freiwilligendienst“ konstituiert. Das
„evangelische Forum entwicklungspolitischer
Freiwilligendienst“ (eFeF) bündelt Erfahrungen
und Kompetenzen im evangelischen Bereich
aus Entwicklungsarbeit, entwicklungsbezogener Bildungsarbeit und Freiwilligendiensten.
Am „evangelischen Forum entwicklungspolitischer Freiwilligendienst“ beteiligen sich bisher folgende Werke, Verbände und Organisationen: Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe e.V., Aktionsgemeinschaft
Dienst für den Frieden, Arbeitsgemeinschaft
der evangelischen Jugend, Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen, Brot für die
Welt, Christliche Fachkräfte International,
CVJM – Gesamtverband in Deutschland, Christoffel Blindenmission, EIRENE International,
Evangelischer Arbeitskreis für Kriegsdienstverweigerung, Evangelischer Entwicklungsdienst,
Evangelische Freiwilligendienste/Diakonisches Jahr im Ausland, Evangelisches Missionswerk in Deutschland, Freiwilliger Ökumenischer Friedensdienst – Ev. Landeskirche Baden,
German YWCA, Gustav-Adolf Werk Württemberg, Kindernothilfe, das Referat Afrika und
Studienfragen der Entwicklungspolitik des Kirchenamtes der EKD.
Sowohl im evangelischen, wie auch im katholischen Verbund arbeiten die beteiligten Entsendeorganisationen derzeit an Konzepten zur
Umsetzung des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes im Rahmen des Programms
„weltwärts“. Vermittlungen von Freiwilligen
sind ab Sommer 2008 geplant.
| Keine Zuschüsse
für Clearingfunktionen
Einige Faktoren der staatlichen Programmrichtlinie wirken sich jedoch noch hemmend
auf eine rasche und erfolgreiche Umsetzung
von „weltwärts“ aus:
Die Leistungen der Verbünde werden in der
BMZ Richtlinie zu „weltwärts“ zwar begrüßt, eine Förderung dieser Leistungen jedoch nicht in
Aussicht gestellt.3 In den beiden Verbünden
sind die kirchlichen Zentralstellen KZE und EZE
bereit, eine für die ihnen angeschlossenen Entsendeorganisationen in der Antragstellung und
Finanzabwicklung wichtige, entlastende Unterstützungs- und Clearingfunktionen wahrzunehmen. Dies qualifiziert das Programm und
entlastet die staatliche Administration.
Hier wird das in der Zusammenarbeit von Staat
und Kirche praktizierte Prinzip der Subsidiarität sinnfällig. Kirchen sind bereit, erhebliche
Mittel in die Integration des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes in ihr entwicklungspolitisches Handlungsfeld zu investieren.
Dieses Handlungsfeld ist effektiv und gut strukturiert gestaltet, Kirchen sind gesellschaftlich
in den Gastländern und in Deutschland breit
verankert und können in ihren Strukturen ent-
wicklungspolitische Ziele angemessen, unabhängig und effizient umsetzen.
Es muss möglich sein, über einen Verbund ohne
Mehraufwand im Vergleich zum Einzelverfahren einen gemeinsamen Antrag einzureichen,
Finanzfragen abzuwickeln und das erforderliche Berichtswesen einheitlich zu gestalten.
Durch Gesamtanträge erhalten die beteiligten
Entsendeorganisationen die Möglichkeit, flexibel auf eine schwankende Nachfrage auf Seiten
der Partnerorganisationen und der am Freiwilligendienst Interessierten zu reagieren.
| Vernetzung durch die Kirchen
Die beiden Verbünde können und wollen zudem weitere, für das Programm „weltwärts“
wichtige Aufgaben übernehmen: Kontakte,
Vernetzung und Dialog mit Partnerorganisationen, Qualitätssicherung und -entwicklung, Beratung und Anerkennung von Entsendeorganisationen, Vorprüfung von Anträgen, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit. Verbünde qualifizieren die ihnen angeschlossenen Träger in ihrer
Arbeit und tragen somit zu einer erheblichen
Qualitätssteigerung.
Auch Entsender von wenigen Freiwilligen, z.B.
einzelne Kirchengemeinden, können über das
Verbundnetzwerk die Qualitätsstandards von
„weltwärts“ erfüllen und am Förderprogramm
teilnehmen.
Der staatliche Zuschuss im Rahmen des Programms „weltwärts“ deckt nur einen Teil der
Programmkosten eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes. Einen großen Teil
der Programmkosten und die Verwaltungsund Infrastrukturkosten müssen die Entsendeorganisationen selbst finanzieren. Bei dem
vom Förderprogramm gewünschten Qualitätsstandard und den angestrebten Freiwilligenzahlen kommt auf die Entsendeorganisationen
ein bisher ungekannter Mittelbedarf zu. Besonders problematisch dabei ist, dass die über die
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Kommentar
Nachhilfeschüler
Freiwilligendienste sind nur so gut wie ihre Vorbereitung
BMZ-Pauschale hinausgehenden Refinanzierungsmöglichkeiten durch die Programmrichtlinie stark eingeschränkt sind. Hier muss sich
erst noch zeigen, ob in diesem Rahmen der
vom BMZ gewünschte Programmumfang von
„weltwärts“ erreicht werden kann.
| Cornelia Füllkrug-Weitzel
Auf Grund der schwierigen Refinanzierung sowie der durch Qualitätsvorgaben verursachten
erheblichen finanziellen Aufwendungen wird
eine Finanzierung der Leistungen der Verbünde über die Entsendeorganisationen allein
nicht möglich sein. Die Leistungen der Verbünde sollten insofern nicht nur vom BMZ begrüßt, sondern auch unterstützt werden.
Es hat inzwischen ‚Marktwert’, ein Leben auf
Zeit in armen Kommunen im Süden zu anzubieten. Reiseveranstalter haben dies erkannt
und bieten Slumtourismus an: Elend zum
selbst Anpacken, do-it-yourself-Entwicklungshilfe, ein paar Abenteuer und Grusel der Armut. Durch Billigflüge und Internet ist der arme Teil der Welt so nahe gerückt wie der Zoo
am anderen Ende der Stadt. Wer möchte da
noch nur mit Geld helfen, wenn man sich
auch persönlich nützlich machen und als Helfer in der Not das Gefühl bekommen kann,
wichtig zu sein und etwas Sinn-haftes zu tun?
Beide kirchlichen Verbünde sind offen für eine
Kooperation bei „weltwärts“. Das Förderprogramm „weltwärts“ wird seitens der Kirchen
als eine wichtige Ergänzung entwicklungspolitischen Handelns begrüßt. Gerne beteiligen
sich die kirchlichen Verbünde auch an der weiteren Programmgestaltung von „weltwärts“
und der vom BMZ angekündigten Evaluierung
des Programms. Die Verbünde setzen sich dafür ein, dass die Stolpersteine für eine effiziente, qualitativ hochwertige und entwicklungspolitisch wirksame Programmentwicklung aus
dem Weg geräumt werden und die BMZ-Initiative zum entwicklungspolitischen Freiwilligendienst erfolgreich wird.
Entwicklungen in unserer Arbeitswelt, Konsum- und Spaßgesellschaft wecken offensichtlich Sehnsucht nach solchen Erfahrungen. Hilfsorganisationen werden eigens dafür ins Leben gerufen, diesen Impuls zu bedienen. Dass Hilfe auch eigene Befindlichkeiten und Bedürfnisse bedient, ist nicht
neu. In den Fünfzigern hat die Dankbarkeit
für selbst empfangene Hilfe beim Wiederaufbau die Menschen zum Spenden motiviert. Heute sind die Motive sinn- und erlebnisorientiert. Daran ist nichts Verwerfliches,
solange darauf geachtet wird, dass der Eigennutz nicht den propagierten Fremdnutzen konterkariert.
Die kirchlichen Verbünde finden sich im Internet unter:
www.eFeF-weltwärts.de und www.welt-frei| |
willigendienst.de
Jürgen Deile
ist Sprecher des eFeF
und leitet das Referat
„Fachkräfte“ im Evangelischen Entwicklungsdienst
(EED).
Anmerkungen
1) Gemäß der OECD-Länderliste
2) BMZ Richtlinie zu „weltwärts“: S. 3
3) Seite 15
| Dossier 0-2007
| Erfreuliches bürgerschaftliches
Engagement
Dass bürgerschaftliche Engagement insgesamt und darum auch im Ausland ‚im Kommen’ ist, ist ebenfalls durchaus erfreulich (da
Ausdruck von Mündigkeit und Engagement), solange es nicht das bürgerschaftliche Engagement der Menschen in anderen
Ländern entmutigt oder erdrückt, sondern
zur Netzwerkbildung engagierter Bürger, die
gemeinsam auf eine Weltsozialpolitik, eine
globale Umweltpolitik und die globale Umsetzung der wirtschaftlichen, sozialen und
kulturellen Rechte hinarbeiten. Und genau
daran ist zu arbeiten, damit in der Gesellschaft und bei den Freiwilligen hinterher
mehr aus dem Einsatz im Ausland rauskommt als das Urteil: Wenn wir nur bei den
Armen im Süden anpacken, können wir es
richten! Der Einsatz muss die Mündigkeit aller Beteiligten stärken im Interesse einer aktiven globalen Zivilgesellschaft.
Nach sechs Jahrzehnten Entwicklungshilfe
wissen wir, dass ein auf begrenzte Zeit hereinschneiender Europäer in einer armen
Community gar nichts ausrichten kann, was
nur annähernd den Namen „Hilfe“ verdient.
Wir wissen, dass arme Länder und Menschen nicht kurzfristige Hilfsmaßnahmen
brauchen, sondern nachhaltige strukturelle
Veränderungen in ihren Gesellschaften zu
Gunsten der Verwirklichung wirtschaftlicher, sozialer und politischer Menschenrechte und größerer Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit von Ressourcen, Gütern etc.
| Starke Partner
Wir wissen, dass es bei dem, was wir skurrilerweise immer noch ‚Entwicklung’ nennen,
nicht um kurzfristige Hungerstillung etc.
geht, sondern um Transformation der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse national wie weltweit. Wir wissen,
dass angemessene Lösungen zur Armutsbekämpfung weniger unser Mitanpacken vor
Ort, den Import unserer Fachexpertise und
unserer technischen Lösungen brauchen, als
vielmehr eine starke Zivilgesellschaft: Menschen im Süden, die das Selbstbewusstsein
und die Mittel haben, ihr Leben selbst in die
Hand zu nehmen und für ihre Rechte zu
kämpfen, ihre Gesellschaft und Politik nach
ihrem Willen zu gestalten, ihre Regierungen
wirksam zu kontrollieren. Und Menschen im
Norden, die die Muster eigenen Wirtschaftens und Konsumierens, die Armut weltweit
begünstigen, infrage stellen.
Und all das kann man in der Tat gut lernen,
wenn man eine Weile bei starken und
selbstbewussten Partnerorganisationen mitgelaufen ist: Dort kann man beobachten,
21
22
Dossier Freiwilligendienste
Prasanna Kurapati aus Indien leistet
einen Freiwilligendienst in einem
Altenpflegeheim in Süddeutschland ab –
im weltwärts-Programm sind jedoch
bisher Einsätze von Ausländern in
Deutschland nicht vorgesehen.
Foto: ICJA
was gut und was schlecht ist für die Würde,
das Selbstbewusstsein, die Eigenverantwortung der Menschen – alles Voraussetzungen
für Entwicklung, Demokratieentwicklung,
politische und gesellschaftliche Partizipation, nachhaltige Veränderungen etc.. Man
kann es lernen, wenn man das Glück hat, bei
Partnern eingesetzt zu sein, die einem deutlich machen, wer man eigentlich ist: kein
Entwicklungshelfer, sondern ein Analphabet
in Sachen Kenntnis der Lebensumstände der
Gastgeber und in Sachen weltweiter Gerechtigkeit. Dass die jungen Leute keine heldenhaften Dienstleister a la Albert Schweitzer
sind, sondern Nachhilfeschüler, deren Lernfortschritt die Gastgeber freiwillig dienen –
Freiwilligendienstempfänger also – das widerspricht allerdings noch der derzeitigen
öffentlichen Auffassung, könnte ihn aber
natürlich gerade auch deshalb notwendig
und sinnvoll machen!
| Wird der „weiße Mann“ gebraucht?
Was macht es mit den Partnerorganisationen, bzw. der betroffenen Bevölkerung,
wenn – wie ‚früher’ – wieder größere Mengen europäischer Menschen in ihr Land strömen mit dem Habitus, ihnen helfen zu können und wollen? Und wenn sie auf Posten
gesetzt, in Rollen gedrängt werden (z.B. als
Lehrer), weil sie eine kostenlose Arbeitskraft
sind, wo man sich einheimische aus dem
knappen eigenen Budget nicht leisten kann?
Oder weil man glaubt, der entsendenden Organisation eine Hochschätzung (die leicht
eine Überschätzung sein kann) des Leistungsvermögens der Freiwilligen schuldig
zu sein? Die Erfahrung lehrt, dass gerade da,
wo es der Bevölkerung auf Grund historischer Entwicklungen und aktueller politischer und gesellschaftlicher Strukturen
noch am meisten selbst an diesem Selbstbewusstsein mangelt (z.B. in vielen Gegenden
Westafrikas, oder auch in einigen Kirchen,
die aus der Mission hervorgegangen sind
etc.), der Einsatz ‚Weißer’ das ganze Gegenteil bewirken kann. Jugendliche wie auch
die betroffene Bevölkerung, wenn sie noch
ein schwaches Selbstbewusstsein hat, können leicht aus dieser Erfahrung mit der Erkenntnis hervorgehen, dass es eben doch des
‚weißen Mannes’ bedarf.
Das gilt es nicht nur durch gute Vorbereitung und Begleitung der Jugendlichen zu
verhindern. Viel hängt auch an der sorgfältigen Auswahl der gastgebenden – oder sollte
man besser sagen: der ausbildenden – Partnerorganisation und an sorgfältigen Absprachen mit ihr! Vor allem selbstbewusste und
politisch bewusste Partnerorganisationen
können diese Probleme vermeiden helfen
und den Jugendlichen bei ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement in Übersee zu den
Lernerfahrungen verhelfen, die sie brauchen, um in der hiesigen Gesellschaft notwendige Veränderungen mit anzustoßen
und Netzwerke zwischen den Zivilgesellschaften in Nord, Süd und Ost knüpfen zu
helfen für eine menschen- und umweltgerechte Globalisierung. | |
Pfarrerin
Cornelia Füllkrug-Weitzel
ist Direktorin von „Brot für
die Welt“.
Dossier 0-2007 |
Freiwilligendienste Dossier
Materialien
Ausgewählte Organisationen,
die Einsatzmöglichkeiten im Rahmen
des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“ anbieten.
AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.
Friedensallee 48
22765 Hamburg
Tel.: 040/399 222-0, Fax: 040/399 222-99
E-Mail: [email protected],
Internet: www.afs.de
Deutscher Entwicklungsdienst (DED)*
Tulpenfeld 7
53113 Bonn
Tel.: 0228/24340, Fax: 0228/2434-111
E-Mail: [email protected],
Internet: www.ded.de
EIRENE – Internationaler Christlicher
Friedensdienst e.V.
Engerser Straße 81
56 503 Neuwied
Tel.: 02631/83790, Fax: 02631/837990
E-Mail: [email protected],
Internet: www.eirene.org
Experiment e.V.*
Gluckstraße 1
53115 Bonn
Tel.: 0228/957220, Fax: 0228/358282
E-Mail: [email protected],
Internet: www.experiment-ev.de
Freunde der Erziehungskunst Rudolf
Steiners e.V.*
Neisser Str. 10
76139 Karlsruhe
Tel.: 0721/3548 06-0, Fax: 0721/3548 06-16
E-Mail: [email protected], Internet: www.freundewaldorf.de
ICJA Freiwilligenaustausch weltweit e.V.
Stralauer Allee 20E
10245 Berlin
Tel.: 030/2123-8252, Fax: 030/2123-8253
E-Mail: [email protected], Internet: www.icja.de
| Dossier 0-2007
Internationale Jugendgemeinschafts dienste e.V. (IJGD)
Glogauer Str. 21
10999 Berlin
Tel.: 030/6120313-0, Fax: 030/6120313-38
E-Mail: [email protected],
Internet: www.ijgd.de
SoFiA e.V.*
Dietrichstr. 30 a
54290 Trier
Tel.: 0651/993796301
E-Mail: [email protected],
Internet: www.bistum-trier.de/zivi/sofiatrier
Weltweite Initiative für Soziales
Engagement e.V. (WISE)
Odenwaldschule Ober-Hambach
64646 Heppenheim (Hessen)
Fax: 0721/151-490912
E-Mail: [email protected],
Internet: www.wise-ev.de
* vom BMZ bereits als Träger anerkannt
Weiterführende Links:
Weltwärts: www.weltwärts.de – Informationsseiten des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zum entwicklungspolitischen Freiwilligendienst.
E-Mail: [email protected]
eFeF: www.efef-weltwaerts.de – „Evangelisches Forum entwicklungspolitischer
Freiwilligendienst“, ein Zusammenschluss
von Werken, Verbänden und Organisationen aus dem Umfeld der evangelischen
Kirchen.
E-Mail: [email protected]
f i d: www.ageh.de/fid/fid_freiwilligendienste_M.htm – Service- und Beratung
für internationale Freiwilligendienste. fid
unterstützt durch Seminarangebote Freiwillige bei der Vorbereitung auf ihren
Freiwilligendienst im Ausland. fid arbeitet im Auftrag der „Deutschen Kommission Justitia et Pax“.
E-Mail: [email protected]
Welt-Freiwilligendienst: www.welt-freiwilligendienst.de – Zusammenschluss
von Werken, Verbänden und Organisationen aus dem Umfeld der katholischen Kirchen.
E-Mail: [email protected]
AKLHÜ: www.entwicklungsdienst.de –
Arbeitskreis „Lernen und Helfen in Übersee“, Beratungs- und Informationsstelle
für Interessierte, die sich in Entwicklungsländern sozial engagieren wollen. Die
Website bietet eine umfassende OnlineDatenbank mit aktuellen Stellenangeboten in Projekten und Programmen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa.
E-Mail: [email protected]
Dossier 0-2007 |
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Dossier Impressum
Dieses Dossier ist eine Beilage zur
Ausgabe 0-2007 von „welt-sichten“.
Informationen zu den Abokonditionen über
die Redaktionsanschrift.
Herausgeber:
Verein zur Förderung der entwicklungspolitischen Publizistik e.V.
Redaktion:
Dr. Konrad Melchers (Chefredakteur),
Dr. Charlotte Schmitz.
Anschrift:
Postfach 50 05 50, D-60394 Frankfurt/Main,
Tel. 069/58098-138
www.entwicklungspolitik.org.
Redaktionelle Bearbeitung:
Dr. Charlotte Schmitz in Zusammenarbeit
mit Hartwig Euler (ALKHÜ) und
Angela König (EIRENE)
Gestaltung:
Silke Jarick, Angelika Fritsch.
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